For Want of Evidence von Glasschmetterling (A The Dark Knight Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 11: Political Play -------------------------- For Want of Evidence – Chapter 11: Political Play Jeder Pistolenknall stanzte ein weiteres Loch in den schwarzen Punkt auf dem Papierziel, selbst durch seine Kopfhörer klang der Laut in dem geschlossenen Raum wie Donnern und vorsichtig trat er einen Schritt näher. „Detective Thomas?“ Sie hatte ihn nicht einmal bemerkt, war dazu auch gar nicht in der Lage, und jagte weiter Kugel um Kugel mit fast mechanischer Präzision in die menschliche Silhouette. Fast überrascht musste er ihr zugestehen, dass sie gut war, er hatte nicht damit gerechnet, dass sie in so gut wie jeder Situation eine Waffe trug, weil sie damit umgehen konnte, und nicht, weil sie sich damit sicherer fühlte. Doch eigentlich hätte er damit rechnen können – die Gewissenhaftigkeit und der Ernst, mit dem sie an jede Aufgabe heranging, färbte sicherlich auch auf ihre Trainingsgewohnheiten hab. Die Pistolenknalle verstummten und sie nahm das leergeschossene Magazin aus ihrer Waffe. „Detective Thomas?“ Sie wirbelte herum und hätte fast ihre Waffe auf ihn gerichtet, doch dann entspannte sie sich mit einem tiefen Atemzug und nickte. „Commissioner Gordon, Sir.“ Er las mehr von ihren Lippen ab, was sie sagte, als dass er es verstand, und beide nahmen sie ihren Ohrenschützer ab, um das Gespräch in normaler Lautstärke führen zu können. Erst jetzt bemerkte er, wie blass sie aussah, dunkle Ringe zeichneten sich unter ihren braunen Augen ab und ihr Haar hing stumpf in zerzausten Strähnen herunter. „Was machen Sie hier, Thomas? Ich habe das halbe Präsidium nach Ihnen durchsucht und das ist der letzte Ort, an dem ich Sie vermutet hätte. Die Arrestzellen vielleicht ausgenommen.“ „Ich schieße, Sir.“ „Ach, das wäre mir nie aufgefallen, Thomas.“ Er wusste, sein Blick durchbohrte sie, doch ihr schien er zuerst nicht einmal aufzufallen und nur langsam registrierte sie, dass er eine weitergehende Antwort von ihrer erwartet hatte. „Es entspannt mich, Sir. Sich von einem Moment auf den anderen auf seinen Körper und seine Bewegungen konzentrieren zu müssen und nicht auf den aktuellen Fall ist irgendwie... befreiend.“ Sie lockerte ihre Schultern und schob ein neues Magazin in die Waffe, dann steckte sie sie zurück in ihr Holster – das an ihrer Schulter – und ließ mit einem Knopfdruck die Zielscheibe heranfahren. Gordon betrachtete interessiert die Einschüsse, sie hatte in Herzhöhe ein großes Loch in die schwarze Fläche des Papiers gestanzt und er lächelte anerkennend. „Mein Kompliment, Thomas.“ Sie zuckte abwiegelnd mit den Schultern, doch er fand, dass sie trotzdem irgendwie... geschmeichelt aussah. „Was kann ich für Sie tun, Sir?“ „Nun... die Presse ist verschwunden, Sie können sich also wieder hervorwagen. Außerdem sollte der für den Fall Hedges zuständige Staatsanwalt jeden Moment eintreffen... und immerhin ist es Ihr Fall, Thomas, also sollten auch Sie mit ihm sprechen.“ „Mein Fall, Sir? Ich dachte, Hedges wäre Chefsache?“ Er schüttelte energisch den Kopf. „Es war Ihr Erfolg, Thomas – wenn man das überhaupt Erfolg nennen kann. Also ist es auch Ihr Fall. Und ich glaube, der Staatsanwalt braucht jemanden wie Sie, der ihn... nun, entsprechend motivieren kann, ohne dass jede seiner Regungen verfolgt wird.“ „Sir?“ Sie zog überrascht die Augenbrauen hoch und er schüttelte den Kopf. „Nach den Morden an Harvey Dent und Rachel Dawes hat die Staatsanwaltschaft leider niemanden mehr hervorgebracht, der mit ihnen in puncto Mut und Integrität hätte mithalten können. Und Bezirksstaatsanwalt Doors ist... nun ja...“ „Ein feiges Arschloch, das nur seine geschätzte Karriere und seinen höchst wichtigen Kopf behalten möchte?“ Sie lächelte grimmig und er sah sie überrascht an – er hatte nicht gewusst, dass diese Frau auch fluchen konnte. „So in etwa. Sie werden es mit ihm sicherlich nicht leicht haben und wenn Sie sich vorher ein wenig ausruhen wollen...“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich habe in meinem Büro geschlafen.“ „Und für wie lange?“ Zweifelnd blickte er sie an, sie sah aus, als wüsste sie gar nicht mehr, was das Wort eigentlich bedeutete, und er schüttelte den Kopf. „Eine Stunde? Oder waren es zwei, bevor ich Sie angerufen habe?“ „Es war auf jeden Fall genug, um mit einem Bürokraten fertig zu werden.“ Sie nickte entschlossen. „Also gehen wir.“ Ihm war klar, dass er sie nicht würde umstimmen können, und so führte er sie zum Lift, der aus dem Keller des Gebäudes, in dem sich der nun, am frühen Morgen, vollkommen verlassene Schießstand befand, in die oberen Stockwerke führte. Die Fahrt verlief fast schweigend, Thomas starrte unverwandt ihr Spiegelbild auf der anderen Seite der Kabine an und er zuckte leicht mit den Schultern, er hoffte, dass sie genau wusste, was sie tat. „Thomas?“ „Ja?“ Leicht überrascht sah sie ihn an. „Passen Sie auf sich auf und übertreiben Sie's nicht.“ Ob er es mochte oder nicht, es war eine Tatsache, dass er begonnen hatte, ihre Fähigkeiten und Ansichten zu respektieren, was auch immer sie ihn damals gekostet hatte, ihr war dasselbe widerfahren und sie hatte den Preis anscheinend ohne zu Murren bezahlt – und er wollte nicht, dass ihr jetzt etwas geschah. Matt lächelte sie. „Keine Sorge, Commissioner – ich kenne die Grenze zwischen am Rande des Zusammenbruchs und Zusammenbruch ziemlich genau... ich ruhe mich aus, bevor es wirklich kritisch wird.“ Ein leises PLING kündigte an, dass die Kabine ihr Ziel erreicht hatte und Gordon führte Thomas zu seinem Büro, durch die Glasscheiben sah er bereits den dunklen Haarschopf von Bezirksstaatsanwalt Doors, der auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch saß und seine Aktentasche umklammert hielt. Er öffnete die Tür und der Mann wandte sich um, sein Blick richtete sich fast sofort auf Thomas, die ein paar Schritte hinter ihm ging und ihn ruhig musterte. „Commissioner Gordon. Was für eine Freude.“ Das falsche Lächeln auf dem durchaus attraktiven, gebräunten Gesicht ließ seine Zähne aufeinanderschlagen. „Bezirksstaatsanwalt Doors. Setzen Sie sich doch.“ Er ließ unerwähnt, dass er das bereits getan hatte, und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz, während Thomas es offensichtlich vorzog, stehen zu bleiben. „Und Sie sind natürlich Detective Thomas, habe ich nicht Recht? Ihr Gesicht hätte ich überall wiedererkannt, ich habe Sie natürlich auf der Pressekonferenz gesehen...“ Er streckte ihr die Hand hin und sie betrachtete sie einen Augenblick, so als ob sie sich nicht sicher wäre, ob sie nun mit einer besonders großen Spinne oder nicht doch mit einer Kakerlake zu tun hatte, doch regte sich keinen Millimeter. „Staatsanwalt Doors.“ Sie nickte knapp und Gordon sah mit Befriedigung, wie Doors einiges von seinem Enthusiasmus verlor und sich wieder ihm zuwandte – wenn Thomas „Guter Cop, böser Cop“ spielen wollte, dann hatte er absolut nichts dagegen... außer, dass er nun den Part erhalten hatte, bei dem er sich verstellen musste. „Ich habe gehört, Sie haben einen Ihrer Lieutenants verhaften lassen, Commissioner?“ Thomas verdrehte in Doors totem Winkel die Augen und er warf ihr einen scharfen Blick zu, der Mann hatte einen unangenehmen Hang, das Offensichtliche auf eine Art und Weise auszubreiten, die jedem denkenden Menschen die Galle hochkommen ließ. „Ja. Lieutenant Hedges wird der Annahme von Bestechungsgeldern und der Beihilfe zur Entführung und Ermordung von Bezirksrätin McVeigh durch die Familie verdächtigt. Außerdem untersuchen wir seine Verwicklung in den Mord an Officer Winona Jeffries und das Entkommen zweier Verdächtiger bei einer Schießerei gestern Abend.“ Doors krampfte seine Finger um seine Aktentasche. „Ein Mafia-Fall also?“ „Natürlich. Oder fällt Ihnen noch jemand ein, der in dieser Stadt Polizeibeamte am laufenden Band bestechen würde.“ Thomas klang, als würde sie an seinem Verstand zweifeln, ein Tonfall, den Gordon nicht hätte kopieren können – immerhin wusste er, dass der Mann ein Idiot war. „Und... was habe ich damit zu tun?“ „Wir dachten, dass ein so geachteter und auf das Wohl der Stadt bedachter Bezirksstaatsanwalt wie Sie, Mr Doors, in diesem Fall natürlich die Anklage übernehmen wollen würde. Immerhin wird die Medienpräsenz und das Echo in der Presse groß sein, und es wäre der Bedeutung des Prozesses nur angemessen, wenn der oberster Staatsanwalt von Gotham City...“ „Und was, wenn ich die Beweise nicht für ausreichend halte?“ Gordon war regelrecht froh, dass der Mann ihm ins Wort gefallen war, denn viel länger hätte er nicht weitersprechen können, ohne an seiner Lobeshymne zu ersticken. „Dann liefern wir Ihnen neue, Mr Doors.“ Thomas klang kühl und betrachtete ihn von oben herab, sie selbst war höchstens mittelgroß, doch im Stehen überragte sie ihn bequem und nutzte diesen Aspekt voll aus. „Ich bin wirklich zuversichtlich, dass wir Sie mit Beweisen versorgen können, die so hieb- und stichfest sind, dass nicht einmal eine Panzerfaust sie umwerfen könnte... Sir.“ Dieser Gedanke schien Doors allerdings noch mehr zu beunruhigen und Gordon verbarg ein Grinsen hinter der Hand, Thomas hatte noch zu wenig Erfahrung mit dem korrupten Apparat, um zu erkennen, dass die Perspektive, die sie dem Staatsanwalt gerade aufgezeigt hatte, für ihn ein Horrorszenario darstellte. Immerhin würde er so in eine Situation gelangen, in der er der Mafia wirklich schaden müsste – etwas, das er tunlichst zu vermeiden suchte. „Und wenn ich den Fall nicht übernehmen würde?“ „Dann...“ Gordon befeuchtete seine Lippen. „... müssten wir uns selbstverständlich einen anderen Staatsanwalt suchen, der sicherlich nicht so kompetent wäre wie Sie und auch nicht so viel Erfahrung im Umgang mit den Medien hat, die sicherlich zahlreich darüber berichten würden...“ Doors' Blick wanderte unruhig durch den Raum, er schien sich nicht sicher zu sein, was er tun sollte, und hielt sich an seiner Tasche fest wie an einem Rettungsring. „Und wenn...“ „Sie werden den Fall übernehmen.“ Die Stimme kam von der Tür und Gordon blickte überrascht auf, er hatte niemanden klopfen gehört und starrte nun den Mann, der nun humpelnd in den Raum trat und sich auf den noch freien Stuhl vor seinem Schreibtisch fallen ließ, überrascht an. Thomas zog nur die Augenbrauen hoch, aber Doors wirkte regelrecht aufgeschreckt und gaffte offen, Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und er wischte sie mit einer fahrigen Bewegung ab. „Bezirksrat Riva. Was machen Sie denn hier?“ Der Mann lehnte seinen Gehstock an den Schreibtisch und streckte sein steifes Bein aus, Gordon beobachtete ihn mit leichtem Unbehagen, doch dann zuckte er mit den Schultern. Jason Riva hatte sicherlich mehr Recht, sich in diesem Büro wie zu Hause zu fühlen als Doors. „Ich versuche, Ihnen das Konzept des Rückgrats zu erklären... so wie seit Ihrer Wahl. Allerdings hatte ich bis jetzt noch keinen Erfolg damit.“ Doors fuhr herum. „Was wissen Sie schon von Rückgrat? Sie haben ja nicht zu fürchten, von irgendwelchen Idioten umgebracht...“ „Oh, natürlich nicht. Ich habe mit Bezirksrätin McVeigh zusammengearbeitet – was bringt Sie auf die Idee, dass es mir nicht so ergehen könnte wie ihr?“ Thomas sah sich um, sie wirkte wie ein Reh, das vor die Scheinwerfer eines Autos gelangt war und nun keinen Fluchtweg erkennen konnte – Politik war ganz offensichtlich nicht ihre Stärke, wenn es gerade nicht darum ging, die Akteure zu beleidigen. „Gentlemen?“ Gordon versuchte, das Gespräch wieder unter seine Kontrolle zu bringen. „Bitte keine persönlichen Beleidigungen.“ „Natürlich, Commissioner.“ Riva entspannte sich und fuhr mit den Fingern durch sein kurzes, graues Haar, dann drehte er sich und betrachtete Thomas, die noch immer neben dem Schreibtisch stand. „Verzeihen Sie, Detective Thomas. Ich habe mich noch nicht vorgestellt.“ Sie ergriff diesmal die dargebotene Hand und schüttelte sie zaghaft. „Ich bin Bezirksrat Jason Riva und ein... nein, ich war ein enger politischer Verbündeter von Bezirksrätin McVeigh. Daher habe ich auch ein persönliches Interesse an der Aufklärung des Falls und an der Verurteilung der Verantwortlichen. Ich hörte, Sie sind die leitende Ermittlerin?“ Thomas schüttelte den Kopf. „Nur indirekt, Sir. Ich habe den Mann gefasst, der höchstwahrscheinlich ihre Entführung ermöglicht hat – aber ermordet hat sie ein anderer.“ Riva nickte anerkennend, so als ob diese Antwort sein Bild von der Frau verbessert hätte, und kratzte sich am bärtigen Kinn. „Wie auch immer – Mr Doors wird Lieutenant Hedges anklagen und ich denke, dass Sie ihn in seinen Bemühungen unterstützen werden.“ „Wird er das?“ Doors wirkte regelrecht rebellisch und richtete sich auf seinem Stuhl auf, seine Aktentasche fiel ihm aus den Händen und purzelte mit einem dumpfen Knall auf den Boden des Büros. Riva lächelte. „Ich denke schon. Wenn Sie es nämlich nicht tun, lasse ich Sie schneller Ihres Amtes entheben, als Sie Attentat auch nur aussprechen können, wissen Sie.“ Doors starrte ihn an – Gordon ebenso. „Das ist Erpressung, Bezirksrat.“ „Natürlich ist das Erpressung.“ Riva lächelte jovial und spielte mit dem verzierten Silbergriff seines Stockes. „Sie werden allerdings zugeben, dass Sie sie angenehmer finden werden als die politischen Auswirkungen, wenn die Öffentlichkeit erfährt, dass Sie es abgelehnt haben, einen Mann anzuklagen, der für den Tod einer Politikerin und einer Polizistin verantwortlich ist. Oder haben Sie darüber noch nicht nachgedacht?“ „Sie sind ein...“ Doors wirkte unter seinen braunen Haaren noch blasser als sonst und starrte Riva an, ihm schien kein Wort einzufallen, dass den Mann adäquat beschreiben würde und schließlich schloss er resigniert den Mund. „Ich weiß – was auch immer Sie sagen wollten.“ Der Bezirksrat schien sich nicht im Mindesten beleidigt zu fühlen, sondern nahm die Bezeichnung eher als ein Kompliment an. „Und jetzt gehen Sie und besorgen Sie sich die Akten.“ Doors nickte hastig und Gordon warf einen Blick zu Thomas, zwar widerstrebte es ihn, sie mit dem Mann wegzuschicken, aber sie war die ermittelnde Beamtin und hatte noch immer die beste Einsicht in den Fall, also blieb ihm kaum eine andere Wahl. „Detective Thomas? Begleiten Sie den Staatsanwalt und stellen Sie ihm alles zur Verfügung, was er benötigt.“ Sie knirschte ein wenig mit den Zähnen, das sah er, nickte aber und führte den Mann aus dem Raum, doch selbst als sie die Tür hinter sich geschlossen machte, machte Bezirksrat Riva keine Anstalten, sich aus seinem Stuhl zu erheben, und Gordon blickte ihn nachdenklich an. „Kann ich noch etwas für Sie tun, Sir?“ Der Mann betrachtete ihn für einen Augenblick oder zwei, dann nickte er langsam. „Ich weiß, dass Sie gegen jegliche politische Einmischung in Ihre Arbeit sind, Commissioner – aber ich möchte Sie wirklich bitten, diese Ermittlung zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Nicht nur für mich persönlich, sondern auch, weil die Wähler ansonsten das Vertrauen in das GCPD verlieren würden und das organisierte Verbrechen damit erst recht an Boden gewinnt.“ Gordon versteifte sich in seinem Stuhl. „Was bringt Sie auf die Idee, dass wir das nicht tun wollen?“ Traurig schüttelte Riva den Kopf. „Nicht Sie – aber man wird Ihnen nicht nur Steine in den Weg legen, sondern eine ganze Felslawine auf Sie loslassen, und Doors wird nicht gerade eine Hilfe sein. Und Thomas höchstwahrscheinlich auch nicht, nach allem, was ich aus Chicago über sie gehört habe. Angeblich macht sie Ärger.“ „Sir, ich denke, dass eine Polizistin, die Ärger macht, genau das ist, was Gotham im Moment braucht. Und bis jetzt hat sie beeindruckende Erfolge vorzuweisen, wie Sie bereits bemerkt haben.“ Er konnte nicht verhindern, dass er kühl klang, und wollte es auch gar nicht – jemand, der seine Leute angriff, hatte nichts anderes verdient. „Natürlich. Aber hat sie auch das Rückgrat oder kneift sie den Schwanz ein, sobald es hässlich wird? Und – noch wichtiger – kann man ihr vertrauen?“ Riva betrachtete ihn neugierig. „Davon bin ich überzeugt, Sir. Ich habe den größten Respekt vor Detective Thomas und sie ist bereit, gegen jeden zu ermitteln, ungeachtet seines Ranges oder der Umstände. Wenn Sie also etwas zu verbergen haben, dann sollten Sie besser gleich ein Flugticket buchen, Bezirksrat.“ Nur ganz kurz starrte Riva ihn an, so als ob er nicht glauben konnte, was er eigentlich gesagt hatte, dann lachte er auf. „Sie müssen wirklich überzeugt von ihr sein, wenn Sie eine Frau verteidigen, die Sie schon einmal fast ruiniert hätte. Oder sie erpresst sie, natürlich, aber danach sah es mir nicht aus.“ Gordon öffnete den Mund, doch der Mann winkte ab. „Ich kenne die Geschichte... ein wenig Recherche in ein paar Zeitungen hat in dieser Hinsicht wahre Wunder gewirkt, auch wenn hier in Gotham nur einige Gerüchte über die Ereignisse in Umlauf sind... Kinder... was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?“ Sein eisiger Blick durchbohrte Riva. „Ich muss meine Entscheidungen nicht vor Ihnen rechtfertigen, Bezirksrat, was auch immer Sie denken. Ich bin Ihnen dankbar für Ihre Unterstützung, was Mr Doors angeht, aber das verpflichtet mich Ihnen nicht.“ Der Mann nickte langsam, doch zur Überraschung des Commissioners schien er die harten Worte nicht im Geringsten persönlich zu nehmen, sondern wirkte eher... bestätigt. „Natürlich nicht, Commissioner Gordon. Ich hoffe nur, dass Sie diese Einstellung auch zeigen werden, wenn andere Männer und Frauen an Sie herantreten.“ Er zog die Augenbrauen hoch und betrachtete den Bezirksrat, seine Motive schienen andere zu sein, als er bis jetzt vermutet hatte und er nickte langsam, verbannte alle Feindseligkeit aus seiner Stimme. „Darauf können Sie sich verlassen, Sir.“ Riva erhob sich mühsam von seinem Stuhl, er stützte sich schwer auf seinen Stock, angeblich hatte ihn ein Granatsplitter in Vietnam getroffen und den Nerv seines Beines verletzt. „Das ist genau die Antwort, die ich von Ihnen hören wollte. Wenn Sie Hilfe brauchen... wenden Sie sich an mich. Und ich habe das Gefühl, dass Sie sie bald brauchen werden...“ Gordon machte einen Schritt auf ihn zu. „Wie meinen Sie das?“ „Nun...“, Riva machte die ersten, zögerlichen Schritte zur Tür hin, „... Sie haben Hedges erwischt – und ich bezweifle, dass nur er in dieser ganzen Stadt korrupt war. Und wenn Sie es mit der Verwaltung und der Politik und der Wirtschaft zu tun bekommen, werden Sie einflussreiche Unterstützung nötig haben, wenn Sie ihr Amt behalten wollen.“ Gordon starrte ihn an. „Sie meinen...?“ „Ich meine, dass viel zu viele Menschen in dieser Stadt vom System profitiert haben und nun hoffen, dass es wieder aufleben kann. Sie wollen es im Keim ersticken – haben Sie nicht mit Widerstand gerechnet?“ „Also sind es nicht nur die Polizei und die Staatsanwaltschaft...“, wisperte er und Riva betrachtete ihn nachdenklich. „Natürlich nicht. Aber wenn Sie daran denken, dann sollten Sie auch bemerken, dass Sie auch Verbündete haben, mit denen Sie vielleicht nicht rechnen würden. Nicht alle Politiker sind machtbesessene Stimmenfänger.“ „Das hätte ich nie geglaubt.“ Gordon starrte auf die Arbeitsfläche seines Schreibtisches. „Aber auf die Idee, einen von uns um Hilfe zu bitten, wären Sie ebenfalls nie gekommen, Commissioner. Selbst, als Sie sie vielleicht benötigt hätten.“ „Und was erwarten Sie jetzt von mir?“ Gordon blickte auf. „Gar nichts... aber wenn Sie Hilfe brauchen, dann können Sie sich an mich wenden, wenn Sie möchten... sofern Sie mir dazu genug vertrauen.“ „Danke, Sir. Ich weiß Ihr Angebot zu schätzen – aber nicht, ob ich es annehmen kann, wenn die Zeit gekommen ist“, antwortete er ehrlich und Riva nickte. „Natürlich nicht – so gut Ihr Ruf in der Öffentlichkeit auch sein mag, ich habe trotzdem gezögert, hierher zu kommen und Ihnen meine Unterstützung anzubieten aus der Angst heraus, dass ich in ein paar Wochen so enden könnte wie Sheryl.“ „Und das ist das Problem“, entgegnete Gordon. „Wer ehrlich ist, wagt es nicht, sich Unterstützung zu suchen, aus Angst, dass diese Unterstützung es nicht ist.“ Riva nickte langsam, dann warf er einen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk. „Ich muss in mein Büro, Commissioner... falls Sie Hilfe benötigen, hier ist meine Karte.“ Er legte das kleine Kartonrechteck auf die Arbeitsfläche und Gordon nahm es mit einer schnellen Handbewegung auf und betrachtete es. „Danke, Bezirksrat. Wo Sie mich finden, wissen Sie, denke ich?“, bemerkte er mit einer kurzen Handbewegung, die das Büro und das Präsidium mit einschloss. „Natürlich.“ Er schritt auf die Tür zu und der Commissioner umrundete seinen Schreibtisch, um ihn nach draußen zu begleiten, doch der Mann winkte mit einer schnellen Handbewegung ab. „Ich finde den Weg, keine Angst. Und im Zweifelsfall wird sicherlich einer Ihrer Officers so freundlich sein, mich nach draußen zu begleiten.“ „Dann... Bezirksrat.“ Er streckte die Hand aus und Riva drückte sie fest, aber nicht knochenbrechend. „Commissioner.“ Der Mann hinkte mit einem letzten Blick zurück aus dem Büro und zu den Fahrstühlen und Gordon blickte ihm noch lange nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)