For Want of Evidence von Glasschmetterling (A The Dark Knight Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 15: Lieutenant's Aim ---------------------------- For Want of Evidence – Chapter 15: Lieutenant's Aim „Master Wayne.“ Er drehte sich noch einmal in den Kissen, sein müder, benebelter Verstand wusste, er war erst im Morgengrauen ins Bett gefallen, die Decken fühlten sich kalt und leer an ohne die warme Präsenz von Élodie, sie war vor einigen Tagen weitergereist... „Master Wayne!“ Alfred klang nun lauter, drängender und er wunderte sich abwesend, sein Butler war normalerweise die Ruhe selbst und nichts konnte ihn aus seiner Gelassenheit reißen, nun gut... ein Atombombeneinschlag vielleicht schon... „Master Wayne, ich denke wirklich, dass Sie aufstehen sollten.“ Träge öffnete er die Augen. „Warum?“ Alfred bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick, den er noch sehr gut aus seiner Kindheit kannte und den er für besonders widerwärtige Schandtaten in Erinnerung hatte. „Nun, deswegen!“ Mit einem energischen Tastendruck erweckte er den Fernseher zum Leben und Waynes Augen weiteten sich, mittlerweile erkannte er eine Sondersendung auch im Halbschlaf, wenn er eine sah. „Was ist passiert?“ Die Worte formten sich noch immer schwerfällig und rollten ihm nur langsam über die Zunge, doch sein Verstand klärte sich langsam und ließ ihn die Bilder klarer wahrnehmen. „Nach dem Ende des Prozesses gegen Lieutenant Hedges wurde Staatsanwalt Doors vor dem Gerichtsgebäude von einem Scharfschützen getroffen.“ Wayne fuhr zusammen, sein Blick richtete sich auf den Fernseher, er sah Polizeiabsperrungen hinter dem Reporter, der hastig in sein Mikrofon sprach, Menschen wimmelten vor dem Gerichtsgebäude hin und her. „Wie geht es ihm?“ Alfred zuckte mit den Schultern, während er ihm abwesend das Kopfkissen aufschüttelte und zurechtrückte. „Er wurde ins Krankenhaus gebracht, aber Genaueres über seinen Zustand ist nicht bekannt. Die Informationssperre, die die Polizei verhängt hat, ist ausgesprochen wirkungsvoll.“ Wayne nickte langsam und lehnte sich in die Kissen. „Wurde Hedges verurteilt?“ „Schuldig in allen Aklagepunkten, Sir. Aber die Nachricht geht natürlich wegen dem Attentat auf Staatsanwalt Doors unter.“ „Natürlich...“ Er schüttelte den Kopf, höchstwahrscheinlich war das auch der Grund für den Mordversuch gewesen – um von der Verurteilung eines Informanten der Mafia abzulenken. Allerdings vermittelte das Timing auch eine interessante Botschaft, denn Doors war erst angeschossen worden, nachdem er seinen Prozess erfolgreich beendet hatte... was bedeuten konnte, dass die Familie Hedges nicht für wichtig genug hielt, um ihn retten zu müssen, aber ein Zeichen setzen wollte, dass nicht jeder sie herausfordern durfte. „Das ist nicht gut...“ „Nein, das ist nicht gut“, entgegnete Alfred ruhig. „Wollen Sie noch Frühstück oder gehen Sie gleich zum Lunch über, Sir?“ „Frühstück“, antwortete er fast schicksalsergeben, jetzt, wo die Kleinigkeiten – wie Anschläge auf Staatsanwälte – abgearbeitet waren, konnte sein Butler sich offensichtlich wichtigeren Dingen zuwenden. So zum Beispiel der regelmäßigen Nahrungsaufnahme seines Schützlings. „Sehr wohl, Master Wayne.“ Alfred verließ den Raum und Wayne drehte den Ton, der – wohl aus Rücksicht auf seinen Schlaf leise gestellt worden war – wieder auf und betrachtete den Nachrichtensprecher, er beschäftigte sich gerade intensiv mit der Frage, ob Staatsanwalt Doors noch am Leben war und wann die Polizei endlich genauere Informationen verlauten lassen würde. „Fernsehteams sowie Hunderte von Schaulustigen haben sich vor dem Gotham General Hospital versammelt, um auf Neuigkeiten über den Zustand des beliebten Bezirksstaatsanwalts Alistair Doors zu warten. Ich schalte jetzt zu meinem Kollegen... nein...“ Die Hand des Mannes zuckte unbewusst zu seinem Ohr und dem dort sitzenden Knopf, dann nickte er langsam. „Wie ich so eben höre, wird der Chefarzt des Gotham General gemeinsam mit Commissioner James Gordon eine Pressekonferenz geben... ich gebe nun also ab zu Patrick O'Donnal in die Eingangshalle des Krankenhauses.“ Das Bild wechselte und Wayne konnte Scharen von Reportern erkennen, die sich um die besten Plätze drängelten, den Wald von Mikrofonen, der sich nach oben reckte und die beiden Männer auf dem provisorisch aufgebauten Podium fast verdeckten. Gordons offensichtliche Unruhe verhieß nichts Gutes, genauso wie der besorgte Ausdruck auf seinem Gesicht, den Wayne schon zur Genüge kannte, und auch der Chefarzt in seinem weißen Kittel wirkte nahezu betroffen, was bei Medizinern ein wirklich seltener Anblick war. „Ladies und Gentlemen“, der Mann trat nach vorne an das Rednerpult und blickte durch seine Brille mit dem schmalen Rahmen kurz in die Runde, „Ich bin Doctor James Zimmerman und als behandelnder Arzt von Mr Alistair Doors bin ich nun vom Gotham City Police Department ermächtigt worden, Angaben über den Zustand meines Patienten zu machen, was mir zuvor wegen der laufenden Ermittlungen nicht möglich war.“ Er warf einen nicht besonders freundlichen Blick zu Gordon, doch dieser ignorierte den stummen Vorwurf nicht einmal. „Mr Doors ist am Leben, seine Situation allerdings kritisch. Wegen der schweren Kopfverletzungen durch die Kugel wurde er von uns in ein künstliches Koma versetzt, doch er ist noch immer gefährlich instabil und die Gefahr noch längst nicht gebannt. Nach ersten Untersuchungen wird es uns unmöglich sein, das Projektil zu entfernen. Zudem ist nicht abzusehen, ob die schweren Gehirnschäden durch die Perforation nicht ernsthafte Folgebeeinträchtigungen verursachen werden – das zu beurteilen wird erst möglich sein, wenn er aus dem Koma erwacht.“ Wayne schüttelte leicht den Kopf, als Zimmerman vom Pult zurücktrat und sich so dezent, wie es ihm gerade noch möglich war, in den Hintergrund zurückzog – der Mann hatte zweifellos einen Hang zur Dramatik. Die Art, wie er weitere Fragen an seine Person kategorisch ablehnte, hatte etwas Huldvolles und erinnerte ihn eher an einen Filmstar oder einen Nobelpreisträger als an einen Arzt – und noch dazu an einen, der nicht einmal einen Erfolg zu vermelden hatte. An Zimmermans Stelle trat nun Gordon nach vorne und sah kurz in die Runde, sein Gesichtsausdruck hatte sich während der kurzen Rede noch mehr verfinstert. „Das Gotham City Police Department wird selbstverständlich jede nötige Maßnahme ergreifen, um den Attentäter zu verhaften. Allerdings muss ich im Interesse der Sicherheit unserer Beamten und um den Erfolg unserer Ermittlungen nicht zu gefährden, eine vollständige Nachrichtensperre verhängen. Nicht nur werden Polizeisprecher keine Auskunft mehr geben, auch unsere Officers sind angehalten, unverhältnismäßig agierende Reporter auf diesen Punkt... hinzuweisen.“ Sein Lächeln blieb kühl und verbindlich, selbst als sich die Entrüstung der anwesenden Medienvertreter in einem Sturm aus gebrüllten Fragen und Protesten entlud, winkte er nur ruhig ab und brachte sie mit erhobener Hand zum Schweigen... oder zumindest dazu, den Geräuschpegel so weit zu senken, dass man seine Worte verstehen konnte. „Selbstverständlich wünsche ich im Namen des gesamten Departments Staatsanwalt Doors alles erdenklich Gute.“ Gordon trat vom Podium zurück und Wayne schaltete den Fernseher ab, noch bevor der Reporter im Studio wieder erschien – wenn Gordon sich entschied, keine Informationen mehr nach draußen zu lassen, dann erreichte auch nichts die Öffentlichkeit. Langsam erhob er sich aus dem Bett und streckte sich, er würde frühstücken und noch einige Stunden schlafen... und danach die Nacht herbeisehnen. Shirley Saunders zog die Augenbrauen hoch und bedachte Batman mit einem stechenden Blick, der ihn den Nutzen seiner Maske noch einmal so intensiv fühlen ließ, dann trat sie in ihre Küche. „Wenn du noch öfter hierherkommst, gewöhne ich mich vielleicht noch daran“, bemerkte sie trocken und schüttelte ihre roten Locken aus, dann lächelte sie ihm zu und fischte sich ein Glas aus dem Schrank. „Ich gehe davon aus, dass du wieder einmal nichts trinken willst... das Misstrauen des Gejagten, nehme ich an...“ Er regte sich nicht, stand weiter schweigend am Fenster und beobachtete sie, ihre elegante, effiziente Art der Bewegung beeindruckte ihn immer wieder und ließ ihn verstehen, wieso viele Männer ihr – obwohl ihr Gesicht objektiv gesehen nicht besonders hübsch wirkte – ihr einen zweiten und sogar dritten, genaueren Blick schenkten. „Also, was kann ich für dich tun?“ Sie ließ sich auf einen der Stühle in der Küche nieder und schüttelte die hohen Schuhe ab, es überraschte ihn erneut, wie vollkommen entspannt sie sich in der Gegenwart des berüchtigten selbsternannten Rächers von Gotham geben konnte. „Weißt du etwas über Doors?“ Sie schnaubte. „Warum, warum nur hab ich mit dieser Frage gerechnet?“ Sein schweigender Blick beeindruckte sie nicht besonders, das konnte er ohne Mühe erkennen, doch schließlich, als sie sich sicher war, dass er nicht auf ihren Kommentar reagieren würde, seufzte sie leise. „Nein, ich weiß nichts über Doors... zumindest nichts, was nicht in den Nachrichten war, und ich gehe davon aus, dass du – wenn dich das Thema schon so interessiert – wenigstens die Newssendungen dazu gesehen hast. Natürlich gab es davor Gerüchte, aber ich denke, jeder Einwohner Gothams mit einem IQ, der über dem eines Quadratmeters Fußboden liegt, hat damit gerechnet, dass der Lieutenant Doors diesen Affront nicht durchgehen lassen wird.“ Hastig verbarg er sein Grinsen über ihre Wortwahl, aber sagte nichts, sie leerte ihr Glas – das diesmal eine klare Flüssigkeit enthielt, die stärker nach Alkohol roch, als er es sonst gewohnt war – in einem Zug und stellte es auf dem Küchentisch ab. „Wobei ich zugeben muss, dass es um Doors nicht halb so schade ist wie um McVeigh. Sie hatte wenigstens Rückgrat... dass der höchst geehrte Bezirksstaatsanwalt den Fall übernommen hat, wundert mich noch immer... ich hätte niemals gedacht, dass er etwas machen würde, das seinen Arsch in Gefahr bringt.“ Wieder einmal fiel ihm auf, wie paradox ihre Ansicht von der Mafia eigentlich war, denn diese Männer waren es in gewisser Weise, die eigentlich ihr Auskommen sicherten und doch verachtete sie sie auf die bitterste Art, die er sich nur vorstellen konnte, ließ keine Gelegenheit, die sich ihr bot, aus, ihnen zu schaden... und nutzte ihren Verstand, um weitere zu finden. Immer wieder war sie in der Lage, ihn mit ihrem Charakter zu überraschen, wenn er meinte, sie längst verstanden zu haben, was seine Besuche bei ihr irgendwie... interessant machte. Außerdem schien sie durchaus anständig zu sein, ganz im Gegensatz zu den Frauen und Männern, die er üblicherweise für seine Zwecke befragte, was es ihm erlaubte, sie nicht mit der Verachtung zu betrachten, die er sonst nur für seine Informanten übrig hatte. „Wen hat es nicht überrascht“, entgegnete er auf ihre Worte und sie lachte auf. „Nicht einmal ihn selbst, vermute ich... aber es hat ihn trotzdem den Kopf gekostet.“ „Doors ist noch nicht tot“, gab er zu bedenken, doch sie winkte nur ab. „Aber so gut wie... wenn er sich wieder erholt, macht die Familie einen zweiten Versuch – wenn er es nicht tut, sparen sie sich den Killer. Wie auch immer, für ihn wird es nicht gut enden.“ Zwar musste er ihrer pessimistischen Einschätzung durchaus zustimmen, doch sagte er nichts, der Staatsanwalt war für seine Sache verloren – selbst wenn er wieder gesund wurde, was dem Vernehmen nach wegen der Schwere seiner Kopfverletzungen nicht besonders wahrscheinlich war, er würde es nie wieder wagen, irgend etwas gegen die Mafia zu unternehmen. Er hatte seinen ersten Versuch gemacht und verloren... und wie er Doors kannte, würde er es nicht noch einmal versuchen. „Wie auch immer...“, fuhr Shirley nach einigen Minuten des Schweigens, in denen er keine Anstalten machte, das Gespräch wieder zu beleben, fort. „Wer Doors erwischt hat, kann ich dir wirklich nicht sagen... nicht wegen einem Mangel an Kandidaten, sondern weil es den Gerüchten nach so viele von ihnen waren und ich keinen davon für fähig genug halte.“ „Nicht fähig genug?“ Es gelang ihm nicht, die Überraschung aus seiner Stimme zu halten und er wandte sich Shirley zu, sie blickte ruhig zu ihm auf und schüttelte ihre hellen, roten Locken aus. „Ja. Niemand von denen, die im Gespräch waren, ist ein Scharfschütze, und das muss man fast sein, Doors von einem der Fenster aus den umliegenden Gebäuden zu treffen... also können sie es nicht gewesen sein.“ „Ach?“ Der Ausruf entschlüpfte ihm, bevor er sich beherrschen konnte, und sie blickte stirnrunzelnd zu ihm auf. „Ach was?“ „Was verschafft dir diese überzeugende Expertise?“ Sie verdrehte die Augen. „Ein wenig gesunder Menschenverstand reicht... die Polizei wird sicher nicht so dämlich sein, die nächste Umgebung ungeschützt zu lassen, also muss der Attentäter aus einiger Entfernung zugeschlagen haben... und da es ein Schuss war, ist es nur logisch, dass ein Scharfschütze ihm abgefeuert hat, würde ich vermuten.“ Obwohl ihre Worte logisch klangen, musste er zugeben, doch sehr verblüfft zu sein – er hatte nicht damit gerechnet, dass Shirley eine solche Schlussfolgerung ziehen konnte und würde und trotz der Tatsache, dass er sich – wo immer er es mit ihr zu tun hatte – auf Überraschungen vorbereitete, hatte sie ihn wieder einmal auf dem falschen Fuß erwischt. Allerdings beunruhigte ihn auch die Tatsache, dass sie irgendwelche Vorkenntnisse über das Thema haben musste... denn andernfalls wäre sie sicherlich nicht in der Lage gewesen, die Situation so korrekt zu beurteilen. „Natürlich.“ Der Sarkasmus in seiner Stimme war fast nicht zu überhören, doch sie schwieg nur und schenkte sich ein weiteres Glas Alkohol ein, die Stille dehnte sich aus und schließlich bemerkte er ruhig: „Wenn du nicht weißt, wer Doors angeschossen hat – hast du wenigstens eine Ahnung, was der Lieutenant als nächstes plant?“ Shirley blickte auf. „Thomas.“ „Thomas?“ Er machte einen Schritt auf sie zu, doch sie schüttelte nur den Kopf. „Detective Elizabeth Thomas... er hat es auf sie abgesehen, oder zumindest behaupten das die Gerüchte, die ich gehört habe.“ „Er möchte sie also umbringen?“, fragte er überflüssigerweise, er hatte eigentlich bereits damit gerechnet, dass sie eines seiner nächsten Ziele werden würde, immerhin hatte sie maßgeblichen Anteil an der Verurteilung von Hedges gehabt, indem sie Beweise gegen ihn fand, die der Anklage standgehalten hatten wie eine Stahlbetonmauer. „Nein, das denke ich nicht.“ Überrascht blickte er Shirley an, mit ihren Worten hatte sie seinen Gedankengang unterbrochen und er machte eine vage Geste, die ihr bedeutete, fortzufahren. „Der Mann ist nicht so sehr darauf bedacht, Polizisten umzubringen... er möchte sie auf seine Seite ziehen. Und ich denke, das ist genau das, was er mit Detective Thomas vor hat. Für sie besteht also keine unmittelbare Gefahr.“ Nun... der Lieutenant hatte sich nach allem, was er bis jetzt über die Frau gehört hatte, eine recht anspruchsvolle Aufgabe ausgesucht, immerhin galt sie als fast so unbestechlich wie der Commissioner und er vertraute ihr vollkommen. Natürlich konnte Gordon sich irren, aber nach all den Jahren, in denen Batman ihn kannte, hatte er ein gewisses Vertrauen in das Urteil des Mannes entwickelt, der ihm einst das Leben gerettet hatte. „Und was ist, wenn sie ablehnt?“ Die Frage war ihm fast unwillkürlich entschlüpft, denn er hoffte, dass Thomas sich als vertrauenswürdig herausstellen würde, doch Shirleys Gesicht verdüsterte sich und sie schüttelte leicht den Kopf. „Ich weiß es nicht... aber wenn ich daran denke, was der Lieutenant mit McVeigh angestellt hat, nachdem sie sein Angebot ausgeschlagen hat, dann habe ich nicht besonders viel Hoffnung für Detective Thomas.“ Commissioner James Gordon schlief noch nicht, das konnte er sehen, wenn er durch das kleine Wohnzimmerfenster nach drinnen blickte, das flackernde, stetig wechselnde Leuchten des Fernsehers enthüllte ihm seine Gestalt, die auf dem Sofa saß und in die Ferne starrte. Er wirkte erschöpft, wie fast immer in den letzten Tagen, erschöpft und ernst, während er auf den Bildschirm starrte, die Nachrichten flimmerten darüber, doch er schien sie gar nicht richtig wahrzunehmen. Barbara Gordon war vor wenigen Augenblicken ins Schlafzimmer verschwunden, auch sie wirkte erschöpft und unglücklich, er vermutete, dass das mit der Position ihres Mannes und den unmenschlichen Zeiten zu tun hatte, zu denen er nach Hause zurückkehrte. Die Kinder schliefen schon längst, also bestand keine Gefahr, dass er jemanden störte, als er lautlos von seinem gewöhnlichen Platz auf der Holztreppe herabglitt und Halt auf dem Fensterbrett fand. Vorsichtig streckte er die Hand aus und klopfte, er hatte sich bemüht, so leise zu sein wie nur möglich, doch Gordon schrak trotzdem zusammen und starrte ihn für einen oder zwei Augenblicke an, als ob er ein Gespenst gesehen hätte, bis er leicht nickte und ihm mit einer Geste bedeutete, an der Tür auf ihn zu warten. Er huschte hinunter und wenige Momente später tauchte der Commissioner auf, er hatte sich einen Bademantel über seinen Pyjama gezogen und knotete sich hastig den Gürtel zu, als er nach draußen in die Kälte trat. „Was machen Sie hier?“ Er betrachtete Gordon, der Mann wirkte erschöpft und rieb sich die Arme, er fror ganz offensichtlich. „Ich habe Informationen für Sie.“ „Und die wären?“ Die Temperatur war seiner Stimmung ganz offensichtlich nicht besonders zuträglich, ihm selbst machte sie nichts aus, sein Anzug schützte ihn, doch anderen ging es nicht so gut. „Ich vermute, dass das nächste Ziel der Familie Detective Elizabeth Thomas sein wird.“ Gordon schüttelte langsam den Kopf. „Das ist es, was auch wir vermutet haben... sie hat zwar noch keine direkten Drohungen erhalten, doch der Lieutenant und seine Leute werden es nicht müde, zu betonen, dass sie mehr über Thomas wissen, als sie sagen. Nicht nur, dass sie über einen alten Spitznamen aus Chicago Bescheid wissen, sie haben auch ihre persönlichen Sachen, die eine Umzugsgesellschaft in ihre neue Wohnung hätte liefern sollen, abgefangen. Und ich denke, diese Tatsache macht ihr sehr zu schaffen – immerhin können sie unter ihren Sachen auch die Adressen ihrer Freunde und Verwandten finden...“ Ungehalten nickte er, er hatte nicht gewusst, dass die Familie in ihrer Verfolgung Thomas' bereits so weit gegangen war und auch Shirley hatte nichts davon erwähnt. „Meine Quelle behauptet, dass der Lieutenant sie vielleicht nicht töten, sondern nur korrumpieren möchte... so wie es ihm angeblich Spaß macht, das mit allen Polizeibeamten zu tun.“ Wieder wehrte Gordon ab. „Ich bezweifle, dass ihm das mit Thomas gelingen wird. Die Sache mit ihren Möbeln hat sie zwar sehr mitgenommen, besonders die Tatsache, dass der Stuhl, auf dem Bezirksrätin McVeigh gefunden wurde, einer von ihr ist, aber ich denke, sie ist nicht ernstlich in Gefahr, irgendwelchen Drohungen nachzugeben.“ „Was?“ Es gelang ihm nicht, seine Überraschung zu verbergen, und er starrte Gordon offen an. „Warum erfahre ich das erst jetzt?“ Der Commissioner betrachtete ihn missbilligend. „Sie hat es selbst erst bemerkt, nachdem der Lieutenant sie in einem Anruf darauf hingewiesen hat, dass sie sich die Sache genauer ansehen sollte, aber sie ist sich sehr, sehr sicher.“ „Ist sie das?“ Er klang misstrauisch, das wusste er, obwohl er es eigentlich nicht beabsichtigte, doch Gordon reagierte nicht darauf. „Sie können sich darauf verlassen, dass ich alles tun werde, um Detective Thomas zu beschützen. Sie ist zu wertvoll, um als Kanonenfutter geopfert zu werden.“ „Wertvoll?“ „Sie ist sich vollkommen sicher, die Stimme des Lieutenants zu kennen – und bis jetzt ist das unsere beste Spur, um den Mann zu finden, die Phantombilder von seinen Komplizen, die wir an die verschiedenen Dienststellen verteilen ließen, haben noch keine Ergebnisse gebracht.“ Batman nickte leicht, auch seine eigene Suche nach den Gesichtern der Beiden hatte nichts geliefert, es war fast so, als ob sie für die Kameras unsichtbar wären und ihnen wie Phantome ausweichen würden. „Was wollen Sie deswegen unternehmen?“ Er musterte Gordon neugierig, immerhin würde er seine eigenen Aktionen mit denen des Commissioners koordinieren können, und der Mann seufzte leicht auf. „Ich werde Thomas von der Verfolgung des Lieutenants abziehen. Das bringt sie hoffentlich ein wenig aus der Schusslinie und lenkt die Familie von ihr ab, außerdem gibt es ihr Gelegenheit, sich zu erholen – immerhin waren die letzten Wochen mit dem Prozess und den Morden für sie fast genauso anstrengend wie für mich. Allerdings befürchte ich, dass die Situation für Sie möglicherweise ein wenig unangenehmer werden könnte...“ „Unangenehm? Für mich?“ Er blinzelte, verstand nicht, wenn Thomas nicht mehr auf den Lieutenant... „Nun, Detective Thomas ist jemand, der sich schnell langweilt – also werde ich sie auf Sie ansetzen, wie es ursprünglich geplant war, als ich sie nach Gotham geholt habe.“ Für einen Augenblick oder zwei starrte er Gordon einfach nur an, die möglichen Beweggründe rasten durch seine Gedanken, die Implikationen, die Konsequenzen... und dann nickte er leicht. „Ich verstehe. Nun, ich verstehe durchaus. Und ich danke Ihnen für die Warnung.“ Er nickte dem Commissioner ruhig zu und warf noch einen letzten Blick auf ihn, dann verschwand er in der Dunkelheit der Nacht, die seien Freundin war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)