For Want of Evidence von Glasschmetterling (A The Dark Knight Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 32: Evidence -------------------- @Kyuuo: Tja... die verlassen sich wohl alle mehr auf Gordon, als sie eigentlich zugeben wollen... das ganze Department. Und wenn du nicht weißt, was du von Riva halten sollst, bist du wohl nich allein... Thomas gehts ganz ähnlich, denk ich *g* @HavenDog: Och... ich glaub schon, dass es Leute gibt, die sowas zu machen, nur um dann in der nächsten Ausgabe irgendeiner Klatschzeitung zu laden... aber nich Thomas... ^^ Und das mit dem Labern passiert einfach wie von selbst, irgendwie... die quatschen und quatschen und quatschen und irgendwie sind das die Szenen, die mir am leichtesten fallen... das letzte Kapitel ist dann ja n absoluter Extremfall davon... *giggel* Aber das dauert ja noch ne Weile... so... drei Monate, ungefähr ^^ *** For Want of Evidence – Chapter 32: Evidence Die gelb-schwarzen Polizeiabsperrungen flatterten in der leichten Brise, die von der See her kam, umgaben ein Haus am Pier nach dem anderen mit einem undurchdringlichen Kordon, Polizisten standen an jeder Ecke, Blaulicht schimmerte über die nassen Straßen und Bruce Wayne hielt mit seinem Motorrad am Gehsteigrand, nahm neugierig seinen Helm ab und blickte sich um. Hier, am Hafen, war die Präsenz von Uniformierten wirklich ungewohnt, sogar er bemühte sich, wie gerade eben, das Viertel auf dem Weg zu seinem Versteck so schnell wie möglich zu durchqueren und nun ein ganzer Auflauf an Polizisten... nachdenklich hob er die Augenbrauen. Ein Haus weiter konnte er einige Männer erkennen, der Aufschrift auf ihren Westen nach zu urteilen gehörten sie zu SWAT-Teams, allerdings schienen sie ihren Einsatz bereits hinter sich zu haben, denn sie standen entspannt in einer kleinen Gruppe zusammen, einige von ihnen rauchten, während sie Officers in Uniform zusahen, wie sie in dem Gebäude verschwanden. Auf der anderen Seite der Straße, direkt neben dem Hafenbecken, lehnte eine Frau an der metallenen Brüstung und starrte hinaus aufs Meer, er konnte hören, wie unter ihr die Wellen gegen die Mauer schlugen... eine Frau mit rotbraunen Haaren. Er erstarrte, als er sie als Detective Elizabeth Thomas erkannte, die schmale Statur und die vom Wind zerzauste Frisur passten und langsam schüttelte er den Kopf, blickte zu ihr hinüber. Sie wirkte merkwürdig... abwesend, wie sie über das Wasser nach draußen starrte, in der Dämmerung konnte er in der Ferne die weißen Segel von Booten entdecken, die es noch nicht zurück in den Hafen geschafft hatten, gemeinsam mit den Positionslichtern von Schiffen, die durch die einsetzende Dunkelheit schimmerten. Die roten und weißen Lampen spiegelten sich in der Oberfläche, wurden nur durch die Wellen gebrochen, die untergehende Sonne färbte die dichten Wolken leicht rosig und er schüttelte den Kopf... er konnte und würde nicht mit ihr sprechen, das hätte nur seine Tarnung in Gefahr gebracht und... „Sir?“ Er blickte sich um, eine Polizistin war neben ihn getreten und betrachtete ihn mit gerunzelter Stirn, sie hatte die Hände in die Hüften gestemmt und wirkte auf wie ihn wie ein Kindermädchen, das gerade gemerkt hatte, dass ihre Schützlinge den Kühlschrank geplündert hatten. „Ja?“ Er lächelte so zuvorkommend, wie er konnte, und sie starrte ihn für einen Moment an, begriff ganz offensichtlich, wen sie da vor sich hatte. „Oh, Mr Wayne... ich hätte nicht gedacht, dass Sie...“ „Sich in dieser Gegend herumtreiben?“, vollendete er den Satz für sie, er hatte sich mittlerweile zumindest ein bisschen daran gewöhnt, dass jeder einzelne Einwohner von Gotham City sein Gesicht kannte... und ihn daher auch fast für einen alten Bekannten hielt, über den er ohnehin alles wusste. Sie lächelte verlegen, auf ihrer Uniform konnte er die eingestickten Buchstaben „Morgan, A.“ erkennen und fahrig schob sie mit den Fingern eine Strähne dunklen Haares hinter ihre Ohren. „Um ehrlich zu sein, ja. Kann ich etwas für Sie tun?“ Langsam schüttelte er den Kopf. „Eigentlich nicht, Officer.“ Für einen Moment zögerte er, und ihm kam ein Gedanke, mit einer fahrigen Bewegung schloss er die Polizeiabsperrungen und die Autos ein. „Wobei... was tun Sie hier eigentlich?“ Morgan blickte sich um, unsicher sah sie auf die andere Straßenseite, wo Thomas noch immer hinaus aufs Meer starrte, erst jetzt bemerkte er die beiden Officers, die unauffällig in ihrer Nähe standen, um sie zu beschützen, soweit ihnen dies möglich war. „Nun...“, die Frau räusperte sich, „wir haben den Verdacht, dass sich Batmans Versteck irgendwo hier in der Umgebung befindet, also dachten wir, wir durchsuchen einige Gebäude mit ausgedehnten Kelleranlagen...“ Morgan machte eine kurze Pause und betrachtete ihn, erst jetzt schien in ihr die Frage aufzukommen, was er eigentlich hier tat und wieso er sie nach ihrem Einsatz ausfragte; ihr Gesicht verdüsterte sich. „Allerdings würde ich es trotzdem für besser halten, wenn Sie nun dort hingehen würden, wo auch immer Sie hinwollten, als Sie hier vorbeikamen... wir legen nicht besonders viel Wert auf Gaffer, Mr Wayne.“ Bei den letzten Worten war ihre Stimme merklich kühler geworden und er nickte, ganz offensichtlich hatte die Tatsache, dass sie ihn erkannt hatte, ihre unwirsche Reaktion nur etwas verzögert, allerdings nicht ganz verbannt, und es wurde Zeit für ihn, zu gehen. Besonders, wenn er die Tatsache betrachtete, dass Thomas sich nun vom Anblick des Meeres und der Dämmerung losgerissen hatte und Anstalten machte, wieder die Arbeit der ihr zugeteilten Polizisten zu beaufsichtigen... noch immer wusste er nicht, ob sie ihn erkennen würde, wenn sie ihn sah, und sein Bedürfnis, es auf die harte Tour auszuprobieren, war nicht besonders groß... zu groß war das Risiko, zu wenig wusste er über sie – noch immer. „Natürlich, Officer Morgan.“ Die Frau nickte bestätigend und er zog sich seinen Motorradhelm über den Kopf, Thomas überquerte eben die Straße und ging auf den SWAT-Bus zu, ihn schien sie nicht bemerkt zu haben und er atmete erleichtert auf, als er seine Maschine wieder startete. Mittlerweile war die Dunkelheit vollends hereingebrochen und nur noch die Straßenlaternen beleuchteten den nassen Asphalt, als er sich wieder auf den Weg zu seinem – zu Batmans Versteck machte, noch immer fragte er sich, was er von dem Polizeieinsatz halten sollte. Sicher, Thomas hatte gesagt, dass sie gegen den Lieutenant ermitteln würde, doch er wusste nicht, ob er sich darauf verlassen konnte, denn so präsent sie in der Öffentlichkeit auch war – sie war nur ein einfacher Detective und von den Entscheidungen ihrer Vorgesetzten abhängig... Außerdem hatte sie am Vorabend eine Pressekonferenz gegeben, in der sie klar und deutlich feststellte, dass sie alles tun würde, um den selbsternannten Rächer von Gotham City zu fassen, und obwohl der Gedanke ihn nicht ernstlich beunruhigte – nicht mehr, wenn er ehrlich zu sich selbst war – wollte er mit ihr über die Angelegenheit sprechen. Dass sie ihm heute am frühen Nachmittag eine Mitteilung hatte zukommen lassen, dass er sie in der Nacht wieder auf dem Dach ihres Wohnhauses treffen sollte, da sie etwas für ihn hatte, war ein günstiger Zufall, den er auch zu nutzen gedachte... Unruhig schritt sie auf dem Dach ihres Wohnhauses auf und ab, sie hatte ihre Arme um sich geschlungen, um sich vor der eisigen Kälte der Nacht von Gotham zu schützen und blickte sich immer wieder um, so als ob sie auf irgend etwas – oder irgendjemanden – warten würde... was ja auch der Fall war. Neben der Tür zum Treppenhaus konnte er eine Kiste ausmachen, wie die Polizei von Gotham sie verwendete, um Akten und Indizien zu sichern, und er fragte sich, wie sie es geschafft hatte, sie mit nach Hause zu nehmen... Wieder schwang er sich von seinem Aussichtspunkt herab und landete auf dem Dach, diesmal hatten ihre beiden Beschützer ganz offensichtlich nicht einmal den Versuch gemacht, sie hierher zu begleiten, und sie wandte sich ihm zu, als sie ihn bemerkte. „Detective.“ Grüßend nickte sie ihm zu, dann trat sie zu der Kiste, die sie auf dem Boden abgestellt hatte, und hob vorsichtig den Deckel herunter, winkte ihn näher heran. „Ich habe hier etwas für Sie.“ Neugierig geworden beugte er sich vor, er konnte einige Plastiktüten mit dem charakteristischen roten Rand ausmachen, doch ihr Inhalt verwirrte ihn – er bestand vor allem aus Papierschnipseln in verschiedenem Zustand der Verkohlung, auf einigen von ihnen waren noch Buchstaben zu erkennen, doch der Rest schien zu Asche zerfallen zu sein. „Was ist das?“ Er beobachtete, wie sie die Kiste wieder schloss und sich langsam aufrichtete, den Rücken durchstreckte, so als ob er schmerzen würde. „Sie erinnern sich an die Razzia in dem Bürogebäude am Hafen, bei der wir auch Officer Jeffries' Leiche gefunden haben?“ Langsam nickte er, wie könnte er auch vergessen haben, wie Anna ihn – nein, sie alle – über den Tisch gezogen hatte. „Ja.“ „Das hier haben wir in einem metallenen Papierkorb in einem der Büros gefunden, die Asche war noch heiß, als wir ankamen. Es hatte also jemand sehr, sehr eilig, diese Akten zu vernichten...“ Er konnte ihrer Schlussfolgerung bis hierhin nicht widersprechen und wartete, dass sie weiter erklärte. „Unsere Labortechniker haben die Papierfetzen analysiert, allerdings konnten wir nur nutzlose Textbausteine wiederherstellen, keinen der Namen, die sich ganz offensichtlich in den Dokumenten befinden, keine Übergabezeiten, nichts... allerdings vermuten wir, dass das vorherrschende Thema die Waffendeals sind, die die Mafia in Gotham abwickelt. Natürlich sind die Informationen schon älter, aber ich denke, sie sind besser als nichts... und da der Commissioner erzählt hat, dass Sie in Puncto Forensik manchmal bessere Ergebnisse erzielen als unsere eigenen Leute, dachte ich, ich übergebe diese Angelegenheit Ihnen.“ „Sie wissen, dass Sie damit die Beweiskette unterbrechen?“ Langsam nickte sie, betrachtete ihn aus Augen, in denen Unzufriedenheit stand... und vielleicht auch Überraschung über ihre eigenen Handlungen, denn nach allem, was er bis jetzt von ihr gehört hatte, tat sie Dinge, die nicht zu der pflichtbewussten Polizistin passten, die aus Chicago nach Gotham gekommen war. „Ich weiß... allerdings habe ich im Moment nichts in der Hand. Wenn Sie aus den Akten etwas herausbekommen können, das mir hilft, dann weiß ich wenigstens, wo ich suchen muss...“ Für einen Moment zögerte sie, dann lächelte sie leicht. „Außerdem ist es möglich, dass meine Täuschung nicht auffliegt und ich diese Beweise doch vor Gericht verwenden kann. Offiziell ist diese Kiste im Moment zu einem externen Labor, um dort untersucht zu werden... und im Grunde stimmt das ja auch.“ „Ich werde sehen, was ich tun kann.“ Er nickte und betrachtete sie für einen Moment, sie sah besser aus als in der vorletzten Nacht, als er sie zum letzten Mal getroffen hatte, und doch irgendwie... unruhig, so als ob sie es kaum ertragen würde, hier still zu stehen und nichts unternehmen zu können. „Was haben Sie jetzt vor?“ Sie warf einen schnellen Blick auf die Uhr an ihrem Handgelenk. „Ich will ins Präsidium zurück... DuPres und Morgan sind noch dort, denke ich.“ „Das meine ich nicht. Sie haben angekündigt, weiter nach mir zu fahnden und heute Abend einige Gebäude am Hafen durchsucht.“ „Sie haben davon gehört?“ Mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen blickte sie zu ihm auf, während er sie ruhig musterte, vielleicht hatte er mit seinen Worten zu viel von seiner Unruhe Preis gegeben, doch sie schüttelte nur leicht den Kopf. „Wenn ich Ihnen wirklich an den Kragen wollte, hätte ich Sie bereits verhaften lassen... genug DNA-Spuren haben Sie ja hinterlassen.“ Er erwiderte nichts, auch das war ein Aspekt gewesen, der ihm Sorgen gemacht hatte, doch Thomas schien nicht bestrebt zu sein, seinen Fehler auf diese Art und Weise auszunutzen und flüchtig fragte er sich, wieso... wahrscheinlich wollte sie den unangenehmen Fragen ausweichen, die zwangsläufig aufgetaucht wären, wenn sie ihn über einen DNA-Abgleich identifiziert hätte. Vielleicht täuschte er sich, aber er vermeinte, ein fast amüsiertes Funkeln in ihren Augen zu sehen, als sie ihn betrachtete, ein Glitzern, das durch die Verlegenheit hindurchschimmerte, trotz ihrer Worte war ein zarter Rotton auf ihre Wangen getreten und sie schüttelte leicht den Kopf. „Stephens wollte mir den Korruptionsfall nicht anvertrauen, sondern hat mich beauftragt, weiter nach Ihnen zu suchen... und das muss ich jetzt auch tun. Zumindest öffentlich... und wenn ich Ihnen nur laut und tollpatschig genug hinterherjage, dann wird hoffentlich niemand fragen, was meine Leute und ich mit dem Rest unserer Zeit anfangen.“ Er nickte langsam, die Taktik war eine der Ältesten der Welt und doch immer wieder wirksam, denn Menschen sahen immer nur das, was sie sehen wollten... egal, wie aufmerksam und unvoreingenommen sie zu sein glaubten. „Was die Durchsuchungen am Hafen anging... was in den Nachrichten vielleicht nicht erwähnt wurde, ist die Tatsache, dass die Gebäude direkt an jene Piers angrenzten, von denen Bruce Wayne abgeholt wurde, als er sich mit Anna getroffen hat... und wir haben die Gelegenheit genutzt, uns dort ein wenig genauer umzusehen, die Boote zu fotografieren, die dort vor Anker lagen – selbstverständlich nur, um die Umgebung angemessen für unseren Einsatz zu sichern.“ Der sarkastische Unterton war nie vollkommen aus ihrer Stimme gewichen und er blickte auf sie herab. „Wie haben Sie den Einsatz gerechtfertigt?“ „Oh... Officer DuPres hat ein paar hübsche Grafiken gemalt, mit sehr vielen bunten Punkten und Pfeilen und Flächen... die angeblich erklären sollte, warum Ihr Versteck genau an dem Ort ist, an dem wir es eigentlich nicht vermuten.“ „Und wo vermuten Sie es?“ Er konnte der Frage nicht widerstehen und sie lachte leise auf, schüttelte aber den Kopf. „Das... bleibt mein kleines Geheimnis, würde ich sagen. Immerhin kommt möglicherweise der Tag, an dem ich Sie doch noch verhaften möchte... und dafür will ich einen Trumpf im Ärmel haben.“ Sie sagte es scherzhaft, aber trotzdem hörte er den ernsten Unterton hinter ihren Worten heraus, es war die pflichtbewusste Polizistin, die da aus ihr sprach und die noch immer hinter der Fassade der Frau lauerte, die tat, was sie tun musste, um den Lieutenant zu fassen... und einen Pakt mit dem einging, was für sie der Teufel war – er selbst. „Wenn Sie wieder einmal alle Ihre Aufzeichnungen vernichten wollen, Master Wayne, dann sollten Sie den Ofen benutzen. Ich meine mich zu erinnern, dass wir ihn genau aus diesem Grund gebaut haben.“ Er blickte auf, als Alfreds sarkastische Stimme von den Wänden seines Verstecks widerhallte, und lächelte leicht, der Butler betrachtete das Chaos aus metallenen Papierkörben und Ascheschnipseln, in das sich der große Raum verwandelt hatte, missbilligend und er konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. „Sei beruhigt – diesmal sind es nicht meine Akten.“ Nachdenklich trat Alfred auf ihn zu und blickte sich um, ganz offensichtlich entdeckte er die Kiste auf dem Schreibtisch, auf der deutlich die vier Buchstaben GCPD zu erkennen waren und schnaubte leise. „Sondern die der Polizei?“ Er schüttelte den Kopf und erhob sich von seinem Schreibtischstuhl, reichte Alfred den Packen Fotos vom Tatort, den Thomas den Beweisen hinzugefügt hatte und der ihm nun als Indiz dafür diente, wie er seine verbrannten Papierreste am besten analysieren sollte. „Nein... ich versuche, die der Mafia wiederherzustellen.“ Nachdenklich trat er an die Metallkübel heran, die Aschereste waren mittlerweile auf ein annehmbares Maß abgekühlt, aber er konnte die Hitze immer noch fühlen, immerhin hatte er mit Brennspiritus und Benzin gearbeitet, um annehmbare Ergebnisse zu erzielen. Obwohl Papier an und für sich gut brannte, konnte man doch Akten nicht so vollständig zerstören, indem man sie einfach anzündete und daher hatte er mit verschiedenen Brandbeschlenugern experimentiert, um herauszufinden, was die Mafia verwendet hatte. Leider gaben die Tatortfotos keinen Aufschluss darüber, was noch in dem Büro gefunden worden war, und so musste er Versuche anstellen... sogar eine Flasche Whiskey hatte er geopfert. „Das ist es“, murmelte er, als er an einen der Papierkörbe trat, die Aschefetzen sahen genauso verkohlt aus wie jene in den Beweismitteltüten der Polizei und vorsichtig griff er nach dem Metall, es war noch immer warm, aber nicht mehr besonders heiß, sodass er den Inhalt auf einen seiner Analysetische kippen konnte. „Das ist was, Sir?“ Alfred war auf die andere Seite getreten und betrachtete missbilligend das Chaos, das er angerichtet hatte. „Ihre gesammelten Jugendsünden, fein säuberlich unkenntlich gemacht?“ Leise lachte er. „Nicht so unkenntlich, wie du vielleicht denkst...“ Die nächsten Stunden verbrachte er damit, Papierschnipsel zu analysieren und zu scannen, Tintenproben zu nehmen, Aschereste auf Rückstände zu untersuchen und er schüttelte leicht den Kopf, jedes neue Wort, das er zu Tage förderte, bestätigte ihn in seiner Theorie, dass in jenen Akten etwas Wichtiges verborgen sein musste... allerdings fand er nicht heraus, was. Mittlerweile hatte er schon zwei Mal Annas vollen Namen – Anna Alicia Harper – entziffert, der der Polizei allerdings schon bekannt war, doch zum Lieutenant tauchten keine neuen Informationen auf und er lehnte sich zurück, seufzte auf. Alfred war nach seinem kargen Frühstück wieder gegangen, um ihn in der Firma zu entschuldigen, diese Aufgabe war zu wichtig, als dass er sie gerne liegen gelassen hätte, und kopfschüttelnd wandte er sich dem nächsten Papierschnipsel zu. Seine Experimente hatten ihn mit den nötigen Daten versorgt, um die verblasste Tinte auf den verkohlten Resten mit ein wenig Computerzauberei zumindest zum Teil wiederherstellen zu können, und im Moment konnte er nicht viel tun, außer auf die Auswertung seiner Proben zu warten... Vorsichtig legte er das Beweisstück auf die Glasplatte und klappte den Deckel zu, der Spezialscanner, den er eigentlich gar nicht besitzen sollte, tastete das Papier ab, anylsierte seine Struktur, den Grad der Verbrennung, die Überreste der Tinte und einige andere Faktoren und wenn er Glück hatte, sollte er in wenigen Augenblicken ein Ergebnis erhalten. Trotzdem gestaltete sich seine Arbeit allerdings schwieriger, als er erwartet hatte, die Analysten der Polizei hatten die dünnsten und feinsten Aschepartikel, die das Feuer hinterlassen hatte, nicht mit der nötigen Vorsicht behandelt, da sie sie ohnehin nicht auswerten konnten, und viele von ihnen waren durch mechanische Einwirkung im Nachhinein zerbröselt... was es ihm vollkommen unmöglich machte, sie genauer zu analysieren. Der Scannern piepte und mit einer Pinzette verstaute er das kleine Stück Papier wieder in einer Beweistüte, die er mit dem gefälschten Logo des Instituts, an das Thomas angeblich die Kiste geschickt hatte, verschloss, immerhin wollte er ihr nicht mehr Probleme machen, als sie ohnehin haben würde, wenn diese Sache an die Öffentlichkeit gelangte... allerdings würde ein schwarzer Fleck mehr oder weniger auf ihrer Akte kaum mehr einen Unterschied machen, zumindest für ihre Kollegen in Chicago. Abwesend warf er einen Blick auf den Computerbildschirm, eines seiner Analyseprogramme versuchte, die Überreste der Akten, die er bereits digitalisiert hatte, zu einem Text zusammenzusetzen, die Angelegenheit war eigentlich nichts anderes als ein großes Puzzle – mit verdammt vielen fehlenden Teilen. Rastlos drehte der Algorithmus den neuen Schnipsel, den er hinzugefügt hatte, bis ein Fetzen Schrift erschien – und plötzlich piepte der Rechner leise, als er ihn zugeordnet hatte. Leise pfiff Wayne durch die Zähne. „Wenn das nichts ist...“ Der neue Textfetzen, den er hinzugefügt hatte, hatte aus zuvor zusammenhanglosen Buchstaben einen Namen gemacht und er lächelte leicht, als er den Abschnitt der Akten betrachtete. Wang Junhui stand dort und langsam blickte er eine Zeile nach oben, dort hatte ein anderer Schnipsel das Wort Waffen erkennen lassen und langsam nickte er, rollte mit seinem Schreibtischstuhl ein Stück nach links und gab den Namen gemeinsam mit einem Querverweis zu illegalen Verkäufen von Kriegsmaterial in seine Suchmaske ein. Vielleicht... vielleicht hatte er jetzt, nach mehr als acht Stunden peinlich genauer Arbeit, endlich ein Ergebnis, das er verwerten könnte, das den ganzen Aufwand, den er mit den Beweisen getrieben hatte, rechtfertigte und ihm etwas gab, mit dem er arbeiten konnte. Zu lange hatte er nichts gegen den Lieutenant selbst getan, nur in der Nacht seine Handlanger bekämpft, die Auswüchse der Waffen und Drogen, mit denen er die Stadt überschwemmte, aber nichts gegen die Quelle des Übels getan... weil er es kaum vermocht hatte. Im Gegensatz zu Falconi und Maroni, die das öffentliche Leben genossen hatten, war der Lieutenant nichts... nichts als ein Phantom, der sich hinter Männern und Frauen wie Anna Harper versteckte und sie manipulierte, damit sie seinen Zielen und Zwecken dienten... was auch immer diese sein mochten. Er schien sich nicht den Reichtum zu wünschen, den seine Aktivitäten zweifellos mit sich brachten, sondern sein Motiv schien ein anderes zu sein, ein viel persönlicheres, das zeigten auch die Anschläge auf Thomas, die weitergegangen waren, selbst als sie nicht einmal mehr gegen ihn ermittelte... und die Art, wie er sich mit ihr in Verbindung gesetzt hatte. Langsam erhob er sich von seinem Stuhl, mittlerweile schmerzten seine Schultern von der gebückten Haltung, mit der er an seinem Schreibtisch gesessen hatte und vorsichtig streckte er die verspannten Muskeln, er brauchte unbedingt eine Pause... und vor allem ein paar Stunden an gutem, altmodischem Schlaf, von dem er fast vergessen hatte, was das eigentlich war. Unvermittelt piepte der Computer und er wandte sich um, seine Suche hatte bereits in der Datenbank für Straftäter geendet und er lächelte leicht, als ihn ein finster aussehender Mann zweifellos asiatischer Herkunft von dem Bildschirm aus anfunkelte. Einer seiner – zahlreichen – Namen war Wang Junhui und auch sein Herkunftsland änderte sich regelmäßig, eine Konstante in seinen Verhaftungen war allerdings zu erkennen... er war im Zusammehang mit dem Schmuggel und dem illegalen An- und Verkauf von Waffen in Gewahrsam genommen worden. Ein Gespräch mit dem Mann würde sich also auszahlen... allerdings würde er erst eine Weile schlafen. Er griff nach seinem Handy und blickte überrascht auf, als er entdeckte, dass er eine SMS erhalten hatte, dem Absender nach war sie von Detective Thomas und mit einem dumpfen Gefühl in seinem Magen öffnete er sie... wenn sie ihm schrieb, dann waren es sicherlich keine guten Nachrichten. Seine Augen verschlangen die wenigen Worte fast und er fluchte bitter, als er nach einem Moment ihren Sinn erfasst hatte. „Anna Harper von Richter Sullivan auf Kaution freigelassen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)