For Want of Evidence von Glasschmetterling (A The Dark Knight Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 38: Shirley Saunders ---------------------------- For Want of Evidence – Chapter 38: Shirley Saunders Für einen kurzen Moment erwiderte er ihr ungläubiges Starren, sah die Unsicherheit, die Erkenntnis in ihren Augen, dann griff er sanft, fast zärtlich nach der Hand, die seinen Arm zu zerquetschen versuchte, und löste Finger um Finger, schob die Frau von sich weg. „Wie kommen Sie denn auf diese Idee, Detective?“ Sie funkelte ihn an, bedachte ihn mit einem Blick, der ihn schier zu durchbohren versuchte, während sie langsam den Kopf schüttelte und wieder näher zu ihm trat. „Hören Sie doch auf mit diesem Blödsinn...“ Kaum hatte er Zeit, die Augen aufzureißen, als sie ihre Hände in seinen Haaren vergrub, seinen Kopf zu ihr hinunterzog und ihre Lippen auf die seinen presste, fast zu überrascht für eine andere Reaktion wollte er ihren Kuss erwidern, doch sie trat einen Schritt zurück. Für einen Wimpernschlag musterte sie ihn, er bemühte sich nicht, seine Überraschung und Verwirrung zu verbergen, und im nächsten Moment spürte er den brennenden Abdruck ihrer fünf Finger auf seiner Wange. Er starrte sie an, die Wut funkelte noch immer in ihren Augen, schien allerdings langsam abzuebben, und langsam, fast wie ein Trance, hob er seine Hand an sein Gesicht. „Und das war... wofür?“ „Das wissen Sie genau.“ Sie klang noch immer ausgesprochen empört und schüttelte den Kopf, so als ob sie gar nicht fassen konnte, dass er es wagte, nachzufragen. „Meinen Sie, ich küsse zwei Mal denselben Mann, ohne es zu bemerken?“ Er erwiderte nichts, denn was hätte er auch sagen sollen, und sie wandte sich ab, ging langsam auf und ab, während sie offensichtlich versuchte, sich zu beruhigen, ihre Finger zerzausten abwesend ihre Haare und er spürte, wie die ganze Gewissheit dieses Augenblicks in ihm aufstieg... sie wusste, wer er war – und was sich daraus für Probleme ergeben würden, wollte er in diesem Moment nicht einmal abzuschätzen versuchen. Selbst wenn sie ihn nicht an die Polizei verriet, wollten doch zu viele Männer und Frauen in Gotham seine wahre Identität aufdecken, was jeden seiner Mitwisser in große Gefahr brachte... und Rachel Dawes war bereits gestorben. Er schluckte leicht und blickte wieder zu Thomas, mittlerweile stand sie still, starrte auf den polierten Boden seines Arbeitszimmers und er trat einen halben Schritt auf sie zu. „Was werden Sie jetzt tun?“ Langsam hob sie den Kopf und schnaubte leise. „Sehe ich wirklich aus, als wüsste ich das?“ Der Sarkasmus in ihrer Stimme klang eher matt, ihre Wut schien verraucht zu sein und hatte einer quälenden Unsicherheit Platz gemacht, ihre Augen schimmerten fragend – doch das war eine Entscheidung, die sie selbst treffen musste... wie er darauf reagierte, war allerdings eine andere Sache. „Nein... nein, das tun Sie nicht.“ Sie wandte sich ab, nahm ihre ruhelose Wanderung durch den Raum wieder auf. „Worüber ich gerade nachdenke... in Chicago, in der Innenrevision... das Erste, was er“, abwesend deutete sie zum Bildschirm des Fernsehers, von dem aus das finster dreinblickende Bild von Philipps sie noch immer zu beobachten schien, „mir beigebracht hat, war ein Satz... Die Karte ist nicht das Gelände. Die Akte ist nicht der Mann.“ Aus dem Augenwinkel sah sie zu ihm auf. „Nur... was ist bei Ihnen die Akte? Und was ist der Mann? Sind Sie Batman... oder sind Sie Bruce Wayne? Ich kann es beim besten Willen nicht sagen...“ „Macht das einen Unterschied?“ Die Worte waren heraus, bevor er sie zurückhalten konnte, er spürte selbst, wie abwehrend er klang, doch sie schnaubte nur leicht, schüttelte den Kopf. „Vielleicht... vielleicht auch nicht. Ich habe keine Ahnung. Und ich bezweifle, dass es an mir liegt, das zu entscheiden... ich bin Polizistin.“ Nachdenklich zuckte sie mit den Schultern. „Und noch dazu eine, die jetzt eigentlich im Präsidium sein und ihren Kollegen helfen sollte...“ „Philipps?“ Sie nickte langsam. „Ja... wir verteilen sein Bild an jeden Fernsehsender, jede Tageszeitung, jede Polizeistation, jede Tankstelle, jede Kneipe, jedes Tierheim, lassen seine Beschreibung übers Radio durchgeben... wir müssen diesen Mann finden.“ „Und wenn Sie das nicht können?“ „Dann warten wir darauf, dass er mich findet.“ Sie zuckte langsam mit den Schultern, wandte sich der Tür zu, die Ruhe in ihrer Stimme erschreckte ihn fast ein wenig und hastig trat er auf sie zu, griff nach ihrer Schulter. „Ich...“ Fast scheu blickte sie zu ihm auf, und er sah die stumme Bitte in ihren Augen, die Unruhe, die Verwirrung. „Ich muss gehen...“ „Ja.“ Vorsichtig löste er seine Finger, ließ sie los, und nickte langsam. „Viel Glück.“ Sie lächelte leicht, dann wandte sie sich um, trat durch die Tür nach draußen und er starrte ihr nach, schüttelte sanft den Kopf. Noch immer spürte er das merkwürdige Gefühl in der Magengegend, wenn er daran dachte, dass sie nun mit seinem Geheimnis nach draußen ging, seine Identität in den Händen einer Frau lag, die er kaum kannte und der er nicht vollkommen vertraute, so wie das bei Lucius und Alfred der Fall war. Vielleicht war er einfach nur paranoid... aber er konnte die leichte Unruhe, in die diese Tatsache ihn versetzte, einfach nicht abstreiten, auch wenn sie natürlich genausogut von ihrem Besuch stammen konnte... sie hatte jene Frage wieder aufgewühlt, zielsicher jenen Punkt getroffen, dem er, seit er vor mehr als drei Jahren seine Maske zum ersten Mal aufgesetzt hatte und Gordon gegenübergetreten war, auszuweichen versuchte. War er nun Batman... oder Bruce Wayne? Rachel hatte dasselbe von ihm wissen wollen, hatte nach dem jungen Mann gesucht, der er einst gewesen war, und sie war tot... obwohl sie auf ihn hatte warten wollen – oder vielleicht genau deswegen? Er verdrängte den Gedanken mit fast schon geübter Routine, zu sehr schmerzte der Gedanke an sie, zu lähmend war die Frage nach dem Was-wäre-wenn, wenn man handeln musste, handeln und eine Stadt beschützen... und der Joker war sicher in Arkham verwahrt. Immerhin das hatte er erreichen können. „Master Wayne?“ Er sah auf, Alfred stand in der Tür, noch immer hielt er ein nun halbleeres Tablett mit Sektgläsern in der Hand, doch der Blick, den er ihm zuwarf, wirkte eher tadelnd, so als ob er und Rachel wieder einmal die Kondensmilch aus dem obersten Regal geholt hätten. „Master Wayne, Ihre Gäste warten.“ Langsam, fast abwesend nickte er. „Ich weiß.“ „Dann sollten Sie nach draußen gehen, meinen Sie nicht?“ „Ja... ja, das sollte ich wirklich.“ Er seufzte auf, und Alfred trat ein, schloss die Tür hinter sich und stellte das Tablett auf dem Schreibtisch ab, bevor er ihn nachdenklich betrachtete. „Detective Thomas sah... aufgewühlt aus, als sie gegangen ist, Master Wayne.“ Langsam blickte er auf. „Sie hat herausgefunden, wer ich bin, Alfred.“ Sein Butler starrte ihn überrascht an, selbst er schien einen Moment zu benötigen, um die Information zu verarbeiten, doch dann nickte er langsam. „Nun... Detective Thomas scheint mir eine sehr fähige Frau zu sein, daher war diese Entwicklung wohl abzusehen.“ „Ja... aber trotzdem.“ Er seufzte auf, schüttelte den Kopf und zog sich das Jackett glatt, wo ihre Finger sich in seinen Arm gekrallt hatten, waren Falten zu sehen, die er nachdenklich geradestrich. „Nun, die Frage ist nicht, ob Detective Thomas weiß, wer sie sind – sondern was sie mit dieser Information machen wird.“ „Ich habe keine Ahnung... und sie ebenso wenig, denke ich. Wenn ich allerdings glauben würde, dass sie meine Identität brühwarm an ihre Kollegen bei der Polizei weitergeben würde, dann hätte ich sie niemals gehen lassen...“ Alfred schüttelte den Kopf, der Sarkasmus in seiner Stimme klang schon fast beißend. „Und was hätten Sie dann mit ihr gemacht? Sie für den Rest ihres Lebens in Ihrem Versteck am Hafen eingesperrt? Wenn die Büchse der Pandora einmal geöffnet ist, kann man sie nicht wieder schließen... das wissen Sie genauso gut wie ich, Master Wayne.“ „Ja...“ Er seufzte leise auf. „Trotzdem...“ „Trotzdem sollten Sie nicht den Glauben in die Menschen verlieren, Master Wayne... und sich wieder ihren Gästen widmen. Man hat bereits nach Ihnen gefragt, und auch wenn die Leute verstehen, dass das hier Rivas Party ist, scheinen vor allem die Damen der Ansicht zu sein, dass er nicht halb so unterhaltsam ist wie Sie.“ Er lächelte leicht bei dem Gedanken und blickte auf, Alfred hatte Recht – im Moment konnte er nichts tun, nur darauf warten, dass die Polizei in ihrer Suche nach dem Lieutenant, nein, nach Philipps, korrigierte er sich abwesend, einen Erfolg erzielen konnte... und sich einstweilen seinen Aufgaben widmen. „Da kann ich meine Gäste doch wirklich nicht enttäuschen... gib mir nur noch einen Augenblick für mich, ja?“ „Natürlich, Master Wayne.“ Sein Butler lächelte leicht, nahm sein Tablett wieder auf und er staunte immer wieder, wie leicht Alfred den Wechsel zwischen seinen verschiedenen Aufgaben – Butler, Berater, Mentor – bewältigte, denn im nächsten Moment sah er wieder genauso adrett und professionell aus wie immer und verschwand durch die Tür wieder im Gewimmel der Partygäste. Langsam schüttelte er den Kopf, trat an seinen Schreibtisch, noch immer stand das halbvolle Whiskeyglas auf der Arbeitsfläche und nachdenklich griff er danach, leerte es in einem Zug, während er hinunter in die Straßenschluchten von Gotham City blickte. Die Stadt unter ihm wirkte dunkler, viele der Leuchtreklamen waren schon ausgegangen... und dennoch konnte sie wieder hoffen, denn zum ersten Mal schienen sie eine wirkliche Chance zu haben, den Lieutenant endlich zu fassen. Der Computer auf seinem Schreibtisch piepte leise und er blickte auf, wandte sich um und aktivierte den dunklen Bildschirm, eine E-Mail war eingegangen und nachdenklich öffnete er sie. Es handelte sich um eine weitergeleitete Textnachricht an jene Handynummer, die er als Batman ausgewählten Informanten gegeben hatte, und seine Augenbrauen hoben sich, als er hastig die wenigen Worte überflog. Komm in meine Wohnung. Dringend. Shirley. Hastig erhob er sich und schüttelte den Kopf, trotz Alfreds Warnung würde die Party wohl noch etwas länger warten müssen als eigentlich gedacht. Die Lichter in dem kleinen Apartement waren dunkel, als er durch das geöffnete Küchenfenster nach drinnen glitt, und lautlos blickte er sich in Shirleys Wohnung um, versuchte, die Schwärze mit seinen Augen zu durchdringen. Die Räume waren still, nur aus dem Stockwerk unter ihm drang das gedämpfte Geplärre eines Fernsehers und lautlos trat er zur Tür des Wohnzimmers, öffnete sie, auch dieses Zimmer war in dumpfe Nacht gehüllt, sah vollkommen leer aus und Sorge begann, in ihm aufzusteigen. Shirley hatte gesagt, dass es dringend war, und er wusste, dass sie nicht zu Übertreibungen neigte wie manch andere Persönlichkeit aus der zwielichtigen Grenzzone zwischen Recht und Unrecht, die er manchmal für seine Ermittlungen befragte. Trotzdem war sie nicht hier, also hatte irgend etwas – oder irgend jemand – sie davon abgehalten, sich mit ihm zu treffen... und das bedeutete, dass er sie möglicherweise auf dem Grund des Flusses suchen musste. Langsam griff er nach dem Lichtschalter und drückte ihn, die altersschwache Glühbirne in der Deckenlampe flackerte auf, sandte ihre Strahlen über einen Raum, der ein Bild der Verwüstung bot. Gegenstände lagen über den Boden verstreut, die Polster des Sofas waren heruntergerissen worden, einer von ihnen hatte das gerahmte Foto an der Wand, das eine jüngere Version von Shirley zeigte, getroffen und der Rahmen war heruntergefallen, das Glas gesplittert. Die Regale waren ausgeräumt und um und um gewühlt, Bücher hastig durchgeblättert und aufgeschlagen auf den Fußboden geworfen worden und langsam wandte er sich ab. Shirley war nicht mehr hier... aber das konnte gut oder auch schlecht sein. Er trat zurück in die Küche und stutzte, der Raum hätte kein größerer Gegensatz zum Wohnzimmer sein können, die Gläser waren noch immer an ihren Plätzen, die Schränke geschlossen, sogar die Obstschale auf dem kleinen Tisch war unangetastet... und daneben lag eine kleine Sammlung von Gegenständen, die von einem Umschlag gekrönt wurde. Batman stand in rundlichen Buchstaben darauf, doch dem Wort sah man an, dass es hastig hingekritzelt worden war, und nachdenklich griff er nach dem Kuvert, öffnete es und zog den eng beschrieben Bogen weißen Papiers, der sich darin befand, heraus. Batman, verzeih die Unordnung, aber ich konnte nicht gehen, ohne dir einige Dinge zu zeigen, denn möglicherweise werde ich keine Gelegenheit mehr dazu haben. Neben diesem Umschlag findest du etwas, möglicherweise einige Fragen beantwortet, die du dir in der Vergangenheit über mich gestellt hast. Nachdenklich blickte er von dem Text auf, auf die Platte des Küchentisches, und stutze, als er einen kleinen Lederumschlag bemerkte, der ihm merkwürdig... bekannt vorkam. Langsam griff er danach und öffnete ihn, erstarrte, als ihm das kleine, ernste Gesicht von Shirley Saunders von dem Ausweis entgegenstarrte, sie sah jünger aus, hübscher, aber auch naiver... „DEA“, murmelte er leise, als er den Namen ihrer Behörde entdeckte, und schüttelte den Kopf, er hatte den Verdacht gehabt, dass sie möglicherweise einmal für ein Sicherheitsunternehmen gearbeitet hatte... aber nicht, dass sie Bundespolizistin gewesen war. Shirley hatte ihn überrascht – wieder einmal, und diesmal so sehr wie noch nie in den knappen zweieinhalb Jahre, die er sie nun kannte. Doch irgend etwas musste geschehen sein, denn der breite, rote Stempel, der ihren Ausweis ungültig machte, leuchtete unheilverkündend neben ihrer Dienstmarke und lautlos legte er das Dokument zurück auf dem Tisch, ergriff wieder ihren Brief. Um die kurze Version einer langen Geschichte zu erzählen: Ich war jung, ich war naiv und sehr, sehr idealistisch... und ich ging zur DEA, weil ich Drogen verachtete... und jene, die süchtig nach ihnen waren. Ich absolvierte die Akademie, kam in den Einsatz... und irgendwann merkte ich, dass Rauschgiften zu widerstehen doch nicht so einfach ist, wie ich immer gedacht und anderen unterstellt hatte... Am Anfang konnte ich meine Sucht verbergen, nicht nur vor meinen Kollegen, sondern auch vor meinem Mann und meiner kleinen Tochter... aber keine Tarnung hält ewig, und irgendwann flog die Geschichte auf. Man erlaubte mir, meinen Abschied aus dem Dienst zu nehmen, allerdings reichte Morton die Scheidung ein und bekam das Sorgerecht für Emma... und ich strandete, nachdem mein Leben ohnehin schon in Trümmern lag, irgendwie hier. Den Rest der Geschichte kennst du, ich hab es geschafft, mich wieder aufzurappeln, clean zu werden, aber obwohl ich mir andere Arbeit hätte suchen können, konnte ich es irgendwie nicht. Ich hatte das Gefühl, dass ich hier nützlicher war als anderswo, Informationen beschaffen konnte, die du vielleicht brauchst – denn ich glaube, selbst in meinen schlimmsten Momenten war irgendwo tief in mir noch immer die Polizistin, die die Gerechtigkeit gesucht hat. Langsam blickte er auf und schluckte, es war wirklich mehr an Shirley, als man auf den ersten Blick sah, und er fragte sich, wie er es geschafft hatte, sie so zu unterschätzen... doch ihre Tarnung war gut, und das musste sie auch sein, denn ansonsten wäre sie schon längst nicht mehr am Leben gewesen. Nachdenklich blickte er auf den Küchentisch, erst jetzt entdeckte er das kleine Foto, das unter dem Ausweis gelegen hatte, es zeigte eine kleine, fröhliche Familie und er schüttelte leicht den Kopf, die Linien, die die Zeit und die Sucht in Shirleys Gesicht gegraben hatten, fehlten hier, sie sah jung aus... jung und wie der glücklichste Mensch der Welt. Und es hat sich gelohnt, denn das, was ich heute Nacht erfahren habe, wiegt alles auf. Die Großfahndung der Polizei gegen den Lieutenant hat ihn aus seinem Versteck gelockt und ich konnte endlich herausfinden, wo er sich aufhält – auf einem großen Tankschiff im Hafen von Gotham, der Seawise Giant. Das Schiff soll in wenigen Stunden auslaufen, ganz offensichtlich will Philipps in internationale Gewässer fliehen, wo das Gotham City Police Department ihm nichts mehr anhaben kann. Ich werde versuchen, an Bord zu gehen und ihn daran zu hindern, allerdings denke ich nicht, dass ich besonders viel tun kann... aber ich würde mir nie verzeihen, wenn ich nicht dort wäre. Shirley Saunders Für einen Augenblick oder zwei starrte er auf den letzten Absatz, versuchte, den Sinn der Worte zu erfassen, dann fluchte er leise und zerknüllte das Papier fast unbewusst in seiner Hand. Zwar hatte er gewusst, dass die Familie mindestens ein Schiff als Operationsbasis verwendete, denn immerhin hatte er sich mit Anna auf einem getroffen, aber dass der Lieutenant selbst sich auf einem versteckte, war ihm nicht einmal in den Sinn gekommen... wahrscheinlich hatte die Polizei von Gotham ihn deswegen nicht finden können. Und dass die Operationen der Mafia sich so auf den Hafen und die Industriegebiete in der Nähe konzentriert hatten, ergab nun ebenfalls plötzlich einen Sinn, im Fall des Falles konnten sie sich von dort aus schnell zurückziehen und in die neutrale Zone fliehen... der Lieutenant hatte wirklich an alles gedacht. Oder an fast alles... denn Tanker gehörten zu den langsamsten Schiffen überhaupt, und wenn er auch verstehen konnte, wieso er sich gerade eine mit Erdöl gefüllte, wandelnde Umweltkatastrophe als Hauptquartier ausgesucht hatte, so war die fehlende Geschwindigkeit für die Jagd, die sich nun entwickeln würde, sicherlich ein Nachteil. Er legte den Brief zurück auf den Tisch und griff an seinen Gürtel, zog sein Handy hervor, das er nur in absoluten Notfällen benutzte, da die Gefahr, geortet zu werden, einfach zu groß war – aber das hier musste Gordon einfach erfahren. Hastig tippte er die Nachricht, während er überlegte, trotz der Nähe seines Versteckes zum Hafen hatte er noch immer kein eigenes Boot organisiert, also würde er sich an den Piers eines... requirieren müssen, und das am besten, bevor die Polizei ebenfalls dort ankam und jedes verfügbare Transportmittel beanspruchte... er musste einfach schneller sein. Zwar wusste er nicht, was Shirley geritten hatte, einen so selbstmörderischen Versuch zu unternehmen, aber ihm war klar, dass er sie auf eine gewisse Art und Weise dazu angestiftet hatte, und fühlte sich nun verantwortlich... allerdings nicht nur für sie, sondern auch für alle anderen Bewohner von Gotham City. Seine Finger hatten die Nachricht an Gordon abgeschickt, ohne dass er es wirklich bewusst registriert hatte, und ein letztes Mal sah er sich in dem halbdunklen Zimmer um, er schien nichts übersehen zu haben und lautlos trat er ans Fenster, schwang sich nach Draußen und aufs Dach des Gebäudes. Wie auch immer die Situation war, er musste sich beeilen, nach allem, was Shirley bei ihrer letzten Begegnung erwähnt hatte, vermutete er, dass sie bewaffnet war... und er traute ihr zu, etwas sehr, sehr Dummes zu tun, das ihr Leben in große Gefahr brachte. Mit ein paar schnellen Schritten überquerte er die betonierte Fläche, dann stieß er sich von der Dachkante ab und breitete seine Schwingen aus, segelte durch die Straßenschluchten nach unten, so schnell er es vermochte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)