For Want of Evidence von Glasschmetterling (A The Dark Knight Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 39: The Man behind the Mask ----------------------------------- Doppelte Reviewbeantwortung diesmal... ich weiß nicht, wo ich Montag meinen Kopf hatte... @Kyuuo: Ja... der gute Bruce trägts mit Fassung, irgendwie... aber es macht Spaß, ihn so zu sehen. Eindeutig. Und Shirley ist wirklich einer von meinen Lieblingscharakteren in der ganzen Story, auch wenn sie am Schluss ein wenig in den Hintergrund getreten ist, weniger Raum bekommen hat... aber wichtig ist sie noch geworden, jawohl. @HavenDog: Sorry wegen dem Kapiteltitel, hab wohl nicht genau geguckt, was ich da jetz eigentlich tippe... ^^ Und Phillipps... wieso hätte er es nich sein sollen... immerhin hat ja alles auf ihn hingedeutet... ^^ Das mit Bruce und Thomas hat Spaß gemacht, ja... die beiden sind einfach knuffig irgendwie, besonders, wenn man bedenkt, was die gute Beth von reichen Schnöseln eigentlich hält... Und Shirley... ja, sie liegt mir wirklich am Herzen, auch wenn sie nur so wenige Szenen hatte und vor allem in letzter Zeit ziemlich wenig Platz... aber sies n toller Charakter, und diese Enthüllungsszenen zu schreiben, hat echt Spaß gemacht. Für alle, die Gordon besonders mögen, kommt hier übrigens eine traurige Nachricht... das ist das letzte Kapitel aus der Sicht unser aller Lieblingscommissioner, also genießt es, solange ihr noch könnt. *** For Want of Evidence – Chapter 39: The Man behind the Mask Die vorbeihuschenden Lichtkegel der Straßenlaternen erleuchteten stroboskopartig das Innere des Streifenwagens, akzentuierten die blassen, abgemagerten Gesichtszüge von Detective Elizabeth Thomas, die Commissioner James Gordon nachdenklich betrachtete. Sie war dünn geworden in den letzten Wochen, ihre Arbeit schien ihr nicht viel Zeit zur Entspannung zu lassen und auch der Schlaf kam ganz offensichtlich zu kurz, das hatte er in den letzten Nächten gesehen... und trotzdem war sie hier, starrte stur auf die Nackenstütze des Sitzes vor ihr und wartete darauf, dass ihr Fahrer sie am Hafen ablieferte. Sie wollte den Lieutenant... sie wollte ihn so unbedingt hinter Gitter bringen, dass er in den letzten Stunden zeitweise das Gefühl gehabt hatte, dass ihre Leidenschaft sich zu einer Obsession ausgewachsen hatte, und obwohl er nun von der sehr persönlichen Vorgeschichte wusste, die sie mit dem Mann – mit Lieutenant Stuart Philipps, um genau zu sein, der Name klang noch immer merkwürdig in dem Zusammenhang – verband, konnte er nicht vollends verstehen, was diese Frau dazu trieb, an ihre Grenzen zu gehen, um ihn zu fassen. Langsam schüttelte er den Kopf, er war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, sie hierher mitzunehmen, allerdings wusste er, dass er im Grunde nicht wirklich eine Wahl gehabt hatte – denn es wäre ihm einfach nicht möglich gewesen, sie fern zu halten... und wenn er ihr befohlen hätte, auf dem Präsidium zu bleiben, sie wäre ihm gefolgt, Insubordination und Befehlskette hin oder her. „Ein Schiff...“, langsam schüttelte Thomas neben ihm den Kopf und starrte nach draußen, wo die Gebäude des Hafens bereits in Sicht kamen. „Warum ausgerechnet ein Schiff? Will er es als Druckmittel benutzen und drohen, es zu sprengen?“ Gordon zuckte mit den Schultern. „Ich hatte gehofft, dass Sie uns das sagen könnten... immerhin kennen Sie ihn von uns allen am Besten. Außerdem ist es nicht so einfach, einen Tanker in die Luft zu jagen, wie man gemeinhin glauben könnte... es gibt Sicherheitsvorkehrungen dagegen... allerdings würde es schon reichen, das Öl ins Meer zu pumpen, um eine Umweltkatastrophe auszulösen.“ „Das klingt nach Stuart, ja... ein eleganter Plan.“ Sie lächelte fast ein wenig bitter. „Und Sie sollten sich auf... Überraschungen einstellen... er ist gerissen und hat so gut wie immer ein Ass im Ärmel, auch wenn man es nicht mehr von ihm erwartet.“ Gordon nickte. „Noch etwas, das ich über ihn wissen sollte?“ „Über ihn nicht... allerdings sollten Sie ein Auge auf mich haben. Ich hab Stuart seit seiner Gerichtsverhandlung nicht mehr gesehen... und ich weiß nicht, was passiert, wenn ich ihm plötzlich gegenüberstehe...“ Nachdenklich drehte er den Kopf, blickte zur Seite, Thomas saß da, starrte auf ihre Finger, das Eingeständnis war ihr ganz offensichtlich sehr, sehr schwer gefallen und langsam streckte er den Arm aus, klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. „Ich passe schon auf Sie auf, keine Angst.“ „Danke.“ Sie lächelte leicht, während sie zögerlich nickte und ihre Waffe aus ihrem Schulterholste holte, den Schlitten überprüfte. „Wenn wir Glück haben, verlassen sie sich noch immer auf die Peilsender, die sie uns angehängt haben...“ Gordon zuckte mit den Schultern, er hatte als eine seiner ersten Handlungen nach seiner Wiederindienststellung angeordnet, dass die Magazine aller Polizeiwaffen überprüft und entwanzt werden sollten. „Ich würde mein Geld nicht darauf setzen, wenn ich ehrlich bin. Der Lieutenant wird mittlerweile bemerkt haben, dass er nicht mehr alle unsere Einsätze verfolgen kann... und misstrauisch geworden sein.“ „Oh, ja... darin ist Stuart wirklich gut“, bemerkte Thomas abwesend, während der Streifenwagen abbremste, sie waren am Pier angelangt und gemeinsam stiegen sie aus, die schneidende Kälte der Nacht und der Wind, der von der See hereindrang, suchten sich ihren Weg unter seinen Mantel und fast unwillkürlich schauderte er. Trotz des Frostes und der späten Stunde herrschte rege Aktivität an dem Pier, Anker wurden eingeholt und die kleinen Polizeiboote legten ab, folgten ihren Kollegen, die sich bereits auf zur Verfolgung gemacht hatten und Gordon winkte Thomas zu sich. „Kommen Sie.“ Sie nickte und kuschelte sich in ihren Schal, folgte ihm über die Laufplanke auf eines der Schiffe – eines der letzten, die sich noch im Hafen befanden – während die Crew die letzten Vorbereitungen traf und er sich einen Weg zur Brücke bahnte und versuchte, so wenig wie möglich im Weg herumzustehen. „Sir.“ Der Captain des Schiffes begrüßte ihn, doch er winkte ab und trat stattdessen ans Funkgerät, aus dem die ersten Meldungen eintrafen, die schnellen Patrouillenboote schienen die Seawise Giant bereits gefunden zu haben und schlossen gerade zu ihr auf. Thomas war neben ihn getreten und blickte sich neugierig um, ihre dunklen Augen musterten die Geräte der Brücke und er erinnerte sich wieder an ihren Spitznamen, grinste. „Verwirrt?“ „Ich segle, Sir“, entgegnete sie einigermaßen indigniert, doch er konnte das Funkeln in ihren Augen erkennen, die Anerkennung für den Punkt, den er gerade gemacht hatte. „Ich verlasse mich auf mein Schiff und mein Geschick und nicht auf einen besseren Taschenrechner.“ Er lächelte und der Captain des Schiffes warf Thomas einen strafenden Blick zu, erwiderte aber nichts, während das das Brummen der Motoren zunahm. Die Vibrationen des Decks unter seinen Füßen verstärkten sich, als sie schließlich ablegten, das dunkle Wasser des Hafens spiegelte die Beleuchtung der auslaufenden Schiffe wieder und in der Ferne konnte er weitere Positionslichter erkennen, die sich an die Verfolgung machten. „Die Küstenwache sendet Boote zur Unterstützung, Sir. Die Nachricht kam durch, kurz bevor Sie ankamen“, bemerkte der Captain, während er sein Schiff aus dem Hafenbecken steuerte, und Gordon nickte, er hatte darum ansuchen lassen, bevor er das Präsidium verlassen hatte und zum Glück war seinem Gesuch stattgegeben worden. „Ausgezeichnet.“ Sie nahmen Geschwindigkeit auf und die Kälte nahm zu, wurde vom Fahrtwind, der außen an der Brücke vorbeistrich, noch verstärkt, er sah, wie Thomas sich tiefer in ihren Mantel kuschelte und auch er selbst schlang seinen Schal enger um sich, blickte durch die Fenster nach draußen. Die Wellen glitten unter ihnen hinweg und er musterte seine Kollegin, der faszinierte Ausdruck auf ihren Zügen und das Funkeln in ihren Augen strafte ihre vorherige, abwertende Aussage über das Patrouillenboot lügen, doch er schüttelte leicht den Kopf... Schiffe faszinierten ihn nicht, ihm wurde hier höchstens schlecht. „Das ist sie, die Seawise Giant.“ Er blickte auf, der Captain wies mit der Hand nach vorne, über den Bug hinweg, und er konnte den dunklen Umriss des Tankers über den Wellen erkennen, nur seine Positionslichter verrieten, wo er sich befand, und kleinere Boote umschwärmten ihn. „Die ersten Schiffe haben sie angerufen, aber sie wollten nicht beidrehen und sich durchsuchen lassen... also haben wir mit der Enter-Aktion begonnen.“ Gordon nickte langsam, er hatte das Kommando über diesen Einsatz an den Kommandanten seiner marinen Einheit delegiert, denn er wusste, hier hätte er hier so ungeschickt angestellt wie ein Fisch auf dem Trockenen... und bis jetzt war er mit den Entscheidungen des Mannes durchaus zufrieden, soweit er in der Lage war, sie zu beurteilen. Sie näherten sich dem Tanker und langsam drang das dumpfe Geräusch von Schüssen durch das gleichmäßige Brummen ihrer Motoren, seinem geschulten Gehör fiel es nicht schwer, das Rattern automatischer Waffen auszumachen und er schüttelte den Kopf – das hier würde hässlich werden. Auch das große Schiff schälte sich mittlerweile aus der Dunkelheit, die Scheinwerfer der Patrouillenboote spiegelten sich in der aufgewühlten Wasseroberfläche und beleuchteten den hoch aufragenden Rumpf, während Thomas angestrengt nach draußen starrte. „Sie ist voll beladen...“, murmelte sie abwesend und Gordon wandte sich ihr zu, hob die Augenbrauen. „Was haben Sie gesagt, Detective?“ „Die Seawise Giant... sie liegt tief im Wasser, also ist sie höchstwahrscheinlich voll mit Erdöl... oder irgend etwas anderem, noch Unerfreulicherem.“ Gordon nickte langsam. „Ich werde daran denken, wenn es soweit ist...“ Der Captain blickte auf. „Das Deck ist gesichert... ich denke also, ich kann es verantworten, Sie näher heranzubringen.“ „Ich bitte darum.“ Thomas lächelte leicht und er konnte es verstehen, seit er Commissioner war, schienen seine Leute bemüht, ihn zu behandeln wie ein rohes Ei, das man bloß nicht in die Nähe irgendeiner Gefahrenquelle bringen durfte... etwas, das er nicht gekannt hatte, als er nur ein Lieutenant unter vielen gewesen war. Ihr Patrouillenboot näherte sich dem Tanker, er ragte immer weiter vor ihnen auf, bis er schließlich das gesamte Sichtfeld ausfüllte, die Seawise Giant war sicherlich zehn Mal so lang wie das Schiff, auf dem sie sich befanden, und der Eindruck war schier überwältigend. Die Männer, die noch immer über die Trittleiter, die sie angebracht hatten, nach oben kletterten, wirkten klein im Vergleich zu der enormen Metallfläche und Gordon schüttelte den Kopf... wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann hatte er sich keine Vorstellung von der Größe des Tankers gemacht. Thomas blickte nachdenklich nach oben. „Irgendwie... es passt zu ihm, finde ich.“ „Was?“ Er hob die Augenbrauen. „Zu Stuart“, erklärte sie und schüttelte den Kopf. „Er wollte immer höher hinaus, als gut für ihn war.“ „Detective?“ Der Captain hatte die Hand an das eine Ohr gepresst und wandte sich nun ihr zu, sein Blick wirkte besorgt und auch Gordon horchte auf, das Brummen der Motoren unter ihnen war abgeflaut und das Boot wiegte sich im Takt der Wellen. „Sie werden an Bord... benötigt.“ „Benötigt?“ Sie hob die Augenbrauen, wirkte verwirrt und auch ein wenig nervös, aber ihre Stimme klang noch immer fest. „Was ist passiert?“ „Nun...“ Der Mann zögerte für einen Moment, schien noch immer auf die Worte aus dem Funkgerät zu hören, dann schüttelte er den Kopf. „Der Lieutenant hat Bürgermeister Garcia als Geisel genommen.“ „WAS?“ Er fand als erster seine Stimme wieder, während Thomas noch ungläubig starrte, machte er schon einen Schritt auf den Captain zu. „Wie konnte das passieren?“ Er zuckte mit den Schultern. „Das wissen wir im Moment nocht nicht, Commissioner... aber Philipps hat sich gemeinsam mit Garcia und einem Großteil seiner Organisation im Maschinenraum verschanzt. Sie sind schwer bewaffnet und wir haben bereits das FBI benachrichtigt, aber ich fürchte, bis die hier sind...“ Der Mann zuckte fast hilflos mit den Schultern. „Und noch etwas... der Lieutenant... er möchte mit Detective Thomas sprechen, Sir. Und zwar nur mit ihr.“ Gordon schluckte leicht und blickte zu ihr hinüber, ihre Schultern hatten sich merklich verspannt, aber sie wirkte nicht minder entschlossen als zuvor, als er im Streifenwagen mit ihr gesprochen hatte. „Schaffen Sie das?“ „Nun, es sieht nicht so aus, als ob ich besonders viele Auswahlmöglichkeiten hätte, meinen Sie nicht?“ Das sarkastische Lächeln auf ihren Lippen täuschte ihn nicht, er wusste, dass sie Angst hatte – wer in ihrer Situation hätte das nicht – und doch bemühte sie sich, es zu verbergen. „Wenn Sie sich...“, setzte er an, doch sie winkte schon fast brüsk ab und trat nach draußen auf das Deck des Schiffes. „Es wird Zeit, dass ich mit ihm spreche – ich hab es ohnehin viel zu lange hinausgeschoben...“, entgegnete sie ruhig und er nickte langsam. „Ich... mir...“ Sie zögerte, eine Verhaltensweise, die uncharakteristisch für sie wirkte, und er trat einen Schritt auf sie zu. „Spucken Sie's aus, Detective.“ „Nun... könnten Sie mich begleiten, Sir?“ Er hob die Augenbrauen ob der Unsicherheit, die aus ihren Augen sprach, er konnte nicht leugnen, dass es ihn verwirrte, dass sie ausgerechnet ihn um Unterstützung fragte, den Mann, den sie einst verachtet und dessen Karriere sie fast zerstört hätte... aber trotzdem nickte er, fast zögerlich, und klopfte ihr vorsichtig auf die magere, fast knochige Schulter. „Natürlich... ich hab doch versprochen, auf Sie aufzupassen, nicht?“ Sie lächelte leicht und trat an den Rand des Decks, schwang sich über die Reling und langte nach den Griffen der schwankenden Leiter, die am Rumpf des Tankschiffes emporführte, vorsichtig setzte sie einen Fuß vor den anderen und einen Moment beobachtete er, wie ihr Schal im kalten Wind flatterte, dann folgte er ihr auf ihrem langen Weg nach oben. Die Luft im Maschinenraum war heiß und stickig, bildete einen Kontrast zu dem kalten Wind, der auf dem Deck geherrscht hatte, der stärker nicht sein konnte. Das dumpfe Wummern der Motoren und das gelegentliche Quietschen von Metall beherrschten die Szenerie, erzeugten eine Geräuschkulisse, die die Stimmen der anwesenden Männer und Frauen hastig verschluckte und die Schüsse, die noch immer in dem Schiffsrumpf widerhallten, zur Bedeutungslosigkeit verblassen ließ. „Stuart Edward Philipps.“ Nachdenklich beobachtete Gordon, wie Thomas nach vorne trat, sie hatte ihren Mantel auf ihrem Weg in die metallenen Tiefen des Schiffes abgelegt und der Umriss ihrer Waffe zeichnete sich deutlich unter ihrer Jacke ab, trotzdem hielt sie die Hände beruhigend erhoben. „Detective Elizabeth Thomas. Was für eine Überraschung.“ Die Stimme klang alt und rau, zerfallen von zu viel Alkohol und Drogen, und auch der Mann, zu dem sie gehörte, hatte nicht mehr viel mit dem Bild von ihm gemein, das in den Medien verbreitet worden war. Das Gefängnis hatte Philipps ganz offensichtlich mehr zugesetzt als die Jahre, vor seinem Haftantritt war er ein vitaler, gutaussehender Mittvierziger gewesen, doch nun hatten sich tiefe Furchen in sein Gesicht gegraben, eine rötliche Narbe verlief über sein Kinn und doch... selbst er konnte das Charisma spüren, das dieser Mann ausstrahlte, die Gewissheit, alles tun und erreichen zu können. „Du wolltest mit mir sprechen. Ich bin gekommen. Also sag, was du zu sagen hast, Stuart.“ Ihre Stimme klang frostig und er glaubte, dass ihr Gesicht einen ähnlich harten Ausdruck zeigte, doch er konnte es nicht sehen - er stand zu weit hinten, knapp neben der Tür, denn die schwer bewaffneten Einheiten, die bereitstanden, um einzugreifen, waren nicht bereit gewesen, ihn in die Nähe so vieler Mafiosi zu lassen. Nicht nur der Lieutenant, den er kaum erkennen konnte, so dicht hielt er sich hinter dem vor Angst zitternden Garcia, dem er eine Waffe an die Schläfe hielt, sondern auch seine Leute waren hier, hatten sich auf den Laufgängen und hinter den Maschinen des Raumes verschanzt, nutzten jede Deckung leidlich aus. Er wusste nicht, wie viele von ihnen es waren, die verwinkelte Struktur der Halle bot genügend Möglichkeiten, sich zu verstecken... nur Philipps stand in der Mitte des Raumes, einsam und verlassen – aber er hatte eine Geisel. „Vielleicht wollte ich nur einfach dein hübsches Gesicht wieder einmal sehen, Elizabeth... immerhin hast du mich nicht einmal zurückgerufen... und das ist doch wirklich gar nicht nett, oder?“ Sein sarkastischer Tonfall schien etwas in ihr auszulösen, ihre Schultern bewegten sich unbehaglich, doch sie machte keine Anstalten, ihn anzugreifen. „Vielleicht, weil ich dir gesagt habe, dass du aus meinem Leben verschwinden sollst, Stuart... und du das nicht getan hast.“ Philipps lachte leise auf, das Geräusch klang rau und wurde vom Wummern der Maschinen fast verschluckt. „Meine liebste Elizabeth... du hast vielleicht vergessen, dass ich vor dir in Gotham City war. Die Stadt war unbeanspruchtes Land, nachdem der Joker doch so wunderbare... Vorarbeit geleistet hat, und ich dachte mir, hier könnte meine neue Machtbasis entstehen... dass du hier auftauchen würdest, habe ich nicht geahnt.“ Nachdenklich blickte er zu Thomas, die Provokation schien bei ihr zwar nicht auf fruchtbaren Boden zu fallen... aber dass sie sie kalt ließ, konnte er auch nicht behaupten, dazu verband sie noch immer viel zu viele Gefühle mit diesem Mann. „Aber gestört hat es dich auch nicht, Stuart. Du hast meine Sachen gestohlen, mich terrorisiert, versucht, meine Familie zu ermorden, Attentate auf mich durchführen lassen... du hast mich verspottet.“ Die Empörung in ihrer Stimme klang klar durch, doch noch immer hielt sie sich merkwürdig ruhig... und auch der Lieutenant wirkte nicht wütend, eher so, als ob diese Szene genau das war, was er sich erwartet hatte. „Zumindest die beiden Anschläge können Sie ihm nicht vorwerfen, Miss Thomas.“ Er riss den Kopf herum, die Stimme war von einem der höher gelegenen Laufgänge gekommen und hastig blickte er hinauf, die Frau in dem schwarzen Kleid schwang sich langsam die Leiter hinunter, ihre hohen Stiefel klackten auf dem Metall und vollkommen ruhig überquerte sie die freie Fläche, trat dicht neben Philipps. „Das war nämlich ganz allein... meine Idee.“ Gordon betrachtete sie, die schwere automatische Waffe, die sie um den Hals trug, konterkarierte ihr elegantes Erscheinungsbild auf merkwürdige Weise, auch der breitkrempige Hut, den sie auf ihre roten Locken gedrückt hatte, wirkte grotesk deplatziert, genauso wie die offensichtlich teure Silberkette mit einem funkelnden Diamanten um ihren Hals. Thomas reagierte nicht, als die Frau ihren Arm um Philipps schlang und ihm einen Kuss auf die zerfurchte Wange hauchte. „War es das, Anna?“ Ihre Stimme klang vollkommen ruhig, was Gordon einigermaßen überraschte, und sie entspannte ihre Schultern mit einer bewussten Bewegung. „Noch nicht auf den Gedanken gekommen, dass Stu mir niemals... wehtun würde?“ Gordon verbarg ein leichtes Lächeln, als er den provokativen Unterton wahrnahm, Annas Auftritt schien ihr eine Idee geliefert zu haben, wie sie die Situation angehen konnte und er nickte langsam, der Ansatz schien gut zu sein. „Batman ist hier.“ Er wandte sich um, die geflüsterte Stimme war von hinten gekommen und er erkannte einen der Teamleiter seiner schwer bewaffneten Einheiten, der in der Tür stand. „Auf dem Schiff?“, fragte Gordon überflüssigerweise und der Mann nickte leicht. „Wir haben zwischen den Tanks – die übrigens wirklich mit Erdöl gefüllt sind – einige von Philipps Männern gefunden, ohnmächtig, gemeinsam mit einem dieser Messer... Sie wissen, was ich meine?“ Gordon nickte langsam und der Mann fuhr fort: „Auf jeden Fall... er hat sich rastlos durch das Schiff bewegt, vor allem durch die leereren Sektionen, so als ob er irgend etwas suchen würde... aber ich hab keine Ahnung, was genau. Und er hat die Brücke gesäubert, bevor wir es tun konnten... ich denke also, er ist auf unserer Seite. Diesmal.“ Und auch sonst immer... aber das wissen Sie nicht. „Danke.“ Er wandte sich wieder der Szenerie vor ihm zu, Anna hatte sich mittlerweile wieder zu einem der Tanks zurückgezogen, Philipps damit ganz alleine gelassen, während Thomas ungerührt weitersprach, sie hatte ihre Ruhe gegen eine gewisse... Unverfrorenheit getauscht, gegen einen amüsierten Unterton, von dem er sich fragte, wie sie ihn aufrechterhalten konnte. „Weißt du, Stu... so wunderbar der Smalltalk mit dir auch ist, irgendwie könnte ich mir ziemlich viele Dinge vorstellen, die ich lieber tun würde, als mit dir zu reden... Kartoffeln schälen zum Beispiel. Oder mit Salzsäure gurgeln.“ Sie wandte sich um, lächelte leicht und warf einen kurzen Blick zu Gordon, der alles oder nichts ausdrücken konnte, doch ihre Hand, die Philipps nicht sehen konnte, deutete für einen Augenblick auf die Waffe in ihrem Holster und er verstand, nickte abgehackt. „Oder auf dem Schießstand stehen... du weißt doch noch, wie sehr mir das damals gefallen hat, nicht wahr, Stu?“ Mit einer langsamen Bewegung zog sie ihre Pistole, entsicherte sie beiläufig, die Waffe lag locker in ihrer Hand, der Arm hing entspannt herab und doch wusste Gordon, dass sie vorhatte, früher oder später etwas zu unternehmen. So langsam und unauffällig wie möglich wandte er sich an den Teamleiter. „Halten Sie sich bereit... so wie es aussieht, denkt sie nicht, dass sie die Situation friedlich entschärfen kann.“ Der Mann nickte leicht, gab die Information wispernd an seine Leute weiter, er sah, wie die Schützen, die sich jede Deckung gesucht hatten, die sie nur finden konnten, unauffällig ihre Anweisungen bestätigten, während Thomas gemächlich auf und ab zu gehen begann. Noch konnte er nicht sagen, was sie vor hatte – aber wenn jemand wusste, wie Philipps reagieren würde, dann war sie das. „Und ich war gut, Stu...“ Sie lächelte schräg, schüttelte ihre Schultern aus, irgendwie gelang es ihr, den Eindruck einer vollkommen entspannten Frau zu vermitteln, die den sichtlich nervösen, leichenblassen Garcia, der noch kein Wort gesagt hatte, konterkarierte. Auch Philipps hatte einiges von seiner anfänglichen Überheblichkeit verloren und nun hatte er das Gefühl, dass die Situation eher in Thomas' Händen lag – ein Eindruck, der sich auch auf die Bewaffneten des Lieutenants auswirken musste. „Das warst du“, entgegnete Philipps leise, seine dunklen Augen verfolgten seine ehemalige Geliebte mit Blicken, eine Strähne graumelierten Haares hing ihm ins Gesicht, doch er konnte sie nicht nach oben schieben, ohne seine Geisel oder seine Waffe loszulassen. „Glaub mir, Stuart, ich hab nichts verlernt... das solltest du wissen, bevor du irgendetwas... Unbedachtes tust.“ Sie droht ihm, schoss es Gordon durch den Kopf, während er beobachtete, wie sie einen weiteren Schritt auf ihn zutrat, der Lieutenant betrachtete sie, erwiderte aber nichts. „Weißt du...“, ihre Stimme klang beiläufig und sie zuckte locker mit den Schultern, „bevor du dich entschieden hast, hier Unruhe zu stiften, hab ich Ewigkeiten nicht an dich gedacht... ich meine, du warst im Gefängnis und von mir aus hättest du dort verrotten können oder auch nicht... es wäre mir egal gewesen. Vollkommen egal.“ „Das ist nicht wahr.“ Zum ersten Mal klang eine Gefühlsregung in Philipps Stimme mit, er klang noch rauer, diesmal nicht vom Whiskey, sondern von Schmerz und Verwirrung und Gordon spannte sich an, machte sich bereit, in Deckung zu gehen, während der Lieutenant seinen Griff um Garcias Hals fast instinktiv verfestigte. „Doch. Ist es“, entgegnete Thomas trocken und trat noch einen Schritt auf ihn zu, sie war zur Seite ausgeschert, sodass sie ein besseres Schussfeld hatte und abwesend fragte er sich, wieso Philipps ihr das erlaubt hatte. Der Mann war Polizist gewesen, er musste doch wissen... „Du bist mir vollkommen egal, Stuart, und wenn du nicht willst, dass ich dir eine Kugel zwischen die Augen jage, solltest du Garcia loslassen und dich ergeben.“ Er lachte. Das Geräusch drang unwirklich durch den Lärm der Maschinen, klang nicht mehr spöttisch, wie zu Anfang ihres Gespräches, sondern jedes Sinnes entleert, irr. Das Geräusch hätte eher zu Anna gepasst, fand er, und instinktiv sah er sich nach ihr um, doch die Frau war nicht zu entdecken, in den Tiefen der Maschinenhalle verschwunden. „Kleine Beth... noch immer so naiv wie damals? Hast du dich nicht gefragt, was dein ach so geschätzter Bürgermeister hier macht?“ Ihre Finger schlossen sich fester um den Griff ihrer Waffe und Gordon nickte dem Teamleiter fast unmerklich zu. „Sehe ich aus, als würde es mich interessieren, Stu?“ „Das sollte es aber, Prinzessin – immerhin ist er hier, weil er seinen verdammten Arsch retten wollte... denn Greene war nicht der einzige Verräter in der Verwaltung von Gotham City.“ Sie erstarrte, ihre gesamte aufgesetzte Gelassenheit verschwand in einem einzigen Moment, während ihre Muskeln sich anspannten und sie Philipps anstarrte, der Mann lächelte breit, der Ausdruck auf seinem Gesicht hatte etwas... wütendes, rachsüchtiges und er funkelte Thomas aus seinen dunklen Augen an. „Wobei... daran könnte ich doch etwas ändern.“ Der Lieutenant packte Garcia fester, schlang seine Finger um die Pistole, die er in der Hand hielt, und drückte sie an die Schläfe des Bürgermeisters, der Mann erstarrte vor Schreck, gab einen erstickten Laut von sich. „Sag ade zu Gothams Helden mit der fleckigen Weste.“ Thomas machte einen weiteren Schritt auf die beiden zu und Gordon sah, wie der Lieutenant sich ihr zuwandte, die Angst auf ihrem Gesicht auskosten wollte... ... und herumwirbelte, als ihre Kugel ihn zwischen die Augen traf. Für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen, Philipps taumelte nach hinten, bereits tot, während Garcia noch verwundert umblickte, noch nicht fassen konnte, dass er frei war. Thomas stieß sich ab, warf sich nach vorne und riss den Mann zu Boden, während die ersten, fast einsam klingenden Schüsse gellten. Er selbst ging in die Knie, duckte sich in den Rahmen der Tür und zog seine eigene Waffe, Kugeln schlugen ein, während die Kommandos das Feuer erwiderten, versuchten, die Mafialeute zurückzudrängen. Philipps' Leiche lag noch immer auf dem Boden, er hatte kaum geblutet, nur ein kleines Rinnsal zog sich über seinen Nasenrücken hinab bis zu seiner Wange, es sah fast aus, als ob er geweint hätte, und Gordon wandte hastig den Blick ab, blickte zu Thomas. Sie hatte sich mit dem Bürgermeister hinter einem Schaltpult in Sicherheit gebracht, wie durch ein Wunder unverletzt, während Garcia am Bein getroffen schien, er hielt sich die blutende Wunde und Thomas sah zu ihm hin, eine stumme Frage in ihren Augen. Er nickte und gab dem Teamleiter einen Wink, seine Leute konzentrierten das Feuer und Thomas hievte sich den Bürgermeister auf die Schulter, schaffte es irgendwie, die Meter bis zur Tür zu überbrücken, sich um die Ecke zu werfen. Fast augenblicklich ließ sie sich zu Boden fallen, vollkommen erschöpft, und auch Gordon zog sich zurück, Garcia wimmerte leise, doch er nahm es über dem Geräusch der Schüsse kaum wahr, blickte Thomas an. „Ein gewagter Schuss.“ Sie nickte langsam und richtete sich auf, während die ersten Sanitäter zu ihnen strömten, nachdenklich hielt er ihr die Hand hin und sie zog sich nach oben, klopfte sich den Staub vom Hosenanzug. „Ja... aber ich wusste, dass ich es konnte.“ Schnell warf sie einen Blick in die Halle, die Kommandos waren bereits vorgerückt und für einen Augenblick starrte sie auf die Leiche des Lieutenants, die reglos auf dem Boden lag wie die zurückgelassene Puppe eines wütenden Kindes, dann seufzte sie auf. „Was mir nicht gefällt, ist... Philipps wusste das auch.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)