For Want of Evidence von Glasschmetterling (A The Dark Knight Fanfiction) ================================================================================ Kapitel 40: Nightfall --------------------- @Kyuuo: Naja, was Batman sucht... das ist ja nicht so schwer rauszufinden... Und ja, Garcia ist wirklich einer von den Bösen, bzw zumindest einer von den nicht so guten... weiß nicht, ob man bei ihm wirklich von "Böse" sprechen kann. @HavenDog: Ja, darauf hab ich ja ewig hingearbeitet... die beiden haben sich nur aus der Ferne bekriegt die ganze Zeit, die mussten sich ja irgendwann mal treffen... alles andere wär ja auch absolut merkwürdig gewesen. Ja... Gordon ist sicher misstrauisch, aber ich glaub, ob er mit seiner Vermutung Recht hat, will er gar nicht so genau wissen... so kann er noch immer sagen, dass er ja keine Ahnung gehabt hätte, was als Commissioner auch nicht so unpraktisch ist. Und ja... du hast vollkommen Recht mit deiner Vermutung :) *** For Want of Evidence – Chapter 40: Nightfall Das salzige Wasser schlug gegen den Rumpf des großen Schiffes, als er sich aus dem kleinen Boot, das ihn hierher, hinaus aufs offene Meer, getragen hatte, schwang und die Seilwinde ihn immer weiter nach oben zog. Der Wind pfiff um ihn herum und der Tanker beschleunigte noch immer, steuerte zielsicher die internationalen Gewässer an, wo der Lieutenant sicher wäre vor der Verfolgung durch die Polizei von Gotham City... aber Batman hatte keinen Zuständigkeitsbereich. So leise wie möglich klammerte er sich an einer der Metallstreben der Reling fest, das Deck des Schiffes war still und ruhig, bis auf einen gelegentlichen Zuruf eines der Wächter konnte er nichts hören, ganz offensichtlich hatte die Besatzung seine Ankunft nicht bemerkt und vorsichtig blickte er über die Kante. Ein bewaffneter Posten stand hier, in der Nähe des Buges, und blickte sich wachsam um, spähte in die Ferne, suchte wohl nach Positionslichtern von möglichen Verfolgern, er rechnete wohl nicht damit, dass sein Feind schon so nahe war. Der Mann blickte kurz in die andere Richtung, wandte sich ab, und Batman schwang sich nach oben, ließ ihn zu Boden gehen, bevor es ihm gelang, seine Maschinenpistole zu heben. Der Wächter schlug dumpf auf dem metallenen Boden auf, doch das Geräusch hallte nicht besonders weit, und er selbst duckte sich, blickte nach vorne. Zwischen den verschiedenen Aufbaute auf dem Deck des Schiffes konnte er vage Gestalten ausmachen, viele von ihnen trugen Taschenlampen, um sich zu orientieren, doch trotzdem erahnte er die Waffen in ihren Händen mehr, als dass er sie wirklich sah. Shirley war auch nirgends zu entdecken, aber das wäre auch ein zu großer Zufall gewesen, und langsam tastete er sich nach vorne, wich den Wächtern aus und steuerte die Brücke an. Die Polizei würde bald hier sein, er hatte Gordon benachrichtigt... doch wenn sich der Lieutenant mit seinem Schiff bereits in internationalen Gewässern befand, konnte der Commissioner nicht mehr viel tun.... er musste also den Tanker aufhalten. Unvermittelt trat einer der Wächter hinter einem der Mittschiffskräne hervor und er packte den Mann, ließ ihn hastig zu Boden gehen und duckte sich in die Schatten. Doch ganz offensichtlich hatte die plötzliche, unvermittelte Bewegung jemanden auf der Brücke aufmerksam gemacht, aufgeschreckte Rufe gellten durch die kalte Nachtluft. Als er vorsichtig nach vorne spähte, konnte er die schlanke Silhouette von Anna ausmachen, die von der Galerie, die den Kommandostand umgab, nach unten blickte. „Verdammt“, fluchte er fast mild und schüttelte den Kopf. Sein Plan, sich unbemerkt an den Wachen vorbeizuschleichen, hatte nun keine Chance mehr und er musste ganz offensichtlich zu... direkteren Methoden übergehen. Er griff an seinen Gürtel und löste eine seiner Blendgranaten, kurz blickte er um die Ecke des Krans, hinter den er sich duckte, hinüber zur Backbordseite des Schiffes, dann warf er sie. Metallisch scheppernd schlug sie auf dem Deck auf, sprang klappernd weiter und er konnte fast sehen, wie die Wachen sich dem Geräusch zuwandten, herauszufinden versuchten, woher es stammte. Der grelle Blitz flammte auf und entfernt hörte er erschrockene Schreie, er nutzte den Moment, warf sich aus seiner Deckung und hastete an der Reling entlang nach vorne, überbrückte die Meter, so schnell er es vermochte. Anna war von der Galerie verschwunden, doch er hörte ihre Stimme, die schrill Befehle brüllte, sich aber immer weiter von ihm entfernte. Mittlerweile ebbte das Chaos auf dem Deck ab, er hörte, wie erste Schüsse durch die Nacht peitschten, hinter ihm einschlugen, und hastig duckte er sich hinter ein Metallrohr, das aus dem Boden ragte, wahrscheinlich ein Luftschacht aus dem Inneren des Schiffes. Ein zweites Mal würden die Wächter sich nicht so leicht täuschen lassen, doch vielleicht... vielleicht musste er es nicht einmal versuchen. Vorsichtig spähte er nach vorne, schätzte den Abstand zur Galerie, die die Brücke umgab, und nickte langsam...es würde knapp werden, aber höchstwahrscheinlich funktionieren. Er griff nach seiner Pistole mit den Magnetenterhaken und schloss für einen Augenblick die Augen, rief sich das Schiff noch ein Mal in Erinnerung, dann stieß er sich ab. Mit einer schnellen Bewegung zog er sich auf das Rohr hinauf, er hörte, wie Schreie gellten und die ersten Schüsse prallten von seinem Panzer ab. Doch er hatte bereits abgedrückt, das kleine Geschoss klebte am metallenen Geländer und die Seilwinde zog ihn, während er auf die Brücke zuschwang. Unsanft prallte er gegen das Metall, doch er hatte damit gerechnet und konnte den Aufschlag dämpfen, und dann hatte er auch die Kante erreicht. Hastig zog er sich über die Brüstung nach oben, für einen Moment konnte er die erschrockenen Gesichter der Brückenbesatzung erkennen, bevor er in einem Scherbenregen durch die Scheibe brach. Die Männer und Frauen schrien erschrocken, doch hier konnte er keine schweren Waffen erkennen, wohl, um die Instrumente nicht zu beschädigen. Auch die Schüsse, die von Deck gekommen waren, waren verstummt, und er blickte sich um, die Brückencrew hatte die Hände erhoben und starrte ihn an, machte keine Anstalten, sich zu wehren. Seine Augen huschten über die Konsolen und blieben an einem großen, roten Knopf hängen, der die Beschriftung Notstop trug und er hastete darauf zu, schlug die Scheibe ein und drückte ihn fest. Alarmsirenen gellten und er spürte, wie die Maschinen tief unter ihm, im Bauch des Schiffes, sich gegen die plötzliche Schubumkehr wehrten, die ihnen aufgezwungen wurde. Die erschrockene Besatzung des Tankers hatte noch keine Zeit gefunden, zu reagieren, und er nutzte den Schockzustand, in dem sie sich befanden, scheuchte die Männer und Frauen die Treppe nach unten, die in die Crewquartiere führen musste und durch eine Tür, die in einen kleinen Aufenthaltsraum führte. Er wusste nicht, ob sie für den Lieutenant arbeiteten oder zum Dienst auf dem Schiff gezwungen worden waren, aber in jedem Fall war es gut, sie hier eingesperrt zu lassen – in dem einen zu ihrem, im anderen zu seinem Schutz. Allerdings brauchte er auch Informationen, und so trat er ebenfalls ein, blickte sich um. Einer der Männer nestelte an seinem Gürtel herum und er trat mit zwei langen Schritten an ihn heran, packte ihn am Kragen und zog ihn hoch. Der Arm, der bereits zu einer Pistole geschnellt war, fiel kraftlos herunter und Batman griff nach der Waffe. Achtlos zerquetschte er den Lauf und ließ sie beiläufig zu Boden fallen, bevor er den Mafiosi mit einer Hand gegen die Wand drückte. „Diese Frau! Wo ist sie?“ „Ich...“, der Mann röchelte, musste fast schielen, um auf das Foto von Shirley zu blicken, das er aus ihrer Wohnung mitgenommen hatte und das er ihm nun zeigte, „... sie ist nicht hier. Ich hab sie nie gesehn!“ „Sie ist hier“, beharrte er und der Mafiosi umklammerte seinen Arm, starrte zu ihm hinauf, während seine Augen heraustraten. „Nein... nicht hier. Aber wenn sie sich versteckt... bei den Tanks... dort findet sie niemand.“ Unzufrieden ließ er seinen Gefangenen los, der Mann rutschte an der Wand herunter und sackte auf dem Fußboden zusammen, rieb sich den schmerzenden Hals. Batman wandte sich ab, blickte sich um und machte sich daran, die anderen Männer und Frauen zu durchsuchen... immerhin wollte er nicht, dass die Polizei eine böse Überraschung erlebte, wenn die ersten Einheiten diesen Raum stürmten. Allerdings würde er hier nicht mehr erfahren... wenn jemand anderer aus der Crew irgend etwas über Shirley gewusst hätte, hätte er sich sicherlich gemeldet... und niemand hatte auch nur Anstalten dazu gemacht. Sorgfältig verriegelte er das Schott hinter sich, nachdem er den Raum verlassen hatte, und blickte sich um, die Stufen führten weiter in die Tiefe, in den Maschinenraum des Tankers, doch der Lärm, der plötzlich von oben zu ihm drang, ließ ihn inne halten. Die verbliebenen Wächter brüllten sich Befehle zu und erneut gellten Schüsse, die ersten Einheiten der Polizei waren wohl eingetroffen und er nickte langsam... Gordon würde sich wohl um Anna und den Lieutenant kümmern müssen, denn er hatte Shirley noch immer nicht gefunden. Er glaubte nicht, dass sie sich hier, im hinteren Teil des Schiffes, versteckt hielt, zu viele Menschen wurden hier auf zu engem Raum untergebracht, als dass sie sich hätte verbergen können – also blieb nur noch die weitaus größere Sektion mit den Tanks. Fast flog er die Stufen hinunter, bis er einen kleinen Durchgang gefunden hatte, der nach vorne, in den Ladebereich führte, und hastig duckte er sich hindurch. Er konnte bereits die schweren Stiefel der Polizeieinheiten auf der metallenen Treppe klappern hören und hastig verschloss er das schwere Schott hinter sich, bevor er einen Wärmescanner von seinem Gürtel nahm und nachdenklich das Display betrachtete. Die Hitze, die von den Tanks mit dem Erdöl ausging, drang unangenehm auf ihn ein, doch was sie wirklich unerträglich machte, war die Tatsache, dass sie seine Anzeigen verfälschte. Weit vor ihm, in der Mittschiffssektion, konnte sich eine Person befinden – oder auch nicht... trotzdem, es war einen Versuch wert, vor allem, da er im Moment niemand anderen im Laderaum entdecken konnte. Hastig setzte er einen Fuß vor den anderen, eilte über die Laufgänge, das Metall klapperte unter seinen Füßen, doch er versuchte nicht einmal, seine Anwesenheit geheim zu halten, denn die Wärmesignatur der Person, die er verfolgte, wurde deutlicher, je näher ihr kam. Sie – oder er, wie er zähneknirschend einräumte – bewegte sich von ihm fort, floh weiter zur Bugsektion des Schiffes hin, mittlerweile konnte er die schweren Schritte eine Sektion unter ihm hören. Im Laufen blickte er nach unten und spürte einen Stich der Enttäuschung, es war nicht Shirley, die dort unten vor wegrannte, sondern einer der Posten, der seine schwere Waffe fast krampfhaft umklammert hielt. Mit einer schnellen Bewegung schwang Batman sich über die Brüstung und stürzte sich auf den Wächter herab, der Aufprall ließ den Mann aufkeuchen und hastig drehte er ihn um, starrte auf ihn herab. „Wo ist Shirley?“ „W-Wer...?“ Sein Gefangener blinzelte desorientiert. „Shirley Saunders“, wiederholte er und der Mafiosi schüttelte den Kopf, seine Augen blickten in verschiedene Richtungen. „Ich... vielleicht Frau... rothaarig... lief zurück zu Brücke... als hierherkam...“ Achtlos ließ er den Bewusstlosen zu Boden gleiten und richtete sich auf, er konnte sich nicht sicher sein, ob er wirklich Shirley gemeint hatte. Allerdings zeigte sein Scanner niemanden mehr im Frachtbereich an... oder doch? Vage konnte er eine Wärmesignatur erkennen, auf einer der untersten Ebenen, im Bereich des Maschinenraumes... vielleicht hatte sie sich dort verborgen, in der Nähe des Geschehens. Das hätte zwar das Risiko erhöht, entdeckt zu werden... doch Shirley kam ihm im Moment nicht wie eine Frau vor, die Risiken besonders viel Beachtung schenkte. Er schüttelte den Kopf, was sie tat, war dumm... sehr dumm, selbst wenn sie bewaffnet war, war dieses Schiff kein Ort für eine ehemalige Polizistin, einen bloßen Amateur... doch wenn er ehrlich war, dann war er eigentlich auch nichts anderes... allerdings ein Amateur, der Ahnung von dem hatte, was er tat. Hastig, doch diesmal bemüht, keine unnötigen Geräusche zu verursachen, machte er sich auf den Weg, folgte der Spur, die sein Wärmescanner ihm wies, überbrückte ab und zu eine Ebene mit einem beherzten Sprung. Vage fragte er sich, während er lief, was der Mann, den er eben getroffen – nun, getroffen im wörtlichen Sinne – hatte, eigentlich hier, mitten zwischen den Öltanks, getan hatte. Der Kampf gegen die Polizei fand in der Hecksektion des Schiffes statt, und eigentlich sollte er doch dort sein... aber vielleicht hatte er sich vor den Gefechten in Sicherheit gebracht. Wahrscheinlich war es gut für den Mann gewesen, dass er ihm begegnet war, er wollte nicht daran denken, was Anna mit ihm getan hätte, hätte sie von seiner Feigheit erfahren – das natürlich nur gesetzt den Fall, dass Anna dieses Schiff als freie Frau verlassen hätte. Doch damit rechnete er, wenn er ehrlich zu sich selbst war, nicht, Gordon war ein zu guter Polizist, als dass er eine Gelegenheit wie diese einfach verstreichen lassen würde. Nein, Anna und dem Lieutenant würde es nicht gelingen, zu entkommen... doch was ihm Sorgen machte, war die Tatsache, dass er Shirley noch immer nicht gefunden hatte. Vorsichtig spähte er zwischen den Streben der Brüstung nach unten, die Wärmesignatur, die er zuerst erkannt hatte, war nun direkt unter ihm und er hatte fest – fast zu fest – damit gerechnet, Shirleys hellroten Lockenschopf unter sich zu erkennen... allerdings erblickte er stattdessen Annas dunkelrote Mähne, verdeckt von einem eleganten schwarzen Hut, der einen harschen Kontrast zu ihrer Umgebung bildete. Hastig duckte er sich wieder hinter einen der Tanks, die Frau tippte ungeduldig mit der Fußspitze auf den Boden, das leise, metallene Geräusch hallte durch die Luft. Erst jetzt nahm er die Schüsse bewusst wahr, die aus dem Maschinenraum drangen und die zuvor bereits als unterschwelliges Vibrieren durch seine Knochen gegangen waren und er schüttelte den Kopf, blickte wieder nach unten. Anna wirkte... ungeduldig, nervös, spähte immer wieder nach vorne in die Richtung des Buges, aus der er gerade gekommen war, in der linken Hand hielt sie eine Waffe, während ihre Rechte ein Funkgerät umklammert hielt, das allerdings merkwürdigerweise stumm blieb und kein Geräusch von sich gab. Für einen Moment überlegte er, blieb still, obwohl er sie doch überwältigen konnte, doch... sie schien auf irgendetwas zu warten, und so wie er sie kannte, würde dieses etwas ihm ganz und gar nicht behagen, wenn es schließlich eintraf. Trotzdem... er sich nicht von ihr überraschen zu lassen, und lautlos erhob er sich aus seiner geduckten Position, schob sich nach vorne und setzte zum... „Das würde ich tunlichst sein lassen, wenn ich Sie wäre.“ Er zögerte für einen Augenblick, fror mitten in der Bewegung ein und sah nach unten, Anna hatte sich ihm zugewandt, starrte ihn direkt an, während sie fast gemütlich an der Wand lehnte. Das leichte Lächeln auf ihren Lippen wirkte beinahe entspannt, während sie mit ihrem Funkgerät wedelte. „Wissen Sie... ich hab da nämlich eine nette kleine Bombe versteckt... und bevor Sie bei mir sind, habe ich sie gezündet... und wir werden in Einzelteilen über die Bucht verstreut... von dem ganzen Erdöl nicht zu sprechen, das dann ins Meer fließt.“ Er betrachtete sie für einen Augenblick, ihre Schultern wirkten entspannt, sie hielt ihre Waffe locker in der Hand und der Ausdruck auf ihrem Gesicht wirkte beinahe amüsiert, so als ob der Gedanke an ihren eigenen Tod sie nicht besonders beeindrucken würde. „Sie glauben doch selbst nicht, dass Sie das tun würden – immerhin befindet sich ihr geliebter Edward an Bord... der doch eigentlich Stuart heißt und eine andere Frau geliebt hat...“ Anna kicherte trocken. „Eben deswegen würde ich es tun. Denken Sie wirklich, ein Mann, der das Bild seiner Verflossenen mit sich herumträgt, der sie noch immer liebt, selbst wenn sie mit einer Waffe auf ihn zielt... denken Sie, so ein Mann interessiert mich ernsthaft?“ „Was wollen Sie?“ Seine Worte klangen zerknirscht, doch hatte er im Moment keine andere Wahl, als auf ihr Spiel einzugehen, und sie lächelte leicht, wies fast lässig mit ihrer Pistole auf die kleine Leiter, die auf die Ebene unter ihm führte. „Zuallererst kommen Sie doch runter... ich möchte mir nicht den Nacken verspannen, wenn ich Sie im Auge behalten will. Und Ihre Hände lassen Sie da, wo ich sie sehen kann.“ Er spürte, wie ihre blauen Augen jede seiner Regungen verfolgten, während er langsam auf die Treppe zuging und bedächtig Stufe um Stufe nahm, er wollte Anna nicht durch eine plötzliche Bewegung nervös machen... denn eine nervöse Anna konnte nicht nur für ihn, sondern auch für die Polizisten an Bord sehr, sehr unangenehme Folgen haben. „Und jetzt gehen Sie doch ein paar Schritte nach hinten... immerhin möchte ich Sie nicht am Hals haben, wissen Sie?“ Ihr süffisantes Lächeln ließ ihn erahnen, wie lange sie auf diesen Moment gewartet hatte, die Demütigung, von ihm verhört worden zu sein, saß wohl tief und sie kostete es aus, ihn herumkommandieren zu können. Langsam trat er zurück, bis er an einen der Kessel stieß und Anna zufrieden nickte. „So ist es gut...“ „Und was hält mich davon ab, Sie einfach zu erschießen?“ Der drohende Unterton in seiner Stimme war kaum zu überhören, doch Anna lachte nur leise auf. „Nun... der Zeitzünder vielleicht?“ Zerknirscht schwieg er, was hätte er auch erwidern sollen, und sie räkelte sich langsam, spielte mit ihrer Pistole, während sie den Moment genoss und ihn ausführlich beobachtete. Die Hitze schien ihr nichts auszumachen, ihr einziger Tribut an die hohen Temperaturen waren die feinen Schweißtropfen auf ihrer Stirn, die ihr Make-Up verschmieren ließen und sie grinste trocken. „Sie haben keine Ahnung, wie lange ich auf diesen Moment gewartet habe... ich freue mich schon jetzt auf das nächste Mal, wenn ich Sie wieder in die Enge getrieben habe...“ „Das wird nicht geschehen.“ Der frostige Satz war nicht von ihm gekommen und hastig blickte er sich um. Shirley Saunders trat hinter einem der Tanks hervor und für einen Augenblick betrachtete er sie überrascht. Sie sah anders aus, bewegte sich anders als die Frau, die er kannte, die unterschwellige Eleganz, die er bereits an ihr wahrgenommen hatte, trat nun deutlicher heraus und sie warf ihm ein kleines Lächeln zu, bevor sie sich an Anna wandte. „Sie sind geliefert und das wissen Sie.“ „Ach... denken Sie doch nicht so negativ.“ Der Sarkasmus in der Stimme der Angesprochenen trat deutlich heraus, während sie fast abwesend eine ihrer dunkelroten Strähnen zwirbelte. „Immerhin habe ich doch noch den einen oder anderen Trumpf im Ärmel.“ „Wie die Drogen, die Sie in ihrer Kabine versteckt hatten... zur geflissentlichen Verwendung oder zum Weiterverkauf?“ Nun wirkte Anna zum ersten Mal leicht verwirrt und Shirley lächelte fast triumphierend, machte einen Schritt auf sie zu. „Wie auch immer... sie sind nicht mehr da. Genauso wie alle anderen Pakete mit Rauschgift, die ich hier, auf diesem Schiff, finden konnte. Kein Startkapital mehr für einen Neuanfang.“ In seinem Kopf rückte ein Teil des Rätsels Shirley Saunders an seinen Platz – der Lieutenant handelte mit Drogen... was ihm ihren unversöhnlichen Hass eingetragen hatte. Währenddessen starrte Anna unverwandt auf die kleine, zierliche Frau, die ihr gegenüberstand. „Wer zum Teufel sind Sie?“ „Sollten Sie eigentlich wissen. Immerhin habe ich für Sie gearbeitet... wenn auch nur indirekt.“ Anna betrachtete sie für einen Augenblick mit gerunzelter Stirn, dann zuckte sie langsam mit den Schultern. „Meinen Sie wirklich, ich würde mich an jeden erinnern, der jemals für mich gearbeitet hat? Alles, was ich wissen muss, ist, dass Sie mir Probleme gemacht haben... aber dafür auch die Frau sind, die mir nun zur Flucht verhelfen wird.“ Shirley hob die Augenbrauen, sie schien für einen Moment verwirrt, doch dann brach sich ihre Empörung über die Anspielung bahn. „Ich würde niemals...“ Er beugte sich nach vorne, um zu schreien, um zu rufen, sie zu warnen, doch der Schuss gellte, bevor er einen Laut hervorbringen konnte. Sie sackte zusammen, die Hände auf den Bauch gepresst, und er hastete auf sie zu, vage hörte er, wie Annas Stiefel über das Metallgitter klapperten, als sie weglief, doch jetzt, in diesem Moment, kümmerte es ihn nicht. „Shirley.“ Blut durchnässte ihr Shirt, floss aus der Wunde breitete sich als dunkler Fleck auf dem helleren Stoff aus und das Lächeln, das auf ihren Lippen lag, stach tief in seine Seele. „Habe ich... etwas... bewirkt?“ Ihre Stimme klang rau, er presste seine Hände auf ihren Bauch, versuchte, ihr zu helfen, doch die eigene Hilflosigkeit kroch in ihm hoch, schien ihn zu erfassen und sein Herz zu umklammern, als sie immer blasser wurde. „Du wirst noch viel bewirken... Shirley.“ Noch immer quoll Blut zwischen seinen Fingern hervor, während sie zu ihm hochlächelte, wehmütig, und doch konnte er einen Funken ihrer früheren Lebhaftigkeit in ihren Augen ausmachen, ein Charakterzug, der sie auch im Tod nicht zu verlassen schien. „Lüg mich... nicht an... Idiot. Antworte... lieber.“ „Das hast du, Shirley... du hast etwas bewirkt... du hast den Lieutenant erwischt... und Anna werde ich erwischen“, wisperte er und sie schloss erschöpft die Augen, der Anblick ließ ihn leise schlucken und er rüttelte sie, spürte, wie die Panik langsam in ihm hochkroch, ein Gefühl, das er normalerweise so tief in seiner Seele einschloss, dass er schon geglaubt hatte, es für immer überwunden zu haben. „Shirley, bleib hier...“ Vorsichtig blickte sie zu ihm auf, sah ihn noch einmal an und die merkwürdige Gewissheit in ihren Augen schien sich auf ihn zu übertragen, langsam, fast wie in Zeitlupe legte er seine Hand an ihre Wange, streichelte sie sanft, seine Finger hinterließen blutige Striemen auf ihrer fast totenblassen Haut und sie lächelte wehmütig. „Sag meiner Tochter... sag... sag Emma, dass ich sie...“ Sie zögerte, schien ihre letzten Kräfte für diese Worte zu sammeln und für einen Augenblick hatte er das Gefühl, wieder ein Junge zu sein, wieder die Hand seines Vaters zu halten, seines Vaters, der vor seinen Augen verblutete, für den er nichts tun konnte... genauso wenig wie für Shirley. „Dass ich sie... liebe... sag ihr das...“ „Das werde ich, Shirley... das werde ich... das verspreche ich dir...“ Er hörte, wie seine eigene Stimme brach und wollte zu Boden blicken, doch ihre Lippen, die sich bewegten, als ob sie noch etwas sagen wollten, nahmen ihn gefangen und er beugte sich nach vorne, lauschte auf die fast lautlosen Wörter, die sie formte. „Emma... es tut... mir...“ Ihr Körper erschlaffte und trotzdem versuchte er, ihren Blick einzufangen, rüttelte sie leicht, doch ihre toten Augen starrten an ihm vorbei ins Leere. Er spürte, wie er zitterte, und holte tief Luft, versuchte, seinen Atem unter Kontrolle zu bringen, die Ruhe zurückzugewinnen, die er jetzt brauchen würde, doch es gelang ihm nicht. Vorsichtig schloss er ihr die Lider, seine blutigen Finger hinterließen dunkle, rote Flecken und für einen Moment betrachtete er sie, dann richtete er sich auf. Die Wut verdrängte bereits den Schmerz und die Bestürzung über den Tod dieser Frau, die er doch viel zu wenig gekannt und von der er kaum etwas gewusst hatte... und doch konnte er nicht trauern. Wenn sie nicht umsonst gestorben sein sollte, dann musste er Anna finden... das war er ihr schuldig. Hastig warf er einen Blick auf seinen Scanner, Anna war nahe, noch immer, und sie schien unterwegs in den Bug des Schiffes, hastete zwischen den Tanks entlang. Die Hitze verfälschte ihr Profil, aber trotzdem war sie noch zu erkennen und er orientierte sich kurz, rannte los, den Laufgang entlang. Das Echo seiner eigenen Schritte vermischte sich mit dem Klacken ihrer Stiefel, das aus der Ferne zu ihm drang und immer näher kam, zwar beschleunigte sie ihr Tempo, aber er holte auf, schloss zu Anna auf – bis er abrupt anhielt und auf den Boden vor seinen Füßen starrte. Das Funkgerät, das Anna bei sich getragen hatte, lag dort, und ein Verdacht keimte in ihm auf, als er sich an seine allererste Begegnung mit dieser Frau erinnerte... Er nahm die Verfolgung wieder auf, Anna hatte wieder an Vorsprung gewonnen und er beschleunigte sein Tempo, sie schien ein bestimmtes Ziel zu verfolgen, das er nicht erkennen konnte. Vor ihnen durften eigentlich nur Tanks, gefüllt mit Erdöl, liegen, aber vielleicht... vielleicht hatte sie einige Veränderungen an ihrem Schiff vornehmen lassen. Er bog um einen der Kessel und entdeckte sie, Anna hastete über den metallenen Laufgang und er warf einen Batarang, die Klinge traf sie in die Schulter, durchschnitt den dünnen Stoff ihres Kleides und sie schrie auf, stolperte. Fahrig presste sie ihre Hand auf die blutende Wunde und blickte zurück, entdeckte ihn und schrie leise auf, rannte weiter. Ihr Ziel war ein großes, metallenes Schott mit einem schweren Drehrad, das nicht zur ursprünglichen Ausrüstung des Tankers zu gehören schien und er holte auf, nutzte den Moment der Ablenkung. Er holte Anna ein, gerade, als sie ihre Hände an das Metall der Tür legte, presste sie unsanft dagegen und sie schrie auf, als sie mit dem Gesicht gegen die Platte schlug. „Ich hab... keine Angst... vor dir.“ „Wo ist die Bombe!“ Sie keuchte auf, als er ihr den Arm auf den Rücken verdrehte, Blut sickerte aus der Wunde, fing sich in ihrem Kleid, in seinem Umhang, doch es kümmerte ihn nicht, denn die Wut rauchte in ihm. „Was machst du eigentlich... schon hier... solltest du nicht... Shirley...“ Sie schrie auf, als er ihre Hand weiter nach oben zog, verschluckte das letzte Wort, das sie hatte sagen wollen. „Shirley ist tot!“ „Ich wusste... ich hätte... tiefer zielen... sollen.“ Anna presste die Worte hervor, die ihn verspotten sollten, und doch spürte er die Angst, die hinter ihrer Arroganz lag, die Furcht... die Furcht vor ihm... und sie verdiente sie mehr als alles andere. „Die Bombe!“ „Vergiss es.“ Er wirbelte sie herum, schlug ihr ins Gesicht und sie starrte ihn an, versuchte, zurückzuweichen, doch das Schott hielt sie unerbittlich zurück. „Sag mir, wo die Bombe ist.“ Anna funkelte ihn an, leckte das Blut, das aus ihrem Mundwinkel floss, ab, und der Ausdruck, der in ihren Augen lag, die tiefe, persönliche Furcht um ihr eigenes Leben, ließ ihn sich fragen, was sie widerstehen ließ. „Lass mich gehen... und ich denk... darüber nach.“ „Ich kann auch mit dem Mann reden, den du geschickt hast, um die Bombe zu verstecken... und dich töten.“ „Er weiß... nichts. Er war nur... Ablenkung.“ Anna keuchte, starrte zu ihm hoch und funkelte ihn an, ihre blauen Augen wanderten über seine Maske und sie schien fasziniert zu sein, auf irgend etwas zu warten. „Wo ist die Bombe!“ Sie lachte keuchend auf, blickte ihn an, schien fast... gespannt zu sein, auf seine Reaktion zu lauern. „Es gibt... keine Bombe. Shirley ist... ganz umsonst... gestorben.“ Er ließ sie los, als hätte er sich verbrannt, wich zurück und sie sank zu Boden, hielt ihren ausgerenkten Arm fest, Tränen liefen über ihre Wangen, doch er betrachtete sie nur wie das Widerlichste aller Insekten. „Hoffen Sie, dass Sie diesmal im Gefängnis bleiben... zu Ihrer eigenen Sicherheit.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)