Requiem der Träume von Alaiya (DaiKen ~ Takari ~ Mimako) ================================================================================ Kapitel 4: Die Stimmen im Wasser -------------------------------- Kapitel 04: Die Stimmen im Wasser Es war still in der Digiwelt, nicht zu still, aber still. Vor allem dafür, dass viele Digimon mittlerweile durch die Menschen gelernt hatten, was Weihnachten war. Ja, auch in der Digiwelt wurde Weihnachten gefeiert. Nicht überall, aber einige Digimon – vor allem solche, die bereits einen menschlichen Partner gefunden hatten – freuten sich darauf. Die Verbindung zwischen den beiden Welten war immerhin enger geworden in der letzten Zeit. Trotzdem lebten nicht alle Digimon, die zu einem Menschen gehörten, in der realen Welt, da sie alle intuitiv wussten, dass es das Gleichgewicht stören würde. Außerdem war es auch einigen Menschen nicht möglich, die Digimon bei sich zuhause aufzunehmen. Tatsächlich gab es sogar Häuser, in denen es verboten war, dass dort die ursprünglich digitalen Lebewesen einzogen. Ja, Menschen waren schon etwas merkwürdig, da waren sich alle einig. Doch die Stille die herrschte, hatte damit nichts zu tun. Eigentlich wussten die meisten Digimon nicht einmal, warum es so still war. Trotzdem schauten alle erwartungsvoll zum Himmel hinauf, so als würde etwas Besonderes von da oben kommen. So war es auch in einer Oase der großen Wüste Servers. Die verschiedensten Digimon standen dort um einen kleinen See verteilt und tranken oder ruhten sich im Schatten der Bäume aus, bis sie dieses Gefühl überkam. Und während die Botamon und Punimon zuvor noch um eine der riesigen Blüten herum gespielt hatten, saßen auch sie ganz still zwischen einem Unimon und einem Koemon im Gras und starrten auf den eben noch blassblauen Himmel. Von dieser Farbe war jedoch jetzt nichts mehr zusehen. Stattdessen hingen weiße und hellgraue Wolken über ihnen. „Pu“, machte ein Punimon verängstigt, als auf einmal kleine weiße Punkte über ihnen zu erkennen waren. Schnee fiel in dicken Flocken auf die Oase, die Wüste und auch den Rest der Digiwelt. Schnee, der nicht aus der Digiwelt selbst kam, sondern einer anderen, viel verworreneren Welt, in der ein Mädchen in einem hellen blauen Kleid und mit langen aschblonden Haaren stand und die andere, die digitale Welt trotzdem direkt vor sich sah. „Es ist nicht richtig“, hauchte sie aus einer Erkenntnis ihres Herzens heraus, als sich von hinten eine Hand auf ihre Schulter legte. „Du willst ihn wieder sehen, nicht?“, fragte das Wesen hinter ihr. „Aber die Menschen“, begann das Mädchen. „Und die Digimon… Sie werden leiden, nicht?“ „So, wie wir gelitten haben“, bestätigte das Monster, als ein noch viel Größeres hinter ihm erschien. „Sie werden leiden“, knurrte es und verschränkte seine breiten Arme vor dem Körper. Seufzend sah Hikari auf das Wasser in ihren Händen, während sie es langsam in die Wanne zurücktropfen ließ, in der sie saß. Durch die Lotion hatte es eine leichte grünliche Färbung und roch angenehm nach Kräutern und Zitrone. „Alles in Ordnung, Hikari?“, fragte Patamon, dass auf dem Wannenrand saß und auf Takeru wartete, der sich vor dem Spiegel rasierte. Vorsichtig senkte es eines seiner langen Flugohren ins Wasser und zog es dann wieder heraus, während Tailmon auf der Fensterbank über der Heizung saß und besorgt zu seinem Partner schaute. „Ja“, murmelte das Mädchen leise und ließ erneut Wasser aus ihrer Hand hinabtropfen. „Du siehst aber nicht so aus“, meinte Tailmon und kletterte zum Rand des Fensterbrettes, um so möglichst nah bei seinem Digiritter zu sein, ohne sich direkt auf den Wannenrand setzen zu müssen. „Es ist wirklich alles in Ordnung“, antwortete sie, sah aber keinen von ihnen an, sondern zog nun die Beine näher an den Körper heran und ließ sich gleichzeitig tiefer ins Wasser sinken. „Autsch“, ertönte es nun aus Richtung des Spiegels. „Mist.“ Takeru rieb sich die Wange, da er sich – mal wieder – geschnitten hatte. „Sei besser vorsichtig“, warte Patamon und flatterte zu seinem Partner, wo es sich auf dessen Kopf setzte und in den beschlagenen Spiegel blickte. „Super“, lachte der Junge. „So kann ich mich erst recht nicht zu Ende rasieren.“ Das Digimon schwieg kurz, ehe es mit einem Flügel begann über den Spiegel zu wischen. „So siehst du vielleicht mehr“, meinte es und ließ sich dann auf den Waschbeckenrand plumpsen. „So ist besser“, meinte der Junge und an seinen Bewegungen konnte Hikari erkennen, dass er sich weiter rasierte. Mittlerweile war es Mittag, weshalb sie angefangen hatten, sich zu waschen. Hikari mochte es lieber ihre Haare an der Luft trocknen zu lassen und zudem lief später noch ein Animespecial im Fernsehen, dass sie sehen wollten. Um also nicht in Hektik zu verfallen hatte Takeru geduscht, während Hikari sich hatte Wasser in die zugegeben recht kleine Badewanne hatte laufen lassen. Sie mochte es – vor allem im Winter – zu Baden, aber heute konnte sie es nicht wirklich genießen, denn noch immer hing sie den Gedanken vom Morgen nach. Der Wasserhahn wurde aufgedreht, als Takeru sich das Gesicht noch einmal wusch und es danach mit Aftershave einrieb. Dann drehte er sich noch einmal zu ihr herum und ging zur Wanne. „Ich gehe mich schon einmal anziehen, okay?“, fragte er und lehnte sich mit den Armen auf den Wannenrand. „Ja, natürlich“, meinte sie leise und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. Er – im Moment nur mit einer Boxershorts bekleidet – beugte sich vor und küsste sie auf die Stirn. „Es ist auch wirklich alles in Ordnung?“ „Ja“, antwortete sie. „Ich hatte heute Nacht nur einen komischen Traum, das ist alles.“ „Das hoffe ich“, erwiderte er und schwieg kurz. „Es… Ach, es wird schon alles in Ordnung sein. Also lächle, es ist Weihnachten.“ Damit beugte er sich vor und küsste sie nun auf die Lippen. „Ja.“ Sie nickte und versuchte, ihr Lächeln breiter wirken zu lassen. „Na, dann beeil dich“, meinte er und grinste sie an, ehe Patamon wieder auf seinem Kopf landete. Auch Tailmon sprang vom Wannenrand, sträubte kurz das Fell und sah sich dann noch mal zu dem Mädchen um, mit der Frage in seinem Blick, ob wirklich alles in Ordnung sei. „Du kannst schon gehen“, sagte Hikari. „Ich wasche mir nur noch die Haare und komme auch gleich.“ Das Digimon zögerte kurz, doch dann verschwand es durch den Türspalt, den Takeru ihm noch offen hielt. Einen Augenblick später wurde die Tür geschlossen und Hikari war allein im Zimmer. Entgegen ihrer Worte zuvor lehnte sie sich nun etwas zurück und sah zur Zimmerdecke, die durch den Dunst leicht beschlagen war. Im ganzen Bad hing der Schleier des Wasserdampfes und fast alles roch nach der Kräutermischung. Sie seufzte und schöpfte erneut mit ihren Händen Wasser aus der Wanne. Wieso fühlte sie sich so merkwürdig? Das Gefühl, was sie schon seit dem Morgen hatte. Es war das Gefühl, dass etwas geschehen würde, nein, dass gerade etwas geschah. Nur was? Bildete sie sich das etwa nur ein? Vielleicht… Was sollte eigentlich geschehen? Seitdem das Meer der Dunkelheit verschwunden war, war in der Digiwelt eigentlich so etwas wie Frieden eingekehrt. Ab und zu gab es ein paar Unruhen, doch im Moment machte sie sich mehr um die Menschen Sorgen. Würden sie die Digimon wirklich akzeptieren? Menschen hatten die Angewohnheit sich vor fremden Sachen zu fürchten und einige bestätigten diese Theorie auch im Umgang mit den Digimon. Leise seufzte sie noch einmal, tauchte dann aber unter. Das Wasser um sie herum rauschte, aber irgendwie fühlte sie sich so wohl. Es war so natürlich im Wasser zu schwimmen… Sie öffnete die Augen, wobei das Wasser etwas brannte. Selbst ihre Hände sahen unter Wasser grünlich aus, stellte sie fest und lächelte ein wenig, als sie auf einmal zusammenzuckte. Hatte sie da nicht etwas gehört? War es vielleicht Takeru? Schnell wollte sie den Kopf wieder an die Wasseroberfläche bringen, schaffte es aber irgendwie. Dann vernahm sie eine Stimme, wenngleich sie eigentlich nur ein Flüstern war, das im Rauschen des Wassers beinahe unterging: „Hikari“, hauchte die Stimme leise und langsam, jede Silbe betonend, in ihr Ohr. „Ligh-t… Hikari, das Licht.“ Bildete sie sich das ein? „Was?“, wollte sie fragen, doch stattdessen stiegen nur Blasen aus ihrem Mund auf, als sie auf einmal etwas blendete und sie das Gefühl hatte in einem Strudel nach unten gezogen zu werden. Noch während Takeru sich anzog klingelte das Haustelephon, so dass er nur mit einem Bein in seiner Jeans steckend, dorthin hüpfte, glaubend, dass es seine Mutter sei, die ihm sagen wollte, dass sie mal wieder länger arbeiten würde. „Ja?“, begann er daher direkt, als er zu seiner Überraschung Taichis Stimme am anderen Ende der Leitung vernahm. „Takeru, bist du es?“, fragte Hikaris älterer Bruder, dessen Stimme sehr verzerrt klang. „Ja“, antwortete er. „Ja, ich bin’s. Was ist los, Taichi?“ „Die Nachrichten.“ Rauschen. „Der Junge der in Odaiba gefunden wurde.“ Wieder war Rauschen zu vernehmen. „Wir haben es gesehen“, meinte Takeru und versuchte sich gleichzeitig die Hose ganz anzuziehen, als sein Blick auf Tailmon fiel, das grade die Ohren spitzte. „Was ist mit dem Jungen? Weißt du etwas über ihn?“, fragte er weiter, als das Katzendigimon auf einmal zur Badezimmertür lief. „Hikari“, rief es aus. Die Leitung rauschte erneut auf, so dass der Junge erschrak. Dann verstand er auf einmal und rannte nun ebenfalls zu der Tür. „Hikari?“, fragte er und öffnete dann auch schon ohne zu zögern. „Alles in Ordnung, Takeru?“ Noch immer war Taichi schwer zu verstehen, aber Takeru hörte kaum auf ihn, als er in das leere Badezimmer sah, durch dessen Luft sich merkwürdige Schlieren zogen, während Blasen aus dem Badewasser aufstiegen. „Hikari…“, flüsterte er und wollte sich einen Moment später ohrfeigen, dass er sie einfach allein gelassen hatte, wo er doch wusste, dass mit ihr etwas nicht stimmte. „Hikari…“ „Was ist mit Hikari?“, fragte Taichi nun noch besorgter. „Takeru? Takeru?“ ♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥♠♣♥ So, das nächste Kapitel für heute :D Morgen geht es mit DaiKen weiter :D Naja, zumindest in etwa... Um genau zu sein, mit einem sehr verzweifelten Daisuke, aber wartet ab, was da kommt! Eine Kleine Anmerkung habe ich noch: „Ligh-t… Hikari, das Licht.“ Da ich mir die Dialoge immer auf japanisch denke, wie sie ja eigentlich wären, ist hier eine Sache, die ich nicht rüber bringen konnte. Hikari heißt ja Licht und eigentlich sollte es heißen "Hikari, unser Licht", aber das klang auf deutsch seltsam. Im japanischen wäre es gewesen "Laito... Hikari, Bokura no Hikari!" Sorry, wollte das unbedingt anmerken xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)