Die Schwarze Hand Allahs von Onagadori-sama (Assassins Creed) ================================================================================ Kapitel 1: In der größten Dunkelheit strahlt selbst der kleinste Funke Hoffnung wie ein Leuchtfeuer --------------------------------------------------------------------------------------------------- 1.Kapitel Die Stille um ihn herum war erdrückend genauso wie der Schmerz der ihm immer wieder wie in elektrischen Impulsen durch Mark und Bein fuhr. In Intervallen überfiel ihn Übelkeit und er verspürte das dringende verlangen sich erbrechen zu wollen, was aber an Mangels Ernährung scheiterte. Altair lag jetzt schon seit fest mehr als eine Woche hier in diesem Verließ, zusammen mit einigen anderen Gefangenen. Das Gefängnis war gefüllt von Schwerverbrechern, Verrätern und natürlich Sarazenen wie Arabern die den Soldaten des Königs verdächtig vorkamen. Die Luft hier unten im Verließ war fast noch stickiger als draußen in der freien Natur, welche Altair so schmerzlich vermisste. Anstelle von getrocknetem Gras vernahm er den Gestank der Fäkalien seiner Mitgefangenen der sich mit ihrem Schweiß und ihrem Blut vermischte. Der karge Steinboden war mit dürftigen Gräsern belegt worden und garantiert hatte man ihn seit seinem einbringen niemals gewechselt den inzwischen sammelte sich schon jedweder Dreck zwischen seinen Zehen, da man ihm die Schuhe und auch fast alle andere Kleidung die ihn erst zum Assassinen machte weggenommen. Eine Woche war es nun her das er seinen Auftrag, den Bischof von Garuzee zu töten, erfolgreich zu Ende gebracht doch war Altair durch das plötzliche Erscheinen mehrerer Fußsoldaten und einen Boten aufgehalten und gestört worden. Er konnte die Feder nicht mit dem Blut des Bischofs tränken noch vermochte er es, die Botschaft aufzuhalten welche der Bischof zum Oberhaupt der Sarazenen Salah ad´ Din bringen wollten, aufhalten können. Er hatte zwar seiner Bruderschaft noch keinen direkten Schaden zugefügt aber Altair fühlte sich dennoch wie ein Verräter. Der Bischof versuchte schon lange König Richard und den Sultan auf eine Seite zu ziehen um gegen die Assassinen zu kämpfen, welche ihn schon einmal fast getötet hätten. Altair war dieses Unterfangen geglückt, nur war er nicht mehr in der Lage gewesen dessen letzte Botschaft an Salah ad´ Din aufzuhalten. Wer konnte schon wissen welche unheilvolle Nachricht sich darin befand? Er wusste es nicht und eigentlich wollte er das auch nicht mehr wissen. Die Männer Richards hatten ihn gefangen nehmen können, nachdem ein Pfeil Altair am Oberschenkel verletzt hatte und er sich nur mit knapper Not an einer Hauskante festhalten konnte um nicht ganz in die Tiefe zu stürzen. Die Soldaten hatten aber längst gesehen das der Assassine verletzt war und jagten ihn noch verbissener was schließlich zu seiner Verhaftung führte. Altair hatte noch versucht sich anderweitig in Sicherheit zu bringen aber nichts half. Sie schlugen ihn nieder, nahmen ihm seine Waffen ab und auch seine weiße Robe und schleppten ihn kurz darauf auf die Streckbank. Sie versuchten zwei Tage lang herauszufinden was der Assassine noch alles wissen könnte aber Altair schwieg. Er hatte nicht verraten was er wusste, schwieg so groß die Schmerzen auch wurden. Altair wurde ausgepeitscht doch war nur das Brüllen des Folterres und nicht des Gefolterten zu hören. Keine Neunschwänzige Katze hatte es schaffen können Altair auch nur eine Silbe zu entlocken. Sie fügten ihm weitere Wunden zu, brachen ihm das schon lädierte Bein so dass sein Unterschenkel enorm anschwoll und Altair vor Schmerzen nicht mehr schlafen konnte. Ein Stöhnen von seinem Nebenmann ließ ihn leicht den Kopf zur Seite drehen. Dort hing ein ehemaliger Kreuzfahrer der sich etwas hatte zu Schulden kommen lassen, soviel hatte Altair herausbekommen. Er war genau wie Altair an die Wand mit schweren Handschellen aus Eisen um die Handgelenke angekettet worden die gerade so kurz war, dass man aufrecht sitzen konnte, ein vergebliches Unterfangen für den Assassinen der Beinverletzungen hatte die ihn fast umbrachten. Altair sah mit seinen mandelbraunen Augen auf den spärlichen Verband den ihm jemand versetzte hatte. Jemand musste ihn versorgt haben aber wer und warum? Die Wunde war auch genäht, dass konnte der junge Araber durch den Stoff spüren. Er fühlte die Naht, fühlte die Spannung aber trotzdem hatte er noch Schmerzen. Warum versorgte man den Feind damit dieser am Leben blieb? Damit er noch weitere Informationen ausspucken konnte? Aber er hatte nichts gesagt, noch waren seine Sinne nicht betäubt gewesen als das er nicht hätte wissen können, ob er etwas verwerfliches gesagt hätte. Also, warum? Ein weiteres Geräusch, das mehr wie ein Schmatzen klang ertönte von seiner rechten Seite. Der Mann neben ihm war genau wie er angekettet worden, schien aber geschlafen zu haben und jetzt wachte er langsam auf. Obwohl Altair sich sonst fern von den Menschen hielt, war dieser hier doch ein sonderbares Exemplar das er so in dieser Art noch nie zuvor gesehen hatte. Der Mann, ein kräftig gebauter Mann mit hohen Wangenknochen und fülligem Bartstoppeln im Gesicht. Seine Haare waren strohgoldenes Haar, dass hatte Altair sehen können als man ihn durch das Verlies in einen Lichtstrahl hindurch neben ihm an die Wand schleppte. Es war wahrlich golden und leicht gelockt und lief seinen Nacken hinab während alle Haare oberhalb seinen Ohren nach hinten zu einem Zopf gebunden waren. Ansonsten konnte er nicht viel von dem Mann erkennen der offensichtlich kein Araber war und dennoch sprach er Altairs Sprache fließend und ohne einen Fehler. Kurz nachdem er festgekettet worden war und die Soldaten die ihn hergebracht hatten verschwunden waren hatte sich der Fremdling erst mal umgesehen und als er die erstaunten Blicke der anderen Mithäftlinge bemerkte, grinste er breit wobei man auf seiner linken Seite oben eine Zahnlücke erkennen konnte. „Ach ja, in Gesellschaft leidet es sich gleich viel angenehmer, findet ihr nicht auch?“ Gluckste der Fremde den man noch dazu ein ordentliches blaues Auge geschlagen hatte. Die anderen Häftlinge fanden das gar nicht komisch und entweder ignorierte man den Mann oder sie stellten sich schlafend und bewusstlos. Das hinderte den Mann aber nicht daran weiter zu reden dem es überhaupt an nichts zu mangeln schien. „Akkon ist um diese Jahreszeit besonders schön, findet ihr nicht meine eingekellerten Freunde? Besonders diese unterirdischen Gewölbe haben den alten Charme dieser Stadt genau auf den Punkt getroffen. Zu Schade das ich nicht lange hier sein werde um mir die Architektur dieses wundervollen Verlieses näher betrachten zu können.“ „Dummkopf.“ Sagte dann endlich ein anderer Inhaftierter. „Hier kommt man nicht so einfach lebend wieder raus. Entweder als Sklave, Verräter oder als Toter.“ „Aber mitnichten!“ Lachte der Fremde mit den goldenen Haaren neben Altair so das sich dieser wieder fragen musste, wer diese komische Kauz wohl war. „Ich habe vor nicht auch nur eine dieser Möglichkeiten in Betracht zu ziehen!“ „Sieh sich einer den an, glaubt sich aufspielen zu müssen.“ Knurrte es aus einer Ecke. „Träumen kann so schön sein.“ Keuchte eine tiefere Stimme aus einem versteckten Winkel. „Gib es auf Fremder, du wirst hier unten draufgehen wie alle anderen auch.“ Sprach noch einmal der Insasse der eben schon versucht hatte den Neuen zum Schweigen zu bringen. Er deute mit einem Kopfnicken auf Altair. „Sieh ihn dir an. Er gehört zu den Assassinen und nicht mal die konnten ihn hier rausholen.“ Das ließ den Fremden aufhorchen und er drehte sich zu Altair um und sah ihn mit einer gewissen Neugier an. „Da kuck mal einer... Ein Assassine? Wirklich?“ Fast schön hörte er sich an wie ein alter freund den man lange nicht mehr gesehen hatte. Richtig vergnügt als wäre das hier alles ein Abenteuer für ihn wäre. „Es ist das erste Mal das ich einen echten Assassinen treffe! Freut mich Eure Bekanntschaft zu machen!“ „Der Mann hat den Verstand verloren.“ Sagte der nächste und auch Altair gab ihm Recht. Sein Nachbar schien völlig geisteskrank zu sein. Verstand er nicht in welcher Lage er sich befand? Er würde hier nicht mehr lebend herauskommen und doch frohlockte er? War er von Sinnen oder hatte ihm die Sonne Akkons zu sehr geschadet? „Assassinen flößen den Menschen Furcht ein und lassen sie nicht glücklich strahlen.“ Sagte Altair dann schroff zu dem Mann und hoffte ihn so loswerden zu können aber mitnichten. „Vergebt mir bitte wenn ich das jetzt sage aber wer sollte sich schon vor einem Assassinen fürchten der nicht nur entwaffnet und verletzt ist, sondern auch noch an eine solide Gesteinsmauer befestigt wurde?“ Fragte daraufhin der Fremde zurück mit einem heiterem Lächeln. Altair wusste langsam nicht mehr was er diesem Kerl entgegnen sollte. „Ihr wollt mich und alle anderen hier auf den Arm nehmen, oder? Wie könnt Ihr in so einer auswegslosen Situation so fröhlich sein?“ Fragte ihn Altair verwirrt der eine Lebensfreude in solchem Umfang noch nie gesehen hatte. Sie umgab den fremden Mann förmlich, welcher sie wie eine schützende Aura hielt und sein ganzes Wesen vereinnahmte. Fast war er versucht sich diesem Antlitz hinzugeben und zu glauben das es noch Hoffnung auf Rettung gab. „Wir werden hier unten sterben.“ Sagte Altair dann leise zu dem Mann, einen letzten Versuch startet ihn zur Vernunft zu bringen. Dieser aber ließ sich nicht beirren und schüttelte seinen Kopf das seine Locken um sein Gesicht flogen. „Eines Tages ganz sicher, mein Freund, irgendwann werden wir alle mal sterben müssen aber ich liebe mein Leben im Moment viel zu sehr als das ich es so schnell verloren glauben möchte.“ „Ihr seid wirklich nicht bei Sinnen...“ schnaufte Altair dem eine neue Schmerzenswelle übereilte was aber nur von einem seltsam, freundlichem „Wir werden sehen mein Freund, wir werden sehen.“ Das war jetzt fast schon wieder zwei Tage her das sie dieses Gespräch hatten. Altair war unterdessen noch mehrmals gefoltert worden um Informationen Preis zu geben die er nicht geben konnte oder geben wollte. Während er fort war brachte man auch viele der anderen Gefangen entweder zum Schafott oder man verkaufte sie wirklich als Sklaven weiter. Hin und wieder kam ein neuer Mann dazu aber das änderte sich von Stunde zu Stunde in der sie hier unten zusammengepfercht waren wie Tiere, gezwungen sich unter den niedersten Bedingungen am Leben zu erhalten und in ihren eigenen Ausscheidungen zu leben während die einzige Lichtquelle eine Öffnung über ihren Köpfen war. Unter diesen Umständen vegetierten die Gefangenen von Akkon vor sich hin bis ein Oberer über ihr Leben entschied oder sie hier unten einfach verrotten würden. Trotz dieser ganzen Umstände hatte sich das Lächeln von dem Fremden, der sich Altair als Amiz vorstellte, niemals verändert. Er verharrte der Dinge die da kommen würden fast als wüsste er was bald geschehen würde. Amiz hatte wirklich geschlafen weil auch ihm dieses Sitzen auf die Dauer zu anstrengend wurde und seine Beine regelmäßig einschliefen. Noch dazu kam das Amiz Körper ebenfalls Zeichen der Schwäche aufwiesen da man den Gefangen die in diesem Trakt gefangen gehalten wurden nur recht unregelmäßig zu essen gab. Meistens waren es nur Reste und Wasser reichte man in alten tönernen Amphoren. Langsam kam er wieder leise schmatzend zu sich und blickte sich in seinem Verlies um und schien etwas abzuzählen. „Hhm..“ Er drehte seinen Kopf leicht zu Altair rüber damit er ihn aus den Augenwinkeln ansehen konnte. „Mit uns beiden zähle ich noch sieben andere gemarterte Seelen. Und wie ich sehe haben sie den alten Mann da hinten noch immer nicht ab geschleppt. Wirklich ärgerlich so etwas. Dort wo ich herkomme behandelt man wenigstens die Toten noch mit Respekt. “ Der alte Maduk war in den frühen Morgenstunden an seinem Erbrochenem erstickt und lag noch immer wie tot in seinen Ketten. Die ersten Fliegen hatten sich bereits auf den alten Mann gesetzt und es war eigentlich nur noch eine Frage der Zeit bis sie ihr Werk der Zersetzung vollends begonnen hatten und der tote Körper begann auch nach Tod zu riechen. „Glaubst du wirklich die Christen interessiert was mit uns hier unten geschieht?“ knurrte Altair böse der immer noch wahnsinnige Schmerzen hatte die ihn am denken hinderten. Amiz blickte zu dem leblosen Körper hinüber dem niemand abholen wollte. „Also mich werden sie wohl hier unten versauern lassen.“ Hörte Altair Amiz sprechen. „Aber deine Anwesenheit hier unten hat den hohen Herrschaften wohl Hoffnungen gemacht. Gerüchten zufolge sollen die Assassinen mit dem Sultan zusammen gegen die Christen arbeiten.“ „So ein Unsinn!“ Altair schnaufte schwer als der Schmerz erneut in einem heftigen Intervall auf ihn zugeschossen kam das er schon glaubte seinem Schöpfer bald gegenüberzutreten. „Wir Assassinen dienen weder der einen, noch der anderen Seite! Wir dienen nur dem Heiligen Land und unserem Herrn!“ „Der Alte vom Berg?“ Fragte Amiz ihn ungerührt weiter. „Ich habe von ihm gehört. Ein alter weiser Mann der sich in seine Festung zurückgezogen hat und von dort aus die Geschicke des Heiligen Landes steuern soll aber was das angeht habe ich schon zuviel gehört als das ich auch nur die Hälfte glauben würde.“ „Glaube was du willst...“ Altair biss sich auf die Lippen bis er den eisernen Geschmack von Blut schmecken konnte aber nichts half, der Schmerz wurde nicht weniger. „Mit dir wird es auch bald zu Ende sein wenn nichts geschieht...“ Amiz runzelte seine Stirn während sein Blick auf den toten Körper ruhte und er im Hintergrund Altairs Schmerzenslaute hörte. Jemand musste ihm helfen oder der Mann neben ihm starb einen genauso qualvollen Tod wie Maduk. „Halt noch etwas durch mein Freund.“ Versuchte Amiz ihn zu motivieren. „Bald wirst du wieder richtiges Sonnenlicht sehen können und wieder die weiten Ebenen Jerusalems vor dir sehen können. Halte noch etwas durch. Sie werden uns retten kommen.“ „Retten? Sie?“ Altair blinzelte mit verschleierten Augen zu seinem Nachbarn rüber und versuchte die Worte die er zu ihm gesagt hatte sich selbst verständlich zu machen aber er wusste einfach nicht von was dieser Mann dort sprach. Wer sollte sie retten kommen? Und selbst wenn dem so wäre, wenn es nicht mal die Assassinen von Masyaf geschafft hatten ihren Bruder aus dem Höllenloch zu befreien, wie sollten es dann irgendwelche Männer tun von denen er hier erzählt bekam? Altair tat das was Amiz zu ihm gesagt hatte als das Gewäsch eine Narren ab und versuchte nicht mehr daran zu denken. Er sollte schneller daran erinnert werden als ihm lieb war. Noch in derselben Nacht geschah es das Altair in seinem Wirrwarr von Träumen, Visionen und Sehnsüchten heraushörte wie sich zwei Stimmen miteinander unterhielten doch durch den Schmerz und das taube Gefühl in seinem Körper hatten ihn nahezu schon gänzlich fortgetragen von dieser Welt so das Altair die Gesichter der Stimmen nicht mehr wirklich erkennen konnte. Er fühlte wie jemand seine Ketten öffnete und er kraftlos auf den dreckigen Boden unter ihm sank. Der deftige Gestank von Erbrochenem und Fäkalien vermischte sich mit seinem eigenen Blut und der stickigen, abgestandenen Luft die hier drinnen herrschte. Altair glaubte noch einmal selbst sich übergeben zu müssen aber da sein Magen so leer war, blieb es bei dem unangenehmen Gefühl das er in der Magengrube hatte. Jemand drehte ihn herum, so dass er auf dem Rücken lag was ihm aber eine weitere Schmerzenswelle einbrachte und er stöhnend nach Luft rang. „Herrgott! Sei still sonst kommen sie gleich wieder zurück!“ Hörte er eine ihm vertraute Stimme aus dem Dunkel sagen. Sie klang seltsam erregt und angestrengt. Altair versuchte sich darauf zu konzentrieren, darauf was die Person sagte und tat aber sein Körper war jetzt schon zu ausgemergelt das er sich kaum bewegen konnte. „Egal was du jetzt auch tust mein Freund, es wird dich das Leben kosten wenn du nicht still hältst! Diese Menschen dürfen nichts von unserem Trick erfahren sonst ist es mit uns beiden aus! Ich flehe dich also an still zu sein und der Dinge verharren die da kommen mögen!“ Kurz darauf verfiel Altair wieder in seinen tiefen, erholsamen Schlaf der von entlasteten Gelenken wie vom Rest seines Körpers dankend angenommen wurde. Amiz hatte darauf spekuliert, als die Wachen mit roher Gewalt versuchten den toten alten Mann gerade zu rücken damit er endlich verpackt werden konnte aber die Körpersteife war zu schwer als das man hätte etwas tun können. „Das wird erst in einer guten Stunde wieder aufgehoben sein.“ Hörten die beiden Männer mit den roten Kreuzen auf der Robe einen der Gefangenen sagen. „Wer wagt es..?“ Einer der Soldaten drehte sich herum und suchte nach dem Schuldigen. „Misch dich gefälligst nicht ein widerlicher Wurm!“ „Aber wenn ich es euch doch sage!“ Lachte Amiz heiter zurück. „Diese Körperstarre tritt nach dem Tod auf und verschwindet erst wieder nach einiger Zeit. Kommt in einer Stunde wieder, dann könnt ihr ihn gerade klopfen.“ „DU!“ Doch bevor er mit dem Schwertknauf auf ihn losgehen konnte wurde er von seinem Kameraden zurück gehalten und bekam etwas zugeraunt was ihn erst mal erstarrten ließ. „Bist du dir sicher?“ Fragte er seinen Kollegen und dieser nickte schwerfällig. „Wir dürfen ihm kein Leid antun bis Robert de Sablé etwas anderes sagt.“ „Aber Robert de Sablé ist nicht hier!“ „Eben.“ Sprach der andere ruhig. „Wir sollen warten bis er morgen zusammen mit König Richard zurückgekehrt ist. Bis dahin müssen wir dem Galgenvogel wohl Glauben schenken. Lassen wir ihn liegen und kommen wir in einer Stunde wieder.“ Sie beendeten also ihre Arbeit den alten Mann zurecht rücken zu wollen und verließen den Zellentrakt nur um dann gut eine Stunde später wieder aufzutauchen damit sie den Toten abtransportieren konnten. Sie hievten den schweren Körper hoch und unter Stöhnen und Keuchen begannen sie, ihn aus dem Verlies zu tragen. Nicht ahnend, welchem Streich sie zum Opfer gefallen waren. Amiz lachte sich unterdessen eins ins Fäustchen da ein einziger gezielter Blick genügt hätte um das Spiel zu durchschauen. Der Nachbar den Amiz jetzt hatte war nämlich weit aus schweigsamer geworden als er es bislang war. Altair vernahm kaum noch etwas von seinem Umfeld. Er war inzwischen zu sehr geschwächt als das er hätte etwas sagen können. Die letzten Tage hatten ihn geschafft und nun wollte er nur noch schlafen, einfach nur schlafen und nochmals schlafen. Er hörte nichts von den Geräuschen die um ihn herum geschahen noch vernahm er wie die Soldaten ihn beschimpften das er so schwer sei und das es nicht hätte jemand anderes machen können. Sie trugen ihn auf einer Bare hinaus zu einem Ochsengespann auf dem schon einige andere giftgrüne Leinensäcke darauf warteten abgeschleppt zu werden. Es waren fast um die zwanzig Menschen die sich hier auftürmten die in der Gefangenschaft umgekommen waren und nun zu ihrer letzten Ruhestätte getragen wurden. Ein kleiner abgeschiedener Ort in den Bergen der als Feuerstätte diente bei der man die menschlichen Überreste selenruhig verbrennen konnte ohne riskieren zu müssen das der Gestank jemanden missfiel. „Das ist der letzte!“ Mit einem Schwung war der grüne Leinensack den man gerade aus der Burg getragen hatte auf die restlichen Körper gehievt worden. Die Wache ging nach vorne zu den beiden Gestalten die auf dem Kutschbock des Ochsengespanns saßen und darauf warteten endlich loszufahren. „Was ist mit Samud passiert?“ Fragte der Soldat als er die beiden Fremdlinge auf dem Kutschbock nicht erkennen konnte, die er zuvor noch nie in seinem Leben gesehen hatte. Misstrauisch ging er näher heran aber nur der, der die Zügel lenkte war deutlich zu erkennen. Er hatte seinen Kaffiyeh gelüftet damit man sein Gesicht besser sehen konnte. Ein alter Mann mit langem ergrautem Bart und buschigen Augenbrauen grüßte den Mann freundlichst. „Samud wurde mit einem gebrochenem Bein zum Hakim gebracht. Er hat mich gebeten für ihn diese armen Seelen zu ihrer letzten Ruhestätte zu begleiten.“ „Aha...“ Mehr sagte der Wachmann nicht während er versuchte den anderen Mann zu erkennen der in seinen Gewändern völlig verborgen zu sein schien. „Und wer ist das?“ „Das?“ Der alte Mann mit den Lachfalten im Gesicht zeigte auf seinen Begleiter. „Das ist der gute Husniyah. Ein alter Mann wie ich kann doch die ganzen Körper nicht schleppen und da mein lieber Freund vom Leben hart bestraft wurde so das er sich über halb Akkon schon verteilt, habe ich ihm angeboten mir mit dieser Aufgabe zu helfen. Vielleicht lässt Allah ihm wenigstens noch seinen Kopf auf den Schultern.. Oh! Husniyah! Ist das da etwa dein Finger der dort liegt?“ Der alte Mann schien sich nach etwas zu bücken und bekam so nicht mit wie die Wache einen guten Schritt zurück sprang. „LEPRA?! SIEH ZU DAS DU MIT DIESEM PACK HIER RAUSKOMMST! ABER SOFORT!“ Eine letzte Hand zum Gruß erhebend gab der alte Mann und sein Mitreisender den Befehl weiter zu marschieren und langsam kamen sie auf das Stadttor zu, zwischen all den anderen Menschen die kommen und gingen aber immer noch einen großen Abstand zwischen den Menschen die auf dem Ochsengespann saßen bis sie aus Akkon herauswaren. Selbst die Stadtwache hielt sie nicht auf da der Spaß mit dem verlorenen Finger bislang noch in jeder Stadt seine Wirkung nicht verfehlt hatte und es niemand wagte dem Kranken zu nahe zu kommen. „Zu einfach...“ Schnarrte der vermeintlich vom Lepra befallene Mann neben dem Fahrer der in seiner schwarzen Robe das Gespann sicher über den Pfad lotste der sie zu der Feuerstelle führte wo man sich der Leichen entledigen wollte. „Diese Menschen machen es einem zu einfach.“ „Sei froh das es so ist, Dastan.“ Sagte Mustafa Al´ Abbas Ibn Mahrus mit einem verstohlenem Grinsen im Gesicht. „Sollten wir den ´Toten´ nicht langsam mal rausholen? Muss doch furchtbar sein zwischen all den anderen Toten zu sitzen, die stinken ja schon als würden sie hier seit tagen herum liegen.“ „Glaub mir mein Freund, das tun sie wahrscheinlich auch aber die Männer Akkons wollen sichergehen das sich die Fuhre auch lohnt.“ Ein heiteres Glucksen ertönte. „Wir sind bald da, Amiz wird das schon nichts ausmachen.“ So polterten sie langsam weiter über den eng umschlungenen Pfad da sie die normale Hauptstraße nun verlassen hatten um zu ihrem eigentlichen Zielort zu gelangen. Der Weg führte durch eine weite Schlucht welche sich in zwei weitere Wege spaltete. Ein Weg ging weiter die Schlucht hinein und der andere fiel plötzlich steil hinab, so dass man hier kein Ochsengespann fahren konnte. Der Weg war außerdem noch viel zu klein für den breiten Wagen aber das machte nichts. Sie hielten an der Wegkreuzung an und stiegen ab. „Kann ich endlich diese Lumpen ausziehen?“ Fragte Dastan mürrisch der den Gestank von Verwesung leid war und solche Aufträge noch nie ausstehen konnte aber Mustafa bat ihn sich noch etwas zu gedulden. Sie mussten so oder so heute noch die restlichen Leichen abliefern sonst würden die Menschen auf Dauer Verdacht schöpfen. „Das nächste Mal werden wir es wieder auf die alte Weise versuchen.“ Knurrte Mustafas Wegbegleiter der sich inzwischen daran machte nach hinten zu gehen um nach seinem Kameraden zu sehen. „Diese verdammten Asssassinen machen echt nur Ärger....“ Während er weitere Schimpftiraden losließ die sich gegen Gott und die Welt, König Richard, Salah ad´Din und noch gegen etliche Männer mehr richtete kontrollierte er einen Sack nach dem anderen ob er einen Laut hören konnte. Er hatte nicht gesehen welcher Sack es war der seinen Kameraden beinhaltete da er sich völlig unbeeindruckt zeigen sollte um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Es war sowieso schon gewagt in der Stadt aufzutauchen und eigentlich war Dastan von Anfang an dagegen das sein Herr sich selbst dafür meldete aber offenbar fehlten ihm die Menschen und das Leben in der Stadt, so jedenfalls malte es sich der persische Mann in seinen Gedanken aus. Mustafa Al Abbas Ibn Mahrus saß unterdessen immer noch auf dem Kutschbock und achtete auf den kleinen, abfallenden Weg. Diesen Weg konnte man alleine durchaus schaffen aber mit mehreren Personen war er schon beschwerlich und hart zu erklimmen vor allem wenn man ordentlich Gepäck mit sich hatte. Es konnte also noch etwas Dauern bis ihre Verbündeten hier auftauchten mit... „Meister! Dastan!“ Tönte plötzlich eine helle, warme Stimme durch die Luft. Jemand näherte sich ihnen offenbar mit eifrigen Schritten. Dastan unterdessen hielt inne in seiner Arbeit und drehte sich nach der kleinen Gruppe um die gerade auf den Weg zu ihnen war. Zuerst kam ein junger Mann in einem dunklen Gewand auf sie zu, dessen Schritte leicht und beherzt waren. Er hatte unter dem dunklen Gewand, welches ihm nur bis oberhalb den Knien ging eine weite weiße Hose an welche schon ziemlich schmutzig war und einige Male gestopft werde und alte, abgetragene Sandalen an seinen Füßen. An seiner Hüfte war sogar ein Waffengurt befestigt welcher ein langes Schwert und ein kleineres Kurzschwert zu tragen hatte. Er zog dafür ebenfalls zwei Leichensäcke mit sich die er vor dem Ochsengespann ablegte. „Wie ihr es befohlen habt, Herr!“ Der junge Mann mit den wachen dunklen Augen neigte seinen Kopf vor Mustafa und zog sogar seine Kopfbedeckung in tiefster Demut herunter. „Es war gar nicht so einfach da einige der Männer und Frauen ihre Toten lieber unter der Erde als verbrannt wissen möchten.“ Mustafa nickte anerkennend. „Nicht alle Religionen erlauben es das man sich seiner Toten auf diese Weise entledigt, dass müssen wir respektieren. Wen habt ihr denn noch alles mitgebracht?“ Er warf einen kritischen Blick zu den Männern die nun dem ersten folgten und ebenfalls Leichensäcke hinter sich herzogen. „Zugegeben,“ Sagte Dastan der sich jetzt neben den ersten jungen Mann vor den Kutschbock stellte und die Männer beobachtete die langsam einen richtigen Berg an Toten heranschafften. „Ich wusste das die letzte Seuche ein paar Opfer gefordert hatte aber gleich so viele?“ „Es sind auch ein paar Spione und Späher dabei die versucht hatten unser Versteck auszukundschaften.“ Gestand sein Freund der sich etwas beschämt am Kopf kratzte. „Wir hatten ziemlich was zu tun als ihr weg wart.“ „Das kommt davon wenn man sich mit uns anlegt!“ Sagte Dastan der prüfend einen Leichensack in die Seite stieß. „Dastan! Lass die Männer in Ruhe!“ Fuhr ihn dann eine weitere Stimme von der Seite an. „Was willst du denn jetzt?“ Forschte Dastan den jungen Mann an der neben ihn getreten war und seinen schwarzbraunen Kaffiyah tief ins Gesicht gezogen hatte dass man ihm kaum in die Augen blicken konnte. „Ach du bist es Rahoul.“ Sagte Dastan und ließ von dem toten Körper ab. „Rayhan! Wieso hast du deinen kleinen Bruder mitgeschleppt? Der kann doch sowieso nichts tragen!“ Meckerte Dastan weiter woraufhin er einen ärgerlichen Stoß in die Seite bekam. „Ich kann sehr wohl arbeiten!“ Stieß Rahoul wütend aus auch wenn man deutlich heraushörte das er seine Stimme zu verstellen schien und sie durch die zwei zusätzlichen Tücher gedämpft klang. Rayhan, welcher der Erste der Truppe war ging zu den beiden hinüber die sich miteinander in einer harmonischen Art zu streiten schienen. „Du und arbeiten?“ Lachte Dastan und boxte Raouhl in die Seite. „Keine Haare im Gesicht und schon meint er sich hier aufspielen zu können! Geh zurück zu deiner Amme!“ „Du bist gemein Dastan! Rayhan! Sag doch auch mal was!“ „Wieso sollte ich? Du hast doch selbst gesagt das du es ihm selbst mal heimzahlen willst.“ Meinte Rayhan trocken. Er war vor das Ochsengespann getreten und achtete gar nicht mehr darauf was hinter ihm geschah. Sein kleiner Bruder und Dastan waren eigentlich die besten Freunde und hielten im Kampf stets zusammen. Dastan würde außerdem eher sterben bevor er etwas über den Kleinen kommen ließ und das war auch gut so. Während er den beiden also zuhörte wie sich gegenseitig aufzogen war Rayhan damit beschäftigt endlich den armen Amiz zu befreien. Dastan hatte ihn wohl mit voller Absicht vergessen, das würde ihm zumindest ähnlich sehen. Dastan konnte manchmal wirklich grausam sein. Hinter Rayhan waren immer noch Männer beschäftigt ihre Verblichenen heranzuschaffen so das sich bald weitere Zwanzig einfanden. „Ich sehe schon, der arme Kutaiba hat mal wieder die meiste Arbeit gehabt.“ Raouhl sah auf den Männern, der genau wie Dastan in weite Gewänder gehüllt war, welche ihn als vermeintlichen Leprakranken auszeichnen sollten. Nur so war die sichere Reise durch das Heilige Land gewiss. Als Kutaiba aber aufsah war klar warum er sich wirklich verkleiden musste: Er war weder Araber, noch Perser noch Christ! Kutaiba entstammte einem fernen Land das hier die wenigsten kannten, geschweige denn einmal dort gewesen waren. Kutaiba erinnerte sich selbst so gut wie überhaupt nicht mehr an seine Familie oder seine Heimat die in Nubien war. Über verschiedene Sklavenhändler war er schon seit seiner frühen Kindheit durch das Land gereist, von einem Besitzer zum Nächsten, bis er eines Tages seinen neuen Herren im Schlaf erschlug und floh. Nun hatte er bei diesen Leuten hier eine neue Heimat gefunden und half ihnen, vor allem für seinen damaligen Retter und Fürsprecher Mustafa Al´ Abbas Ibn Mahrus versuchte der Nubier keine Last zu sein. Als er Raouhls Stimme hörte, sah der Nubier auf und verneigte sich nur kurz während er die letzten Toten heranschaffte und so den anderen Männer behilflich war. Die wenigsten von den Arbeitern hatten wirklich eine Rüstung angelegt oder waren bewaffnet so wie Rayhan und sein kleiner Bruder sowie Dastan und Kutaiba, der an seiner Seite einen großen Zweihänder auf seinem Rücken trug der fast so groß war wie ein ganzer Mann. Trotz dieser Last hatte Rayhan es geschafft und ganze drei Männer den Berg hinaufgezogen. Die Kraft des Nubiers war einfach atemberaubend und wurde in ihrer Gemeinschaft mehr als nur geachtet und gefürchtet. „So, das wären alle.“ Sagte Rayhan als er den stattlichen Berg betrachtete. „Raouhl, geh nicht so nahe an sie heran! Wer weiß ob sie nicht irgendeine Krankheit haben! Bleib hier!“ „Mein Gott, Rayhan!“ Stöhnte Dastan genervt der neben Rayhans kleinem Bruder stand, der ihm gerade mal so bis zum Brustbein reichte. „Musst du ihn immer so verhätscheln? Er ist immerhin schon ein ganzer Mann!“ Rayhan verzog dabei das Gesicht und warf dem Perser einen wütenden Blick zu. „Was ich mache und was nicht geht dich ja wirklich einen feuchten Dreck an, oder Dastan?“ „Ich meine ja nur! So wird aus ihm nie was wenn du immer mit der erhobenen Hand hinter ihm stehst. Andere in seinem Alter sind schon verheiratet und haben Kinder und was tust du?“ Gab Dastan zu bedenken und klopfte Raouhl ordentlich auf die Schultern so das dieser fast nach vorne auf den aufgetürmten Berg viel, sich aber vorher noch mal abfangen konnte und zurück taumelte. „Lass dass Dastan!“ Schnaufte der Kleinere atemlos als er wieder einigermaßen hochkam. „Ich will euch ja nicht in eurem schönen Geschwätz unterbrechen..:“ Sagte plötzlich Mustafa von seinem Bock herunter von dem er aus alles beobachtet hatte. „Aber sollte nicht jemand endlich mal den armen Amiz von da hinten herunter holen?“ Alle verstummten sofort als sie daran dachten wer da hinten noch immer in einem Berg voller toter Menschen lag. „Amiz!“ Raouhl und Kutaiba waren die ersten die vor der großen Ladefläche standen und nach ihrem Freund suchten. „Antworte doch wenn du uns hörst!“ Raouhl stocherte verzweifelt zwischen den Toten umher und hoffte auf Antwort. Warum gab ihr Freund denn keinen Mucks von sich? War er etwa schon zu einem von ihnen geworden? War er schwer verletzt? „Warum habt ihr nicht nach ihm gesehen!“ Fuhr Raouhl Dastan wütend an der jetzt hinter ihm stand und eher gelangweilt das Schauspiel verfolgte. „Vielleicht weil noch überall Wachen herumstanden und wir draußen von einer Patrouille in die nächste gekommen sind! Ich bin vielleicht der ein guter Schwertkämpfer aber deswegen kann ich es noch lange nicht mit einem bewaffneten Trupp von Halbstarken aufnehmen vor allem nicht wenn ich noch unseren Herrn beschützen muss.“ „Du bist so ein...“ Gerade wollte Raouhl die nächste Schimpftirade auf ihn loslassen als sie von Kutaiba angestoßen wurde. Er hielt den Finger an die Stelle wo sein Mund war und gebot ihr still zu sein. Sofort verstummte Raouhl und konzentrierte sich auf das was er hören konnte. Zwischen dem Säuseln des Windes und dem Zirpen der Grillen konnte man deutlich etwas heraushören was sich eindeutig nach einem verletzten Menschen anhörte! „Amiz!“ Sicher umgriffen sie den Leichensack aus dem die Geräusche kamen und zogen ihn an den Füßen hinaus. Noch bevor er aber richtigen Boden unter den Füßen spürte, klappte er schon in einem Schmerzenslaut zusammen und fiel gänzlich auf den Boden. „Er ist verletzt! Meister!“ Rief Rayhan nach seinem Herrn welchen man nur von seinem Kutschbock steigen hörte während Kutaiba den offenbar Verwundeten nahm und ihn langsam fort von den Menschen trug unter den Schatten eines hohen Baumes, damit man sich seine Verletzungen besser ansehen konnte. Rayhan nahm seinen Dolch und kniete sich nieder um die Schnüre zu zerschneiden die den Sack zusammen hielten. Einer nach dem anderen wurde aufgetrennt und gab den darunter Verletzten frei, was für allerhand Bestürzung sorgte. „Das ist nie und nimmer Amiz!“ Fassungslos starrte Rayhan auf den Mann der vor ihm auf dem Boden lag, mit schmerzverzogenem Gesicht und einem Stück altem Stoffs zwischen den Zähnen, damit seine Geräusche niemanden warnen konnten. „Schade,“ Hörte man schon Dastan wieder mit leichtem Spott in der Stimme sagen. „Ich hatte schon gehofft der dämliche Franzose hätte sich endlich von den Soldaten eine Verschönerung seines Gesichtes zukommen lassen.“ „Dastan.“ Mehr musste Mustafa Al´ Abbas nicht sagen um den Perser zum Schweigen zu bringen. „Während ich und Raouhl den Jungen versorgen, soll der Rest die Toten aufkarren, aber macht schnell! Bevor die nächsten Soldaten kommen!“ Ordnete der alte Mann auf seinem Stock gestützt an und ließ sich von Raouhl eine mitgebrachte Umhängetasche reichen. „Aber Meister!“ Rief Rayhan aufgebracht. „Seht ihn euch an! Er ist nicht Amiz! Lassen wir ihn liegen oder bringen zu Ende was die Soldaten angefangen haben!“ Mustafa schenkte ihm nur einen dunklen Blick was Rayhan für einen winzigen Moment innehalten ließ. Nach einigen Augenblicken versuchte er es erneut. „Wieso helfen wir ihm? Wir wissen nicht wer er ist!“ „Er ist verletzt, Bruder.“ Sagte Rahoul und stieß seinen Bruder zur Seite um sich zur linken Seite des Mannes niederzulassen. „Und wenn wir ihm nicht bald helfen stirbt er.“ „DAS IST DOCH GUT SO! Lassen wir ihn liegen! Der macht es doch eh nicht mehr lange! Weiß der Teufel warum er hier ist und nicht Amiz! So war es eigentlich auch abgemacht!“ „Wahrscheinlich, weil Amiz wusste das wir ihm nicht helfen werden wenn wir wüssten das er zuerst diesen Burschen da aus Akkon rausschaffen will.“ Kam es von Dastan der zusammen mit Kutaiba und einigen anderen der Männer damit beschäftigt war, ihre Toten zu denen aus Akkon zu legen. „Er ist KEINER VON UNS! Es besteht immer noch die Gefahr das er uns verrät!“ „Die Gefahr besteht bei allen Menschen, Rayhan.“ Sagte Dastan wieder in betont gelassenem Ton. Ihm schien das weniger auszumachen das Amiz nicht hier war sondern irgendein Araber den er noch nie zuvor gesehen hatte. „Wie könnt ihr da nur so ruhig sein?“ Zeterte Rayhan noch aufgebrachter. „Versteht ihr nicht was das heißt? Amiz ist noch immer in der Burg und morgen kommen König Richard und seine Männer zurück! Was denkt ihr wird geschehen wenn herauskommt das anstelle eines Toten, ein Lebender fehlt?“ „Zugegeben, das könnte wohl knifflig für Amiz werden.“ Sagte Mustafa inzwischen wieder mit dunkler Stimme während er sich den jungen Mann vor ihm näher musterte. „Aber wenn Amiz meint das dieser Mann hier nicht sterben soll, dann wird er schon seine Gründe haben. Amiz ist nicht dumm, vergiss das bitte nicht Rayhan. Er weiß auch das Richard morgen zurück kehrt. Ich schätze das er längst einen Plan hatte b e v o r man ihn eingekerkert hat, sonst hätte er nicht diese Gelegenheit verspielt und einem anderen gegeben zu entkommen.“ „Stimmt.“ Gab Raouhl seinem Herrn Recht. „Noch einmal wird der Trick nämlich nicht klappen und Amiz müsste das wissen.“ „Eben.“ Meldete sich Dastan dann mal wieder. „Wenn meine Meinung hier jemanden interessiert, dann wage ich jetzt einfach zu behaupten das dieser dämliche Franzose es von Anfang an darauf angelegt hatte eingekerkert zu werden. Es würde immerhin zu ihm passen.“ „Ja!“ Nickte Raouhl. „Zuzutrauen wäre es ihm, weil niemand sonst außer unserem Amiz so etwas wagen würde.“ „Trotzdem! Die Gefahr besteht immer noch das dieser Mann da...“ „Bald wirklich zu Allahs Füßen sitzen wird wenn wir ihm nicht bald helfen.“ Mahnte Mustafa mit einer Hand mit der er Rayhan endlich fortschicken wollte damit er den Verwundeten endlich versorgen konnte. Rayhan passte es nicht das sie sich jetzt um diesem Fremden kümmern wollten. Niemand wusste hier genau wer das war und im Grunde interessierte es ihn auch nicht wirklich. Nur sein Meister, Mustafa Al´ Abbas war wie immer so freundlich und half dem Verletzten. Für Rayhans Herrn war das wohl ein Wink des Himmels das er jetzt diesen Fremden versorgen musste und wollte ihn nicht sterben lassen. Irgendwo konnte Rayhan das verstehen, tief in seinem Innersten verstand er warum es den wenigsten hier etwas ausmachte. Amiz konnte sehr gut zwischen Freund und Feind unterscheiden und wenn er nicht gewusst hätte das dieser Mann keine Gefahr für sie darstellte und noch nicht den Tod verdiente, hätte er ihm auch nicht zur Flucht verholfen. Verstand einer diesen Franzosen! Unterdessen lag Altair unter dem Schatten des Baumes auf dem ausgebreitetem Leinentuch und nahm wie aus der Ferne war wie sich seine Retter um ihn kümmerten. Sie hatten eine Feldtasche dabei in der einige Tiegel Heilsalben verstaut waren zusammen mit dem frischesten Bergquellwasser das ihr kleines Dort zu bieten hatte und etliches Verbandszeug, Nadel und Faden: Einfach alles was man als Heiler so brauchte. Sogar etwas essbares war dabei. Geräuchertes Pökelfleisch falls man Amiz an der kurzen Leine gehalten hatte und großen Hunger verspürte. „Seltsam, eigentlich haben wir das alles mitgenommen falls es Amiz schlecht gehen würde. Nun habe ich das Gefühl das es von uns allen Amiz am besten gehen muss wenn er weiter in der Obhut der Kreuzfahrer und Templer bleiben will.“ Hörte Mustafa Raouhl sprechen während er mitgebrachtes Wasser aus einem kleinen, mitgebrachten Krug brachte um damit erst mal die Lippen des Mannes zu beträufeln. Altair spürte die wohltuende Kühle auf seinen Lippen und konnte fühlen wie sich zarte Hände an seinen Nacken legten um ihm etwas mehr Wasser einzuflößen. „Trink.“ Hörte er wie durch Watte. “Trink, dass tut dir gut.“ Durch verschleierte Augen nahm er eine Gestalt über ihm war während sich jemand anderes um sein verletztes Bein kümmerte. „Seht Meister! Er trinkt!“ Freute sich Raouhl und sah glücklich auf den Verletzten der das ihm gebotene Wasser dankend annahm und zunehmend wieder an Kraft gewann. Er bewegte sogar wieder einige seiner malträtierten Glieder und streckte seine Finger. Das frische Wasser tat den geschundenen Lippen gut und half ihm langsam auch wieder seine Gedanken zu ordnen. Raouhl nahm aus der Reisetasche noch ein dünnes, rechteckiges Leinentuch und tränkte es mit dem kühlen Nass damit die Augen des Fremden nicht mehr mit solchen Schmutzrändern versehen waren und er es leichter hatte sie zu öffnen. Das erste was Altair sah, waren zwei himmelblaue Augen die in seine mandelbraunen sahen. Zuerst hielt das Altair für einen Traum da er noch in seinem Leben einen Araber mit blauen Augen gesehen hatte. Dieser hier aber hatte welche! Ein schlechter Witz? Eine Vision? Er wusste es nicht und konnte es sich auch nicht erklären was hier auf einmal los war. Altair konnte sich nur noch daran erinnern das er in einem dunklen Verlies auf die Vollstreckung seiner Strafe wartete. Man hatte ihm noch einen Abend gegeben bis Robert de Sable zusammen mit seinem König wieder in Akkon war um dann die Gelegenheit zu ergreifen Altair einen möglichst langen und vor allem schmerzhaften Tod zu bescheren. „Er scheint noch recht benommen.“ Sagte der Araber mit den blauen Augen die Altair jetzt immer noch so intensiv musterten das ihm heiß wurde. Rahoul blickte zu seinem Meister zurück der mit der Untersuchung des Fußes zu Ende war und nun über Altairs Körper hinüber griff um nach dessen linker Hand zu tasten. Raouhl sah dies und half ihm, indem er Altairs linken Arm anhob. „Nanu... Seht doch nur! Ihm fehlt ein Finger.“ Sagte Raouhl mit echter Bestürzung in der Stimme was Altair innerlich ein Lächeln bescherte. Dieser junge Mann hatte keine Ahnung vom Leben der Assassinen. Mustafa indessen begutachtete die verstümmelte Hand, gebot Raouhl dann aber sie wieder hinzulegen. Während Raouhl dabei war Altair noch etwas mehr zu trinken zu geben stand Mustafa auf seinem Pferdestock gestützt auf und trottete zu den anderen rüber die mit ihrer Arbeit bald fertig sein würden. Fast vierzig Mann waren jetzt auf dem Ochsengespann und es würde wohl darauf hinauslaufen das mindestens zwei Männer hinten anschoben damit die Tiere nicht zu schwer zu schleppen hatten. „Kutaiba und Rayhan, ihr beide werdet mich begleiten. Dastan, du bleibst hier und hilfst uns den Fremden in Sicherheit zu bringen.“ „Was?“ Rayhan hielt geschockt inne in seiner Arbeit. „Warum gerade Dastan? Das kann Kutaiba doch genauso machen!“ „Weil ich es dir sage, Rayhan, deswegen.“ Missmutig schlug Mustafa sogar mit seinem Stock auf welcher ihm in solchen Fällen immer als Unterstützung für seine Anweisungen war. Als Drohmittel machte der alte Holzstock was her. „Ich soll den Hintern dieses...“ Dastan war im ersten Moment aber auch nicht so sonderlich begeistert darüber das er jemanden tragen sollte. „Vergebt mir Meister, wo soll ich den Neuen hinbringen?“ Rayhan schnappte nach Luft als er die Bezeichnung `Neuer´ hörte: Das klang ja fast so als hätten sie diesen Kerl in ihrer Gemeinschaft aufgenommen, was einfach nicht der Fall war und Rayhan würde es zu verhindern wissen das dies geschah! „Bring ihn zuerst in mein Haus. Hewa soll sich um ihn kümmern bis ich wieder zurück bin.“ Dann ging er etwas näher an Dastan heran und zog ihn von den anderen weg damit er ihm etwas ins Ohr flüstern konnte. „Raouhl und du werdet mir gut auf ihn aufpassen! Verbindet ihm aber die Augen bevor ihr mit ihm zurück kehrt und sorgt dafür das er die erste Zeit mein Haus nicht verlassen wird! Ich weiß nicht wer er ist oder warum Amiz ihm das Leben gerettet hat aber eines ist uns beiden doch klar oder? Amiz hat darauf spekuliert das wir ihm helfen werden bis er sich selbst versorgen kann.“ „Meister...“ Dastan wollte noch etwas sagen bevor Mustafa ihm aber mit einem strengen Blick wieder zum Schweigen brachte. „Sehr wohl Herr! Es wird so geschehen wie du es dir wünscht!“ Dastan verneigte sich und Mustafa drückte seine Schulter dafür sanft. „Ich danke dir mein Sohn und jetzt hilf den anderen.“ Rahoul hatte unterdessen dem Verwundeten schon das erste Stück Hammel klein gemacht und zwischen die Lippen geschoben. Nun sah er glücklich dabei zu wie das gereichte Essen dankend angenommen wurde und von dem Fremden verspeist wurde. Neugierig betrachtete sie sich den Verletzten von dem Amiz nicht wollte das er in Novum Regis umkam. Er hatte trotz der vielen Peitschenhiebe mit denen man ihm zugesetzt hatte, eine fast makellose Haut in dem schönen dunklen Ton wie ihn fast alle Araber hatten und um den Raouhl sie so beneidete. Außerdem war der Fremde durchtrainiert und von athletischer Statur. Starke Armsehnen waren unter der Haut zu erkennen die sich bis nach vorne zu seinen kräftigen Fingern fortschlängelten. Die Fingerkuppen waren schon mit einer dicken Hornschicht besetzt als wären sie oft gebraucht worden und seine Hände hatten schon Risse und Schwielen von den vielen Schwertübungen. Hohe Wangenknochen und eine leicht geschwungene Nase sowie schmal geformte Lippen die sich unter dunklen Bartstoppeln abzeichneten, ließen ihn erhaben und edel wirken. Nur seine Augen konnte Rahoul noch nicht so recht erkennen. Der Fremde war wohl noch sehr geschwächt wenn er es noch immer nicht geschafft hatte aufzusehen. Seine Augen wirkten wie dunkle Schatten unter den dichten Augenbrauen und wirkten müde und abgespannt. Er war wohl durch die Hölle gegangen und hatte fast Iblis eiserne Arme um seine Kehle gespürt. Raouhl kämpfte dagegen an aber irgendetwas zwang Rayhans Bruder dazu seine Hand auf Altairs Stirn zu legen und ihm sanft einige der schwarzen Härchen zurück zu streicheln. Seine Haare waren rabenschwarz wie die Nacht und nur einen halben Finger lang, wahrscheinlich würde man sie ihm bald wieder schneiden müssen. Dieser Gedanke zauberte ihm ein Lächeln auf die Lippen und ließ auch seine Augen leicht leuchten. „Keine Angst, du bist bei uns in Sicherheit. Die Schwarze Hand Allahs schwebt über dir.“ Sagte der eingemummte Mann in einem leichten Singsang und Altair entspannte sich unweigerlich bei seinen Berührungen. „Seltsam...“ Dachte sich Altair plötzlich als er die warme Hand auf seiner Haut spürte. „So kleine, zarte Hände..“ Er fühlte deutlich die Rillen auf der Haut und eine raue Oberfläche wie er sie sonst nur bei Schwertkämpfern kannte. Dieser Mann hatte obgleich seiner Erfahrung in der Wundheilung auch mit Sicherheit nicht zum ersten Mal ein Schwert in den Händen gehalten. „Raouhl! Steh auf! Wir werden ihn zu Hause besser versorgen können und jetzt mach hin!“ Schnarrte Dastans dunkle Stimme in diesen Moment der stillen Harmonie. „Hier! Verbinde ihm damit die Augen, sicher ist sicher.“ Damit reichte er ihr ein Tuch das als Augenbinde dienen sollte damit Altair nicht den Weg wiedererkennen konnte. Altair hätte auch so nicht mehr viel erkennen können aber diese Menschen hier wollten wohl lieber kein Risiko eingehen und so ließ sich Altair widerstandslos die Augen verbinden. „Und sein Bein?“ Hörte er noch einmal dieselbe dunkle Stimme fragen. „Der Meister sucht schon nach etwas passendem um den Fuß zu schienen. Du musst vorsichtig sein wenn du ihn trägst, Dastan, sein ganzes Bein wurde verletzt.“ „Aber so wie es aussieht schon versorgt.“ „Vielleicht wollten sie ihn so lange am Leben erhalten wie möglich. Die Stiche sind auch weniger sorgsam gemacht worden. Eher eine notdürftige Verarztung.“ „Genug jetzt Kinder, lasst mich mal durch!“ Da war wieder die Stimme die Altair zu diesem alten Mann in seiner schwarzen Robe zuordnete. „Dastan, hilf mir mal und stütze seinen Fuß! Wir müssen ihn gut verschienen, sonst geschieht ein Unglück...“ „Wird der überhaupt noch mal laufen können?“ Fragte Raoul mit angsterfüllter Stimme aber Mustafa sah ihn aus sanften, dunklen Augen an und drückte Raouhls Gesicht mit beiden Händen. „Keine Sorge mein Kind! SO schlimm ist es noch nicht mit ihm aber kurz davor... Komm jetzt Dastan, hilf mir und du Raouhl, packst alles zusammen. Je schneller er zu unserem Hakim kommt desto besser.“ Altairs Bein wurde mit zwei großen Ästen die notdürftig von ihrer Rinde befreit wurden mehrfach umwickelt damit weitere Verletzungen ausgeschlossen waren. Dann fühlte er wie er auf den Rücken eines anderen Mannes gehoben wurde und noch einmal unter seinen Armen, seinem Torso sowie seinem Unterleib ein Seil geschlungen bekam welches ihn zusätzlich am Rücken festhielt. „Alles klar bei dir da hinten?“ Fragte ihn sein Träger aber Altair antwortete nicht. „Hey! Wehe du verreckst mir da hinten! Ich schlepp keinen Toten mit mir rum, klar!“ „Dastan! Lass ihn in Ruhe! Er ist schwer verwundet!“ „Das ist mein Ego auch! Ich darf diesen Brocken immerhin bis nach Hause tragen!“ „Alter Faulpelz.“ Kicherte Raouhl amüsiert. „Es fällt dir schon kein Zacken aus deiner Krone wenn du dich mal nützlich machst.“ „Vielen Dank! Also, wir machen uns dann auf dem Weg, Meister! Stellt nichts an bis wir weg sind Freunde!“ „Pass gut auf Raouhl auf!“ Hörte Altair noch Rayhan über den Weg brüllen. Es folgte großes Gelächter und das Knarren des Ochsengespanns welches die Toten zu ihrer letzten Ruhestätte bringen sollte während sich Rahoul, Dastan und der Fremde, Altair auf den Weg machten nach Hause zu kommen wo man Altair versorgen würde. Die ganze Zeit über vernahm Altair nur Geräusche wie er sie in der Natur finden konnte neben den meist belanglosen Gesprächen zwischen seinem Träger und dem anderen Mann der ihn begleitete. Sie hielten sich bedeckt und erklärten auch nicht mehr viel wohin ihr Weg ging. Sie würden Altair nicht verraten wohin es ging noch würde er es wohl herausbekommen können, dafür war er zu fest an den anderen Körper befestigt worden und dieser würde es sofort merken wenn Altair versuchte sich von der Augenbinde zu befreien. Bald aber mischte sich unter den Geräuschen die Altair hörte noch etwas dazu was ihm komisch vorkam. Er hörte Meeresrauschen! Sehr nahes Meeresrauschen das auch immer näher zu kommen schien. Die Luft um ihn herum wurde salziger und schwerer dazu kam noch ein frischer Wind der ihnen entgegenblies, sie willkommen heißen wollte. Dann war da noch das Geräusch wie von rollenden Kieselsteinen und das Gefühl das es bergab ging. Altair spürte förmlich wie die Muskeln seines Trägers sich verspannten weil er einen Abhang hinunter musste und das auch noch mit Gepäck. „Soll ich helfen Dastan?“ Fragte Raouhl freundlich bekam aber ein Kopfschütteln. „Wir zwei schaffen das schon...“ schnaufte er schließlich und stieg den kleinen Weg hinab der zwar etwas kürzer dafür auch etwas gefährlicher war. Der Weg hier war mehr wie ein schmaler Trampelpfad auf dem sogar ein paar Gräser wuchsen während auf der anderen Seite eine steile Wand hinab ging und unter einem nur felsige Steine mit rauschenden Wellen auf den Unglücksseligen warteten der nicht auf seine Füße achten wollte. Zur Sicherheit hatte man zwar ein Seil gespannt und mit spitzen Haken in die Wand geschlagen aber Dastan hatte keine Hand frei mit der er sich hätte festhalten können und das Gewicht des Fremden hätte ihn wohl mit in die Tiefe gezogen. Keine schönen Aussichten aber besser der Bursche kam früher als später zum Hakim. So gingen beide langsam und stillschweigend über den Weg der gerade mal so breit war das man hintereinander gehen konnte und achteten nicht auf das was unter oder über ihnen lag. Sie stiegen immer weiter hinab und kamen schließlich an einem kleinen Höhleneingang an der mit seiner Felsennase etwas über dem Meer unter ihnen ragte. Hier brannte kein Licht und sie sahen sich gänzlicher Schwärze entgegen aber beide kannten diesen Pfad hier schon so gut das sie auf Lichtquellen verzichten konnten und so in die Tiefe der Höhle eintauchen konnten. Der Boden unter ihnen war mit Sand ausgelegt und so knirschte es nicht einmal mehr wenn man auf ihm herum trat. Sie folgten dem Weg gewissenhaft und gingen langsam einem Licht entgegen das schon von der Ferne zu leuchten schien. Jemand kam ihnen mit einer Fackel entgegen. „Wer ist da?“ Hörte Altair jemanden rufen und Dastan antworten. „Dastan und Rahoul sind zurück! Der Meister kommt ebenfalls bald mit den anderen nach.“ „Meister Mustafa ist noch weg?“ Fragte die Stimme aus dem Dunkeln die die Fackel in ihren Händen hielt. „Habt ihr Amiz nicht befreien können?“ „Der braucht noch etwas länger und wollte in Akkon verweilen aber es geht ihm gut. Hier haben wir aber einen anderen Verwundeten von dem unser Meister will das wir uns um ihn kümmern.“ „Nun gut, dann kommt mal mit ihr werdet schon erwartet.“ „Wartet!“ Rief Raouhl plötzlich bevor Dastan noch etwas erwidern konnte. „Was ist denn?“ Fragte Dastan zurück und blickte Raouhl an. „Könnten wir ihm nicht langsam die Augenbinde abnehmen?“ Fragte Raouhl schüchtern was von Dastan mit einem Schnauben quittiert wurde. „Sicher nicht! Ich werde erst jemanden an ihn ranlassen wenn wir bei Mustafa zu Hause sind und eure Amme sich um ihn kümmern kann!“ „Ach Dastan! Was soll er denn schon groß sehen können?“ „Alles und gar nichts und jetzt komm mit!“ Damit war das Gespräch auch schon zu Ende und sie folgte Dastan mit seiner schweren Last nach. Sie gingen noch einmal eine in den Fels gehauene Treppe hinab bis sie vor einem großen Eingang standen der schwer bewacht wurde und die Männer beäugten den Neuen kritisch, ließen Dastan und Raouhl dennoch passieren. Schließlich gelangten sie in ihr Versteck das schon seit mehreren Jahren ihr Zuhause war. Hier waren sie sicher vor Sarazenen wie auch vor den Kreuzfahrern, niemand konnte ihnen hier etwas anhaben. Sie befanden sich auf einer hohen Treppe die eigentlich ein Holzgerüst war und eher als Notausgang diente. Sie waren in einer riesigen Höhle die man in ihren Ausmaßen nicht fssen konnte, wenn man es nicht einmal selbst gesehen hatte. Wie die Burg in Masyaf hatte man auch hier unzählige Häuser in verschiedenen Größen aus den Stein gehauen. In mehreren Reihen lagen sie übereinander und waren durch unzählige Steintreppen miteinander verbunden. An jeweils zwei Seiten der Höhle gab es Häuserreihen und dazwischen sprudelte ein starker Strom über dem man eine Brücke gebaut hatte um beide Teile der Wohnsiedlung miteinander zu verbinden. Kleine Kinder spielten am steinigen Flussufer dessen Eingang in der Felswand man mit großen, schweren Holzbalken gesichert hatte damit niemand so leicht hindurch schwimmen konnte. Es roch nach den Fischen die man gefangen hatte und nun zum räuchern aufgehängt hatte und nach gegerbten Leder wie auch nach den schmiedeeisernen Feuern und das Geräusch von schweren Ambossen waren zu hören die jemand unnachlässig bediente. Hier gab es mehrere Schmiede, mehrere Handwerker darunter besonders zwei Steinmetze die sich gut darin auskannten das schwere Gestein um sie herum zu verarbeiten und mehrere Händler. Hier und da sah man Frauen an einem Webtisch sitzen um Stoffe zu weben während eine andere Frau hoch oben auf einem der höher gelegenen Häuser dabei war einen Teppich zu knüpfen. Der Ort war so geheimnisvoll das Altair wohl die Augen ausgefallen wären vor lauter Staunen und wenn er seinen Kopf nach oben gestreckt hätte, hätte er wohl Allah zu Füßen gelegen. Über ihnen erstreckte sich ein gewaltiges Bergmassiv, fast so als würden sie am Boden eines großen Kupferkessels sitzen und man unten hinauf zum Rand sah. Es kreisten sogar Falken über ihnen in weiter, schwindelerregender Höhe und einige besonders mutige machten es sich zur Aufgabe die steile Bergwand zu erklettern damit sie von oben herunter schauen können oder um zu sehen wie die Landschaft über ihnen aussah. An vereinzelten Hängen wucherten noch Bäume und streckten ihr grünes Blätterwerk in die Höhe während herrlichster Sonnenschein durch sie hindurch fiel und den Menschen das Licht spendete, dass sie zum Leben brauchten. Altair aber sah von all dem nichts und konnte nur erahnen warum es so kalt um ihn herum wurde. Er hörte nur das aufgeregte Stimmen um ihn herum waren die nach dem Herrn fragten und wo die anderen blieben. Dastan musste sie alle beschwichtigen und ihnen versichern das der Herr bald zu ihnen kommen möge und das alles nur eine Frage der Zeit war unterdessen schickte er Raouhl los um nach Hewa zu suchen. Sie sollte sofort kommen damit man den verletzten Altair versorgte und er eine Last weniger zu tragen hatte. Danach ging er zusammen mit Altair an der gaffenden Menge vorbei und machte sich eiligst daran in das Haus zu gelangen, welches neben dem Versammlungshaus, wo man für gewöhnlich Ratsversammlungen abhielt, am größten war und auch am höchsten lag und somit den besten Ausblick über das ganze steinerne Dorf hatte. Mustafa lebte hier zusammen mit dem Dorfältesten der auch Seher war und die Sprache der Sterne verstand und sie zu deuten wusste zusammen mit der weisen Frau Hewa, welche mit ihren Heilkünsten schon so manchem geholfen hatte und auch als Hebamme berühmt war. Abdul Karim, Schwertschmied und ein Meister im Umgang mit der eisernen Klinge hatte das kommen der Leute schon gesehen und dem Dorfältesten, Mustafas besten Freund Wijdan Bescheid gegeben so das dieser gleich herauskam. „Bismillah! Dastan!“ Sagte der alte Mann der auf seinem Stock gestützt aus dem Haus kam welches schon von weitem nach erlesenen Kräutern und Ölen roch. „Was ist denn passiert?“ Der alte Mann der gebückt und klein wie Raouhl war schlug die Hand auf seinen Kopf welcher nur von einer roten Haube bedeckt war und sonst keine Haare mehr hatte außer buschigen weißen Augenbrauen welche ihm sogar schon zu den Seiten an seinem Gesicht herabfielen. „Ein Verletzter, großer Weiser! Mustafa will das er versorgt wird!“ Sagte Dastan und endlich wurde Altair ins Haus geschafft. Nahe der Feuerstelle ging Dastan in die Knie und wartete darauf das man ihm endlich den schweren Brocken abnahm. Wijdan kam sofort zusammen mit einigen anderen aus dem Dorf zu ihm und half ihm dabei als sie Raouhl hörten der sich an den Menschen vorbei zwängte. „Hewa ist auf dem Weg hierher!“ rief er wie immer gedämpft durch seine Schleier hindurch die er um sein Gesicht gewunden hatte so dass gerade mal seine Augen zu sehen waren. „Gut! Dann hilf jetzt die Leute rauszuschaffen! Der Kerl braucht Ruhe um sich herum und keinen Menschenauflauf!“ Ordnete Wijda sofort an und schickte seine Leute aus dem Haus heraus damit Altair seine Ruhe haben konnte. Dann drehte er sich wieder zu Dastan um. „Wir bringen ihn am besten ganz rauf, Dastan. Dort gibt es ein gutes Bett und eine warme Feuerstelle und er kann sich ausruhen.“ „Habt ihrs bald wo ihr ihn hinhaben wollt?“ Knurrte Dastan wütend und stemmte sich zusammen mit Altair noch einmal in die Höhe. „Verdammt! Wie es meinem Rücken geht interessiert hier wohl auch keinen mehr oder?“ „Du hältst das schon aus und jetzt komm und halt den Mund.“ Verlangte Wajid von ihm und deute zum Ende des Raumes der neben einer schweren Holztür eine weitere Treppe aufwies die in den Stein geschlagen wurde. Dieses Mal hatte man aber daran gedacht breitere Stufen einzubauen und so war der Aufstieg kein Problem und im zweiten Stock des Hauses wurde Altair in den größten Raum auf ein Feldbett gelegt das nahe einem hohen Fenster stand durch welches noch Tageslicht viel und den Raum erhellte. Es gab hier wirklich eine kleine Feuerstelle mit einem Rauchabzug welcher irgendwo nach oben verlief. Bücher über Bücher lagen hier verstreut auf einem hölzernem Tisch welcher eigenartige Skulpturen aus Stein zum Beschweren einzelner Papiere hatte und zwei kleine Hocker hatte auf die man sich setzen konnte. „Leg ihn hin. Diesen Raum hier benützt Mustafa sowieso nur noch als Arbeitszimmer.“ Sagte Wajid während er dabei war ein Feuer zu machen. „Hewa und ich werden uns weiter um ihn kümmern, du kannst nach unten gehen und die lästigen Plagegeister aus meinem Haus vertreiben.“ Dastan tat wie ihm geheißen und traf in der unteren Etage auf Raouhl der von Hewa, die endlich angekommen war, den Auftrag frisches Wasser zu holen. „Und wenn du schon dabei bist mein Kind, hol mir von Hadeel zwei lange Holzstücke am besten rechteckig. Wir werden den Fuß besser schienen als es dieser seltsame Ast kann, geh jetzt.“ Damit verneigte sich Raouhl und sprang schon aus der Tür und Hewa drehte sich zu Dastan um. Die kleine füllige Frau hatte ihren tiefschwarzen Schleier um und ihr Kopftuch auf während sie in einem Binsenkorb neues Verbandsmaterial hatte. „Wie ich sehe geht es dir auch gut Dastan, das freut mich.“ Sagte die alte Dame die um die Körpermitte auseinander ging wie ein Hefeteig und ebenfalls schon recht alt zu sein schiein was man aus ihrem mit Furchen besetztem Gesicht ansehen konnte und die Falten die sich um ihre Augen abzeichneten ließen sie gebrechlich und weise erscheinen aber für solche Bemerkungen setzte es oft Hiebe denn die alte Dame hielt sich selbst noch lange nicht für alt. „Geh jetzt Dastan. Raouhl ist ja bei uns helfen wenn etwas ist.“ Ehrfürchtig neigte Dastan sein Haupt und verließ schließlich das Haus das den drei ältesten und wohl auch weisesten Menschen hier gehörte. Hier war der Fremde gut aufgehoben und man würde ihm helfen, bis es ihm besser ging und er wieder seiner Wege gehen konnte. Dastan wünschte sich das dies bald geschehen würde. Er hat ein ungutes Gefühl wenn er den Fremden ansah, fast so als würde eine dunkle Ahnung ihn überfallen und Dastan mochte so etwas überhaupt nicht. Er hasste es wenn seine innere Stimme ihm sagte das etwas dabei war gründlich schief zu laufen. Hoffentlich hatte Rayhan Unrecht und sie hätten den Fremden besser töten sollen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)