Die Schwarze Hand Allahs von Onagadori-sama (Assassins Creed) ================================================================================ Kapitel 2: Auf den Pfaden der Schwarzen Hand -------------------------------------------- Hewa und Wajid waren wahrlich Könner auch wenn das was sie taten recht schmerzhaft wirkte und Altair ein paar Mal fest die Zähne aufeinander biss. Sie mussten seinen Fuß wieder begradigen und das war mehr als nur schmerzhaft. Altair konnte Allah auf Knien danken wenn er jemals wieder normal laufen konnte und darum fürchtete sich Altair gerade am meisten! Was wenn er niemals wieder richtig laufen konnte? Sein Körper musste im einwandfreien Zustand sein wenn er wieder eine Mauer erklimmen wollte. Was würde ihm denn dann für ein Leben bestimmt sein? Altair hätte lieber den Tod vorgezogen als sein Dasein als verdammter Krüppel zu fristen! Er würde eher sterben als das er mit verkrüppeltem Fuß nach Masyaf zurück kehrte! So konnte er niemals unter Al Mualims Augen treten geschweige denn vor die der anderen Assassinen! Sein Ruf wäre unwiederbringlich ruiniert! Altair konnte sich das Gespött der Leute jetzt schon denken und ihre verachtenden Blicke wenn sie den nicht nur gescheiterten sondern auch noch verunstalteten Assassinen sahen welcher seine Bruderschaft enttäuscht hatte! Niemals würde er sich dieser Schmach hingeben! Vorher ging er in den Freitod! Die Gedanken des Assassinen waren von finsterer Schwärze umhüllt während er sich mit dringlichen Fragen für die Zukunft herum plagte. Niemand konnte ihm sagen ob sein Fuß noch zu retten war, niemand! Selbst diese Hewa war sich nicht sicher nur hatte sie es ihm nicht gesagt als er wieder zu vollem Bewusstsein kam und ihr ins Gesicht sehen konnte. „Wir werden sehen was Allah für dich bereit hält.“ Hatte sie gesagt. „Jetzt aber musst du dich erst mal ausruhen.“ „Und wann erfahre ich ob ich wieder laufen kann?“ Fragte Altair leise. „Wann weiß man sicher das ich jemals wieder auf sicheren Füßen laufen kann?“ „Wir dürfen nichts überstürzen mein Sohn.“ Sagte die Alte mit einem unwissenden Flackern in ihren Augen. „Erst einmal wirst du im Bett bleiben, mindestens einen Monat.“ „EINEN MONAT? NIEMALS!! MAN WARTET LÄNGST AUF MICH!“ Fuhr Altair seine Pflegerin wütend an aber sofort jagte wieder ein höllischer Schmerz durch seine Glieder und er wurde gänzlich zurück geschleudert auf sein Bett. „Das kommt davon wenn man alles übereilen will.“ Meinte Hewa trocken dazu und wickelte ein paar der Verbände auf welche sie dann zurück in den Binsenkorb legte. „Du bleibst liegen, für mindestens einen Monat und dann werden wir mal sehen wie es deinem Fuß geht. Ein Knochen heilt viel langsamer als Fleischwunden, dass sollte selbst einem Mann wie dir ein Begriff sein.“ „Aber ich muss zurück nach Masyaf...“ Keuchte Altair schwer der sich einer unüberwindlichen Zeit gegenübersah. „Ich kann nicht einfach..“ „Du wirst wegbleiben von dort ob es dir passt oder nicht! In deinem Zustand werden wir dich erst mal nicht nach draußen lassen darauf kannst du sicher sein. In einem Monat werden wir weitersehen und wenn es dir bis dahin besser geht als jetzt, dann werde ich mit unserem Oberhaupt sprechen und ihn bitten dich mit Sack und Pack vor die Tür zu setzen wenn dir das lieber ist.“ Altair grollte darauf nur etwas. Er mochte den Gedanken nicht so lange an ein Bett gefesselt zu sein noch mochte er diese Gefangenschaft. Er wusste nicht wo er war oder warum man ihn überhaupt hergeschleppt hatte. Wieso machte sich jemand die Mühe und half einem Fremden der genauso gut ein Spion sein könnte? Hewa schien von diesen Gedanken einige zu erahnen und zog nur einen kleinen Schemel zu sich heran und setzte sich darauf während sie die Hände in ihren Schoss legte. Altair drehte seinen Kopf zu ihr um und merkte das sie ihn ansah. „Was ist? Warum seht ihr mich so an?“ Fragte er sie barsch und ungehalten. „Es gibt keinen Grund um wütend zu sein.“ Sagte Hewa mit sanfter Stimme. „Wir wollen dir nichts böses und selbst wenn, dann hätten wir es längst ausgeübt. Du kannst dich ruhig querstellen aber glaube mir, am Ende wird es nur auf dich zurück fallen. Schone deinen Körper und schone deine Kraft, du wirst sie brauchen.“ „Warum habt ihr mich überhaupt hergebracht?“ Fragte Altair düster der endlich wissen wollte warum er hier war. „Wie komme ich überhaupt hier her?“ „Unser Oberster wollte das du versorgt wirst und wir erfüllen seine Wunsch bis Mustafa wieder hier ist und um deine andere Frage zu beantworten sage ich dir, dass dich Dastan hergebracht hat. Vielleicht kannst du dich an den großgewachsenen Mann mit den dunklen Bartstoppeln und den hellen Augen erinnern. Er ist einer unserer besten Schwertkämpfer hier im Dorf.“ Ein Dorf? Er war in einem Dorf? Warum sah es dann überall so aus als würde er in einer Höhle sein? Altair sah zu der steinernen Decke hinauf bei der er immer noch das wuchtige Bergmassiv erkennen konnte welches über ihm war und diesem Ort Schutz bot. „Du musst dich ausruhen Junge, schlaf ruhig noch etwas. Mustafa Al´ Abbas wird bald wieder zurück sein und dann kannst du mit ihm noch einmal in aller Ruhe sprechen.“ Hewa rückte ihre Robe etwas an bevor sie unter Ächzen und Stöhnen sich erhob und langsam wieder in die Senkrechte kam. Dabei ließ sie aber den Binsenkorb hier und nahm nur das scharfe Messer daraus mit. „Du solltest den Fuß nicht bewegen, bleib am besten still liegen und wenn etwas sein sollte, Wajid und ich warten unten auf Mustafas Rückkehr. Wir können dir mit Sicherheit helfen.“ Altair war sich sicher das er so bestimmt keinen Schlaf finden würde. Zu verwirrend war alles was geschehen war und zu undurchsichtlich. Er verstand nicht die Menschen die hier lebten und einfach so mit ihm umsprangen als wäre er einer der ihren. Nicht einmal Al Mualim duzte ihn! Niemand tat das mehr seit seinem Eintritt ins Mannesalter und hier duzte man sich unbeschwert als ob sie sich schon immer kannten. Altair wusste nicht was er davon halten sollte und so fand er erst nach einer geschlagenen Stunde den Schlaf den er so dringend benötigte. Unten war es inzwischen ruhig geworden und Wajid saß neben der alten Hewa und half ihr dabei Vorbereitungen für das Abendessen zu treffen. Sie unterhielten sich nicht mal darüber wer der Fremde oben in ihrem Haus war oder wohin er gehen wollte bevor man ihm diese Wunden zugefügt hatte welche ihm so zusetzten. Sie sprachen darüber wie der Wetterumschwung aus ihren Gliedern machte und wie sehr es sie störte das es hier immer so kalt war. Die Steinzimmer waren hier wirklich gemütlich und behaglich eingerichtet und jeder fand an dem großen Tisch Platz um zu essen aber wenn der Wind draußen wehte und es kälter wurde kroch einem das Gelenkfeuer schon in die Glieder und behinderte die beiden Älteren bei ihrer Arbeit. „Wir müssen wohl alle Opfer bringen.“ Lachte Wajid und schälte die Äpfel die Dastan aus Akkon mitgebracht hatte. „Dieses Obst aus dem fernen England... Ich frage mich wann es so weit ist das wir unsere eigenen Äpfel anbauen können.“ „Du weißt doch wie lange ein Baum zum wachsen braucht und dann braucht er noch etwas bis er endlich Früchte trägt. Wir müssen abwarten und geduldig sein.“ Ein Geräusch an der Tür ließ die beiden aufhorchen und als dann Raouhl von draußen sich bemerkbar machte, entspannten beide wieder. „Komm herein, Kind.“ Sagte Hewa freundlich und so geschah es dann auch. Raouhl streckte seinen Kopf erst rein, bevor der Rest folgte. „Ist er schon eingeschlafen?“ Fragte er gleich hinter all den Tüchern verborgen. „Ich weiß es nicht Kind aber wahrscheinlich nicht. Er ist recht undankbar was die Rettung seines Lebens angeht und die Aussicht das er einen ganzen Monat an das Bett da oben gefesselt sein wird erfreut ihn auch nicht gerade.“ „Kann ich verstehen.“ Sagte Raouhl und begann damit langsam seine Schleier abzunehmen die sein Gesicht vor der Welt da draußen schützen sollte. „Wird es dir nicht mal zu heiß unter diesen ganzen Tüchern?“ Fragte Wajid der gar nicht mit Ansehen konnte wie eingepackt sein Ziehenkelkind war. Immer mehr mehr Tücher wurden niedergelegt bis nur noch ein normales Kopftuch auf dem Haupt lag. „Ich muss sie tragen Jadd* das weißt du. Mustafa wird sonst wütend werden wenn ich sie nicht trage.“ „Mustafa hat zwar gesagt das du niemals dein Gesicht zeigen darfst Kind aber das heißt noch lange nicht das du sie immer tragen musst.“ Sagte Hewa. „Irgendwann muss ja auch mal an die Zukunft gedacht werden.“ „Du meinst wohl,“ korrigierte Raouhl sie fröhlich. „Irgendwann willst du meine Hochzeit vorbereiten?“ Das Lachen von Wajid war daraufhin zu hören der aber Hewas Anliegen ebenfalls schon erkannt hatte. „Darf ich nachher nach dem Fremden sehen?“ Fragte er weiter. „Was willst du denn bei ihm?“ Fragte Wajid mit hochgezogenen Augenbrauen. Raouhl zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht aber vielleicht kann ich ihn etwas unterhalten. Muss doch langweilig sein die ganze Zeit da oben an einem Ort sein zu müssen.“ „Bitte bedenke aber auch das wir nicht wissen wer dieser Mann ist. Er ist nur ein Fremder der in die Gunst unserer Gemeinschaft gekommen ist. Sobald er eine Gefahr für uns darstellt, wird uns nichts anderes übrig bleiben als das zu Ende zu bringen was die Wachen in Akkon begonnen haben.“ Sagte Wajid eiskalter Entschlossenheit. „Lass es lieber und halte dich fern von ihm mein Kind. Es kann nicht gut für uns sein wenn wir uns einem Fremden anvertrauen.“ „Wer redet hier denn von anvertrauen? Ich will ihm nur etwas Gesellschaft leisten, dass ist alles!“ „Wie kann man nur so ungezogen sein! Du weißt genau das sich das nicht für eine junge...“ „Hewa!“ Wajid hob seine Hand. „Sprich nicht so auch wenn wir hier in unserem Haus sind! Wände haben Ohren und du ´Raouhl´ du solltest davon absehen dich mit dem Fremden anzufreunden! Wenn er herausfindet wer du bist kommen wir alle in Teufelsküche.“ „Ja... Weiß ich doch... eigentlich sollte ich es wissen.“ Sagte Raouhl mit bedrückter Miene. Aber wahrscheinlich würde es sowieso nichts bringen wenn sie ihm jetzt noch mal alles vorbeten was man ´ihm´ seid Jahren erzählte. Raouhl hatte an dem Fremden Interesse gefunden und wahrscheinlich würde er auf kurz oder lang einen Weg finden seinen Willen durchzusetzen. „Sagt mir wenigstens seinen Namen.“ Sagte Raouhl dann nach einer Weile und als er keine Antwort bekam wurde er leicht wütend. „Ihr könnt mir wenigstens seinen Namen verraten oder ist das auch verboten zu wissen?“ „Wir würden dir einen Namen verraten aber er hat seinen noch nicht genannt. „Hhm...“ Raouhl setzte sich zu Hewa und Wajid und legte seinen Kopf auf die Arme die er auf dem Tisch drapierte hatte. „Wenn er ihn nicht freiwillig sagen will, dann müssen wir ihm eben einen geben.“ Schmunzelte Wajid. „Wir können ja nicht immer ´der Fremde´ zu ihm sagen, findet ihr nicht?“ „Allerdings nicht obwohl, so gut wie ich Mustafa kenne wird er ihm schon seinen Namen verraten.“ Sagte Hewa freundlich und war mit dem schälen fertig. „Ich nenne ihn ´Adler´.“ Meinte dann Raoul plötzlich und alle Augen waren auf den in den vielen Gewändern gehüllten jungen Mann. „Wie kommst du darauf?“ Fragte Hewa ihn mit skeptischen Blick dem Raouhl nur ein Lächeln entgegen zu setzen hatte. „Weil ich von einem Adler geträumt habe, mehr verrate ich euch aber nicht.“ Es war schon relativ spät als Mustafa Al´ Abbas mit seinen Männern zurück kehrte. Er hatte das Ochsengespann oben gelassen bei dem kleinen Bauerndorf welches ebenfalls diesen Menschen hier angehörte und nur der reinen Feldarbeit galt und für die Tiere die man unten im Berginnere nicht halten konnte. Die Bauern oben aber wohnten teils unten im Herzen des Berges zum anderen Teil auch auf der Oberwelt wo sie mit anderen gewöhnlichen Menschen ein friedliches Dasein fristeten und die Unterwelt mit Fleisch und frischen Fellen versorgte. Von dieser Welt kamen die anderen zurück und man sah ihnen deutlich an das sie müde und erschöpft waren. Besonders Kutaiba freute sich als man ihm noch etwas warmes zu essen hinstellte damit er das Knurren seines Magens unter Kontrolle halten konnte während Rayhan sofort nach seinem kleineren Bruder Ausschau hielt. Als Mustafa wieder in sein Haus das ganz oben über den anderen Häusern angebaut worden war ankam, war es schon stockdunkel draußen. An einer bestimmten Stelle konnte man bei seinem Haus noch die Sterne sehen die über ihnen strahlten und funkelten aber mehr nicht. Überall brannten kleinere Feuer welcher man mit einigen Scheiten Holz am laufen hielt damit es nicht ganz dunkel wurde während man noch immer das Rauschen des Flusses hörte man noch bis zu Altairs Zimmer hinauf und der frischen Luft wegen hatte Hewa ihm währen der geschlafen hatte das Fenster geöffnet. Nun konnte er einen kleinen Einblick ein sein neues Zuhause werfen. Er war leicht beeindruckt von dem was er sehen konnte. Diese Menschen hier hatten sich ein ganzes Dorf aufgebaut welches mit der Größe von Masyaf mithalten konnte und dann auch noch alles in einem Berg. So etwas hatte Altair noch nie gesehen und irgendwie drängte es ihm diese Welt zu erforschen. Aber immer wenn er zu fahrlässig mit seinen Gedanken wurde schalt er sich dumm und legte sich wieder in seinem Bett zurück und versuchte zurück zur Gegenwart zu kommen. Er war ein Assassine, komme was da wolle! Er musste nach Masyaf zurück kehren und dann Bericht erstatten um... Ja, was? Er musste Al Mualim sagen das er zwar den Bischof töten konnte aber sollte er ihm sagen wer sich in der Zwischenzeit um ihn gekümmert hat? Sollte er diese Menschen hier verraten und ihr wahrscheinlich gut gehütetes Geheimversteck preisgeben? In Altairs Augen wäre das mehr als nur seine Pflicht. Al Mualim war bestimmt davon überrascht zu hören das es Menschen gab die sich fern der Wirren des Krieges aufhielten, in einer Welt in der es wohl keine Assassinen und keine hohen Könige gab die sie beherrschten oder denen sie Steuern zu zahlen hatten. Gerade als Altair sich begann zu fragen ob er mit dieser Information seinen Hals aus der Schlinge ziehen konnte um die verpatzte Mission zu begradigen öffnete jemand die Tür und Altair sah den Mann von heute Morgen wieder. Es war der Mann der sich über ihn gebeugt hatte und ihn notdürftig verarztete. Er trug noch immer seine schwarze Robe und sein weißer Bart leuchtete in der Dunkelheit hell. Der Mann war groß gebaut, ging aber an einem Stock wie Altair erkennen konnte da er seine rechte Seite etwas nachzog. Aber aus seinem Gesicht sprach die Erfahrungen des Lebens für ihn und seine Augen blickten Altair nicht feindlich gesinnt an. „Wie ich sehe ist es Euch gut ergangen seitdem Ihr hier seid. Was macht Euer Bein?“ Ohne auf Altairs Bestätigung abzuwarten ging er schon zu dem jungen Assassinen hin und lüftete die Decke damit er den geschienten Fuß sehen konnte. Altairs Bein war an beiden Seiten vom Knie bis zur Ferse mit weißen Leinentüchern eingewickelt und an seinem Fuß war sogar ein Holzbrett angebracht welches verhinderte das Altairs Fuß immer durchgestreckt war. Rückwirkend betrachtet war die Fußsohlenverstärkung ungewollt aber der Handwerker hatte im Augenblick nichts anderes da und konnte nur versprechen sich um bessere Schienen zu kümmern sowie einer guten Gehstütze wenn Altair wieder einigermaßen laufen konnte. Während Altair das alles durch den Kopf ging überprüfte Mustafa Al´ Abbas das Bein das man seiner Ansicht nach hervorragend versorgt hatte. „Ich schätze mindestens vier Wochen, im Höchstfall sechs. In der Zwischenzeit wird Euch nichts anderes übrig bleiben als hier oben zu warten bis es Euch besser geht.“ „Ihr habt mich gerettet... Warum?“ Fragte Altair dem diese Frage am meisten von allen auf dem Herzen brannte. Mustafa setzte sich nun ebenfalls auf den gleichen Schemel auf den heute schon Hewa gesessen hatte und legte seine Stock neben sich auf den Boden bis er seine Aufmerksamkeit wieder Altair zuwandte. „Ich weiß nicht warum Amiz meinte das er Euch retten muss. Wahrscheinlich dachte er sich, dass er so oder so aus Akkon rauskommt und er auf die Hilfe von uns nicht angewiesen war. Aber ich fürchte das nur Amiz selbst Euch diese Frage beantworten kann.“ „Es ist aber nur ein Teil meiner Frage...“ Meinte Altair misstrauischer als jemals sonst in seinem Leben. „Dieser Amiz hat mich aus dem Verlies geschafft wie und warum soll er mir sagen aber warum habt ihr mich bei euch aufgenommen und wo bin ich hier überhaupt?!“ „Nun, hätten wir Euch da oben liegen gelassen wäret Ihr so oder irgendwann gestorben oder Soldaten würden sich jetzt mit Euch ein kleines Späßchen gönnen. Und wo Ihr seid... Nun sagen wir es mal so, Ihr seid bei Freunden.“ „Das ist...“ „Mehr als ich Euch hätte sagen wir dürfen nicht vergessen das ihr zu den Assassinen gehört, da muss man vorsichtig sein welche Information man weiterbgibt.“ „WAS?“ Altair sah Mustafa verdattert an. „Ihr wisst wer ich bin?“ Mustafa lachte darauf freundlich. „Natürlich, man muss doch nur mal Eure linke Hand ansehen und jeder weiß Bescheid. Nur Assassinen der Elite verlieren als letztes Zeichen ihren Ringfinger und erhalten als Gegenleistung dafür die verborgene Klinge.“ Altair starrte den Mann fassungslos an. Es war das erste Mal das er mit sich mit einem vermeintlichen Bürger darüber unterhielt was einen echten Assassinen aus machte. Wer war dieser Mann nur das er darüber wusste? Das hohe Männer wie Robert de Sable wussten woran man einen Assassinen erkennen konnte war ihm klar aber das gemeine Volk wusste so etwas nicht außer sie hatten damit in irgendeiner Art zu tun. „Nun? Ihr fragt Euch sicher warum ich das weiß, nicht wahr?“ Fragte Mustafa mit einem Lächeln auf den Lippen. „Vergebt mir aber ich muss euch leider darüber im dunkeln lassen aber seid versichert, euch droht keine Gefahr.“ Aber er hatte mit wenigen Wörtern deutlich gemacht das er genau wusste wozu Altair in der Lage wäre, müsste er nicht das Bett hüten. Der Fremde in seinem schwarzen Gewand stand Altairs Herrn Al Mualim in nichts nach was die Tücke der Worte betraf. Er sagte ebenfalls nur das was er sagen wollte und mehr nicht. Dennoch fragte sich Altair warum er nicht das gleiche Gefühl bei diesem Mann hatte wie er es bei Al Mualim spürte wenn er ihm gegenüberstand. Da war nicht das gleiche drückende Gefühl auf seiner Seele welche ihm sagte das er seinem Herrn gegenüberstand, dem er und der Bruderschaft dessen Oberhaupt er war, die lebenslange Treue geschworen hatte. Mustafa verbreitete zwar fast das gleiche Gefühl wie Respekt und Treue, lag aber nicht diese Kälte und diese gewissenhafte Gelassenheit, dieser Befehlston und dieser Klang nach Unterricht und einer neuen Lektion für andere in der Stimme mit. Mustafa schien den fragenden Blick seines Gastes zu spüren und schlang daraufhin seine Hände ineinander während er Altair aus freundlichen, dunklen Augen ansah. „Wäre es dir lieber gewesen, ich hätte meinen Männern befohlen dich dort einfach sterben zu lassen? Sei ehrlich zu mir mein Sohn, bist du wirklich schon bereit zu sterben?“ Altair wusste darauf entweder keine Antwort oder wollte keine geben. Er sah Mustafa nur weiterhin fragend an, so dass dieser wieder freundlich auflachte. „Wie ich sehe bist du dir darüber selbst nicht so ganz sicher ^^“ Er neigte seinen Kopf leicht um zu husten um Altair dann wieder gütig anzusehen. „Also schön, ich werde warten bis du mir eine eindeutige Antwort gegeben hast. Bis dahin ruhe dich aus und erhole dich von deinen Verletzungen, ich werde in einem Monat wieder vorbeisehen und mir dann deine Antwort anhören, einverstanden?“ Altair wunderte sich immer mehr über diesen Mann und wie er mit ihm sprach. Vorhin als er ihn noch in der höflichen Form ansprach hatte es sich Altair schon gedacht aber jetzt wo er von dem großen, bärtigen Mann geduzt wurde, hatte er noch mehr von einem beschützendem Menschen, fast wie ein Vater der mit seinem Kind sprach. Entgegen seines Willens musste Altair nicken und sah dabei zu wie sich der alte Mann erhob. „Mein Haus ist also fortan auch euer Zuhause, fühlt euch willkommen und aufgenommen. Ihr schuldet noch niemandem Rechenschaft für das was ihr tut oder das ihr sagt aber ich bitte euch in aller Höflichkeit, versucht nicht allen zu erzählen wer ihr seid und woher ihr herkommen. Diese Menschen hier kennen keine Assassinen und ich versuche sie vor der Welt aus der ihr kommt zu beschützen. Wenn ihr etwas nicht wisst so seid versichert, dass immer jemand an eurer Seite sein wird um euch zu beschützen für den Fall der Fälle. Wenn ihr euch irgendwie erkenntlich zeigen wollt dafür das wir euch beherbergen und von unseren Vorräten zu essen geben, dann zeigt mir eure Dankbarkeit indem ihr meine Familie und natürlich die Leute hier im Dorf mit genügend Respekt behandelt. Ich denke damit hätten wir das wichtigste schon einmal geklärt.“ „Kann ich irgendwann nach draußen, frische Luft schnappen?“ Fragte Altair. „Ich denke nicht, jedenfalls nicht in den ersten Wochen. Euer Bein sieht schlimm aus, die Soldaten haben ganze Arbeit geleistet und ihr solltet es nicht weiter belasten als unbedingt möglich.“ „Aber von eurer Seite spräche nichts dagegen?“ Fragte Altair unsicher nach und bekam einen gelassenen, warmen Gesichtsausdruck der nichts böses wollte. „Alleine natürlich nicht aber es findet sich schon jemand der euch begleitet und sicherstellt das ihr nicht davon lauft.“ „Als ob ich das könnte.“ Meinte Altair mit einem Grummeln. Mustafa lachte auf diese Bemerkung so das er sich wieder den Bauch halten musste. „Nun gut, dann wünsche ich euch eine angenehme Gute Nacht und schlaft gut.“ „Euren Namen... Ihr sagtet euren Namen noch nicht. Ich weiß nicht einmal wer ihr seid.“ Mustafa blieb in der Tür stehen und blickte zurück. Altair lag noch immer auf dem Bett und sah an die Decke hinauf als hätte er gar nichts gesagt. Mustafa lächelte amüsiert. „Mein Name ist Mustafa Al´ Abbas Ibn Mahrus. Eurer?“ „Altair Ibn La-Ahad.“ „Aha, ein wirklich ungewöhnlicher Name. Also dann schlaft gut Altair Ibn La-Ahad.“ Damit schloss er schon die Tür und war aus dem Zimmer verschwunden und ließ den Assassinen mit seinen Gedanken allein. Während Mustafa die Treppe herunter ging hörte man ihn leise murmeln. „Keines Mannes Sohn? Der Ärmste...“ Dastan wohnte zusammen mit Kutaiba in einem Haus und noch einigen anderen Männern die ledig waren und der Kriegskunst nachgingen. Ihre Hütte war anders als die anderen aus einfachem Lehm und Steinen zusammengefügt und war einige Meter vom Versammlungshaus entfernt. In seiner Kammer brannten mehrere kleine Öllampen und während er bei diesem schwachen Licht sein Schwert putzte, hatte es sich Rahoul auf seinem Bett bequem gemacht, wie immer vermummt wenn er nach draußen ging, sein Kopftuch wie ein Visier vor das Gesicht gespannt. Anders als die anderen ledigen Männer wohnte Rayhans kleiner Bruder noch im Haus von Hewa, welche ein Unterhaus von dem hatte, das eigentlich Mustafa gehörte. Die Bauweisen der Häuser waren irgendwann so gut geworden das man über Verbindungsflure und Treppen die Häuser von Mustafa, Wajid und Hewa zusammen gefügt hatte und nun war es ein großes Haus was bei einigen als das ´Haupthaus´ bekannt war. Raoul lebte gerne bei seiner Amme in einem Haus und lies sich noch verhätscheln was ihm Dastan immer vorwarf aber inzwischen waren das fast schon alltägliche Streitereien wie sie es schon gewohnt waren und die sie nicht mehr missen wollten. Dastan mochte Raouhl sehr und Raouhl konnte dasselbe über Dastan behaupten der immer wie ein großer Bruder über ihn wachte, genau wie Rayhan. Der einzige Unterschied zwischen den beiden war das Rayhan viel besitzergreifender war als Dastan und kaum einen Fremden in der Nähe seines Schutzbefohlenen erlaubte. Dastan war es in so fern egal bis das sprichwörtliche Gewalt ins Spiel kam und Handlungsbedarf vorlag, ansonsten konnte Raouhl seiner Meinung nach tun und lassen was er wollte. Deswegen störte es Dastan auch nicht das Raouhl nach dem Abendessen noch mal zu ihnen in das Wächterhaus gekommen war um sich mit den Männern zu unterhalten die ihr Zuhause aus dem Verborgenem heraus beschützten oder die einfach nur auf einem einsamen Feld dann an ihrer Schwertkunst arbeiteten. Gerade erzählet Raouhl über die neuesten Ereignisse im Hause ihres Meisters und darüber wie sich der Fremde Mustafa gegenüber verhalten hatte. „Mustafa meinte das er ihm sogar ein klein wenig sympathisch war und das er ihn gut leiden kann, kannst du dir das vorstellen?“ „Dein Ziehväterchen mag auch Amiz, wen wundert’s wenn er da auch so einen Straßenköter aufnimmt?“ Sprach Dastan unbeeindruckt während er die Klinge seines liebsten Säbels neu schärfte und ihn blank polierte. „Aber fragst du dich nicht auch, wo dieser Mann herkommt? Wer er ist und was er gemacht hat oder warum er überhaupt ein Gefangener wurde?“ Löcherte Raouhl weiter nach aber Dastan polierte immer noch völlig gelassen seine Schwerter. „Muss ich das wissen? Ich glaube nicht das Allah mich straft wenn ich es nicht weiß.“ „Darum geht es doch gar nicht Dastan!“ Meckerte Raouhl unter seinem Schleier wütend. „Du bist echt unmöglich manchmal...“ Resigniert lehnte sich Raouhl an der hinteren Wand ab und sah Dastan von seiner Position aus zu. „Dastan?“ Fragte er erneut und bekam nur ein „Hnnh?“ von ihm zu hören. „Meinst du der Mann dem Amiz das Leben gerettet hat, ist einer von diesen Assassinen von denen uns Wajid erzählt hat?“ Jetzt war es das erste Mal das Dastan aufblickte und Raouhl einen entgeisterten Blick zuwarf. „Wie kommst du denn bitte auf das schmale Brett?“ „Na weil... Jadd Wajid hat es uns doch mal erzählt! Er hat uns doch mal diese Geschichte erzählt mit dem Mann der ein Assassine war und dem ein Ringfinger gefehlt hatte weil er an der Stelle eine versteckte Waffe hatte die er ausfahren konnte. So etwa..“ Raouhl machte die Bewegung nach wie er sich das Ausfahren einer verborgenen Klinge vorstellte. Er berührte mit seiner linken Hand was die Wand auf seiner rechten Seite und schnellte dann mit einem „TADAAASCHSCHSCH uuuunnd ZANK!“ Nach vorne, verlor auf dem schmalen Bett das Gleichgewicht und krachte vornüber über auf den Boden so das er der Nase nach vor Dastan lag der ihn von oben abschätzend ansah. „Ähäm... Ja mein lieber Raouhl, so in etwa hat Wajid das beschrieben ich kann mich erinnern, aber dafür hättest du dich nicht vor mir verbeugen müssen, ich hätte dir auch so eine Antwort gegeben.“ „DASTAN!“ „Hehehe...“ Altair kam nicht umhin über die Worte die sein Fürsprecher ihm gesagt hatte, sich noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Er verstand immer noch nicht was es war das ihn so schrecklich verwirrte, außer der Tatsache das wildfremde Menschen sich seiner angenommen hatten obwohl die offensichtliche Gefahr bestand das er sie verriet und irgendwann zurück kehren würde mit mehr Männern um diesen Ort... Altair hatte sich in seinem Bett aufgerichtet da Mustafa hinter seinem Rücken einige Leinensäcke gefüllt mit Sand als Rückenstütze verwendete damit man aufsitzen konnte um die Aussicht zu genießen. Der Assassine hatte nicht wirklich einen Überblick von seinem Platz aus von dem fremden Ort aber er konnte einige der Häuser von seinem Platz aus sehen und die Feuer die in ihnen brannte. Stimmen waren aus weiter Ferne zu hören wie auch das Gurgeln des Flusses welcher seinen Weg durch das Bergmassiv bahnte. Irgendwo hörte Altair einen Hund bellen während von einigen Häusern noch leichter Rauch aufstieg. Nach wie vor fragte sich Altair was das hier für ein Ort war und wie es diese Leute so lange geschafft hatten sich vor der Welt zu verstecken. Er glaubte nicht daran das es in diesem Ort, der so fern von der Außenwelt war, eine militärische Zugehörigkeit existierte. Diese Menschen hier lebten nach ihren eigenen Gesetzen und Regeln, wie die Assassinen aus Alamut und Masyaf aber sie waren keine. Irgendwann musste der junge Mann mit dem verletzten Bein aber einsehen das er für solche Nachforschungen einfach zu wenig Zeit und wahrscheinlich auch nicht die Gelegenheit hatte. Man würde ihm nicht freiwillig alle Geheimnisse offenbaren, wahrscheinlich beschützter dieser Ort sich selbst so wie auch die Menschen die in ihm lebten. Seiner natürlichen Neugier aber war es zu verdanken das er dennoch versuchte mehr mit seinem Bein anzustellen und wollte es bewegen aber als erneut dieser rasende Schmerz durch seinen Körper fuhr und er entsetzt aufschrie meinte er schon Schritte zu hören. So war es dann auch und Hewa kehrte zurück um nach Altair zu sehen. Als sie bemerkte wie schmerzverkrümmt der Assassine in seiner Bettstatt lag, seufzte sie nur schwer und schüttelte ihren Kopf. „So wird das nie was werden!“ Resigniert ging sie zu Altair hinüber um nach dem Bein zu sehen und prüfte den Knochen nach ob er sich wieder aus seiner Position heraus gelockert hatte. Zum Glück war dem nicht so und sie konnte beruhigt wieder aufstehen. „Für heute musst du dich damit begnügen was wir dir geben. Morgen werden wir sehen was der Kräutermann aus Damaskus alles mit sich führt, vielleicht ist da etwas dabei das die Schmerzen lindert.“ „Darauf... kann ich verzichten!“ Schnaufte Altair wütend und verfluchte sich selbst, sein Bein und seine ganze Situation. „Ich will nur hier weg!“ Hewa aber schüttelte wieder nur ihren Kopf und beugte sich noch einmal zu Altair. „Und ich habe doch schon einmal gesagt das ich nicht dulden werde, dass mit diesen Beinen eine beschwerliche Reise begonnen wird. Es wäre unverantwortlich jemanden in deinem Zustand fortgehen zu lassen.“ „Warum zum Teufel kümmert es euch denn wie es einem Fremden geht? Noch dazu jemanden wie mir, denn ihr noch nie zuvor gesehen habt!?“ Altair hatte sogar mit der Faust frustriert auf die Bettdecke geschlagen wie ein schmollendes Kind aber auch dies schien Hewa nicht wirklich zu bekümmern und sie hob nur tadelnd einen Finger während sie Altair mahnend aus ihren dunklen Augen ansah. „Ich weiß nicht wer du bist mein Sohn aber dort wo du her kommst scheint man wohl nicht sonderlich auf Manieren und Höflichkeiten zu achten, was?“ Sie seufzte schwer bevor sie wieder ihren Schleier etwas zurecht zupfte. „Nimm meinen guten Rat an, Junge und bleibe hier solange du kannst und Mustafa es dir erlaubt. Mir ist es eigentlich egal wer du bist denn im Augenblick bist du verletzt und ich will dir helfen das du wieder auf die Beine kommst. Das tuet ich vielleicht nicht nur aus Nächstenliebe aber du kannst mir nicht vorwerfen das ich es bislang nicht gern getan habe. Wenn du dich aber weiterhin so aufführst und immer so eine verbissene Miene machst dann werde ich anders darüber denken und dich nicht mehr mit Samthandschuhen anfassen.“ „Ich habe von niemanden verlangt das man mich retten soll! Es war eure eigene Entscheidung dies zu tun!“ „Soll das heißen das du wirklich lieber den Tod vorgezogen hättest als das Leben?“ Sie sah ihn fast schon schockiert an, schloss dann aber die Augen und verinnerlichte sich das, was Mustafa zu ihr gesagt hatte bevor sie weiter zu Altair sprach. „Ruh dich aus mein Sohn. Im Augenblick musst du einfach nur gesund werden und rühr dich nicht zu sehr sonst schadet das dem Heilungsprozess...“ Sie stand wieder vollends auf und ging wieder in Richtung Zimmertür zu während sie den schweren Eisenbolzen herunter drückte der als Türklinke diente, blickte die alte weise Frau noch einmal zu dem Assassinen zurück der noch immer aufgerichtet im Bett saß und mit verkrampften Händen auf die Bettdecke starrte. Mustafa Al´ Abbas und sein bester Freund Wajid hatten es sich zusammen am Feuer gemütlich gemacht und redeten über alte Zeiten als sie noch jung waren und weniger gebrechlich. Als Hewa herunter kam erblickte sie noch weitere Personen die nahe am Eingang standen und sich wohl nicht zu den beiden Männern ans Feuer setzen wollten. Bei näherem Hinsehen erkannte Hewa das es sich bei den Männern um Rayhan und auch um den Dorfsprecher handelte, der neben Wajid das Kommando über die wenigen Wachleute hatte und auch einen Status als Bürgermeister hier hatte obwohl er dafür wohl noch etwas zu jung war. Er war mindestens genauso groß wie Rayhan, wenn nicht sogar größer und ging schon etwas auf die dreißig zu, im besten Alter also. Mit seinen Haaren die er nach hinten gebunden hatte und die ihm in einem kleinen Zopf vom Kopf abstanden hatte er immer einen strengen Gesichtsausdruck was von seinen dichten Augenbrauen untermalt wurde. „Was verschafft uns denn die Ehre den Dorfvorsteher Khalil und den Hauptmann der Wachen, Rayhan hier in unserem Haus zu so später Stunde als unsere Gäste begrüßen zu dürfen?“ Fragte Hewa die sich wieder an ihren alten Platz dicht neben dem Feuer hinsetzte. Khalil trat vor und neigte seine Kopf vor den Ältesten wobei Wajid aber der einzige war der sich umdrehte und auch Khalil zurück grüßte. Mustafa blieb so wie er war und rauchte sein Pfeifchen zu Ende während er bedächtig in das Feuer blickte. „Niemand aus dem Dorf will ihn hier haben!“ Fing Khalil sofort an. „Und niemand versteht auch nur im geringsten was ihr damit bezweckt, Herr.“ Damit hatte Khalil Mustafa direkt angesprochen, dieser aber zeigte sich gelassen und paffte weiter was Khalil zunehmend ungehaltener werden ließ. „Wie könnt ihr das Risiko eingehen einen Fremden hier bei uns im Dorf aufzunehmen, Meister?“ „Einst waren wir alle Fremde, Khalil.“ Sprach dann Mustafa mit leiser, bedachter Stimme. „Wir alle könnten jetzt da oben liegen, von der Welt in Stich gelassen und verloren in einem Leben das so wie es scheint keine Verwendung für einen hat.“ Wie immer wählte er seine Worte sorgsam und versuchte einen Mittelweg zu finden, eine Möglichkeit die Khalil aber genauso wenig in Betracht ziehen wollte wie Rayhan, der ihn erst darauf aufmerksam gemacht hatte das ein Neuling hier war, der keine guten Gedanken in ihnen auslöste. „Herr! Meister! Es ist nicht mehr so wie früher! Wir können nicht allen Leuten vertrauen und sie bei uns aufnehmen! Außerdem werden seine Leute schon nach ihm suchen, was ist, wenn sie unser Versteck finden?“ Da aber lenkte Wajid ein. „Khalil und Rayhan, ich bin auch nicht so ganz von den Gründen überzeugt die Mustafa verfolgt aber eines kann ich euch versichern: Kein Fremder würde dieses Versteck ungesehen finden können, dass wisst ihr. Unsere Vorkehrungen sind sicher wenn wir es sogar mit der englischen Krone geschafft haben, dann dürften ein paar umherziehende Männer auch kein Problem sein.“ „Ich weiß auch das unsere `Sicherheit´ besser ist als die der anderen aber ich halte es immer noch für absoluten Wahnsinn wenn wir uns trotzdem dieser Gefahr so freizügig ausliefern! Wir sollten den Mann töten solange er nicht selbiges mit uns in Betracht zieht!“ „Und genau das werde ich nicht zulassen und! Ihr werdet den Fremden nicht anrühren, dass wir uns da verstanden haben!“ Herrschte ihn Mustafa dann schließlich doch wütend an. „Ihr müsst nicht alles verstehen was hier vorgeht und noch ist es meine Sache wen ich in meinem Haus aufnehme, dass wir uns da mal richtig verstanden haben!“ Khalil ballte seine Fäuste und trat einen wütenden Schritt vor und holte noch mal tief Luft damit er seiner Stimme genug Kraft verleihen konnte. „Aber wenn ihr dafür die Sicherheit eines ganzen Dorfes aufs Spiel setzt dann hat das sehr wohl etwas mit uns allen zu tun!“ „Ihr solltet mir etwas mehr Vertrauen entgegenbringen, Khalil!“ Mustafa sah ihn mit verzogenen Mundwinkeln von seiner Position aus herrisch an und man konnte den Zorn in seinen Augen deutlich ablesen das sogar Khalil wieder erschrocken neben Rayhan trat. Mustafa änderte aber seine Mimik wieder schnell und wandte seinem Blick wieder dem knisternden Feuer zu. „Ihr könnt jetzt gehen... Alles weitere können wir morgen besprechen.“ Wajid blickte den beiden jungen Männern nach die nur noch eine hastige Abschiedsformel gehaspelt hatten bevor sie wieder verschwunden waren. „Ich kann sie nur zu gut verstehen aber wage ich es nicht deine Beweggründe weiter zu hinterfragen.“ Seufzte der alte Mann mit dem langen Bart und den ebenso langen Augenbrauen. Hewa, die indessen einige Kleider zum stopfen auf ihren Schoss gebettet hatte lachte von ihrem Platz aus nur über diesen Kommentar. Ja, Mustafa konnte einem Angst einjagen wenn er es darauf anlegte und das Leben hatte ihm dafür auch genügend Härte ins Gesicht geschlagen damit er wusste was er von seinen Leuten verlangen konnte und was eine einzige Zumutung war. „Sie haben Angst, Mustafa, das ist alles.“ Fuhr Wajid fort für die Männer Partei zu ergreifen. „Sie fürchten alles was Unbekannt ist und da ist es nur verständlich wenn sie den Neuling da oben nicht willkommen heißen wollen oder ihn einfach ignorieren so wie es Dastan im Moment tut. Vielleicht solltest du wenigstens erklären was wir in naher Zukunft mit dem Burschen da oben vorhaben wenn er wieder einigermaßen gerade stehen kann.“ Mustafa zog an seiner Pfeife und blies nachdenklich Rauchringe aus ohne den Eindruck zu erwecken das er Wajid eine Antwort geben wollte. Dieser kratzte sich irgendwann am Bart und blickte dann ebenfalls in die Flammen hinein. „Mustafa, zu behaupten das ich keine ungefähre Ahnung hätte warum du dem Mann geholfen hast wäre eine Lüge aber du solltest darüber hinaus nicht vergessen das es hier auch noch Menschen gibt die deinen Schutz benötigen: Sie brauchen und lieben dich und würden alles tun um dich zu beschützen, weil sie wissen das du der einzige bist der sie schützen kann.“ „Das deine Worte völliger Unsinn sind weißt du, oder Wajid? Ich frage mich woher du solche Gedanken nur hast...“ Brummelte Mustafa der so viel Ehre nicht mochte. „Das einzige was ich wirklich getan habe ist zu viel Mitleid zu empfinden und genau das wird mich wohl eines Tages in mein Grab bringen.“ „Meinst du das, weil du den jungen Mann vor seinem Schicksal verschont hast?“ Hewas Stimme klang wie eine düstere Erscheinung aus dem Hintergrund und verklang im knackenden Feuer. Mustafa legte seine Pfeife ab und drehte das empfindliche, längliche Holz in seinen Händen während er die Spiegelungen des Feuers auf dem blankgeputztem Holz eingehend betrachtete. „Eines Tages müssen wir alle mal von dieser Welt schwinden.“ Sagte er ohne von der Pfeife aufzusehen. „Ich will mir unseren Gast eine Weile ansehen, wenn er wirklich ein zu hohes Risiko für uns bedeutet dann werde ich persönlich die Hand gegen ihn erheben und seinem Leben ein Ende setzen.“ „Nun gut, du hast schon immer in den seltsamsten Personen noch so etwas wie ein Restfunken an Barmherzigkeit entdeckt. Ich will mich da ebenfalls auf dein Wort verlassen.“ Grinste Wajid schief und blickte seinen alten Freund warmherzig an. „Vielleicht werden wir eines Tages vor unserem Schöpfer treten müssen aber glaub mir, du bist einer der wenigen Männern von denen ich überzeugt bin die keine Angst haben müssen wenn sie der Allerhöchste nach ihren guten Taten fragt.“ „Wajid... rede nicht immer so über mich als wäre ich ein Heiliger, das mag ich nicht.“ Seufzte Mustafa müde. „Ich kenne genug andere Leute die genauso unbesorgt sein müssten.“ „Wenn du das sagst...“ Lachte Wajid und schenkte sich und den anderen etwas Wein aus einem bronzenem Krug ein während sie sich weiter unterhielten. Dabei fielen ihnen die unmöglichsten Gespräche ein die man sich vorstellen konnte. Am Ende waren sie bei der Frage angelangt wie viele Templer man bräuchte um ein Feuer anzuzünden und auf die Antwort kamen, dass Templer nicht in der Lage waren ein Feuer anzuzünden weil sie doch in ewiger Dunkelheit wanderten. Von all dem bekam aber Altair, der immer noch oben in dem großen Arbeitsraum von Mustafa schlief nichts mit. Er hatte jetzt als größte Aufgabe erst mal seine Genesung vor sich und seine Träume, in denen er wieder auf einem Pferderücken die Umgebung von Masyaf erkundete. Altair sah in seine Träumen die alte Burgfestung vor sich mit ihren vielen Türmen, Zinnen und vielen Erkerzimmern. Er ging wie früher durch die Bibliothek nur um gelangweilt die Buchrücken nach interessanten Buchtiteln zu durchstöbern um nur dann noch gelangweilter in den von Al Mualim eigens angelegten Garten zu gehen um sich dort auf eine schattige Bank zu setzen während er den wenigen Frauen dabei zuhörte, wie sie ihre Lieder sangen. Auch wenn er diese Nachmittage immer geschätzt hatte, da sie eine willkommene Abwechslung waren aber wirklich frei kam sich Altair nur vor wenn er auf fremden Dächern emporkletterte bis er das Gefühl bekam den Himmel berühren zu können. Wenn dann noch kälterer Wind an seinem Körper und an seiner Kleidung zerrte, versuchte ihn von seinem Aussichtspunkt hinwegzureißen, fühlte er die wahrhaftige Freiheit die er so lieben gelernt hatte. Nur wenn er einem Ziel nachjagte, wenn er eine Mission hatte, war Altair Ibn La-Ahad ein freier Mann. Der Gedanke, dass er jetzt das alles verlieren könnte war einfach unerträglich und schmerzte tief in seiner Brust. Er hatte zuviel erlebt, zu hart an sich gearbeitet und zu viel riskiert nur um jetzt der zu sein der er war. Altair war geprägt von Ehrgeiz über seine eigenen Grenzen hinauszuwachsen und besser zu sein als andere, wenn nicht sogar der Beste. Er verfügte auch über die nötige Kraft um seine Ziele zu erreichen und nun sollte das alles aus und vorbei sein? Wegen eines einzigen Fehlers? Das konnte und durfte nicht sein! Altair wollte das nicht glauben und bei Allah, er würde alles tun damit er wieder in sein früheres Leben als der zurückkehren der er im Augenblick war. Wer hätte ihm auch sagen können, was ihm in Zukunft wiederfahren würde? Niemand. Niemand konnte in die Zukunft sehen und niemand konnte dem jungen Assassinen sagen, welches Schicksal ihm aufgetragen worden war und welches man von ihm zu erfüllen hoffte. Es war schon fast mehr als eine Woche vergangen die Altair in seiner ungewollten Unterkunft verbracht hatte und auch wenn er sich dessen bewusst war das Knochen nicht so schnell von selbst heilten, war er doch mehr als nur erbost darüber als er feststellen musste, dass es seinem Bein immer noch nicht besser ging. Die Zeit die er hier, in diesem Bett verbringen musste kroch dahin wie eine Wüstenschlange, langsam und stetig. Da half es auch nicht das sich Wajid von Zeit zu Zeit die Mühe machte ein Gespräch mit ihm anzufangen. Der alte Mann versuchte Altair etwas von den Schmerzen abzulenken was nicht so ganz gelingen wollte da Altair sich stur stellte und kaum etwas von sich verlauten ließ was zu einer ordentlichen Konversation führen könnte. Dennoch kam der alte Mann drei Mal jeden Tag die hohen Stufen hinauf mit seinem dürren Beinen und seinem Stock um nach dem Assassinen zu sehen. Es war mal wieder so weit das der alte Mann herauf kommen würde. Altair hatte inzwischen gelernt an gewissen Dingen die ihn umgaben die Zeit zu schätzen. Die Feuer wurden immer kurz vor dem Abendessen entzündet und meistens war es dann auch die Uhrzeit für Wajids allabendlichen Kontrollbesuch. Zu Mittag gab es selten etwas zu essen, nur Kleinigkeiten und wenn, dann getrocknete Früchte dazu etwas Wasser. Tee trank Altair hier in Massen das man meinen könnte, man wolle ihn ersäufen. Aber Wajid kam erst gegen Nachmittag mit einer gut gefüllten Teekanne zu ihm und hatte jedes Mal auch neue Gesprächsthemen dabei die er mit dem Assassinen bereden würde, wenn Altair ihn ließe. Der Tee bestand meistens aus heißem Wasser mit irgendwelchen, darin aufgelösten Kräutern und ausgepressten Beeren darin und schmeckte oft etwas bitterlich aber wärmte Altair von innen. In der Früh kam Wajid dagegen immer weniger. Einmal hatte er zu Altair gesagt, dass er morgens meistens schon vor dem Sonnenaufgang lange Spaziergänge machte und darauf wartete das im Westen sich ein neuer Tag anmeldete. Da kam es schon mal vor das er selbst die Zeit vergaß. Aber Altair tat so als interessiere es ihn wenig und versuchte nach wie vor herauszufinden wo er war und ob man schon Pläne für ihn geschmiedet hätte? Aber Wajid schwieg stets darüber. Zu vielen von Altairs Fragen konnte er keine Antwort geben oder zumindest durfte er das nicht. Etwas aber erzählte der alte Mann dann doch eines schönen Tages von sich aus: „Wir leben in einer Zweckgemeinschaft wie du sie wohl kaum im Heiligen Land finden würdest. Während die Menschen in den Städten versuchen mit aller Hast voran zu kommen und nach einem schönerem Leben zu betteln, haben wir hier unten aufgehört uns über Dinge Gedanken zu machen die wir doch nicht ändern können. So leben wir schon seit vielen Jahren und bislang hat sich noch keiner darüber beschwert.“ Das hatte er mit Grübchen im Gesicht gesagt die von seinem Lächeln stammten, welches er gerne aufsetzte. Altair konnte sich eigentlich nicht daran erinnern diesen Mann einmal nicht in guter Stimmung zu erleben. Deutlich war ihm das glückliche Leben anzusehen und auch wenn Altair es niemals zugeben würde, im Grunde seines Herzens beneidete er den alten Mann um seine Frohlebigkeit. In so einem Alter noch so fit und guter Laune zu sein zeugte von einem erfülltem Leben. Als dann aber Wajid eines Tages nicht mehr zu ihm kam mit diesem Lächeln im Gesicht sondern mit tiefen Stirnrunzeln und verschlossener Miene, war es fast so als wäre der ganze Tag verloren. „Ist etwas vorgefallen?“ Fragte Altair aus einer spontanen Idee heraus für die er sich gleich rügen sollte. Wajid aber schien nicht wütend darüber zu sein das Altair sich Sorgen macht, immerhin zeigte das Wajid deutlich das seine Besuche wenigstens ein wenig ihren Zweck erfüllten. Müde schüttelte er seinen fast haarlosen Kopf das nur sein Bart mitwippte den er sich dann gleich in bedächtigen Strichen ordnete. „Amiz ist gestern Nacht zurück gekommen.“ „Amiz? Der Mann der mich gerettet hat?“ Fragte Altair gleich weiter der diesen Namen nicht vergessen hatte da der alte Mann schon ein paar Mal seinen Namen erwähnt hatte. „Hat er schon seine Gründe genannt die erklären warum er mein Leben gerettet hat? Kann ich mit ihm sprechen?“ Immerhin verdankte er diesem Mann irgendwie wirklich das er nicht noch mehr Folterungen über sich ergehen lassen musste aber die düstere Miene von Wajid zeigte ihm das etwas nicht stimmte. Wajid erklärte auch gleich warum dem so war. „Amiz blieb in der Burg weil er persönliche Informationen einholen wollte.“ „Persönliche Informationen?“ Altair konnte sich nicht vorstellen das man für so ein leichtes Unterfangen so weit gehen musste das man selbst in Gefangenschaft geriet. Wajid kratzte sich am Bart und begann diesen in alter Gewohnheit um seine Finger zu zwirbeln. „Ich weiß nicht genau was das für Informationen sein sollen. Amiz hat sich kaum das er hier angekommen war in sein Bett gelegt und schläft seitdem tief und fest. Ich mache mir Sorgen... Man hat Amiz bestimmt verdächtig dich aus dem Verlies befreit zu haben...“ „Meint ihr, er wurde gefoltert?“ Fragte Altair aber Wajid schüttelte sofort den Kopf. „Das halte ich für ausgeschlossen. Amiz mag in manchen Augen ein unverbesserlicher Schwachkopf sein aber glaubt mir, Amiz weiß mit wem er sich anlegen kann und mit wen nicht. Er hat mit Sicherheit damit gerechnet das man ihn zumindest Robert de Sables rechte Hand vorführen wird.“ „ROBERT DE SABLE?“ Altair spuckte diesen Namen förmlich aus als wäre es pures Gift das es galt, schleunigst wieder aus dem Mund zu bekommen. „Was hat dieser Mann mit Robert de Sable zu tun?“ „Das, mein lieber Freund, muss er euch selbst erzählen. Dazu habe ich kein Recht. Es ist eine persönliche Fehde zwischen dem Anführer der Templer und Amiz.“ Was für eine Fehde mochte das sein von der Wajid sprach? Altair wusste es nicht noch hatte er auch im entferntesten eine Ahnung worum es sich dabei handeln konnte. Dafür interessierte es ihn umso mehr was sein Lebensretter mit Robert de Sable zu tun hatte. Robert war jedem Schüler der Assassinen ein Begriff und alle wussten was es bedeutete wenn man von diesem Mann sprach, der einer von König Richards engsten Vertrauten war und diesem den Gehorsam geschworen hatte. Robert war der größte Erzfeind der Assassinen und Verursacher vieler feindlicher Auseinandersetzungen. Altair konnte nicht glauben das gerade hier jemand existieren sollte, der den unglaublichen Hass der Assassinen auf diesen Menschen ebenso nachvollziehen konnte. Wajid hatte das düstere Gesicht des Gastes gesehen und darauf erhellte sich seine Miene wieder etwas. „Ich bin mir sicher das Amiz sich mit dir unterhalten wird und nicht nur er aber lass ihm zuerst die Ruhe die er braucht. Er musste sich so wie es aussieht einige wilde Gefechte liefern bevor er wieder in den Genuss der Freiheit gekommen ist.“ „Wie ist er überhaupt aus Novum Regis entkommen? Die Wachen werden doch nicht zweimal auf ihn hereingefallen sein?“ Wajids Lächeln wurde breiter. „Ich kann mir gut vorstellen das Amiz die Hintertür benutzt hat um hinaus zu kommen. Zutrauen würde ich es ihm aber genug jetzt! Ich muss langsam wieder hinunter. Solange Amiz im Bett liegt werden Hewa und ich mich um ihn kümmern. Um euer Bein wird sich Raouhl demnächst kümmern.“ „Rahoul?“ Altair hob fragend eine Augenbraue. Wer war das nun schon wieder? Der Name war zwar schon öfters gefallen aber bislang waren sie sich nicht persönlich begegnet. Wajid aber winkte dazu ab. „Er ist einer unserer besten Schüler was das Versorgen von Wunden betrifft. Eines Tages könnte er es noch zu einem anständigem Hakim bringen wenn er sich Mühe gibt^^ Nun macht nicht so ein Gesicht! Er weiß schon was er tut und ihr seid bei ihm in guten Händen.“ „Und Mustafa? Wird er auch noch mal vorbeischauen?“ Fragte Altair dem diese Frage einfach so in den Kopf geschossen kam als er an den weisen Mann in seiner schwarzen Robe zurück dachte. Sein Gegenüber stand indessen auf und streckte seine alten, zerbrechlichen Knochen durch das man die Gelenke knacksen hörte. „Ich dachte ihr wüsstet das Mustafa längst nicht mehr hier ist. Er ist vor zwei Tagen nach Jerusalem aufgebrochen um dort nach dem Rechten zu sehen. Ein sehr guter Freund von ihm schwer verletzt worden durch die Unruhen im Heiligen Land und jetzt will er ihm etwas Beistand leisten falls es zu Ende geht.“ „Nach Jerusalem ist ein weiter Weg.“ Schnaufte Altair der darüber nachdachet wie lange er immer unterwegs war wenn er eine Mission erhalten hatte die es unverzüglich auszuführen galt. Oft kam es vor das er wochenlang unterwegs war und nun machte sich dieser Mann einfach so auf den Weg um nach einem Freund zu sehen? „Mustafa Al´ Abbas pflegt Freundschaften bis es eben nicht mehr geht und außerdem hat er noch andere Dinge zu erledigen die auf dem Weg nach Jerusalem liegen. Wir aber müssen unser Gespräch ein andermal fortsetzen, ich höre schon wie draußen nach mir gerufen wird. Nachher wird dann Raouhl zu dir kommen und sich um dein gebrochenes Bein kümmern.“ Altair hatte Raouhl nie wirklich gesehen, jedenfalls konnte er sich nicht mehr daran erinnern wie er diesem vor wenigen Tagen noch unverblümt in die Augen gesehen hatte und völlig fasziniert von diesem Anblick war. Zu der Zeit in der unter dem altem Baum lag hatte er nur Raouhls Augen gesehen, welche bläuliche Farben aufwiesen was Altair noch nie bei jemanden gesehen hatte. Überrascht war er besonders durch die Erscheinung von dem Jungen der sich ihm eben als dieser Raouhl aufwies der ihn in der Einöde unter dem alten Baum versorgt hatte. Dieser Kerl trug selbst jetzt noch hier, in diesem Höhlenhaus seine ganzen Gewänder. Seine Robe hatte die Farbe von dunkler Erde und eine Kapuze, die er tief über seine Stirn gezogen hatte während zusätzlich noch ein weites Tuch um seinen Oberkörper geschlungen war welches kurz oberhalb der Leistengegend in zwei langen Bändern endete und am Boden entlang schlif während Raouhl in leisen Schritten und alten Sandalen auf Altair zuging. In seinen Händen hatte er Kleidungsstücke ordentlich zusammengelegt welche er sogleich begann neben Altair auf einem kleinen Schemel niederzulegen. Anschließend stand er auf und begann damit ein frisches Feuer anzumachen mit den Feuersteinen die auf einer kleinen Einbuchtung in der Mauer griffbereit lagen. Altair sah dem anderen dabei zu wie er seine Arbeit verrichtete und anders wie Wajid oder Hewa kein Wort dabei verlor. Entweder hatte er kein Interesse daran sich mit ihm darüber zu unterhalten oder es wurde ihm verboten. „Kann mir nur Recht sein...“ Dachte sich Altair dabei nur müde und kratzte sich an der Wange und musste dabei feststellen das ihm inzwischen schon ein richtiger Bart gewachsen war. Nicht sehr schön. Altair mochte das Gefühl nicht das ein Bart in seinem Gesicht verursachte. Es kratzte wie eben ungemein und machte Altair auch noch um einige Jahre älter als das er eigentlich war. Eitelkeit mochte ein Laster sein das einem ins Grab befördern konnte und Altair wusste das selbst nur zu gut aber anders wie Al Mualim oder die anderen Männer, gleich ob jung oder alt schienen ihm besser geeignet zu sein um als Bartträger durchzukommen. Er selbst mochte diese Aussicht nicht sonderlich. Vielleicht eine gute Gelegenheit um ein Gespräch anzufangen mit seinem neuen Pfleger? Raouhl war trotz seiner Neugier auf den Fremden heute seltsam ruhig und ließ auch sonst nichts verlauten was darauf schließen könnte das er sich darüber freute mal ein neues Gesicht zu sehen. Rayhan hatte ihm schon dauernd ins Gewissen geredet und versuchte ihn davon abzuhalten diese Arbeit hier zu tätigen. Rayhan war der Ansicht das der Fremde keine guten Absichten innehatte und garantiert bald von Mustafa persönlich hingerichtet werden würde – keine Frage. Raouhl aber hielt sich bedeckt und wollte den Fremden wenigstens aus der Nähe sehen und das er von Hewa wie auch von Wajid in die Künste des Heilens eingeweiht worden war und dieses Handwerk ebenfalls beherrschte kam es den beiden anderen nur Recht. Amiz brauchte jetzt Hilfe und musste versorgt werden während dieser Mann hier auf dem Weg der Besserung war. Endlich hatte Raouhl seine Arbeit am Feuer beendet und kam nun zu Altair herüber. Neben das Bett kniend zog er den Binsenkorb zu sich der das Verbandszeug innehatte welches er nun benötigte. Die Stimme mit der Raouhl sprach schien nicht wirklich zu ihm zu gehören und Altair fand das sie seltsam gekünstelt klang. Fast so als wolle er nicht das jemand seine richtige Stimme hörte. Das letzte Mal das er jemanden so hatte sprechen hören war als Malik Al Safyr von einem ungewollten Sprung in einen kalten Fluss völlig heiser am nächsten Morgen wurde weil er sich verkältet hatte – der arme Teufel. Altair hatte ihn keine Minute um dieses Schicksal beneidet. Doch dieser Mann hier schien es mit voller Absicht zu tun. Und warum dieser Schleier? Warum verbarg er sein Gesicht vor den anderen? War er etwa so hässlich das er Angst haben musste ein anderer könnte erblinden wenn er ihn sah? „Ich muss mir das Bein näher ansehen.“ Hörte er Raouhl durch das Tuch sprechen das er um seinen Mund gelegt hatte. Dabei hatte er auch den Kopf so geneigt das Altair keinen Blick in sein Gesicht erhaschen konnte was eigentlich relativ Schade war. Irgendwie war er davon überzeugt das er sich versehen haben musste als er dieses tiefe, anziehende Blau gesehen hatte. Raouhl deckte Altairs gebrochenen Fuß auf, der am Unterschenkel inzwischen höllisch schmerzte und auch auf seine doppelte Größe angeschwollen war. Die Schienen taten zwar ihren Zweck aber konnten aber auch sehr störend sein für jemanden der es gewohnt war sich im Schlaf herumzudrehen. Geschickt löste Raouhl die Verbände und legte sie ordentlich aufeinander und verstaute sie schließlich in den Weiten seiner Robe und fuhr fort das verletzte Bein zu untersuchen und an einigen Stellen zaghaft zu drücken. Immer wieder fragte er Altair dabei ob etwas weh tat und immer hatte Altair das Gefühl mit einer völlig fremden Person zu sprechen die eine Rolle spielte. Woher kam dieses Gefühl nur? Inzwischen war Raouhl damit beschäftigt seine Ärmel etwas nach oben zu krempeln damit er seine Hände frei hatte. Als nächstes stand er auf und ging zum Feuer zurück wo eine Schüssel, nahe der Feuerstelle stand, hob sie auf und trug sie vorsichtig zum Bett zurück. Die Schüssel war gefüllt mit einem selbst hergestelltem Öl das von den Menschen hier als Heilsalbe verwendet wurde und wohl gute Wirkungen erzielte. Die Haut über dem verletzten Knochen fühlte sich unangenehm gespannt an und Altair befürchtete schon das die darunter liegenden Gefäße bald platzen würden wenn nicht irgendetwas geschah. Raouhl aber tat seelenruhig wozu er hergekommen war und legte erst einmal Tücher unter das verletzte Bein Altairs und bat ihn still zu liegen. Der Assassine wusste nicht was der andere vorhatte und im Grunde wollte er das auch nicht wissen da Altair sich auch nicht vorstellen konnte das dieser junge Kerl wusste was er eigentlich tat. Als dann aber Rahoul seine in das warme Öl getauchte Hände auf Altairs gebrochenes Bein legte und langsam anfing mit kreisrunden Bewegungen über die Haut zu fahren entspannte der Assassine sich bald. „Für einen Mann habt ihr sehr zarte und weiche Hände...“ Murmelte Altair mit geschlossenen Augen der diese Behandlung über sich ergehen ließ und dabei spürte wie sich etwas in seinem Bein bewegte. Er konnte nicht genau sagen was es war aber die immerwiederkehrenden fortlaufenden Kreisbewegungen schienen etwas auszulösen das die Spannung von seiner Haut nahm. Rahoul achtete während seiner Arbeit nicht auf das was Altair sagte und lies sein Gesicht nach unten geneigt damit ihm niemand in die Augen sehen konnte. Immer wieder massierte Rahoul das verletzte Bein und strich in langen, sanften Linien das malträtierte Bein hinauf als ob er einen seltsamen Zauber auf Altair wirken wollte aber das einzige was er damit bei ihm bewirkte, war das seltsame Gefühl der Entspannung der sich Altair hingab. „Ihr habt heilende Hände...“ Flüsterte Altair der die Augen geschlossen hatte. „Was macht ihr mit meinem Bein?“ Rahoul antwortete nicht sofort und zuerst hatte Altair geglaubt er würde heute nichts mehr zu ihm sagen dann aber hörte er ein leises, gedruckstes: „Ich weiß es nicht Herr...“ „Ihr wisst nicht was ihr mit meinem Bein gerade macht?“ Skeptisch hob Altair eine Braue nach oben und blickte wieder auf Rahoul der die ganze Zeit in seinen Bewegungen nicht verändert war an. Rahoul schien diesen Blick zu bemerken und sah kurz auf aber es war nicht weit genug um die Schatten aus seinem Gesicht vertreiben zu können damit man seine Konturen besser erkennen konnte. Er räusperte sich langsam unter den Gewändern und sah dann wieder auf das Bein das er weiter pflegte. „Ich helfe eurem Bein... Ein Freund von mir hat sich vor kurzem den Arm gebrochen und kurz darauf wurde er von mehreren Moskitos gestochen und rieb sich daraufhin immer den Arm. Wie ich bald darauf bemerkte ging die Schwellung in seinem Arm zurück was wesentlich zur Heilung beitrug und auch einige seiner Bewegungen wieder zurück brachte. Wahrscheinlich wird er nie wieder ein Schwert halten aber zumindest kann er einfache Arbeiten erledigen.“ „Wollt ihr damit sagen, dass man meinem Bein nicht mehr helfen kann?“ Fragte Altair finster. Sein Gegenüber schüttelte den Kopf. „Ich habe nur gesagt das es vielleicht etwas mehr hilft wenn wir ins so um das Bein kümmern.“ „Aber genau wisst ihr es nicht...“ Seine Stimme hatte einen abschätzenden Ton bekommen der genau das traf was Altair dachte. Raouhl aber hielt in seiner Arbeit inne und ließ von Altair ab während er sich leise schnaufend auf seinem Platz entspannte und die Hände in seinen Schoss setzte. „Es steht mir vielleicht nicht zu das zu sagen aber... es hatte auch euer Genick brechen können.“ Altair gab einen verächtlichen Laut von sich und drehte seinen Kopf weg von Raouhl. „Auch wenn ihr ein gebrochenes Bein habt stehen die Chancen auf ein erfülltes Leben sehr gut.“ Versuchte ihn der Zwerg aufzubauen? Altair schnaubte nur noch lauter. „Als ob das etwas nützt.. Was nützt einem ein Leben das man als Krüppel verbringen muss...“ „Auch ein Krüppel ist ein Mensch der ein Recht auf Leben hat, findet ihr nicht?“ Fragte Rahoul leise zurück und hielt seinen Kopf dabei immer noch gesenkt. „Ein Krüppel ist aber hilflos. Ein Krüppel kann sich nicht selbst versorgen und verteidigen wenn er es muss. Einen Krüppel braucht die Welt nicht!“ Altair ballte seine Fäuste im Angesicht seiner bitteren Zukunft die ihm auferlegt wurde. Eine Hand legte sich auf die seine und Altair blickte auf aber Rahoul hatte seinen Kopf immer noch nicht erhoben. Noch immer blickte er zu Boden und sah ihm nicht ins Gesicht aber die Stelle wo er Altairs Hand berührte schien deutlich wärmer zu werden. Ob das nun an dem Öl lag oder einfach nur daran das er durch seine Arbeit an dem Bein so warm wurde konnte Altair nicht mehr sagen. Deutlich waren die Risse an der Haut wahrzunehmen und die Schwielen. Diese Hand musste schon öfters ein Schwert geschwungen haben, dabei machte er auf Altair eher einen friedlichen, wenn nicht sogar schüchternen Eindruck. „Vielleicht braucht unsere Welt vielleicht braucht die Welt wirklich nicht noch mehr Krüppel aber... bestimmt kann die Welt noch ein paar Menschen gebrauchen die Hoffnung besitzen.“ „Hoffnung... als ob mir das etwas helfen würde... Ich brauche keine Hoffnung, ich brauche ein gesundes Bein!“ Schnauzte Altair böse dem das alles hier sichtlich zu viel wurde aber nichts unternahm um die Hand von der seinen zu nehmen. „Ihr seid auf dem Weg der Besserung, Altair Ibn La-Ahad. Ihr werdet bald wieder diesen Ort verlassen können. Wir sind nicht so das wir Gefangene machen.“ „Was wollt ihr dann? Informationen? Das wollten schon die letzten von mir und sie haben nichts bekommen.“ Altair lachte verächtlich dabei aus. Nicht mal die Soldaten des Königs hatten etwas von ihm zu hören bekommen und darauf war er stolz! Aber darauf schien Raouhl nicht aus zu sein. „Wir wollen euren Tod nicht noch das Wissen das ihr mit euch führt. Der Meister weiß zwar selbst noch nichts mit euch anzufangen aber ich bin mir sicher das die Zeit es ergeben wird wie wir mit euch verfahren sollen.“ „Also werdet ihr mich doch töten?“ „Warum hätten wir für etwas sorgen sollen, dass die Wüste genauso erledigen kann?“ Fragte Rahoul zurück und nahm seine Hand wieder von Altair. Ein bedrückender Moment der Stille entstand zwischen den beiden und nur die Geräusche die von draußen kamen brachten das Leben zurück. Menschen gingen umher und erfüllten ihr Tageswerk während Altair hier oben festsaß. „Darf ich euch eine Frage stellen?“ Fragte Rahoul dann auf einmal. „Nur wenn es euch nichts ausmacht.“ „Wenn ich darauf antworte werdet ihr sehen ob es mir etwas ausmacht oder nicht.“ Murrte Altair säuerlich und ließ sich in seinem Bett etwas zurück fallen. „Woher kommt ihr? Und warum ward ihr in Gefangenschaft?“ Das gemeine Volk wusste nicht wirklich von den Assassinen und von der Aufgabe die sie sich gestellt hatten. Das dieser Mustafa davon wusste grenzte schon an einem kleinen Wunder welches Altair mehr als nur überrascht hatte. Seine Bruderschaft pflegte eigentlich sich im Hintergrund zu halten und im Schatten zu agieren. Kaum ein normaler Bürger wusste von den Assassinen und eigentlich war es auch strickt verboten Unschuldige in das Leben der Assassinen zu führen. Altair wusste also im ersten Moment nicht was er dazu hätte sagen können außer... „Schon gut.“ Hörte er dann die leise Stimme des anderen wieder sprechen. „Ich müsste es besser wissen... Ihr dürft garantiert genauso wenig darüber sprechen wer ihr seid, noch wo ihr herkommt. Vergebt mir.“ Er verneigte sich auf seinem Platz. „Ihr könnt mich Raouhl nennen. Der Mann der euch hergebracht hat heißt Dastan. Er hat euch von dem Bergpfad aus den ganzen Weg hierher auf seinem Rücken getragen aber keine Sorge, etwas Arbeit schadet dem alten Faulpelz nicht.“ „Warum... habt ihr mich mitgenommen?“ Fragte Altair leise weiter und erwartete eigentlich auch keine Antwort die trotz seiner Erwartung aber dann doch kam. „Meister Mustafa hat uns aufgetragen euch hierher zu bringen und wir gehorchen für gewöhnlich.“ Das war nichts neues für Altair. Er war den Gehorsam schon seit seiner Kindheit gewöhnt und nachdem er in die Bruderschaft eingetreten war hatte sich daran nichts geändert aber in diesem Fall konnte die Antwort die Raouhl ihm gab seinem aufgewühltem Inneren keinen wirklichen Frieden finden. Niemand rettete einem Wildfremden einfach so sein Leben! „Mustafa ist ein guter Mensch und natürlich auch Hewa und Wajid. Sie sind warmherzig und wundervolle Menschen die über alle hier wachen.“ Erzählte Raouhl leise der dem Fremden etwas von seiner Gemeinschaft erzählen wollte. „Ist es denn so seltsam das wir einem anderen geholfen haben?“ Altair hielt die Luft an um sich etwas besser aufrichten zu können und verlagerte sein Gewicht auf die Seite damit sein Rücken etwas Entlastung bekam. So konnte er auch Raouhl besser ansehen. „Seltsam, töricht, ungewöhnlich, gefährlich, undurchdacht und wahnsinnig würde ich es eher nennen.“ „Die Welt aus der ihr kommt...“ Sprach Raouhl weiter bedacht. „Kein Wunder das in so einer Welt Krieg herrscht wenn man nicht einmal mehr seinem Nächsten die Hand reichen kann ohne Angst haben zu müssen das sie einem bei nächster Bewegung abgeschlagen wird.“ „Was?“ Altair sah den jungen Mann dessen Worte von einer Weisheit waren, die ihm bislang nur bei hohen Herren wie Al Mualim oder diesem Mustafa untergekommen war. Raouhl bemerkte den wirren Blick seines Gastes und musste verlegen lachen. „Vergebt mir bitte! Ich rede wirres Zeug!“ Danach hatten sie eigentlich kein Wort mehr miteinander gewechselt. Raouhl hüllte sich in betretenes Schweigen und Altair tat nichts um an diesem Zustand etwas zu ändern. Die Gelegenheit etwas über diesen Ort herauszufinden hatte er nicht ergreifen wollen und auch in den folgenden Tagen unterhielten sie sich nur noch auf das allernötigste welches ihnen dann wie schleppend über die Lippen kam, fast wie erzwungen. Altair hatte auch nicht gewusst was er noch hätte alles sagen sollen um ihnen die Situation zu erleichtern. Immerhin ging es hier auch um seinen Kopf! Sein Leben hing an einem seidenem Faden welcher nur von einem kleinem Windhauch geschnitten werden musste damit er endgültig riss! Niemand war hier der ihm noch einmal vor so einer Gefahr wie in der Burg hätte schützen können und wahrscheinlich würde so ein Wunder nicht ein zweites Mal geschehen. Altair hatte sowieso immer noch keine Ahnung warum das erste Mal geschehen musste. Er war auf den Tod vorbereitet seitdem er in die Bruderschaft eingeführt wurde! Er hatte keine Angst davor vor den Schöpfer zu treten und eigentlich freute er sich sogar schon darauf! Welche Freuden würden ihn dort erwarten als Ausgleich für die Entbehrungen und das Leid das er in seinem früheren Leben erdulden hatte müssen. Doch auch wenn er sich nicht vor der kalten Umarmung des Todes fürchtete so war es ihm doch ein Ärgernis das er hier quasi gezwungen war festzusitzen ohne zurück oder auch voran zu kommen. Wirklich ein Ärgernis. Weitere Tage vergingen und Altair bekam Besuch von Raouhl und Hewa welche sich um sein Bein kümmerten während draußen das Leben voran ging und sich niemand um den Gast kümmerte der oben im höchsten Zimmer des versteckten Dorfes festsaß und nur darauf warten konnte das andere über sein Leben entschieden. Vielleicht interessierte es sie auch nicht das dort oben jemand saß den sie loswerden mussten oder sie wussten es, bauten aber auf die Weisheit ihrer Anführer- diese Theorie vertrat der Assasine am ehesten. Irgendwann jedoch, inzwischen hatte Altair fast schon sein Gefühl für Zeit verloren, bekam er noch einmal Besuch von einer Person von der er nicht geglaubt hatte sie so schnell wiederzusehen. „Hallo mein Freund!“ Hörte er eine heitere Stimme aus dem Hintergrund rufen und beinahe schon geschockt drehte sich Altair zu der Ecke um, wo er den Fremden aus dem Verlies wiedersah. Es war eindeutig Amiz! Er hatte inzwischen einen richtigen kleinen Bart in seinem Gesicht und seine Haare waren verklebt und verfilzt als hätte er sie schon seit langem nicht mehr gewaschen und dasselbe galt wohl auch für seine Kleidung. Auf seinem Kopf machte sich eine genähte Wunde breit die quer über seine rechte Augenbraue verlief und kurz oberhalb des Haaransatzes endete und seine linke Hand war dick eingepackt und ebenfalls mit einem Holzstück geschient worden. Mit der verbundenen Hand grüßte er Altair freundlich mit einem breiten, gewinnendem Lächeln. „Ich hab mich davon geschlichen! Eigentlich hätte ich noch einen Tag Ruhe gebraucht aber mir geht es inzwischen wieder viel besser.“ Fing er einfach an zu erzählen. „Wajid soll sich nicht so haben! Wenn ich umfalle dann falle ich eben um! In dem Schädel ist sowieso nichts wichtiges drinnen was kaputt gehen könnte.“ Lachte er breit und tippte sich auf die Schläfe. „Wie sieht es bei dir aus, mein Freund?“ Damit trat er näher an Altair heran und warf einen kritischen Blick auf den Kranken. „Du liebe Zeit... Dich haben sie aber auch ganz schön böse erwischt. Tut es noch sehr weh?“ Altair war mehr als nur perplex von dieser warmen Offenheit und brachte leise ein „Es ist zum aushalten...“ hervor. Amiz setzte sich dann im Schneidersitz auf den Boden und verschränkte seine Arme so gut es ging während er Altair immer noch mit der gleichen Freundlichkeit anblickte, mit der er ihn schon im Verlies gemustert hatte. „Na ja, ich schätze mal das wir beide etwas zu sehr am Leben hängen als das wir es uns einfach so wieder wegnehmen lassen, was? Ist auch zu ärgerlich... Da tut man mal was für das Allgemeinwohl und wie danken es die einem? Dieser Bischof hat doch nur in seinem Kämmerchen gesessen und keinen Finger krumm gemacht um dem Volk irgendwie beizustehen- wirklich eine Schande. Eigentlich sollte man dir einen Orden verleihen für große Verdienste.“ Amiz schüttelte seinen Kopf und schloss dabei genervt die Augen. „Ich habe davon gehört das dieser dreckige Kerl sich sogar an seinen eigenen Leuten vergriffen hat, wenn du verstehst was ich meine.“ „Was... willst du hier?“ Fragte Altair ihn auf einmal der nicht verstehen konnte was mit diesem Kerl los war und als Amiz seinen entgeisterten Blick bemerkte brauchte er eine Weile um darüber nachzudenken bevor er laut auflachte. „Stimmt ja! Ich komme hier einfach rein ohne dir was zu sagen!“ Lachte Amiz laut auf und kratzte sich am Hinterkopf. „Ich bitte vielmals um Entschuldigung! Also, der Grund meines Hier seins ist folgender: Mustafa hat nichts dagegen wenn du mit uns mitkommst, wir wollen runter zum Fluss um frisches Wasser zu holen und außerdem könnten wir beide ein Bad gebrauchen^^ Ich will ja nicht unhöflich sein aber ein totes Pferd hat einen angenehmeren Geruch als du, mein Freund. Falls du dir Sorgen machst wegen deinem Bein so kann ich dir sagen, dass sich Kutaiba bereit erklärt hat dich zu tragen. Zuerst habe ich zwar Dastan gefragt aber der will dich nicht mehr schleppen bevor du nicht etwas abgenommen hast, soll keine Beleidigung sein aber so waren seine Worte. Dafür hat Dastan nichts dagegen das du ebenfalls mal rauskommst. Immer hier rumzuhocken ist ja auch nichts auf Dauer, findest du nicht?“ Erwartungsvolle Augen sahen Altair hoffnungsvoll an und für den ersten Moment war der arme Mann erschlagen von so vielen Informationen die man ihm zugetragen hatte. Amiz kümmerte es hier von allen Leuten am wenigsten das er ein völlig Fremder war und sie im Grunde eigentlich Feine sein mussten denn Amiz war kein Araber und von daher wohl eher ein Kafir. „Willst du wirklich in deinem eigenen Schweiß ersaufen?“ Fragte Amiz ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. „Kann doch nicht angenehm sein auf Dauer. Ich werde alles dafür tun damit Wajid mich nicht sieht und ich mich endlich waschen kann und wenn du dieses Schicksal nicht teilen willst, dann musst du es nur sagen, ich lasse dich auch hier liegen.“ Altair wollte aber nicht hier bleiben! Er wollte wieder nach draußen und sich alles ansehen! Die Neugier nagte schon lange an ihm genauso wie die Ungewissheit die sich in ihm breit machte. Er wollte wissen wo er hier war und vielleicht bekam er auch ein paar Informationen wo er sich befand und schon allein deswegen schlug er das freundliche Angebot nicht ab. Zu Altairs Leidwesen aber wurden ihm wieder die Augen verbunden bevor sie das Haus verließen und dieser Zustand hielt auch lange an. Erneut war er der Dunkelheit ausgeliefert und konnte sich nur auf sein Gehör verlassen welches ihm die Gespräche der anderen Leute mitteilte. Es waren neue Stimmen dabei die er nicht kannte und auch Stimmen, die er schon einmal gehört hatte. Raouhl und Amiz waren natürlich dabei genauso wie Kutaiba der Altair ja auf dem Rücken hatte und den ganzen Weg über wortlos mit sich trug während ein Dastan neben ihm herging der fluchte, dass er schon wieder die schwersten Fässer zu schleppen hatten und warum sie sich eigentlich die Mühe machten wenn doch ein großer Fluss an ihren Häusern vorbei zogen. Rayhan, der mitkam um den Fremden nicht aus den Augen lassen wollte, musste ebenfalls ein großes Fass schleppen welches auf einer kleinen Karre hinter ihm gespannt war. Er war auch nicht begeistert davon diese Fässer zu füllen aber würden sie mit einem Eimer Wasser auf die Weise verfahren und die Fässer so füllen, würde das zu lange dauern. „Du weißt das Wajid darauf besteht immer Wasser aus der Quelle zu bekommen weil es frisch aus dem Berg kommt und Hewa pflichtet ihm da eben bei.“ Versuchte Raouhl Dastan zu beruhigen der deswegen noch immer wütend war. Neben ihm gingen noch weitere Männer da es sich hier um schwere Arbeit handelte welche von Frauen nicht verrichtet werden konnte. Shamal, ein kräftiger, agil gebauter Mann mit dunklerer Hautfarbe als die anderen Einheimischen und einem kantigen Gesicht mit Unterlippenbart der Dastan von hinten half den Karren zu schleppen schnaufte schwer während seine Füße auf unebenem Boden versuchten Halt zu finden. „Wo er Recht hat, hat er Recht, Raouhl! Der alte Wesir sollte mal auch an unsere Rücken denken wenn wir so schuften müssen...“ „Tsiss...“ Dastan blies sich eine nach vorn gefallene Strähne aus dem Gesicht. „Als ob den das was interessieren würde. Zur Not springt er wieder auf unserem Kreuz herum und schickt uns mit einem Beutel Kräuter für´ n Tee und seinen guten Wünschen ins Bett.“ Einige brachen darauf in schallendes Lachen aus. Wajids Heilmethoden waren nicht immer die besten und es kam hin und wieder vor das eine Fehldiagnose gestellt wurde aber wer nahm dem alten Zausel schon etwas übel? „Hat Mustafa eigentlich noch etwas wegen dem da gesagt?“ Hörte Altair dann nach einiger Zeit jemanden sprechen und war sich ziemlich sicher das er mit diesem „Dem da“ gemeint wurde. „Mustafa meinte nur das wir ihn mitnehmen und auf ihn aufpassen sollen das es mit seinem Bein nicht noch schlimmer wird.“ Sagte Raouhl der wohl neben Kutaiba herzugehen schien. „Er hat nicht gesagt das wir ihn loswerden sollen?“ Fragte Rayhan bissig und bekam darauf sofort einen finsteren Blick von seinem Bruder obwohl ihm die meisten zustimmen würden. Niemand wusste so recht mit dem Neuen etwas anzufangen und kaum einer konnte sich vorstellen das aus diesem finsteren Gesellen etwas herauszubekommen war. „Wir sollen ihn in Ruhe lassen!“ Zischte Raouhl weiter böse. „Deswegen werden Kutaiba, Amiz und ich uns allein um ihn kümmern während ihr die Fässer auffüllt.“ „Seit wann gibt der Kleinste hier die meisten Befehle?“ Schimpfte ein anderer Mann dessen Stimme Altair völlig unbekannt vorkam. „Nur weil du der Liebling von Mustafa und Hewa bist heißt das noch lange nicht das du hier groß Töne spucken kannst, Winzling!“ Spie ihm ein anderer seinen Hass und seine Verachtung förmlich entgegen. Offenbar waren nicht alle mit diesem Knaben hier einverstanden und die Männer ließen sich nicht gerne von einem Jüngerem und auch noch Kleinerem sagen was sie zu tun oder zu lassen hatten. „Ich bin nicht winzig!“ Schimpfte Raouhl wütend. „Und wenn du noch einmal Raouhl so anbrüllst, Nayif dann BETE zu Allah das ich nicht hinter dir sein werde! Und jetzt nimm das zurück was du gesagt hast sonst tausche ich mit Shamal schneller die Plätze als dir lieb sein wird.“ Drohte ihm Dastan böse und bekam ein kräftiges Nicken von Rayhan. „Pah! Schon wieder! Kann sich der Bursche nicht selbst verteidigen?“ Plärrte Nayif. „Dauernd wird der Bengel bevorzugt von euch! Das Narbengesicht ist die Mühe doch nicht wert das man ihm dauernd alles nachträgt!“ „Narbengesicht?“ Fragte Altair sich selbst und wusste damit nichts anzufangen. War Raouhl im Gesicht entstellt weswegen er sich vermummte? Wollte er sein Gesicht nicht der Welt zeigen weil diese ihn sonst mehr verabscheute? „Nayif...“ Grollte Rayhan dunkel. „Wenn du die Sonne heute noch untergehen sehen willst dann halte dich zurück mit deinen Worten.“ „Ihr seid doch alle... Ach! Rutscht mir den Buckel runter!“ Mit diesen Worten stapfte der Mann Nayif davon. Sein Abgang wurde mit Achselzucken, leisen Seufzen oder entnervtem Kopfschütteln begleitet. „Mach dir nichts draus, Raouhl!“ Versuchte dann Rayhan sein Brüderchen aufzuheitern. „Du weißt doch wie Nayif ist. Denk dir nichts dabei.“ „Er hat einfach was gegen vermummte Gestalten wie dich und Kutaiba.“ Sprach Amiz daraufhin weiter und legte nachdenklich seinen eingewickelten Zeigefinger auf sein bärtiges Kinn. „Wahrscheinlich will er genauso wie einige andere mal wissen was unser Küken drauf hat^^ Bislang hast du dich ja im Kampf ziemlich zurück gehalten und wenn es dann mal wirklich ernst wird versteckst du dich ziemlich schnell hinter einem von den anderen.“ „Ich kann doch nichts dafür das ihr anderen mich immer zurückdrängt wenn ich mal loslegen will!“ Schimpfte Raouhl unter seinen vielen Tüchern hindurch und erneut musste Altair feststellen das sich die Stimme dieses Knaben so seltsam gestellt vorkam, als würde es nicht seine wirkliche Stimme sein. Aber das Gespräch ging weiter und Altair versuchte sich wieder auf das Gesprochene zu konzentrieren. „Wir würden dich ja gerne mal kämpfen lassen aber glaub mir, die Wachen würden sich eher kaputt lachen als das sie sich vor einem Kind fürchten würden.“ Lachte ein anderer Mann dessen Name noch nicht gefallen war und der wohl bislang geschwiegen hatte. „Ihr seid... gemein...“ Raouhl fühlte sich langsam in seiner Ehre diskriminiert. „Warum hakt ihr immer auf mir herum?“ „Weil wir es können?“ Fragte Amiz amüsiert. „Weil du dich immer so schön aufregst?“ Fragte ein anderer Mann. „Aber mal ehrlich Raouhl, deine Schwertkunst taugt doch nicht mal um Kinder zu verschrecken, wie willst du es da mit gut trainierten Wachen aufnehmen?“ „Wer sagt denn das ich es auf Wachen abgesehen habe?“ Fragte Raouhl böse. „Ich will Gegner und keine Opfer!“ „So, Gegner was?“ Grinste Amiz breit. „Ja ich habe davon gehört das die Ratten in Damaskus zur Zeit eine harte Probe für alle wackeren Helden sind.“ „AMIZ!!“ Die Gruppe aus über zwanzig Mann hatte nach zwei Stunden harter Wanderschaft es endlich geschafft an ihrem Ziel anzukommen und sich auszuruhen. Der Ort an dem sie waren wurde von wilder Natur umrankt mit dichtem Böschungen und hohen Bäumen die ihre mächtige Wipfel in den weiten Himmel erstreckten. Ein lauer Wind wehte welcher hoch oben in den Bäumen zu hören war während sich einige Vögel auf ihren Ästen bemerkbar machten. Altair hörte irgendwo einen Wasserfall rauschen und konnte das kühle Wasser förmlich riechen und die Aussicht endlich mal wieder den Schweiß vom Körper zu waschen stimmte ihn fröhlich und als er seine Augenbinde von Kutaiba abgenommen bekam konnte er erst mal die Schönheit dieses Platzes voll in sich aufnehmen. Die gute klare Luft tat ihm sichtlich gut und langsam kehrte auch wieder Wärme in seine schlaffen Glieder zurück von denen er dachte er könne sie nie wieder bewegen. Probeweise versuchte Altair auch seinen gebrochenen Fuß zu bewegen aber der einfahrende Schmerz in seine Glieder war Beweis genug das es noch nicht soweit sein sollte. Altair musste sich noch in Geduld fassen und so blieb ihm erst mal nichts anderes übrig als den anderen dabei zuzusehen wie sie sich entkleideten und auf den klaren, kalten See zuliefen. Der See war kreisrund und verlief sich irgendwann in der wilden Natur, wo er wahrscheinlich in den Berg zurück lief. An der Stelle wo der Wasserfall unten mündete ragten felsige Steinspitzen aus dem Wasser und machten so Tauchsprünge so gut wie unmöglich vor allem weil der Springer präzise sein Ziel anvisieren musste damit er seinen Kopf nicht an einem der Felsen aufschlug die sich wie die ersten Zuschauer des mörderischen Sprungs aus dem Wasser aalten. Dastan aber war einer der wenigen die es sich trauten von dort oben herunter zu springen. Ein paar der Männer hatten ihn herausgefordert und so kletterte er zusammen mit einigen anderen den steilen Pfad hinauf der direkt zu dem Anfang des Wasserfalls führte. „Der springt doch nie!“ hatte einer der Männer noch gebrüllt der etwas von Altair entfernt auf einer übergroßen Baumwurzel saß und sein mitgebrachtes Essen vertilgte. „Glaubst du! Dastan ist einer der mutigsten von uns!“ grölte ein anderer und das sollte sich auch bewahrheiten. Altair sah ebenfalls mit zusammengezogenen Brauen auf seinem umgekippten Baumstamm und blickte zu dem Schauspiel rüber das Dastan ihm und den anderen bot die ihm zusahen. Er hatte sich ganz an den Rand des Wasserfalls gestellt und sah hinunter in das vom Fallen aufgewühlte, schäumende Wasser. Der Sprung musste präzise und genau sein sonst konnte er sich gleich darauf einstellen seinem Schöpfer gegenüber zu treten. „Dastan!“ Raouhl war neben Altair geblieben und formte seine Hände zu Trichtern damit Dastan ihn besser hören konnte. „Spring nicht! Du hast keine Ahnung was sich unter dir befindet! Das ist viel zu gefährlich!“ Aber Dastan winkte ihm nur zu als hätte er das eben von Raouhl gesagte als Ermunterung aufgenommen doch seinen Hals zu riskieren und so sah man ihn kräftig abstoßen und über den Rand springen. Die meisten hielten den Atem an und konnten nur mit aufgerissenen Augen zusehen wie Dastan galant wie ein Vogel in der Luft zu schweben schien und seine Arme wie ein Vogel zu den Seiten ausgestreckt hatte während er langsam von der Schwerkraft zurück geholt wurde. Sein Körper machte einen wunderschönen Bogen und langsam streckten sich seine Beine die er kerzengerade und fest zusammen hielt, dem weiten blauen Himmel über ihnen entgegen. Seinen Kopf zog er bis an das Brustbein heran als er mit ausgebreiteten Armen die langsam nach oben glitten um eine gerade Linie mit den Beinen zu bilden in das eiskalte Wasser eintauchte. Ein Ächzen und Stöhnen und auch geschocktes Rufen ging durch die Menge als sie die Wasserfontäne die durch das Eintauchen in das kalte Wasser erzeugt wurde und allen die Sicht verdeckte. Angst machte sich breit als Dastan nicht wieder auftauchte und langsam waren schon die ersten davon überzeugt das er längst das Zeitliche gesegnet hatte und fragten wie sie Dastans Leiche zu Mustafa bringen sollte wenn sie total zermatscht war? Als dann aber der erlösende Schrei von Raouhl kam blickten alle noch mal auf das Wasser. Dastan war kurz kerzengerade aus dem Wasser geschossen und nun paddelte er gemütlich über den See zu ihnen herüber und stieg, nackt wie Gott ihn geschaffen hatte aus dem Wasser heraus. Das er dabei nichts anhatte störte ihn relativ wenig und die anderen genauso wenig. Hier waren ja sowieso nur Männer, wer sollte sich also schämen? Dastan ließ sich ein mitgebrachtes Stofftuch reichen mit dem er sich wenigstens die schwarzen Haare und das Gesicht sowie ein wenig die Arme abrubbeln konnte bevor er sich dann wieder eine Hose anzog und in die herrliche Sonne setzte als ob er nicht gerade seinen Hals bei einem gewagten Manöver riskiert hätte. Die anderen Männer jedenfalls pfiffen bewundernd oder wollten noch mal eine Zugabe sehen. Sie waren begeistert davon wie elegant jemand in die Tiefe springen konnte. Altair dafür hatte noch nie einen anderen Nicht-Assassinen gesehen der den ´Sprung des Glaubens´ ebenfalls so perfekt ausführen konnte. Aber Dastans Körper wies sowieso Merkmale eines hervorragenden Assassinen auf. Stahlharte Nerven und eine ausgeprägte Muskulatur sowie kräftige Arme und Beine die man zum Erklimmen solcher Höhen brauchte. Dastan war in Topform und das sah man ihm in seinem überheblichen Grinsen an. Er wusste was er konnte und er war stolz darauf! „Vielleicht hat es jetzt noch geklappt aber irgendwann wirst du dir noch mal deswegen den Hals brechen!“ Meckerte Rayhan der bei dem ganzen Sprung überhaupt nicht hinsehen konnte. „Wir wissen alle das du der geborene Akrobat bist aber deswegen musst du uns nicht so einen Schrecken einjagen!“ „Wer kann, der kann.“ Sagte Dastan trocken und biss herzhaft in seinen Apfel hinein. „Aber ernsthaft jetzt mal, woher kann der das?“ Fragte ein großer, schmal gebauter Mann neben Altair der Dastan anstarrte. „So was sagt man doch nur den Assassinen nach.“ „Assassinen?“ Fragte Raouhl weiter neugierig der einige Fuß neben Altair auf einer mitgebrachten Decke auf dem Boden hockte und die Hände in den Schoss gelegt hatte. „Du meinst doch nicht d i e Assassinen oder?“ Ein anderer Mann der neben dem ersten auf einem Stein saß und einen kahlrasierten Kopf mit einen rabenschwarzen Kinnbart und großen, buschigen Augenbrauen hatte nickte. „Du kennst sie wahrscheinlich unter einem anderen Namen Raouhl. Der Meister nennt die Assassinen meistens nicht so sondern er sagt immer....“ „Lebende Tote! Genau! Jetzt fällt mir das ein!“ Freute sich Raouhl und klopfte sich an die Stirn. Altair aber blickte jetzt überrascht zu den Männer auf als es um seine eigenen Leute ging. Wie wurden er und seine Brüder noch genannt? Lebende Tote? Wieso das? Wie kam der alte Mann darauf? „Meister Mustafa sagt doch immer das wir auf weiße Gestalten innerhalb den Städten aufpassen sollen. Wenn sie komplett in weiß gekleidet sind und bestimmte Zeichen mit sich führen die ihren Rang innerhalb der Bruderschaft symbolisieren, wisst ihr das nicht mehr?“ Fragte Rayhan weiter der unweit von seinem kleinen Bruder saß und gerade einige Schlücke Wasser zu sich nahm. „Wir sollen sie nicht ansprechen oder ihre Aufmerksamkeit erregen, meint der Meister dazu. Am besten ist es, wenn wir vergessen das wir sie gesehen haben.“ „Stimmt.“ Dastan nickte. „Nur die wirklich wenigen wissen wann sie einem niederem Informanten oder einem g r o ß e n, starken und vor allem kreuzgefährlichem Meister des Meuchelmordes gegenüberstehen.“ „Ich habe gehört..“ Schmatzte ein anderer. „Dass die Assassinen gar nicht existieren sollen und das sie nur eine Erfindung vom einfachen Volk sind sich etwas Hoffnung zu bewahren. Es ist schon schwer vorstellbar das es so eine Gruppierung geben soll ohne das sie mal mit den Großmächten des Landes zusammen prallt. Ich meine, wenn ihr gut überlegt dann fällt euch auf was das wirklich bedeuten soll: Da laufen irgendwelche Knallvögel rum und lynchen was das Zeug hält und das auch noch auf beider Seiten und niemanden stört das? Sehr unglaubwürdig.“ „Das ist auch der Grund warum die meisten glauben das es sie nicht gibt.“ Sagte Shamal der es sich auf seinen Klamotten gemütlich gemacht hatte. „Aber wer schon mal von Wachen bedroht wurde schätzt sich glücklich wenn plötzlich eine weiße Gestalt von oben herab geschossen kommt und deine Angreifer zu Kleinholz verarbeitet. Ich sag euch, da fangt ihr an wieder an Gott zu glauben.“ Er wirkte nervös dabei und als sein Blick auf Altair fiel konnte dieser seine verstümmelte Hand gerade noch so hinter seinem Rücken verstecken. Shamals Blick war durchdringend, fasst so als hatte er etwas gewittert und Altair konnte nur beten das es einfach nur seine anfängliche Skepsis gegenüber einem Fremden war den man plötzlich in der vertrauten Mitte fand. „Hat unser Shamal nicht mal erzählt das er von so einer ominösen weißen Gestalt gerettet wurde?“ Fragte dann jemand aus der Menge. „Ja, da kann ich mich auch an was erinnern. Da war mal was.“ Sprach ein weiterer. „Aber erzähl ruhig die ganze Geschichte Shamal. Unser Küken hat sie ja wohl auch noch nicht gehört.“ Und Raouhl schüttelte seinen Kopf. Er kannte die Geschichte ebenfalls nicht. Shamal räusperte sich und fing leise an zu berichten was ihm wiederfahren war. „Ich war doch vor fast zwei Wochen mit Al Tayyih in Jerusalem unterwegs weil wir einige dringende Botengänge für den Meister erledigen mussten, wisst ihr noch? Jedenfalls hat sich Al Tayyih mit einem der dortigen Bürger angelegt und ein Streit brach aus der ziemlich schnell eskalierte. Wir konnten uns dann aber noch schnell verdrücken und in eine unbeobachtete Ecke flüchten aber da waren einige Wachen uns gefolgt und griffen mich und Al Tayyih an. Ich kann euch sagen das mir ganz anders wurde als ich sah wie Al Tayyih sich retten konnte und mich einfach so zurück ließ. Sie hatten mich schon am Boden und prügelten weiter auf mich ein und als ich dann ein Schwert hörte das aus der Klinge gezogen wurde hatte ich schon nicht mehr die Hoffnung euch alle wiederzusehen. Plötzlich...“ Er beugte sich zu Raouhl hinüber und spielte mit den Händen vor seinen geschockten Augen der das ganze schon bildlich vor sich sehen konnte. „Fiel einer der Wachen neben mir einfach so um und als seine Kampanions nach ihm sahen steckte dem armen Teufel ein Messer im Nacken! Ich weiß echt nicht wie der das von oben geschafft hat so zielgenau zu treffen aber als die Männer nach oben blickten muss er wohl vom Dach gesprungen sein und streckte kurz darauf alle Wachen nieder. Ich habe die ganze Zeit den Kopf eingezogen und konnte nichts sehen aber irgendwann hörte ich ein „Steh gefälligst auf und mach das du wegkommst! Hau endlich ab!“ Ich sah also auf und da sah ich so eine weiße Gestalt vor mir die sich drohend wie ein Berg über mir aufgebaut hatte. Sie hatte ein blutbeflecktes Schwert in ihrer Hand und diese weiße Kapuze tief in ihr Gesicht gezogen. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen nur den Mund. Da war eine große Narbe die über das ganze Kinn verlief und über die Wange ging. Echt unheimlich so etwas.“ Altair grübelte über die Beschreibung die Shamal von dem Assassinen gemacht hatte. Es gab einige Assassinen mit Narben am Körper aber am Kinn über die Wange? Altair kannte niemanden in Masyaf auf den diese Beschreibung passte aber vielleicht handelte es sich dabei auch nicht um einen Mann aus Alamut? Immerhin gab es dort die gleiche Kleidung wie in Masyaf. Gut möglich das ein Assassine aus Alamut in Jerusalem unterwegs war und dort einem armen Bürger zu Hilfe kam. „Ich weiß nicht...“ Amiz, der die ganze Zeit über an einem Baumstamm gelehnt war hatte die Arme vor der Brust verschränkt und sah auf das glitzernde Wasser. „Es hätte sich genauso gut um jemanden handeln können der versucht hat den Menschen genau das weiß zu machen was du uns eben anschaulich erzählt hast, Shamal.“ „Natürlich! Du glaubst mal wieder nicht daran Amiz!“ Schimpfte Shamal. „Warum sollte es sie nicht geben? Wenn ich könnte und nicht schon zu alt wäre, hätte ich mich längst den Assassinen angeschlossen! Die tun wenigstens etwas für das Heilige Land und für die Menschen die darin leben!“ „Die Assassinen, wenn es sie denn wirklich gibt,“ erklärte Amiz trocken seine Ansichten. „Sind auch nichts anderes wie eine Privatarmee die ihren Willen durchsetzt, bitte bedenkt das. Es gibt einen Meister genauso wie es in der Armee einen Feldwebel und einen General oder von mir aus auch einen König gibt. Sie laufen herum und töten aus dem Hinterhalt irgendwelche Menschen ohne nach dem wenn und aber zu fragen. Stur und blind gehorchen sie den Befehlen ihres Herrn und wenn er es von ihnen verlangt, würden sie sich selbst das Herz herausreißen. Es sind genauso Fanatiker wie die Kreuzfahrer und die Sarazenen. Am Ende will nur jeder das Beste für sich und die größten Stücke ernten.“ „Das ist nicht wahr!“ Entfuhr es Altair laut. „Die Assassinen dienen als erstem dem Heiligen Land! Kein Assassine der sich an das Credo hält würde seine Klinge gegen einen Unschuldigen ausstrecken also rede nicht so als wären Assassinen und Kreuzfahrer dasselbe!“ Die Männer starrten den Fremdling teils überrascht, teils bitterböse an. Sie wussten erst mal nicht auf das was er gesagt hatte zu antworten und mussten das was von Altair gesagt wurde verdauen. Einige jedoch blickten nervös zu Altair hinüber als hätten sie schon etwas geahnt das mit dem Fremden etwas nicht stimmte. Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen den Menschen aus die unter dem Schatten der Bäume ein hartes Thema angeschnitten hatten. „Assassinen sind aber dennoch Mörder, mein Freund.“ Sagte Amiz noch ruhiger als eben. „Und wenn du mir jetzt sagst das es gut ist für eine Sache Menschen abzuschlachten dann frage ich mich aus welcher Welt du kommst, dass du so wenig Achtung vor dem Leben eines anderen hast.“ Das saß und der Satz den Altair eben noch sagen wollte blieb ihm in der Kehle stecken. Amiz aber erhob sich von seinem Platz und trat auf die Gruppe von Männern zu die es sich im Schatten bequem gemacht hatte. „Ich war lange in der gleichen Welt wie du mein Freund aber ich war nie begeistert von ihr. Sie ist wirklich nicht perfekt aber das ist diese hier auch nicht, aber wenigstens achten wir hier einander egal welcher Abstammung wir sind. Wir erhalten ebenfalls Aufträge aber liegt es uns frei sie auszuführen. Wir können sie hinterfragen und können zu unserem Herrn Mustafa und den anderen Oberen gehen und mit ihnen darüber sprechen wenn wir etwas für falsch halten. Du wirst hier nicht bestraft wenn du dich einem Befehl widersetzt. Natürlich wird dein Tun hinterfragt und du musst eine gute Erklärung dafür haben wenn du dem Wort unseres Herrn nicht vertraust aber deswegen ist noch niemand hingerichtet worden.“ „Und was macht ihr mit Verrätern? Ladet ihr sie zum Abendessen ein?“ Giftete Altair dem das ganze Gerede langsam zu viel wurde. „Was tut ihr mit Männer die wieder zurück in die ´andere Welt´ möchten? Verbindet ihr ihnen die Augen und setzt sie irgendwo an einem Weg aus?“ „Nein.“ Dieses Mal war es Dastan der das Wort ergriff. „Nur diejenigen von uns die bereits unter der schwarzen Hand Allahs geboren wurden wollen die Welt von dir kennen lernen aber für gewöhnlich kommen sie auch wieder zurück. Ohne diese Welt können wir zwar auch nicht überleben und wir sind von dem Ertrag der anderen Welt genauso abhängig wie ein Fischer von der nächsten Ernte auf dem Feld um sein Brot zu backen.“ „Wir haben gelernt anders zu leben und halten uns deswegen auch fern von den anderen Menschen.“ Sagte Shamal mit tiefer Ehrfurcht in der Stimme. „Es ist mit Sicherheit gefährlich so zu leben wie wir es tun, vor allem wenn man bedenkt wie viele Vertriebene und Ehrlose es unter uns gibt aber wir haben gelernt aufeinander acht zu geben. Wir beschützen uns gegenseitig und einer gibt dem anderen Kraft wenn er zurück nach Hause kommt.“ „Wir haben dich mitgenommen mein Freund,“ grinste Amiz den Assassinen freundlich an. „Weil du genauso verloren wärst wie wir es ohne unsere Leute wären. Überleg mal, wer hätte einem sterbenden Mann geholfen für den doch eigentlich sowieso schon fast die Sterbeglocken geläutet hätten? Du hättest keinen Tag ohne Hilfe überlebt und jetzt bist du bei uns Torfköpfen hier und genießt das Leben wie es gerade kommt. Ich sage dir, genieße es solange du kannst, irgendwann wirst du vielleicht aufwachen und dich fragen was du erreicht hast und wer weißt welche Antwort du dir dann geben kannst.“ Altair sah zu Boden und ballte die Fäuste. Der Zusammenhalt dieser Männer und ihre Überzeugung an ein besseres Leben grenzte schon fast genauso an die Manie die in Masyaf, Alamut und auch in der Armee der beiden Könige herrschte. Sie waren eine eingeschworene Gemeinschaft wie die Bruderschaft und hielten genauso zusammen. Nur einige Dinge waren anders die sich Altair nur noch nicht so recht zusammenreimen konnte. Ehrlose und Vertrieben? Waren hier auch Gaukler, Diebe und Ganoven dabei die hier Schutz fanden? Ein Frevel aller ersten Ranges! Diebe und Ganoven gehörten bestraft wenn nicht sogar gleich die Hände abgehackt werden sollten damit sie am Wundbrand dahin siechen konnten! „Ich sehe schon, wir haben unseren neuen Freund ganz schön verwirrt!“ Lachte Amiz und klopfte Altair auf die Schulter. „Na komm schon! Wir fressen dich schon nicht! Und wenn Mustafa davon überzeugt ist das du keine Gefahr für uns darstellst dann lässt er dich schon wieder gehen! Solange wirst du deine Zeit mit uns totschlagen müssen^^ Hast du vielleicht eine Frau die zuhause auf dich wartet?“ „Was?...Nein! NEIN!“ Allein schon der Gedanke an Heirat trieb Altair eine verräterische Röte ins Gesicht. Es gab zwar Frauen im Garten denen er nicht ganz abgeneigt war aber deswegen würde er sich noch lange nicht an eine dieser Frauen sein Herz verschenken! Da musste Allah schon ein Wunder wirken damit dies geschah! Amiz aber lachte über seine beklemmende Röte und klopfte ihm einmal herzhaft auf die Schulter. „Ist ja schon gut! Ich sehe schon! Wir haben hier einen Eunuchen wie er im Buche steht!“ „Pass nur auf das dir dein kleiner Freund nicht vor Schreck abfällt wenn du das erste Mal eine Frau nackt siehst!“ Grölte ein anderer Mann vor lauter Lachen das so ansteckend war das auch die anderen mit einfielen. Sie amüsierten sich königlich über das dumme Gesicht das Altair machte. Dieser wäre am liebsten sofort vor Scham in irgendeinem Loch verschwunden. So eine Gemeinheit von diesem Kerl! „Wenn ich den in die Finger kriege und mein Bein nicht mehr so schmerzt!“ Grollte Altair in Gedanken böse. „Ich hasse ihn jetzt schon!“ Die Männer amüsierten sich noch eine Weile und das nicht nur über Altair sondern auch über andere Dinge wie die Dummheiten die hier mancher angestellt hatte und natürlich wurden diese Geschichten gleich darauf erzählt. Niemand achtete dabei auf Raouhl der inzwischen aufstand und zu Amiz und Dastan rüberging und etwas zu ihnen sagte. Diese warfen sich gegenseitig Blicke zu und nickten dann als Bestätigung für Raouhl, so dass dieser daraufhin hinter die nächste Böschung verschwand aus Altairs Blickfeld. Langsam machte man sich daran die Fässer aufzufüllen und dafür hatte man schwere Holzeimer mitgebracht welche in das kalte Wasser getaucht wurden. Sie füllten langsam die vier Fässer auf welche sie nachher wieder hinunter nehmen mussten und sangen dabei muntere Lieder das die ganze Umgebung vom Echo ihrer Stimmen erfüllt waren. Dastan war unterdessen zu den Wachleuten gegangen und wollte einen von ihnen ablösen während Kutaiba und Amiz sich um Altair kümmerten der endlich auch zu seiner Katzenwäsche kam. Während Amiz also ebenfalls laut singend neben Altair stand und sich den Dreck von den Rippen wusch und dabei im Bauchtiefen Wasser standen ging Kutaiba das Ufer entlang und schien dabei nach etwas zu suchen das Altair von seiner Sicht aus nicht erkennen konnte. Amiz aber störte das nichit und sang munter weiter bis er Altairs Blick bemerkte der immer noch auf den vermummten Mann geworfen war welcher das Ufer abging. „Wonach er wohl sucht?“ Altair wusste es nicht und hatte dabei eigentlich auch mehr mit sich selbst gesprochen aber Amiz mischte sich in seine Gedankengänge ein. „Er versucht einen großen Stock zu finden den er benutzen kann bis deine Gehhilfen fertig sind.“ „Meine – Was?“ Altair glaubte nicht richtig gehört zu haben aber Amiz zuckte nur mit den Schultern und tat so als wäre das etwas absolut normales. „Na, du hast ja nur einen gebrochenen Fuss, mehr nicht! Wenn du einen gebrochenen Arm hättest oder wie ich eine zertrümmerte Hand dann wäre das was anderes. Wajid meinte nur das dein Bein wohl lange in dieser Schiene stecken muss aber das du damit auch laufen kannst wenn wir dir die geeigneten Mittel dafür verschaffen.“ Altairs Brauen zogen sich fast gleichzeitig nach oben. „Natürlich wirst du das Dorf und die Umgebung ohne Aufsicht nicht verlassen dürfen und auch sonst solltest du lieber keine Wunder erwarten. Wir sind zwar alle ein recht durchtriebener Haufen aber auch wir haben so unsere Macken und nicht jeder ist von deiner Anwesenheit so angetan wie ich oder Mustafa. Es gibt ein paar Menschen bei uns von denen du dich fern halten solltest. Besonders Nayif und der Dorfsprecher Khalil. Halte dich von denen fern und pass gut drauf auf das dein Kopf nicht in schlagweite ist wenn etwas passiert. Die beiden können ganz schön unangenehm werden.“ „Ich kann schon auf mich aufpassen...“ Brummelte Altair und fühlte sich wieder in seiner Ehre gekränkt. Er war ein erwachsener Mann und kein kleines vierjähriges Kind! Altair wusste wie man kämpfte und das würde er diesen Männern hier schon noch beweisen! Die Männer waren mit dem füllen der Fässer rasch fertig, wollten aber noch etwas hier bleiben und die Sonne genießen das es im Berginnern immer so unterkühlt war und sie langsam das Licht des Feuers satt hatten. Sie waren eben ganz normale Menschen und keine übersinnlichen Geschöpfe die sich in den dunklen Höhlen unten zurecht fanden. Inzwischen war auch Kutaiba mit einem sehr langem Ast zurück gekommen der etwas gebogen war, seinen Dienst aber tun würde. Er hatte die Rinde abgeschabt und mit Leinentüchern war der fast faustdicke Ast umwickelt worden und ein kleiner, dicker Ast wurde kurz über der Mitte des Astes zusammen mit den Leinentüchern und noch einigen Seilen zusätzlich festgebunden damit man sich daran gut festhalten konnte. Nun stand also Kutaiba vor Altair und sah ihn aus seinen tiefschwarzen Augen an während er ihm den Ast reichte. „Ist das für mich?“ Fragte Altair dumpf und sah den Stab nur an. Kutaiba nickte und reckte Altair den Stab noch einige Male hinüber. „Du sollst ihn nehmen.“ Hörte Altair hinter sich jemanden sprechen. Es war Rayhan der den anderen half die Fässer zu sichern. „Nimm schon den verdammten Ast endlich wenn er ihn dir schon hinhält.“ Altair sah den großen schwarzen Mann sprachlos an und ergriff erst nach wenigen Augenblicken das schwere Holz. „Danke..“ Es war leise und fast nicht zu hören aber Kutaiba nickte nur schwerfällig und trottete dann an ihm vorbei, sein Zweihänder striff dabei am Boden entlang. Altair blickte ihm stumm nach und versuchte aus dem gerade eben gesehenem schlau zu werden. Kutaiba hatte nichts zu ihm gesagt aber er nickte als Altair sich bei ihm bedankte also verstand er wohl ihre Sprache. „Kutaiba ist stumm.“ Sagte dann Rayhan nach einer Weile als er seine Aufmerksamkeit wieder Altair zuwandte. „Man hat ihm die Zunge herausgeschnitten und seitdem spricht er kein Wort mehr. Es würde nichts bringen weil man sowieso nichts verstehen kann. Er hört dafür sehr gut und er hat so etwas wie eine Zeichensprache mit dem wir ihn verstehen können. Er wird in der nächsten Zeit auf euch aufpassen damit ihr uns nicht entkommen könnt. Vielleicht sind die anderen damit einverstanden das ihr im Dorf herumlauft- ich aber nicht!“ Zischte Rayhan böse und giftete Altair mit seinen Blicken förmlich an. „Seid froh das ihr noch am Leben seid! Lange werdet ihr es nämlich nicht mehr genießen können!“ Wütend stiefelte er davon und Altair hätte ihn am liebsten gezeigt zu was ein Assassine alles fähig war aber sein schmerzendes Bein mahnte ihn zur Vernunft. Er wollte den Männern auch nicht dabei zusehen wie sie ihre Arbeit verrichteten sondern machte sich lieber mit seiner ´Stütze´ auf den Weg die Gegend zu erforschen. Der Stock war auf der gesunden Seite seines Beines und er konnte sich so abstützen und damit vorwärst humpeln. Das ging gerade noch so gut und er kam auch langsam und schleppend vorwärts aber immerhin tat Altair wieder einen Schritt und das allein genügte ihm schon. Er ging einen kleinen Trampelweg entlang den vor kurzem auch Raouhl genommen hatte und wollte sich weiter oben umsehen. Der Wasserfall verlief oben noch in einem kleinen Bach welcher zum Felsrand hin breiter wurde um dann unten in dem kleinen See zu enden. Altair aber folgte mehr humpelnd den Weg des Flusses zurück zu seinem Ursprung. Während er sich den Weg abmühte über den er den Fluss folgte spürte er sein Bein pulsieren und das Blut darin wie es sich seinen Weg durch seinen Körper suchte. Altair hatte wahrlich Schmerzen aber er ignorierte sie gekonnt. Er wollte immerhin wieder laufen können und außerdem war er Schmerzen gewöhnt! Das machte ihm nichts aus- redete er sich jedenfalls ein. Der Weg des Flusses machte irgendwann eine Linkskurve hinauf und an einer großen Steingruppe vorbei geschoben kam Altair wieder auf einem Steinweg zu einer weiten Felswand die sich vor ihm bedrohlich aufbaute und die weit oben mit dichtem Wald bewachsen war. Man konnte deutlich die Fugen in den Steinwänden zu einem kreisrunden Kessel zusammen geschoben hatten der alles in sich vereinte. Links und rechts von dem kleinen See war nur unwegsamer Wald und felsige, harte Steinsbrocken die man schwerlich erklettern konnte. Altair wollte einen Schritt nach vorne tun als sein Fuß gegen etwas sieß. Verwundert blickte er nach unten und erkannte dort ein Bündel Kleidung mit festen Schuhen liegen. Ein kleiner aber reich verzierter Dolch wie ihn Altair vorher noch nie gesehen hatte lag zusammen mit einem handflächengroßen Kreuz das an einer Kette hing darauf und glitzerten in der Sonne. Altair hatte so ein Kreuz bislang nur bei wenigen hohen Männern der Kirche gesehen. Der Bischof hatte ebenfalls so ein prunkvolles Kreuz gehabt welches er in der Stunde seines Todes fest umklammerte und seinen Gott still anflehte er möge noch eine zweite Chance bekommen. Altair bückte sich etwas und betrachtete das reich verzierte Kreuz das er so noch nie gesehen hatte. Kleine, zarte Goldranken wanden sich um das Kreuz welches in seiner Mitte einen fein geschliffenen roten Stein hatte welcher Einkerbungen hatte wie eine Blume und auch zarte Goldplättchen an seinen Seiten hatte welche sich entfalteten wie Blätter. Die Ränke verliefen in Schlangenlinien zu den Enden des Kreuzes hin und öffneten sich dort noch einmal wie Blüten und hatten ebenfalls rote Rubine an ihren Enden. Das Kreuz war wunderschön und funkelte zusammen mit dem Dolch der ebenfalls eine eigenartige Form hatte. Altairs Messer und Dolche jedenfalls hatten keine gerade, durchgehende Klinge sondern waren gebogen oder so zugeschliffen das man sie perfekt werfen konnte. Wer hatte solche Waffen? Altair blickte auf und – erstarrte in seinen Bewegungen. Vorbei an vielen aufgerichteten Felsen die einst von oben herab gefallen waren sah Altair etwas unter dem Wasserfall stehen der oberhalb der Klippen herunter lief und sich an den verschiedenen Felsen die aus der Wand ragten teilten. Jemand duschte unter dem Wasserfall und hatte gerade mal ein weißes Leinenhemd um seinen Körper geschlungen das die Haut darunter nur spärlich verdeckte. Langes dunkles Haar klebte an einem hellen, fast weißen Rücken welcher nach oben schmale Schultern hatte und Schulterblätter die kaum angedeutet waren aber durch Wasserrinnsale zeigten wo sie waren und nach unten hin in einer saftigen Rundung eines kleinen herzförmigen Pos endete und in zwei langen Beinen endete welche Altair aber nicht mehr erkennen konnte weil das Wesen das ihn binnen weniger Minuten in seinen Bann gezogen hatte, bis kurz über dem Knien im Wasser stand. Seine Kehle war längst so trocken wie der Ast den er in seinen Händen hielt, wobei diese noch am ehesten an seinem Körper eher Feuchtigkeit, anstatt Hitze erzeugten und damit die Tücher unter seinen Händen tränkten. Durch die Rippen konnte er sein Herz laut schlagen und pulsieren hören was dem sonst so gefassten und kühlen Assassinen mehr als nur unangenehm war. Die Wärme die sich in seinem Gesicht ausbreite und langsam über seinen ganzen Körper fuhr machte ihn unsicher und nervös vor allem da er so etwas noch nie vorher bei sich gespürt hatte und seine Körperreaktionen waren ihm mehr als nur befremdlich. Die Schmerzen in seinem Bein waren längst ausgelöscht worden und eigentlich hatte Altair längst vergessen das es gebrochen war sowie er auch vergessen hatte das es sich für einen Mann von Ehre nicht gehörte eine Frau bei ihrer Körperpflege zu beobachten. Verschämt also blickte er wieder zu Boden und dabei fiel sein Blick wieder auf die Kleidung die eben noch Raouhl getragen hatte... Plötzlich schoss Altair ein Gedanke in den Sinn den er zwar nicht wirklich glauben wollte oder konnte, sondern auch noch erschreckenden Sinn ergab: Raouhl war nur eine Maskerade! Eine Verkleidung um in einer von Männern dominierten Welt besser voran zu kommen. Die ganzen Gewändern und Schleier sollten nur vertuschen was dieses wunderschöne Wesen nicht preisgeben wollte. Wahrscheinlich weil sie wusste das eine so bezaubernde Frau nicht weit kam wenn sie mit solchen Männern unterwegs war. Altair Ibn La-Ahad war mehr als nur verwirrt. Verwirrt über sich selbst, über die Dinge die sein Körper ohne sein Zutun oder Einwilligung anstellte und verwirrt darüber warum eine so wunderschöne Frau.... „Wunderschön?“ Altair schlug sich selbst gegen den Kopf. „Reiß dich mal wieder zusammen Altair Ibn La-Ahad!“ Sein Versuch sich selbst zur Ordnung aufzurufen misslang, dafür schaffte sein Ausruf das die Dame am Wasserfall auf ihn aufmerksam wurde. Sie drehte sich hastig zu der Quelle des Lärms um und als sie den Fremden auf seinem Gehstock sah wurde ihr Gesicht noch blasser als es sowieso schon war. Was machte der hier? Warum nur hatte sie ihn nicht kommen hören oder sehen? Sie wusste es nicht und doch musste sie etwas tun. Zuerst spielte sie mit dem Gedanken laut zu schreien aber geistesgegenwärtig fiel ihr ein wie dann die anderen Männer zu ihnen kommen würden um herauszufinden wer da so gellend geschrieen hatte. Das konnte sie nicht machen. Sie watete im Wasser zu einem hohen Stein und versuche so ihre weibliche Blöße zu verstecken während sie hastig nach einer Lösung suchte. Dieser Fremde hatte sie gesehen! Nun würde sie garantiert auffliegen! Ein paar der anderen Männer hatten sowieso schon gemerkt das mit ihr etwas nicht stimmte und nun würden sie nicht mehr das Leben führen können welches ihr gefiel! Sie würde jemanden heiraten müssen den sie überhaupt nicht liebte und musste sich damit abfinden ein Leben als einfach Hausfrau zu führen! Gequält schluchzte sie auf und vergrub ihr Gesicht in ihren Armen. Aber im Moment gefiel ihr ihr Leben so wie es war auch wenn sie sich verstecken musste! Vielleicht würden auch die Männer irgendwann verstehen das Frauen genauso gut lesen und schreiben konnten wie sie auch! Es war zum heulen am liebsten würde sie laut losplärren und ihre ganze Wut hinausschreien. Altair bekam davon nichts mit nur das die Frau sich verschämt hinter einem Felsen versteckte und nun war ihm umso mehr klar das er sich verraten hatte. Hastig drehte er sich auf der Stelle um was zwar seinem Bein nicht so sehr gefiel aber da musste er jetzt durch. „Vergebt mir!“ Rief er zu ihr hinüber und hoffte das sie ihn nicht gehört hatte. „Ich habe nichts gesehen! Ich verschwinde schon wieder!“ Damit machte sich Altair auch schon auf den Weg wieder zurück. Jetzt konnte der Assassine nur noch hoffen das er sich nicht bei den anderen Männern verriet. Dieser Rayhan hatte ihm sowieso schon gesagt wie wenig er von ihm hielt, das durfte man nicht ausreizen. Während er hastig versuchte den Weg hinabzuhumpeln konnte er aber nicht verhindern das unzüchtige Gedanken durch seinen Kopf gingen. Er hatte zwar nicht nur eine Frau beim baden beobachtet, nein, er hatte es auch nicht lassen können sie anzugaffen wie ein läufiger Hund! So etwas gehörte sich nicht und eigentlich musste Altair sich selbst dafür rügen das seine Gedanken immer wieder zu dem Bild abrutschen das sich wie von einem Brenneisen bei ihm festgebrannt hatte. Eine unglaublich schöne Frau, mit langen durchnässten Haaren welche ihr den ganzen Rücken hinab liefen und wie ein Spinnennetz um ihrem Körper herum im Wasser schwammen. Sonnenstrahlen die kleine Wassertröpfchen auf der makellosen Haut zum glitzern wie in einer Sternennacht brachte. Altair wollte es nicht zugeben aber dieses Bild hatte ihn gereizt, etwas in ihm war aufgewacht das er so zwar nicht kannte aber dem er nicht ganz abgeneigt war. Wer war das, wenn nicht der Bruder von diesem Rayhan? Warum versteckte sie ihre Schönheit vor dieser Welt? Wie viele wussten das unter den weiten Gewändern eigentlich kein schüchterner Mann, sondern eine Frau war die sich nicht zeigen wollte? Altair wusste es nicht, noch wusste er ob er jemanden fragen konnte nach dem Grund der sich wie Fliegen an einem guten Essen festgesetzt hatten. Er hatte auch keine Ahnung ob er sie jemals noch mal ohne die ganzen Gewänder sehen würde und die Gewissheit, dass sie sich wohl nach diesem Augenblick nicht mehr so schnell bei ihm blicken ließ schnitt sich ungewollt schmerzhaft in seine Brust. Altair Ibn La-Ahad war doch wohl nicht dem Zauber einer geheimnisvollen Frau verfallen, oder? Anm. d. Autors. Ich möchte mich rückwirkend bei allen Franzosen entschuldigen das ich ihrem Landsmann einen solchen skurillen Charakter verpasst habe^^; Es tut mir schon mal im voraus leid wenn Amiz irgendwas macht das euch nicht so ganz koscher vorkommt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)