Dobe's & Teme's Affairs von GOTTHEIT ([wird überarbeitet]) ================================================================================ Kapitel 5: MISSING YOU ---------------------- M I S S I N G Y O U Ino zupfte ihre Bluse zurecht und richtete ihren Rock wieder auf eine gerade Position, sodass alles wieder am rechten Fleck saß. Dann glitt ihr Blick zu Sasuke, der an die Wand gelehnt vor ihr stand und seine Schläfen mit Daumen und Mittelfinger der rechten Hand massierte. Der Sex mit Ino war ziemlich gewöhnlich, nichts Besonderes und auch er selbst hatte sich kaum großartige Mühe gegeben, das Ganze toll zu gestalten. Jedenfalls kam es ihm selbst so vor. Ino kramte kurz in ihrer Tasche, um ihr Schminkzeug zu finden und sich wieder, wie sie es sagen würde, partytauglich zu machen, aber im Großen und Ganzen schien sie mit dem, was passiert war, zufrieden zu sein. Wahrscheinlich aber eher weil sie stolz darauf war, dass sie Sasuke höchst persönlich rum gekriegt hatte, und das auf solch eine einfache Art und Weise – sie musste diesmal nicht einmal darum mit anderen Mädels kämpfen. Ein einziges Angebot hatte gereicht! Aber man sollte wohl anmerken, dass diese Unkompliziertheit nicht etwa damit zusammenhing, dass Ino irgendwie besonders attraktiv für den Uchiha war und bei ihm gelandet ist, sondern weil er sonst keine Ahnung hatte, was er tun sollte. Daher: diese ganzen Mädels, die sich um Sasukes Körper blau und blutig schlugen, sollten heute ausnahmsweise mal bekommen, was sie wollten. Eigentlich war das eher ein strategischer Plan, um diese Fangirls wenigstens für einen Zeitraum, auch wenn er kurz war, zufrieden zu stellen, damit sie ihn nicht störten. Und es klappte scheinbar prächtig und glanzvoll. Ino, genauso wie auch alle anderen Angehörigen des Sasuke-Fanclubs, hatten nicht vor, mit dem Uchiha zusammen zu kommen. Das war wohl das stille Abkommen, das sie zum Wohle des Clubs getroffen hatten, damit auch ja kein Mitglied es besonders gut hatte. Tja, diese verrückten Mädchen, was sollte man noch dazu sagen? Aber Sasuke musste ja sowieso irgendwie die Zeit tot schlagen bis Naruto kam, und nichts eignete sich besser, als Befriedigung des Fanclubs, damit dieser ihn in Ruhe ließ. Besonders heiß darauf war er zwar nicht, aber wenn es irgendwas brachte, dann war es wenigstens etwas Nützliches für seine Zukunft. So langsam hatte der Schwarzhaarige aber auch wortwörtlich keine Lust mehr. Natürlich konnte er als ein fitter, junger Bursche vielmals pro Tag ficken, vulgär gesagt, aber irgendwo war natürlich auch nicht nur die psychologische, sondern auch physische Grenze des Spaßes. Sasukes Gedanken drifteten ab. Wie viel Zeit war eigentlich vergangen? War Naruto vielleicht schon da? Ob die Gerüchte schon ihren Lauf genommen haben und jeder wusste, dass Sasuke es mit Sakura getan hatte? Wäre es vielleicht sogar besser, wenn Naruto heute erst gar nicht käme? Aber nein, Sasuke musste den Blondschopf heute einfach sehen. Er hatte das Bedürfnis, alles irgendwie wieder rückgängig zu machen, aber die Zeit konnte man bekanntlich nicht zurück drehen… Bedrückt schaute der junge Mann auf den Boden und kämpfte wieder mit den leicht aufwallenden Gewissensbissen. Seit wann hatte er eigentlich überhaupt ein Gewissen? Theoretisch müsste es nach Dem Wendepunkt vollkommen abgetötet worden sein, aber nein – jetzt bestand es noch stärker als zuvor! „Sasuke... ist alles okay? Du siehst irgendwie nicht gut aus...“, hörte der Angesprochene Inos leicht besorgte Stimme. „Alles bestens“, gab er knapp, aber matt zurück. „Sicher?“ „Ja.“ „Okay, ich gehe dann wieder zur Party – ich hoffe, dass das hier nicht das letzte Mal mit uns war.“ Sie gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, lächelte und überprüfte noch einmal, ob alles an ihr dran war, was dran sein sollte. Dann verschwand die Blondine auch schon jubelnd hinter der nächsten Ecke. Bestimmt freute sie sich sehr, allen zu erzählen, dass sie mit Sasuke geschlafen hatte. Also blieb er wieder allein im dämmrigen Licht des Flures zurück. Er rutschte mit dem Rücken die Wand hinunter und landete mit dem vielbegehrten Hintern auf dem Flurboden. Lässig nahm er die Wodkaflasche zur Hand, um ein paar Schlucke daraus zu trinken. Vielleicht war es sogar sinnvoll, sich doch noch zu besaufen, dann hatte er wenigstens eine Ausrede parat, wenn er keinen mehr hoch kriegen würde. Und nun? Was sollte er jetzt machen? Hier hocken und auf Naruto warten? Einfach so saufen und warten? Wie dämlich war das denn?! Aber die Fragen erledigten sich von selbst, als eine Gestalt vor dem Uchiha auftauchte. Sie kam entlang des Flures auf Sasuke zu und stellte sich als Temari Sabakuno heraus. „Es ist ganz schön hart, was du da abziehst!“, begann Temari mit vorwurfsvoller und strenger Stimme. „Steigst mit jedem Mädchen in die Kiste. Was ist denn los mit dir? Wo bleibt der Stolz?“ „Musst du gerade sagen. Mit deinem ‚Hey Mädels, ich schließe mich euch an’“, verteidigte sich Sasuke mit einem durchaus schlagfertigen Argument (siehe Kapitel 2) und bot Temari ein Schluck Wodka an, indem er die Flasche mit der klaren Flüssigkeit dem mürrischen Mädchen entgegen streckte. Die Sabakuno willigte ein, setzte sich auf den Boden neben Sasuke und schon rannte die brennende Flüssigkeit ihre Kehle hinunter. „Ich muss schon zugeben – eifersüchtig bin ich schon irgendwie...“, kam es, nach dem Schluck aus der Flasche, von Temari, deren Miene sich kurz verzerrte, als der Geschmack des Getränkes ihr zu unangenehm wurde. Die Sabakuno gehörte, anders als Ino, nicht dem Fanclub an. Bis vor Kurzem hatte sie ja nicht einmal einen einzigen Anspruch auf Sasuke erhoben, aber nun wurmte sie die Vorstellung, Sasuke nicht bekommen zu haben. „Nur um es Mal anzumerken: Ich gehöre dir nicht!“, wies sie Besagter jedoch auf die Regeln hin. „Ja, nee, ist klar. Ich habe schon darüber gegrübelt, warum du mir so untreu bist! Habe schon Ringe schmieden lassen“, sinnierte Temari theatralisch und laut vor sich hin und schüttelte ihren Kopf zur Untermalung ihrer Einstellungen gegenüber der Situation. „Ich gehöre niemandem...“, sagte Sasuke leicht geistesabwesend und unverwandt geradeaus starrend. Temari besah sich Sasuke indes mit einem kritischen Blick von der Seite. „Ja, ja, hat man an der Aktion mit Haruno und Yamanaka schon ganz deutlich gemerkt.“ „Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, umhüllte sich Sasuke mit seinen üblichen Geheimnissen und dachte nicht daran, sich irgendwie für das, was er getan hatte, zu rechtfertigen. Temari seufzte auf diesen Satz hin nur verärgerter. Er hatte ja recht – es ging sie nichts an. Aber die ganze Sache brachte sie trotzdem so ziemlich auf die Palme. „Temari, was willst du eigentlich von mir?“, hörte das Mädchen Sasuke wieder das Wort ergreifen, nachdem fünf Minuten des Stillschweigens vergangen waren. „Ich weiß es nicht...“ Sie zuckte mit den Schultern und starrte nun ihrerseits geradeaus. „Willst du Sex? Dann los – jetzt ist die einzigartige Gelegenheit“, schlug Sasuke vor, ohne jedoch seinen Blick von dem Nichts abzuwenden. Temari ließ einen hoffnungslos zynischen Lacher zwischen ihren Lippen hervor schlüpfen. „Ha-ha-ha, jetzt, wo es so langweilig einfach ist, macht es keinen Spaß mehr. Das gewisse Etwas fehlt einfach, aber um das zu verstehen müsstest du mal wieder deinen Stolz anschalten.“ „Du meinst, ich soll wieder den Charmanten Kerl von damals spielen, der zufälligerweise genau das hat, was du brauchst? Eine Packung Kippen und ’nen steifen Schwanz?“, hörte sie die monotone Stimme Sasukes im Flur wiederhallen. Er war da, keine Frage, aber irgendwie war er auch absolut abwesend. „Vielleicht...“, murmelte sie als Antwort darauf. Nun war es an Sasuke kurz und spöttisch aufzulachen. „Ja, das wollen sie alle.“ „Sag mal... bist du irgendwie frustriert? Du hörst dich so niedergeschlagen an...“ „Hn, vielleicht...“, gab Sasuke von sich. Temari fing an mit dem Etikett der Flasche zu spielen und riss diesen nach und nach ab, sodass er in kleinen Flocken irgendwann auf dem Flurboden zum Liegen kam. „Ich hatte heute eigentlich mit viel Spaß gerechnet, aber raus kamen dann nur Eifersuchtsbisse, ich weiß auch nicht, was ich für einen Narren an dir gefressen habe – eigentlich bist du überhaupt nicht mein Typ.“ „Du klingst nicht gerade fröhlicher“, bemerkte Sasuke. „Ich würde sogar sagen, dass du genauso frustriert bist, wie ich.“ „Bin ich auch!“, stimmte Temari kess zu. „Meinetwegen?“, fragte Sasuke mit einer Stimme, die besagte, dass er sich für die Antwort eigentlich nicht interessierte. Die Sabakuno seufzte genervt auf. „Ich weiß es nicht, okay?!“ „Mhhh... soll ich die werte Sabakuno etwa trösten?“, hauchte Sasuke dann ganz plötzlich in einem lässigen, verführerischen Ton in den Raum hinein. Gleich darauf setzte er sich kurzerhand vor Temari und schaute ihr direkt ins Gesicht. Temari erwiderte seinen Blick ernst. Sie war sich unsicher, ob sie darauf jetzt eingehen wollte und der Alkohol schien ihre Sturheit noch nicht beseitigt zu haben. „Du brauchst selbst Trost!“, sagte sie, nachdem sie sich ein schelmisches Lächeln auf die Lippen jagte. Ein Spielchen war ja wohl noch drin. „Stimmt... Dann wäre aber die naheliegendste Variante, sich gegenseitig Trost zu spenden, oder etwa nicht?“ Sasuke stieß sich vom Boden ab und beugte sich zu Temari vor, um den Versuch zu unternehmen, sie zu küssen. „Hey, lass das! So einfach werden ich es dir nicht machen, klar?“ Und prompt stemmten sich zwei Hände gegen Sasukes Brust, was ihn davon abbrachte, seine Lippen auf die der Sabakuno zu legen. Mit sanfter Gewalt drückte die Blondine ihr Gegenüber von sich und als er sich dann auch noch weder dagegen wehrte, noch irgendeinen Gegendruck leistete, konnte sie es ganz einfach schaffen, ihn gänzlich nach hinten zu drücken, sodass dieser nach und nach mit dem Rücken auf dem Boden aufkam. „Uh...“, entfloh es Sasukes Mund, als er von Temari spielerisch in den Bauch geboxt wurde. „Unfair, Sabakuno! Ich bin doch kein Sandsack!“ „Pech gehabt!“, erwiderte Temari nur darauf und fuhr mit ihrem Tun fort. Für eine Zeit lang war der Frust der beiden nun wie vergessen. Temari war ein Mensch von Sasukes Niveau, wie er zu denken pflegte. Sie war außergewöhnlich selbstbewusst und stur. Keine Schwäche zwang sie dazu, sich einfach manipulieren zu lassen, oder sich irgendwem zu unterwerfen und genau das war das Interessante an ihr. Sie war eben nicht so gewöhnlich, naiv und dumm wie andere Mädchen, mit denen Sasuke zu tun hatte. Außer sie war betrunken, natürlich. Aber trotzdem war Temari ein Mädchen und Mädchen waren sowieso blöd, wie kindisch das auch klingen mochte. Sasuke verbrachte zwar gerne Zeit mit ihr – sie hatte Stil – und er dachte auch oft und ernsthaft daran, dass sie theoretisch gesehen wie für ihn geschaffen war, aber irgendwas sträubte sich in ihm förmlich dagegen. Es kam ihm so unrichtig vor, eine Beziehung anzufangen. Sei es nur eine Affäre, oder eine richtige Partnerschaft. Jemand anderes als Mädchen kam selbstverständlich nicht in Frage, aber Mädchen, oder besser gesagt junge Frauen, waren keine Wesen, mit denen sich Sasuke eine Beziehung vorstellen konnte. Auch wenn alles dafür sprach, erschien es Sasuke vollkommen verkehrt, als hätte er sich auf diesem Wege etwas unterzuordnen, dem er sich nicht unterordnen wollte, angesichts der Tatsache, dass das Unterordnen an sich schon ein Wort der Unmöglichkeit für ihn darstellte. Natürlich brauchte er den gelegentlichen Sex, aber eine Beziehung, oder Affäre? - Das ging zu weit. Vielleicht passten die beiden vom Niveau her zusammen, aber Sasuke sehnte sich nach etwas anderem und er selbst wusste nicht, wonach... „Erst gehen wir tanzen, klar? Also komm!“, sagte Temari trotzig lächelnd. „Gut... aber ich habe eine entfernte Ahnung, dass du von mir runter gehen solltest, damit ich aufstehen kann.“ bemerkte Sasuke und schaute an sich herab. „Also echt, du Memme – wie willst du deine zukünftige Braut auf den Händen tragen, wenn du schon mich nicht hoch heben kannst?“, ärgerte Temari den Uchiha weiter. „Ganz einfach - ich habe nicht vor, zu heiraten“, verkündete er daraufhin. „Ja, ja, das sagen sie alle – und dann sind sie doch schwanger!“ Klugscheißerisch schloss die Sabakuno die Augen und hob einen Zeigefinger in die Höhe. „Sag mal... höre ich da etwa Spott aus deinem Munde? Machst du dich lustig über mich, hm, hm?“, fragte Sasuke mit auffordernder Stimme während seine Augenbraue sich in die Höhe begab. „Neeeiiin, ich doch nicht!“, meinte sie ironisch und schüttelte grinsend den Kopf. Spielend begannen die beiden wieder zu streiten und leicht miteinander zu ringen. In einem günstigen Moment schaffte es Sasuke, sich über Temari zu rollen, wonach der kleine Kampf fortgeführt wurde. Im nächsten Moment flog jedoch die Tür auf und irgendein kranker Irrer verkündete lauthals den ganzen Leuten im Raum: „Hahaha, Sasuke und Temari machen ruuuhuuum!“ Die beiden Erwähnten schüttelten nur genervt die Köpfe und standen dann schnell vom Boden auf. „Tanzen also?“, fragte Sasuke dumpf. „Jepp.“ Temari nickte knapp darauf. Das war eine schnelle Entscheidung gewesen und prompt schritten die beiden durch die Tür, aus der neugierige Gesichter in den Flur aus dem Partyraum hinaus lugten. Die Feier, wie die beiden feststellen mussten, war schon richtig in Fahrt gekommen. Es war voll und überall tanzten die Leute, oder knutschten wild rum. Manche besoffen sich einfach nur und andere wiederum waren in angeregte Gespräche vertieft, die ganz danach aussahen, als lägen ihnen diverse psychedelische Substanzen zu Grunde. Sasuke nahm Temari an der Hand und führte sie ganz Gentleman-mäßig durch die Menschenmasse, bis sie irgendwann auf der Tanzfläche angekommen waren. Nach einem weiteren Schluck aus der Wodkaflasche, die daraufhin in dritten Besitz wanderte, stürzen sich der Uchiha und die Sabakuno ins Tanzen. Und irgendwann wurden sie zum Mittelpunkt der meisten Aufmerksamkeit, denn sie schienen in dem Moment wirklich wie für einander geschaffen worden zu sein, so viel Spaß sie miteinander hatten. Sie kümmerten sich weder um die neidischen und bösen Blicke, noch waren sie stolz auf sich, weil sie die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Sie hatten einfach nur ihren Spaß und waren völlig in einander vertieft. So merkte Sasuke auch nicht, wie eine gewisse Haruno weinend von der Party verschwand. Sie meinte es doch ernst mit ihm. Sie meinte es wirklich ernst mit Sasuke. Ernster ging es nicht, wie sie an dieser schrecklichen Erfahrung erkennen musste. Tatsächlich, sie hatte Naruto nur deshalb abgelehnt, weil sie die wirkliche Liebe kennen lernen wollte, aber jetzt, wo sie diese in sich spürte war ihr Herz gebrochen worden. Es schmerzte höllisch in ihrer Brust. Am liebsten wäre sie auf die Tanzfläche gegangen, hätte Temari weggeschubst und Sasuke vor all den Leuten geküsst, wie keine andere ihn küssen würde, aber Sakura wusste, dass es sinnlos war. Sie hatte keine Chance bei Sasuke. Aber sie würde ihm trotzdem so lange treu sein, bis diese einseitige Liebe endlich verklingen würde. Das schwor sie sich... Es war gegen zwei Uhr morgens, als Naruto endlich auf der Party ankam. Es schien ja ziemlich spaßig zu sein, so wie die Menge tobte, die die Partyräumlichkeiten füllte, doch Sasuke war auf den ersten Blick nirgendwo zu erkennen. Wie dem auch sei – Hauptsache Naruto fand ihn irgendwann zwischendurch, aber erst würde er sich ins Vergnügen stürzen und gleich mal Sasukes Tipps von „gestern“ Morgen ausprobieren. Sollte er vielleicht versuchen, Sakura wieder näher zu kommen? Oder sollte er vielleicht doch lieber Abstand halten und sie eifersüchtig machen? Vielleicht wäre es auch mal wieder ganz cool einfach nur mit Sasuke rumzuhängen. Das hatte Naruto schon lange nicht mehr gemacht und es fehlte ihm ziemlich. Aber nach den Vorfällen letztens und nach Sasukes Verhalten war sich Naruto nicht mehr ganz so sicher, wie er zu dem Uchiha stand. Waren sie nun wieder ganz normale Freunde, oder doch nicht? Oder waren sie vielleicht einfach nur zerstrittene Freunde, die bald wieder ganz normal werden würden, nachdem sie sich vollends vertragen hatten? Während dieser etwas traurigen Gedankengänge marschierte Naruto auf die Theke zu, wo er Kabuto gesichtet hatte. Schließlich musste er dem Geburtstagskind, wenn man so sagen durfte, doch gratulieren. „Heeey Kabuto, altes Haus! Mein Beileid zum Erwachsenwerden!“, rief Naruto schon von Weitem. Sofort war so einiges an Blicken auf ihn gerichtet. Ein paar Leute streckten dem Blonden ihre Hände entgegen, damit er diese abklatschen konnte. Der Uzumaki war schon ziemlich bekannt in der Partyszene, so viel wie er immer unterwegs war. „So spät erst da?“, fragte Kabuto mit einem wie immer zurückhaltenden Grinsen. „Ach ja, du weißt doch – wenn die Eltern noch unbedingt beaufsichtigt werden wollen, dann muss man das nun mal machen. Vor allem an ihrem fünfjährigen Jubiläum! Aber dafür bin ich schon ordentlich mit Alk versorgt!“ Kabuto lachte und schob seine Brille zurecht. „Gut, gut, dann schlage ich vor, dass du dich hier einfach wie zu Hause fühlst und die Party genießt.“ „Oh ja, das werde ich sicherlich. Sag mal... hast du irgendwo Sasuke gesehen?“ „Ach den... Nö, ehrlich gesagt treibt er sich ständig in Ecken rum, von denen ich nichts weiß. Du weißt ja – Er und die Mädels.“ „Boah ey, dieser alte Schürzenjäger – hat nie genug!“, seufzte Naruto und schüttelte resignierend den Kopf. „Tja, viel Glück bei der Suche.“ „Och, die spare ich mir jetzt. Aber noch eine letzte Frage: ist Haruno hier irgendwo?“ „Haruno Sakura? Nein, sie ist schon längst gegangen.“ Narutos Miene wurde schlagartig ernst. Sie hatte auf ihn nicht gewartet? „Echt? Warum?“, fragte er dann vorsichtig „Keine Ahnung... Sah traurig aus“, erzählte Kabuto Schultern zuckend. Naruto winkte beiläufig den provisorischen Kellner zu sich, der seine knappe Bestellung entgegennahm. Die Augenbrauen des Blonden zogen sich zusammen. „Aha... Seltsam... Gab’s irgendwelche Vorfälle?“ „Nichts Besonderes. Und wenn, dann habe ich sie wieder vergessen. Ich hab heute mit wirklich vielen Leuten zu tun, wie du siehst, und Vorfälle ereignen sich hier in Massen.“ „Schon klar, Kabuto!“, sagte der Uzumaki wieder grinsend, nahm sein Getränk und verließ, nachdem er Kabuto kurz zum Abschied zugewinkt hatte, die Thekenregion, um eine Erkundungsreise zu starten. Von Sasuke keine Spur, aber dafür Grübeleien im Kopf. Warum war Sakura bloß traurig gewesen? Hoffentlich wurde sie von keinem dumm angemacht, aber selbst wenn, dann würde derjenige früher oder später im Krankenhaus landen, wenn nicht direkt unterm Grabstein. – Beim Beschützen kannte Naruto keine Gnade... Wieder war eine Menge Zeit verstrichen. Sasuke lag auf dem Rücken auf dem ihm schon bekannten Sofa und schwelgte im Dasein als Passivraucher. Aber er tröstete sich damit, dass auf seiner sich auf- und abhebenden Brust zwei pralle, nackte Brüste ruhten, welche niemand geringerem gehörten als Sabakuno Temari, die genüsslich an ihrer Zigarette zog. „Und du bist jetzt wirklich Nichtraucher?“ „Ja... Na ja...“, murmelte Sasuke, seine Kiefer nicht bewegend. „Willst du mal ziehen?“ Welch verführerisch delikates Angebot es doch war, das Temari mit einem diabolisch gehässigen Grinsen vollführte. Sie glich ein bisschen der Schlange aus der Bibel, die der unschuldigen Eva den Apfel entgegenstreckte. „Nein, danke...“, konnte sich Sasuke jedoch zurückhaltend dagegen entscheiden. „Hmm, deine Sache“, war die gleichgültige Erwiderung darauf. Eine Weile lagen sie still da und dachten über jeweils was anderes nach, bis Temari wieder das Wort erhob: „So, ich denke, dass ich mich jetzt nach Hause aufmache. Es ist ja schon ziemlich spät. Willst du mich vielleicht hin bringen? So ganz Gentleman-like?“ „Schon vergessen, dass ich ein Arschloch bin?“, leistete Sasuke Verzicht. „Ach verdammt!“, fluchte Temari ironisch und stemmte sich hoch. Sasukes Blick glitt über ihren schönen Körper. Temari war sportlich und hübsch und alles saß am richtigen Fleck, sogar das Charakter-Niveau, wie bereits erwähnt, aber dennoch war irgendwas falsch an der ganzen Situation. Und zum zigtausendsten Male wurde es Sasuke bewusst. „Hey, wir könnten so was durchaus mal wiederholen, Uchiha“, raunte Temari in den Raum hinein, während sie sich ganz entspannt anzog. „Hmmm... Mal schauen“, antwortete Sasuke tonlos und sah ihr zu, wie sie die Ärmel über ihre Arme stülpte. „Da ist sich einer aber ganz schön unsicher heute!“, bemerkte Temari skeptisch. „Tja.“ „Na ja... wie auch immer. Ich verschwinde dann.“ Nach einer knappen Distanzüberwindung zierte ein weiterer, aber diesmal unsichtbarer Lippenstiftabdruck Sasukes Wange, dann war Temari auch schon aus dem Raum gegangen. Die Party, wenn man es noch so nennen konnte, ging also weiter. Ob Naruto schon da war? Sasuke erhob sich vom Sofa und sah sich zum zweiten Mal heute in diesem Raum nach seinen Klamotten um. Es war ziemlich bewundernswert, dass der Boden darauf noch nicht all seine Spuren hinterlassen hatte. Im schummrigen Mondlicht, das durch die schmutzigen Schulfensterscheiben hindurch leuchtete, war es nicht gerade einfach die Sachen zu finden und Sasuke stand ratlos und splitternackt inmitten irgendwelcher Physikunterrichtsinstrumente. Dann hielt er inne und besah sich selbst. Was war aus ihm eigentlich nur geworden? Selbst wenn sein Körper noch so perfekt und seine Haut noch so makellos waren, beschmutzt war er trotzdem und zwar nicht nur von oberflächlichen Lippenstiftabdrücken und Kratzern, sondern viel tiefgehender – er war, so zu sagen, zu einer männlichen Schlampe geworden. Ekel wallte in ihm auf. Ekel vor sich selbst... Ein leises, ausdrucksloses Seufzen erfüllte den Raum und dunkle Iriden besahen sich starr den farblosen Boden. Aber der Zustand wurde abrupt unterbrochen, als die Tür mit einem Krächzen aufging und jemand in den Raum eintrat. Sasuke – nackt wie er war – schaute über die Schulter und entdeckte... „Karin?“, murmelte er unverständlich in den Raum hinein, worauf er ein schweigsames Nicken bekam. „Was machst du denn hier?“, fragte er leicht verstimmt. „Hmmm... Physik war schon immer mein Lieblingsfach!“, sagte das Mädchen mit einem Lächeln und strich nebenbei mit den Fingern über ein paar verstaubte Physikutensilien, die links neben ihr auf einem Tisch lagen. „Danke für die nutzlose Information“, entgegnete Sasuke mürrisch. „Okay, ehrlich gesagt...“, begann Karin wieder von Neuem und ging auf den vollkommen entblößten Uchiha zu, „dachte ich da an eine ganz bestimmte Aussicht, die ich jetzt auch Dank meiner Neugierde ergattert habe!“ Sie versuchte ihre Stimme erotisch klingen zu lassen, was ihr auch durchaus gelang. Doch Sasuke war nicht mehr in Stimmung Fangirls zu befriedigen. Seit dem letzten Geschlechtsverkehr war immerhin gerade erst eine halbe Stunde vergangen… „Schön für dich“, zischte er nur. „Ja, sehr sogar...“, flötete Karin mit ihrer melodischen Stimme. Sasuke drehte sich wieder um und sein Blick durchstreifte den Boden nach seinen Klamotten. Nebenbei gab er ein 'Tss' von sich und besah sich Karin nicht weiter. „Aber eilig scheinst du es auch nicht zu haben, wie es aussieht“, sagte diese. Sie schien noch lange nicht fertig zu sein, während vom Aufgeben nicht einmal die Rede sein konnte. Sie spazierte gemächlich zu Sasuke rüber und blieb dicht hinter ihm stehen. „Ich finde, du solltest so bleiben, wie du bist...“, flüsterte sie leise und meinte dabei ganz deutlich die Nacktheit. Für Sasuke hatte das Gesagte jedoch urplötzlich eine ganz andere Bedeutung angenommen. Nicht umsonst war er heute die ganze Nacht nach dem... Vorfall mit Sakura... ziemlich nachdenklich gewesen. Er war ja hin- und hergerissen zwischen zwei divergierenden Seiten von sich selbst. Dazwischen lag die undefinierbar tiefe Schlucht, in der er sich gerade befand. Doch nun kam auch noch dieses ‚Du solltest bleiben, wie du bist’ hinzu. Und es löste in Sasuke ein seltsames Vertrauensgefühl aus. Es waren keine großen Worte und doch wirkten sie wie eine kleine Akzeptanzstütze, selbst wenn sie anders gemeint waren, als Sasuke sie verinnerlicht hatte. Er drehte sich zu Karin um, sein Ego hatte wieder diese erstaunliche Wandlung durchgemacht, die es an diesem Tag schon mehrfach vollführt hatte, und nun war er wieder ganz da. Wieder ganz bei der Sache. Wieder ganz bei sich, wohl wissend, aber nicht daran denkend, dass diese Phase bald wieder verstreichen würde. Es war beinah lächerlich, nein, sogar erschreckend, wie leicht er sich doch eigentlich manipulieren ließ. Von mickrigen Worten und hoffnungsvollen Blicken. Karin stand ihm gegenüber und schaute zu ihm empor. Die Brille hatte sie in einem unscheinbaren Moment abgenommen. Sasuke schaute kühl und geheimnisvoll zurück. Sie streckte ihre Arme aus, schlang sie um Sasukes Nacken und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihre Lippen auf die seinen legen zu können. Er ließ es geschehen... Narutos passive wie auch die aktive Suche nach Sasuke war erfolglos. Und nach einiger Zeit hatte er einfach beschlossen, sich zu amüsieren. Da kam ihm ein auf einer provisorischen Sitzgelegenheit alleinsitzendes Mädchen ganz gelegen. Höchste Zeit, Sasukes Tipps auszuprobieren, doch ehe sich Naruto auf weniger als ein Meter näheren konnte, kam auch schon jemand zuvor und bot der jungen Dame einen Drink an. Der erste Versuch war wohl fehlgeschlagen, oder? Das war wohl das, was Sasuke meinte – ein hübsches Mädchen würde nicht lange allein sitzen bleiben... Dann musste Naruto wieder an Sakura und die Abfuhr denken. Manche hübsche Mädchen waren da anscheinend anders gesinnt – sie wollten ja geradezu allein gelassen werden. Oder wollten sie insbesondere von Naruto allein gelassen werden? Hmm – eine diskutable These. Dem Uzumaki, jedenfalls, war nun klar geworden, warum in der Nacht vom Ferienanfang nichts gelaufen ist. Sakura wollte sich einfach nicht an ihn binden... Aber er würde ihr schon zeigen, dass er so leicht nicht aufgab. Trotzdem galt es, Erfahrungen zu sammeln, denn Sakura sollte ja nur das Beste vom Besten und das Feinste vom Feinsten bekommen, statt einen unsicheren Naruto, der sich in den Sachen Frau nicht auskannte. Also würde er es heute endlich hinter sich bringen! Das Mädchen, das nun auch noch von einem zweiten Jungen angesprochen wurde, nicht aus den Augen lassend stellte sich Naruto vorerst zu einem kleinen Jungenkreis dazu. Die junge Rothaarige, währenddessen, schien nicht sonderlich angetan davon zu sein, dass sie nun von jeder Seite angesprochen wurde. Naruto schlussfolgerte daraus, dass sie hier wohl bereits eine Begleitung hatte. Seine Strategie, sie einfach so anzusprechen, wäre also eh in Luft aufgelöst worden. Aber was wäre nun eine Alternativstrategie? Das war immer noch ein Rätsel für Naruto, der noch nie einen guten Strategen abgab. Dann wäre Abwarten also wohl vorerst das Beste. Und tatsächlich, irgendwann erhob sich das Mädchen genervt, verteilte den Jungs um sie herum Körbe und stolzierte Richtung Tür in ein anderes Zimmer, in der Hoffnung ihre angebliche Begleitung irgendwo zu finden. Nun gab es also kein Hindernis zwischen ihr und Naruto mehr – jedenfalls keines aus Fleisch und Blut... Dafür merkte Naruto aber nun, dass die junge Frau wohl kaum auf billige Anmachen reagieren würde. Das hieß – sie würde natürlich schon, aber in einer Art und Weise, die Narutos Pläne durchkreuzte. Sasuke hätte mit dem Mädel sicherlich keine große Mühe, dachte sich der Blondschopf etwas niedergeschlagen, aber dennoch würde er selbst nichts unversucht lassen. Unangefangener Gespräche verließ er wieder die kleine Gruppe aus Jungs und merkte nicht, wie Nara Shikamaru ihm Skepsis erfüllt hinterher sah. Noch eine ganze Zeit lang verfolgte Naruto das Mädchen nur mit seinen Blicken. Irgendwie fühlte er sich ein bisschen wie ein Stalker, so wie er der Rothaarigen da nachlief, und versuchte gerade deshalb auch so gut wie möglich unbemerkt zu bleiben. Doch dann geschah etwas Unerwartetes und mehr oder minder Positives: Irgendein Idiot, und ausnahmsweise mal nicht Naruto, stolperte rückwärts über eine am Boden liegende Flasche, fiel nach hinten und riss einige Leute mit sich. Gerade stand Naruto am Türrahmen und lugte hindurch, während das Mädchen, das vor einigen Sekunden eben diese Türschwelle überquert hatte, einige Schritte in den Raum hinein machte, als die Flasche, die den einen Jungen zum Sturz brachte, direkt unter den angehobenen Fuß des Mädchens rollte. Sie trat herauf, rutschte aus und fiel nach hinten mit dem Rücken durch den Türrahmen, an dem Naruto immer noch verweilte. Im sonst so chaotischen Uzumaki wachte unerwarteterweise der Beschützerinstinkt auf, welcher ihm den nötigen Ruck zur Rettung des rothaarigen Mädchens gab. Schnell streckte Naruto seinen Arm aus und fing das Mädchen auf, ehe es den Boden erreichen konnte. Gerade noch rechtzeitig bremste Naruto die Geschwindigkeit ab, allerdings zog ihn das unschwere Gewicht der jungen Frau in seinen Armen doch etwas mit. Am Ende befanden sich die Gesichter der beiden so nah, wie es in all den herkömmlichen Kitschgeschichten des Öfteren beschrieben wird: Mit weit aufgerissenen Augen starrte die Fremde Naruto an, klammerte sich dabei unbewusst in sein weißes Hemd und versuchte höchstwahrscheinlich ihren enorm angestiegenen Puls zu bändigen, während Naruto sie auf ganz maskuline Art und Weise weiterhin in den Armen hielt und nun langsam wieder gerade stellte. Er selbst war erstaunt, dass er so schnell reagiert hatte. Ein Bisschen, oder eher sogar so ziemlich, war er schon stolz auf sich selbst. „Hey, pass auf dich auf – Flaschen sind gefährlich!“, sagte Naruto und schaute statt zur Flasche, zu dem umgekippten Menschenknäuel. Na ja, Glasflaschen waren ja auch nicht so gefährlich, wie die Menschlichen ohne Hirn. Das Mädchen atmete erleichtert aus und fasste sich an die Brust. Sie war auf eine nicht gerade witzige Art ziemlich erschreckt und verarbeitete vorerst noch den Schock. Als sie es hinter sich hatte, schaute sie Naruto an, der übrigens sein strahlendstes Grinsen aufgesetzt hatte, und bedankte sich bei ihm. „Puuh, das war knapp – danke!“, sagte sie. „Naruto“, warf der Held sofort ein und streckte dem Mädchen seine Hand entgegen. „Ja... danke, Naruto...“ Sie errötete leicht und drückte seine Hand anschließend. „Na dann, achte mal besser auf den Boden – die Teile“ Er nickte zu der Flasche, „liegen hier überall rum!“ „Oh... ja, ähm... duhu...? Hast du vielleicht meine beste Freundin hier irgendwo gesehen? Sie ist ungefähr genauso groß wie ich und hat kurzes, braunes Haar.“ „Hmmm... nein, nicht, dass ich mich erinnere... Aber was für ein Zufall, auch ich suche jemanden – nämlich meinen besten Kumpel, echt jetzt!“ „Wie sieht er denn aus?“ „Na ja, um mal das Wort ‚gutaussehend’ zu vermeiden: schwarzes Haar, etwas kleiner als ich und baggert ohne mit der Wimper zu zucken ständig Mädchen an!“ Natürlich übertrieb Naruto maßlos, als er ‚etwas kleiner als ich’ sagte, denn es war höchstens ein Zentimeter. Den Rest machte schon immer die abstehende Frisur Narutos aus. „Du meinst aber sicherlich nicht Uchiha Sasuke, oder?“ „Doch, genau den meine ich!“ „Also heute habe ich ihn schon mehrmals gesehen... Aber etwa vor einer Stunde, oder so. Keine Ahnung, wo er jetzt ist.“ „Ach egal, danke trotzdem, hübsche Unbekannte!“ Und so kamen die beiden ins Gespräch. Wirklich ein tolles Ereignis und kaum zu glauben, dass leere Flaschen zu etwas anderem als Pfand nützlich sein konnten! Einige Minuten später saßen Naruto und das Mädchen, dessen Name Marion war, an einem ruhigen Plätzchen am Fenster im Flur. Marion war fast ständig am Lachen, da Naruto so prächtig gute Anekdoten erzählte, die sein Dasein, als allgemeiner Aufheiterungsclown betrafen. Selbiger erzählte diese witzigen Geschichten mit dem größten Enthusiasmus, den es gab, aber so langsam lenkte er das Thema doch noch in eine ganz bestimmte Richtung, denn umsonst gab es von seinem zur Abwechslung mal guten Humor, den er selten aus der verstaubten Kiste seines Unterbewusstseins herausholte, nichts. Sonst machte er nur Quatsch und stellte sich dumm an. „Du bist schon ein witziger Kauz!“, kicherte Marion. „Schön zu wissen, aber ich hoffe nicht, dass es an der Menge Alkohol liegt die du getrunken hast!“ „Oh, ganz sicher nicht – ich habe schon lange nicht mehr so ausgelassen gelacht!“ Naruto grinste mit einem charmanten Nebeneffekt. Eine kurze Stille legte sich zwischen die beiden Gegenübersitzenden. Marion wusste nicht, was sie sagen sollte, war leicht peinlich berührt, während Naruto sie aus den Augenwinkeln beobachtete, denn seinen eigentlichen Blick hatte er aus dem Fenster gerichtet. „Warum hat dich deine Freundin eigentlich alleine gelassen?“ „Sie wollte einen Drink holen... Aber… dann ist sie irgendwie nicht wiedergekommen...“ „Hmm… Ist ja seltsam. Passiert sowas oft?“ „Ja, eigentlich so ziemlich... Warum fragst du?“ „Nur so – hübsche Mädchen sollten nun mal nicht alleine gelassen werden!“ Sofort wurde Marion rot. „Na ja, jetzt bist ja du bei mir!“ Sie lachte beschämt auf – hah, sie war also gerne bei Naruto. Punkt eins abgehackt. „Stimmt! Wenn dich jemand dumm von der Seite anmacht, sag einfach mir Bescheid – der wird dann sein wortwörtlich blaues Wunder erleben!“ Und dann wieder eine Pause... „Sag mal, Naruto...“ „hm?“ „Macht es dir wirklich nichts aus, jetzt hier mit mir zu sitzen? Ich meine, wartet da keiner auf der Party auf dich, deine Freundin, oder so...“ Sogar Naruto fiel in dem Moment die „Billigkeit“ dieses Satzes auf. Natürlich, das Mädchen wollte wissen, ob der Uzumaki nicht zufälligerweise schon vergeben war und versuchte die Frage so indirekt wie nur möglich zu stellen. Leider war der Flirtversuch aber viel zu offensichtlich gewesen, nur dass es Naruto nicht störte, im Gegenteil – sie gab ihm nun die Möglichkeiten all seine Trümpfe der Höhe nach von der Hand zu legen und schön viele Augen zu sammeln, oder sollte man besser sagen „Augenblicke“? „Ach nein, ich wollte eigentlich mit meinem Kumpel einen drauf machen, aber der ist ja nicht aufzufinden. Warum dann also nicht neue Bekanntschaften schließen? Und selbst, wenn er jetzt angekrochen kommt, ich hab schon jemanden anderen, mit dem ich Spaß haben kann!“ Als Abrundung des Satzes grinste Naruto wieder. „Huch, jetzt habe ich ja nix von meinem Bier getrunken... Sag Bescheid, wenn ich zu viel labere!“ „Oh, nein, nein, ich amüsiere mich prächtig!“ „Gut, dann bin ich ja beruhigt, oder hättest du mich lieber draufgängerischer?“ Dem Mädchen entgleisten die Züge für einen kurzen Moment, als Naruto auch noch anfing zu lachen und die typische Denkergeste mit der Hand an seinem Kinn machte. „Nein, jetzt im Ernst – ich bin offen für alles!“ Das Gesagte verbesserte die Lage insofern, dass es statt weiterer entgleister Züge nur noch das Deutlichwerden einer bestimmten Farbe auf dem Gesicht Marions gab. „Oh, jetzt hab ich dich wohl etwas eingeschüchtert, sorry!“, murmelte Naruto mit einem lässigen Grinsen auf den Lippen, streckte den Arm aus, und fuhr mit seiner Hand durch Marions langes offenes Haar. So mutig hatte sich nicht mal er selbst eingeschätzt. Wäre das jetzt zu viel gewesen, dann würde er auch verstehen, wenn das Mädchen abhauen wollen würde. Allerdings: Wer nicht wagte, der nicht gewann... Als Marion sich nicht bewegte und nur abwärts auf das Fensterbrett starrte, beschloss Naruto, sich einfach vorzubeugen und nach einem kleinen Mustern von Marions Gesicht, diese einfach zu küssen. Als er das tat, erwiderte sie es sogar, zwar zögerlich und schüchtern aber dass sie es tat, ließ Naruto gute Hoffnungen schöpfen. Sanft drückte er mit seiner rechten Hand Marions Kopf gegen den seinen, sodass der Kuss intensiviert wurde. Eine ganze Weile saßen sie so da, wobei ein langsames Näherrücken natürlich nicht ausgelassen wurde. Irgendwann lehnte Marion kniend mit ihrer Vorderseite an Naruto, welcher beide Arme um ihre Taille geschlungen hatte und sie so an sich drückte. Langsam begann er ihren Körper zu erkunden, ganz behutsam... Wie hatte Sasuke es ihm beigebracht? Vorsichtig, und fließend, keine ruckartigen Bewegungen, genauso wie er es bei Sasuke gemacht hatte. Sasukes Worte waren doch, Naruto habe es gut gemacht. Dann hieß es ja, dass es ihm also gefallen hatte, oder? Sasuke... Das war wohl so etwas wie die Fortsetzung der Lehrstunde. Heute Morgen waren sich Sasuke und Naruto genauso nah wie Marion zu dem Uzumaki jetzt. Narutos Augen waren locker geschlossen und er genoss diesen ausgedehnten Kuss immer mehr. Naruto hatte nicht erwartet, sich so ruhig zu verhalten und war von sich selbst positiv überrascht. Es war so, als wäre Sasuke immer noch da und als wäre das Ganze nichts weiter, als eine lockere, lehrsame Angelegenheit. Marion drückte Naruto rückwärts und brachte ihn dazu, sich auf die Wand anzulehnen, sodass sie die Initiative ergriff. Ihre Hände strichen Narutos Brust entlang, öffneten geschickt die Knöpfe seines weißen, kurzärmligen Hemdes, fuhren darunter und strichen über die entspannten Bauchmuskeln. Aber nun begann sich Naruto doch irgendwie unsicher zu fühlen, als er feststellte, dass dies hier ganz und gar nicht eine Lehrstunde war, sondern purer Ernst. Das Mädchen wurde zwar stürmischer, übernahm immer mehr Initiative, schien ihn – Naruto – zu wollen. Aber war es denn richtig? Es fühlte sich so an, ja, aber er hatte auch das Gefühl ständig irgendetwas zu übersehen. Nein, eher hatte er Angst davor, womit auch dieses Unsicherheitsgefühl gekoppelt war. Was sollte er als nächstes machen, um Marion nicht zu verschrecken, beziehungsweise nicht zu enttäuschen? Worauf standen die Mädchen denn so? Und worauf stand dieser Fall hier, der selber immer mehr Unsicherheit anzusammeln begann, weil Naruto nicht mehr ganz so entspannt wirkte, wie zuvor. Aber Naruto konnte auch nichts dagegen tun. Es gab jetzt niemanden, der ihm die richtigen Tipps geben konnte. Und bitter musste der Uzumaki feststellen, dass er auf Sasukes Rat gerade irgendwie angewiesen war. Er brauchte Sasuke hier und jetzt. Eigentlich sogar mehr als dieses Mädchen, das sich auf ihm breit gemacht hatte. Er brauchte seinen Kumpel, um sich sicher zu fühlen. Seinen besten Freund brauchte er. Seinen Teme. Mehr aus dem Bedürfnis, nicht tatenlos rum zu sitzen strich Naruto mit seiner Hand Marions Rücken nach unten entlang. Die Fingerkuppen passierten den Gürtelsaum ihres Rockes und kamen am unteren Saum an, wo sie diesen nach oben schoben, um Marions Hintern vom Rock frei zu legen. Sie seufzte erregt, als er unter ihren Slip fuhr. So anfängerisch war er ja auch nicht mehr... Dank Sasuke? – Möglich... Sasuke... „Hey, Marion, lass uns irgendwo hin gehen, wo es gemütlicher ist...“, hauchte Naruto in den Kuss hinein. Im Mondlicht sah er nur, wie Marion zögernd nickte und wieder rot wurde. Einerseits hätte Naruto heulen können – endlich hatte er ein Mädchen gekrallt, ohne sich besonders große Mühe zu machen. Endlich würde er keine Jungfrau mehr sein und endlich würde er nicht mehr hinter Sasuke zurück stehen, was schon ein paar Jährchen der Fall war. Doch andererseits machte es ihn traurig, dass dies hier nicht Sakura war. Und auf der dritten Seite lag noch diese Unsicherheit. Er hätte Sasuke mehr ausfragen, hätte mehr Tipps herauslocken sollen. Aber so war er ganz auf sich alleine gestellt. Mit einem Satz: er übertrieb es maßlos mit den Sorgen. Gerade wollte Naruto zusammen mit Marion aufstehen und irgendwo anders hin gehen, da ertönte urplötzlich eine weibliche Stimme hallend im Flur: „Marion? Maaaaarioooon?! Bist du hier irgendwoooo?! Maaaariiiiiooon!!“ Die Gerufene schreckte sofort auf, drehte ihren Kopf in die Richtung, aus der die Stimme kam und starrte in die Dunkelheit. Naruto dagegen war noch immer von der vorherigen Situation betört und fühlte sich etwas hibbelig. Zwar auch etwas sehnsüchtig, aber dennoch zum größten Teil zufrieden. „Das ist deine beste Freundin, stimmt's?“, fragte er mit leiser Stimme. „J-ja, sie ist bestimmt gleich um die Ecke und sieht uns... aber was soll's?“ Naruto nickte auf diesen Satz hin mit einem sanften Lächeln auf den Lippen. Es passierte genau so, wie Marion vorhergesagt hatte. Das Mädchen, der die Stimme gehörte, kam auch schon um die Ecke geschlichen und blieb einige Meter vor dem Fenster, auf dessen Fensterbrett Naruto und Marion saßen, stehen. „Hey, Kitsu, was gibt’s?“, fragte Marion ihre beste Freundin. Diese machte den Mund auf, um etwas zu sagen, verengte dann jedoch ihre Augen, um besser erkennen zu können, wer sich da noch außer Marion befand, und erstarrte in allen ihren Bewegungen. „Marion – bist du irgendwie...?!“ „Was denn?“ „Sag mal, machst du da gerade mit Naruto rum?“ „Äh... j-ja... warum fragst du?“ Naruto kannte das Mädchen nicht, das über ihn scheinbar eindeutig Bescheid wusste. Er sah und hörte nur, wie das Mädchen namens Kitsu plötzlich anfing zu lachen. Aus Verwunderung hob er eine Augenbraue in die Höhe, während Kitsu ihre Freundin zu sich winkte. „Komm mit Marion, das hier ist nichts für dich!“, sagte das Mädchen. „A-aber...“, wollte Marion protestieren, wurde jedoch unterbrochen. „Komm schon, ich erklär‘s dir einfach später! Mach hinne, los.“ „Was soll das, Kitsu, oder wie du heißt? Du kannst doch nicht einfach so ankommen, wann du willst, und entscheiden, was jetzt passieren soll!“, mischte sich Naruto ein, schließlich war es sein gutes Recht. „Von dir brauche ich mir nichts sagen zu lassen, Naruto!“, erwiderte Kitsu sofort und machte keine Anstalten weiter auf den Blonden einzugehen. „Komm Marion! Oder ich gehe mit Kiba und Masao jetzt alleine nach Hause!“ Auch wenn das nun ein sich widersprechender Satz war, den Kitsu da von sich gegeben hatte, so mangelte es keineswegs an Wirkung bei Marion. Diese war hin- und hergerissen, wurde aber offensichtlich von Kitsus Befehl mehr angezogen, als vom Drang, zu bleiben. Schnell stand sie auf, drehte sich kurz noch mal zu Naruto, um ihm ein leises „Sorry“ zu zu murmeln und gleich darauf schnellen Schrittes hinter Kitsu her zu rennen, die bereits wieder um die Ecke gebogen war. Verdattert saß Naruto da und starrte auf die Ecke des Schulflures, hinter der die beiden Mädels verschwunden waren. Enttäuschung... Einfach so... Aber das war noch nicht einmal genug... „Sag mal, spinnst du?“, hörte er die entfernte Stimme von Kitsu hinter der Ecke. „Warum denn, was habe ich denn falsch gemacht?“, vernahm Naruto nun Marion. „Du hast mit Naruto rumgeknutscht!“ „Ja und?“ Kitsu schnalzte laut und theatralisch mit der Zunge. „Aber doch nicht mit NARUTO!“ „Aber ich dachte-“ „Er ist einfach mal der Clown – überhaupt nicht cool und absolut strohdumm!“ „W-wirklich?“ „Ja, er ist ein Vollidiot – ich kann nicht verstehen, wie Uchiha-kun sich mit ihm abgeben kann – Naruto ist eine absolute Null, und meine beste Freundin gebe ich einer solchen Null nicht her, klar?!“ Ein direkter Schlag ins Gesicht. Nein, in den Magen. Nein, gar unter die Gürtellinie. Wie eine unbewegliche Puppe saß Naruto auf dem Fensterbrett. Die sich entfernenden Schritte hörte er nicht mehr. Das Einzige, was ihm durch den Kopf ging, waren die Worte von Kitsu. Clown. Nicht cool. Strohdumm. Vollidiot. Absolute Null. Unfair, das war einfach nur unfair! Naruto neigte seinen Kopf, presste die Zähne aufeinander, ballte die Hände zu Fäusten. Aber doch nicht mit NARUTO! Natürlich – er war ein immer gutgelaunter Clown, Witzbold, eine nervige Labertasche. Mit so einem gaben sich die Mädchen nicht ab. Natürlich! Selbstverständlich! Und dennoch unfair. Ungerecht. Aber was sollte es schon? Er selbst hatte dieses Bild von sich erschaffen. Er selbst hatte sich so verhalten. Er selbst war daran schuld, dass man so von ihm dachte. Er selbst war schuld daran, dass die Mädchen kein Interesse an ihm zeigten. Und er selbst wiederum war auch schuld, dass Sasuke ihn nun abwies. Nun brauchte er ihn so sehr wie noch nie zuvor. Naruto wollte, dass Sasuke einfach nur da war, einfach bei ihm, ihn einfach unterstützte. Ihm irgendetwas sagte, das ihn einfach aufmunterte. Oder einfach nur da saß und nichts tat. Bloße Anwesenheit hätte ja schon gereicht. Aber Naruto war schuld daran, dass Sasuke nun nicht da war. Naruto hatte seinen besten Kumpel verletzt, ihn wegen einem Mädchen vernachlässigt, hatte ihn vergessen, hatte ihn zur Veränderung gezwungen. Und nun war Sasuke nicht da. Niemand war da. Alle waren weg, nur drei Sachen nicht: Schuld, Einsamkeit, und Schmerz. Aber da Naruto sich nun selbst die Schuld aufgehalst hatte und sich damit abfand, blieb ihm nichts anderes übrig, als diese Schuld zu verarbeiten. Dann war es also eine Art Schicksal, mit dem er fertig werden musste. Das würde er schon irgendwie, dessen war er sich absolut sicher, aber eine Zeit lang würde die Traurigkeit ihn wohl noch begleiten. Trotzdem war es immer noch Zeit für die Party. Naruto musste wieder fröhlich sein – gut gelaunt, wie immer. Er musste seiner Rolle entsprechen. Er musste es einfach. Lächeln, einfach lächeln, dann war alles wieder bestens. Aber Naruto konnte jetzt nicht lächeln. Auch wenn er schuld war und auf niemanden beleidigt sein konnte. Auch wenn es Partyzeit war und er ganz sicher noch eine Chance hatte, mit einem anderen Mädchen zu flirten. Auch wenn jeder im Grunde auf sich alleine gestellt war. Trotzdem. Zu verlassen fühlte sich Naruto. So musste sich bestimmt auch Sasuke gefühlt haben. Einsam, verlassen... Aber hey, was dachte er sich da? Das war doch total übertrieben! Im Gegensatz zu dem, was er Sasuke angetan hatte, war das hier doch bestimmt noch gar nichts! Er musste das alles wieder gut machen, dann würde Sasuke bestimmt wieder sein bester Kumpel werden. Dann würde Naruto nicht mehr allein sein. Und zu denken, dass kein Mädchen ihn mochte war auch sinnlos und bestimmt absolut ungerechtfertigt. Er sollte eben aufhören, sich ständig mit seinem besten Kumpel zu vergleichen. Solche Gutaussehende gab es immerhin selten auf der Welt. Naruto seufzte nun etwas erleichterter. Die Gedanken heiterten ihn auf. So etwas konnte er gut: sich selber etwas einreden, sich künstlich wieder zu guter Laune zu zwingen, ein frohes Grinsen aufzusetzen... Er tat das mit dem Drang kämpfend, auf seinem Gesicht wieder die Trauer einziehen zu lassen. Erst sah sein Lächeln gestellt aus, künstlich und fremd. Aber nach und nach lebte es sich auf seinen Lippen ein. Keine Spur von seinem inneren Zustand war mehr zu sehen. Und die Sache mit Sakura sollte er auch nicht so zu Herzen nehmen. Natürlich war sie sich unsicher. Das war doch verständlich, schließlich lief sie auch Gefahr, sich mit seiner Blödheit anzustecken. Verdammt, wieder ein Stich ins Herz. Versuch gescheitert. Aber Naruto gab nicht auf, seine Laune wiederherzustellen. Er arbeitete sich mühsam voran, überwand das Zittern der Lippen und damit das bröckelnde Lächeln. Es ist doch noch gar nichts verloren! Er würde sich um Sakura weiter bemühen und dann würde sie endlich sehen, dass er der Richtige für sie war. Ja, aber natürlich würde sie das! Ganz bestimmt! Ganz sicher! Lächeln, nur weiter lächeln musste man, dann würde alles wieder normal werden... Mit einem erlösenden Seufzer wurde die Trauer fürs Erste aus Naruto verdrängt. Er würde es schon auf die Reihe bekommen, alles wieder gerade hinbiegen. Dass Sasuke das eigentliche Arschloch war, kam ihm nicht einmal im Entferntesten in den Sinn... Kurz strich Naruto mit der Handinnenfläche über sein Gesicht und sah wieder wie immer munter aus. Zuerst einmal brauchte er Alkohol, oh ja! Er sah einmal nach rechts, dann nach links und stellte fest, dass die Party sich inzwischen in verschiedene Räumlichkeiten verlagert hatte. Rechts um die Ecke dröhnte immer noch gedämpft die Musik aus dem Hauptpartyraum. Dagegen wanderten im großen Flur irgendwelche betrunkenen Gestalten. Da war deutlich weniger los, aber dafür war das womöglich viel interessanter, gemütlicher und vor allem informativer. Schließlich galt es ja jetzt, Sasuke zu finden. Vielleicht haben die Mädchen den Armen wieder irgendwo in eine Ecke getrieben, von wo er jetzt nicht mehr weg kam. Aber die kleinen, im Flur verteilten Mädchenanhäufungen zeugten davon, dass dem wohl nicht so war. Naruto trottete zu einem kleinen Mädchenkreis, der, wie es aussah, Wettsaufen veranstaltete und fragte von vorne herein, ob sie wüssten, wo sich Sasuke befand. Ein Schulterzucken ging durch die Runde. Verdattert blickte Naruto von einem Mädchen zum anderen. Wenn diese Wesen nicht wussten wo Sasuke war, dann konnte es nichts Gutes bedeuten, denn sonst war es ja immer der Fall. Aber vielleicht hatte ihnen der Alk nur ordentlich die Birne zugenagelt. Wie auch immer, weiter suchen stand an. Weiter ging's. Nächste Station waren zwei Typen, die auf dem Boden saßen und gerade kifften. Naruto, der es geschafft hatte, den Mädels eine Flasche Gin zu klauen, lief zu den beiden qualmenden Jungs rüber und fragte sie das Gleiche. „Soweit ich gehört habe ist er in nem Raum sitzt“, sagte einer der beiden, worauf der andere erst einmal über die absolut verkehrte Satzstruktur des anderen lachte. Toller Tipp: in einem Raum, in dieser Schule hier. Sollte Naruto jetzt alle 400 Räume durchsuchen? Dass er nicht lachte! „Könnt ihr nicht etwas konkreter werden?“, fragte er dann vorwurfsvoll und räusperte sich nachträglich, um wieder im Zentrum der vernebelten Aufmerksamkeit der beiden Kiffer zu landen. „Hahahahaha 'konkreter', hahahahaha. Du bist echt lustig, Naruto!“ Okay, die beiden waren wohl nicht mehr ansprechbar. Nach einem Schluck aus der Gin-Flasche trottete Naruto deshalb einfach weiter durch den Gang. „Was echt?“, vernahm der Uzumaki dann die interessierte, aber leicht verschüchterte Stimme eines Mädchens. „Ja doch, im Physik Vorbereitungsraum!“, kicherte ein anderes Mädchen und als Naruto nah genug dran war, sah er, dass die beiden Mädchen rot angelaufen waren und sichtlich peinlich berührt. „Was ist denn da, im Vorbereitungsraum?“, fragte Naruto mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. Eines der Mädchen erschrak und versteckte sich hinter dem anderen. „Hinata, das ist doch bloß Naruto!“, versuchte das andere Mädchen ihre Freundin zu beruhigen. Diese war allerdings sehr verstört und schaute Naruto mit ihren großen, schüchternen Augen an. Der Blondschopf war anfangs ziemlich irritiert, lenkte jedoch seine Aufmerksamkeit auf die Antwort des näher zu ihm stehenden Mädchens. „Verraten wir nicht!“, sagte die junge Frau und verschränkte die Hände frech vor der Brust, während sie anfing zu lachen. „S-sei d-doch nicht so ge-gemein, Tenten...“, murmelte Hinata verlegen und wurde noch röter ums Näschen. „Ach komm schon, der muss sich schon etwas anstrengen, wenn er die Antwort haben will, sonst macht’s doch keinen Spaß!“, kicherte Tenten, aber als sie wieder zu Naruto schauen wollte, entdeckte sie nur einen leeren Platz vor sich. Der Gute war schon längst unterwegs zum Physik Vorbereitungsraum, denn seine Neugierde war ins Unermessliche gestiegen. Da konnte er doch nicht auf eine Antwort warten, die er sich auch noch erkämpfen sollte, also wirklich! Natürlich waren ihm deshalb auch die verstohlenen Blicke von Hinata nicht aufgefallen... Aber Mister Uzumaki hätte es wohl besser durchdenken sollen, denn als er bei dem Raum angekommen war und die Tür ruckartig aufzog, hörte man sofort ein weibliches Stöhnen aus dem Raum dringen. Gleich darauf folgte ein abrupter Laut des Schreckens. „Waaaaaaaaaah, verschwinde hier!“, schrie jemand mit einer unverkennbaren Stimme. „Karin?!“, brachte Naruto entsetzt heraus, als er ihre Stimme identifizierte. Na super, er dachte, dass es da was Interessantes zu sehen gäbe, aber dabei war es nur Karin, die mit jemandem poppte. Wunderbar! Naruto seufzte gereizt. „Sorry sorry, ich verpiss mich ja schon...“, sagte er, aber ehe er das Gesagte in die Tat umsetzen konnte hielt ihn eine andere Stimme zurück. „Naruto?!“, ertönte diese Stimme, die der eines gewissen Uchihas zum Verwechseln ähnlich war und ein ungewohntes Anzeichen einer Schrecksekunde in sich trug. Narutos Augen weiteten sich und wurden am Ende so groß, dass sie beinahe nicht mehr auf das Gesicht passten. „S-sasuke...?!“, stotterte Naruto mit einem vollkommenen Schock. „Verpiss dich endlich!!“, kreischte Karin irgendwann zwischendurch. „S-sasuke... d-das bist doch nicht wirklich du, oder?“ rief Naruto und tat das Falscheste, was er je in diesem Moment hätte machen können – er tastete nach dem Lichtschalter und machte das Licht an... Karin kreischte unheimlich laut und grell während Naruto damit kämpfte, seinen Kieferknochen unter Kontrolle zu behalten und nicht auf den Boden knallen zu lassen. Sasuke – nackt wie der Himmel ihn geschaffen hatte – lag mehr oder weniger auf Oshimizu Karin drauf, beide Hände an ihren Seiten vorbei auf der Oberfläche einer Couch abstützend uns sich auf diese Weise von besagter Sitzgelegenheit wegstemmend. Seinen Körper zierten zahlreiche Kratzer, Lippenstiftalbdrücke und Knutschflecke, die entlang seiner Brust und seines Rückens nach unten hin wanderten. Und dann noch dieser erschrockene Blick. Nein, erschrocken war für Sasuke Uchiha nicht das richtige Wort. Er schaute einfach nur mit geweiteten Augen drein und dieser kleine Schock ließ auf seinem Gesicht die Züge eines Unschuldigen weiden. „N-naruto...!“, wiederholte er atemlos. Angesprochener konnte nicht realisieren, was er da gerade sah, oder besser gesagt realisierte er es sehr wohl und schaute gerade deshalb absolut ungläubig drein. Lange genug starrten sie sich so in die Augen. Sasuke unterdrückte den allseits bekannten und auf der Zunge liegenden Satz „Es ist nicht das, wonach es aussieht!“, stieß sich von der Couch weg, riss ungeschickterweise Karin mit sich, die mit ihren Beinen immer noch seine Hüfte umschlungen hatte, und gemeinsam fielen sie zu Boden, wo Sasuke es schaffte irgendwie abzurollen und nach irgendeinem Kleidungsstück zu greifen, um sich, nachdem er sich von Karin wegstieß, zu bedecken. Schließlich blickte er schnell wieder zu Naruto, welcher immer noch im Türrahmen stand und das ganze bewegungslos anstarrte. Nicht, dass es Sasuke peinlich war, dass Naruto ihn nackt sah – um Gottes Willen – aber die ganze Situation war einfach nur unmöglich schlimm. Warum musste der Uzumaki gerade jetzt auftauchen? Jetzt, wo er mit Karin drauf und dran war, zu vögeln! „N-naruto!“, presste Sasuke nochmals den Namen seines Kumpels aus sich heraus. „Oh. Mein. Gott. Sasuke – d-du hast w-wirklich mit Karin geschlafen?!“ brachte Naruto nur zustande und zeigte abwechselnd mit seinem Zeigefinger auf die Oshimizu und den Uchiha, die beide nicht ganz wussten, was sie nun tun sollten. „Ich... Naruto... Ich...“ Dem sonst so gelassenen Uchiha fehlten schlicht und ergreifend nicht nur die Worte der Verteidigung an sich, sondern auch die Position, denn in Bruchteilen von Sekunden verstand er, was Naruto damit meinte. „Spinnst du?! Bist du noch ganz bei Trost?! Dass du mit Temari schlafen wolltest, ging ja noch, aber jetzt auch noch dein oller Fanclub?! Bist du krank?!“, fing Naruto plötzlich an zu schreien. „In fünf Minuten aufm Männerklo im oberen Stock. Und wehe, du kommst nicht, Mistkerl!“ Mit diesen Worten stürmte Naruto aus dem Raum. Wie konnte Sasuke nur auf solch ein niedriges Niveau sinken? Wie konnte er nur?! Naruto hatte nichts gegen Karin persönlich, aber er wusste sehr wohl, dass Sasuke etwas gegen sie hatte! Wie konnte der Uchiha seinen knackigen Körper an so eine – wie Sasuke sagen würde – Bitch vergeben und dabei keinen Funken Stolz zu haben, es nicht zu tun?! Oshimizu veranstaltete zwar ganz coole Partys, aber ihre Einstellung zu Sasuke war genauso schlimm wie die Inos. Genau das, was der Uchiha so hasste. Doch scheinbar warf er all seine Prinzipien einfach so über Bord, dieser Bastard! Stolz und wütend marschierte Naruto durch den Korridor zur Treppe, stieg diese empor zur nächsten Etage, riss die Tür zur Männertoilette auf, machte dort das Licht an und verschanzte sich hinter den Spülbecken. Das mit Sasuke durfte doch einfach nicht wahr sein! Aber warum hatte Mister Uzumaki denn eigentlich so überreagiert? Das war doch bloß Sasuke mit seinen eigenen Angelegenheiten. Da hatte sich Naruto einfach nicht einzumischen. Und doch fiel es ihm ziemlich schwer, es nicht zu tun, oder gar daran zu denken, es nicht getan zu haben. Auf dem Fliesenboden sitzend, die Beine angezogen und die Unterarme darauf gelegt, verweilte Naruto einige Zeit lang. Er seufzte und ging im Kopf noch mal die Szene durch. Dieser, ja, man konnte schon sagen ‚missbrauchte’ Körper Sasukes konnte der Uzumaki einfach nicht aus seinem Kopf schmeißen. Nicht, dass Naruto es hässlich fand, oder so, aber es beschmutzte den Uchiha irgendwie einfach. Was hatte dieser sich nur dabei gedacht? Wie konnte er nur Karin in den Physik Vorbereitungsraum schleppen und sie dort flach legen? Sie lagen noch nicht einmal in irgendeiner überaus interessanten Stellung, sondern ganz normal eben. Sasuke mit seinem nackten Knackarsch oben und Karin mit ihrem ‚Nuttenkörper‘ unten... Das Naruto solche beleidigenden Begriffe für Oshimizu einfallen würden, hätte er selbst gar nicht geahnt. Und dass ihm das ganze so unter die Haut ging, das hätte er von sich selbst nicht einmal ansatzweise gewusst. Er verdeckte mit beiden Händen sein Gesicht, rieb es und kniff währenddessen die überdeckten Augen zusammen. Dieser ertappte, unschuldig wirkende Blick Sasukes raubte Naruto die letzte Selbstbeherrschung. Die Erinnerungen an die Situation und an Sasuke, wie er in diesem Moment seinem Tun nachging, konnte ihm einfach nicht mehr entfliehen. Insbesondere haftete Sasukes Körper in der Endlosschleife der Gedanken. Dieser Körper, dieser perfekte Körper – einfach nur grausam, was mit ihm gemacht wurde. Und gleichzeitig war es das, was Naruto, aus welchem Grund auch immer, am meisten bei der ganzen Sache gefiel. Es sah einfach nur heiß aus. Unglaublich, dass man das als solches bezeichnen konnte, aber so war es nun mal. Diese ganzen Knutschflecke und so, sie machten aus Sasuke doch noch einen Menschen, irgendwie... kein göttlich perfektes Wesen, wie der Uchiha sonst immer zu sein schien. Nautos Augen weiteten sich und er starrte eine Fliese an, aber dann spürte er etwas ganz Seltsames, Feuchtes und unangenehm Riechendes seine Oberlippe entlang gleiten. Mit den Fingerspitzen der linken Hand fasste er umgehend dort hin und als das feuchte Gut auch daran kleben blieb, besah er es sich. Es war Purpur-rot, und roch verdächtig metallisch. Das konnte einfach nichts anderes sein als: „Blut?!“, stieß Naruto in einem einzigen Schrei aus. Verständnislos begutachtete der Blondschopf die Flüssigkeit auf seinen Fingern. Was hatte Blut da zu suchen?! Sofort fuhr Naruto hoch, sprang mit einem Satz zum Waschbecken und besah sein Gesicht im Spiegel. Nasenbluten?! Warum hatte er Nasenbluten?! Warum, zur Hölle, hatte er verficktes Nasenbluten?! Schnell wischte er sich die dunkelrote Flüssigkeit mit dem Handrücken von der unteren Region der Nase und der Oberlippe. Unglaublich – bei dem Gedanken an Sasukes perfekten, aber ‚misshandelten’ Körper bekam er Nasenbluten! Von diesem vollkommen bescheuerten Gedanken bekam Naruto, verdammt noch mal, Nasenbluten! Er bekam NASENBLUTEN, OKAY?! Nein! Ganz und gar nicht ‚OKAY‘! Hastig schaltete er das Wasser an und wusch sich das Restblut ab, sodass davon keine Spur mehr zu sehen war. Was für einen Schwachsinn erlaubte sich da nur Narutos Nase?! Natürlich hatte er schon mal Nasenbluten gehabt als er das erste Mal ein Pornomagazin zwischen die Finger bekam, zum Beispiel, aber was hatte denn sein Nasenbluten mit Sasukes Sexualleben zu tun?! Eigentlich doch gar nichts, oder? Die Tür flog auf und Sasuke höchst persönlich erschien abgehetzt im Türrahmen. Und das keine Sekunde zu früh, denn Naruto war davor noch dabei, sich das gewaschene Gesicht abzutrocknen. „Naruto!“, rief der Schwarzhaarige schwerer Stimme. „Wer sonst, Sasuke...?“, murmelte Naruto missgelaunt zurück. „Naruto... wo warst du denn so lange?“ „Ach, hast du deshalb alles flachgelegt, was dir heute schöne Augen gemacht hat?!“ „Ich...“, wollte Sasuke sich rausreden, fand aber wieder keine Worte. Naruto stand mit dem Rücken zu ihm gekehrt und stützte sich mit beiden Händen am Spülbecken ab, während er den Uchiha durch den Spiegel finster musterte. „Boah, das habe ich von dir echt nicht erwartet, Teme!“ „Mann, das sind meine Angelegenheiten, ich fick jeden, den ich will, klar?!“ brummte Sasuke, den Narutos Laune langsam zu nerven begann. „Ja, klar! Deinen Stolz scheinbar auch, du Schürzenjäger!“ „Tss, musst du gerade sagen, Jungfrau Maria!“, kam Sasukes Verteidigung wie aus einer Pistole geschossen. „Wie bitte, du Feigling?“ „Du hast mich schon verstanden, Loser!“ „Bastard!“ „Vollidiot!“ „Notgeiles Arschloch!“ „Tss, kleine Null!“ „Selber ‚Null’!“ „Im Gegensatz zu dir, nicht!“ Naruto machte den Mund auf, um etwas zu sagen, verstummte aber ehe ein weiterer Ton seinen Mund verlassen konnte. Gegen Sasuke kam er ja doch eh nicht an. „Woher weißt du, dass ich noch Jungfrau bin?“, fragte er daraufhin leicht frustriert, aber mit einer wieder ruhigen Stimme, um das Thema zu wechseln. Sasuke, der mit geballten Fäusten am selben Fleck wie vorher stand, riss die Augen noch weiter auf, als sie es sowieso für seine Verhältnisse schon waren. Ein plötzlicher Schwall an Panik überkam ihn, er fasste sich jedoch wieder, schaute schräg nach links und antwortete nuschelnd: „War geraten...“ Er konnte ja schlecht sagen, dass er mit Sakura darüber ausgiebig geredet hatte. „Verstehe...“, meinte Naruto im selben Ton. „Ist mir wohl anzusehen, was? Vergessen wir einfach das Ganze, du Blödmann.“ „Okay...“, seufzte Sasuke erleichtert. „Gut...“ „Fein...“ Eine Pause entstand, in der keiner von beiden den jeweils anderen anschauen wollte. „Wie lange wartest du schon auf mich?“, erhob Naruto schließlich das Wort. Sasuke zählte innerlich die Mädchen, die er heute hatte, an den Fingern ab. „Zu lange...“, war das Ergebnis seiner Überlegungen. „Und wer musste schon alles dran glauben?“ Die Neugierde des Blondschopfes war selbst durch das mürrische Gesicht noch zu sehen. „Mmh... auch Temari...“ Naruto grinste und ein leises Kichern ertönte dann, als er seinen Kopf neigte sodass man sein Gesicht nicht mehr sah. Erleichtert musste Sasuke feststellen, dass Naruto nicht mehr ganz so wütend war. Leise lachte dann auch er auf, wonach er zu Naruto ging, der sich inzwischen einfach auf den Boden gesetzt hatte, und sich rechts neben ihm niederließ. Die Atmosphäre entspannte sich ein bisschen. „Ou Mann... Immer wenn ich ein Mädchen aufgable, kommt irgendwas dazwischen...“, gab Naruto irgendwann mit einem Ironie-des-Schicksals-erkennenden Blick von sich. Sasuke fand darauf kein cooles Wort und schwieg deshalb nur. Innerlich wütete in ihm ein Orkan an verschiedenen Gefühlslagen. Einerseits war er froh, dass Naruto endlich da war, in etwa so, wie sich ein fünfjähriges Kind auf Zuckerwatte freute. Aber gleichzeitig war da ständig diese Spannung, dass alles rauskommen könnte. Und dann noch dieses seltsame Aufgeregtsein, weil Naruto ihn auf diese Weise ‚ertappt’ hatte. Er wusste selbst nicht warum, aber er hatte ganz gewaltig was dagegen. Vielleicht weil er nicht wusste, was Naruto jetzt noch davon hielt und wie es nun weiter mit der schon eh wackeligen Freundschaft gehen würde. Dabei störte ihn nicht der Fakt, dass der Akt unterbrochen wurde, sondern viel eher, dass Naruto so seltsam enttäuscht von ihm war. Jetzt bereute er es, mit Karin was angefangen zu haben, und verstand sehr wohl was Naruto damit meinte, wenn er sagte, Sasuke habe keinen Stolz mehr. Peinlich war das. Der Uchiha war an diesem Tag eben zu einer männlichen Schlampe mutiert und das störte ihn nun selbst wahrscheinlich mehr als inzwischen Naruto. Der Uzumaki hatte ihm nur den Anstoß dazu gegeben aber nun war dieses Unbehagen ins Unermessliche gestiegen, ganz zu schweigen davon, dass sich Sasuke nun einen Kopf darüber machte, weshalb er überhaupt mit all den Mädchen geschlafen hatte. Das Ganze war irgendwie vollkommen ausgeartet... Klar, er hatte Beschäftigung gesucht, er wollte sich den Fanclub für einige Zeit vom Hals schaffen und so weiter, aber Fakt war, dass er dafür eine sehr ungünstige Lösung ausgesucht hatte. Eine sehr, sehr niveaulose Lösung vor allem. Und nun fand er nicht einmal eine Rechtfertigung vor sich selbst! „Hey, aber immerhin hattest du ein Mädchen abgeschleppt und kein Korb gekriegt, oder?“ Endlich hatte Sasuke zu Worten gefunden und versuchte das Thema über sich selbst in den Hintergrund zu rücken. „Ja, schon... Sie war auch ganz süß... Ich hatte dann echt ein sicheres Gefühl bei ihr, aber dafür bin ich jetzt umso unsicherer.“ Aus den Augenwinkeln sah Naruto Sasukes fragenden Blick und antwortete deshalb rasch: „Ich glaub, ich war einfach zu schnell und zu draufgängerisch... Sie war etwas eingeschüchtert, weißt du?“ „Unsinn – die hat bestimmt drauf gestanden.“ „Na wenn du’s sagst, Mister „Ich-leg-alle-flach“. Du kannst leicht reden bei deinem Aussehen.“ „Ja, du bist so hässlich Naruto – wahrscheinlich wirst du nie eine abkriegen!“, spottete Sasuke ironisch, während er die Augen verdrehte. „Das meinte ich doch gar nicht! Sag mal, was denkst du da nur von mir?! Ich verlange doch kein Mitleid!“ „Hat sich aber grad so angehört! „Darf man hier nicht realistisch sein?“ „Du und realistisch? O-okay…?“ Sasukes Augenbrauen wanderten bei diesem Satz in die Höhe. „Was ich meine, ist einfach, dass es bisher immer so war: Du bekommst jede die du willst und ich krieg nichts auf die Reihe. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich alles richtig gemacht habe, weil ich einfach zu wenig Erfahrungen habe, aber alles, was du für mich übrig hast sind taube Ohren!“, beschuldigte Naruto seinen besten Freund, der nicht ganz wusste, was er eigentlich hätte machen müssen. „Was soll ich bitteschön tun, Mann?“ „Na ja, keine Ahnung mir beistehen, Tipps geben – so wie gute Kumpel das eigentlich machen. Wie heute Morgen zum Beispiel!“ Naruto gestikulierte mit seinen Händen und versuchte sich klar auszudrücken, aber scheinbar verlangte er zu viel von sich selbst. Zu klug nur, dass Sasuke glücklicherweise auch zwischen den Zeilen bei dem Uzumaki lesen konnte. „Dann musst du aber schon genau sagen, was du wissen willst, oder denkst du ich bin ein Hellseher?“ „Ach vergiss es!“, Naruto winkte ab. „Nee, so geht das nicht, Freundchen! Erst Aufstand veranstalten und jetzt so’n Gezicke? Da hab ich keinen Bock drauf und das weißt du!“ „Tja, Pech gehabt...“ Sasuke legte die Stirn in Falten und strich sich durch das Haar mit der Hand. „Los, mach schon, was willst du wissen?“ „Keine Ahnung, Mann!“ „Ob du alles richtig gemacht hast, oder was?“ Als Antwort bekam Sasuke nur ein Gesicht zu sehen, das sich von ihm mit einem schmollenden Ausdruck wegdrehte. Naruto starrte, schräg nach links unten und fixierte eine schmutzige Bodenfliese, die er vorhin schon irgendwann mal angestarrt hatte. „Na dann erzähl mir doch erst mal, WAS du überhaupt gemacht hast, okay Mann? Wie soll ich denn dein Verhalten kritisieren, wenn ich keine Ahnung habe, was da überhaupt lief, hm?“ Schweigen. „Hey, schau mich wenigstens an, wenn ich mit dir rede, verdammt nochmal!“, zischte Sasuke, streckte seine linke Hand aus, schnappte Narutos Kinn und drehte dessen Kopf zu sich. Die Blicke trafen sich. Einen Moment herrschte Totenstille. Aber nur Einen… Denn plötzlich, aus heiterem Himmel, ganz unerwartet und ungeahnt – zwei zu unterdrückende Lachanfälle brachen zwischen je beiden Lippen der Jungs aus. „Ou Mann, dein Gesicht – zu komisch!“ quiekte Naruto auf eine nasale Weise während er versuchte sein Feixen unter Kontrolle zu bekommen. „Schau erst mal Deins an!“, presste Sasuke heraus unter größter Bemühung, das nicht gerade kleine Grinsen auf seinem Gesicht zu verbergen. Er neigte seinen Kopf und das Unterdrückte stürzte aus seinen Lungen heraus. So herzhaft hatte er schon lange nicht mehr gelacht. So, dass es ihn schon im Bauch kitzelte. Narutos Lachen indes drückte sich durch seine Hand, die er auf seinen Mund gelegt hatte hindurch, schaffte jedoch letzten Endes die Mauer ganz zu durchbrechen und so richtig die Meinung über die ganze Situation zu verkünden. Unendlich witzig, so witzig – zum Lachen, einfach nur zum Lachen! Herrlich! Langsam und sich hinziehend verklang das schallende Gelächter beiderseits. Die beiden Jungs hielten sich die schmerzenden Bäuche und kämpften gegen die Krämpfe in ihren Mundwinkeln an. Weshalb hatten sie überhaupt gelacht? Das wussten sie selbst nicht einmal mehr. „So, wo waren wir stehen geblieben?“, fragte Sasuke und wischte sich mit dem Zeigefinger die Lachtränen aus den Augen. „Äh... ist jetzt egal...“, murrte Naruto, dem das Grinsen plötzlich wieder vergangen war. „Nein, ist es nicht“, ging Sasuke darauf ein. „Du bist heute ziemlich gesprächig weißt du das?“ „Lenk nicht vom Thema ab.“ Mist, Versuch gescheitert, dachte sich Naruto. Er schaute wieder einmal zum gefliesten Boden und schnaubte leise. „Hey, ich will dich damit jetzt nicht nerven... okay?“, murmelte er. Sasuke seufzte genervt, wie er es immer tat, wenn ihm Narutos Getue zum Halse heraus hing. „Vollidiot. Was du gerade abziehst, nervt mich, nicht das Andere – dafür sollten Freunde doch… eigentlich… da sein, oder etwa nicht?“ Naruto schaute auf. Ihm brannte es auf der Zunge, zu sagen, wie sehr er Sasuke für diese seltenen Worte dankbar war. Wie sehr es ihm leid tat, dass er ihn vernachlässigt hatte, wie stark er sich freute, dass Sasuke die Freundschaft immer noch vollkommen unterstützte. Die Lippen zitterten ihm sogar leicht, so sehr wollte es aus ihm hinaus, aber Sasuke redete viel schneller weiter, als Naruto Zeit hätte, all diese Gedanken auszusprechen. „Okay“, seufzte Sasuke und rieb sich die Stirn mit den Fingerkuppen der rechten Hand, „dann fangen wir eben damit an, wofür ich dir keine Tipps geben kann“, sagte der Uchiha, um die Sache endlich einzugrenzen. Das Tänzchen um den heißen Brei stand ihm nämlich schon gehörig bis zum Halse und er wollte endlich die Sache aufklären. „Es gibt eigentlich nur zwei Sachen, okay? Erstens kann ich dir keine Tipps zum Küssen geben und zweitens kannst du alles vergessen, was mit Sex zu tun hat.“ Das Gesagte ließ Naruto mehrmals blinzeln und den Kopf schief legen. „Was? Warum denn nicht?“, fragte er verständnislos und spitzte die Ohren, um Sasukes Erklärung darauf gut verstehen zu können. Ein finsterer Blick mit der Aussagte, dass es wohl eine sehr dumme Frage gewesen sein musste, traf ihn. „Sag mal – wurde dein Kopf heute mit Stroh ausgestopft, oder was? Das sind einfach mal Sachen, die jeder auf seine eigene Weise macht, folglich musst du deine Weise selbst herausfinden, klar? Und jetzt sag bitte nicht, dass du das nicht verstehst!“ „Ich versteh das nicht“, schoss es aus Naruto sofort heraus und Sasukes Kopf schlug beinah auf dem Fliesenboden auf, so unfassbar fand er Narutos Moral. „Das sind doch nur Tipps. Tipps, nichts weiter!“, erklärte Naruto seinen Standpunkt, wonach Sasuke laut mit der Zunge schnalzen musste, um sein Missfallen zu signalisieren. „Du verstehst das wirklich nicht, oder? Wie dumm von mir, dich für klüger zu halten“, sinnierte Sasuke laut und spöttisch vor sich hin, wobei er einen bösen Blick seitens des Uzumaki erntete. Darauf achtete er jedoch herzlich wenig und hielt es für wesentlich wichtiger, Naruto endlich aufzuklären. „Dazu müsste ich erst wissen, WIE du es machst. Du müsstest mir dein bisheriges Können also zeigen, Dobe! Aber glaubst du im Ernst, ich lasse dich weniger als fünf Zentimeter an mich ran?“ „Wie, an dich ran?“, wollt Naruto naiverweise wissen. Sasuke, der so viel Dummheit auf einmal offensichtlich nicht vertrug, musste wieder genervt seufzen und sich zusammenreißen, nicht auszurasten. „Ganz einfach: Ich habe weder vor dich zu küssen, noch mit dir zu schlafen, damit ich rausbekomme, was du so für ‚Techniken‘ benutzt, okay? Hast du‘s jetzt kapiert?“ Ja, erst jetzt kam es bei Naruto an, der sofort nach dem Realisieren anfing, mit den Händen zu fuchteln und nicht zuletzt rot anzulaufen. „I-ich hab das doch nicht s-so gemeint… Ist doch klar, dass das nie passieren wird! Wir sind doch schließlich beide Kerle… Das geht also sowieso nicht!“, fing der Uzumaki an wild darauf los zu stottern. „I-ich meine… außerdem wäre es mir zu p-peinlich!“ Sasuke verfolgte Narutos Stotterei nur mit einem Ohr aufmerksam. Das andere befand sich nämlich auf der gegenüberliegenden Seite des Kopfes und bekam wesentlich weniger Gestotter ab. Naruto schien jedoch gar nicht mehr aufhören zu können. Er redete nun mehr zu sich selbst als zu seinem neben ihm sitzenden Kumpel. „A-also peinlich nicht vor dir… okay, ich meine doch, schon... aber a-aus einem a-anderen Grund… a-also nicht weil ich nen Kumpel küssen würde… das wär ja voll… voll okay… die Mädels machen das ja auch immer zur Übung und so… Also nicht deshalb… ähm… eher, na ja… weil… ähm… du küsst bestimmt voll gut… und also… dann würdest du ja wissen wie ich das mache… und… und ich mache es bestimmt viel s-schlechter als du… und so. Na ja… ähm… Dann denkst du von mir womöglich auch tatsächlich… ähm… dass ich ein Loser bin… und du wirst das mit der Freundschaft doch noch mal überdenken, oder so… Also… das wäre schrecklich und so… Ich trau mich das nicht, weißt du? A-aber das Küssen an sich würde mir… ähm… echt nicht viel ausmachen… das ist ja nur zu Zwecken der Lehre… wenn du verstehst…“ Und bla, bla, bla. Das Aufhören stand nicht einmal auf der Gästeliste. Mit jedem weiteren Satzteil konnte sich Sasuke immer weniger beherrschen, dem Uzumaki nicht sofort den Kiefer zu brechen. Der Uchiha senkte immer weiter seinen Kopf und seine Finger krallten sich zunehmend fester in den Ansatz seiner schwarzen Haare vorne an der Stirn. Auch das Knirschen mit den Zähnen fiel nicht aus. Im Gegenteil – Sasuke gab sogar ein leises Knurren von sich, als das Geschwafel Narutos ihm zu Kopfe stieg. Das war ja schlimmer als im Unterricht neben Ino zu sitzen, die einem die Ohren volllaberte! Naruto dagegen war ganz in seine gestotterten Worte vertieft. Es hörte sich an, als wäre bei ihm die Schallplatte an einigen Stellen ordentlich zerkratzt worden, sodass das Hörspiel, was darauf geschrieben war, ständig von einer auf eine ganz andere Stelle sprang. Roter Fanden war gestern! Und Sasuke war derjenige, der darunter zu leiden hatte, da besonders er kein großer Freund vom Labern war. „Na ja… und ähm… außerdem würdest du mich ja… also ähm… eh nie küssen, weil… also… du denkst ja sowieso-“ „ES REICHT!!“, platzte es aus Sasuke raus. Er sah inzwischen beinahe aus, als hätte er sich in ein steinernes Monstrum verwandelt. Sein ganzer Rücken war so angespannt, als trage er gerade ein fünf Tonnen Gewicht auf sich. Seine Hände, mit den Handflächen zu ihm gedreht, schienen links und rechts von ihm nach etwas Unsichtbarem in der Luft zu greifen. Und nicht zu vergessen, pochten mindestens 20 Zornesadern auf seinem Kopf. Blitzschnell und raubtierartig drehte er seinen Kopf zu Naruto, der ihn mit großen Augen anstarrte und nicht wusste, wie er die Situation besänftigen sollte. „S-sorry…“, piepste er und schaute schnell von Sasuke weg. Allerdings nicht mehr lange, denn das Raubtier von Sasuke schnappte sich wieder das Kinn des Uzumaki, wirbelte somit den ganzen Kopf wieder zurück in seine Richtung und verschlang, oder besser gesagt verwickelte Narutos Lippen in einen atemberaubenden Kuss. Atemberaubend nicht etwa weil es so wunderbar war (was ja eh keiner von beiden je zugeben würde, selbst, wenn es dem möglicherweise so wäre), sondern viel eher, weil Sasuke dem Uzumaki keine Chance gelassen hatte vorher noch einmal Luft zu holen. Das Ganze sah außerdem in etwa so aus: Naruto nach hinten gelehnt und sich gerade noch so mit den Händen abstützend, um von der Verblüffung nicht gänzlich auf den Boden zu knallen; und Sasuke dem Blondschopf auf die Pelle rückend, beinahe schon auf ihn drauf gelehnt und des Anderen Kinn fest mit der rechten Hand haltend, sodass die Haut an den Stellen leicht verzerrt wurde. Mit der linken Hand stützte sich Sasuke letzten Endes dann noch am Boden neben seinem Kumpel ab, um Sein Gewicht nicht ganz auf Naruto zu verlagern. Kaum zu glauben, dass die beiden bei dieser ganzen Aktion noch problemlos die Augen schließen konnten, wobei man anmerken müsste, dass Naruto vorerst doch noch ganz schöne Probleme damit hatte. Immerhin war er erst einmal absolut geschockt. Der Versuch, irgendetwas zu sagen ging den Bach runter. Sasuke hatte Narutos Lippen derart unter Kontrolle, dass es Einem richtige Angst bereiten konnte. Er, der seinerseits nun ganz vertieft in den Kuss war, hatte etwas anderes geplant. Gerade deshalb war er ja auch so konzentriert. Als sich Naruto nach und nach entspannte und ganz gelassen den Kuss erwidern konnte, löste Sasuke seine Hand von Narutos Kinn, um diese sofort auf die Wange des Uzumaki zu legen. Baka zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er hatte nämlich bereits etwas ganz seltsames bemerkt und überprüfte es gerade wortwörtlich mit seiner Zunge. Und zwar war das nicht etwa irgendeine seltsam vorkommende Form innerhalb Sasukes Mund, nein – viel eher die Art, WIE der Schwarzhaarige es machte. Es beschäftigte Naruto so sehr, dass er vergaß, dass das, was hier und jetzt geschah absolut unnormal war. Die Zeit verstrich interessanterweise eher langsam. Aus einer halben Minute wurde eine ganze und aus einer Ganzen wurden ganze zwei, wonach der Kuss allerdings stoppte. Ganz unerwartet, ganz ruckartig. Sasuke hatte sich von dem Blondschopf weggestemmt, weggedreht und atmete stoßweise ein und aus, um seine Aufregung zu verarbeiten. Naruto dagegen machte seine Augen ganz langsam auf und betrachtete den Uchiha, welcher vollkommen außer sich war, als sei er gerade Achterbahn gefahren. Wahrscheinlich dachte er darüber nach, wie bereuenswert diese Aktion gerade war. „E-etwas weniger Spucke wäre cool…“, meinte Sasuke dann beim nächsten Ausatmen und blinzelte kurz, um seine Augen wieder ganz gewöhnlich auf etwas fixieren zu können, während er seinen Mund mit dem Handrücken abwischte. „Schwindelerregend…“, fügte er hinzu… „Schwindelerregend?“, hinterfragte Naruto, der von Sasukes Getue ganz amüsiert war und über das ganze Gesicht grinste. „Schwindelerregend“, wiederholte der Gefragte. „Äh… ja… Und? Was sagst du? Wie… bin ich so? “, hakte Naruto dann nach, wobei er darauf verzichtet hatte der Tatsache auf den Grund zu gehen ob ‚schwindelerregend‘ nun gut, oder schlecht war. „Also… Das… Ich…Es“, versuchte sich Sasuke an sämtlichen Satzanfängen. „Ehrlich gesagt… ich weiß nicht, was du hast!“ „Puuh, ich dachte, du sagst gerade ‚du weißt es nicht‘.“ „Nein, Mann. Ich sage, ich weiß nicht, was du hast – du bist doch… ganz gut soweit“, presste Sasuke schon beinah aus sich heraus. Die Worte wollten einfach in seinem Munde bleiben und nicht herauskommen. Sie hatten sich an allem fest gehalten, was sie in Sasukes Mundhöhle gefunden hatten, aber ihre Griffelchen waren wohl zu schwach, sodass Sasuke sie doch noch in einer ordentlichen Meinung über Narutos Kussweise heraussprechen konnte. „Echt? Hey komm – ich kann Kritik schon vertragen, Sasuke!“ „Wie ich bereits sagte… und bitte… BITTE, lass es mich nicht wiederholen!“, flehte Sasuke schon fast. „Ein bisschen weniger Spucke – das ist das Einzige, was ich zu kritisieren habe…“ „Im Ernst?“ „Ja doch!“ „Wieeerkliiich?!“ „Jaha!“ „Ganz doll, sicher, hyper, mega ernst?“ „Darauf antworte ich jetzt nicht“, vernahm der überaus glückliche Naruto von seinem Kumpel, der wieder er selbst war und nur ein Schmunzeln für Narutos Fragerei übrig hatte. „Hey – willst du nicht wissen, wie ich es fand?“, stichelte Naruto dann schelmisch und piekte Sasuke in die Seite. „Nein, will ich nicht“, antwortete der Schwarzhaarige wohlwissend, dass Naruto sich einen Dreck um die negative Antwort scheren und seine Meinung einfach lauthals verkünden würde, was im Folgenden natürlich auch geschah. „Deine Kussart erinnert mich an eine andere. Aber ich bin noch nicht ganz darauf gekommen, an wessen…“, sagte Naruto mit einem nachdenklichen Blick. Sasuke blinzelte ein paar Mal verwundert. Dass Naruto es doch tatsächlich gemerkt hatte, konnte er vorerst noch nicht ganz glauben. Natürlich war das ja theoretisch gesehen Sasukes Plan, während er nebenbei versucht hatte, Narutos Kussweise zu analysieren. Aber nun spitzte er die Ohren. War Narutos Kopf heute doch nicht mit Stroh ausgestopft? „Ehrlich, ich komm irgendwie nicht drauf…“, wiederholte Naruto und machte eine nachdenkliche Grimasse, während sein Blick ins Nichts die Decke inspizierte und sein Zeigefinger leicht an seiner Wange kratzte. „Jetzt tu mal nicht so, als hättest du dich schon durch die halbe Welt geknutscht“, schnaubte Sasuke gespielt verächtlich. „Und wenn schon! Ich komm eben nicht drauf, okay?“ „Wie wäre es mal damit: du benutzt zur Abwechslung mal deinen Kopf.“ „Da ist jemand aber ziemlich scharf darauf, zu erfahren, wem seine Kussart ähnelt!“ „Stell dir vor, Dobe.“ „Dann sei doch mal still und lass mich nachdenken!“ Sasuke fuhr sich während Narutos Denkprozesses durchs Haar und schaute sich um. Dann hörte er das Geräusch einer Faust, die auf einer Handfläche aufkam und drehte sich wieder zu seinem Kumpel, von wo das typische Geräusch gekommen war. „Ich hab’s!“, sagte der Blondschopf. „Und?“ „Sakura!“ Sasuke versuchte überrascht zu tun. In Wirklichkeit war er stolz darauf, Sakuras Kussweise so gut imitiert zu haben. Damit wollte er eigentlich bezwecken, dass Naruto sich dadurch mehr entspannte, was scheinbar auch sehr gut funktioniert zu haben schien. „Oh nee, ey! Gerade die muss es sein…“, gab er das alles tarnende Kommentar ab. „Was?! Du solltest dich geehrt fühlen, Teme! Sakura küsst toll, okay? Und überhaupt – sie IST toll!“ „Ja, ja“, entgegnete Sasuke, Augen verdrehend und mit einem gelangweilten Ton. Naruto reagierte speziell darauf jedoch nicht mehr. „Aber weißt du wahas?“, sagte er dann enthusiastisch. Sein Sitznachbar hörte ihm wieder nur mit dem linken Ohr zu, denn er hatte seinen Blick wieder von Naruto abgewandt. „Ich hab eine super Übungsidee für mich!“, verkündete er hoch erfreut. Gerade wollte Sasuke nachfragen, was es denn für eine Idee wäre, da erlebte er bereits schon deren direkte Umsetzung in die Tat. Diesmal wurde sein Kopf am Kinn herum gedreht und diesmal waren es die Lippen des Uzumaki, die sich auf die von Sasuke legten… Besagter weitete schlagartig die Augen von dem plötzlichen Wendepunkt. Das war etwas, was er nicht erwartet hatte, obwohl er das praktisch provoziert haben musste. Es blieb ihm daher nichts anderes übrig, als es geschehen zu lassen. Um dies besser tun zu können, schloss er die Augen und versuchte aus seinem Kopf die Tatsache zu bekommen, dass es Naruto war, von dem er da gerade geküsst wurde(!). Dieser vertiefte sich ebenfalls ernsthaft in den Kuss, den Sasuke ihm einfach mal zur Übung gönnte. Naruto versuchte sich vorzustellen, Sakura säße vor ihm und er beglücke sie mit seinen Fähigkeiten, aber er musste erstaunt feststellen, dass diesmal alles anders war… Sasuke vermochte diesmal ganz anders zu küssen, als beim ersten Mal. Irgendwie besser, sinnlicher, aber eben anders – nicht mehr wie Sakura. Diese Art zu küssen passte charakterlich viel besser zu Sasuke, nein - sie passte wir angegossen! Naruto fand unbewusst Gefallen daran. Er, seinerseits, versuchte das Beste aus sich heraus zu holen, achtete diesmal auf Sasukes Tipp, gab sich Mühe. Aber je mehr Sekunden verflogen, desto einfacher fiel ihm das. Es war nun viel eher eine Sache des Behagens, als eine Sache der Übung – es war plötzlich ganz simpel, kam von alleine, geschah hier und jetzt ungezwungen, passierte einfach. Unerträglich angenehm, ja – das war es. Eine seltsame Spannung lag in der Luft. Keine aggressive Spannung, keine, feindliche, sondern viel eher eine, Art Anziehungskraft… Es endete diesmal gemächlich, als hätten die Teilnehmer beide den richtigen Moment gespürt. Der Kuss wurde immer langsamer und schließlich zogen sich die Zungen zurück. Nur noch einige Lippenbewegungen wurden vollbracht, dann begannen sich auch die Münder voneinander zu entfernen. Die Augen öffneten sich ohne jegliche Eile, sahen leicht verschlafen, wenn nicht geradezu verträumt auf beiden Fronten aus. Schließlich trafen sich die Blicke. Ruhe schwirrte zwischen den beiden Gesichtern hin und her, keines von ihnen zeigte Züge der Aufregung, oder Ekel, keiner hatte es besonders eilig, sich von dem anderen zu entfernen. Irgendwie bestand sogar das scheue Bedürfnis, sich einfach weiter zu küssen… Naruto war der erste, der wieder bewusst zu denken begann. Seine Wangen färbten sich langsam rot, aber er konnte sich aus irgendeinem Grund nicht bewegen. Als hielt ihn Sasukes Nähe gefangen. Der Uchiha musterte Narutos Gesicht mit einigen flüchtigen Blickwanderungen, ohne seine Sitzposition, in der er während des Kusses verharrte, zu verändern. der Blick überflog Narutos Gesicht von oben nach unten und schweifte dann ab, als Sasuke seinen Kopf langsam aber bestimmt von Narutos Gesicht wieder nach vorne weg drehte. Er räusperte sich taktvoll. Der Uzumaki war jedoch immer noch erstarrt. Er sah mit erröteten Wangen auf das Profil seines besten Freundes und wusste nicht, wie er aus diesem schrecklichen Zustand wieder heraus irren sollte. „Sprachlos?“, fragte Sasuke Naruto, ohne ihn anzuschauen. „W-was soll ich denn… sagen?“, murmelte Naruto atemlos. „Ich weiß nicht… du bist doch sonst so gesprächig.“ „Sasuke du-“ Er unterbrach seinen angefangenen Satz, als Angesprochener zu ihm aufsah. Er musste unwillkürlich die Lippen des Uchihas anvisieren. „Du… hast diesmal-“ „Ich lege Wert auf Abwechslung…“, unterbrach ihn diesmal Sasuke, der sofort verstanden hatte, was Naruto sagen wollte. Wahnsinn, diese Lippen hatten ihn gerade geküsst, schoss es dem Blonden durch den Kopf, als er Sasukes Worten lauschte. Er beobachtete die immer noch anwesende Feuchtigkeit auf Sasukes Mund von dem Kuss. „Abwechslung…“, wiederholte Naruto wie ein Hypnotisierter. „Ich wollte doch eigentlich-“ „Mich als Übungsobjekt für Sakura benutzen, ich weiß“, beendete Sasuke den Satz. „Warum hast du dann-“ „Ich mag es nicht, wenn man mich mit jemandem vergleicht.“ „Es war doch nur-„ „Eine Feststellung? Ich küsse verschieden, okay? Kommt eben auch auf den Partner an. Mit der Zeit findet man eben den geeigneten Rhythmus heraus, daher verändert sich das eben… würde ich sagen.“ Naruto konnte dem Gesagten nicht mehr ganz folgen. Er versuchte sich zwar dazu zu zwingen, aber sein Verstand war irgendwie nur zu einem kleinen Teil anwesend. Und dieser Teil läutete bereits die Allarmglocken. Sasuke hatte sich selbst widersprochen, dass er Naruto nie küssen würde – wiedersprach er sich dann auch im zweiten Punkt?! „A-aber du w-wirst mit mir jetzt doch nicht-“, fragte der Uzumaki vorsichtig und sehr leise. Sasuke protestierte sofort: „NEIN! Natürlich nicht! Ich habe nicht vor, dich zu ficken, du Volltrottel“, stieß er aus. „Hoffentlich hab ich dich jetzt genug abgeschreckt, damit du nicht weiter um Rat bettelst“, fügte er dann hinzu, um das Ganze graziös mit einer teilweise gelogenen Ausrede abzurunden. „Ich hab nicht gebettelt! Du hast doch selber-“, fing Naruto wieder einen Satz an, sprach ihn aber nicht zu Ende, weil Sasuke ihn abermals unterbrach. „Ja, ja, ja. Nach diesen mitleiderregenden Nötigungen hätte dich sogar ein Zombie geküsst. Wenn du nicht willst, dass sowas nochmal passiert, dann solltest du weniger jammern, klar?“ Naruto nickte heftig, um Missverständnisse zu vermeiden. Dann ließ seine Starre auch schon wieder nach. Er strich sich sogar schnell mit der Hand über den Mund, als Sasuke nicht hin sah. Naruto war sogar bereit, nicht näher darauf einzugehen, dass es ihn kaum abgeschreckt hat, sondern, wie man an dem zweiten Kuss deutlich sah, viel eher zur Übung motiviert hatte. Er konnte ja auch nicht ahnen, dass Sasuke Sakuras Kussweise nur imitierte. Aber er konnte auch genauso wenig geahnt haben, dass ihm Sasukes eigene Kussweise sogar mehr gefallen würde, als die der Haruno. Natürlich stand die Erinnerung daran jedoch vollkommen außer Frage, daher war das Einzige, worüber Naruto jetzt dachte, die Tatsache, dass er solche Provokationen ab sofort besser vermeiden sollte. Trotzdem freute es ihn, dass er nun seine Übung bekommen hatte, weshalb sich wieder sein fröhliches Grinsen zeigte. „Boah, Mann – du knutschst ja richtig gut, dafür, dass du mit einem Mann geknutscht hast!“ Er klopfte, was eher ans Schlagen erinnerte, Sasuke auf die Schulter und lachte drauf los. „Bist du vielleicht schwul?“, scherzte Naruto weiter. „Ich möchte dezent anmerken, noch keinen Mann geknutscht zu haben“, entgegnete Sasuke mit einem giftigen Schmunzeln. „Maaahaaan! Wie oft willst du darauf noch rumhaken?!“, fragte Naruto entrüstet. „Na ja, solange du noch Jungfrau bist.“ „Pah, Idiot!“ Gespielt schmollend drehte sich Naruto von Sasuke weg und verschränkte die Arme vor der Brust. Das dauerte aber nicht lange, weil der Uzumaki nämlich keine Lust hatte, hier auf dem Männerklo noch weiter abzuhängen. „Hey… Teme… lass uns von hier verschwinden. Die Party hatte ihren Höhepunkt bereits und ich will eigentlich nicht unbedingt weiter machen…“, murmelte er in der Hoffnung, dass Sasuke zustimmen würde. „Ja… ich habe auch genug hiervon“, willigte der Angesprochene ein und stand auch schon gleich von seinem Platz auf, was auf dem Gesicht Narutos einen positiv überraschten Ausdruck zauberte. Auf den Fluren herrschte wirres Chaos. Man konnte sich an den dort rum lungernden, bizarren Gestalten kaum ungestolpert vorbei schleichen. Trotzdem fand Sasuke einen mehr oder minder sicheren Weg durch die Masse. Wie wollte Kabuto die ganze Unordnung hier eigentlich wieder weg räumen? Dieses Gebäude war ja keineswegs sein Eigentum, sondern eben eine Schule, die während der Ferien eigentlich geschlossen war. Nur durch Bekannte hatte Kabuto eben die Erlaubnis bekommen, hier eine Party zu feiern und das ohne Aufsicht von irgendwelchen Hausmeistern. Anscheinend hatte der Junge mit dem ascheblonden Haar so seine eigenen Tricks auf Lager. Sicherlich hatte er schon fürs Aufräumen gesorgt, weshalb Sasuke auch nicht weiter darüber nachdachte. Einige Minuten später hatten die beiden Freunde auch schon den Weg aus dem Gebäude hinter sich und befanden sich auf der leeren Straße. Große Schneeflocken schwebten geräuschlos vom dunklen Himmel herab und verfingen sich in Narutos Löwenzahnmähne. Wortlos schlenderten die beiden Jungs die Straße entlang nebeneinander her. Irgendwie genossen sie die Stille, die wie auf Samtpfoten zwischen ihnen tapste. Ab und zu fuhr ein Auto vorbei und die schneebedeckte Landschaft erstrahlte kurzfristig im leicht gelblichen Licht, aber weder Sasuke noch Naruto ließen sich dadurch von der Stille ablenken. Erst als ungefähr zehn Minuten vergangen waren, bat Naruto durch ein leises Räuspern um Sasukes Aufmerksamkeit. „Danke…“, murmelte er verlegen und grub seine Hände tief in die Taschen seiner großen orangenen Jacke. „hm?“, machte Sasuke fragend. „Ich meine… Danke dafür, dass du für mich da bist… Und danke, dass dir die Freundschaft doch noch wichtig ist…“, erläuterte Naruto stockend. Es fiel ihm schwer, so offen etwas zu zugeben, was eigentlich absolut offensichtlich war. Es war ihm beinah peinlich. „Ehrlich gesagt… ich weiß nicht so recht… was ich ohne dich machen würde. Gäbe es diese Freundschaft nicht, würde sie mir unendlich fehlen… Sasuke… bitte...“ stammelte Naruto, blieb dann entschlossen stehen und setzte ernst fort: „Bitte, sag nie wieder, dass dir die Freundschaft egal ist… okay? Diese Abhängigkeit… die hattest doch nicht nur du…!“ Sasuke war einige Schritte weiter gegangen, ohne seinen Kumpel anzusehen. Dann drehte er sich allerdings um und auf seinem Gesicht erschien sein wärmstes Lächeln. Nur sehr selten konnte man es sehen. So selten, dass man es schon zu Legenden zählen konnte. Aber in diesem Lächeln verbarg sich auch eine große und schwere Traurigkeit. Sasuke bereute es, nicht so offen zu Naruto sein zu können, wie er es gerne hätte. Er wusste, dass er etwas Falsches und nicht wieder gut zu Machendes getan hatte und, dass die Tage dieser Freundschaft schon gezählt waren. „Hey…“, sagte Sasuke und breitete seine Arme an seinen Seiten aus, „auch ein Sasuke Uchiha macht Fehler!“ Nun musste auch Naruto herzlich lächeln. In einigen Schritten überquerte er die Distanz zu Sasuke und ging fröhlich grinsend an ihm vorbei. „Und seit wann gibt ein Sasuke Uchiha sowas zu?“, fragte er neckisch. „Seit er nicht mehr an Nekotinentzug leiden will“, erwiderte Sasuke Teilnahmslosigkeit vorspielend, überholte Naruto und bog zu einem Spätkaufladen ein, wo er sich zufrieden eine Packung Zigaretten zulegte. Warum, sich quälen, wenn man doch die verbliebene Zeit genießen konnte? Als er den Laden wieder verließ, begrüßte ihn Naruto mit einer wundervollen, weichen, wuscheligen und eiskalten Ladung Schnee… tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)