Oyasumi von DoctorMcCoy (One-Shot-Sammlung zu Licht und Finsternis) ================================================================================ Kapitel 1: Gute Nacht --------------------- Der Wind fegte durch die enge Gasse. Es war stockdunkel, nur eine einsame Laterne spendete ein schwaches Licht. Musik dröhnte aus dem Club, doch der Ton war dumpf und leise, so dass man kaum etwas verstand. Die Tür öffnete sich und eine junge Frau ein junger Mann traten heraus. Die Musik wurde direkt lauter und das grelle Licht erhellte die ganze Gasse, was die Laterne alleine nicht schaffte. Doch kaum fiel die Tür mit einem lauten Knall hinter ihnen zu, da war es so dunkel und leise wie zuvor. Nur das herzhafte Lachen der jungen Frau ließ einen vergessen, was das für ein düsterer und bedrohlicher Ort war. Jedoch auch nur für ein paar Sekunden, denn es schien fast so, als wolle der Ort selber ihre Heiterkeit vertreiben. Auch wenn sie es selbst nicht bemerkte, so konnte man als Außenstehender genau erkennen, wie die Finsternis sie immer mehr umhüllte. „Also, was machen wir denn jetzt?“, fragte die Frau mit einer kindlich neugierigen Stimme. Dabei drehte sie sich zu dem Angesprochenen um und ließ ihr Haar herum wehen. Man konnte nicht übersehen, dass die Frau etwas von dem gut aussehenden Mann wollte. Der Mann ging scheinbar desinteressiert neben ihr her, doch im Innern zittere sein ganzer Körper vor Neugier. Er brannte darauf zu erfahren, wie der Abend weitergehen würde. „Du wolltest doch unbedingt aus dem Club raus. Also schlag du etwas vor“, entgegnete Seth. „Ich mache so etwas nicht so oft. Ich habe keine große Erfahrung.“ Diese Aussage schien Celine gar nicht zu stören. Im Gegenteil, es stimmte sie noch euphorischer auf das Bevorstehende. Sie liebte es, sich mit unwissenden Männer zu beschäftigen. Deshalb hatte sie sich auch für Seth entschieden gehabt, der so einsam am Tresen gesessen und nur ganz schüchtern mit ihr ein Gespräch begonnen hatte. Auf seine Frage hin blieb sie stehen, genau unter der Laterne. Sie schaute ihm verführerisch in die Augen und meinte mit einer sehr hohen Stimme: „Wie wäre es denn, wenn wir uns etwas besser kennen lernen würden?“ Sie kam ihm Schritt für Schritt näher und Seth wich Schritt für Schritt zurück. Schließlich stieß er mit dem Rücken an die Wand. Er wollte seitlich ausweichen, doch sie versperrte ihm jedweden Fluchtweg. Ein triumphierendes Lächeln spielte sich um ihre Lippen. „Hab doch keine Angst, Ich will dir nichts tun...“ Jeder normale Mensch hätte jetzt nur noch mehr Panik bekommen. So einen beruhigenden Satz mit einem fast schon teuflischen Lächeln auszusprechen. Doch anstatt sich zu verkrampfen, wurde Seth nur gelassener. Sein Körper wurde lockerer und auch er setzte ein kleines schüchternes Lächeln auf. „Ich habe keine Angst“, kam es noch ganz leise von Seth, bevor Celine ihre Lippen auf seine presste. Seth war sehr zurückhaltend, doch Celine wurde immer fordernder. Es verlangte ihr nach mehr und es dauerte auch nicht lange, bis sie Seth mit ihren Verlangen angesteckt hatte. Dieser drückte sich nun von der Wand weg, drehte sich um und drückte nun Celine gegen die Wand. Das alles ging vonstatten ohne sich einmal von Celine zu lösen. Seht nagelte ihr Hände über ihr an der Wand fest und überhäufte sie weiterhin mit Küssen. Erst küsste er nur ihren Mund, doch dann wanderte er langsam den Hals hinab bis hinunter zur Brust. Doch da hielt er plötzlich inne und hörte auf. Er hob seinen Kopf und schaute ihr tief in die Augen. Celine fand das sehr merkwürdig. Er sah plötzlich so selbstbewusst und sicher aus. Eigentlich brauchten ihre Opfer meist etwas Zeit, um richtig aufzutauen. Doch der heutige Kandidat war anders. Trotzdem verstand sie nicht, warum er so plötzlich aufgehört hatte und fragte deshalb nach. „Ich wollte nur sicher gehen, ob du es wirklich willst? Dass, was wir jetzt vorhaben?“ Er hatte ein breites Lächeln aufgesetzt und sah damit richtig charmant aus. Celine musste sich selbst loben. Wenn Männer so schüchtern und unsicher waren, versteckten sie sich meist und es war schwer zu merken, ob sie auch wirklich süß waren. Doch Celine hatte ein Händchen dafür, immer die richtigen auszusuchen. „Ja, natürlich“, antwortete Celine. Sie fand die Frage etwas eigenartig, da sie wusste, dass man ihr das doch ansehen musste und dass ihre Taten schon längst dafür gesprochen hatten. Doch sie wollte sich auch nicht weiter damit beschäftigen, sondern endlich dort weitermachen, wo sie aufgehört hatten. „Dann ist ja gut.“ Seth' Lächeln wurde noch breiter, sodass man jetzt seine Zähne sehen konnte er trat einen Schritt zurück, doch schaute ihr immer noch in die Augen. Und Celine hatte plötzlich das Gefühl, dass Seth sich verändern würde. Besonders seine Augen. Eben konnte sie sich noch darin sehen und nun wurden sie dunkler und viel weiter. Es kam ihr so vor als ob sie in einen tiefen, schwarzen Abgrund blicken würde, in eine unendliche Leere. Und trotzdem fand Celine diese Augen unendlich anziehend. Sie konnte kaum den Blick davon abwenden. Doch die Augen waren nicht das einzige, was sich veränderte. Celine kam es so vor, als ob seine Eckzähne länger werden würden. Doch bevor sie sich richtig Gedanken darüber machen konnte, was sie gerade gesehen hatte, ergriff Seth wieder das Wort. Nun war seine Stimme auch anders. Celine konnte nicht sagen, wie sich sich verändert hatte, nur dass ihr dabei ein Schauer über den Rücken lief. „Dann ist ja gut“, wiederholte er seine Worte und diesmal wusste Celine, dass diese Worte für Seth eine ganz andere Bedeutung hatten. „Ich töte nämlich niemanden, der es nicht auch will.“ Celines Augen weiteten sich, was Seth nur noch freudiger stimmte. Seine Augen strahlten und er sah nun aus wie ein kleines Kind, dass sich auf Weihnachten freute. Angst. Lähmende Angst. Das war das einzige, was Celine in diesem Augenblick empfand. Panische Angst. Sie wollte weglaufen, doch ihre Beine gehorchten ihr nicht mehr. Sie wollten sich einfach nicht bewegen, egal wie sehr sich Celine dies auch wünschte. Es war so, als ob unsichtbare Fesseln sie davon abhielten. „Lauf!“, flüsterte Seth ihr ins Ohr. Diese Worte wirkten wie ein Wunder, denn plötzlich konnte Celine ihre Beine wieder spüren. Sie kam stolpernd in Bewegung und rannte in die Dunkelheit der Gasse. Sie wollte nur noch weg von diesem Kerl. Seth hatte sich extra so hingestellt, dass Celine nicht zur Straße laufen konnte. Jetzt schaute er ihr hinterher. Wie sie in der Dunkelheit verschwand, in seinem Element. „Denn so macht es viel mehr Spaß.“, sagte er zu sich selbst. Mit einem letzten Lächeln auf dem Gesicht, verschwand auch er in die Dunkelheit. Seth wanderte durch die Reihe von Mülltonnen, die sich in der hinteren Ecke der Gasse geradezu stapelten. Es war eine Sackgasse, sodass sich Celine bestimmt zwischen den Mülltonnen versteckte. Sie hockte wahrscheinlich da und zitterte am ganzen Leib. Sie hoffte vielleicht sogar noch auf Rettung. Solche Narren gab es überall. Doch es konnte auch sein, dass sie eine dieser Realisten war und schon ganz genau wusste, dass sie nicht die geringste Chance hatte. Seth war es eigentlich egal, welchem Typen Celine nun angehörte. Angst hatte sie auf jeden Fall und das war das einzige, was zählte. Denn ihre Angst lag in der Luft und Seth konnte sie riechen, was ihn noch mehr beflügelte. Andere Vampire fanden es lästig, wenn sich das Opfer zu sehr sträubte. Seth hingegen liebte es. Und besonders liebte er es, mit seinem Essen zu spielen. „Celine!“, rief er in die Dunkelheit herein. Es kam keine Antwort, doch das hätte er auch nicht erwartet. „Wo bist du denn?“ Seth wusste ganz genau, wo Celine sich befand. Anscheinend hatte sie sich irgendwo geschnitten, denn der Geruch ihres Blutes lag in der Luft. Er konnte riechen, hinter welcher Mülltonne sie sich verkrochen hatte, doch so machte es viel mehr Spaß. So bekam sie noch mehr Angst und das war wichtig für Seth. Denn kurz bevor er seinen Durst stillte, blickte er immer seinem Opfer in die Augen. Und je mehr Panik und Angst darin lag, desto besser schmeckte es nachher. „Wir hatten doch eben noch so viel Spaß und dann läufst du einfach weg.“, säuselte er vor sich hin. Ihm gefiel es jedes Mal eine Show abzuziehen, doch langsam merkte er, wie der Durst die Überhand gewann. Es verlangte ihm nach Blut. Er konnte also nicht mehr länger mit ihr spielen, auch wenn er es noch gerne getan hätte. Er wandte sich nach rechts und verschwand zwischen den Mülltonnen. Und er hatte Recht. Celine saß wirklich zusammen gekauert auf den Boden und ihr ganzer Körper zitterte. Als sie Seth sah, entwich ihr ein spitzer Schrei. Sie schaute sich hektisch um, doch sie konnte keinen Fluchtweg erkennen. Sie saß in der Falle. Seth war im Gegensatz zu Celine ganz ruhig. Er bückte sich zu ihr, nahm ihren Arm und zog sie hoch auf die Beine. „Du hättest einfach nur nein sagen müssen.“ Er drückte sie gegen die Wand und betrachtete sie von oben bis unten. Sie war schön. Ihr Körperbau war beinahe perfekt. Doch Seth‘ Blick blieb auf ihren Hals haften. Er konnte sehen, wie ihre Halsschlagader pulsierte und mit jedem Schlag wurde das Verlangen nach Blut größer. Er schaute ihr noch einmal in die Augen, so wie er es immer tat. Angst, Panik und das Gewissen, dass man gleich sterben wird, lag darin. Seth liebte diesen Ausdruck einfach. Er konnte sich fast schon in den Augen verlieren, wäre da nicht dieses unbändige Verlangen, was immer stärker wurde. „Du brauchst keine Angst zu haben. Es wird nicht wehtun.“, flüsterte er ihr noch ins Ohr, bevor ihr zu ihrem Hals wanderte. Erst leckte er einmal. Schon jetzt hatte er den süßlichen Geschmack von ihrem Blut im Mund. Doch die Vorstellung stillte nicht seinen Durst. So stieß er seine Zähne langsam in das Fleisch von Celine. Sie stöhnte leise auf, doch dann war sie still. Er musste sich nicht sonderlich dafür anstrengen. Das Fleisch war zart und schon spürte er, wie das warme Blut in seinen Mund floss. Erst trank er langsam, genoss den Geschmack. Doch dann trank er immer schneller, denn er spürte, wie hungrig er war. Der Körper von Celine wurde mit jedem Zug kälter und Seth spürte, wie langsam das Leben aus ihr wich. Nicht mehr lange, dann war Celine nicht mehr als ein lebloser Körper. Kurz bevor dies eintrat, hörte er auf. Celines Augen waren nur noch halb offen und wahrscheinlich nahm sie kaum noch etwas wahr. Doch Seth tat es jedes mal so. Er wollte sich noch von seinem Opfer verabschieden. Er nahm sie also und legte sie behutsam auf den Boden. Er betrachtete noch ein letztes Mal und schloss dann ihre Augen. „Gute Nacht, Celine. Wir sehen uns in der Hölle.“ Kapitel 2: Satz 13 - Der Neue ----------------------------- Der Neue Sie mochte keine medizinische Ausbildung haben, doch sie hatte ihre Hypothese durch Beobachtung und das Sammeln empirischer Beweise entwickelt und war auf diesem Weg zu einem zwar unglaublichen, aber dennoch möglichen Schluss gelangt. Sie hatte ihn bisher zwar erst zweimal gesehen, doch für sie war es eindeutig. Ihre Hypothese konnte nicht falsch sein und das verwirrte sie nur noch mehr. Wie kam der Meister darauf, so einen in ihren Clan aufzunehmen? Sie hatte kurz überlegt mit den Zwillingen über den Neuling zu reden, doch das hatte sie sofort wieder verworfen. Die hätten nur irgendwelche kryptischen Sätze von sich gegeben, die Victoria so oder so nicht verstanden hätte. Mit Kryl oder Rak'shir zu reden, wäre auch komplette Zeitverschwendung gewesen. Der Hüne und der Melancholische hatten den Neuling natürlich direkt ins Herz geschlossen. Aber was konnte man auch anderes von Männern erwarten? Weil Victoria es einfach nicht verstand und es ihr auch keine Ruhe ließ, beschloss sie persönlich mit dem Meister über dieses Problem zu sprechen. So bat sie um eine Audienz. Es war immer die gleiche Prozedur, wenn sie ihren Meister sprechen wollte. Sie musste sich davor anmelden und die Erlaubnis des Meisters abwarten. Obwohl Victoria eigentlich immer willkommen war. Doch diese Regel galt für Alle, auch für den persönlichen Lieblings des Meisters. Victoria war es gleich, dieses Spiel mitzumachen, solange alle wussten, dass sie in der Rangliste direkt nach dem Meister kam. Und das wussten natürlich alle, Victoria sorgte oft genug dafür, die anderen Vampire daran zu erinnern. Sie trat in den großen Saal, wo der Meister sich immer aufhielt. Man konnte fast meinen, dass er sich nie bewegte, denn es sah jedes Mal, wenn sie den Raum betrat, gleich aus. Der Meister saß wie üblich auf seinem großen Sessel und musterte Victoria. Rechts und links zu seinen Beinen hockten die Zwillinge. Victoria spürte auch deren Blick auf sich ruhen, was sie jedes Mal als sehr unangenehm empfand. Sie wusste nämlich immer noch nicht, wozu die Zwillinge alles fähig waren. Wenn der Meister sie die ganze Zeit über an seiner Seite duldete, mussten sie erstaunliche Kräfte haben. Victoria riss sich jedoch zusammen und konzentrierte sich auf den Grund, weshalb sie hergekommen war. Sie verbeugte sich einmal kurz vor ihrem Meister und fing dann an, ihr Problem zu schildern: „Meister, ich muss dringend mit ihnen sprechen.“ Ihr Meister sah sie nur aus seinen uralten Augen an. Er sagte nichts und zeigte auch keine einzige Regung. Victoria wusste jedoch, dass sie seine Aufmerksamkeit hatte. „Es geht um den Neuen, den sie einfach in den Clan aufgenommen haben. Ich bin mir nicht so sicher, ob er wirklich zu uns passt.“ Sie machte eine kurze Pause, um ihren Meister die Zeit zu geben, das Gesagte aufzunehmen. Er brauchte immer etwas länger, da er schon sehr alt war. „Kryl war auch bereits hier, um mit mir über dieses Thema zu sprechen.“ Seine Stimme war leise und rau. Trotzdem wirkte sie angsteinflößend für jeden normalen Menschen. Bei Vampiren erzeugte sie nur Respekt vor einem so hohen Alter. „Ehrlich?“ Victoria war wirklich erstaunt. Normalerweise begab sich Kryl nie zum Meister. Nur in ganz besonderen Notfällen. „Er schien mir keine Bedenken zu haben. Wie sagte er so schön: Er ist zwar ein bisschen klein und mager, aber wirklich ein Supertyp oder wie man das heutzutage sagt.“ Das klang eindeutig nach Kryl. Aber Kryl war auch niemand, der oft skeptisch oder misstrauisch war. Niemand in diesem Clan war von dieser Sorte. Deshalb musste Victoria diesen Clan beschützen, in dem sie ihn vor Gefahren bewahrte, die die Anderen nicht sahen. „Meister, ich weiß, es steht mir nicht zu, dass zu sagen, aber ich glaube, eure Einschätzung des Neuen ist falsch. Er führt irgend etwas im Schilde, da bin ich mir hundertprozentig sicher.“ „Nana, mein Kind. Komm zu mir her.“ Er streckte seine Hand aus. Victoria ging vorsichtig näher, ergriff zögernd seine Hand und ließ sich zu seinen Füßen nieder. Ihr Meister streichelte ihr zärtlich über ihre roten Haare. „Ich glaube, ich weiß, was dein Problem ist. Dir gefällt der Gedanke nicht, dass ich ihn mag. Du bist eifersüchtig.“ „Nein, das stimmt nicht.“ Entsetzt riss sie ihren Kopf hoch und sah ihren Meister an. Die beiden Zwillinge rechts und links neben ihr, fingen synchron an zu kichern. „Sie lügt, Meister“, sagte die Eine. „Wir können es fühlen“, sagte die Andere. Empört und beschämt über diese Aussage, stand sie wütend auf. „Victoria“, kam es leise und ruhig von ihrem Meister. Victoria drehte sich noch einmal widerwillig um. „Ich mag ihn, weil ich das Potential erkenne, was in ihm schlummert. Aber du bist und bleibst meine kleine Tochter, vergiss das nie. Du wirst immer an erster Stelle stehen.“ „Danke, Meister.“ Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. Dann wandte sie sich zum Gehen. „Und vielleicht schließt du ja sogar Freundschaft mit ihm. Er ist nicht so übel, wie du denkst.“ Vielleicht war er wirklich keine Gefahr und sie hatte überreagiert. Aber Victoria war sich noch immer sehr sicher, was ihre Hypothese betraf. Dieser Jüngling von einem Vampir war nicht gesund im Kopf. Genau in den Moment kam Seth um die Ecke. Sein breites Grinsen auf dem Gesicht, ohne das ihn Victoria bisher noch nicht angetroffen hatte. „Na, Süße, was hat der Alte gesagt? Mag er mich lieber als dich?“ Victoria fletschte die Zähne und war kurz davor, Seth anzugreifen. Der Meister und auch alle anderen konnten ihr erzählen, was sie wollte. Dieser Kerl war nicht gesund. Er war ein widerlicher und selbstverliebter Idiot. Victoria würde sich nie mit ihm anfreunden. Kapitel 3: Satz 15 - Sein Traum ------------------------------- Ständig wurde er von Minuten, Stunden, Tagen, Monaten, Jahren, Jahrhunderten und Äonen verfolgt. Am Schlimmsten war es in seiner Bibliothek. Denn dort waren Werke aus jeder Epoche vorhanden. Es gab sowohl Schriften aus dem alten Ägypten, als auch die neueste Ausgabe über die Quantenphysik. Jedes Mal, wenn er diesen Raum betrat, fühlte er sich direkt heimisch. Er verkörperte alles, was er bisher erlebt hatte. Dies war der einzige Ort an dem er sich einigermaßen wohl fühlte. Rak’shir mochte sein Dasein nämlich in keinster Weise. Es widerte ihn sogar ab und zu an. Er verurteilte sich selber, dass er diesen Weg gewählt hatte, doch da er dies getan hatte, würde er es auch so lange ertragen, wie es nötig war. Bis jemand kam, der es für richtig hielt, dass er nicht länger sein sollte. Rak’shir wandelte nun schon sehr lange auf dieser Welt und hatte vieles schon gesehen, doch das was er sich von Anfang an gewünscht hatte, hatte er noch nicht erreicht. Deshalb konnte er sich noch nicht von der Welt verabschieden. Er war schwach und hing immer noch seinen Traum nach, weswegen er diese Reise begonnen hatte. Und er wusste, dass er nicht die Kraft besaß loszulassen, bis er seinen Traum erfüllt hatte. Auch wenn sein Leben eine reine Qual für ihn war. Er versuchte sich so gut es ging von seinem Dasein als Vampir abzulenken. Er wandelte so lange in der Sonne, bis es nicht mehr ging und reiste auch viel alleine, um sich von den anderen Vampiren nicht anhören zu müssen, wie toll dieses Leben war. Für Rak’shir war dies nämlich kein Leben. Es war nur der Weg, der Weg zu seinem Traum und das Dasein als Vampir war der Preis, den er dafür zu zahlen hatte. Jedoch war er zu egoistisch, um diesen Traum einfach aufzugeben. Keiner seiner Freund wusste über all dies bescheid. Er hatte es ihnen nie erzählt und würde es wohl auch nie tun. Sie könnten es nicht verstehen. Der Einzige, der davon einen Teil wusste, war der Meister. Immerhin kannte er ihn am längsten. Außerdem würde es Rak’shir nicht wundern, wenn diese eigenartigen Zwillinge auch etwas wussten. Sie wussten doch so gut wie alles. Die Zwillinge waren die einzigen Kreaturen, die Rak’shir bisher nicht erklären konnte. Er hatte tausende von Büchern gewälzt, doch nie etwas Vergleichbares entdeckt. Er schickte sie meist aus dem Raum, wenn er mit dem Meister sprach, denn es ärgerte ihn zutiefst, dass er nicht wusste, warum sie so waren, wie sie waren. Die anderen Clan-Mitglieder waren jedoch eher einfach gestrickt, weswegen Rak’shir nicht wirklich viel Interesse an ihnen besaß. Außer an Seth. Seth war anders und würde bestimmt noch für eine Überraschung sorgen. Zumindest vertraute Rak’shir auf Seth. Er war zwar etwas Gewöhnungsbedürftig und mit Kryl zusammen eine reine Naturkatastrophe, aber Rak’shir wusste, dass er ihn nicht enttäuschen würde. So wartete er einfach ab, was noch passieren würde. Lebte in den Tag hinein und hoffte auf die Erfüllung seines Traumes, der wohl nie wahr werden würde. Und doch würde er solange leben, wie es nötig war. Selbst wenn es ihn anwiderte, denn er war einfach zu schwach, um seinen Traum aufzugeben. Ein Vampir, der es nicht leiden konnte, ein Vampir zu sein, und trotzdem nicht genug Mut besaß, um dies zu ändern. Womöglich würde er in alle Ewigkeit so weiterleben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)