Avatar - Wege des Schicksals von DoctorMcCoy ================================================================================ Kapitel 15: Der Orden des weißen Lotus -------------------------------------- „Toph, es ist schon viel zu lange her“, begrüßte sie ein großgewachsener Mann mit langen schwarzen Haaren. Er umarte die deutlich Kleinere herzlich. Toph erwiderte die Geste. „Schön dich zu sehen, Haru.“ Ein schallendes Lachen ertönte und Haru schlug ihr einmal freundschaftlich auf die Schulter. „Gut zu wissen, dass du deinen Humor noch nicht verloren hast.“ Er führte sie in sein bescheidenes Haus. „Kommt herein.“ Er warf einen kurzen skeptischen Blick zu Tao, ging aber dann hinein. Die zwei Reisenden folgten ihm. Tao ließ seinen Blick schweifen, da er ja zum ersten Mal hier war. Er hatte schon oft von dem kleinen Dorf gehört, dass sich mitten in der Wüste nieder gelassen hatte, aber selber besucht, hatte er es noch nie. Es war ziemlich klein und Tao fragte sich jetzt nur noch mehr, warum sie so weit von jedweder Zivilisation lebten. Es war eine ungünstige Lage, um Essen und Trinken zu beschaffen. Es sei denn, man wollte sich vom Rest der Welt abkapseln. Tao hätte das irgendwelchen Außenseitern zugetraut, aber diese Leute hier schienen nett, freundlich und auch sehr offen zu sein. Was sie wohl dazu bewogen hatte, hierher zu ziehen? Das Haus war spärlich möbliert. Es sah fast so aus, als ob gewissen Möbelstücke einfach geklaut worden waren. Ein Dieb sah solche Sachen auf Anhieb. Aber das war wohl nicht möglich. Welcher Dieb würde sich schon die Mühe machen, hier weit in die Wüste zu reisen, nur um ein paar Stühle und sonstige Sachen mitgehen zu lassen? Das wäre verschwendete Mühe. Einer aus der Siedlung hätte es auch schlecht sein können. Es hätte wohl nicht mal eine halbe Stunde gebraucht, um alle Häuser zu durchsuchen. Toph und Haru waren schon in den hinteren Bereich des Hauses vorgedrungen. Tao beeilte sich, um hinterher zu kommen. Dabei lief er an ein paar Bildern vorbei. Sie schienen von Kinder gemalt zu sein, sahen deshalb nicht sehr professionell aus. Man konnte jedoch erkennen, was drauf zu sehen sein sollte. Eins davon war wohl ein Bild dieser Familie, mit Mutter, Vater und zwei Kindern. Ein Bild daneben zeigte nur eine einzelne Person. Der Hintergrund bestand aus Felsen, Gewässern und Wäldern gleichzeitig. Die Person schien darüber zu schweben und sie hatte merkwürdige leuchtende Augen. Tao wollte das Bild noch näher betrachten, doch wurde von Toph gerufen. Widerwillig ging er in den kleinen Flur. Er war eng und für vier Personen gerade noch zu ertragen. Toph, Haru und eine weitere Person, die wohl schon hier gewesen sein musste, standen alle vor einer stabilen Holztür. Sie schienen wohl auf etwas zu warten, sonst wäre das alles hier wohl sehr sinnlos gewesen. Haru blickte Tao wieder mit diesem skeptischen Blick an, was ihm nicht besonders gefiel. Sonst hatte er eigentlich immer die Leute so gemustert. „Kann man ihm trauen?“, fragte er ernst und schaute dabei zu Toph. Diese blickte Tao lange und intensiv an, bis sie schließlich ein „Nein!“ hervorbrachte. „Toph“, kam es sofort aufgebracht von Tao. Er wusste zwar nicht, worum es hier so genau ging, aber dass Toph ihn nicht für vertrauenswürdig hielt, traf ihn doch schwer. Okay, er war ein Dieb und Betrüger, aber seit er mit Serina und Toph unterwegs war, hatte er sich wirklich bemüht, sich zu benehmen. „Du kannst mir vertrauen.“ „Nein“, wiederholte Toph. „Es ist nichts gegen dich persönlich, Tao.“ Tao schnaufte einmal laut. Das klang aber eigentlich ganz anders. „Ich kenne dich noch nicht gut genug, um hundertprozentig sicher zu sein, dass du uns nicht verraten wirst. Auch wenn du mit verliebten Augen an Serina hängst, ist das kein Beweis dafür.“ „Du kannst doch spüren, wenn ich lüge, oder nicht?“, warf er ein. Toph zuckte mit den Schultern. „Du könntest aber auch lügen, ohne dass ich es merke. Ich habe eine solche Meisterin schon mal getroffen. Sie hat gesagt, dass sie ein zweihundert Meter großer lila Bibabutzebär mit rosa Horn und silbernen Flügeln sei. Und glaub mir, sie war kein zweihundert Meter großer lila Bibabutzebär mit rosa Horn und silbernen Flügeln.“ Tao ließ die Schultern hängen. Er merkte, dass er wohl hier auf festen Granit biss. „Warte einfach hier draußen. Ich werde dir nachher alles erzählen, was ich dir erzählen kann. Oder Serina wird es sowieso tun, nehme ich an.“ Somit traten Haru und Toph durch die Tür. Der Wächter blieb draußen stehen und starrte ihn böse an. „Und was soll ich jetzt tun?“, fragte er beleidigt. Toph war schon lange nicht mehr in diesem Raum gewesen. Das letzte Mal vermutlich vor einem Jahr. Sie hatten in diesem Zimmer so einige wichtige Dinge geklärt. Vermutlich war das auch gut so gewesen, denn so hatte alles glatt laufen können, zumindest so glatt, wie es sein konnte. Durch die zwei Mitglieder, die seit letztem Jahr in Ba-Sing-Se stationiert waren, war die ganze Sache mit dem Avatar noch sehr glimpflich abgelaufen. „Nun ist es also soweit. Der Avatar ist endlich aufgetaucht“, begann Haru nun das ernste Gespräch. Toph nickte. „Früher oder später musste sie ja auftauchen. Wir können nur vom Glück sagen, dass sie es bis nach Ba-Sing-Se geschafft hat. Wir hätten doch Leute zu den Wasserstämmen schicken sollen.“ Haru schüttelte bestimmend den Kopf. Er wirkte ein wenig traurig. „Nein, das wäre zu riskant gewesen. Die Wasserstämme waren viel zu vorsichtig. Wenn ein Fremder da aufgetaucht wäre, hätten sie direkt Verdacht geschöpft.“ Toph blickte zu Boden. Was Haru sagte, stimmte. Es war vollkommen nachvollziehbar und bei der letzten Sitzung hatte Toph ihm auch in jedweder Hinsicht zugestimmt. Doch seit sie Serina kennen gelernt hatte, gefiel der Gedanke, dieses Mädchen mit ihrem Schicksal ganz alleine gelassen zu haben, Toph überhaupt nicht mehr. Es war unverantwortlich gewesen. Kaum vorzustellen, was passiert wäre, wenn sie nicht einen so weisen und gütigen Meister gehabt hätte. Serina wäre vermutlich nicht mal aufs Meer hinausgekommen. Säße wahrscheinlich jetzt in irgendeiner kleinen Zelle oder wäre schon längst tot. „Ich weiß“, gab Toph ungern zu. „Aber trotzdem-“ Vielleicht hätte sie einfach selber gehen sollen, wenn sich kein Anderer traute. Doch Toph hatte sich schon lange von den Pflichten des Ordens zurückgezogen. Sie war nur noch teilweise Mitglied. Vielmehr war sie immer in der Nähe dieser verhassten Stadt geblieben. Was sie da gehalten hatte, konnte sie selber nicht so genau sagen. Und im Moment spürte sie, wie es ihr jeden Tag ein bisschen besser ging, seit sie von Ba-Sing-Se weg war. Als ob eine Last von ihren Schultern gefallen war. „Du scheinst dieses Mädchen wohl sehr in dein Herz geschlossen zu haben“, schlussfolgerte Haru, der Tophs traurigen Blick bemerkt hatte. „Es freut mich zu sehen, dass du wohl doch nicht so hart bist, wie du uns manchmal weismachen willst.“ „Pass auf, was du sagst, Haru“, antwortete sie mit einem teuflischen Lächeln auf dem Gesicht. Dann entspannten sich ihre Gesichtzüge und das Lächeln sah wieder traurig aus. „Wenn wir gerade beim Thema Gefühle sind, hast du in letzter Zeit eigentlich mal etwas von Katara gehört?“ Haru schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht. Ich schicke ihr regelmäßig Post, aber sie antwortet fast nie. Es ist schon etwas länger her, dass ich ein Brief von ihr bekommen habe. Aber ich glaube, es geht ihr soweit ganz gut. Sie ist ja nicht alleine.“ Toph seufzte. „Nein, bei den beiden aufgeweckten Mädchen hat sie bestimmt viel zu tun. Obwohl sie ja mittlerweile schon fast erwachsen sein dürften, nicht?“ Wenn Toph richtig rechnen konnte, müssten sie jetzt 19 und 22 Jahre sein. Die Zeit verging viel schneller, als man vermutete. Mittlerweile hatten die Beiden sich an einen großen runden Tisch nieder gelassen. Nun blickte sie Haru ernst an. „Jetzt aber mal wieder zum Thema. Was tun wir als nächstes?“ Toph sah ihn lange und intensiv an. Wenn sie das nur wüsste. Tao hatte Langeweile. Er war jetzt bestimmt schon dreimal durch das gesamte Dorf geschlendert. Hier gab es nichts außer Sand. Wie konnte man hier denn wohnen? Nicht einmal ein nettes Mädchen hatte er getroffen, dass seinen Aufenthalt wohl etwas verschönern hätte können. Gerade machte er sich wieder auf den Weg zu Harus Haus. Er hatte sich entschlossen, dort einfach zu warten. Eine bessere Beschäftigung fiel ihm beim besten Willen nicht ein. So verschränkte er die Arme hinter seinen Kopf und schlenderte in die besagte Richtung. Alle Anwohner hatten ihn seltsam gemustert, doch das störte Tao nicht. Schief angucken war bei Weitem nicht so schlimm, wie verfolgt zu werden. vermutlich kannte hier keiner seinen Steckbrief. Es war selten, dass er irgendwo so gelassen spazieren konnte. In den letzten Jahren hatte er sich zu einem angesehenen Dieb entwickelt und in den größeren Städten kannte jeder sein Gesicht. Vermutlich würde es jetzt nur noch schlimmer werden, da er dem Avatar geholfen hatte und das so gut wie einem Hochverrat gleichkam. Auch wenn er die Menschen in dieser Hinsicht immer noch nicht verstehen konnte. Wie konnte man nur so viel Angst vor einer Sache haben? Die Menschen waren einfach feige und dumm, anders konnte sich Tao es sich nicht erklären. Sie hatten einfach kein Rückgrat. Leider waren viel zu viele Menschen so. Aber die Leute hier im Dorf schienen anders zu sein. Sie sprachen offen über den Avatar, ohne jegliche Furcht in deren Stimme. Sobald sie eingetroffen waren, hatte Tao es bemerkt. Sie hatten sich tuschelnd über Toph unterhalten. Dass sie nur hier wäre, wenn der Avatar aufgetaucht wäre. Und zu Taos Überraschung schienen sich alle mehr oder weniger darüber zu freuen. Das schien hier ein Dorf voller Widerstandskämpfer zu sein. Tao gefiel das sehr. Wenn es hier nicht so trist wäre, könnte er sich eine Zusammenarbeit gut vorstellen, aber er war ja nun an der vordersten Front dabei. Er würde bis zum Ende bei Serina bleiben, das hatte er sich geschworen. Nicht nur um ihretwillen, sondern auch um seinetwillen. Um seine Taten ein kleines bisschen wieder gut machen zu können. Vielleicht würde seine Mutter es ihm dann verzeihen, dass er einfach so weggelaufen war. Weggelaufen, wie ein kleines unzufriedenes Kind, dabei hätte er seine Mutter beschützen müssen. Es wäre seine Pflicht gewesen. Aber vielleicht würde er sich besser fühlen, wenn er jetzt dafür Serina beschützen würde. Vor all diesen bösen Leuten. „Tao“, wurde er plötzlich aus seinen Gedanken gerissen. Es war Serinas Stimme. Sie war nur noch ein paar Meter entfernt. Neben ihr gingen die drei Rotzlöffel von heute morgen. Das kleine Mädchen hielt Serina sogar an der Hand. Der Avatar schien hier wirklich so etwas wie ein Heiliger zu sein. „Es war wirklich lustig mit den Kindern. Wir hatten viel Spaß“, erzählte Serina, als sie vor ihm stand und lächelte ihn an. Tao musterte sie kurz. Irgendwie schien sie anders zu sein. Sie wirkte nicht mehr so bedrückt wie die letzten Tage. Sie wirkte stärker und glücklicher. Irgendwie frustrierend, dass ein Nachmittag mit wildfremden Kindern sie so heiter stimmen konnte und Tao hatte alles erzählen können, was er wollte, es hatte einfach nicht zu Serina durchdringen wollen. Aber Hauptsache war, dass es ihr besser ging. „Wo ist denn Toph?“, fragte sie, während sie sich umschaute. Tao atmete hörbar Luft aus. „Die amüsiert sich in irgendeiner dunklen Kammer mit irgendeinem Haru, wenn ich das richtig verstanden habe.“ Serina zog irritiert eine Augenbraue nach oben. „Und du bist nicht dabei?“ Tao verschränkte seine Arme vor der Brust, immer noch beleidigt. „Nein, ich hatte keine Lust darauf. Ist bestimmt total langweilig.“ Serina konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Sieht eher danach aus, als ob du nicht eingeladen warst, oder?“ Tao beleidigt zu sehen, war aber auch zu lustig. „Das würde ich auch mal sagen. Mein Papa ist Fremden gegenüber sehr misstrauisch“, bekräftigte Ara Serinas Hypothese und hatte dabei mindestens genau ein so breites Grinsen auf dem Gesicht wie Serina. Für Tao war das zu viel. Er stampfte an den Beiden vorbei. „Von euch muss ich mir gar nichts sagen lassen.“ Die beiden Mädchen schauten sich an und fingen gleichzeitig an zu kichern. Jungs konnten wirklich manchmal komisch sein. Ara und die beiden Jungs hatten Serina und Tao zum Haus von Haru geführt. Tao, der den Weg schon kannte, war immer noch beleidigt hinter den Anderen hergestampft. Irgendwann hatte sich Mira zurückfallen lassen, um Tao ein bisschen aufzumuntern. Er erklärte ihm, dass er auch nie bei den Sitzungen dabei sein durfte. Tao musterte den Knirps und konnte gut verstehen, warum er das nicht durfte. Der war ja noch ein halbes Kind. Aber Tao war schon fast erwachsen und lebte seit einigen Jahren ganz auf sich alleine gestellt. Aber eigentlich störte ihn nur die Tatsache, dass Toph ihm nicht zu vertrauen schien oder zumindest nicht soweit, dass sie ihm alles offenbaren wollte. Naja, damit müsste er sich vorerst abfinden. Später konnte er ihr immer noch das Gegenteil beweisen. „Da hinter der Tür müssten sie sein“, zeigte Ara auf die Tür, als sie wieder in dem kleinen Gang standen. Mit secks Mann, auch wenn die Hälfte davon noch Kinder waren, war es wirklich ziemlich eng. Die Wache schaute Tao wieder sehr böse an und diesmal erwiderte er diesen Blick. „Hey, ist Papa da noch drin?“, wandte sich Ara nun an die Wache. Dieser bückte sich zu dem kleinen Mädchen hinunter. „Ja, meine Süße“, sagte er und zeigte ihr ein strahlendes Lächeln. „Aber du weißt, dass du da nicht hinein darfst, oder?“ Ara nickte heftig. „Ja, das weiß ich doch, aber meine Freundin hier“, sie packte Serinas Hand und zog sie etwas nach vorne, „ist der Avatar und sie muss dringend mit meinem Vater reden.“ Die Wache richtete sich wieder auf und sah Serina ehrfurchtsvoll an. „Entschuldige, Miss. Natürlich dürft ihr eintreten. Ich werde jedoch vorher noch kurz Bescheid sagen, dass ihr eingetroffen seid. Geduldet euch bitte kurz.“ Er verneigte sich kurz und verschwand dann hinter der massiven Tür. Wenige Minuten später trat er wieder hinaus. „Ihr könnt jetzt eintreten. Ihr werdet schon sehnlichst erwartet.“ Serina wusste nicht so Recht, was sie jetzt erwartete. Ein wenig Angst hatte sie auch, aber sie wollte es sich nicht anmerken lassen. Sie warf noch einen kurzen Blick zu Ara, lächelte ihr zu und ging dann durch die Tür. Tao folgte ihr direkt, jedoch hielt die Wache ihn zurück. „Hey“, kam es nur von Tao. Serina drehte sich daraufhin wieder um. „Ist schon gut. Ich bürge für ihn“, meinte sie nur und die Wache ließ sofort los. Serina kam das alles mehr als eigenartig vor. Sie wurde hier ja fast schon wie eine Königin behandelt. Jeder hörte auf sie. Aber irgendwie war das auch total toll. Das Zimmer war nichts Besonderes. Ziemlich schlicht eingerichtet, bis auf den riesigen runden Tisch in der Mitte. Dort saßen mindestens fünfzehn Leute, die genau, in dem Moment, in dem Serina den Raum betreten hatte, alle gleichzeitig auf sie starrten. Sie spürte, wie sie leicht rot wurde. Sie war so froh, als sie auch Toph an dem Tisch erblickte. Mit bestimmten Schritt ging sie auf sie zu. Toph lächelte leicht und warf ihr einen Blick zu, der ihr wohl sagen sollte, dass sie keine Angst zu haben brauchte. „Ha – hallo“, sagte sie leicht verlegen. Es war ihr doch ziemlich unangenehm von allen angestarrt zu werden. „Ich bin Serina.“ Der Mann, der neben Toph saß, erhob sich von seinem Stuhl und streckte ihr seine Hand entgegen. Serina ergriff sie, ohne lange darüber nachzudenken. „Freut mich, dich kennen zu lernen, Serina. Mein Name ist Haru.“ Er war freundlich, sodass Serina sich schon ein bisschen besser fühlte. „Setz dich, Serina. Und Tao auch“, meinte Toph, als die beiden immer noch da standen. „Darf ich euch den Orden des weißen Lotus vorstellen?“ Serina schaute jedes einzelne Mitglied nacheinander an, während sie sich langsam setzte. Tao nahm neben ihr Platz. Sie war froh, dass er da war und sie diese ganze merkwürdige Situation nicht alleine bewältigen musste. „Der Orden des weißen Lotus? War diese Organisation nicht ausschlaggebend in der letzten Schlacht des Krieges?“ Zumindest glaubte Serina, dass noch von ihrem Geschichtsunterricht im Kopf zu haben. General Iroh war auch Mitglied gewesen, wenn sie sich da nicht irrte. Toph nickte. „Ganz genau, aber der Orden existiert eigentlich schon viel länger. Das Ziel des Ordens war es schon immer, die einzelnen Nationen zu vereinen. Und nun hat er sich die Aufgabe gestellt, den Avatar zu beschützen und zu unterstützen, soweit es ihm möglich ist. Denn der Avatar ist das Verbindungsstück zwischen den einzelnen Nationen.“ Serina schaute ihre Meisterin lange an. Das war alles ein wenig zu viel. Heute Morgen waren sie noch durch die Wüste gewandert und ein paar Stunden später erfuhr sie, dass es eine ganze Organisation gibt, die sich alleine dem Wohle des Avatars verschrieben hatte. Und vermutlich zählten sie auch alle auf Serina, dass sie ihre Aufgabe meistern würde. Na, das waren ja rosige Aussichten. „Ähm.“ Serina wusste nicht wirklich, was sie darauf sagen sollte. Was wollten diese Leute jetzt eigentlich von ihr? „Du brauchst dich nicht unwohl zu fühlen“, meinte Haru und schenkte ihr ein offenes Lächeln. „Wir verlangen nichts von dir. Wir wollen dir einfach nur soweit helfen, wie es in unserer Macht steht und ich denke, du kannst jede Hilfe gebrauchen, die du kriegen kannst.“ Serina musste zugeben, dass das gar nicht verkehrt klang. So gut wie jeder war hinter ihr her und bis jetzt waren sie nur zu dritt. Was sollten sie denn zu Dritt schon gegen eine ganze Armee ausrichten. Hier saßen zwar auch nicht viele Leute, aber Serina war sich sicher, dass der Orden noch weitere Mitglieder besaß und jeder Mann zählte, da musste sie Haru Recht geben. Aber das war nicht zu realisieren, denn es konnten niemals genug sein und diese Menschen begaben sich somit nur unnötig in Gefahr. Das konnte Serina nicht zulassen. Sie lächelte schüchtern. „Das ist wirklich freundlich von Ihnen, Haru, und auch von allen Anderen, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das annehmen kann. Jeder, der sich mit dem Avatar abgibt, begibt sich in Gefahr. Es wäre nicht fair von mir, so etwas von ihnen zu verlangen, nur damit ich noch etwas länger lebe. Das kann ich wirklich nicht.“ Serina war drauf und dran, jetzt einfach aufzustehen und den Raum zu verlassen. Sie wollte nicht solche Ausflüchte hören, wie ‚Das machen wir doch gerne’ oder ‚Der Avatar ist wichtiger als unser Leben’. Serina konnte das alles nicht mehr hören. Jeder ihrer Freunde begab sich in Gefahr und das machte Serina schwer zu schaffen. Aber jetzt auch noch wildfremde Leute, die sie überhaupt nicht kannte? Haru war Aras Vater. Wie würde die Kleine sie wohl anschauen, wenn ihr Vater bei dem Versuch den Avatar zu schützen, sterben würde? Ara würde sie hassen und Serina würde sich selber genauso hassen. Es war ihr Schicksal und damit musste sie auch alleine fertig werden. „Hör zu, Serina.“ Toph berührte sie behutsam am Arm. „Diese Leute werden nicht für dich sterben. Wenn es irgendwann zum Kampf kommen sollte, werden sie kämpfen, aber bis dahin bleiben sie im Verborgenen, so wie sie es bis heute getan haben. Und sie sind da wirklich ziemlich gut drin, das kannst du mir glauben.“ Sie grinste sie schief an. „Einer der Mitglieder hat dich zu mir geführt, Serina. In Ba-Sing-Se. Er hat dein Gespräch in dem Gasthaus belauscht und mich sofort informiert. Und keiner hat es mitbekommen. Diese Männer verstehen es, nicht gesehen zu werden. Sie sind wie Schatten. Sie stehen zwar zu ihren Werten, aber sie überlegen es sich zweimal, dafür sinnlos zu sterben. Der Tod nützt ihnen gar nichts. So können sie nichts bewirken. Also vertraue mir, du kannst ihre Hilfe gerne entgegen nehmen.“ Serina hatte ihre Meisterin noch nie so viel am Stück sagen hören. Anscheinend war ihr dieses Thema sehr wichtig. Vielleicht sollte sie diesem Orden eine Chance geben. Und wer wusste es schon, vielleicht waren sie ja eine größere Hilfe, als eigentlich erwartet. „Okay, ich nehme eure Hilfe gerne an.“ Auch wenn ich noch nicht weiß, wie diese aussehen wird, wollte sie noch hinzufügen, beließ es aber dann doch dabei. Das wäre nicht höflich gewesen. Haru stand freudig auf. „Als erstes wäre es uns eine Ehre, dich hier als unseren Gast anzusehen.“ Er wandte sich an Tao. „Und dich natürlich auch, als Freund des Avatars. Fühlt euch wie zu Hause und tut das, was euch beliebt. Wenn ihr irgendwelche Wünsche haben solltet, scheut euch nicht davor, einen aus dem Dorf zu fragen.“ Serina fand, dass sich das alles wunderbar anhörte. Einmal wieder in einem normalen Bett schlafen. So lange war es noch gar nicht her, aber es schien ihr schon wie eine Ewigkeit vorzukommen. „Wir möchten euch nur darum bitten, diesen Dorf außerhalb dieses Ortes gegenüber niemanden zu erwähnen. Es ist ein geheimer Platz und so soll es auch bleiben.“ Für Serina war das selbstverständlich. Diese Menschen halfen ihr, da würde sie ihnen nicht in den Rücken fallen. Doch Haru blickte auch eher zu Tao, als zu ihr. „Natürlich“, kam es dann von Tao, der gemerkt hatte, dass diese Bitte an ihn gestellt war. „Und nun könnt ihr tun und lassen, was ihr wollt. Meine Kinder werden euch zu euren Zimmern führen. Fühlt euch wie zu Hause.“ Die letzten paar Worte, lösten bei Serina gemischte Gefühle aus. Zum Einen würde sie bei dieser Hitze nie wirklich an zu Hause denken können, andererseits fühlte sie sich schon seit dem ersten Moment in diesem Dorf sehr sicher und dieses Gefühl hatte sie zuletzt beim Wasserstamm gehabt. * * * * * * * * * * * Die nächsten paar Tage blieben sie in dem Dorf und Serina hatte eine Menge Spaß. Es war schön, sich nicht immer Sorgen machen zu müssen und langsam hatte sie sich auch an die Hitze gewöhnt. Tao blieb meistens an ihrer Seite und sie lernte Ara, Mira und Kiron noch etwas näher kennen. Die Drei folgten ihr die meiste Zeit und wollten ihr das gesamte Dorf zeigen. Naja, diese Angelegenheit war ungefähr in einer Stunde erledigt, dabei hatte Serina sich sogar fast bei jedem Dorfbewohner einzeln vorgestellt. Es war zwar klein, viel kleiner als ihre Heimatstadt, aber Serina fühlte sich trotzdem wohl. Alle Leute hier waren mehr als großzügig und sie hoffte, dass es nicht nur mit der Tatsache zusammenhing, dass sie der Avatar war. Tao behandelten sie zwar ebenso, aber vielleicht auch nur, weil er so ein guter Freund von ihr war. Aber Serina wollte eher davon ausgehen, dass es wirklich reine Gastfreundschaft war. Vor zwei Tagen hatte Serina sich alleine zu Tophs Zimmer begeben. Es war noch relativ früh am Morgen gewesen, aber Serina wollte verhindern, dass sie jemand dabei erwischte und sie war sich sicher, dass Toph schon wach war. Sie war keine Langschläferin, wie sie in den letzten Tagen fest gestellt hatte. Zaghaft klopfte Serina an die Türe. Sie wartete ungeduldig, aber es kam keine Antwort. Sie versuchte es ein weiteres Mal. Als immer noch nichts zu hören war, flüsterte Serina leise: „Toph? Toph, bist du wach?“ Serina presste ihr Ohr fest gegen die Türe. Vielleicht war das Holz einfach zu dick, dachte sie sich. Genau in diesem Moment wurde die Tür geöffnet und Serina fiel mit einem überraschten Aufschrei ins Zimmer rein, da sie sich, mehr als sie wollte, gegen die Türe gelehnt hatte. Toph lächelte breit. „Komm doch herein, Serina“, sagte sie. Peinlich berührt rappelte Serina sich wieder auf. „Da-danke“, stotterte sie. Sie blickte sich um und setze sich einfach auf einen der Stühle im Raum. Sie wusste, dass Toph ihr keinen Sitzplatz anbieten würde und so ging es um einiges schneller. Derweil hatte Toph schon die Tür geschlossen und sich Serina gegenüber gesetzt. „Dann ist es also jetzt soweit“, meinte sie. Serina schaute sie verwirrt an. „Was meinst du?“, wollte sie wissen. Toph zuckte mit den Schultern. „Du willst wieder ernsthaft Erdbändigen lernen oder liege ich da falsch?“ Serina schüttelte den Kopf. „Nein, das ist richtig, aber woher-“ „Du bist seit ein paar Tagen wieder richtig gut gelaunt. Die tieftraurige Aura ist verschwunden und du schaust den Kindern immer interessiert beim Bändigen zu. Außerdem reißt du mich frühmorgens aus dem Schlaf und tust so Geheimniskrämerisch, dass es schon fast nach einem schlechten Theaterstück aussieht.“ Serina wusste nicht im Geringsten, was sie darauf sagen sollte. Das stimmte wohl alles, besonders der letzte Teil, der ihr eine leichte Röte ins Gesicht steigen ließ. „Also.“ Toph stand entschlossen auf. „Also was?“, fragte Serina. Sie dachte, dass Thema sei damit geklärt. „Wenn wir schon so früh auf sind, sollten wir die Zeit auch nutzen, findest du nicht?“ Serina lächelte übers ganze Gesicht. Sie hatte wirklich große Lust, direkt mit dem Training zu beginnen, als ihr plötzlich einfiel, dass sie ja mitten in der Wüste war und sie gehört hatte, dass Sandbändigen um einiges komplizierter sei, als Erdbändigen, was ihr Lächeln wieder ein bisschen minderte. Serina war froh, dass sie eine Stelle etwas abseits vom Dorf gewählt hatten. Es waren zwar noch nicht viele Leute wach, aber sie wollte nicht einmal von Einem gesehen werden. Was wäre wenn die Leute sehen würden, dass sie nicht einmal ein bisschen Erdbändigen konnte. „Viele sagen, dass Sandbändigen um einiges schwerer ist, als Erdbändigen“, hatte Toph auf den Weg dorthin gesagt. „Das stimmt vielleicht. Ich empfand es genauso. Aber das sind alles Erdbändiger, die das gesagt haben. Du bist vor allen Dingen eine Wasserbändigerin und hattest bist jetzt einige Probleme mit Erde. Ich denke, dass Sand vielleicht genau das richtige Bindeglied zwischen diesen beiden Elementen sein könnte.“ Bei diesen Worten hatte Serinas Herz einen Sprung nach oben gemacht. Es machte ihr unglaublichen Mut. Vielleicht hätte sie ja jetzt nicht mehr so viele Schwierigkeiten das Erdbändigen zu erlernen. Jedoch wollte sie sich auch nicht zu früh freuen. Deshalb zwang sie sich, ruhig zu bleiben und auf weitere Anweisungen von Toph zu warten. Als sie an ihrem Trainingsplatz angekommen waren, hörte Serina aufmerksam zu. Toph erklärte ihr die Unterschiede zwischen Erde und Sand, den Hauptgrund, warum viele Erdbändiger Probleme damit hatten. Erde war fest, die Bändiger waren es gewohnt hart durchzugreifen. Sand war dagegen eher flüssig, wie viele Erdbändiger es aus Scherz nannten. Hast du es gerade gepackt, verflüchtigt es sich wieder durch irgendwelche Ritzen. Für Serina hörte es sich toll an. Flüssig war ein Begriff, mit dem sie nur zu gut etwas anzufangen wusste. Toph riet ihr, erst einmal nur die Finger in den Sand zu stecken, es zu fühlen. Serina erinnerte das irgendwie an ihre erste Stunde im Wasserbändigen. Tarik hatte auch von ihr verlangt, das Wasser einfach nur zu spüren, es wahrzunehmen. Vielleicht würde es ja doch klappen. Serina schloss die Augen und wartete. Konzentrierte sich auf ihre Hände, was diese fühlten. Kleine Steinchen kratzten sie an der Haut. Serina wollte sie in Drehung bringen, versuchte ihnen zu befehlen, sich zu bewegen. Dabei versuchte sie es auf die gleiche Art, wie sie es bei Wasser tat. Eine Welle erzeugen, nur eine Kleine, die dann in Wallung gerät und aus einer Kleinen werden zuerst viele Kleine und dann eine Große. Es war ein wenig anders, doch Serina begriff schnell, dass es auch ähnlich war. Sie spürte, wie der Sand anfing, sich zu bewegen. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Sie tat es, sie bändigte die Erde oder vielmehr den Sand. Ein Hochgefühl machte sich in ihr breit. Ähnlich dem, als sie es zum ersten Mal geschafft hatte. Aber jetzt war sie sich sicher, dass sie sich nicht wieder aufhalten lassen würde. Von Niemanden. „Sehr gut“, meinte Toph, als sie die kleinen Wellen bemerkte, die durch den Sand wanderten. Dies war der erste Schritt und sie bezweifelte nicht, dass Serina sich jetzt nur noch verbessern würde. In ein paar Wochen hatte sie dann die Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)