Just one kiss may change my world von Elaine_Eden (( Spiritshipping: Johan x Juudai / Jesse x Jaden)) ================================================================================ Kapitel 1: The lilac coloured shirt ----------------------------------- Irgendwo auf einer Insel im Pazifik… Das Wetter ist super, die Sonne strahlt noch ein Mal aus ganzer Kraft und wärmt meinen Körper, den ich zum Sonnen in einem Liegestuhl auf unserer Veranda platziert habe. Es ist wirklich angenehm, einfach mal nur so dazuliegen und absolut nichts zu tun. Eine Sonnenbrille schützt meine Augen… wobei ich hoffe, dass ich durch ihr Tragen jetzt keine Pandaränder um die Augen bekommen werde. Den Rest meines Körpers schützt die Sonnencreme, mit der ich mich zuvor einrieb. Dazu habe ich noch gute Musik im Ohr, die mir letztens mein bester Freund auf meinen Player übertrug. Diese Musik ist ziemlich ruhig und sanft, aber dennoch nicht langweilig. Sie gibt mir ein Gefühl der Gelassenheit. Dieses Gefühl ist gerade nach dem Stress der letzten Zeit ziemlich angenehm. Und plötzlich spüre ich, wie sich kaltes Wasser über meinen Kopf ergießt und schrecke panisch hoch. „Ist das kaaaaaaaaaaaaalt!“ Ich höre nur das Lachen meines besagten besten Freundes. Er hat mich mit dem Inhalt seiner Wasserflasche übergossen. „Hast du sie noch alle?!“, schreie ich ihn etwas wütend an, aber er lacht sehr herzlich über meine erschrockene Reaktion. Da kann ich ihm schlecht ernsthaft böse sein, aber ein bisschen rächen möchte ich mich doch schon… „Na warte!“ Und so jage ich ihm hinterher und nehme ihn in den Schwitzkasten. Johan ist recht kitzlig, das mache ich mir zu nutze und fahre meine Hand unter sein Oberteil, während ich mit der anderen seinen Kopf umschlinge. Sein Lachen ertönt nun noch lauter, wenngleich aus einem anderen Grund, doch es hält mich nicht davon ab, seiner Bitte, doch aufzuhören, nicht nachzukommen. Dazu bereitet es mir zu großen Spaß. Schließlich stehen mir weitere Personen aus meinem Freundeskreis gegenüber. Sho, mit dem ich mir einst ein Zimmer teilte, hat mich anscheinend gesucht. Er sieht mich fragend an, hinter ihm Asuka und Kenzan. „Aniki, was… macht ihr da?“, fragt er mich mit einem seltsamen Gesichtsausdruck, den ich nicht deuten kann. Ja, „Aniki“ bedeutet so viel wie „großer Bruder“. Das ist es nämlich, was Sho in mir sieht. Ich habe nichts dagegen, dass er mich so nennt. „Johan war frech zu mir!“ Ich lege meine Hand an Johans Kinn und stupse ihn mit meiner Nase an. „Das gehört bestraaaft!“, erkläre ich die Situation mehr oder weniger, woraufhin dieser mir nur ein „Sadist!“ entgegnet. Ich stelle fest, dass Johans Haut immer noch recht blass ist, und das, obwohl der Sommer sich bereits wieder dem Ende entgegen neigt. „Johan, du bist ja immer noch ganz blass! Ein wenig Bräune könnte dir sicherlich nicht schaden!“ Lachend drücke ich ihn spielerisch auf die Liege und streife ihm das Hemd ab, was er unter Protest zu verhindern versucht. Jedoch sitze ich bereits so auf ihm drauf, dass er sich kaum dagegen wehren kann und entreiße ihm schließlich das Hemd. Hinter mir höre ich meine Freunde raunen, nehme sie jedoch kaum wahr. Johan geniert sich anscheinend, seinen nackten Oberkörper anderen Menschen zu präsentieren, da er mich mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen anmotzt. Dabei muss ich feststellen, dass er das überhaupt nicht nötig hat. Ich bin ein wenig neidisch auf seine Muskeln. Sie sind alle ziemlich gut proportioniert. Schließlich wirft Johan mich von der Liege und rennt mir hinterher, während ich lachend mit seinem Oberteil in den Händen die Treppen hinunter laufe und abhaue. Dabei vergesse ich ganz, dass Sho und die anderen mich gesucht hatten, weshalb auch immer. Ich bin jedenfalls nicht der einzige Sportliche auf dem Campus, denn Johan holt mich überraschend schnell ein. Es fällt mir schwer, ihm auszuweichen und ich falle rückwärts in den Matsch. Ein paar Mädchen gehen vorbei, darunter auch Asukas beste Freundinnen. Sie kichern ziemlich blöd, als sie mich und Johan sehen, warum auch immer. Johan entreißt mir seine Weste wieder, jedoch nicht sein Hemd, denn ich springe schnell wieder auf und renne lachend davon zu den Schließfächern im Eingangsbereich der Akademie. Es macht Spaß, ihn etwas zu ärgern. Meine Freunde rennen mir schließlich nach und holen mich ein. Johan aber nicht. Dieser hat die Verfolgung aufgegeben. Warum enttäuscht mich das jetzt? Ich bin völlig außer Atem und habe gar nicht darauf geachtet, wer mir hinterher kommt. Sho möchte wissen, was das für eine komische Aktion von mir war. „Ich will ihn ärgern!“, entgegne ich frech mit ausgefahrener Zunge. „Habt ihr seine käsige Brust gesehen. Ein bisschen Sonne schadet ihm nicht!“ Sho schüttelt nur den Kopf. Versteht er keinen Spaß? „Die anderen gucken alle…“, meint Asuka mit vorgehaltener Hand. „Ach, und wieso?“, frage ich. „Weil du Schwachmat halb nackt über den Campus rennst…“ Ihr Blick mustert mich von oben bis unten. „Ok, ich trage nur eine Badehose, aber dein Bruder hat auch nicht viel an, wenn er vom Surfen zurückkommt… es sei denn, er trägt dieses Ganzkörperkondom!“, beginne ich zu lachen. Auf Asukas Gesicht breitet sich die Röte aus. Habe ich sie verärgert? Nur Kenzan versteht meinen Humor und lacht ebenfalls, während Sho immer noch den Kopf schüttelt. Daraufhin betritt nun auch mein bester Freund das Gebäude. Er hat sich die Weste einfach über den nackten Oberkörper gezogen, ohne Hemd. Ich weiß nicht warum, aber ich finde, das hat was und irgendwie kann ich meinen Blick nicht von ihm lösen. Sollte ich diesen Stil vielleicht auch einmal ausprobieren? Ach Mist, ich denke ja schon wie ein Mädchen! Mode ist doch was für Mädchen! Ich schüttle den Kopf. Na ja, aber in Johans Falle kann man es doch wohl eher Styl nennen. Er scheint mich jedoch nicht zu sehen. Er macht nicht mal den Eindruck, als würde er mich suchen. Warum regt mich das jetzt auf? Mein toller Versuch, ihn zu ärgern, ist somit gescheitert! Ein paar Mädchen laufen ihm hinterher und werfen ihm schwärmende Blicke zu. Da fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Könnte es sein, dass er sich nicht so freizügig präsentieren wollte, weil er bereits geahnt hat, dass er dann keine ruhige Minute mehr vor den weiblichen Studenten haben würde? „Johan!“ Ich rufe ihm zu und laufe zu ihm hin. Dabei fällt mir gar nicht auf, dass Sho nun wieder nicht dazu kam, mir zu sagen, weshalb er mich gesucht hatte. „Naaa, jetzt hast du die Weste einfach so angezogen?“, frage ich herausfordernd. „Ja, was dagegen?“, antwortet er gelassen und grinst mich an. Eines der Mädchen tritt nun näher an uns heran und bietet Johan ein Kärtchen an. Er nimmt sie entgegen und schaut sie an. „Was ist das?“ „Das ist eine Werbekarte für unser Sommerfest. Du bist doch der Austauschstudent, hab ich recht?“, fragt sie forsch. Irgendwie gefällt mir ihre Art nicht. „Ja, das bin ich.“ Ein zweites Mädchen mit zwei braunen Zöpfen gesellt sich zu uns. „Cool!“ „Willst du uns vielleicht beim Aufbau des Festes helfen?“ „Warum ich?“, fragt Johan mit überraschter Miene. „Du hast doch so coole Muskeln.“, meint die eine wieder forsch und für meinen Geschmack zu selbstsicher. Die mit den Zöpfen hingegen versucht es eher auf die schüchterne Art: „Wir haben ziemlich viel zu tragen und es wäre sehr nett, wenn du uns helfen würdest. Ich meine, du bist bestimmt ziemlich stark…“ Sie schaut ihn mit großen Kulleraugen an und Gott, wieso hat diese Ische so unverschämt lange Wimpern!? Mit diesem Rehblick kriegt sie Johan bestimmt klein! „Wann findet der Aufbau denn statt?“ Ich wusste es! Er hat angebissen!… Aber wieso kränkt mich das jetzt? Hm, wahrscheinlich, weil ich gerade noch viel mehr von meinem Körper zeige, mich aber niemand anspricht. Habe ich da keinen Grund, beleidigt zu sein? Anscheinend unbewusst verschränke ich die Arme vor der Brust ineinander. Mir stinkt die gesamte Situation! „Was ist los, Juudai?“ Mit dieser Frage reißt Johan mich aus meinen Gedanken. „Nichts.“, entgegne ich unbeholfen. „Was soll sein?“ „Du schaust so komisch. Bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?“ Johan kennt mich schon fast besser als ich mich selbst. Das nimmt schon erschreckende Ausmaße an. „Wenn du magst, kannst du uns auch helfen.“ Das Mädchen mit den Zöpfen überreicht mir ebenfalls eine Karte und lächelt mir freundlich zu. Anders als Gedacht hebt diese plötzliche Aufmerksamkeit meine Laune jedoch nicht. Im Gegenteil. Bestimmt bin ich beleidigt, dass sie mich erst jetzt bemerken. Das andere Mädchen sieht wirft mir nur einen flüchtigen Blick aus dem Augenwinkel zu: „Die Bohnenstange wäre uns jedoch keine große Hilfe. Wir brauchen Männer mit KRAFT!“ Wie bitte?! Was bildet diese blöde Kuh sich eigentlich ein??! Doch bevor ich ihr antworten kann, wendet sie sich wieder meinem besten Freud zu. „Solche wie dich z.B.“, lächelt sie ihn an und fasst ihm sogar über einen Arm. Anstatt mich nun zu verteidigen, lächelt Johan auch noch und entgegnet ihr, dass er es sich noch überlegen wird. Danach schreitet er von dannen und lässt mich zurück. Ich weiß nicht, worüber ich nun wütender sein soll, über die herablassende Missgunst dieser blöden Hühner oder über Johans Unaufmerksamkeit. Wieso hat er mich nicht verteidigt und sich auch noch von diesem hohlen Blondchen berühren lassen, selbst wenn es bloß sein Arm war? In mir macht sich ein Mix aus Gefühlen breit, die ich selbst nicht zu deuten weiß. Während ich ihm nachsehe, bemerke ich erst jetzt, dass meine Freunde sich bereits wieder um mich geschart haben. Die Mädchen sind bereits fort. „Aniki!“, rüttelt es mich wach. Was ist?“ „Wir wollten dich die ganze Zeit schon bitten, ob du mit uns in die Stadt fahren willst. Es ist doch bald das Sommerfest und wir brauchen noch ein paar Sachen für das Lagerfeuer. Das war doch unsere Aufgabe, die uns vom Sensei zugeteilt wurde!“ „Das hatte ich völlig vergessen…“ „Das ist mal wieder typisch!“ Asuka stemmt die Hände in die Hände in die Hüften. „Tut mir sehr leid. Klar komm ich mit.“ Ich versuche zu lächeln, aber es will mir nicht so recht gelingen. „Zieh dir erst mal etwas über.“, meint Kenzan. Als ich an mir herunter schaue, weiß ich was er meint und nicke nur zustimmend. Ich schlage meinen Freunden vor, dass wir uns in einer viertel Stunde am Bootssteg treffen sollten und mache mich auf in Richtung meiner Unterkunft, um mich umzuziehen. Kapitel 01 Ende ---- Hallo, liebe Leser! Ich melde mich kurz zu Wort, um Euch etwas zu erklären. Eigentlich bin ich eher die Doujinshi- bzw Mangaka als die FF Schreiberin. Diese FF entstand in meinem Fall also aus folgender Not heraus: Ich hab das Pairing namens Spiritshipping aka Johan x Juudai so sehr in mein Herzchen geschlossen, dass ich unbedingt einen Douji über es zeichnen wollte, ganz gleich welchen. Also hab ich mal wieder planlos drauf los gezeichnet und nach etwa 4- 5 Seiten (?) gemerkt, dass es so nicht weiter geht. Ich müsste mich inzwischen besser kennen und wissen, dass ich das eh nicht durchhalte und der dann irgendwann nur wieder auf Eis liegt. ^^° Zudem kamen mir nach und nach erheblich bessere Einfälle betreffend der Story… Vor einigen Tagen durchfuhr jedoch eine glänzende Idee mein Hirn! : D Ich schreibe meine etlichen Ideen zu dem Pairing einfach in FFs nieder und zeichne nur einzelne Szenen, die ich unbedingt verbildlichen will bzw. bereits illustriert habe! Genial, oder? : D Das heißt nun ganz konkret, dass ich parallel zu meinen Spiritshipping FFs einen Doujinshi anlegen werde, der zusammenhanglos einzelne Szenen aus den FFs aufgreift, pro Kapitel eine FF ^^ Das erspart mir viel Arbeit und Zeit, die ich neben meinem Studium einfach nicht habe. So… welcome to my so called Gotchaberry Project! ^^ Eure Elaine : D ♥ P.S.: Besonderen Dank noch an Bloodyred-Rose, meine Betaleserin, für den Hinweis auf einen recht lustigen Tippfehler. Ich schrieb folgenden Satz erst so: „Lachend drücke ich ihn spielerisch auf die Liebe […].“ Erkennt ihr den (durchaus sympathischen) Tippfehler? XD Kapitel 2: Obelisk Dorm ----------------------- Es ist bereits Abend, als wir von unserem Einkauf zurückkehren. Es war lustig ein Mal wieder in der Stadt zu sein. So viele Menschen und die bunten Lichter. Als ich mein Zimmer betrete und mich erschöpft auf mein Bett sinken lasse, fällt mir ein fremder Stoff in meiner Nähe auf. Ich knipse das Licht an und nehme den Stoff in die Hand. Es ist immer noch Johans Oberteil. Ich habe ganz vergessen, es ihm zurück zu geben. „Kuri kuriii!“, ertönt es plötzlich und ein kleiner Geist mit langem braunem Fell und zwei weißen Schwingen erscheint mir. Ja, ich kann Geister sehen! Das ist eine sonderbare Eigenschaft, die ich mit meinem besten Freund teile. Wahrscheinlich sind wir uns im Geiste deshalb so nah. Jedoch frage ich mich dann, wieso ich zu einem anderen meiner Freunde, sein Name ist Jun, nicht so ein Band der Freundschaft aufzubauen vermochte. Er ist meist sehr rüde und obwohl wir inzwischen auch recht gut befreundet sind, gehört er, anders als Johan, nicht zu den Menschen, denen ich unbedingt meine Probleme und Wünsche anvertrauen würde. Es müssen also auch noch andere Faktoren daran beteiligt sein, dass Johan und ich so gute Freunde geworden sind. Überhaupt habe ich in meinem ganzen Leben noch nie eine solche Person getroffen, die nur allzu oft genau das ausspricht, was mir gerade durch den Kopf geht. Es ist manchmal sogar schon ein wenig gruselig… Weil Johan eben so ein guter Freund für mich ist, folge ich Kuribohs Rat und mache mich auf die Socken, um ihm sein Oberteil zurückzubringen, wenngleich ich dafür eigentlich zu müde bin. Johan ist zwar nur Austauschstudent, dennoch wurde er wie die anderen drei Ausländer im Obelisk Blue Haus untergebracht, da sie jeweils die besten Studenten ihrer Akademien sind und so automatisch temporär den höchsten Rang bei uns erhalten. Nun, meine Unterkunft wohnt dem niedrigsten Rang inne. Da ist es für mich als Slyfer Red Student mit meiner roten Uniform nicht immer ganz einfach, ins Obelisk Blue Haus zu gelangen, auch wenn alle wissen, dass ich bloß Johan besuchen will. Nichtsdestotrotz habe ich es, geschickt wie ich bin, auch dies Mal wieder geschafft und bewege mich nun in der Etage der Austauschstudenten auf dem Gang. Wo war noch gleich sein Zimmer? Ich schmuggle mich suchend an den anderen Studenten vorbei und erblicke meinen Freund schließlich höchstpersönlich. „Johan!“, rufe ich freudig und laufe ihm entgegen. Doch meine Freude wird getrübt. Johan unterhält sich mit ein paar Mädchen, ein paar sehr hübschen Mädchen. Er lacht sogar und scheint die Unterhaltung mit diesen Grazien zu genießen... oder täusche ich mich? Ich weiß nicht wieso, aber ich höre auf zu laufen und gehe nur noch langsamen Schrittes. Jim, der Austauschstudent aus Australien, wohnt ebenfalls der Runde bei. Als Johan mich sieht, winkt er mich lächelnd herbei, bis ich schließlich bei ihm ankomme. „Äh, ich habe noch dein Oberteil, fällt mir ein.“, überreiche ich ihm sein Hemd. Er nimmt es entgegen und bedankt sich freundlich. Ist er gar nicht wütend auf mich? Die Klamotten, welche er in diesem Moment trägt, stehen ihm auch nicht schlecht. Er trägt ein schwarzes T-Shirt, das ein paar bunte, etwas punkig anmutende Verziehungen schmücken. Er hat wirklich Geschmack. Dank der kurzen Ärmel des T-Shirts zeichnen sich seine muskulösen Arme gut ab. Halten sich die Mädchen deshalb in seiner Nähe auf? Warum macht mich das so wütend? Jedenfalls scheinen sie etwas verwundert zu sein und lassen mich mit ihren Blicken spüren, dass ich wohl nicht erwünscht bin. Ich bin immerhin ein Slyfer! Ich fühle mich unwohl unter diesen Blicken. „Why hatte er dein Shirt, Jo-chan?”, fragt Jim mit hörbarem Akzent. Jo-chan? Seit wann sind Jim und Johan so eng befreundet? ICH bin doch Johans bester Freund! „Er wollte mich heute ärgern und hat es mir ausgezogen, damit ich unter den lezten Sonnenstrahlen brauner werde, weil ich ja angeblich noch so käsig bin.“, entgegnet Johan und stupst mich dabei lachend in die Seite. Was soll das jetzt? „Waaas?!“ „Aber du bist doch gar nicht käsig!“, empören sich die Mädchen nur und ihre Blicke erschlagen mich fast. Scheinbar habe ich mich gerade unendlich beliebt gemacht… Doch seit wann ist Johan so ein Mädchenschwarm? „So then, we have to go to bed now.“ Jim winkt ab und sein Hauskrokodil Karen begrüßt ihn bereits aus seinem Zimmer lugend. Ja, der Typ hält wirklich ein Krokodil als Haustier! Er ist der Crocodile- Hunter auf dem Campus. Dieses Tier hört auch tatsächlich aufs Wort! „Karen, go to sleep!“ Das Reptil verschwindet wieder in der Tür und Jim folgt ihm mit einer kurzen Geste der Verabschiedung. „Johan, musst du auch schon gehen?“, schmachten ihm diese Obelisk- Schwestern nach. Ich könnte kotzen bei so viel Anbiederung! Auf ein Mal legt Johan seinen Arm um mich und winkt den Mädels zu. „Ja, tut mir leid. Wir haben noch etwas zu besprechen. Man sieht sich!“ Ich bin so überrascht, dass ich mich problemlos von ihm geleiten lasse. „Besprechen?“ Hinter uns höre ich das hysterische Gekreische der Obelisk Grazien, die sich wie eine Horde gackernder 13jähriger Hühner auf einem Tokio Hotel Konzert verhält und ihrem Schwarm nachheult. Wie kommt es, dass es mir jetzt erst auffällt? Völlig egal, wohin Johan auch geht oder wo er steht, die weiblichen Studenten haben sich schon immer gern nach ihm umgesehen. Zum Teil sogar die männlichen… Aber Johan ignoriert diese Schmachtereien gekonnt und verschwindet mit mir in seinem Zimmer. „Hast du nicht Lust auf noch ne Partie Duell Monsters?“, grinst er mich an. „Müssen wir ja keinem sagen.“ Da ist sie wieder, diese Verbundenheit, die ich normalerweise zwischen uns spüre und die mir immer so viel Kraft schenkt. „Ja, klar! Für ein Duell bin ich immer zu haben!“ Ich lächle zurück und stupse ihn ebenfalls in die Seite, woraufhin ich ein weiteres Lachen ernte. In diesem Moment kriecht Ruby aus ihrem Versteck, Johans kleiner Katzengeist, und fällt meinen Hane Kuriboh an. Die beiden sind es schon gewohnt. Es ist ihre Art sich zu begrüßen. Johan und ich lachen über diese tollpatschige aber liebenswerte Art. So verbringen wir den Abend auf dem Boden gehockt bei einem Kartenspiel und reden über Gott und die Welt. Kapitel 02 Ende Kapitel 3: Das Lagerfeuer ------------------------- Heute ist der Tag des Sommerfestes gekommen. Ob Johan wirklich den Mädchen beim Aufbau geholfen hat? Ich habe ganz vergessen ihn das zu fragen, obwohl ich letztens noch bei ihm gepennt hatte, weil es doch recht spät geworden war. Wir haben bis etwa halb 3 Uhr nachts noch Karten gespielt und geredet. Es tut immer so gut, mich mit ihm zu unterhalten. Aber zurück zu meiner Frage. Vorzustellen wäre es. Er ist schließlich immer hilfsbereit. Als ich die Terrasse meiner Unterkunft betrete, werde ich bereits von Rei begrüßt. Sie kam erst im 3.Jahr zur Akademie, genau zur selben Zeit, als uns auch die Austauschschüler beehrten. Allerdings kenne ich sie bereits von früher, weil sie sich als noch kleines Mädchen ein mal als Junge verkleidet auf die Akademie schlich, um ihren Schwarm Ryo, Shos Bruder, ihre Gefühle zu gestehen. Natürlich hat Ryo ihre Liebe nicht erwidert. Was will ein fast erwachsener Mann auch mit einem kleinen Kind? Dazu fehlt ihm die pädophilie Ader! … Und das ist auch gut so. Jedenfalls war ich es, der ihr Geheimnis als erster enttarnte. Vielleicht liegt es daran, ich weiß es nicht, aber seither bin ich ihr neues Opfer. Das ist auch der Grund, weshalb sie sich nun offiziell an unserer Akademie immatrikulierte. Ich bin ja doch ziemlich überrascht, wie groß sie geworden ist und ich würde sie auch nicht gerade als hässlich bezeichnen. Ja, ich mag sie auch, aber ich kann nicht behaupten, dass ich ihre romantischen Gefühle erwidere. Manchmal geht sie mir sogar eher auf die Nerven… aber das binde ich ihr lieber nicht auf die Nase, zumal ich sowieso bald meinen Abschluss in der Tasche habe. (Hoffe ich…) Wie ich sie einschätze, wird sie ohnehin in absehbarer Zeit ein neues Liebesopfer finden… Was will sie? Ach ja, sie hakt sich gleich, forsch wie sie ist, wieder bei mir ein und schleift mich fröhlich zum Hauptgebäude. „Juudai-sama, wir kommen noch zu spät. Beeilung, die anderen warten schon! Wir müssen noch…“ Sie zählt auf, was noch zu tun ist bis zum Fest. Ich höre ihr gar nicht zu, denn etwas, oder besser gesagt, jemand anderes erweckt auf dem Weg meine Aufmerksamkeit. Johan, mit ein paar Brettern unterm Arm geklemmt, läuft einfach so an mir vorbei. Was soll das? Er grüßt mich nicht einmal. Ok, er scheint in Eile, aber für ein „Guten Morgen“ wird ja wohl Zeit sein, oder? Das wurmt mich doch gerade ziemlich. Und dann rennen ihm schon wieder diese Hühner hinterher. Also hatte ich richtig vermutet und er konnte ihnen ihre Bitte um Hilfe nicht abschlagen. Dazu ist er einfach zu nett. Na gut, heute Abend werden wir uns schon noch mal begegnen. Ich drehe mich wieder um und lasse mich lustlos von Rei führen. Sie wird schon wissen, was zu tun ist. Nun habe ich meinen Teil der Arbeit erledigt und gammle etwas auf dem Boden neben unserem Stand herum, während Asuka und ihr Bruder Fubuki Oktopusbällchen verkaufen. Ein paar hundert Meter weiter hat eine andere Gruppe bereits das obligatorische große Feuer angezündet. Die Flammen lodern friedlich und erhellen die sich im Zuge der Dämmerung verfinsternde Umgebung. Dieser Anblick beruhigt mich irgendwie. Plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. „Nee, Juudai!“ Es ist Johan! „Willst du mal probieren?“ Er reicht mir freundlich lächelnd ein seltsam zusammen gefaltetes Stück Teig. Ich nehme es neugierig entgegen. „Was ist das?“ Er selbst hat auch so ein Ding, hockt sich neben mich und beißt genüsslich hinein. Es scheint gut zu schmecken. „Das sind Crêpes! Französische Pfannkuchen. Hab ich gerade selber gemacht.“ Ich staune nicht schlecht. „Französische Pfannkuchen?“ Klar, Johan kommt aus Europa! Neugierig beiße ich hinein. „Whoa, ist das süß! Ist das mit Schokolade?“ „Ja, bei dir Nutella, das braune Zeug, das man sich auch aufs Brot schmieren kann. Ich hab einen mit Vanillesoße. Willst du mal kosten?“ Er hält mir sein Stück zusammengefalteten Teig entgegen. Soll ich da jetzt hinein beißen, obwohl er schon rein gebissen hat? Macht ihm das gar nichts aus? Leicht zögerlich komme ich seiner Aufforderung nach. Es freut mich irgendwie, dass ihm das gar nichts ausmacht, denn er isst danach unbeirrt weiter. „Das schmeckt auch gut, eigentlich sogar besser.“, finde ich. „Wirklich?“ Er sieht mich überrascht an. „Oh, tut mir leid. Ich hätte wetten können, dass du Schokolade lieber magst. Aber wenn das so ist, können wir auch tauschen. Ich mag fast alle Sorten.“ „Nein nein, nicht nötig!“ Er will tauschen, nur weil mir der Crêpe mit der Vanillesoße besser schmeckt? Wie lieb von ihm. Ich spüre wie mir ein sanftes Lächeln über die Lippen huscht. Dann bin ich ihm doch nicht egal, obwohl ich heute den Eindruck hatte, als er stumm an mir vorbei lief. Ich beiße erneut hinein. „Du sagtest ‚alle Sorten’. Gibt es noch mehrere?“ „Ach du, die kann man so gut wie mit allem belegen. Zum Beispiel mit Konfitüre, Früchten oder ganz klassisch mit Zucker und Zimt, also traditionell eher mit was Süßem. Man kann die sogar herzhaft belegen, das hab ich auch schon gesehen, ist jedoch nicht so mein Geschmack.“ „Cool!“, entgegne ich nur und schlucke den letzten Bissen herunter. „Und jetzt?“ Nachdem auch er seinen verzehrt hatte, unsere Essgeschwindigkeit ist erschreckend gleich, lässt er sich nach hinten fallen und verschränkt die Arme hinterm Kopf. Ich tue es ihm gleich. „Hier kann man die Sterne sehen.“, meint er. „Ja.“ Was soll ich dazu sagen? Plötzlich beugt sich ein dunkelblondes Mädchen mit verärgerter Miene über mich. „Hey Juudai, du Faulpelz! Wir verrichten hier die ganze Arbeit und du liegst mit Johan faul herum!“ „Asuka!“ Sie tritt mich in die Seite. „Schon gut, Schwesterherz. Reg dich nicht auf. Wir sind doch fertig.“ Ihr Bruder dagegen sieht es gelassen, wie immer. „Das heißt nichts! Er hätte uns ruhig helfen können!“, stampft sie wütend davon. Ich schaue Hilfe suchend zu Johan. Er grinst nur und zuckt mit den Schultern. Soll wohl heißen, ich soll mir nichts draus machen. „Na, dann kommt mit zum Lagerfeuer! Jetzt kommt der lustige Teil des Abends!“, meint Fubuki mit seinem typischen Grinseface. Was nimmt der Kerl, dass er immer so gut gelaunt ist? Johan steht auf und reicht mir helfend die Hand. „Komm, tun wir es ihm gleich und lassen die Sau raus.“ „Das klingt, als könnte es lustig werden.“ Ihn nehme seine Hand und lasse mich von ihm hochziehen. „Worauf du einen lassen kannst!“, kichert er und zieht mich an der Hand Fubuki hinterher zum Lagerfeuer. Irgendwie hab ich ein komisches Gefühl, so als würden wir verfolgt werden. Aus dem Augenwinkel fallen mit Junko und Momo auf, Asukas beste Freundinnen. Bilde ich mir das nur ein, oder grinsen sie zu uns rüber? Die haben doch irgendetwas vor! Als sie nämlich sehen, dass ich sie bemerke, rennen sie kichernd davon. Ich kann mir daraus keinen Reim machen. Mädchen sind für mich wie ein verschlossenes Buch, für das ich den Schlüssel verlegt habe. Ich verstehe sie einfach nicht! Ob sich das wohl jemals ändern wird? Ach egal. Ich genieße einfach diesen lauwarmen Sommerabend in der Gesellschaft meiner Freunde. Nun sitze ich schon ein Weilchen mit meiner Clique um das Lagerfeuer. Alle lachen fröhlich. Fubuki, unser Musikfreak, hat natürlich einen Ghettoblaster besorgt, der uns im Hintergrund mit Musik zudröhnt, und versucht Fujiwara auf subtilste Art zum Tanzen zu animieren. Rei versucht ebenfalls etwas. Und zwar versucht sie krampfhaft Martin dazu zu bekommen, dass er etwas von ihren selbst gemachten Hähnchenspießen probiert. Diese sehen jedoch leicht angekokelt aus… ich würde sie auch nicht essen wollen. Hoffentlich kommt sie nicht auf die Idee, mich darum zu bitten. Auch Ryo, der eigentlich schon längst seinen Abschluss gemacht hat, wohnt unserer netten Runde auf Bitten seines kleinen Bruders bei. Er ist gesundheitlich etwas angeschlagen, befindet sich jedoch auf dem Weg der Besserung und pult gerade die Kerne aus einem Stück Wassermelone, während er sich mit Edo, der ebenfalls von außerhalb kommt, unterhält. Daichi, unser Mathecrack, rechnet gerade aus, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass der Flaschenhals auf ihn zeigt. Auf so n Bullshit kann auch nur der kommen… Ja, ihr vermutet richtig: Wir spielen Flaschendrehen! Einfältig, aber wirkungsvoll, ha ha. Gerade hat Sho die Flasche gedreht und nun zeigt sie auf Jun. Oh je, das könnte interessant werden, da Sho und Jun sich gerne auch mal streiten. Seit Kenzan bei uns ist, bevorzugt Sho jedoch meist die Auseinandersetzung mit unserem Dinosaurierfreak. Apropos, wo ist der eigentlich? Ach ja, da bei Jim. Jim ist Archäologe. Klar, dass die zwei sich viel zu erzählen haben. O’Brien, der Austauschstudent aus den USA, sitzt ruhig dazwischen und nickt meist nur. Sie scheinen sich stellenweise auf Englisch zu unterhalten. Jim und Kenzan eint, dass sie beide gern laut lachen. Ob das für den stillen O’Brien nicht eine Qual ist? Bei dem Anblick kommt mir ein leichtes Schmunzeln über die Lippen. Aber was ist nun mit Jun? Er ist ja dran. Er wählt Wahrheit. Wie langweilig… Ich hätte zu gerne gesehen, wie Sho ihm irgendeine dumme Aufgabe aufbrummt. Dann frag ihn wenigstens etwas Fieses, Sho! Sho denkt nach. Fubuki flüstert ihm plötzlich etwas ins Ohr und Sho beginnt zu grinsen. War so klar! Fubuki hat immer die beklopptesten Einfälle. Jetzt bin ich gespannt. „Thunder-chan?“, grinst Sho. Allein diese Anrede bringt Jun fast auf die Palme. „Mein Name ist Manjoume! Manjoume-san da!!!“ „Ja, Thunder! XD“, muss ich lachen. Daraufhin guckt Jun mich an. „Und du hältst die Schnauze, du Loser!“ Das war auch klar. Ich weiß ja, er meint es nicht so und grinse gelassen in mich hinein. Sho formuliert seine Frage: „Welche Unterwäschefarbe magst du bei Mädchen am liebsten?“ Ich kipp um vor Lachen. So ne doofe Frage! Aber sie bringt Jun völlig aus dem Konzept, die Röst schießt ihm nur so ins Gesicht. Fubuki grinst triumphierend und zwinkert seiner Schwester aus dem Augenwinkel zu, da jeder weiß, dass sie Juns Angebetete ist. Ich wollte gerade meinen besten Freund in die Seite stupsen und mich über die Komik dieser Situation auslassen, doch mein Arm greift ins Leere. Wo ist Johan denn hin? Ich schaue mich überrascht um. Mein suchender Blick findet ihn dann. Er sitzt bei Jim und den anderen Austauschstudenten und hantiert mit irgendwelchen Würfeln. Es scheint ihm Spaß zu machen. Sie reden auf Englisch. Zu dumm, dass meine Fremdsprachenkenntnisse eher dürftig sind. Außerdem sitzen sie zu weit von mir entfernt, als dass ich im Getöse der Menge etwas Brauchbares aufschnappen könnte. Irgendwie finde ich das gar nicht lustig. Er hat sich ohne ein Wort zu sagen von mir weg gesetzt. Das Klatschen der Menge reißt mich etwas aus meinen Gedanken. Ich habe Juns Antwort gar nicht mitbekommen. Als nächstes Ist Junko dran mit Flaschendrehen. Momo sitzt natürlich neben ihr. Mädchen… Die hängen immer aufeinander. Ob Mädchenfreundschaften länger anhalten als Freundschaften zwischen Jungs? Ich werfe Johan einen Blick zu, aber er bemerkt es nicht einmal und amüsiert sich köstlich mit Jim und den anderen. Mein Blick verfinstert sich. Wieso spüre ich diesen Unmut in mir? Ist das… Eifersucht? Ach Quatsch! Ausgemachter Blödsinn!! Der Flaschenhals kommt zum Stehen und richtet sich überraschenderweise auf… Johan! Seinem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass er ziemlich verwundert über diesen Umstand ist. Er wirft Jim einen kurzen fragenden Blick zu. Dieser nickt ihm zu und Johan scheint es daraufhin gelassen zu nehmen. Seit wann ist der Krokomann sein persönlicher Berater? Junko jubelt triumphierend auf und schaut Johan spitzfindig an. „Nun, Andersen. Wahrheit oder Pflicht?“ Alle erwarten stillschweigend seine Reaktion. „Ich wähle Pflicht.“, entgegnet er mit seinem typischen Grinsen. Anscheinend erwartet er keine große Aufgabe, aber da hat er sich geschnitten, wie sich noch herausstellen sollte… Momo steht auf und klatscht Junko heimtückisch lachend in die Hand. Haben sich die zwei etwa vorhin schon eine fiese Aufgabe einfallen lassen, als ich das Gefühl hatte, sie würden uns nachstellen? Im meinem Körper baut sich Spannung auf. Was muss er wohl machen? „Alles klar!“ Junko richtet selbstsicher ihren Zeigefinger auf Johan. „Andersen! Deine Aufgabe lautet…“ Sie grinst. „Küsse einen der hier anwesenden MÄNNLICHEN Kommilitonen, mit Zunge!“ Wie bitte?!! Die Menge kreischt hysterisch lachend auf und alle grinsen erwartungsvoll. Gerade so Leute wie Fubuki sind anfällig für solch bekloppte Ideen. Johans Gesicht dagegen wirkt eher bleich. Ihm scheint die Aufgabe nicht zu gefallen. Das macht er mit deutlichem Protest klar. Aber Junko bleibt hart. „Die Regeln lauten, dass eine ein Mal gestellte Aufgabe ausgeführt werden muss und nicht verändert werden darf!“ „Richtig! Es heißt nicht umsonst Pflicht!“, pflichtet ihr ihre Freundin bei. „Aber…“, stottert Johan ein wenig verzweifelt. „Diese Regeln hast du dir doch gerade eben bloß ausgedacht!“ Ob er überhaupt schon mal jemanden geküsst hat? Diese Aufgabe ist wirklich gemein. „Tz tz tz. Jetzt sei mal kein Feigling, Johan.“, grinst Fubuki. „Es ist doch bloß ein Spiel, du Spaßbremse!“ In einem Moment ohne Worte spiegelt sich Johans Antwort nur in seinem Blick wieder. „Ja, genau, Johan! Mach doch!“, lacht Rei. Entweder begreift sie nicht so recht, oder sieht es nicht so eng. „Oder bist du etwa zu verklemmt, Jo-chan?“, setzt Fubuki noch einen drauf. Ob ihm klar, dass er als männlicher Kommilitone auch zur Auswahl steht? Einzig seine Schwester scheint der geballten Obszönität hier überdrüssig zu sein. Sie verdreht stöhnend die Augen. Wenn ich so einen Bruder hätte, wäre mir auch so manches peinlich… Aber Fubukis Satz verfehlt seine Wirkung nicht. Johan fühlt sich beleidigt. Das erkenne ich in seinem aggressiven Blick. Er steht auf, stemmt die Hände in die Hüfte und schmeißt den Kopf zurück. „Also schön! Wer soll mein Opfer sein?“ Die Leute jubeln und finden die Situation wohl komisch. Dem kann ich mich nicht anschließen. Irgendwie tut mir Johan leid, aber andererseits fühle ich mich ein wenig gerächt, weil er sich einfach ohne ein Wort zu verlieren von mir weggesetzt hat. Johan sieht sich um, doch auf seine Frage bekommt er keine konkrete Antwort. „Such dir dein Opfer selbst aus!“, meint Junko nur. Warum sieht sie in meine Richtung? Und was soll das dämliche Grinsen? Johan scheint ihrem Blick zu folgen, denn plötzlich steht er vor mir und alle grinsen mich an. Ich bekomme ein wenig Angst. Wieso sind bloß alle Blicke auf mich gerichtet? Soll das etwa heißen…? „ICH?!“, schreie ich laut auf. „Genau!“ Doch bevor ich auch nur irgendetwas machen kann, kniet sich Johan plötzlich vor mich hin und hält meinen Arm fest. Er sieht mir wortlos genau in die Augen und kommt mir immer näher, bis seine Lippen schließlich die meinigen berühren. Sie sind unerwartet weich. Ich fühl mich wie erstarrt. Um mich herum höre ich das Jubeln der Menge, die sich anscheinend einen Heiden Spaß aus meinem Leid macht. Aber das ist ihnen anscheinend nicht genug, denn Junko erinnert Johan lautstark an eine weitere Bedingung, die in der Pflicht enthalten war. „Mit Zunge hab ich gesagt, du Feigling!“ Doch noch bevor sie diesen Satz zu Ende bringt, schiebt Johan mir seine Zunge in den Mund. Ich kneife hastig die Augen zusammen. Was für ein Gefühl! Ein Kribbeln fährt mir durch den gesamten Leib. Ich zittere und mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Was ist das nur? Ich bin wie vernebelt. Es ist plötzlich so still. Ich höre nur das Pochen meines Herzens. Mir wird so heiß. Wie macht er das? Dann lässt er von mir ab. Das war es schon? Er wischt sich beim Aufstehen mit dem Handrücken über den Mund und wirft Junko einen giftigen Blick zu. „Zufrieden?“ Ja, plötzlich sehe ich die anderen wieder. War es gerade nur so still, weil ich alles andere ausgeblendet habe? Warum habe ich das gemacht? Ich streiche mir verwundert über die Lippen. Mein Herz rast noch immer wie verrückt. Im tobenden Gelächter setzt sich Johan wieder zu den Austauschstudenten. Warum? Höre ich das richtig? Er flüstert ein „Blöde Kuh!“ vor sich hin. War der Kuss so schrecklich für ihn? … Wie war er eigentlich für mich selbst, der Kuss? Während die meisten sich wieder ihrem subtilen Flaschenspiel widmen, grinsen einige zu mir herüber, andere zu Johan. Jim patscht ihm breit grinsend über den Kopf und kassiert daraufhin eine Kopfnuss von Johan. Irgendwie ist mir diese Situation sehr peinlich. Warum mussten alle zugucken? Das war mein erster Kuss. Jetzt kann ich erahnen, wieso die Menschen immer so einen großen Wirbel ums Küssen und all diesen Kram machen. Ich starre vor mich hin und streiche mir über die Lippen. Sind Küsse immer so… anregend? Ich verstehe mich selbst nicht! Warum fühle ich mich jetzt so komisch? Ein paar Minuten später hat die Flasche ihr neues Opfer auserwählt: Daichi! Aus Angst wählt er natürlich lieber Wahrheit als Pflicht. Bestimmt hat er zuvor noch ausgerechnet, wie hoch die Wahrscheinlichkeit sein wird, dass herauskommt, wenn er flunkert… Ich seufze. Wenigstens sieht mich jetzt keiner mehr an. Ich schaue zu Johan. Aber auch er sieht mich nicht an. Ob ihm das auch etwas peinlich war? Auf ein Mal steht er auf, sagt irgendetwas zu Jim und O’Brien und geht. Wohin? Johan, wohin gehst du? Und vor allem, warum??? Jemand tippt mich von der Seite an. „Juudai, du bist dran. Hier!“ Sho drückt mir die Flasche in die Hand. Ich sehe ihn nur fragend an. „Du musst drehen.“, meint er. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass die Flasche schon so weit gewandert ist. „Ähm, ich… Ich muss mal!“ Ich mag dieses Spiel nicht weiter spielen. So lasse ich die Flasche fallen und renne davon. Wohin ist Johan gegangen? Er ist doch nur kurz vor mir weg gegangen. Er müsste doch hier irgendwo sein. Ich streune suchend durch die Büsche. Warum suche ich ihn eigentlich? Ich will wissen, wieso er ausgerechnet mich ausgesucht hat! Wieso? Ich will es wissen. Bei dem Gedanken an diesen Kuss bekomme ich weiche Knie und meine Hände sind schweiß gebadet. Mir flattert wieder dieses Kribbeln in der Magengegend umher. Plötzlich remple ich jemanden an. „Oh, Entschul… Johan?“ Ich spüre wie mir die Röte ins Gesicht schießt. „Juudai!“ Er sieht mich überrascht an. „Was machst du hier?“ „Ich habe dich gesucht.“, entweicht es mir unbeabsichtigt. Vor Schreck halte ich mir den Mund zu. Wie peinlich! „Warum denn?“, fragt dieser etwas verwundert drein schauend. „Ach…“ Er senkt den Blick. „Wegen des Kusses, oder? T-tut mir echt leid.“ Das überrascht mich jetzt: „Es tut dir leid?“ Er lächelt mich beschämt an: „Ja, bitte verzeih mir, dass ich dich gewählt habe.“ Ich zucke mit den Schultern: „Du bist lustig. Ich bin nicht böse auf dich.“ „Nicht?“, fragt mich der Schwede überrascht. „Nein, wieso sollte ich? Aber… ich…“ Es fällt mir schwer, diese Frage in Worte zu fassen. „… ich wüsste gern, wieso du ausgerechnet MICH erwählt hattest…“ Johan legt seine Hände auf meine Schultern und schenkt mir ein sanftes Lächeln. „Weil du mein bester Freund bist und ich dich mag.“ Er bekommt leicht rote Wangen, während er das sagt und seine grünen Augen funkeln wie Smaragde. „Ich hab dich auch gern, Johan…“, entwischt es mir. Moment! Was sag ich da? Ich fasse mir an den glühenden Kopf. „I-ich bin wohl müde, denke ich.“, stottere ich nur. Mein Herz rast schon wieder so. Johan streicht mir behutsam über die Wange. Seine Hände sind so unglaublich zärtlich! „Nun, dann solltest du vielleicht schlafen gehen.“ Ich traue mich nicht, ihm zu widersprechen: „Ja… wäre wohl besser…“ So setze ich das Gesprochene gleich in die Tat um und mache mich nach kurzer Verabschiedung auf den Weg zu meiner Unterkunft. Jedoch kann ich diese Nacht nicht besonders gut schlafen. Die meiste Zeit liege ich trotz Müdigkeit wach und wenn ich dann endlich mal schlafe, habe ich komische Träume… Kapitel 03 Ende Kapitel 4: Klausur, Stress pur? [oder: Juudai erkennt endlich seine Gefühle!!] ------------------------------------------------------------------------------ Es ist schon Morgen und ich öffne verschwitzt die Augen. Weil ich die Vorhänge zugezogen habe, ist es etwas dunkel im Zimmer, aber so langsam bahnen sich die Sonnenstrahlen ihren Weg durch den Stoff und kitzelt mich an der Nasenspitze. Ich setzte mich auf, reibe mir den Schlaf aus den Augen und will meinen Hintern aus dem Bett schieben, um aufs Klo zu gehen. Mir ist so heiß, dass ich unbedingt einen Spritzer Wasser brauche! Aber was ist das für ein matschiges Gefühl in meiner Hose? Oh Mein Gott! Als ich etwas am Hosenbund ziehe, um hineinzuschauen, erblicke ich weißes klebriges Zeug. Bäh! Ich habe nachts in meine Hose ejakuliert! Welcher Traum hat mich denn dazu veranlasst? Muss ja ein heißer gewesen sein, grinse ich in mich hinein. So heiß wie der Kuss zwischen Johan und mir… WAAS? Ich fasse mir an meine glühenden Wangen und schüttle den Kopf. Das kann doch nicht sein! Warum macht mich dieser Kerl bloß so an? Ich brauche nur an seine blitzenden grünen Agen zu denken, diese funkelnden Smaragde. Habe ich etwa von ihm geträumt? Och je, ich glaube ich werde ganz rot. Ich renne ins Bad und spritzte mir, in der Hoffnung, wieder einen klaren Kopf zu bekommen, etwas Wasser ins Gesicht. Doch der einzige Gedanke, den ich fassen kann, ist… Johan! Schon allein dieser Name lässt mir einen wohligen Schauer durch meine Glieder fahren. Ich muss verrückt geworden sein! Ich fasse den Entschluss, mich erst einmal zu duschen. Aber dadurch wird es auch nicht besser, eher sogar noch schlimmer! Die warmen Wasserstrahlen auf meiner Haut rufen ein ähnliches Kribbeln hervor wie die Berührung von Johans Lippen gestern Abend… und seine Zunge erst! Ich erinnere mich an seinen Geschmack. Er hat gut geschmeckt, viel zu gut… Während ich mir die Haare wasche, schießen mir die wildesten Gedanken durch den Kopf, die ich wohl besser für mich behalten sollte. Als ich nach der Spülfalsche auf dem Boden greifen will und an mir herunter sehe, bemerke ich plötzlich, dass mein Glied offensichtlich steif geworden ist. Das treibt mir die Röte ins Gesicht. Was soll das? Was fällt dir ein, dich so zu verselbstständigen? Ach, was beschwere ich mich eigentlich … Sicher sind meine Fantasien daran schuld. Bin ich jetzt etwa… schwul? Johan ist doch ein Kerl! Ein MANN (und was für einer…)!!! Und trotzdem kommt er in meinen Fantasien vor; er spielt sogar die Hauptrolle. Muss ich mich jetzt dafür schämen? Eigentlich schon, oder? Die meisten Menschen würden mich dafür jedenfalls bestimmt abstoßend finden, vermute ich mal. Aber wie kann ich meine Gefühle ändern? Will ich das überhaupt? Obgleich es mir so verboten erscheint, … es ist so schön. Ich kann einfach nicht widerstehen und meine Hand wandert nicht zur Spülflasche, sondern woanders hin… Dabei denke ich nur an Johan… an diese muskulösen Oberarme, die Muskeln an seinem Bauch und überhaupt diesen perfekt proportionierten Körper. An die schöne Farbe seiner glänzenden weichen Haare, welche ständig ihre Nuance ändert je nach Lichteinfall, und seine umwerfend strahlenden Augen. An das zärtliche Streicheln seiner warmen Hände… Ich möchte seine Lippen noch ein Mal auf mir spüren und seine Zunge in mich aufnehmen… Meine Fantasien haben es geschafft: Weiße Flüssigkeit landet auf den Fliesen und wird vom Duschstrahl in den Abguss befördert. Hat es mich so sehr erwischt? Wo die Liebe hinfällt, schlägt sie sich die Knie wund… Aber Johan hat doch auch gesagt, dass er mich mag. Nur wie hat er das gemeint? Ach wenn er es doch nur so meinte, wie ich es mir wünsche! Ich muss es mir wohl eingestehen: Ich bin verliebt! Oder ist das pure Geilheit? Ich widme mich wieder meinen Haaren und beende schließlich den Duschvorgang. Um eine Erkenntnis reicher ziehe ich mich um und mache mich nach einem Blick auf dem Stundenplan auf den Weg zum Hörsaal. Dort angekommen begegne ich sofort meinen Freunden. „Guten Morgen, Aniki!“ Sho springt mich gleich an. Er hat ziemliche Augenringe… „Du siehst aus wie ein Zombie…“, entwischt es mir. „Ich habe ja auch bis gestern Nacht noch gelernt!“, antwortet er unter Tränen. Kenzan klopft ihm auf die Schulter: „Du packst das schon!“, woraufhin Sho nur nickt. „Was denn?“, frage ich neugierig. Diese Frage beantwortet mir eine liebliche Stimme: „Na, für die Klausur!“ Den Inhalt des Gesagten habe ich gar nicht so beachtet. Allein der Klang dieser Stimme lässt mich vor Entzückung beben und ich schaue mich hastig um, bis ich in ein freundlich strahlendes Gesicht schaue. Johan! Als wenn die Sonne aufginge! „Ohayo Jojo!!!“ Ich springe ihn gleich an und muss mich echt beherrschen, ihn nicht zu knuddeln und zu küssen und zu… und so weiter und so fort. Da kommt Jun um die Ecke: „’Jojo’? Was ist das denn für n bescheuerter Spitzname?“ Ich drehe mich zu ihm um und schaue ihn böse an: „Der ist überhaupt nicht bescheuert! DU bist bescheuert!!“, woraufhin Jun mich nur erstaunt ansieht und Johan zu lachen anfängt. Sein Lachen ist so süß! Ich könnte ihm den ganzen Tag dabei zusehen. Dass er wohl über mich lacht, stört mich dabei herzlich wenig. „Wieso lacht der so doof?“, kommt es wieder von Jun, der die Arme ineinander verschränkt hat. Das macht mich wütend und ich balle meine Hand zu einer Faust: „ER LACHT NICHT DOOF!!!“ „Ach nein?“, entgegnet mir der Igelkopf mit halb geöffneten Augen. „Nein! DU bist doof! Du hast doch keine Ahnung!! Also lass Johan in Ruhe, Emofresse!!“ Die Gruppe schaut mich verwundert an, was mir erst gar nicht so auffällt. Doch plötzlich schlingt Johan einen Arm um mich. Schauen sie deshalb so? Ich werde ganz rot. Aber Johan will mich wohl bloß in den Hörsaal ziehen, bevor die Bagatelle in einen handfesten Streit ausartet könnte: „Komm, Juudai. Streit so früh am Morgen ist DOOF!“ Dabei gähnt er so niedlich. Dieses Gähnen würde ich gerne jeden Morgen sehen, am liebsten sofort nach dem Erwachen. „Ja, du hast wohl Recht, Jojo!“, entgegne ich und meine Aggressionen sind sogleich passee. Ich schmiege mich an ihn und lasse mich gehorsam in den Hörsaal führen. Mir ist auch völlig egal, was um uns herum geschieht. Plötzlich dreht sich meine Welt nur noch um ihn… mein ganzes Universum. Ist das toll, verliebt zu sein! Wer hätte das gedacht? An einer Stufe bleibt Johan plötzlich stehen. Ach so, Misawa hat ihn angesprochen. Hä? Redet der auch mit mir? Johan fuchtelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht umher. „Juu-chan? Alles ok?“ Hat er mich gerade ‚Juu-chan’ genannt? Wie süß, ich kann nicht mehr! Ich muss ihn einfach umarmen und falle ihm sogleich um den Hals, um ihn ganz fest zu drücken: „Jojo!!“ Am liebsten würde ich schreien „ICH LIEBE DICH!!“, aber ob das so gut wäre? „Was hat er?“, fragt Daichi. Mir ist egal, was der nun denkt. Johan fühlt sich so gut an! Mir hat lange so ein positives Erlebnis im eintönigen, grauen Alltag gefehlt. Seine Schultern sind unerwartet breit, dabei wirkt er doch immer so hager. Ich frage mich, welche Gefühle er wohl für mich hegt… Plötzlich klopft er mich über den Rücken. „Du brauchst keine Angst zu haben, Juu-chan. Wir sind doch alles durch gegangen und du schaffst das schon! Ich drück dir ganz fest die Daumen.“ Ich hab keine Ahnung, wovon er redet, aber seine liebevollen Worte beruhigen mich irgendwie und ich schmiege mich einfach nur vor mich hin grinsend an ihn, um seine Körperwärme in mich aufzunehmen. Dabei spüre ich seinen Atem in meinem Ohr, was wieder dieses Kribbeln in meinem Körper auslöst. Würde er mich fragen, würde ich mich auf der Stelle mit ihm in eine ruhige Ecke verzeihen und… „Hi hi hi!“, kichere ich blöd vor mich hin. Daichi und Jojo legen ihre Hand auf meine Stirn. „Deine Temperatur ist leicht erhöht. Traust du dir das so wirklich zu, Juudai?“, fragt mich der Rar Yellow Student. Was zutrauen? Mit Jojo zu… Mir schießt die Röte ins Gesicht bei den vielen unsittlichen Gedanken, die mir gerade in den Sinn kommen. „Juu-chan!“ Da ist sie wieder, Johans weiche warme Hand. Sie streicht mir sanft über die Wange. „Geht es dir gut?“ Ich schaue tief in seine wunderschöne smaragdfarbene Regenbogenhaut. Er sieht mich besorgt an. Warum eigentlich? Ach egal. Jedenfalls ist es wahnsinnig süß, wie er sich Sorgen um mich macht. Das entlockt mir ein Lächeln: „Es ging mir nie besser.“, antworte ich aus verschleierten Augen. Johan antwortet nur mit seiner Mimik, deren Aussage wohl bloß ich verstehe. Schließlich sind wir so etwas wie Seelenverwandte; das habe ich gleich gespürt, als wir uns das erste Mal begegnet sind. Plötzlich ertönt eine laute Stimme im Hörsaal, woraufhin sich die Studenten alle auf ihre Plätze begeben. Auch Johan drückt mich in einen der hölzernen Klappstühle. Er beugt sich zu mir herunter und flüstert mir etwas ins Ohr: „Aber überanstreng dich nicht. Sag, wenn du nicht mehr kannst, ja?“ Wieder dieser süße Atem an meinem Ohr. Die Schmetterlinge in meinem Bauch spielen verrückt! Was meint er wohl? Etwa das, was ich denke? Was wird er jetzt mit mir machen? Ich bin völlig vernebelt… Ich spüre seine Lippen auf meiner Wange und schließe erwartungsvoll sie Augen, doch als ich sie kurz danach wieder öffne, ist Johan auch schon wieder weg. Was sollte das? Nur ein kurzer Kuss auf die Wange? Mehr nicht? Wo ist er? Und was ist das? Mein Blick ist auf das Geschehen vor mir gerichtet. Der Professor verteilt Zettel…Ach, ich sitze im Hörsaal! Dann war das nur ein Traum? Ich sehe mich um. Wo ist Johan? Ah, da! Er sitzt ein paar leere Plätze von mir entfernt in derselben Reihe. Warum lässt er Platz zwischen uns frei? Das weiße Blatt kommt nun auch bei mir an. Ich fasse mir an die Wange, die er eben noch mit seinen weichen Lippen berührt hatte. Johan… Als auch er das weiße Blatt erhält, sieht er zu mir herüber und zwinkert mir zu, bevor er den Blick schließlich wieder auf den Papierfetzen vor sich lenkt. Er hat mir zugezwinkert!!! Ich höre wieder die laute Stimme des Professors im Hintergrund, ehe alle ihre Stifte herauskramen und verstummen. Zeichnen alle etwa etwas? Johan scheint auch u. a. farbigen Stift zu verwenden. Ich krame mein Etui hervor und suche darin nach Stiften. Er hat mir tatsächlich zugezwinkert! Ich hab zwar keine Ahnung, was es bedeuten sollte, aber er hat mir zugezwinkert! Dann auch noch mit seinem typischen süßem Lächeln… Ich schmelze dahin, stütze meinen Kopf mit einer Hand ab und male mit einem knallroten Stift Herzchen auf das weiße Blatt. Was gäbe es jetzt auch für ein besseres Motiv? Vielleicht sollte sein Zwinkern sein Wink mit dem Zaunpfahl sein, dass wir nach der Stunde etwas Schönes zusammen machen? Oh ja! Das wäre toll. Ich male mir aus, was es sein könnte. Wir könnten ein Eis zusammen essen oder etwas kochen. Johan kann gut kochen! Er hat schon eine Gemüsepfanne für uns gemacht und einen Salat. Dagegen komme ich mir so stümperhaft vor… Na ja, man sagt ja Liebe ginge durch den Magen. Vielleicht brächte uns das einander näher? So wie Susi und Strolchi, die in dem alten Disneyfilm zusammen eine lange Spaghetti in sich hineingezogen haben, ohne es zu merken, bis sie sich schließlich küssten. Johan ist nämlich mindestens genauso verfressen wie ich selbst es bin. Mein Rotstift bricht ab. Mist! Ich suche einen neuen und halte plötzliche einen blauen Stift in der Hand. Ist das nicht Johans Lieblingsfarbe? Hmmm… oder ist es grün? Ich versuche es herauszufinden, indem ich seinen Namen mit beiden Stiften immer und immer wieder in allem möglichen Buchstaben aufschreibe, die ich kenne, mal in Katakana, mal in Hiragana und mal in den fremden europäischen Schriftzeichen. Haben Schweden eigentlich ein eigenes Schriftsystem? Ich habe ihn nie gefragt. Ich schreibe seinen Namen sogar in Kanji und in Zahlen. Jawohl „Jo“ klingt nämlich wie „四“, die Japannische Vier, und „han“ erinnert mich irgendwie an „八“, die Acht. Mein eigener Name lässt sich im Übrigen auch mit Zahlen schreiben, wenn man ein wenig Fantasie besitzt, denn das „Juu“ in meinem Namen klingt genauso wie die Zahl „十“, die japanische zehn. Zusammen ergibt sich nun also 4810. Das ist ab sofort meine Lieblingszahl, habe ich soeben entschieden. Nicht entscheiden kann ich mich jedoch zwischen den beiden Farben. Allerdings denke ich mal, dass blau besser zu Johan passt, da seine Kleidung ja auch meist viele blaufarbige Elemente enthält. Dies ist nur ein Ausschnitt der Gedanken, die mir so durch den Kopf gehen, während ich verträumt dem Blatt vor mir den Stempel meiner „Kunst“ aufdrücke. Ich stelle mir vor, wie ich ihm meine Gefühle ausdrücken soll und frage mich, wie er wohl reagieren möge. Ob er Mädchen lieber mag? Wäre ich auch eins, bräuchte ich bloß einen kurzen Rock anziehen und mich kokettierend auf seinen Schoß setzten… Oder nein, dann wäre ich ja genauso wie diese dummen Hühner, die sich ständig um ihn sammeln. Nein, so möchte ich nicht sein! Aber wie gibt man jemandem zu verstehen, wenn man so viel für ihn empfindet…? Meine Gefühle erschlagen mich nahezu! „So, liebe Leute. Abgabe!!“, schreit der Professor durch sein Mikro bis in die hintersten Reihen in diesem riesigen Saal, woraufhin sich alle Studenten nach vorn zu ihm begeben, um ihre zusammengetackerten Zettel loszuwerden. Ich hab auf die letzte Seite ein schönes Bild gezeichnet, auf dem sich Hane Kuriboh und Ruby unter einem bunten Regenbogen küssen. Mein geflügelter Freund erscheint über meiner Schulter und starrt neugierig auf das Blatt, um mir zugleich einen Stupser mit seiner Tatze zu verpassen. Tja Aibo, das ist doch bloß die Wahrheit! Wenn ich doch nur wüsste, ob Johan meine Gefühle erwidert. Ich würde sie am liebsten in die ganze Welt hinausschreien. Leider sind meine Zeichenkünste nicht besonders ausgeprägt, aber ich denke, man erkennt die Duellgeister. Wieder ein Unterschied zu Johan. Er hat wirklich Talent im Umgang mit dem Stift. Im Zeichenunterricht hat er so ein geiles Bild gemalt! Einfach so, ohne große Anstrengung. Ich wüsste zu gern, welche Talente sich noch so in ihm verbergen. Kuribos Zappeln reißt mich aus meinen Gedanken. Ich sollte mich mal langsam ebenfalls nach vorn bequemen, was ich sofort in die Tat umsetze. Nicht zuletzt, weil mein Märchenprinz ebenfalls schon dort ist und seine zusammengetackerten Zettel abgibt. „Jojoo!“ Nachdem auch ich meine Zettel dem Prof hastig in die Hände gedrückt habe, renne ich ihm hinterher. „Warte, Jo!“ Professor Chronos ruft mir noch irgendetwas hinterher, aber ich drehe mich nicht um, denn Johan zu erwischen, welcher gerade zur Tür hinausgeht, ist mir gerade viel wichtiger. Ich schaffe es auch und erwische ihn noch. Ich springe ihn von hinten an und schlinge meine Arme um ihn: „Jojooo, warum gehst du einfach? Warte doch auf mich!“ Daraufhin dreht er sich um und sieht mich an: „Juudai.“ ‚Juudai’? Nicht ‚Juu-chan’? Ich lasse ihn los, damit er sich ganz zu mir umdrehen kann. „Jim hat bereits auf mich gewartet.“, lächelt Jojo mir zu und deutet auf den Jungen, der mit verschränkten Armen an der Wand lehnt und dessen Gesicht von einem großen Cowboyhut verdeckt wird. Da bemerke ich Jim erst. Es ist, als würde mein Herz vom letzten Stock eines Wolkenkratzers in den Keller plumpsen. Wieso wartet er auf IHN anstatt auf MICH? „Das war quiet heavy, dontcha think?“, meint dieser zu Johan, welcher darauf nur nickt und seufzend die Achseln zuckt. Dann wendet sich Johan wieder an mich: „Ich bin froh, dass der Sportunterricht gleich im Hallenbad stattfindet. Ich hab echt voll Bock auf ein wenig Plantschen nach der Plackerei.“ „Plantschen?“ Ich bin verwundert. „Ja, ein wenig Entspannung nach der Anstrengung kommt jetzt gut.“, meint Jim und klopft Johan lachend auf die Schulter. „Whazz up, Juudai? War die Prüfung so schlimm?“, will der Cowboy dann von mir wissen. „Prüfung?“, erwidere ich nur. Plötzlich spüre ich Johans warme Hände auf meinen Wangen: „Aber aber, deswegen brauchst du doch nicht gleich zu weinen!“ Weinen? Wieso weinen? Wer weint denn? Erst jetzt merke ich, dass Tränen aus meinen Augen fließen. Bin ich so eifersüchtig? Aber Johans Hände tun so unsagbar gut! Ich lege meine eigenen auf sie und schließe schluchzend die Augen, woraufhin er mich sogar in den Arm nimmt. „Hattest du einen Blackout?“, höre ich noch von Jim und vergrabe meinen Kopf in Johans Schulter, während ich mich in seinem Oberteil festkralle. „Kann doch schon mal passieren.“, meint Johan nur und streichelt mir behutsam über den Rücken. Das fühlt sich so gut an! Ich atme tief seinen unverwechselbaren milden Duft ein und kuschle mich enger an ihn. Ich hätte so gern mehr davon, viel mehr… und schlinge meine Arme schließlich ganz eng um seinen Hals. „Heey, ist ja gut!“, lacht Johan auf und klopft mir ein wenig auf die Schulter. Stört ihn das etwa? Obwohl es mir widerstrebt, lockere ich unsere Umarmung wieder und schaue ihn beschämt an. Aus dem Augenwinkel heraus bemerke ich jetzt Jims hämisches Grinsen. Außerdem schauen ein paar Studenten tuschelnd zu uns herüber. In der Öffentlichkeit sollte ich mich Johan vielleicht nicht so um den Hals werfen. Jetzt bin ich wohl auch nicht besser als diese nervigen Mädchen, die sich ständig an ihn heranzumachen versuchen. Auch Blicke solcher spüre ich nun im Nacken und sie sind nicht gerader freundlicher Natur… Aber Johans Lachen ist so süß. Johan ist halt anders als die anderen. Anstatt mich mit strafenden Blicken zu mustern, streicht er mir sanft die letzte Träne von der Wange und legt dann seinen Arm um meine Schulter: „Komm, lass uns gehen!“ So schnell kann nur er mich wieder glücklich machen. Ich nicke lächelnd und lege ebenfalls einen Arm um seine Schulter, um seiner Aufforderung nachzukommen. Zu dritt gehen wir so in eine Unterhaltung vertieft in Richtung Hallenbad, ehe Kenzan unserer kleinen Gruppe noch beisteuert. Kapitel 04 Ende Tach, ihr Säcke XD Ich melde mich mal kurz wieder zu Wort, um Euch was Lustiges zu erzählen, das gerade so gut zum Kapitel passt. :3 Ist schon komisch, dass Juudai gar nicht bemerkt hat, dass er gerade eine Klausur verkackt XDD Nee, ich bin auch gerade voll in der Klausurphase, wisst ihr. (Aber die Story hatte ich schon vorher im Kopf!) Das ist so anstrengend… und ich „darf“ auch noch zwei Referate halten und dazu mal eben so übers Wochenende noch so ungefähr 100 Seiten lesen… zu 75% auch noch auf Englisch… Diesen Montag habe ich meine aller erste Uniklausur geschrieben und die war in Humangeo. (Ja, ich studiere Geographie & Japanologie mit dem Schwerpunkt Geschichte an der größten Uni im ganzen Ruhrpott XD Naa, wisst ihr, welche??) Ich hoffe, ich hab die nicht verkackt. Habe ja die ganzen Ferie über dafür gebüffelt! Das hätt’ ich zu Schulzeiten NIE gemacht! NEVER!! Aber irgendwie hat man jetzt ne ganz andere Motivation. Ich war heute, 14.01.’09, trotzdem mal an der FH Düsseldorf, weil ich eigentlich von Anfang an einen Designstudiengang (Kommunikationsdesign) belegen wollte und würde ich es mir nicht wenigstens einmal ansehen, würde ich es vielleicht irgendwann bereuen… Da fand heute nämlich so n Infotag statt, der sich eigentlich Mappentutorium“ nennt. Von daher habe ich erwartet, dass die auch einen Blick in die Mappen werfen und habe meine gleich mitgebracht… aber irgendwie haben die uns nur über so generelle Dinge informiert und es fand auch nicht im vorgegebenen Raum statt, weil wohl irgendwie gerade ein Virus umgeht und alle krank sind. Also erst mal quer durch die FH latschen und suchen! Zum Glück hat mich eine Kommilitonin begleitet und wir beide mussten feststellen, dass unsere Uni doch gar nicht so hässlich ist. Zumindest kam an der FH nicht so das „Hochschulflair“ herüber, sondern erinnerte eher an die Schulzeit, wo alle Raucher zur Zigarettenpause vor der Tür stehen und man in den Gängen fast Beklemmung bekommt. Vor allem sind bei uns anner Uni viele Geschäfte in der Nähe (Ein eigenes Uni Center XD) und da war ja irgendwie gar nix o__O° Na ja, vielleicht bin ich auch schon zu sehr an die riesigen Gebäude mit den hohen Decken bei uns gewöhnt… Aber darauf kommt’s ja nicht an! Der Dekan war voll nett und hatte einen total lustigen Akzent. Ich habe erst ein wenig gerätselt, bin dann aber recht schnell darauf gekommen, dass er wohl Holländer sein muss. Er riss auch einmal den Witz, dass er nur Hollandfans den Eignungstest bestehen ließe. Ja, ich liebe HEMA, Herr Dekan! XDD Ohne Witz, was die da verlangen, ist für mich wohl kaum erfüllbar. Es werden ein Designpraktikum, gute Kenntnisse in Programmen wie Photoshop etc. und natürlich eine fertige Mappe vorausgesetzt und man muss innerhalb von vier Wochen eine Hausarbeit zu einem (noch unbekannten) gestellten Thema anfertigen und diese schließlich präsentieren… Und dann ist das auch NUR die Eignung und NICHT die Sicherheit auf einen Studienplatz! Tja, und ich bin gerade in der Klausurphase. Das ist mir zu riskant. Will man so was studieren, muss man sich eigentlich echt erst mal ne Auszeit nehmen, habe ich so den Anschein. Aber das geht einfach nicht! Ich glaube, ich bleibe bei Geo & Japanologie. So lerne ich jedenfalls die Sprache, die ich schon immer lernen wollte und einiges über unseren wunderschönen, einzigartigen Planeten. : ) Und jetzt hab ich mich ja bereits auch schon eingelebt… Na ja, und man soll sein Hobby ja nicht zum Beruf machen. Vielleicht hätte ich das Zeichnen sonst irgendwann satt… Hmmm… Erzählt mir mal ruhig, was ihr so nach der Schule macht bzw. machen wollt. Würde mich mal furchtbar interessieren. ^^ Bis zum nächsten Kapitel! Kapitel 5: Ein Sprung ins kalte Wasser [erneuter Kuss] ------------------------------------------------------ Wir befinden uns in der Sammelumkleide und ich streife mir gerade mein T-Shirt ab. Zu unserem Quartett sind noch die anderen Jungs aus dem Kurs hinzugekommen. Hihi, wenn wir uns umziehen, kann ich Johan vielleicht sogar nackt sehen. Fubuki, der Spaßt, hat Fujiwara gerade das Handtuch geklaut und rennt damit nun fröhlich durch die Umkleide, während der Grünschopf ihm nachrennt und dabei versehentlich Jun anrempelt, der sich sofort gestört fühlt. Hoffentlich bricht jetzt kein Streit vom Zaun. Obwohl, selbst wenn, mir wäre es egal. Solange ich nur in Johans Nähe sein kann. Sho wühlt gerade noch in seiner Tasche und sucht seine Klamotten zusammen, Daichi dagegen ist bereits fertig und liest ein Buch, über Mathematik natürlich. So ein Streber… Jim unterhält sich beim Umziehen mit O’Brien, aber ich kann sie wieder nicht so gut verstehen, weil sie für meine Ohren viel zu schnell in ihrer Sprache sprechen - englisch. Aber eigentlich interessiert ihr Gespräch mich auch nicht sonderlich. Ich mustere stattdessen ihre Körper. Dass O’Brien die reinste Muckibude in Person ist, war klar. Das wäre mir schon wieder zu viel an Muskelmasse. Bei Jim dagegen ist es schon besser verteilt: Er ist ja ziemlich groß und schlank, aber trotzdem recht muskulös. Ob Johan ihn deshalb so gern mag? Dieser Gedanke betrübt mich ein wenig. Wenn ich da an meinen eigenen Körper denke… So muskulös bin ich nicht. Aber muss ich das sein? Vielleicht mag Johan mich ja trotzdem. Leicht seufzend wechsle ich meine Hose. „Was ist los, Juudai? Warum stöhnst du so?“, fragt mich der Junge neben mir, der sich gerade seinen Oberkörper entblößt. Wow! Ich bin wie geblendet: Johan hat, wie erwartet, mit Abstand den schönsten Körper von allen! Nicht zu viele Muskeln, aber auch nicht gerade wenig, außerdem alles perfekt proportioniert. Vielleicht ist es auch gar nicht so und ich bilde mir das gerade nur ein, weil ich so unendlich verknallt bin, aber das ist mir egal. Dann sehe ich eben alles durch die rosa rote Brille. Na und? „Juudai?“ Er sieht mich fragend an und ist gerade im Begriff, seine Hose auszuziehen. Beschämt drehe ich den Kopf beiseite: „Ja, mir geht’s gut. Schon gut!!“ Eigentlich wollte ich ihn doch nackt sehen. Warum wende ich mich dann jetzt ab? „Ehrlich?“ Klingt, als würde sich Johan Sorgen machen. Er merkt immer gleich, wenn etwas mit mir nicht stimmt. Das entlockt mir doch ein sanftes Lächeln, während ich mich mit dem Packen meiner Tasche ablenke. Ich nicke nur. Zu mehr bin ich gerade nicht in der Lage. Danach verlassen wir alle die Umkleide und ich kann weiterhin Johans Körper bewundern. Es hat den Anschein, als sei mein dummes Grinsen wohl zu auffällig, denn mein Angebeteter erkundigt sich noch ein Mal, ob bei mir alles in Ordnung sei, woraufhin ich nur nicke. Mein Lieblingsaustauschstudent schaut so komisch… ich kann seinen Blick nicht deuten. Den habe ich zuvor noch nie bei ihm gesehen. Interessant, ich finde immer wieder etwas Neues an ihm zu entdecken. Schließlich stehen wir in einer Schlange am Beckenrand an und hören zu, was die Sportlehrerin erklärt. Wir sollen zwei Gruppen bilden und im Wettkampf nach Ringen tauchen. Gesprungen wird von einem der Sprungbretter. Es gibt den Einer, den Dreier, den Fünfer und sogar einen Zehner. Man kann sich dabei aussuchen, von welcher Höhe aus. Je höher, desto mehr Punkte kann man jedoch für seine Gruppe sammeln. Aber meine Aufmerksamkeit gilt eher meinem besten Freund vor mir: Johan hört jedoch aufmerksam zu, während ich nur seine Rückansicht bewundere. Wie sagt man so schön: Ein schöner Rücken kann auch entzücken! Die Wirbelsäule ist gut zu erkennen. Am liebsten würde ich mit einem Finger daran entlang streifen. So ein wundervoller Körper! Ich bin ganz hin und weg. Und er hat den wirklich geilsten Arsch der Welt… Aber wie kann ich bloß seine Aufmerksamkeit erregen? Seine bloße Anwesenheit macht mich ganz nervös. Meine Hände sind schon wieder schweißgebadet und meine Knie butterweich. Ich würde so gerne mit ihm…na, ihr wisst schon. „Readyyyyy?“ Jim stupst Johan an, sodass dieser mit Karacho ins Wasser fällt. „Was soll das, Jim?!“, brüllt Johan, als er wieder auftaucht, und schwimmt dabei zum Rand zurück, um herauszuklettern. Ich frage mich ebenfalls, was das jetzt soll. Was fällt Jim ein? Der Australier lacht und läuft ein Stückchen weg, Johan ihm wütend hinterher: „Na warte!!“ Jim ist echt ein Kindskopf! (Das muss ich gerade sagen…) … Warum ist mir so etwas denn nicht eingefallen?! Das wäre DIE perfekte Kontaktaufnahme gewesen. „Juudai, komm!“, winkt Kenzan mir herbei. „Wir sind dran. Welche Höhe nehmen wir?“ Er deutet auf die Sprungbretter. „Höhe?“ „Alles klar bei dir, Juudai DU scheinst heut nicht ganz auf der Höhe.“, meint Kenzan und setzt dabei einen Fuß an die Leiter des 3m Brettes. Nicht einmal zum Schwimmen legt er sein Kopftuch ab. Freak. Aus dem Augenwinkel heraus betrachte ich Johan und Jim. Die haben sich wieder beruhigt und O’Brien hat sich derweil dazugesellt. Die drei Austauschstudenten unterhalten sich wieder auf Englisch. „3m? Pfft! Das ist doch nix!“, grinse ich tatenfreudig und setze meinen Fuß an die Leiter des 5m Brettes. Meine Gruppe jubelt, weil ich ihnen somit eine hohe Punktzahl bescheren kann. Sehr gut! So werde ich Johans Aufmerksamkeit sicherlich erregen können! „Bist du sicher, Aniki?“, fragt Kenzan. „Sicher bin ich sicher!“ Siegessicher klettere ich die Leiter herauf mit dem Vorhaben auf einen gewagten Sprung. Nur für meinen Johan! Er soll sehen, was ich kann. Kenzan tut es mir gleich. Er scheut sich nicht vor solchen Aktionen. Ich habe nichts anderes erwartet. Oben angekommen erscheint mir das jedoch sehr viel höher als gedacht... Oh je. Na ja, zurücktreten wäre extrem peinlich. Also Augen zu und durch! Ich lasse meinen Blick durch die Menge streifen und suche nach Johan. Doch er schaut nicht einmal her, sondern unterhält sich angeregt mit Jim und O’Brien. Er lacht fröhlich! Boahr, das gibt’s doch nicht! Na warte, jetzt springe ich erst recht!! Ich nehme Anlauf und stürze mich voller Wucht und einem Gemisch aus etlichen undefinierbaren Gefühlen in die Tiefe. Ein Salto gelingt mir nicht mehr, aber eine Arschbombe wird drin sein. Kurz vor dem Eintauchen vernehme ich noch das Jubeln und Pfeifen der anderen, während der Aufprall wie ein Hammer all meine negativen Gefühle zerschlägt. Das flüssige Element kann unerwartet hart sein. Ich hätte es wissen müssen. Aber jetzt ist es zu spät. Mir schmerzt der Hintern! Doch das ist erst mal nebensächlich. Ich tauche auf und schaue herauf zu Johan, doch kann ihn nirgends finden. Also schwimme in Richtung Rand. Hinter mir höre ich das Wasser platschen, weil auch Kenzan vom Brett gesprungen ist. Unsere Gruppe hat damit jetzt ganze 10 Punkte mehr auf dem Konto! Und das ist alles MEIN Verdienst! Siehst du, Johan? Siehst du, wie cool ich bin? Ich schaue mich suchend nach ihm um entdecke ihn schließlich. Doch er, er hat scheinbar nicht einmal mitbekommen, dass ich überhaupt gesprungen bin! Er sieht gar nicht her. Wieso beachtet er mich nicht?? War ja klar! Weil Jim immer noch bei ihm rumhängt. Boahr, wie ich das hasse! Ich balle eine Faust und schlage sie mit voller Wucht auf die Wasseroberfläche. Ich könnte heulen vor Enttäuschung. Warum schmerzt es so? Jim fasst ihn auch noch an und legt seinen Arm um Johans Hals, ich glaub ich traue meinen Augen nicht! Er zerrt Johan Richtung Sprungbrett, zum Zehnmeterbrett! OMG! Sie wollen zusammen springen? Oder will Johan gar nicht? Mir tun bereits vom Sprung des 5m Brettes meine vier Buchstaben weh. Er macht einen bleichen Eindruck… aber er lässt sich dennoch von Jim geleiten… Warum ist Johan nicht mit MIR gesprungen? Diese Tatsache schmerzt noch viel mehr weh als die Prellung durch den Aufprall auf der harten Wasseroberfläche! Meine ganze Anstrengung war umsonst. Es fühlt sich an, als würde sich unter mir ein großes schwarzes Loch auftun und mich verschlingen. Ich sinke hinab und rege mich nicht mehr. Warum bekomme ich plötzlich keine Luft mehr? Es schnürt mir alles ab meine Sicht verschwimmt. Es brennt in den Augen. Plötzlich wird alles schwarz… Ich höre Stimmen, irgendein Wimmern. Der Boden unter mir ist nass und kalt. Aber ich spüre etwas Warmes auf meinen Lippen. Das habe ich schon einmal gespürt. Es ist noch gar nicht so lange her. Was ist das? Es fühlt sich gut an und riecht so gut. Als ich die Augen wieder aufschlage, beantwortet sich meine Frage: Johan küsst mich! Ist das ein Traum? Oder bin ich gerade gestorben und im Himmel gelandet? Ich weiß es nicht. Egal, es tut so gut! Ich schließe die Augen wieder und lege einen Arm um seinen Nacken, um ihn näher an mich heran zu ziehen, während ich ihm mit der anderen Hand ins Haar greife. Ich genieße den Kuss richtig. Seine Lippen sind so weich, aber ich will seine Zunge wieder spüren, ganz wie beim letzten Kuss am Lagerfeuer, als er mit ihr die meinige streichelte. Ich tue es ihm nun gleich und schiebe ihm meine Zunge in den Mund, um jetzt die seinige zu streicheln, in der Hoffnung auf eine Gegenreaktion. Diese kommt auch sofort, denn Johan richtet sich ein Stück auf. Was hat er vor? Ich weiß es nicht, aber mir ist alles recht. Ich umklammere weiter seinen Nacken und gebe mich völlig unserem Kuss hin. Ich will ganz dir gehören! Spürst du auch diese Hitze, die in mir kocht? Plötzlich jedoch stößt Johan mich von sich. Was soll das? Wieso? Ich sehe ihn fragend an. Er wischt sich mit dem Handrücken über den Mund und nimmt Abstand von mir: „Das frage ich DICH!“ Seine Blicke sagen alles und reißen mich aus meiner Traumwelt: Wir befinden uns immer noch im Hallenbad! Um mich herum haben sich fast alle Studenten gescharrt und starren mich entgeistert an. Es sind einige angewiderte Blicke darunter. Warum schaut ihr so? Etwa, weil ich Johan geküsst habe? „Juudai, du lebst noch!“ Je länger ich mich noch mit dieser Frage beschäftigen kann, fällt Rei mir heulend um den Hals. „Leben?“, frage ich erstaunt. „Ja, du wärst beinahe abgesoffen.“, meint Kenzen, der sich schräg hinter mich gekniet hat und nun aufs Wasser deutet. „Was war los, hattest du einen Krampf im Fuß, oder so?“, möchte Sho von mir wissen und guckt mich dabei ganz besorgt an. Kenzan lacht: „Deshalb hast du auch die Ringe nicht geholt, stimmt’s Aniki?“ Ich schaue ihn nur fragend an: „Welche Ringe?“ „Mensch Juudai!“, klopft er mir auf die Schulter und hält mir zwei bunte Ringe vor die Nase: „Die Taucherringe! Du hast deinen gar nicht hoch geholt. Das musste ich für dich erledigen, sonst hätten wir keine Punkte für unsere Gruppe sammeln können. Nur springen reicht eben nicht aus. Und dann wärst du fast ertrunken.“ „Ja, aber zum Glück lebst du noch!“ Rei hat sich wieder etwas gefangen und wischt sich die Tränen ab. „Denn zum Glück hat Johan es rechtzeitig gesehen und ist sofort ins Wasser gejumpt, um dich zu retten, Juudai-kun.“, meldet sich der Krokodilheini zu Wort und klopft Besagtem dabei anerkennend auf die Schulter. „Stimmt, das war toll von ihm!“, meint auch Rei und dreht sich lächelnd zu Johan um. „Ist das wahr?“, frage ich verwundert und werfe dabei einen kurzen Blick in die Smaragdaugen meines Lebensretters. Aber lange kann ich seinem Blick nicht standhalten, denn dieser hält seinen nassen Schopf leicht gesenkt und schaut mich ernst und ein wenig verschämt an. Als steckte ihm ein Kloß im Hals, äußert er sich kein bisschen dazu. Jim lächelt mir zu: „Ja, du hast nicht mehr geatmet. Aber Johan hat nicht lange gezögert und dich wieder belebt. Bedank dich bei ihm!“ Ach so! Ich hatte Johans Wiederbelebungsmaßnahmen als Kuss fehlinterpretiert und ihm deshalb meine Zunge in den Rachen geschoben. Das hat er gemerkt, wie mir sein Blick deutlich verrät. Ich schäme mich und senke den Kopf etwas. Am liebsten würde ich mir jetzt ein GROßES Loch schaufeln, in welchem ich mich verkriechen kann. Johan hebt den Kopf wieder ein wenig: „Bist du... ok?“ „JAA!“, prescht es erschrocken aus mir heraus, woraufhin er den Kopf leicht zur Seite verdreht: „Gut...“ Mein Herz rast wie verrückt. Was mag er jetzt nur über mich denken? „Du solltest trotzdem ins Krankenzimmer gehen und dich untersuchen lassen. Immerhin hast du für eine kurze Zeit nicht geatmet... und du zitterst.“, ermahnt mich die Lehrerin. Oh je, auch das noch. Sie macht eine Handbewegung zu Johan und spricht ihn direkt an: „Es war gut, dass du so schnell reagiert hast. Hast du schon einmal einen Erstehilfekurs belegt?“ Er schaut ein wenig verstört zu ihr auf: „N-nein... Na ja, so halb.“ Wie meint er denn das jetzt? „Deine Reaktion war jedenfalls ausgezeichnet!“, lobt ihn die Lehrerin und mein Lebensretter wird ein wenig rot unter dem Beifall der anderen Studenten. Wie süß! Mann, ich bin echt nicht mehr zu retten! Wie kann ich in so einer Situation nur ins Schwärmen geraten? Ich habe jetzt wirklich andere Probleme. Dennoch würde ich meinen Dank am liebsten ausdrücken, in dem ich ihm jetzt um den Hals falle. Die Lehrperson hilft mir beim Aufstehen, legt ihre Hände auf meine Schultern und geleitet mich zu… Johan? „Würdest du ihn bitte noch ins Krankenzimmer begleiten? Ich habe leider noch den Unterricht zu Ende zu führen. Der Junge gehört aber in ärztliche Aufsicht.“, bittet sie ihn. „Natürlich.“, meint Johan nur nickend und so übergibt sie mich ihm, dreht sich wieder um und pfeift die restlichen Studenten zusammen: „Alles klar, die Pause ist vorbei! An die Arbeit! Wir beginnen jetzt mit den Schwimmdisziplinen. Als erstes Rückenkraulen. Kommt kommt, bewegt euch!“ Meine Freunde werfen mir einen wohlwollenden Blick zu und trotten der Frau hinterher. Fernab von dem Trubel spüre ich auf einmal Johans Hand an meiner Schulter. Er schmunzelt ein wenig, doch es wirkt nicht wie ein Lächeln: „Oh je, diese Sklaventreiberin. Gut, dass wir eine Ausrede haben, um dem Unterricht zu entfliehen, was?“ Diese Worte sind wohl ein Versuch seinerseits, die gekippte Stimmung zwischen uns wieder ein wenig zu normalisieren. Er schiebt mich zum Ausgang. „Aber Johan, hast du nicht gesagt, du freust dich aufs Schwimmen?... Und ich mache dir alles kaputt.“ Ich fühle mich schuldig. „Ach was. Es gibt wichtigeres.“, antwortet er. Danach betreten wir stillschweigend die Umkleide. Ich weiß nicht so recht, was ich tun soll und rubble mich erst einmal trocken. Johan steht mit dem Rücken zu mir und tut das gleiche, ohne ein Wort zu verlieren. Ich ertrage diese Stille zwischen uns kaum. Aber noch viel schlimmer würde ich es ertragen, wenn er für mich nichts empfände. Dafür sind meine Gefühle für ihn inzwischen viel zu stark. Ich kann an nichts anderes mehr denken, nur noch an ihn, meinen Lebensretter mit den Kristallwesen. Ich mustere seinen Rücken und hoffe auf eine Reaktion seinerseits. Was soll ich jetzt nur tun? Aber nichts geschieht. Johan zieht sich um und ich starre schweigend auf den Boden, auf dem meine Tasche steht. Schließlich bricht er die Stille: „Wolltest du dich umbringen?“ Was? Wie kann er denn so etwas fragen? Ich sehe überrascht zu ihm auf. Ich hatte mit allem gerechnet, aber damit? Er dreht sich zu mir um und sieht mir genau in die Augen: „Sag schon.“ „Wie kommst du darauf?“ Johan schreitet auf mich zu und berührt das Handtuch, das ich halte. „Ich weiß nicht, irgendwie machst du so einen zerbrechlichen Eindruck.“ Dann nimmt er es mir ab und legt es mir über den Kopf, um mein Haar trocken zu rubbeln. „Einen zerbrechlichen Eindruck?“, wiederhole ich seine Aussage und ich glaube, ich werde ein wenig rot, weil er mir plötzlich so nah ist. „Ja!“ Er legt seine Hand auf meine Wange und streichelt sie: „Jag mir nicht noch ein Mal so einen Schrecken ein!“ Seine Hand auf meiner Wange! Ich spüre förmlich, wie die Röte mir ins Gesicht schießt. Johan! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Meine Augen füllen sich mit Tränen. Sie laufen einfach so meine Wangen hinunter. „Hey, nicht weinen!“ „Aber ich…“ Schließlich falle ich ihm doch um den Hals: „DANKE Johan!!“ „Gern geschehen…“, antwortet dieser und streicht mir behutsam über den Kopf. Am liebsten würde ich ewig so verharren, doch dann schiebt er mich sanft von sich und meint, ich solle mich anziehen, damit wir zum Arzt gehen können. Ich fühle mich tatsächlich ein wenig schlapp. Ob es nun an der Zärtlichkeit des Moments liegt oder daran, dass ich dem Tode gerade von der Schüppe gesprungen bin, kann ich nicht beurteilen. Ich folge einfach den Anweisungen meines Lebensretters. Auf dem Weg zum Arzt stützt er mich ein wenig, da meine Beine zittern. Was geschieht hier nur mit mir? Dennoch beschäftigt mich eine Frage ganz besonders: Was ist denn nun mit dem Kuss? Hat er ihn bemerkt oder nicht? Und was noch viel wichtiger ist: Nimmt er ihn mir übel, oder fühlt er vielleicht sogar genauso wie ich? Kapitel 05 Ende ----- Hallo! Ich wollte nur Bescheid geben, dass ich jetzt zwar Semesterferien habe, aber für vier Klausuren lernen muss T___T Daher kann es vielleicht etwas dauern, bis ein neues Kapitel kommt. Doch ich habe die Story bereits bis zum Schluss durchgeplant ; ) Wer eine ENS möchte, sobald es weitergeht, sage mir bitte Bescheid. Der kommt auf meine Liste. Ansonsten, wem es möglich ist, der setze die FF bitte einfach unter Beobachtung. So habe ich etwas Arbeit weniger XD In diesem Sinne: Ich hoffe, es hat Euch gefallen und bis bald! P.S.: Das Lied passt wunderbar zu dieser FF: http://www.youtube.com/watch?v=Cxq_AZPv1FE&NR=1 *___* Habe es während des Schreibens angehört Boahr, und das hier ist fast noch wundervoller: http://www.youtube.com/watch?v=esOFcfBEgGg&feature=related Macht mich irgendwie... glücklich! Kapitel 6: Krankenbesuch ------------------------ Jetzt hat es mich doch erwischt: Ich habe mich erkältet! Nun liege ich hier im Krankenbett und starre an die Decke. Ich fühle mich ein wenig schlapp und müde, aber schlafen kann ich trotzdem nicht, denn wenn man dazu verdammt ist, so tatenlos herumzuliegen, hat man viel Zeit zum Nachdenken… viel zu viel! Da bekomme ich plötzlich Besuch! Es sind Shô, Kenzan und Asuka, die mich besuchen kommen. Natürlich freue ich mich. Endlich ein wenig Abwechslung! Aber Johan wäre mir lieber gewesen… Warum ist er nicht dabei? „Hallo Aniki! Wie geht es dir?“ Sho setzt sich auf den Stuhl neben meinem Bett und präsentiert mir stolz die Schnitzfigur, die er heute in Werken vollendet hat. „Die sieht toll aus. Was soll das sein?“, frage ich ihn, woraufhin ich ein missmutiges Grummeln von ihm ernte: „Das sieht man doch!“ Ich sehe noch einmal ganz genau hin: „Ist das… ein Schweinchen? Ein Glücksschwein!“ Da fängt Kenzan plötzlich an zu lachen: „Es soll das Schwarze Magier Mädchen sein!“, kriegt dieser sich kaum noch ein. Shô regt sich tierisch auf und rennt Kenzan hinterher, der daraufhin wegläuft. Eine kleine Jagd durch das Zimmer beginnt. Asuka steht nur daneben und schaut komisch, aber dann bewegt sie sich auf mich zu und überreicht mir eine kleine Bento-Box: „Hier, damit du wieder zu Kräften kommst.“ Ich nehme sie entgegen und öffne sie. Das Essen darin sieht toll aus, aber mir entweicht nichts weiter als ein müdes Lächeln. Ich schließe den Deckel wieder und lehne mich wieder ein wenig zurück. „Ich habe keinen Hunger.“ Sie scheint enttäuscht zu sein, dass ich ihre Mühe nicht zu schätzen weiß, aber es geht einfach nicht. Ich kriege nichts herunter. „Was, du willst nichts essen?“ Kenzan tritt nun auch näher an das Bett, in dem ich liege. „Aber warum denn nicht?“ Shôs Ärger hat sich wohl ein wenig gelegt und der schaut ein wenig mitleidig zu der Blondine herüber: „Asuka hat sich so viel Mühe gemacht…“ Diese hat den Blick auf die Bettdecke gesenkt. Warum komme ich mir nur gerade vor wie auf der Anklagbank? „Es tut mir wirklich leid, ich habe keinen Appetit.“ Mit diesen Worten lege ich das Bentô wieder in Asukas Hände. „Na ja.“ Der Rar Yellow Student stemmt die Hände in die Hüften. „Du bist eben krank.“ Ich nicke ihm nur leicht zu. Asuka stellt das Bentô auf einem Schrank ab: „Gerade deshalb sollte er etwas essen.“ Dann lächelt sie leicht zu mir herüber: „Ich stelle es hier ab. Iss, wann du willst.“ Was soll ich groß dazu sagen? Ich nicke nur. Auch wenn ich es zur Zeit wohl nicht so zu ehren weiß, aber meine Freunde sind wirklich Gold wert, so lieb wie sie sich um mich kümmern. Sie schaffen es immerhin, mich ein wenig abzulenken und so führen wir eine angeregte Unterhaltung, in der sie mich über die Neuigkeiten auf dem Campus auf dem Laufenden halten. Oder sagen wir: Sie erzählen, ich höre mehr zu. Für mehr fühle ich mich einfach zu schlapp. Aber lachen kann ich noch! Was Kenzan so passiert… Karen muss ihn ja wirklich „lieb“ haben… Karen ist ja das Krokodil von Jim. Offenbar scheinen die zwei in letzter Zeit viel miteinander unternommen zu haben. Aber bedeutet das, dass Jim dann weniger mit Johan rumhängt? Johan... wenn er doch nur hier wäre… Ich vermisse ihn! Ich starre auf die große Uhr an der Wand. Es ist bereits später Nachmittag. „Kommt Johan mich nicht besuchen?“, frage ich in die Runde. Shô verzieht ein wenig das Gesicht: „Nicht, dass ich wüsste… Wieso?“ Was soll dieser Blick? „Ich- ich wundere mich nur. Ich hätte gedacht, er würde mal nach mir schauen…“, entgegne ich. Ein wenig verschämt senke ich den Kopf und versuche meine Verlegenheit mit einem Lächeln zu überspielen, denn ich entsinne mich gerade, dass ich ihn ja einfach geküsst hatte. Ob meine Freunde das gesehen hatten, dort im Hallenbad? „Der kommt sicher noch!“, lacht Kenzan freudig. Hm, zumindest er hat den Kuss wohl nicht bemerkt. Shô schaut immer noch so… für mich befremdlich. Er macht eine Handbewegung und beginnt einen neuen Satz: „Aber ist doch auch egal. WIR sind ja bei dir.“ Hola, ist er etwa eifersüchtig? Ich lasse Johan wohl schon wieder viel zu viel Aufmerksamkeit zuteil werden, selbst jetzt, wo er nicht einmal physisch anwesend ist. Aber ich kann einfach nicht anders. Er fehlt mir so! Da platzt plötzlich die Tür auf und hereint tritt… ach Mist, nur Jim. Nur warum hibbelt Kuriboh dann so? „Hey Juudai, how are you?“ Sein Krokodil ist dieses Mal nicht bei ihm. Na ja, Tiere sind auf der Krankenstation ja auch nicht erlaubt. Kenzan dreh sich sogleich um und antwortet, als wäre Jims Frage an ihn gerichtet gewesen: „Hey Jim. Alles klar wie Kloßbrühe. Und bei dir?“ Der Australier gesellt sich sogleich zu ihm und schlägt freundschaftlich in seine Hand ein: „Alles fresh!“ Obwohl ich es hasse, wenn Jim immer so eng mit Johan zusammenhängt, ist die Bande zwischen ihnen doch manchmal auch nützlich. Daher frage ich Jim, wo der Europäer denn sei. „I don’t know.“ Ist jedoch alles, was ich als Antwort bekomme. Was soll das? Wieso hält er jetzt mit dieser Info hinterm Berg? Er hat doch jetzt Kenzan! Ach verdammt! Ein wenig missmutig ziehe ich die Decke etwas höher. Nanu, was kitzelt mich denn da? Als ich die Decke wegziehe, entdecke ich… ein Psyana?? Nein, das ist Ruby!! Was macht es hier? Hane Kuriboh jedenfalls freut sich und kuschelt das kleine Katzenwesen gleich an. Aber das heißt ja, wenn Ruby hier ist, dann muss auch…! Ich schaue mich wild um. Die Tür ist einen Spalt geöffnet und ich höre Schritte. „Aniki, kennst du die neue TV Show, in der sie Austauschschüler und –Studenten bei ihrem Auslandsaufenthalt begleiten?“ Ich schaue Shô kurz an. „Austauschstudenten?“ „Was ist mit Austauschstudis?“, ertönt eine Stimme, die ich die ganze Zeit vermisst habe, und in der Tür steht mein Lieblingsaustauschstudent: „JOHAN!!!! “ Ich setze mich sofort auf und winke ihn herbei. Er sieht sich argwöhnisch um und hält ein Päckchen in der Hand. Im Schlepptau hat er Rei, die sogleich zu mir läuft: „Juudai-sama!!“ Oh Gott, wenn ich das schön höre! Bleib weg!! Doch bevor sie mir schon wieder um den Hals fallen kann, ermahnt sie die rettende Stimme des Europäers: „Rei, Juudai braucht Ruhe!“ Daraufhin schreckt sie davor zurück, mich zu umarmen. Zum Glück! Aber sie hockt sich auf einen Stuhl neben meinem Bett und beginnt, mich vollzulabern: „Juudai-sama, hast du gut geschlafen? Was hast du geträumt? Also, ich hatte letzte Nacht einen total lustigen Traum! Du kamst auch darin vor. Es ging darum, dass…“ Ich höre ihr gar nicht zu, denn Johans Stimme dringt eher zu meinen Ohren hervor: „Was ist denn hier überhaupt los? Die Ärztin hat doch Ruhe angeordnet und euch hört man alle schon bis auf den Flur…“ Er scheint verärgert. Kenzan gibt Kleinbai: „Sorry Kumpane. Wir wollten Aniki nur etwas aufheitern.“ „Ja, also spiel dich nicht so auf!“, motzt Shô ihn an. Johan aber ignoriert Shô einfach und sein Blick wandert stattdessen zu mir. „Wieso brauchst du Aufmunterung?“ „Ich äh…“, stammle ich nur rum. Er kommt auf mich zu: „Geht es dir nicht gut?“ und seine Hand legt sich auf meine Stirn. Oh oh, gar nicht gut: Blitzschlag. Ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig! „Temperatur hast du nicht.“ Er nimmt die Hand wieder weg und schuppst Ruby und Kuriboh aus dem Bett, um die Decke wieder über meine Beine zu legen. Dann setzt er sich auf die Bettkante und drückt mir das Kästchen in die Hand. „Hast du Hunger?“, fragt er mit dem absolut süßesten Lächeln der ganzen Welt. Wie könnte ich da jemals nein Sagen? Ich nicke bloß. Daraufhin öffnet Johan das Päckchen. „Oh, dies ist auch ein Bentô!“ „Ja, wir haben uns gedacht, wir kochen dir was.“, meint Rei. Ich schaue überrascht zwischen ihr und Johan hin und her. „Ihr habt das zusammen gemacht?“ Johan nickt. Wieso denken immer alle daran, mir etwas zu essen zu bringen? Aber es ist so süß von ihm... und von Rei. Oh mein Gott: „Frittierte Shrimps!!! Johan du bist der beste!!!… Ihr seid die besten!“ Vor lauter Freude umarme ich ihn einfach und werfe dabei fast das Bentô auf meinem Schoß um. Dabei merke ich gar nicht, wie fest ich ihn eigentlich umklammere. Er fühlt sich ja so gut an. Ich will so gerne mehr davon… Und er riecht auch richtig gut, als habe er frisch geduscht. Johan riecht immer so frisch, beinahe betörend… „Juu-Juudai!“, lacht Johan und versucht dabei, meine Umarmung zu lockern. Oh, er hustet. Erst jetzt fällt mir auf, wie fest ich ihn gedrückt habe und lasse schweren Herzens los. „Wie kann man sich so über Essen freuen? Du musst ja ausgehungert sein!“, lacht er schließlich auf, nachdem er etwas Luft geschnappt hat. Gott, ist sein Lachen süß!! Er scheint auch gar nicht böse auf mich zu sein wegen des Kusses. Da hab ich mir wohl ganz umsonst Sorgen gemacht. Gott sei Dank! „Juudai-sama!“ Oh oh, warum schaut Rei denn so… erbost? „Ich will auch ne Umarmung! Schließlich habe ich Johan beim Kochen geholfen.“ Aber ich tätschle ihr nur den Kopf und widme mich dann dem Inhalt der Box. Eine andere Person ist jedoch verärgert, so sehr, dass ich fast den Shrimp wieder ausspucke, den ich gerade verzehren wollte. „Und mir sagst du, du hast kein Hunger! Ist dir mein Essen nicht gut genug, oder was?!“ „Asuka…“ Sie steht vorwurfsvoll vor meinem Bett, ihre geöffnete Bentô Box in der Hand haltend. „In meiner Box gibt es auch frittierte Shrimps, du… DU IGNORANT!!“, schreit sie mich an und stolziert dann schnellen festen Schrittes aus dem Raum. Rei rennt ihr hinterher: „Asuka-samaaa!!“ ‚Asuka-SAMA’? Hab ich was verpasst? „Oh Mann, sind Mädchen pingelig. Ist doch egal, wessen Shrimps Aniki isst.“, meint Kenzan. Jim verschränkt die Arme hinterm Kopf: „Das würde ich so nicht sagen.“ „Nicht? Wieso nicht?“ Der Australier seufzt und spaziert schließlich auch zur Tür: „Erklär ich dir später. Ich muss jetzt Karen füttern. Willst du mit?“ Unser Dino-Freak erhebt sich und geht Jim hinterher: „Gern.“ Er dreht sich noch um, bevor er den Raum verlässt. „Tschau, Aniki!“, und winkt mir zum Abschied. „Tschau.“ Nun bin ich mit Johan und Shô allein im Raum. Ich weiß nicht wieso, aber ich habe das ungute Gefühl, dass Shô Johan irgendwie nicht so wirklich leiden kann. Da liegt eine gewisse Spannung im Raum. Johan sieht mich neugierig an: „Asuka hatte auch ein Bentô für dich, aber du wolltest nichts davon?“ „Ich hatte keinen Hunger.“ Mein kleiner Freund aus dem Obelisk Haus verschränkt die Arme ineinander: „Ja, das war vor ein paar Minuten. Aber kaum bietet dir unser toller Austauschstudent etwas zu essen an, hast du plötzlich doch Appetit!“ Ich kann seinen Unterton deutlich heraushören und schlucke nur beschwerlich das Essen herunter. Johan dürfte er auch nicht entgangen sein, denn er beginnt, Dinge näher zu definieren: „Moment, Hunger und Appetit sind zwei verschiedene Dinge! Was hatte Juu-chan jetzt nicht?“ ‚Juu-CHAN’?! Endlich sagt er es wieder! Ich kann nicht leugnen, dass mir das gefällt. „ ‚Juu-CHAN’ hatte angeblich keins von beidem, weder Hunger, noch Appetit. Aber frag ihn doch selbst!“, brummt Shô und richtet dabei seinen Blick auf mich, woraufhin Johans mich fragend anschaut. Die Situation gefällt mir nun gar nicht. Aber zum Glück kommt da gerade Manjôme mit der Ärztin herein: „Wo ist denn Tenjoin-kun? Ist sie schon weg?“, will er wissen. „Ja, sie war eben hier.“, entgegne ich, woraufhin er ein wenig enttäuscht scheint. Mittlerweile kann ich es nachvollziehen. Wir stecken in ähnlichen Situationen: Wir sind beide in Personen verliebt, von denen wir nicht wissen, ob sie unsere Gefühle erwidern. Na ja… Eigentlich hat Asuka klar und deutlich gesagt, dass Jun nicht ihr Typ ist. Dennoch gibt er nicht auf. Bewundernswert… oder dumm? Ich hingegen bin mir nicht sicher, ob Johan immer noch so nett zu mir wäre, wenn er wüsste, was er mir bedeutet. Natürlich würde ich es nur allzu gern wissen, aber auf der anderen Seite habe ich auch Angst vor Ablehnung. Mit einem Liebesgeständnis könnte ich vielleicht unsere Freundschaft zerstören. Die Frage der Ärztin reißt mich aus meinen Gedanken: „Juudai, wie geht es dir heute, schon besser?“ Dabei legt sie ihre Hand auf meine Stirn und sieht in meine perplexen Augen. „Fieber hast du keines mehr. Aber du siehst müde aus.“ Sie deutet auf mein Bentô. „Wenn du das aufgegessen hast, solltest du etwas schlafen.“ Dann dreht sie sich um und spricht zu den anderen: „Wenn ich euch dann bitten darf, zu gehen. Juudai braucht Ruhe.“ „Aber ich bin eben erst gekommen.“, wirft Johan ein und macht dabei ein Mitleid erregendes Gesicht. „Ja, das ist wahr!“, bestätige ich und greife dann demonstrativ nach Johans Hand, um die Ärztin mit einem ähnlich flehenden Ausdruck zu überzeugen: „Es würde mir gut tun, wenn Johan noch ein wenig bei mir bleiben darf. Bitte, liebe Frau Doktor!“ Die Ärztin rollt leicht mit den Augen, gibt dann jedoch nach: „Na gut, euch kann ich wohl nicht trennen. Aber die anderen müssen gehen. Darauf bestehe ich. Und sobald du fertig bist mit dem Essen, muss Johan auch gehen. Du sollst schließlich wieder gesund werden und ich trage dafür die Verantwortung!“ Triumphierend lächeln Johan und ich einander an. Er erwidert nun meinen Händedruck und streicht mir mit dem Daumen sanft über die Hand. Das löst ein wohliges Kribbeln in mir aus. Ich bin so froh, ihn noch eine Weile bei mir haben zu dürfen. Shô hingegen stöhnt leicht auf. Er muss den Raum jetzt immerhin verlassen. Ebenso Jun, doch dem scheint dies nicht viel auszumachen: „Ich wollte hier eh bloß auf Asuka warten.“, meint Jun und begibt sich so wieder zur Tür. Shô folgt ihm. Es scheint ihm nicht so recht zu sein, dass ich Johan auserkoren habe, mir noch länger Gesellschaft zu leisten, denn er verabschiedet sich nicht einmal. Bestimmt ist er eifersüchtig. Wenn ich so darüber nachdenke, sogar zu Recht, denn ich habe ihn und auch meine anderen Freunde oft ganz schön vernachlässigt, seitdem Johan in mein Leben trat. Aber was soll ich machen? Ich würde am liebsten jede freie Minute mit dem Skandinaven verbringen. Und wenn er nicht bei mir ist, verspüre ich so ein Gefühl der Sehnsucht… „Jetzt iss in Ruhe. Ich bleibe solange hier bei dir.“, meint Johan und streichelt mir dabei liebevoll weiter mit dem Daumen über meine Finger, ehe er den Händedruck schließlich löst. Ich befolge seinen Rat und vergreife mich an den Leckereien. „Wieso kommst du eigentlich so spät?“, will ich wissen. „Ich habe den ganzen Tag auf dich gewartet.“ „Ehrlich?“, erkundigt er sich und schaut dabei etwas verwundert drein. „Ja, natürlich!“, erwidere ich und verputze dabei den nächsten Shrimp. „Überrascht dich das etwa?“ Er kratzt sich am Kopf: „Um ehrlich zu sein nein.“ Irre ich mich, oder habe ich ihn gerade ein wenig in Verlegenheit gebracht? Doch ich hake nicht nach und lächle nur. Obgleich er nicht weiß, was er mir tatsächlich bedeutet, weiß er wohl, dass er mir wichtig ist. Schließlich sind wir Seelenverwandte. Während ich also esse, unterhalten wir uns ein wenig und es ist wie immer. Anscheinend hat sich wirklich nichts geändert. Auf eine Art beruhigt mich das irgendwie. Wir unterhalten uns einfach und reden über Gott und die Welt. Mit ihm geht mir nie ein Gesprächsthema aus. Das ist so unglaublich. Wir können sogar gemeinsam schweigen, was sogar noch unglaublicher ist. Reden kann man überhaupt mit fast jedem. Aber Schweigen ist eine Kunst. Zwischen vielen anderen Menschen entsteht dann so eine unangenehme, fast schon peinliche, Atmosphäre. Das ist zwischen uns nicht so. Es gab Tage, an denen wir zusammen am Wasser saßen und einfach nur den Wellen lauschten, ohne ein Wort zu sprechen. Und dennoch kam nicht das Gefühl auf, man hätte sich dem jeweils anderen gegenüber damit unhöflich verhalten. Ich möchte es wieder tun, einfach nur mit ihm im Gras liegen und sich die Gebilde der Wolken ansehen. Einfach zu wissen, dass da jemand ist, jemand ganz Besonderes, dieses Gefühl, das ist unbeschreiblich. Leider jedoch hat die Ärztin bemerkt, dass ich meine Mahlzeit schon längst beendet habe. Sie hatte uns schon ein wenig mehr Zeit zusammen eingeräumt, doch nun ist der Zeitpunkt gekommen, an welchem sie auch Johan auffordert, mir eine Ruhepause zu gönnen, indem er den Raum verlässt. Am liebsten würde ich mit ihm gehen, aber das geht ja leider nicht. Johan scheint dasselbe zu denken, denn zum Abschied streicht er mir behutsam über die Wange und sagt: „Werd schnell wieder gesund, ja? Dann brauchen wir die Erlaubnis der Ärztin nicht mehr, um uns zu sehen.“ Es ist so toll, die Welt ist rosa und glitzert! Ich schaue nur begeistert in seine Smaragdaugen und lege meine Hand auf seine, damit er sie nicht wieder wegnimmt. „Kommst du morgen früh wieder?“ Johan antwortet mit einem Nicken, das von einem Lächeln und dem Gleiten seines Daumens über meine Wange begleitet wird- ganz so wie vorhin bei meiner Hand. Dieses Streicheln beruhigt mich so sehr, dass ich für kurze Zeit die Augen schließe. „Am liebsten hätte ich dich auch die ganze Nacht hier!“, gestehe ich. Johan fasst diesen Satz allerdings wohl anders auf, als er von mir gemeint war. Er lacht: „Na, irgendwann muss ich aber auch mal schlafen- und du auch!“ Und ehe ich die Augen wieder öffnen kann, entzieht er mir seine Hand wieder und strubbelt mir zum Abschied kurz etwas burschikos durch Haar. „Machs gut, Brauner!“, sind seine Worte dabei, die er mit einem kecken Grinsen auf den Lippen ausspricht- Schließlich begibt er sich zum Ausgang. Normalerweise hätte mich so eine Äußerung geärgert, doch ich bin immer noch berauscht von der Zärtlichkeit, die eben auf mich einwirkte. War er zuvor auch schon so zärtlich zu mir, oder ist bloß meine Wahrnehmung gestört, weil ich in ihn verliebt bin? Ich sehe ihm nach, bis er schließlich hinter dem Türrahmen verschwindet. Jetzt ist er weg. Hoffentlich kehrt er morgen zurück. Bis dahin ruhe ich mich wohl wirklich besser aus. Ich will mich gerade zurücklehnen, da fallen mir Chronos-sensei und die Ärztin auf, wie sie da so tuschelnd im Türrahmen stehen. Manchmal fällt ein Blick zu mir herüber. Hm, wahrscheinlich hat er wieder irgendeine Neurose, dieser nervtötende Lehrer… Es soll mich nicht kümmern. Ich ziehe die Decke hoch und dreh mich zur Fensterseite. Kuriboh hat sich neben mich gebettet. Es scheint Ruby genauso zu vermissen wie ich Johan, obwohl ich doch nur krank bin und ihn schon morgen wieder sehen werde. Ich fühle so eine wohlige erfrischende Zufriedenheit in mir. „Du verstehst mich, Hane Kuriboh…“, flüstere ich meinem Duellgeist leise zu und ziehe es dann an mich heran, um es in den Arm zu nehmen. Auch wenn ihn außer Johan und mir fast niemand sehen kann, fühlt sich sein Fell doch recht kuschelig an. Johan hatte Kuribohs Fell mal mit meinen Haaren verglichen. Damals regte mich dieser Vergleich irgendwie auf, aber jetzt… Ob er damit meinte, dass meine Haare auch so weich sind wie die meines kleinen Freundes? Bevor ich es richtig bemerke, bricht der Schlaf schlussendlich über mich herein. Die nächsten zwei Tage war ich immer noch ans Bett gefesselt, bevor ich endlich genesen war und entlassen wurde. Das war schon ätzend genug. Aber viel schlimmer war, dass Johan mich gar nicht mehr besuchen kam… Meine anderen Freunde kamen weiterhin jeden Tag zu mir, aber von Johan war keine Spur. Er hat sein Versprechen gebrochen! Er hatte mir doch versprochen, dass er mich besuchen kommt! Warum also tut er es nicht?! Am ersten Tag habe ich noch geglaubt, dass ihm einfach etwas dazwischen gekommen sei, aber dass ich ihn am zweiten dann auch nicht gesehen habe, hat mich doch recht betrübt. Es war ein ziemlicher Schock. Mein Herz fühlt sich so schwer an und ich male mir die blödesten Geschichte aus. Vielleicht will er ja gar nichts mehr mit mir zu tun haben. Bestimmt hat er bemerkt, was ich fühle. Vielleicht waren die Zärtlichkeiten, die er mir entgegenbrachte, auch bloß ein Test, um meine Reaktion zu prüfen. Er hatte mich bereits damals im Schwimmbad so merkwürdig angesehen, kurz nach meiner Wiederbelebung, die ich ja in einen Kuss ausarten lies. Was soll ich denn nur machen, wenn er tatsächlich nicht mehr mit mir sprechen will? Bei diesem Gedanken kamen mir die Tränen, sodass ich begann zu weinen, obwohl meine Freunde noch im Raum waren und mir gerade etwas erzählten. Aber ich konnte ihnen nicht zuhören und meine Gefühle auch nicht mehr zurückhalten, so sehr ich es versuchte. Das sorgte für ziemlich viel Wirbel, weshalb die Ärtzin mich heute morgen fast nicht entlassen hätte. Doch da kein medizinischer Grund mehr dagegen sprach, lies sie mich dann doch gehen. Zum Glück, denn noch länger hätte ich es nicht ausgehalten. Ich wollte wieder herumlaufen und ich wollte Johan zur Rede stellen! Aus diesem Grund bin ich gerade auf dem Weg ins Obelisk Blue Haus. Mir ist klar, dass die Obelisken mich hier nicht wirklich gerne sehen werden, ehe ich nicht meine rote Jacke ablege und dafür eine blaue anziehe, aber mittlerweile müssten sie mich doch kennen! Johan wohnt dort in dem Abteil für die Austauschstudenten. Ich klopfe an seiner Tür, doch es öffnet niemand. Als ich versuche, die Tür zu öffnen, merke ich, dass sie abgeschlossen ist. Dann ist er wohl nicht hier. Doch wo ist er dann? Ich sinke mit dem Rücken an besagter Tür herunter. „Johan… wo bist du?“ Eine Weile verbleibe ich so und denke nach. Wo könnte er nur sein? In meinem Kopf ziehen Bilder von Orten, an denen er sich öfter aufhält, vorbei wie in einer Diashow. Dummerweise verweilt er nie lange an einem Ort, weshalb es etwas schwierig werden könnte, ihn zu finden. „Kuri kuri!“ Das ist eine Lösung, ich könnte Kuriboh als Suchhund benutzen. Ich richte mich wieder auf und sehe es scharf an. „Hane Kuriboh?“ Das Wesen schaut erwartungsvoll zu mir herüber. „Kuriboh, ich bitte dich, suche Ruby!“ Das Fellknäuel schließt die Augen… und saust kurz darauf los. „Nicht so schnell, Kuriboh!“, renne ich ihm schreiend hinterher. Seine kleinen Flügelchen erreichen ein beachtliches Tempo. Es hetzt mich quer über den Campus. An einer Biegung lege ich mich schließlich lang, aber so richtig gekonnt. „Mann Kuriboh, du Mistvieh…“, brumme ich vor mich hin, während ich versuche, mich wieder aufzurichten. „Juudai?“ „Was?!“ Verblüfft schaue ich in die beiden so wertvollen Smaragde, die ich verloren hatte. „JOHAN!“ Er steht dort am Brunnen und seiner Kleidung nach zu urteilen kommt er wohl gerade vom Sport. Ich stürme sofort zu ihm. „Johan, warum hast du mich die letzten Tage ganz allein gelassen?!“, packe ich ihn am Kragen und rüttle daran. Mir kommen fast schon wieder Tränen. „Wieso hast du das getan? Warum warst du nicht bei mir? Du bist so gemein!!“ „Juu… Juudai…“ Johan hat nicht wirklich eine Ausrede parat und greift bloß nach meinen Armen, damit ich von ihm ablasse. Völlig außer Atem starre ich auf eine Erklärung wartend in seine Augen, doch bevor er wirklich antworten kann, ertönt die Stimme eines Dritten: „Andersen!“ Wir drehen uns beide zur Seite und erblicken einen Jungen mit langen grünen Haaren und fiesen Augen, der ziemlich rotzig auftritt. „Andersen, du sollst dich doch von Yuuki-kun fernhalten, hast du das vergessen?“ Wie bitte, was?! Ich spüre richtig, wie die Wut in mir hochschießt und stürme auf den Unbekannten zu: „Also DU bist der Grund, weshalb Johan die letzten verfluchten zwei Tage nicht bei mir war?! Was nimmst du dir heraus, du…“ Ich hole aus... „DU MISTKERL!!!“ …und schlage zu! Wie im Wahn prügle ich auf ihn ein. Das kenne ich von mir gar nicht, doch es geschieht wie von selbst. „Juudai, bist du verrückt?!“ Erst als Johan mich schließlich von ihm wegzieht, beruhige ich mich wieder ein wenig. Hastig atmend betrachte ich den Jungen, dem ich wohl gerade die Nase gebrochen habe. Er liegt auf dem Boden und versucht kläglich, sich wieder aufzuraffen. Das Blut tropft auf den Boden und färbt die Steine rot. Mit so einem Ausraster meinerseits hat er wohl nicht gerechnet, ich ehrlich gesagt jedoch am aller wenigsten. Schockiert starre ich auf das Szenario, als wäre ich eben aufgewacht. Johan eilt dem unbekannten zur Hilfe. Ich komme mir plötzlich so schäbig vor… Just in jenem Moment kommt Professor Chronos mit dem Kanzler vorbei. Als sie den blutenden Jungen sehen, bleiben sie zunächst ungläubig starrend stehen, doch dann rennen sie los und… schuppsen Johan von ihm weg? Was ist denn nun los? „Wie kannst du bloß? So etwas hätte ich von dir nicht erwartet, Andersen!“ Moment. Denkt der Kanzler nun etwa, Johan hätte den Jungen geschlagen? „Aber…“ „Kein ‚Aber’! Es war eine Ansage von oben, und die hast du zu befolgen, völlig egal, woher du kommst! Sich den Regeln zu widersetzen, und das mit solch profanen Mitteln…!!! Dass einer wie DU der beste Student der Arctic Akademie ist, lässt mich stark an ihrem guten Ruf zweifeln!“ Der Kanzler übergibt den Verletzen an Professor Chronos mit der Aufforderung, ihn zur Ärztin zu geleiten. Dann dreht er sich noch ein Mal zu dem gerade sprachlosen Skandinaven um: „Das wird Konsequenzen haben, Freundchen. Deine Akademie kann ihren ‚Spitzenduellanten’ zurückhaben!“ Oh nein! Was habe ich nur getan?! Nach dem Vorfall musste sich Johan im Büro des Rektors melden. Ich wollte das Missverständnis aufklären, doch man hat mich nicht in das Büro gelassen… und Johan ist direkt nach dem Vorfall davon gelaufen, ohne mich mit ihm reden zu lassen. Alles, was er mir entgegnete, war ein Kopfschütteln begleitet von einem Blick, der mir sagte, dass ich schweigen sollte, als ich zum Reden ansetzte. Nun sitze ich hier auf den Stufen meiner Hütte und heule vor mich hin. Wie erbärmlich bin ich eigentlich? Ich muss unbedingt eine Gelegenheit finden, mit dem Rektor zu sprechen, um ihm zu erklären, dass Johan dem Jungen überhaupt nichts getan hat. Nur warum hat Johan sich nicht helfen lassen? Wieso hat er mich so ablehnend angesehen? Was, wenn er mich nun hasst? Das wäre das aller schlimmste für mich! Während ich so den Kopf in den Knien vergrabe, spüre ich eine Hand auf meiner Schulter. „Hey Kumpane, was ist los?“ Aus verheulten Augen blicke ich in das Gesicht eines braungebrannten Jungen mit Ohrringen aus Knochen. „Kenzan?“, wimmere ich weinerlich. Er sieht gar nicht überrascht aus. „Heulst du schon wieder?“ Verschämt drehe ich den Kopf beiseite. Er setzt sich gelassen neben mich und blickt gerade aus: „Magst du Johan so sehr?“ „Was?“ Ich blicke ihn überrascht an. „Wie… kommst du darauf?“ „Na ja…“ Er schaut lächelnd herüber. „Ist er nicht bei dir, fragst du dauernd nach ihm oder heulst, bis er kommt. Und wenn er dann da ist, hast du nur noch Augen für ihn. Somit heulst du bestimmt, weil er nicht hier ist.“ Kenzans Finger wandert auf meine Nasenspitze: „In jedem zweiten deiner Sätze kommt das Wörtchen ‚Johan ’ vor, als wärest du unsterblich in ihn verknallt.“ Die Konfrontation mit dieser direkten Erkenntnis lässt mich ganz rot anlaufen. Woher kann er das wissen?! Er nimmt den Finger wieder weg und schaut fragend in mein perplexes Gesicht: „Na nu, hab ich etwa Recht?!“ Doch mein zitterndes Stottern rettet mich nun auch nicht mehr. Im Gegenteil: Es reitet mich nur noch tiefer in die Scheiße, denn jetzt fühlt Kenzan sich bestätigt. „Du bist tatsächlich in Johan verliebt?!“ Ich gebs auf und schweige. Meine glühend roten Wangen sprechen wohl für sich. „Ist ja süß! Dann kapier ich jetzt so einiges.“, lacht er plötzlich auf. „Ach ja? Was denn?“, frage ich leicht bockig. „Na, z.B., weshalb du ständig nach ihm gefragt hast, als du krank warst. Oder warum du sein Bentô gegessen und das von Asuka verschmäht hast.“ Ich entgegne ihm wieder nur Schweigen. „Ich hatte mir erst so was gedacht, diesen Gedanken dann jedoch wieder verworfen, weil ich mir sagte, das kann nicht sein. Juudai und schwul? Aber wenn ich’s mir recht überlege, hast du nie wirkliches Interesse an Mädels gezeigt, nicht mal an der Obelisk Queen Asuka. Und das, obwohl du echt ganz gute Chancen bei ihr gehabt hättest. Darum haben dich viele beneidet, weißt du das eigentlich?“ „Jetzt ehrlich?“, will ich wissen und sehe ihn überrascht an, denn das ist mir neu. „Ja.“, nickt er. „Das ist auch der Grund, weshalb die meisten Obelisken dich einfach nicht mögen. Es liegt nicht an deiner Uniform, wie du vielleicht dachtest.“, grinst er mich an. Dann nimmt sein Grinsen überdimensionale Größen an: „Und? Wie weit bist du mit deinem Johan?“ „Also Kenzan!“, brumme ich auf. „Was soll die Frage?“ „Na, habt ihr was miteinander oder schmachtest du ihm nur hinterher?“, stichelt er weiter. Ein wenig betrübt lass ich den Kopf hängen und quetsche nur ein leises „Letzteres…“ heraus. Warum erzähle ich ihm das eigentlich? Ich lege ihm gerade mein heikelstes Geheimnis offen! Er blickt in den Himmel. „Das ist sicher ziemlich doof für dich, he? Hast du ihm denn wenigstens gestanden, was du empfindest?“ Ich schüttle nur langsam den Kopf. „Mh mhhh…“ Kenzan zieht eine Braue hoch: „Feigling!“ Irritiert sehe ich ihn an. „Da brauchst du gar nicht so zu gucken. Wenn du es ihm nicht langsam sagst, wirst du bald keine Gelegenheit mehr dazu haben.“ „Wieso das denn?!“ Der Dunkelhäutige erhebt sich wieder und stemmt die Hände in die Hüften. „Na, heulen bringt doch nichts. Deine Tränen werden seine Verweisung auch nicht verhindern können!“ „Verweisung?“ Ich verstehe nur Bahnhof. „Jetzt sag bloß, du weißt es nicht?“ „Oh Mann, WAS DENN?!“ „Na, Johan muss die Akademie verlassen. Ich kenne zwar den Anlass nicht, aber er hat irgendetwas angestellt, weshalb der Kanzler ihn nun rausgeworfen hat. In ein paar Stunden geht sein Flieger.“ Ein Schlag ins Gesicht würde sich sicher besser anfühlen als dieser Stich, der mir gerade durchs Herz fährt. Womit habe ich das verdient? Nach einer kurzen Schockstarre erhebe schließlich auch ich mich: „Woher weißt du das?“ Kenzan macht eine Handbewegung. „Von Jim, und der hat es von Johan selbst. Jim wird wohl mit Johan gehen. Richtig kollegial, was?“ Ich ergreife seinen Kragen: „Wo ist Johan jetzt? Sag es mir!!“ „Hey hey, nicht so hastig! Er müsste jetzt schon am Steg sein. Ich war eben auf dem Weg dorthin und wundere mich deshalb, wieso er dir nichts gesagt hat…“ Ich lasse ihn wieder los. Will Johan mich wirklich nicht mehr sehen? Ich muss unbedingt zu ihm und ihn das selbst fragen. Ziel gerichtet renne ich zum Steg. „Hey Juudai, warte doch!“ Wie erwartet rennt Kenzan mir nach. So langsam gelangt der Steg in mein Sichtfeld. Und tatsächlich: Da unten stehen O’Brien, ein paar andere Typen, Jim, der einen Koffer trägt, und… Johan! Letzterer hält eine Tasche und steht verdächtig nah am Steg. Oh nein, Johan, geh nicht, bitte! Wenn ich daran denke, dass ich bald ein paar tausend Kilometer von ihm getrennt sein werde, kommen mir die Tränen. Mein aller bester Freund, den ich je hatte, im fernen Europa und ich hier? So muss sich sterben anfühlen! In der Hoffnung, seine Abreise noch verhindern zu können, rufe ich ganz laut seinen Namen und renne, so schnell ich kann. Er wollte sich gerade zum Schiff drehen, welches schon bereit liegt, doch dann dreht er sich noch einmal um. „Johan!!!“ Mit vollem Schwung werfe ich mich in seine Arme. Als ich zum Reden ansetze, merke ich, dass mir eine gefühlte halbe Tonne Tränen die Wangen herab läuft. „Johan, wieso willst du gehen? Weshalb sagst du mir nicht einmal etwas davon? Warum willst du mich verlassen?“ Meine Stimme ist genauso zittrig wie mein ganzer Körper, den ich sicherheitshalber eng an seinen klammere. „Juudai…“ Sein Blick wirkt so mitleidig, als wäre ihm genauso zumute wie mir. Mit seiner Hand streicht er mir über die Tränen: „Nicht weinen.“ „Warum willst du weg?“, flüstere ich leise. „Ich muss.“, lächelt er gequält. „Und warum wolltest du so klammheimlich verschwinden? Johan, du hast den Jungen doch nicht geschlagen!“ „Juudai, lass gut sein.“, meint er schließlich, wobei sein gequältes Lächeln in ein ernstes Gesicht umschlägt. „NEIN!“, schreie ich auf und klammere mich dabei noch fester an ihn, indem ich meine Finger in sein Hemd kralle und näher rücke. „Du darfst nicht gehen! Bleib bei mir!!“ So schlecht wie es allgemein zurzeit steht, würde ich erwarten, dass er nun versucht, meinen Klammergriff von sich zu lösen, doch… er legt die Arme um mich, drückt mich noch enger an sich und vergräbt dabei sein Gesicht in meiner Schulter. Johan, weinst du etwa? Seine Umarmung beruhigt mich ein wenig, obwohl er kein Wort spricht. Aber schließlich bricht er die Minutenstille, die mir vorkam wie eine halbe Ewigkeit. „Verzeih mir!“ Verzeihen? „Johan, aber du solltest MIR…!“ Doch bevor ich diesen Satz zu ende führen kann, nimmt er meinen Kopf in seine Hände und berührt meine Wange mit seinen Lippen – genau dort, wo die Tränen sich aufzweigten und getrennte Wege flossen. Dann sieht er mir kurz in die Augen und wischt mir dabei die Tränen von der anderen Wange. Er spricht nicht viel, doch das Wort, welches er sodann über seine Lippen jagt, reißt die Wunde in meinem Herzen zu einem tiefen Loch: „Sayônara!“ Es bedeutet einen Abschied auf sehr lange Zeit, wenn nicht sogar für immer. Ein lautes Geräusch katapultiert mich zurück in die kalte Realität. Es ist das Tuten des Schiffes, welches nun ablegt – und Johan von mir trennt. Er nutzt meine Starre aus, um sich loszureißen und rennt davon. „Johan!“ Ich will ihm nach, doch das Schiffspersonal hält mich zurück, denn ich habe keine Bordkarte. Schließlich geht auch Jim an mir vorbei, der Johan begleiten wird. „Juudai, man sieht sich immer zwei Mal im Leben… und es gibt Flugzeuge.“ Wütend stampfe ich auf. Hat der Kerl nichts Besseres zu tun, als mir blöde Sprüche aufzutischen?! Der soll mir lieber seine verdammte Bordkarte aushändigen!! „JOHAAAN!! Komm zurück!!!!“, rufe ich noch lange. Doch die weiße Fähre nähert sich bereits dem Horizont, sodass ich hier auf dem Steg schließlich kleinlaut in mich zusammensinke. „Juudai… Sei nicht traurig.“, meint Kenzan tröstend. Doch ich bin nicht zu trösten und meine Tränen nicht zu stoppen. Johan, warum musstest du fort? Warum hast du nicht einmal versucht, den Sachverhalt richtig zu stellen? Wolltest du mich schützen, indem du verschwiegst, dass ich es war, der den Jungen so zugerichtet hatte? Glaubst du, dass ich sonst von der Akademie verwiesen wäre? Und vor allem: Warum nennst du mir solch eine gewaltige Abschiedsfloskel? Wieso um alles in der Welt erklärst du mir nichts und gibst mir keinen Hinweis, wie ich dich wieder sehen kann? Willst du mich etwa gar nicht wieder sehen? Aber ICH will dich verdammt noch mal wieder sehen!!! Also komm zurück!!! … Bitte… Kapitel 06 Ende ------- PS.: Hat jemand Interesse an meinen GX- oder Shaman King- Videokassetten? : D Kapitel 7: Auf der Suche nach der Lösung ---------------------------------------- Hämmernd klopft jemand an die Tür, was mich aus meinem Schlaf reißt. Müde schleppe ich mich dort hin und öffne sie. Wer mag das wohl sein? Ein grimmiger Dinosaurier starrt mich an… Es ist Kenzans Mütze und darunter er selbst. „Meine Fresse, siehst du kaputt aus!“ Ich reibe mir die Augen: „Na, das ist ja ne tolle Begrüßung…“ und lasse die Tür hinter ihm zufallen, während ich wieder auf das Bett zuschreite und mich hineinwerfe. Er zuckt mit den Schultern: „Sorry, aber du hast ganz rote Augen.“ Auf diese Aussage antworte ich nichts, sodass er sich nach ein paar Minuten dazu genötigt fühlt, nachzuhaken: „Hast du etwa so viel geheult?“ Ich werfe ihm lediglich einen missmutigen Blick zu. Kenzan seufzt: „So kann das doch nicht weiter gehen… Vom Heulen allein wird dein Johan auch nicht zu dir zurückkehren.“ „Dann schlag doch was Besseres vor, wenn du so schlau bist!“, maule ich ihn gereizt an. Ich weiß ja selbst, dass er Recht hat. Er setzt sich zu mir auf die Bettkante und grinst mich an: „Meine Vorschläge sind sowieso die besten, weißt du doch!“ Und sein Grinsen wird immer breiter. „Und was schlägst du vor??“, frage ich vorsichtig. Dann setzt er zum Sprechen an: „Na, du fliegst zu ihm!“ „Wie jetzt?“ Ich sehe Kenzan ungläubig an. Der Reptilienfan meint es offenbar ernst. „Es ist ganz einfach. Nimm dir ein Auslandssemester auf der Arctic Akademie und flieg nach Skandinavien!“ „Ich soll was?“ „Du hast ganz richtig gehört.“ „Aber…“ „Nichts aber, pack deinen Koffer!“ Ich starre ihn ungläubig an: „Und das geht so einfach?“ Kenzan lächelt. „Ja klar. Jedem Studenten steht ein Auslandssemester zu. Hast du dir die Studienordnung etwa noch nie durchgelesen?“ „Ähm…“ Ich brauche darauf gar nicht weiter zu antworten. Kenzan weiß, dass Lesen nicht meine Lieblingsbeschäftigung ist, nicht einmal, wenn es um so wichtige Belange geht. Aber schlecht finde ich die Idee nicht. Besser als hier untätig vor mich hinzuschmollen ist sie allemal. Kurzerhand zerrt Kenzan mich vor einen Computer und ruft die Website der DA auf. Dort lesen wir nach, wie genau ich vorgehen muss. Ich sehe eine Menge Papierkram auf mich zukommen… Kenzan rümpft die Nase: „Ok, ganz so einfach wird es wohl doch nicht… Das erste Problem wird schon mal ein Visum für dich sein.“, meint er. Ich sehe ihn fragend an: „Ist es denn so schwierig eines zu bekommen? Was muss ich denn dafür tun?“ Aber mein Reptilien liebender Freund geht nicht weiter auf meine Frage ein und fährt stattdessen fort: „Außerdem kannst du eigentlich nur zu Beginn eines jeden Semesters ein Auslandssemester antreten, doch wir haben gerade mitten im Semester. Und nach Beendigung dieses Semesters wären Johan und Jim sowieso gegangen, weil sie dann ihre Abschlüsse machen…“ „Scheiße!“, entwischt es mir darauf. „Ok, und nun?“ An dem Plan, mich auf Johans Akademie einzuschleusen, habe ich Gefallen gefunden. So könnte ich ja sogar noch Johans heimisches Umfeld kennen lernen. Das wäre schon ziemlich spannend. So schnell würde mich davon nun also nichts mehr abbringen können. Kenzan wirkt nachdenklich: „Du könntest natürlich auch für ein halbes Semester gehen, das wären dann drei Monate. Allerdings werden die dir dann nach deiner Rückkehr sicher nicht angerechnet werden, sodass sich dein Studium verlängern würde.“ „Das ist mir scheiß egal, solange ich Johan wieder sehen kann!“, antworte ich entschlossen. „Oi oi, ist es dir so ernst?“ „Hör auf so zu grinsen, Kenzan!“, protestiere ich. Bringt der mich gern in Verlegenheit? „Na ja...“, er richtet seinen Blick wieder auf den Bildschirm: „Zumindest dürfte es so mit dem Visum einfacher sein, wenn du nur drei Monate dort bleibst. Vielleicht brauchst du dann nur ein Touristenvisum.“ Ich weiß auch nicht genau, aber von da an ging alles ziemlich schnell. Nachdem ich mit der Aussicht auf ein Wiedersehen neuen Mut gefasst hatte, machten wir uns akribisch daran, alle Papiere zusammenzubringen. Mit dem Visum gab es weniger Probleme als gedacht. Allerdings benötige ich zur Aufnahme in der Arctic Akademie unbedingt noch das Siegel der DA sowie die Unterschrift des Kanzlers. Da Johans Akademie viel kleiner ist als unsere, hat sie nur begrenzt Platz zu Verfügung. Ich habe ziemliches Glück, denn als hoch angesehene Akademie nimmt diese nicht alle Studenten jeder x beliebigen Tauschakademie auf. Aber da der Duell Akademie ein guter Ruf vorauseilt, werde ich dort höchst wahrscheinlich einen Platz bekommen. Ich dachte zumindest, das dürfte kein Problem sein, doch ich sollte mich täuschen… „Juudai, was willst du an der schwedischen Akademie? Wenn es das ist, was ich denke, dann werde ich dir mein OK nicht gewähren.“ „Und wieso nicht?“ Kanzler Samejima sieht mich mit durchdringendem Blick an. „Du willst doch nur Johan wieder sehen.“ Fordert er mich etwa heraus? Das kann er haben! „Und wenn dem so wäre?“ „Dann fliegst du nicht.“, antwortet er starr. Er will eine Herausforderung, er bekommt eine! „Sie sind schon darüber informiert, dass laut der Studienordnung jedem Studenten ein Auslandsaufenthalt zusteht, oder? Das heißt, Sie sind rechtlich dazu verpflichtet, meinem Antrag stattzugeben.“ Ha, das sollte reichen! „Such dir eine andere Zielakademie aus und ich gebe deinem Antrag statt.“ Was? So langsam werde ich wütend. „Was soll das? Was gibt Ihnen das Recht, darüber zu bestimmen?! Nur, weil Sie einen schlechten Eindruck von Johan haben, können Sie mir nicht verbieten, in ihn… mit ihm befreundet zu sein!“ Beinahe wäre mir etwas äußerst Peinliches herausgerutscht… Der Kanzler zieht eine Braue hoch: „Es geht dir also tatsächlich um diesen Schweden…?“ Bevor ich nun etwas Falsches sage, äußere ich mich lieber gar nicht mehr dazu. Doch mein Schweigen ist für ihn wie eine Bestätigung. Der alte Mann faltet plötzlich seine Hände ineinander und legt seine Stirn in Falten: „Juudai, ich war auch einmal jung. Ich weiß wie es ist, wenn die jugendlichen Gefühle überschwappen.“ Gefühle? Kann es sein? Weiß er etwa, warum ich Johan wieder sehen will, nein, unbedingt wieder sehen muss!? Oh mein Gott, bitte nicht! Dann fährt er fort: „Ich habe Johan nicht umsonst weggeschickt. Er scheint dir den Kopf verdreht zu haben. Aber glaube mir, du würdest es später nur bereuen. Die Gesellschaft geht mit Randgruppen sehr hart ins Gericht, selbst wenn nach dem Gesetz Gleichheit herrscht. Kannst du diesem Druck standhalten?“ Er mustert mich mit festem Blick, sodass es mir kalt den Rücken herunter läuft. Wieso ist der sonst doch immer so freundliche Kanzler plötzlich so ernst? Ich weiß nicht, was ich antworten soll. Was soll ich jetzt bloß tun? Ich lasse mich doch sonst nicht so leicht einschüchtern. „Du lässt dich doch sonst auch nicht so leicht einschüchtern, Drop Out Boy!“, brüllt plötzlich eine schrille Stimme. Professor Chronos?! Der Transsexuelle platzt auf einmal in den Raum und fragt mich ganz direkt und ungeniert: „Du bist also in Johan verliebt, ja?“ „WAS?!“ Ich bekomme einen hochroten Kopf. „Wie kommen Sie denn DARAUF?“ Doch der schrille Professor schärft seinen Blick: „Antworte, ja oder nein?!“ „Aber Professor…“, wirft der Kanzler ein. „Das geht Sie jawohl gar nichts an!“, platzt es dann aus mir heraus. Was bilden sich diese Erwachsenen eigentlich ein?!! Plötzlich kramt der Mann mit dem blonden Pferdeschwanz ein paar Zettel heraus, die von einer Tackernadel zusammengehalten werden. Sieht aus wie ein Klausurbogen… nur ist er total voll geschmiert. Oh mein Gott, diese Zeichnungen kommen mir bekannt vor! Sind das… meine? Der Blondschopf hält sie mir genau unter die Nase. „Sie her, Bürschchen! Das ist dein Klausurbogen! Und du hast ihn als Malunterlage benutzt. Ich weiß nicht, ob ich dich wegen Liebeskrankheit nachschreiben oder wegen Geistesabwesenheit durchfallen lassen soll!“, meckert er. „Äh, wie wäre es mit nachschreiben…?“, antworte ich unverfroren. Wie peinlich! Ich habe Johans Namen in verschiedenen Varianten auf die Zettel geschmiert… und sogar, dass ich ihn liebe!! Gibt es hier irgendwo ein Loch, in das ich mich verkriechen kann? Wie kann man nur so blöd sein?! Weil ich nicht antworte, fährt Professor Chronos fort: „Den anderen Dozenten ist deine geistige Abwesenheit auch schon aufgefallen. Es ist nichts Neues, dass du im Unterricht nicht aufpasst, Drop Out Boy, aber in letzter Zeit benimmst du dich doch sehr merkwürdig. Du hast dich so auf Johan fixiert, dass du nicht einmal mehr gehört hast, wie ich dich nach der Klausur gerufen habe. Und du wählst dich in fast jeden Kurs, den du sonst nie besuchen würdest, nur weil dein europäischer Freund mitmacht. Das beste Beispiel dafür ist der Zeichenkurs. Johan mag künstlerisch begabt sein, aber deine Kritzeleien bekleckern dich nun wirklich nicht gerade mit Ruhm. Anstatt dich auf deine eigenen Stärken zu besinnen und dein Studium dafür zu nutzen, diese auszubauen, verkommst du zu seinem schlechten Schatten! Und Johan ziehst du da genauso rein, denn sein Niveau hast du glanzvoll senken können. Der Junge soll sonst eigentlich zu Spitzenleistungen fähig sein, so viel ich von Fachkollegen gehört habe. Stattdessen schwänzt er deinetwegen öfter mal den Unterricht und lässt sich von deiner Faulheit anstecken. Es wäre eine Verschwendung seines Talentes, sich noch mit dir abzugeben, solange du dich so sehr auf ihn versteifst. Ich hoffe, dass er zu Hause diese faule Einstellung, die er sich von dir abgekupfert hat, wieder ablegen wird. Und du solltest auch endlich erwachsen werden, junger Mann!“ „Wie bitte? Ich verschwende sein Talent?!“ „Ja, denn du hältst ihn davon ab, sich Mühe zu geben. Du beeinflusst ihn, alles genauso locker zu nehmen wie du selbst. Deine eigene Selbstständigkeit gibst du dabei ebenfalls auf. Du hältst es z.B. nicht einmal zwei Tage ohne seinen Besuch im Krankenbett aus! Die Krankenschwester hat uns erzählt, was du für ein Theater gemacht hast, bis sie dich entlassen hat.“ Ich erinnere mich. Wenn ich so zurückdenke, habe ich mich benommen wie ein kleines Kind. In jenem Moment wollte ich da jedoch einfach nur noch weg. Der Kanzler zieht ein ernstes Gesicht: „Juudai, versteh uns nicht falsch. Es ist zu deinem eigenen Besten. Du musst wieder selbstständiger werden.“ Ich senke nachdenklich den Kopf. Im Grunde haben sie ja Recht. Mir war alles egal, ich wollte nur in Johans Nähe sein. Und wenn er auch nur annähernd streberhafte Anwandlungen hatte, etwa indem er ein Buch zur Vorlesung in die Hand nahm oder dergleichen, habe ich ihn jedes Mal abgelenkt. Ich habe ihn also daran gehindert, vernünftig zu lernen. Kurz vor den Klausuren musste er mir dann immer alles erklären, obwohl es ihm dann selbst schwer fiel. Das war ganz schön egoistisch von mir… Mir wird dies gerade schmerzlich bewusst. Ich hebe den Kopf wieder: „Und wenn ich mich bessere?“ Erwartungsvoll blicke ich die beiden an. „Ich hab verstanden, dass es nicht in Ordnung von mir war. Wenn ich ihn wieder sehe, könnte ich ihn um Verzeihung bitten…“ Wenn ich so darüber nachdenke, ist mir das nun wirklich ein Anliegen. Ohne es zu merken, muss ich Johan ganz schön zugesetzt haben. Ich bin so ein Idiot. „Und du willst dich nur entschuldigen?“, fragt Prof. Chronos mich ungläubig. Daraufhin werde ich etwas rot um die Nase. Natürlich ist das nicht der einzige Grund, warum ich Johan wieder sehen will… aber das kann ich ja schlecht zugeben. Also nicke ich nur. „Aber das kannst du doch auch per email oder Brief machen.“, wirft der blonde Professor ein. „Nein, ich muss ihm das persönlich sagen und ihm dabei in die Augen sehen können!“, entgegne ich. „Um ihm deine Gefühle zu gestehen? Und dann erhoffst du dir etwas Bestimmtes, oder wie?“, wendet der Professor mit einem vorwurfsvollen Blick ein und hält mir mein Geschmiere auf dem Klausurbogen unter die Nase. Es ist so peinlich, wenn eine Lehrperson einen zu seinem Liebesleben befragt. Dies hier gleicht schon regelrecht einem Verhör! „I-ist das etwa verboten?“, antworte ich kleinlaut. Der Kanzler seufzt: „Juudai-kun, ich habe dir doch eben deine Lage innerhalb der Gesellschaft erklärt, oder habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt?“ Ich schaue ihn nur bekümmert an. Dann pflichtet Chronos ihm auch noch bei: „Genauso ist es, junger Mann. Du solltest Johan vergessen. Such dir lieber ein hübsches Mädchen.“ Ich widerspreche: „Aber wieso denn?“ „Willst du irgendwann mal Kinder haben?“, fragt mich der Blondschopf nun auch noch und schaut mich dabei musternd an. „Das weiß ich doch jetzt noch nicht.“, antworte ich pikiert. Chronos hebt seinen Zeigefinger: „Da hätten wir schon Problem Numero uno: Zwei Männer können unmöglich ein Kind bekommen!“ „Als ob mich das jetzt kümmern würde!“, entgegne ich energisch. „Es wird dich kümmern, wenn du vom Rest der Welt geschnitten wirst. Unser Kanzler hat nicht ganz Unrecht: Randgruppen haben es wirklich schwer. Willst du diese Bürde wirklich auf dich nehmen, obwohl es so viele hübsche Mädchen an dieser Akademie gibt? Du könntest es so einfach haben.“ Das macht mich wütend. Ich richte meinen Zeigefinger auf ihn: „Gucken Sie doch mal in den Spiegel! Sicher sind Sie selbst schwul!“ „Was erlaubst du dir?!“, kreischt er daraufhin tobend auf. Ich nehme den Finger wieder herunter und grinse ihn an: „Na ja, Ihr Outfit lässt darauf schließen. Ihre Kleidung ist übersäht mit Rüschchen, sogar rosafarbenen Rüschchen. Sie tragen Ihre Haare zu einem langen Zopf und noch viel schlimmer: Sie tragen Lippenstift und lange lackierte Nägel! Und das als Mann!! Sie können nur schwul sein! Und da wollen Sie mir etwas von Randgruppen und erschwerter Akzeptanz erzählen?! Ausgerechnet Sie?!!“ Überlegen grinsend genieße ich meinen Triumph und verschränke meine Arme vor der Brust. Der Kanzler erhebt sich von seinem Sessel: „Juudai-kun, jetzt reicht es aber!“ Währenddessen kreischt Professor Chronos weiter herum: „ICH BIN NICHT SCHWUL!!! Das ist Beamten- Verleumdung!!! Rufmord!!!“ Wieso nur fällt mir gerade ein, dass Johan selbst auch oft ein Oberteil mit Rüschchen an den langen Ärmeln trug? Ich habe es so an ihm geliebt. Er sah immer so süß damit aus. Dass ausgerechnet das ihn eine Gemeinsamkeit mit Transe Chronos einräumt… igitt!! „Juudai-kun, entschuldige dich bei meinem Kollegen.“, verlangt Samejima-sensei. „Aber wieso denn? Schwul zu sein ist doch kein Verbrechen.“, grinse ich nur, die Arme noch immer vor dem Brustkorb verschränkt. Der Blondschopf beißt auf ein Tuch: „Ich bin aber nicht schwul. Ich habe Frau und Kind!“ „WAS?!“ Mein Unterkiefer berührt vor lauter Verwunderung fast den Boden. Das glaube ich jetzt nicht. Chronos ist Vater??? Und Ehemann??? „O.K., dann sind Sie erst recht krank, als Hetero so was zu tragen…“, rutscht es mir heraus, weil ich gleich würgen muss. „Das reicht. Du kannst dich in deine Unterkunft begeben. Einen Auslandsaufenthalt werde ich dir nicht erlauben, Juudai-kun! Raus jetzt!“, brummt der Kanzler und bedeutet mir mit dem Zeigefinger auf den Ausgang. So erzürnt erlebt man ihn selten. Daher begebe ich mich schleunigst Richtung Tür. Bevor ich gehe, muss ich jedoch noch etwas loswerden: „Sie sind auch nicht besser, Chef! Jeder weiß, dass Sie Tohme-san mögen, spätestens nach dem letzten Duell der Schulen. Dennoch trauen Sie sich nicht, es ihr endlich zu gestehen. Und wenn Sie es sich endlich trauen, ist es wohlmöglich zu spät! Dann hat sie einen anderen oder ihre Gefühle für Sie sind bereits erlischt!“ Der alte Mann schaut mich irritiert an. Ich habe wohl ins Schwarze getroffen! Dass ich nun auch sein Liebesleben anschneide, damit hat er wohl nicht gerechnet. Mich schien Liebe nie etwas anzugehen. Trotzdem habe selbst ich es bemerkt. Das muss doch etwas heißen. Der Kanzler verfinstert seinen Blick und wirft mich schließlich raus. Nachdenklich trotte ich durch die Landschaft draußen. Die Vorschriften der Erwachsenen erscheinen mir ziemlich willkürlich, engstirnig und fadenscheinig. Als steckte in Wahrheit ein anderer Grund hinter dem Verbot. … Verbot… Was ist so verboten daran, als Mann einen Mann zu lieben? Nur, weil wir kein Kind zeugen können? Das ist mir doch latte! Aber in einem Punkt haben die beiden leider Recht: Seit mir klar geworden ist, was Johan mir bedeutet, wollte ich Tag und Nacht bei ihm sein. Dabei habe ich einfach achtlos jeden Kurs mitgemacht, den er auch besucht hat, selbst wenn mich der Stoff nicht wirklich interessiert hat. Ich habe ihm auch immer beigepflichtet, selbst wenn ich eigentlich eine andere Meinung vertrat, nur um nicht gegen ihn zu sein. Ich habe mich also selbst verleugnet. Diese Erkenntnis schmerzt. Liebe macht einen echt ziemlich matschig in der Birne. Aber auch glücklich. Und ist glücklich sein nicht das, wofür man diesen ganzen Blödsinn hier auf sich nimmt? Ich gehe doch nur auf diese Akademie, um mich zu duellieren, weil ich Spaß daran habe, und um später in die Profiliga zu gelangen, auch wieder, um einen spaßigen Job zu haben. Und natürlich, um irgendwie Geld zur Deckung der Lebenshaltungskosten zu verdienen. Aber wenn der Lebensunterhalt erst mal gesichert ist, geht es ihm Leben doch eigentlich nur noch darum, glücklich oder zumindest zufrieden zu sein. An Johans Seite war ich mehr als glücklich. Dafür nehme ich alles in Kauf. Und letztlich ist es ja mein Leben. Das kann ich leben wie will. Ich werde einen Weg finden, zu Johan zu gelangen! Da spüre ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter: „Hey Kamerad, was machst du hier? Kommst du nicht zum Essen? Die Sonne geht bereits unter!“ Tatsache: es dämmert! Ich muss lange nachgedacht haben. Ich erzähle Kenzan, dass der Kanzler meinen Antrag abgelehnt hat und wieso und was mir seitdem durch den Kopf geht. Er hört mir aufmerksam zu… und fängt plötzlich an zu lachen! „Was soll das, Kenzan? Lachst du mich aus?“ „Ahahahha!“ „Kenzan, hör auf!“, schmolle ich. „Das ist doch ganz normal!“ „Was denn?“ Er schaut mich lächelnd an und wischt sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln: „Na, dass man total Banane ist, wenn man sich verknallt hat. Ich hab mich doch auch voll zum Horst gemacht, als Alice hier auftauchte, weißt du nicht mehr?“ Jetzt, wo ich darüber nachdenke… „Du warst sogar noch schlimmer als ich.“, schmuzle ich. „Äh…“ Er reibt sich verlegen den Hinterkopf. „Na ja, wenigstens habe ich meine Liebesgeständnisse nicht auf einem Klausurbogen verewigt.“ Ich muss lachen: „Stimmt auch wieder. So blöd kann nur ich sein.“ Irgendwie fällt mir ein Stein vom Herzen, jetzt, wo ich mit jemand Gleichgesinntes darüber spreche. „Wenn es normal ist, muss ich mich ja nicht sorgen. Ich frage mich nur, wieso die Profs dann so viel Stress machen…“ Kenzans Lächeln nimmt eine traurige Gestalt an: „Weil Johan eben kein Mädchen ist…“ Ich lasse meinen Blick wieder sinken. „Ja, aber daran kann ich nichts ändern…“ Dann werde ich etwas rot um die Nase: „Außerdem mag ihn ja gerade deshalb…“ „O.K., ich will gar nicht mehr wissen!“, winkt Kenzan ab. Ich sehe ihn grinsend an: „Wie, bist du nicht neugierig, was genau ich an ihm so überdurchschnittlich GROßartig finde?!“ „Aniki, das geht mir zu sehr ins Detail!“, meint er und läuft etwas schneller. Ich lege ebenfalls einen Zahn zu und necke ihn weiter: „Aber er hat sooo einen süßen Knackarsch!“ „Ok, genug davon! Mir wird sonst schlecht…“ Ich laufe grinsend hinter ihm her: „Aber wieso denn? Dabei hat er doch…“ „Ich bin hetero, schon vergessen? Ich helfe dir, aber behalte deine schmutzigen Gedanken in Bezug auf Männer bitte für dich, alles klar?“ „Ahahahaha!“ So gehen wir zu den anderen, um noch etwas vom Abendbuffet abzukriegen. Am nächsten Tag steht der Sportunterricht an: Langstreckenlauf. „Boahr ne, das ist voll langweilig. Immer stumpf um den Sportplatz herum…“, mosere ich. Kenzan lacht: „Hindernislauf wäre dir sicher lieber, was?“ „Na klar, da hätte ich wenigstens etwas zu tun!“, brüste ich mich. Sport ist normalerweise eine gute Gelegenheit, die Grübelei mal abzulegen. Aber wenn ich nichts tun muss, außer geradeaus zu laufen, denke ich noch mehr als sonst über eine Lösung nach. Wie komme ich nun an die Papiere, die ich so dringend benötige, wenn der Kanzler sie mir nicht geben will? Klauen? Unterschrift fälschen? Dumm nur, dass ich mich damit strafbar machen würde… Außerdem fehlt mir immer noch Geld. Ich renne los. „Kenzan… wie komme ich ohne die Zustimmung des Kanzlers und ohne Geld nur zur Arctic Akademie?“ „Hmmm…“ Kenzan läuft neben mir her. Er scheint genauso darüber nachzudenken wie ich. Er will mir wirklich helfen, aber ihm fällt auch nicht viel ein außer: „Frag doch mal den reichen Pinkel?“ „Welchen?“ „Manjoume Jr.!“ „Wie bitte, Jun? Wie soll der mir denn helfen??“ „Vergiss nicht, Jun hat ne ziemlich reiche family, nicht wahr? Er könnte dir doch bestimmt einen Privatjet organisieren.“ „Das kostet noch mehr als ein Flug bei einer Fluggesellschaft…“, meine ich skeptisch. „Mag sein, dass Jun Geld hat. Aber mein Problem besteht doch außerdem darin, dass der Kanzler mir seine verdammte Zustimmung nicht geben will. Was kann Jun daran ändern? Ich glaube kaum, dass der Kanzler sich bestechen ließe…“ Kenzan schaut etwas spitzfindig: „Der Kanzler vielleicht nicht, aber…“ „Chronos???“, schreie ich auf. Der könnte tatsächlich bestechlich sein. Doch wie viel würde Jun das kosten? Und was würde mich das dann kosten? „Ich bin sicher, dass Jun mir nicht ohne Gegenleistung helfen würde…“ „Anikiii!“, brüllt jemand von hinten. „Nicht so schnell!!“ Es ist Shô. War klar, dass er mit seinen kurzen Beinchen nicht hinter uns herkommt. Ihm zuliebe drosseln wir unser Tempo jedoch etwas. Die vier Runden um den Sportplatz können wir so zwar nicht unter den ersteren passieren, aber weil es dafür eh keine Noten gibt, ist uns das doch recht egal. Für mich zählt sowieso momentan nur eines. Nach dem Sportunterricht steht die Sonne schon recht tief. Sie wird wohl bald untergehen. Wir machen uns erst mal an den Wasserhähnen frisch. Manjoume ist auch da. Er steht eine Wasserhahnreihe weiter entfernt mit Fubuki zusammen. Die beiden scheinen öfter miteinander abzuhängen. Das war mir bisher nie wirklich aufgefallen. Aber was interessiert mich das auch, das ist die Gelegenheit. Ich sollte ihn mal fragen. Aber wie mache ich das am besten? Kenzan scheint meinen Blick verstanden zu haben. Er schaut ebenfalls in Juns Richtung. „Probier es aus!“, ermutigt er mich und klopft mir dabei anschupsend auf den Rücken. Shô sieht uns fragend an: „Was soll Aniki ausprobieren?“ Kenzan stemmt seine Hände in die Hüfte: „Aniki will Jun um Hilfe bitten.“ „Um Hilfe wofür?“, hakt Shô nach. „Ich will ihn fragen, ob er einen Weg weiß, wie ich nach Schweden gelange!“, antworte ich entschlossen und begebe mich mit diesen Worten zu Manjoume. Hinter mir höre ich nur noch ein überraschtes „WAAAS? Wieso das denn?“ Schließlich habe ich Shô nichts von meinen Plänen erzählt. Als Jun mich so zielsicher auf ihn zuschreiten sieht, wirkt er etwas beirrt: „Willst du zu mir?“ „Klar, wir sind doch Freunde!“, lächle ich. Aber Jun guckt ziemlich skeptisch. Ich weiß, dass wir nicht immer das beste Verhältnis haben. Ich ärgere ihn zu oft, diesen mürrischen Egomanen. Fubuki dagegen empfängt mich freundlich wie immer: „Hi Juudai-kun!“ „Hallo!“, begrüße ich auch ihn. „Was macht ihr so?“ Irgendwie traue ich mich nicht so recht, direkt mit meiner fast schon frechen Bitte herauszurücken und versuche stattdessen erst einmal einen Small Talk anzufangen. Aber das fällt natürlich auf… Jun betrachtet mich kritisch und seine Antwort wirkt ein wenig gereizt: „Uns waschen, weil wir uns gerade sportlich betätigt haben. Oder meinst du, wir stehen nur zum Spaß an den Waschbecken?“ „Oh äh, also Wasser ist ja ganz erfrischend. Hätte ja sein können… ähäm“, antworte ich unbeholfen. Wie fang ich am besten an? Fubuki wirft sich lächelnd ein Handtuch um die Schultern: „Ja, das ist es!“ Jun jedoch ist weniger entspannt. Er macht einen Schritt nach vorn: „Raus damit, was willst du?“ „Nichts, äh… ich brauche deine Hilfe.“, rücke ich dann schließlich heraus. Jetzt wirkt er sogar verärgert: „Ich wusste es doch: Du kommst immer nur angeschissen, wenn du etwas willst! Nennst du das Freundschaft?“ „Tut mir Leid…“ Er hat ja Recht. „Was willst du denn dieses Mal?“, fragt er schließlich. Ich versuche seinem tadelnden Blick standzuhalten und frage: „Weißt du einen Weg, wie ich nach Schweden gelangen kann?“ Die beiden sehen mich überrascht an. Dann legt Jun den Kopf zur Seite und lacht hämisch: „Sicher doch. Kratz deine paar Kröten zusammen und buch dir einen Flug.“ Ich seufze: „Das war mir schon klar. Es ist nur so, dass ich dort an einen bestimmten Ort möchte…“ „Es gibt so Wagen aus Eisen mit Rädern unten dran, weißt du? Die nennt man öffentliche Verkehrsmittel.“ Boahr, wie ich seinen Zynismus manchmal hasse! „Dafür hab ich nicht genügend Geld.“ „Aha, und jetzt willst du, dass ich dir welches leihe, oder was? Sehe ich aus wie eine Bank?“ Ich balle eine Faust und senke meinen Blick: „Nein, ich bitte dich, mich nach Schweden zu bringen.“ Er schaut irritiert: „Wie soll ich dich denn dorthin bringen?“ Meine Faust beginnt zu zittern und ich versuche, ihm in die Augen zu sehen: „Na ja, du hast doch Vitamin B. Kontakte eben. Du kannst sicher irgendetwas organisieren…?“ „Soll ich dir etwa einen Privatjet chartern, oder was? Was willst du da überhaupt?“ „Das wäre z.B. eine Möglichkeit…“, meine ich und versuche meine Lippen zu einem Lächeln zu formen. Juns Augen weiten sich: „Wie bitte?! Du spinnst wohl! Wieso sollte ich meine Moneten für deine Spinnereien opfern?“ Meine Stimme wird ernster: „Ich bitte dich! Es ist wirklich sehr wichtig für mich! Ich muss so schnell wie möglich nach Schweden. Ich gebe dir auch mein ganzes Geld und statte dir den Rest in Raten zurück!“ Er rümpft abwertend die Nase und bläht seinen Brustkorb auf: „Hast du eine Ahnung, was so ein Privatjet kostet? Das könntest du in deinem ganzen erbärmlichen Leben nicht bezahlen!“ „Und wenn ich mein Leben lang an den Raten sitze, ich muss dort hin!“ Die beiden schweigen mich verunsichert an. Der Ältere schüttelt sein Haupt: „Was kann denn so wichtig sein, dass du dazu bereit wärst?“ Jun hingegen zieht eine Braue hoch: „Gibt es dort etwas Besonderes?“ Ich lächle nur ganz leicht: „Kann man so sagen.“ Jetzt verschränkt der Igelkopf die Arme vor der Brust: „Dann will ich erst wissen, um was es geht!“ „Ich will zur Arctic Akademie!“, ist meine Erklärung. „Was willst du denn da? Du kannst doch nicht mal die Schwedisch und wenn doch, sollte es mich wundern, so dumm wie du bist!“, meckert der Schwarzhaarige angesäuert. Wieso ist er denn so gemein? Bin ich wirklich so dumm? „Ich möchte dort ein Auslandssemester einlegen.“, erläutere ich. Auf diese Offenbarung lässt Jun seinen Spott in schallendes Gelächter übergehen: „Ein was? DU willst im Ausland studieren? Das ist der Witz des Jahres!“ Sein älterer Freund hingegen stellt mir eine intelligentere Frage: „Wieso willst du dann inmitten des Semesters abfliegen?“ Soll ich ihnen erzählen, was meine wahren Beweggründe sind? Ich denke nicht. Jedenfalls nicht alles. „Ich muss eine bestimmte Person dort treffen, doch die ist zu Beginn des nächsten Semesters vielleicht nicht mehr dort. Deshalb muss ich so bald wie möglich dorthin.“ Fubuki legt nachdenklich eine Hand um sein Kinn: „Verstehe. Dann wird sicherlich auch kein Stipendium für dich in Frage kommen.“ „Der und ein Stipendium?!“, zischt Jun dazwischen. Doch Fubuki lacht: „Erinnerst du dich an seinen >Zwilling<, Johan Andersen? Der hat doch auch eins erhalten!“ „Tja, ein blindes Huhn findet wohl auch mal ein Korn…“, antwortet der Schwarzhaarige darauf mit heruntergezogenen Mundwinkeln. „EIN WAS?!“ Seine abfällige Bemerkung bringt meine Faust in Wallungen. Sie möchte sich am liebsten in seiner Visage verewigen, doch ich halte mich unter Mühe zurück. Meinen zornigen Blick vermag ich jedoch nicht zu bändigen. Der Angegiftete zuckt daraufhin zusammen, während Fubuki mich schelmisch angrinst: „Kann es sein, dass du genau den besuchen willst? Er ist doch von der Duell Akademie geflogen, so viel ich gehört habe…“ Mein Atem stockt. Wieso macht das jetzt nur die Runde! Er macht einen Schritt auf mich zu: „Dann stimmt es also. Du kennst den Grund für seinen Rausschmiss selbst auch nicht, hab ich Recht?“ „Ich… ich…“ Was soll ich nur antworten? Ich kenne den Grund ja, habe aber keine Erklärung für Johans eigenartiges Verhalten. Jun tritt nun auch näher heran: „Du weißt es wirklich nicht?“ Mein hilfloser Blick scheint ihre Vermutung zu bestätigen, denn wie aus einem Munde fragen beide: „Hattet ihr Streit?“ Ich tippe meine Fingerkuppen aufeinander und senke den Kopf ein wenig. „Nun ja, das nicht unbedingt, aber er hatte mir gar nicht gesagt, dass er abreisen musste, hätte ich es nicht von jemand anderem erfahren… und dann war er so komisch.“ Oh nein, jetzt hab ich wohl schon zu viel erzählt! Ich Plappermaul! Jun wirkt gar nicht mehr aggressiv oder spöttisch, eher nachdenklich und verwundert zugleicht. „O.K., das ist seltsam.“, entgegnet er sogar. „Dann kann ich verstehen, wieso es dir wichtig ist, dich von Angesicht zu Angesicht mit ihm auszusprechen.“, meint Fubuki. „Tja, ich kann dir nur leider nicht helfen.“, meint Jun Schultern zuckend und dreht sich schließlich um. „Wir müssen dann auch mal in die Umkleide. Sonst schaffen wir es nicht mehr rechtzeitig in die Mensa.“ „Manjoume!“ Auf mein Rufen hin drehen sich beide wieder um. „Behaltet das bitte für euch, O.K.?“ Ohne Worte, sondern nur mit einer Geste antwortend, bei der er sich den Mund mit der Hand verschließt, schreitet Fubuki davon und zieht Jun hinter sich her. Das sollte mir wohl sagen, dass sie es für sich behalten werden. Aber ob ich dem so trauen kann…? Jedenfalls bin ich erst einmal kein Schritt weiter. Als ich zurückgehe, fragt Kenzan mich neugierig, wie Juns Antwort ausgefallen sei. Shô scheint er in der Zwischenzeit eingeweiht zu haben, denn dieser wartet ebenso auf eine Antwort von mir. Doch ich schüttle nur mit dem Kopf. Kenzan stampft auf: „So ein Sturschädel! Nur weil du ihn ein Mal >Emofresse< genannt hast!“ Shô scheint sich zu freuen. Ich erkenne sein leichtes triumphales Grinsen, auch wenn er es zu unterdrücken versucht. Ich wusste schon, warum ich ihm nichts erzählt hatte. Er war immer schon eifersüchtig auf Johan. Warum also sollte er mich unterstützen, ihm wieder nahe zu kommen? Abends werfe ich mich müde in mein Bett. Der Tag war ziemlich anstrengend. Es ist frustrierend, dass ich immer noch keine Lösung gefunden habe. Daher grüble ich, wen ich sonst noch um Hilfe bitten könnte. Vielleicht Daichi? Als Mathegenie war er doch bislang immer gut darin, eine Lösung zu finden. Einen Versuch wäre es wert. Mit diesem neuen Ansatz im Hinterkopf kann ich sogar endlich einschlafen. Am nächsten Tag komme ich kaum aus dem Bett. Hätte Shô mir nicht die Bettdecke weggenommen, wäre ich wohl liegen geblieben. Das Leben kann manchmal echt anstrengend sein. Ich brauche Urlaub. Der Tag beginnt, wie jeder andere auch, mit dem Frühstück. Ich weiß noch genau, dass Johan sich nicht so recht damit anfreunden wollte, gleich morgens Reis zu essen. Er hat stattdessen lieber Cornflakes oder Brot zu sich genommen. Als ich morgens schon frittierte Shrimps essen wollte, hatte er mich ganz angewidert angesehen. Damals war ich darüber sehr amüsiert, jetzt schwelge ich bei dem Anblick von Brot in Nostalgie. So kommt es, dass ich heute meine morgendliche Portion Reis verschmähe und stattdessen Brot esse, um mich ihm ein wenig näher zu fühlen. Immerhin ist es mir im Gegensatz zu dem Europäer eigentlich egal, mit welcher Nahrung ich den Tag beginne. Ich esse doch sowieso so gut wie alles. Auf den anschließenden Unterricht habe ich jedoch keine Lust. Diese drögen Theoriestunden werden meiner Natur einfach nicht gerecht! … oder ich ihrer, wie man’s nimmt. Shô zwickt mich in die Seite, damit ich wenigstens nicht einpenne. Ich vermisse Johan. In solchen Situationen hielt er stets seinen Arm um mich oder meine Hand. Dann genügte allein sein Blick, um mir zu verdeutlichen, dass ich mich zusammenreißen und aufpassen musste. Das ist mir nicht immer gelungen. Manchmal hab ich mich auch einfach an seine Schulter gelehnt und ein wenig gedöst. Sobald ich jedoch die Augen schloss, konnte ich mir sicher sein, von ihm angestupst zu werden. Er hat mich also ziemlich in den Arsch getreten, um es beim Namen zu nennen, damit ich meinem inneren Faultier nicht das Feld überließ. Wenn ich so nachdenke, haben die Hoheiten von Direktor und Konsorten also nur die halbe Wahrheit beobachtet: Ich habe Johans Leistungsniveau zwar gesenkt, er meins dafür umgekehrt jedoch angehoben. Ich muss aber wohl auch zugeben, dass ich solche Situationen gerne einfach provoziert habe, um seine körperliche Nähe zu spüren. Wenn ich auch nur daran zurückdenke, durchfährt mich ein angenehmer Schauer der Sehnsucht. Stattdessen spüre ich ein erneutes Zwicken von Shô. Kann der mich nicht in Ruhe träumen lassen? Da muss ich wohl durch… Plötzlich stellt der Dozent eine Matheaufgabe. Natürlich! Daichi! Ich wollte ihn fragen! Nur wo sitzt er? Ich sehe mich um und entdecke ihn. Weil ich mich so darauf konzentriere, wie ich meine Bitte formulieren soll, die ich an ihn richten will, gelingt mir die Aufgabe nicht. Da kommt mir eine Idee. Nach der Stunde presche ich zu dem Rar-Yellow-Studenten hinüber. „Misawa-san, ich komme bei dieser Aufgabe nicht weiter. Kannst du mir nicht helfen?“ Wenn ich meine Bitte mit Fachfragen beginne, springt er sicherlich drauf an… und ich erscheine vielleicht nicht so unverschämt. Glücklicherweise hat er gerade Zeit und bietet mir an, diese Aufgaben mit ihm zusammen bei sich im Zimmer zu lösen, wohin er gerade im Begriff war zu gehen. Immerhin sind sie ja Gegenstand der Hausaufgabe. Ich nehme dankend an und verlasse mit ihm den Hörsaal. Shô blickt mich irritiert an, als wir an ihm vorbeigehen. Ich lege ihm dabei nur lächelnd meine Hand auf die Schulter. Ich gehe mal davon aus, dass er diese Geste richtig interpretiert. Inzwischen bei der Sache muss ich feststellen, dass Daichi erstaunlich genau an Hausaufgaben herangeht. Er spielt regelrecht mit den Zahlen und scheint sogar Spaß daran zu haben. Didaktisch ist er jedoch eine Vollnull, denn ich verstehe kein Wort. Er ist wohl ein kleiner Einstein. Der soll seine tolle Entdeckung ja auch total kompliziert ausgedrückt haben, sodass es keine Sau verstehen konnte. Geheimcodesprache Leute, ich sag’s euch! Aber back to topic: Wie formuliere ich meine Frage? Ich frag ihn einfach mal etwas Allgemeines: „Sag mal Daichi, warst du schon mal in Schweden?“ Er sieht mich überrascht an: „Nein, wie kommst du denn darauf?“, lacht er. „Weißt du denn vielleicht, wie man dorthin kommt, wenn man nicht ausreichend Fluggeld hat?“, grinse ich verschämt. „Hm, um so weit zu reisen, braucht man nun mal Geld. Von daher sehe ich keine andere Möglichkeit als zu sparen.“ „Und wenn man keine Zeit dazu hat, weil es dringlich ist?“ Sein bis eben noch neutraler Blick wechselt in den Mustermodus: „Das sind nicht alles hypothetische Fragen, oder?“ Ich wende meinen Blick ab: „Nein. Um ehrlich zu sein hatte ich gehofft, dass du mir helfen könntest. Denn ich habe genau dieses Problem: Ich muss so schnell es geht nach Schweden kommen, habe aber nicht genügend Geld für einen Flug. Und da du so schlau bist, dachte ich, du würdest vielleicht eine Möglichkeit kennen.“ Er lacht: „Ach so, deswegen hast du mich also angesprochen. Ich hatte mich schon gewundert, dass ausgerechnet du um Nachhilfe bittest!“ Ich hebe meinen Blick wieder: „Und wieso wundert dich das?“ „Na ja,…“ Er macht eine viel sagende Handbewegung und zieht die Schultern an: „Du machst nicht den Eindruck, als fändest du den theoretischen Teil besonders spannend.“ Ich senke den Blick wieder und schließe meine Augen: „Nur weil ich ihn langweilig finde, heißt das ja nicht, dass er nicht wichtig für mich wäre.“ Als ich meine Augen dann wieder öffne, sehe ich, dass Daichi mich überrascht und schweigend ansieht. Mit einer solchen Antwort hat er wohl nicht gerechnet. Aber es stimmt eben. Der Theorieteil fließt auch in meine Note ein und wenn ich es in die Profiliga schaffen will, muss meine Bewerbung zumindest vorzeigbar sein. Diese enthält aber nun mal auch mein Zeugnis und dieses wiederum meine Zensuren, ob mir das gefällt oder nicht. Das leuchtet mir ein. Von daher bin ich Johan dankbar, dass er mich öfters mal literarisch in den Arsch getreten hat. Dennoch lasse ich für ihn alles sausen, wenn’s sein muss, auch eine Zukunft als Profiduellant… „Tja, also…“ Daichi regt sich wieder. „Es tut mir leid. Bei den Hausaufgaben kann ich dir helfen. Für dein anderes Problem fällt mir spontan keine wirkliche Lösung ein. Du könntest vielleicht jemanden bitten, dir Geld zu leihen. Da ich nicht weiß, wie dringlich dein Anliegen ist, bestünde außerdem die Möglichkeit, einen Kredit aufzunehmen. Allerdings sollte dir klar sein, dass du damit Schulden machst.“ Meine Augen weiten sich. Auf die Idee, eine Bank um Hilfe zu bitten, war ich noch nicht gekommen. „Würde ich denn so einfach einen Kredit bekommen?“ Mein Kommilitone lächelt: „Sofern du keine Vorstrafen hast oder in der Schufa stehst, sollte das möglich sein. Wenn du gut buchst, ergatterst du einen Flug um die 700 Euro. Das ist kein besonders hoher Kredit.“ Ich lächle nur, woraufhin Daichi eine Braue anhebt. „Danke Daichi, dann erklär mir jetzt wirklich diese Aufgabe!“, bitte ich entspannt. Mein Gegenüber seufzt bloß und versucht es dann erneut. Dieses Mal kann ich ihm auch folgen. Offenbar war ich zuvor mit meinen Gedanken auch einfach wieder woanders. Es ist schwer, das abzustellen. Aber so was zu Lernen gehört wohl zum Erwachsenwerden dazu. Als ich später abends in meine Hütte zurückkehre, warten Shô und Kenzan bereits auf mich. „Aniki, was hast du denn so lange bei Daichi gemacht?“, will der kleinere von beiden direkt wissen. Kenzan hingegen sitzt auf dem Bett und liest ein Buch, ich glaub ich sehe nicht richtig: Kenzan und lesen?! Ohne Shôs Frage wirklich Beachtung zu schenken, pirsche ich mich an den Dinofreak heran und schaue über seine Schulter. Dabei stelle ich fest, dass die Seiten des Buches hauptsächlich durch Bilder ausgefüllt sind, scheinbar archäologische Bilder. Die Texte in den Lücken dienen wohl nur zur Beschreibung. Er hat mich natürlich bemerkt und dreht sich zu mir um: „Ein Archäologiebuch, von Jim.“, kommentiert er. Ich nicke bloß: „Ja, ihr habt gemeinsame Interessen, das ist nicht zu übersehen.“ „ANIKI!“, brüllt mir jemand ins Ohr. Ich halte es schmerzend fest: „Shô… Was ist?“ Der kleine Kerl steht da, die Hände in die Hüften gestemmt, und sieht mich grimmig an: „Beantworte meine Frage!“ „Was hast du denn gefragt?“ Er seufzt: „Ich wollte wissen, wieso du vorhin einfach mit Daichi abgehauen bist.“ „Ach sooo!“, entfleucht es mir nur. Kenzan hat es jedoch sofort verstanden: „Konnte Daichi dir helfen?“ „JA!“, schreie ich laut auf und drehe mich wieder zu Kenzan: „Er hat mich auf eine super Idee gebracht: Ich nehme einfach einen Bankkredit auf und buche mir damit einen Flug!“ „Hä?, einen Flug buchen? Bankkredit?“, höre ich Shôs Zwischenrufe. „Damit halst du dir aber Schulden auf, Aniki.“, meint mein braun gebrannter Kumpel. „Ich weiß, aber das ist mir egal.“ „Ist er dir so wichtig?“ Ich werde leicht rot: „Ja, kann man so sagen.“ „Nein, is ja süß.“ „Ach, halt’s Maul und lies dein Bilderbuch zu Ende!“ „He he. Nur das Problem mit der fehlenden Unterschrift ist damit nicht gelöst.“ „Das weiß ich. Ich flieg trotzdem.“ “Könnt ihr mir mal sagen, wovon ihr da faselt?”, grummelt Shô und verschränkt die Arme vor der Brust. Ich ziehe meine Socken aus und greife nach meinen Schlafsachen: „Ich habe Daichi gefragt, ob er weiß, wie ich nach Schweden gelangen kann, da ich ja nicht genug Geld für einen Flug habe. Und dank ihm weiß ich jetzt die Lösung: Ich gehe zur Bank und erbitte einen Kredit, sodass ich einen Flug buchen kann. Dann hab ich zwar Schulden, aber die kann ich ja bestimmt in Raten zurückzahlen.“ Er sieht mich verwirrt an: „Wieso willst du das machen? Was willst du da?“ Ich streife mir mein T-Shirt ab und ziehe meinen Schlafanzug an: „Das weißt du doch: Ich will Johan besuchen!“ „Und wieso willst du den besuchen?“ „Weil… weil er mein Freund ist. War’s das jetzt?“ Kenzan poket mich grinsend in die Seite: „So weit seid ihr schon?“ Ich werde wieder rot: „NEIN!“, und bewerfe ihn mit einem Kissen, das er lachend abwehrt. „Sind wir nicht! Und jetzt Themenwechsel, klar?“ Dann hopse ich vom Bett und verschwinde ins Badezimmer. So endet dieser Tag schlussendlich. Der nächste Tag verläuft wie immer. Ich werde wie jeden Morgen viel zu früh aus dem Bett gejagt und das erste erfreuliche Geschehnis des Tages ist das Frühstück, Tag ein, Tag aus. Kurz vor dem Mittagessen jedoch wird dieser vom alltäglichen Trott zerfressene Teufelskreis dann endlich unterbrochen: Jun fängt mich vor der Mensa ab! „Hey Juudai, gut, dass ich dich treffe. Ich habe dir etwas mitzuteilen.“ Seine Mimik ist verdächtig darum bemüht, freundlich zu wirken. Was ist hier im Busch? „Was gibt’s denn, Jun?“ Er legt eine Hand auf meinen Rücken und schupst mich so von den anderen weg: „Lass uns das unter vier Augen besprechen.“ Vielleicht hat es etwas mit meiner Bitte zu tun? Also gut, ich gebäre meinen Freunden, dass sie ruhig schon mal vorgehen können und folge Jun etwas abseits vom Weg. „Was gibt’s?“ Er dreht sich um und sieht mich an: „Hör zu, es geht um deine Bitte von letztens.“ Ha, ich wusste es! „Was ist damit?“ „Nun…“, er macht eine kurze Pause: „Unter gewissen Umständen wäre ich in der Lage, dir zu helfen.“ Da schau ich nicht dumm aus der Wäsche: „Du willst mir helfen? Wieso auf einmal?“ „Weil du mir dafür ebenfalls einen Gefallen tun wirst!“ O.K., ich hab’s gewusst: Der tut auch nichts ohne persönliche Vorteile daraus zu schöpfen… „Und welchen?“, frage ich skeptisch. Er richtet seinen Zeigefinger aus Hane Kuriboh: „Du kannst sie doch auch sehen, die Duell Geister?“ Ich nicke. „Dann ist es ganz leicht für dich. Meine Bedingung besteht darin, dass du mit einem bestimmten Duellgeist ein Gespräch führen musst. Dabei musst du herausfinden, wo sich ein anderer bestimmter Geist befindet.“ „Und das ist alles?“, frage ich überrascht. „Ja, wenn du das an meiner Stelle tust, werden meine Brüder dich nach Europa fliegen, denn dort irgendwo hält sich der Duellgeist auf, den sie suchen. Sie wissen allerdings nicht genau, wo. Du wirst es ihnen sagen und dafür nehmen sie dich mit. Den restlichen Weg von dort aus bis nach Schweden musst du dann jedoch allein weiterreisen. Aber das sollte innerhalb Europa nicht mehr allzu teuer sein. Deal?“ Ich sehe ihn irritiert an: „Das heißt, du hast gar nichts damit zu tun? Es geht nur um deine Brüder?“ „Du bist klüger, als du aussiehst, Juudai. Ich will damit nichts zu tun haben, das ist richtig. Also übernimmst du den Job für mich und erhältst einen kostenlosen Flug über den Pazifik. Na, was sagst du?“ „Ich will wissen, wieso du damit nichts zu tun haben willst!“ Auf meine Forderung hin erkenne ich ein leichtes Zucken. Ist da was faul? „Ich habe keine Lust, das zu tun, was meine Brüder von mir verlangen. Familieninterner Zwist. Verstehst du?“ „Aah, O.K., und dann schickst du einfach jemanden mit derselben Gabe und bist fein raus, verstehe…“ „Du nennst es >Gabe<, ich nenne es >Fluch<. Also was ist nun?“ Er streckt mit die Hand entgegen. „Also gut, abgemacht!“ Ich ergreife und schüttle sie. „wann soll’s losgehen?“ „Morgen Mittag treffen einer meiner Brüder und ein paar Mitarbeiter hier ein. Ich werde ihnen zumailen, dass du den Job übernehmen wirst. Wenn sie zurück schreiben, schick ich dir ne SMS für den Treffpunkt. Also pack deine Koffer und lass dein Handy an!“ Meine Laune hebt sich: „Alles klar! Danke Jun!“ Aus Spaß umarme ich ihn einfach. Wie zu erwarten war, flippt er gleich aus uns jagt mich wütend von sich. Die Aussicht darauf, dass ich Johan bald wieder sehen werde, lässt mich jedoch schmunzelnd darüber hinweg sehen. Den anderen habe ich danach jedoch nur erzählt, dass ich das Darlehen nun doch nicht brauchen werde, weil Jun seine Meinung geändert habe. Der Stachelkopf hat mir nämlich noch die Bedingung auferlegt, keinem etwas von den Duellgeistern zu erzählen. Scheinbar ist alles top secret. So packe ich am späten Nachmittag noch meinen Koffer und lasse mein Handy eingeschaltet. Kurz vor dem Schlafengehen bekomme ich dann auch die erwartete SMS. Juns Bruder trifft mich morgen an einem lichten Waldstück, wo auch sein Jet landen wird. Kapitel Ende ----------------- Mal ne Frage: Wie heißen Juns Brüder eigentlich noch mal? O.O Yussuf oder so? XD Ich weiß, dass man in Japan mit Yen zahlt. Der Einfachheit halber hab ich hier dennoch Euro geschrieben. Tut mir leid, dass es so ewig (über ein Jahr…) gedauert hat, bis der Scheiß hier zusammengeschrieben war :’D Ich musste erst mal überlegen, wie ich die zwei wieder zusammen bringe, ohne dass es total unrealistisch wirkt. Außerdem hatte ich ne Schreibblockade. (Ob die weg ist, wird sich zeigen…) Johan seht ihr frühestens im nächsten Kapitel wieder. Bis dann! Eure Elaine =) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)