My heart is your heart ♥ von abgemeldet ([AkuRoku]) ================================================================================ Kapitel 1: My heart is your heart ♥ ----------------------------------- Huhu Leute! Schön, dass sich jemand hierher verirrt hat. xD Ich habe mir bei diesem One Shot sehr viel Mühe gegeben und hoffe, dass er euch gefällt ^^ Wenn jemand weiß, wie ich mich noch verbessern kann, nur raus damit! x) Des weiteren wünsche ich viel Spaß beim lesen! My heart is your heart ♥ Menschen, die wir lieben werden selbst dann nicht vergessen, wenn sie eines Tages fort gehen. Schließlich bleiben sie auf eine Weise immer bei uns. Im Herzen. Piep. Piep. Piep. Noch viel zu müde öffnete Axel verschlafen seine Augen. Das gleichmäßige Piepsen des für ihn absolut nervig klingenden EKG Monitors hatte ihn wie in vielen anderen Nächten unsanft aus dem Schlaf gerissen. Aber genau genommen war er selbst schuld, dass er wieder hier war. An dem Ort, den er mehr als alles andere verachtete. Das Krankenhaus. Wie schon einmal zuvor hatte Axel es geschafft, seinen Herzschrittmacher zu zerstören. Es war schon das zweite Mal, dass er sich damit beinahe umgebracht hätte. Konnte er nicht verstehen, dass er dieses Gerät brauchte, damit er nicht im Krankenhaus bleiben musste? Nein, er verstand es. Es war ganz einfach so, dass er es nicht wollte. Er wollte wie andere 19 jährige Sport machen können, Alkohol trinken, einfach ein ganz normales Leben führen. Er wollte unabhängig sein und selbst entscheiden dürfen, was das Beste für ihn war. Wieso meinte Gott es ausgerechnet mit ihm so schlecht? Wieso war gerade er mit einem kaputten Herzen gestraft, sodass es unbedingt notwendig war, ihm ein neues zu transplantieren? Man hatte ihm das zwar nicht gesagt, aber er wusste eines auch so. Wenn er nicht bald ein neues Herz bekam, würde er sterben. Ganz einfach sterben. Sein schwaches Herz würde es nicht mehr lange mitmachen. Eigentlich hatte Axel allen Grund, es einfach aufzugeben, doch in seinem Leben gab es noch eine Person, die ihm mit jedem Lächeln erneut Hoffnung schenkte und noch daran glaubte, dass es ein Morgen geben würde. Mit dieser Meinung war Roxas allerdings alleine. Axel wusste, dass es eines Tages nicht mehr so sein würde und er irgendwann nicht mehr aufwachte. Und trotzdem kam Roxas immer wieder zu ihm und tat so, als hätte er nur einen schweren und äußerst komplizierten Bruch und konnte deswegen erstmals nicht aus dem Krankenhaus. Komischerweise war diese optimistische Art von Roxas ansteckend. Der 16 jährige Blonde schaffte es immer wieder, den Älteren aufzumuntern und ihn sogar zum Lachen zu bringen. Axel warf einen Blick auf die kleine Uhr, welche an der Wand hing, um fest zu stellen, dass es 6 Uhr morgens war. Die Ärzte und Krankenschwestern waren wahrscheinlich schon mitten in ihrer morgendlichen Visite. Er richtete ein Wenig auf und strich sich durch seine ohnehin schon verwuschelten, roten Haare, die normalerweise bloß in eine Richtung gestylt waren. Doch hier im Krankenhaus, wo er bei jeder noch so kleinen Bewegung beobachtet wurde, brachte es sich doch nichts, wenn er sich die Mühe machte, seine Haare zu stylen. Die Krankenschwestern würden sich dann mit großer Sicherheit wieder nur aufregen und es als „Anstrengung“ bezeichnen, wenn er sich einmal aus dem Bett bewegen wollte. Inzwischen war es sowieso schon beinahe unmöglich, das auch nur zu versuchen, da die Schwestern ständig irgendwelche Tröpfe legten, oder die Ärzte den neuen Herzschrittmacher so verkabelten, dass das aufstehen wirklich undenkbar für ihn war. Da konnte Axel sich doch denken, wie es um ihn stand, oder? Wenn er nicht einmal mehr aufstehen durfte, um einen kleinen Spaziergang durch das Krankenhaus zu machen, oder im Kinderzimmer vorbei zuschauen, um sich dort ein Wenig mit den Kindern zu beschäftigen, da er sonst doch sowieso nichts tun konnte an diesem Ort, musste es wirklich nicht besonders gut um ihn, oder besser ausgedrückt, sein Herz stehen. Manchmal dachte er wirklich, dass es ihm lieber gewesen wäre, gleich ganz ohne Herz geboren worden zu sein. Obwohl dieser Gedanke schon absurd war. Menschen brauchten unbedingt ein Herz, damit sie leben konnten, damit sie lieben konnten. Herzen waren schon immer unverzichtbar gewesen. Leider. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als plötzlich die für ihn zuständige Krankenschwester ins Zimmer kam, um die üblichen Kontrollen zu machen. Wie ein kleiner, blonder Engel lächelte sie den Rothaarigen an. Ihr Name war Naminé, das wusste er, da er sich schon öfter mit ihr unterhalten hatte. Die junge Frau, die man für eine 16 jährige Schülerin halten konnte, da sie noch so jung aussah, war Axel die liebste Krankenschwester. Sie war die einzige, die nicht mit grimmigem Gesicht in sein Zimmer kam, um dann nur grob an ihm herum zu reißen, wie er es empfand. Was sie allerdings mit den anderen Schwestern und den Ärzten gemeinsam hatte war, dass sie ihm absolut gar nichts über seinen genauen Zustand verriet, obwohl er doch eigentlich das Recht darauf hatte, alles zu wissen. „Und, wie geht es dir heute? Gut geschlafen?“, fragte sie ihn in ihrem üblichen, freundlichen Ton, während sie damit beschäftigt war, irgendwelche Werte zu kontrollieren, so wie sie es eben jeden Tag tat. Er sah in das konzentrierte Gesicht der blonden Frau und rollte anschließend die Augen. „Wie man’s nimmt, hm?“, erwiderte er bloß. Axel mochte sie zwar, aber leider war er nicht so der große Fan von Small Talk. Am wenigsten, wenn es noch so früh am Morgen war. Und sie war gerade dabei, genau einen Solchen zu starten. Nur, weil die Krankenschwester blond war, hieß das allerdings nicht, dass sie auch dumm war. Sie merkte natürlich gleich, dass er so früh am Morgen am wenigsten zum Reden aufgelegt war. So beschloss sie also, ihre Kontrollen einfach still zu machen und anschließend das Zimmer wieder zu verlassen. Wie er in ihrem Gesicht sehen konnte, war wohl alles okay mit ihm und seine Werte hatten sich nicht verschlechtert, denn ihre Mimik verzog sich in keinster Weise. Wenn er bloß wüsste, wie man Krankenblätter las, hätte er selbst nachsehen können, aber er war nun einmal kein Arzt. Und darüber war er auch glücklich. Naminé nickte dem Rothaarigen noch einmal freundlich zu, ehe sie sein Zimmer verließ. Und so konnte ein Tag, der wie jeder andere hier stinklangweilig werden würde beginnen. Irgendwann unter Tags musste Axel eingeschlafen sein, da dieses herumliegen einfach nur ermüdend war. Natürlich konnte seine Müdigkeit auch von den Medikamenten kommen, von denen er nicht einmal wusste, was es denn genau für welche waren. Durch ein ungewöhnlich lautes Rascheln wurde er dieses Mal aus dem Schlaf gerissen. Der EKG Monitor erschien ihm dagegen sogar leise. Axel öffnete langsam die Augen und sah sich erst einmal verwirrt um, bis er relativ schnell herausfand, woher das Rascheln gekommen war. Neben dem Bett konnte er einen verwuschelten, blonden Haarschopf entdecken. Natürlich wusste er gleich, zu wem dieser gehörte. Roxas, seinem Freund. Dieser war gerade dabei einen Blumenstrauß, welchen er wahrscheinlich vor wenigen Sekunden fallen gelassen hatte, wieder aufzuheben. Es amüsierte den Rothaarigen, dass Roxas es bis jetzt noch kein einziges Mal geschafft hatte, leise in sein Zimmer zu schleichen. Jedes Mal passierte irgendetwas, sei es nun das Umstoßen einer Vase oder die beiden tollpatschigen Füße, die zu dem Blonden gehörten. Dabei sollte man aber beachten, dass Axel bereits seit fast zwei Monaten wieder hier lag. Sein kleiner Liebhaber schaffte es auch ohne Worte, dem Größeren ein dickes, fettes Grinsen auf das Gesicht zu zaubern, wie es nun wieder der Fall war. Mit einem Schlag hob sich die Laune von Axel ins Unermessliche. Vor allem, da der Kleinere ihn noch nicht bemerkt zu haben schien. Er beschloss, ihn noch einen Moment zu beobachten, da sich bestimmt eine Gelegenheit ergab, um ihn zu erschrecken. Roxas erhob sich sofort, nachdem er die Blumen eingesammelt hatte. Dabei konnte er sich einen Seufzer nicht verkneifen. Allerdings konnte Axel sein Gesicht nicht sehen, da sein Freund ihm beim aufstehen den Rücken zugedreht hatte. Das war wohl die Chance für den Patienten. „Wie war’s in der Schule?“, fragte er in einem lauteren Ton, damit Roxas ihn auf jeden Fall bemerkte. Ganz wie erwünscht schreckte der Kleine sofort zusammen, ehe er sich umdrehte. Da war seine Reaktion plötzlich weniger erwünscht. In seiner Hand lag eine der Blumen, die er ihm mitgebacht hatte. Eine rote Rose. Axel kannte sich mit Blumen zwar nicht besonders gut aus, doch er wusste, dass diese Art von Blumen meistens Dornen hatte. Nachdem Roxas sich wieder von seinem Schock erholt hatte und gerade auf seine Frage antworten wollte, oder ihn beschimpfen, da er ihn wieder einmal fast zu Tode erschreckt hatte, bemerkte er den Schmerz in seiner Hand, da er sich, wie Axel sich das schon gedacht hatte, einen Stachel in die Hand gedrückt hatte. Der Blonde quietschte einmal kurz auf, bevor er die Rose auf den Boden fallen ließ, um sich seine Hand ansehen zu können. Da Axel wusste, dass Roxas kein Blut sehen konnte, weil ihm sonst schlecht wurde, streckte er seine Hand nach ihm aus, um ihn zu sich auf das Bett zu ziehen. Er griff sofort nach der verletzten Hand und begann, ihm zärtlich den Stachel aus der Wunde zu saugen. Dabei sah er in das Gesicht seines Freundes und beobachtete zufrieden, wie sich eine gesunde Röte auf seine Wangen legte. Nachdem er den Stachel aus der Wunde gesaugt hatte, ließ er eine Krankenschwester kommen, damit diese Roxas ein Pflaster gab. Glücklicherweise hatte der kleine Dorn keine große Wunde verursacht. „Dass du mich auch immer so erschrecken musst!“, beschwerte sich der Blonde, während er es sich neben Axel auf dem Bett bequem machte. Dieser schlang sofort einen Arm um ihn und kicherte vergnügt. Der Rothaarige freute sich jedes Mal, wenn ihn sein Freund besuchen kam. „Tut mir Leid, aber du kennst mich ja.“, erwiderte er bloß, bis über beide Ohren grinsend. „Ja, so ist es. Und ich werde gleich sauer, wenn ich nicht sofort eine normale Begrüßung bekomme!“ Das ließ sich Axel nicht zwei Mal sagen. Glücklich über diese Aufforderung beugte er sich zu Roxas, um mit seinen Lippen sanft auf die seines jüngeren Freundes zu treffen. Vielleicht verstanden die meisten Leute unter „normale Begrüßung“ ein „Hallo“ oder so etwas in der Art, aber die beiden Verliebten hatten mit der Zeit an so einigen Methoden, sich zu begrüßen, Gefallen gefunden. Der 16 jährige erwiderte den süßen Kuss fast schon automatisch und schloss die Augen. Schon nach wenigen Augenblicken entwickelte sich aus dieser schüchternen Annäherung ein Leidenschaftliches Zungenspiel. Roxas schlang seine Arme um den Rothaarigen und presste sich näher an ihn. Axel tat dasselbe, da er ihm so nah, wie es nur möglich war sein wollte. Ehe Roxas sich versah, lag er plötzlich unter seinem Freund auf dem unbequemen Krankenhausbett, was keinen der beiden daran hinderte, weiterhin zärtliche Küsse auszutauschen. Komischerweise hatte der 19 jährige es geschafft, sich so zu drehen, dass er keines der zahlreichen Kabeln ausriss, oder sonst irgendwie beschädigte. Eine Moralpredigt des Oberarztes – oder noch schlimmer, der Oberschwester hätte ihm gerade noch so gefehlt. Roxas schreckte plötzlich zusammen, als das sonst gleichmäßige Piepsen des EKG Monitors plötzlich viel schneller und unregelmäßiger wurde. Er löste seine Lippen von Axels und starrte erst einmal schockiert auf das Gerät, bevor er gerade anfangen wollte, besorgt um Hilfe zu schreien. Das blieb ihm aber erspart, da Axel sein Vorhaben sofort durchschaute. „Mach dir keine Sorgen, mein Herz macht immer Freudensprünge, wenn ich dir so nahe komme!“, warf er schnell ein und strich ihm durch seine seidigen Haare. Roxas seufzte darauf bloß einmal und wechselte anschließend mit ihm Position. Als er auf ihm saß, sah er Axel in die Augen. „Aber das sollte es nicht tun. Bis wir ein neues Herz für dich haben, soll sich das hier nicht überanstrengen. Noch brauchst du es.“, murmelte er und strich ihm dabei über die Brust. Dann seufzte er erneut auf. Axel blinzelte ein paar Mal. „Was ist denn, Roxas?“, lächelte er seinen Freund liebevoll an und strich ihm dabei über den Bauch. Roxas schüttelte den Kopf. „Es ist nur…“, fing er an. „Was ist, wenn dein neues Herz dann nicht für mich schlägt?“ Roxas errötete peinlich gerührt. Es bereitete ihm aus welchen Grund auch immer Sorgen, dass das neue Herz, welches seiner Meinung nach schon sehr bald in Axels Brust schlagen würde, möglicherweise nicht für ihn schlug, so wie es das jetzige tat. Axel liebte die Unsicherheit an Roxas. Das weckte in ihm den Beschützer Instinkt. Der Ältere zog Roxas zu sich herunter, um seine Arme um ihn schlingen zu können. „Die alte Pumpe hier funktioniert auch nur noch, weil es dich gibt. Du kannst dir sicher sein, dass das neue Herz dann auch nur für dich schlägt!“ Roxas entspannte sich augenblicklich in den warmen Armen seines Freundes und schloss die Augen. Er schaffte es wirklich immer wieder, von Axel beruhigt zu werden. Die Sorgen verkrochen sich noch ein kleines Stück weiter, als das Piepen sich wieder komplett normalisierte. „Hmm. Gut. Und mein Herz gehört sowieso schon dir und es wird auch immer nur dir gehören.“, murmelte er gegen seine Brust. Es war ganz einfach so, dass die beiden es liebten, sich gegenseitig solche Kitschigen Dinge zu sagen. Möglicherweise lag es auch an der Angst, dass Axel nicht mehr lange Zeit hatte und noch kein Herz für ihn zur Verfügung stand. Ganz wie es üblich war verbrachte Roxas den restlichen Tag bei seinem Freund im Krankenhaus, um ihm ganz nahe sein zu können. Da Axel bereits eine eigene Wohnung hatte und seine Angehörigen nicht im Land wohnten, kümmerte sich der Blonde um alles. Roxas fand es unmöglich, dass sich seine Eltern niemals blicken ließen, obwohl ihr Sohn dem Tod mit jeder Sekunde näher kam. Er war davon überzeugt, dass sie zusammen zu seinen Eltern fliegen würden, wenn er endlich das Herz hatte. Und dann würde Roxas ihnen einmal richtig die Meinung sagen, das stand fest. Nach einer kitschigen Verabschiedung konnte der 16 jährige sich durchringen, seinen Geliebten wieder zu verlassen, da es bereits recht spät geworden und die Besuchszeit schon lange vorüber war. Der nächste Tag fing für Axel genau so an, wie jeder andere. Er langweilte sich, schlief ein und langweilte sich anschließend wieder. Doch dieses Mal war etwas anders. So lange Axel auch wartete, Roxas kam einfach nicht. Normalerweise sagte der Kleinere doch immer bescheid, wenn er nicht kommen konnte, war es nun wegen eines wichtiges Testes für die Schule, oder weil er etwas Wichtiges erledigen konnte. Solche Fälle waren zwar noch nicht oft vorgekommen, doch er hatte ihm jedes Mal bescheid gegeben, damit er nicht umsonst wartete, so wie es jetzt der Fall war. Da dem Rothaarigen aber klar war, dass es schon einmal vorkommen konnte, dass man etwas vergaß, beschloss er, Roxas nicht böse zu sein, wenn er morgen wie gewöhnt durch die Tür schlich. Wahrscheinlich würde er sich sowieso mit schlechten Gewissen bei ihm entschuldigen. Die Sorge wuchs ins unermessliche, als Roxas sich den Rest der Woche genau so nicht blicken ließ. Der Jüngere war doch nicht etwa böse auf ihn? Hatte seine Mutter ihm Hausarrest verpasst, weil er eine wichtige Arbeit versaut hatte? Oder gab es doch einen anderen Grund? Es war zum verrückt werden, nicht zu wissen, was los war. Anrufen konnte Axel ihn nicht, da sein Freund kein Handy besaß. Roxas würde etwas zu hören bekommen, wenn er wieder herkam! Inzwischen waren zwei Wochen vergangen, in denen Axel nichts von Roxas gesehen oder gehört hatte. Der 19 jährige hatte sich in eine riesige Puppe verwandelt. Er lag nur noch da und hatte Lust auf gar nichts. Er ließ alles mit sich machen und sprach nur, wenn es wirklich sein musste. Mit den Gedanken war er die ganze Zeit nur bei Roxas. Langsam machte er sich richtig schlimme Sorgen. Was, wenn ihm etwas passiert war? Was, wenn er etwas Falsches gesagt hatte und Roxas böse war? Obwohl das absurd war. Axel wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Naminé und einer der zahlreichen Ärzte zu ihm ins Zimmer kamen. Die blonde Krankenschwester strahlte übers ganze Gesicht, aber Axel war das egal. Er sah gleichgültig zu den beiden hinüber und wartete, dass einer der beiden etwas sagte. Der Arzt setzte ein freundliches Lächeln auf. „Ich habe eine gute Nachricht für dich.“, sagte er. „Wir haben ein Herz. Naminé wird dich jetzt auf die Operation vorbereiten und dann geht’s schon los.“ Nachdem er das gesagt hatte, verließ er gleich wieder das Zimmer. Wahrscheinlich, um alles andere vorzubereiten. Axel weitete seine Augen. Ein Herz? Er bekam nach so langer Zeit endlich ein neues Herz? Die alte Pumpe, wie er sein Herz nannte, machte einen riesigen Sprung in seiner Brust, allerdings wusste er nicht, ob es vor Freude war oder, weil er riesige Angst bekam. Ihm fiel sofort ein, was Roxas ihm einmal versprochen hatte. Es war das Versprechen, dass er auf jeden Fall dabei sein würde, wenn er in den OP gebracht werden würde und er der erste Mensch war, den er sah, wenn er wieder aufwachte. Aber sein Freund war nicht hier, um sein Versprechen einzulösen. In seinem Bauch machte sich ein unangenehmes Gefühl breit. Es fühlte sich komisch an. Naminé bereitete ihn still auf die Operation vor, wie es ihr aufgetragen wurde. Als sie damit fertig war, sah sie Axel einen Moment lang an. Das Mädchen kannte Roxas vom sehen auch schon und wusste, dass er und Axel ein Paar waren. Daher wusste sie auch, dass dieser sich schon seit einer Weile nicht mehr blicken ließ. Dass sie allerdings den wahren Grund wusste, war Axel nicht klar. „Ich bin mir sicher, dass er kommt.“, murmelte sie leise. Axel konnte und wollte darauf nichts erwidern. Als ein paar Krankenpfleger in sein Zimmer kamen, um ihn abzuholen, wurde das unangenehme Gefühl immer stärker. Zwar hatte Naminé ihm ein Medikament gegeben, damit er ruhig war, aber es half nichts gegen die Unruhe, die sich immer mehr in ihm ausbreitete. Das Medikament wirkte aber so stark auf seine körperlichen Kräfte, dass er bereits während des Weges in den OP beinahe einschlief. Er bekam nur noch mit, wie er auf den kalten OP-Tisch gelegt wurde. Danach wurde plötzlich alles um ihn herum schwarz und er schlief komplett ein. Sein letzter Gedanke hing einzig und allein an Roxas. Hoffentlich würde er da sein, wenn Axel seine Augen wieder öffnete. Wenn es nicht so war, wollte er erst gar nicht wieder aufwachen. „… xel, Axel.“, hörte der Rothaarige eine vertraute Stimme sagen. „Axel, wach auf.“ Müde öffnete er seine Augen. Das erste, was er sah, waren blaue Augen. Das Bild wurde langsam schärfer. Roxas stand bei ihm am Bett. Er strahlte ein kleines Bisschen. „Roxas… Da bist du ja.“, murmelte Axel und seufzte erleichtert auf. „Wo warst du denn?“ Der Blonde schüttelte den Kopf und legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Das ist jetzt nicht von Bedeutung.“ Er lächelte. Axel wendete einen kurzen Moment lang den Blick ab und sah sich um. Er war wieder in seinem Zimmer. „Axel versprich mir bitte, dass du immer weiter kämpfst, was auch geschieht.“, nuschelte er und strich ihm dabei zärtlich über seine Wange. Der Angesprochene blinzelte einen Moment lang verwirrt und schenkte Roxas wieder seine ungeteilte Aufmerksamkeit. „Was? Warum willst du, dass ich dir das verspreche?“, fragte er Roxas ein bisschen Panisch. „Shh. Versprich es mir.“ „Ist gut. Ich verspreche es.“, gab er schließlich nach. Gerade, als er eine Frage stellen wollte, wurde alles trüber um ihn und Roxas herum. „Ich liebe dich, Axel.“, murmelte er beinahe unverständlich. Roxas lächelte immer noch liebevoll auf ihn hinunter. Der Rothaarige öffnete den Mund, doch er brachte keinen einzigen Ton über seine Lippen. „… er kommt zu sich, Vorsicht.“, hörte er jemanden sagen, bevor erneut alles schwarz wurde. Axel blinzelte erschöpft, musste seine Augen aber wieder schließen, da ihn ein grelles Licht blendete. Nach ein paar weiteren Versuchen schaffte er es schließlich, die Augen offen zu halten, da sie sich langsam an das Licht gewöhnten. Nach einem Moment bemerkte er, dass jemand neben ihm saß. Er neige den Kopf zur Seite und hoffte inständig, genau die Person zu erblicken, die er gerade am Meisten brauchte. Doch es war nicht Roxas, der dort saß. Es war Naminé. „Du hast die Operation gut überstanden. Einmal gab es schwerwiegendere Komplikationen, aber die Ärzte haben es geschafft. Du musst wirklich sehr gekämpft haben.“, sagte sie ruhig und lächelte dabei ihr engelgleiches Lächeln. „Wo ist Roxas?“, fragte er gleich. Die OP interessierte ihn gerade herzlich wenig. Er wollte einfach nur, dass sein Freund jetzt bei ihm war, mehr nicht. Naminé seufzte. „Er ist nicht hier.“, erwiderte sie und senkte schuldbewusst den Blick. „Es tut mir Leid.“ Eine Woche verging und heute durfte Axel endlich wieder nach Hause. Er packte gerade alles, was er an Kram in diesem Zimmer mitgebracht hatte in seine Sporttasche. Er hatte jetzt zwar ein neues Herz, das ohne Probleme funktionierte und ihm so bald keine Probleme machen würde, aber so wirklich freuen konnte er sich darüber nicht. Roxas hatte sein Versprechen nicht gehalten und ihn ganz offensichtlich verlassen. Anders konnte Axel sich das inzwischen nicht mehr erklären. Doch genau deswegen wollte er den Jüngeren auf jeden Fall zur Rede stellen. Ganz klar konnte er es verstehen, wenn ihm das alles zu viel wurde, schließlich trug er allein eine viel zu große Last, aber trotzdem wollte er es genau wissen. Er schwang sich die Tasche über die Schulter, als er fertig gepackt hatte und wollte gerade das Zimmer verlassen, als wieder die kleine, blonde Krankenschwester vor ihm stand. Sie hatte irgendwelchen Papierkram in der Hand, wahrscheinlich seine Entlassungspapiere. „Jetzt heißt es wohl Abschied nehmen.“, lächelte sie. Die junge Frau und er waren in der letzten Zeit doch Freunde geworden. Axel nickte und lächelte sie schwach an. „Was wirst du jetzt tun?“, fragte sie ihn leise. Axel seufzte schwer, als er vor ihr stand. „Ich werde Roxas aufsuchen.“, murmelte er. Naminé blinzelte ein paar Mal und senkte anschließend den Blick. „Axel, ich denke, du solltest da etwas wissen.“, murmelte sie nervös, bevor sie ihm deutete, dass sie sich am besten setzen sollten. Als beide auf dem Krankenbett saßen, in dem Axel so lange gelegen hatte, fing die Krankenschwester endlich zu reden an. „Es ist so. Roxas hatte einen Unfall.“, fing sie leise an. Ihre Stimme klang zittrig. „Er hatte einen schweren Autounfall und lag eine Weile im Koma, hier im Krankenhaus.“ Sie traute sich nicht, Axel in die Augen zu sehen, als sie ihm das erzählte. „Es ist an dem Abend passiert, als du ihn das letzte Mal gesehen hast. Ich wollte dir das ganze sagen, aber du hättest dich nur aufgeregt und das hätte dir nicht gut getan. Bestimmt hätte dein Herz ausgesetzt. A-also…“, nun fing sie zu stottern an und Axel konnte sich leider vorstellen, was nun kam. „Axel… es tut mir so Leid. Roxas ist vor einer Woche verstorben.“ Weiteres konnte Axel nicht mehr verstehen. Er weitete die Augen und starrte auf die Wand, welche ihm gegenüber lag. Roxas war tot. Einfach gestorben. Und davor hatte er hier, nur wenige Räume weiter, im Koma gelegen und um sein Leben gekämpft. Axel stand schwer unter Schock. Sein Freund, seine liebste Person auf der ganzen Welt war gestorben und er? Er hatte ein neues Herz bekommen und damit die Möglichkeit, ein normales Leben zu führen, wie er es immer wollte. Doch das alles hatte er eigentlich nur mit Roxas zusammen gewollt und das war jetzt unmöglich. Roxas war gestorben, damit er selbst weiterleben konnte. Heiße Tränen bahnten sich ihren Weg über seine Wangen. Er nickte einmal kurz und stand auf. Axel wollte keine weitere Minute mehr in diesem Krankenhaus bleiben. Es tat weh, schrecklich weh. Auch Naminé erhob sich und sah ihn besorgt an. „Es tut mir wirklich Leid. Ich weiß, ich hätte dir das sagen sollen!“, flehte sie ihn an. Axel schüttelte den Kopf und schniefte leise. „N-nein… Danke, dass du‘s mir jetzt gesagt hast…“, bekam er unter dem Tränenfluss und dem schluchzen hervor. Er schnappte seine Tasche und wollte aus dem Raum gehen, als das blonde Mädchen ihn erneut aufhielt. „Axel, da ist noch etwas, was du wissen musst.“ Sie zog einen Umschlag hervor und reichte Axel diesen. Sie riss sich schwer zusammen, nicht sofort los zu weinen. Der Größere starrte den Brief nur an. „Eigentlich darf ich dir den nicht geben, aber das fände ich nicht richtig.“ Wieder nickte er nur. Statt den Umschlag sofort aufzureißen und den Brief darin zu lesen, steckte er ihn ein und verließ so schnell er nur konnte das Krankenhaus. Während er nach Hause ging, trockneten seine Tränen langsam. Immer wieder hallten die Worte von Naminé durch seinen Kopf. Ohne Roxas war sein Leben nichts. Ohne ihn hatte er nichts mehr. Roxas war sein ein und alles gewesen. Als er in seiner Wohnung ankam, ließ er achtlos die große Sporttasche fallen und setzte sich auf das schwarze Sofa. Dann zog er den Umschlag heraus. Eine ganze Weile starrte er ihn einfach nur an, da er sich nicht traute, ihn zu öffnen. Was würde er gleich lesen? Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, konnte er sich dazu durchringen, ihn zu öffnen. Zittrig nahm er den Brief heraus und begann zu lesen. Plötzlich kamen ihm wieder Tränen hoch. In dem Brief stand, wer sein Spender war. Es war Roxas. Es war Roxas‘ Herz, welches nun in seiner eigenen Brust schlug und ihm am Leben erhielt. Roxas hatte gewollt, dass Axel sein Herz bekam. Das hatte er festgelegt, in diesem Brief, welchen er selbst verfasst hatte. Keine Lebenserhaltenden Maßnahmen, Spenderherz, Axel Diese und noch andere Worte stachen sehr aus dem Brief heraus. Axel erinnerte sich plötzlich an den Traum, welchen er hatte, kurz bevor er nach seiner Operation aufgewacht war. Auf sein Gesicht legte sich ein Lächeln, obwohl weiterhin Tränen über seine Wangen rollten. „Das ist gemein.“, nuschelte er. „Mich zu so einem Versprechen zwingen. Du weißt genau, dass ich bei dir nicht nein sagen kann.“ Axel wischte sich über die Augen, bevor er aufstand, um auf die angrenzende Terrasse zu gehen. Er atmete einmal tief durch und sah anschließend hinauf, in den Himmel. Die Hand, welche den Brief in der Hand hielt drückte sich auf seine Brust, damit er sein Herz fast schlagen spüren konnte. Wieder lächelte er leicht. „Ich danke dir. Für alles.“, nuschelte er lächelnd. „Du hattest recht, dein Herz wird für immer mir gehören. Idiot. Ich liebe dich.“ Das wahre Glück kann man nicht mit den Augen sehen, sondern nur mit dem Herzen. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)