Twilight in the Shadow von hatchepsut ================================================================================ Kapitel 5: Drittes Buch des Königs ---------------------------------- Das Lagerfeuer loderte leicht und ließ die Schatten der Bäume um mich herum tanzen. Midnight scharrte nervös im Boden und legte sich dann aber auf ein Wort von mir neben das Feuer. Er war in letzter Zeit immer nervöser geworden. Offensichtlich spürte auch er die Anwesenheit der anderen Vampire in diesem Wald. Er und ich kamen langsam in das Grenzgebiet. Es gab zwar noch einige Burgen und Dörfer der Menschen hier, aber sie wurden von Meile zu Meile seltener, die wir nach Norden kamen. Die meisten von ihnen umgingen wir auch, ebenso die Vampir Dörfer. Er wie ich, wir wahren uns ähnlich. Wir scheuten beide den Umgang mit anderen Lebewesen. Es war uns am liebsten, wenn wir alleine wahren. Aber leider sollte uns dieser Wunsch an diesem Abend nicht erfüllt werden. „Komm raus, ich weiß das du da bist.“ Ein Schatten ließ sich aus den Bäumen fallen und näherte sich dem Feuerschein. Midnight sprang auf und lief in den Schutz der Bäume zurück. „Komm ins Licht, sonst hege ich die Annahmen, dass du etwas von mir willst, mit dem ich nicht einverstanden bin.“ Die Gestallt tat, wie ich ihm geraten hatte und ich blickte kurz auf. Er war, wie vermutet ein Vampir, gekleidet wie ein Krieger, der er nicht war. Von seiner Sorte hatte ich schon viele gesehen. Menschen, die von einem der unseren verwandelt worden waren und nun sein Dasein versuchte zu leben. Kaum einer von ihnen wurde älter als fünfzig Jahre. „Was willst du von mir?“ Ich schaute nicht auf, als ich ihn das frage, warum auch. „Ich wollte nur sehen, wer sich hier her verirrt hat, Freund.“ Er setzte sich unaufgefordert an das Feuer. „Nun hast du es gesehen. Also verschwinde wieder.“ Er hob beschwichtigend die Hände. „Aber aber, Freund. Ich will dir nichts tun.“ „Das wird sich erst noch zeigen.“ Nun schenkte ich ihm doch einen finsteren Blick. „Und ich bin nicht dein Freund!“ „Aber du bist doch ein Vampir.“ Langsam wurde mir das Gespräch zu blöd. „Deshalb muss ich noch lange nicht dein Freund sein.“ „Dann sag mir wenigstens deinen Namen.“ „Der geht dich nichts an.“ Die Hand des Fremden zuckte zu seinem Schwert. „Lass es, du würdest verlieren und ich will dich nicht töten.“ Erst musterte er mich noch mit einem abschätzigen Blick, dann ließ er von seinem Vorhaben ab. „Was machst du hier? So allein im Grenzgebiet ist es gefährlich. Man könnte dich angreifen.“ „Ich pilgere zu den Säulen und wenn es so gefährlich ist, was machst dann du hier?“ Er grinste. „Ich bin ja nicht allein. Meine Kameraden sind nicht weit entfernt.“ „Du bist also nicht allein? Was macht also eine Gruppe von Vampiren im Grenzgebiet?“ „Nun ja, wir haben einen Auftrag. Wenn du dich uns anschließt, dann springt bestimmt auch für dich etwas heraus. Wenn nicht, muss du mir dein Wort geben, dass du nichts unternimmst, egal was passieren mag.“ Mir wurde es jetzt wirklich zu dumm. „Ich habe kein Interesse, mich irgendeiner Gaunerbande anzuschließen, die auf Raubzug geht und ich werde dir auch nicht mein Wort geben, weil ich dir zu nichts verpflichtet bin. Geh zurück zu deinen Leuten und sag deinem Anführer, der nächste Spion den er schickt wird nicht mehr zurück kehren. Und jetzt mach das du weg kommst, oder ich überleg es mir anders!“ „Was glaubst du eigentlich wer du bist, du ... .“ Weiter kam er nicht, denn ich hatte meinen Dolch gezogen und in zwischen seine Beine geworfen, wo er nun im Erdreich steckte. „Verschwinde!“ Wütend erhob er sich und verschwand im Wald. Kaum war er weg erschien Midnight wieder auf der Lichtung. Er zog den Dolch aus der Erde und brachte ihn mir. Ich nahm ihn entgegen und streichelte seinen Hals. „Ich glaube, wir werden einen Interessanten Morgen erleben.“ Er schüttelte seine lange Mähne und ließ sich wieder am Feuer nieder. „Du hast recht. Schlafen währe jetzt die richtige Wahl.“ Irgendein ungutes Gefühl weckte mich am nächsten Morgen. Schlaftrunken stand ich auf und begann Midnight zu satteln. Je früher wir aufbrechen würde, um so schneller währen wir aus dieser Gegend. Allerdings war ich noch keine halbe Stunde unterwegs an diesem nebligen Morgen, da drangen leise Kampfgeräusche an mein Ohr. Midnight begann zu schnauben und tänzelte nervös auf der Stelle. Er spürte auch, dass etwas unheilvolles in der Luft lag. Schließlich stieg ich ab und gab ihm mit einem Wort zu verstehen, dass er auf mich warten sollte. Ich zog meinen Dolch und machte mich durch den Nebel auf in Richtung Kampfplatz. Als ich über einen Hügel schlich, duckte ich mich hinter einen Busch und ließ meine Augen über das Gemetzel unter mir wandern. Um die dreißig Vampire kämpften dort unten gegen gut die gleiche Anzahl von Menschen, allerdings mussten es mal mehr gewesen sein, denn etliche von ihnen lagen schon tot auf dem Boden. Schnell wog ich das führ und wieder ab und kam schließlich zu dem Schluss, dass mich dieser Kampf nichts anging. Übergriffe gab es auf beiden Seiten immer wieder und hier war nun mal das Grenzland, damit musste man rechnen, wenn man hier unterwegs war. Schon wollte ich mich umdrehen und die Menschen ihrem Schicksaal überlassen, da erscholl hinter mir ein schriller Schrei. Ich drehte mich um und sah zwischen den Nebelschwaden, eine Frau auf mich zu rennen, gefolgt von drei Soldaten und fünf Vampiren. Einer der Vampire holte mit seinem Schwert aus und spaltete dem ersten Soldaten den Schädel. Der nächste holte aus um einen weiteren der Beschützer zu erschlagen. Bis schließlich nur noch ein Soldat zwischen den Vampiren und der Frau stand. Der vorderste Vampir sprang und hätte die Frau wahrscheinlich im Flug umgerissen, wenn ich ihm nicht meinen Dolch zwischen die Augen geworfen hätte. Ich zog mein Schwert und sprang auf die Kämpfenden zu und noch während ich mich durch die Büsche arbeitete, fragte ich mich, was ich hier tat. Mitleid war eine Eigenschaft der Menschen und wenn ich im Begriff war zu meinem Volk zurück zu kehren, dann sollte ich sie mir schnellstens abgewöhnen. Aber selbst unter uns gab es Regeln und eine davon bedeutete, dass man sich nicht an wehrlosen vergreift. Und jeder Vampire der etwas Würde in sich hatte, hielt sich daran. Aber diese Vampire kannten keine Würde. Sie wahren nicht mehr wert, als ein Straßenköter den man mit Tritten davon jagte. Und sie hatten auch kaum mehr Daseinsberechtigungen als eben jener. Ich ließ mein Schwert kreisen und enthauptete den ersten, duckte mich unter dem Schwerthieb eines anderen hinweg und zog dem toten Vampire in der selben Bewegung meinen Dolch aus dem Schädel. Dan beschrieb mein Schwert erneut einen Kreis und bohrte sich in das Herz des Dritten. Der vierte versuchte zurück zu weichen und zu seinen Kameraden zu gelangen, aber ich sprang nach vorne und packte ihm am Genick und mit einem schnellen Ruck meines Armes viel er zu Boden. Als ich mich zu dem fünften Vampire herumdrehe, viel dieser tot zu Boden und ich stand dem letzten Soldaten gegenüber. „Wer seid ihr?“ Ich warf einen schnellen Blick den Hang hinunter, wo sich immer noch einige Soldaten gegen die Vampire wehrten. „Was spielt das für eine Rolle? Ich habe euch geholfen Mensch oder nicht?“ Er spannte sich an und sein Blick wurde finster. „Ihr seid also auch einer dieser verruchten Kreaturen? Macht das ihr verschwindet, oder ... .“ Weiter kam er nicht, denn ein Pfeil bohrte sich in seine Brust und er sank zu Boden. Ich duckte mich unter einem weiteren Bolzen weg und zog auch die Frau auf die Knie. „Kein Wort!“ Zischte ich, als sie schon zu einem weiteren Schrei ansetzen wollte. Ich richtete mich vorsichtig auf und spähte über den Felsen, hinter dem wir Schutz gefunden hatten. Plötzlich legte sich eine Hand an meinen Mantel und zog daran. Kampfbereit fuhr ich herum, mein Blick fiel allerdings nur auf den Verwundeten Soldaten, der mich ansah. „Wer ihr auch seid ... ihr habt sie ... gerettet. Ich bitte euch ...... schützt ......... sie ........... .“ Danach erstarb seine Stimme und auch seine Hand ließ meinen Umhang los. Ich wand mich zu der Frau um, die ich, wie es schien, nun am Hals hatte. Ich griff nach meinem Dolch und zeigte ihn ihr. „Könnt ihr mit so was umgehen?“ Sie nickte verängstigt und ich bezweifelte, dass sie es auch nur schaffen würde einen Vampire zu erdolchen. Aber bevor ich mir weiter Gedanken machen konnte, erschienen vier Vampire hinter ihr. Ich sprang auf und noch bevor sie reagieren konnten, rammte ich dem Ersten mein Schwert ins Herz. Der Zweite wich meinem Schlag aus und konterte mit seinem Dolch. Ich entging seinem Stich, indem ich mich auf die Seite fallen ließ und mich unter ihm wegduckte, und ihm dabei das Schwert in den Leib rammte. Der Dritte stürmte auf mich zu und ich parierte drei seiner Schläge, bis er mich an der Schulter ritzte und er durch diesen Ausfall seine Deckung preis gab. Er bereute seinen Fehler. Ich sah mich nach dem vierten Angreifer um und stellte fest, dass er sich bereits über die Frau beugte, um sie mit seinem Schwert zu enthaupten. Mist! Ich hatte mich zu sehr auf die anderen konzentriert und weg locken lassen. Egal was ich versuchen würde, ich würde nicht mehr rechtzeitig bei ihr sein. Der Vampir hob sein Schwert und ließ es auf die Frau herab fahren, aber sie duckte sich unter dem Hieb weg, sprang auf und rammte dem Vampire den Dolch ins Herzen. Schwer atmend blieb sie stehen und schaute auf die blutige Klinge, die sie in der Hand hielt. Offenbar hatte sie vorher noch nie jemanden umgebracht. Aber für solche Sachen hatte ich keine Zeit. Wir mochten einige der Vampire erledigt haben, aber dort unten warteten noch mehr und ich hatte keine Lust, mich mit jedem von ihnen anzulegen. Ich packte sie am Arm und zog sie einfach mit mir in den Wald, der auf der anderen Seite des Hügels begann. Die ersten paar Meter ließ sie sich mitziehen, aber dann blieb sie plötzlich stehen. „Wartet, wo wollt ihr mit mir hin?“ Ich verdrehte innerlich die Augen. „Weg, bevor noch mehr von ihnen unsere Spur aufnehmen.“ „Aber ich kenne euch nicht!“ Protestierte sie. „Ich kenne dich auch nicht und trotzdem habe ich dir gerade das Leben gerettet, also entweder du kommst jetzt mit, oder ich gehe alleine weiter!“ Ich drehte mich um und lief den Hang hinunter. Kurze Zeit später hörte ich, wie sie sich in Bewegung setzte um mich einzuholen, was sie auch relativ schnell schaffte. „Aber wir können doch nicht zu Fuß fliehen, sie werden uns schneller eingeholt haben, als uns lieb ist!“ „Hab ich auch nicht vor.“ Ich stieß einen leisen Pfiff aus und einige Sekunden später kam Midnight schnaubend aus den Nebelschwaden auf uns zu. Als er die fremde Person witterte, scheute er zurück, aber ich ließ ihm das jetzt nicht durchgehen, sondern griff nach seine Zügel und zwang ihn still zustehen, dann packte ich meine Begleiterin und hob sie in den Sattel. Ich schwang mich hinter ihr hinauf und trieb Midnight so schnell es ging durch die nebeligen Schatten des Waldes davon. Vorsichtig, um meine Begleiterin nicht zu wecken, ließ ich mich von Midnights Rücken gleiten. Dann hob ich sie herunter und legte sie ins Gras. Wir hatten an einem kleinen Teich im Wald gehalten, als ich mir sicher war, dass die Vampire unsere Spur verloren hatten. Meine Begleiterin war schon kurz nach unserem Aufbruch in einen unruhigen Schlaf gefallen, worum ich sehr dankbar war. Ich wollte unerkannt zu den Säulen reisen und mir ein Bild machen, wie sich die Vampire in den letzten Jahren verändert hatten und nun hatte ich eine menschliche Frau am Hals. Leicht gereizt begann ich Midnight abzusatteln und ließ ihn laufen. Dann setzte ich mich hin und zündete ein kleines Feuer an. Was sollte ich jetzt mit ihr machen? Das beste wird es sein, wenn ich sie im nächsten menschlichen Dorf einfach absetzte und weiter reite. Warum sollte ich mir unnötig Gedanken um eine mir unbekannte Person machen? Ich war ihr nichts schuldig. Ich lehnte mich an einen Baum und legte mein Schwert ab. Aber einfach allein irgendwo lassen konnte ich sie auch nicht. Verdammt noch mal, ich war ein Vampir und eigentlich hätte ich sie nie retten dürfen. Hatte ich mich den in dem einen Jahr das ich bei den Menschen verbracht hatte so verändert? Ich spürte wie mir langsam die Augen zu fielen und schüttelte den Kopf. Ich konnte jetzt doch nicht einschlafen! Was war nur los? Es konnte doch nicht sein, dass ich mich immer noch nicht an die Klimaumstände angepasst hatte. Warum nur, war ich plötzlich so müde? Und noch bevor ich es mir recht erklären konnte, fielen mir doch die Augen zu. Ich erwachte von einem Geräusch ganz in meiner nähe. Reflexartig griff ich nach meinem Dolch, bekam aber nur Luft zu fassen und meine Hand wanderte zu meinem Schwertgriff, als ich mich langsam umdrehte. Allerdings war meine Vorsicht unangebracht, denn mein Blick viel auf die junge Frau, die am Feuer saß und sich wärmte. Als sie bemerkte das ich wach war, drehte sie sich zu mir um. „Entschuldigt, ich wollte euch nicht wecken.“ Ich steckte mein Schwert wieder weg und rückte ein stück näher an das Feuer. „Ich glaube, das ihr den hier gerne wieder haben wollt.“ Damit reichte sie mir meinen Dolch . Ich besah ihn mir kurz und steckte ihn dann zurück in meinen Gürtel. „Wer seid ihr?“ Wollte ich von ihr wissen. Sie sah weg und ich konnte im Spiel ihrer Mine lesen, dass sie mit sich rang, ob sie mir die Wahrheit sagen sollte oder nicht. Schließlich hatte sie sich zu einer Entscheidung durchgerungen. „Ich bin Prinzessin Liana.“ „Prinzessin?“ Sie nickte. „Ja, mein Vater hat die Regentschaft über das Grenzland.“ „Und was habt ihr hier gesucht? Wenn ihr aus dieser Gegend kommt, dann solltet ihr wissen, dass es hier gefährlich werden kann.“ „Das weiß ich auch und normalerweise verlassen wir selten unser Schloss, aber ich war auf dem Weg nach Meridian.“ „Nach Meridian? Was wolltet ihr dort?“ „Verzeiht, aber ich glaube nicht, dass euch das etwas angeht.“ Sie sah mich trotzig an. „Nun, ich muss doch wissen wenn ich gerettet habe.“ „Und ich muss wissen, wer mein Retter ist und ob ich ihm vertrauen kann.“ Ein Punkt für sie. „Mein Name ist Raziel, mehr müsst ihr nicht wissen.“ Sie wirkte verletzt. „Ich komme gerade aus Meridian.“ „Ach, wirklich?“ Ihr Interesse schien schlagartig geweckt zu sein. „Dann kennt ihr vielleicht auch ... . Nein, vergesst es, es ist unmöglich, das ihr ihn kennt.“ „Kennen? Wen?“ „Den König. Atrieleges, den König von Meridian.“ Ich musste lächeln. „Doch, ich kenne Atrieleges.“ Ihr Gesicht hellte sich nochmals etwas auf. „Dann könnt ihr mir bestimmt sagen, was er für ein Mensch ist.“ „Das könnte ich, aber ich weis nicht, warum ich das tun sollte. Was interessiert er euch überhaupt.“ Sie biss sich auf die Lippen, aber dann eröffnete sie es mir doch noch. „Ich war mit den Soldaten meines Vaters nach Meridian unterwegs, weil ich dort mit König Atrieleges verlobt werden sollte.“ Darauf war ich jetzt allerdings nicht vorbereitet. „Du bist die zukünftige Verlobte von Atrieleges?“ Das konnte ich mir jetzt nicht so ganz erklären. Atrieleges schien mir nie der Typ Mensch, der tat was andere von ihm wollten und wenn sie ihn noch nie gesehen hatte, dann musste die Ehe von jemandem anderen Beschlossen worden sein. „Ja, der König schickte vor einiger Zeit einen Boten zu meinem Vater, in dem er ihm eröffnete, dass er mich gerne heiraten würde. Mein Vater willige ein und nun scheint die Zeit der Verlobung gekommen zu sein.“ Ich senkte den Blick und sah in die Flammen. Wenn sie wirklich die Verlobte von Atrieleges war, dann konnte ich meinen Plan sie so schnell wie möglich loszuwerden vergessen. Es konnte aber genauso gut sein, dass sie sich die ganze Geschichte nur ausgedacht hatte. „Und ihr seid wirklich die Verlobte von König Atrieleges?“ Sie nickte. „Könnt ihr mich vielleicht zurück nach Hause bringen?“ Das auch noch. „Wo befindet sich das Schloss, von deinem Vater?“ Sie beschrieb mir den Weg und ich wog das für und wieder ab. Wenn ich sie zu ihrem Vater brachte, dann würde ich mit ihr ein ganzes Stück zurück reiten müssen. Damit wiederum, würden wir Gefahr laufen, wieder mit Vampiren zusammenzustoßen. „Nein, ich werde dich nicht zurück zu deinem Vater bringen.“ Sie sah mich erschrocken an. „Wollt ihr damit sagen, dass ihr mich hier allein zurück lasst?“ „Nein, was würde Atrieleges sagen, wenn er erführe, dass ich seine zukünftige Frau hier alleine gelassen hätte. Nein, ich werde euch nach Meridian bringen.“ Ich beobachtete sie bei diesen Worten genau, aber sie erschrak nicht und auch ihre Freude über mein Angebot schien ernst zu sein. „Ihr bringt mich wirklich nach Meridian? In die Stadt des Königs?“ Ich nickte. „Dann habt ihr also keine Scherze mit mir getrieben, als ihr sagtet, dass ihr den König kennt?“ Sie sah mich mit einem freudigen Lächeln an. „Nein, es war kein Scherz. Ich werde euch nach Meridian bringen und dann werde ich meine Reise fortsetzen. Aber ich warne euch, es wird keine einfache Reise. Wir werden uns Abseits der Wege halten müssen, weil ich nicht weiß, wie wichtig ihr den Vampiren seid, die euch überfallen haben.“ Bei meinen Worten verdunkelte sich ihr Gesicht. „Die Männer die gestorben sind, glaubt ihr einige haben überlebt?“ „Nein. Sie sind alle Tod. Vampire machen keine Gefangenen. Sie wahren Soldaten, sie kannten ihr Schicksal.“ „Aber sie wahren nicht einfach nur Soldaten, sie wahren meine Freunde. Ich kannte jeden von ihnen seit ich klein war.“ Dieser Ausspruch schien mir allerdings etwas übertrieben, denn wenn ich sie mir so ansah, dann war sie gerade mal sechzehn Jahre alt. Ich stand auf und schaute auf den See. „Lernt damit umzugehen, Nosgoth ist ein Land des Krieges und des Todes. Je schneller ihr lernt, dem ins Auge zu blicken, um so besser werdet ihr später entscheiden können, was für euer Folk und euer Land am wichtigsten ist. Und jetzt legt euch hin und schlaft, wir werden bald weiter reiten.“ Es wurde ein langer und beschwerlicher Ritt, da ich es vorzog die Wege zu meiden und den direkten Weg quer Feld ein zu nehmen. Obwohl sie sich sehr zusammen nahm und ich nicht umhin kam meine Meinung über sie etwas zu revidieren. Sie mochte zwar eine Prinzessin sein, aber sie war weis Gott nicht zimperlich, was auch sehr nützlich war. Es regnete oft und wir mussten in Höhlen und unter Bäumen Schutz suchen und schon nach wenigen Tagen, sahen wir beide mehr aus wie Landstreicher, als wie normale Reisende. Midnight hatte sie wiederstreben akzeptiert, ließ sie aber immer noch nur unter Protest reiten und so legten wir den größten Teil des Weges zu Fuß zurück. Einen Weg, für den ich zwei Wochen gebraucht hatte und denn wir nun in fast vier zurück legten. Nach den ersten anfänglichen Schwierigkeiten hatten wir uns wiederstrebend zusammengerissen und versucht miteinander auszukommen, wobei ich versuchte, ihr aus dem Weg zu gehen. Ich würde sie in der Nähe von Meridian absetzen und sie sollte sich den Rest des Weges alleine durchschlagen. Es lag nicht daran, dass ich Angst hatte Meridian zu betreten, oder dass mich das Verbot der Menschen hinderte, ich wollte einfach nicht mehr in die Nähe dieser Stadt kommen. Und dies versuchte ich ihr auch klar zu machen. „Ich verstehe euch immer noch nicht. ihr sagt, dass ihr Atrieleges kennt und in Meridian gelebt habt und trotzdem wollt ihr die Stadt nicht betreten. „Ja!“ „Aber warum nicht? Liegt es nur an der Tatsache, dass ihr ein Vampir seid?“ „Ja!“ „Aber warum habt ihr dann vorher ein Jahr in Meridian gelebt?“ „Belast es einfach dabei, dass ich die Stadt nicht mehr betreten will.“ „ Aber ... .“ „Liana! Ich werde euch in ihre Nähe bringen und wieder verschwinden. Ende der Diskussion. Ihr werdet mich nicht umstimmen können, also belasst es dabei.“ Sie schwieg und sah betreten zu Boden. Es war mir egal, was sie davon hielt. Ich war nun mal ein Vampir und hatte keine Lust auf eine erneute Begegnung mit Atrieleges und den Menschen. Überhaupt fragte ich mich schon zum tausendstenmal, was ich hier eigentlich verloren hatte. Normalerweise hätte ich sie schon vor Wochen irgendwo absetzten sollen. In irgendeinem Dorf der Menschen, von dem sie sich dann alleine nach Meridian begeben könnte. Aber statt dessen, hatte ich sie den ganzen Weg über begleitet. „Steigt auf.“ „Bitte?“ „Ihr sollt auf das Pferd steigen. Wir werden heute Nacht nicht rasten, ich will euch so schnell wir möglich zu Atrieleges bringen.“ Wiederwillig stieg sie auf Midnight, der wie immer nervös hin und her tänzelte und versuchte sie wieder los zu werden. Liana sah noch mal kurz auf, belies es dann aber nur bei einem bösen Blick und fügte sich in ihr Schicksal. Ich nahm Midnight bei den Zügeln und lief weiter. wenn wir die Nacht über auf diesem Weg blieben, dann würden wir am Morgen in Meridians Sichtweite sein. Der Morgen begrüßte uns mit einer dicken Nebelschicht, so dick, dass man die Hand kaum vor Augen sehen konnte. Und ich verfluchte nicht zum ersten mal in den letzten paar Tagen das verdammte Wetter. Hoffentlich würde es heute nicht schon wieder regnen. Von diesem verhassten Element, hatte ich in den letzten Wochen mehr als genug genossen Liana war in der Nacht in eine unruhigen Schlaf gefallen, hielt sich aber auf Midnight, so dass wir den Weg ungehindert fortsetzen konnten. Wir mussten uns nun eigentlich schon in der Nähe der Stadt befinden, aber ich konnte weder irgendein Licht noch etwas anderes sehen und so beschloss ich anzuhalten und auf den endgültigen Aufgang der Sonne zu warten die, die Nebel hoffentlich vertreiben würde. Liana war kurz aufgewacht und hatte sich dann aber gleich wieder unter einem Baum zu schlafen hin gelegt. Die letzten Wochen mussten sie sehr mitgenommen haben, denn auch ich spürte die Entberungen der letzten Zeit und ich war nicht gerade zimperlich in solchen Sachen. Diesmal verzichtete ich darauf ein Lagerfeuer anzufachen, bei dem Wetter hätte ich ohnehin kein trockenes Holz gefunden und ich wollte es auch vermeiden unliebsame Besucher auf unsere Position aufmerksam zu machen. Nicht dass ich fürchtete noch von Vampiren angegriffen zu werden, nicht so nah bei der Hauptstadt, aber es gab immer noch die Möglichkeit, dass irgendein Mensch auf falsche Gedanken kam und beschloss uns aus den tiefen des Nebels heraus anzugreifen. Ich gab Midnight mit einem Wink zu verstehen, dass er bei ihr bleiben sollte und entfernte mich ein Stück von ihrem Schlafplatz und schon nach den ersten Schritten hatte ich sie aus den Augen verloren. Um sie wieder zu finden, musste ich mich auf meine vampirischen Sinne verlassen, die mir Todsicher die Position jedes Lebewesens verraten würden. Und so, schlich ich mich durch den Nebel. Ich hatte mich nicht aus einer Laune heraus von ihr getrennt, sondern genau aus dem Grund, dass meine Sinne etwas war genommen hatten, etwas dass ich auf unsere Position zu bewegte und mich stutzig gemacht hatte. Es mochte nur ein Trupp fahrender Händler sein, der früh von der Stadt aufgebrochen war, aber genauso gut konnte es ein Trupp Soldaten sein, die zu schnell falsche Schlüsse ziehen konnten. Ich schlug mich in dir Büsche abseits des Weges und schwang mich auf einen tief hängenden Ast. Und kaum hatte ich mir dort einen sicheren Halt gesucht, als ein Trupp Reiter unter mir vorbei zogen. Ich hatte mich nicht geirrt, es wahren Soldaten. Ein Trupp von gut zwanzig Mann. Als ich mir sicher war, dass sie vorbei wahren, ließ ich mich wieder von meinem Beobachtungsposten herabgleiten und machte mich vorsichtig auf den Weg zurück zu Liana. Hoffentlich hatte sie keine Dummheit begangen und sich ruhig verhalten. Mein Blick wanderte kurz Richtung Osten. Die Sonne hatte sich bisher immer noch nicht blicken lassen. Wenige Schritte von ihrer Position hielt ich an. Hatte sich eben in den Schatten nicht etwas bewegt? Ich drehte mich um und versuchte den dichten Nebel zu durchdringen, was mir nicht besonderst gut gelang. Noch einmal drehte ich mich um mich selbst. Ich war mir sicher etwas gesehen zu haben. Lautlos zog ich mein Schwert aus der Scheide. Seltsam, wenn sich mir jemand nähern würde, dann würde ich es bemerken, meine Sinne würden mich warnen. War ich mir wirklich sicher etwas gesehen zu haben? Vorsichtig bewegte ich mich durch die von Schatten durchzogene Nebelwand. Und mehr aus einem intuitiven Gefühl, als von einem irgendeinem anderen Sinn gewarnt, duckte ich mich und nur Sekunden später zerschnitt eine Schwertklinge den Nebel. Ich wartete nicht ab, bis sich mein Angreifer wieder orientieren konnte sondern richtete mich auf und ließ mein Schwert in die Richtung gleiten, aus der er mich angegriffen hatte, ohne Erfolg. Vorsichtig, um kein Geräusch zu verursachen, drehte ich mich um und versuchte den Nebel rings um mich zu durchdringen. Schließlich gab ich es auf und schloss die Augen. Sie wahren mir in diesem Spiel aus Licht und Schatten keine Hilfe, sondern behinderten mich nur. Ich musste mich auf mein Gehör und alle anderen Eigenschaften eines Kriegers und eines Vampirs verlassen, denn nichts anderes war ich. Ein Geschöpf der Nacht, geboren um aus den Schatten heraus anzugreifen und zu töten. Geboren, um in diesen Bedingungen zu leben. Und kurze Zeit später hörte ich es, dass leise Geräusch das entstand, wenn jemand atmete. Ich drehte mich in die Richtung, aus der ich meinen Gegner war nahm und stürmte, keine Zeit verlierend los. Mein Schwert vollführte einen Bogen und ich war mir absolut sicher, dass ich meinen Gegner nieder strecken würde. Um so verwunderte war ich, als meine Klinge auf wiederstand traf und zurück gedrückt wurde. Ich taumelte zwei Schritte rückwärts, bis ich mich wieder gefangen hatte und verharrte reglos. Mein Gegenüber war kein Anfänger. Er musste in den wenigen Sekunden meines Angriffes nicht nur meine Position sondern auch die art meiner Attacke bemerkt haben. Vorsichtig näherte ich mich ihm wieder. Er mochte vielleicht gut sein, aber ich hatte einen entscheidenden Vorteil, ich konnte jeder seiner Schritte hören und trotzdem war er derjenige, der den nächsten Angriff ausführte. Ich spürte den Luftzug seines Schwertes und parierte die Klinge. Aber er wartete nicht, bis der Nebel unsere Bewegungen wieder verschluckte sondern setzte seinem ersten Angriff sofort einen zweiten nach. Ich wich einen Schritt zurück und versuchte ebenfalls mit einem Schwertstrich zu kontern. Das Geräusch, dass unsere Schwerter machten, als sie aneinander entlang schrammten klang kalt und verzerrt durch das Zwielicht der Schatten. Und trotzdem merkte ich, wie mich dieser Kampf anfing zu reizen. Mein unbekannter Gegner musste ein Mensch sein, denn seine Atemzüge halten laut in meinen Raubtierohren wieder, aber trotzdem schaffte er es mich immer wieder anzugreifen und zu überraschen. Mittlerweile waren all meine Sinne aufs höchste angespannt und ich hatte fast das Gefühl, meinen Gegner sehen zu können oder fing der Nebel etwa an sich zu lichten? Der nächste Schlag, den ich ihm entgegen warf, brachte ihn aus dem Gleichgewicht und ich beschloss diesem ganzen Spiel endlich ein Ende zu machen. Ich setzte sofort nach, aber er drehte sich aus seiner taumelnden Bewegung heraus auf die Seite und ich, durch meinen eigenen Schwung an ihm vorbei getragen, stolperte und drehte mich um, um seinen Schwerthieb abzufangen und noch im fallen bemerkte ich, wie sein Schwert meinen Hals ritzte und mein Schwert nur wenige Zentimeter an seinem vorbeiging. Und in eben jenem Augenblick schoss die Sonne über den Berg hinter Meridian und tauchte mit ihren goldenen Strahlen den Wald und den Nebel in ein schattiges Farbespiel aus grau und gelb. Und genau in jenem Augenblick konnte ich meinen Gegenüber erkennen und blieb keuchend auf dem Boden liegen, das Schwert immer noch erhoben und an der Kehle meines Gegners. Aber noch etwas konnte ich sehen, nämlich das hinter ihm eine zweite Person aufgetaucht war, kleiner und mit einem langem Stock bewaffnet, weit ausholend und zum zuschlagen bereit. „Liana! Nein, tu das ... .“ Aber da war es schon zu spät und der Stock sauste nieder und traf sein Ziel. Dieses fuhr herum, blieb aber als er Liana erblickte stehen. „Ich wusste nicht, dass du in so sicherer Gesellschaft reisen würdest Raziel.“ Lianas Blick schweifte von dem Fremden zu mir. „Raziel, wer ist das? Kennst du ihn?“ Ich stand auf und steckte mein Schwert weg. „Darf ich vorstellen, dass ist Prinzessin Liana die verlobte von König Atrieleges.“ Damit wand ich mich an Liana. „Und das hier, Liana, ist dein Verlobter.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)