Es gibt kein gutes Ende von Tisiphone (denn es endet nie) ================================================================================ Kapitel 4: Flucht ----------------- Modrig... Ja genau! So roch es hier. Es war feucht, kalt, entsetzlich stickig, was den modrigen Gestank noch schlimmer machte und das atmen erschwerte. Trotz der Feuchtigkeit war sein Mund strohtrocken, seine Lippen spröde und aufgerissen. Die Gestalt lag auf einer Holzpritschen, regte sich nicht als wäre sie tot. Doch bei genaueren hinsehen, erkannte man ruhige, flache Atemzüge, die ein Garant für Leben waren. Sein Arm hing lasch an der Seite hinunter, wobei seine Finger fast den moosbewachsenen Steinboden berührten. Blass und krank erschien das Gesicht im fahlen Licht, das durch ein winziges -mit Gittern versperrtes- Fenster herein drang und die grauen Steine, aus denen die zwei mal zwei Meter große Zelle an Wänden und Boden gebaut war, silbern schillern ließ. Noch immer waren die Augen des jungen Mannes geschlossen, doch plötzlich durch fuhr ihn ein zucken. Ein schwaches blinzeln, dann ein scharfes, geräuschvolles einatmen. Die Hand, die zuvor schlaff herunter baumelte, formte sich zu einer Faust, riss sich nach oben und packte dann die dicke Kette, an der die Holzpritsche befestigt war, um sich etwas hoch zu ziehen. Ein gequältes keuchen und zischen entkam seiner Kehle, bis er wieder einen Moment reglos verharrte. Man sah sofort, das er schwer mitgenommen war. Als er seinen Kopf leicht anhob und die Augen öffnete, um sich umzusehen, bemerkte man allerdings das in seinen Augen ein wütendes Feuer loderte. Seine Lippen formten sich zu einer schmalen Linie und er schluckte hart. Jetzt konnte er nachvollziehen was manche Leute meinten, wenn sie sagten „Durst ist schlimmer wie Heimweh!“ Ein leises lachen drang aus seiner Kehle. Heimweh...dieses Wort amüsierte ihn, denn wenn man es genau nahm...war er Zuhause. Er war im Schloss Hyrule! Jeder kannte die wunderschönen, weißen Zinnen des Schlosses, doch nur wenige hatten das zweifelhafte 'Vergnügen' auch noch die Kerker kennen zu lernen. Hier wurden keine gewöhnlichen Verbrecher untergebracht. Dafür gab es in Hyrule ein richtiges Gefängnis. Hier wurden meist Staatsgefangene, oder Verräter an der Krone fest gehalten, wobei das in letzter Zeit nicht unbedingt von Nöten war. Lance sinnierte immer noch, weshalb ausgerechnet er hier gelandet war. Das letzte an das er sich erinnern konnte, war das Zelda und er sich gestritten hatten und das ihn plötzlich eine wahnsinnige Müdigkeit eingenommen hatte. Dann war er hier aufgewacht. Wie lange er geschlafen hatte, wusste er nicht. Zuerst fassungslos, dann wütend, hatte er mit aller Gewalt gegen die schwere Eisentür gedonnert. Nicht nur mit Fäusten und Füßen, sondern auch mit sämtlichen Schimpfworten die in seinen Vokabular integriert waren. Und bei den Göttinnen...das waren nicht wenige. Zähneknirschend hatte er aufgegeben und beschlossen zu warten, bis jemand kommen würde. Als dann jemand kam und ihm trocken Brot, sowie einen Becher mit Wasser brachte, wollte er natürlich wissen, weshalb er hier war, doch auf eine Antwort hatte er umsonst gewartet. Das war nun drei Tage her...heute war der vierte Tag und durch den Lichteinfall hatte er sich ausgerechnet, das gleich jemand kommen würde, wie auch die letzten Tage. Immer nur einmal. Immer zur gleichen Zeit. Das er hier niemanden zum reden hatte, machte ihn nicht sonderlich viel aus. Er redete sowieso nicht unbedingt viel und die Einsamkeit gefiel ihm sogar irgendwie, aber die Tatsache so eingeengt zu sein, das Tageslicht nur wage wahrnehmen zu können und ihm gleichen Raum zu schlafen indem auch...na ja...seine Geschäfte erledigte, war wortwörtlich Scheiße! Lance schniefte leicht, während seine Füße auf den moosigen Boden aufkamen und er nun genug halt hatte, um die Kette los zu lassen. Vorsichtig ließ er seinen Kopf einmal auf die rechte, dann auf die linke Seite wandern. Er war total verspannt und hatte in den wenigen Tagen die Vorzüge einer weichen Matratze lieben gelernt. Wobei er auch nicht abgeneigt wäre auf einer Wiese zu schlafen. Alles war besser, wie ein schmales Holzbrett! Das er noch immer so ruhig war und das alles so über sich ergehen ließ, ohne großartig zu toben, verwunderte ihn selbst ein wenig. Allerdings...was würde es ihm denn auch bringen zu toben? Ihm war durchaus klar, das sein brüllen eh nicht durch die dicken Wände kommen würde und es somit sinnlos war einen großen Aufstand zu üben. Resigniert strich er sich übers Gesicht und versuchte das leere, fast schon schmerzhafte Gefühl im Bauch zu ignorieren. Krampfend forderte sein Magen etwas zum verdauen, etwas zum entwerten. Doch dieser Forderung konnte Lance nicht nachgehen. Wieder dachte er daran, wie gut er es eigentlich hatte, wenn er nicht gerade in so einer Situation steckte. Lance Gedanken schweiften ab, suchte er doch Ablenkung von eben dieser Situation. Die Frage 'Warum und Wieso' brauchte er sich jetzt nicht stellen. Darauf hatte er die vergangenen Tage keine anständige Antwort gefunden und würde es jetzt auch nicht. Natürlich hatte er daran gedacht, das es wegen dem Streit zwischen ihm und Zelda war, doch dieser Streit war nichts im Vergleich zu manch anderen Auseinandersetzungen die sie allein in den letzten Monaten hatten. Nein...das konnte einfach nicht der Grund dafür sein, das sie ihm DAS HIER antat... Lance schüttelte leicht den Kopf, um wieder klar denken zu können. Das Warum würde er später in Erfahrung bringen. Nun war wichtig hier raus zu kommen! Zwar war er nicht zimperlich und das alles nagte nicht all zu sehr an seinen Nerven, doch langsam aber sicher spürte er die ersten körperlichen Defizite. Zudem entsprach es einfach nicht seiner Natur still abzuwarten, was da auf ihn zu kommen würde. Nun musste fix ein Plan her, um endlich von hier abhauen zu können. Den täglichen Besucher, der ihm seine Verpflegung brachte, freundlich darum zu bitten ihn heraus zu lassen, war wohl vergebene liebesmüh. Schon die vergangenen Tage hatte der, oder die Fremde nicht auf seine Rufe, seine Beleidigungen und aus Wut heraus gestoßenen Drohungen reagiert. Vielleicht war genau darin ja die Lösung... Nicht reagieren... Wenn man ihn töten wollte, würde man ihn hier noch verpflegen? Wohl eher nicht! Normalen Verbrechern wurde für gewöhnlich innerhalb von drei Tagen der Prozess gemacht, also lief hier gar nichts normal! Lance behielt die schwere Eisentür im Blick, lauschte auf die minimalsten Geräusche, die von draußen herein drangen und beschloss einfach etwas auszuprobieren. Zu verlieren hatte er ohnehin nichts! Zögerlich, stand er vom Holzbrett auf und blickte einen Moment zu Boden. Er musste sich überwinden das folgende zu tun. Langsam ging er in die Knie, legte sich dann auf den Bauch, wobei er sich noch mit den Händen abstützte, um nicht sofort Kontakt mit den widerlich feuchten, bemoosten Boden zu haben. „Währg!“ kam es gepresst aus seinem Mund, während er sich nun ganz hinlegte. Nicht die Beschaffenheit des Bodens ekelte ihn, sondern der Geruch, der hier unten noch schlimmer war. Reglos verharrte er und wartete ab. Jetzt hieß es durchhalten und hoffen, das er recht behielt und das er noch lebend gebraucht wurde, so das man nachsehen würde, ob er denn noch lebte. Noch einmal konnte er nicht anders, als das Gesicht zu verziehen und zu schaudern. „Wooah!“ kam es polternd und zischend aus seiner Kehle. „D-Das ist hart...“ brachte er ein wenig keuchend hervor und hustete dezent in die geballte Hand. „Jaaahaa...den hab ich selbst gemacht!“ meinte eine ältere Stimme mit stolzen Unterton. Über ihren Köpfen hing eine Öllampe, die durch einen leichten Luftzug in Schwingung geraten war und nun leicht hin und her wippte. Dadurch tanzten die Schatten im Raum, der deutlich als Küche zu erkennen war. Überall hingen getrocknete Gewürze, schwere gusseiserne Pfannen, sowie Töpfe, mit denen man leicht jemanden erschlagen konnte und ihren Platz an Wänden montierte Gestelle hatten. Große Körbe, die mit allen möglichen Lebensmitteln gefüllt waren, standen in einer Ecke und auf den überaus prägnanten Hackstock, steckte noch das Hackbeil im Holz. In der Mitte war der große Tisch, an dem die Dienerschaft meist speiste, oder die Küchenleute arbeiten, wie Kartoffel schälen, oder Hühner rupfen verrichtete. Der schwere, aber doch angenehme Geruch von den unzähligen Speisen, die hier schon zubereitet wurden hin förmlich noch im Mauerwerk und machte es noch gemütlicher. Die Küche und die Speisekammer waren in einen separaten Haus untergebracht, um bei einen eventuellen Brand in der Küche, das Wohnhaus zu schützen. Luan konnte es nicht glauben, das er hier schon mehr als drei Tage verbracht hatte und jetzt auch noch den selbstgebrannten Schnaps von Hein runter kippte, der wirklich extrem stark war. Noch immer leicht nach Luft und Fassung ringend klopfte Luan sich auf die Brust und stellte das Glas mit Wucht zurück auf den Holztisch. „Den nehmt ihr sicher auch zum desinfizieren her, oder?“ fragte Luan mit schiefen Grinsen und suchte Heins Blick. „Freilich! Das ist mein Wundermittel für alle Beschwerden!“ gab dieser belustigt zurück und schenkte ohne nachzufragen noch einmal in Luans Glas ein. Dieser wollte gerade ansetzen zu protestieren, doch zu spät. Das Glas war randvoll und Hein schaute ihn erwartungsvoll an. Seine Finger wanderten zu eben diesen Glas, obgleich er genau wusste, das -wenn er JETZT dieses Glas leeren würde- noch weitere folgten und er irgendwann halbtot in irgendeiner Ecke landen würde. … Egal! Luan ergriff das Glas und trank es auf ex, was Hein nicht schlecht staunen ließ. Aber auch Luan staunte nicht schlecht über sich. Nicht nur, das er hier den Schnaps runter kippte wie nichts, sondern auch die Tatsache, das es ihm hier wirklich gefiel. Als Baron Garret von Karneol ihn sozusagen zum mitkommen gezwungen hatte (auch wenn diese Ansicht der Dinge etwas übertrieben war), glaubte Luan noch, das er gerade zum Schafott geführt wurde und das in erster Linie wegen dem komischen Verhalten von Morten. Allerdings war es ganz anders gekommen. Garret, Morten und er hatten zusammen im Wohnhaus gegessen, wobei Garret 'Lance' angeboten hatte für ihn eine Zeit zu arbeiten, da vor kurzen einer seiner Knechte und eine Magd zusammen durch gebrannt waren und sich nun die Arbeit anhäufte. Morten hatte sich sofort nach den Angebot seines Vaters gegenüber Lance, mit einen breiten Lächeln im Gesicht entschuldigen lassen. Auch die folgenden Tage war der Sohn des Barons ihm nur wenige male aus der Ferne aufgefallen, wie er in den Wald ging, oder eben zurück und danach in sein Zimmer. Luan dachte sich nichts dabei, dazu hatte er die letzten Tage zu viel Arbeit gehabt und nach seiner Ansicht nach, hatte der durchgebrannte Knecht gut daran getan mit einen hübschen Mädchen abzuhauen. Ihm kam es fast schon so vor, als wäre hier Wochen nichts gemacht worden. Allein das Holz hacken nahm einen ganzen Tag ein, um den fast gänzlich leeren Holzschuppen wieder aufzufüllen! Und Luan war wahrhaftig nicht langsam. Immerhin hatte er Übung darin, Sachen auseinander zu hacken... Am nächsten Tag wechselte er kaputte Fensterläden aus und machte sonstige Arbeiten am Haus, die offensichtlich gemacht gehörten. Luan war kein Handwerker und ein überaus großen Geschick darin hatte er auch nicht wirklich, doch es reichte um wenigstens Oberflächlich alle Makel und Fehlerchen auszumerzen. Am dritten Tag war er mit Hein und Cecil, sowie dem Baron selbst auf die Jagd gegangen. Garret liebte die Jagd, traf allerdings nie etwas. Luan war fast hingerissen etwas zu sagen wie, „Wie der Vater so der Sohn!“ doch verkniff er es sich aus Respekt gegenüber Baron Garret, der zwar in der Jagd eine glatte Null war, doch dafür überaus herzlich und wortgewandt. Hein war wohl der beste Jäger, den Luan je gesehen hatte. Es war fast so, als würde Hein einfach beim vorbeigehen die Tiere mit einen einzigen Schuss erlegen. Hein war ruhig, vorausschauend und überaus geduldig. Er wusste einfach, wann er stillschweigen bewahren musste, um sein Ziel zu erreichen, was Luan auf eine gewisse Art imponierte. Cecil hingegen war eher jemand der viel und gut reden konnte und die Tiere damit verscheuchte, was aber hier keinen wirklich zu stören schien. Mit einen amüsierten Blick ging Luan neben Hein her, der inzwischen schon seinen dritten Hasen erlegt hatte und sich mit murriger Stimme darüber aufregte, das sich die Wildschweine und Rehe bei Cecils gelaber nicht blicken ließen. Natürlich war diese -sehr leise ausgesprochene- Kritik nicht bis Cecil vorgedrungen, was Luan noch mehr amüsierte. Der Baron und Cecil unterhielten sich gerade überaus energisch über Politik. Ein Thema, das Luan mehr ein Dorn im Auge war, da es ihn wieder daran erinnerte, weshalb er hier in Hyrule war, obgleich es nicht unbedingt etwas damit zu tun hatte. „Der Rat reist morgen aus der Hauptstadt ab...“ erklärte Garret besonnen, worauf Cecil gleich einhakte. „Sie hätten schon länger bleiben können! Meiner Meinung kann man einer Frau nicht allein die Verantwortung über ein ganzes Land übertragen, ohne ihr dabei auf die Finger zu sehen!“ brach er hinaus, worauf Luan zusammen zuckte. Über wen sie da redeten war ganz klar und sogleich verschlechterte sich sein Gemütszustand enorm. Allerdings konnte er nicht anders, als dem Gespräch weiter zu folgen, als Garret ein herzliches Lachen entkam und er weiter sprach. „Die neue Königin sollte man nicht unterschätzen. Schon als ihr Vater noch herrschte, sagte man, das sie ihm mit Rat und Tat zur Seite stand. Zudem darfst du -mein lieber Cecil- nicht vergessen, das dieses Mädchen eine Auserwählte der Göttinnen ist. Wenn SIE nicht fähig ist ein Land zu führen, wer ist es denn?“ meinte Garret mit einen feinen Grinsen im Gesicht. Kurz herrschte Stille, wobei nur das rascheln zu hören war, das die Vier auslösten, als sie durch das Unterholz streiften. „Euer Sohn meint auch, das sie einige Fehlentscheidungen getroffen hat...“ gab Cecil Kleinlaut zurück und blickte nun überwiegend zu Boden. Gerade wollte der Baron darauf Antwort geben, als Hein dazwischen fuhr. „Ein Hirsch!“ brach er heraus mit einer Mischung aus Begeisterung und Warnung, um daraufhin sorgsam zu zielen. Sofort herrschte Stille in der kleinen Gruppe und Garret, sowie Cecil starrten gebannt auf das geschehen. Auch Luan hatte seinen Bogen gespannt und zielte auf den Hals des Tiers. Er war froh, dass das Thema so forsch unterbrochen wurde und er sofort etwas hatte, um sich abzulenken. Luan hörte wie Heins Pfeil los sauste und ließ sogleich seinen los, falls der von Hein verfehlte. Allerdings war diese Befürchtung unbegründet. Der erste Pfeil traf das Ziel und der Hirsch machte noch ein paar Sätze ins dichte Unterholz, doch war klar, das er nicht weit kommen würde. „Guter Schuss...“ lobte der Baron und klatschte enthusiastisch in die Hände, während er sich an Hein und Luan vorbei mogelte, um das verletzte Tier im Dickicht zu suchen. Die anderen drei folgten, wobei Luan etwas zurück blieb und froh war, als sie sich mit ihrer Beute auf den Rückweg machten. Es war schon Nachmittag als sie endlich ankamen und die schwere Last, die überwiegend Luan und Hein getragen hatten, in der Küche abgaben. Bis zum Essen waren noch ein paar Stunden. Immerhin war die Hauptzutat eben erst eingetroffen. Luan spielte mit dem Gedanken bis dahin sozusagen blau zu machen, doch schon hatte Hein ihn am Wickel. „Der Stall gehört noch ausgemistet...“ meinte dieser mit seiner typischen ruhigen, doch recht monotonen Stimme. In diesen Augenblick bereute Luan noch mehr, zu diesen Arbeitsangebot nicht Nein gesagt zu haben. Doch Garret konnte man wirklich schwer etwas abschlagen! Ungewollt entkam ein Seufzen aus seiner Kehle, den er lieber hinuntergeschluckt hätte. Luan wollte nicht, das irgendjemand meinte, das er seine Arbeit nicht machen wollte und entsprechend betreten sah er nun auch drein. Dann jedoch blickte er verwundert auf, denn Hein lachte munter und klopfte Luan dann auf die Schulter. „Das musst du nicht alleine machen, ich helfe dir!“ meinte er heiter und wollte sich gerade abwenden. „Du brauchst mir nicht helfen, ich schaff das schon allein!“ entgegnete Luan beschwichtigend, da er wirklich dachte, das Hein den Eindruck gewonnen hatte, das er seine Arbeit nur ungern machte. Natürlich war ausmisten eine Arbeit die niemand sonderlich gern machte, doch Luan gehörte nicht zu den Leuten, die über so etwas motzten und besonders Hein sollte nicht diese Vorstellung von ihm haben. „Nein Lance. Dabei brauchst du Hilfe...“ sagte Hein, der Luan über seine Schulter hinweg musterte mit geheimnisvollen Tonfall und grinste schief. Als er sein Augenmerk abgewendet hatte, deutete er Luan ihm zu folgen, was dieser selbstredend auch tat. Erst als sie den Stall betraten, wagte Luan die Frage zu stellen, die ihn den ganzen Weg auf der Zunge lag. „Und weshalb glaubst du, das ich Hilfe brauche?“ fragte er misstrauisch und zog eine Augenbraue skeptisch nach oben. Irgendwie kam Luan das alles ziemlich seltsam vor. Hein antwortete nicht sofort, sondern ging in den hinteren Teil des Stalls, wo er sich umdrehte und scheinbar auf Luan wartete, der nur langsam näher kam. Plötzlich krachte es neben ihm heftig. Ein wildes wiehern durch schallte den Stall und aus Schreck hüpfte Luan automatisch einige Schritte zur Seite. Das Pferd, das diesen Terz verursachte, schnaubte verächtlich und dunkle, fast schon bösartige Augen funkelten Luan an. „Das ist der Grund, weshalb du den Stall nicht allein ausmisten kannst...“ kam es überraschend, aber auch recht amüsiert von Hein und Luans fragender Blick wanderte vom wilden, schwarzen Pferd zu Hein hinüber. „...Das ist Synon. Der Hengst von Sir Morten. Er hasst Fremde und lässt sich von fast niemanden anfassen...“ erklärte Hein weiter und grinste leicht. „Wir hatten vor längeren einen wahnwitzigen Kerl hier bei uns, der meinte Synon reiten zu können, doch er hat für diese Torheit schwer büßen müssen...“ schilderte er weiter und näherte sich der Box in der, der schwarze Hengst immer noch aufgebracht schnaubte. „...Ein paar gebrochene Rippen...die Hand regelrecht zertrümmert. Als ich ihn kurz nach dem 'Vorfall' sah, war sein Gesicht so zugerichtet, als hätten fünf große Kerle auf ihn ein geprügelt!“ erzählte er und wartete scheinbar auf Luans Reaktion. Luan wirkte wirklich etwas entsetzt und betrachtete das Pferd nun genauer. „Gefährliches Tier, hm?“ entgegnete er nur matt und zuckte mit den Schultern. „Gefährlich ist nett ausgedrückt und wir beide dürfen ihn jetzt irgendwie aus dieser Box heraus bewegen, um sie sauber zu machen...“ sagte Hein Bedeutungsschwager und legte die Hand auf den Nüstern des Tiers, die aber sofort nach oben geschleudert wurde, als Synon seinen Kopf wuchtig nach oben riss. Wütendes getrampel und wiehern zeigten deutlich, was er davon hielt. Luan schluckte unweigerlich, verzog aber keine Miene. Er hatte schon ganz andere 'Monster' klein gekriegt. Was sollte so ein Pferdchen ihn da schon antun? „Nun gut...wollen wir?“ fragte Luan, wurde aber von Heins Kopfschütteln von einen besseren belehrt. „Wir machen erst die anderen Boxen...dann brauchen wir ihn später nur in eine der fertigen zu bewegen.“ erklärte Hein und man merkte, das er diese Prozedur wohl schon des öfteren hinter sich gebracht hatte. Ohne ein weiteres Wort, ging Luan zur ersten Box und führte eine zierliche, gefleckte Stute auf den Hof, wo er sie fest band. Als er zurück kam, hatte Hein bereits mit der Arbeit angefangen und beide verrichteten ihren dienst recht schweigsam. Luan dachte darüber nach, was vorhin bei der jagt gesagt wurde. Der Rat reiste morgen ab? Soviel Luan wusste, war der Rat nichts anderes wie die alten Berater des Königs. Viele erzählten auch, das der Rat gegen Zelda als Königin war und ihr deswegen aus den kleinsten Fehlern gerne einen Strick drehen würden, was Zelda bis jetzt wohl immer zu verhindern gewusst hatte. Luan erkannte, das für ihn Hyrule selbst auf politischer Ebene nicht mehr das war, was es einst war. Es drohte gespalten zu werden, wenn Zelda nichts unternahm. Aber was machte er sich Gedanken darüber? Vielleicht weil er dieses Land einfach zu sehr liebte, als einfach dabei zu zusehen, wenn es wegen der Uneinigkeit der Führung zerrissen wurde! Vielleicht auch...wegen Zelda? Während er das zweite Pferd herausführte, schüttelte er immer noch in Gedanken den Kopf. Es war gewiss noch lange nicht so weit, dass das Land in Gefahr war. Seine Gedanken diesbezüglich waren sicherlich übertrieben und gesponnen! Gerade als er neues Stroh in der zweiten Box verteilte, knallte etwas wuchtig gegen eine der Seitenwände. In der nächsten Box war Synon, der wohl genau wusste was hier los war und sich schon mal warm machte für den bevorstehenden 'Kampf'. Luan grinste verschlagen und klopfte gegen die Holzwand, hinter der der schwarze Hengst, mit den weißen Fleck auf der Stirn abwartete. „Du wirst schon ungeduldig, oder? Keine Sorge...wir sind gleich bei dir...“ zischte er leise und freute sich insgeheim auf ein klein wenig Aktion. Nachdem die dritte Box erst einmal umgangen wurde, waren die zwei letzteren dran und dann...war nur doch eine übrig. Zu zweit standen sie vor der Box und betrachteten das unruhige, tobende Pferd. „Wie gehen wirs an?“ fragte Luan amüsiert und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir legen ihm ne Schlinge um den Hals, versperren den Weg nach draußen, so das er nur in eine der anderen Boxen kann...“ begann Hein, wurde durch ein lautes krachen unterbrochen. Synon hatte gerade mit seinen Hinterbeinen und voller Wucht gegen die Tür seiner Box getreten, wodurch die gesamte Holzfront kurz bebte. „...und hoffen auf das beste...“ beendete Hein nun seinen Satz und holte ein Seil, in das er eine Schlinge knotete. Ohne eine weitere Aufforderung, holte Luan einige Balken, die er zwischen Boxen und Stallwand etwas schräg einspannte, so das ein Pferd sicherlich nicht hindurch kam. Dann beugte er sich unter seiner Konstruktion hindurch und stellte sich neben Synons Box. Als Hein ihm zunickte, machte Luan sich auf fast alles gefasst. Aber nicht auf das! Noch bevor Hein überhaupt versuchen konnte, Synon die Schlinge um den Hals zu legen, krachte es erneut auf Grund eines gewaltigen Tritts und dieses mal gab der Verschluss an der Tür nach! Die Tür sprang auf und keine Sekunde später sprang der schwarze Hengst hinaus. Hein konnte sich gerade noch zur Seite stürzen, um nicht unter die Hufe des Pferdes zu kommen, als Luan einen leicht wahnwitzigen Blick aufsetzte und ohne jede Vorwarnung auf den Rücken, des Pferdes sprang. Was für ein dummer Einfall...was ihm allerdings erst kam, als er schon oben auf saß. Durch den unerwünschten Gast auf den Rücken nun vollends in Rage, sprang Synon durch die Balken, die unter seinen Gewicht zerbrachen und hetzte -mit Luan auf den Rücken- hinaus auf den Hof. Luan hielt sich an der Mähne fest, doch die Geschwindigkeit, die dieser Gaul drauf hatte, machte es ihm extrem schwer sich wirklich fest zu halten. Ohne nur einen Anflug davon, etwas langsamer zu werden, raste Synon in Richtung Wald und Luan zog nur noch schnell den Kopf ein, als der Hengst ohne zu zögern ins Unterholz preschte. Luan höre nur noch das Rauschen der vorbeiziehenden Hölzer, gemischt mit den zornigen Atemzügen des Pferdes, sowie die wuchtigen Hufe, die in weichen Untergrund donnerten und das aufschrecken eines Vogelschwarms. Als er versuchte nun endlich wieder die Augen richtig zu öffnen und die Situation unter Kontrolle zu bekommen, schleuderte es ihn plötzlich nach vorne. Dieses Mistvieh hatte eine Vollbremsung gemacht, womit Luan nun gar nicht gerechnet hatte. Entsprechend lernte er nun fliegen, doch hatte er wahnsinniges Glück im Unglück. Er landete auf weichen, saftigen Gras, wo er einen Augenblick auf den Rücken liegen blieb und keuchte. Sein Blick war für Sekunden getrübt. Als er dann wieder klarer wurde und automatisch in den Himmel sah, bewunderte er einen tiefblauen, klaren Himmel, ohne jede Wolke. Langsam setzte er sich auf, wobei er mit schmerzverzerrten Gesicht seinen Rücken hielt. Dann erst nahm er wahr, wo er gelandet war. Eine kleine, von Sonnenschein durchflutete Lichtung. Wenn er mit den Schwung gegen einen Baum geflogen wäre, dann währen sicherlich Knochen zu Bruch gegangen... Erst jetzt blickte Luan sich nach dem Teufel in Pferdegestalt um und schlagartig klappte ihm die Kinnlade runter. Der Grund für das plötzliche Anhalten von Synon war nichts anderes wie SEIN blöder Gaul! Gelangweilt sah der treulose, alte Rappe, der ihn vor ein paar Tagen einfach nicht mehr tragen wollte, zu ihn hinunter. Direkt neben ihm stand Synon und warf seinen Kopf zurück, so das seine lange, dunkle Mähne wild herum flog. Wie ausgewechselt wieherte der schwarze Hengst freundlich und knabberte am Ohr des alten Rappen, der an manchen stellen schon grau war. Dieser schien von so viel Zuwendung genervt und ging ein paar Schritte, um dem zu entkommen. Fassungslos saß Luan im Gras. Immer noch war sein Mund weit geöffnet, doch zusammen mit einen Kopfschütteln gewann er seine Fassung, sowie einen geschlossenen Mund zurück. Langsam und bedächtig raffte Luan sich auf und näherte sich seinem Gaul, den er sogleich etwas am Hals tätschelte. „Es...war doch gut, das ich dich vorm Schlachter gerettet habe...“ meinte er nur leise und bedachte das Tier mit einen freundlichen Blick, was aber nur mit verächtlichen Schnauben entgegnet wurde. „Wenn du ein Mensch wärst, würde ich fast denken, du hältst mich für einen Dummkopf...“ zischte Luan und verengte die Augen. Er nahm die Zügel seines Gauls und führte ihn einige Schritte, wobei er bemerkte, das Synon wie ein kleiner Hund folgte. Belustigt setzte sich Luan auf sein Pferd und tätschelte erneut seinen Hals. „Darf ich jetzt wieder auf dir reiten?“ fragte er übertrieben nett, doch kam weder eine Reaktion, noch irgendeine Bewegung. Vorsichtig trieb Luan den alten Rappen an doch kam nichts! „Das ist jetzt nicht dein ernst, oder?“ fauchte Luan zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor und ballte die Fäuste um den Zügel etwas mehr. Noch einmal wollte er ihn antreiben, doch kam wieder keine Reaktion. „Na gut...wie du willst...“ zischte er, stieg ab und führte ihn an den Zügel direkt durch den Wald in Richtung Anwesen. Hin und wieder wanderte sein Blick über die Schulter, um sicher zu gehen, ob das Monster Synon noch so brav hinter ihnen her tippelte. Wieder auf den Hof angekommen, fand er einen kleinen Auflauf an Menschen vor. Hein, Cecil, zwei junge Frauen aus der Küche und sogar Morten standen da und als Cecil als erster Luan erblickte, sah man ihm die Verwunderung deutlich ins Gesicht geschrieben. Schnell wanderten alle Blicke in Luans Richtung und als erster ergriff Hein das Wort. „Bei den Göttinnen...ich dachte ehrlich das Synon allein zurück kommen würde und du irgendwo im Wald in ner Grube liegst...“ meinte dieser, wobei in seinen Tonfall ein leichter Vorwurf versteckt war. „Und statt in einer Grube zu liegen, bringt er uns nicht nur mein Pferd zurück, sondern ein anderes gleich mit dazu...“ lachte Morten und musterte Luan kurz ausgiebig. „...du scheinst nicht einmal verletzt zu sein. Ich muss gestehen, das ich beeindruckt bin~“ gab er mit etwas überheblicher Stimme zu und ging an Luan vorbei. Luans Lippen formten sich zu einer schmalen Linie. Er hatte nicht groß Lust zu erzählen was genau passiert war, zumal Mortens Kommentar ihn irgendwie provozierte und er nichts verkehrtes sagen wollte. Die beiden Frauen gingen zurück in die Küche und Cecil folgte Morten, der gerade Synon in den Stall zurück brachte. Hein hingegen schüttelte nur den Kopf und betrachtete Luan ernst. „Wie hast du das gemacht? Synon folgt normal niemanden...“ hauchte Hein Tonlos, wohl um zu verhindern, das Morten etwas von diesen Gespräch mitbekam. „Ich kann halt gut mit Monstern...äh...Pferden!“ erklärte Luan und ein wiehern seines Gauls, das sich wie eine gemeine Lache anhörte, kommentierte das ganze. Hein legte einen verwirrten Ausdruck auf, bevor er resigniert erkannte, das es wohl jetzt keine genaue Erklärung zu dem ganzen bekommen würde. Er Seufzte bevor er anfing zu reden. „Wasch dich erst mal...danach gibt’s Essen und dann machen wir den Stall fertig...“ sagte er matt und ging in Richtung Küche. Nachdem Luan sich gewaschen und zusammen mit den anderen aus der Dienerschaft in der Küche gegessen hatte, wartete er nicht auf Hein, sondern machte die letzte Box alleine sauber. Sein Pferd band er nur an einen Pfosten im Stall, sattelte es ab und stellte frisches Wasser und Heu hin. Das gewieher von Synon überhörte er einfach. Er wollte gerade einfach nur noch schlafen, doch wieder hatte Hein ihn bevor er sein Vorhaben in die Tat umsetzen konnte abgefangen. „Komm, lass uns noch was trinken!“ eröffnete Hein, wobei klar wurde, das keine Widerrede anklang finden würde. Und jetzt...jetzt saß er zusammen mit Hein in der Küche und kippte inzwischen seinen vierten Schnaps hinunter. „Ist das bei euch normal?“ fragte Luan mit leichten lallen in der Stimme. „Ich meine, das der Baron und sein Sohn so...freundschaftlich mit euch umgehen? Ich kenne so etwas von Adligen nicht...“ Hein, der sich gerade ein Glas einschenkte, blickte Luan etwas schief an. „Garret ist ein guter Mann...bodenständig und solide. Er bekam den Titel nicht wegen seiner Abstammung, sondern wegen seinen verdienst im Kampf fürs Vaterland. Er kam selbst wohl nicht aus den besten Verhältnissen, weshalb er sich auch nicht am Königshof wohl fühlt...“ Hein machte eine kleine Pause und trank einen Schluck. „...Unserm Herr sind manche Förmlichkeiten sehr wichtig, aber im allgemeinen hast du selbst gemerkt, das er überaus umgänglich ist und bei weiten nicht so abgehoben ist, wie manch anderer Adlige.“ kurz herrschte Stille. „Und Morten?“ fragte Luan mit etwas ernsteren Unterton. „Sir Morten ist ein Kapitel für sich...seinen Charakter kann man nicht gut beschreiben, da seine -unter uns bekannten- Stimmungswechsel enorm häufig vorkommen, wobei ich auch nicht sagen kann, das er je wirklich ungerecht gegenüber einen von uns war. Doch man merkt das er...“ Hein hielt wieder inne, doch diesmal schwieg er, wand den Blick an und stellte sein Glas auf den Tisch. Luan merkte sofort, das er sich wohl fast verplappert hätte. „Das er was?“ stocherte Luan und beugte sich leicht über den Tisch zu Hein. Hein verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. „Er...er ist nicht der leibliche Sohn des Barons.“ rückte Hein heraus, als wäre das Gesagte ein großes Geheimnis. Luan zog die Augenbrauen leicht nach oben. „Ich habe mich schon gewundert, wo die Baronin ist, aber das erklärt einiges...“ meinte er, doch wieder schüttelte Hein nur den Kopf. „Eben nicht...Garret hatte eine Frau. Sie brachte einen Jungen zur Welt, starb aber im Kindsbett. Der Junge hieß Morten, doch er war recht schwach und wurde keine zwei Jahre alt. Doch was dann geschah...es lässt mich heute noch schaudern. Ich bin jetzt 42 Jahre, doch so etwas habe ich noch nie erlebt!“ meinte Hein und machte eine kurze Pause, die Luans Neugierde nur noch mehr entfesselte. Er wagte es nicht einmal weiter zu fragen, da er befürchtete, Hein ins Wort zu fallen. „Kurz nachdem der Junge unter der Erde war, tauchte plötzlich ein fremder Junge auf. Nicht viel älter als zwei Jahre und als man ihn fragte, wer er denn sei, antwortete er damit, das sein Name Morten ist, aber das ist noch nicht das verrückte daran! Der Junge...ich schwöre dir! Er hatte so eine Ähnlichkeit mit dem Sohn des Barons! Nur sah dieser viel...rosiger...gesünder und stärker aus...“ Luan wich etwas zurück und musterte Hein, dessen Mimik deutlich zeigte, was er von dem ganzen hielt. „Das...das Grab war zu?“ fragte Luan nun doch leicht zögerlich und bekam sogleich einen konfusen Blick von Hein entgegen geworfen. „Ja...das Grab des Jungen war zu und der Morten, der heute als Sohn des Barons lebt...ist auch gewiss nicht der gleiche. Doch...das es solche Zufälle gibt? Ich bezweifele es heute noch, aber vielleicht war es Schicksal und die Göttinnen wollten, das Garret Ersatz für seinen Verlust bekommt...“ Luan nickte leicht. „Vielleicht...“ stimmte er mit sinnierender Stimme zu und leerte sein Glas. Diese Geschichte ließ Luan nur noch bewusster werden, das Morten seltsam war und das ihn sein Gefühl nicht getäuscht hatte. Langsam rückte er den Stuhl zurück und erhob sich etwas schwer fällig. „Ich sollte besser schlafen gehen...ich vertrage nichts und spüre schon den Rausch. Bevor ich hier versumpfe, leg ich mich doch besser auf mein Bett, sonnst motzen die Küchenmädchen morgen, wenn sie über mich drüber steigen müssen...“ meinte er nur grinsend und ging bedächtig zur Tür. „Schlaf gut Hein...“ meinte er nur leise und erhob die Hand, als er die Küche verließ. Aus der Küche hörte man nur ein in Gedanken versunkenes „Nacht...“, bevor die Tür sich schloss und Luan von der frischen Luft regelrecht geohrfeigt wurde. Er rieb sich müde übers Gesicht und blickte dann hinauf zum klaren Himmel, an dem man wunderbar die Sterne abzählen konnte. Der Mond schien unheimlich hell und eine Fackel war in dieser Nacht überflüssig, um sicher sein Ziel zu erreichen. Ein lautes Seufzen entkam ihn und anstatt in Richtung Schlafkammer zu gehen, wanderte er noch etwas umher. Mit müden Schritten setzte er sich schließlich direkt vor den Stall und dachte nach. Wieder kam die Frage auf, was ihn hier überhaupt noch hielt. Warum er nicht schon lange Hyrule verlassen und seine Vergangenheit hinter sich gelassen hatte. Und wieder kam er zu keiner Antwort, die ihm selbst befriedigte. Die alles klar stellte... Immer wieder kamen nur die Bilder von einem hübschen Mädchen, das ihn anlächelte. Das er auf die Wange küsste, weshalb sie beide leicht rot wurden. Mit der er tanzte und sie wegen seinen Fehlschritten beide heiter lachen mussten. Luan spürte wie sein Herz etwas fester klopfte und fasste sogleich mit seiner rechten Hand an seine Brust. Dieses Mädchen bereitete ihm Herzschmerz, obwohl sie nicht einmal in der nähe war. Obwohl das ganze jetzt schon gute zwei Jahre her war und obwohl sie ihn nicht glaubte und ihn somit in die Verbannung geschickt hatte. Er wusste nicht was er fühlen sollte. Das einzige was für ihn fest stand war, das dieser Zwiespalt ihm nicht gut bekam! Vielleicht war es der Alkohol, vielleicht auch sein Herz, das Luan in diesen Augenblick befahl auf zu stehen, seine Sachen zu holen und sofort nach Hyrule zu reiten. Keine Flucht mehr! Keine Briefe, die seine Gemütslage erklären sollten! Ein Gespräch...von Angesicht zu Angesicht! Ja genau das musste es sein! Voller Elan -aber doch etwas wackelig- sprang er auf. Ging in das Schlafzimmer der Knechte, die allesamt schon schliefen, wobei Heins Bett noch leer war, und packte seine sieben Sachen. Wieder draußen, warf er sich seinen Mantel um und zog die Kapuze tief ins Gesicht. Das ganze erinnerte ihn daran, wie er das erste mal mit diesen Vorhaben los gezogen war. Schließlich betrat er den Stall und trat neben seinen alten Rappen. „Hey mein Alter...hör gut zu. Ich weiß du hasst es mich zu tragen, doch ich muss schnell nach Hyrule und trotz deines Alters...du bist der schnellere von uns beiden...“ meinte er scherzhaft und beobachtete das Tier, das seinen Kopf leicht hob und ihn mit seinen dunklen Augen musterte. Luan bezweifelte das der Gaul ihn tragen würde, doch trotzdem wollte er es probieren. Immerhin konnte er morgen Nachmittag schon in der Burgstadt sein, wenn er ritt. Zu Fuß dauerte es fast doppelt so lang. Vorsichtig führte er das Pferd hinaus, sattelte es und befestigte die Satteltaschen. Daran gedacht, das er etwas zu essen und zu trinken mitnehmen sollte, hatte er nicht. Spätestens wenn er Durst bekam, würde er es schon merken. Sachte stieg Luan aufs Pferd und klopfte dessen Hals, bevor er es antrieb und es sich tatsächlich bewegte. Überrascht beäugte Luan das Tier und grinste dann breit, als sie allmählich in Richtung Wälder ritten und ihnen nur ein dunkles Augenpaar hinterher blickte. Morten lächelte sachte, bevor er zurück ins Haus ging und die Tür ins Schloss viel. Ein Schauder ging durch seinen Körper. Allmählich wurde es ganz schön kühl auf den kalten Steinen. Doch Lance würde aushalten und den toten Mann weiter spielen, auch wenn es erniedrigend und vielleicht umsonst war... Er biss die Zähne zusammen, als er endlich etwas von draußen hörte. Schritte die näher kamen und leises scheppern. Als die Geräusche direkt vor seiner Zellentüre erstarben, spannte Lance sich an. Bereit innerhalb einer Sekunde beim Ausgang zu sein und jemanden zu überwältigen. Vorsichtig wurde die Klappe hoch gehoben, durch die das Tablett mit Essen geschoben wurde und wieder schepperte es leise. Es war der Metallbecher, der auf den Tablett leicht hin und her wippte. Die Klappte ging wieder zu und Lance spürte, das die Person noch vor der Tür stand. Wieder nahm er ein Geräusch wahr. Diesmal ein quietschendes, das von den Sichtspalt rührte, der gerade zur Seite geschoben wurde. Keine Bewegung ging in diesen Augenblick durch seinen Körper. Selbst die Luft hatte er angehalten, um mit seinen Atemzügen sein Schauspiel nicht zu verraten. Sogleich hörte er einen erschrockenen Ton, den die Person vor der Tür ausstieß und als junges Mädchen enttarnte. Man konnte nun förmlich die Nervosität, die von ihr ausging spüren. Schnellerer Atem, schnelles hin und her getippel vor der Tür. Lance grinste in sich hinein. Besser konnte es doch nicht laufen! 'Komm schon...mach die Tür auf!' dachte er ungeduldig und als hätte sie seine Anordnung gehört, schob sich ein Riegel von der Tür. Als Lance den leichten Luftzug spürte, der durch das öffnen, der schweren Eisentür verursacht wurde, entlud sich seine Anspannung mit einen mal. Blitzschnell war er auf den Beinen und noch bevor, die Tür ganz geöffnet war, riss er diese voll auf und stand vor einem Mädchen, das gut einen Kopf kleiner war wie er. Geschockt sah sie ihn an. Immer größer wurden ihre Augen, als sich zugleich ihr Mund öffnete, doch bevor ein Ton aus diesen entweichen konnte, hatte Lance seine Hand über ihn gelegt und schob das Mädchen an die gegenüberliegende Wand. „Verzeih meine Grobheit, doch so lange in einer winzigen Zelle eingesperrt zu sein, macht irgendwie etwas aggressiv...“ meinte er mit belustigten Unterton und erst jetzt erkannte er das Mädchen als eine Zofe von Zelda. War es etwa wirklich Zelda gewesen, die ihn hier eingesperrt hatte!? Kurz knirschte er mit den Zähnen und wand seinen Blick von dem Mädchen ab. „Kannst du mir den Grund nennen, weshalb ich hier eingesperrt war?“ fragte er direkt und blickte sie einschüchternd an, bevor sich seine Hand langsam löste. Allerdings blieb seine Hand immer noch so positioniert, um ihren Mund wieder versiegeln zu können, falls nötig. „I...Ich weiß nicht! Wirklich nicht!“ stieß sie ängstlich hervor und Lance erkannte an ihren ausweichenden Blick, sowie ihrer Stimme, das sie log. Er näherte sich ihrem Gesicht und verengte seine Augen, zu schmalen Schlitzen. „Wir spielen jetzt ein Spiel. Ich stelle eine Frage und du beantwortest sie mir...wahrheitsgemäß, klar?“ zischte er leise. „Hat Zelda veranlasst, dass ich hier unten eingesperrt werde?“ fragte er deutlich und wartete auf Antwort. „Ich weiß nichts! Ich schwö...“ weiter kam sie nicht, da Lance seine Hand wieder über ihren Mund presste und sie böse musterte. „Du verstehst die Spielregeln nicht...also noch einmal! War es Zelda? Ja, oder Nein?“ zischte er und nun nickte das Mädchen leicht, wobei ihr Tränen in die Augen stiegen. Lance seufzte und schloss für einen Moment die Augen. Er hatte es geahnt, doch bis zu dieser Bestätigung nicht wahr haben wollen. „Also...geht doch...“ meinte er lobend und löste erneut seine Hand von ihren Mund. „Und jetzt sag mir, wo ist Zelda jetzt?“ Das Mädchen verzog den Mund, setzte einen bittenden Blick auf und schüttelte leicht den Kopf, wobei sie leicht zitterte. Sichtlich hatte sie wirklich angst, wobei Lance das gar nicht wirklich bemerkte aus der Wut heraus, die sich während der ganzen Zeit in ihm aufgestaut hatte. „SAG!“ befahl er ihr nun etwas lauter und blickte sich schnell nach allen Seiten um. Zwar hatte er die letzten Tage bemerkt, das hier außer ihm, wohl nie jemand war, doch vielleicht wurde ja durch den Lärm jemand von den oberen Etagen aufmerksam und von ein paar Wachen wieder zurück in den Kerker gesteckt zu werden, war nicht das Ziel seines etwas aggressiven Verhörs. „Sie verabschiedet den Rat! Ich weiß nicht, wo genau sie jetzt ist!“ brach das Mädchen heraus und kniff die Augen zusammen. Schlagartig zog Lance die kleine Braunhaarige, von der Wand weg und schob sie in die Zelle, in der er gerade noch gesteckt hatte. Bevor er die Tür schloss, suchte er noch einmal ihren Blick. „Hast du mir das Essen jeden Tag gebracht?“ fragte er nun freundlicher und bekam nur ein zögerliches nicken als Antwort. Schnell beugte er sich zu ihr und küsste sie auf die Wange, was ihren Blick nur noch verstörter werden ließ. „Danke...ich hoffe dir selbst schmeckt es genau so gut wie mir~“ meinte er süffisant und verriegelte die Tür. Das Risiko, dass das Mädchen zur nächsten Wache rannte und ihn 'verpetzte' war für ihn einfach zu groß. Mit großer Vorsicht schlich er sich durch das Schloss, worin er überaus geübt war, da er schon des öfteren kleinere Ausflüge unternommen hatte, von denen Zelda nichts mit bekommen sollte. In ihren Zimmer angelangt, fand er dieses nur leer vor. Bedächtig ging er auf den Balkon und blickte hinunter. Vor dem Schloss waren einige Kutschen, in die gerade einige dickliche, in protzigen Roben gekleidete Leute einstiegen. Und auf der Zugbrücke stand sie... „Zelda...“ hauchte er und in seine Stimme mischte sich ein Funken Missachtung. Das was sie ihm da angetan hatte, brauchte wirklich einen guten Grund... Lance beobachtete, wie Zelda sich umwand und zurück ins Schloss ging. Es gab nur drei Orte, an die sie jetzt gehen würde. Der eine war ihr Gemach, in den er sich gerade befand. Der nächste der Thronsaal und der letzte der Innenhof. Für Lance war es am wahrscheinlichsten, das sie den Innenhof aufsuchen würde. Das Wetter war schön und, wenn er den Blick zur Sonne hob, war es gerade mal Nachmittag. Wieder wanderte er durchs Schloss, dieses mal wieder nach unten. Allerdings nicht mehr so besonnen wie zuvor. Langsam näherte er sich seinen Ziel, doch bevor er durch den Steinbogen schritt, der zu den Ort führte, wo Zelda sonnst bevorzugt war, eröffnete sich ihm eine Szenerie, die er nicht erwartet hatte. Ohne es wirklich zu wollen hielt er in den Schatten, die der Bogen warf inne. Auf den steinernen Treppen, vor einen Fenster, das Licht in den Thronsaal warf, stand ein junger Mann. Blondes Haar und blaue Augen. Sein Körper war in einen staubigen, hellbraunen Mantel gehüllt und sein Blick ruhte auf einer schönen jungen Frau die im gepflegten Garten stand. Blondes Haar und blaue Augen...eine Königin. „Zelda...“ grüßte der junge Mann mit ernster Stimme und nickte ihr leicht zu. „Link...“ hauchte die junge Königin fassungslos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)