Holz und Elfenbein von Tatheya ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Kommentar: Die erste Version dieser Geschichte ist schon ordentlich in die Jahre gekommen. Immer wieder habe ich sie überarbeitet und verbessert. Jetzt wollte ich sie endlich online stellen. Deshalb an dieser Stelle an liebes Dankeschön an all die Leute, die diese Story im Laufe der Zeit gelesen und mir Ratschläge dazu gegeben haben. Ich hoffe, ihr mögt die Story und schließt Alexis und Federico ins Herz. Holz und Elfenbein gewann den Fanfiction General Award 2009 in der Kategorie Freie Werke in Arbeit, Bester Erzählstil. http://www.goldener-bund.de/FFE/index.php Danke an alle LeserInnen, die mir ihre Stimme gegeben haben. Oktober 2011: Achtung, noch eine wichtige Info. Holz und Elfenbein gibt es mittlerweile als eBook bei amazon.de zu kaufen. Daher sind die restlichen Kapitel auch gelöscht worden, bitte habt dafür Verständnis. http://www.amazon.de/Holz-und-Elfenbein-ebook/dp/B0060YUEDI/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1319969796&sr=8-1 Jetzt fragen sich manche bestimmt, warum noch kaufen, die Story gab es doch zwei Jahre lang hier zu lesen, wir kennen es und und wissen wie die Story ausgeht! Ein paar gute Gründe doch noch das eBook zu kaufen: 1. Ihr könnt Alexis und Federicos Story nun auf eurem Kindle, iPhone, sonstigem Smartphone oder PC mit der gratis Kindle LeseApp lesen (Download unter http://www.amazon.de/gp/feature.html?ie=UTF8&docId=1000482783&tag=googhydr08-21&hvadid=9099531596&hvpos=1t1&hvexid=&hvnetw=g&hvrand=13174529051459886840&hvpone=&hvptwo=&hvqmt=b&ref=pd_sl_71li4j2q9l_b). 2. Einige Szenen wurden erweitert, so dass die Geschichte 4% länger ist. ;) 3. In der eBook-Edition gibt es eine unveröffentlichte Story (ca 13.300 Worte) über die Zeit unserer Helden in St. Petersburg. Wer Con molto sentimento verfolgt, wird wissen, dass da so einiges passiert ist. Und was kostet das Ganze, werdet ihr euch fragen? Nicht mal 5 €. :) Holz und Elfenbein Kapitel 1 Das Erste, das Alexis Arrowfield immer auffiel, wenn er an einen neuen Ort kam, war der Geruch. Der Geruch der frisch geputzten Hotelzimmer, mit denen er als Kind so reichlich Erfahrung gemacht hatte. Oder der schwache Geruch nach kaltem Weihrauch, wenn er eine Kirche betrat und davon hatte er schon viele betreten. Der himmlische Duft von frischgebackenem Kuchen, wenn er seine Großeltern in England besucht hatte. Hier jedoch roch es so penetrant nach frischer Farbe und Lösungsmitteln, dass man davon regelrecht Kopfschmerzen bekam und Alexis am liebsten sofort die Packung Aspirin aus seinem Koffer holen würde. Alexis wusste es sofort: Er würde diesen Ort nicht mögen. Mit einem müden Seufzen stellte er die Reisetasche auf den Boden und sah sich genauer im Eingangsbereich des Konservatoriums um. Es war ein Gebäude, das man gut und gerne als ‚alt ehrwürdig‘ bezeichnen konnte. Diese Mauern wachten bereits seit mehr als zweihundert Jahren über die jungen Musiker, die hier studierten. Über diese Marmortreppen waren schon die ganz Großen der Musikwelt geschritten. Im Moment jedoch liefen nur ganz gewöhnliche Schüler die Treppen hinunter, viele mit ihren Instrumenten oder Notenblättern unter dem Arm. Es war Mittagszeit und sicherlich strömten sie alle in die Mensa. Alexis hätte sich ihnen gerne angeschlossen, denn seit den frühen Morgenstunden, als er in das Flugzeug gestiegen war, hatte er nichts mehr gegessen. Es war nicht so, dass er Flugangst hätte, nur so richtig wohl fühlte er sich mehrere Tausend Meter über dem Erdboden auch nicht. Die ständigen Anzeigen auf den kleinen Plasmabildschirmen der Passagiere, die über Geschwindigkeit, Höhe und Außentemperatur informierten, trugen auch nicht gerade dazu bei seine Anspannungen zu mildern. Alexis schulterte erneut seine Tasche und schleifte den Koffer hinter sich her. Er suchte sich einen Weg durch das Gedränge von Menschen zum Sekretariat. Als er zum dritten Mal angerempelt wurde, riss ihm der Geduldsfaden. Er packte den erstbesten Student am Ärmel und erkundigte sich nach dem Weg. Dafür, dass seine Laune nicht die beste war, riss er sich noch zusammen und war ausgesucht freundlich. Der junge Mann wollte zuerst zu einer Antwort ansetzten, aber dann stockte er und seine Augen weiteten sich vor Überraschung: „Sie, sie sind... du bist doch... Alexis Arrowfield!“ Nur mit Mühe verkniff sich Alexis den Drang mit den Augen zu rollen. ‚Nein, nicht das.‘, flehte er stumm. Nicht jetzt, nicht mit leerem Magen und dem dringenden Bedürfnis sich unter eine heiße Dusche zu stellen, um sich wieder einigermaßen zivilisiert zu fühlen, nicht ohne eine halbe Packung Aspirin. Doch es half nichts, es hätte ihm doch klar sein müssen, dass sie ihn erkennen würden. Außerdem wollte er nicht schon an seinem ersten Tag seinem Ruf als Exzentriker und arroganten Briten gerecht werden. Also lächelte er nur schwach und nickte zur Bestätigung. „Hi, ich bin Kevin.“ Überschwänglich wurde Alexis´ Hand geschüttelt. „Ich bin ein großer Bewunderer von dir.“ ‚Oh, bitte nicht.’, flehte Alexis in Gedanken weiter. Genau deshalb, genau aus diesem Grund, liebte er seinen vermeintlichen Ruf, des unnahbaren, überheblichen Musikers. Solche Bewunderer hielten dann für gewöhnlich Abstand, was sich sehr lindernd auf seine Nerven und seine Laune auswirkte. Doch er hielt an seinem Vorsatz fest und deshalb erwiderte er den Händedruck mit aller gebotener Höflichkeit. „Freut mich Kevin. Bitte, wo ist hier das Sekretariat?“, fragte er nochmals mit Nachdruck. „Das ist im Nebengebäude untergebracht. Am besten zeige ich es dir, ich habe sowieso Pause.“, bot Kevin hilfsbereit an und Alexis kam nur zu gerne auf dieses Angebot zurück. Als sie sich auf den Weg machten, wurde er von Kevin gleich mit Fragen durchlöchert. „Studieren Sie hier oder werden sie unterrichten?“ „Wirst du Konzerte geben und selbst Unterricht erteilen?“ „Wohnst du auf dem Campus?“ Alexis beantwortete die Fragen mit knappen Antworten. Ja, er würde die nächste Zeit an der Hochschule studieren. Noch war seine Ausbildung zum Konzertorganisten nicht abgeschlossen. Hier hatte sich die Elite der Musikwelt versammelt, nicht nur bedeutende Organisten, sondern vor allem auch berühmte Pianisten hatte diese Schule hervorgebracht. Warum sollte er also nicht hier studieren? Er galt als einer der besten Nachwuchstalente, bereits mit sechzehn hatte er seine erste CD eingespielt und die Kritiker hatten seine Interpretationen der bekannten Klassiker der Orgelmusik hochgelobt. Allerdings bezweifelte er, dass ihm sein Ruf viel nützen würde. Er war nur einer der vielen hoffnungsvollen Talente, von denen es hier eine ganze Menge gab. Mittlerweile waren sie wieder ins Freie getreten und überquerten den Innenhof des Campus, der wie eine kleine Parklandschaft angelegt war. Zu beiden Seiten des Kieswegs erstreckten sich Grünflächen mit zahlreichen Bäumen, die sicherlich so alt wie die Mauern der Gebäude waren. Auch wenn es bereits Oktober war und die Sonne hinter einer dicken Bank von Wolken verborgen, so saßen noch immer ein paar hartgesottene Studenten auf dem Gras um zu entspannen. Unwillkürlich grinste Alexis. Manche Dinge waren wohl überall auf der Welt gleich. Egal ob es Universitäten in den USA, Japan oder England waren, immer gab es diese Plätze, an denen sich die Studenten versammelten, um zusammen Spaß zu haben, oder um zu lernen. Ein anderer Student kam ihnen auf dem schmalen Weg entgegen, er hielt ein Bündel Noten unter dem Arm und studierte ein Schriftstück. Er schien so in seine Lektüre vertieft zu sein, dass er Alexis und dessen Begleiter gar nicht bemerkte, die die gesamte Breite des Wegs in Beschlag nahmen. „Hallo Fedri.“, grüßte Kevin etwas lauter als nötig und verhinderte so noch rechtzeitig einen Zusammenstoß. Verdutzt blickte der Student auf, trat zur Seite und erwiderte den Gruß, dann ließ er das Papier sinken, das er noch immer in der rechten Hand hielt und wandte sich gleich an Kevin. „Kannst du mir einen Gefallen tun und mich bei Madame Dupal entschuldigen? Bei mir wird es leider später.“ Die beiden schienen sich zu kennen. „Lass mich raten: Du musst schon wieder beim Dekan antanzen?“ „Frag nicht.“ Es klang eindeutig verärgert und mit einem letzten knappen Nicken, verabschiedete sicher der andere. „Normalerweise ist er nicht so unfreundlich.“, verteidigte Kevin das Verhalten des Studenten „Nun, ich möchte auch nicht in seiner Haut stecken.“ Kevin sah der forteilenden Gestalt nach, dann wandte er sich wieder Alexis zu, der den kurzen Wortwechsel mit Interesse verfolgt hatte. „Darf ich vorstellen: Federico Batist. Ich habe mit ihm zusammen Kompositionsunterricht.“, fügte Kevin hinzu und er war sichtlich stolz darauf. „Das da war Batist? Wirklich?“ Jetzt war es an Alexis sich umzudrehen und betrachtete die schlanke Silhouette des Mannes, die schulterlangen blonden Haare und seinen energischen Gang. „Ja, man stellt ihn sich anders vor, er wirkt so unscheinbar. Sicher hast du bereits von ihm gehört. Er gilt als der beste Pianist, den das Konservatorium hat. Aber zur Zeit läuft es nicht so gut für ihn.“ Natürlich, hatte Alexis schon von diesem Wunderkind gehört. Nicht wenige verglichen dessen Fertigkeit am Klavier mit der Liszts oder Chopins. Federico war erst neunzehn Jahre alt, hatte bereits namhafte Wettbewerbe für sich entscheiden können und besuchte Kurse bei den berühmtesten Pianisten auf der ganzen Welt. Außerdem hieß es in Fachkreisen, dass er höchstwahrscheinlich der nächste Gewinner des Chopinwettbewerbs in Warschau wäre. Dieses Vorspiel war die Champions League der Klaviermusik und wer ihn gewann, der konnte sich ein Engagement an den berühmtesten Häusern, egal ob in Europa, den USA oder Asien, aussuchen. Alexis empfand tiefsten Respekt vor dem Pianisten. Endlich im Sekretariat angekommen, verabschiedete sich Alexis von Kevin und dankte ihm nochmals. „Ach nicht nötig.“, wehrte ihn dieser verlegen ab. „Wenn due mir dafür mal eine Stunde an der Orgel geben könntest? Ich spiele nämlich auch.“ „Vielleicht, mal schauen wie meine Kurse liegen.“, wich er aus. Kaum war Alexis hier angekommen und bekam sogleich die ersten Unterrichtsstunden angedreht. In London hatte ihm sein Professor häufig Schüler abgetreten. Der alte Miller hatte immer gemeint, es wäre für Alexis eine gute Übung. Doch Alexis hielt es eher für wahrscheinlich, dass Miller einfach seine Ruhe haben wollte und die Nachmittage lieber mit seiner Frau und den Enkelkindern als mit langwierigen Unterrichtsstunden verbringen wollte. Das Sekretariat war über die Mittagsstunden geschlossen und so blieb Alexis nichts anderes übrig als zu warten bis es wieder besetzt war. Aber statt sich auf dem Flur die Beine in den Bauch zu stehen, gab er sein Gepäck beim Portier ab und suchte auf dem Campus nach dem großen Konzertsaal. Auch hier herrschte jetzt Ruhe. Mit einem tiefen Atemzug sog er die Luft ein. Ja, hier fühlte er sich heimisch. Es roch nach dem Holz der Orgel und der Politur, mit welcher der Parkettboden unter seinen Füßen eingelassen worden war. Mit einem Kennerblick begutachtete er das Instrument. Es juckte ihn förmlich in den Fingern einfach drauf los zu spielen und sie auszuprobieren. Aber sein zukünftiger Professoren und Kommilitonen könnten es als Affront sehen, wenn er er sich gleich so aufspielte und deshalb beließ es Alexis mit einem letzten sehnsuchtsvollen Blick auf die Tasten. Doch er nahm sich vor, sich gleich morgen zu erkundigen, wann er hier üben könnte. Als nächstes besah er sich die Unterrichtsräume und die Bibliothek. Zu seiner Überraschung gab es dort eine äußert ansehnliche Sammlung von Konzertmitschnitten und zahlreichen CDs von ehemaligen Schülern des Konservatoriums. Sogar seine eigene CD stand dort im Regal. Alexis konnte daraufhin ein selbstgefälliges Grinsen nicht ganz unterdrücken. Während seine Hand noch über das Holz des Regals strich, fiel ihm ein anderer Name auf: ‚Batist.‘ Eben jener junge Pianist, auf den er im Hof gestoßen war. Neugierig besah sich Alexis dessen CDs. Es waren sogar drei an der Zahl und zusätzlich noch mindestens zehn DVDs. Beeindruckt las er sich die kurzen Beschreibungen der Konzerte durch, die hier aufgezeichnet waren. Federico hatte schon in namhaften Häusern in ganz Europa gespielt! Dass Batist schon eine so rege und ausgeprägte Konzerttätigkeit aufweisen konnte, das hatte Alexis nicht gewusst und er verwunderte ihn. Schließlich war der Pianist noch Schüler am Konservatorium. Unglaublich wie dieser die doppelte Belastung schulterte. Nun, es stimmte wohl tatsächlich. Hier wurde die neue Elite der Musikwelt ausgebildet und er selbst gehörte nun auch dazu. Zufrieden, und seinen ersten unerfreulichen Eindruck in das Gegenteil verwandelt, kehrte er in das Sekretariat zurück. Die nette Dame auf dem Büro kämpfte sich mit ihm durch den unerfreulichen, aber nötigen, Papierkram und bat ihn dann im Vorzimmer auf den Dekan zu warten. Alexis fragte sich, ob jeder neue Student gleich zum Dekan musste oder ob es an seinem Namen und der Spende lag, die seine Familie getätigt hatte. Nicht, dass Alexis so eine Art von Türöffner benötigt hätte. Er hatte zahlreiche Angebote von Professoren an englischen Hochschulen bekommen, die ihn unterrichten wollten. Er war in England sehr bekannt. Doch Alexis hatte vor allem eines wollen: England verlassen. Auch deshalb hatte er sich für dieses Konservatorium entschieden. Als er so auf dem Stuhl saß und die Tür anstarrte, hörte er zwei aufgebrachte Stimmen aus dem Zimmer des Dekan dröhnen: Ein handfester Streit war hier im Gange. Dann trat plötzlich ein junger Mann aus dem Zimmer und schlug die Tür mit einem lauten Knall wieder zu. Es war niemand anderes als Federico Batist, wie Alexis überrascht feststellte. Federico blieb erst einmal mitten im Zimmer stehen, atmete tief durch und strich sich die Strähnen aus dem Gesicht. Ganz offensichtlich hatte er Alexis noch gar nicht bemerkt, der da im Vorzimmer wartete und ihn musterte. Alexis benötigte nur einen kurzen Augenblick um seine Überraschung zu überwinden. Er stand auf und reichte dem Pianisten die Hand: „Ich bin Alexis Arrowfield, freut mich dich kennen zu lernen.“ Federico blickte ihn zuerst verdutzt an, dann jedoch erwiderte er mit einem höflichen Lächeln den Händedruck: „Federico Batist. Die Freude ist ganz auf meiner Seite. Du studierst jetzt hier? Ich dachte, die Juilliard wollte dich.“ Alexis, der sonst nie um eine Antwort verlegen war, stutzte. „Woher? Ich meine, ich fühle mich geehrt.“ Er fühlte sich wirklich geschmeichelt, dass Federico Batist, der berühmte Pianist, so ein Interesse an ihm zeigte. „Brauchst du nicht. Madame Dupal hat seit zwei Wochen von nichts anderes mehr geredet. Sie ging uns allen schon auf die Nerven. Wie sind froh, dass du jetzt endlich hier bist. Es heißt du wärst ganz gut in Improvisation?“ „Ich gebe mir Mühe.“, erwiderte Alexis lachend. Doch er hatte den kleinen Seitenhieb nicht überhört. Er konnte nur hoffen, dass die Professoren nicht zu enthusiastisch reagiert hatten und die anderen Studenten ihm nun die eiskalte Schulter zeigten. Er nahm sich einen Moment Zeit um Federico ins Gesicht zu blicken. Was hatte Kevin gemeint, Federico hätte wieder einmal Probleme? Was für Probleme es wohl waren? Sicherlich keine fachlichen, aber was dann? Ihm fielen sehr wohl die dunklen Augenringe und die angespannte Haltung des Pianisten auf. „Dann sehen wir uns sicher bald auf dem Campus.“, verabschiedete sich Federico auf einmal schnell als er hörte, dass sich die Tür zum Zimmer des Dekans öffnete. Alexis konnte kaum noch einen Gruß murmeln als Federico schon auf den Flur hinausgetreten war. Was war es? Er hatte alles erwartet, was ihm hier passieren konnte, aber nicht das! Da hatte er doch extra England verlassen und gehofft nicht mehr an gescheiterte Beziehungen und verbitterte, einsame Stunden mit zu viel Whisky erinnert zu werden. Er hatte diesen Teil seiner Persönlichkeit für das letzte halbe Jahr sorgsam unter Verschluss gehalten. Mit der Zeit würde sein Interesse an anderen Männern langsam wieder zurückkehren, so hatte er vermutet und gehofft. Doch nicht dies! Da sprach er mit diesem jungen Pianisten und alles war wieder da! Die Spekulationen, die Hoffnung, die Begierde und Neugier. Nun, eines konnte er nicht bestreiten. Sein Aufenthalt hier war mit einem Mal viel interessanter und reizvoller geworden als er ursprünglich geplant hatte. Kapitel 2: ----------- Hi Angeal-kun, ich hoffe die Story wird für dich so einige Überraschungen bereithalten. Denn ich habe ganz schön viel geändert. :) Toll, dass du es trotzdem lesen willst. Kapitel 2 Federico hastete nach seinem Termin beim Dekan wieder zurück zu seinem Zimmer im Wohnheim. Hektisch warf er einen Blick auf die Uhr, die in der Eingangshalle über den Fahrstühlen angebracht war. Er war schon hoffnungslos zu spät. Die Kompositionsstunde hatte er bereits versäumt und er hoffte Kevin hatten ihn bei Madame Dupal entschuldigt, die schon etwas betagte Dame legte Wert auf solche Dinge. Die Mensa war zu dieser Zeit gnadenlos überfüllt und Federico stand nicht der Sinn danach sich eine halbe Stunde die Beine in den Bauch zu stehen für „Hawaii Schnitzel in Currysoße“. Vielleicht stand noch im Kühlschrank seiner Bude etwas Essbares. Er meinte sich zu erinnern heute Morgen noch Reste des Auflaufs gesehen zu haben, sofern Claude, sein Mitbewohner, nicht ausgerechnet heute Morgen zurückgekommen und sie längst aufgegessen hatte. Der Auflauf war noch da und Federico setzte sich kurzerhand auf die kurze Anrichte der Küche während er in den kalten Überresten herumpickte. Fürs Aufwärmen hatte er keine Zeit und außerdem war er zu hungrig. Unwillkürlich kehrten seine Gedanken wieder zu jenem Mann zurück, den er vor wenigen Minuten im Büro des Dekans getroffen hatte: Alexis Arrowfield, begnadeter Organist und selbstgefälliger, arroganter Brite. Oh ja, der Ruf eilte ihm voraus. Wobei Federico ihm zugestehen musste, dass er sich im Sekretariat als ausgesucht höflich und nett präsentiert hatte. Sicherlich gefiel es Alexis‘ Ego, dass er gleich von allen erkannt wurde und bei seiner Ankunft beim Dekan vorsprechen musste, zeigte es doch welche Bedeutung ihm beigemessen wurde. Eine Attraktion mehr, die das Konservatorium vorzuweißen hatte. Alexis hatte sich bereits einige Lorbeeren verdient, aber Federico wusste, das diese nichts zählten. Hier und jetzt musste Arrowfield seine Leistungen bringen und der Rummel um seine Person würde bald wieder abflauen. So wie es immer war. Zumindest lenkte es für einige Zeit von seiner Person ab. Sonst stand er immer im Mittelpunkt der allgemeinen Bewunderung. Was Federico jedoch aufgefallen war: Alexis hatte ausschließlich Designerkleidung getragen – Claude hätte seine Freude daran gehabt, wäre Alexis ihm begegnet. Ebenso die Frisur, die dem nächstbesten Modemagazin hätte entsprungen sein können. Von der teuer aussehenden Armbanduhr, die unter dem Hemdsärmel des Organisten hervorgeblitzt war, ganz zu schweigen. Federico konnte ein kleines boshaftes Lachen nicht ganz unterdrücken. Also hatte das Konservatorium auch einen verzogenen kleinen Sprössling mehr. Mit denen hatte er bereits Bekanntschaft gemacht, in seinem eigenen Semester gab es auch so eine Vertretung dieser Gattung. Ihre Eltern finanzierten das teure Studium mal eben so aus der Portokasse, spendeten großzügig und ließen sich als Mäzenen feiern. Deshalb waren sie auch so beliebt beim Dekan, sie waren eine nie versiegende Geldquelle. Was Federico unmittelbar zu seinem eigenen Dilemma zurückbrachte. Inzwischen wusste wohl jeder hier, dass er finanzielle Probleme hatte und auf das Stipendium angewiesen war, das von einer Stiftung finanziert wurde. Solche Dinge wurden schnell unter den Studenten weitererzählt. An und für sich hatte er selbst keinerlei Probleme damit Geld von einer Stiftung anzunehmen. Stipendien gab es viele, gerade an Konservatorien und zahlreiche Studenten nahmen sie in Anspruch. Doch leider waren an die regelmäßigen Zahlungen auch Bedingungen geknüpft. Man erwartete von ihm, dass er den Geldgebern Gefälligkeiten erwies. Einmal hier ein Konzert während eines Firmenjubiläums, einmal da ein Vorspiel während eines Empfangs. Die Mitglieder der High Society brüsteten sich gerne damit einen jungen Musiker finanziell unter die Arme zu greifen. Diese außerordentlichen Auftritt und Konzerte brachten seinen ohnehin schon engen Terminkalender regelrecht zum Platzen. Wann sollte er so noch Zeit zum Üben finden? Zu allem Übel verlangte jetzt nun auch noch der Dekan, dass er in der nächsten Zeit keine der Anfragen zu Konzerten abwies. Anscheinend hatte sich irgendjemand schon über ihn beschwert. Leider gab es für Federico nun einmal keine andere Möglichkeit als ein Stipendium in Anspruch zu nehmen. Als er drei Jahre alt gewesen war, starben seine Eltern bei einem Verkehrsunfall. Das spärliche Erbe hatte nicht lange ausgereicht und war schnell von den Verwandten in Anspruch genommen worden, bei denen er gelebt hatte. Schon früh hatte man seine musikalische Begabung erkannt und entsprechend gefördert. Doch Eliteschulen und Universitäten, ganz zu schweigen von Lehrgängen und Meisterklassen, alles kostete Geld. Er war der Beste hier am Konservatorium, aber dementsprechend hoch waren auch die Erwartungen. Federico seufzte und ließ seinen Frust an zwei Makkaroni aus, die sich nicht auf die Gabel aufspießen lassen wollten. An manchen Tagen, da fühlte er sich dem Druck und den Anforderungen nicht im Geringsten gewachsen. Heute war so ein Tag. Warum machte er sich diesen ganzen Stress überhaupt? Er könnte aussteigen! Doch im Innersten wusste er genau, das er dies nie tun könnte. Er liebte das Klavier über alles und jeder Tag an dem er nicht spielen konnte, war für ihn ein vergeudeter Tag. So schnell es ging, wollte er sein Konzertdiplom ablegen, das Konservatorium verlassen und dann eigene Wege bestreiten. Endlich selbst bestimmen können, welche Stücke er einüben konnte und nicht abhängig sein von Dozenten oder Geldgebern! Es wurde Zeit, er musste sich beeilen. Schnell beendete er seine Mahlzeit und suchte seine Noten zusammen, die auf jeder noch so kleinen freien Fläche seines Zimmers lagen. Da er kein eigenes Instrument besaß, musste er die Flügel in den Übungsräumen des Konservatoriums in Anspruch nehmen. Natürlich gab es für ihn Ausnahmeregelungen, so konnte er bis spät in die Nacht hinein üben, wenn ihm danach war. Doch für die Stunden am Nachmittag galten für jeden die gleichen Regeln, man hatte sich in einen Plan einzutragen und erschien man zu spät, konnte sich jemand anderes den Flügel unter den Nagel gerissen haben. So wie es ihm auch heute passierte! Als er die Tür zu einem der Übungsräume öffnete, hörte er schon Klaviermusik. „Klara, was soll das! Ich bin jetzt dran. Kannst du nicht lesen? Schau doch auf den Plan“, wetterte Federico als er die Pianistin erkannt hatte. Er warf seine Noten auf den nächstbesten Tisch. Klara war ein Jahr jünger als er und nur hier, weil ihre Eltern es unbedingt wollten. Sie musste sich vieles durch hartes Üben erarbeiten und war nicht mit einem herausragenden Talent gesegnet. Daher quälte sie sich regelrecht durch den Unterricht und die häufigen öffentlichen Aufführungen, die hier Tradition waren. Insgeheim träumte sie davon, das Konservatorium zu verlassen, doch zu diesem drastischen Schritt hatte sie sich noch nicht durchringen können. Sie drehte sich auf dem Hocker um, der vor dem Flügel stand und erwiderte ungehalten: „Es ist fünf Minuten nach eins. Du bist zu spät.“ Und... sie war in ihn verschossen, Federico müsste blind sein, wenn er dies nicht bemerken würde. Die anderen Studenten schlossen bereits Wetten ab, wann er mit ihr ausgehen würde, wie ihm sein Mitbewohner Claude unlängst berichtet hatte. Federico mochte das Mädchen und schätzte sie sehr, aber mehr war es für ihn nicht. „Schon wieder die Mazurka. Wie lange willst du sie noch üben?“, entfuhr es ihm als er die Notenblätter sah, die sie vor sich liegen hatte. Sie hatte ihm schon vor zwei Monaten ihr Leid geklagt, dass sie dieses Stück verfluchte und überhaupt Chopin bis aufs Blut hassen würde. Sie zuckte missmutig mit den Schultern: „Ich habe immer noch an der einen Stelle Probleme. Es ist nun einmal nicht jeder so ein Wunderkind wie du.“ , fügte sie noch gequält hinzu, weil sie genau wie er wusste, dass sie inzwischen ein höheres Niveau hätte erreicht haben sollen. „Spiel es. Ich sehe es mir an.“ Er stellte sich neben sie und hörte aufmerksam zu. Vielleicht gab sie dann den Flügel frei und er konnte endlich üben. Was würde er für ein eigenes Instrument geben! Aber wie sollte er sich so eine Anschaffung leisten und vor allem, wo sollte er so einen Flügel unterbringen? In seinem kleinen Zimmer im Wohnheim war dafür gewiss kein Platz. „Du warst heute wieder beim Dekan.“, bemerkte Klara noch bevor sie das Zimmer verließ. Sie hatten sich auf einen Kompromiss geeinigt, dass sie nach einer halben Stunden ging und ihn üben ließ. Jetzt stand sie dicht neben ihm, so dass er unwillkürlich ihr Parfum einatmete. Irgendetwas mit Vanille, es erinnerte ihn an Pudding. „Unglaublich, wie schnell das die Runde macht.“ „Reiz ihn nicht zu sehr.“, riet sie ihm, denn sie kannte Federico und seine Abneigung gegen die Konzerte und ganz besonders gegen Dekan Halyen. Sie klopfte ihm auf die Schulter und sah ihm ins Gesicht. Sie wartete noch einen Moment. Offenbar schien sie etwas von ihm zu erwarten. Doch Federico drehte sich nur weg. „Ja, ja. Ich passe schon auf.“ Er würde es schon wieder irgendwie hinbiegen und Haylen besänftigen. Aber auf keinen Fall wollte er in den nächsten Wochen schon wieder einen Auftritt haben. Am Abend lag er auf seinem Bett und starrte an die Decke des Zimmers. Sein Vormieter hatte hier wohl einmal eine ziemlich heiße Party gefeiert, denn Brandflecken zierten die Decke und ließen sich auch durch Farbe nicht vollständig übertünchen. Federico hätte zu gerne gewusst, wie man Brandflecken an eine Decke bekam und was dies wohl für eine Party gewesen sein musste. Gerne wäre er auch einmal wieder ausgegangen und hätte das Leben auf dem Campus hinter sich gelassen, aber im Grund war Federico am liebsten alleine. Die meisten anderen Studenten hätten ihm gerne Gesellschaft geleistet, doch sie waren nur an seinem Namen und dem Rummel interessiert, der ihn stets umgab. Zwar stand er häufig im Rampenlicht, aber im Grund war er genauso einsam wie eh und je. Langsam wischte er sich die Träne ab, die über seine Wange rann. Federico wünschte sich einfach jemanden, der ihn verstand, ihn zärtlich in den Arm nahm und ihm ebenso zärtliche Worte ins Ohr flüsterte. Okay, er wusste, dass es unheimlich kitschig klang. Aber war es falsch, sich so einen geliebten Menschen zu wünschen? Aber stattdessen lag er verlassen in seinem Zimmer und übte Selbstmitleid. Jetzt fing er schon an zu flennen! Wie schon so viele Male an unzähligen Abenden, wenn ihn die Erinnerung an seine Kindheit einholte: Der ekelhafte Geruch des Desinfektionsmittels im Krankenhaus, der ihm noch heute in der Nase brannte, wenn er nur an jenen Abend vor sechzehn Jahren zurückdachte. Der Abend, an dem er sich an die Hand der Krankenschwester geklammert hatte und die Leichen seiner Mutter und seines Vater angestarrt hatte. Der kleine Junge hatte es nicht für möglich gehalten, dass sie wirklich tot waren, so wie die Ärzte es ihm gesagt hatten. Erst als er in das blasse und friedliche Gesicht seiner Mutter gesehen hatte, war es ihm klar geworden: Jetzt gab es niemand mehr, der sich um ihn kümmerte. „Fedri, bist du da?“ Jemand schmiss lautstark einen Schlüsselbund ins Eck und Federico hörte wie die Tür wieder ins Schloss fiel. Dies war Claude, sein Mitbewohner. Je zwei Zimmer hier im Wohnheim teilten sich eine kleine Küche und waren durch sie verbunden. „Natürlich, du bist hier!“, Claude stieß die Tür auf und knipste erst einmal das Licht an, denn Federico hatte es vorgezogen im Halbdunkel zu liegen. „Wieder einmal schwer damit beschäftigt dich selbst zu bemitleiden?“ Federico antwortete nicht. Er kannte Claude Debière schon seit den ersten Tagen, die er hier in Genf verbracht hatte. Claude war sein bester Freund und auch der einzige, der diese Bezeichnung wahrhaftig verdiente. Natürlich hätte Federico mit ihm durch die Clubs und Bars ziehen können. Claude hätte ihn nur zu gerne mitgenommen. Das Problem das sich hierbei nur ergab: Claude war schwul und seit Federico ihn einmal in eine Bar begleitet hatte... Nun, er hatte es als eine sehr denkwürdige Erfahrung empfunden, um es einmal vorsichtig zu umschreiben. Es kam schließlich nicht oft vor, dass ihm wildfremde Männer an den Hintern fassten. „Anscheinend hat dich unser liebster Dekan nicht mit Samthandschuhen angefasst.“, stellte Claude fest als er sich zu Federico aufs Bett setzte. Er zog den Reißverschluss seines Rucksacks auf und drückte Federico eine Flasche Bier in die Hand. Er hatte sie wohl auf dem Rückweg zum Konservatorium gekauft. „Es ist immer das Gleiche.“ Federico schüttelte den Kopf. Nein, er wollte jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen. Er hatte sich heute schon genug den Kopf darüber zerbrochen. Er setzte sich auf und kramte in seinem Nachttisch nach einem Flaschenöffner. „Und sonst?“ Claude war einige Tage bei seinen Eltern gewesen und hatte die Vorlesungen geschwänzt. Er war ein lebensfroher junger Mann, der stets gute Laune hatte, nett war und bei allen sehr beliebt. Er studierte Violine und Federico war froh, dass er ihn als Mitbewohner hatte. Wenn ihn einer seine Sorgen vergessen ließ, und sei es nur weil er herumalberte, dann Claude. Federico reichte ihm den Flaschenöffner und sie schwiegen für einen Moment als sie den ersten Schluck Bier genossen. „Arrowfield ist endlich aufgetaucht.“ Dies war noch die einzige spektakuläre Neuigkeit, die er mit Claude teilen konnte. „Endlich! Madame Dupal hat sich ja schon nicht mehr eingekriegt.“ Auch Claude hatte die schwärmerischen Aussagen der alten Dozentin einfach nur als störend empfunden. „Hast du ihn schon gesehen? Trägt er die Nase so hoch wie alle sagen?“ „Nein, eigentlich nicht. Ich habe ihn im Sekretariat gesehen. Er war richtig nett. Ich glaube, es ist ihm selbst etwas peinlich. Wahrscheinlich will er auch einfach nur seine Ruhe haben.“ „Mhm...“ Als er dann gegen Mitternacht sich schlafen legte, Claude wieder in seinem eigenen Zimmer war, kehrte die Melancholie zurück. Claudes Anwesenheit war wie eine warme, tröstende Decke gewesen, die ihm jetzt wieder entrissen worden war. Er dachte wieder an seine Eltern. Wie gern würde er wissen, was sie zu seinem Leben sagen würden? Wären sie stolz auf ihn und würden ihn unterstützen, in allen Belangen? Fast noch mehr als die Einsamkeit, quälten ihn diese Fragen. Kapitel 3: ----------- Kapitel 3 Nach zwei Wochen an seiner neuen Hochschule saß Alexis in dem großen Konzertsaal des Konservatoriums. Der Raum hatte einfach das gewisse Etwas und war nicht bloß eine Ansammlung von Holz und Metall. Unnötig zu erwähnen die Akustik ebenfalls außerordentlich gut war. Kein Wunder also, das hier fast jede Woche Aufführungen stattfanden. Er war zu früh gekommen und wartete auf die übrigen Kursteilnehmer und den Professor. Jetzt stand eine andere Gruppe Schüler um das Instrument herum versammelt. Es waren noch Anfänger, kleine Jungen und Mädchen, die ihre Ausbildung an der Orgel gerade begonnen hatten. Der Lehrer erklärte ihnen den Grundaufbau einer Orgel: „Falls es inzwischen noch jemand nicht wissen sollte: Auf den Manualen spielt man mit den Händen, das Pedal ist für die Füße.“ „Und wie hält man sich dann fest?“, wollte ein Schüler mit ungläubigem Ton in der Stimme wissen. „Rutscht man dann nicht vom Sitz während man spielt?“ Der Lehrer lachte und auch Alexis schmunzelte. Nur zu gut erinnerte ihn dies an seine eigenen ersten Spielversuche an der Orgel. Es schien ihm als ob das schon vor einer Ewigkeit gewesen war. Damals hatte er sich kaum aufrecht halten können, hatte immer Angst gehabt er würde von der Orgelbank rutschen, sobald er anfing mit den Füßen das Pedal zu spielen. Der Junge hatte schon Recht. In der Tat konnte man sich nirgends festhalten, wenn man mit den Händen und Füßen gleichzeitig spielte und es dauerte eine gewisse Zeit bis man sein Gleichgewicht gefunden hat und noch länger bis die Bewegungen ein gewisses Maß an Eleganz besaßen. Andere würden dies für unnötig erachten, da in der Regel der Organist den Blicken der Leute verborgen war. Alexis jedoch hielt es für sehr wichtig, es gab nichts Schlimmeres als einen Organisten, der breitbeinig an einer Orgel saß und auf die Pedal eintrat als ob er einen Käfer zertreten wollte. Das Geräusch von eiligen Schritten auf dem Parkett ließ ihn aufsehen. Soeben hatte eine Frau den Saal betreten und sie winkte ihm zu als sie ihn dort sitzen sah. Valerie stammte ebenfalls aus England und bereits letzte Woche hatten sie Abends zusammen gegessen. Sie kannten sich seit einigen Jahren und waren gute Freunde geworden, seit sie zusammen eine Konzertreihe in England gespielt hatten. Sie hatte sich damals mehr erhofft und er war gezwungen gewesen ihr zu erklären, dass er schwul sei und sie sich keine Hoffnungen machen sollte. Zum Glück hatten sie diesen peinlichen Moment beide gut überwunden und waren Freunde geblieben. „Endlich kommt frischer Wind in den Kurs. Es gibt da ein paar Leute, denen muss dringend jemand zeigen, wie man richtig Orgel spielt.“ Sie machte eine abfällige Handbewegung als sie neben ihm Platz genommen hatte. „Tsk, und wenn ich darauf keine Lust habe?“ „Ach komm schon. Hast du etwa deinen Biss verloren? Das kannst du mir nicht weißmachen! Außerdem haben wir schon Wetten darüber abgeschlossen, ob du besser als Giles bist. Er ist bis jetzt der Star gewesen.“ Sie kannte ihn einfach zu gut. Er grinste, dies war eine Herausforderung ganz nach seinem Geschmack. „Wie sind die Quoten?“ Valerie lächelte: „Sie stehen gut für dich.“ Es war ein gutes Gefühl zu wissen, dass man ihm offenbar so viel zutraute. Alexis war stolz auf sein Können und er wusste, dass er gut war. Wahrscheinlich rührte sein enormes Selbstbewusstsein daher. Aber wer sich bei jedem Konzert oder CD-Einspielung in die Gunst der Kritiker begab, benötigte auch ein gutes Selbstbewusstsein. Langsam stießen die anderen Studenten zu ihnen. Die Stimmung war freundlich, aber auch angespannt. Schnell ergaben sich die ersten Gespräche und Hände wurden geschüttelt. Doch die Unterrichtsstunde über Barocke Orgelmusik, die nun folgte, sollte noch Vielen in Erinnerung bleiben. Fugen des alten, zeitlosen Meisters Bach waren für Alexis nichts Neues. Erstens gehörten sie zum Handwerkszeug jedes Organisten und zweitens liebte Alexis die Musik dieser Epoche. Diese Opulenz, Verschwendung und Leidenschaft, die diese gesamte Epoche ausgemacht hatte. Ein besonderes Stück Bachs‘ sollte heute analysiert werden und Giles schlug vor, dass Alexis es doch ihnen alle vortragen könnte. Sicherlich nicht ohne Hintergedanken, alle wollten sein Können testen und waren gespannt auf seinen Stil. Selbst Professor Stevens ließ die Studenten ihren kleinen Wettbewerb ausfechten und war wohl selbst nur allzu gespannt darauf Alexis spielen zu hören. Dieser musterte seinen härtesten Konkurrenten, wenn er denn Valeries Aussagen Glauben schenken wollte. Giles grinste ihm nur zu und zog eine Augenbraue nach oben. Nun, sie waren alle neugierig, das konnte Alexis verstehen. Er ging auf die Herausforderung ein. Die Noten, die man ihm zum Spielen vorlegte - es war die Fantasie und Fuge in g-moll von Bach - schob er auf die Seite. „Ich kann es auswendig.“, meinte er beiläufig. Ein Raunen ging durch die sieben Kommilitonen und selbst Professor Stevens schien überrascht. Die Fuge galt schließlich als eine der schwersten von Bach. Alexis sammelte sich einige Momente. Es war als ob er die Melodie des Stückes ganz klar hörte. Seine Finger zuckten schon als ob er die ersten Töne spielen würde, obwohl er die Tasten noch nicht berührt hatte. Wie stets, nahm er nicht mehr wahr, was um ihn herum geschah, wenn er spielte. Es gab für ihn nur noch das Instrument, über das er – und nur er allein - bestimmte. Alexis fand, dass dies etwas unheimlich Ehrliches war. Entstanden Fehler, dann war nur er selbst daran Schuld und niemand anders. Er war für den Erfolg und den Misserfolg verantwortlich. Im Gegensatz zu einem Orchester, wo es von den zahlreichen Musikern und ihrem Zusammenwirken abhängig war. Der letzte Akkord verklang im Raum und langsam holte ihn wieder die Realität ein. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er den respektvollen Applaus hörte. Einem anderen wäre es vielleicht peinlich gewesen, doch Alexis wusste, dass er sehr gut gespielt hatte. Applaus war da schon angebracht. „Was soll ich Ihnen überhaupt noch beibringen, Mister Arrowfield?“, fragte Professor Stevens scherzhaft. „Du siehst ziemlich zufrieden mit dir aus.“ Valerie packte gerade ihre Unterlagen zusammen. Die übrigen Kommilitonen waren bereits gegangen und sie waren alleine im Saal. „Mhm, ja. Definitv.“ Alexis streckte sich und grinste. „Aber jetzt habe ich Hunger. Gehen wir essen?“ „Gute Idee.“, nickte sie und gemeinsam machten sie sich auf den Weg zur Mensa. Einem spontanen Impuls folgend fragte er sie: „Hast du eigentlich Federico Batist in den letzten Tagen gesehen?“ Eigentlich war Alexis froh darum, dass der junge Pianist sich wohl zur Zeit nicht am Konservatorium aufhielt. Es verhinderte, dass er sich zu viele Gedanken darüber machte, was genau er gegenüber dem Studenten empfand. Sie schien indes über diese Frage nicht im Geringsten verwundert zu sein. „Ich glaube, er ist in den USA.“ Alexis entfuhr ein fragendes Geräusch und sie zuckte nur mit den Achseln. „Ja, er ist sehr beschäftigt.“ Sie warf einen Blick auf den Speiseplan der Mensa, der neben der Eingangtür angebracht war. „Magst du Linsensuppe, Alex?“ „Nein, nicht im Geringsten.“ „Das dachte ich mir.“ Sie zog sich ihre Jacke an, die sie bis jetzt über dem Arm getragen hatte. „Komm, ich zeig dir ein nettes, kleines Bistro gleich um die Ecke. Da essen wir häufiger und die Preise sind recht studentenfreundlich.“ „Hört sich gut an.“ „Besser als Linsen ist es allemal.“, stimmte sie zu. Sie redeten über Belanglosigkeiten während sie den Campus verließen. Gelegenheit genug für Alexis sich den kurzen Luxus zu erlauben, seine Gedanken schweifen zu lassen. Er wusste nicht genau, was es war, das ihm an Federico so ins Auge gesprungen war und warum er damals im Büro für ein paar Sekunden das Atmen vergessen hatte. Was ihn am meisten daran ärgerte, das er überhaupt so auf Federico regiert hatte. Wie ein unschuldiger, unerfahrener Schuljunge! Als ob er dafür nicht schon längst zu alt wäre. Mit sechzehn hatte er begonnen sich mit seiner Homosexualität auseinander zu setzen und in den letzten zehn Jahren hatte er so einige Erfahrungen gesammelt. Gute und schlechte, doch nichts hatte ihn auf so etwas vorbereitet. Alexis musste sich fragen, ob er es überhaupt wagen sollte. Nein, er ging schon wieder zu weit. Er sollte Federico erst einmal etwas Besser kennen lernen. Womöglich fand er den Pianisten bei der zweiten und dritten Begegnung schon nicht mehr so faszinierend und anziehend. Er hielt Valerie die Tür zum Bistro offen und ließ ihr den Vortritt. „Ah, sie mal da.“, raunte sie leise und zeigte auf einen Tisch in der Ecke des Raumes. Alexis war jemand, der durchaus an göttliche Fügung glaubte und so war er versucht es als solche zu deuten als dort niemand anderes als Federico Batist saß. Er war in Begleitung eines anderen jungen Mannes und bevor Alexis zu Valerie etwas sagen konnte, steuerte sie bereits auf den Tisch zu. „Salut, Claude.“ „Ah Val.“ Federicos Begleiter erhob sich und tauschte mit ihr zwei Küsschen auf der Wange. „Danke für das Rezept, meine Mutter war begeistert.“ „Das sagte ich dir doch!“, sie tat entrüstet, so als ob sie nie daran gezweifelt hatte. „Habt ihr etwas dagegen, wenn wir uns zu euch setzen?“ Federico gähnte, das dritte Mal in einer Minute, und versuchte sich dabei nicht den Kiefer auszurenken. Er beteiligte sich kaum an dem Geplauder der drei anderen, er fühlte sich einfach viel zu gerädert. Aber kein Wunder, es war nicht nur der Jetlag. Die Tage, die er in den USA verbracht hatte, waren schließlich auch kein Urlaub für ihn gewesen. Nicht nur einen Meisterkurs hatte er belegt, sondern auch ein Konzert an der Juilliard School in New York gegeben. Sein Flug zurück war nur zwei Stunden nach Konzertende gegangen und vielleicht würde Federico morgen online nach den Kritiken in der Times suchen. Ja, das würde er als erstes erledigen, sobald er genug Schlaf bekommen hatte. Dann musste er sich um die ganze Wäsche kümmern und in drei Wochen, so erinnerte er sich dumpf, war ein Konzert in Paris. Aber immer alles Schritt für Schritt, beruhigte er sich. Er hatte gehofft das ausgiebige, späte Frühstück hätte seine Lebensgeister wieder etwas geweckt. Allerdings fühlte er sich jetzt noch träger. Erneut gähnte er. „Trinkst du das noch?“, fragte er Claude und deutete auf dessen Glas Prosecco, den es als Beigabe zum Frühstücksmenü gegeben hatte. Claude zog eine Schulter nach oben. „Nimm es wenn du willst.“ Er stürzte es in einem Zug hinunter und nibbelte an dem letzten Schokoladenmuffin, den er sich bis jetzt aufgehoben hatte. Verstohlen beobachtete er, wie Alexis damit begann das mehrstöckiges Sandwich auf seinem Teller mit Messer und Gabel zu bearbeiten. Warum so umständlich? Federico fand es irgendwie amüsant. Warum nahm Alexis das Sandwich nicht einfach in die Hand und biss davon ab? Das ging doch auch schneller. Aber Federico war auch aufgefallen, wie Alexis Valerie den Stuhl zurecht gerückt und ihr die Tür aufgehalten hatte. Wahrscheinlich war Alexis einfach an gute Umgangsformen gewöhnt oder hatte eine außerordentlich gute Kinderstube genossen. Valerie betrachtete Federico kopfschüttelnd als dieser erneut gähnte. „Wieso legst du dich nicht einfach schlafen?“ „Nein, du weißt doch, den Jetlag bekämpft man am besten, indem man sich an den Tagesrhythmus anpasst. Das heißt ich muss nur noch...“ Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. Das Ziffernblatt zeigte 6.30 Uhr und verdutzt schüttelt er den Kopf. Er hatte vergessen die Uhr wieder auf Ortszeit zu stellen. „Wie viel Uhr ist es jetzt?“ Er hatte schon immer Probleme damit gehabt sich die Zeitverschiebungen zu merken. Musste man nun die Uhr vor oder zurück stellen, wenn man Osten flog? Und um wie viele Stunden? „Ganz genau ist es 12.33 Uhr.“ Alexis saß neben ihm und schob den Hemdsärmel zurück, um es ihm zu zeigen. Valerie griff quer über den Tisch nach Alexis‘ Handgelenk. „Rolex?“, fragte sie. „Omega.“ „Wunderschön.“ Es klang durch und durch ironisch. „Es ist wirklich eine Omega.“, verteidigte sich Alexis, dann öffnete er den Verschluss der Uhr und zeigte sie Valerie. Claude lachte und Federico warf ihm einen schrägen Blick zu. Was war denn daran so lustig? Hatte er einen Insiderwitz verpasst? „Nun, ich werde einen Blick darauf haben und nicht auf deinen perfekten wohl geformten Hintern.“ Federico vergaß an dem Rädchen seiner Uhr zu drehen. Was hatte Claude da gerade von sich gegeben? „Ach? Ist er dir aufgefallen.“, erwiderte Alexis und nun lachten alle drei herzhaft los. Federico verstand den Witz nicht. Er fand es nur peinlich, das Claude hier versuchte Alexis anzubaggern. Wie sonst war es denn sonst zu verstehen, wenn ein Schwuler Komplimente über den Hintern eines anderen machte? „Du hast Casino Royal nicht gesehen, was?“, erbarmte sich Alexis endlich Federico aufzuklären. „Die Szene im Zug bevor sie in Montenegro ankommen.“ „James Bond?“ Federico konzentrierte sich wieder auf seine Uhr. Keine Omega, keine Rolex eine markenlose Billiguhr, die er einmal in einem Duty Free Shop gekauft hatte. „Nein, das ist nicht so ganz meine Richtung.“, murmelte er. Gerne wäre er noch länger im Bistro geblieben, aber Claude, Alexis und Valerie mussten zurück zu ihren Vorlesungen. „Gehst du heute ins Training?“, wollte Claude wissen als sie nach draußen traten. „Sehe ich so aus als ob ich heute Abend noch Sport treiben würde.“, gab er trocken zurück. „Na ja, ich dachte...“ „Warum gehst du nicht alleine hin? Du kennst die Leute doch.“ „Nein, alleine ist blöd.“ Claude stopfte die Hände in die Taschen seiner Jacke. „Warum schaust du auch immer nur zu, du könntest es ruhig selbst einmal probieren.“ In der Tat drückte sich Claude immer nur auf den Zuschauerrängen der Halle herum und beobachtete die Sportler bei ihren Übungen und Gefechten. „Zu anstrengend.“ „Faule Socke.“, lachte Federico. „Sein Hintern ist wirklich perfekt wohl geformt.“, murmelte Claude und es war unschwer zu erraten, dass er Alexis meinte, der ein paar Meter vor ihnen zusammen mit Valerie die Straße entlang lief. „Gott, was... lass seinen Hintern in Ruhe! Perfekt geformt, ja, ja.“, Federico war nicht so diskret wie Claude und Alexis drehte sich zu ihnen um. Er starrte Federico verdutzt an und grinste dann. Federico indes schüttelte den Kopf und machte abwehrende Handbewegungen, doch die Situation war ihm so peinlich, das er genau spürte wie er rot wurde. „Oh Fedri.“, Claude kicherte und Alexis hatte Federico noch immer fixiert, bevor er Valerie antwortete, die sich nach seiner nächsten Vorlesung erkundigt hatte. Wie es der Zufall wollte belegten die beiden wohl den gleichen Kurs und so verabschiedeten sie sich von Claude und Federico. Doch es war nicht zu übersehen, das Alexis seine Augen von Federico gar nicht mehr abwenden wollte. „Was sollte das?“, stieß er Claude an als sie alleine waren, der fand gar nichts dabei und murmelte etwas davon, das Federico eindeutig lockerer werden musste und nicht alles so ernst sehen sollte. „Was denkt er jetzt von mir?“ „Kann dir doch egal sein.“ Nein, besser er brach keine Diskussion vom Zaun, was nach Claudes Ansicht ‚egal‘ war und was nicht. Federico rieb sich über die Stirn, er hatte das Gefühl das hartnäckige Kopfschmerzen im Anflug waren. Vielleicht legte er sich jetzt doch am besten in sein Bett und zog die Decke über den Kopf. Alexis dachte, das er schmutzige Witze über dessen Hintern machte. Oder noch ungeheuerlicher, dass ihn Alexis jetzt auch noch für schwul hielt. Peinlicher konnte es für ihn heute nicht mehr werden. Kapitel 4: ----------- Kommentar: Hi Toastviech (<- by the way ich mag diesen Nick) Danke für dienen Kommentar. Du hast Recht, es wäre wirklich schön, wenn man die Musik dabei noch hören könnte. Aber gerade die g-moll Fantasie von Bach ist sehr bekannt, da sollte man schon bei youtube fündig werden. Falls es jemand interessiert... Ich hatte leider etwas länger Zeit benötigt um das alte Kapitel so umzuschreiben, das es mir gefällt. Ich glaube, nur ein oder zwei Sätze des ursprünglichen Entwurfs haben es in dieses Kapitel geschafft. Eigentlich hatte ich nicht gedacht, so viel umzuschreiben... Kapitel 4 Federico war nicht im Geringsten zimperlich als er gegen Claudes Zimmertür hämmerte. Doch dies war die einzige Chance seinen Mitbewohner aus dem Bett zu werfen. „Steh auf, wir wollen joggen gehen!“ „Wollen wir nicht!“, hörte er Claude murren. „Okay. Gut, aber dann möchte ich keine Beschwerden hören, falls dich einige heiße Jungs im Club abblitzen lassen weil du Rettungsringe ansetzt.“ Federico glaubte, das dies Claude zwar noch nie passiert war, aber es war die beste Möglichkeit ihn zu motivieren. Man würde es Claude ganz und gar nicht zutrauen, aber es verging kein Wochenende in dem er nicht einen Mann abschleppte. Zum Glück landete Claude mit ihnen selten in seinem Bett im Wohnheim. Zum einen weil Claude wusste, dass es Federico immer mehr als peinlich war, am Morgen danach mit den neuesten Eroberungen konfrontiert zu werden. So großzügig bemessen waren ihre Zimmer nicht als dass sie dem anderen aus dem Weg gehen konnten. Zum anderen weil Federico seinen Mitbewohner gerne mit dessen ausschweifenden Lebensstil aufzog. Federico hatte einen ganzen Monat auf der Tatsache herumgeritten, dass Claude nach einer der Fakultätsparties mit zwei Männern ins Bett gegangen war – gleichzeitig. Federico fragt sich insgeheim noch heute, wie die Drei das so rein technisch angestellt hatten, in Anbetracht des schmalen, nicht sehr stabil aussehenden, Bettrahmens in Claudes Zimmer. Doch er würde sich hüten Claude danach zu fragen. Im Gegensatz zu Claude war Federico dann fast schon als konservativ zu bezeichnen. Sein letztes Date lag auch schon wieder ein halbes Jahr zurück und trotz der zwei Beziehungen, die aber auch nur ein paar Monate ausgehalten hatten, würde er sich nicht als sehr ‚erfahren‘ bezeichnen in Sachen Partnerschaft oder Bettgeschichten. Aber eines hatte er bereits auf schmerzliche Weise realisieren müssen, es war schwierig für eine Partnerin seinen Lebensstil zu tolerieren. Wenn er nicht gerade in Vorlesungen saß, dann in einem der Übungsräume vor dem Klavier. War er einmal nicht am Konservatorium, dann irgendwo anders auf der Welt um dort zu studieren und zu lernen. Freizeit blieb jemandem, der eine Karriere als international erfolgreicher Konzertpianist anstrebte, kaum noch. Wahrscheinlich würde seine Zukünftige auch eine Musikerin sein. So etwas konnte man erst verstehen, wenn man es selbst durchlebt hatte. Er schenkte sich und Claude ein Glas Orangensaft ein und endlich kam Claude auch aus seinem Zimmer gestolpert. „Wärst du gestern nicht so spät ins Bett gegangen...“ Claude verdrehte nur genervt die Augen und stürzte das Glas Saft hinunter. „Bringen wir es hinter uns.“ Wenn es sich einrichten ließ, gingen sie beide zweimal in der Woche im Park, der gleich hinter dem Campus lag, joggen. Außer ein paar anderen Sportlern war noch Niemand unterwegs und es herrschte friedliche Stille. Deshalb zog es Federico auch vor morgens noch vor den Vorlesungen nach draußen zu gehen. Abends waren hier einfach zu viele Menschen unterwegs. Ein paar Nebelschwaden standen noch über dem See und erinnerten sie daran, dass es langsam herbstlich wurde. Auch wenn Claude anfangs nörgelte es wäre ihm zu kalt, nach der ersten Runde um den See war auch er aufgewärmt genug. „Machst du noch eine Runde?“, fragte Claude schwer atmend nach einer halben Stunde und blieb an der Weggabelung stehen, die zum Campus zurückführte. „Ja und du auch. Jetzt kneif nicht.“ „Ich koche dafür Kaffee und kauf uns Croissants?“, bot Claude als Kompromiss an. „Abgemacht.“ Federico grinste als er weiterlief und noch einmal das Tempo verschärfte. Heute würde er noch lange genug vor dem Klavier sitzen, da tat es gut einmal alle Muskeln zu bewegen. Häufig kamen ihm beim Laufen aber auch gute Ideen für kleinere Kompositionen, vielleicht tat er es auch deshalb so gerne. Nach einem letzten Sprint begann er den Weg in weitaus gemächlicheren Tempo zurückzugehen. „Guten Morgen. Auch schon so früh unterwegs?“ Der englische Akzent war unverkennbar und Federico hätte sich nicht umdrehen brauchen um zu wissen, wer da gerade hinter ihm aufgetaucht war. Alexis trug ebenfalls Turnschuhe und Sportbekleidung, unter anderem eine Lauftight. Federico fand diese hautengen Hosen, die viele Läufer trugen, einfach nur lächerlich. Sie waren hier doch nicht im Ballettsaal und er hätte auch gut ohne diesen ungehinderten Blick auf Alexis‘ Beine, die zugegebenermaßen ziemlich gut austrainiert erschienen, weiterleben können. Gerade schob sich Alexis die Haare zurück aus dem Gesicht und kam neben Federico zum Stehen. Von der Anstrengung hatte er rote Wangen bekommen, wo er doch sonst der typisch blasse Engländer war. Im Gegensatz zu seiner sonst üblichen äußeren Erscheinung, waren die Haare auch nicht perfekt mit Gel gestylt. Überhaupt war Alexis der neue Schwarm der weiblichen Studenten und wenn sie ihn jetzt so sehen würden, dann wären einige Kreislaufzusammenbrüche garantiert. Einige Mädchen im Wohnheim hatten sogar wissen wollen, dass er mit Valerie, die mit ihm studierte, ein Verhältnis hätte. Da tat auch die Tatsache keinen Abbruch, dass Alexis wohl in der letzten Woche während einer Vorlesung eine ziemliche Show abgezogen haben musste. Federico hatte es nicht selbst miterlebt und es nur erzählt bekommen: Jemand hatte eine kleine, spöttische Bemerkung über Alexis‘ Fähigkeiten beim Improvisieren fallengelassen. Daraufhin hatte sich Alexis an die Orgel gesetzt und einfach so eine vierstimmige Fuge aus dem Ärmel geschüttelt. Es war ja bewundernswert, dass Alexis diese Fähigkeit besaß. Federico selbst war nur mäßig begabt was Improvisation anging. Doch würde ihm nie einfallen, dermaßen mit seinen Fähigkeiten zu prahlen. Er hatte den Zeitungsartikel aus der New York Times, der sein Konzert an der Juillard hochgelobt hatte, ja auch nicht gleich ans Schwarze Brett neben der Mensa geheftet auf dass ihn jeder lesen konnte. Aber wenigstens verrissen sich dann die notorischen Klatschbasen des Campus einmal nicht über ihn das Maul. Federico stand nicht gerne im Mittelpunkt und unter permanenter Beobachtung. Für Alexis hingegen schien es das tägliche Brot zu sein. Oder zumindest kam dieser gut damit zurecht. „Du machst das öfters, oder? Der Sprint gerade eben hat mir den Rest gegeben.“ „Bist du mir nachgerannt?“ Alexis zuckte mit den Schultern und ging zusammen mit Federico den Weg entlang. „Was meinen deine Dozenten dazu, dass du deine kostbare Zeit mit Joggen verbringst?“ Alexis war wohl ernsthaft an einer Unterhaltung interessiert. „Ich würde sagen, es kann ihnen egal sein, was ich mache. Außerdem würde mein Rücken mich umbringen, wenn ich nicht ab und zu laufen gehen würde. Hast du schon Bekanntschaft mit Ben gemacht?“ „Der alte Klavierlehrer? Schwarzer Krückstock mit silbernem Totenkopf? Ja, den habe ich schon gesehen.“ Den Krückstock benötigte der alte Mann aber auch jeden Tag und er klagte häufig über seine Rückenschmerzen. Jeder auf dem Campus kannte ihn. Ben gehört einfach schon zum Inventar. „Genau so will ich nicht enden. Außerdem würde es mich verrückt machen, wenn ich nicht ab und zu mal rauskommen würde. Immer nur vor dem Klavier zu sitzen oder am Schreibtisch...“ „Du nimmst es sehr ernst, nicht wahr?“ Jeglicher Humor war aus der Stimme Alexis‘ verschwunden und er klang echt besorgt. Federico blieb stehen. „Warum sollte ich es nicht ernst nehmen? Musik und das Klavier sind mein Leben. Ich habe nichts Anderes.“ „So dachte ich auch lange.“, entgegnete Alexis. „Aber auf Dauer macht dich das kaputt.“ Leider hatte Alexis damit vollkommen Recht. Das wusste auch Federico. Es gab auch schon die ersten körperlichen Anzeichen, die ihn warnten, dass er dringend etwas Kürzer treten musste. Unwillkürlich ballte er seine rechte Hand zur Faust und erwartete schon fast das protestierende Ziehen in seinen Fingern zu spüren. Aber das hieß noch lange nicht, das er es zugeben würde. Vor allem nicht vor Alexis, was ging es den Organisten an, wie er sein Leben führte? So schwieg er zunächst, ging wieder weiter und um das Thema zu wechseln meinte er: „Ich glaube, eine Entschuldigung wäre angebracht.“ „Ich wüsste nicht, warum.“ „Wegen dieser Sache im Bistro... Dieser Witz, den Claude gemacht hat.“ Federico brannte das Thema auf den Nägeln. Es war ihm so dermaßen peinlich gewesen, was er damals gesagt hatte. „Das Filmzitat, das sich auf meinen Hintern bezog?“, bohrte Alexis weiter nach und Federico war dankbar darum, das er es nicht aussprechen musste. Er nickte nur. „Tut mir leid.“ „Oh... Ich hatte gedacht, es wäre ernst gemeint gewesen.“ Alexis blickte ihn wie die Unschuld in Person an und Federico blieb erneut stehen. „Ich... wie... du hast...“ Wie ein Fisch auf dem Trockenen öffnete er wieder und wieder seinen Mund und stotterte doch nur herum. Ernst gemeint? Wieso sollte er das ernst gemeint haben? Dachte Alexis etwa ernsthaft, er hätte ihm auf den Hintern gestarrt? Federico winkte ab und murmelte. „Vergiss es.“ Er ging weiter in Richtung Campus, dann drehte er sich abrupt um und lief die fünf Meter wieder zurück wo Alexis immer noch stand. „Was soll das heißen ‚ernstgemeint‘? Hast du geglaubt, dass ich schwul wäre?“, platzte es dann aus ihm heraus. Alexis legte den Kopf leicht schräg und musterte Federico von oben bis unten. „Bist du nicht?“ „Nein!“ „Dann sollte ich mich wohl entschuldigen.“, bot Alexis an und konnte es nun nicht mehr verhindern, das seine Mundwinkel unkontrolliert zuckten. „Machst du dich über mich lustig?“ „Nein, nein. Es ist nur, du bist damals so knallrot angelaufen und... Sorry.“ Er begann zu lachen und Federico würde zu gerne wissen warum und was jetzt so lustig war. „Du bist komisch Alexis.“, bescheinigte Federico seinem Gegenüber und konnte nicht verhindern, dass auch er lächelte, wieder besseren Wissens. Aber es tat einfach gut und das Lachen war ansteckend. „Ja, das höre ich öfters.“, gab Alexis dann freimütig zu. „Aber dein Mitbewohner, der ist doch schwul.“ „Claude? So schwul wie George Michael und die Village People zusammen. Du meinst, das könnte abfärben?“ Federico tat entsetzt und grinste. Es war gar nicht seine Art mit fremden Menschen so reden. Denn im Grunde kannte er Alexis doch kaum. Aber im Gegensatz zu den anderen Studenten schien sich Alexis nicht darum zu scheren, dass Federico ein brillanter Pianist war. Was hätte er auch davon sich bei Federico einzuschmeicheln? Das Läuten einer nahen Kirchenglocke erinnerte Federico das Claude wahrscheinlich längst wieder in ihrer Bude saß und auf ihn wartete. Deshalb verabschiedete er sich von Alexis und just in dem Moment als er sich abwandte, rutschte er auf dem feuchten Laub aus, das sich auf dem Weg gesammelt hatte. Prompt landete er schon auf dem Boden und rieb sich das Kreuz. „Verdammt.“ „Alles in Ordnung?“ Alexis kniete neben ihm und blickte ihm besorgt in die Augen. „Ja, klar. Ich bin nur ausgerutscht. Diese Schuhe haben einfach kein Profil mehr.“ Er wackelte mit dem besagten Schuh und Alexis half ihm wieder in die Höhe. Länger als unbedingt notwendig hielt der Organist seine Hand fest und sah ihn dabei noch immer an. Unbehaglich presste Federico die Lippen aufeinander und trat einen Schritt zurück. „Danke.“, murmelte er und wandte sich ab. Als er endlich in sein Zimmer zurückkam, war Claude schon verschwunden. Er hatte Federico aber wenigstens ein Croissant und eine Tasse mit Kaffee, der inzwischen kalt war, übrig gelassen. Auch Federico musste sich nun beeilen, wenn er noch duschen wollte und in Anbetracht seines morgendlichen Workouts stand dieser Punkt nicht zur Diskussion. Es war merkwürdig, befand er als er unter der Dusche stand. Irgendwie tat ihm das aufrichtige Interesse, das Alexis an ihm hegte, gut. Eben weil er spürte, das es mehr war als pure Oberflächlichkeit. Wann hatte jemand schon zu ihm gesagt, dass er es etwas langsamer angehen sollte, weil er sich sonst nur selbst zu Grund richtete? Jetzt von Claude einmal abgesehen... Vielleicht hatte er mit dem Organisten einen neuen Freund gewonnen? Alexis wusste ja gar nicht wie Recht er hatte. Federico stellte die Dusche auf kalt und hielt sein rechtes Handgelenk unter den Wasserstrahl. Er musste sich wohl bei seinem Sturz gerade eben mit der Hand aufgefangen haben, denn er spürte ein schmerzhaftes Ziehen im Gelenk. ‚Ausgerechnet die Rechte.‘, dachte er und verzog den Mund als er anfing zu zittern. Wenigstens betäubte die Kälte den Schmerz. Seine rechte Hand hatte ihm schon vor einem halben Jahr einmal Probleme bereitet und er war gezwungen gewesen seinem Gelenk etwas Ruhe zu gönnen und einige Tage lang nicht zu spielen. Was natürlich für einen Pianisten so etwas wie ein Weltuntergang war. Dass Alexis ihn jedoch allen Ernstes für homosexuell gehalten hatte, das nagte noch immer an ihm. Und es war alles nur Claudes Schuld! Wenn dieser damals doch nur den Mund gehalten hätte. Als er seinen Mitbewohner deshalb während der Mittagspause in der Mensa sah, setzte er sich ihm gleich gegenüber und stellte das Tablett lautstark auf dem Tisch ab. „Wo warst du heute Morgen?“, erkundigte sich Claude während er im Salat herumstocherte. Federico ging erst gar nicht auf die Frage ein. „Mister Alexis Arrowfield hält mich für schwul.“, raunte er. „Und daran bist nur du und dieses lächerliche Filmzitat schuld.“ Claude grinste. „Oh Fedri. Wie heißt es so schön: Wem der Schuh passt, der zieht ihn sich an.“ „Jetzt fang du nicht auch noch davon an. Was ist heute nur los?“ Drehten ihm heute denn alle das Wort ihm Mund herum? „Stell dich nicht so an: Ein bisschen bi schadet nie!“ Entweder wurden alle anderen langsam verrückt, oder er drehte durch. Federico schüttelte vehement den Kopf. „Sei bitte wieder ernst. Wenn Alexis das denkt, dann denken das andere vielleicht auch.“ Claude deutete mit der Gabel auf ihn. „Ich habe dich schon so oft gesagt, dass du weniger auf die Meinung von anderen Leuten geben sollst.“ „Das ist ein Problem, verdammt noch mal!“ „Ganz und gar nicht. Fedri, ist okay. Es war einfach nur ein Missverständnis, warum stehst du da nicht einfach drüber? Du reitest nur noch mehr darauf herum, das macht es auch nicht besser.“ Ja warum? Warum ließ es ihn nicht einfach kalt? „Ich weiß es nicht. Hey entschuldige, ich bin...“, er warf den Löffel in die Suppe zurück und strich sich frustriert durch die Haare. „Was ist passiert?“ Nun sah ihn auch Claude besorgt an. „Gerade eben ist mir Dekan Haylen auf dem Gang begegnet. In Brüssel findet in ein paar Wochen irgendein Wettbewerb statt und das Konservatorium will ‚seinen besten Mann‘ schicken. So hat er sich tatsächlich ausgedrückt.“ „Das ist doch großartig!“ „Nein, ich will es nicht.“ Federico griff wieder nach seinem Löffel und rührte damit in der Suppenschale herum. „Ich dachte, ich könnte es für dieses Jahr gut sein lassen. Nicht noch ein Konzert und noch eine Auslandsreise. Ich schaff das nicht mehr.“ Den letzten Satz sprach er mehr zu sich selbst, aber Claude hatte es gehört und er sah es Federico an, dass es nicht nur leere Worte waren, sondern er es todernst gemeint hatte. „Hast du abgesagt?“ „Ich habe gar nichts gesagt.“ „Wenn du es nicht willst, dann musst du ihm absagen.“ „Ich weiß, aber...“ Claude erriet sofort, was das Problem war. „Das Stipendium?“ „Ja, glaubst du die investieren weiter Gelder in mich, wenn sie erfahren, dass ich kurz vor dem Zusammenbruch stehe?“ „Jetzt mach es nicht schlimmer als es ist. Du brauchst nur etwas Ruhe und mal ein paar freie Tage. Red‘ doch nicht gleich von einem Zusammenbruch... Willst du nichts mehr? Du hast ja kaum etwas gegessen!“ Doch Federico stand schon vom Tisch auf. „Ich geh auf mein Zimmer. Muss noch einen Aufsatz für Morgen durcharbeiten. Wir sehen uns.“ Kapitel 5: ----------- Kapitel 5 Wenigstens eines wusste er jetzt - und Alexis war sich nicht sicher, ob er für diese Gewissheit dankbar sein sollte - Federico Batist war zum einen nicht schwul und zum anderen schien er diese Vorstellung auch nicht besonders amüsant zu finden. Alexis konnte sich noch genau an den schockierten Gesichtsausdruck von Federico erinnern als dieser ihm sein „Nein!“ entgegen geschleudert hatte auf die Frage, ob er denn nicht schwul sei. Von wegen er würde Federico nach einer gewissen Zeit nicht mehr so faszinierend finden. - Was er sich versucht hatte einzureden. Das Gegenteil war sogar der Fall! Er brannte förmlich darauf die Bekanntschaft mit Federico zu vertiefen. Oh, wie das klang! Besser er machte sich nichts vor, er suchte die Nähe zu dem Pianisten. Es war ein Zufall gewesen, dass er Federico an diesem Morgen im Park getroffen hatte. Aber es hatte ganz und gar nichts Zufälliges an sich, dass er einen Sprint hingelegt hatte, der olympiareif gewesen war, nur damit er Federico rechtzeitig hatte abfangen können. Zunehmend ärgerte er sich über sein Gefühlsleben. Am liebsten würde er zu Federico gehen, ihm sagen, dass er sich in ihn verliebt hatte, dann hätte er es wenigstens hinter sich. Aber dies war nicht unbedingt ein sehr bedachter und ausgeklügelter Plan, der Erfolg versprechend war. Sogar jetzt als er sein schmutziges Geschirr in die Spülmaschine räumte, musste er an Federicos Lachen zurückdenken. Wie sich diese Grübchen an Federicos Mund bildeten, wenn er lachte. Aber vor allem diese Augen hatten es ihm angetan: Sie waren von einem unglaublich tiefen grünen Farbe. Blonde Haare und grüne Augen, eine ungewöhnliche Mischung. Alexis hatte mit grünen Augen immer eine gewisse Wildheit und Leidenschaft verbunden, Federico war das genaue Gegenteil von wild und leidenschaftlich. Oder zumindest trug Federico diese Züge nicht nach außen. Ob der Pianist wohl etwas von seiner Reserviertheit verlor, wenn er vor dem Klavier saß? Alexis hatte ihn noch nie live spielen gesehen. Etwas, was er unbedingt einmal nachholen musste. Oder vielleicht brach die Leidenschaft im Bett durch? Stille Wasser gründeten bekanntlich tief. Nein, falsches Thema. Er schoss hier einmal wieder übers Ziel hinaus. Nachdem Alexis seine Hausarbeit erledigt hatte, warf er einen ungeduldigen Blick auf die Uhr. Frank schien sich zu verspäten, dabei hatte ihm der Freund doch noch eine SMS geschrieben, dass er die Autobahn gerade verlassen und bald vor Alexis‘ Wohnung stehen würde. Alexis kannte Frank Taylor schon von ihrer Zeit im Kindergarten und den gemeinsam verbrachten Ferien im Sommer. Auch wenn Alexis‘ Familie überall auf der Welt zu Hause war, seine Sommerferien hatte er immer in England auf dem Anwesen der Familie verbracht. Doch ihre Freundschaft ging noch viel tiefer als gemeinsame Jugendstreiche. Frank hatte zur gleichen Zeit wie er entdeckt, dass er anders war als die übrigen Jungs, die sich begannen für Mädchen zu interessieren. Frank war der erste Junge gewesen, den Alexis geküsst hatte und nicht nur das... Alexis erinnerte sich mit einer Spur Wehmut an diesen Abend zurück. Er und Frank waren alleine auf dem Anwesen der Arrowfields geblieben, die Eltern waren ausgegangen. Beide waren noch viel zu schüchtern gewesen um sich einen Partner in einem der Clubs zu suchen, mit dem sie ihr erstes Mal verbringen wollten. Aber andererseits wollten sie es hinter sich bringen und wissen, was eigentlich dahinter steckte, hinter diese Sache, die für alle Welt so viel Bedeutung hatte und wie es überhaupt war mit einem anderen Mann zu schlafen. Nach einer halben Flasche Rotwein – sie waren noch jung gewesen und hatte nicht viel vertragen – und einigen fadenscheinigen Argumenten um sich selbst Mut zuzusprechen, hatten sie ausgeknobelt wer den Part des Bottom übernehmen sollte. Auch wenn es sich jetzt in der Retrospektive unheimlich dumm anhörte, damals hätte ihm nichts Besseres passieren können. Er hatte keinem anderen so vertraut als Frank. Wenn man gemeinsam so ein Geheimnis in sich trug, das man vor allen, sogar der eigenen Familie, verbergen wollte, was es unheimlich tröstlich gewesen zu wissen, dass da noch jemand war, der genau so fühlte. Im gleichen Dilemma steckte wie man selbst. Alexis hatte sich wenig später geoutet, während Frank noch lange mit seiner sexuellen Identität gehadert hatte bis er sich durchringen konnte seinen Eltern zu gestehen, dass er bi war. Ein Jammer, dass er Frank seit zwei Jahren nicht mehr persönlich getroffen hatte. Frank studierte in Deutschland doch jetzt hatte es sich ergeben, dass ihn sein alter Freund in Genf besuchen würde. Wie aufs Stichwort klingelte jemand an Alexis‘ Tür und er hielt sich erst gar nicht mit der Sprechanlage auf, sondern ging direkt nach unten vor die Haustür. Frank grinste ihn breit an. „Hi. Verdammt siehst du gut aus! Hast du abgenommen?“ Alexis lachte nur und schloss seinen Freund in die Arme. „Hi Frank, hast du die Fahrt gut überstanden?“ Er drehte den Kopf und schielte auf den silbernen Wagen, der auf der Straße direkt im Parkverbot stand. Besser er stellte das Auto sofort in der Garage ab bevor sich noch jemand beim Ordnungsamt beschwerte. „Du meinst, ob dein Auto, die Fahrt gut überstanden hat?“, korrigierte Frank und trat einen Schritt zurück. „Du kennst mich doch.“ Er reichte Alexis die Autoschlüssel für den rassigen Wagen, Sportausführung, Leichtmetallfelgen und mit jeder Menge PS unter der Haube. Frank war ein leidenschaftlicher Autofahrer und deshalb hatte er sich angeboten für Alexis das Auto nach Genf zu fahren. Frank hatte die 340 PS sicherlich bis zum Äußersten ausgereizt. Zuerst hatte Alexis geglaubt auf seinen Wagen verzichten zu können, aber schon noch zwei Wochen war ihm das Busfahren in der Stadt dermaßen von zuwider, dass er sein eigenes Auto schmerzlich vermisst hatte. Alexis hatte sich den Wagen von einer Spedition überführen lassen wollen, aber Frank hatte von diesem Vorschlag nichts hören wollen. Da er ohnehin gerade in England weilte und nach Deutschland zurück musste, war es ihm ein großes Vergnügen gewesen die Fahrt persönlich zu unternehmen und den kleinen Umweg in Kauf zu nehmen. Alexis hoffte, dass Frank auch noch ein paar Tage in Genf blieb, bevor er dann zurück nach Freiburg fuhr, dieses Mal jedoch mit dem Zug. „Nochmal vielen Dank.“, meinte Alexis als Frank seine Tasche, die er auf dem Beifahrersitz deponiert hatte, nahm und mit ihm zur Wohnung ging. „Nichts zu danken. Das Benzin muss ich ja nicht zahlen. Ich verstehe es immer noch nicht, dass ausgerechnet du so ein Auto fährst.“ Schließlich war Alexis nicht einmal der große Autoliebhaber, der besonders viel Wert auf Ausstattung oder Leistung legte. Aber wenn sich Alexis etwas leistete, dann hatte es schon etwas Extravagantes zu sein und von der neuen Sportausführung des Audi TTs sah man noch nicht viele auf der Straße fahren. „Mir gefiel die Farbe.“, erwiderte Alexis lakonisch. „Hier, schließ auf.“ Er hielt Frank den Wohnungsschlüssel hin während er selbst die zwei Taschen durch das Treppenhaus bugsierte. Alexis fragte sich ernsthaft, wie Frank das Gepäck überhaupt in den kleinen Kofferraum des Sportwagens untergebracht hatte. Frank hatte ihm noch einen Koffer mit Kleidung mitgebracht und ebenso seine Fechtausrüstung. Alexis wollte sich wieder intensiver dem Sport widmen. „Schöne Wohnung.“ Frank schien sich sofort wohlzufühlen, er warf seine Jacke auf die Couch und Alexis stellte das Gepäck erst einmal neben der Tür ab. „Endlich kann ich mal wieder Jeans anziehen, ich hatte nur Stoffhosen und Hemden im Gepäck als ich hier angekommen bin. Das ging mir schon selbst auf die Nerven und viel Zeit zum Einkaufen hatte ich auch nicht.“ „Wie gesagt, nichts zu danken. Ein schöneres, nachträgliches Geburtstagsgeschenk als mich den Wagen fahren zu lassen, hättest du mir nicht machen können.“ Frank verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Ich weiß, entschuldige.“ Er hatte Franks letzten Geburtstag komplett vergessen. Natürlich nicht aus Böswilligkeit, es war zu der Zeit gewesen als Alexis noch die Trennung von Henry verkraften musste und war kaum für seine Umwelt ansprechbar gewesen. „Es ist nicht so sehr der Geburtstag, den du vergessen hast... Warum hast du nicht mit mir geredet!“ Es klang vorwurfsvoll. „Deine Großmutter meinte, es wäre dir damals so dermaßen schlecht gegangen. Du hättest es nicht gut verwunden, dass du dich von Henry getrennt hast.“ ‚Nicht gut verwunden‘ war die Untertreibung des Jahres. Genau deshalb hatte er doch England verlassen und war nach Genf ans Konservatorium gegangen. „Ich habe mit niemandem darüber gesprochen.“ In der Tat hatte er seiner Familie nur das Nötigste gesagt, dass sie sich getrennt hätten, aber nicht, was genau damals vorgefallen war. „Mit niemandem gesprochen, außer deinem guten Freund namens Glenfiddich... oder war es Glenmorangie?“ Das waren bekannte Whiskymarken und Frank wusste um Alexis Vorliebe für das schottische Nationalgetränk. „Sowohl als auch, und noch ein bisschen geplaudert mit Jack Daniels.“ Alexis stand noch immer an der Tür und jetzt erhob sich Frank von seinem Sitzplatz, kam zu ihm herüber und stützte die Hände neben Alexis‘ Kopf ab, Frank war nur unwesentlich kleiner als er und sie konnten einander mühelos in die Augen sehen. „Ich sehe es dir genau an Alex. Du hast es noch lange nicht überwunden.“ Alexis war nicht so feige und wandte den Blick ab, er zuckte nur hilflos mit den Schultern. „Was schlägst du vor?“ „Das ist leicht. Du machst uns einen Earl Grey. Deine Großmutter war so freundlich und hat mir extra Scones mitgegeben als ich deine Sachen abgeholt habe.“ „Mach dir keine Illusionen, sie hat die Scones nicht selbst gebacken. Wahrscheinlich war es unsere Köchin.“ Seine Großmutter war zwar eine gute Köchin und buk aus Leidenschaft, aber nur an zwei Anlässen im Jahr: An Weihnachten und dem Geburtstag der Queen. Frank fuhr fort seinen Plan darzulegen: „Ich gehe währenddessen unter die Dusche, dann erzählst du mir alles. Als nächstes Freundschaftssex, dann schlafen wir ein paar Stunden und gehen in einen Club. Wie klingt das?“ „Mhm.“, brummte Alexis. Freundschaftssex. So hatten sie es früher bezeichnet als sie miteinander geschlafen hatten, was damals doch ein paar Mal vorgekommen war. „Okay, zuerst Freundschaftssex und dann den Tee?“, bot Frank als Kompromiss an. „Sind wir dafür nicht inzwischen zu alt?“ Alexis legte seine Hände auf Franks Arme. „Ich für meinen Teil muss nicht mehr ausprobieren wie es ist einem unschuldigen Jungen den Blowjob seines Leben zu verpassen. Ich weiß allerdings nicht, wie es mit dir ist...“ „Verdammt, ich dachte ich krieg‘ dich rum.“ Frank lachte und küsste ihn kurz auf die Lippen. „Ich glaube, ich habe deswegen nicht mit meiner Familie darüber gesprochen, weil sie mich alle gewarnt haben. Jeder hat es gesehen, dass Henry nicht der Richtige ist. Nur ich nicht.“ Alexis saß mit übereinander geschlagenen Beinen auf dem Clubsessel und hatte das Kinn in die Hand gestützt. Frank hatte es sich im Schneidersitz vor der Couch auf dem Boden bequem gemacht. Mit dem Rücken lehnte er an dem Leder und sah zu Alexis hoch, während er an dem Teegebäck herumknabberte. „Henry war mein Anlageberater.“, begann Alexis zu erzählen. „Oh?“ „Ja. So habe ich ihn kennen gelernt. Er war 15 Jahre älter als ich, steckte mitten in der Scheidung. Zwei Kinder.“ „Ich wusste nicht, dass du was für ältere Männer übrig hast. Ist das deine neue Vorliebe, denn einen Sugardaddy hast du dir sicher nicht gesucht.“ „Also bitte Frank.“ Als ob Alexis jemanden benötigte, der ihn haushaltete. Eher hätte er Henry mit den Zahlungen der Alimente unter die Arme greifen können. „Es war auf einer Cocktailparty, wir haben geredet. Er wusste, dass ich schwul bin und... irgendwie.“ Alexis konnte es heute noch nicht richtig erklären. „Er wollte es ausprobieren, er wollte einfach alles ausprobieren und so... Ja, es war okay.“ Was sollte er da lang und breit erzählen. Er war glücklich gewesen, er hatte an die Beziehung geglaubt auch wenn sie es im Großen und Ganzen geheim gehalten hatten. Natürlich hatten Alexis‘ Eltern darüber Bescheid gewusst, aber ansonsten niemand. Alexis hatte auch nie die Kinder kennen gelernt, hatte es auch gar nicht gewollt. Henrys Sohn hätte gut und gerne Alexis‘ jüngerer Bruder sein können. Bizarr, wenn er jetzt darüber nachdachte. „Was ist dann passiert?“ „Ich war in Brighton. Hatte dort ein Konzert und Henry meinte wir könnten auch ein paar Tage Urlaub machen. Wir hatten ein kleines Apartment in einem Hotel gemietet und eines Nachmittags...“ Alexis trank zügig einen großen Schluck Tee. „... bin ich früher zurückgekommen. Ich hörte sie schon als ich die Tür aufsperrte.“ Franks Mund formte still das Wort „Autsch.“. „Die Tür zum Schlafzimmer stand offen und ich habe sie gesehen. Es war Henry mit seiner Frau. Er hat sie von hinten genommen, wie er es noch am Morgen zuvor mit mir gemacht hat.“ Alexis war kein Bottom und gab die Kontrolle nur ungern aus der Hand. Henry war auch der einzig Mann gewesen, dem er es je zugestanden hatte, dass dieser den aktiven Part übernehmen durfte. Von Frank einmal abgesehen, aber diese Erfahrungen, die er mit dem Freund geteilt hatte, gehörten einer anderen Kategorie an. „Im gleichen Bett. Wahrscheinlich waren noch nicht einmal die Laken gewechselt.“ Frank schweig und nach einer kurzen Pause fuhr Alexis fort: „Sie waren gar nicht geschieden. Es war alles gelogen, die Klagen über den Stress mit der Ex. Die hohen Anwaltskosten oder die Alimente. Alles gelogen und ich habe es geglaubt. Ich war für ihn nur ein kleines Experiment, er wollte seine Neugierde auf billige Weise befriedigen. Und ich bin auf jede Lüge reingefallen, das hat mich am meisten schockiert, dass ich so dumm und naiv war. Ich hätte es doch überprüfen können!“ „Du hast ihm vertraut und er hat das ausgenutzt, das hätte jedem passieren können. Was hast du dann gemacht? Bist du aus dem Zimmer raus oder hast du sie gestört? Bist du mit dem Messer auf sie losgegangen?“ So witzig das jetzt klang, damals hätte Alexis nicht für sich garantieren können, hätte er ein Messer in der Hand gehalten. „Ich habe mich an den Tisch in der Küche gesetzt und mir eine Flasche Rotwein aufgemacht. Frag mich nicht, wie ich das die ganze Zeit ausgehalten habe, zuzuhören wie sie seinen Namen gestöhnt hat. Ich glaube, ich könnte das heute nicht mehr. Nach einer Stunden ist Henry dann in die Küche gekommen. Er hat das Licht angemacht und da bin ich gesessen. Er hat den Schreck seines Lebens bekommen und beinahe dachte ich, er bekäme einen Herzinfarkt.“ Wäre besser für ihn gewesen, befand Alexis. „Dann ist noch seine Frau dazu gekommen, sie hat mich nicht erkannt und gefragt ‚Henry, wer ist das?‘. ‚Ja, Henry, wer bin ich denn?‘ Habe ich gesagt, dann bin ich aufgestanden und gegangen.“ Alexis griff nach einem Scone und bestrich ihn mit Honig. „Am Morgen danach habe ich sämtliche Vermögenswerte bei ihm gekündigt und alle Geschäfte rückgängig gemacht. Außerdem habe ich meinem Onkel empfohlen ebenso zu verfahren. Henry hat so zwei seiner besten Klienten verloren. Und nach zwei Monaten erfuhr ich, dass Henry geschieden ist. Er ist dann zwar bei meiner Londoner Wohnung aufgetaucht, aber ich hatte ihm nicht viel zu sagen.“ Ein arroganter Ton hatte sich in seine Rede gemischt. Er hatte keinerlei Mitleid, dass Henry nun vor den Scherben seiner gutbürgerlichen Existenz stand. Alexis hätte die Affäre auch durch ein paar diskrete Hinweise an die Yellow Press noch weiter ausschlachten könnten und der Ruf des Mannes wäre ruiniert gewesen. Man legte sich nicht ohne Konsequenzen mit einem Arrowfield an. Seine Familie verfügte über Macht und Einfluss hinter den Türen, dort wo die wichtigen Entscheidungen getroffen wurden. „Du sagst das so cool, aber in Wahrheit...“ „In Wahrheit war mit mir nicht viel anzufangen. Deshalb bin ich jetzt hier her gekommen. Ich brauchte einen Tapetenwechsel.“ „Kann ich verstehen.“ Alexis lachte freudlos. „Und was passiert mir gleich am ersten Tag hier am Konservatorium?! Ich verstricke mich in den nächsten hoffnungslosen Fall!“ „Was?“ Frank rutschte nach vorn. „Ist nicht wahr!“ „Doch. Ich dachte, ich wäre noch nicht bereit für was Neues, aber anscheinend... Du kennst ihn sogar.“ „Wer ist es?“ „Federico Batist.“ „Der Pianist? Du machst Witze.“ „Nein... Aber das Problem ist: Er ist nicht schwul und er weiß nicht, dass ich es bin und vermutlich würde es ihm nicht einmal im Traum einfallen, dass ein Mann solche Interessen an ihm hegen könnte.“ „Und dir ist es ernst?“ War es das? Alexis war sich ziemlich sicher, dass es mehr war als eine kurze Laune oder eine Art von erotischer Herausforderung, ob er den Pianisten in sein Bett bekommen würde. „Es ist mir ernst.“, antwortete er. „Ich will keine kurze Affäre. Es sollte schon etwas Längeres sein.“ „Da hast du dir mächtig was vorgenommen.“ Frank stellte die Teetasse auf den Tisch. „Du musst also erst einmal dem Verwirrten die Erleuchtung nahe bringen, den wahren Pfad zeigen. Schwere Aufgabe. Da tut dir ein bisschen Übung heute Nacht richtig gut.“ „Frank, eigentlich will ich gar nicht...“ „Aber ich will, jetzt bin ich schon einmal hier. Außerdem hast du damals für mich das Gleiche getan als Liz mich verlassen hatte. Du bist mit mir bis zum Morgengrauen um die Blöcke gezogen, genau die Art von Therapie, die ich benötigt hatte.“ „Ja und dann bin ich in den Vorlesungen eingeschlafen. Ich erinnere mich noch zu gut daran.“ Doch Alexis grinste trotz des Sarkasmus. Es war einfach gut zu wissen, einen Freund wie Frank zu haben. Die schwierigen Jahre ihrer Jugend und das Coming-Out hatten sie zusammengeschweißt. Manchmal fragte er sich ob sie nicht das perfekte Paar abgeben würden. Sie kannten einander, auf körperlicher wie geistiger Ebene. Ihre Interessen waren nicht sehr verschieden und doch... Alexis glaubte, dass es nicht gut gehen würde, vielleicht weil sie sich zu ähnlich waren. Um Mitternacht standen sie beide schon längst auf der Tanzfläche des angesagtesten Schwulenclubs der Stadt. Wahrscheinlich war es auch der einzige Club dieser Art in der Stadt, so dass der Andrang recht groß war. Der Türsteher hatte sie beide jedoch sofort durchgelassen und dabei hatte Frank ihm noch nicht einmal schöne Augen gemacht. Aber Alexis und Frank gaben einfach ein attraktives Paar ab, wenn sie zusammen waren und sie es darauf anlegten Eindruck zu machen. Einige Runden hatte Alexis auf der Tanzfläche bereits gedreht und er musste Frank Recht geben. Es tat ihm wirklich gut. Allein um zu sehen, wie einige der Clubber um ihn herumschwirrten, hungrige Meute, die sich ein Stück von der Beute erhoffte. Es war ein gutes Gefühl noch begehrt zu werden auch wenn er alle Annäherungsversuche brüsk abwies, ruhten doch so manche bewundernde Blicke auf ihm. Später stand er dann bei der Bar und suchte die Menge nach Frank ab, als er neben sich eine vertraute Stimme vernahm. Eine Stimme mit der er nicht im Geringsten gerechnet hätte. Vor allem nicht hier und der die Fassungslosigkeit deutlich anzuhören war, sogar noch inmitten des dumpfen Dröhnens der Beats. „Alexis? Was tust du hier?“ --- Holz und Elfenbein gibt es mittlerweile als eBook bei amazon.de zu kaufen. Daher sind die restlichen Kapitel auch gelöscht. http://www.amazon.de/Holz-und-Elfenbein-ebook/dp/B0060YUEDI/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1319969796&sr=8-1 Jetzt fragt ihr euch bestimmt, warum noch kaufen, wir haben es doch bereits gelesen und wissen wie die Story ausgeht! Ein paar gute Gründe doch noch das eBook zu kaufen: 1. Ihr könnt Alexis und Federicos Story nun auf eurem Kindle, iPhone, sonstigem Smartphone mit der Kindle LeseApp lesen. 2. Einige Szenen wurden erweitert, so dass die Geschichte 4% länger ist. ;) 3. In der eBook-Edition gibt es eine unveröffentlichte Story (ca 13.300 Worte) über die Zeit unserer Helden in St. Petersburg. Wer Con molto sentimento verfolgt, wird wissen, dass da so einiges passiert ist. Und was kostet das Ganze, werde ihr euch fragen? Nicht mal 5 €. :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)