Engelstränen von Zyra (Martin x Taro) ================================================================================ Kapitel 1: Gift in der Seele ---------------------------- Huhu! Hier kommt das nächste Kapitel! Nicht wundern, es ist nicht der gleiche Ich-Erzähler. Ich hoffe es gefällt! Viel Spaß beim Lesen! LG Kyra --- Gift in der Seele Die Musik plätscherte nur so dahin. Ich schenkte ihr nur unbewusst Beachtung. Die Texte interessierten mich nicht sonderlich. Nicht mehr. Sie waren der Hintergrund vom Hintergrund. Den einzigen Anlass, aus dem ich den CD-Player überhaupt eingeschaltet hatte, bot die Stimmung, die die Töne verbreiteten. Es gab nichts besseres, als langsame, dramatische Musik, um in Trauer zu versinken. Daraus, dass ich das tat, machte ich keinen Hehl. Vor meinen Freunden nicht. Und schon gar nicht vor mir. Es wäre Unsinn gewesen, das Offensichtliche verleumden zu wollen. Ich fühlte sie mit jedem Herzschlag. Jeder spürte es, selbst diejenigen mit wenig Feingefühl. Selbst wenn es jemanden geben sollte, bei dem dies nicht zu traf, er würde es sehen. Die meisten verstanden meinen Situation – meine Trauer, meine Haltlosigkeit. Sie konnte nachvollziehen, dass mein Leben nicht mehr das war, was es einmal gewesen war. Sie wussten, wie sehr mein bester Freund, Makato, mein Dasein bestimmt hatte, und akzeptierten, dass ich jetzt, nach seiner Todmeldung, nicht mehr derselbe war. Ebenso schienen sie meinen Wunsch nach Ruhe zu verstehen. Nur er... er tat das nicht. Er rammte mir immer wieder das Messer des Verlustes ins Fleisch. Seine Worte, seine Gesten, seine Ausstrahlung. Sie versetzten mir immer wieder einen neuen blutigen Messerstich. Das Schlimmste war, ich konnte ihn dafür nicht einmal fertig oder nur auch verantwortlich machen... geschweige denn hassen. Ich wusste, er tat es unabsichtlich, konnte schließlich nichts dafür, Toto so ähnlich zu sein. Und wie sollte ich etwas verachten, was meinem besten Freund so nahe war. Es bedeute fast Toto selbst zu verabscheuen. Und das war ein Ding der Unmöglichkeit, ich hätte ihn nie hassen können, egal, was er mir angetan hätte. Er war alles für mich – auch jetzt noch... darin lag mein Problem... Ich hörte - wie durch Watte - die Wohnungstür ins Schloss fallen. Wieder einmal stellte sich mir die Frage, wer mich so sehr hassen konnte. Als wäre es nicht schon Strafe genug, den meistbedeuteten Menschen zu verlieren. Irgendjemand schien Spaß daran zu haben, mich leiden zu sehen. Warum sonst sollte dieser definitiv Nicht-Toto und dann irgendwie wieder Doch-Toto so kurz nach diesem Hiobserlebnis hier auftauchen, und dann auch noch ausgerechnet bei mir einziehen. Wie gesagt, ich konnte den Anderen nicht hassen, aber ihn nicht zu mögen, weil er meine Qualen vervielfachte, das stand wir wohl zu. Aber wollte ich das? „Hey, bin wieder da!“, hallte die Stimme meines Folterknechts durch die Wohnung. „Schade, dass du nicht mit warst!“, erklang es munter aus Richtung der Schlafzimmertür. Lächelnd steckte er seinen Kopf ins Zimmer. „War echt lustig“, meinte er, wurde aber von Silbe zu Silbe leiser. Das letzte Wort schien ihm, bei meinem Anblick, fast im Halse stecken zu bleiben. Er musterte mich, Besorgnis und Unsicherheit standen in seinen Augen geschrieben. „Warum weinst du?“, fragte er unbeholfen, und schien mit der Situation überhaupt nicht klar zu kommen. „Ist irgendetwas während meiner Abwesenheit passiert?“ Ich schüttelte nur den Kopf. Verspürte nicht die Lust mit irgendwem darüber zu reden – schon gar nicht mit ihm. „Lass mich einfach allein!“, murmelte ich heiser. Seine Anwesenheit war Gift. Doch anstatt meinen Wunsch zu beherzigen, kam er zu mir hinüber, wühlte dabei in den Taschen seiner Winterjacke, die er seltsamerweise noch nicht ausgezogen hatte. War er etwa, als allererstes zu mir gekommen? Schwer vorstellbar. „Hier“, sagte er, als er anscheinend fündig geworden war, und hielt mir ein Taschentuch hin. Er versuchte sich an einem leichten Lächeln, scheiterte aber. „Du bist dir sicher, dass ich nichts für dich tun kann?!“, fragte er vorsichtig, obwohl er meine Antwort schon zu kennen schien. Während ich mir die Tränen aus dem Gesicht wischte, schüttelte ich den Kopf. Penibelst darauf bedacht, ihn nicht anzusehen, denn ein Blick in die besorgten blauen Augen, hätte nur eine weitere tiefe Wunde geschlagen. Und ich hatte wahrlich schon genug Schmerzen. „Okay“, murmelte er leise, und nahm sich dann sein Bettzeugs. „Falls du deine Meinung doch noch ändern solltest, du findest mich auf dem Sofa.“ Dieses Mal glückte ihm das leichte, vertrauensvolle Lächeln. Ich nickte und ließ mich zurück in die Laken fallen. Ich konnte es kaum erwarten, dass er verschwand. „Gute Nacht“, sagte er noch, wobei er die Musikanlage ausschaltete. Damit war er weg. Endlich. Zugegeben, ich war einigermaßen überrascht, dass er freiwillig auf dem Sofa schlief. Sowieso war er heute nicht bohrend gewesen. Vermutlich sah ich schlimmer aus, als ich mich fühlte. Auch wenn ich eigentlich gedacht hätte, dass das unmöglich war. Doch was anscheinende Unmöglichkeiten anging, hatte ich mich in der letzten Zeit des Öfteren geirrt. Zum Beispiel war ich davon ausgegangen, dass Martin, so hieß mein Folterknecht, mich, nach meinem Auftritt der ersten Tage, hassen oder zumindest ignorieren würde. Aber das tat er nicht. Er bemühte sich mit mir klar zu kommen, mehr noch, mich als Freund zu gewinnen. Aus irgendeinem, mir unerfindlichem Grund, war ich ihm sehr wichtig. Er mochte mich und versuchte immer wieder, etwas mit mir zu unternehmen. Für ihn schien es inakzeptabel, dass ich mich abkapselte und trübsinnig in der Ecke hockte. Das war ein weiterer Grund, warum ich mich so schlecht fühlte. Auch wenn er nicht ganz so gewichtig war. Martin war so verdammt nett zu mir, und ich trat das regelmäßig mit Füßen. Wäre die Sache mit Makato nicht gewesen, hätte ich ihn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sehr gemocht. Und das tat mir so schrecklich Leid. Martin litt darunter, obwohl er mit der Sache eigentlich gar nichts zu tun hatte. Ich fühlte mich schuldig. Diesen Gedanken im Hinterkopf schlief ich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)