Engelstränen von Zyra (Martin x Taro) ================================================================================ Kapitel 3: Die Wogen glätten sich --------------------------------- Hallo! Dieses Kapitel ist für die nächsten zwei Wochen wohl das letzte. Da ich vom 14.-28. vermutlich nicht ins Internet können werde. Danach werden noch fünf weitere Kapitel folgen, ebenso ein Epilog! Ich hoffe es gefällt euch und wünsche viel Spaß beim Lesen! LG Kyra --- Die Wogen glätten sich Gegen Mittag stand ich wieder auf. Relativ ausgeruht. Martin hingegen schien noch lange nicht der Meinung zu sein, ausgeschlafen zu haben. Er ‚tarote‘ immer noch munter vor sich hin. Kaum vorstellbar, aber wahr. Seine Träume handelten immer noch oder schon wieder von mir. In gewisser Weise war es ein schönes Gefühl. Mir hatte in der letzten Zeit selten jemand so viel Beachtung geschenkt. Lag vielleicht auch daran, dass ich es nicht zugelassen hatte. Mein Folterknecht hätte sie mir bestimmt gegeben, wenn ich ihm nicht so deutlich die kalte Schulter gezeigt hätte. Nachdem ich drei Tage ununterbrochen in der Bude gehockt hatte, trieb es mich nach draußen. Auch wenn das Wetter nicht gerade dazu einlud. Es kümmerte mich wenig. Sollte es doch anfangen zu regnen. Ich brauchte frische Luft und Abwechslung. Meine Zimmerdecke kannte ich inzwischen zu genüge. Ein leichtes Mittagessen im Bauch, trat ich nach draußen und begann ziellos durch die Stadt zu streifen. Durch die Innenstadt, die Vergnügungsviertel, den Stadtpark, am Fluss entlang. Meine Umgebung nahm ich dabei nur am Rande war. Auch dass der Himmel irgendwann tatsächlich seine Schleusen öffnete, interessierte mich wenig. Ich ließ die letzten Monate noch mal Revue passieren. Besonders kreisten meine Gedanken um Martin. Ich versuchte anhand der Geschehnisse herauszufinden, warum er mich anscheinend so mochte. Dabei fiel mir erstmals bewusst auf, dass er sich richtig für mich eingesetzt hatte und mich so manches Mal auch in Schutz genommen hatte. Das machte die Sache allerdings nur noch komplizierter. Er hatte von Anfang an versucht, mir zu helfen, als er bemerkte hatte, wie es um mich stand. Irgendwie… Obwohl er es noch mal um einiges schlimmer gemacht hatte, war er wirklich bemüht, mich aus meinem Tief zu holen. Es wollte nicht in meinen Kopf. Damals hatte er mich noch nicht mal gekannt. Und trotzdem... tat er so viel für mich. Warum war mir das noch nicht früher aufgefallen? Ich hatte es einfach so hingenommen, es war geradezu an mir vorbei gerauscht, dass jemand meine dämlichen Klassenkameraden zurecht gewiesen, regelrecht zusammen geschissen hatte, weil sie mich immer wieder damit aufzogen, dass ich ohne Makato nichts war. Die Sticheleien waren schon alltäglich gewesen. Und innerlich hatte ich ihnen auch irgendwie Recht gegeben. Makato hatte mich aus meiner Einsamkeit befreit. Er hatte mir immer Kraft gegeben – ich hatte gewusst, wenn irgendetwas sein sollte, wäre er zu jeder Tages- und Nachtzeit für mich da gewesen. Durch ihn war ich zu einer starken Persönlichkeit geworden. Ruhig. Selbstbewusst. Durchsetzungsstark. Ich hatte immer gewusst, was ich wollte. Wenn es nötig gewesen war, hatte ich dafür gekämpft. Und für Toto sowieso. Da hatte ich mich auch schon mal darüber hinweggesetzt, dass ich Gewalt verabscheute. Makato war für mich immer das Wichtigste im Leben gewesen. Nachdem er weg war, hatte sich all das in Luft aufgelöst. Der Boden war mir unter den Füßen weggebrochen. Ich lebte vor mich hin. Stand morgens auf, ging zur Schule, oder tat irgendwelche andere belanglose Dinge, die alleine einfach keinen Spaß machten. Ich wusste mit den Tagen nichts mehr anzufangen. Mir war plötzlich alles egal gewesen. Nur das jemand Toto beleidigte, hatte ich nicht zugelassen. Aber sonst... Ich war selbst auf dem Ohr taub geworden, dass mich jemand als Heulsuse oder Weichei betitelte. Es war irrelevant. Auch das mein Stolz dabei ziemlich zusammengeschrumpft war, hatte mich nicht gejuckt. Daran hatte sich auch nach Martins Ankunft nichts geändert. Aber meine Teilnahmslosigkeit hatte sich teilweise verzogen. Ich ärgerte mich wieder – maßlos darüber, dass er mich nicht einfach in Ruhe ließ, dass er mir so weh tat. Und heute hatte er mir sogar positive Empfindungen entlockt. Sein Lächeln ließ es mir ganz warm ums Herz werden. Immer wieder schossen mir auch andere Bilder von einem fröhlichen Martin durch den Kopf. Lachend. Grinsend. Schmunzelnd. Ich hatte plötzlich das dringende Bedürfnis nach mehr. Ich mochte es, mehr noch, wenn es mir galt, dann liebte ich es regelrecht. Vielleicht sollte ich aufhören, ihn als Strafe anzusehen. Es stattdessen eher als Glück zu bezeichnen, dass er aufgetaucht war. Er füllte langsam die Leere, die in meinem Innern wütete. Martin war zwar ‚nur‘ ein Nicht-Toto mit Toto-Angewohnheiten und Toto-Eigenschaften, aber ich hatte das Gefühl, dass er sehr einnehmend sein konnte. Er würde Makato nicht ersetzen können. Jemanden der das vermochte, würde es nie geben. Genauso wie es unmöglich war, dass ich ihn jemals vergessen, oder er mir auch nur ein Stückchen weniger bedeuten würde. Aber einen guten Freund zu haben, dass wäre bestimmt auch in Totos Sinne gewesen. Zumindest versuchen sollte ich es wohl. „TARO“, erklang wie aufs Stichwort Martins Stimme in einer Mischung aus Erleichterung und Besorgnis. Seltsam. Als ich mich umdrehte, sah ich ihn auf mich zugerannt kommen, die Kapuze seiner Jacke tief im Gesicht. Er war noch gar nicht ganz bei mir angekommen, da fragte er schon: „Geht’s dir gut?“ „Jaha“, antworte ich verdattert, beobachtete ihn verwirrt, wie er schnaufend stehen blieb und sich auf seinen Knien abstützend tief Luft holte. Er musterte mich kritisch. Dann hellte sich sein Gesicht etwas auf. „Puh“, murmelte er halblaut, „dann war das nur ein dummer Scherz.“ Musste das für mich einen Sinn ergeben? Ich hatte das Gefühl etwas verpasst zu haben. Ich hatte in der letzten Zeit definitiv so einiges verpasst, aber bis jetzt hatte es mir nie etwas ausgemacht. „Was ist los?“, fragte ich. Zum ersten Mal seit langem wirklich interessiert. „Yuiwa hat bei mir angerufen, und behauptet er und seine Leute hätten dich zusammengeschlagen.“ Yuiwa sollte mich verprügeln können. Das war wirklich ein Scherz. Diese Witzfigur würde mir nie gewachsen sein. Ich schnaubte – fast beleidigt. „Und das hast du geglaubt?“, fragte ich. „Ich meine, eigentlich sollte inzwischen auch bei dir angekommen sein, dass der Kerl mir nicht das Wasser reichen kann.“ „Ja, ist auch bei mir angekommen“, bestätigte er leicht grinsend, dann wurde er ernst. „Es ging auch nicht darum, dass du nicht die Kraft hast, dich zu verteidigen. Meine Sorge war eher, dass du keine Lust hast, dich zu verteidigen.“ Darauf erwiderte ich gar nichts. Es wunderte mich, wie gut er mich inzwischen kannte. Seine Zweifel waren durchaus berechtigt. Es wäre eine spontane Entscheidung gewesen, je nachdem bei was für einem Thema meinen Gedanken gerade gewesen wären. „Du bist sicher, dass es dir gut geht?“, fragte er mich zweifelnd. „Ja“, sagte ich schon fast etwas genervt. „Du siehst aus wie tiefgefroren“, erwiderte er kritisch. Er glaubte mir wohl nicht. Ich bemerkte erst jetzt, wie kalt mir eigentlich war. Ende Oktober und Regen passte wohl nicht so ganz zusammen. Aber es war nichts, was ich nicht überstehen würde. „Ging mir lange nicht mehr so gut“, antwortete ich. Das stimmte sogar. Ich hatte mich in den letzten Monaten nie so gut gefühlt wie jetzt. Die Wellen der Trauer hatten niemals einen solchen Tiefpunkt erreicht. „Deine Fingernägel sind ganz blau!“, stellte er fest. Er schien wirklich besorgt zu sein. Das war ja schon fast rührend, wenn man es so bezeichnen wollte. Auf jeden Fall tat es gut. „Alles bestens!“, sagte ich nur. „Sicher?“ „Ja verdammt!“, erwiderte ich, jetzt wirklich genervt. So viele unnötige Sorgen auf einem Haufen waren nicht mehr schön. „Ich hab, ehrlich gesagt, etwas Angst dich zu berühren. Nicht das ich gleich deinen ganzen Arm in der Hand halte.“, meinte er grinsend. Inzwischen glaubte er mir wohl, dass mir nichts weiter fehlte. Allerdings schien er mich so schnell wie möglich nach Hause schaffen zu wollen. Und am besten wohl auch noch so, dass ich merkte, wie wenig er von meiner Aktion hielt. Das brachte mich zum Schmunzeln. Ein ungewohntes Gefühl. Einerseits war das genau die Art von Humor, die ich mochte, und andererseits genoss ich es, ihn so leicht durchschauen zu können. Martin starrte mich mit offenem Mund an. Dann legte sich dieses – wie ich inzwischen wusste – entzückte Lächeln um seine Mundwinkel. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich wollte, dass dieser Moment niemals endete. Es tat so unendlich gut! „Kommst du?“, fragte er drängend. „Ja“, murmelte ich abwesend, folgte ihm ohne zu mucken. Es fühlte sich richtig an, so als ob ich an seine Seite gehörte. Ich hatte das Gefühl, dass es mehr als nur der Weg nach Hause war, den ich jetzt antrat. Eher der Weg zu mir zurück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)