Die Chronik der anderen Welt von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 3: Gesellschaft ----------------------- Wieder klingelte es und die Uhr an der Wand sagte Harry, dass es Draco sein musste. Es war zwei Uhr nachmittags, seine Zeit. Langsam verließ er seine Fensterbank. Auch in dieser Nacht war er wieder zu den Klippen gegangen und gegen Morgen, nach seiner Rückkehr war er ein, zwei Mal am Fenster eingenickt, aber jedes Mal nur nach kurzer Zeit wieder hochgefahren. Er hatte auch versucht, etwas zu essen, aber wie immer hatte er nur wenige Bissen geschafft, bevor die Schmerzen so zugenommen hatten, dass er nicht mehr wollte und konnte. Langsam ging Harry zur Tür, dieses Mal trug er eine der zu weiten Hosen seines Cousins, die er sich, wie früher, einfach mit einem Seil festgebunden hatte, da er keine Gürtel besaß. Nach einem kurzen Blick durch den Türschlitz schloss er Selbige wieder, hakte die Kette aus und ließ Draco hinein. „Hi, Narbengesicht!“ Harry lächelte etwas. Das der Andere ihn immer noch so nennen musste... nun, zumindest behandelte der Blonde ihn nicht wie zerbrochenes Glas, wie Molly es bei ihrem letzten Anruf via Kamin getan hatte. „Hi, Blondie.“ „Du bist nur auf meine Haare eifersüchtig!“ Das brachte Harry wieder dazu, schwach zu lächeln. Er war froh, dass Draco nichts weiter sagte, denn immer noch war weder gestrichen noch irgendwas aufgebaut. „Ich mache dir Tee, “ fuhr er fort und lief los, während Draco schnell die Transportbox aufhob und ins Wohnzimmer ging, wo er einige geschrumpfte Gegenstände aus seinem Rucksack holte. Er sah sich in dem immer noch ungemütlich kahlen Raum um. Sein Blick fiel auf die ausgeschnittenen Zeitungsbilder direkt gegenüber vom Fenster, die Meisten magisch vergrößert. Was ihn aber überraschte, war das Zentrum. Er wusste nicht, wen er in der Mitte erwartet hatte, Harrys Eltern vermutlich, Lupin oder Black – aber sicher nicht Severus. Was hatte Harry an dessen Tod nur mehr mitgenommen, als an dem seines geliebten Paten? Immerhin hatten die Beiden sich vor zwei Jahren noch nicht mal riechen können! Und nun... na ja, er hoffte wirklich, dass sein kleines Mitbringsel Harry etwas ablenken würde. Es war übrigens doch keine Katze geworden, ihm war in der magischen Menagerie eine bessere Idee gekommen, als er die Käfige in Augenschein genommen hatte. „Hier ist der Tee, “ meldete Harry sich, er sprach kaum noch, eigentlich fast nur noch, wenn Draco einmal kam oder er mit Molly redete, weswegen er inzwischen nur noch sehr leise sprach. Noch hatte er die ganzen Sachen nicht mal bemerkt. Er goss Draco aus der Kanne in den Becher ein, während er seinen Kaba umklammerte. Das war ohnehin inzwischen sein Hauptnahrungsmittel geworden. Beim Trinken dauerte es länger, bis ihm richtig übel war. Zum Glück. Draco lächelte nur und sah sich um. „Also Harry, über deine Vorstellungen von Gemütlichkeit müssen wir uns wirklich noch mal unterhalten, “ stellte er dann erneut fest. „Weißt du, ein paar Farben, ein paar Möbel und einige Teppiche könnten Wunder bewirken. Du hasst weiß! Es erinnert dich an die Krankenstation! Du hast doch Farben hier!“ Harry zuckte mit den Schultern. „Ich werde schon noch streichen, “ wehrte er nur ab. „Irgendwann.“ „Wenn du alt und grau bist?“, fragte Draco trocken zurück. „Ich weiß nicht wann ich mich überwinden kann...“ „Sag ich ja, wenn du alt, grau und tatterig bist. Hast du wenigstens inzwischen einen neuen Zauberstab?“ Immerhin war Harrys ja in der Schlacht explodiert. Der schüttelte nur den Kopf. „Ich will keinen mehr, “ gab er zurück. „Ich will nicht zurück in die magische Welt, wozu dann ein Zauberstab?“ „Weil er nützlich ist?“, entgegnete Draco sofort. „Auch unter Muggeln gibt es Verbrecher und etwas Magie um sich zu verteidigen...“ „Ich beherrsche genug stablose Magie für so etwas, “ erinnerte Harry den Anderen. Er war sich sogar ziemlich sicher fast alles ohne Stab zu können, aber er wollte keine Magie mehr nutzen, so einfach war es, er wollte vergessen, dass es sie gab, das wäre ihm das Liebste. Vergessen, was in den letzten sechs Jahren geschehen war, vergessen, wie blind, gutgläubig und hoffnungsvoll er in diese neue Welt gegangen war. Draco schüttelte nur den Kopf. Er war wirklich kurz davor, aufzugeben, was das anging. Auf Kleidung sprach er Harry noch nicht mal mehr an. Und ja, er irrte sich nicht, der Jüngere war noch dürrer, als beim letzten Mal. „Ich hab dir was mitgebracht...“ Harry lächelte etwas. „Das ist eine dumme Angewohnheit von dir, “ gab er zurück. Er bat nie um etwas, oft genug wäre es ihm lieber gewesen, nichts zu bekommen, doch Draco ließ sich ohnehin nicht aufhalten. „Ist es!“, bestätigte Draco, bevor er die Gegenstände wieder vergrößerte, unter Anderem ein Körbchen, das aber fast halb so groß war, wie Harry, einige Spielsachen, ein recht großes Katzenklo und Futter. „Dray?“, fragte Harry vorsichtig. „Was soll das werden?“ „Du brauchst Gesellschaft!“ „Dray, ich...!“ „Ah! Keine Widerrede!“, kam es sofort und Draco deutete auf die immer noch abgedeckte, kleine Transportkiste. „Das hier ist Jemand der Hilfe genau so nötig hat, wie du, allein würde sie nicht überleben, sie ist erst vier Wochen alt und ihre Mutter hat sie verstoßen, weil sie zu viele Junge hatte und nicht alle ernähren kann. Du musst sie noch regelmäßig mit Milch füttern, die du aus dem Pulver in der Box da anrührst. Und ich verspreche dir, sie wird nicht mal versuchen, dich zum Streichen zu drängen. So, ich muss dann auch schon wieder los, “ fügte er an, stand auf und umarmte Harry, der wie immer erst mal stocksteif wurde. „Pass auf dich auf, kleiner Bruder und iss doch etwas mehr, ja? Mir zuliebe. Bis nächste Woche.“ Sprachlos sah Harry dem Anderen hinterher, bevor auch er sich erhob, um die Kette hinter ihm wieder einzuhängen. Dann trat er zurück in das Zimmer und sah auf die Sachen, bevor er das Tuch von dem Käfig zog – und stockte. Das war keine Katze, wie er vermutet und befürchtet hatte. Durch die Gitterstäbe sahen ihn zwei ängstliche tiefschwarze Knopfaugen an und ein hilfloses Maunzen ertönte, während das Kleine zu versuchen schien, sich zwischen dem Stroh auf dem Boden zu verstecken – was eher schlecht als recht gelang, denn etwas so Schwarzes fiel leider immer auf. Dazu war nur sehr wenig von dem Stroh in der Kiste. „Ein Panther! Ich glaub es nicht! Draco hat wirklich eine Schraube locker! Kommt hier mit einem Panther an, mitten in einer Muggelwohnsiedlung! Der spinnt!“ Vorsichtig öffnete Harry das Gitter, griff hinein und packte das kleine Wesen, das sich noch nicht mal wehren konnte, da Harry es am Nacken erwischt hatte. Er betrachtete das kleine Tierchen genauer, bevor er es in die Arme nahm und einfach etwas streichelte, so lange, biss das Kleine nicht mehr ganz so heftig atmete und der rapide Herzschlag sich beruhigt hatte. Erst dann sah Harry sich unter den mitgebrachten Dingen genauer um. Das Katzenklo war auch zu groß für ein normales Tier, sowie der Schlafkorb und die Spielsachen. „Hast du Hunger?“, fragte er schließlich und als das Maunzen wieder ertönte, er hob er sich, in der Hand eine der Taschen auf denen groß Futter stand. In der Küche stellte er das Kleine im Spülbecken ab, wo es sich aufrichtete, um ihn zu beobachten, während er das Milchpulver nach dem Rezept anrührte. Er schüttete etwas davon auf eine Untertasse. „Kannst du schon ohne Flasche trinken?“, fragte er leise, froh, als die Kleine sofort zu lecken begann, aber dann enttäuscht maunzte, als die wenigen Tropfen weg waren. Also wohl ein magisches Tier. Ja, Draco hatte ein Rad ab, so viel war sicher. Er füllte den Rest der Milch in die einzige größere Schale, die er hatte und stellte sie auf seinen Tisch, setzte das Kleine davor, das sofort weiter soff, bis alles weg war. Dann trat der Panther zu ihm, leckte ihm über die Hand. Harry lächelte schwach und hob die Kleine wieder auf, lief zurück ins Wohnzimmer, setzte sie dann vor dem Katzenklo ab, wo sie prompt hinein sprang und zu scharren begann. Harry sagte nichts weiter, er setzte sich nur wieder auf seine Fensterbank. Als die Kleine wieder aus der Kiste kam, stellte sie sich auf, ihre Pfoten gegen die Heizung und maunzte, so lange, bis Harry sie hochhob und ihr die Möglichkeit gab, sich auf seinem Bauch zusammen zu rollen. Also streichelte er eben seine kleine Pantherdame, während er nach Draußen sah. Die Kleine hatte etwas Nähe verdient, auch, wenn sie das Unglück gehabt hatte, bei ihm zu landen. Er stand noch zweimal auf, um der Kleinen eine Portion Milch zu geben, sonst änderte sich an seinem Tagesablauf nichts. Als es dunkel war, wühlte er etwas durch die Dinge, die Draco ihm mitgebracht hatte und fand, was er sich erhofft hatte. Ein kleines Laufgeschirr mit langer Leine. Er streifte es der Kleinen vorsichtig über, bevor er die Wohnung in Richtung Klippen verließ. Erst, als er da war, setzte er die Kleine ab, die sofort neugierig begann, ihre neue Gegend zu erkunden. Harrys Blick dagegen wanderte wieder in die Ferne, während er mit dem dumpfen Schmerz in seiner Brust kämpfte, der Alles zu zerreißen schien. Vielleicht würde es sich von Draco zum Geburtstag etwas wünschen – das der ihn von seinem Schwur entband, er wusste nicht, wie lange er noch mit diesen Schmerzen leben konnte, die kein Mittel zu stillen vermochte, keine Muggelmedizin, keine Tränke und keine Zauber brachten Erleichterung. Oder gar einen erholsamen Schlaf. Seine Welt war so schon nie schön gewesen, aber diese dauernden Schmerzen brachten ihn Stück für Stück um. Er war sich inzwischen ziemlich sicher, eine Krankheit zu haben, aber er wollte nicht zum Arzt, wo er am Ende behandelt werden würde, er wollte einfach nur gehen dürfen. Zu seinen Eltern, zu Severus, zu Remus, Sirius, Hagrid, Cedric und all den Anderen. Selbst das Schreiben fröhlicher Briefe war eine Art Qual geworden. Nicht zu vergessen, dass vor zwei Tagen auf ein Mal Fawkes mit einem Brief aufgetaucht war, als er hier an der Klippe gesessen hatte. Er hatte seine Wohnung unter starken Zaubern für Magier unkenntlich gemacht, so, dass auch keine Eulen ihn finden konnten. Hedwig war ohnehin tot, also mussten seine Freunde ihm eben über die gewöhnliche Muggelpost schreiben. Im ersten Moment hatte er daran gedacht, ein weiteres Mal das Land zu wechseln, doch er hatte die Augen des Phönix gesehen und er wusste, der Andere würde ihn nicht ans Messer liefern. Der Brief aber hatte ihn schockiert. Der Alte hatte ihn ein eigensinniges, egoistisches, ergomanisches Kind genannt, das kein Recht habe, seine Entscheidungen irgendwie in Frage zu stellen und er würde Harry schaden, irgendwie, da er nicht zulassen würde, wie er sich benehme, er habe den Schein zu wahren, zurück zu kehren und zu Kreuze zu kriechen. Woraufhin Harry eine spontane Entscheidung getroffen hatte – er hatte den Brief an den Quibbler geschickt. Er war sich sicher, bei dem nächsten Stapel Zeitungen, den Draco ihm mitbringen würde, würde er etwas darüber finden. Sollten diese Dummköpfe in England doch sehen, wen sie gerade als neuen Minister für Zauberei in Betracht zogen! Die sollten Lucius oder Arthur wählen aber sicher nicht diesen senilen, alten Mann, der ihn jetzt noch nicht mal in Ruhe sterben lassen konnte... Ein leichtes Tupfen lenkte ihn kurz ab, er lächelte traurig, als er sah, wie die Kleine mit ihren Pfoten auf seinem Oberschenkel herumdrückte und sich schließlich am Stoff der Hose hochzog, bis er sich erbarmte und sie so auf den Arm nahm. Etwas in ihm sagte ihm, dass er der Kleinen einen Namen geben sollte aber auch dazu konnte er sich irgendwie nicht überwinden. Als würde er sich damit entgültig wieder an das Leben binden, das er nicht wollte. Erst kurz vor Sonnenaufgang erhob Harry sich wieder, auch, weil seine Kleine, die einfach nur brav in seinen Armen schlief, nachdem sie durch die Gegend gerannt war, vermutlich wieder etwas Milch brauchen würde, trottete in die Wohnung zurück. Ein oder zwei Obdachlose sahen ihm hinterher, sie dachten wohl, er wäre einer von ihnen, so sah er zumindest aus, da war er sich sicher. Wieder in der Wohnung gab er der Kleinen einen weiteren Napf Milch, den sie aussoff, er selbst nahm sich eine Scheibe trockenes Brot sowie eine Tasse Kaba, ging dann zurück auf seinen Platz am Fenster und setzte sich, die Kleine wieder auf dem Bauch, sie drehte sich einige Male um sich selbst, rollte sich dann zusammen und schlief einfach ein. Die Glückliche. Schlafen können... Keine Alpträume haben, allein das würde ihm vielleicht helfen. Nein, nicht vielleicht. Höchstwahrscheinlich sogar. Die Schmerzen würde es nicht ändern, aber... vielleicht würde der Rest seines Lebens dann erträglicher sein, wenn seine Träume ihm eine sichere Welt bieten würden, statt die erlebten Schrecken noch zu verschlimmern. Er würde Alles dafür tun, dass er schlafen konnte. Aber Traumlostränke wirkten schon lange nicht mehr, davon hatte er schon zu viele genommen, und Muggelsachen hinderten ihn nicht am Träumen. Also musste er mit seinem zehn Minuten Schlaf leben, so lang er das eben noch tat. Lustlos zerriss er das Brot, tunkte die Krümel in die Tasse, um sie überhaupt runter zu bekommen... Ruhig hielt Severus die Zügel seines Pferdes in der Hand, statt einer Robe trug er enge Beinlinge, hohe Stiefel, eine Tunika und einen einfachen Lederharnisch, sowie Gelenkschoner. Auf seiner Stirn lag ein einfacher Reif, der auch seine offenen Haare aus dem Gesicht hielt. Er hatte sich entschlossen, seine Truppen, vor Allem aber die Reservetruppen zu inspizieren. Der Krieg stand immerhin kurz bevor, lange konnte es bis zu den ersten richtigen Schlachten nicht mehr dauern und er zog es wirklich vor, vorbereitet zu sein, er war nicht Dumbledore, der seine Leute ohne jegliche Erfahrung in die erste Reihe stellte, in der Annahme, dass sie überleben würden, oder ohnehin unnütz gewesen waren. Die Soldaten hier waren anders, als die Armee des senilen Idioten. Keine Angst trübte ihre Blicke, die ruhig geradeaus gerichtet waren, ohne Furcht und Aufregung. Sie hielten ihre Waffen nicht, wie ein Metzgerlehrling sein erstes Messer, sondern wie das, was sie waren, tödliche Instrumente, die man mit Respekt und Vorsicht zu bedienen hatte. Ja, Serena hatte hervorragende Arbeit geleistet, das musste er seiner Schwester wahrlich zusprechen. Die Truppen waren gut gerüstet und allein der Anblick sagte ihm, dass sie auch in der Lage sein würden, ihre Waffen entsprechend zu führen. Auch die Anzahl hatte seine Erwartungen übertroffen. Zufrieden nickend ritt er zum nächsten Block, mit die wichtigsten seiner Soldaten, die Fernkämpfer, hervorragend ausgebildete Bogenschützen, die auf mehr als dreihundert Metern Entfernung immer noch die Hand des reitenden Gegners an sein Pferd nageln oder präzise die Pupille der Augen durchbohren konnten. Mit ihnen war manchmal eine Schlacht gewonnen, ohne die Infanterie zu bewegen. Sie waren unbezahlbar und eine Elitestaffel, die hart daran arbeitete, weiterhin ihre Stellung zu halten. Sie konnten meist auch zu Pferde so schießen, so, dass sie selbst im Nahkampf noch hervorragend waren. Dann kam er zur letzten Truppe – der Kavallerie. Die schwer gepanzerten Pferde standen so ruhig, wie ihre Reiter ihn anblickten, ohne eine unnötige Bewegung, perfekt trainiert von Klein auf. Ihre Reiter saßen locker in den Sätteln, die langen Zügel in einer, ihre Standarte in der anderen Hand. Das war seine besondere Truppe, hier war er selbst ausgebildet worden, ohne Rücksicht auf Rang oder Gebrechen. Es war ein hartes Training gewesen aber es hatte sich, verdammt noch mal, gelohnt. Er merkte, wie er unwillkürlich selbst mehr Haltung annahm, als er an deren Kommandant vorbei ritt. Er winkte seinem ehemaligen Ausbilder, wie auch den Anderen, die sich bereits hinter ihm aufgereiht hatten. Er wollte sie sprechen und ihre Einschätzung über die eigene Truppenstärke hören, auch ein Waldläufer würde kommen, der Neuigkeiten über die Truppenstärke seines Onkels gewonnen hatte. Severus hielt sein Pferd erst am Portal seines Schlosses an, wo sofort einer der Diener gelaufen kam, um die Pferde in Empfang zu nehmen, sowohl seines, als auch das des Kavallerieführers. Der König schwang sich also vom Pferd, trat dann zum Tor, gefolgt von seiner direkten Leibgarde und den Kommandanten, hinein in einen kleinen Besprechungsraum. Dort setzte er sich an den Kopf des ovalen Tisches und wartete, bis alle ihre Plätze gefunden hatten. Erst dann entrollte er mit einer Handbewegung die große Karte des Reiches mit den Linien des Krieges, während die Kommandanten die Steine für die Anzahl ihrer Truppen vor sich aufreihten. „Ihr kennt die Situation, “ setzte Severus ruhig an, als auch Serena ihren Weg zum Rat gefunden hatte und sich zu ihrem Gefährten setzte. „Wie werden wir vorgehen?“ führte er an. „Und wehe, irgendwer kommt mir mit dem Wort Gefährte!“ Erst einmal schwiegen alle, bevor Ren schmunzelnd meinte. „Rebana kontaktieren.“ Er wusste, das war nicht was sein ehemaliger Schüler hören wollte, aber es konnte ihm gleichgültiger nicht sein, er hatte noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. „Außerdem wäre es ratsam, eine Botenlinie in den gefährdeten Gebieten zu ziehen und Waldläufer an gefährdeten Orten einzusetzen. Lassen wir sie erst einmal vorstoßen, evakuieren wir hier das offene Land, es befinden sich keine Städte oder größeren Dörfer hier.“ Er deutete auf die roten Punkte. „Lassen wir sie stattdessen vorrücken bis zum Fuß des Reneohpasses. Dann haben wir sie in der Falle, sie sind gezwungen, ihre Truppen hier zusammen zu führen, um den Pass zu überqueren, da stellen wir die Bögen und Drachen auf.“ Severus zog die Augenbrauen gefährlich zusammen, sagte aber erst mal nichts. Vor allem nicht zum Thema Rebana. Allerdings war der Rest des Plans wirklich gut. Kleine Güter konnte man wieder aufbauen, andere Evakuieren. „Sie dürfen sich an diesen Stellen nicht trennen, “ erkannte Severus dann aber ruhig und deutete auf die Karte, wo das Gebiet weit genug wurde, um den Berg zu meiden und um ihn herum zu marschieren. Mereos nickte: „Hier kommen Ferada und ich ins Spiel, sie errichtet Schilde, ich riegle die Wege so ab, dass sein Heer gezwungen ist, diesen Weg zu nehmen, im engen Verband. So treiben wir sei in die Falle, die sich hinter ihnen schließen wird, da Thanors Truppen bereits an etwas wie einer portablen Mauer arbeiten, die wir hier...“, er deutete auf zwei Punkte. „Einsetzen werden, um so zu verhindern, dass irgendwer flüchten kann. Wir können die Leute dann einfach gefangen nehmen und Euren Onkel in Ketten legen, um ihn hier vor ein Gericht zu führen.“ Severus nickte. „Das klingt doch wie ein Plan, “ stimmte er erleichtert zu. „Wann wird der werte Herr also seine Truppen zum Angriff führen?“ „Wir gehen von einigen Wochen aus, die wir noch haben, “ erklärte Ren. „Genug Zeit, um...“ „Sprich es nicht mal aus;“ warnte Severus eisig. Was seine Schwester dazu brachte, die Augen zu rollen: „Severus, ich verstehe, dass du dich immer gern gegen das Schicksal stellst, aber weißt du, ein Gefährte ist keine Strafe, wie ein Krieg!“ „Ich werde sicher niemanden in ein von Krieg gespaltenes Land führen!“ „Sev....!“ Der Andere erhob sich abrupt. „Die Sitzung ist beendet, “ gab er knapp zu Wissen. „Kümmert euch darum, dass die Truppen einsatzbereit sind und bringt die Botenkette an. Ich bin... beschäftigt. Und damit schlug die Tür hinter ihm zu. Er konnte es nicht mehr hören! Gefährte, Gefährte, Gefährte! Verdammt noch mal! Sicher wollte er endlich seinen Gefährten, aber nicht, wenn sein Kopf voller Kriegspläne war! Alles zu seiner Zeit! Man durfte die Dinge nicht einfach so übereilen! Er wollte Zeit für seinen Gefährten haben, um ihn kennen zu lernen! Voller Wut schlug er mit aller Macht gegen den Sandsack, der in seinem Trainingszimmer hing, das er sich schon vor langer Zeit eingerichtet hatte. Er schlug so hart, dass seine Hand durch den Stoff drang und der feine Sand in einem schmalen aber stetigen Fluss zu Boden rieselte. Ohne weiter darauf zu achten, riss er zwei Schwerter von der Wand und begann wie ein Besessener auf unsichtbare Gegner einzuschlagen. Ja, ein Gefährte war natürlich etwas Gutes, aber Nichts, was er sich gerade leisten konnte, warum war das so schwer zu verstehen? Waren denn auf ein Mal alle mit Blindheit geschlagen? Und warum meinten sie, das Recht zu haben, Kuppler zu spielen! Er! Nur er würde Zeit und Ort bestimmen, an dem er seinen Gefährten suchte. Severus schlug so lange auf unsichtbare Gegner ein, bis er in Schweiß gebadet war. Er warf die Waffen einfach auf den Boden, riss sich den Harnisch herunter, dem auch die Tunika und der Gürtel folgten, wobei sein Schwert scheppernd zu Boden ging, bevor er eine der Lanzen von der Wand nahm und weiter machte. Erst, als er wirklich aus dem letzten Loch pfiff, warf er auch diese Waffe von sich und sackte gegen die Wand, schloss die Augen. Aber er riss sie schnell wieder auf, als er diesen verzweifelten Blick wieder sah, das Grün, das sich zu verändern schien und alle Leuchtkraft verlor, gefolgt von einem schier unmenschlichen Schrei. Toll, genau der hallte nun wieder in seinen Ohren! Dabei hatte er schon so lang nicht mehr daran gedacht! „Auch vor dem Schicksal zu fliehen wird es nicht ändern, Herr, “ meldete sich eine ruhige Stimme von der Tür. „So wenig, wie es etwas bewirkt, sich zu Tode zu trainieren. Weder kann man dass Netz des Schicksals verändern noch es zerstören.“ „Rebana, “ stellte Severus sauer fest. „Hat meine Schwester dich mir auf den Hals gejagt? Dann bitte ich dich, zu gehen, ich habe keine Lust noch mehr Prophezeiungen zu hören, die mich mein Leben lang verfolgen werden!“ „Darum bin ich nicht hier.“ „Ach?“, höhnte Severus leise. „Was ist es dann, wenn nicht, mich zu zwingen, mich einer weiteren Weissagung zu unterwerfen, die nur Unannehmlichkeiten mit sich bringt!?“ „Es geht nicht um Euch, “ wiederholte Rebana ruhig. Sie kannte den Prinzen, nein, inzwischen ja schon eine ganze Weile, König, schon lange, sie hatte ihn bereits gesehen, als er noch nicht einmal geboren worden war. Er war ihr vertrauter, als ihre eigene Familie und sie sorgte sich um ihn, sie wusste, wie viel an diesem fähigen, jungen Mann hing. Erst jetzt richtete Severus sich wieder auf und rief einen Hauself, der ihm ein Bad einlassen sollte, bevor er sich Rebana zuwandte. „Nun?“, fragte er kühl. „Was führt dich dann hierher?“ „Euer Gefährte... nein! Lasst mich ausreden! Dann könnt Ihr immer noch entscheiden, was Ihr sagt!!“ Sie wartete, bis Severus’ Mund sich wieder schloss. „Euer Gefährte ist kein Mensch, noch ist er einer der Unseren, aber er befindet sich gerade in Lebensgefahr. Ich habe ihn unter Muggeln ausgemacht, aber keine Sorge, er ist Keiner. „Findet ihn, Herr, findet ihn vor dem Ende des siebten Monats, oder Ihr habt ihn für Immer verloren und Ihr werdet zu einem Leben in Einsamkeit verdammt sein. Ein Leben voller Vorwürfe und Hass. Ein Leben, das Euch zu einem grausamen Tyrannen machen wird, der durch die Klinge seiner Familie sein Leben lassen wird, ungeliebt und verachtet. Vor allem aber hat Euer Gefährte den Tod nicht verdient.“ Im ersten Moment wollte Severus wieder etwas sagen, dann hielt er sich doch zurück. Kurz schloss er die Augen, um zu verarbeiten, was er gehört hatte. Sein Gefährte war in Gefahr? Warum? Wodurch? Durch Todesser vielleicht? Auch das, was Rebana über sein Schicksal gesagt hatte, ließ ihn nicht unbedingt kalt. Immerhin hatte er alles für sein Volk getan, seit er denken konnte, er wollte nicht kaputt machen, was er selbst errichtet hatte. Aber er wusste auch, was das bedeutete. Die Anderen hatten wieder mal gewonnen. Er würde seinen Gefährten suchen. Nicht für sich, aber für Diesen. Na ja, vielleicht doch auch etwas für sich, denn allein der Gedanke daran, etwas so Kostbares zu verlieren, hatte einen schrecklichen Beigeschmack. „Ich habe also zwei Monate, um ihn zu finden, ist dass korrekt?“, fragte Severus mehr oder weniger ruhig. Rebana ließ sich ihre Erleichterung nicht anmerken, doch in dem Moment fühlte sie sich, als würde ein wahres Gebirge von ihren Schultern stürzen. Nun begann das Schicksal wieder in den Richtigen Bahnen zu verlaufen. Endlich. Sie blickte den Anderen an. „Ja, “ gab sie zurück. „Bis der siebte Monat stirbt. Dann wird auch er sterben, wenn er überhaupt so lange durchhält, “ fügte sie leise an. „Wo hast du ihn ausgemacht?“, fragte Severus weiter. „In England?“ Rebana schüttelte erneut den Kopf. „Nein, im Gegenteil, ich denke, das ist der letzte Ort, wo er je sein wird. Er fürchtet und er hasst ihn regelrecht, ich konnte nicht sehen, warum, “ fügte sie an. „Das sind wenige Anhaltspunkte, meinst du nicht auch?“, fragte Severus kühl. Rebana zuckte mit den Schultern. „Ihr werdet ihn finden, da bin ich mir sicher, er versteckt sich vor Allen, auch vor seinen engsten Freunden, Euer Gefährte hat viel mitgemacht, es ist an Euch, ihn glücklich zu machen.“ „Er hat viel mitgemacht?“, fragte Severus aufgebracht. „Und ich soll ihn in ein von Krieg zerrissenes Land schleppen?!“ „Er wird einfach nur dankbar dafür sein, dass er von dem weg kann, was er dort durchmacht, wo er sich im Moment aufhält, “ gab Rebana nur wieder zurück. „Und habt Ihr nicht ohnehin noch unerledigte Geschäfte in England?“ Severus nickte schließlich. Die konnte er erledigen, vielleicht bekam er ja dann eine plötzliche Eingebung. Auch, wenn er sich schon wieder fragte, wie die Andere es geschafft hatte, ihn davon zu überzeugen, seinen Gefährten doch zu suchen, bevor die letzten Schlachten geschlagen waren. Als hätte er nichts Besseres zu tun. Na ja, das spielte auch keine Rolle mehr, nun hatte er zugesagt. Wie Rebana das jedes Mal schaffte, war ihm ein Rätsel, er konnte nur hoffen, dass sie das nicht Serena beibrachte, oder noch schlimmer, am Ende seinem Gefährten. „Wann werdet Ihr aufbrechen?“ „Nach meinem Bad, “ gab Severus knapp zurück, der keinen Sinn darin sah, dass Notwendige weiter aufzuschieben als nötig, vor Allem, wenn die Zeit derart knapp bemessen war und er ja auch ‚nur’ sieben Kontinente zum absuchen hatte. Minus einer dummen Insel. Rebana nickte: „Ich wünsche Euch viel Erfolg, mein König, “ gab sie ernst zurück und verbeugte sich, bevor sie den Raum verließ. Sie wusste, sie hätte noch mindestens zwei Hinweise geben können, doch das wollte sie nicht, es waren Dinge, die er selbst herausfinden musste und außerdem hatte er nicht gefragt, ob sein Gefährte je in England gewesen war. Momentan war er es auf jeden Fall nicht. Severus knurrte der Wahrsagerin missgelaunt hinterher, bevor er durch eine kaum sichtbare Tür das Bad betrat. Das Wasser in der großen, quadratischen Wanne, die im Boden eingelassen war, dampfte einladend. Rasch befreite er sich von Stiefeln und Hose, bevor er sich in die Wanne sinken ließ und erleichtert die Augen schloss. Er spürte, wie sein Körper sich langsam wieder entspannte. Erst dann rief er wieder nach einem Hauself, wies ihn an, Muggelkleidung für ihn bereit zu legen, sowie einen Koffer mit Muggelkleidung zu packen, aber den Holster für den Zauberstab und sein Schwert nicht zu vergessen, sowie einen Zaubererumhang. Erst, als die kleine Gestalt wieder verschwunden war, begann er, sich zu waschen. Er blieb noch eine Weile sitzen, bis er fertig war, bevor er sich dazu aufraffen konnte, sich wieder zu erheben. Er griff nach einem der weichen, großen Handtücher und begann, seinen Körper abzutrocknen. Erst dann trat er in seine Gemächer, wo, wie geordert, auf seinem Bett Unterwäsche, ein einfaches, aber gutes, weißes Hemd und eine Jeans ausgebreitet waren, schwarze Schuhe standen daneben. Mit Todesverachtung stieg er in die Kleidung, band sich aber an beide Fußknöchel magische Wurfmesser. Es hatte gute Gründe gegeben, warum er so lange als Spion überlebt hatte. Er würde seine Vorsicht sicher jetzt nicht einfach fallen lassen. Nach kurzem Überlegen band er sich auch die Haare streng zurück, sah dann in den Spiegel. Ja, so würde der die Meisten mit einigen Blicken abschrecken können. Schnell packte er den langen Muggelmantel und streifte ihn sich über, bevor er den Koffer griff. Also auf zurück nach England. Dort konnte er erst mal Lucius und Harry besuchen, ersterer würde bei der Suche nach seinem Gefährten vielleicht sogar nützlich sein. Mit diesen Gedanken trat Severus in die große Halle, wo, wenig überraschend, seine Schwester auf ihn wartete. „Ich bin froh, dass du doch noch zur Vernunft gekommen bist...“ „Das ist keine Vernunft, das war Erpressung, “ knurrte Severus nur ungnädig, bevor er seinen Koffer fester packte. „Bring du die Truppen in Position, leite die Angriffe, wie es besprochen war, ich werde diese leidige Angelegenheit so schnell wie möglich klären.“ „Geh schon, Sevvie, ich bin nicht das erste Mal allein hier und nur um es gesagt zu haben, ich bin die Ältere...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)