Asche und Rosen von abgemeldet (Luzifer x Rosiel) ================================================================================ Kapitel 14: Duftender Tee ------------------------- Er lag auf einem ausladenden, luxuriösen Sofa, die Frisur nur nachlässig hochgesteckt, war wirr geworden, das Buch, welches er vor einer Weile noch gelesen hatte, lag aufgeklappt auf dem Boden vor dem Sitzmöbel. Er hatte einen Arm angewinkelt unter die rechte Wange geschoben, der Blick, gedankenverloren, ins Leere gerichtet. Mattes, fahles Tageslicht fiel durch eines der riesenhaften im Barock-Stil gehaltenen Fenster. Es war heller als sonst, fast angenehm, aber dennoch fahl, immer noch nicht dasselbe. Ein beinahe lautloses Seufzen drang über die roséfarbenen Lippen. Er dachte so viel nach, seit Eden. Seit sie an diesem Ort gewesen waren. Seit Luzifer diese Worte … Noch hallten sie in seinem Kopf wider. Noch wollten sie nicht zur Ruhe kommen, noch wollten sie ihn nicht in Frieden lassen. Er wusste, dass Luzifer eine Antwort erwartete. Aber was sollte er antworten? Er hatte nie geliebt. Er hatte seine Schwester geliebt. Heiß und tief, aber nicht auf eine solche Weise, wie man es ihm nachsagte. Als seine Zwillingsschwester liebte er sie, aber das hier war etwas anderes. Etwas Mächtigeres, etwas weitaus Schwierigeres. Wie konnte man etwas begreifen, das man nicht kannte? Wie konnte man etwas begreifen, das einem nie gelehrt worden war. Rosiel hatte zunächst immer geglaubt, dass sie ihn liebten, alle die ihn umgaben, aber das stimmte nicht. Sie waren ihm verfallen, ihm, seiner Schönheit und seiner Macht und seiner Position. Nicht ihm als Ganzes. Sie kannten doch alle nur seine Oberfläche und sein Inneres, zerwühlt, wie es war, kannte er selbst kaum. Er entsann sich dieses eigenartigen Gefühls, welches seinen Körper durchströmt hatte, kurz nachdem sein Ohr diese Worte vernommen. „Herr?“ Eine sanfte, leise Stimme drang an sein Ohr. Rosiel hob nicht einmal den Kopf, aber Katan wusste auch so, dass er ihm zuhörte. Er kannte seinen Herrn immerhin. Zwar nicht in allem, aber immerhin gut genug, zu wissen, dass es bereits besorgniserregend war, wenn er nicht auf sein Äußeres achtete. Rosiel war das eitelste Geschöpf, das man kannte, doch jetzt war er müßig, blieb die meiste Zeit in seinen Gemächern, meistens nur in Morgengaderobe gekleidet, die Haare nachlässig gehalten und wenn er einmal hinaus ging, schien es ihn nicht einmal zu scheren, dass ihn jemand auf diese Weise sah. „Darf ich Euch Tee kredenzen? Die Kräuter wecken die Lebensgeister wieder...“ er hatte bereits welchen zubereitet, schob ihn auf einem kleinen Teewagen vor sich her. Es machte ihn eifersüchtig, dass andere Engel, oder Dämonen seinen Herrn so zu Gesicht bekamen. Es war etwas Vertrautes, etwas, das nur Katan sonst vorbehalten war, als seinem Diener, aber seit sie hier unten waren, war alles anderes geworden. Luzifer schien seinen Herrn gänzlich einzunehmen und das behagte Katan nicht. Rosiel erhob sich nun doch mit einem matten Lächeln, streckte sich elegant und zog dann die Beine seitlich leicht an, weil der Boden so kalt war. „Mir wäre jetzt mehr nach einem Glas Rotwein“, erwiderte er matt, nahm aber dennoch folgsam die Tasse mit dem dampfenden und wohlriechenden Tee entgegen, während Katan liebevoll mahnend sagte: „Der Wein verschlimmerte Euren melancholischen Zustand nur, ich fürchte leider, dass ich das verbieten muss.“ Rosiels mattes Lächeln wandelte sich in ein ungezwungeneres. „Womit habe ich das nur verdient … Ich bin so furchtbar garstig manchmal und du weichst niemals von meiner Seite ...“ „Seht Ihr, genau das meine ich – Ihr erlaubt?“, fügte er hinzu und auf ein Kopfnicken Rosiels, nahm er ebenfalls auf dem Sofa platz. Ein musternder Blick glitt über die Gestalt seines Herrn. Schon die ganzen Tage, schon seit er mit Luzifer von diesem ominösen Ort zurückgekehrt war, verhielt Rosiel-sama sich so. Ständig in Gedanken versunken, ständig melancholisch. Und ständig diese unruhigen Träume. Es war ihm ein Rätsel. Das einzige, worin er sicher war, dass Luzifer der Grund für dieses Gebahren war. Luzifer kam am Abend zu ihm. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass du seit Längerem nicht hinausgehst", sagte er steif, während er auf ihn hinabsah und stehen geblieben war. Rosiel mied den Blick der schwarzen Augen, er konnte ihnen nicht begegnen. "Ich bin unpässlich", sagte er nur. Luzifer entlockte es ein Schnauben. Rosiel fürchtete tatsächlich einen Augenblick wieder einen Ausbruch des Höllenfürsten, doch nichts dergleichen geschah. Stattdessen nahm er bei ihm Platz und ergriff eine Strähne des schillernden Kristallhaares und presste einen Kuss darauf, ließ die Lippen daran verweilen, sog mit einem Seufzen den Duft ein. "Verkauf mich nicht für blöd, Engelchen", murmelte er. "Was soll ich nur tun, um dein Wohlwollen zu erlangen, hm?" Dabei sah er auf, sah ihn an mit unwiderstehlichem Blick und Rosiel wurde es mit einem Mal anders. Irgendwie ... tat es ihm leid. Dass er so abweisend gewesen war. Obwohl er allen Grund dazu gehabt hatte. "Ich muss fort." Rosiel hob den Blick und sah ihn erstaunt an. "Fort? Wohin denn?" Der Höllenfürst seufzte genervt, ließ die Haarsträhne fahren und lehnte sich mit ausgebreiteten Armen zurück. "Ein Clan von Dämonen ist der Auffassung, aufmüpfig werden zu müssen, und ich muss sie zur Räson bringen. Keine aufwändige Angelegenheit und normalerweise würde ich mir nicht selbst die Hände schmutzig machen." "Aber?" Luzifer wandte das Gesicht zu ihm und blickte ihn schadenfroh und boshaft an. "Ich muss ein Exempel statuieren. Sonst könnte sich herumsprechen, dass man hier alles machen darf über meinen Kopf hinweg." Rosiel lächelte, bettete dann das Kinn auf Hände, welche leicht verschränkt über dem Sofarand ruhten, sah Luzifer dabei an. Dieser hob eine Augenbraue. "Was?" "Ich mag es, wenn du so rüd und männlich daherkommst." Luzifer rollte mit einem spitzbübischen Lächeln die Augen, doch dann wurde er wieder ernst. "Ich lasse dich nur ungern hier alleine." "Wieso, hast du Angst, dass ich mich in deiner Abwesenheit mit jemand anderem vergnüge?" Plötzlich packte ihm Luzifer so abrupt und grob ins Haar, dass er die Luft scharf einsog, dabei kam er ihm mit dem Gesicht ganz nahe. "Ich warne dich, mein schöner Engel. Sie wissen, dass sie dich nicht anfassen dürfen, weil ich sie sonst zerfleischen werde-" Seine Augen nahmen etwas leicht Irres an, als der Blick besitzergreifend über den Leib Rosiels glitt. "-Mach keine solchen Scherze mit mir, wenn du nicht willst, dass ich rasend vor Eifersucht werde." "Bist du das nicht ohnehin schon?", keuchte Rosiel atemlos. "Ich kann hier keinen Schritt tun, ohne, dass man dir von dem berichtet, was ich tue. Wie gering muss dein Selbstwert sein, wenn du mir nichtmal so wenig über den Weg traust." Eine Welle des Zornes über diese Worte überrollte den Höllenfürsten und mit einem wütenden Aufschrei schlug er Rosiel ins Gesicht, welcher ihn kurz darauf erschrocken ansah. Er keuchte erregt, als er auf die leicht eingesunkene Gestalt Rosiels herabstarrte. "Du bist ein Engel", stieß er dann zwischen seinen Zähnen hervor. "Engeln kann man nicht trauen." Und damit ließ er ihn allein. Verletzt. Mal wieder. Und Rosiel erhob das Kinn und wollte nicht zulassen, wie sehr ihm Luzifers Worte wirklich wehgetan hatten. Dazu war er zu stolz. Vielleicht sollte er ihn verlassen. Ihm damit bedeuten, dass er nicht zu weit gehen sollte, dass er ihn so nicht behandeln konnte. Wie eine wertlose Hure, ein Stück Fleisch, das man sich nahm, wann man wollte und auf das man seinen Stempel drücken und zu seinem Eigentum erklären konnte. Er war immerhin Rosiel von Aziluth! So etwas musste er sich nicht bieten lassen. Nur ... warum war das so schwer? Warum war es so verdammt schwer, zu gehen? (Ich entschuldige mich für die Kürze dieses Kapitels - ich brauchte einen Lückenfüller und hänge momentan leider ein bisschen - die nächsten Kapitel werden wieder länger) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)