Die Hexen von Asunquarth von Alaiya (Die Chroniken der Weltenwandler - Erdmagie) ================================================================================ Epilog: Die letzte Hexe ----------------------- Epilog: Die letzte Hexe Es war zwei Monate her, dass ich in Tiath dem Rat entkommen war und Kyssan dank Barbera und Neru vor dem Tod gerettet wurde. Nun stand ich hier, mitten auf einer Lichtung vor einem großen See, dessen Wasser selbst jetzt beim Tag beinahe schwarz wirkte. Der Wald um mich und Silar, der Tochter von Barbera und Neru, die wie ihr Vater eine Wandlerin war, war dicht. Nebelschwaden hingen zwischen den Bäumen und auch der Himmel war teilweise mit Wolken verhangen. Das hier war also der Ort, von dem ich kam. Instinktiv wusste ich, dass es diese Lichtung war, auf der Wakeil mich gefunden hatte, ehe er mich nach Verur brachte. Vielleicht bildete ich es mir aber auch nur ein. Ich nickte dem Menschenmädchen, das nur zwei Jahre älter war als ich, und die merkwürdige Gesichtsform ihres Vaters geerbt hatte. Sie hatte seltsame Schlitzförmige Augen, dabei aber das helle Haar ihrer Mutter. Wie ich beherrschte sie Erdmagie, aber wie ihre Mutter fast nur Heilungszauber. Trotzdem konnte sie Portale öffnen und hatte sich daher angeboten mich hierher zu begleiten. Aber jetzt, wo ich hier stand, wusste ich nicht einmal, was ich hier wollte. Ich hatte mir irgendwas erhofft davon, hierher zu gehen. Immerhin war dies meine eigentliche Heimat, der Ort, an dem ich geboren worden war. Ich hatte gehofft, irgendeine Verbindung zu spüren, doch da war nichts. Im Gegenteil: Das dunkle Wasser und der etwas matschige Boden stießen mich ab, zumal es hier zwar warm, aber bei weitem nicht so warm, wie im Dschungel Verurs war. Nein, eigentlich mochte ich diesen Wald nicht einmal. Die Bäume ähnelten mehr denen in Tiath, waren nicht sehr groß, hatten aber breite Stämme und lange Wurzeln, die den Boden zu großen Teilen bedeckten. Über den Boden lag Laub verstreut, so dass man an manchen Stellen nicht einmal die eigentliche Beschaffenheit des Untergrundes erkennen konnte, und ein Wesen, dass nicht mit der Erde verbunden war, sicher schnell einigen Stolperfallen zum Opfer gefallen wäre. Ich ging ein wenig zwischen den Bäumen herum, berührte mit meinen mittlerweile wieder komplett verheilten Händen die Rinde, doch ich spürte nicht mehr als vorher. Was hatte ich mir auch erwartet? Seufzend sah ich mich um. Hier gab es keine Hexen mehr, hier gar keine weiter entwickelten Rassen als die Jighg. Wenn es in den anderen Welten nicht noch mehr Freiheitsliebende wie Malan gab, war ich wohl die letzte Hexe von Asunquarth. Und selbst ich war keine wirkliche Hexe, denn ich hatte nie wirklich in dieser Kultur gelebt. Ich war ein Tade von Verur, von denen es sicher nicht mehr viele gab. Zu gerne wäre ich noch einmal zur Pyramide zurückgekehrt, aber die Xytan, wie die Rebellen, die ihr Lager in der Welt Hyujian hatten, sich selbst nannten, hatten damit Recht, dass es zu riskant war. Wenn die Magier des Rates noch immer da waren, würden sie mich töten und zumindest eines wusste ich jetzt: Sterben wollte ich nicht. Im Moment lebte ich in Hyujian, auch wenn ich nicht sicher war, ob ich mich dem Xytan wirklich anschließen wollte, wie Kyssan es getan hatte. Auch ihm ging es mittlerweile wieder besser, wenngleich er noch immer schwach war. Trotzdem wollte er gegen den Xytan helfen, da er ihnen ihr Leben verdankte und auch sie, wie wohl alle anderen auch die Seher brauchen konnten, um Dinge im Voraus zu wissen. Den zwei Sehern, die bereits zu ihnen gehörten, verdankte ich auch, dass sie rechtzeitig in Tiath waren, um die Gefangenen und auch mich vor der Hinrichtung zu retten. Außerdem sagte Kyssan, dass er lernen wollte, seine Fähigkeit zu kontrollieren, denn es war seinem Kontrollverlust zu verdanken, dass er beinahe gestorben war. Zumindest hatte man mir es so erklärt. Die Visionen waren auf ihn eingeströmt und hatten seinen Geist damit vollkommen überlastet. Deswegen war er ohnmächtig geworden – so sagten sie es mir auf jeden Fall. Ich verstand diese Dinge über die Seher und Visionen immer noch nicht. Genau so wenig verstand ich auch von den Dingen wie dem Schlüssel zur Zeit und diesem Meer, über das auch bei den Rebellen alle sprachen. Soweit ich das, was sie erzählten, verstanden hatte, kannten einige von ihnen den Schlüssel sogar. Doch ab ich all das glauben sollte, wusste ich nicht. „Ist alles in Ordnung?“, fragte Silar und trat hinter mich, doch ich nickte nur. Ich mochte das Mädchen, irgendwie, vielleicht auch nur, weil sie das erste Mädchen war, mit dem ich in meinem Leben Kontakt hatte. Selbst unter den unter Zwölfjährigen in Verur hatte es wenige gegeben und auch die, die es gab, sahen mich halt als einen Jungen. So sehr ich das Kloster auch vermisste, ich fühlte mich frei dadurch einfach das sein zu können, was ich war. Mittlerweile war auch mein Haar länger gewachsen und bedeckte filzig meinen Kopf. Auch wenn ich noch nicht wirklich wusste, was ich in Zukunft machen würde, fühlte ich mich mittlerweile besser. Zumindest wusste ich jetzt, dass ich mich wehren konnte und im Moment hatte ich zumindest ein paar Freunde – ja, es waren so etwas wie Freunde – um mich, so dass ich nicht ganz allein war. Trotzdem kamen nachts, wenn ich schlief, immer wieder die Bilder von der toten Malan und den Leichen in Verur, doch damit würde ich wohl erst einmal leben müssen. Ich hatte meine Zeit gebraucht um zu trauern, aber unter den Xytan waren genügend, die ähnliches oder schlimmeres erlebt hatten. Nicht zuletzt Kyssan, von dem ich mittlerweile auch endlich mehr wusste. Er war der einzige Sohn einer Magierfamilie hohen Ansehens der Sanbok gewesen und hatte, da er ein Seher war, keine magischen Fähigkeiten gehabt. Ich wusste nicht viel, über die Kultur, in der er gelebt hatte, doch es war offenbar ein sehr schlechtes Omen wenn Magier nichtmagische Kinder gebaren. Eigentlich war gebaren das falsche Wort, legten Sanbok als Reptilien doch Eier, aber es galt zumindest als Schlecht, wenn man ein nichtmagischer Kind von Magiern war. Deswegen hatte man ihn vertrieben, sogar versucht ihn zu töten, bevor Tänon ihn nach Verur gebracht hatte. Deshalb war es auch jetzt noch schwer sein Vertrauen zu gewinnen, doch eigentlich hatte er ein gutes Herz. Mir fiel es noch immer schwer mit ihm zu sprechen, da er oft misstrauisch war, doch ich wollte ihm ein Freund oder zumindest etwas ähnliches sein. Erneut seufzte ich und drehte mich zu Silar um. „Lass uns gehen“, murmelte ich. „Hier gibt es nichts.“ Dabei versuchte ich die Enttäuschung aus meiner Stimme zu vertreiben. „Es tut mir leid“, murmelte sie. „Du kannst doch nichts dafür“, erwiderte ich. „Ich habe mir wohl selbst falsche Hoffnungen gemacht.“ Daraufhin nickte sie nur, ehe sie sich zu konzentrieren begann, denn sie brauchte noch länger um ein Tor zu öffnen. Zumindest war es wohl für den Moment das Beste bei den Xytan zu bleiben, denn auch ich wollte ihnen helfen, damit der Rat nicht noch mehr Unschuldige tötete oder quälte. Und ich fühlte, dass ich es Malan und Miras irgendwie schuldig war. So wie es jetzt war, würde es nicht ewig weitergehen können. Irgendjemand würde etwas gegen den Rat tun müssen und ich wollte einfach nicht untätig dabei zusehen. Ich wollte nicht länger stillstehen und nichts tun. Einen letzten Blick warf ich auf den Wald, um uns herum, ehe ich durch das Portal nach Hyujian trat, den Ort, wo man bereits auf uns wartete. ENDE ___________________________________________________________________ So, damit hab ich die Geschichte endlich komplett hochgeladen :D Ich hoffe, sie hat euch gefallen (auch, wenn ich mir nicht sicher bin, ob außer noch jemand liest ^^" Relativ bald, wenn ich mein aktuelles Hauptprojekt Eikyû abgeschlossen habe, anfangen die Vorgeschichte des Krieges der Weltenwandler zu schreiben. Wer Interesse hat, kann gerne benachrichtig werden :D Danke für's Lesen! ^-^/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)