Blutige Leidenschaft von Curin (TyKa/ Vampirstory) ================================================================================ Kapitel 1: Unverhofftes Wiedersehen ----------------------------------- Kai klopfte drei mal an die Tür, musste einen Moment warten, dann hörte er das verschieben der Kette und schließlich das Klicken des Schlosses und die Tür wurde geöffnet. „Man könnte dich fast für paranoid halten“, sagte Kai und trat durch die Türe ein. „Es könnte ja ein Blutsauger vor der Tür stehen“, scherzte der andere und verschloss die Türe wieder vorsorglich. Kai drehte sich zu seinen Freund um, der schwarze lange Haare hatte, welche er in einen Tuch zusammengebunden hatte und ihn bis zu den Knien reichten. Seine Augen waren von einem ungewöhnlichen Goldton. „Wo warst du?“, wollte Ray nun wissen und ging zu einem Tisch auf der gegenüberliegenden Seite es Zimmers. Anscheinend war er gerade dabei seine Waffen zu reinigen, denn neben einer handlichen Sichel lag ein in alkoholgetränktes Tuch. „Mir ist bei der Jagd ein Junge begegnet. Ich bin zu der Stelle, wo ich ihn getroffen habe zurückgelaufen, nur um sicherzugehen, dass er weggekommen ist.“ „Ein Stricher?“, fragte Ray und fing wieder an seine Sichel mit dem Tuch zu reinigen. „Ich glaube, nur jemand der auf den Weg nach Hause merkwürdige Gegenden durchquert“, erklärte Kai und setzte sich in ein durchgesessenes Sofa. „Und warum interessierst du dich dafür? Es war doch nur einer entkommen.“ Kai hatte keine Lust auf dieses Frage und Antwort Spiel und ließ die Antwort deswegen aus. Ray sah ihn zwar verwundert an, aber er wusste auch, dass er ewig warten könnte. Deswegen nahm er sich einfach seine nächste zu reinigende Waffe und wischte sie mit dem Tuch ab. „Auf jeden Fall“, begann er dann wieder zu sprechen, während er kontrollierte ob auch alle Blutspuren weggewischt waren, „haben wir diese Bande nun endlich erwischt. Wenn es etwas gibt, dass ich mehr hasse als Blutsauger, dann sind es Blutsauger mit Hirn.“ „War nicht dumm von ihnen, nur Huren und Drogenjunkies zu nehmen, die sowieso keiner vermisst“, meinte Kai und nahm sich die Tasse die auf den kleinen Tischchen vor der Couch stand. Er warf einen prüfenden Blick auf das Getränk, roch kurz daran und trank es schließlich. Ray rümpfte darüber nur die Nase. „Mach dir gefälligst selber einen Kaffee“, meckerte er und steckte die saubere Sichel und den gereinigten Dolch, in ein ledernes Geschirr welches an der Garderobe hing. „Ach, und übrigens“, sagte Ray, während er in ein Nebenzimmer ging, die Küche, und sich anscheinend einen neuen Kaffee holte. „Sag Tala, er kann das nächste Mal gefälligst mithelfen bei der Jagd. Der Letzte wäre uns nicht entkommen, wenn wir zu dritt gewesen wären. Es war ein Glück, dass der Kerl niemanden mehr erwischt hatte. Er hat nur eine der Prostituierten erschreckt.“ „Sag es, Tala selber! Was kann ich denn dafür, dass er faul ist“, bemerkte Kai gleichgültig und trank weiter seinen Kaffee, während er sich in der Wohnung umschaute. Ray lebte schon seit zwei Jahren in dieser Bruchbude und es sah immer noch so aus, als wäre er gerade beim ein- oder ausziehen. Alte Möbel, die irgendwo in den Raum gestellt waren, ein abgelaufener Fußboden und Wände von denen sich schon langsam die Tapete ablöste. Die gefährlichen Waffen und Amulette mit merkwürdigen Zeichen, gaben dem ganzen dann noch einen gewissen Touch von Satanismus. Kai hatte es schon lange aufgegeben, Ray davon zu überzeugen, diese Bruchbude endlich zu verlassen. Was Besseres konnte sich sein Freund aber nicht leisten und er war viel zu sehr mit seinen Job beschäftigt, um sich mal richtig um dieses verloderte Heim zu kümmern. Mit einer neuen Tasse Kaffee kam Ray wieder aus der Küche. Er hatte auch ein Glas für Kai mitgebracht, mit seinen benötigten Getränk. Kai nahm das Glas entgegen, nippte aber nur daran und stellte es dann gleich wieder auf den Tisch ab. Er war in Gedanken. Ray setzte sich neben ihn und beschaute ihn interessiert. „Der Junge“, begann Kai, nach einer kurzen Zeit der Stille, „ich bin mit ihm zusammengeknallt und dabei hat er etwas verloren.“ Er langte in die Tasche an seinen dunkellilanen Mantel und holte ein kleines schwarzes Buch hervor. „Scheint ein Terminkalender zu sein.“ „Und was willst du jetzt damit?“, fragte Ray und nahm Kai den kleinen Kalender ab und durchblätterte ihn. An ein paar Tagen waren Termine eingetragen, aber meistens konnte er eine Zeit ablesen und dahinter stand „Bar“. „Es ist mir eben aufgefallen, dass er es anscheinend verloren hat. Ich kann wohl kaum etwas damit anfangen.“ Ray schaute sich nun die letzten Seiten des Kalenders an, die aus Adressen bestanden. Unter dem Buchstaben „M“ fand er den Namen „Moonlight Bar“. „Anscheinend geht er heute um 16 Uhr in eine Bar“, bemerkte Ray und gab Kai das Buch zurück. „Die Adresse steht auch drin, du könntest ihm das Buch also zurückbringen.“ „Das habe ich mir auch schon überlegt“, nuschelte Kai und sah zur Seite. Ray schien auf einmal verblüfft und starrte Kai verwundert an. „Das eben war ein Scherz!“ Kai schien die Worte nicht zu hören, er starrte weiter zur Seite. Er fragte sich selbst, warum er diesen Jungen, den er nur einmal kurz getroffen hatte, seinen blöden Kalender zurückbringen wollte. Der Junge war ihn in den Weg gelaufen, hatte dafür gesorgt, dass er unbequeme Bekanntschaft mit dem Boden machte und hat ihn bei der Jagd behindert. Aber irgendetwas an ihn hatte Kai in den Bann gezogen. Er konnte es sich selbst nicht erklären. Er hatte sich sogar bei den Jungen entschuldigt. Das war ihn noch nie passiert. Normalerweise pöbelte er Leute an, die seiner Meinung nach, schon zu nah an ihn vorbeiliefen. Kai schloss die Augen und versuchte sich das Gesicht des Jungen in seine Erinnerung zurückzurufen. Wunderschöne Schokobraune Augen, umrahmt von Nachtblauen Haar und Gesichtszüge, die noch nicht all ihre Jugendlichkeit eingebüsst hatten. Er wollte ihn wieder sehen. Sein gesamter Geist verlangte danach. So etwas hatte er noch nie gefühlt. Nicht in den über 150 Jahren, in denen er schon auf dieser Erde verweilte. **^^** Die ersten Sonnenstrahlen stahlen sich durch die geschlossenen Jalousien und versuchten Tyson zum Aufstehen zu verführen. Aber dieser drehte sich einfach auf die andere Seite und kniff die Augen zusammen um weiter schlafen zu können. Er war schon fast dabei wieder in einen tiefen Schlaf zu fallen, als es auch noch an der Tür klingelte. Er öffnete eins seiner zusammengekniffen Augen, um auf die Leuchtzahlen des Weckers sehen zu können. 11 Uhr war eigentlich eine humane Zeit zum aufstehen, aber er war immer noch Todmüde. Er war erst kurz nach 1 Uhr zu Hause angekommen und wann er endlich in den Schlaf gesunken war, dass weiß er schon gar nicht mehr. Er wusste noch, dass er wach war, als er auf seinen Wecker sah und dieser 5 Uhr ankündigte. Und er weiß, dass er danach noch lange wach gelegen war. Bestimmt war er erst vor ein, zwei Stunden eingeschlafen. Er könnte das einmalige Klingeln ignorieren und hoffen, dass es nichts Wichtiges war. Seine Hoffnungen wurden aber nicht erhört und es klingelte noch einmal an der Tür und dieses mal durchdringend. Es musste also wichtig sein. Tyson schmiss seine Decke förmlich von seinen Körper und setzte sich in seinen Bett auf. Er strich sich durch die verwuschelten Haare und versucht durch seine müden Augen zu sehen. Nachdem er sich gesammelt hatte, stieg er aus dem Bett, ging aus seinen Zimmer raus und den Gang entlang zur Tür. Als er diese öffnete sah er zuerst eine Tüte Brötchen, die dann aber ein paar Zentimeter nach unten wanderte und nun blonde Haare und ein von Sommersprossen umrahmtes Gesicht freigab, das mit einen Lächeln verziert war. „Habe ich mir doch halber Gedacht, dass ich dich aus den Federn klingle“, sagte Max. Er betrat ohne weitere Worte das Haus und ging zielstrebig in die Küche. Tyson der aber, weil er gerade erst geweckt worden war, noch ziemlich langsam war, schloss erst nach ein paar verstrichenen Sekunden wieder die Tür und schlurfte ebenfalls zur Küche. Max hatte schon längst einen Brotkorb aus dem Regal geholt und die Brötchen rein getan. Nun machte er sich an den Tee zu schaffen, indem er heißes Wasser in einen Kessel füllte. „Geh erst mal ins Bad“, sagte er zu dem in der Tür stehenden Tyson. „Du siehst ja noch aus, wie ein Untoter.“ Nur gähnend und nichts weiter sagend, schleifte sich Tyson also ins Badezimmer, danach in sein Zimmer und kam nach einer Viertelstunde, schließlich gewaschen und angezogen, in die Küche zurück. Er fühlte sich zwar immer noch gerädert, aber das Waschen mit kaltem Wasser hatte ihn aus dem Tiefschlaf geholt. Max war gerade damit fertig geworden den Tisch zu decken und setzte sich nun, da Tyson endlich auch da war, auf einen Stuhl. Tyson setzte sich ihm gegenüber und schenkte sich erstmal Tee ein. Dann nahm er sich eins der frischen Brötchen und überlegte, mit was er es belegen sollte. „11 Uhr ist selbst für dich eine späte Zeit zum aufstehen“, bemerkte Max, während er sein Brötchen mit Butter und Marmelade bestrich. „Ich konnte lange nicht einschlafen“, erwiderte Tyson und langte ebenfalls nach der Butter. „Ich hatte gestern einen echt unheimlichen nach Hause weg.“ Sofort veränderte sich Max’ lieber Gesichtsausdruck zu einen verärgerten. „Du läufst doch nicht immer noch durch dieses alte Industriegebiet?“, fragte er wütend und taktierte Tyson mit seinen Augen. Dieser streckte ihn nur die Zunge raus und biss ein Stück von seinen Brötchen ab. „Nur weil du ein Angsthase bist, lauf ich doch nicht den längeren Weg durch den Park.“ Tyson konnte auch auf anderen Wege von der Bar nach Hause kommen, aber das würde bedeuten, er müsste durch einen Park laufen und das wäre ein Umweg von einer halben Stunde mehr, weil sich dort kein Bus befand, der zu ihm in die Gegend fuhr. Max hatte ihn schon öfter gebeten, doch diesen Weg zu gehen, anstatt immer durch das verlassene Industriegebiet zu laufen, aber Tyson bekam dann immer ganz taube Ohren. Und auch jetzt stellte er auf stur, indem er einfach eine Schnute zog und woanders hinschaute, während Max sich wieder darüber aufregte, dass er anscheinend Selbstmordsüchtig sei. „Ich habe keine Lust, irgendwann deine Leiche identifizieren zu müssen, weil du von irgendeinen geistesgestörten Killer umgebracht wurdest“, regte er sich auf. Tyson zog nur weiter eine Schnute und biss von seinen Brötchen ab. Musste er sich das wirklich wieder antun. „Bisher ist mir dort doch überhaupt nichts passiert“, meinte er beleidigt. „Noch nicht!“ Tyson verschlang die Reste von seinem Brot und hörte dann auf mit Schmollen um Max tief in die Augen zu sehen. „Es war gestern nur mehr los als sonst. Zwei Typen, welche in der Gegend herumrannten und ein Kerl, der mich über den Haufen gerannt hatte. Sonst ist nichts passiert.“ „Über den Haufen gerannt“, wiederholte Max höhnisch. „Er hätte auch ein Killer oder Vergewaltiger sein können.“ Tyson war schon wieder fast dabei wegzuhören, weil Max bestimmt in eine seiner Predigen verfallen würde, aber diesem schob er gleich mal einen Riegel vor. „Er schien auch nur jemand zu sein, der nicht in diese Gegend gehörte“, sagte er zu Max. „Zumindest hat er mich auch ziemlich blöd angemacht, weil ich dort war. Er hat irgendjemanden gesucht oder so.“ Max schien nachdenklich. „Und warum konntest du dann die ganze Nacht nicht schlafen, wenn es doch so harmlos war.“ „Weißt du, dieser Junge“, begann Tyson und bekam plötzlich einen merkwürdigen Ausdruck in den Augen. „Irgendwie geht er mir nicht mehr aus dem Kopf und das obwohl er total arrogant, eingebildet und pöbelhaft war.“ „Hattest du mit ihm eine längere Unterhalt, oder woher weißt du das alles über ihn?“ „Pah“, machte Tyson und verschränkte die Arme vor der Brust, „ich erkenne so was schon nach ein paar Sekunden. Ich besitze eine gute Menschenkenntnis.“ Max’ Lippen formten ein schräges Lächeln. Tyson und Menschenkenntnis waren einfach zwei unvereinbare Dinge. „Auf jeden Fall“, meinte Max, „solltest du nicht mehr durch dieses Gebiet gehen, auch wenn es gestern noch mal gut gegangen ist. Ich habe in der Zeitung gelesen, dass dort Leute verschwunden sind.“ „Davon habe ich nichts gehört“, sagte Tyson und nippte wieder an seinen Tee. „Dem wurde auch kaum Aufmerksamkeit geschenkt, weil es sich hauptsächlich um Prostituierte und Drogensüchtige gehandelt hat. War nur ein kleiner Abschnitt in den Lokalnachrichten gewesen“, saget Max und zeigte mit zwei Fingern die Größe des Abschnitts an. Tyson seufzte schließlich resigniert. „Wenn es dich glücklich macht, dann nehme ich heute eben mal den Weg durch den Park.“ Max lächelte sofort zufrieden und nahm sich noch ein Brötchen, aber Tyson schaute traurig in seinen Tee. Die Zeit die er länger nach Hause brauchte, würde er schon überstehen, aber im innersten wünschte er sich, doch noch mal zu dem Industriegebiet zurückzukehren. Nur um diesen Jungen Mann vielleicht noch mal zu treffen. **^^** Um ungefähr 16:30Uhr stand Kai vor einem Gebäude an dessen Vorderseite, in Höhe der Tür, der Name „Moonlight“ stand. Er überprüfte den Namen und die Adresse noch Mal mit denen im Taschenkalender. Alles stimmte. Nur fragte sich Kai, warum 16Uhr als Uhrzeit eingetragen war. Auf einen Schild neben der Tür standen die Öffnungszeiten und laut diesen machte die Bar erst um 17Uhr auf. Es stand auch niemand draußen, so das man denken konnte, ab 16Uhr würde man anstehen müssen um rein zu kommen. Dies war zwar der Innenstadtteil, aber da es Samstag war und schon etwas später, war auch der Betrieb hier nicht mehr so hoch. Inzwischen hatte Kai auch herausgefunden, dass der Junge, den er über den Haufen gerannt hatte, Tyson Kinomiya hieß. Das stand gleich auf der ersten Seite des Kalenders. Allerdings hatte der Junge, weder seine Adresse noch seine Telefon- oder Handynummer rein geschrieben. Anscheinend war ihm der Kalender nicht so wichtig. Dennoch. Kai straffte die Schultern und ging auf die Eingangstür zu. Verwunderlicherweise war sie nicht abgeschlossen, obwohl der Betrieb doch erst in einer halben Stunde beginnen sollte. Er hätte auch draußen warten können, bis dieser offiziell anfing, aber Kai hatte keine Lust, eine weitere halbe Stunde wie ein Presser vor der Tür stehen zu müssen. Er hatte sich sogar extra Zeit gelassen um nicht um Punkte 16Uhr, vor der Tür stehen zu müssen, um vielleicht vor den Jungen da zu sein. Durch die Tür betrat Kai einen kleinen Flur, der rechts eine Garderobe hatte. Allerdings war diese nicht belegt. Er hatte sowieso nur seinen Mantel dabei, den er nicht ablegen wollte. Nach der Garderobe kam noch eine Tür, durch welcher er jetzt ging und nun die Bar betrat. Die Bar stellte sich als großer Raum mit vielen Abschnitten heraus. Ganz links war eine lange Theke, mit Barhockern und hinter der Theke war eine beleuchtete Glaswand, die anscheinend jede Art von Getränken enthielt, die man sich vorstellen konnte. In der Mitte des Raums standen viele Tische mit Stühlen und etwas weiter rechts hohe Tische ohne Stühle. Weiter vorne war dann die Tanzfläche und dahinter war eine kleine Bühne. Im Raum waren nicht viele Leute anwesend. Ein junger Mann wischte geraden den Tanzbereich, ein anderer kümmerte sich um die Tische und ein weiterer, etwas älter wirkender Kerl, wischte den Tresen, beachtete Kai dabei aber mit bösen Blicken. Er war wohl hier der Chef und wusste, dass Kai keiner von seinen Jungs war. Weil er ihm vielleicht Auskunft geben könnte, bewegte sich Kai zur Bar und hockte sich auf den Barhocker gegenüber von dem Mann hinterm Tresen. „Wir öffnen erst in einer halben Stunde“, sagte der Mann etwas bissig und pausierte mit seiner Wischtätigkeit. „Ich will hier auch nicht abfeiern“, sagte Kai kalt, „ich suche einen Jungen. Sein Name ist Tyson Kinomiya und er hat langes blaues Haar.“ „Und was willst du von ihm?“, fragte der Mann wieder mürrischer und musterte Kai jetzt sehr misstrauisch. „Kennen sie ihn oder nicht?“, sagte Kai mit einer gewissen Arroganz. Sich vor so einen Kerl rechtfertigen zu müssen gefiel ihm nicht. Der Mann starrte Kai noch einen Moment feindselig an, wohl in der Hoffnung ihn einschüchtern zu können, doch Kai gab keinen Millimeter nach. „Tyson! Da will einer was von dir!“, rief dann der Mann in Richtung einer Tür, die sich am Ende des Tresen befand und ein paar Sekunden später, trat aus dieser Tür der Blauhaarige Junge hervor und sah seinen Chef fragend an. Dieser zeigte nur mit einem Finger auf Kai und ging nun seinerseits in den Raum am Ende des Tresens. Tyson sah seinen Chef verwundert hinterher und schaute dann wieder auf Kai. Zuerst schien er sich zu fragen, wer das war, aber dann schien seine Erinnerung zurück zu kommen und mit einem genervten Gesichtsausdruck näherte er sich Kai. „Wenn das mal nicht der arrogante Kerl von gestern ist.“ Tyson stützte seine Ellenbogen auf den Tresen ab und legte seinen Kopf auf seine gefalteten Hände, dann sah er mit einem scheinheiligen Blick zu Kai. Kai sah auf Tyson herab und für eine kurze Sekunde hegte er den Gedanken einfach wieder zu gehen, aber dann sah er in diese Augen und sie faszinierte ihn wie am Tag zuvor. Trotzdem fackelte Kai nicht lange, langte in seine Tasche und hielt Tyson seinen Kalender unter die Nase. „Den hast du gestern verloren“, meinte er. Tyson stutzte und nahm Kai den Kalender ab. Diesen musterte er dann und blätterte im Kalender, um anscheinend zu überprüfen, ob es auch seiner war. Dann stutzte er wieder. „Mir ist noch gar nicht aufgefallen, dass ich ihn verloren habe“, sagte Tyson auf einmal mit überraschter Miene und lächelte dann entschuldigend zu Kai. „Du bist extra hier her gekommen um ihn mir zu bringen“, dabei hielt er den Kalender hoch. Kai gab aber nur ein „Hm“ von sich und schaute in eine andere Richtung. Eigentlich war dies ja nicht seine Art. Immer noch freudestrahlend legte Tyson den Kalender unter den Tresen ab und sah wieder zu Kai, aber der wusste gerade nicht, warum er sich nicht sofort aus den Staub machen sollte. Er hatte den Kalender zurück gebracht, so wie er es wollte, was hielt ihn also noch hier. Aber Tyson sah ihn irgendwie erwartungsvoll an und er konnte diesen Blick nicht widerstehen. „Du arbeitest hier?“, stellte Kai die Frage und sah sich noch mal im Raum um. Diese Schlussfolgerung war nicht schwer gewesen. „Dreimal in der Woche“, erklärte Tyson. „Willst du was trinken? Geht auf mich, weil du mir den Kalender zurückgebracht hast. Ohne den bin ich nämlich aufgeschmissen.“ „Was kannst du mir denn anbieten?“, fragte Kai desinteressiert und sah sich weiter im Raum um, aber nur damit Tyson nicht auffiel, das er eigentlich immer versuchte in seinen Augen zu schauen. Diese wunderschönen braunen Augen hatten es ihm angetan. Sie strahlten so eine Wärme und Lebenslust aus. „Alles was du willst.“ „Dann hätte ich gerne einen Tequila.“ „Den mach ich“, sagte der Chef, der wieder aufgetaucht war und ein Tablett mit Windlichtern auf den Tresen abstellte. „Du kannst währenddessen mal die Windlichter verteilen“, sagte er an Tyson gewandt und dieser nahm sofort das Tablett und huschte davon. Der Chef nahm sich die benötigten Flaschen aus dem Regal und begann zu mischen. „Eigentlich sollte ich dich rausschmeißen“, sagte er zu Kai, während er den Alkohol abschätzte. „Aber es ist ein Wunder, dass Tyson ohne seinen Kalender überhaupt wusste, dass er heute arbeiten muss, obwohl ich es ihm gestern extra eingeschärft habe.“ Plötzlich hörten sie hinter sich ein Rumpeln und sahen wie Tyson sich und das Tablett gerade noch halten konnte. Anscheinend war er über einen Stuhl gestolpert. Entschuldigend winkte er zu seinen Chef und begann weiter die Teelichter zu verteilen. „Der Junge ist eine echte Katastrophe. Ein Schussel wie er im Buche steht. Seit dem er für mich arbeitet, hat sich der Bestand meiner Gläser halbiert. Aber es ist verdammt schwer heutzutage so motivierte junge Männer zu finden.“ Kai hörte nur mit einen Ohr zu. Er schaute lieber zu Tyson, der seiner Arbeit nachging. Er wurde erst aus seinen Gedanken geholt, als der Chef ihn seinen Tequila vor ihn hinstellte. „Mit den besten Empfehlungen vom Chef“, sagte er und schaute Kai tief in die Augen, dann nahm er wieder den Lappen von vorhin auf und fing wieder an, den Tresen zu wischen. Kai kostete an den Tequila und musste zugeben, dass er gut schmeckte, auch wenn es nicht sein bevorzugtes Getränk war. Während er trank, schaute er immer wieder zu Tyson. Nachdem er alle Teelichter verteilt hatte ging er zu dem Jungen, der vorhin noch den Boden gewischt hatte und unterhielt sich mit ihm. Er gestikulierte immer zur Bar und zur Tür, die zur Garderobe führte. Der andere Junge verzog das Gesicht hin und wieder, schien auch etwas zu fragen, aber die meiste Zeit sprach Tyson und sah den Jungen bittend an. Irgendwann seufzte dann der Junge und Tyson bekam ein siegreiches Lächeln auf die Lippen. Dann kam er zur Bar zurück. Kai wendete sich sofort wieder seinen Tequila zu, damit Tyson nicht erkannte das er ihn beobachtet hatte. „Ich habe getauscht, Chef“, sagte Tyson und stellte das nun leere Tablett ab. „Ich übernehme heute die Bar und Shuichi geht dafür an die Garderobe.“ „Meine Gläser“, murrte der Chef, aber polierte weiterhin ein Glas. „Ich hasse die Garderobe“, sagte Tyson an Kai gewand, „da ist es immer am langweiligsten.“ Kai tat so, als würde er Tyson nicht hören und trank die letzten Schlücke aus seinem Glas. Tyson zog daraufhin nur eine Schnute und nahm Kai das Glas ab um es gleich zu spülen. „Wir öffnen gleich. Vielleicht solltest du jetzt gehen“, meinte Tyson mürrisch, während er das Glas in einer Spüle unter dem Tresen ausschwenkte. „Warum? Mir gefällt es hier“, meinte Kai und machte es sich auf den Barhocker gemütlich. „Ist schon eine Weile her, dass ich mich amüsiert habe und bestimmt kommen hier auch ein paar Sahneschnittchen rein.“ Tyson sah peinlich berührt aus. Kai verstand zuerst nicht, warum er so reagierte und das musste ihm auch anzusehen sein, denn Tyson beugte sich verschwörerisch zu ihm vor. „Das hier ist eine Männerbar“, sagte er leise zu Kai. Doch Kai grinste nur. „Das weiß ich.“ Nun war es an Tyson verdutzt zu schauen und er wendete sich ab, weil er rot um die Nasenspitze geworden war. Doch Kai grinste nun noch breiter. Hatte er den Jungen also richtig eingeschätzt und es gefiel ihm, dass er ihn verschreckt hatte. **^^** Später war dann voller Betrieb in der Bar und Tyson hatte alle Hände voll zu tun, um seine Kundschaft zufrieden zu stellen. Biere, Cocktails, harter Alkohol, aber auch Softdrinks und Mineralwasser schob er nun über den Tresen den Kunden zu. Die Kunden der Bar waren hauptsächlich Jugendlichen und Mitzwanziger. Studenten wie er, die ihr Wochenende genossen, bevor es am Montag wieder mit dem Stress losging. Ob Kai auch Student war, wusste er nicht. Das er überhaupt seinen Namen wusste, war schon ein Fortschritt in der Kommunikation der beiden gewesen. Nachdem sich Kai sozusagen geoutet hatte, war Tyson erstmal zu schüchtern gewesen um weiter nachzufragen, aber nachdem die ersten Gäste eintrudelten und Kai immer noch am Tresen und somit an seinen Arbeitsplatz saß, hatte Tyson dann doch die Neugier überkommen und er hatte sich nach ihm erkundigt. Er hatte auch nach anderen Dingen gefragt, wie Kais Beschäftigung zurzeit oder wo er herkam, aber nachdem er seinen Namen „Kai Hiwatari“ genannt hatte, war er auf einmal verstummt und hatte jede weitere Frage von Tyson ignoriert. Ein wenig ärgerte dies Tyson schon. Er war es nicht gewöhnt ignoriert zu werden, weil er es normalerweise mit seiner Art schaffte, dass man irgendwann nachgab und ihn dann doch beachtete. Aber Kai war wirklich ein Eisklotz. Mit der Zeit wurde Tysons Unmut auch größer, weil Kai gegenüber fremden Männern doch einen gewissen Flirtfaktor zeigte. Typen die nur enge Tanktops und noch engere Hosen trugen, setzten sich neben Kai an die Bar, bestellten sich bei Tyson einen Drink und versuchten dann mit Kai ins Gespräch zu kommen. Zuerst hatte Tyson gedacht, dass diese Typen mit einen Hauch von Nichts an sich, keine Chance bei Kai hätten und er sie genauso abblitzen lassen würde wie ihn. Aber im Gegenteil. Kai schien sich, wenn auch nur mit knappen Sätzen, sehr gerne mit diesen Männerschlampen zu unterhalten. Er lächelte dabei zwar nicht, aber immer wieder zeigte er ein Grinsen oder ein sehr schiefes lächeln, was die jungen Männer noch mehr anzog. Tyson fühlte immer wieder die Eifersucht in sich aufsteigen, wenn Kai eindeutige Zeichen in die Richtung dieser Jungs machte. Ihm gegenüber war er nur arrogant und kalt gewesen, aber nun schien er zu einem heißen Liebhaber zu mutieren. Vor lauter unterdrückter Wut hatte Tyson auch schon aus versehen ein Glas zerbrochen, als er es zu kraftvoll auf den Tresen abgestellt hatte. Allerdings fiel ihm auch auf, dass Kai, selbst wenn er bei einen der Jungen schon so weit gekommen war, dass sich dieser sofort von Kai hätte abschleppen lassen, Kai einen Rückzieher machte. Wurde er auf die Tanzfläche gebeten, lehnte er ab, wurde er an einen etwas ruhigeren Tisch gebeten, meinte er, ihm gefiele es an der Bar besser, und als einer sogar fragte, ob Kai mit ihm gehen würde (wohin war ja wohl klar), verneinte Kai das effektiv. Er schien niemanden näher an sich ranzulassen, als neben ihn auf diesen Barhocker. So hatte er schon 4 Jungen das Herz gebrochen und diese sozusagen verscheucht. Aber es dauerte nie lange, bis der nächste auf den Hocker saß und sich an Kai ranschmiss. Wenn er nicht arbeiten müsste, dann wäre Tyson bestimmt auch schon auf diesen Barhocker gesessen und hätte angefangen mit diesen Adonis von einem Mann zu flirten. Kai sah einfach unverschämt gut aus, in Tysons Augen. Der Ausschnitt von Kais Top ließ einen kleinen Einblick auf seine Muskulöse Brust zu und auch wenn er den Mantel bisher immer noch nicht abgelegt hatte, vermutete Tyson darunter kräftige Arme. Und schon allein Kais Gesicht ließ einen Mann nur so schwärmen. Ebenmäßige Gesichtszüge, rubinrote Augen und auch wenn es etwas verspielt war, diese dunkelblauen Dreiecke auf beiden Seiten der Wange. Nicht zu vergessen, die Haare die widerspenstig wirkten und doch dazu veranlassten in Tyson den Wunsch zu entfachen, durch sie zu fahren und sich sogar darin zu verkrampfen. Kai war einfach ein junger Mann, der durch seine Coolheit und Heimlichkeit beeindruckte. Getrunken hatte Kai bisher noch nicht sehr viel. Nach dem Tequila hatte nur noch einen Wodka bestellt und hatte sich danach an Mineralwasser gehalten. Entweder gehörte er nicht zu den großen Trinkern, oder er hatte heute noch etwas vor. Aber was sollte einer, der schon 4 Männer verschmäht hatte, schon groß vorhaben. „Tyson“, gerade trat der Chef an Tyson heran, der sich mit dem Mixen eines Cocktails beschäftigte. „Du kannst für heute Schluss machen, ich übernehme die Bar.“ Tyson schaute auf seine Uhr und stellte fest, dass es bereits schon 22 Uhr war. „Eigentlich ist es doch noch gar nicht so spät“, meinte Tyson und lächelte zu seinen Chef empor. „Du hast mir doch gestern erzählt, dass du am Sonntag noch für eine Hausarbeit arbeiten musst. Da ist es doch am besten, wenn du heute nicht so viel arbeitest um morgen früh aus den Federn zu kommen. Deine Wochenstunden hast du auch schon längst beisammen.“ Resignierend erinnerte sich Tyson daran, am Freitag extra früher gekommen zu sein, um heute weniger arbeiten zu müssen. Seine Hausarbeit. Die hatte er schon fast vergessen. Normalerweise hätte er seinen Chef dankbar sein sollen, dass er ihn früher gehen lässt, aber heute wäre Tyson lieber noch ein bisschen länger geblieben. Denn wenn Kai ihn auch ignorierte und vor seinen Augen mit andern flirtete, hätte Tyson ihn gerne noch länger beobachtet. Trotzdem, es half alles nichts. Sein Studium war wichtig und wenn er heute auch noch durch den Park laufen würde, käme er sowieso schon später zu Hause an, als sonst. Er band sich also die Schürze ab und ging in das hintere Zimmer um seine Jacke und Tasche zu holen. Als er wieder raus kam, hielt ihn sein Chef noch den Kalender hin, den er jetzt fast vergessen hätte und verabschiedete sich. Draußen vor den Klub stellte er sich kurz an die Seite und ließ die Nachtluft auf sich wirken. Immer wenn er aus der Bar raus kam, brauchte er ein paar Minuten um sich an die Dunkelheit, die kalte Nachtluft und die vor allen frische Luft zu gewöhnen. Er lehnte sich mit geschlossenen Augen an die Wand, um einen Moment zu verschnaufen, als er neben sich eine Stimme hörte. „Bist du schon so müde, dass du im Stehen einschläfst.“ Tyson öffnete sofort wieder die Augen und schaute zum Eingang der Bar, aus der man noch die Musik hören konnte. Im Licht einer Lampe stand Kai mit den Händen in den Taschen seines Mantels und schaute ihn an. Tyson schluckte kurz und fragte sich natürlich sofort, warum Kai auch hier draußen war. Als er gerade noch die Bar verlassen hatte und einen letzten Blick auf ihn geworfen hatte, da hatte sich Kai doch gerade mal wieder mit einem Jungen unterhalten, bei dem sogar Tyson schwach würde. Hatte Kai den etwa einfach sitzen gelassen um frische Luft zu schnappen, oder wartete er gerade auf den Jungen, der nun seine Jacke holte und Kai würde heute doch noch eine heiße Liebesnacht erleben, nachdem er alle anderen Anfragen hatte eiskalt abblocken lassen. Tyson schien die Ahnungslosigkeit im Gesicht zu stehen, denn Kai schmunzelte kurz und trat nun näher an Tyson heran. „Gehst du heute noch irgendwann los, oder willst du gleich hier übernachten?“, fragte Kai. „Was interessiert dich das?“, fragte Tyson und stieß sich dann von der Wand ab. Den ganzen Abend lang, hatte Kai ihn ignoriert, jetzt würde es anders herum laufen. Tyson ging ohne weitere Worte einfach los und achtete nicht weiter auf den Graublauhaarigen. Doch merkwürdigerweise lief Kai ihm hinterher. „Was wird das denn?“, fragte Tyson nach ein paar Metern, denn Kai lief nun stillschweigend neben ihn her. „Ich will nur sichergehen, dass du nicht wieder durch gefährliche Gegenden läufst“, sagte Kai knapp. „Wer bist du?“, empörte sich Tyson, „Mein Babysitter?“ Kai gab darauf keine Antwort, aber Tyson war noch nicht fertig. „Außerdem laufe ich heute nicht wieder durch das verlassene Industriegebiet, sondern durch den Park. Der Weg ist zwar länger, aber dann muss ich mir wenigstens keine blöden Sprüche mehr anhören.“ Dabei sah er Kai ganz scharf an. Natürlich hatte Max die meisten blöden Sprüche von sich gelassen, aber das wusste Kai ja nicht. Dennoch schien er immer noch nicht davon überzeugt, einen anderen Weg einzuschlagen. „Du wohnst doch bestimmt woanders, oder?“ „In der Entgegengesetzten Richtung.“ „Und warum läufst du mir dann nach“, motzte Tyson und hielt an um Kai anzustarren. Kai blieb ebenfalls stehen und erwiderte den aufgebrachten Blick von Tyson mit einen kalten. „Im Gegensatz zum Industriegebiet, wo es Huren und Junkies gibt“, begann Kai, „lauern im Park Diebe und Vergewaltiger. Du solltest also auch da, nicht alleine durchlaufen.“ „Di ... Diebe“, stotterte Tyson und sah zu, wie Kai bereits weiterging. Verschreckt sah sich Tyson in der Gegend um schloss dann gleich wieder zu Kai auf. Sie liefen eine Weile stumm nebeneinander her, bis sie den Park erreichten. Tyson sah sich immer wieder in der Gegend herum, ob vielleicht hinter einem Baum ein Mörder stehen könnte. Aber niemand sprang mit einem Messer aus dem Dunkeln hervor und versuchte ihn abzustechen. Scheu sah Tyson zu Kai hoch, der mit emotionsloser Miene neben ihn herlief. Ein bisschen war ihm die Stille peinlich. Als wären sie nur zwei völlig Unbekannte, die zufällig den gleichen Weg gingen. Zur Hälfte stimmte das zwar, aber es musste ja nicht so bleiben. „Wenn wir schon nebeneinander her laufen, dann könnten wir wenigstens Konversation betreiben“, meinte Tyson und schaute hoffnungsvoll zu Kai auf, der aber nur mal wieder ein „Hm“ von sich gab. Langsam stellte sich Tyson wirklich die Frage, was dieses „Hm“ bedeutete. Entweder hieß es „okay“, „mir doch egal“, oder „du kannst mich mal“. Tyson war es zumindest völlig egal. „Also inzwischen weiß ich, dass du Kai Hiwatari heißt um an andern Ende der Stadt wohnst. Aber was ist eigentlich dein Beruf? Oder bist du Student und wie alt bist du? Ich bin im Moment zumindest 19 Jahre alt und studiere an der Universität im zweiten Semester. Ich wohne am Stadtrand in einen Dojo. Selbst mache ich natürlich Kendo. Mein bester Freund heißt Max Mizuhara und ihm ist es zu verdanken, dass wir nun durch den Park laufen müssen, weil er das Industriegebiet für zu gefährlich hält. Er ist allgemein dagegen, dass ich in einer Bar arbeitete, aber das lasse ich einfach an mir abprallen. Nicht das ich den Job unbedingt bräuchte, aber die Arbeitszeiten sind ganz human für einen Studenten und so habe ich ein bisschen Unabhängigkeit, dadurch dass ich mein eigenes Geld verdiene. Ist doch auch ganz okay. Und ... warum sagst du eigentlich nichts?“, entrüstete sich dann Tyson, weil Kai eine Miene verzogen hatte und schneller ging. „Wieso sollte ich?“, meinte Kai gelassen, „du redest doch schon allein für zwei.“ Tyson plusterte sich sofort auf, wegen dieses gemeinen Seitenhiebes, lief dann auch schneller um wieder zu Kai aufzuschließen. Den Rest des Weges über, verbrachten sie dann wieder fast schweigend. Tyson hatte immer wieder versucht ein Gespräch zustande zu bringen, Kai aber hatte – wenn überhaupt – nur sehr knapp geantwortet. Irgendwann waren sie dann endlich vor dem Eingang von Tysons Haus, dem Dojo der Kinomiyas, angekommen. Das waren die stillsten 60 Minuten in Tysons Leben gewesen. Während Tyson nach seinen Schlüssel suchte, schien Kai das Haus zu mustern, aber mit einem undefinierbaren Blick. Das schien Kais Standardblick zu sein. Eine perfekte Maske, damit niemand erkannte, was wirklich in ihn vorging. Oder ging in ihm vielleicht wirklich nichts vor. „Tja, das war’s dann“, meinte Tyson, nachdem er dann endlich seinen Schlüssel gefunden hatte. Er schaute noch einmal hoffnungsvoll zu Kai. Vielleicht wollte er noch etwas sagen, aber er schaute ihn nur desinteressiert an. „Vielleicht sieht man sich mal wieder.“ Mehr sagte Tyson nicht und er schloss die Türe auf. Kai ging schon mal ein bisschen weiter, aber bevor Kai ganz weg war und Tyson in der Tür verschwunden ist, drehte sich Kai noch mal um und Tyson wartete. „Vielleicht komm ich dich mal besuchen.“ Das waren noch die Worte von Kai gewesen, dann drehte er sich wieder um und ging weiter. Ließ einen Tyson zurück, der nicht wusste, was das nun bedeuten sollte und wieder ganz rot um die Nasenspitze geworden war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)