Bis(s) wir zusammen sind von abgemeldet (Die etwas andere Twilight Story) ================================================================================ Kapitel 5: Fehler machen nicht glücklich ---------------------------------------- Als ich zu Hause ankam war ich völlig fertig mit den Nerven. Ich hatte die ganze Fahrt von La Push bis nach Forks wie ein Sturzbach geweint. Meine Augen brannten, ich wunderte mich, dass ich überhaupt noch Tränen hatte. Mittlerweile musste ich jeden Tropfen Flüssigkeit in meinem Körper ausgeweint haben. Doch ich konnte mein schluchzen nicht stoppen. Ich kämpfte so sehr dagegen an, dass ich einen Schluckauf bekam und mir das Atmen dadurch nur noch schwerer viel. Ich wollte in mein Zimmer, die Türe hinter mich schließen und nie wieder jemanden sehen. Als ich die Tür meines Transporters öffnete kam mir ein kalter Windhauch entgegen. Ich fröstelte und schlang die Arme um meinen Körper. Ich hatte immer noch Jakes viel zu großes Shirt und seine Jeans an. So schnell es ging schlurfte ich Richtung Haustüre, da ich durch meine Tränen nur verschwommen sehen konnte, wäre ich fast gestolpert als ich die Treppe hinaufstieg. Hastig schloss ich auf und ging hinein. „Bella, du bist spät, wie war’s bei Jakob?“, rief mein Vater vom Wohnzimmer aus. Er sah sich gerade ein Footballspiel im Fernsehen an. „Super. Dad ich bin müde. Ich geh schlafen“, sagte ich tonlos und war schon die Hälfte der Treppe hinaufgestolpert. Ich hatte jetzt definitiv keine Lust auf ein Gespräch mit Charlie und erst recht nicht auf lästige Fragen. Zum Glück war Charlie keineswegs wie meine Mutter, bei der jetzt schon die Alarmglocken klingeln würden. Meinem Vater genügten solche knappen Antworten. Ich war froh kein Theater spielen zu müssen. Als ich in meinem Zimmer war zog ich als erstes die übergroßen Kleider aus und warf sie vor meinen Schrank. Dann zog ich meine blaue Jogginghose und ein bequemes lilanes Top an und kuschelte mich in meine Bettdecke. In meinem Kopf schwirrten noch immer alle Erlebnisse der letzen Stunden herum und ich beschloss erst mal meine Gedanken zu ordnen. Ich legte mich auf den Rücken, die Beine weit von mir gestreckt, mein Körper fühlte sich an wie ein Stein. Meine Gedanken ordneten sich allmählich. Beinahe hätte ich Edward betrogen. Ein stich fuhr mir durch die Brust. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich dazu fähig war. Dass ich Edward liebe, das war klar, doch war ich jetzt überhaupt noch dazu berechtigt? Würde er mir jemals verzeihen? Sicher würde er das. Dazu kannte ich ihn zu gut. Wenn ich es ihm erzähle wird es ihn unglaublich verletzen, er würde es mir nur nicht zeigen. Das war eine Angewohnheit die ich nicht mochte. Wenn er seine Gefühle so gekonnt verbarg wirkte er noch unmenschlicher und unwirklicher. Letztendlich verdiente ich Edward nicht mehr, er war so ehrenhaft, beherrscht, erwachsen, vernünftig und in gewisser weise Vollkommen. All dies würde ich niemals sein. So sehr ich mich auch bemühen würde, ich könnte niemals so sein, ich würde eher daran zerbrechen. In dieser Hinsicht war Jacob ganz anders. Er so fröhlich, humorvoll und so unglaublich leidenschaftlich gewesen. Den Ausdruck seiner Augen als er mich heute ansah werde ich nie vergessen. Ich konnte keine Worte dafür finden, es war unbeschreiblich, selbst wenn ich gewollt hätte. Jacobs große starke Hände, die ihn früher so unbeholfen wirken ließen, waren in keinster weise grob, sondern unerwartet zärtlich. Als er mich sanft berührte ließ die Hitze seiner Hände meine Haut prickeln. Plötzlich war mir ganz warm. Ich versuchte mich an seine Berührungen zu erinnern und spürte jede einzelne als wären seine Hände und seine Lippen immer noch dort. Ich erinnerte mich daran wie er roch, setzte mich auf und griff nach seinem Shirt, das immer noch vor meinem Schrank lag. Es duftete immer noch nach Jake. Eine Mischung aus Holz, Moos, Erde und Kiefernnadeln. Ich vergrub mein Gesicht darin und schloss die Augen. Es war dieser natürliche wilde Duft, als stünde man in einem hell erleuchteten Wald an einem Sommertag. Es hat gerade geregnet und man riecht das feuchte Moos, den unverkennbaren Geruch von Holz, dem süßen Harz das langsam von den Ästen tropft und den intensiven beruhigenden Geruch der Kiefernnadeln weit oben an den Bäumen. Kein Parfümeur hätte solch einen Duft kreieren können. Es roch nicht abstoßend, so wie Alice es immer behauptete, für mich roch es gut. Es erinnerte mich an unsere Wanderungen, als Jacob und ich auf der Suche nach der geheimen Lichtung im Wald waren. Jeden Tag suchten wir danach. Damals hatte ich Jacob unter dem Vorwand ich wolle sie ihm unbedingt zeigen dazu gebracht mir zu helfen. Doch eigentlich wollte ich sie nur suchen um einen Beweiß dafür zu haben, dass es Edward wirklich gibt. Als Edward mich verlassen hatte und alles mitgenommen hatte was mich an ihn erinnerte war ich so verzweifelt, dass ich sicher gehen wollte, dass ich ihn mir nicht nur eingebildet hatte. Jake hatte immer nur versucht mich fröhlich zu machen, aber ich habe ihn wegen meiner Selbstsüchtigkeit nur ausgenutzt. Mir stockte der Atem. Ich hatte es schon wieder getan. Schon wieder wollte ich Jacob nur ausnutzen. Für etwas, dass ich von Edward nicht bekommen hatte. Mein Herz zerprang fast vor Schmerz. Ich war so gedankenlos gewesen, hatte ich ihm nur die Wahrheit über den Streit mit Edward erzählt um mit Jake zu schlafen? Heute Nachmittag war ich so auf mich fixiert, ich hätte doch voraus sehen müssen, dass Jacob es falsch verstehen würde, wenn ich es ihm erzähle. Das war beinahe eine Einladung. Ich hätte genauso gut „Los Jake, versuch dein Glück!“ rufen können. Ich kannte Jacob. Und ich hätte wissen müssen wie er reagiert. Vielleicht wusste ich es auch und wollte nur nicht daran denken. Vielleicht wollte ich ihn einfach wieder ausnutzen und verletzen. Darin war ich schließlich so gut. Ich fühlte mich schrecklich, so schrecklich schmutzig. Edward und Jacob. Nicht die beiden waren Monster. Das einzige Monster war ich. Meine Augen brannten, hätte ich noch Tränen gehabt, hätte ich jetzt bitterlich geweint. Jacob würde mich jetzt bestimmt hassen. Er wird denken, dass ich ihn nur benutzen wollte. Aber das war nicht meine Absicht gewesen. Ich würde ihm nie absichtlich wehtun. Sein Schmerz ist meiner, wenn er unglücklich ist bin ich es auch. Er ist so viel mehr als ein Freund für mich. Aber ob ich ihn liebe? Ich weiß es nicht. Mit ihm zusammen zu sein ist ganz anders als es mit Edward ist. Ich ließ mich wieder auf den Rücken sinken. Es war schon spät in der Nacht. Ich hatte über so viel nachgedacht, dass meine Augen ganz schwer wurden und meine Gedanken nur noch ein leises summen in meinem Kopf waren. Ich roch immer noch den duft des Waldes. Irgendwann musste ich eingeschlafen sein. Der Waldgeruch wurde intensiver. Dann spürte ich ein leichtes kribbeln an meinem Handgelenk. Ich schlug langsam die Augen auf und blinzelte gegen das helle Sonnenlicht an. Als meine Augen sich an das Sonnenlicht gewöhnt hatten, erkannte ich wo ich war. Ich lag im Gras, auf meiner Lichtung umringt von Bäumen. Überall um mich herum blühten bunte Blumen. Ich konnte ihren süßlichen Duft riechen und eine kühle Briese fühlen, die sachte über die Blüten strich. Eine lange braune Strähne meiner Haare wehte mir ins Gesicht. Dann setzte mich auf und strich die Strähne hinter mein Ohr. Als ich mich langsam umdrehte sah ich, was mich am Handgelenk gestreift hatte bevor ich aufgewacht bin. Ein riesiger rostbrauner Wolf lag dicht neben mir im Gras und sah mich mit großen Augen an. Jacob war da. Was sollte ich nur zu ihm sagen? Und wie komme ich nur hier her? Der Wolf sah mir mit eindringlichem Blick in die Augen. Dann hörte ich ein fast lautloses rascheln von der anderen Seite der Lichtung. Etwas stand dort. Ich konnte nicht genau erkennen was es war. Es glitzerte und funkelte im Sonnenlicht wie ein Diamant, aber war genauso starr und bewegte sich nicht. Neben mir hörte ich ein tiefes grollen. Der Wolf erhob sich vorsichtig und fletschte die Riesigen Zähne. Dann hörte ich ein weiteres schauriges knurren, das aber nicht von Jacob stammte. Das funkelnde Wesen kam langsam auf uns zu. Immer näher. Immer deutlicher wurde die Silhouette eines jungen Mannes zu erkennen. Es war Edward. Doch nicht der Edward den ich kannte. Seine Züge waren steinern, sein Blick so kühl, dass ich begann zu zittern. Sie starrten einander aus einiger Entfernung an. Beide knurrten düster. Der Wolf ging in Angriffsstellung. Und auch Edward bereitete sich auf einen Sprung vor, er presste die Zähne so fest aufeinander und zog dabei eine Grimasse, dass ich an den Gesichtsausdruck eines Verrückten denken musste. Gleich würden sie gegeneinander kämpfen. Doch das kam nicht in frage, ich wollte mich einmischen und ging dazwischen. „Hört auf ihr zwei, beruhigt euch wieder!“ Doch keiner beachtete mich. „Ihr werdet nicht gegeneinander kämpfen!“, schrie ich und streckte die arme aus, so dass ich jeden der beiden zurück drücken konnte, wenn er versuchen würde Anzugreifen. Eigentlich war das überflüssig, ich hätte niemals einen der beiden zurückstoßen können. Aber ich scherte mich nicht darum, was ich konnte und was nicht. Beide Seiten sahen sich über mich hinweg grimmig an. „Können wir uns nicht irgendwie vertragen?“, fragte ich beschwichtigend, denn ich hoffte, egal um was es gerade ging, dass die beiden sich irgendwie einigen könnten. Dann ging alles ganz schnell. Edward griff blitzartig nach der Hand die ich ihm zugestreckt hatte und zog daran. Eigentlich hätte ich wie eine Rakete auf ihn zu donnern müssen, doch von der anderen Seite bohrten sich die Zähne des Wolfes in meine Hand. Seltsamer Weise tat der Biss aber nicht weh, ich blutete nicht einmal. Der einzige Schmerz den ich verspürte kam aus meiner Mitte. Ich wurde regelrecht auseinander gezogen. Meine rechte Hand zog der Wolf mit aller Macht zu sich, meine linke Hand wurde von Edward in die entgegengesetzte Richtung gezerrt. Keiner der beiden ließ nach, keiner gönnte dem anderen den Sieg. Ich fühlt mich als wäre ich ein Seil, dass beim Tauziehen beinahe zerrissen wird. „Aua, hört auf das tut weh! Jacob lass mich los“, schrie ich schmerzerfüllt. Tränen quollen mir in die Augen. Ich flehte sie vor Schmerz an: „Bitte, Jacob lasst mich los! Edward ihr zerreist mich!“ Doch die beiden Gegner blieben stur. Sie nahmen mich gar nicht wahr. „Es tut so weh!“ Meine Stimme war nur noch ein schrilles piepsen. Der Schmerz in mir erreichte den Gipfel. Mit einem fürchterlichen Geräusch zerbarst mein Körper in zwei Hälften. Die Gesichter der der anderen beiden blieben hart und veränderten sich kein bisschen, sie starrten sich über mich hinweg immer noch hasserfüllt an. Ein erstickter Schrei kam als keuchen aus meiner Kehle. Ich wachte schweiß gebadet in meinem Bett auf. Es war nur ein Traum. Ich keuchte immer noch und atmete stoßweise, als hätte ich gerade einen Dauerlauf hinter mir. Ich wühlte mein Decke zurück, sodass mir nicht mehr zu heiß war. Dann schaute ich auf meinen Wecker, ich hatte gerade mal eine halbe Stunde geschlafen. Und dann gleich so einen Traum gehabt. Doch Zeit über den Traum nachzudenken hatte ich keine, genauso wenig wie die Kraft wach zu bleiben. Ich war zu erschöpft. Ich legte mich wieder zurück und schloss meine Augen. Als ich schon fast weggeschlummert war spürte ich wie mich eine kühle Hand sanft zudeckte. Doch ich war schon zu weit weggedriftet um wieder aufzuwachen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)