Schicksal? Nein danke! von Nifen ================================================================================ Kapitel 9: Ein unspektakulärer Abgang ------------------------------------- Ein Nargel-Animagus zu sein ist längst nicht so fantastisch, wie es sich zunächst anhört. Denn erstens ist ein Wurm, egal welcher Art, alles andere als cool, schließlich ist man langsam, kann nicht fliegen und man ist so klein, dass man leicht zertreten werden kann. Zweitens kommt erschwerend hinzu, dass Nargel sich nur in Mistelzweigen erfolgreich tarnen können und Mistelzweige hängen für gewöhnlich nur zur Weihnachtszeit in den Häusern von Muggeln und Zauberern. Also alles in allem nicht wirklich toll. Trotzdem und ungeachtet der Tatsache, dass einzig Luna Lovegood an die Existenz dieser magischen Geschöpfe glaubte, gelang es Professor Dumbledore Professor McGonagall davon zu überzeugen, mich frühzeitig in Verwandlung bestehen zu lassen. Und da ich auch keine Schwierigkeiten hatte für Professor Jeran den Text zu übersetzen, waren doch Geisterrunen die offizielle Schrift im Traumland für Wegweiser, Straßenschilder und ähnliches, war ich zusammen mit Pflege Magischer Geschöpfe insgesamt auf einen Schlag drei Fächer losgeworden. (Wahrsagen vorzeitig bestehen zu wollen, war lächerlich, ich hatte die Gabe nicht und Lottozahlen vorherzusagen war einer Mary Sue eh wegen des persönlichen Vorteils untersagt.) Somit konnte ich erstmals seit meiner Ankunft in Hogwarts so etwas wie ein normales Leben führen. Soweit eine Mary Sue eben ein normales Leben führt. Schließlich sieht das Schicksal einer Mary Sue auch noch vor, dass sie irgendwelche Heldentaten vollbringt oder auf eine wie auch immer geartete Weise es schafft, sich einen positiven Eintrag in den Geschichtsbüchern zu sichern. Meine Hoffnungen, dass das große Schicksal mir einen solchen Versuch aufgrund meiner Tollpatschigkeit ersparen würde, wurden im Keim erstickt. Denn in dem Fall hätte Harry Potter Lord Voldemort bereits am Ende seines sechsten Schuljahres besiegt und ich hätte ein ruhiges Jahr erleben können. Aber Lord Voldemort war nach wie vor am Leben, Professor Snape nach wie vor als Spion tätig und der Endkampf stand nach wie vor bevor. Und als Mary Sue wurde natürlich von mir erwartet, dass ich in irgendeiner Rolle entscheidend zum Sieg des Guten über das Böse beitragen würde. Weshalb ich also jeden Samstag kostbare Stunden damit verbringen durfte, mit Harry, Ron, Hermione, Professor Snape und Professor Weasley an verschiedenen Sitzungen des Ordens des Phönix’ teilzunehmen. Soviel zu Freizeit am Wochenende. Aber Freizeit wird ja eh chronisch überbewertet. Ähnlich wie Schlaf. Einziger Lichtblick dieser Treffen war, dass auch die übrige Familie Weasley sowie deren Freunde anwesend waren und ich somit Lee wiedersah. Doch alle hochgestochenen Pläne des Ordens wurden an einem eisig kalten Dezembernachmittag Null und Nichtig. Und das auf höchst unspektakuläre Art und Weise... Aus irgendwelchen Gründen, die wohl nur ihm bekannt waren, hatte Lord Voldemort auf seine beinah alljährliche Scheinattacke zu Halloween (die wohl nur dazu dienen sollte, die Schülerschaft von Hogwarts daran zu erinnern, dass es noch eine gefährliche Welt außerhalb der Schulmauern gab - die richtige Attacke würde schließlich erst zum Schuljahresende geschehen) in diesem Jahr verzichtet. Vielleicht war ihm aber auch in den Sinn gekommen, dass die beliebte Muggeltradition von ‚Trick or Treat’ bei seinem Aussehen wesentlich gewinnträchtiger war als ein Troll in Hogwarts oder ein Todesserangriff auf irgendein weniger geschätztes Mitglied des Ministeriums, das dämlich genug gewesen war, sein Haus nicht mit entsprechenden Schutzzaubern zu versehen. Vielleicht hatte der Dunkle Lord auch nach seinem erfolgreichen Halloween-Streifzug sogar die nächsten drei Tage mit Magenschmerzen im Bett verbracht, weil er zu viele Süßigkeiten in sich hineingestopft hatte. Wer weiß... Gleichzeitig aber war wohl auszuschließen, dass ihm jemand ein Weihnachtsgeschenk überreichen würde – es sei denn, es handelte sich dabei um einen Todesser, der sich unbedingt bei seinem Herrn einschleimen wollte – und der Weihnachtsmann hatte ihn wohl schon vor mehreren Jahrzehnten auf die Liste der Kinder gesetzt, die von ihm allenfalls ein Kohlestück zu erwarten hatten. Was auch immer der Grund war, auf jeden Fall hatte Voldemort wohl beschlossen, zu Weihnachten seine alljährliche Scheinattacke auf Hogwarts zu starten. Und da Lord Voldemort ja nicht dämlich ist, auch wenn sein bisheriges Scheitern manchmal anderes vermuten lässt – aber das konnte man ja jederzeit auf die Unfähigkeit seiner Todesser abwälzen –, war ihm bewusst, dass er für einen solchen Angriff etwas Feldforschung und Aufklärungsarbeit betreiben musste. Denn dann konnte er vielleicht den Verbotenen Wald als Zutritt zum Hogwartsgelände nutzen. Und da er wohl tatsächlich wenig von den geistigen Fähigkeiten seiner Todesser hielt, war es also der Dunkle Lord höchstpersönlich, der an jenem besagten eisig kalten Dezembernachmittag durch den Wald stromerte. Böser Fehler! Denn das war jetzt Tinys Wald. Zumindest nach Auffassung des Schattendrachens. Und als Schattendrache aus dem Traumland konnte Tiny natürlich unmöglich eine so böse Präsenz wie Lord Voldemort in seinem Territorium dulden… Wer hätte gedacht, dass, Horkrux hin, Horkrux her, der Dunkle Lord einmal sein endgültiges Ende als Drachensnack finden würde… So viel zu der Gültigkeit gewisser Prophezeiungen! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)