Die Geschichte der Seeräuber-Jenny Teil 1 von MissAnni (eine Geschichte basierend auf der "Drei-Groschen-Oper" von B. Brecht mit der Musik von K. Weill) ================================================================================ Kapitel 23: Mein Kind. ---------------------- Vane nahm die Sache dieses Mal selbst in die Hand. Sweelinck hatte sich schnell verabschiedet und war in einer der zahlreichen Gassen verschwunden. Er fand das Mädchen am Hafen, sie sprach mit einigen Huren. Vane spuckte aus. Sie war viel zu schade fürs Bordell. Deshalb ging er schnell auf sie zu. *** Die beiden Frauen kicherten, als sie den großen Mann erblickten, der direkt auf sie zukam. Die Blonde flötete mit zuckersüßer Stimme: „Kapitän Vane, welche Freude dich hier zu sehen.“ Die Dunkelhaarige presste ihren Busen gegen seinen Arm. Doch der Blick des Mannes hing an Polly. Diese machte sich gerade und sah ihm direkt in die Augen. Irgendwie kamen sie ihr bekannt vor. Sie musterten sich einen Moment, dann zog schob er die Huren beiseite, lüftete den Hut und verbeugte sich leicht. „Mein Name ist Charles Vane.“ Polly neigte den Kopf und nahm den ihr dargebotenen Arm. „Wie heißt du?“ „Polly.“ „Ich habe dich auf Barbados gesehen.“ Polly wunderte sich darüber nicht. Inzwischen wusste sie, dass Rick nicht einfach so zu ihr gekommen war. Inzwischen war ich auch klar, dass John sie nur benutzte. Sie war nicht dumm und vielleicht konnte sie das sogar zu ihrem Vorteil ausnutzen. Trotzdem hatte sie beschlossen erst einmal auf John zu hören. Wenn es ihr bei dem anderen Kapitän besser gefiel, würde sie vielleicht dort bleiben. Obwohl sie John gerne mochte. „Komm mit mir auf mein Schiff.“ *** John Sweelinck sah zwei Tage später zufrieden, wie Polly auf der Galion davonsegelte. Bonnet gesellte sich zu ihm. Sie würden noch am selben Tag aufbrechen. „Sie ist wie ihre Mutter.“ Er sah den alten Seebär von der Seite her an. Dessen Blick war auf die schnelle Galion gerichtet. „Du glaubst wirklich, dass sie Jennys Tochter ist?“ „Ja.“ „Wer ist dann der Vater?“ John war damals zu jung gewesen, um sich zu erinnern. „Da kommen viele in Frage.“ „Selbst Vane?“ „Aye. Selbst Vane.“ „Können wir ihr trauen?“ Bonnet sah ihn schief an. „Konnten wir Jenny vertrauen?“ Nein, soviel wusste John noch. Sie war eine Frau, die sich um nichts Gedanken machte. Und er wusste, dass Polly ähnlich war. Er lächelte. Wenn sie zurückkam, hatte er Glück. Wenn nicht, würde es ihm trotzdem nicht schaden. *** Die Galion war ähnlich aufgebaut wie die Charlotte und doch so anders. Polly fühlte sich nicht wohl. Das konnte aber auch daran liegen, dass ihr die Gegenwart des Kapitäns nicht gefiel. Er lag neben ihr in der schmalen Koje, den Arm auf ihrem Bauch, die langen, einst schwarzen Haare, auf seinem Gesicht ausgebreitet, schlief er selig wie ein Kind. Polly starrte zur Decke. Sie schloss die Augen und versuchte stumm den Schmerz zu unterdrücken, den er ihr zugefügt hatte. Er war so anders gewesen als John, so besitzergreifend hatte er sie genommen, ohne darauf zu achten, was sie wollte. Hier an Bord war sie doch nicht mehr als seine Gespielin. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)