Es war Sommer.... von abgemeldet (Die Geschichte einer großen Liebe) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Es war Sommer...Vermutlich einer der wärmsten die ich je erlebt habe. Ich wurde in diesen Tagen in die Stadtgarde aufgenommen und konnte nicht stolzer sein, obwohl ich gerade erst in der Ausbildung war. Trotz meines, wie die meisten es nannten, unreinen Blutes war ich einer des besten Bogenschützen. Das brachte mir jedoch nicht viel mehr Respekt von den Elfen. Es war immer nur Zufall wenn ich ein schweres Ziel traf oder reines Glück. Mit meinen 18 Jahren verstand ich damals noch nicht, dass ich als Halbblut nur geduldet, jedoch niemals akzeptiert werden würde. Jedoch gab es diese eine Person, die ich in diesem wundervollen Sommer traf. Dieser eine Mann, der mich nicht nur akzeptierte sondern noch dazu so sehr liebte, dass er sein unsterbliches leben für mich hergab. Ein erster Blick.... Die ganze Stadt leuchtete in den hellsten Farben. Es wehten Banner in der flauen Brise wo man nur hinsah. Die anmutigen Gebäude waren mit Blumen und bunten Stoffen geschmückt und ein jeder versuchte seinen Nachbarn mit dem prunkvollsten Hausschmuck noch zu übertreffen. Der Geburtstag des Königs war jedes Jahr wieder ein Erlebnis. Die Straßen wimmelten nur so vor aufgeregten Sonnenelfen, alle in den feinsten und, durch die Hitze bedingt, auch luftigsten Kleidern. Heute Nacht würde die ganze Stadt seiner Majestät Geburt und die Einführung der neuen Stadtgardisten feiern. Während draußen lauter Trubel herrschte, stand Meledan vor einem elfenbeinumrahmten Spiegel und musterte sich penibel. Die Uniform der Sonnenklingen passte ihm wie angegossen. Die feine, sonnengelbe Seide schmiegte sich, in Form einer langen Tunika, an seinen Oberkörper wie eine zweite Haut. Die weisen Handschuhe und hohen Stiefel aus weichem Leder gaben dem jungen Mann ein etwas strenges Aussehen, doch in seinen Augen flammte eine ungestüme Unerfahrenheit, die die meisten Elfen eher abschreckte. Um Ihn herum wuselten seine Kameraden durch die Kaserne, zogen ihre Uniformen an, richteten ihr meist goldblondes Haar und lachten miteinander. Meledan stach aus der Masse an jungen Goldelfen heraus. Er hatte nicht die feine, blass goldene Haut seines Volkes und auch kein blondes Haar. Er war wie ein dunkler Fleck in einem Meer strahlenden Goldes. Sein dunkelbraunes Haar fiel ihm, in einem ordentlichen Zopf geflochten, den Rücken hinunter und umrahmte sein blasses Gesicht mit den rosa Wangen. Er glich seiner Mutter in jedem Punkt, dennoch hatte er die kristallblauen Augen und die feingliedrigen Hände seines Vaters geerbt. So stand das Halbblut allein vor dem Spiegel. Keiner seiner Kameraden kam zu ihm um zu scherzen, seine Uniform zu richten oder ihm zu gratulieren. Er war ein Halbelf und mit solch unreinem Blut war man in dieser Stadt nicht befreundet. Als die Sonne an diesem Festtag langsam dem Horizont entgegen strebte, stand Celendhril auf dem kreisrunden Balkon des königlichen Palastes. Der Marktplatz unter ihm war nicht wieder zu erkennen. Wo am Morgen noch gehandelt, gefeilscht und wie wild auf die seltsamsten Waren geboten worden war, sah man nun einen kreisrunden freien Platz. Das Mosaik auf dem Boden zeigte den Verlauf der von den Elfen so geliebten Sonne. Bald würde man das riesige Kunstwerk vor lauter Leuten nicht mehr sehen können. Die alte Garde zog gerade auf das Plaza, um ihre Plätze bei den Feierlichkeiten einzunehmen. Bald würden auch die jungen Rekruten folgen und die Zeremonie zur Aufnahme in die in aller Welt bekannten Elfengarde beginnen. Der Sonnenelf oben auf dem Balkon strich sich geistesabwesend über die goldene Robe. Seine schlanken Finger ertasteten jedes Detail des königlichen Emblems. Wie gern wäre er jetzt im Park, unter seiner geliebten Eiche und ein gutes Buch in den Händen. Doch als Bruder des Königs musste er den Festlichkeiten beiwohnen. Wie jedes Jahr zog er dieses unbequeme Gewand an, stellte sich brav neben den Thron seines Bruders und klatschte bei jeder banalen Vorführung des Volkes Beifall, wie es seine Abstammung gebot. Am Ende des Abends würde er als höchster Magier der Familie das Lied der Sonne singen, zusammen mit dem Hohepriester den König weihen und dann würde das eigentliche Fest beginnen. Alle würden sich besinnungslos betrinken, ihre eigene Arroganz feiern und am nächsten Morgen gäbe es wieder einige neue ungewollte Schwangerschaften. Es war dasselbe dekadente, dumme Ritual wie immer. Er machte diesen Blödsinn nun schon seid gut zwei Jahrhunderten mit, wenn vor kurzem auch noch sein Vater auf dem Thron saß. Nur die diesjährige Einführung der neuen Stadtgarde bot eine gewisse Abwechslung. Er freute sich schon wie ein kleines Kind darauf, denn Abwechslungen waren bei dem stetigen Volk der Elfen äußerst selten. Die ganze Stadt verfiel in lauten Jubel als König Nathendhril später am Tag auf den Balkon trat. Mit einer kurzen, eleganten Bewegung hob er seine Arme nach oben, um sein Volk zu begrüßen. Hinter ihm folgte die königliche Familie. Alle waren in goldene Seide gekleidet und das Emblem der Familie prangte auf ihren Oberkörpern. Nur der König hob sich mit einem dunkelroten Gewand ab, welches mit goldenen Stickereien verziert war. Nachdem das Getöse verklungen war setzte sich der König auf seinen Thron. Eine goldene Sonne war wie ein Heiligenschein über seinem Kopf angebracht. Celendhril nahm zur rechten seines Bruders seinen Platz ein. Die Gemahlin saß, wie es Brauch war links zu seinen Füssen. Dies war kein Zeichen von Unterwürfigkeit, sondern der bedingungslosen Liebe. Celendhril konnte über diese Heuchelei nur den Kopf schütteln. Diese Ehe war geschlossen worden als die beiden sich gerade einen Tag kannten und der Magier wusste nur zu gut, dass die Königsgemahlin sich einige Liebhaber hielt, und selbst diese bekamen mehr Liebe von ihr als der König. Unbewusst legte er seinem Bruder sanft die Hand auf die Schulter. Er wusste nur zu gut, dass Nathendhril seiner Gemahlin vom ersten Tag an vollends verfallen war. "Dabei war sie nicht einmal hübsch. In menschlichen Maßstäben vielleicht...", hing er seinen Gedanken nach, als er plötzlich durch eine Bewegung aus diesen gerissen wurde. Der König sah seinen Bruder eindringlich an. Er lächelte seinen Bruder kurz an und trat mit katzenhaft eleganten Schritten vor die Masse von Elfen. Als würde unter ihm keine Kluft von 15 Metern sein, hüpfte er auf das Geländer des Balkons und verbeugte sich vor dem Volk. Dabei sprach er rasch einen Zauber, der seine Stimme selbst in die entlegensten Ecken der Stadt wandern lassen würde. "Ihr, das stolze Volk der Gloredhel i Anor! Vernehmt meine Worte! Lasst sie in eure Seele fließen!", rief Celendhril leidenschaftlich. "Heute ist ein großer Tag! Sehet wie die goldene Scheibe selbst sich vor dem Glanz des Königs verneigt!" Mit einer fließenden Bewegung zeigte er auf die untergehende Sonne und alle auf dem Plaza, in den Straßen, selbst die Zuhausegebliebenen, fielen auf die Knie und senkten ihr Haupt. "Öffnet Ohren und Herzen! Lasst die feurige Macht der Sonne in euch ein! Vernehmt Ihre Worte, denn ich bin nur ihr Sprachrohr!" Oh wie oft hatte er diese Worte schon gerufen. Routiniert wie immer verbeugte er sich kurz vor dem Heiligtum, dann vor dem König. Als er wieder aufsah, standen die Leute wieder und alle schauten ihn wie gebannt an. Meledan stand inmitten des Plazas, umringt von seinen Kameraden. Sein Herz fing wie wild an zu schlagen als er nach oben blickte und diesen wunderschönen Elfen sah. Er stand dort oben wie ein König. Seine Haare leuchteten im roten Licht der untergehenden Sonne. Es war totenstill um ihn herum als der Magier die Stimme erhob und begann, das Lied der Sonne zu singen. Der Halbelf bekam eine Gänsehaut und es fühlte sich an als würde sein Blut zu der Melodie dieser unglaublichen Stimme fließen. Der Mann dort oben sang mit solcher Inbrunst von der Geburt der Sonne, wie diese das Volk der Gloredhel i Anor erweckte und damit versuchte, ihre eigene Schönheit einzufangen. Celendhrils Stimme wurde nun leiser und er sang mit einer Liebe in der Stimme davon, wie der erste König das Licht der Sonne erblickte, dass Meledan die Tränen in die Augen traten. Es schien Jahre zu dauern bis der goldene Elf auf dem Balkon aufhörte zu singen. Meledan erwachte aus seiner Trance, wie die anderen Elfen um ihn herum. Er sah wieder nach oben und Celendhril wischte sich gerade ein paar Tränen von den Wangen. Die Sonne war nun untergegangen und er trat von der Brüstung herunter zum König. Neben ihm war schon der Hohepriester mit einer goldenen Schale. Niemand konnte sehen was in der Schale war, aus der der König trank, wären Celendhril einen Zauber murmelte. Doch alle wussten, dass er gerade den heiligen Wein trank, welcher auch Gold der Sonne genannt wurde. Dieser Wein wurde mit Hilfe göttlicher und arkaner Magie geschaffen und nur des Königs und des Hohepriesters Lippen durften ihn schmecken. "Wie er wohl schmeckt?", murmelte Meledan zu sich selbst und der vor ihm stehende Gardist sah in tadelnd an. Ein kurzer, sakraler Gesang folgte und die Zeremonie war beendet. Nun stand der König auf und ein kurzes, blendendes Licht fuhr durch die Menge. Als alle wieder sehen konnten, stand der König vorn auf dem Balkon und ließ die anbrechende Nacht zum Tag werden. Er strahle in einem goldenen Licht, das dem der Sonne nahe kam. Ehrfurchtsvolles Gemurmel ging durch die Menge als der König zu sprechen begann. Dies war das erste Mal, dass das Volk die sanfte, für einen Elfen sehr tiefe, Stimme ihres neuen Königs vernahm. "Ich heiße euch an dem heutigen Tag willkommen, mit mir sowohl meine Geburt zu feiern, als auch die Geburt einer neuen Generation Sonnenklingen!" Der König lächelte warm und das Volk jubelte ihm lauthals zu. "Viele tapfere Krieger hat unsere Garde schon hervorgebracht und nun sehe ich dort unten zweihundert junge Männer, die das Potenzial besitzen, den Respekt und den Ruhm unseres ganzen Volkes zu gewinnen." Mit einer ausholenden Geste seiner Arme schloss er die komplette Stadtgarde in die Rede ein. "Tragt die Schönheit der Sonne und die Liebe und ewige Dankbarkeit eures Königs in eurem Herzen! Gelobt bei eurer unsterblichen Seele Treue zu euerem Volk! Tragt euer ......." Meledan hörte diese Worte nicht mehr. Seine Augen waren die ganze Zeit auf den Bruder des Königs gerichtet. Während all seine Kameraden wie gebannt den Worten des Königs lauschten und den heiligen Eid der Sonnenklingen schworen, konnte der Halbelf nicht anders als wie gebannt auf diesen Mann zu starren. Er war so weit entfernt und doch konnte der junge Gardist jedes Detail seines Gesichtes ausmachen. Von den elegant geschwungenen Brauen über seine goldenen Augen, in denen das Feuer der Magie loderte, zu den hohen Wangenknochen bis hin zu diesen Lippen. "Oh ihr Götter!", dachte Meledan. Die wohlgeformten, vollen Lippen des Magiers waren zu einem Lächeln geformt, das zwar absolute Disziplin, jedoch auch einen Hauch feuriger Sinnlichkeit ausstrahlte. Meledans Knie wurden weich als er weiter seinen Gedanken nachhing. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen als die Garde aufjubelte und seine geschwungenen, goldenen Klingen in den nächtlichen Himmel hob. Kapitel 2: ----------- Trotz allem war dies mein Abend. Dieser eine Moment gehörte mir. Es gab nichts und niemanden, der ihn mir nehmen konnte. Noch heute ist er fest in meinem Herzen verschlossen. Ich vergaß die Zeremonie der Sonnenklingen, die Elfen um mich herum. Selbst meinem König schenkte ich keine Beachtung obwohl ich, nur mit meiner Anwesenheit, mein Leben für seines hergab. Ich war der einzige Soldat, der in diesem Moment nicht das Schwert in den Himmel erhob, denn ich sah den Engel, der mein Leben um so einiges schöner machen würde, mir dennoch Tränen der Trauer bringen würde. Und Celendhrils goldener Blick traf meinen...... Kapitel 2: Die verdammte Feier Celendhril eilte durch die Gänge des Palastes um seinen Peinigern zu entkommen. Eine gottverdammte Stunde brachte er im königlichen Festsaal zu bevor er die Flucht antrat. Jedoch hatten sich Verfolger an ihn gehängt. Um genau zu sein seine Cousine und ihre Hofdamen. "Verdammte Landplage!", murmelte er gereizt während er sich seinen Weg in Richtung des Privatflügels der Familie bewegte. Hinter sich hörte er schon die Weiber quasseln. Er erlaubte sich einen kurzen Blick über die Schulter. Die Gruppe Frauen blieb wie angewurzelt stehen als sie einen Schrei hörten. "Du verdammtes Orkblut von einem Stuhl!!!", fluchte Celendhril und lehnte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Wand. Mit seinen Händen rieb er sich den gestoßenen Zeh und seufzte. Seine Flucht war gescheitert. Das wusste er in dem Moment, als seine Cousine Alya zu ihm eilte und anfing, ihn zu bemuttern, ihre kichernde Hühnerbande hinter sich. "Oh Cel was tust du nur!", hauchte sie besorgt "Du hättest dir weh tun können..." "Ich HAB mir weggetan du verdammtes....", knurrte er seiner Base ins Gesicht, beherrschte sich dann jedoch. "Celendhril, Herr, wollt ihr nicht noch etwas mit uns feiern? Es ist schließlich der Geburtstag eures Bruders!", warf da eine von Alyas Freundinnen ein, ein für eine Elfin viel zu dralles Mädchen, das gerade erst ihre Frauwerdung gefeiert hatte. Der große Mann stellte sich nun wieder aufrecht hin, um seine Würde zu wahren. "Oh bitte verschont mich!", rief er mit nicht gespielter Verzweiflung aus. "Ich muss zu meinen Studien zurück..." Doch die Damen ließen sich davon nicht abhalten. Alya und eine ihrer anderen Begleiterinnen hakten sich bei Celendhril unter und schleiften ihn unter großem Protest zurück in den Festsaal. Der König stand mit geröteten Wangen aus seinem Thron auf als die Gruppe den Raum betrat. "Bruder!", rief Nathendhril aus, als er den Magier in Begleitung der Frauen entdeckte "Komm lass uns ein Glas Wein trinken!" "Davon hattest du anscheinend schon mehr als genug", murmelte Celendhril während er mit einem Lächeln auf den König zuging. Wiederwillig ließ er sich von dem betrunkenen Herrscher umarmen. Und schon drückte man ihm ein Glas Wein in die Hand. Er leerte es mit einem Zug um dem Wahnsinn endlich entkommen zu können. Der sonst so prächtige Festsaal des Palastes war zu einem Höllenloch verkommen. Überall rekelten sich Pärchen oder auch mehrere Sonnenelfen auf Bergen von Kissen. Verteilt standen geöffnete Weinfässer an denen sich jeder bedienen konnte. Eine riesige Tafel voller Leckereinen stand in der Mitte des kreisrunden Raumes. Die hohen Fenster aus Buntglas waren mit verschiedenen Tüchern behangen und über allen Köpfen schwebten kleine Wehrlichter, die den Eindruck eines riesigen Bordells nur noch verstärkten. Eine Gruppe inzwischen angetrunkener Barden spielte eine schnelle Melodie und einige Paare tanzten, begleitet von dieser, durch die Menge trunkener Adliger. Der König saß mit halb geöffneter Tunika und umringt von noch freizügigeren Frauen auf seinem Thron und beobachtete die Szenerie belustigt. Von seiner Frau war keine Spur zu sehen. Und Celedhril stand mitten drin. Ihm war schon immer unklar gewesen wie man sich nur so sehr gehen lassen konnte. "Bruder ich..." begann er und drehte sich zum König um. Doch dieser war schon längst mit einer der Elfendamen zu Gange. Angewidert bahnte er sich einen Weg durch die feiernden Gäste, mit dem Wissen, seine Cousine hinter sich zu haben. Dieses Mal alleine. "Das kann noch ein seeehr anstrengender Abend werden", seufzte er und öffnete die große Flügeltür einen Spalt um durchschlüpfen zu können. Er lief ein paar Schritte durch die Dunkelheit, als er gegen die Wand gepresst wurde. Seine Hände wurden gegen die weiche Tapete gedrückt und er erkannte, dass sich seine Cousine mit geöffnetem Kleid an ihm schmiegte. Seine Augen verhärteten sich als er ihren nackten Busen sah, der sich im Rhythmus der gedämpften Musik an seinem Oberköper rieb. "Oh Cel...", hauchte Alya, "bitte verbringe diese Nacht mit mir..." Der Magier konnte die halbnackte Frau vor sich nur anstarren. "Cel, bitte nur diese eine Nacht", bettelte sie und ihre Hand fuhr an seinen Lenden hinunter. Ihm verschlug es die Sprache. Er war noch nie so dreist angemacht worden. Doch Alya lächelte nur als sie merkte, dass zumindest Celendhrils Körper auf ihre Berührung ansprach. In diesem Moment entbrannte in ihm das Feuer. Alya sah wie seine Augen anfingen, vor Leidenschaft zu leuchten. Zumindest dachte sie, es wäre Leidenschaft. Sie stöhnte entzückt als sich seine Arme um ihre Hüften legten. Mit einer knappen Drehung hob er seine Base hoch und drückte sie gegen die Wand. Bereitwillig schob sie sich den langen Rock hoch bevor sich ihre Hände in seinen Haaren verkrallten. Es war schneller vorbei als es Alya lieb war. Er stieß so schnell und hart zu, dass ihr fast schwarz vor Augen wurde. Dabei presste er sie immer weiter gegen die Wand. Eine Mischung aus Angst und Lust machten sich in ihrem Körper breit, und ihr traten Tränen in die Augen. Während der Blonde sie mit einer Brutalität nahm, die sie noch nie erlebt hatte, wagte sie einen kurzen Blick in sein Gesicht. Und sie wünschte sich noch Tage später, sie hätte es nicht getan. Immer wenn sie fortan die Augen schloss, sah sie dieses zerstörerisch brennende Feuer. Celendhril lag ausgestreckt auf seinem Bett. Die leichten Vorhänge wehten ihm von seinem Balkon aus entgegen und der Mond schien auf seinen nackten Körper. Kleine Schweißperlen glänzten wie Diamanten auf seiner goldenen Haut. Er wusste genau, was sich eine Stunde zuvor auf dem Gang zugetragen hatte. Doch er hasste sich dafür. Nicht dafür, dass er seine Cousine einfach weinend auf dem Boden hatte sitzen lassen und in sein Zimmer gestürmt war. Er hasste sich für seine Schwäche. Er hasste es, die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Er hasste sich dafür, diesen primitiven Gelüsten nachgegeben zu haben. "Und dann auch noch ausgerechnet dieses lästige Weib!" Doch er kam nicht dahinter, wie die Magie in seinem Inneren in diesem Moment mit solcher Wucht aus ihm heraus brechen konnte. Es war eine ganz natürliche Sache. Magier heirateten mit Absicht willensstarke Frauen damit sie sie mit ihrem inneren Feuer nicht geistig zerbrachen. Wenn Zauberer überhaupt Frauen hatten. "Doch so viel ungestüme Energie...", dachte er laut und zog sich eine flauschige Decke über den Körper. Solch ein Ausbruch war schon öfter passiert. Ob nun vor Wut, wenn er mit seinem Bruder stritt, vor Verzweiflung, wenn er einen Zauber nicht hinbekam oder aber während er mit einer Frau schlief. Celendhril war bei Hofe für sein magisches Temperament bekannt und bei seinen ehemaligen Liebhaberinnen auch gefürchtet. Er ließ seinen Gedanken freien Lauf und irgendwann entfernten sie sich von den Geschehnissen des Festes. Er liebte es, seine Gedanken einfach wie Wind fließen zu lassen. Doch plötzlich schreckte er auf, als aus dem Dunkel seiner Erinnerungen ein paar eisblaue Augen auftauchten. Als fast schon der morgen graute und die Feierlichkeiten in der Stadt ihrem Höhepunkt entgegen strebten, saß Meledan in Palastgarten. Hier und da sah man dunkel Silhouetten unter den Bäumen. Überall saßen kleine feiernde Gruppen, tranken Wein, scherzten und lachten miteinander. Der Halbelf saß allein auf seinem liebsten Platz, einem kleinen, grasbewachsenen Hügel, auf welchem hier und da Veilchen wuchsen. Sein geliebter Bogen lag samt Köcher neben ihm. Er hatte nach der Zeremonie die Sonnenklingenuniform abgelegt und sich seine bequemen Übungskleider angezogen. Geistesabwesend zog er an den Kordeln seiner Stiefel. Die grünlich braunen Waldläuferstiefel waren ein Geschenk seines Vaters gewesen, bevor dieser damals wieder in die Wälder gezogen war. Meledan erhob sich gemächlich und packte seinen Bogen. Er legte einen grün gefiederten Pfeil auf und zielte willkürlich in den Eichenhain am Rand des Parks. Nicht nur die Farbe seiner Augen sondern auch sein außergewöhnliches Sehvermögen hatte er seinem Vater zu verdanken. Und so entdeckte er unter einer Eiche am Rand des Hains, den Bruder des Königs. Das Halbblut erschrak so sehr, dass er den Pfeil von der Sehne schießen ließ. "Bei der Sonne!", rief er aus, als der Pfeil sich neben das Gesicht des Sonnenelfen in den Baum bohrte. Kapitel 3: ----------- Die Sterne waren über mir wie eine schützende Decke als ich damals auf mein Schicksal zulief. Er saß dort, gemütlich, mit einem Buch in der Hand, als wäre gerade kein Pfeil neben seinem Kopf in den Baum eingeschlagen. Ich weiß es noch als wäre es gestern gewesen. Seine rotblonden Locken flossen wie ein goldener Wasserfall seinen Rücken runter und der Blick seiner Augen traf mich wie ein Dolchstoß. In diesem Moment war ich ihm verfallen. Er hatte mich in der Hand. Nur wusste er das zu diesem Zeitpunkt noch nicht.... Kapitel 3: Mein kleiner Stern Meledan rannte mit hochrotem Kopf zu dem Magier. Kurz vor ihm blieb er stehen und verbeugte sich tief. "Es ..es...tut mir leid, Herr", stammelte er. "Ich habe nicht richtig aufgepasst. Seid ihr verletzt?" Celendhril klappte den dicken Wälzer auf seinen Beinen zu und lächelte sanft. "Keine Angst, kleiner Krieger. Ich hatte Glück, dass ihr kein so guter Schütze seid", scherzte er und sah, wie bestürzt der junge Mann vor ihm die Augen aufriss. "Das war ein Scherz", lachte der Magier während er aufstand und ihn sich genau ansah. Meledan stand mit immer noch roten Wangen auf der Wiese, einen äußerst schönen Bogen in den zitternden Händen. An den leicht spitzen Ohren erkannte Celendhril dann, dass der Junge vor ihm ein Halbblut war. "Irgendwoher kommt er mir bekannt vor...", dachte er leise nach. "Bei den Göttern, diese Augen!", schrie es in seinen Gedanken. "Ach du bist der junge Gardist, der mich gestern Abend lieber angestarrt hat, als dem König den Eid zu schwören", meinte er trocken und fixierte Meledan mit seinem Blick. "Ich ..ich...es tut...ich", konnte dieser nun vollends verwirrt stammeln während Celendhril nun näher zu ihm trat und zur Begrüßung den Kopf neigte um seine Fingerspitzen auf die Stirn zu legen. "Ich bin Celendhril i Anor, erster Magus des königlichen Hauses und Berater der königlichen Hoheit", stellte er sich formell vor und sah dann wieder zu Meledan auf. Dieser schaute ihn immer noch verdutzt an, wurde sich dann aber seiner Manieren bewusst und vollführte die selbe Geste. "Ich bin Meledan, Milenthils Sohn , Bogenschütze des ersten Pantelons der Sonnenklingen. Es ist mir eine Ehre und ein Privileg euch kenne zu lernen." "Meledan...", murmelte der Magier und sah in den Himmel. Über ihren Köpfen explodierte gerade ein riesiges Feuerwerk zu Ehren des Königs. Unbewusst beschrieb er mit dem Zeigefinger einen kleinen Bogen am Himmel. "Der Stern, der die Sonne jeden Morgen hoch in den Himmel zieht." Dann sah er zum östlichen Horizont, wo genau dies gerade geschah. "Ja Herr. Meine Mutter gab mir diesen Namen", erklärte er verlegen. Celendhril lächelte ihn warm an "Ein großer und bedeutungsvoller Name, Meledan. Du kannst ihn mit Stolz tragen. Komm setzt dich doch einen Moment zu mir und leiste mir Gesellschaft", bat er Meledan und ließ sich wieder am Baum nieder. Dann blickte er zu dem Halbelfen und lächelte in auffordernd an. "Äh ..ja, Herr", presste Meledan hervor und war froh, seine weichen Knie endlich zu entlasten. Sein Herz pochte wie wild, als er sich vor dem Zauberer niederließ und seinen Bogen in das weiche Moos legte. Eine halbe Ewigkeit schwieg der Halbelf und spürte wie im das Blut in die Wangen schoss. Schnell drehte er den Kopf und tat so als würde er dem Feuerwerk am Himmel zusehen. Celendhril sah die leicht geröteten Wangen und lächelte sanft. Geistesabwesend strich er sich die Robe glatt. Selbst wenn er diesen jungen Mann nicht direkt ansah, sah er in seinem Geist diese blauen Augen. Celendhril schwieg weiter und beobachtete Meledan dabei, wie dieser in den Himmel starrte. Sein Blick wanderte von seinem Gesicht hinunter zum Hals des Kriegers. Über gut ausgebildete Muskeln spannte sich eine leicht rosige, blasse Haut und die goldenen Augen nahmen jedes Detail in sich auf. Wie sich die Muskeln spannten, wenn Meledan seinen Kopf drehte. Wie die weiche Haut sich bewegte wenn er schluckte. Seine Sinne waren so geschult, dass der Magier sogar den leichten Moschusgeruch wahrnahm, der von der Beuge zwischen Meledans Hals und Schulter her zu rühren schien. Ihm erschien es etwas seltsam, dass ihn der Hals dieses jungen Mannes so sehr faszinierte und so gab er sich anderen Dingen hin. "Nun, Meledan...", setzte er mit seinem typischen, leicht schelmischen Lächeln an. "Wir haben hier glaube ich ein kleines Problem…" Dieser sah nun, da er sein rasendes Herz etwas beruhig hatte, zu Celendhril, und konnte sich, warum auch immer, ein warmes Lächeln nicht verkneifen. "Herr?", fragte er etwas abwesend. "Oh bitte, Junge nenn mich bloß nicht Herr! Du kannst mich ruhig bei meinem Namen nennen", bot dieser an "Wir sind hier schließlich weder bei Hofe noch bin ich der König." Mit seinen feingliedrigen Fingern fuhr er sich durch die goldenen Haare. Meledan wünschte sich nichts sehnlicher als dass er diese glänzenden, gut duftenden Locken auch berühren könnte. Doch Celendhril war für ihn wahrscheinlich noch unerreichbarer als die Sonne selbst. Wieso durfte er überhaupt bei ihm sitzen? Sich mit ihm unterhalten? "Äh Celendhril? Was hattest du gemeint?", fragte er um auf andere Gedanken zu kommen. "Als du vereidigt wurdest, hast du lieber mich angestarrt als deinen Schwur dem König zu leisten", erklärte der Magus grinsend, während Meledan ihn etwas verständnislos ansah. "Daraus schlussfolgere ich, dass du mir die Treue geschworen hast. Ich find das gut. Ich hatte noch nie eine persönliche Sonnenklinge in meinen Diensten...", überlegte er laut während er sich langsam erhob. "Und als erster Magier des Königshauses steht mir eine zu, oder?" Meledan sah immer noch zu Celendhril ohne ein Wort davon zu verstehen, was dieser Mann dort gerade meinte. Er beobachtete ihn wortlos dabei wie er sein Buch in die Hand nahm und auf ihn zukam. Sanft legte der Sonnenelf eine Hand an Meledans Wange und beugte sich noch einmal zu seinem Ohr runter, um diesen wunderbaren Duft einzuatmen. "Ich hoffe doch du wirst deinen Eid erfüllen und mir treue Dienste leisten, mein kleiner Stern", hauchte er dem Halbelfen ins Ohr. Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. Wie vom Donner gerührt saß Meledan noch einige Minuten in derselben Position. Nach diesen Worten spürte er nur, wie die Hand an der Wange seinen Hals streifte und Celendhril sich entfernte. Doch die Gänsehaut, die er mit seinem warmen Atem an Meledans Haut verursacht hatte, blieb. Er packte seinen Bogen fest mit beiden Händen um sich am Hier und Jetzt festzuhalten. War das gerade ein Traum gewesen? Hab ich mir das nur eingebildet? Wenn nicht, was bedeutet das alles für mich? So viele Fragen schossen dem jungen Halbblut durch den Kopf, das dieser langsam anfing zu schmerzen. Das Feuerwerk hatte aufgehört. Die Sonne war nun endgültig aufgegangen und die Festlichkeiten beendet. Langsam erhob sich Meledan, immer noch den Bogen fest in den Händen und machte sich auf den Weg in seine Kaserne. Es war höchste Zeit ins Bett zu gehen. Den halben Tag lag Meledan auf seiner Pritsche und starrte die Decke über sich an. Immer wieder kam einer seiner betrunkenen Kameraden in den Saal geschwankt um sich auszunüchtern. Morgen begann das offizielle Training der Stadtgarde und dann war es Zeit den Wachdienst anzutreten. Auch für ihn? Inzwischen war sich Meledan sicher, dass das heute Morgen wirklich Realität war. Doch war das nur ein Spruch von Celendhril? Würde er ihn überhaupt wiedersehen? Diese wunderschönen, goldenen Augen lagen, verschlossen für jeden der nicht bei Hofe diente, hinter dicken Palastmauern. Und eines wusste Meledan: Er war vermutlich die letzte Person in dieser Stadt, die den Palast betreten durfte. So lag er den halben Tag in der Kaserne und ahnte nicht, dass sich Celendhril, hinter den dicken Palastmauern genau dieselben Fragen stellte. Verfolgt vom Anblick dieser blauen Augen, die ihn immer weiter von seinem Bewusstsein vortrieben. Er roch an seinen Fingerspitzen, an denen immer noch der leichte Moschusgeruch klebte und gab sich dieses Mal der Vision hin. Der Magier wurde, wie von einem Strudel, in das Kristallblau dieser Augen gesogen. Er ließ sich in diese endlose Tiefe fallen wie in einen Bergsee und genoss das Gleiten in dessen kühlen Strömen. Er spürte, wie ihn eine Macht umspülte, die seine eigene bei weitem überragte. Celendhril wurde immer weiter von seinem Bewusstsein fortgerissen und er ließ es zu. Der erste Magier des königlichen Hauses Anor erwachte erst einen Tag später, mit unvorstellbaren Kopfschmerzen.... Kapitel 4: ----------- Es sollte einige Zeit verstreichen bis ich Celendhril wiedersah. Tatsächlich kamen ab und an kurze Nachrichten von ihm, doch dies immer unter einem anderen Namen. Schon damals hätte mir klar sein sollen, dass selbst eine einfache Freundschaft zu einem adligen Sonnenelfen nur Schmerz bringen würde. Niemand würde seinen Umgang mit einem Halbelfen tolerieren. Ich wurde damals in das Pantelon der Bogenschützen eingeteilt, welches Wache auf der Stadtmauer hielt, meist in den Nächten. Und diese kamen mir jedes Mal länger vor. Die meiste Zeit verbrachte ich damals damit, in den Himmel zu schauen und Minute für Minute der Bahn des Sternes Meledan zu folgen. Meledan... der Stern, welcher die goldene Scheibe am Morgen den Himmel empor zog. Mein kleiner Stern.... So nannte er mich damals. Mein kleiner Stern.... Diese Worte klingen heute noch in meinen Ohren, zusammen mit seinem warmen Atem. Mein kleiner Stern.... Diese drei einfachen Wörter würden in späterer Zeit nur noch Leid und Zerstörung bringen. Oh hätte er mich an diesem einen frühen Morgen doch einfach ignoriert, wie alle anderen in dieser verfluchten Stadt. Kapitel 4 : Visionen Celendhril ging, wie fast jeden Tag, in den Park um sich gemütlich unter seine geliebte Eiche zu setzten und ein Buch zu lesen. Zumindest versuchte er es. Doch sobald sein Rücken die Rinde berührte war er nicht mehr im Stande zu lesen. Neben sich sah er das kleine Loch des Pfeiles, der ihn damals beinahe getötet hätte. Einige Meter vor sich lag der grasbewachsene Hügel, auf dem damals der junge Krieger stand und in den dämmrigen Himmel sah. Celendhril hatte viele kleinere Nachrichten in die Kaserne geschickt. Meist nur dummes Geplänkel. Ab und an hatte er gefragt, ob die beiden sich nicht mal wieder unter dieser Eiche treffen wollten. Einfach nur um zu reden. Die Sicht des Magiers verschwamm als ihm Tränen in die Augen traten. Er wollte sie schließen, um die Tränen weg zu drücken, doch jedes Mal, wenn er seine Lider schloss, waren diese Augen in seinem Geist. Es war eine Qual. Der Drang, diesen Augen wieder entgegen zu treten, entwickelte sich zu einer regelrechten Folter. Seit fast drei Wochen schon hatte Celendhril nicht mehr geschlafen. Erst letzte Nacht wieder hatte er in seinem gemütlichen Bett gelegen und versucht, die Augen zu schließen. Immer wieder hielt er sich die schweißnassen Hände vors Gesicht um ihm etwas Dunkelheit zu spenden. Dieses Blau leuchtete zu hell, stach ihn mitten ins Herz. Es flüsterte ihm zu. Und das was die Augen flüsterten gefiel ihm auf eine seltsame Art. Die magischen Flüsse seines Körpers gerieten immer wieder in Schwingung und darauf reagierte sein Körper extrem. Magische und sexuelle Ekstase lagen so nahe beieinander und immer wieder schien er sich einzubilden, wie dieser Moschusduft an ihm vorbei wehte. Er weinte bittere Tränen und bat um Erlösung, doch von der Vision hatte er keine zu erwarten. Deshalb ließ er seine warmen Hände unter die Decke gleiten. Erlösung konnte er sich in solchen Stunden nur selbst verschaffen. Nach einiger Zeit spürte er, wie eine warme, leicht vor Magie prickelnde Flüssigkeit über seine zitternden Finger lief. Er schwitze am ganzen Körper. Es schien immer schlimmer zu werden. Inzwischen verwandelten sich seine Orgasmen in reine Schmerzen. Doch kaum lag er, wie leer gesaugt, wieder still auf dem Bett, kamen die kristallblauen Augen und verhöhnten ihn. Er würde nur Erlösung und Befriedigung finden, würde er sich dem Träger hingeben. Es hasste es, sich selbst zu befriedigen. Er hatte es vorher nie getan, hatte es auch nie nötig gehabt. Es waren immer genug wunderschöne Frauen um ihn gewesen, doch dieser eiskalte Blick in seinen Gedanken zwang ihn förmlich dazu. Wenn er sich verweigerte, hatte er immer das Gefühl als würde seine Energie in einer riesigen Welle aus seinem Körper brechen und in zerstören. Seine Muskeln zitterten immer noch von den Anstrengungen von heute Morgen. Er versuchte, sich in diesem friedvollen Hain etwas abzulenken. Doch selbst dies gelang ihm nicht. Er kam nicht dahinter warum er diese Visionen hatte. Warum sie ihn so peinigten und vor allem was seine Seele an diesen Jungen band. Doch er musste es herausfinden. Vor lauter Schlafmangel hatte seine sonst so goldbraune Haut eine blasse Färbung angenommen. Tiefe Schatten hatten sich unter die strahlenden Augen gelegt und jeder bei Hofe hatte schon bemerkt, dass etwas mit Celendhril nicht stimmte. Sein Bruder wollte ihm einen Heiler schicken, doch der Magier schmiss ihn mit einem Wutanfall aus dem Zimmer, sodass sich die letzte Woche niemand mehr auch nur in die Nähe seiner Tür getraut hatte. Celendhrils Blick schwankte zu einem Übungsplatz am anderen Ende des Parks, in dem die Sonnenklingen meist Bogenschießen trainierten. Auch heute hatte sich dort wieder eine Gruppe zusammengefunden, doch der Sonnenelf entdeckte unter den Kriegern keinen schwarzbraunen Zopf, der sich beim Schießen im Wind bewegte. Er hatte gar nicht bemerkt, wie sich eine Person neben ihn setzte, als er die Sonnenklingen beobachtete. "Celendhril, was ist nur los mit dir?", fragte eine weibliche Stimme und der Magier drehte sich erschrocken um. Violette Augen erwiderten seinen Blick und er erkannte Alya, seine Cousine. Kraftlos lehnte er den Kopf gegen den Baum hinter sich. "Alya was tust du hier?", fragte er leicht gereizt. "Ich merke, dass etwas nicht mit dir stimmt. Mein Zimmer liegt genau über deinem und ich höre die Schreie..." "Ich ..es... es ist nichts." "Und ich spüre die Magie, Cel... Dieselbe Energie wie an... an dem Abend", erklärte sie weiter ohne ihn anzuhören. Mit einem Seufzen verbarg er sein Gesicht mit den Händen. Erschrocken sah Alya mit an, wie der sonst so willensstarke Magier anfing zu beben. Er weinte. In den ganzen 218 Jahren, die er nun schon lebte, hatte ihn noch niemand weinen gesehen. Vorsichtig nahm sie ihn in den Arm. Die Adlige hatte Celendhril praktisch groß gezogen während seine Eltern mit den Regierungstätigkeiten zu beschäftigt waren. Man sah es ihr, wie allen Elfen, nicht an, doch sie hatte inzwischen schon mehr als fünfhundert Winter gesehen. Und die letzten zweihundert hatte sie ihr Herz Celendhril geschenkt. Sie wusste, dass er sie nicht mochte und es auch noch nie getan hatte. Und doch hatte er ihr vor einigen Wochen das gegeben, was sie immer wollte. Und noch mehr. Ihr Körper verlangte nach mehr, so erschreckend das Erlebnis auch gewesen war. Und nun lag der Mann, der bei den Feierlichkeiten mit solch schmerzhafter Heftigkeit mit ihr geschlafen hatte, weinend in ihren Armen wie ein kleiner, verängstigter Junge. Celendhril wusste was seine Cousine jetzt denken musste, doch es war ihm gleich. Alles war ihm egal. Er musste nur Meledan wiedersehen. Auch Meledan litt in diesen Tagen unter Schlafmangel. Seine Nächte wurden von, wie er dachte, Alpträumen angefüllt. Jeder Schlaf wurde davon unterbrochen, dass die Sonne ihn verfolgte. Er rannte und rannte doch konnte ihr nicht entkommen. Bis er merkte, dass es zwei goldenen Sonnen waren. Langsam verschlangen sie ihn. Er zitterte immer wenn er an dieses Gefühl dachte. Eine Mischung aus Schmerz und Lust, bis er durchgeschwitzt und in voller Ekstase aufwachte. Nun stand er vor einem der Tore des Parks. Er wusste, dass Celendhril da sein musste. Er war es jeden Tag. In seinen Nachrichten stand immer wieder, er würde jeden Morgen unter der Eiche sitzen und würde sich freuen, wenn der Halbelf ihm etwas Gesellschaft leisten würde. Doch Meledan traute sich nicht. Er war seit Wochen nicht beim Training gewesen. Wie ein aufgescheuchtes Huhn lief er vor dem Park hin und her, war sich nicht sicher ob er es wagen sollte. Sein Herz verlangte danach. Es schrie ihn förmlich an. Doch der Halbelf hatte mehr als alles andere Angst davor, zurückgewiesen zu werden. Dennoch straffte er die Schultern und schwang sich den Bogen über diese. Er war ein erwachsener Mann. Ein Kind in der Zeitrechnung der Elfen, doch er wollte sich nicht vor Angst verkriechen. Und so ging er über die Wiesen in Richtung des Übungsplatzes. Seine blauen Augen sahen sich im Park nach dem Eichenhain um und fanden diesen. Sie fanden auch das goldene Leuchten der langen Haare. Die Robe des ersten Magiers und neben ihm ein Buch. Doch genauso fanden sie den Mann, nachdem sich Meledan mehr verzehrte als alles andere, in den Armen einer wunderschönen Sonnenelfe. Er spürte, wie sich sein Magen verkrampfte und sein Blick sich verschleierte. Langsam liefen ihm kleine Tränen die Wangen herunter und er legte einen Pfeil auf. Diesesmal würde er richtig zielen. Ein kurzer Blick und er schoss den Pfeil in Richtung der Eiche. Er blieb über den Köpfen der Beiden in der Rinde hängen. Alya erschrak sich und entließ Celendhril aus ihrer Umarmung. Dieser neigte den Kopf und schaute nach oben. Grünes Gefieder zierte den Pfeil am Ende und er wusste genau, dass Meledan hier war. Dass Meledan ihn und seine Cousine gesehen hatte. Der Magier spürte, wie die arkanen Ströme in seinem Körper zu fließen begannen. Und er schrie seine Cousine an zu verschwinden, sonst hätte er sie vermutlich vor Wut in Stücke gerissen. Doch Meledan war schon längst verschwunden und er schwor sich, den Palastgarten nie wieder zu betreten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)