Nachtschicht von SamAzo ================================================================================ Kapitel 2: Vorbereitungen ------------------------- Es fühlte sich nicht richtig an, Corvin alleine nach der Täterin suchen zu lassen. Als habe sie ihn dazu abgestellt und würde nun selber ihrem Vergnügen nachgehen. Auch wenn eine Woche mit ihrer Familie alles Andere als ein Spaß war. Nun stand sie also hier und probierte das Kleid, das sie als 'Brautjungfer wider Willen' tragen würde. Es war nicht richtig! Damit war nicht nur gemeint, dass sie ihr Kleid zuhause vergessen und das was sie nun an hatte ein unpassender Ersatz war. Vielmehr war es das nagende, schlechte Gewissen, weil sie ihren Partner gerade alleine ließ. Immerhin war er es gewesen, der nach ihr gesucht und an ihrem Bett gewartet hatte. Seufzend band sie sich ihre schulterlangen Haare zusammen und musste automatisch an den Biss denken, der sich unter dem hässlichen Verband in ihrem Nacken verbarg. „Scheiße“, murmelte sie. In der letzten Nacht, die erste seit Jahren in ihrem alten Bett, hatte Charlie nur Albträume gehabt. Immer wieder sah sie diesen verwesenden Körper vor sich und hatte den schrecklichen Geruch in der Nase. Ein klopfen an der Tür zu ihrem ehemaligen Kinderzimmer, ließ sie aufschrecken. „Herein!“, rief sie aus dem Bad und zupfte ihr Kleid zurecht. Da sie vermutete, dass es ihre Mutter war, die sehen wollte ob das Kleid passte, rief sie kurz danach: „Machst du mir mal das Kleid zu?“ „Ich bin zwar besser im öffnen als im schließen, aber gerne!“ Charlie zuckte zusammen als sie die bekannte, männliche Stimme hörte und schaute zur Tür. „Corvin? Was machst du denn hier?“ „Nun, ich habe zwar keinen Kaffee- bring- Dienst, aber scheinbar einen für Kleider.“ Ihre Augen wurden groß und sie musste sich beherrschen um ihn nicht freudig zu umarmen, wobei vermutlich das teure Stück Stoff verrutscht wäre. „Woher wusstest du, dass ich es vergessen habe?“ „Das wusste ich nicht. Aber bei dir wurde von kleinen, heimatlosen Vierbeinern eingebrochen, die dachten sich ein schönes Wochenende machen zu können.“ „Was?“, fragte sie verwirrt. „Bei dir war ein Fenster auf und ein paar Katzen sind rein gekommen.“ „Und woher wusstest du das?“ Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern ein Fenster aufgemacht zu haben. „Deine Nachbarin hat mich angerufen. Wo auch immer sie meine Nummer her hatte. Wie hieß sie, Jasmin? Sehr nette alte Frau, backt leckere Plätzchen.“ In Charlies Gesicht mischte sich Freude und Verwirrtheit zu gleichen Teilen. Vor ihrem inneren Auge sah sie, wie Corvin in Jasmins Küche saß, Plätzchen aß und die 85jährige beruhigte, da die Gute Angst vor Katzen hatte. „Bevor du fragst: Den Katzen geht es gut, deiner Wohnung auch und – ja ich habe auch dein Handy mitgebracht. Sonst hättest du Jasmins Anruf ja annehmen können.“ „Mein Handy?“ „Lag auf dem Wohnzimmertisch.“ „Ich bin ganz schön vergesslich“, nuschelte sie. Ihr Partner betrat das Bad und stellte sich hinter sie um den Reißverschluss des Kleides zu finden. „Ich hatte auch schon versucht anzurufen. Immerhin habe ich Neuigkeiten!“ „Jetzt schon?“ Er schaute hoch und lächelte ihrem Spiegelbild entgegen. „Natürlich, ich bin ein Naturtalent. Aber das wirst du nachher sehen.“ Zweifelnd schaute sie, ebenfalls über den Spiegel, auf Rymer. Ein ungutes Gefühl beschlich sie. Es gefiel ihr nicht, dass er hinter ihr war. Sie schob es auf die Ereignisse der vorletzten Nacht. Bevor er das Kleid schließen konnte, hielt sie ihn auf, indem sie sich umdrehte. Kurz hielt er seine Hände noch in Position, steckte sie dann jedoch in seine Hosentaschen. „Wenn mein richtiges Kleid jetzt da ist, muss ich mich eben schnell umziehen!“ „Mach, ich warte solange.“ Er rührte sich keinen Zentimeter weit. „Du hättest es wohl gern, wenn ich mich vor dir ausziehe, was? Raus!“ Corvins Ausdruck ließ keine Fragen offen. „Dann geh ich eine rauchen.“ „Auf der Veranda steht ein Aschenbecher“, informierte sie ihn und schloss die Tür nachdem er draußen war. Ihr Partner hatte sich nicht wieder in ihrem Zimmer blicken lassen, so dass sie schon versucht war zu glauben, dass er wieder gefahren sein könnte. Als sie nachschauen kam, saß er alleine auf der Veranda und rauchte genüsslich. Charlie lehnte sich an den Türrahmen, froh darüber die Kleider bis zum nächsten Morgen wieder los zu sein und endlich gemütliche Sachen zu tragen. Sie schaute ihm eine Weile schweigend zu. „So eine lange Fahrt schlaucht ganz schön, oder? Darum hab ich ein Flugzeug genommen. Kürzer und den Stress hat jemand anderes.“ „Ja, ich ...“, murmelte er leise. „Ganz ehrlich, hätte ich nicht geglaubt, dass du wegen einem Kleid extra so eine weite Strecke fährst“ „Nicht wegen dem Kleid!“ „Wegen den 'Neuigkeiten'?“ Er blinzelte zu ihr und grinste leicht. „Nein, auch die waren eher eine Ausrede.“ Charlie legte den Kopf schief und musste lächeln. „Also machst du das nur, um mir meinen täglichen Kaffee zu beschaffen?!“ „Ja, nur deswegen!“ Er lachte als sie ihn nun so ansah. „Du und deine Kaffeesucht. Aber mir vorwerfen, das sich zu viel rauche.“ Charlie nickte schmunzelnd. „Oh ja! Kaffee ist allerdings nicht so schlimm wie Zigaretten! Aber eigentlich wüsste ich jetzt gerne was das für Neuigkeiten sind.“ „Wie viel Zeit hast du?“ Schon seit er hier war, konnte man die Hektik beinahe aus der Luft pflücken. Somit nahm er nicht an, dass sie nun unheimlich viel Zeit haben würde. Außerdem hatten ihre Eltern sich gerade noch darüber unterhalten, was noch alles erledigt werden musste. Sie lehnte sich zurück in das Haus um auf die Uhr zu schauen. „Weniger als eine halbe Stunde.“ „Da lohnt es sich nicht einmal den Rechner für anzumachen.“ „Heißt das, ich muss warten?“ Corvin nickte und drückte seine Zigarette im, inzwischen übervollen, Aschenbecher aus. Es war ein anstrengender Vormittag, dabei war es nicht einmal ihre eigene Hochzeit. Wobei es ihr absolut schleierhaft war, wieso man so ein Ereignis vorher probte. War es nicht viel lustiger, wenn sich das Brautpaar in seiner kleinen Rede verhaspelte oder die Ringe plötzlich weg waren? So hatte sie den restlichen Morgen damit zugebracht in der Kirche zu sitzen und sich anzuhören was am nächsten Tag in welcher Reihenfolge passieren würde. Dabei wünschte sie sich nichts sehnlicher, als mit ihrem Partner die ominösen Neuigkeiten durch zugehen. Das hatten sie inzwischen immerhin schon zweimal verschoben. Wieso zählte wichtige Verbrechen aufklären zu wollen nicht mehr als eine Hochzeit? Corvin war mit einigen ihrer Verwandten in dem Haus ihrer Eltern geblieben, da er nun offiziell als Gast galt. Ihrem Onkel war nun die glorreiche Aufgabe zugekommen, noch kurzfristig einen passenden Anzug aufzutreiben. Da Rymer selber eigentlich schon längst wieder auf dem Rückweg sein wollte, zumindest hatte er es so gesagt, bestand sein Gepäck aus nur einem Rucksack. Charlie glaubte ihm jedoch nicht, dass er ursprünglich schon wieder unterwegs sein wollte, weil er, bevor sie sich auf den Weg gemacht hatte, oft genug vorgeschlagen hatte mitzukommen Sie überlegte, ob das nun ein Beispiel war für 'Selber einladen' oder eher für 'Jemanden zu seinem Glück zwingen'. Sicher war sie sich nicht. Wobei letzteres wohl näher an der Wahrheit war. Endlich zuhause, suchte sie Corvin. Ihr Onkel hatte ihn seit dem Ausflug um einen Anzug zu leihen, nicht mehr gesehen und auch die Anderen waren sich nicht so sicher wo er stecken könnte. Sein Auto stand jedoch vor der Tür, also war er noch da. Außerdem glaubte sie nicht daran, dass er jetzt doch wieder zurück fahren würde. Sie fand ihn nicht und entschloss sich keine weiteren Gedanken darum zu machen. Immerhin war er erwachsen und wusste was er tat, oder zumindest hoffte sie, dass er das tat. Nach dem Mittagessen, das zum Leidwesen ihrer Großmutter ohne Corvin Rymer stattgefunden hatte, setzte Charlie sich in den Garten um endlich etwas Ruhe zu bekommen. Ihre Familie war einfach zu anstrengend und sie würde wohl ewig dankbar sein, wenn die nächste Hochzeit erst in vielen Jahren stattfand. Die Sonne schien warm und die kleineren Familienmitglieder nutzten den Pool ausgiebig, weswegen sie sich in die hinterste Ecke des Gartens verzog. Dort war Schatten und vor allem drangen die lauten Rufe und das Gelächter kaum bis zu ihr. Im Schneidersitz setzte sie sich auf das kühle Gras und lauschte eine Weile den Kindern, bevor sie sich dem silbernen Laptop auf ihrem Schoß widmete. Obwohl Rymer am Morgen mit keinem Wort erlaubt hatte, dass sie an seinen Laptop gehen konnte, den sie rein 'zufällig' in seinem Rucksack gefunden hatte, wollte sie nun mit Hilfe dieses Gerätes herausfinden was die Neuigkeiten waren, die er erwähnte. Jetzt konnte sie nur hoffen, dass keine Passwortabfrage aktiviert war. Leider war genau dies der Fall. „Mist, war ja klar.“ Charlie überlegte was sein Passwort sein könnte. „Karamell Mokkaspresso?“ Sie zuckte zusammen. Etwas, dass sie in letzter Zeit öfter tat. „Fühlst du dich auf frischer Tat ertappt? Keine Angst, ich werde ihm nichts verraten!“ „Ihm?“ Sie schaute ihren Kollegen an und nahm den bunt gestreiften Becher, den er ihr entgegen hielt. „Deinem Partner. Dem Mann, dem du so viele Stunden wundervollen Kaffeegenuss verdankst!“ Corvin grinste verschmitzt und setzte sich neben sie. „Ach so. Der wird das eh nie rausbekommen“, spielte sie mit. „Ist er so schlecht?“ „Weißt du, er benebelt sich selber so sehr mit Aftershave, dass es mich wundert wie er es schafft zu atmen.“ „Vielleicht tut er das ja gar nicht“, nuschelte er in seinen Kaffeebecher. „Mach jetzt keine Witze über so was. Das ist das Einzige wobei ich gerade keinen Spaß verstehe!“ „Sorry“, entschuldigte er sich etwas kleinlaut. „Verrate mir dein Passwort“, wechselte sie schnell das Thema. Zwar hätte sie auch gerne erfahren, wo er die ganze Zeit gesteckt hatte, aber so dicht vor den Informationen, waren diese nun wichtiger. Er lehnte sich nach hinten, auf einen Arm und tat so als müsse er ganz stark nachdenken. „Ich befürchte ich habe es vergessen. Was glaubst du denn, was es sein könnte?“ „Wenn ich da eine Ahnung hätte, würde ich nicht nachfragen.“ Corvin nickte und drehte den Laptop zu sich um schnell einige Buchstaben einzutippen. Dann drehte er ihn wieder in ihre Richtung. Charlie war sich nicht sicher, meinte aber das Wort 'tannasg' gelesen zu haben. Nur wusste sie nicht was es hieß. Als Hintergrund erschien ein einfaches Standartmotiv. Die Wüste mit dem aufgehenden Mond über einer Düne. Er stellte seine Tasse zwischen sich und Charlie, kramte in seiner hinteren Hosentasche und zog eine kleine CD samt Hülle heraus, die er ihr vor die Nase hielt. „Einmal Überwachsungskamera der U-Bahn, garniert mit Daten über den Vampir. Über die gute Frau, die du beschrieben hast, konnte ich noch nichts finden. Dazu hätte ich wissen müssen, wie ihr Gesicht aussieht.“ „Das passt alles auf die Disc?“ „Sieht so aus!“ Charlie öffnete das CD - Fach und legte den silbernen Datenträger ein. „Woher hast du das?“ „Das ist alles von Davids.“ „Wart ihr wieder essen?“ Charlie konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Also wirklich. Für solche Informationen mit jemandem essen gehen. Nein...Da muss man schon etwas mehr für tun!“ Er schüttelte den Kopf, nahm seine Tasse und trank noch einen Schluck. Letzteres tat er nur um sein Grinsen zu verbergen. Charlie starrte ihn an. „OK... Will ich wissen was ihr getan habt?“ Corvin zuckte mit den Schultern. Sie schaute ihn irritiert an, wendete den Blick dann jedoch auf den Bildschirm, während ihr Partner leicht die Lippen zusammenpresste um ein Grinsen auch weiterhin zu unterdrücken. Auf dem Bildschirm erschien, nach wenigen Klicken und etwas warten, das schwarz weiße, leicht verschwommene Bild einer Überwachungskamera. „Was ist das denn?“, murrte Charlie während sie an ihrem Kaffee nippte. „Hey, das sind noch die Besten.“ „Wieso installieren sie die Dinger, wenn sie überhaupt nichts nutzen?“ „Woher soll ich das wissen? Es ist eine gute Methode die Leute glauben zu lassen, dass sie beobachtet werden und so machen sie – mit ein wenig Glück – weniger Mist.“ „In deinen Träumen!“ „Nein, da gibt es besseres!“ „Davids?“ Diese Frage konnte sie sich einfach nicht verkneifen. „Nein, noch etwas viel besseres“, antwortete er, als habe er mit dieser Annahme gerechnet. Sie wollte ihn mit weiteren Fragen ein wenig in die Enge treiben, aber in dem Moment sah sie auf dem Bildschirm etwas, dass ihre Aufmerksamkeit voll in Anspruch nahm. „Er ist einfach so dort hinein gegangen ...“ Sie stoppte die Aufnahme und versuchte mehr zu erkennen. „Das ist er. Mit einem Mantel und Kapuze tief im Gesicht. Aber die Haare da verraten ihn.“ Sie tippte mit dem Finger gegen den Mann auf dem Bild der Überwachungskamera, so dass es sich unter dem Druck ihres Fingers leicht verfärbte. „Also ist er wirklich durch die Station in den U-Bahn Tunnel und von dort in den Keller“, folgerte Corvin und zog ihre Hand von dem Monitor weg. „Genauso wie die Mörderin vor ihm.“ „Oder mit ihm! Schon einmal daran gedacht?“ Sie schaute ihren Kollegen nachdenklich an. Schüttelte dann jedoch den Kopf. „Das macht doch keinen Sinn. Oder meinst du die spielen ein Spiel mit uns?“ „Wir sollten zumindest einen Gedanken daran verschwendet haben, meinst du nicht? Er kann dir alles erzählen. Aber die Frage ist doch: Was hat er davon uns zu helfen?“ Charlie verschränkte die Arme vor der Brust und biss sich nachdenklich auf die Lippe. „Ich habe keine Ahnung“, gab sie schließlich zu. „Also sollten wir das herausfinden!“ „Ach und wie? Soll ich mich noch einmal entführen lassen um ihn das fragen zu können?“ „Nein, aber wir sollten schauen woran du dich noch erinnerst. Was ist noch auf dem Dach passiert? Was hat er gesagt?“ Wieder überlegte Charlie. „Einer seiner Finger war knochig vielleicht abgenagt. Er sagte sie sei es gewesen.“ „Also Rache?“ „Möglich“, nuschelte sie beinahe unverständlich. Wieder biss sie auf ihrer Lippe herum. „Hör mal auf damit. Nachher beißt du dir die Lippe auf.“ „Na und?“ „Du könntest jemanden anlocken damit“, sagte er mit einem fiesen Grinsen. Sie verdrehte die Augen um zu überspielen, dass sie die Anspielung weniger lustig fand als vielmehr beängstigend. „Wieso ist er dort auf dem Weg in die U-Bahn. Und nicht sie?“ Charlie musste unbedingt vom Thema ablenken oder besser, zum eigentlichen Thema zurück kommen. „Das ist es ja was ich meine. Wenn sie sich nicht auch irgendwie verkleidet hat, hätte ich sie erkennen müssen. Aber da war niemand mit so langen Haaren, nicht einmal jemand, der aussah als würde er seine Rapunzel Frisur verstecken.“ „Wieso hast du das hier dann mit auf die CD gepackt.“ „Das ist alles von dem entsprechenden Tag und der Nacht davor. Ich kann nur gerade nicht sagen welche Uhrzeit du geöffnet hast. Das sind mehrere Teile.“ „Das war die erste Datei. Dachte da fängt es an.“ Corvin drehte den Laptop wieder in seine Richtung um nachzusehen, welche Datei sie geöffnet hatte. „Das ist nachdem wir im Keller angekommen sind.“ Sofort zog sie den Laptop zurück auf ihren Schoß. „Also war er später da!“ „Sieht so aus.“ „Aber das hieße, er hat nicht gelogen.“ „Vielleicht war er aber auch nur 'wieder' da“, führte Corvin seine Theorie weiter aus. „Ich glaube das ist Unsinn!“ „Ich weiß, es gibt keine Beweise dafür. Allerdings auch keine dagegen.“ „Warum sollte er hingehen, wieder weg und dann zurück kommen? Das ist doch vollkommen unnötig“, versuchte Charlie ihren Standpunkt klar zu stellen. „Ich werde jedenfalls erst einmal nur unsere Mörderin suchen. Es kann doch nicht so schwer sein diese Frau zu finden.“ Sie nahm einen langen Schluck von dem Mokkaspresso. „Wenn ich nur wüsste, wo diese Gasse war, die er mir gezeigt hat“, murmelte sie zu sich. „Ich hatte zu wenig um etwas über sie zu erfahren. Lange dunkle Haare sind nicht unbedingt ein Suchkriterium, das viel Erfolg bringt.“ Corvin trank seine Tasse leer und stellte sie nun auf die andere Seite, nur um dann näher an Charlie zu rücken. Sie warf ihm nur einen kurzen Seitenblick zu und achtete sofort wieder auf den Laptop. „Gut, was haben wir alles?“, fragte sie leicht nuschelnd, da sie wieder auf ihre Unterlippe biss. „Du tust es schon wieder?“ „Was?“ Charlie musste zusehen wie ihr Partner sie nachmachte und entschloss sich, dass sie das nie wieder sehen wollte. „Aber ich konzentriere mich so!“, versuchte sie sich raus zu reden, ließ jedoch von ihrer Lippe ab. Corvin grinste sie bereits wieder an. „Ich habe eine Textdatei, mit allem was ich von unserem Fall mitnehmen konnte.“ „Dann schau ich mir die mal an.“ Sie klickte einige Male und las dann konzentriert. „Viel ist das ja noch nicht. Bis jetzt konnte noch nicht einmal die Leiche Identifiziert werden?“ „Kein Ausweis und keiner kannte sie, das Wenige was an Fingerabdrücken genommen werden konnte war nutzlos. Als ich gefahren bin, haben sie gerade die Zahndaten abgeglichen.“ Charlie nickte nur und las weiter. „Gut, also haben wir nichts außer meine Begegnung mit dem Vampir, was auf diese Frau schließen lässt. Wir wissen nicht wer unser Opfer ist und ich habe auch noch keine Ahnung wie diese Täterin aussah, bis halt auf ihre Haare.“ Sie schwieg und schaute nachdenklich in Richtung der Terrasse. „Ich habe keine Ahnung wie wir sie finden sollen!“ Corvin kam nicht dazu ihr eine Antwort zu geben. Drei der kleineren Kinder kamen angerannt, spritzten sich gegenseitig mit Wasserpistolen nass und warfen Wasserbomben. Leider waren sie im Zielen so gut, das Charlie und Corvin nasser wurden als sie es gewollt hatten und auch der Laptop mehr, als es gesund für ihn war. Während Charlie hektisch versuchte das Wasser von dem kleinen, silbernen Gerät ablaufen zu lassen, lachte Corvin nur. „Du solltest dir lieber Sorgen um die Daten machen“, grummelte sie und schaute ihn kurz ernst an, widmete sich dann jedoch wieder der Trocknungsaktion. „Ach komm, der hat schon schlimmeres überlebt. So etwas Wasser macht dem nichts. Muss halt nur trocknen.“ Etwas genervt saß Charlie im Wohnzimmer und versuchte wenigstens so zu wirken als würde sie zuhören. Eigentlich hatte sie keine Lust darauf, doch Corvin schien dieser Pulk an Leuten um sich zu gefallen. Ihr Kollege erzählte über ein paar alte Fälle. Extra nur die gröbsten Informationen, damit sich die Kleineren nicht so viel Vorstellen konnten und in der nächsten Nacht nicht von Albträumen geplagt wurden. Charlies Großmutter war hingegen an ganz anderen Dingen interessiert und stellte zwischendurch immer wieder Fragen an Corvin, die Charlie teilweise rot werden ließen. Ihr Partner schaffte es jedoch sich aus jeder noch so delikaten Frage herauszuwinden, ohne auch nur eine Einzige zu beantworten. Ein klein wenig bewunderte sie ihn dafür. Als Charlies Eltern und einer ihrer Onkel aufstanden um das BBQ vorzubereiten, sah sie ihre Chance und verzog sich ebenfalls. Anders als ihre Eltern ging sie jedoch nicht in die Küche sondern in ihr Zimmer und legte sich dort, mit Corvins Laptop, auf das Bett. Charlie hoffte, dass es keine Schäden gab und inzwischen auch alles wieder abgetrocknet war. Erst als sie angeschaltet hatte, fiel ihr wieder ein, dass es ein Passwort gab, das sie nicht wirklich kannte. Dennoch versuchte sie das Wort, von dem sie meinte, dass Corvin es eingegeben hatte und hoffte. dass es richtig war. Breit grinsend schaute sie auf den Hintergrund, als sich der Desktop vor ihr aufbaute. Es war richtig! Auch wenn sie noch immer nicht wusste was es bedeutete. Erneut sah sie sich die Bilder der Überwachungskamera an und versuchte jedes Detail mitzubekommen. Erst als ihr ein unangenehmer Geruch in die Nase stieg schaute sie sich um. Zuerst sah alles normal aus, erst als sie versuchte aus dem Fenster zu schauen, bemerkte sie, dass es nicht möglich war. Charlie wunderte sich. Zwar war es bedeckt, doch um diese Uhrzeit,, hatte sie nicht mit einem Vampir gerechnet. Streng genommen hätte sie bis Vorgestern nicht einmal an so einen Gedankengang geglaubt. Dort draußen war einfach nur schwärze, während durch das Fenster direkt neben ihr noch das Tageslicht hinein schien. Durch einen kleinen Spalt drang dunkler Nebel in ihr Zimmer. Jetzt war eine wunderbare Möglichkeit um festzustellen ob Vampire wirklich herein gebeten werden mussten, bevor sie ein Haus betreten konnten. Gebannt setzte sie sich auf und starrte auf das Fenster. Der Nebel lichtete sich langsam und eine Silhouette wurde sichtbar. Charlie schluckte. Das gesamte Haus war voll mit Leuten und dort draußen war dieses Wesen auf dem Vordach. Es klopfte an die Scheibe. Sollte sie tatsächlich dort zu ihm gehen? Andererseits konnte sie so noch einmal nach der Täterin fragen. Wenn ihr was einfiel wie genau sie das tun sollte. Charlie stand auf blieb jedoch vor dem verschlossenen Fenster stehen. Der Vampir wartete nur darauf, dass sie ihn ansah, zeigte nach oben und sprang auf das höher gelegene Dach. Nun musste sie wohl doch dort raus, wenn sie mit ihm reden wollte. Eigentlich sträubte sich alles in ihr dagegen, doch was tat man nicht alles für den Job? Oder war es doch ihre eigene Neugierde, die sie gerade antrieb? Vielleicht sollte sie auch einfach Corvin bescheid geben. Der war doch so fasziniert von diesem Typen, dass er sich darum reißen würde. Sie entschied sich dagegen, es würde zu lange dauern ihn zu holen. Die Polizistin kletterte aus ihrem Fenster und fühlte sich an alte Zeiten erinnert. So oft wie sie diesen Weg schon hinaus genommen hatte, kannte sie jeden Nagel und jede lose Schindel. Das letzte Mal war allerdings inzwischen einige Jahre her. Mühselig kletterte Charlie bis auf das Dach und roch noch bevor sie ihn sah, wo der Vampir war. Wieder klingelten alle Alarmglocken. Wieso tat sie das noch gleich? Langsam ging sie in seine Richtung. Wieder blieb sie so weit wie möglich vom Rand entfernt. Das letzte was sie wollte, war einen Tag vor der Hochzeit ihres Bruders tot auf der Terrasse gefunden zu werden. Wieso musste der Kerl nur so auf Höhen stehen? „Was wird das hier?“, wollte sie wissen. Der Vampir schaute interessiert hinab. Charlie konnte bereits die ersten Steaks riechen, die dort unten auf dem Grill lagen, bezweifelte allerdings, dass dies der Grund war, weswegen er so fasziniert ihre Eltern beobachtete. „Sag mir was du willst und verschwinde!“, zischte sie ungehalten. „Nanana, wir haben die ganze Nacht“, erwiderte er gelassen. „Haben wir nicht!“ „Oh doch, wenn ich dich mitnehme. Aber ich denke mal, dass du das verhindern möchtest.“ Ihre Antwort war ein eisiges Schweigen, auch wenn ihr unzählige Dinge auf der Zunge lagen. „Also gut. Ich bin hier, weil ich mich vergewissern will“, erklärte er nach kurzer Zeit. Charlie legte den Kopf schief und schaute fragend. Der Vampir sah sie an, zumindest wenn sie seine Kopfbewegung richtig deutete. „Du hast sie nicht gesehen!“ „Was, wen?“ Erst im zweiten Moment kam ihr die Frau in den Sinn, nach der sie suchten. „Ach .. die in der Gasse. Natürlich habe ich sie gesehen.“ „Nein, hast du nicht.“ Er hatte recht und das er es wusste, ließ seine Anwesenheit um einiges Unangenehmer werden, wie es sowieso schon war. „Dein Schweigen verrät dich.“ Der Vampir wendete sich wieder dem Garten zu und beobachtete die Leute dort. „Toll, ja du hast recht. Ich habe nur noch gesehen wie sie gegangen ist. Bist du jetzt nur deswegen hier?“ „Um ehrlich zu sein: Nein!“ Unweigerlich schluckte Charlie und wünschte sich wieder ins Wohnzimmer zurück wo vermutlich noch immer ihr Partner ihre Familie unterhielt. „Was .. was willst du noch?“, fragte sie vorsichtig und mit ein wenig Angst vor der Antwort. „Charlie? Was machst du auf dem Dach?“ Sie zuckte zusammen. Der Vampir war spurlos verschwunden. „Ich .. hab etwas gehört und wollte nach dem Rechten sehen. Aber was auch immer es war, es ist weg.“ „Vermutlich wieder ein Waschbär.“ Ihre Mutter lächelte hinauf. „Komm runter es gibt gleich Essen.“ Zum Glück war sie zu sehr beschäftigt, um sich lange genug daran zu erinnern, dass ihre Tochter auf dem Dach rumlief. So aber saß Charlie bereits wieder bei den Anderen ihrer Familie und aß. Sie schaute zu Corvin, dem sie unbedingt sagen musste, dass der Vampir auch hier war. Wo auch immer der steckte. Sie glaubte nicht daran, dass er wirklich weg war. Bei der nächsten Gelegenheit zog sie ihn mit sich die Treppe hinauf und in ihr ehemaliges Zimmer, um mit ihm ungestört reden zu können. „Er ist hier! Irgendwo dort draußen“, fing sie an zu erklären. „Wer?“ „Der Vampir. Er war hier, vor meinem Fenster. Wir wurden unterbrochen also glaube ich, dass er noch immer irgendwo ist.“ Charlie biss sich vor Aufregung wieder auf die Unterlippe. Corvin schaute ernst. Es ließ sein gesamtes Erscheinungsbild düsterer erscheinen und einen Moment lang fragte Charlie sich, ob sie ihn jemals so gesehen hatte. „Wenn er hier ist, könnte deine Familie in Gefahr sein.“ „Ich weiß. Aber ich hab keine Ahnung, was ich tun soll.“ „Was wir tun!“, verbesserte er sie. Noch immer stand sein Laptop auf dem Bett und sein Blick blieb darauf heften. Er dachte darüber nach, was sie tun könnten um die Familie zu schützen, doch er kannte keine Möglichkeit. Nicht wenn es um einen Vampir ging. Zwar wusste er so viel über diese Spezies Untoter um bei allen als etwas verrückt zu gelten, aber soweit reichte sein Wissen dann auch nicht. „Was will er?“ „Ich weiß es nicht. Er kam nicht dazu mir das zu sagen, weil meine Mutter mich gesehen hat und er war dann einfach verschwunden.“ Corvin nickte. „Du gehst runter zu deiner Familie und ich schaue inzwischen was wir machen können.“ „Aber wie willst du etwas rausbekommen? Und vor allem wo?“ „Vertrau mir einfach. Ich habe nicht nur Davids als Informationsquelle!“ Charlie sah ihn etwas verwundert an, ließ sich dann jedoch von ihm aus ihrem Zimmer schieben. „Die hier drin sind auf jeden Fall in Sicherheit. Bleib bei denen draußen. Sobald ich etwas weiß, komme ich zu dir.“ Er schloss die Tür hinter sich, ohne ihr Zeit zu geben noch etwas zu sagen. Nur wenige saßen noch draußen, dennoch blieb Charlie dort und hielt die Augen offen. Bis jetzt hatte sie den ungebetenen Gast nicht ausmachen können. Allerdings war auch nicht gesagt, dass er noch einmal auftauchen würde. Langsam müde, gähnte sie und lehnte sich gegen einen der Pfosten der Veranda. Inzwischen war es allgemein so dunkel, dass sie unmöglich die schwarze Wolke des Vampirs erkennen könnte. Sie war sich jedoch sicher ihn riechen zu können, sobald er nah genug war. Charlie fragte sich wo Corvin blieb und was er nun eigentlich tat. Woher nahm er seine Infos? Gab es etwa einen Vampir-Notdienst von dem sie nichts wusste? Irgendwie dachte sie in letzter Zeit zu oft an ihn. Auch wenn das meiste mit ihren Fällen zu tun hatte. Immer öfter wanderten ihre Gedanken zu nicht dienstlichen Dingen. So sehr sie sich auch zwang ihn aus ihrem Kopf zu bekommen, falls sie sich mal dazu zwang. Aus eigener Erfahrung wusste sie, dass es nicht gut war sich mit einem Kollegen einzulassen. Zumindest war es beim ersten und letzten Mal so gewesen, dass es nur Probleme brachte. Aber dieses mal war es anders. Corvin war anders. Sie rieb sich über das Gesicht und schaute zu ihrer Familie. Zumindest zu denen, die noch draußen saßen. So in Gedanken versunken bemerkte sie erst spät den modrigen Geruch, der ihr in die Nase stieg. Unweigerlich hielt sie die Luft an und wendete ihren Blick in Richtung des dunklen Gartens. Unschlüssig biss sie sich auf die Unterlippe. Als selbst ihre Mutter über die 'schlechte Luft' kommentierte, entschied sich Charline etwas zu tun ohne auf Corvin zu warten. Sie stemmte sich von dem Pfosten ab und ging in den dunklen Teil des Gartens. „Hallo?“, fragte sie leise. Es war ihr nicht geheuer den Vampir nicht sehen zu können. Eine Antwort bekam sie nicht. „Verdammt, was willst du überhaupt?“ „Das habe ich doch schon gesagt. Ich will, dass ihr den richtigen Täter findet.“ Seine Stimme war um sie herum ohne, dass sie sagten konnte wo genau er sich befand. Unsicher drehte sie sich um ihre eigene Achse. „Warum sagst du dann nicht einfach wer sie ist?“ „Dann wäre sie gewarnt.“ „Was? Wieso?“ „Eigentlich bin ich hier, weil du noch etwas wissen solltest“, wechselte er das Thema. Noch immer wusste sie nicht wo er war, hatte aber auch keine Lust mehr sich unsinnig herum zu drehen, weswegen sie stehen blieb. „Ich red nicht mehr mit dir, wenn du dich nicht sofort zeigst.“ Eigentlich bereute sie diesen Satz schon, denn ihr gefiel sein Anblick überhaupt nicht. „Na gut.“ Als hätte er schon die ganze Zeit dort gestanden, war er plötzlich neben ihr. Charlie erschreckte sich und wich einige Meter von ihm zurück. „G.. gut, was meintest du damit, dass sie gewarnt sei und was willst du noch?“ Durch das wenige Licht, das vom Haus zu ihnen drang, konnte sie nur schwach seine Gesichtszüge sehen. Seine Haare machten es ihr da auch nicht leichter. „Menschen können leichtgläubig sein, manchmal sind sie jedoch skeptisch. Vor allem, wenn ihnen jemand helfen will, von dem sie keine Hilfe erwarten.“ Wieso er den Namen nicht sagen konnte, erklärte er nicht. Charlie brauchte etwas bis ihr dämmerte worauf der Vampir hinaus wollte. Corvin glaubte zwar an den Blutsauger, war aber auch davon überzeugt dass dieser sich mit der Täterin verbündet hatte. Nur woher wusste der Untote vor ihr bereits davon? Sie schwieg und nickte nur um ihn nicht zu unterbrechen. „Natürlich kann ich meine Gründe nicht nennen. Du würdest mir ja auch nicht alles erzählen, nicht wahr?“ Kaum erkennbar verzogen sich seine Mundwinkel zu einem merkwürdig verschoben wirkenden Lächeln. „Vermutlich nicht. Trotzdem wüsste ich gerne was das alles auf sich hat.“ „Wieso ich sie kenne ist eine Privatangelegenheit. Etwas nur zwischen ihr und mir.“ „Warum willst du dann, dass wir sie fangen?“ Der Vampir blieb still und schien richtung Haus zu schauen. „Will ich das?“ Charlie war versucht seinem Blick zu folgen und musste sich zusammenreißen um sich nicht herum zu drehen sondern lieber ihr Gegenüber weiter im Auge zu behalten. „Warum machst du das dann?“ War es etwa doch ein Spiel zwischen den Beiden? „Das kann ich nicht sagen. Dazu müsste ich zu weit ausholen um alles zu erklären!“ Die Polizistin rieb sich die Arme, wegen der kühlen Nachtluft. Das Einzige, was er erreicht hatte, war, dass sie nun auch skeptisch war was seine Intention zu helfen anging. Die Stille zwischen ihnen wurde zunehmend unangenehm. Charlie wusste nicht was er genau wollte und der Vampir machte keinerlei Anstalten sich weiter zu erklären. Noch immer schien er zum Haus zu schauen, was Charlie noch stärkere Bauchschmerzen verursachte. Er könnte alles Mögliche mit ihnen tun, ohne dass sie eine Chance gegen ihn hätte. „Ich weiß, dass ich euch verwirre. Dich und deinen Partner. Zu erklären weswegen ich sie ... nun ja an euch verrate, ist wirklich zu lang und würde euch nur noch mehr irritieren. Natürlich könnt ihr mir auch weiterhin nicht trauen, jedoch bin ich wirklich auf eurer Seite.“ Er wendete sein Gesicht wieder zu ihr. „Auch wenn ihr sie nicht einsperren werdet.“ „Wie bitte?“ „Dazu wird es nicht kommen.“ Charlie wusste nicht was sie dazu sagen sollte. „Warum wird es dazu nicht kommen?“ Der Vampir blieb regungslos stehen. Vielleicht überlegte er gerade was er sagen sollte. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Ich kann es nicht sagen. Aber ich verspreche, und das ist wirklich etwas das ich nicht ständig mache, dass sie danach nie wieder einem Menschen etwas tut.“ „Und dabei soll ich dir auch Vertrauen, oder wie stellst du dir das vor?“ Der Vampir nickte. „Es wäre hilfreich!“ Dieses Mal schüttelte Charlie den Kopf. Sie konnte doch diesen halbherzigen Geplapper kein Glauben schenken. „Da fällt mir noch etwas ein“, hörte sie ihr Gegenüber leise sagen. Im nächsten Moment fügte er in normaler Lautstärke hinzu: „Da ist ja der verlorene Sohn!“ Überrascht über diese Aussage und vor allem den spöttischen Unterton schaute Charlie in die selbe Richtung wie der Vampir und erkannte, zu ihrer Erleichterung, dass es Corvin war. Auch wenn nur die Umrisse ihres Partners zu sehen waren, war sie sich dessen sicher. Corvin sagte kein Wort während er näher kam. Erst als er neben Charlie stand, konnte sie sein Gesicht erkennen und war geschockt über das was sie sah. „Corvin?“ Er war offensichtlich wütend, nur konnte sie nicht sagen worüber. „Du!“ Der Vampir lächelte lediglich. „Corvin, was ist?“, fragte Charlie ihren Partner. Dieser achtete jedoch nur auf den Vampir vor sich und schaute dabei so sauer, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. „Von allen gottverdammten Vampiren ausgerechnet du!“ „Corvin, das verstehe ich nicht. Du kennst ihn?“ Der Angesprochene nickte leicht. „Woher?“, wollte sie daraufhin wissen. Zum Glück schienen die Beiden wenigstens keine Freunde zu sein. „Ich kannte seine Familie“, klärte der Vampir sie auf. „Aber ich dachte er ...“ Charlie beendete ihren Satz nicht. Sie konnte sich denken was passiert war, automatisch schaute sie zu ihrem Partner. Er zitterte, vermutlich vor Wut, denn er sah alles andere als ängstlich aus. „Höchstwahrscheinlich war ich das letzte was sie gesehen haben.“ Etwas ratlos schaute sie zwischen Corvin und dem Vampir hin und her. Das merkwürdige Grinsen, das langsam in den Zügen des Vampirs erkennbar wurde, gefiel ihr nicht. „Was hast du damals mit mir gemacht?“ Charlie bekam, dank des kalten Klanges von Corvins Stimme, eine Gänsehaut. Wollte sie wirklich wissen was dort passiert war? Es dürfte auch einen Grund geben, weswegen Corvin sich nicht mehr erinnern konnte. „Du bist meine Lebensversicherung, Corvin Rymer.“ Corvin brauchte nichts weiter zu fragen, sein Gesichtsausdruck verdeutlichte ganz klar, dass er keine Ahnung hatte, was der Vampir meinte. Jedoch bekam er auch keine weitere Erklärung. „Inwiefern kann er deine Lebensversicherung sein?“, fragte Charlie darum. Ihre Neugierde war immerhin geweckt. Der Vampir sah sie an. Zum ersten Mal war in der dunklen, leer erscheinenden Augenhöhle tatsächlich ein Auge zu erkennen. Ein menschliches Auge. Vollkommen normal und vollkommen deplatziert an diesem halb verwesten Körper. „Ich habe ihm mein Herz geschenkt!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)