Nachtschicht von SamAzo ================================================================================ Kapitel 5: Schlaf ----------------- Der Vampir hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Er stand, seit sie angekommen waren, an den Türrahmen gelehnt und schaute auf das Bett in dem ihr Partner lag. Seine Anwesenheit machte Charlie nervös, auch wenn er bis jetzt weder etwas gesagt oder getan hatte, was dieses Gefühl rechtfertigte. Gut, wegen ihm hatte sie einen kleinen, schmerzenden Schnitt am Finger, aber das war keine wirkliche Bedrohung. Charlie beobachtete wie einer der Männer, die Corvin hier herein gebracht hatten, ihn an den Händen am Bett befestigte. Es missfiel ihr. Sie konnte, nein wollte, ihren Partner so einfach nicht sehen. „Es ist zu deiner Sicherheit“, erklärte ihr der Vampir ruhig. „In dem Zustand, in dem er sich befindet, kennt er weder Freund noch Feind. Zwar sieht er harmlos aus, sogar bemitleidenswert, das jedoch wirklich zu glauben wäre ... dumm.“ Sie schaute nicht zu ihm, dazu war sie zu sehr auf Corvin fixiert. „In was für einem Zustand ist er denn?“ „Dein Partner steckt irgendwo in der Verwandlung zu einem Vampir fest.“ Jetzt konnte sie es doch nicht verhindern, dass ihre Augen zu dem Untoten an der Tür wanderten. „Wie bitte?“ „Wie er das gemacht hat, kann ich auch nicht erklären. Es ist mir vollkommen neu.“ „Aber, dann wird er auch sowas wie ..?“ Der Untote zuckte mit den Schultern. „Das steht nicht fest. Noch kann er auch einfach nur daran sterben.“ Charlie konnte keinerlei Gefühl bei dem Vampir erkennen, was ihn nur noch weniger sympathisch machte. Gerne hätte sie sich zu ihrem Partner gesetzt, doch das hatte ihr Susan bereits verboten. Nur mit viel Überredungskunst, hatte Corvins Ziehmutter zugestimmt, dass sie überhaupt in dem Raum bleiben durfte. Auch wenn sie dafür der Anwesenheit des fremden Vampirs zustimmen musste. Sie musterte ihn noch eine Weile. Anders als der Erste, war dieser nicht verwest. Für ihren Geschmack, sah er recht lebendig aus und wenn sie es sich eingestand, sogar sehr ansehnlich. „Wer bist du eigentlich? Und warum bist du hier? Du scheinst nicht gerade ein Freund von den Leuten hier zu sein. Oh und wieso bist du so.. normal, während der Andere so ekelig war?“ „Sind das nicht ein paar Fragen zu viel?“ „Nein! Und ich hätte auch noch ein Paar.“ Charlie ließ sich auf einen Sessel fallen, der wohl extra für sie oder den Vampir herein gebracht worden war. Aber sie würde den Teufel tun und ihm dieses Möbelstück überlassen. „Das habe ich beinahe befürchtet.“ „Antworte schon. Oder willst du weiter schweigend hier stehen und meinen Partner anstarren?“ „Was wäre der Unterschied zu dem was du tust?“ Darauf wusste sie keine Antwort. Zähneknirschend saß sie auf dem Sessel. Wenn sie versuchte wütend auf den Vampir zu sein, dachte sie wenigstens nicht an Corvins schreckliches Schicksal. Nach unendlich scheinenden Minuten seufzte der Vampir und sah sie an. „Na gut, wenn du immer hübsch eine Frage nach der anderen stellst, beantworte ich vielleicht auch einige davon.“ „Wie großzügig von dir“, zischte sie leise. „Wenn du nicht willst, ist es mir auch recht!“ Wieder verging einige Zeit der Stille, in der sie Corvin musterte. Beinahe leblos lag er da und gab keinerlei Mucks von sich. „Warum bist du hier und hilfst ihm?“, wollte sie dann wissen. Charlie stellte ihre Frage leise, als wolle sie nicht, dass ihr Partner es hörte. „Das ist nicht unbedingt leicht zu erklären. Aber im großen und ganzen kann man wohl sagen, dass das ganze meine Schuld ist.“ „Wie bitte?“ Sehr langsam näherte sich der Vampir dem Bett. „Es ist meine Schuld!“, wiederholte er dabei. „Warum?“ „Wir waren gute Freunde, Jirko - also der andere Vampir - und ich. Allerdings war ich derjenige, der unvorsichtig und leichtsinnig meine Existenz aufs Spiel setzte. Jedes Mal rettete er mich irgendwie und ich bedankte mich damit, das ich ihn einen Feigling nannte. Eines Abends, trafen wir dann auf sie. Die Frau, die du vorhin ebenfalls kennenlernen durftest. Ausgerechnet bei ihr wurde er leichtsinnig. Aber wir wussten ja auch nicht, was sie ist.“ Nicht einmal wendete er den Blick von dem Polizisten vor sich. „Sie verfluchte ihn, womit du deine Erklärung hast, wieso er so anders war. Ich konnte ihm nicht helfen. Egal was ich versuchte, es gab einfach kein Mittel gegen diesen Fluch. Irgendwann war er so frustriert, das unsere Freundschaft für ihn zu einer Belastung wurde. Er fing an mich zu hassen und versuchte alles nur erdenkliche um mir Schaden zu zufügen ohne mir dabei zu begegnen.“ Jetzt erst schaute er zu Charlie mit einem so vollkommen gefühlslosen Ausdruck, dass es ihr einen kalten Schauer den Rücken hinunter trieb. „Er fing an meine Familie zu quälen. Er suchte jede Person, die in irgendeiner Weise mit mir verwandt ist.“ „Und Corvin ..?“ „Corvin ist einer von ihnen.“ Während Charlie wieder zu ihrem Partner sah, waren die Augen des Vampirs auf sie gerichtet. Sie fühlte sich beobachtet und wünschte sich nichts sehnlicher, als alleine mit ihrem Partner sein zu können. Es gab Dinge, die sie ihm erzählen wollte, egal ob er sie verstand oder nicht. Nur für den Fall, das er wirklich sterben sollte, wollte sie es ihm wenigstens gesagt haben. „Damit habe ich nicht gerechnet“, hörte sie den Untoten sagen. „Hm?“, machte sie nur ohne zu ihm zu schauen. „Die Reaktion. Damit habe ich nicht gerechnet.“ „Sollte ich jetzt vor Freude in die Luft springen, oder dir vor Wut an die Gurgel gehen?“ Der Vampir nickte leicht. „Letzteres war wohl das was meinen Erwartungen am ehesten entsprach.“ „Tut mir leid, aber ich habe anderes im Kopf. Wichtigeres!“, bemerkte sie kühl. „Außerdem ist es nicht deine Schuld, wenn dein Freund sich dermaßen unsinnige Rachemethoden ausdenkt.“ Wieder nickte er leicht. Mit dieser Reaktion hatte er am aller wenigsten gerechnet. Inzwischen stand der Untote direkt am Fußende des Bettes, womit er in Charlies Blickfeld war. Langsam aber sicher richtete sich ihre Aufmerksamkeit wieder voll auf das einzige Wesen in diesem Raum, das ihr wohl auf ihre Fragen antworten würde. „Was sind das für Leute hier?“ „Sie sind, in gewisser Weise, meine Gegner. Sie beschäftigen sich damit Wesen wie mich davon abzuhalten Menschen zu töten und normalerweise tun sie das nicht gerade mit freundlichen Mitteln.“ „Also sind sie Vampirjäger?“ „Vampire, Dämonen, Geister. Alles was eine Gefahr darstellen kann. Vermutlich würden sie auch Aliens jagen, wenn sich ihnen die Gelegenheit dazu bietet.“ Dieser Kommentar ließ sie einen winzigen Moment lang schmunzeln. Vielleicht weil sie sich vorstellte, wie Männer, die gekleidet waren wie die Ghostbusters, durch die Stadt rannten und alles merkwürdig anmutende mit seltsamen Instrumenten untersuchten. Plötzlich hörte sie ein leises Lachen. Es klang so fehl am Platz, dass sie tatsächlich geschockt war, als sie nun wieder zu dem Vampir sah. Es reichte gerade noch um zu sehen, wie sich sein Ausdruck wieder neutralisierte. Sie legte die Stirn in Falten und behielt den Vampir eine Weile genauestens im Auge. Dieser starrte wieder schweigend auf Corvin. „Was werden sie mit dir machen, wenn das hier vorbei ist?“ Mit den Schultern zuckend drehte er sich zu ihr und kam einige Schritte auf sie zu. „Das werde ich dann wohl sehen. Im Moment bin ich durch das hier der freundlichste Vampir den du je kennenlernen wirst.“ Er hielt ihr seinen rechten Arm entgegen und legte so ein silbernes Armband frei. Auf den ersten Blick sah es nicht besonders aus. Ein Armband von vielen, mit silbernen Gliedern. Das einzig Auffällige waren wohl die kleinen eingravierten Symbole von denen ihr kaum eines bekannt vorkam. „Was ist das?“ Charlie berührte zaghaft das Metall und achtete darauf nicht den daran hängenden Vampir ebenfalls anzufassen. Kaum, dass er sich bewegte, wich sie im Sessel zurück. „Eine Art Handschelle gefüllt mit Magie. Wenn ich zum Beispiel versuchen würde dich zu beißen, dann wird dieses kleine Dingen es zu verhindern wissen.“ Der Vampir setzte sich neben sie auf die Armlehne des Sessels und lehnte sich an die Wand. „Es prickelt unangenehm auf der Haut und es gefällt mir einfach nicht, aber ich muss wohl damit auskommen solange ich hier bin“, nuschelte er mehr zu sich als zu Charlie. Als er mit den Fingern der anderen Hand an dem Verschluss spielte, trafen ihn kleine Blitze, die Charlie an statische Aufladung erinnerte. Dass es ihn schmerzte, konnte sie an seinen Gesicht erkennen. Immer wieder zuckten seine Augen und Mundwinkel, auch wenn er versuchte es zu unterdrücken. „Du solltest das lassen, wenn es dir weh tut.“ Etwas erstaunt sah er sie an, lächelte dann jedoch. „Irgendwie ist es gar nicht so schlimm, wenn man es lange genug macht.“ Obwohl er eben noch so ausgesehen hatte, als wolle er noch mehr sagen, schaute er nun abgelenkt durch den Raum. „Was ist?“, wollte sie wissen, doch der Vampir schüttelte nur den Kopf. „Hab geglaubt was zu hören. Aber wer weiß was die hier alles eingesperrt haben. Vermutlich glaubt eines der gefangenen Wesen, ich sei auch unfreiwillig hier und will mit mir einen Fluchtplan schmieden.“ „So gut kannst du hören?“ Der Vampir schmunzelte. „Das hat weniger etwas mit meinen Ohren zu tun.“ Fragend schaute sie zu ihm auf. „Ich komme nicht wirklich klar damit, dass du ein Vampir bist“, seufzte sie. „Das alles ist so, unvorstellbar!“ „Glaub mir, dass ist für jeden zu Anfang schwer zu verstehen. Bei einigen wird das gesamte Weltbild zerstört und sie werden regelrecht wahnsinnig dadurch.“ „Dann kann ich also froh sein noch meinen Verstand zu haben?“ Insgeheim glaubte sie allerdings, dass sie jenen schon vor einiger Zeit verloren hatte. „Das Beste hast du doch noch gar nicht gesehen!“ „Das Beste?“ Wieder schien er irritiert und runzelte die Stirn. „Du machst es schon wieder!“ „Des“, nuschelte er kaum verständlich. „Wie bitte?“ Der Vampir schaute zu ihr. „Er hat sich nur eben vorgestellt. Aber wo waren wir?“ „Er? Und wo du gerade vom Vorstellen redest – Wie heißt du? Oder ist 'Des' dein Name?“ „Als ob ich jedem so einfach meinen Namen verraten würde!“ „Es würde eindeutig mein Vertrauen dir gegenüber steigern.“ „Brauchst du das unbedingt? Hiernach siehst du mich so oder so nie wieder.“ Charlie seufzte leise und richtete ihren Blick auf Corvin. Eigentlich war es wirklich egal. Inzwischen war es ihr sogar egal, dass er so nah neben ihr saß. Müde rieb sie sich die Augen. Der Schlafmangel der letzten Tage meldete sich. „Du solltest dich schlafen legen. An seinem Zustand ändert sich eh nichts so schnell und ich habe auch noch etwas anderes zu tun.“ „Natürlich hast du das. Was interessiert dich ein Menschenleben, selbst wenn er irgendwie sehr, sehr weit entfernt mit dir verwandt ist?“ Sie klang müde und vor allem niedergeschlagen. „Oh bitte..“ Er stand auf, nur um zu Corvin an das Bett zu gehen und sich neben den Detective zu setzen. „Sieh mal: Er reagiert auf nichts, es sei denn es lebt und hat einen Herzschlag. Und dann reagiert er auch nur weil er auf ein Essen hofft.“ Der Vampir tätschelte die Wange des blassen Mannes, der sich tatsächlich nicht rührte. „Was macht es also, wenn du dein Leben weiter lebst – solange du es noch kannst?!“ „Du bist ein Arsch!“, zischte sie böse. Während der Prozedur die er Corvin unterzog, war sie aufgesprungen und kurz davor gewesen den Vampir davon abzuhalten. Ihn anzufassen, traute sie sich dann jedoch nicht und so blieb ihr nicht viel außer das Zischen. „Lass das, verstanden?“ Schweigend sah der Vampir sie an und stand dann langsam auf. Charlie wich automatisch zurück. „Geh schlafen! Oder willst du später nicht nur einen hungrigen Leblosen im Bett sondern auch noch einen der sich sehr wohl bewegen kann?“ „Du kannst mir nichts tun! Nicht mit dem Armband“, erklärte Charlie mit verhaltenem Mut. „Ja, vermutlich.“ Er ließ sich in den Sessel fallen, neben dem er inzwischen angekommen war, und rieb sich nun selber müde über die Augen. Selbst wenn er untot war, machte dieser plötzliche Stimmungswechsel Charlie stutzig. „Ist alles ok?“, wollte sie wissen. „Natürlich“, murmelte er. Allerdings sah er nicht so aus. „Der Vampir, der dort oben gestorben ist ..“ „Jirko!“ „Wie auch immer. Wer war er?“ „Habe ich das nicht schon gesagt? Er war ein Freund. Ein guter Freund!“ „Wie gut?“ Der Vampir runzelte die Stirn und schaute sie fragend an ehe er antwortete. „Er war wie ein Bruder.“ „Also hast du doch Gefühle. Ich dachte schon du bist ein Eisklotz.“ Er zuckte mit den Schultern und nuschelte etwas das Charlie als 'Ich wünschte ich wäre es' identifizierte. Beide schwiegen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Der eine Vampir hatte sie gebissen, ihr Angst eingejagt und war hauptsächlich dafür verantwortlich, dass ihr Partner nun mehr tot als lebendig auf dem Bett, auf das sie gerade starrte, lag. Ihre Augen wanderten zum Sessel. Der Vampir dort war irgendwie anders. Ob das nun an dem Armband lag, oder ob er auch ohne so wäre, war schwer zu sagen, aber im Moment hatte sie sogar etwas Mitleid mit ihm. Immerhin lebte Corvin noch und es bestand, wenn auch nur eine sehr kleine, Möglichkeit, dass er es schaffen konnte. Er hingegen hatte einen Freund verloren, einen Bruder oder wie auch immer er ihn nennen wollte. Noch bevor sie sich ein paar Worte zurecht legen konnte war der Vampir bereits wieder auf den Beinen. „Ich muss hier raus!“ Er nahm sie am Handgelenk und zog sie hinter sich her. „Also geh schlafen oder unterhalte dich mit Susan. Aber bleib aus dem Zimmer!“ Charlie war zu perplex um sich großartig zu wehren. Aber immerhin bewegte er sich normal und nicht so schnell wie der Andere. Vor einer Tür hielt er an und klopfte ungeduldig. Niemand öffnete und Charlie konnte spürten, wie der Vampir neben ihr unruhiger wurde. Nach kurzer Zeit klopfte er noch einmal. Auch danach kam keine Reaktion. Doch er hörte, dass irgendwo in den nahen Gängen sein Klopfen jemanden aufgeweckt hatte. „Was ist?“, hörten sie Susan. Sie sah aus, als sei sie in den wenigen Stunden in denen sie hier gewesen waren, um viele Jahre gealtert. Vermutlich war es nur das Licht, ihre Müdigkeit und vor allem ihre eigene Sorge um Corvin. „Gibt es schon ein Zimmer für sie?“ Susan nickte. „Ich zeig es ihr. Aber was ist denn?“ Der Vampir nickte und ging schweigend davon. „Was hat er?“, fragte Susan nun Charlie. Doch die zuckte mit den Schultern. Sie sah ihm nach und stellte dabei fest, dass er in die falsche Richtung ging. „Ich weiß nicht einmal wohin er geht“, nuschelte sie darum. „Da lang geht es zum Keller“, erklärte Susan. „Was er dort will weiß ich allerdings auch nicht. Es ist abgeschlossen.“ Und das war es tatsächlich, wie einige Meter später der Vampir selber feststellen musste. Susan und Charlie blieben nicht lange vor der Tür stehen. Da sie nun schon einmal dort waren, gingen sie in das kleine Büro und sofort machte Susan einen starken Kaffee für sich und Charlie. Ohne würden wohl beide sonst gleich einschlafen. „Wenn wir schon einmal hier sind, sollte ich die Chance nutzen um dich kennenzulernen, nicht wahr?“ Corvins Ziehmutter versuchte ein wenig Heiterkeit in ihrer Stimme mitklingen zu lassen, doch das ging daneben. Charlie schaute sich etwas um. Es war wirklich gemütlich, ganz anders als auf dem Flur, der die Wärme einer Leichenhalle ausstrahlte. „Corvin hat schon viel von dir erzählt“, fing sie an, nachdem sie sich auf ein kleines Sofa gesetzt hatte. „Du hast einen tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen und ich glaube, das ist nicht alles.“ Charlie fühlte sich plötzlich als säße sie im Büro einer ihrer Lehrerinnen früher in der Schule. Vermutlich war es der Ton in dem Susan redete. Charlie fehlten die Worte und sie wollte viel lieber wissen, was Corvin der Frau dort, die sie heute immerhin das erste Mal sah, alles erzählt hatte. „Weißt du, es war schwer für ihn. Seine Familie, die Umstände unter denen er gefunden wurde. Es war schön... Es ist schön, dass er ab und an wieder lächelt.“ Es war nicht schwer herauszuhören, dass sie mit sich rang und die Müdigkeit war vermutlich der Grund weswegen sie es nicht glaubhaft schaffte. Charlie suchte noch immer nach Worten, als sie von draußen einen lauten Knall von Metall auf Metall hörten. Als Detective war Charlie sofort auf den Beinen und auf dem Flur. Susan war dicht hinter ihr. Sie sahen den Gang entlang. „War das die Kellertür?“, murmelte Susan und ging sofort darauf los. „Warte! Meinst du es ist ... der Vampir 'wieauchimmererheißt'?“ „Vermutlich. Es gehen nicht viele dort runter und die haben einen Schlüssel.“ Charlie folgte Susan, die nicht im geringsten so etwas wie Aufregung zeigte. Ihr Herz raste jedoch. Warum war der Vampir dort runter gegangen? Was war so wichtig oder interessant, dass er sogar mit Gewalt die Tür aufbricht? „Mist...“, hörte Charlie nun den Unmut der Älteren. Sie hatten die Kellertür erreicht und tatsächlich war sie, scheinbar mit einem Tritt, geöffnet worden. Eine große Delle war ein eindeutiges Zeichen dafür. Susan war nun nicht mehr so ruhig. „Wie hat er das geschafft?“, fragte sie sich selber leise. „Das Armband müsste so etwas verhindern.“ Sie ging die Treppe hinab, die mit einem orangenen Notlicht beleuchtet war. Charlie folgte und hielt sich im Hintergrund. Wie ihr der Vampir schon gesagt hatte: Wer wusste schon, was sie hier alles einsperrten? Dabei fiel ihr etwas ein. „Susan. Er hat gerade etwas erwähnt. Da war wohl jemand, der mit ihm 'geredet' hat.“ Sie stoppte mitten auf der Treppe und drehte sich zu Charlie. „Geredet?“ „Ja, ich glaube er sagte etwas von einem... Des oder so ähnlich.“ „Das kann nicht sein!“ Susan war nun wirklich nicht mehr ruhig. Schnell ging sie die Treppe hinab und wurde erst wieder langsamer als sie das schwache Licht aus einem der Räume sah. Dort stand der Vampir. Er starrte durch die Scheibe vor ihm auf etwas, das Charlie noch nicht erkennen konnte. Langsam, um besser auf eventuelle schnellere Aktionen reagieren zu können, stellte Susan sich neben ihn. Erst schaute sie auf die gleiche Stelle wie der Vampir, dann auf ihn selber. „Du kannst Des hören?“, fragte sie jetzt wieder mit etwas mehr Ruhe. Er nickte als Antwort. Charlie konnte beim besten Willen nicht sagen, von wem die Rede war. Sie sah nichts als Schwärze. Als ahne sie es, betätigte Susan einen kleinen Knopf wordurch in dem Raum, in den der Vampir starrte das Licht anging. Er kniff lediglich die Augen zu als das Licht doch um einiges heller war als er erwartet hatte. Charlies Reaktion fiel anders aus. Sie starrte auf den dunklen Körper, der ausgestreckt und ohne Decke auf einem Bett lag. Zwei scheinbar selbstgebaute Halterungen hielten zwei riesige schwarze Flügel. Das vollkommen behaarte Wesen, ohne erkennbare Geschlechtsmerkmale, hatte Unmengen Verletzungen und war an vielen Stellen geschient und bandagiert. „Ach du liebe Güte!“, murmelte sie geschockt. „Was habt ihr mit ihm gemacht?“, wollte der Vampir wissen. Susan schüttelte den Kopf. „Wir haben ihn, falls es ein 'er' ist, lediglich gefunden und behandelt“, erklärte sie ihm. Er schaute kurz zu ihr. „Warum bist du hier runter gegangen?“, wollte sie wissen. „Ich bin hier, um ihm gehörig einen auf´s Dach zu geben. Die Art wie er mit mit spricht macht Kopfschmerzen! Aber..“ Irgendwie wirkte er enttäuscht als er nun wieder durch das Beobachtungsfenster sah. „Das hast du nicht immer noch vor, oder?“, fragte Charlie. Dieser Kerl dort erinnerte sie zu sehr an ihren eigenen Partner. Auch wenn es mehr von einem Monster hatte. Der Vampir gab ein Geräusch von sich, das sie nicht deuten konnte. Wie gerne hätte sie jetzt gewusst wie er hieß. Es war einfacher jemanden zur Vernunft zu rufen, wenn man in der richtigen Tonlage einfach nur den Namen der angesprochenen Person sagte. Aber so, was blieb ihr da als ihn anzustarren? Susan tat das gleiche. Beide zuckten zusammen als der Untote sich in Bewegung setzte und zu der schmalen Tür ging, die zu dem Wesen führte. Dieses Mal traute Charlie sich ihn aufzuhalten. Sie hielt ihn am Arm fest und schaute besorgt. „Glaubst du ich tue jemandem etwas, der sich nicht wehren kann?“, fragte er genervt. Unschlüssig schaute sie zu Susan, die mindestens genauso misstrauisch war. Doch diese nickte schließlich und Charlie ließ den Vampir los. Während der sich nun zu dem Wesen begab, stellte sich Charlie näher an die Scheibe um ihn besser sehen zu können. Sie starrte fasziniert und zu ihrer eigenen Verwunderung konnte sie nicht sagen wer von den Beiden dort drinnen ihr Interesse eher weckte. Das Wesen von dem sie nichts wusste und das so anders aussah, oder der Vampir, der mit einer offensichtlichen Neugierde um das Bett wanderte. „Was ist das?“, fragte sie schließlich Susan. „Das wissen wir nicht genau. Er scheint den Vampirfledermäusen anzugehören. Wirklich sicher sind wir uns dabei allerdings nicht. Seit er gefunden wurde, hat er sich weder bewegt noch irgendwie mit uns Kontakt aufgenommen. Eine Zeitlang waren wir uns nicht einmal sicher ob er wirklich noch lebt.“ „Aber.. wie .. woher?“, stotterte Charlie. „Soweit ich weiß, wurde er nach einem Vulkanausbruch auf einer kleinen Insel gefunden. Zuerst hielt man ihn für tot aber einer der verängstigten Helfer hat dann doch nach Lebenszeichen gesucht und auch tatsächlich welche gefunden. Da keiner wusste wohin mit ihm, landete er schließlich hier. Das dürfte inzwischen 60 Jahre her sein. War also noch vor meiner Zeit.“ Charlie nickte, ihr Interesse galt allerdings nur zur Hälfte Susan. Noch immer war sie fasziniert wie neugierig der Vampir von diesem riesigen Fledermauswesen war. Eigentlich hatte er vorsichtig sein wollen. Zwar schien von dem Wesen vor sich keine Gefahr auszugehen, doch all die Jahre in denen er eher sorglos mit seiner Existenz umgegangen war, hatten ihm auch vieles gelehrt. Langsam ging er um den schwarzen Körper und musste sich zusammenreißen um nicht seiner Neugierde nachzugehen ihn zu berühren. War das wirklich Fell? Obwohl jedes Wort, das er bislang von dieser Fledermaus gehört hatte in seinem Kopf brannte wie Feuer, gab es wohl keine andere Möglichkeit mit ihm zu sprechen. Oder zumindest sah es so aus als würde er kaum normal antworten, er hatte sich nicht einmal bewegt um zu sehen wer den Raum betreten hatte. 'Was ist mit dir passiert?' 'Ich erinnere mich nicht.' 'Woher kommst du?' 'Da kann ich dir nur von dem Ort erzählen in dem ich aufgewachsen bin. Aber ich weiß nicht wo der war. Es war eine Höhle, tief in der Erde. Sicher vor Angreifern.' 'Willst du mir erzählen, dass du wirklich immer in dieser Höhle warst?' 'Ja, ich war zu jung um hinaus zu fliegen.' 'Wann war das?' 'Auch das weiß ich nicht. Nachdem keiner mehr da war, bin ich eingeschlafen.' 'Eingeschlafen?' 'Ja.' 'Warum war dort keiner mehr?' 'Sie flogen los und kamen nicht wieder. Was mit ihnen passiert ist, kann ich nicht sagen. Ich blieb als letztes zurück. Ich war einfach zu klein und hatte ... Angst.' 'Verständlich. Alleine, ohne zu wissen wo die Familie ist. Jeder hätte da Angst.' Er blieb auf Brusthöhe stehen und besah sich das Gesicht des Wesens. Auf den ersten Blick wirkte es unmenschlich, durch die Haare und nicht ganz normale Züge. Doch je länger er es sich ansah, umso mehr gewöhnte er sich daran. Und zu seinem Unmut fing er an sich Sorgen zu machen. 'Haben sie dich gut behandelt?' 'Es geht. Dafür dass sie nicht wissen was ich bin, ging es mir nicht schlecht. Auch wenn ich Schmerzen und Hunger habe.' 'Gegen die Schmerzen kann ich auch nichts tun. Wann hast du das letzte Mal gegessen?' 'Das war bevor meine Eltern die Höhle verlassen haben.' 'Warum haben sie dir hier nichts zu essen gegeben?' 'Sie haben es versucht. Aber mir wurde immer schlecht. Irgendetwas war nicht richtig.' 'Und weißt du was nicht richtig war?' 'Nein. Ich weiß nicht einmal was sie mir gegeben haben.' 'Ich werde sie fragen.' 'Danke.' 'Womit ernährst du dich? Vielleicht kann ich etwas besorgen.' 'Blut!' Der Vampir beugte sich über das Gesicht der Fledermaus. „Bist du wie ich? Aber wieso lebst du dann?“, fragte er leise. Die Lippen des Wesens zuckten leicht, doch weder war ein Ton zu hören, noch formten sie etwas verständliches. Auch jetzt widerstand er dem Drang sich Des noch genauer anzusehen. 'Wieso hast du ihnen nicht etwas gesagt? Oder kannst du nicht sprechen?' 'Sie verstehen mich nicht. Du bist der Erste der mich gehört und verstanden hat.' 'Und tierische Kopfschmerzen davon bekommt!' 'Das tut mir leid.' 'Ich werde es vermutlich überleben.' 'Das hoffe ich. Es tut gut sich nicht vollkommen alleine zu fühlen.' 'Trotzdem, werde ich jetzt erst einmal wieder gehen und .. sprich erst wieder mit mir, wenn ich keine Kopfschmerzen mehr habe!' Susan klopfte an die Scheibe. Dabei war er doch gerade erst ein paar Minuten in hier drin. Was wollte sie? Charlie tippte an ihre Nase. „Du ... Du blutest“, flüsterte sie, was er dennoch hörte. Irritiert strich er seinen Handrücken unter seiner Nase entlang. Tatsächlich war dort Blut, wenn auch nicht besonders viel. Offenbar schien das Brennen, was durch dieses Gespräch entstanden, war wirklich etwas anzurichten. Der Vampir drehte sich wieder zu dem Wesen und leckte dabei das Blut von seiner Hand und Oberlippe. „Du stellst mich wirklich vor ein Rätsel!“ Der Vampir strich sich ein weiteres Mal das Blut von der Nase. Nur dass er es diesmal nicht von seiner Hand ableckte. Stattdessen hielt er sie an die Lippen der riesigen Fledermaus. 'Ist nicht viel.' Er spürte die erstaunlich warme Zunge über seinen Handrücken lecken. Während er noch einmal das Gesicht des Wesens musterte, bemerkte er wie sich die Augen einen winzigen Spalt weit öffneten und er meinte, dass die Lippen sich zu einem Lächeln verzogen. Sicher war er sich nicht. 'Aber es ist gut. Danke!' 'Dir wird nicht schlecht?' 'Bis jetzt nicht.' Charlie konnte nicht wirklich glauben was sie da sah. Mit wie viel Freundlichkeit und Sorge der Vampir vorging. Warum konnte er nicht annähernd so viel Gefühl zeigen, wenn es um Corvin ging? Als er wieder zu ihnen kam, war er wieder vollkommen neutral. Sie schnaubte leise. „Was habt ihr ihm gegeben?“, fragte er Susan statt Charlie zu beachten. „Spenderblut. Aber er hat es nicht vertragen. Dabei scheint er genau das zu brauchen. Bei unseren Forschungen kam raus das er genetisch zu den Vampirfledermäusen gehört, auch wenn er nicht so aussieht“, erklärte sie. „Daher sein Name? Des – modontinae? Ihr seid ja einfallsreich.“ „Denk dir erst mal etwas besseres aus! Habt ihr euch unterhalten? Ich habe nur ein dumpfes Rauschen gespürt.“ Der Vampir nickte. „Was hat er gesagt?“, fragte Susan weiter. „Er weiß nicht was mit ihm passiert ist. Seine Familie ist irgendwann einfach verschwunden und somit könnte es sein, dass er der letzte ist. Warum sonst sollten sie eines ihrer Jungen alleine lassen? Auf jeden Fall hat er Schmerzen und Hunger. Das letzte Mal gegessen hat er als seine Eltern noch da waren...“ Charlie keuchte leise. „Hat er über 60 Jahre ohne Essen gelebt?“ „60 Jahre?“, fragte er. „Ja, solange ist er schon hier“, klärte sie ihn über das auf, was Susan ihr erzählt hatte. „Ich befürchte er lebt schon sehr viel länger“, fing Susan an zu erzählen, unterbrach sich dann jedoch selber. „Hat er dein Blut vertragen?“ „Zumindest ist ihm nicht schlecht geworden. Es war aber auch nicht besonders viel.“ „Kann es denn sein, dass er Vampirblut braucht?“, fragte Charlie. Sie hatte keine Ahnung wo und wie es da Unterschiede gab. Der Vampir zuckte mit den Schultern. „Zumindest sieht es gerade verdammt danach aus. Warum ist das noch keinem aufgefallen, wenn er schon so lange bei euch ist?“ „Entschuldige, aber das hier ist nicht unbedingt DER Ort für Vampire. Normalerweise seid ihr schon Asche oder kurz davor welche zu werden bevor ihr auch nur in die Nähe einer dieser Etagen kommt.“ „Höre ich da einen Funken Ärger?“ Susan kniff wütend die Augen zusammen. Sie hatte die Regeln für ihn tatsächlich sehr weit gedehnt und das nur weil sie selber nicht mit ansehen konnte wie aus Corvin ein Vampir wurde. Dieser Kerl hier war ihre einzige Hoffnung ihn retten zu können und dabei konnte sie nicht einmal sagen woher dieser Gedanke rührte. „Gibst du ihm genug, damit er wieder auf die Beine kommt?“, wollte nun Charlie wissen. Auch wenn sie noch nicht begriffen hatte, woher so ein Wesen kam, sie konnte es nicht leiden sehen. Selbst, wenn er keinerlei Anzeichen für Schmerz zeigte. „Bin ich irre? Wenn er wirklich von Vampirblut lebt und wieder auf den Beinen ist, hätte ich eine Gefahr für meine Art gezüchtet. Auf keinen Fall werde ich das machen! So sehr er mir leid tut, auf keinen Fall!“ „Aber er würde doch nie hier heraus kommen. Ich meine.. Susan, ihr würdet ihn doch nicht gehen lassen, oder?“ „Nein, wo sollte er denn hin und er ist eine zu große Gefahr, egal ob für Menschen oder Vampire.“ Der Vampir verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall werde ich ihm mein Blut geben!“ Charlie lehnte an der Tür zu Corvins Zimmer. Sein Zustand hatte sich nicht verändert. Ihrer jedoch schon. Seit dem Abend an dem sie Des begegnet war, fehlte von dem Vampir jede Spur. Wohin er gegangen war wusste sie nicht und auch Susan hatte keine Ahnung. Ohne ihn durfte sie nicht bei ihrem Partner im Zimmer warten und so hatte sie in den letzten Tagen zwischen dieser Tür und dem Fenster zu Des` Zimmer gewechselt. Nicht mehr lange und sie musste wieder arbeiten. Wie sollte sie nur einen ganzen Tag rum bekommen ohne zu wissen was nun passieren würde? Es stand so vieles in der Schwebe, es gab so viele ungesagte Dinge. Sie brauchte unbedingt frische Luft und vielleicht endlich mal wieder etwas zu Essen. Ihr Magen knurrte schon so lange, dass sie es merkwürdig still fand wenn er es nicht tat. Susan wälzte Buch um Buch um eine Möglichkeit zu finden ihrem Ziehsohn zu helfen. Bis jetzt war dies allerdings vollkommen vergebens. Nur einmal hatten sie sich zusammen gesetzt und über Corvin geredet. Wobei Susan sehr erstaunt darüber war, das Charlie über seine 'Ausraster' bescheid wusste. „Er hat es noch nie jemandem erzählt. Selbst mit mir hat er nur ungerne darüber gesprochen. Du musst ihm viel bedeuten“, hatte sie mit wirklichem Staunen erklärt. Das hatte Charlie einen weiteren Stich versetzte. Corvin vertraute ihr! Was war sie nur für ein schlechter Partner?! Nicht einmal mit dieser Harpyie hatte sie sprechen können, um zu fragen ob es nicht einen Weg gab ihm zu helfen. Susan meinte jedoch, dass es sicherer war, wenn Spezialisten diese Fragen stellten und Charlie musste zugeben, dass sie keine Ahnung von dieser Materie hatte. Sie hatte nicht einmal gewusst, das Harpien Realität waren. Langsam ging sie den Hauptgang des Erdgeschosses entlang um draußen zu einem kleinen Supermarkt zu gehen, der 24 Stunden geöffnet hatte. Diese Läden waren praktisch. Egal wie klein sie waren, man fand immer das was man suchte. Vielleicht fand sie ja in einem der Regale eine kleine Notiz 'So wird ihr Kollege wieder ein Mensch' mitsamt einer Anleitung. Charlie seufzte. Das wäre dann wohl doch zu einfach. Sie hatte die Eingangstür noch nicht erreicht, als der Gesang einiger Leute zu ihr vordrang. Es klang grausam schief und die Stimmung der Leute dort im vorletzten Raum vor dem Ausgang, verhöhnte sie geradezu. Also beschleunigte sie ihre Schritte um schnell an der geöffneten Tür vorbeihuschen zu können. Es war nicht nötig denen dort drin die Stimmung zu versauen. Sie konnten ja nichts dazu. Zum Glück hatte sie auch keiner bemerkt. Auf der Straße war es ungewohnt ruhig, was wohl wegen der Uhrzeit der Fall war. Es war zwar am frühen Abend an einem Wochenende, aber dieses Gebäude lag doch in einem nicht ganz so belebten Teil der Stadt. Die Regale des kleinen Ladens waren gut gefüllt und vor lauter Hunger hätte sie am liebsten alles mitgenommen. Charlie beschränkte es dann doch nur auf zwei Packungen fertige Sandwiches und einer Tüte mit Knabberkram. Gerade als sie bezahlte, kam eine ihr bekannte Person an der Glastür vorbei. Sofort beeilte sie sich um dem dunkel gekleideten Mann folgen zu können. Doch als sie wieder auf dem Bürgersteig war, fehlte von ihm wieder jede Spur. Niedergeschlagen trottete sie zurück um sich erneut vor Corvins Tür zu setzen. Vielleicht sollte sie auch mal wieder Des besuchen, das würde sie wohl spontan entscheiden. Zeit genug hatte sie ja noch. Charlie wurde von dem schiefen Gesang begrüßt, vor dem sie auf dem Weg hinaus geflüchtet war. Sie schüttelte sich und wollte auch diesmal schnell an der Tür vorbei, doch ihr kurzer Blick in das Zimmer mit der kleinen Geburtstagsfeier, ließ sie abrupt stehenbleiben. Da stand er, und spielte tatsächlich mit den Anderen dieses dumme Singspiel wobei sie wirklich immer versagte. Er lächelte, sang und benahm sich menschlich. Charlie ging bis zur Tür und schaute ihm zu. Sie schienen alle nicht daran zu denken, dass er ein Vampir war und tatsächlich, als er sie entdeckt hatte und das Mikrofon weiterreichte, achtete keiner darauf, als er den Raum verließ um weiter hinein zu gehen. „Hi“, begrüßte er sie kurz. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass du so hartnäckig bist.“ Ihre Augen verrieten sämtliche Verfluchungen, mit denen sie ihn gerne beschimpfen würde. Doch sie ließ es. „Ich habe sonst nichts anderes zu tun“, sagte sie matt und ging, ohne weiter auf ihn zu achten zurück zu Corvins Zimmer. Er folgte ihr. „Wo ist Susan?“ „Vermutlich in ihrem Büro. Warum?“ „Ich hatte da eine Idee, darum bin ich wieder hier.“ Meinte er das ernst? Hatte er sich tatsächlich weiter Gedanken darum gemacht wie es möglich war ihren Partner zu retten? „Und was?“ „Das erzähle ich dir und Susan zusammen. Ich habe keine Lust mich zu wiederholen.“ Susan saß in ihrem gemütlich wirkenden Sessel und hatte das Buch, in dem sie bis eben geblättert hatte, noch auf dem Tisch vor sich liegen. „Ich habe davon noch nie etwas gehört. Was ist das für eine Mischung?“ „Das .. Das ist das große Problem! Ich weiß es nicht. Zwar weiß ich, was dort alles an der Decke hing, aber ich habe keine Ahnung wie genau diese Mischung ging. Da ich .. nur das Opfer des ganzen war. Darum hab ich auch nicht mehr daran gedacht. Ich habe sie ausgesaugt und damit hatte sich das ganze erledigt!“ „Aber wie kommen wir an die Mischung, wenn du sie nicht kennst?“ Der Vampir zuckte mit den Schultern. „Gibt es denn keine Aufzeichnungen in denen etwas dergleichen erwähnt wird?“ „Nein“ Susan klang erschöpft. „Das hätte ich mittlerweile gefunden.“ 'Wenn du mich von dir trinken lässt, kann ich dir helfen. Es gibt die Möglichkeit die Erinnerungen von jemanden den man selber gebissen hat aufzufrischen.' 'Nein! Ich kann das nicht tun.' 'Aber wir hätten beide einen Vorteil.' 'Nein!' 'Ich will keine Schmerzen mehr haben.' Der Vampir seufzte. „Was ist?“ „Ich befürchte ich .. Corvin oder Des!“ „Wie bitte?“ „Entweder ich gebe Des mein Blut und finde so, mit seiner Hilfe, die Mischung, oder aber ich lasse Corvin im Stich.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)