Kristallherz von Hearttunes ================================================================================ Kapitel 1: Die Geschichte ------------------------- Ein Herz, so kalt wie Eis und so hart wie ein Diamant. Es kann nicht bersten, kann nicht brechen, auch entflammen kann es nicht. Ein solches Herz, ist ohne Gefühl, ohne Liebe. Ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und sah ihn an. Seine Gesichtszüge waren hart. Keinerlei Emotionen waren ihm anzusehen. Er sah mich weder an, noch sagte er irgendetwas. Eine Träne lief mir die Wange hinunter. Ich wollte, dass er mich ansah. Ich wollte, dass er mit mir sprach, doch das tat er nicht. Dicke runde Schneeflocken fielen vom Himmel herab. Der Boden war schon mit einer ganz zarten Schicht Schnee bedeckt. Auch in seinen Haaren und auf seiner Jacke waren ein paar wenige Flocken. Ich stand auf. Mir war kalt. Aber nicht nur weil es schneite, sondern weil von ihm so eine unsagbar grausame Kälte ausging. Was hatte ich nur getan? Und vor allem wieso? Wie hatte ich es geschafft mich in einen solchen Eisblock zu verlieben? Ich ging ein paar Schritte den Weg entlang, dann blieb ich stehen und drehte mich um. Er hatte mir nicht einmal nachgesehen. Die Tränen liefen mir nun in Strömen die Wangen hinunter. Doch er saß immer noch da und starrte in die Ferne, sagte nichts. „Was habe ich dir nur getan?“, schrie ich. Ich konnte mich nicht mehr auf meinen Beinen halten und sackte zusammen. Mein Herz krampfte immer wieder zusammen. Wieso? Wieso hatte ich mich nur in ihn verliebt? Ich grub meine Hände in die dünne Schneeschicht und schluchzte. Erst jetzt sah er in meine Richtung. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verändert. Doch er sah mich nicht, wie ich es hoffte, mit einem warmen, liebenden Blick an. Ganz im Gegenteil. In seinem Blick lag nichts anderes als abgrundtiefe Verachtung. Angewidert sah er mich an. Schließlich stand er auf und kam auf mich zu. „Du bist echt nicht zu beneiden.“, sagte er. Genau vor mir blieb er stehen und sah auf mich herab. Er half mir nicht hoch und ich bezweifelte, dass er es noch vorhatte. „Du hast doch nicht ernsthaft geglaubt, dass ich mich in dich verlieben würde, oder?“ fuhr er fort. Ich sah auf meine mittlerweile kalten, roten Hände und schluchzte abermals. „Ich habe dir von Anfang an gesagt, dass Gefühle nicht mein Ding sind. Ich habe wortwörtlich zu dir gesagt »Ich werde wohl niemals in einer festen Beziehung leben. Ich bin einfach nicht dafür geschaffen.« und das war noch untertrieben. Sex. Das war das einzige was ich von dir wollte. Unverbindlichen, animalischen Sex.“ Mit jedem Wort, das er sagte krampfte mein Herz sich immer mehr zusammen. Liebe. Pah. Wie konnte ich nur davon ausgehen, dass er etwas Ähnliches empfinden würde. Er hatte mich nur benutzt. Ich war wütend. Doch meine Wut galt nicht ihm. Sie galt ganz allein mir. Meine Naivität hatte mich in eine solche Lage gebracht. Hätte ich nicht wenigstens dieses mal nach meinem Kopf, anstatt nach meinem Bauch entscheiden können? Ich hob meinen Kopf und sah ihn flehend an. Immer noch keimte der Gedanke in mir, ich könnte mich verhört haben, oder er hätte es nicht so gemeint. Doch alles was er gesagt hatte, hatte er hundertprozentig ernst gemeint und er würde es nicht zurücknehmen, das wurde mir in diesem Moment klar. Ich stützte mich mit meinen Händen am Boden ab und stand wieder auf. Ziemlich wackelig auf den Beinen stand ich vor ihm. Ich war immer noch ein gutes Stück kleiner als er und so fühlte mich auch. Wie die Beute vor dem Jäger, unfähig wegzulaufen. Ich räusperte mich. Ich wusste, dass es nichts bringen würde, doch ich wollte ihn – wenigstens noch ein einziges Mal – küssen, noch einmal seine samtig-warmen Lippen berühren, noch einmal diesen verführerischen Geschmack wahrnehmen. Ich wusste, dass ich niemals zu ihm und das er niemals zu mir gehören würde und mir wurde klar, dass er nicht der war, für den ich ihn die ganze Zeit gehalten hatte. Doch das bekräftigte mich nur in meinem Wunsch ihn noch ein letztes Mal zu küssen. Das würde für mich der Abschied sein. Der Abschied von einer Person, die nicht einmal existierte. Zumindest nicht so, wie ich es mir ausgemalt hatte. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und nahm sein Gesicht in beide Hände. Er wollte gerade den Mund öffnen und etwas sagen, da berührten meine Lippen schon die seinen. Doch anstatt mich wegzuschieben erwiderte er den Kuss. Er schmeckte wie immer, vielleicht etwas salziger, aber das lag an meinen Tränen, deren Geschmack sich mit seinem vermischt hatte. Es war ein sehr leidenschaftlicher Kuss und hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gesagt, dass beide Seiten etwas füreinander empfanden. Als wir uns voneinander lösten sah er mich noch einmal eindringlich an, sagte aber nichts. Ich hatte das Gefühl, dass er wusste, dass dieser Kuss für mich den Abschied bedeutete. Den abwertenden Gesichtsausdruck hatte er abgelegt. Bevor er sich umdrehte und ging, warf er mir noch einen letzten Blick zu. Und in diesem Blick lag alles. Sowohl Hass, Verzweiflung, als auch Trauer und vielleicht sogar Liebe. Mir wurde klar, dass er ein Gefangener war – ein Gefangener seiner selbst. Ich wusste nicht warum, aber ich konnte ihm nicht folgen, selbst wenn ich es gewollt hätte. Traurig blickte ich ihm hinterher. Je mehr er sich von mir entfernte umso kälter wurde mir. Ich spürte, wie die Kälte in mein Herz kroch. Es fühlte sich an, als würden kleine Eiskristalle eine Mauer um mein Herz bilden… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)