Nicht jede Geschichte braucht ein Happy End von KingKibum (Wie alles begann... [Alice Story]) ================================================================================ Kapitel 3: Nur ein Wort ----------------------- Weitere Monate vergingen. Es mussten Mittler Weile schon fast acht Monate gewesen sein in denen ich hier, in meiner persönlichen Hölle, eingekerkert wurde. Oft fragte ich mich wie es wohl sein konnte das ich hier nicht total durchdrehte. Aber ich war mir sicher, dass wirklich jeder Mensch hier drinnen Irre war. Und selbst wenn er es bei seiner Einlieferung nicht war, so würde er es spätestens nach den ersten zwei Monaten werden. Wie konnten manche von ihnen über mehrere Jahre hier bleiben?? Würde es mir vielleicht auch so gehen?? Gillean hatte mir immer wider gesagt, dass er mich hier rausholen würde. Eines Tages wäre es soweit. Konnte ich ihm wirklich glauben schenken?? Oder sagte er dass nur, damit ich nicht ganz durchdrehte. Aber es war doch egal, ich war hier drinnen eingesperrt, und selbst wenn ich jemals wieder hier rauskommen sollte. Wo sollte ich dann hin?? Wer wollte mich schon?? Ich hatte kein Geld, keine Wohnung. Nichts… Plötzlich spürte ich wie man mir durch das Haar strich. Kurz zuckte ich zusammen. Doch ich merkte schnell wer es war. Nur ein Pfleger hatte so kalte aber zärtliche Hände. Es musste Gillean gewesen sein. „Guten Morgen, Liebes..“, flüsterte er leise. Immer wieder nannte er mich bei den kuriosesten Kosenamen. Er wusste, dass es mir gefiel. Immer wieder wenn er mich bei einem Kosenamen nannte, gab es mir das Gefühl wichtig zu sein. Nicht eine von Vielen zu sein. Sonder diejenige um die er sich kümmern wollte, und nicht nur sollte. Es war einfach schön nicht immer nur ‚Die Irre‘ genannt zu werden. Und wie er so durch mein Haar strich, breitete sich ein leichtes Lächeln auf meinen Lippen aus. Ganz langsam öffnete ich meine Augen und sah mich in dem dunklen Raum um. Dieses Mal war ich mir fast sicher, dass es morgen war. Müde rieb ich mir den Schlaf aus den Augen und drehte mich in die Richtung in der mein Gegenüber saß. Nur langsam setzte ich mich auf und versuchte die groben Konturen von Gillean zu erkennen. Es fiel mir schwer, doch eins fiel mir sofort auf. Sein charmantes Lächeln. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass er es je ablegen würde. „Ich hoffe du hast gut geschlafen. Heute ist doch ein ganz besonderer Tag, weißt du noch??“, fragte er mit Samtstimme und strich mir über die Wange. Ein ganz besonderer Tag? Ich versuchte angestrengt mich an etwas zu erinnern. Doch was sollte es für mich schon für besondere Tage geben? Ein verunsicherter Blick stand mir ins Gesicht geschrieben. Gillean hatte diesen nicht übersehen denn er begann plötzlich leise zu lachen. Spottete er jetzt über mich?? Ich schämte mich etwas, und so röteten sich meine Wangen leicht. Man sah es sicher nicht in diesem dunklen Raum, doch mein Pfleger würde es sicher spüren, da er mir noch immer über die Wange strich. „Das braucht dir nicht peinlich sein, Kleines. Ich kann mir vorstellen, dass du hier drinnen so einiges vergisst. Heute ist doch dein Geburtstag. Es tut mir Leid, dass ich dir keine große Torte, und keine Party mit Luftschlangen und Musik bieten kann aber ich hab dir etwas anderes mitgebracht. Schließ deine Augen, Alice.“, sagte er leise und griff hinter sich. Doch was er dort hatte zog er nicht hervor, er wartete erst bis ich meine Augen geschlossen. Dies tat ich dann, wenn auch etwas unsicher. Was könnte er mir denn schenken wollen?? Gespannt wartete ich darauf, dass sich etwas tat. Langsam hörte ich das Rascheln von Papier. Plötzlich griff er nach meiner Hand und legte etwas kleines Viereckiges hinein. Langsam tastete ich es ab. Es fühlte sich an wie ein kleines Papiertütchen. Etwas ungeduldig wartete ich bis er mir sagte, dass ich meine Augen wieder öffnen konnte. Unsicher versuchten meine Augen das kleine Etwas in meiner Hand zu erkennen. Es dauerte einige Momente bis ich die Konturen erkennen konnte. Etwas verwirrt blickte ich zu Gillean hoch. „Na mach es schon auf. Oder glaubst du wirklich, dass ich dir nur ein kleines Papiertütchen schenke?“, fragte er leise und lachte dann kurz. Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Eigentlich erwartete ich gar nicht, dass mir jemand etwas schenkte. Ich sah ihn an und zuckte leicht mit den Schultern, zum Zeichen meiner Unsicherheit. Ein Lächeln breitete sich auf seinen perfekt geformten Lippen aus. Erneut strich er mir über die Wange und sah mich einfach nur an. Ich wusste was das heißen sollte. Langsam sah ich wieder zu dem kleinen Tütchen, oder zumindest das was ich davon erkennen konnte. Zaghaft öffnete ich es und schüttete den Inhalt auf meiner Hand aus. Es fühlte sich kalt und rund an. Ich hielt meine Hand näher zu meinem Gesicht um etwas zu erkennen. Und dann sah ich was es war. Es war eine kleine Kette, mit einer Art Amulett daran. Langsam strich ich über den ovalen Anhänger. Das war die schönste Kette ich je gesehen hatte. Ich freute mich unheimlich darüber, auch wenn ich es nicht zeigen konnte. Plötzlich griff Gillean nach der Kette und nahm sie mir aus der Hand. „Dreh dich um, Kleines. Dann kannst du sie gleich anziehen. Ich hoffe sie gefällt dir.“, flüsterte er mit Honig in der Stimme. Ich sah ihn an und schenkte ihm ein kleines Lächeln. Das erste Lächeln das man auch als solch eines ansehen konnte. Ich nickte und drehte mich dann langsam um. Vorsichtig strich er mir das lange Haar zur Seite und legte mir die Kette um den Hals. Das kalte Metall der Kette lies mich kurz zusammenzucken. Doch als er meine Haare wieder auf meinen Schultern abließ wurde es gleich besser. Ich blickte nach unten und strich einige Male über das ovale Amulett. Ich fand es einfach wunderschön. Zögernd drehte ich mich wieder zu ihm um und legte meine mageren Arme um ihn. Ob er das als Dankeschön ansah?? Ich hoffte es zumindest. Wieder strich er meinen Rücken entlang. Ich genoss es. „Du hast noch gar nicht alles gesehen, Alice.“, sagte er leise und strich ebenfalls über die Kette. Ich löste mich etwas von ihm und sah ihn fragend an. Noch mehr?? Ich verstand nicht. Auch ich warf noch einen Blick auf die Kette. Er strich über das Amulett und öffnete es dann langsam. In diesem Amulett war ein kleines Bild. Doch ich konnte nicht erkennen was es war. Gillean schien das zu merken und hielt das Amulett so in das schwache Licht das durch den kleinen Türspalt ins Zimmer schien, dass ich es besser sehen konnte. Interessiert suchten meine Augen nach den Konturen des Bildes. Als ich es erkannte schenkte ich ihm erneut ein kleines Lächeln. Es war kein Bild, sondern eine kleine Zeichnung. Soweit ich es erkennen konnte, war es die Zeichnung eines Schmetterlings. Ein Schmetterling? Warum ausgerechnet ein Schmetterling?? Ich freute mich sehr, doch verstehen konnte ich den Zusammenhang nicht. „Ja..ein Schmetterling“, begann er leise und sah mich an als ob er gemerkt hätte wie verunsichert ich war, „Ich will ganz ehrlich sein. Das Amulett habe ich von meiner Mutter bekommen. Sie hat es eigentlich so gut wie immer getragen. Und dann, am Sterbebett hatte sie es mir gegeben, und gesagt ich solle es eines Tages einem ganz besonderen Menschen schenken. Aber, naja genug über mich und meine Familie geredet. Ich dachte, dass es dir gefallen könnte. Irgendwie passt es. Manchmal bist du wie ein Schmetterling, weißt du das? Man sperrt dich ein, doch du wirst immer frei sein.“, fuhr er weiter fort und strich mir über die Wange. Ich nickte nur leicht. Zwar wusste ich nun endlich was ein Schmetterling mit mir zu tun hatte, zumindest nach Gilleans Meinung, doch ich empfand nicht ganz so. Ich war noch immer eine Gefangene, und sicher nicht frei. Aber ich zerbrach mir nicht weiter den Kopf darüber und umarmte ihn erneut. Sacht legte ich den Kopf an seine Brust und schloss die Augen. Doch nach kurzer Zeit löste er sich wieder. Er griff neben sich und holte die kleine Metallschüssel mit meinem Essen, oder wie auch immer man es nennen konnte, hervor. Es war immer noch morgen. Und er war eigentlich hier um mir mein Frühstück zu bringen. Ich weigerte mich nicht groß und aß einige Löffel des breiigen Gemisches. Wie immer schmeckte es nicht besonders. Leider konnte Gillean nur selten etwas Honig oder Zucker hineinmischen. Und wenn er es schaffte dann aß ich auch etwas mehr davon. Doch heute würde es wohl wieder bei einer halben Schüssel bleiben, wie sonst auch. „Ich hoffe es hat dir geschmeckt Liebes..“, flüsterte er mir leise zu und sah mich an. In seinem Blick lag Neugier. Fast so als würde er etwas von mir erwarten. Ich konnte diesen Blick nicht deuten und sah deshalb einfach wieder auf meine Kette. Sie war nun wirklich mein Ein und Alles. Nachdem was er mir vorhin über die Kette erzählt hatte, musste sie ihm sehr wichtig sein. Nein. Ich musste ihm sehr wichtig sein. Schließlich versprach er seiner Mutter, dass er die Kette einem besonderen Menschen geben würde. „Weißt du Alice. Ich..weiß zwar, dass du eigentlich nicht reden willst. Ich kann das auch verstehen. Aber..vielleicht..vielleicht wirst du eines Tages mit mir Sprechen. Und wenn es nur ein Wort ist. Ich hoffe du weißt wie wichtig du mir bist, meine Kleine. Nur ein winziges Wort, damit ich weiß, dass ich dir nicht egal bin.“, flüsterte er leise zu mir und legte eine Hand an meine Wange. Ich vernahm seine Worte und richtete den Blick wieder zu ihm. Nun geschah genau das was ich nicht wollte. Ich wusste genau wie ich auf ihn wirkte. Das er wollte, dass ich redete. Alle wollten das, doch es fiel mir unheimlich schwer. Zwar hatte ich in den letzten Monaten eine Art Vertrauen zu Gillean aufgebaut, doch die Angst dieses Vertrauen, so schnell wieder zu verlieren war einfach unheimlich groß. Ein Wort. Nur ein winziges kleines Wort. Was war daran so schlimm?? Ich konnte es selbst nicht verstehen. Unsicher blickte ich ihn an. „Tut mir Leid, dass ich so viel von dir verlange, Alice. Und..es muss auch nicht gleich sein. Nur, vielleicht denkst du darüber nach. Nur ein Wort.“, murmelte er mir ins Ohr und legte seine Arme um mich. Unsicher nickte ich und schmiegte mich an ihn. Ich schloss meine Augen und ließ seine Worte noch einmal durch meinen Kopf gehen. Einige Minuten saßen wir einfach nur da, und hielten uns in den Armen. Es war schön bei ihm zu sein, zu wissen, dass man jemandem wirklich wichtig war. Nach einiger Zeit löste er sich von mir. Langsam nahm er die Schüssel und den Löffel. Er wollte gehen. Jetzt schon?? Ich war fast etwas traurig, dass er gleich wieder gehen musste. Doch er war eh schon länger bei mir als er eigentlich durfte. „Du weißt sicher schon, dass ich gehen muss. Aber wir sehen uns ja heute Abend wieder. Und morgen hab ich noch eine ganz besondere Überraschung für dich. Ich.. hab es arrangiert das du morgen ein wenig aus deiner Zelle raus darfst. Zwar noch nicht ganz raus, aber in den Gemeinschaftsraum, zu den Anderen. Also bis heute Abend, mein kleiner Schmetterling~“, flüsterte er mit Samtstimme ehe er mir einen winzigen Kuss auf die Stirn hauchte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)