Glück im Unglück von Luftschloss ================================================================================ Kapitel 18: Dienstag -------------------- Am nächsten Morgen weckt uns das verhasste Geräusch des Weckers. Leicht muffelig schaltet Melissa ihn ab. „Aufstehen.“ Sie stubst mich leicht und gähnt leise. Nach einer Weile steh ich dann auf. „Du kannst weiterschlafen wenn du willst.“ Ich beug mich über sie und geb ihr einen Kuss. Sie nuschelt etwas und dreht sich wieder um und entlockt mir damit ein kleines Lächeln. Während ich mir also einen Kaffee mache und versuche einigermaßen wach werde, schläft Melissa seelenruhig weiter. Eine halbe Stunde später mach ich mich auf den Weg zum Bus und bekomme doch tatsächlich einen Sitzplatz, was nicht halb so faszinierend ist, denn ich sitz im falschen Bus und komme demnach zwei Schulstunden zu spät. „Und? Wieder verschlafen oder ist dir was anderes dazwischen gekommen?“ Alina grinst mich an. „Ich bin in den falschen Bus gestiegen.“ Ich muss lachen, weil das selbst für mich zu dämlich ist. „Wieso das? Du fährst jeden Tag mit demselben Bus und steigst heute ausnahmsweise mal in einen Anderen?“ Jetzt muss auch sie lachen. „Ja, so ähnlich. Ich hab bei Melissa gepennt.“ „Ach so.“ Es schwingt ein leicht bedauerlicher, kaum hörbarer Unterton mit. Doch von einem Moment auf den Anderen hat sie wieder ihr übliches Lächeln aufgesetzt. „Und wer ist diese Melissa nun. Deine Freundin?“ Ich wir gehen zusammen zum nächsten Unterrichtsraum. „Ja. So auffällig?“ „Und ob.“ Wir setzten und in die hinterste Reihe. „Besonders bei dir.“ Sie lächelt. „Du siehst glücklich aus. Steht dir.“ „D…danke.“ Dann kommt auch schon die Lehrerin und beginnt den Unterricht. Ich bemerke nicht wie Alina immer wieder zu mir schaut, denn irgendwie kann ich heut einigermaßen gut aufpassen. In der Mittagspause setzen Alina und ich uns in die Mensa um eine Kleinigkeit zu essen. „Jetzt erzähl. Wo hast du Melissa kennengelernt?“ Und schon fängt das mit den nervigen Fragen an. „Wir waren zusammen in der Grundschule und haben uns bei Klassentreffen, vor zwei Wochen wieder getroffen.“ „Interessant. Und dann hat es gefunkt?“ „Ja… ich glaub schon.“ „Du glaubst?“ Sie sieht mich fragend an. Ich stocher ein wenig abwesend in meinem Essen herum. „Sie bedeutet mir eine Menge.“ „Nur eine Menge, oder alles?“ Ich schau ihr ins Gesicht, nur um den Ausdruck in ihren Augen nicht lesen zu können. „Was soll das denn heißen?“ „Naja, ich mein ja nur.“ Jetzt klingt sie wieder traurig. „Was ist eigentlich los mit dir? Du benimmst dich heute so komisch.“ Sie schaut mich böse an. „Ich hab dich jetzt eben nicht mehr nur für mich.“ Sie beugt sich ein wenig zu mir. „Du bedeutest mir auch eine Menge.“ Damit steht sie mit ihrem Teller auf, setzt sich an einen anderen Tisch und lässt mich vollkommen verwirrt zurück. Was? Wie? Warum? Soll das heißen Alina…? Wieso? Ich sitz noch nachdem die Pause vorbei ist in der Mensa und mir schwirrt dabei eine Menge durch den Kopf. Dann höre ich Schritte hinter mir, dreh mich aber nicht um. „Willst du nicht zum Unterricht kommen?“ Alina. Ich schüttele leicht den Kopf. „Mir geht zu viel durch den Kopf.“ Ich steh langsam auf und bring mein immer noch vollen Teller weg. „Tut mir Leid. Ich hätte nichts sagen sollen.“ „Schon gut. Ich sollte gehen.“ Ich begebe mich schnellen Schrittes zum Ausgang und atme erst einmal die kalte, frische Luft ein. „Geht’s dir gut?“ Ich dreh mich um. „Wieso sollte es mir nicht gut gehen.“ „Ich mein nur… kommst damit klar?“ „Warum sollte ich nicht damit klar kommen?“ „Du kommst mit vielem nicht klar.“ Ich starre sie nur an. „Ich mein, du bist sensibel und frisst lieber alles in dich rein, als mit anderen zu reden? Redest du wenigstens mit Melissa über deine Gefühle.“ „Sicher rede ich mit ihr. Und jetzt lass mich bitte in Ruhe. Ich muss nachdenken.“ Ich gehe in Richtung Bushaltestelle, überleg es mir aber anders und beschließe zu laufen. Die Liebe ist schon eine komische Sache. Ich schlendere die Straße entlang und achte eigentlich kaum auf den Weg. Ich weiß nicht recht was ich eigentlich denken soll. Mir schwirren immer wieder Melissa und Alina durch den Kopf. Immer erwisch ich mich bei der Frage, ob ich Melissa liebe oder nicht. Ich laufe sicher schon ein oder zwei Stunden, als es anfängt zu schneien, keine lockeren Flocken fallen vom Himmel, sondern nasser, schwerer Schnee. „Na, super.“ Selbst der Schnee, wenn auch ziemlich nasser, kann meine Gedanken nicht unterbrechen. Ich denke einfach zu viel nach. Schon nach ein paar Minuten bin ich nass bis auf die Knochen, doch bis zu mir ist es nicht knapp eine Stunde. Ich hätte doch mit dem Bus fahren sollen. Als ich dann in dem kleinen Park bei uns um die Ecke bin, setze ich mich auf eine Bank. Wie lang Alina mich wohl schon mag? Ich meine warum ich? Ich bin doch nur…? Was Melissa an mir mag, das weiß ich ja, aber… Alina kennt mich nicht… sie weiß nicht wie ich bin. So ein Mist. Und das gerade jetzt. Ich kauer mich auf der Bank zusammen und sitze noch eine ganze Weile im nassen weiß. Ich bin zu nachdenklich, ich solle mir eigentlich nicht zu viele Gedanken darüber machen. Ich liebe Melissa und Alina ist eine Freundin, die ich wegen so etwas nicht verlieren will. Ich atme tief durch und stehe dann auch, um meine Mum kurz Bescheid zu sagen, das ich auch heut e bei Melissa schlafen werde. Ich kann jetzt einfach nicht heim, aber zu Melissa möchte ich jetzt auch nicht unbedingt. Trotzdem mach ich mich auf zu Melissa. Als ich auf die Uhr schaue, trifft mich ein kleiner Schlag, denn es ist schon halb acht. Ich bin schon vier Stunden klitsch nass. Super, ich werde sicher krank. Dann muss ich wenigstens nicht in die Schule. Vor Melissas Wohnungstür trau ich mich erst nicht zu klingeln, tu es dann aber doch. Umsonst. Es macht niemand auf. Ich warte noch ein paar Minuten und will dann gehen. „Melissa ist grad duschen. Kann ich was ausrichten?“ Ich dreh mich zu ihr um und sehe eine Frau mit blonden Haaren. Sie sieht nicht schlecht aus. Aber was macht sie hier. Eigentlich sollte ich fragen wer sie ist, doch mich verlässt der Mut und ich stürme die Treppe hinunter. Ich muss blöd sein, wenn ich glaube dass ich die einzige bin, die Melissa liebt. Sie ist wundervoll. Ich hätte nachfragen sollen. Kaum vom Hof höre ich die Stimme meiner Freundin. „Alex?“ Ich bleib stehen. „Das war meine Cousine.“ Ich dreh mich um. Da steht sie, nur im Handtuch. „Bist du bescheuert. Geh wieder rein, sonst holst du dir noch den Tod.“ „Das musst gerade du sagen.“ Ich muss lachen. „Stimmt.“ Wir gehen beide wieder hoch. „Tut mir leid.“ „Schon ok, ich bin nur froh das ich dich noch erwischt hab. Wer weiß was du sonst angestellt hättest.“ Sie gibt mir einen Kuss auf die Stirn und schiebt mich in ihre Wohnung. „Und jetzt geh erst mal duschen, obwohl ich glaube das du sowieso krank wirst. Wie lang warst du eigentlich draußen, so nass wie du bist.“ „Seit um drei, glaub ich.“ „Hattest du keine Schule?“ „Doch.“ „Und warum… erzähl es mir nachher.“ „Ok.“ Und schon schäl ich mich aus meinen Klamotten und stell mich unter die Dusche. Mein ganzer Körper kribbelt als das warme Wasser auf meine Haut trifft. Es tut weh, aber schmerzen bin ich ja gewohnt und genieße die Dusche trotzdem. Kurz nachdem ich das Wasser abgestellt habe, klopft Melissa an die Tür. „Fertig?“ „Gleich.“ Ich rubbel mich mit einem Handtuch ab und Melissa kommt rein. „Meine Cousine ist wieder weg und lässt dich grüßen.“ „Danke.“ Sie nimmt mich in den Arm und lässt mich so schnell nicht los. „Was ist los? Und sag nicht nichts.“ Ich erwidere ihre Umarmung und sage nichts. „Na dann zieh dich erst mal an.“ Sie reicht mir ein T-Shirt und einen Slip. „Danke.“ Nachdem ich mich umgezogen hab, wartet Melissa schon auf dem Sofa auf mich. Ich kuschel mich an sie. „Und? Was hat dich denn so plötzlich aus der Schule vertrieben?“ „Alina.“ „Alina?“ Ich drück mich noch näher an sie. „Sie meine… sie mag mich.“ „Und?“ „Sie mag mich so wie du mich magst.“ Melissa schweigt eine Weile. „Und du machst dir mal wieder viel zu viele Gedanken darüber.“ Ich nicke leicht. „Sie es doch… als Kompliment. Ich kann sie verstehen.“ Sie lächelt. „Obwohl ich mir schon ein bisschen Sorgen machen.“ Jetzt grinst sie und ich schrecke hoch. „Das brauchst du nicht. Wirklich nicht. Ich liebe doch dich.“ „Weiß ich ja.“ Sie gibt mir einen kleinen Kuss. „Du solltest es nicht so sehr an dich ran lassen.“ „Ich weiß.“ Wir liegen noch eine Weile auf dem Sofa. Ich muss niesen. „Ich glaub ich werd krank.“ „Wundert mich nicht.“ Sie küsst mir die Stirn. „Dann bleib am besten morgen zuhause und ich hab auch frei.“ Sie lächelt. „Ich glaub das mach ich.“ Ich gähne. Bevor ich einschlafen kann weckt mich das Klingeln der Haustür. „Oh.“ Melissa steht auf. „Du schon wieder.“ „Sorry ich hab das wichtigste vergessen. Darf ich jetzt rein.“ „Klar.“ Melissa tauch wieder mit ihrer Cousine auf. „Darf ich vorstellen. Andrea.“ „Andy.“ Sie streckt mir ihre Hand entgegen. „Freut mich.“ Sie hat dasselbe freundliche Lächeln wie Melissa. „Alexandra. Freut mich auch.“ Ich schüttele ein wenig verschlafen ihre Hand. „Und was hast du nun so wichtiges vergessen?“ „Ich werd heiraten.“ Ein Breites Grinsen ziert das Gesicht von Andy. „Ach und so etwas Wichtiges vergisst du einfach?“ „Tut mir leid, ich bin mitten in den Vorbereitungen und hab eigentlich keinen Kopf für andere Sachen. Aber als ich dich vorhin gesehen hab war alles weg.“ Sie lacht. „Doch was ich eigentlich sagen wollte. Die Hochzeit ist schon am Samstag und du bist herzlich eingeladen.“Sie wendet sich zu mir und lächelt. „Mit Begleitung natürlich.“ Sie schaut wieder Melissa an und grinst verlegen. „Meine Mutter hat sich um die Einladungen gekümmert und ich hatte ganz vergessen das sie dich nicht leiden kann.“ „Tja, kann man nichts machen.“ „Tut mir wirklich leid, aber eingeladen bist du ja jetzt. Deine Eltern kommen auch.“ Sie verzieht das Gesicht. „Du musst also nicht wenn du nicht willst.“ „Ach was. Das verpass ich doch nicht. Du und Markus heiraten. Mein Glückwunsch.“ Melissa Umarmt ihre Cousine. „Von mir auch alles Gute.“ Andy lächelt mich an. „Danke. Ich hoffe du bist die Begleitung von meiner leiben Melissa.“ „Scheint so.“ Ich muss lächeln. „Na dann will ich nicht weiter stören.“ Damit wendet sie sich zum gehen und verabschiedet sich. Wir gehen um neun ins Bett und ich schlaf auch gleich ein. Doch lange halt ich es nicht aus und so schreck ich um elf aus dem Schlaf hoch, kann mich aber diesmal nicht an den Traum erinnern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)