Die weiße Lilie von Ricchan (~Dating/Simulation Game~) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3: Umsehen. ------------------------------ Kapitel 3: Umsehen. Das Holz knackte bedrohlich unter meinen Fußsohlen, als ich die erste Treppenstufe betrat. Angst machte sich in mir breit. Was würde passieren, wenn ich den Tempel betrat, er dann aber in sich zusammen fiel? Ich schluckte. Aber wenn ich ihn nicht betrat, dann würde ich Sie ja nicht wiedersehen können. Zum ersten Mal seit Jahren kamen mir bedenken, bei dem, was ich tat. Ich nahm den Fuß wieder von der Treppenstufe und ging dann einen Schritt zurück. Ich wollte Sie sehen, wollte Sie lachen hören. Doch ich hatte auch Angst. Was wäre eigentlich, wenn sie nicht da ist? Wenn sie den Tempel schon verlassen hatte? Ich schüttelte den Kopf um die widerstrebenden Gedanken zu vertreiben, da hörte ich erneut das Klangspiel. Glockenhelle Töne, die nicht aus dem Inneren des Tempels kamen, so viel stand fest. Ich sah mich um, ging dann an der Fassade des Gebäudes entlang und hielt auf der Rückseite inne. War hier schon immer ein Garten gewesen? Vor mir erstreckte sich eine Stein- und Kieslandschaft wie aus einem anderen Jahrhundert. Über den steinernen Teich führte eine kleine Brücke, die bis an die Veranda des Tempels reichte. Ein Bambusrohr schlug immer wieder auf Stein, wenn das Wasser, das aus dem Nichts zu kommen schien, es zu stark füllte. Es war ein Idylle, die ich noch nie zuvor erlebt hatte. Und mitten im Kiesbett stand Sie. Ihr weißes Kleid ging ihr gerade einmal bis zu den Knien und ihre langen Haare schmiegten sich an ihren Rücken. Sie war so schön. Doch sie sah auch so klein, so schwach, so zerbrechlich aus, dass ich mich nicht traute näher heran zu gehen, auch wenn ich mich danach sehnte sie zu halten. Ich wollte dieses paradiesische Bildnis nicht zerstören. In diesem Moment drehte sie sich zu mir um und lächelte mir zu. „Masaru-kun!“ Ihre Stimme war ein reinstes Glockenspiel in meinen Ohren. Zu schön um Teil dieser Welt zu sein. Ich sagte nichts, sah sie nur an und wartete, bis sie ihre Armen ausbreitete. Erst dann ging ich auf sie zu und zog sie an meine Brust, schlang meine Arme um ihren schmächtigen Körper und hielt sie eng an mich gedrückt. Mein Herz raste. Wie sehr ich sie doch das ganze letzte Jahr über vermisst hatte. Wie sehr ich mich nach ihr gesehnt hatte. Ich vergrub mein Gesicht in ihren Haaren und sog ihren lieblichen Duft ein, um ihn nie wieder zu vergessen. Sie roch nach Lilien. Als ich merkte wie sie sich in meiner Umarmung bewegte, ließ ich von ihr ab und trat einen Schritt zurück. „Mayu.“, meinte ich liebevoll und hielt ihr ihre Lieblingsblume, die ich wie immer mitgebracht hatte, entgegen, „Für dich.“ „Ich danke dir, Masaru-kun.“ Sie nahm die Blumen entgegen und stellte sie in eine Vase am beleuchteten Altar. „Ich liebe Lilien.“ Ich weiß. Immerhin bist du doch meine Lilie. Meine weiße Lilie. „Ich bin froh, dass du mich heute wieder besuchen gekommen bist. Es ist so einsam ohne dich. Ich bin immer so lange Zeit allein… Doch jetzt bist du da, Masaru-kun.“ „Ja, jetzt bin ich da.“ Ich blickte sie an, musterte sie eingehend und musste wieder feststellen, dass sie sich über das Jahr hinweg nicht verändert hatte. Aber vielleicht war für sie auch gar kein Jahr vergangen. Ich wusste nicht was sie war, wer sie war, und ich fragte sie auch nicht danach. Sie streckte mir ihre kleine, weiße Hand entgegen und lächelte mich zaghaft an. „Komm.“ Ich ergriff ihre Hand und ließ mich von ihr zu der Veranda führen. Wir setzen uns, sie zwischen meinen Beinen, sodass ich sie an meine Brust nach hinten ziehen und sie fest umschlungen halten konnte. Ich streichelte über ihre Wange, strich ihren Arm entlang nach unten, hielt aber jedes Mal inne, bevor meine Hand über ihre Fingerspitzen hinaus gehen konnte und fuhr dann wieder nach oben. Sie erzitterte nicht einmal. Ich wusste noch, als das bei mir mal jemand getan hatte, hatte ich eine Gänsehaut am ganzen Körper bekommen. Doch Mayu reagierte nicht. „Mayu.“ Sie drehte ihren Kopf und blickte mir in die Augen. Das Mondlicht, das inzwischen zeit durch die Baumwipfel fiel, ließ ihren Körper noch weißer und zerbrechlicher erscheinen, als er eh schon war. Sie war zu schön, um ein Kind dieser Welt zu sein, entschied ich abermals. „Mayu.“ Ich liebte ihren Namen einfach. Er war wie Musik an einem Ort der Stille. Vorsichtig hob ich eine meiner Hände und legte sie ihr auf die weiße Wange. Sie blickte mir in die Augen, suchte nach dem Grund, warum ich immer wieder ihren Namen wiederholte und warum ich sie so ansah. Ich durfte dass nicht. Ich durfte nicht… Aber ich konnte einfach nicht anders. Ich führte mein Gesicht näher an das ihre, überbrückte die undurchdringbare Entfernung zwischen uns und schloss meine Augen, als ich meine Lippen leicht auf die ihren legte. Sie waren kalt. Ich fragte mich, ob ihre Augen auch geschlossen waren und ob ihr Herz genauso schnell gegen ihre Brust schlug wie meines. Ob sie meines vielleicht sogar fühlen und hören konnte. Mir zumindest dröhnte es in den Ohren. Bumm-bumm. Bumm-bumm. Alle anderen Geräusche existierten nicht mehr, nichts war wichtig, außer das hier und jetzt. Nur Mayu. Nur meine weiße Lilie. „Masaru-kun.“, murmelte sie gegen meine Lippen. Ich schlug die Augen auf und starrte in ihr erschrockenes Gesicht. „Tut mir Leid…“ Sie schüttelte den Kopf. „Dass muss es nicht.“ „Doch.“ Ich lächelte halbherzig. „Ich habe dir Angst gemacht.“ „Nein…ich habe…nur nicht damit gerechnet…“ Also hatte sie es nicht gewollt? Also empfand sie nicht genauso für mich, wie ich für sie? „Aber…“ Mir stockte der Atem.“…es war schön.“ Wie ein Sturm tanzten die Gefühle in meinem Bauch und ließen das Glück nur so über mein Gesicht strömen. Sie drehte ihren Kopf wieder nach vorne und blickte in den Garten. Ich schlang meine Arme um ihren Hals und vergrub mein Gesicht in ihren Haaren. Als ihr Atem ruhiger wurde flüsterte ich: „Ich liebe dich, Mayu.“ Keine Antwort. Doch ich hatte das Gefühl, dass sich ihre Arme fester um mich legten, als würde sie mir sagen wollen „Ich dich auch“. Die Zeit verging - wie immer, wenn man sich wünscht, dass sie stehen bleiben möge - und der Morgen graute. Mayu regte sich, richtete sich halb vor mir auf und erhob sich. Sie drehte sich schwungvoll zu mir um und hielt mir ihre Hand entgegen. Ich ergriff sie einfach, ließ mich von ihr nach oben ziehen und folgte ihr dann in den Tempel hinein. Von Innen sah er so viel prunkvoller aus als von Außen. Aber das war schon immer so gewesen, wenn es meine Fantasie zu ließ. Ich fragte nicht, warum wir nicht außen herum gingen, was viel schneller gewesen wäre, denn ich wusste, was sie jetzt vorhatte. Sie tat es immer wieder, jedes Jahr. Doch diesmal, würde es anders werden, hoffte ich. Durch das Hinterzimmer mit den bequemen Kissen hindurch führte sie mich zum Altarraum. Dort blieb sie stehen, drehte sich zu mir und lehnte sich an mich. Sofort waren meine Arme um sie, um sie zu halten. Ganz nah. „Du musst gehen.“, meinte sie traurig gegen meine Brust. Das hatte ich erwartet. „Nein.“ „Du Musst gehen.“ „Nein.“ „Bitte.“ „Mayu.“ Ich strich über ihre Wange und lächelte sie an. „Ich werde bei dir bleiben.“ Trotzig verzog sie ihre Lippen zu einem Schmollmund. „Bitte geh jetzt. Und komm nicht vor dem Abendgrau wieder.“ „Nein.“ Wenn es darum ging, sich wie ein kleines Kind zu benehmen, so stand ich ihr in keiner Weise nach. Ich hatte mich schon längst entschieden. „Ich möchte bei dir bleiben. Für immer.“ Traurigkeit legte sich in ihre schönen, hellblauen Augen. „Du weißt nicht, was du da sagst…“ Ich öffnete den Mund, wollte ihr widersprechen, doch sie legte mir einen Finger auf die Lippen. „Hör mir zu. Wenn die Zeit es will, dann werden wir uns wieder sehen.“ Das sagte sie jedes Mal, wenn ich mich weigerte zu gehen, was schon seit 3 Jahren der Fall war. 1: Geh. (weiter zu Kapitel 6: Ending 1) 2: Bleibe. (weiter zu Kapitel 7: Ending 2) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)