Die fetten Jahre sind vorbei von Katherine_Pierce (Widerstand ist zwecklos) ================================================================================ Kapitel 10: Zeit des Wiedersehens --------------------------------- Kaum, dass Murtagh den Schock verwunden hatte, in den Händen Galbatorix’ gelandet zu sein, erwartete ihn direkt der Nächste. Statt ihm ordentlich einzuheizen und ihn grausam zu bestrafen für ein Vergehen, dessen Murtagh nicht schuldig war, ließ der Herrscher über Alagaesia etwas wie Milde walten. Der junge Ausreißer wurde einfach auf einen Stuhl gegenüber des Thrones von Galbatorix gefesselt und durfte dort seines weiteren Schicksals harren. Aber auch dies ließ nicht lange auf sich warten. Nachdem Murtagh zwei Tage und Nächte allein im Thronsaal verbrachte, hatte der König beschlossen, ihm seine Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Selbstgefällig schritt Galbatorix vor Murtagh auf und ab. Eine ganze Weile lang, bis er schließlich abrupt innehielt und sich zum Gesicht des Burschen herabbeugte. „Schön, schön, schön.“, ließ Galbatorix verlauten- allerdings in einer Art und Weise, die Murtagh klar machte, dass mit ‚schön’ nichts gemeint sein konnte, was ihm auch nur im geringsten zusagen würde. Also stellte der Jüngling sich auf das Schlimmste ein. Er ahnte, dass Galbatorix ihn nicht töten würde. Dafür war er nun doch zu wertvoll. Schließlich befanden sich noch zwei Dracheneier in des Königs Gewahrsam. Und da Murtagh nun einmal Morzans Sohn war, standen die Chancen nicht schlecht, dass er ebenfalls ein Drachenreiter war. Dies bedeutete zwar, dass er unter der Knute Galbatorix’ würde leben müssen, aber es war immer noch besser als zu sterben. So grauenvoll es auch sein mochte, ein Sklave des Königs zu sein, der Tod schreckte Murtagh zu sehr, als dass er ihn in Kauf genommen hätte. Zumal vielleicht Galbatorix etwas mit dem Verschwinden Caterinas zu tun gehabt hatte. Und, so plante Murtagh es wenigstens, wenn er sich beim König lieb Kind machte, konnte er etwas über Caterinas Verbleib herausfinden. Doch so wie man plant und denkt, so kommt es nie. Eigentlich hätte Murtagh das wissen müssen. Nachdem der König seinem Gefangen noch eine Weile ins Gesicht gestarrt hatte, ging er zwei Schritte zurück und stellte sich wieder aufrecht hin. Dabei grinste er derart abartig, dass Murtagh einen Augenblick lang versucht war, seinen Kopf zu senken, damit er diese Fratze nicht länger zu betrachten brauchte. „Du gehörst jetzt mir.“, durchbrach Galbatorix die Stille. Er klang beinahe geschäftsmäßig. Murtagh zog eine Augenbraue hoch. „Ach ja? Wie kommt Ihr auf diese dumme Idee?“ Er grinste, jedoch nicht sehr lange, denn eine harte Ohrfeige traf ihn. Damit hatte Galbatorix klargemacht, dass er sich von niemandem auf der Nase herumtanzen ließ. Von einem Bengel wie Murtagh schon gar nicht. Schweigend steckte dieser die Demütigung ein, darauf bedacht, sich einen solchen Fehltritt nicht noch einmal zu erlauben. „Ich kenne deinen wahren Namen, Murtagh Morzanssohn.“ Immer noch klang Galbatorix erschreckend beiläufig. Er hatte jetzt die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Als Murtagh das hörte, lief ihm ein grausiger Schauer über den Rücken. Binnen einer Sekunde wusste er, dass der König wahr gesprochen und nicht geblufft hatte. Also war er jetzt zum Gehorsam gegen Galbatorix verpflichtet. ‚Und das bedeutet, ich kann Caterina abhaken...’ Der Gedanke schmerzte ihn so sehr, dass er gar nicht mitbekommen hatte, dass der König weiter geredet hatte. Erneut traf ihn eine Ohrfeige, schmerzhafter noch als die davor. „Willst du mir wohl zuhören?“, fauchte Galbatorix, der es absolut nicht abkonnte, wenn man ihn mit Missachtung strafte. Da wurde er sehr schnell sehr zornig und dann war er unberechenbar. Diesen Wesenszug kannte Murtagh von seinem Vater Morzan nur zu gut, daher verzichtete er darauf zum einen eine freche Antwort zu geben und zum anderen unaufmerksam zu sein. Galbatorix, der ahnte, dass er noch einmal von vorn beginnen musste mit seinem Vortrag, beeilte sich durch den üblichen Teil des absoluten Gehorsams und der grässlichen Strafe für Verrat zu kommen, damit er den interessanteren und ungleich wichtigeren Aspekt zur Sprache bringen konnte. Brav hörte Murtagh sich an, was der König zu sagen hatte, doch es berührte ihn in keinster Weise. All das waren Phrasen mit denen Murtagh gerechnet hatte. Was er jedoch nun zu hören bekommen sollte, erwischte ihn völlig auf dem falschen Fuß. Galbatorix räusperte sich vernehmlich, um sich Murtaghs ungeteilter Aufmerksamkeit sicher sein zu können. Die hatte er tatsächlich. „Nun, da ich dir einleuchtend beschrieben habe, wie ich mir unsere Zusammenarbeit vorstelle, möchte ich dir etwas weitaus Wichtigeres anvertrauen. Es wird ein einschneidendes Erlebnis in deinem Leben sein, das kannst du mir glauben.“, begann Galbatorix, der zwar kein Freund großer Worte war, den Triumph jedoch gern ein wenig hinauszögerte. Verständnislos sah Murtagh ihn an. War es nicht schon schlimm genug, dass man ihn gezwungen hatte, Galbatorix’ Sklave zu sein? „Vor vielen, vielen Jahren wurde eine Prophezeiung gemacht, die sich nur durch dich erfüllen kann. Sie besagt, dass der dritte und letzte Drachenreiter aus der Verbindung deiner Person mit königlichem Blut hervorgehen wird. Da ich ein Mann bin und keinerlei Verlangen danach verspüre, der Sodomie zu huldigen, hast du insoweit Glück gehabt, dass nicht ich derjenige bin, mit dem du den Bund eingehen wirst.“ Hier machte der König eine genüssliche Pause, um sehen zu können welche Wirkung seine Worte auf Murtagh gehabt hatten. Der junge Mann war ganz und gar nicht begeistert von der Aussicht mit einem Spross des Königs vermählt zu werden. Er wollte nur eine. Und das war Caterina. „Wie ich sehe, scheinst du nicht sehr begeistert zu sein von der Tatsache, dass ich dir meine Tochter, mein einziges Kind, zur Frau geben will.“, bemerkte der König süffisant. Auch sein stures Töchterlein hatte sich nach Kräften gegen eine Zwangsheirat gewehrt. Jedoch ohne Erfolg. Sie hatte die Strafe für ihren Ungehorsam längst erhalten und kurierte die Folgen davon in ihrem Schlafgemach im obersten Stockwerk des Turmes, der zum Westflügel des Palastes in Urû’ baen gehörte, aus. Zumindest hatte sie das bis eben getan, als Galbatorix seine Diener angewiesen hatte, das störrische Ding herunterzuholen und in den Thronsaal zu bringen, damit sie ihren Zukünftigen kennenlernen konnte. „Wieso sollte ich auch?“, entfuhr es Murtagh unbeabsichtigt. „Du solltest dich geehrt fühlen, weißt du. Es war gar nicht so einfach ihrer habhaft zu werden...“, erwiderte der König beinahe gelassen. Murtagh schnaubte. Wahrscheinlich hatte Galbatorix das Mädchen in irgendeinem Gemach eingesperrt, bis es alt genug gewesen war, Kinder zu gebären. Von dieser idiotischen Prophezeiung hatte Murtagh noch nie gehört. Oder aber er hatte es erfolgreich verdrängt. „Sie war ein ungezogenes Mädchen, oh ja.“, erging Galbatorix sich weiter in sinnlosem Gebrabbel, welches er aber schließlich unterbrach, um in die Hände zu klatschen. „Genug von diesem Unsinn. Du sollst meine Tochter kennenlernen.“ Damit gab der König ein paar Dienern einen Wink und sie zerrten ein sich wehrendes, in kostbares Tuch gewandetes Mädchen hinter sich in den Saal. So wie sie sich gebärdete, musste sie wirklich einen üblen Widerwillen gegen die Ehe verspüren, wie Murtagh belustigt feststellte. Schließlich aber reichte es dem König. Er trat auf das Mädchen zu und verpasste ihr links und rechts ein paar schallende Ohrfeigen, die sowohl die Gestrafte, als auch Murtagh nach Luft schnappen ließen. Er war entsetzt über die Grausamkeit, die Galbatorix gegenüber seiner eigenen Tochter an den Tag legte. Dieser Mann war kein Mensch, er war ein Monster! Das wurde Murtagh nun immer klarer. „Stell dich nicht an, Tochter. Du wirst jetzt deinen Bräutigam begrüßen.“, befahl Galbatorix herrisch. Das Mädchen machte keinerlei Anstalten mehr, sich zu wehren. Bei dem Gerangel mit den Dienern hatte sich ihre Hochsteckfrisur gelöst und das weizenblonde Haar floß über ihre Schultern und den Rücken. Um zu verhindern, dass die junge Frau abhaute, packten die Bediensteten sie an den Armen und zwangen sie, sich vor Murtagh aufzubauen. Dieser war schon neugierig, wenn es ihn dennoch mit Abscheu erfüllte, eine andere als Caterina heiraten zu müssen. „Nun, Tochter, sieh ihn an.“, kam direkt der nächste Befehl vom König. Widerwillig gehorchte sie und erstarrte. Auch Murtagh war völlig fassungslos. Das konnte, nein, durfte nicht wahr sein! Unmöglich. Nein. Er wehrte sich dagegen, so gut er konnte, aber schließlich musste er es doch einsehen. Caterina war Galbatorix’ Tochter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)