Blind von SnowAngel (HoroxRen) ================================================================================ Kapitel 3: Dunkelheit --------------------- Schweigend saßen Horo und Ren beim Abendessen. Seit der Sache im Bad hatten sie kaum ein Wort gewechselt und es herrschte eine bedrückte Stimmung. Der Ainu hatte das Malheur am Boden beseitig, was Ren voller Scham geschehen lies, und gab diesem frische Sachen zum anziehen. Die Scherben am Boden beseitigte er natürlich auch. Der Chinese fühlte sich unnütz. Er wollte Horo als Dank wenigstens helfen, das Essen zu machen, doch was konnte er schon tun. In seinem Zustand gar nichts! Horo, der merkte, dass etwas nicht stimmte, sah den Kleineren besorgt an, der schweigend vor seinem Teller saß und kaum was von dem Essen angerührt hatte. „Hey, Ren…was hast du denn?“, fragte er behutsam. „Du isst ja gar nichts“ „Ich…hab keinen Hunger“, erwiderte der Angesprochene leise, innerlich mit sich am ringen. Er war nicht der Typ, der einfach sagte was ihn bewegte, wovor er Angst hatte oder worüber er sich freute. Er ließ seine Gefühle lieber im Verborgenen. Doch diesmal lasteten sie stark auf ihm. Horo, der dies merkte, sagte: „Aber das war doch nicht schon alles oder?“, und mit diesen Worten legte er sanft seine Hand auf Rens. Dieser war leicht erschrocken darüber, zog sie aber nicht weg. Irgendwie beruhigte ihn die Geste des Ainus. Was hatte er denn noch zu verlieren? Der Blauhaarige hatte gesehen, wie Ren sich einnässte und das auch noch weggemacht! Da konnte es nicht schlimmer sein, wenn er einfach sagte, was ihn bedrückte. „Ich….“, fing er leise an und beschloss, sich zusammen zu reißen. „Ich fühl mich zu nichts nütze.“, sagte er leise. Horo sah ihn perplex an. „Aber das stimmt doch gar nicht!“, sagte er und lächelte, was der andere natürlich nicht sehen konnte. „Doch es stimmt! Du hast es doch selber gesehen! Ich konnte mir kein Glas aus dem Schrank holen und zur Toilette hab ich‘s auch nicht geschafft. Das…das ist erbärmlich!“ Horo wusste sehr wohl um den übertrieben Stolz Rens und es wunderte ihn nicht, dass er so etwas sagte. Leise seufzte er und drückte seine Hand, die er immer noch fest hielt. „Weißt du…du musst dich doch erst mal an deine Umstände gewöhnen. Du lebst doch gerade mal seit weniger Zeit so. Der Anfang ist immer schwer, aber bald wirst du Dinge wieder meistern können. Ich helf dir doch dabei!“ Der Chinese sagte nichts und drehte den Kopf ein wenig zur Seite. Es fiel ihm schwer Horo zu sagen wie dankbar er ihm war, denn das war es, was er gerade empfand. Da Ren nichts weiter sagte, deutete der Ainu das als Einverständnis und ließ seine Hand wieder los. Stattdessen nahm er Rens Gabel, und stach ein Stück Fleisch auf. Dieses hielt er direkt vor Rens Mund. „Und nun iss brav! Damit du zu Kräften kommst!“, sagte er und lächelte. Der Chinese, der das Fleisch an seinen Lippen spürte wurde rot und wich mit dem Kopf ein wenig zurück. „Du musst mich nicht füttern! Essen kann ich noch alleine!“, und mit diesen Worten schnappte er ihm die Gabel aus der Hand. Horo musste lachen. Ja, da war er wieder, der Ren den er kannte. Das war ein gutes Zeichen. Es bedeutete wohl, dass Ren nicht aufgegeben hatte. „Na komm, hab dich nicht so!“ „Nein, ich will das nicht!“, sträubend wand sich Ren unter Horos Finger. Dieser war gerade im Begriff, dem Kleineren sein Hemd auszuziehen. „Ich kann mich alleine ausziehen!“, schimpfte er, wobei seine Wangen ein niedliches rot angenommen hatten. Der Ainu kicherte. „Du bist ja ganz rot, wie süß! Aber daran musst du dich gewöhnen. Sei froh, dass es nur ich bin. Wenn du irgendwann eine Freundin hast, dann wird sie nicht nur dein Hemd ausziehen!“ Das war zu viel für den armen Chinesen. Wenn man ihn mit irgendetwas ärgern konnte, dann mit solchen Themen. Es war ihm immer so peinlich. Empört wand er sich aus Horos Griff und stolperte etwas unbeholfen ins Bad. „Perverser!“, schimpfte er und tastete sich vor bis zur Badewanne. Horo kam ihm kichernd nach. „Na, das war aber nicht nett!“ „…Und du bleibst draußen!“, protestierte Ren weiter und war schon wieder bei der Badezimmertür, um sie vor Horo zu schließen. Dieser war immer noch belustig. Es war einfach zu schön, Ren so zu ärgern und um ehrlich zu sein genoss er es einfach, wie süß Ren dabei war. Irgendwas an dem Kleineren zog ihn an, was er natürlich für sich behielt. „Och man, Ren-chan! Sei doch nicht so gemein!“, sagte er gespielt traurig und hielt die Tür fest. „Nenn mich nicht Ren-chan!“, schimpfe der Chinese aufgebracht. „Ich will baden! Also bleib weg“, mit knallroten Wangen schaffte er es, die Tür vor Horos Nase zu verschließen. Seufzend und ziemlich aufgewühlt ließ er sich Wasser ein. //Was denkt sich dieser Idiot eigentlich?// Horo war in der Zeit wieder in Rens Schlafzimmer gegangen und setzte sich auf dessen Bett. Nachdenklich sah er an die Wand, bis sich die Tür wieder öffnete und Ren, frisch gebadet und in einem Pyjama gekleidet, ins Zimmer trat. „Du kannst jetzt ins Bad wenn du möchtest“, meinte er und setzte sich ebenfalls aufs Bett. Horo sah ihn an und kam nicht umher zu denken, dass Ren wirklich verdammt hübsch war. Etwas von sich selbst erschrocken stand er auf. „Ja mach ich. Schlaf gut“, sagte er und strich kurz über Rens Haar, bevor er sich ebenfalls auf den Weg ins Bad machte. Er wusch sich, zog sich um und ging danach ins Gästezimmer, das Ren ihm zugewiesen hatte. Direkt einschlafen konnte er nicht, da ihm noch viel durch den Kopf ging. Doch nach einiger Zeit versank er ins Reich der Träume… Ren hingegen hatte weniger Glück mit dem Einschlafen. Ihn umfassten eine für ihn grausame Stille und eine furchtbare Einsamkeit. Ganz im Dunkeln lag er da, einer Dunkelheit die er auch nicht entkommen konnte, wenn er die Augen öffnete und das Licht anmachte. Er lauschte in die Stille hinein und versuchte Geräusche zu hören, Horos Schritte wenn er mal wieder einen Mitternachtsimbiss nahm, was er, soweit Ren wusste, gerne mal machte, Knarzen oder von draußen den Wind rauschen. Doch es war still…drinnen wie draußen. Er hörte nur sein eigenes, leises Atmen. Das Bett war so groß, dass es keine Geborgenheit brachte, sondern viel mehr Leere… Leise ging die Tür zu Horos Zimmer auf. Da dieser ausnahmsweise nur einen leichten Schlaf hatte, bemerkte er dies und drehte sich mit dem Gesicht zur Tür. Es viel kein Licht hindurch, doch er konnte leise, tapsige Schritte hören. „Ren…?“, frage er mit leisem Erstaunen. „Horo…“, die Stimme, die ihn durch die Dunkelheit erreichte, klang eingeschüchtert. Es war seltsam, da die Stimme, die er nur allzu gut kannte, meistens fest und entschlossen war. „Hey, was ist denn los?“, fragte der Ainu leise und setzte sich auf. Vorsichtig streckte er einen Arm nach dem Kleineren aus und umfasste sein Handgelenk, um ihn den Weg zu sich zu deuten. Doch als dieser mit den Beinen sanft ans Bett stieß blieb er zögernd stehen. Er sah, soviel Horo in dem Lichtleeren Raum erkennen konnte, verlegen aus. „Horo…ich…hab…hab Angst im Dunkel“, sagte er leise, mit einer Stimme, die das Herz des Ainus ganz schwer werden ließ. Es war schon eine seltsame Aussage, wenn man bedachte, dass Ren Blind war und eh in Dunkelheit lebte. Doch hinter diesen Worten steckte mehr, als einfache Angst im Dunkeln, das wusste Horo. Er zog Ren noch etwas weiter zu sich, sodass er nun bei ihm im Bett saß. Behutsam legte er seine Arme um den Kleineren und flüsterte: „Hab keine Angst“. Das Herz, dass Chinesen schlug schneller, als er die starken Arme um sich spürte. „Es…es…“, stammelte er leise und vergrub die Finger in Horos Hemd: „…es war so…einsam…“ „Schhh…ich bin da“, sagte Horo und strich über Rens Rücken. Es war eine neue Seite, die der Kleinere ihm offenbarte. Es war seine Schwache Seite, was für den Ainu bedeutete, dass das Eis zwischen ihnen wohl langsam zu schmelzen begann. Das ganze wurde dadurch unterstützt, dass Ren vorsichtig fragte: „Darf ich bei dir schlafen?“ „Natürlich…was für eine Frage, Dummerchen!“, sagte Horo liebevoll, lehnte sich zurück und zog Ren mit sich. So mit ihm da zu liegen, erfüllt ihn mit Glückseligkeit. Der Chinese lies ein leises Seufzen hören. Die Dunkelheit schien langsam zu weichen und er fühlte sich wohl und geborgen. Und auch wenn er sich vielleicht am nächsten Tag für sein Verhalten schämen würde, tat dieser Moment einfach gut. Die Wärme, die von Horo ausging, machte ihn ruhig und schläfrig und so konnte er endlich den erholsamen Schlaf finden, den er so sehr brauchte. Der Ainu wachte in der Zeit noch über ihn, bis der Kleine tief und fest schlief. Erst dann erlaubte er sich, selber wieder die Augen zu schließen und Ren in seine Träume zu folgen… So, das war das 3. Kapittel von Blind^^ Ich hoffe es hat euch gefallen. Ich würde mich sehr über eure Meinungen freuen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)