Blind von SnowAngel (HoroxRen) ================================================================================ Kapitel 5: Mit deinen Augen sehen --------------------------------- Mit deinen Augen sehen Nach ihrer Aussprache verlief der Alltag viel harmonischer. Zwar neckten die beiden sich auch mal oder stritten sich, doch das war meistens nicht von langer Dauer. Der Ainu wohnte nun schon etwas länger als eine Woche bei seinem Freund und sie teilten sich jede Nacht das Bett. Ren hatte längst aufgegeben, dagegen zu protestieren. Eigentlich musste er sich sogar eingestehen, dass er es wirklich schön fand, so neben Horo zu liegen. Irgendwie gab es ihm ein fremdes Gefühl von Geborgenheit. Woher das kam, wusste er nicht und er würde es auch nie im Leben zugeben, doch abstellen konnte er es nicht. Er konnte ja nicht wissen, dass es dem Ainu genau so ging, denn auch dieser mochte es, mit dem Kleineren einzuschlafen. Sowieso fühlte er sich unglaublich gut in Rens Gegenwart. Er sah ihn immer öfter an und war in diesem Fall erleichtert, dass der Chinese das nicht sehen konnte. Warum das so war, vermochte er nicht zu erklären, doch tief in seinem Inneren schien die Antwort zu liegen. Eines Mittags saßen die beiden Jungs im Wohnzimmer und Horo las Ren einen Bericht aus der Zeitung vor. Dieser hörte jedoch nur halbherzig hin und gähnte ab und zu. „…berichtete die Frau des Angeklagten und…“ „Horo ich halt es nicht mehr aus!“, warf Ren dazwischen und erntete einen verdutzten Blick. „ Ich möchte endlich nach draußen gehen. Ich habe seit über einer Woche meine Wohnung nicht verlassen“ Der Ainu verstand sofort und lächelte. „Warum hast du das nicht eher gesagt? Wir können gerne etwas raus gehen. Wie wäre es mit einem Spaziergang?“, schlug er vor. „Hätte nichts dagegen nur…es wird schwer für mich, mich zu recht zu finden“, gab Ren zu. „Mach dir keine Sorgen, ich werde dir schon helfen!“, versprach der Ainu und wenig später verließen sie das Haus. „Muss das denn sein?“, fragte der Chinese mit roten Wangen, als sein Freund ihn an die Hand nahm. „Klar. Sonst läufst du mir noch irgendwo gegen“, entgegnete Horo und betrachtete Rens Hand in seiner. „Wie kleine Hände du hast!“, kicherte er, worauf hin der Kleinere noch mehr errötete. „Baka! Hör auf damit!“, schimpfte er, zog seine Hand aber nicht zurück. So machten sich die beiden auf den Weg. Anfangs kamen sie nur langsam voran, da Ren sich an das Laufen in völliger Dunkelheit erst einmal gewöhnen musste. „Vertrau mir. Ich zeige dir den Weg!“, sagte Horo behutsam, doch der Chinese hatte einige Probleme, das Vertrauen aufzubauen. Aber je weiter sie liefen, desto besser konnte er sich darauf einlassen. „Na siehst du? Es geht doch!“, rief der Ainu stolz. Ren genoss es, endlich mal wieder die frische Luft zu atmen und die Sonne zu spüren. Es war zwar Herbst, doch heute regnete es nicht, es war sogar ungewöhnlich warm. Der Ainu freute sich über Rens zufriedenes Gesicht. Er hielt es für besser, ihm nicht zu sagen, dass viele Leute sie anstarrten. //Noch nie einen Blinden gesehen?//, dachte er und warf den Gaffern ärgerliche Blicke zu. Es dauerte eine Zeit bis er begriff, wieso die Leute eigentlich guckten. Zwei Jungs Hand in Hand? Das konnte ja nur eins zu bedeuten haben. Na klar – sie wurden als schwules Pärchen abgestempelt. Horo überfiel ein leichtes Gefühl der Scham, doch gleichzeitig schlug sein Herz schneller. Er und Ren ein Paar…was für eine Vorstellung. Total absurd, wie er fand. Das war ja albern…aber warum fand er diese Vorstellung nicht abstoßend? Er stellte sich vor wie es aussehen würde, wenn sie zusammen wären. Wie sie sich umarmen würden…wie es wäre wenn sie sich küssen. Wahrscheinlich würde Ren ihn behandeln wie eine Putzfrau und ihm noch eine Schürze umbinden. Aber er in der Frauenrolle? //nein Ren ist viel zierlicher, das würde besser passen//, dachte Horo sich. Und wie wäre die Verteilung im Bett…? Horo zuckte zusammen als er sich bei diesen Gedanken ertappte. Worüber dachte er da überhaupt nach? Er wurde knallrot im Gesicht und schüttelte den Kopf. //Was soll das Horokeu Usui. Reiß dich mal zusammen!//, ermahnte er sich selber. Ren, der von all dem nichts wusste, sah ihn verwundert an, als er das Zucken spürte. „Was ist los?“ „N-nichts!“, log der Ainu und ging einen Schritt schneller. „He renn nicht so!“, meckerte der Chinese, der Schwierigkeiten hatte in seinem blinden Zustand hinterher zu kommen. In diesem Moment entdeckte Horo einen kleinen Eiswagen und seine Gedanken waren direkt wieder beim Essen. „Hey, möchtest du ein Eis Ren-chan?“, fragte er erfreut. „Na gut!“, antwortete dieser und ging ausnahmsweise nicht auf das „Ren-chan“ ein. An dem Eisstand angekommen lies Horo Rens Hand los und bestellte für sie beide. Der Chinese fand es fast schon schade, als sich die warme Hand seines Freundes löste. Seit wann war er so? Vor ein paar Tagen hätte er sich nie im Leben von jemandem an die Hand nehmen lassen. Und dann auch noch so mit ihm in der Öffentlichkeit herum laufen? Was mochten die Leute denken? //Sie sehen sicher, dass ich blind bin, also werden sie schon nichts falsches denken!//, beruhigte er sich. Dankbar nahm er das Eis von Horo entgegen und leckte dran. Mal wieder merkte er nicht, dass er dabei von dem Ainu beobachtet wurde. „Schmeckt es dir?“, fragte dieser dann mit einem Schmatzen. „Ist ok. Dir schmeckt es aber wie ich höre!“, grinste der Chinese frech. „Klar!“, kicherte der Ainu und bestellte sich noch zwei Mal nach. „Hast du endlich fertig gefressen?“, seufzte Ren genervt. „Hey, lass mich doch!“, maulte Horo und nahm Ren wieder bei der Hand, was in diesem sogleich ein Glücksgefühl im Magen auslöste. Jeder Versuch es zu verdrängen war zwecklos, wie er feststellen musste. „Wo führt mich mein Blindenhund jetzt hin?“, fragte er stattdessen. „In den Park, von da aus kann man wunderbar das Meer sehen!“, erklärte der Ainu und Ren war einverstanden. Wenig später waren sie auch schon da. Der Wind rauschte leise in den Blättern der Bäume und dem Chinesen fiel zum ersten Mal auf, wie schön es war. Trotz diesem schönen Wetters waren die beiden fast ganz allein im Park. Horo kam das sehr gelegen, da er so die Zeit unbeschwert mit Ren verbringen konnte, ohne von nervigen Blicken belästigt zu werden. Eine lange Zeit liefen sie nur schweigend nebeneinander her. Doch es war keine bedrückende Stille, sondern eher eine befreiende. Der Tag war schon fast vergangen und es ging auf den Abend zu. Die beiden Jungen saßen auf einer Bank und sahen aufs Meer. Ein leichter Wind wehte und langsam färbte sich der Himmel rot. „Die Sonne geht unter, wie schön!“, sagte Horo leise und betrachtete das Farbenspiel. Ren sank nur den Blick. Eine Traurigkeit überfiel ihn auf einmal. Auch der Ainu merkte das. „Was ist los?“, wollte er wissen. Der Chinese war doch den ganzen Tag so glücklich gewesen. „Ich hab mir immer gerne den Sonnenuntergang angesehen. Doch jetzt sehe ich gar nichts mehr“, seufzend legte er den Kopf in den Nacken und lächelte etwas gequält. „Das tut mir leid…es…“ „Kannst du ihn mir beschreiben...Bitte?“, fragte Ren, bevor der Blauhaarige zu Ende reden konnte. „Natürlich kann ich!“, sagte Horo und fing nach einer kurzen Pause an. „Langsam verschwindet das helle Blau des Himmels und ein leichtes Rosa mischt sich hinein. Es sieht aus wie Zuckerwatte…“, leise hörte er Ren neben sich kichern und er schmunzelte. „das Rosa wird immer dunkler und orange mischt sich hinzu…die Wolken werden ganz rot, wie rote Rosen und die Sonne leuchtet in einem warmen Gold…“, beschrieb der Ainu. //Wie deine Augen//, fügte er in Gedanken hinzu. Während Horo beschrieb, schloss Ren die Augen. Durch die ausführliche Beschreibung fiel es ihm leicht sich das ganze vor zu stellen. „…jetzt ist es fast dunkel“, beendete der Blauhaarige seinen Vortrag. „Ich kann nicht so gut beschreiben…“, erklärte er etwas verlegen. Der Tao, der die ganze Zeit über nichts gesagt hatte, drehte den Kopf zu Horo. Dieser sah in seine trüben, glanzlosen Augen, die ins Nichts zu starren schienen und fand sie trotz allem wunderschön. „Es ist schön wie du die Dinge siehst!“, sagte Ren leise. „Niemand könnte einen Sonnenuntergang so beschreiben wie du, er wurde für mich richtig lebendig!“ Ein Kompliment aus Rens Mund zu hören war für den Ainu schwer zu begreifen. Das musste schon etwas zu bedeuten haben, fand er und er freute sich darüber. Doch bevor er etwas sagen konnte sprach Ren weiter, in einer leisen und ernsten Stimme. „Wie…wie siehst du mich?“, wollte er wissen. „Dich?“, fragte Horo überrascht. „Naja also…was soll ich sagen?“, etwas verwirrt über die Frage, dachte er nach. „Ich versteh schon…da gibt es wahrscheinlich nicht viel Positives“, seufzte der Chinese und wand wieder den Blick ab. „N-nein!“, sagte Horo erschrocken. „Ich weiß nur nicht wo ich anfangen soll zu erzählen“, sanft legte er eine Hand an sein Kind und drehte sein Gesicht wieder zu sich. „Ich sehe eine sehr starke und stolze Person, dessen Blick des einen Tigers gleicht. Zugleich verraten mir diese Augen aber auch Mut und Ehrlichkeit. Doch was am wichtigsten ist, dass sie gleichzeitig wunderschön und anmutig sein können. Obwohl diese Person so hart erscheint, gibt es viele Dinge, die so weich sind. Das Haar, die Haut und auch das Herz scheint eine sanfte Seite zu haben, auch wenn diese nicht gern gezeigt wird. Was ich sehe ist eine wunderbare Person, die sowohl äußerlich, als auch innerlich schön ist!“ Horos Worte berührten Ren zu tiefst und seine Wangen wurden rot. Wenn er die Beschreibung hörte, konnte er kaum glauben, dass er gemeint war. „Du bist ganz schön kitschig, weißt du das?“, sagte Ren und grinste. Daraufhin färbten sich die Wangen des Ainu ebenfalls rot. „W-was? Du wolltest doch wissen wie ich dich sehe…du…du…“ „Reg dich nicht auf!“, schmunzelte Ren. „Das war wirklich nett von dir“ Es war längst dunkel und die Sterne standen am Himmel, als sich die beiden auf den Heimweg machten. Drinnen angekommen sagte Ren: „Ich möchte noch etwas draußen bleiben, ich bin auf dem Balkon falls du mich suchst!“ Der Ainu war einverstanden und ging in der Zeit ins Badezimmer. Er wusch sich und zog sich seine Schlafsachen an. Eine kurze Shorts und ein T-shirt. Er löste sein Stirnband und die Haare fielen ihm ins Gesicht. In der Zeit saß Ren auf einer Bank auf dem Balkon und sah in den Himmel. Er stellte sich vor die Sterne zu sehen und dachte über den Tag nach. So glücklich wie heute war es selten gewesen, stellte er fest. Wenn der Ainu dabei war, war es deutlich einfacher, blind zu sein. Natürlich war es immer noch eine starke Belastung, aber Horo unterstützte ihn wo er konnte. Er fragte sich nur, wie lange er noch bei ihm bleiben würde. Es konnte ja nicht für immer so weiter gehen. Ren musste sich eingestehen, dass er es schade finden würde, wenn sein Freund wieder ausziehen würde. Er hatte sich schon ziemlich an ihn gewöhnt. Doch war es wirklich nur Gewohnheit? Oder war da noch etwas anderes? Der Ainu fand, dass Ren nun wirklich langsam genug draußen gesessen hatte und ging, um nach ihm zu schauen. „Ren-chan, willst du nicht langsam rein kommen? Du erkältest dich noch!“, sagte er, als er den Balkon betrat. Der Chinese drehte den Kopf in die Richtung, aus der er Horos Stimme vernahm. Seine violetten Haare schimmerten im Mondlicht und seine Augen schienen einen neuen Glanz zu bekommen. Der Ainu war ganz verzaubert von diesem Anblick. Ren sah einfach nur schön aus und er konnte nicht anders, als ihn anzustarren. In ihm wurde das Gefühl immer stärker ihn umarmen zu wollen und er konnte sich nur mit Mühe zurück halten. „Es ist aber grade so schön…“, sagte Ren in einem leicht verträumten Ton. Der Blauhaarige dachte kurz nach und konnte verstehen, dass der Kleinere lieber noch draußen bleiben würde. Also verschwand er kurz und kam wenig später mit einer Decke wieder. Ren spürte, wie ihm etwas Weiches und Warmes um die Schultern gelegt wurde und das der Ainu sich neben ihn setzte. Es wurde still um sie beide, doch er hatte das Gefühl, sein Herz würde die Stille durchbrechen. Es schien so schnell zu schlagen wie noch nie. Was brachte es dazu? Etwa die Nähe seines Freundes? Horo hingegen war sich mittlerweile sicher, wer SEIN Herz zum rasen brachte. In diesem Moment wünschte er sich nichts mehr, als es dem anderen mitzuteilen. An dieser Stelle schaltete sich sein Hirn aus und seine Lippen schienen die Worte wie von selber zu bilden: „Ren…ich liebe dich!“…. Sooo das war das fünfte Kapi, das mit einer etwas plötzlichen Liebeserklärung endet XD Was Ren wohl dazu sagen wird oO Würde mich so wie immer über Kommis freuen^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)