Anima von Rakushina (Im Innersten) ================================================================================ Kapitel 1: Opferlämmer ---------------------- Thema des Tages: FAIL! Nun bin ich soweit, ich hab zu Persona noch Anima geschrieben und frage mich "Warum Sara zu Beginn"? Vielleicht weil sie der unbeliebteste Chara im Fandom ist? Aufgrund dem, was sie Lil angetan hat? Sicherlich, aber ich fand die Reaktion vollkommen nachvollziehbar, es war eine normale menschliche Reaktion, daher kann ich ihr deswegen net böse sein. Und sie hat es am Ende bereut. Ich denk, sie hat dazugelernt. Wahrscheinlich hab ich gerade deswegen diese Stelle genommen. (Das kursive sind übrigens Gedankenfetzen von Sara!) - Opferlämmer „Komm Lil... Es ist nicht mehr weit. Gleich sind wir da.“ Doch auch wie sehr sich meine Freundin bemühte, sie konnte nur schwer ihre Füße nach vorne bewegen. Aber auch wenn sie schwach war, wie sehr doch der Schmerz an ihrer Kraft zerrte, zeigte sie in keinem Augenblick ein Anzeichen der Schwäche. Vielleicht wollte sie mich nicht beunruhigen und biss daher besonders die Zähne zusammen. Die weißgekleideten Männer, Sevothartes Männer waren weg, sie wussten, ich würde mich nicht noch einmal trauen zu fliehen. Doch spürte ich immer noch die Blicke in meinem Nacken und es beunruhigte mich. Wenn ich sie sah, sah ich auch Setsuna, wie sich sein Gesicht verzog, als ich ihm langsam den Rücken zudrehte. Und auch an Zaphikel, den sie angeschossen hatten, ehe sie ihn gefangen genommen hatten. Doch musste ich sie verdrängen. Ich durfte nur an Lil denken. Ich musste sie in mein Zimmer bringen! Am Ende des Flures sah ich die schwere Tür aus edlem Holz, der Eingang zu meinem Gefängnis. Zumindest noch in diesem Moment, denn schon bald würde ich woanders verharren müssen. Ich ergriff die Klinke, doch sie bewegte sich kaum. Ich wollte beiden Hände zum Öffnen nehmen, doch da mir sonst Lil vom Arm gleiten würde, versuchte ich es weiter und irgendwann ging sie auf. Wir traten in den Raum, immer noch war alles verwüstet von Sevothartes Drohangriff auf mich. Ich setzte sie auf einen Stuhl, kurz hörte ich se stöhnen. „Keine Sorge, Lil, bald ist alles wieder gut.“ „Aber... Sara-sama. Lil muss euch doch den Tee servieren.“ „Der Tee kann warten, Lil. Du bist schwer verletzt, du darfst dich nicht bewegen.“ „... Entschuldigen Sie, Jibril-sama.“ Eine Schwester stand im Raum, auch wenn ich erst nicht auf sie reagierte. Mittlerweile hatte ich mich an den Namen »Jibril« gewöhnt, auch wenn ich sie absolut nicht mit mir assoziieren konnte. „Ja?“ „Ich bringe Euren Tee, Jibril-sama.“ „Stell ihn bitte auf den Tisch, ich werde mir selbst einschenken.“ „Sehr wohl.“ Die Schwester legte das Silbertablett auf den Tisch, der mehr oder weniger noch heil war. Erst als sie weg war, hatte ich die Verbandssachen bemerkt. Sie musste sie für Lil besorgt hatten. Verblüfft starrte ich die Tür an. Auch wenn ihre Intelligenz von diesen Verrückten minimiert wurde, schienen sie durch ihr gemeinsames Schicksal ein starkes Band geknüpft zu haben, ohne dass sie es merkten. Wie eine starke Freundschaft... Sara-chan... „Sara-sama, Ihr Tee wird kalt...”, sagte sie benommen. „Egal. Du bist im Moment wichtiger. Ich muss nach deinen Wunden schauen, sonst entzündet sich vielleicht noch etwas.“ „Aber, Sie können doch nicht... Sie müssen nicht.“ „Ich möchte aber“, sagte ich, auch wenn ich schreien wollte. Ich durfte nicht schreien, schließlich meinte sie es doch nur gut, im Gegensatz zu mir. Ich kam zurück. Für sie. Sie hatte schon genug gelitten, ich wollte mir nicht vorstellen, was diese Männer mit ihr gemacht hatten, während ich auf dem Weg zu Setsuna und Zaphikel war. Als ich sie da auf den Boden des Kerkers liegen sah, hörte für einen Moment mein Herz auf zu schlagen. Und ein Blitz schlug vor meinen geistigen Auge ein und ich sah Ruri. Ruri, meine beste Freundin, Ruri, die wegen mir ihr Augenlicht verlor, Ruri, die ahnungslos und verbittert in Rosiel´s Arme lief, Ruri, die für mich starb. Ruri... Immer hübsch, immer fein, immer lieb sein, dann ist Mama glücklich, dann hat sie mich lieb, dann haben mich alle lieb... Ruri, wusstest du eigentlich, wie sehr ich dich geliebt hatte? Zu dir konnte ich immer ehrlich sein, da musste ich nicht so tun, als sei ich ein braves Lamm. Auch wenn ich zickig war, egoistisch und nur Augen für meine Probleme hatte. Du warst da. Nur zu dir war ich ehrlich, zu niemand anderen. Nicht einmal zu Setsuna. Sie hatte mich geliebt, ohne dass ich hübsch, fein und lieb sein musste. Sie kannte meine Fehler und liebte mich dennoch. Und ich hatte sie ins Verderben gestürzt. Sie hätte noch leben können und es war mehr meine als Rosiel´s Schuld. Und als sie mir diese schrecklichen Worte an den Kopf warf, zerschlug mein Herz regelrecht. Ich war dabei den einzigen Menschen zu verlieren, dem ich die Wahrheit zeigen konnte, aber mich für diese Wahrheit liebte. Letztendlich verlor ich sie doch, doch ließ sie in mir ein Stück ihrer Liebe zurück... Ich habe dich sehr, sehr lieb, Sara-chan... Ich wollte sie beisetzen, wusste aber nicht wie. Schließlich war ihr Körper Dank Rosiel nicht mehr (und ich wollte nicht wissen, wie er es gemacht hatte). Alles was noch von ihr zeugte waren die blutgetränkten Kabel des Computers, in dem ihr Bewusstsein eingeschlossen war. Ich verbrannte sie, wie ein Opferlamm zum Sabbat und zerstreute ihre Asche im Wind. Ich wollte nicht, dass sie unter der Erde wieder eingesperrt werden sollte, wenn überhaupt (die Polizei hätte mir nie geglaubt und würden sicherlich keine Kabel – Beweisstücke - beerdigen). Sie sollte frei sein und vom höchsten Punkt aus auf die Welt herabsehen... Auf mich herabsehen... Immer hübsch, immer fein, immer lieb sein... Ich hatte mir vorgenommen, es nie wieder so weit kommen zu lassen. Das jemand Leid erfahren musste, nur weil ich so egoistisch war. Doch tat ich es wieder. Und ich war sicher, ich würde es auch in Zukunft immer wieder tun. Mir egal ob einer es »ein normales, menschliches Bedürfnis« oder ein anderer »eine schwerwiegende Sünde« nannte, es ekelte mich an. Ich wusste, was ich tat, war aber zu schwach etwas daran zu ändern, wie bei Leuten, die dem Alkohol oder anderen Drogen verfallen waren. Und in mir soll die Seele eines Engels gewesen sein? Hier, immer perfekt, immer hübsch, immer lieb wie der süßeste Engel, du darfst keine Fehler machen, deine schöne Maske nicht abnehmen, keinen Schaden anrichten, kein Blut verspritzen, keine Opfer bringen, nicht so werden wie dein Bruder...!!! „Sara-sama, stimmt etwas nicht mit Ihnen? Sie sind plötzlich so blass geworden.“ Lil´s Stimme klang fern, als sei zwischen mir und ihr ein ganzer Fußballplatz, doch als ich aufsah, saß sie genau vor mir. Ihr Blick war nun klarer, aber ihre Wunden immer noch nicht besser. Ich war mitten in der Behandlung eingeschlafen oder zumindest geistig nicht anwesend. „Nein, es ist ni...“, fing ich an zu erklären, doch der Satz blieb mir in Hals stecken. Ich sah die Spuren ihrer Fesseln an ihrem Handgelenk und Tränen stieg in mir auf. Nichts war in Ordnung. Ich packte sie an ihren Schultern und riss den Mund auf, doch kein Laut kam aus der Kehle, wahrscheinlich durch mein Unterbewusstsein, dass verhindern wollte, dass ich Lil anschrie. Meine verkrampften Finger klammerten sich nun an ihren Arm, doch zitterten sie noch heftiger. „Sara... sama...? Was ist mit Ihnen...?“ „Lil...“ Ein gewaltiger Kloß in meinem Hals machte es mir unmöglich zu sprechen. Aber ich musste, irgendwie musste ich ihn wegbekommen. Ruri. Ein Bild von Ruri schoss mir durch den Kopf und die Worte, die ich ihr so gern noch gesagt hätte. Wie gern ich ihr sagen wollte, wie sehr sie mir bedeutet hatte. Und schließlich war der Kloß verschwunden und ich schrie. „LIL!! Ich... Ich hab dich nur benutzt... Ich hatte nie vor zurückzukehren. Verstehst du? Ich habe dich angelogen! Ich wollte dich hier lassen, nur damit ich bei Setsuna sein kann. VERSTEHST DU DAS??!“ Ich packte sie noch fester, aber genauso schnell löste sich mein Griff wieder. Eine kleine, winzige Träne lief über meine Wange, die Einzige, die ich nicht zurückhalten konnte und starrte Lil weiter an. Ich wollte, dass sie mich anschrie und mich hasst, weil ich es verdient hatte. Sie sollte die Wahrheit wissen. Dass ich ohne zu zögern über ihr Opfer gegangen wäre. Lieber wollte ich ihren Hass ertragen, als den Anblick, wenn aus ihr eines Tages ebenfalls ein Monster werden sollte wie Ruri. Lil sah mich mit ganz großen Augen an, als müsste sie erst überlegen, was meine Worte bedeuteten und wahrscheinlich war es auch so. Sie überlegte lange, für einen Moment schien, so glaubte ich, auch Traurigkeit in ihrem Gesicht. Ich wartete fast schon sehnsüchtig drauf, dass sie schrie oder mich ohrfeigen würde. Um so wütender machte es mich, als ich wieder nur ihr unschuldiges, argloses Lächeln sah. „Das macht nichts, Sara-sama. Das ist schon in Ordnung.“ „In Ordnung?! LIL!! Wegen mir wärst du fast gestorben!“ Am liebsten hätte ich sie geschüttelt, doch ihr Lächeln lähmte mich. „Nein, es ist gut. Ich verstehe Sie, Sara-sama. Wer wäre nicht gern bei dem, den er gern hat? Lil war zwar auch traurig, weil ich Euch so lieb habe, aber sie wollten doch so sehr zu Setsuna-sama. Aber ich konnte Ihnen helfen, dass macht mich so glücklich. Sie müssen nicht böse sein, ich kann Sie verstehen.“ Nein, sie verstand es nicht. Vielleicht würde sie es nie verstehen. Sie war so lieb zu mir, dass sie doch schon wieder grausam war. Sie zeigte mir, dass ich mich nie ändern würde. Wie sehr ich mich darum rinne, ich würde immer egoistisch bleiben, so sehr mich dieser Gedanke auch anekeln mag. Menschen ändern sich eben nicht, sie nehmen zwar ein anderes Gesicht an, doch ihre Seele bleibt immer die Gleiche. Ich würde auch immer die gleiche Sara bleiben, mit den gleichen Schatten meiner Seele. Aber auch wenn ich immer die Gleiche bleiben würde, hoffte ich doch, etwas gelernt zu haben. Dass ich immer Opfer bringen würde. Ich durfte sie niemals vergessen. Ruri nicht und auch nicht Lil. Wenn ich mich schon nicht ändern konnte, sollte ich wenigstens die Opferberge, die ich hinterließ niemals aus den Augen verlieren. Vielleicht war Lil´s Reaktion eine Art Gnadenfrist... Diesmal noch Sara, dieses Mal noch, damit du es endlich begreifst, doch beim nächsten Mal... Ja, wer weiß? „Es... macht mich auch glücklich, Lil. Komm. Ich habe doch versprochen, mit dir Tee zu trinken.“ „Oh ja! Lil wird sofort alles richten, Sara-sama.“ „Nein, nein, du kannst es dir ruhig bequem machen. Heute serviere ich dir den Tee. Das habe ich dir versprochen.“ Lil wollte protestieren, doch schenkte ich schon reichlich von dem süßriechenden Getränk in eine weiße Porzellan ein, um diese ihr auch gleich, samt Untertasse, in die Hand zu drücken. Lil lächelte und in ihrem Gesicht konnte ich auch Ruri lächeln sehen... Kapitel 2: Lachnummer --------------------- Thema des Tages: Wer die Wahl hat, hat die Qual Das Stichwort war nicht sonderlich schwer, dafür aber ein passendes Opfer zu finden. Ich hatte auch noch Kira, Kato und Michael im Visier. Doch zum Thema waren schon Szenen im Manga bekannt, ich hatte keine Lust es noch einmal runterzueiern. Raziel erschien mir da besser und die Szene, als er Shatiel beerdigt hatte, wurde ja auch nur von Zaphikel erwähnt. Ich denke, Raziel hat Shatiel wirklich 'n bissel geliebt, mehr als freundschaftlich natürlich. - Lachnummer Kalter Wind pfiff mir um die Ohren und meine Hände waren nass und steif geworden. Als ich sie ansah, waren sie verdreckt und blutig, doch waren sie bereits taub und ich spürte keinen einzigen Schmerz. Also grub ich weiter in den Trümmern von Skid Row, auch wenn mich die Kraft verließ und es immer aussichtsloser wurde. „Shatiel... Shatiel, wo bist du...?“ Ich grub weiter und rief dabei immer wieder ihren Namen, wie eine Art Gesang, damit ich nicht vor Erschöpfung einschlief. Ich musste sie finden, am nächsten Tag würde dies alles unter harten Beton vergraben sein. Wenigstens dass wollte ich ihr ersparen. Es war das Einzige was ich für sie tun konnte, nachdem ich sie umgebracht hatte. Wieder kam ein kalter und starker Wind auf und Asche fiel in mein Gesicht. Es brannte und ich taumelte zurück und blieb irgendwo mit meinen Mantel hängen. Ich zog kräftig daran, um mich zu befreien und fiel schließlich gegen einen Haufen aus zermalmten Steinen und abgebrannten Holz. Irgendwas fiel dadurch hinunter und blieb hängen. Zwar schaute ich nicht hin, aber ich konnte mir denken, dass es die Leiche eines I-Kindes war, die bei der Explosion bis zur Unkenntlichkeit verbrannt wurden. Ich drehte mich, wenn ich auch etwas wacklig auf den Beinen war von ihm weg, um mir selbst diesen Anblick zu ersparen... ...den Anblick ersparen, was ich getan habe... Zitternd kam ich auf den Knien auf und setzte kriechend einen Teil meiner Suche fort. Ich kam mir schwach in dieser Haltung vor, aber ansonsten hätte ich sie nie gefunden. Sie lag unter Staub und einige Bretter verdeckten sie fast vollständig. Kein Wunder, dass ich sie erst nicht gefunden hatte. „Shati... Shatiel!!!“, rief ich auf und plötzlich war all meine Kraft zurückgekehrt, ich kam auf die Beine, rannte zu ihr hin und warf mit einem Hieb die Bretter zur Seite und mein Lächeln verschwand augenblicklich, als ich nur ihren Kopf fand. Schleichend fiel es mir wieder ein. Ja richtig, die Kette... Diese verdammte Kette, die ich ihr sogar noch um den Hals gehängt habe Sie war ebenfalls mit einem Sprengsatz gefüllt und hatte ihr den Kopf von den Schultern geschlagen. Als ich die Explosion mit eigenen Augen sah und ihr Kopf, wie er durch die Luft flog und schließlich vor meinen Füßen landete, mit Blut überströmt... Bei dem Anblick wurde ich hysterisch und rannte davon, weil ich es nicht ertrug. Ich glaube, ich hatte mich sogar übergeben. Nun war das Blut getrocknet und abgebröckelt, nur am Halsende war noch etwas davon. Doch ich verspürte nun keine Übelkeit mehr, nur reine Trauer. Vorsichtig wickelte ich sie in den Mantel und sah mich noch einmal um. Ihren restlichen Körper zu suchen war sinnlos. Selbst wenn noch etwas von der Explosion übrig geblieben sein sollte, würde ich ihn unter den ganzen Trümmern nicht finden. Dass ich die Kinder nicht habe mitnehmen können, tat mir im Herzen weh. Doch waren sie schon so abgebrannt, dass sie sofort zu Asche zerfallen wenn ich sie auch nur mit den Fingerspitzen berühren würde. Zudem waren es zu viele. Da die Bauarbeiten schon am nächsten Morgen beginnen sollten, hatte ich niemals genug Zeit gehabt alle beizusetzen. Aber wenigstens Shatiel... Wenigstens sie sollte nicht in der Dunkelheit des Himmels verenden. Ich verließ das zerstörte Skid Row und damit unzählige Trümmer und Leichenberge. Und manchmal kam es mir, als schrien sie mir über den Tod hinaus ihre Flüche hinterher. Versager! Und so was will ein hoher Engel werden? Er kann ja nicht einmal ein paar Kinder vorm Tod bewahren Vielleicht taten sie es auch wirklich, dass ich Stimmen hörte war nichts Ungewöhnliches. Und sie hatten das gute Recht, sich über mich lustig zu machen. Erst dachte ich, es wurde Tag, doch ich stellte schnell fest, dass ich Skid Row verlassen hatte. Erstaunlich, dieser Unterschied. Um so mehr verstand ich das Leid, dass diese Kinder in der Dunkelheit erdulden mussten. Hatte ich wirklich geglaubt daran etwas ändern zu können? Dass ich mit einer guten Tat die ganze Welt verbessern könnte? Wie lächerlich blauäugig ich war. Und dass ich Zaphikel-sama solch eine Schande bereitet hatte, war dass Schlimmste dabei. Die anderen Engel, die zum Rat der großen Sieben gehörten würden sich sicher das Maul darüber zerreißen, wie lächerlich ich ihn gemacht hatte. In der Militärakademie würden sie sich auch nur spotten, ich lebe nur noch, weil ich Zaphikel-samas »kleiner Liebling« war, ansonsten hätte mich Minister Sevotharte längst hinrichten lassen. Wie sollte es anders sein, anders würde dieser »Wichtigtuer« oder diese »Weichei«, diese »Witzfigur«, »Lachnummer« Ja, ich wusste, wie sie mich alle nannten, wie sie über mich lästerten und, verdammt, es stimmte, alles stimmte, bei Gottes, es war alles wahr!!! ... Anders würde ich doch nicht überleben. Der Mond war am Himmel nicht mehr zu sehen, doch was es erstaunlich hell. Die Sonne schien bald aufzugehen. Ich konnte dies nur zu deutlich erkennen, die Häuser waren nicht sehr hoch und die Umgebung wirklich langsam wieder etwas »lebendiger«. Hier konnte Shatiel sicher sein. Es war vielleicht nicht der beste Ort, aber vielleicht der Schönste in ganz Shamayim. Nach Beriah konnte ich den Kopf nicht bringen, die Wachen am Gate würden ihn finden und verbrennen. Also konnte ich ihn nur unter trockener, toter Erde vergraben. Es waren nur wenige Grashalme, die aus dem Boden ragten (wahrscheinlich das einzige bisschen Grün auf der ganzen Sphäre), aber er war ideal. Beim Graben achtete ich darauf, keins der Grashalme herauszureißen und als das Loch tief genug war, so dass weder die Soldaten noch spielende Kinder sie finden würden, legte ich sie, samt dem Mantel, in dem sie eingewickelt war in das Loch und grub es wieder zu. Es ging so schnell, viel zu schnell und ich hatte kaum etwas gefühlt, als sie unter der Erde verschwand. Ich dachte, ich würde weinen, ich hatte doch sehr an ihr gehangen. Vielleicht hatte ich sie sogar geliebt. Nein, ich war mir sogar sicher. Und weil dies eine Sünde war, hatte Gott dies zugelassen um mir die Augen zu öffnen. Ich hatte sie geliebt und umgebracht und Gott hatte dabei zugesehen. „Shatiel... Darf... Darf ich noch wieder kommen...?“ Eine dumme, lächerliche Frage. Jedoch... Irgendwie schien es mir, dass mit dem aufsteigenden Wind ihre Stimme wiederhallte. Fröhlich und stark... Dummerchen! Natürlich darfst du! Und wieder sah ich ihr Lächeln vor mir. Sie hatte sich geirrt. Sie war wunderschön gewesen, schöner wie mancher hoher Engel in Beriah. Ihr ehrliches, unschuldiges Lächeln hatte sie so schön gemacht. Danke Shatiel, dass du so einem lächerlichem Trottel wie mir vertraut hattest. Ein Knistern riss mich sofort aus meinen Gedanken und mein Herz raste. Waren das schon die Bauarbeiter gewesen, die Skid Row unter Beton legen sollte? Oder ein Soldat, der mich suchte? Ich war nicht einmal auf den Beinen, als die Gestalt zu mir trat. „Zaphikel-sama...“, flüsterte ich überrascht, als ich schließlich die Brille und das lange, schwarze Haar in der Dämmerung erkannte. Woher wusste er, wo ich war? Oder wahrscheinlich war er mir schon die ganze Zeit gefolgt? Stumm kam er zu mir, ich blieb weiterhin auf dem Boden und sah zu ihm auf, während er auf Shatiel´s Grab blickte. Auch als sein Mund sich öffnete, sah er mich nicht an. „Ich denke, es gibt weder richtige, noch falsche Taten. So etwas ist relativ. Was zählt ist, warum man diese Taten begeht. Wahrlich, du hast etwas Dummes getan... Doch du hattest aufrichtige Gründe dafür. Und Aufrichtigkeit ist nichts Dummes oder Lächerliches.“ Und als ich, erleichtert aber dennoch beschämt zu weinen anfing und Zaphikel-sama väterlich seine Hand auf meine Schultern spürte, konnte ich auch ganz nah bei mir Shatiel spüren... Kapitel 3: Bösewicht -------------------- Thema des Tages: Alle guten Dinge sind drei Denn das ist der letzte OS ;_; Schade, dass die Challenge schon vorbei ist >,< Auf den OS über Layla und Anael war ich aber ziemlich heiß, ich wollte sie schon im ersten Schlagwort vorkommen lassen, hatte mich aber dann doch für Sara entschieden. Das schöne daran ist für mich auch, dass es so einen Shojo-Ai-Touch hat ^,^ Klar, beide sind eigentlich hetero und stehen im Manga auf Zaphikel – Aber ich denke, wenn ihre Freundschaft wirklich so tief war, wie hier vielleicht, kann es dann nicht in etwa so sein? Auf eine platonische Art versteht sich. Immerhin war es eine Männer dominante Himmelswelt, in der Frauen ziemlich übel nachgeredet wurde... - Bösewicht „Entschuldige, darf ich mich dazusetzen? Ich heiße übrigens Anael, bist du auch St-Adept?“ Ihre Erscheinung machte mich erst sprachlos und hinderte mich daran, sofort auf ihre vielen Fragen zu antworten. Zum einem, weil sie eine Schönheit war mit goldenen Haaren und himmelblauen Augen. Ich war zwar nie in Assiah, der Menschenwelt gewesen, doch ich wusste durch meine Schulbücher, dass es genau die Vorstellung der Menschen entsprach, wie ein Engel auszusehen hätte. Dazu noch, da ich zu meiner Schulzeit keinen einzigen weiblichen St-Adept in meinem Jahrgang gesehen hatte, abgesehen von mir. „Ja, bin ich... Ich heiße übrigens Layla.“ „Ich bin so froh dich zu treffen, Layla. Ich bin vor kurzem St-Adept ernannt worden, aber jeder andere hier in der Akademie mit diesem Rang scheint ein Junge zu sein.“ Sie stemmte die Fäuste in die Hüften und schnaufte, als sie ihren Blick über die Bibliothek schweifen ließ. Fast nur Männer. „Aber Gott sei Dank habe ich dich gefunden.“ So liebenswürdig ihr Lachen war, es schüchterte mich ein. „Oh, habe ich dir Angst gemacht? Entschuldigung, es kam einfach über mich.“ „Nein, ist schon in Ordnung. Ich bin es nur nicht gewohnt, dass jemand mit mir redet.“ „Dann wird es aber Zeit, dass das jemand ändert.“ Ja, Anael und ich hatten uns von der ersten Sekunde an gut verstanden. Sie war eine Bereicherung für unseren damaligen Stand im Himmel, als Frauen noch schlechter behandelt wurden und noch weniger Rechte hatten. Anael war intelligent und sehr selbstbewusst, eine seltene Blume, die allerdings nicht gern gesehen wurde. Frauen hatten den Mund zu halten und den Männern zu gehorchen. Auch wenn diese Regeln nirgendwo niedergeschrieben war – es war einfach so. So wie Lilith und Eva als Sünderinnen gezeichnet waren, wurde uns Frauen ebenso einfach dieser Stempel aufgedrückt. Und eine Frau die, so wie ich und Anael, vor den Männern zum St-Adept ernannt wurde war ein regelrechter Skandal unter den Schülern und doch ein gefundenes gefressen. „Zwei Frauen, die einfach so St-Adept werden? Das ist doch ein Ding der Unmöglichkeit." „Die haben sich garantiert zusammengetan. Frauen sind gerissen, die müssen nur die Vorgesetzten verführen um aufzusteigen." „Haben die es einfach und wir müssen dafür schuften." Die Männer an der Akademie bemühten sich nicht einmal darum ihre Behauptungen geheim zuhalten. Während sie sich darüber unterhielten standen sie meist neben uns, so dass wir beide gut mithören konnten. Ich wurde immer unsicher dabei und schämte mich für etwas, dass ich nie getan hatte. Ich begann mich zu hassen, weil ich eine Frau war. Nur Anael hatte keine Angst. „Und, selbst wenn es so wäre. Wir waren schlau genug das auszunutzen. Selbst Schuld wenn ihr nicht auf diese Idee kommt." Anael's direkte Art machte sie nicht beliebt, doch sie hatte Erfolg. Sie grummelten und verzogen sich oft in Ecken, sie wussten nicht wie sie kontern konnten und das kratzte an ihrer Ehre und ihrem Selbstbewusstsein. Sehr zu Anael´s Freude. „Das... das war toll, Anael. Wie du ihnen die Stirn geboten hast." „Ach weißt du... Ich hätte mich nicht getraut, wenn du nicht neben mir gestanden hättest. Ich wäre mir sonst schwach und dämlich vorgekommen." Anael´s Worte rührten mich. Sie ließ mich zwar stärker dastehen, wie ich eigentlich war aber noch nie hatte das jemand zu mir gesagt. Anders wie Anael fühlte ich mich nicht wirklich mutiger, ich war immer noch ein scheues, leise Ding. Aber ich war fröhlich, ich und Anael lachten viel, wir hatten immer Spaß zusammen, auch wenn in den letzten Monaten unserer Schulzeit sich die Auseinandersetzungen mit den Jungen häuften. Wir hatten alle Klassen gegen uns aufgehetzt. Anael, weil sie ihnen widersprach und mich, weil ich sie unterstützte. Wir hatten uns alle zum Feind gemacht und dass bereuten wir bald. „Ihr zwei haltet euch wohl für ganz toll, wie?“ „Ihr Weiber seid doch alle gleich, ihr schaut immer ganz lieb, doch seid ihr in Wirklichkeit alle link und verführt jeden, der euch entgegenkommt. Ekelhaft!“ Zitternd drückten Anael und ich uns an eine Mauer und hielten die jeweils andere in unseren Armen. Zwei Jungs unseres Jahrganges hatte uns auf offener Straße abgefangen und eingekesselt. Die beiden waren betrunken, sie hielten sogar noch die Flaschen in der Hand. Einer von ihnen packte schließlich Anael am Arm und riss sie an sich. „Unglaublich, so eine Tussi hat mir meinen ganzen Werdegang versaut. Ich hätte Klassenbester sein können, doch sie und ihre Freundin schleimen sich beim Lehrer ein, um besser abzuschneiden.“ „Hmpf, die müssen sich nicht mal ansprengen, einmal mit den Vorgesetzten schlafen und schon stehen einem alle Türen offen und wir müssen für unsere Stellungen lernen und hart arbeiten.“ „Wir haben uns genauso anstrengen müssen. Ihr seid durchgefallen, weil ihr Männer meint, ihr wärt von Geburt an in allen besser als alle anderen!“ Einer der Jungen verpasste Anael eine Ohrfeige und warf sie auf den Boden, ließ ihre Handgelenke aber nicht los. Ich stand nur da, zitterte am ganzen Körper und hatte mit aller Kraft nur mein Verlangen loszuheulen zurückhalten können. Und Anael… Anael! „Halts Maul! Willst du behaupten, du wärst besser als ich? Du bist nur eine Frau, was willst du schon sein? Ich zeige dir, wie du dich einem Mann gegenüber zu verhalten hast!“ „Lass Anael in Ruhe, du Hund!“, schrie ich ihn an und schlug ihm dem Stein direkt an den Kopf, bevor er zu einer weiteren Ohrfeige - oder etwas schlimmeren - ausholen konnte. Er war nicht tot, nur bewusstlos und fiel zu Boden, genau wie der Stein. Ich sah erst in dem Augenblick, wie schwer er eigentlich war, ich staunte über meine eigenen Kräfte, die ich entfacht hatte. „Widerliches Miststück, dass zahlen wir dir heim!“ Ein ziehender Schlag direkt auf meine Stirn, kurz darauf das Geräusch von Glas. Er hatte mit der Flasche nach mir ausgeholt. Es zersprang, ich hielt die Augen geschlossen, um keine Splitter in die Augen zu bekommen, aber meine Stirn brannte. „LAYLA!!“ Stimmen kamen schließlich aus der Ferne und immer näher, der Junge bekam es mit der Angst zutun und rannte davon. Die Engel, die angerannt kamen sahen nach mir, ein paar andere rannten dem Jungen hinterher um ihn zu schnappen. Sie holten ihn nicht mehr ein. Viele Leute standen um mich herum, doch als ich aufsah, blickte ich nur Anael, die mit tränenden Augen sah sie in mein blutverschmiertes Gesicht. „Layla... Es tut mir so Leid. Nur meinetwegen…“ Anael hörte die ganze Nacht nicht mehr auf zu weinen, egal was ich sagte. Sie machte sich Vorwürfe deswegen, was hätte passieren können. Die Wunde verheilte schnell, ich war auch nicht schwer verletzt. Doch auf meiner Stirn zierte auf ewig eine Narben von dem Schlag, in der Form eines ungekehrten Kreuzes. Man sah sie deutlich, manchmal fühlte ich mich von allen angestarrt und ausgelacht, wie einst in der Akademie. Doch Anael sagte mir immer wieder, dass ich eine hübsche Frau sei und ich mich nicht zu verstecken bräuchte. Niemand würde mich deswegen auslachen, dafür sorge sie persönlich. „Nie mehr… Ich lass dich nie mehr in Stich, hörst du, Layla?“ „Ja, Anael…“ „Wir sind Freundinnen. Wir beide, Gott wollte sicher, dass wir zueinander finden. Zusammen können wir vielleicht etwas für den Himmel tun und für die Frauen die hier leben.“ „Ja, Anael…“ „Man hat uns mit vielen Fähigkeiten gesegnet. Dich und mich. Wenn wir zusammenbleiben, können wir alles überstehen, egal wie sehr die Männerwelt auf uns einschlagen wird. Selbst, wenn sie uns die Flügel abschlagen würden. Wir werden durchhalten. Zusammen. Richtig, Layla?“ „Ja, Anael…“ Ich war mir sicher, uns würde nichts trennen. Wir würden einen neuen, besseren Himmel kreieren, in dem wir zufrieden leben konnten. Ohne Unterdrückung, ohne Angst vor den Männern zu haben. Ich hatte Anael darin blind vertraut und sie mir. Ich war überzeugt, als wir beide zu den Leitern des geheimen Projektes „Sandalphon“ ernannt wurden, war das unser erster Schritt für unseren Traum. Wir, zwei Frauen an der Spitze eines der besten Forschungsteams des Himmels. Es hätte alles so wunderbar weiterlaufen können. Doch dann… Dann kam er. Dieser furchtbare Mann, der uns mit seinen tiefen Blicken beobachtete und unsere Sinne vernebelte. Dieser grässliche, schöne Mann der mein Herz zum weinen brachte. Der Mann, der Anael zu sich holte. Er machte sie zu einem Verbrecher, obwohl sie eine Frau war. Anael´s Seele wurde von diesem Mann beschmutzt und konnte nie wieder gereinigt werden. Meine beste Freundin war über Nacht nicht mehr. Sie waren beide Verbrecher. Dafür würden beide bezahlen… Zaphikel würde bezahlen. Jeder Bösewicht musste bezahlen… Mit seinem Leben… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)