Bora, Stein der Winde von Scarla ================================================================================ Kapitel 14: Trainingsstunde und Erzählung ----------------------------------------- Justin, du hältst dein Schwert falsch“, knurrte Moritz grinsend. „Pech gehabt“, gab Justin brummend zurück. „Okay, wenn du meinst… Aber so, wie du es im Augenblick hältst, wirst du nicht lange gegen mich bestehen können“, antwortete Moritz giftig. „Ich kann mich nur wiederholen: Pech gehabt. Du bist es, der unbedingt will, das ich lerne, wie man anderen Leuten die Köpfe einschlägt, nicht ich“, knurrte Justin. „Die Diskussion hatten wir schon einmal!“, rief Moritz und sprang mitten im Wort los, ohne in irgendeiner weise vorher angedeutet zu haben, dass er gleich angreifen würde. Mit seiner Klinge hiebt er auf Justin ein, der geschickt parierte. Er hatte erstaunlich viel gelernt, in der kurzen Zeit, in der er nun im Schwertkampf unterrichtet wurde, mittlerweile konnte er sich seiner Haut gegen nicht allzu starke Gegner schon wirksam erwehren. Jedoch hatte er nicht in mindesten eine Ahnung, woher sein Talent kam, im Gegensatz zu Moritz. Den schien es nicht sonderlich zu wundern, das sein junger Schüler binnen weniger Wochen besser war, als die meisten anderen nach Jahren harten Trainings. Justin übte sich eine Augenblick lang noch in der Verteidigung, dann, als Moritz nur für den Bruchteil einer Sekunde ihm eine Chance lies, nutze er sie und hiebt mit seinem Schwert auf seinen Lehrer ein, den er mit Leichtigkeit zurückdrängte. Moritz spielte wieder mit ihm. Er lies sich zum Spaß von seinem jungen Schüler zurücktreiben, brachte sich zum Spaß in Situationen, in denen Justin wirklich fast gewann, doch gab es nicht eine Sekunde, in der Justin wirklich eine Chance hatte. Moritz war zu gut. Noch. Er hatte das höchste seines Könnens erreicht, er konnte sich nicht mehr verbessern. Justin war jetzt schon bald so gut wie er und noch lange hatte er nicht all sein Können ausgeschöpft. In wenigen Jahren würde Justin der Bessere sein, das stand ohne jeglichen Zweifel fest und so spielte sein Lehrer mit ihm, so lange er es noch konnte, ohne sich selbst dabei ernsthaft zu gefährden. Justin machte es wütend, dass er nicht ernst genommen wurde, aber das machte ihn nicht kopflos. Er hämmerte mit seiner Waffe auf seinen Lehrer ein, nutze jede vermeintliche Schwäche in der Abwehr, jede kleine Ablenkung und Moritz spielte mit. Doch beschloss er in just den Augenblick, da Janne zu ihnen stieß, das es genug war, und sie sich beide eine kleine Pausen verdient hätten, und so macht er dem Spiel binnen weniger Augenblicke ein Ende, indem er auf Justin eindrosch, wie von Sinnen und ihn zurückdrängte, ihm zum Schluss die Waffe aus der Hand prellte und die Klinge an den Hals seines Schülers hielt, so nahe, das ein winziges Rucken reichen würde, Justin zu verletzen, jedoch hielt er seine Waffe so still, das nichts dergleichen geschah. „Angeber“, kommentierte Janne das eben gesehene. „Ich darf das“, war Moritz grinsende Antwort während er Justins Schwert einsammelte und beide in Verwahrung nahm. Er hatte lediglich einmal den Fehler gemacht, Justin die Klinge gleich wieder in die Hand zu drücken, was der sofort für eine Revanche nutzt hatte, die Moritz jedoch vollkommen unvorbereitet getroffen hatte, das es für einen winzigen Augenblick so aussah, als könnte Justin gewinnen. Er hatte es nicht geschafft und sich angewöhnt, selbst die Schwerter in Verwahrung zu nehmen. „Was führt dich her, Janne?“, erkundigte sich Moritz. „Nichts von Wichtigkeit, ich wollte lediglich einmal sehen, wie sehr er dich fertig macht“, grinste das Mädchen. „Da bist du leider ein halbes Jahr zu früh dran“, antwortete Moritz. „Ein halbes Jahr? Wohl eher ein halbes Jahrzehnt“, warf Justin ein. „Nein, wenn ich sage eine halbes Jahr, dann meine ich auch ein halbes Jahr. Justin, du bist nach sechs Wochen Training so gut, wie die meisten nach zwei oder drei Jahren. ein halbes Jahr dieses Training weiter und Janne wird einen wirklich spannenden Kampf zu sehen bekommen“, antwortete Moritz. „Ein Kampf, in dem du fertig gemacht wirst? Ja, das wäre es ja“, griente sie. „Ich wurde schon oft genug von anderen fertig gemacht, und es gibt immer welche, die besser sind, als ich. Die gab es schon immer, und die wird es auch immer geben“, gab sich Moritz bescheiden. „Der Meister des Dämonenheers, nicht wahr?“, erkundigte sie sich. „Oh ja, er ist der Beste der Besten. Keiner kann es mit ihm aufnehmen. Noch nicht“, antwortete Moritz und warf dabei einen viel sagenden Blick zu Justin hinüber, der nur verständnislos zurückblicke. „Was bitte ist das Dämonenheer?“, erkundigte er sich. „Das ist eine Streitmacht. Keiner weiß, wo ihr Stützpunkt liegt, keiner weiß, was sie wirklich sind, aber Elben sicher nicht. Vor allem nicht ihr Anführer. Er nennt sich Falkenlord, aber keiner weiß, wieso. Er ist mit weitem Abstand der beste Schwertkämpfer dieser Welt, dabei dürfte er kaum älter sein als du. Er reitet immer auf einem ungepanzerten Hengst der so schwarz ist, wie das Nichts und so schnell wie der Wind. Er wütet unter seinen Feinden wie ein Teufel und nichts kann ihn verletzten, geschweige denn töten. Er hat angeblich mit einem Heer, das keine hundert Mann zählte ein anderes Heer das die hundertfache Übermacht hatte geschlagen, obwohl er restlos im Nachteil war. Auf dem Schlachtfeld fand man am Ende nur die Toten des Feindes, nicht einer seiner Männer war gefallen, nicht eines seiner Pferde verletzt. Manche halten ihn für einen boten der Hell, den sie einst sandte, um allen Wesen ihre Vergänglichkeit zu demonstrieren. Keiner weiß etwas Genaues über ihn, keiner weiß, was wahr ist und was erfunden“, erzählte Moritz. „Er ist es…“, murmelte Justin. „Wer ist wer?“, wollte Janne verwundert wissen, doch Justin schüttelt den Kopf. Er wollte ihr nicht von seinem Erlebnis im Wald erzählen. Doch die Beschreibung passte so gut wie nur irgend möglich. Er konnte sich nicht irren, in seiner Vision hatte er diesen uminösen Falkenlord gesehen. Nein, er hatte ihn nicht nur gesehen, er war der Falkenlord gewesen. Allerdings war das unmöglich, denn der Falkenlord existierte bereits und so konnte er es nicht sein. Und trotzdem wusste er, dass er es irgendwie doch war. Irgendwie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)