Bora, Stein der Winde von Scarla ================================================================================ Kapitel 44: Der Zeitungsbericht ------------------------------- Hey, hallo Justin“, Nadja ließ ihren Isländer Max antraben, um neben Justin zu kommen. „Hallo Nadja, wie geht’s? Und…“, der Rotschopf musterte das Pony eingehend, „…warum hast du Max mitgenommen?“ „Weil wir doch heute in Naturwissenshaften unsere Haustiere mitnehmen dürfen und Max ist eben mein Haustier. Wo hast du denn die beiden Hunde her?“, wollte Nadja ihrerseits wissen und deutete auf Floh und den großen, weißen Hund, der neben den schwarzen riesen einher lief. „Das ist Blizzard, der ist mir wie Floh einfach zugelaufen“, erklärte der Junge und war unglaublich froh darüber, das Blizzard jene Fähigkeit hat, die wohl nur den Chito zu eigen ist: das verwandeln in ein Tier. Und natürlich, das er sich in ein Tier verwandelt, das man praktisch überall mithin nehmen konnte. „Worauf wartest du eigentlich? Du standest hier gerade, wie bestellt und nicht abgeholt“, fand Nadja. „Na ja, ich warte darauf, das Melody sich endlich traut, über die Straße zu gehen“, erklärte Justin und deutete auf die schwarzhaarige Elbe, die mit regelrecht entsetztem Gesichtsausdruck an der Straße stand und hin und her schaute und dabei die Autos angstvoll anstarrte. „Wer ist denn die da?“, wollte Nadja sogleich wissen. „Melody, wie gesagt. Ich würde dir ja gerne mehr über sie erzählen, aber das geht einfach deswegen nicht, weil du mir nicht glauben würdest“, erklärte der Rotschopf achselzuckend, wandte sich dann Melody zu. „Soll ich dich tragen oder kommst du freiwillig?“, rief er ihr zu. Melody schien antworten zu wollen, senkte dann aber den Blick und machte einige Schritte zurück. Justin seufzte. „Floh, bleib, Blizzard, du bleib bitte auch da sitzen“, sagte er und ging zurück zu Melody. Wortlos nahm er sie bei der Hand und führte sie so über die Straße, was Nadja zu einem eisigen Blick in Melodys Richtung veranlasste. „Wo hast du denn die aufgegabelt?“, fragte sie giftig. „Aufgegabelt habe ich Melody nirgendwo, im Gegenteil. Sie hat mir die letzten Wochen und Monate sehr geholfen und ist schon lange mehr, als nur eine gute Freundin, gewöhn dich also an sie, es könnte sein, das sie eine ganze Weile hier bleiben wird. Und bevor du fragst: Sie hat solche Angst vor Autos, weil sie so etwas nicht kennt“, erklärte Justin sachlich. „Ach so und wo um alles in der Welt kennt man keine Autos? Auf dem Mond oder wo?“, wollte Nadja weiter wissen. „Nein, aber wie gesagt, du würdest mir eh nicht glauben, also ist das nun auch egal. Akzeptiere einfach, das sie da ist, okay?“, bat der Rotschopf schon leicht genervt, von dem einseitigen Zickenkrieg. „Ja, ja, schon gut“, brummte Nadja unwillig. „Na, wollen wir es hoffen…“, fand Justin. Das blonde Mädchen brummte noch etwas unverständliches, dann ließ sie Max im Schritt vorwärts gehen, während Justin nebenher lief, Melody noch immer an die Hand genommen. Die Elbe schaute sich dabei mit großen Augen um, denn ihr war alles Fremd und sie hatte auch ein wenig Angst, obwohl Justin bei ihr war. Von Nadjas Sticheleien hat sie deswegen auch nichts mitbekommen, sonst wäre es eher ein Zickenkrieg von beiden Seiten geworden. „Warum nimmst du sie denn mit?“, wollte Nadja nach einer Weile wissen. „Weil ich sie nicht ganz alleine den gesamten Vormittag zu Hause lassen kann. Meine Mutter muss nämlich arbeiten und Moritz hat besseres zu tun, als auf sie acht zu geben. Ich hab eigentlich auch besseres zu tun, als in die Schule zu gehen, aber da kann ich sie wenigstens mitnehmen. Das heißt, wenn die Chang mitspielt“, fügte er hinzu. „Timo“, bemerkte Melody plötzlich. „Wer?“, Nadja schaute Melody verwirrt an. Die Elbe zeigte nach vorne, wo der schwarzhaarige Chito in seiner Menschengestalt und in Begleitung einer haselnussbraunen Katze und eines Wanderfalken wartete. „Ach, Timo kennt sie auch?“, brummte die Blondine mit Meckerstimme. „Nadja, bitte“, maßregelte Justin „Ich habe keine Lust auf einen Zickenkrieg. Und ja, sie kennt Timo, aber wer mag die Katze sein, die er bei sich hat…?“ „Das ist Shadow in ihrer Tiergestalt. Sie hat doch erwähnt, dass sie eine Katze wird, oder nicht? Na ja, ganz ihrer Haarfarbe nach eine Haselnusskatze“, meinte Melody. „Stimmt, das ist logisch“, nickte Justin. „Wie, was? Was ist den daran logisch? Hast du dir mal angehört, was sie genau gesagt hat? Shadow in ihrer Tiergestalt! Katzen sind immer Tiere!“, ereiferte sich Nadja. Der Rotschopf seufzte, legte dann einen Zahn zu und nach einigen Sekunden hatten sie Timo erreicht. „Na ihr?“, grüßte der. „Hi. Shadow?“, fragte Justin einsilbig und deutete auf die Katze. „Jep, das ist die liebe Shadow. Und Moon ist gerade weg, die wird sich hier in der Gegend ein wenig umblicken, als Vogel hat man eine gute Perspektive“, erklärte Timo. „Ist mir schon klar. Ich habe sie auch gerade eben noch gesehen. Moritz ist auch schon los. Übrigens hat Nadja keine Ahnung und hält uns gerade für ein wenig…“, der Rotschopf schaute das Mädchen abschätzend an, „nicht mehr ganz richtig im Kopf. Noch vorsichtig ausgedrückt, meine ich.“ „Ja, das trifft die Sache ganz gut, Justin“, fand Nadja und schaute die beiden Jungen an, als während sie geradewegs aus der Irrenanstalt ausgebrochen. „Ich dachte, du hättest es ihr erklärt“, meinte Timo. „Hab ich aber nicht. Sie würde uns doch eh nicht glauben. Ich meine, wer würde das denn auch schon? Wenn ich das nicht selbst erlebt hätte, dann würde ich es auch nicht glauben“, fand Justin. „Stimmt auch wieder. Aber trotzdem immerhin ist sie deine Ex, da dachte ich, das du ihr das schon erzählen würdest, auch auf die Gefahr hin, das sie die Irrenanstalt anruft und dich einliefern will“, meckerte Timo. „Du kannst es ihr ja erklären, wenn du willst, ich habe es nicht vor, weder jetzt, noch nachher“, bemerkte Justin bissig und deutete Melody mit einer Geste, das sie weitergehen soll. Nadja, Timo und die Hunde folgten. „Sagt mal, wollt ihr mich wirklich nicht aufklären?“, fragte die Blondine nach einer Weile des Schweigens. „Okay… okay, ich denke, das wäre wohl eventuell von Vorteil, wenn wir mehrer Leute hätten, die uns helfen würden, oder?“, überlegte Justin. „Ja, und wir müssen sie an sich ja auch nur davon überzeugen, das wir nicht in die Klapse gehören und desto mehr wir sind, desto wahrscheinlicher ist es, das wir sie bald finden, also lass uns mal los legen. Also, Nadja, wir werden dir alles erzählen und alles wird die reine Wahrheit sein, ob du es glaubst oder eben nicht, das wird dann wohl deine Sache sein, aber hör uns einfach zu“, bat Timo. Neugierig nickte Nadja: „Ja, ist okay, aber fangt jetzt endlich an! Ich platze schier vor Neugierde!“ „Okay. Hör zu, alles begann an dem Tag, als ich zu spät zum Nachmittagsunterricht kam…“, Justin erzählte den ganzen Schulweg über, bei jeder sich bietenden Gelegenheit im Unterricht, während den Pausen und den Rest des Tages. Nadjas Blick war dabei immer ungläubiger, aber auch immer faszinierter geworden. Als er am späten Nachmittag, als sie beide, Timo, Shadow, Blizzard, Moon, Melody, Charly, Marie und auch Moritz im Stall saßen, endete, da herrschte erst einmal für eine Weile schweigen. „Und das soll alles wahr sein, ja?“, fragte Nadja dann, „ich meine, schon klar, die Geschichte ist gut, schreib sie auf und schicke sie an einen Verlag, die Drucken sie sicher und vielleicht machst du ein paar Hunderter mit, vielleicht sogar noch mehr, aber das soll die Wahrheit sein?“ Justin zuckte mit den Schulter: „Mir ist egal, ob du sie mir glaubst, oder eben nicht, wenn Moon, Shadow oder jemand anderes Lust hat, es dir zu beweisen, soll sich der keinen Zwang antun, ich habe von vornherein gewusst, das du mir nicht glauben wirst. Ich würde sie selbst nicht glauben, wenn ich nicht praktisch einer der Protagonisten dieser Geschichte wäre, aber an sich ist es mir auch egal. Wir haben nun auf alle fälle was besseres zu tun, als dich Verbal von etwas zu überzeugen, was du uns sowieso nicht glauben willst, es sei denn, jemand zeigt es dir. Moritz, hast du schon irgendeinen Anhaltspunkt, wo wir die Phönixe finden?“ „Nein, nicht einmal im Ansatz. Aber das habe ich auch nicht erwartet, das wäre viel zu einfach gewesen.“ „Ja, aber vollkommen ohne Hinweise werden wir sie auch nicht finden können. Er muss uns einen Hinweis geben, sonst ist das ein verdammt unfaires Spiel“, wandte Justin ein. „Stimmt“, nickte Shadow, dann schaute sie Nadja an und grinste plötzlich breit. „Soll ich dir mal was zeigen?“, fragte sie mit gehässigem Unterton. Nadja runzelte die Stirn und zuckte dann mit den Schultern. Mit noch gehässigerem Lächeln und gemein zusammengekniffenen Augen begann die Chito sich langsam aber sicher in eine Katze zu verwandeln, woraufhin die Blondine erschrocken zurückprallte und Shadow ungläubig anstarrte, während die schnurrend um Timo herumstrich, der sie geistesabwesend streichelte. „Was… das… ist…“, stotterte Nadja und starrte sie ungläubig an. „Justin sagte ja, die Geschichte sei wahr“, bemerkte Melody und konnte sich ein schadenfrohes Grinsen nicht verkneifen, denn Nadja hatte sie den ganzen Tag schon bei jeder sich bietenden Gelegenheit angezickt und anders als am Morgen hatte sie ihr irgendwann auch Beachtung geschenkt. „Melody, Shadow, seid nicht so gemein zu ihr, das hat sie nicht verdient“, bemerkte Justin plötzlich. „Ist ja schon gut“, brummte Melody, warf Nadja dennoch einen schadenfrohen Blick zu, während Shadow sich wieder verwandelte und sich in Menschengestalt an Timo lehnte. „Wo sollen wir nur mit dem Suchen anfangen…?“, murmelte der vor sich hin. Keiner antwortete darauf, jeder hing einfach nur seinen Überlegungen nach und Nadja begann sich langsam aber sicher von ihrem Schock zu erholen. „Ähm… na ja, ich habe einen Hinweis, der euch vielleicht weiterhelfen könnte“, bemerkte sie dann leise. „Was?!“, riefen alle und starrten sie an. „Warum hast du denn das nicht gleich gesagt?!“, ereiferte sich Justin. „Na ja, ich stand gerade unter Schock und davor war es mir entfallen. Wartet, ich hole es“, meinte sie und lief aus dem Heuschober. Schon nach einigen Sekunden kam sie mit einer Zeitung wieder, die sie Justin in die Hand drückte. Der Rotschopf überflog die Seite, fand dann das, was Nadja anscheinend gemeint hatte. Schnell überflog er die Zeilen, lächelte dann wissend und begann vorzulesen: „Seltsamer Fund in Nordstadt. Am vergangenen Sonntag wurde in den Wäldern bei Nordstadt ein seltsamer Fund gemacht. Ein Vogelbeobachter fand zwei Vögel mit einer höchst merkwürdigen, roten Färbung. Da die beiden Tiere offensichtlich verletzt waren, wollte er sie mitnehmen, doch als er die Tiere berührte, zog er sich leichte Verbrennungen zu. Mithilfe einer Jacke schaffte er es dennoch, die Vögel zu einem nahe gelegenen Tierarzt zu bringen, der beide versorgte. Die Tiere gehören einer bisher unbekannten Art an und werden derzeit im Frenscener Zoo aufgepäppelt. Sie werden derzeitig noch keinen Besuchern vorgeführt, was weiter mit den Tieren geschehen soll, steht zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest.“ Nachdem Justin geendet hatte, herrschte Schweigen, alle außer Marie und Nadja grinsten freudig in sich hinein. „Nun müssen wir die beiden irgendwie im Zoo finden“, sagte dann Timo. „Und das schränkt unsere Suche schon mal gehörig ein“, nickte Justin. „Würde uns bitte mal jemand erklären, was ein Zoo eigentlich ist?“, bat Shadow. „Also, ein Zoo ist ein Ort, an dem wilde Tiere, die vom Aussterben bedroht sind, gezüchtet werden, um die Art zu erhalten und in dem Leute Tiere betrachten können, die sie so nicht sehen würden“, erklärte Justin schnell. „Okay, ist gut“, sagte Shadow zum Zeichen, das sie verstanden hatte, Melody nickte nur und Moon zeigte darauf keine Regung. „Lasst uns in den Zoo fahren, vielleicht finden wir ja heute schon eine art Anhaltspunkt“, überlegte Justin und die anderen nickten zustimmend und so machten sie sich auf den Weg. Im Zoo angekommen trennten sie sich, machten einen Treffpunkt und eine Uhrzeit aus und jeder verschwand, um in einem anderen Teil zu suchen. Keiner bereute in diesem Augenblick, das sie so viele waren, denn der Tierpark war riesig und selbst so hatte jeder noch ein großes Gelände abzusuchen, wobei Moon bei weitem die größte Hilfe war, hatte sie aus der Luft den besten Überblick. Doch auch Blizzard, der bei ihrer Besprechung im Hof mit einigen der Hunde gespielt hatte, war eine große Hilfe, hatte er doch seine gute Nase zur Verfügung. Und so suchten und suchten sie den Zoo ab, doch keiner fand auch nur eine Spur der Feuervögel. Als sie sich eine Stunde später an ihrem Treffpunkt trafen, seufzten sie alle tief. „Wie vom Erdboden verschluckt“, beschwerte sich Marie. „Das kannst du aber laut sagen“, brummte Moritz. „Wir sollten für heute nach Hause gehen und morgen noch einmal länger und gründlicher suchen“, fand Justin mit einem Seufzen. Die anderen nickten zustimmend und so gingen sie nach Hause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)