Bora, Stein der Winde von Scarla ================================================================================ Kapitel 51: Guido und die Guady ------------------------------- Und da sind wir wieder“, murmelte Justin vor sich hin, als er von Thunders Rücken zu Boden glitt. Der Hengst trat unruhig auf der Stelle. Er wollte sich, nach Wochen eingepfercht auf dem Schiff, endlich mal wieder die Beine vertreten und so zog Justin ihm die Trense übern Kopf und gab ihm einen leichten Klaps. Schnell wie der Wind war der Hengst in der Ferne verschwunden und Justin kletterte zu Melody auf Zaras Rücken. Die Stute war ein Geschenk von Lord Korala gewesen. Sie war ein edles Tier, einem Araber nicht unähnlich und hatte dabei ebenso nachtendes Fell, wie Thunder. Sie sah fast schon zu zierlich aus, als das man auf ihr reiten könnte, doch die Stufe war kräftig und hatte ein hitziges Temperament. Eine wahre Prinzessin der Wüste, wie Justin fand. „In welche Richtung müssen wir?“, wollte Shadow wissen und strich über das glänzende, schwarze Fell ihres Greifen. Die Chimäre war aufgetaucht, als das Schiff angelegt hatte, ebenso wie Logi. „Folge Jerry, er kennt den Weg“, antwortete Justin. Shadow nickte und kletterte auf den Greifenrücken, dann machte sich der Trupp auf den Weg. Jerry führte sie gen Norden, einige Wochen waren sie unterwegs, als ein riesiges Waldgebiet in Sicht kam. „Ist es das?“, fragte der Rotschopf seinen Bruder und der nickte. »Ja. der Dämonenwald. Er erstreckt sich bis zum Horizont und noch weiter. Kein Wald diesen Reiches ist auch nur annährend so groß wie er und es leben nur die grausamsten aller Wesen in ihm«, fügte er hinzu. „Wollen wir gleich hinunter reiten?“, fragte Justin seine Kameraden, doch Moritz verneinte, sprang vom Rücken Logis. „Nein, lass uns die Nacht hier in der Nähe verbringen. Wir werden unsere Kraft brauchen, wenn wir gegen die Guady bestehen wollen“, verneinte er und die anderen nickten zustimmend. „Ich habe vorhin eine Felsenformation gesehen, die uns schützen wird, vor dem, was da im Wald auf uns lauern mag, da können wir die Nacht verbringen“, bemerkte Timo und wortlos drehten sie um, ritten das letzte Stück zurück. Müde schlugen sie ihr Lager auf, saßen nicht mehr lange am Feuer beisammen. Sie teilten die Wachen ein, legten sich dann schlafen. Als Justin dran war, mit Wache halten, geschah es plötzlich. Er hörte ein Rascheln und schaute in die Richtung, konnte bei Nacht jedoch nichts erkennen. Langsam stand er auf, um einen besseren Überblick zu erhalten und rief in die Finsternis: „Wer auch immer du bist, komm heraus!“ Kaum war das letzte Wort gesagt, als Thunder hinter einem Fels hervortrat. Seiner Bewegungen waren anders als sonst, das war das erste, was er erkennen konnte, doch konnte er nicht sagen, woran das lag. „Thunder, da bist du ja wieder“, sagte er und ging zu dem Hengst. Er strich über das, in der Dunkelheit, praktisch unsichtbare Fell, als er etwas nasses, klebriges berührte. Verwundert, was da das Fell seines Hengstes verklebte, hob er die Finger an die Nase und roch daran. „Blut“, murmelte er und es dauerte einige Sekunden, bis er begriff, was das bedeutete. „Du bist verletzt?!“, rief er erschrocken. Der Hengst war zu schwach, um zu antworten. Er schleppte sich mühsam in Richtung Feuer. In der Nähe ließ er sich nieder und im Schein der schwachen Glut, die Justin nur sehr langsam wieder zu einem ausgewachsenen Feuern anfachen konnte, untersuchte er die Wunde des Hengstes. Nach und nach wachten auch die anderen auf und während Justin Thunder beruhigte und versuchte, herauszufinden, was geschehen war, versorgte Moritz die Wunde so gut es irgend ging. Nach etwas mehr als einer Stunde ließ sich Moritz erschöpft zu Boden sinken. „Was hat er dir erzählt?“, wollte er wissen und schaute seinen Sohn müde an. „Guady. Sie haben ihn angegriffen und verletzt, aber sie sind ihm nicht weiter gefolgt. Sie haben sich damit begnügt, ihn so zuzurichten, warum auch immer“, antwortete Justin. »Sie werden wohl der Blutspur folgen, wenn sie wieder Lust haben, auf das zerreißen von Fleisch«, mischte sich Jerry ein. „Mal bitte nicht den Teufel an die Wand, Bruderherz. Das brauchen wir nämlich gar nicht, das sie hier plötzlich auftauchen“, meinte Justin erschöpft. »Ssu Sspät«, zischelte eine Stimme. Erschrocken sprang Justin auf und schaute sich um, das er sah niemanden, der das hätte sagen können. »Wir warten in der Finssterniss auf euss«, erklärte die Stimme weiter, »Komm doss her und rässe diss an unss. « „Hört ihr das auch?“, fragte Justin die anderen. „Nein, was denn?“, erkundigte sich Timo. „Sie sind hier. Sie haben uns umzingelt“, meinte Justin. „Wer?“ „Die Guady.“ „Sicher?“ Justin nickte, stand auf und schaute sich noch einmal aufmerksamer um. „Sie werden uns wohl nicht einfach so gehen lassen. Ich denke, dass wir kämpfen müssen. Oder einfach nur schnell genug ihren Ring durchbrechen, um zu fliehen“, erklärte er. „Dann auf die Pferde. Auf einen Kampf sollten wir uns jetzt nicht mit ihnen einlassen“, meinte Melody und ging zu Zara. Wortlos folgten die anderen und bald saßen sie auf dem Rücken ihrer Tiere. Nur Justin blieb bei Thunder. »Warte bitte einen Augenblick, ich bin gleich wieder auf dem Damm«, murmelte der Hengst. „Bist du nicht“, widersprach der Rotschopf. »Doch. Vergiss nicht, ich bin der Donner und der Blitz. Ich erhole mich schneller, als du das jemals könntest«, antwortete der Hengst und wie um seine Worte zu unterstützen, stand er auf. Er schwankte leicht, konnte sich noch nicht richtig halten, doch schon wenigen Sekunden danach stand er fest auf allen vier Beinen. »Steig auf, sie werden nicht ewig in der Finsternis warten«, meinte der Rappe. Justin zögerte noch einen Augenblick, doch er wusste, dass er keine Wahl hatte. Keines der Tiere seiner Begleiter würde ihn noch zusätzlich tragen können, wenn sie gleich verschwinden würden. So kletterte er also auf den Rücken des Einhorns und ließ ihn zu seinen Begleitern gehen. „Wir sollten uns aufteilen, so können wir leichter entkommen“, murmelte Justin den anderen zu, die nickten. „Vielleicht wäre es auch von Vorteil, wenn wir nacheinander durchstoßen würden“, überlegte Timo und wieder kam nur nicken zurück. „Gut. Thunder sollte entweder gleich als erstes oder praktisch als der Letzte. Wir haben nämlich die Chancen, das es entweder so sein wird, das sie den ersten kaum verfolgen, weil sie ja noch vier andere haben oder aber gerade den ersten erst recht, weil der dann ja eigentlich ziemlich leichte Beute ist. Was meinst du, Justin?“, wollte Shadow wissen. Justin macht sich nicht die Mühe, zu antworten, sondern ließ Thunder plötzlich im vollen Tempo in die Finsternis preschen. Er sah um sich herum, wie viele Schatten ebenfalls in eben diese Richtung huschten und der Schrei seiner Begleiter sagte ihm, das sich die Guady, die sich auf der anderen Seite des Feuers befunden hatte, einfach durch die Gruppe durchgesprungen waren, nur um ihn zu folgen. Er hatte also das ganze Rudel am Hals, wie er sich schon gedacht hatte. Sie hatten es auf ihn abgesehen, seine Freunde waren unwichtig. „Thunder! Meinst du, du kannst ihnen irgendwie entkommen?!“, rief er dem Hengst ins Ohr. »Ich kann es nur versuchen, nichts versprechen! «, antwortete der Hengst und legte noch einen Zahn zu, was Justin bei der Verletzung nicht gedacht hätte. „Vielleicht bringt es etwas, wenn du fliegst!“, fiel ihm plötzlich ein. »Würde ich ja gerne, aber das war ja das Problem. Sie haben mir den Flügel zerrissen! Die Schwinge und die Flanke! «, antwortete Thunder und Justin biss sich auf die Lippen, schaute sich um und versuchte, in der totalen Finsternis den Feind auszumachen. „Hätte ich doch wenigstens mein Schwert“, murmelte er. »Ich habe mein Horn, aber das wird wohl nicht reichen, oder? « „Nein, ich befürchte, das wird nicht reichen. Außerdem würde dich ein Kampf nur vom Rennen ablenken und das ist im Moment wohl die wahrscheinlichste Methode, ihnen zu entkommen“, meinte Justin. »Wir sollten uns vielleicht verstecken, im Wald fliest ein Bach, dem Lauf können wir eine Weile folgen und uns dann verstecken. Nicht einmal sie könnten uns dann sehen«, überlegte Thunder und Justin stimmte nach kurzem nachdenken zu. Und so legte der Hengst noch einmal nach und langsam aber sicher sah es so aus, als würden sie entkommen können, dann waren sie im Wald und Justin hatte keinerlei Chancen mehr, die Feinde zu erkennen. Nach etwa zehn Minuten sprang Thunder in einen Bach, sodass das Wasser nur so um sich spritze und in großen Galoppsprüngen folgte er dem Wasserlauf eine Weile, bis er mit einem noch größerem Satz wieder ans Ufer sprang. Dort angekommen blieb er schwer atmend stehen und beide lauschten, doch sie hörten keine verdächtigen Geräusche. „Lass uns ein wenig ausruhen“, murmelte Justin und glitt von Thunders Rücken. Wortlos trat der Hengst ins Unterholz. Der Rotschopf hörte, wie er eine Weile ging und dann wieder zum Bach stieß, an dem er mit tiefen Zügen trank. Justin setzte sich zu Boden, lehnte sich an einem Baum und schloss die Augen, versuchte seinem Atem zu beruhigen. Obwohl Thunder gerannt war, fühlte auch er sich, wie nach einem Marathonlauf. Er war erschöpft und müde und er wollte gar nicht erst wissen, wie Thunder sich fühlen mochte, mit dem verletzten Flügel und der zerrissenen Flanke. Dieser kam schon nach kurzer Zeit zurück und legte sich ebenfalls nieder. „Wie geht’s dir?“, erkundigte sich Justin und stand auf. Thunder antwortete nicht mal auf seine Frage, sondern beobachtete den Jungen, wie er den, von Moritz angelegten, Verband entfernte und sich die Wunde darunter ansah. Durch die Belastung beim Rennen sah vor allem die an der Flanke nicht besonders gut aus. „Ich glaube, die Zentauren werden warten müssen. Sobald es möglich ist, werden wir den Wald verlassen und uns einen sicheren Ort suchen. Da muss deine Wunde erst einmal richtig ausheilen“, fand Justin. Wieder antwortete Thunder nicht, sondern schloss die Augen und schien zu schlafen. Justin lauschte noch mal aufmerksam in die Nacht, dann legte er sich zu dem Hengst. Er versuchte zwar, nicht einzuschlafen, doch er nickte immer und immer wieder weg. Als er das eine mal aufwachte, spürte er ein Gewicht auf seiner Armbeuge und als er müde hinunterblickte, lag da ein kleines Wesen. Es hatte den Kopf eines Kaninchens und den Körper eines Eichhörnchens, ebenso den Schweif, war aber größer. Die langen Hasenohren waren von Pinseln gekrönt und als das Wesen im schlaf schmatze, entblößte es dabei nadelspitze, gefährliche Zähne. Justin brauchte einen Augenblick, um wieder halbwegs zu sich zu kommen, als er dann jedoch diese Zähne sah, sprang er mit einem spitzen Schrei auf und warf das Wesen ins Unterholz, wo es mit einem quicken landete. Geschockt starrte Justin in die Richtung, während Thunder ihn verwundert anschaute. »Was ist? «, wollte der Hengst wissen. „D-da war so ein Vieh!“, rief Justin entsetzt. In dem Moment krabbelte der Guady aus dem Unterholz zurück und schaute ihn vorwurfsvoll an. »Ess hätte auss gereisst, wenn du mir einfass nur gessagt hättesst, dass iss hier unerwünsst bin«, moserte es. Justin schaute den Guady verwundert an. „Du… du…“, stotterte er. Er konnte nicht glauben, dass der Guady so normal mit ihm sprach und nicht versuchte, ihn in der Luft zu zerfetzen. »Du riechst anders, als die anderen«, bemerkte Thunder, der aufgestanden war, dem Tier gegenüber. »Iss bin ja auss anderss alss die anderen. Iss bin nisst daran interesssiert, andere Wessen zu zerfessen«, antwortete der Guady. „Du bist also keines dieser Monster...? Ich meine, du siehst so aus, wie eines, deswegen bin ich leicht verwirrt“, meinte Justin. »Nein, unter den anderen bin iss ein aussgesstossener. Iss bin eben ssu anderss«, lispelte das Wesen. „Meinst du, wir können dem Vieh trauen, Thunder?“, fragte Justin leise den Rappen. »Ich denke schon. Er ist nicht so, wie die anderen, ob jedoch zum Guten oder Schlechten, das werden wir jetzt nicht sehen. Aber ich denke, er ist vertrauenswürdig«, meinte der Hengst. „Okay, okay. Aber ich denke, wir sollten trotzdem von hier verschwinden. Wenn uns der da gefunden hat, werden das die anderen auch schaffen“, überlegte Justin und der Rappe stimmte ihn zu. »Ssoll iss euss hinaussführen, auss diessen Wald?«, bot der Guady an. »Ja. Er kennt sich hier besser aus, als wir«, stimmte Thunder zu. „Und wenn das doch nur eine Falle ist?“, überlegte Justin. »Iss ess nisst. Wiesso ssollte iss euss auss in eine Falle locken wollen?«, erkundigte sich der Guady, »dann hätte iss auss gleiss die anderen herbringen können.« „Das mag ja so sein, aber wenn ich eines gelernt habe, seitdem wir hier sind, dann das, das man bei alles und jedem erst einmal Vorsicht walten lässt und erst einmal die schlimmsten Möglichkeiten durchgeht. Nichts gegen dich persönlich. Wie heißt du eigentlich? Oder habt ihr keine Namen?“, erkundigte sich der Rotschopf. »Nein, eigenliss haben wir keine Namen, doss iss bin ein aussgesstosssener, desswegen besseissnen miss die anderen alss -“, es folgte ein Laut, bei dem Justin sich wahrscheinlich die Zunge gebrochen hätte, hätte er versucht, ihn nachzusprechen. „Ähm, ja, das kann ich leider nicht aussprechen. Definitiv nicht. Also, hast du etwas dagegen, wenn ich dir einen anderen Namen gebe? Einen, den ich aussprechen kann?“, erkundigte er sich. Der Guady schüttelte den Kopf und schaute ihn erwartungsvoll an. Justin dachte nach. „Also irgendwie erinnerst du mich entfernt an so ein kaninchenartiges Vieh aus einem meiner Spiele. Es hieß Guido. Darf ich dich so nennen, Guido?“, fragte er dann. »Ja, darfsst du. Aber, wenn iss euss sson nisst führen ssoll, darf iss euss dann begleiten? Iss mösste nisst mehr hier bleiben«, bat Guido und Justin nickte. „Ja, ich denke, das können wir machen, oder Thunder?“, erkundigte er sich. Der Hengst antwortete nicht, sondern machte lediglich eine Kopfbewegung, die wohl heißen sollte, das es besser wäre, wenn sie jetzt weiter kommen würden und so nahm Justin Guido auf den Arm und kletterte auf den Rücken des Hengstes. Der galoppierte sofort los, auf der Suche, nach einem Weg hinaus aus dem Wald. Guido sagte die ganze Zeit über nichts, auch wenn man ihm deutlich ansah, wenn der Rappe den falschen Weg einschlug, einen, der tiefer hineinführte in die Finsternis. Doch blieb er still und so dauerte es eine ganze Zeit, bis sie endlich den Wald verließen. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, es musste also um die Mittagsstunden herum sein. Im Wald hat man das nicht bemerkt, durch das dichte Blätterdach hat man die Sonne nicht sehen können und so waren sie alle im ersten Augenblick geblendet. Doch schon nach einigen Sekunden konnten sie wieder ein wenig sehen und als sie sich soweit an das Licht gewöhnt hatten, dass sie sich umblicken konnten, da sahen sie eine Hütte auf einem Hügel stehen. Sie alle drei waren verwundert darüber, dass so nahe am Dämonenwald eine Hütte stand, und so trug Thunder sie alle hinauf. „Bewohnt ist die Hütte auf jeden fall“, meinte Justin und deutete auf eine Rauchfahne, die sich aus dem Schornstein kräuselte, dann glitt er vom Rücken des Hengstes, setze Guido auf den Boden und klopfte an die Tür. „Hallo?! Ist jemand zu hause?!“, rief er. Man hörte, wie es drinnen polterte und sich eilige Schritte der Tür näherten, dann wurde sie geöffnet und ein Mann schaute heraus. Er hatte leuchtend blaue Augen und zerzaustes Haar, das wohl vor mehr als einem Jahrzehnt zum letzten mal einen Kamm gesehen hatte, wenn überhaupt jemals. Die Haut war braun gebrannt und von mehreren Narben zerfurcht. Man sah ihm an, dass er wohl schon immer so gelebt hatte. „Ja?“, fragte er und schaute Justin misstrauisch an. „Guten Tag, ich, äh…“, der Rotschopf wusste nicht, was er sagen sollte. Er hatte eigentlich nur wissen wollen, was für ein Kerl so nahe des Waldes lebte, doch das zu sagen, dabei wäre er sich ziemlich dämlich vorgekommen, also überlegte er. »Frag ihn, ob er die anderen gesehen hat«, sagte Thunder von hinten. „Ähm, ja, haben sie zufällig eine Gruppe von vier Personen hier gesehen? Sie sind ziemlich auffällig, weil einer einen Drachen reitet und eine andere einen schwarzen Greif. Und ein Falke müsste auch dabei sein, ein rostroter Turmfalke“, erklärte Justin. »Blödmann«, meldete sich plötzlich die vertraute Art Jerrys, »wenn du wissen willst, wo ich bin, dann brauchst du keine fremden Leute fragen, sondern nur mich. Ich hätte dich schön zurücklotsen können, aber nein, natürlich machst du mal wieder alles komplizierter, als es ist. Warum aber auch leicht machen, wenn es auch schwer geht, nicht wahr? « Justin biss sich auf die Lippen, um nicht auszusprechen, was er sagen wollte, sondern zwang sich dazu, dem Mann zuzuhören. „Ja, deine Gruppe habe ich gesehen. Sie kamen hier vorbei und haben jemanden gesucht, der auf dich passt. Sie sind aber schon weiter, nur der Falke ist hier geblieben, den werde ich nicht mehr los, warum auch immer“, brummte der Kerl. „Jerry ist hier? Wo ist er?“, wollte Justin sogleich wissen. »Schau mal nach oben, Blödmann«, war Jerrys Kommentar. Sich unglaublich dämlich vorkommend trat Justin drei Schritte zurück und schaute hinauf zum Dach der Hütte. „Da hockst du also, hättest du aber auch gleich sagen können“, knurrte er. »Gedankenlesen«, war Jerrys einziger Kommentar dazu, dann flatterte er auf Justins Schulter. „Sag mal“, meinte der Mann aus der Hütte, „du kommst mir so bekannt vor. Hattest du jemals mit Lord Odin zu tun?“ „Lord wer?“, fragte Justin verwundert. »Mein Meister. Lord Odin. Der, bei dem ich aufwuchs. Ich erzählte dir von ihm. So heißt er unter seinen Zöglingen«, erklärte Jerry. „Ach so, der!“, rief Justin, ohne das der Fremde etwas sagen konnte, was dem wiederum einen misstrauischen Blick ins Gesicht zauberte. „Du kennst also den Meister. Kann es sein, das wir uns dort einmal getroffen haben?“, wollte er wissen. »Jetzt tu mir doch bitte mal den Gefallen und überlass mir mal deinen Körper, ich habe mit Mike ein Wörtchen zu reden. Einfach so mit einem Bogen auf mich zu zielen!«, giftete Jerry. „Nein, werde ich gewiss nicht! Wenn du mir sagst, was ich sagen soll, dann mache ich das, aber lass meinen Körper in frieden!“, rief Justin und der Fremde hielt ihn jetzt wohl vollständig für nicht mehr ganz richtig im Kopf, zumindest sagte sein Gesichtsausdruck genau das. »Okay, okay, dann sag diesem Penner doch bitte mal, das wir beide uns sehr gut kennen. Vom Bogentraining, er hat mir damals Nachhilfe gegeben. Dabei habe ich mich mit ihm angefreundet«, meinte Jerry. „Öhm ja, also, na ja, nein, wir beide kennen uns nicht, aber du kennst den Falken. Das ist nämlich Jerry, den hast du bei irgend so einem Bogentraining kennen gelernt und ihr habt euch wohl ganz gut verstanden“, meinte Justin. „Der Falke, ja?“, fragte der Mann in einem Ton, als würde er mit einem Kind sprechen. „Ja, das mag sich ziemlich verlogen anhören, aber es ist so. Also na ja, der Falke war ursprünglich nämlich mal Jerry, mein Zwillingsbruder, aber das war so, das er sich nicht an die Anweisungen des Todesgottes gehalten hat und deswegen wurde er in einen Falken verwandelt“, erklärte Justin kurz. „Ach so, das ergibt schon ein wenig mehr Sinn. Auch, warum du ihm so ähnlich siehst“, meinte der Mann. »Schön, das er das auch endlich schnallt«, brummte Jerry, flatterte dann auf die Schulter des Mannes, der den Falken eingehen musterte. „Okay, dann bist du eben Jerry. Schön, dich mal wieder zu sehen, auch wenn du dich nicht ganz so gut gehalten hast. Ich meine, bist ja schon ein wenig geschrumpft und alles…“, meinte der Mann, was ihn einen schmerzhaften Hacker von Jerry einbrachte. Eine Weile redete er noch so auf den Falken ein, der entweder von Justin übersetzen lies, oder aber selber antwortete, indem er von Schnabel und Fängen gebrauch machte. Doch Justin wurde immer unruhiger, er wollte zu seinen Freunden zurück. „Was ist denn?“, fragte der Mann dann irgendwann auch. „Nun ja, ich würde ganz gerne meine Freunde suchen gehen, aber ich möchte nicht, das Jerry jetzt plötzlich… na ja, verschwunden ist und ich ihn dann noch mal suchen muss, verstehen sie?“, wollte Justin wissen. „Natürlich. Was macht ihr eigentlich hier in der Gegend?“, fragte der. „Wir, nun…“, knapp erzählte Justin von allem, was sich so ereignet hatte und warum sie hier waren. „Die Zentauren, ja? Da kann ich euch sogar weiterhelfen, jedoch werden wir dazu den Wind brauchen. Die Guady sind viele, alleine mit dem Schwert ist ihnen nicht beizukommen. Also brauchen wir Bora oder Drachenwind. Da sich Bora im Besitz des Feindes befindet, müssen wir irgendwoher Drachenwind bekommen. Und jemand, der seine Macht nutzen kann und zwar seine volle Macht“, meinte Mike, wie der Mann hieß. „Das sollte kein Problem darstellen. Mein Vater führt das Schwert meisterlich, er wird seine Macht sicherlich nutzen können“, meinte Justin. „Sei dir da nicht so sicher. So manch einer, der ein Schwert gut führt, hat keine Ahnung, wie man die wahre Macht entfalten kann, die in jeder Waffe steckt, die ein Schmied voller hingabe und mit seinem Herzblut schmiedete. Aber nun, sei’s drum, lass sie uns suchen gehen“, meinte Mike. Justin nickte, stand auf und kletterte auf Thunders Rücken, nachdem er Guido hinauf gehoben hatte. Mike holte sich ein Einhorn von irgendwoher, Justin fragte ihn nicht, dann ritten sie los. Es dauerte mehrere Stunden, bis sie die anderen eingeholt hatten. Es gab lediglich eine knappe Begrüßung und eine, nicht weniger knappe, Erläuterung der letzten Nacht und des vergangenen Morgens, dann wurde auch schon Kriegsrat gehalten. „Was genau meinst du mit der wahren Macht Drachenwinds?“, wollte Moritz sogleich wissen. „Nun, Drachenwind hat die Macht, mit einem Streich einen tödlichen Sturm auszulösen. Ein Wind, der die Blätter der Bäume in tödliche Geschoße verwandelt, ohne jedoch den Bäumen Schaden zuzufügen. Das zum Beispiel ist eine der besondern Fähigkeiten des Schwertes“, erklärte Mike. „So was werde ich wohl nicht können“, meinte Moritz. „Wieso denn nicht?“, wollte Justin wissen. „Der Windssohn kann die Macht des Schwertes nur so lange nutzen, bis er das Schwert an seinem Erben übergeben hat oder bis der Weltenretter selbst geboren ist“, erklärte Mike. „Genau und Justin ist der Weltenretter. Deswegen wird nur er das können“, nickte Moritz. „Sag mal, macht es spaß, mich zu ignorieren, egal, was ich sage?“, knurrte Justin. „Justin, mir ist egal, was du sagst. Meiner Ansicht nach kann es nicht anders sein, auch wenn du es noch so wenig wahr haben willst“, antwortete Moritz und sofort wollte Justin auffahren, doch sein Vater hielt ihn mit einer Handbewegung zurück. „Nein, mein lieber, ich habe keine Lust, auf endlos lange Diskussionen, also sei ruhig. Du wirst das machen, nicht ich, und es ist mir absolut egal, was du dagegen sagst“, erklärte er mit einem Knurren. „Und wenn ich nicht will?“, widersprach Justin trotzdem. „Und ich dachte immer, Kinder seien mit siebzehn aus der Trotzphase raus“, seufzte er. „Nein, mit sechzehn sind sie mitten in der Pubertät“, griente Timo, was ihm einen giftigen Blick Moritz’ einbrachte. „Okay, Justin. Du wirst das Schwert so oder so irgendwann bekommen, da wirst du nicht drum herum kommen, egal was wir beide nun denken und was wahr ist. Also kannst du es genauso gut auch jetzt nehmen und damit die dritte Aufgabe lösen! Mach es doch nicht schwerer, als es eigentlich ist“, seufzte der dann. „Warum meinst du, dass ich das Schwert irgendwann nehmen werde, komme, was wolle?“, wollte der Rotschopf genervt wissen. „Ganz einfach, weil du Moritz’ Sohn bist“, antwortete Shadow mit einem Grinsen, was Justin einen schrägen Blick entlockte. „Aha“, machte er nur. „Soll ich erklären?“, fragte die Chito. „Ja, mach mal“, nickte Timo. „Also, es ist ähnlich wie bei mir auch. Das Schwert kann nicht ewig im Besitzt von Moritz sein, irgendwann scheidet nämlich auch er dahin. Das Schwert aber braucht trotzdem einen Träger. In dem Fall also Justin. Mit dem Schwert gehen aber auch alle Kräfte auf ihn über, Moritz hat dann also keine Macht mehr, über das Schwert“, erklärte Shadow. „Uns was würde passieren, wenn Moritz das Schwert dennoch einzusetzen versuchte?“, erkundigte sich Justin, nun sichtlich interessiert, „Nun, weil er ja der frühere Besitzer wäre, würde das Schwert sich von ihm nehmen lassen, sollte er jedoch versuchen, seine Macht zu nutzen, würde die sich gegen ihn richten, wenn jedoch ein anderer, der gar nichts mit den Schwertern zu tun hat, versuchen sollten, es zu berühren, wäre es so, als würden wir schneidenden Wind anfassen. Es würde uns die Hände zerfetzen, egal was wir auch täten“, erklärte Melody. „Tolle Aussichten“, murmelte Timo, dann kam ihn jedoch ein Gedanke. „Warum machen wir es uns dann nicht einfach?“ „Wie, was meinst du?“, fragte Shadow. „Na ja, wir könnten doch den Todesgott irgendwie dazu bringen, das er versucht, jemanden mit Drachenwind anzugreifen, dann würde sich das Schwert doch gegen ihn richten, oder nicht?“, fragte er. „Stimmt eigentlich. Warum machen wir das nicht?“, stimmte Justin zu. „Ganz einfach, bei Göttern gelten andere Gesetze. Außerdem wird er es wissen“, antwortete Mike. „Also werden wir wohl oder übel den alten Weg weiterhin verfolgen und uns jetzt um die Zentauren kümmern“, meinte Shadow und schaute dabei Justin auffordernd an. „Ja, okay, ich mache es. Aber ich weiß nicht, wie man das Schwert führen soll, seine Macht nutzen kann“, meinte Justin, sah dabei alles andere als begeistert aus. Den Rest sprach er nicht aus. „Das wird in der Tat ein Problem sein, das du nicht weißt, wie es geht, wie man mit Drachenwind umgeht“, murmelte Mike. „Nicht wirklich“, sagte Moritz. „Wieso?“, kam es einstimmig. „Ganz einfach, wegen Melody“, antwortete der. „Wieso wegen mir?“, wollte Melody wissen und schaute Moritz verwundert an. „Nun, du hast dich doch auf Windmagie spezialisiert, oder irre ich mich da?“, fragte er. „Ja, die Windmagie beherrsche ich am besten, aber was hat das mit Drachenwind zu tun oder gar mit unserem Problem?“, fragte sie. „Ganz einfach. Den Wind beherrschen ist auch nicht viel anders, als Drachenwind zu führen. Bringe Justin einfach bei, wie er mit dem Wind umzugehen hat, dann sollte er auch mit Drachenwind klarkommen“, erklärte Moritz. „Aber das ist nicht so einfach, Moritz! Das kann ewig dauern!“, widersprach Shadow. „Ja, aber hat einer von euch einen besseren Vorschlag?“, wollte Justin wissen. Niemand antwortete. „Gut“, meinte Moritz und löste die Schnalle mit der er Drachenwind an seiner Hüfte festgemacht hatte und reichte Justin das Schwert, der es nur zögernd und mit sichtbarem Widerwillen entgegen nahm. Behutsam zog er die Klinge und betrachtete sie eingehend. Sie war sturmgrau und schärfer als ein Skalpell. Er hatte Angst vor der Macht des Schwertes und er wusste, dass er genau deswegen nicht mit ihr umgehen konnte. Man kann nichts beherrschen, vor dem man Angst hat. Doch er wusste, dass er schnell seine Angst bekämpfen musste. Es war mittlerweile Winter, sie hatten einfach keine Zeit mehr. „Ich finde, wir sollten gleich los“, sagte er nach kurzer Zeit des Schweigens. „Wie? Obwohl du gar nicht umgehen kannst, mit deinem Schwert?“, fragte Melody erstaunt. „Ja. Es wird nichts bringen, wenn wir hier Woche um Woche unsere Zeit vertrödeln, stattdessen sollten wir los, so schnell es nur geht. Es ist immerhin schon Dezember, wir arbeiten schon fast ein ganzes Jahr an diesen drei Aufgaben. Irgendwann müssen wir es doch mal schaffen und wenn wir jetzt anfangen, irgendwelche Übungsstunden zu veranstalten, dann vergeuden wir nur unnötig Zeit und zwar Zeit, die wir vielleicht nicht haben. Er wird ungeduldig, das weiß ich. Also lasst uns sofort los reiten. Guido, kennst du den Weg zu den Zentauren?“, Justin schaute zu dem Guady, der auf Thunders Rücken hockte. »Klar kenne iss den Weg. Iss habe jahrelang dort gewohnt. Bevor ssie miss rausssmissen, auss der Gruppe. Weil iss ssu anderss war«, erklärte Guido. „Gut, dann gib uns bitte den Weg an“, bat Justin und kletterte zu ihn auf den Rücken Thunders. Auch die anderen kletterten auf ihre Reittiere und folgten dem Rappen, der, geführt von Guido, den Weg in den Wald einschlug. Sie waren einige Tage unterwegs, denn das Lager der Guady lag im Sumpf im Herzen des Waldes, doch wenn sie Guido nicht gehabt hätten, hätten sie ungleich länger gebraucht. Wahrscheinlich wären sie nie angekommen, sondern wären verhungert oder verdurstet, doch dann sahen sie das Lager. Die Zentauren waren eingepfercht wie Pferde und die Guady, die jedoch viel größer waren, als Guido, bewachten sie. Wenn einer der Zentauren nicht gehorchte, so wurde er gebissen und gekratzt, so manch einer auch gleich in der Luft zerrissen. Der Boden war getränkt von Blut, das wusste Justin. Es waren auch nur noch wenige übrig von diesem stolzen Volk. „Gut, Mike. Jetzt sag mir doch mal, was ich tun soll“, meinte Justin, nachdem sie die Lage abgecheckt und sich wieder einige Meter zurückgezogen hatten. „Du musst schauen, dass du keinen der Zentauren erwischt und dann einfach nur schlagen. Du musst nichts treffen, musst dir dabei aber einen Sturm vorstellen, dann sollte Drachenwind eigentlich einen kleinen Sturm entfachen“, meinte Moritz anstelle von Mike. „Sicher?“, hakte Justin nach. Er hatte keinerlei Lust darauf, dass der Plan schief ging und sie sich plötzlich dem gesamten Guadyvolk entgegen sahen, die nichts anderes wollten, als sie alle zu zerreißen. „Probieren geht über studieren“, war Mikes Kommentar dazu. „Und was geschieht, wenn es schief geht?“, wollte Justin weiter wissen. „Justin, du wirst nie eine Garantie dafür haben, dass etwas klappt. Ein gewisses Risiko ist immer dabei, aber wenn du schon so redest, dann wird es auch nicht klappen. Hab Vertrauen in dich und deine Fähigkeiten. Du schaffst das, da bin ich mir sicher“, versuchte Moritz seinen Sohn aufzumuntern, doch das war die falsche Taktik. So machte er Justin nur noch nervöser, was auch die anderen bemerken mussten. „Justin“, meinte Melody dann, „stell dir einfach vor, dass du diesen ganzen gepeinigten Seelen helfen kannst. Ein jedes Wesen kann es eine Weile in Gefangenschaft aushalten, jedoch nicht für immer. Und wenn du ihnen nicht hilfst, dann tut es niemand, also habe Vertrauen. Vertrauen auf dich und deine Fähigkeiten und vertrauen darauf, das es gut gehen wird.“ Justin dachte einen Augenblick lang über diese Worte nach, dann nickte er. „Du hast Recht. Ich sollte mich echt mehr auf meine Fähigkeiten verlassen. Jedoch liegen die weder im kämpfen noch im töten, deswegen wäre es wohl besser, wenn ihr hier verschwinden würdet“, meinte er dann. „Wieso, was hast du vor?“, wollte Timo wissen. „Na, ganz einfach, ich werde mit ihnen sprechen“, antwortete Justin. „Bist du lebensmüde?!“, keuchte Shadow. „Nein, keineswegs. Ich habe eine scharfe Klinge, mit der ich mir meine Haut schon erwehren weiß und einen schnellen Einhornhengst, der mich wie der Wind hier heraus trägt, wenn er dieses Risiko eingehen mag. Und ich habe das nagende Gefühl, das man sie nicht angreifen sollte, das dies die falsche Methode ist“, antwortete Justin. „Okay, dann gehen wir. Aber pass gut auf dich auf und komm in einem Stück wieder“, antwortete Moritz, nachdem er seinem Sohn eine kleine Weile wortlos in die Augen geschaut hatte. Justin nickte lediglich und die anderen standen zögernd und widerwillig auf und gingen. „Wir werden in der Elbenfeste auf dich warten“, sagte Melody zum Abschied, dann ritten sie davon. Nur Thunder blieb bei ihm. Nur kurz schaute Justin seinen Freunden noch nach, dann schaute er Thunder an und fragte: „Können wir?“ »Natürlich. Ich bin immer bereit«, antwortete der Rappe. Justin nickte und trat dann durch das Dickicht, hinaus auf die große Lichtung. Nach und nach wandten sich alle Blicke der Guady auf ihn. „Seid gegrüßt“, sagte Justin. »Oho, du bisst mutig, Junge. Dass musss man dir lasssen“, meinte einer der Guady in seiner Nähe. »Mutig? Vielleisst. Dumm? Auf jeden Fall«, fügte ein andere hinzu und der Rest lachten dreckig. „Wie man es nimmt. Ich möchte nur, dass ihr die Zentauren freilasst und sie nie wieder mehr behelligt. Nicht mehr, nicht weniger“, sagte er. »Und wass passsiert, wenn wir unss weigern? «, wollte der Guady wissen, der als erstes gesprochen hatte. „Vorerst nichts. Ich werde mich zurückziehen, aber ich werde wiederkommen. Und dann werde ich Drachenwind einsetzen. Oder auch nicht“, antwortete Justin. »Er will unss drohen, wie niedliss«, meinte ein anderer Guady und wieder lachten sie. „Nein, das ist keine Drohung, das ist das, was ich tun werde, eine Prophezeiung“, widersprach Justin. »Tssa, ssu ssade. Er hat unss leider verboten, die Ssentauren weiter hier zu behalten, wenn du ess ohne Waffen verssusst. Wir werden ssie gehen lasssen«, meinte ein Guady bedauernd. „Und sie in Ruhe lassen“, forderte Justin. »Ja, leider hat er unss auss dass befohlen«, nickte das Wesen, deutete den anderen, die Zentauren gehen zu lassen. Diese bewegten sich erst zögernd, dann sprangen sie in schnellen Galoppsprüngen davon. Justin nickte zufrieden und wollte sich umdrehen und gehen, doch Jerry hielt ihn davon ab. »Dreh ihnen nicht den Rücken zu! Egal, was du tust, dreh ihnen niemals den Rücken zu! Das werden sie in jedem fall ausnutzen, sie haben nämlich unter Garantie den Befehl, dich nicht einfach so, vollkommen unbehelligt verschwinden zu lassen«, warnte er und Justin tat, was sein Bruder ihm riet und ging rückwärts zurück. Doch dass er sah, was bei den Guady los war, das änderte nichts daran, dass plötzlich Bewegung in die Masse kam und das ganze Rudel auf ihn zustürmte. Mit einem Satz war Thunder an seiner Seite und er schwang sich schnell auf den Rücken des Rappen, dann preschte der Hengst auch schon los. Obwohl der Wald die Heimat der Guady war und Thunder normalerweise nur im Flachland rannte, kamen sie schnell voran und ihre Verfolger vielen immer weiter zurück. „Kennst du den Weg hier heraus?!“, wollte Justin von dem Hengst wissen. »Ja, keine Sorge. Ich habe ihn mir gemerkt!«“, rief Thunder zurück. „Gut!“, war Justin einziges Kommentar, dann verbrachte er die nächste Zeit schlicht damit, bei dem wahnwitzigem Tempo nicht von irgendeinem Ast, der zu tief hing, erschlagen zu werden oder das er von dem Rücken des Rappen viel, was bei dieser Geschwindigkeit durchaus ebenso tödlich enden konnte, doch irgendwann hatten sie den Wald hinter sich und so hatte Justin wenigstens ein Problem weniger. Jetzt musste er nur noch bei dem, noch einmal gesteigertem Tempo, oben bleiben. Die Guady waren schon lange nicht mehr in Sichtweite, doch das musste nicht viel heißen. Bald schon hatten die beiden die anderen eingeholt. Schnaufend verfiel Thunder in einen langsamen Schritt. „Justin! Da bist du ja schon wieder!“, rief Melody erfreut. „Tja, wie du sehen kannst…“, murmelte Justin. Er versuchte erst einmal, wieder ein wenig zu Atem zu kommen und auch sich ein wenig zu erholen, dann berichtete er wieder, was geschehen war. „Das heißt, jetzt folgt das große Finale“, meinte Moritz. Die anderen nickten ernst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)