Growing Rose Of Love (Teil 2) von Lina_Kudo (Aufblühende Rose der Liebe (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 21: Shakeup ------------------- Kapitel 21: SHAKEUP Aufrüttelung ****Rückblick**** Nun musste er langsam wirklich gehen; schon viel zu lange stand er hier auf diesem Dach und dachte über schöne vergangene Zeiten nach. Je länger er seinen Aufbruch hinauszögerte, desto schwerer würde es ihm fallen. „Also los ...“, murmelte er, senkte seinen Blick, zog seine Hände aus den Hosentaschen und ballte sie zu zittrigen Fäusten. Er setzte zum Sprung an, als plötzlich eine Tür hinter ihm aufsprang und eine ihm nur zu bekannte Person auf ihn zurannte. Die erschöpfte Stimme erklang keuchend und zugleich erleichtert, als sie nach langer Verschnaufpause endlich zum Reden kam. „Wusste ich doch, dass ich dich hier finde!“ ****Rückblick**** http://www.youtube.com/watch?v=dTTb3JhAeuk („Something Happened To My Heart“ - A&T) „Du scheinst nicht der Sportlichste zu sein, was?“, fragte Seiya den hochgewachsenen Mann eintönig und betrachtete dabei weiter den frühen Abendhimmel, der immer noch einen orange-rötlichen Ton hatte. Die Schleierwolken hatten sich mittlerweile vollständig aufgelöst. „Eigentlich schon, aber aufgrund meines Studiums bin ich in letzter Zeit wirklich kaum zu Sport gekommen und meine Kondition und Ausdauer lässt daher auch wirklich zu wünschen übrig. Früher war das noch nicht so schlimm, als ich noch regelmäßig als Tuxedo Mask tätig war.“, gab der Student grinsend zu, bevor er von einer Sekunde auf die andere ernst wurde. „Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Kannst du mir verraten, was das Ganze hier soll? Wegen dir denkt Usagi jetzt tatsächlich, dass ich die Schuld trage, dass du sie verlassen hast.“, sagte Mamoru mit einem vorwurfsvollen Ton. „Du hast gesagt, dass du deine Zukunft nach wie vor genau kennst. Ist doch klar, welche Zukunft du damit meinst. Bedauerlicherweise ist für mich da kein Platz frei.“, erklärte Seiya mit schleichendem Spott und sah sein Gegenüber ruhig an. „Zwar kenne ich dich noch nicht so gut, aber meine Menschenkenntnis reicht gerade noch so aus, um auch jetzt schon mit hundertprozentiger Sicherheit sagen zu können, dass du kein Mensch bist, der so schnell aufgibt. Warum also in diesem Fall?“, folgerte Mamoru und sah Seiya eindringlich an. Seiya dachte eine Weile nach; suchte nach den richtigen Worten, bevor er seinem einst ärgsten Feind alles aufrichtig offenbarte: „In dem Moment, als ich eure Tochter auf diesem Foto gesehen habe, habe ich gewusst, dass alles keinen Sinn mehr hat. Seitdem spukt mir dieses fröhliche Kind ununterbrochen im Kopf herum; ich habe sogar schon Albträume von ihr bekommen; in denen ich ihr offizieller Mörder bin, und das bin ich nun ja sogar in der Realität. Ich kann so etwas doch nicht zulassen, dass meinetwegen ein Leben geopfert wird. Ich will nicht, dass ihr Blut an meinen Fingern klebt. Ich will nicht noch einmal ihr trauriges, weinendes Gesicht sehen, das sich Stück für Stück immer mehr auflöst und verblasst. Mit meinem Weggang gebe ich diesem Kind doch sein Leben zurück, oder? Und selbst, wenn das heißt, dass ich auf Usagi verzichten muss ... Ich nehme alles in Kauf für diese kleine Prinzessin.“ „Chibiusa hat es dir auf dem ersten Blick angetan, was?“, fragte er und klang dabei plötzlich sehr entspannt. „Eigentlich braucht es mich auch nicht zu wundern: Sie ist einfach bezaubernd und zuckersüß. Einfach entzückend. Ich glaube, sie weckt bei jedem halbwegs reifen Mann den Vaterinstinkt.“, begann Mamoru unbewusst von seiner ehemaligen Tochter zu schwärmen. „Entzückend. Ja, das ist sie in der Tat.“, stimmte Seiya ihm nickend zu, blieb aber nach wie vor ernst und nachdenklich. „Sag mal ... Hast du auch nur einmal daran gedacht, wie Usagi sich bei dieser ganzen Geschichte fühlt?“, fragte Mamoru ihn wieder mit seiner Sachlichkeit. Verwundert schaute Seiya auf. „Hm. Ja, sie wird sich bestimmt nicht gut fühlen im Moment, aber ... das wird ja nur von kurzer Dauer sein.“, antwortete Seiya etwas zögernd. „Hoffe ich zumindest.“, fügte er in Gedanken hinzu. „Nicht gut? Das ist ja wohl stark untertrieben.“, entgegnete Mamoru mit fester Stimme. „Sie fühlt sich mehr als miserabel. Ihre heile Welt, die sie sich mit dir aufgebaut hat, fällt gerade vor ihren Augen komplett zusammen, und sie kann nichts dagegen tun. Sie macht gerade die schlimmste Phase ihres Lebens durch. Und das allein deinetwegen.“ Dieser Schlag saß. Seiya zuckte unwillkürlich zusammen. Die Vorstellung, dass sie wieder so am Ende war wie damals, als er sich geweigert hatte, trotz ihrer wiederholenden Bitten auf die Erde zurückzukehren, ließ einen eiskalten Schauer über seinen Rücken laufen. Unweigerlich wurde ihm wieder das schreckliche Bild vor Augen geführt; jenes Bild auf der Schlagseite einer Boulevardzeitung, als Usagi mit leblosem Antlitz auf der kalten Schneewiese gelegen hatte. Mit schmerzverzerrtem Gesicht kniff er seine Augen zusammen. Er wollte nicht mehr länger dieses schreckliche Bild sehen, welches noch bis heute eine fürchterliche Angst in ihm auslöste. „Es gibt etwas, was Usagi dir bis heute verschwiegen hat. Wahrscheinlich ist sie einfach viel zu durcheinander gewesen, um überhaupt auch nur darauf zu kommen. Und du hättest sie wohl auch gar nicht ausreden lassen, wenn ich das richtig einschätze.“, fing Mamoru an, denn es war nun wirklich an der Zeit, alles aufzuklären. Seiya wurde hellhörig und biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe, als ihm klar wurde, dass Mamoru Recht hatte. Er hätte sie in dieser Situation wahrscheinlich wirklich nicht ausreden lassen. „Was hat sie mir verschwiegen?“, hackte der etwas Kleinere von den beiden dann ungeduldig nach. „Die Zukunft hat sich schon längst verändert. Um genau zu sein, schon seit über drei Jahren, als Chibiusa das erste Mal von der Zukunft hier bei uns aufgetaucht ist. Alleine das hat alle Zeitenebenen aus den Fugen geraten lassen. Wir kennen es ja von Filmen und Büchern, dass man bei einer Reise in die Vergangenheit von keinem entdeckt werden darf. Nicht ganz sinnfrei, diese oberste Regel. Aber Chibiusa hat sie missachtet; sie hat sogar mehrere Monate bei uns gelebt. Die Konsequenzen sind denkbar hart geworden. Eigentlich hätten wir das früher wissen müssen, aber nun gut. Eine wesentliche Folge davon war, dass ihr, also du und deine zwei Freunde, hier auf der Erde gelandet seid. Denn in der Vergangenheit unserer uns bisher wohlbekannten Zukunft hat es euch auf der Erde nie gegeben. Du und Usagi seid euch da also nie begegnet. Auch das hat für gewaltige Verschiebungen der Zeiten gesorgt, dass ihr eben erschienen seid.“ Seiya blickte auf und stierte Mamoru überrascht an. Das hörte er tatsächlich zum ersten Mal. „Verstehst du, Seiya? Die Zukunft hat sich schon lange verändert; du musst dich für gar nichts verantwortlich fühlen. Ich verstehe selbst nicht, wie es nun mit Chibiusa oder so entstehen kann, aber ich weiß definitiv: Sie wird existieren.“ Seiya fragte Mamoru noch immer mit leiser Skepsis, warum er sich da so sicher war. „Weißt du Seiya, ich bin ja ein sehr pflichtbewusster Mensch. Ich konnte meine Beziehung zu Usagi nicht einfach aufgeben, ohne genau zu wissen, ob dadurch die Zukunft vollkommen zerstört werden könnte.“ Seiya hörte ihm weiter aufmerksam zu und sagte nichts. Er war wirklich sehr erpicht darauf zu erfahren, was Mamoru ihm bisher offensichtlich verschwiegen hatte. Etwas sehr Wichtiges, wie es den Anschein hegte. „Aus diesem Grund bin ich kurz nach deiner Rückkehr auf der Erde mit Hilfe von Pluto ein weiteres Mal in die Zukunft gereist; und zwar in die Zukunft von dieser neuen Gegenwart mit dir an Usagis Seite. Natürlich hat sich die konventionelle Zukunft komplett auf den Kopf gestellt. Aber ich kann dir nur eines sagen.“, Mamorus Augen begannen plötzlich zu strahlen und richtig intensiv zu leuchten. „Eine schönere und glücklichere Zukunft gibt es nicht.“ Seiyas Kehle schnürte sich in diesem Augenblick sofort zu. Er wusste in diesem Augenblick einfach nicht, was er denken sollte. Zuerst musste er einmal realisieren und verstehen, was Mamorus Aussage nun tatsächlich zu bedeuten hatte. Chibiusa würde existieren, selbst, wenn er, Seiya, bei Usagi blieb? Die Zukunft würde noch schöner werden als je zuvor? Und das wiederum bedeutete ja, dass ... Er konnte nicht deuten, welche Gefühle ihn gerade durchströmten: Erleichterung, Verbitterung, Reue, Schmerz, Glück – alle Emotionen, die unterschiedlicher nicht sein konnten, überfluteten ihn ohne jegliche Gnade. Die Stille des Daches fand durch den harten Aufschlag einer geöffneten Tür ein jähes Ende. Gleichzeitig drehten sich die Köpfe der beiden Männer zu der aufgegangenen Tür. http://www.youtube.com/watch?v=8-Vn520Ym6o („Seiya No Omoi“) „Schätzchen ...“, flüsterte Seiya hauchend und starrte die Prinzessin seines Herzens an, die aufgelöst mit rotem Gesicht und nach Luft japsend lange verschnaufen musste, bis sie wieder Energie getankt hatte und mit letzter Kraft auf Seiya zusprintete. Die Tränen liefen wie Sturzbäche ihre zarten Wangen herunter. Er verkürzte die Strecke zwischen ihnen, indem er selbst auf sie zurannte. Endlich. Endlich waren sie wieder vereint. Endlich lagen sie sich wieder in den Armen. Das letzte Mal, als sie sich so richtig nah waren, kam ihnen so ewig lang vor. Als ob sie sich vor Jahren das letzte Mal gesehen hätten. In diesem Moment blendeten sie alles aus der Außenwelt aus. In diesem Augenblick existierten nur die beiden. Seiya und Usagi. Nur sie. „Seiya, bitte geh nicht! Ich muss dir noch etwas erklären!“, fing Usagi schluchzend an und schaute mit tränenbenetztem Gesicht zu ihm hoch. „Scht.“, machte er nur mit einem warmen Lächeln und legte zart seinen Finger auf ihre Lippen. „Es ist alles wieder gut.“ Ungläubig weitete Usagi ihre Augen. War der Albtraum nun endlich vorbei? Würde Seiya sie nun doch nicht verlassen? Doch trotz allem war sie sich nicht sicher, weswegen sie sich immer tiefer in ihn festkrallte, aus Angst, dass er doch jeden Augenblick gehen könnte. „Ja, Mamoru hat mich wieder auf den richtigen Weg gebracht. Es war alles nur ein riesiges Missverständnis.“, erklärte er ihr lächelnd und musste seine eigenen Tränen zurückhalten, was ihm auch ganz gut gelang. Er war so glücklich ... so überglücklich, dass er nun doch mit seiner großen Liebe zusammen sein durfte, und das bis ans Ende aller Zeiten. Diesmal war er sich da ganz sicher. Nun konnte Usagi sich nicht mehr zurückhalten, weinte laut los, schmiegte sich an den Körper ihres Freundes und vergrub ihr Gesicht in seine Schulter. „Jetzt wein doch nicht, Schätzchen. Es ist doch alles wieder in bester Ordnung. Ich werde dich nie wieder verlassen, okay? Aber bitte hör auf zu weinen, Tränen stehen dir nicht annähernd so gut wie kleine Lachfältchen.“, schmunzelnd tätschelte Seiya ihren blonden Schopf. Mit einem ernsten Gesichtsausdruck schaute Usagi ihm wieder in die Augen. „Versprich es! Versprich mir, dass du so etwas nie wieder tust! ... Denn beim nächsten Mal werde ich diese Schmerzen sicher nicht mehr ertragen und überleben können.“, befahl sie zittrig vom Weinen und zugleich entschlossen. Schmerzlich verzog der Angesprochene sein Gesicht. Langsam legte er seine Hand auf ihre Wange und sah sie eindringlich an. „Habe ich dir wirklich ... so sehr wehgetan?“, seine Stimme war nur noch ein wehmütiges Flüstern. „So eine blöde Frage habe ich ja noch nie gehört! Idiot!“, schimpfte sie gleich temperamentvoll los, bevor sie wieder melancholisch und dadurch ruhiger wurde. „Du hättest mich stattdessen auch umbringen können, das hätte nicht annähernd so wehgetan.“, murmelte sie betrübt und sah dabei zur Seite. Seiya kniff seine Augen zusammen. „So etwas will ich nie wieder von dir hören!“, sagte er mit hartem Ton und durchbohrte sie mit seinem strengen Blick. „Aber es ist doch die Wahrheit!“, fauchte Usagi und sah ihn wieder direkt an. „Dich zu verlieren ist das Schlimmste, was mir passieren kann ... Das Allerschlimmste ... Schon allein der Gedanke daran lässt meine Seele zerreißen. In den letzten Tagen ... habe ich mich so leer gefüllt. So ausgestopft. Mit dir ist auch meine Seele von mir gegangen. Zwar habe ich geatmet, aber in dem Augenblick, als du mich verlassen hast, habe ich schlagartig aufgehört zu leben.“, offenbarte sie ihm leise und gebrochen. „Es war die schlimmste Erfahrung meines Lebens, und deswegen weiß ich ganz genau, dass ich ein zweites Mal nicht mehr standhalten kann. Ganz bestimmt nicht.“, sagte sie mit einer erschreckenden Gewissheit in den Augen, aus denen nach wie vor die salzige, klare Flüssigkeit austrat. „Es tut mir so leid ...“, erst jetzt wurde ihm klar vor Augen geführt, was er damit angerichtet hatte. Er hätte sie umbringen können, was für sie nicht annähernd so schlimm gewesen wäre! Dieser Gedanke verursachte bei ihm eine gnadenlose Gänsehaut, die sich über seinen gesamten Körper ausbreitete, sodass kein einziger Quadratfemtometer Haut verschont blieb. Es war nicht so, dass er nicht genau das Gleiche fühlte, von Usagi getrennt zu sein, ganz im Gegenteil. Aber die Gewissheit, dass er dadurch das Leben dieses kleinen Mädchens retten würde und dass Usagi auch so bestimmt glücklich werden würde, hatte ihm immer Trost gespendet. Es war ja nie um ihn gegangen; so hatte er zumindest immer geglaubt. Oder sich eher selbst eingeredet. Zufälligerweise schaute er auf und sah, wie Mamoru gerade dabei war, das Dach zu verlassen. „Warte!“, rief er ihm sofort zu. Mamoru blieb stehen, drehte sich zu dem wiedergefundenen Pärchen um und setzte eine fragende Miene auf. „Ja?“, fragte er freundlich und heiter. Seiya sagte vorerst nichts, sondern ging nur schweigend auf ihn zu und zog Usagi dabei mit sich. Als sich die beiden Männer unmittelbar gegenüberstanden, streckte der junge Mann mit den längeren Haaren seine Hand aus. „Vielen Dank. Für alles.“, sagte er mit entschlossener Stimme und sah ihm mit einem leisen Anflug eines dankbaren Grinsens fest in die Augen. Mamoru lächelte darauf nur mild und nahm die entgegenkommende Hand willig an. „Gern geschehen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)