Growing Rose Of Love (Teil 2) von Lina_Kudo (Aufblühende Rose der Liebe (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 47: Conversation About The Stars ---------------------------------------- Kapitel 47: CONVERSATION ABOUT THE STARS Gespräch über die Sterne ****Rückblick**** „Ich bin mir sicher, dass es ihnen genauso geht. Von dir und deiner liebenswürdigen Art wären sie sehr angetan gewesen, vor allem meine Mutter. Mit ihr hättest du dich sicher prima verstanden. Sie war genauso sanftmütig und gutgläubig wie du. Sie hat Gewalt stets verabscheut und Kämpfe so gut es nur ging vermieden. Doch trotzdem war sie eine ausgezeichnete Kriegerin und hat mir schon in jungen Jahren das Kämpfen gelehrt zur Selbstverteidigung, denn bei uns gab es immer wieder Unruhen und Krieg. Mein Vater ist ja schon vor meiner Geburt gestorben, sonst hätte wahrscheinlich er diesen Job übernommen. Kämpfen war ja schließlich seine große Leidenschaft.“ Usagi nickte munter. „Das glaube ich auch. Und sie sind bestimmt oben im Himmel, beobachten uns gerade und hören amüsiert zu, wie wir uns über sie unterhalten und sind glücklich, dass sie bei uns nicht in Vergessenheit geraten sind und das auch nie werden.“ Schmunzelnd blickte Seiya zum Himmel empor. „Mutter ... Ich hoffe, es geht dir gut und du bist nun mit Vater im Himmel endlich vereint und glücklich. Denn ich bin es mit Usagi, und ich bin mir sicher, das hättet ihr auch gewollt. Dass ich auch ohne euch stark genug bin, meinen Weg zu gehen. Ich weiß aber, dass ich nie wirklich alleine war und ihr immer bei mir wart. Ihr habt mich nie im Stich gelassen; und wir werden unseren Weg nun alle gemeinsam fortsetzen.“ ****Rückblick**** „Gut, dass wir heute wieder länger rausdürfen und auch morgen tun und lassen können, was wir wollen.“, fand Seiya und machte es sich auf einer Couch in einer Karaokebar bequem. Usagi, Minako, Yaten und Makoto taten es ihm gleich und machten es sich auch schön gemütlich, denn sie hatten ihr eigenes Zimmer und waren somit unter sich. Ami und Taiki waren nicht dabei - sie empfanden eine Aufführung über die Sterne interessanter und waren gemeinsam dort hingegangen. Und so sang sich die Gruppe zu fünft mit ihren wundervoll klingenden Stimmen durch die Nacht - außer Makoto, die sich lieber im Hintergrund hielt und zuhörte; denn sie konnte nicht wirklich singen. Ab und zu sah sie auf ihr Handy, um zu sehen, ob Takeru sich gemeldet hatte. Beim gefühlten fünfzigsten Mal hingucken war es endlich Realität: Eine neue Nachricht. Hey mein Engel, es tut mir leid, dass ich dir erst jetzt antworten kann; die Dozenten verlangen einem schon jetzt am Anfang so viel ab, dass ich gar nicht mehr aus der Uni komme, geschweige denn vom Schreibtisch. Ich rufe dich morgen an, ja? Habe später nämlich noch eine Vorlesung und bis ich davon wieder zu Hause bin, bist du schon längst im Bett. Ich vermisse dich und möchte unbedingt deine Stimme hören ... Hoffe, es geht dir gut und du hast viel Spaß in Kyoto. Grüß alle lieb von mir. Ich liebe dich! Dein zukünftiger Ehemann https://www.youtube.com/watch?v=7IyR1JorzwA („Show Me The Meaning Of Being Lonely“ by Backstreet Boys) Sofort bekam Makoto glasige Augen, doch konnte sie gerade noch rechtzeitig hinunterschlucken, bevor jemand davon Notiz nehmen konnte. Doch spätestens, als sie hörte, wie Seiya das Lied Show Me The Meaning Of Being Lonely von den Backstreet Boys sang, konnte sie ihre Trauer nicht mehr verbergen, erhob sich und kündigte kurz an, dass sie gleich wieder kommen würde. Anschließend verließ sie den Raum zügigen Schrittes. Usagi und Minako verstanden natürlich sofort und sahen Seiya leicht vorwurfsvoll an, der zuerst gar nicht verstand. „Hab ich ... irgendetwas Falsches getan?“, fragte er mit ahnungsloser Unschuldsmiene. Ami und Taiki befanden sich mit mehreren Leuten in einem größeren Raum. Dieser Raum hatte die Form eines Halbkreises und es war ziemlich dunkel darin - nur das virtuelle, wunderschöne Bild des Alls, welches sie zu sehen bekamen, spendeten ihnen etwas Licht, aber mehr brauchten sie auch gar nicht. Vor allem Ami war sehr angetan von dieser Aufführung und sah sich fasziniert um. Zugleich lauschte sie der Stimme des Leiters dieser Vorstellung. Taiki nutzte die Dunkelheit und beobachtete Ami schmunzelnd, wie ihre Augen zu funkeln begannen vor Begeisterung; soweit er das in diesem fahlen Licht erkennen konnte. Er fand es irgendwie süß, dass sie sich trotz ihres ausgeprägten Allgemeinwissens doch noch so leicht beeindrucken ließ. Die meisten Streber ließen sich ja gar nicht mehr überraschen, sodass sie gänzlich gelangweilt durch das Leben schreiten. Bei Ami war das ganz anders. Sie war wissbegierig wie eh und je und wollte immer mehr dazulernen; ihrer Ansicht nach war es gar nicht möglich, genügend zu wissen. „Dir scheint die Darbietung ja ziemlich gut gefallen zu haben. Da hat es sich ja doch sehr gelohnt, dass wir dort hingegangen sind.“, sprach Taiki sie grinsend darauf an, als sie sich zurück auf dem Heimweg befanden. Ami lächelte verlegen. „Ja, ich finde das immer wieder sehr eindrucksvoll. Das All und ihre ganzen Elemente wie Planeten oder Sterne - es gibt diesbezüglich noch so viel zu erforschen, weil das Weltall ja unendlich groß ist. Ob wir es jemals schaffen werden, irgendwann wirklich alle Geheimnisse unseres Universums zu lüften?“, fragte sie ihn begeistert. Taiki lachte. „Das könnten wir beide ja mal versuchen; also das Universum weiter zu analysieren und wer weiß? Vielleicht machen wir wirklich neue Entdeckungen. So quasi als zusätzliche Beschäftigung neben dem Ärztealltag. Zeit haben wir ja reichlich.“, schlug Taiki augenzwinkernd vor. Die Augen der intelligenten Kriegerin strahlten bei dieser Vorstellung. „Das ist eine sehr schöne Idee.“ Beim Anblick ihrer freudigen Augen, die so viel Wärme ausstrahlten, setzte Taikis Herz kurz aus. Es war, als ob sich ihre Wärme auf ihn übertrug - und es fühlte sich unglaublich gut an. Allmählich plagte Seiya das schlechte Gewissen, als Makoto nach einer Viertelstunde, die ihnen aber wie eine Stunde vorkamen, immer noch nicht zurück war. Er stand entschieden auf. „Ich komme gleich wieder; schaue nur kurz nach Makoto.“ Er ging nach draußen und musste nicht lange suchen, denn sie befand sich auf einer Wiese direkt vor dem Gebäude der großen Karaokebar. Sie saß mit dem Rücken zu ihm und den Blick auf ein großes Viertel Kyotos gerichtet, denn das Karaoke-Gebäude befand sich an einem etwas höheren Hügel. Viele Lichter brannten in diesem Stadtteil; es war wunderschön. Erst als Seiya neben sie trat, bemerkte sie ihn und schaute reflexartig hoch. „Du bist es ... Was machst du denn hier?“, fragte sie dann etwas beruhigter und ihre Züge lockerten sich wieder. Durch ihre vielen Kämpfe war sie nun sehr vorsichtig, erschrak sich sehr leicht und begab sich gleich in Verteidigungsposition, wenn sich ihr jemand aus dem Hinterhalt näherte. Eigentlich war dies sehr nützlich, doch in normalen Alltag ein wenig stressaufbauend. Doch sich diesen Instinkt abtrainieren war auch nicht möglich, denn er hatte sich schon viel zu tief in ihr festgesetzt. „Ich wollte nur nach dir sehen. Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte er sie freundlich. „Natürlich darfst du, frag doch nicht so doof. Aber meinetwegen musst du wirklich nicht hier bleiben. Ich komme gleich.“, erwiderte Makoto und widmete sich wieder dem Anblick der Stadt. Es erinnerte sie so sehr daran, wie sie mit Takeru in diesem Restaurant essen war und dieser Abend mit einem Heiratsantrag geendet hatte. Damals hatten sie auch einen unglaublich schönen Blick auf die gesamte Stadt gehabt ... Unwillkürlich dachte sie an seinen Antrag zurück ... „W- Wir kennen uns jetzt schon seit fünfundhalb Jahren. Die meiste Zeit davon getrennt, doch ... ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Auch in der Zeit in Amerika - ich habe zwar viele Frauen kennengelernt, doch nie mehr als Freundschaft gewollt, weil ich stets dich im Kopf und im Herzen gehabt habe. Du bist meine erste große Liebe und bist auch die einzig wahre Liebe meines Lebens. Ich bin mir ganz sicher, dass sich das niemals ändern wird. Ich möchte dich nie wieder verlassen und könnte das auch gar nicht mehr. Jedenfalls nicht, bevor ich dir ein Versprechen abgenommen habe.“, eine Hand ließ sie los und griff tief in seine Hosentasche. Er war so zittrig, dass er eine ganze Weile brauchte, bis endlich eine rote, würfelförmige Schatulle zum Vorschein kam. Makoto hielt unbewusst die Luft an und legte fassungslos ihre freie Hand vor den Mund. Mit klarer Stimme sah er ihr nun wieder fest in die Augen. „Versprichst du mir bitte, die Jahre auf mich zu warten und wenn ich zurückkomme und wir zwei dann beruflich auf beiden Beinen im Leben stehen ... Möchtest du mich dann heiraten?“ Langsam taute sie auf und sah zu Seiya, der sich stumm neben sie gesetzt hatte und ebenfalls das wunderschöne Bild Kyotos bei Nacht betrachtete. Als er jedoch ihren Blick bemerkte, begann er nach einem Räuspern zu sprechen: „Es tut mir leid. Mit diesem Lied habe ich wohl einen wunden Punkt bei dir getroffen, was? Das war wirklich nicht meine Absicht gewesen; das wollte ich nicht.“ Dabei setzte er ein aufrichtiges, entschuldigendes Lächeln auf. Darauf schüttelte Makoto den Kopf. „Ach, dafür musst du dich doch nicht entschuldigen. Es ist schon in Ordnung, du kannst ja nichts dafür, dass ... er mir so entsetzlich fehlt.“, murmelte sie leise und lächelte ihn traurig an. Seiya erwiderte ihren Blick standfest. „Das verstehe ich. Ich verstehe dich sogar sehr gut.“, sagte er einfühlsam und setzte sich aufrechter hin. „Als ich damals gegangen bin, zurück nach Euphe ... Diese einundhalb Jahre, bis ich wieder auf die Erde zurückgekehrt bin, ist die schlimmste Zeit meines Lebens gewesen. Ich kann also sehr gut nachvollziehen, wie du dich fühlen musst. Die Person, die man am meisten liebt, nicht bei sich haben zu müssen für so eine lange Zeit ... ist wahrlich keine schöne Erfahrung.“ Makoto verwunderte seine Aussage. Natürlich wusste sie, dass er sehr gefühlsbetont war; allen zeigte, wie sehr er Usagi liebte und aus seinen Gefühlen auch nie ein Geheimnis machte, aber ansonsten war er doch ein ganz typischer ... Mann. Betont cool und draufgängerisch. Tief in sich drin wohl aber doch ein ziemlicher Softie, aber diese Seite hatte bisher wohl nur Usagi an ihn gesehen. „Aber weißt du: Auch wenn es schwer ist ... Du hast wenigstens die Gewissheit, dass du ihn wiedersehen wirst. Und dass ihr eine gemeinsame Zukunft haben werdet. Das Beweisstück trägst du ja ständig bei dir; du brauchst dafür nur auf deine linke Hand zu schauen.“, fuhr Seiya mit sanfter Stimme fort. Ein warmes Lächeln legte sich auf Makotos Lippen, als sie zu ihrer linken Hand sah und ihren Verlobungsring erblickte. Er war einfach so atemberaubend schön. „Ich habe damals ja schon mit dem Gedanken leben müssen, Usagi nie mehr wiederzusehen. Oder zumindest nie eine gemeinsame Zukunft mit ihr zu haben. Glaub mir, das war wirklich hart und sehr schwer für mich zu akzeptieren. Ich verliere ja ungern, wie du sicher schon weißt.“, meinte er grinsend und hoffte, dass er sie damit zugleich auch ein wenig aufheitern konnte. Mit Erfolg: Makotos leises Lachen durchbrach angenehm die Stille der Nacht. „Ich muss mal kurz auf’s Klo.“, teilte Usagi Minako und Yaten kurz mit, bevor sie auch schon auf die Toiletten verschwand. „Möchtest du noch Orangensaft?“, fragte Yaten etwas schüchtern nach der Flasche greifend, und als sie bejahte, schenkte er ihr den Saft ins Glas ein. Erfreut über seine Aufmerksamkeit trank sie gleich einen großen Schluck. Yaten seufzte leise. Er konnte einfach nicht mehr normal mit ihr umgehen. Sie waren zwar immer noch Freunde, aber irgendwie war da natürlich viel mehr. Sie liebten sich. Es war beiden klar, und doch waren sie noch nicht so wirklich zusammen, weil er es einfach nicht über sich brachte, ihr seine Gefühle zu gestehen. Was war er nur für ein Feigling ... Aber sie konnten sich doch nicht ewig in dieser Phase befinden. Irgendwann musste es weitergehen. Sie hatte nun schon mit ihrer Gefühlsoffenbarung den ersten Schritt getan; jetzt war er an der Reihe. „Magst du mal wieder einen Songs singen? Ich ... mag deine Stimme nämlich sehr. Ach Quatsch: Ich liebe sie.“, gab er sich nun endlich den langersehnten Ruck. Auf den ersten Blick nichts Besonderes, doch immerhin hatte er es nun geschafft, ihrer Stimme seine Liebe zu gestehen. Das war doch schon mal ein kleiner Fortschritt in die richtige Richtung. Auf Minakos Gesicht bildete sich eine leichte Röte. Sie war sehr geschmeichelt von diesem Kompliment und musste dies erst einmal realisieren. Dieser Moment sollte ausgekostet werden, denn schließlich kam es ja nicht alle Tage vor, dass von Yaten ein Lob kam. Doch sie fing sich wieder. „Ja, gerne. Ich kann dir ja mein neuestes Lied präsentieren. Ich habe es schon aufgenommen ... Nächste Woche kommt die Single heraus und du bist nun der Erste, der es zu hören bekommt. Also abgesehen von Taku und Artemis. Und ehrlich gesagt ... warst du meine Inspirationsquelle zu diesem Lied. Jewel.“, eröffnete sie ihm und begann, ohne Melodie zu singen: „Heute werden wieder all meine Sehnsüchte begraben. Alle unter dem öden, grauen Himmel. Der Grund, weswegen ich nach vorn schaue und mitten unter ihnen gehen kann, ohne das Licht aus den Augen zu verlieren, ist ... dass du mir gezeigt hast, dass es in manchen Ecken dieser Stadt noch immer Dinge gibt, die nicht beschmutzt sind. Ich hielt meinen Atem an, als ich dir zusah, wie du total erschöpft einschliefst. Ich bin die Einzige auf der ganzen Welt, die dieses verletzliche, kostbare Profil kennt. Eines gewöhnlichen Tages, als das Sonnenlicht einströmte und der leise Wind schaukelte, fühlte ich selbst, dass sich etwas zweifellos änderte, sanft, aber stark in mir drin. Ich war überhaupt nicht traurig, aber der Grund, weswegen mir die Tränen überliefen, war, dass du durch die Narben in meinem Herzen durchgesickert bist. Und es so zärtlich gemacht hast, dass es wehtut, an dich zu denken. Wenn du jemals tiefer Trauer begegnen solltest, wünsche ich mir, dass du sie mit mir teilst. Ich denke, ich sollte alles für dein Lachen tun. Mein kostbarer Schatz. Mein kostbarer Schatz.“ Yatens Augen leuchteten. Dieser Text hatte gerade ... sein Herz berührt. Nicht nur der Tex, auch ihre reine, kräftige Stimme war einer der Auslöser für seine innere Ekstase. Sein Kopf schaltete sich aus; wie hypnotisiert starrte er Minako an und begann, sich ihrem Gesicht zu nähern. Minakos Herz fing an, schneller zu klopfen, als sie wahrnahm, was er vorhatte. Sie schloss ihre Augen und näherte sich ihm ebenfalls; spürte bereits seinen duftenden Atem und wartete nur darauf, dass sich endlich ihre Lippen berühren würden ... Die Tür des Raumes ging auf und sofort fuhren die beiden schüchtern auseinander. Die Servicedame war hereingekommen, um die leeren Getränkeflaschen aufzuräumen. Da der Raum durch die Karaoke-Musik meist sehr laut war, klopften die Damen nie, bevor sie hineingingen, denn sie würden gewiss nicht gehört werden. In diesem Falle vielleicht schon, weil gerade keine Musik bei ihnen lief, doch durch die schalldichten Wände hörte man das von draußen nicht. Außerdem war die Tür auch so massiv, dass man ein Klopfen nicht wahrgenommen hätte. Mit einem freundlichen Lächeln nahm sie die leeren Flaschen an sich und schlich sich auch schon wieder fort. Und so hinterließ sie zwei sichtlich verwirrte Personen, die sehr durcheinander waren. Und eine sehr unangenehm peinliche Atmosphäre. Usagi verließ die Toilette und machte sich gerade auf dem Weg in das Karaoke-Zimmer, als sie einen ziemlich angeheiterten jungen Mann traf. Er war ziemlich großgewachsen, hatte schulterlange, dunkelbraune Haare, kastanienfarbige Augen und trug einen kurzen Bart. „Na, hübsche Frau? Lust, dich zu mir zu gesellen?“, fragte er mit lallender Zunge. Angewidert versuchte Usagi, ihm aus dem Weg zu gehen; doch er versperrte ihn ihr. Es fiel ihm auch nicht sonderlich schwer, da der Gang ziemlich schmal war. „Warum haben wir es denn so eilig? Wir werden sicher unseren Spaß haben.“, kam es von dem Mann, und sie roch den Alkohol aus seinem Rachen. Fast musste sie würgen bei diesem Gestank aus Alkohol und Zigaretten. „Lass mich in Ruhe!“, versuchte sie ihn einzuschüchtern, doch dieser Versuch blieb wirkungslos. Mit einem Mal drückte er sie gegen die Wand und schnupperte an ihren schmalen Hals. „Du riechst so gut.“, raunte er berauscht. Usagi bekam es nun wirklich mit der Angst zu tun. Sie war vielleicht eine Kriegerin, doch körperlich einem so großgewachsenen Mann definitiv unterlegen. Mit physischer Kraft konnte sie rein gar nichts gegen ihn ausrichten. Sie versuchte mit aller Mühe, sich aus seinem Griff zu befreien, doch es wollte ihr nicht gelingen. Bevor jedoch irgendjemand am Gang vorbeigehen konnte oder Usagi um Hilfe schreien konnte, wurde der Fremde mit voller Wucht von ihr weggezogen und ein außer sich vor Wut stehender Seiya kam zum Vorschein. Zornig packte er den Mann am Kragen und drohte bissig: „Wage es noch einmal, meine Freundin anzufassen und du wirst dir wünschen, nie geboren worden zu sein!“ Er ließ es sich jedoch nicht nehmen, dem Kerl einen kräftigen Kinnhaken zu verpassen, der ihn mit ungestümer Heftigkeit zu Boden beförderte. Ein lauter Schmerzensschrei drang aus der Kehle des Fremden. Seiya war schon so in Rage, dass er sich gar nicht mehr kontrollieren konnte und wollte schon weiter zuschlagen, doch da ging Makoto dazwischen. „Seiya, es reicht. Er hat bekommen, was er verdient hat. Belasse es dabei und überlasse es mir. Ich regel das - ohne Gewalt.“, redete sie bestimmt auf ihn ein. Makoto verstand am besten, was in jemandem vorging, wenn er gerade so wütend war, dass er am liebsten alles kurz und klein schlagen könnte. Doch mittlerweile hatte sie auch gelernt, dass Gewalt nicht immer die beste Lösung war und es auch andere Wege gab, Konflikte zu lösen. Und bevor der Fremde ihn auch noch als Popstar erkannte und wegen Körperverletzung anzeigen konnte, was für Seiya sicher ziemlich teuer werden und seinen Ruf schädigen könnte, wollte sie diese Sache nun einigermaßen friedlich klären. Auch, wenn er sich in seinem jetzigen Rauschzustand wohl sicher an nichts mehr von dieser Nacht erinnern würde am nächsten Morgen. Allmählich kam der Sänger wieder zu sich, begriff und nickte langsam. So schwer es ihm auch fiel, diesen Widerling nicht zu verprügeln, beließ er es dabei. „Du hast Recht.“ Er drehte sich zu Usagi, die auch gleich in seine Arme sprang. „Ich hatte solche Angst.“, wisperte sie, vergrub ihr Gesicht in seine Brust und zitterte am ganzen Körper. „Scht. Es ist alles in Ordnung. Ich bin bei dir.“, während dieser besänftigenden Worte strich er ihr behutsam durch den Kopf. „Na wenn dich das alles so begeistert, kann ich dir ja auch etwas darüber erzählen. Ich bin schließlich mit derartigen Geschichten aufgewachsen.“, bot Taiki ihr an. „Bei uns hatten ja Sterne und das ganze Drumherum ja eine viel größere Bedeutung als hier in eurem Sonnensystem. Fighter, Maker und Healer sind ja gar keine Planeten, sondern Sterne.“ Ami stimmte euphorisch zu. „Weißt du, was mir gerade so richtig klar wird? Ich weiß rein gar nichts über deine Vergangenheit. Wer deine Eltern waren; wie du aufgewachsen bist; ob du Geschwister hast ... Wir sind nun schon so gute Freunde geworden, doch ich weiß nicht einmal die banalsten Dinge über dich.“ „Meine Geschichte ist ziemlich ... verrückt. Ich bin nicht stolz auf meine Abstammung, und deswegen erzähle ich das auch sehr ungerne jemandem.“, begann Taiki daraufhin seufzend. „Oh, das tut mir leid. Du musst es mir natürlich nicht erzählen, wenn du nicht -“, stieß Ami nervös aus und bekam gleich ein schlechtes Gewissen, ihn überhaupt darauf angesprochen zu haben, doch Taiki winkte ab und brachte sie somit zum Schweigen. „Es ist schon in Ordnung. Dir erzähle ich es gerne. Wie du schon gesagt hast: Wir sind schon so gut befreundet. Da ist es natürlich interessant, zu erfahren, wo der Freund überhaupt herkommt.“, er holte tief Luft, denn das war das erste Mal, dass er es selbst jemandem erzählte. Denn er hatte die Geschichte auch nur von der Kaiserin gehört, genau wie auch Seiya und Yaten. „Meine leiblichen Eltern ... waren Zwillingsgeschwister.“ Fassungslos schluckte Ami schwer. Okay, das war jetzt doch eine ziemlicher ... Schock. Taiki war ein Inzestkind?! Das musste sie erst einmal verdauen, doch um ihm nicht zu nahe zu treten, gab sie sich Mühe, ihr Entsetzen zu verstecken. Taiki kniff leicht die Augen zu. Hoffentlich hatte er sie nicht zu sehr abgeschreckt mit diesem Geständnis. „Ist schon gut; ich an deiner Stelle wäre auch schockiert über diese Tatsache. Und mir gefällt das auch nichts sonderlich.“ Ami schüttelte ihren Kopf. „Ach, jeder von uns hat doch eine ganz eigene, einzigartige Geschichte. Man sagt ja, dass Inzestkinder entweder behindert werden oder hochbegabt. Jetzt weiß ich, warum du so überaus intelligent bist.“, meinte sie zuvorkommend. Dankbar sah er sie lächelnd hat. Dadurch ermutigt fuhr er fort: „Aber bei uns Sailorkriegern ist das sowieso etwas Anderes: Wir werden so oder so nicht mit einer Behinderung geboren; schließlich sind wir ja keine normalen Menschen; in unseren Adern fließt magisches Blut ... Also werde ich eine mögliche Behinderung sicher nicht an meine eigenen Kinder weitervererben. Ähm, zurück zum Thema: Meine Eltern waren elf Jahre verheiratet, und als meine Mutter ihm immer noch keinen Thronfolger schenken konnte, hat er es bei meiner Tante, also seiner Zwillingsschwester versucht.“ Er versuchte dies mit Humor zu nehmen. „Also ich sehe seine Frau als meine Mutter an, denn sie hat mich großgezogen und wie ihr eigenes Kind geliebt. Bei ihr durfte ich auch ein ganz normaler Junge sein; nur mein Vater hat mich gezwungen, mich wie ein Mädchen zu verhalten, weil Maker ja eine Prinzessin brauchte. Das war damals schon sehr prekär. Meine Mutter habe ich geliebt, doch meinen Vater ... verabscheute ich. Als ich sechs Jahre alt war, bekam ich mit, wie er und meine Tante planten, die anderen Sterne anzugreifen und alles zu zerstören, um unsere gesamte Sternengalaxie zu beherrschen.“ Seine Augen wurden leer vor Hass. „Meine Mutter bekam auch Wind davon und hat mich schleunigst in einer Luftblase nach Euphe geschickt; zu unserer Kaiserin. Kurz darauf wurde sie von meinem Vater und meiner Tante getötet. Die Kaiserin vernichtete sie beide dann, weil sie dabei waren, die ganze Galaxie zu zerstören. Und ich lebte seitdem auf Euphe bei der Kaiserin, zusammen mit der Prinzessin, Seiya und Yaten.“ „Das ist ja wirklich ... sehr traurig, vor allem die Sache mit deiner Mutter. Aber du hast ja doch noch deinen Weg gefunden. Das hat sie sich bestimmt auch für dich gewünscht, schließlich hat sie dir so ... auf eine Art und Weise doch das Leben geschenkt.“, fiel der jungen Frau ein, die ihm sehr konzentriert zugehört hatte bei seiner Erzählung. Dabei versuchte sie krampfhaft, die wunderbare Vorstellung, Taiki als wundervollen Vater, zu unterdrücken, die ebenfalls in ihrem Kopf umherschwirrte, seit der Satz mit den zukünftigen Kindern gefallen war. Denn bei diesem Gedanken wurde ihr ganz wohlig warm ums Herz ... Er nickte. Es fühlte sich irgendwie sehr gut an, sich jemandem anzuvertrauen. Und es war fast so, als hätte sich zwischen ihnen durch seine Erzählung etwas geändert. Als ob ... sie sich auf eine Art und Weise ... näher gekommen waren. Es dauerte nicht lange, bis sie sich in ein langes, intensives Gespräch über die Sterne vertieften ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)