Growing Rose Of Love (Teil 2) von Lina_Kudo (Aufblühende Rose der Liebe (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 57: Eternal Snow 2 -------------------------- Kapitel 57: ETERNAL SNOW 2 Ewiger Schnee 2 ****Rückblick**** Ami zögerte, als sie letztendlich nach dem hellblauen Regenschirm in ihrer Handtasche griff, ihn ausbreitete und vorsichtig über sie beide hielt. „Ich glaube, ein Regenschirm schützt unsere Köpfe ein bisschen mehr.“, erklärte sie ein wenig verlegen und hoffte, dass Taiki nichts dagegen einzuwenden hatte. „Da hast du Recht. Lass mich ihn für dich halten; ich bin größer und so ist es doch viel einfacher.“, lächelnd nahm er ihr ihren Schirm sanft ab und hielt sie über sie beide. Und beide waren sehr aufgeregt, denn durch den Regenschirm waren sie ja nun gezwungen, sich eng nebeneinander fortzubewegen. So spazierten sie durch die schneeweißen Straßen Tokyos und spürten den jeweils anderen, als sich immer wieder zufällig ihre Schultern beim Gehen berührten. Beide nahmen es wahr, doch trauten sich nicht, sich auf irgendeine Art und Weise dazu zu äußern. ****Rückblick**** http://www.youtube.com/watch?v=Hr81VU3kawg („Eternal Snow“ - Piano Version; kann durchgehend als Begleitung dieses Kapitels abgespielt werden) Yuuichiro kehrte schon seit einer Stunde den Schnee von dem gesamten Hof weg und arbeitete sich Stück für Stück auch durch die vielen Treppenstufen vor. Durch die zentimeterdicke, hartnäckige Schneeschicht war es eine recht anstrengende Arbeit, zumal draußen fast schon arktische Temperaturen herrschten. Doch er wollte nicht jammern; schließlich war er ein Mann. Außerdem wollte er diese Tätigkeit auf keinen Fall Rei überlassen. Dieser Gedanke spornte ihn weiter an und er begann, noch eifriger und fleißiger zu kehren; seine Energiereserven waren bemerkenswert. Auch, wenn er es schon geschafft hatte, ihr Herz zu erobern, sah er sie nie als selbstverständlich an. Er wollte sie immer wieder imponieren und beeindrucken. „Soll ich dir nicht doch helfen?“, rief Rei ihm bereits zum dritten Mal zu, die wieder aus dem Tempel gegangen war und unruhig beobachtete, wie er sich abschuftete. Sie fühlte sich gar nicht wohl dabei, andere arbeiten zu lassen und selbst nur zuzusehen. Das war so gar nicht ihre Art. „Nein! Geh bitte wieder rein; es ist total kalt draußen. Du wirst sonst noch krank, so spärlich, wie du angezogen bist!“, beförderte Yuuichiro sie streng, aber dennoch sanft in den Tempel zurück. Das war eine der wenigen Male, wo er ihr wirklich etwas ... befahl. Doch das tat er wirklich nur dann, wenn es zu ihrem Besten war; ansonsten überließ er Rei immer das Sagen. Sogar sehr gerne. Die junge Miko, die in der Tat nur ein Kimono trug, seufzte kurz, hörte dann aber zu Yuuichiros eigener Überraschung wieder auf ihn und schritt zurück in den warmen Schutz des Tempels. Hätten sie zwei Schaufeln gehabt, hätte sie ihm ganz bestimmt geholfen, aber sie hatten leider nur eine. Und selbst dann würde er ihr dieses Werkzeug niemals überlassen. Egal, was sie auch machte: Wenn es um ihr Wohlergehen ging, war er standfest wie ein Fels in der Brandung. Eine Eigenschaft, die man ihm im ersten Moment niemals zugemutet hätte. Yaten hielt gerade sein geliebtes Mittagsschläfchen, als Minako plötzlich in sein Zimmer hereinstürmte. Sie war die Einzige, die ohne Klopfen in sein Zimmer reingehen durfte, ohne von ihm angezickt zu werden. Sofort schlug er seine Augen auf. Er schlief zwar immer sehr schnell ein, doch dafür hatte er auch einen sehr leichten Schlaf und wurde bei jedem kleinsten Geräusch wach. „Was machst du denn hier?“, fragte er überrascht, setzte sich auf und war gleich hellwach. „Es schneit!“, kündete Minako feierlich an und ihre Augen leuchteten wie die eines kleinen Kindes, welches zum ersten Mal einen glitzernden Gegenstand sah. „Und deswegen weckst du mich auf?“, fragte Yaten ein wenig verständnislos und ließ sich wieder rücklings auf sein gemütliches Kissen fallen. „Außerdem ... Es ist doch erst Mitte November. Soweit ich mich erinnern kann, hat es damals, als wir das erste Mal auf der Erde waren und unsere Karrieren gerade begonnen haben, noch nicht einmal im Dezember geschneit.“ „Ja, normalerweise gibt es bei uns auch erst im Januar oder Februar so richtig starke Schneefälle; deswegen ist es doch dieses Jahr etwas ganz Besonderes! Wer weiß, vielleicht erleben wir sogar das erste Mal in unserem Leben ‚Weiße Weihnachten‘!“, die junge Sängerin wurde immer aufgeregter. „Na komm schon, raus aus dem Bett! Usagi und Seiya sind schon draußen und bauen gerade einen Schneemann. Ich will bei dem Schnee auch nicht den ganzen Tag im Haus verbringen. Lass uns draußen herumtoben und eine Schneeballschlacht veranstalten! Lass uns einfach mal wieder Kinder sein! Bitte Yaten!“, flehte sie ihren Freund an, nachdem sie sich zu ihm auf das Bett gesetzt hatte und rüttelte energisch an seiner Schulter. Eigentlich ließ er sich zu solch kindischen Spielen gar nicht erst hinreißen, doch Minako schaffte es immer wieder, ihn zu Sachen zu überreden, in denen er früher niemals mitgemacht hätte. Und was er früher noch für total uncool hielt, fand er heute durch Minako sogar richtig ... schön. Und sie war einfach die Motivation in Person - ihr konnte er einfach gar nichts abschlagen. Egal, um was es sich dabei handelte. Sie schaffte es immer, ihn für etwas zu begeistern. „Ja, ist ja gut. Gib mir noch zwei Minuten, um wach zu werden.“, stöhnte er theatralisch auf und rieb sich den Schlafsand aus den Augen. „Und ich weiß auch schon, wie es am schnellsten funktioniert.“, ein vielsagendes Grinsen bildete sich auf seinen Lippen, und bevor Minako irgendetwas darauf erwidern konnte, zog er sie bereits am Handgelenk zu sich herunter und presste sanft seine Lippen auf ihre ... „Endlich fertig.“, nuschelte der junge Tempeldiener, als er sich seinen Wintermantel auszog und ihn erst einmal von dem Schnee befreite. Er ging hinein und lief sogleich Rei über den Weg. Trotz der Kapuze waren die vorderen Haarsträhnen über seiner Stirn leicht mit Schnee bedeckt, sodass er noch niedlicher als sonst aussah. Zumindest empfand Rei das so. Ein warmes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Soll ich dir ... ein Bad einlassen? Damit du dich wieder aufwärmen kannst ...“, schlug sie vor. Yuuichiro konnte sein Glück kaum fassen und nickte so zaghaft, als ob es nur ein Traum war, der sofort zerplatzen würde, wenn er zu lebhaft nickte. „Gut.“, sie drehte sich um und wollte schon ins Bad, doch Yuuichiro umarmte sie von hinten. Ihr Herz machte einige Sprünge, so aufgeregt war sie. Sie schnappte nach Luft. „Danke ...“, hauchte er in ihr Ohr, als hinter ihnen plötzlich ein leiser Aufschrei zu vernehmen war und beide herumfuhren. „Großvater? Ich dachte, du kommst erst morgen zurück von deiner Wanderung in den Bergen!“, presste Rei ihre Worte hervor. So ein Mist. Wie würde er darauf reagieren, dass sie nun mit Yuuichiro zusammen war? Sie wusste zwar, dass er ihn auch sehr mochte und schon als seinen eigenen Enkel betrachtete ... Dennoch hatte sie sich gewünscht, ihm das anders zu offenbaren. Nicht so. Nicht so unerwartet und überraschend. Denn mal davon abgesehen, dass es furchtbar peinlich war, wollte sie es ihm Schritt für Schritt beibringen ... Doch dieses Vorhaben konnte sie ja nun getrost fallen lassen. „Brr, ist das kalt!“, krächzte Yaten, als sie hinausgingen. Vor ihnen sahen sie Seiya und Usagi, die schon fast mit ihrem Schneemann fertig waren. Er war richtig groß und gar nicht mal so schlecht. Jedenfalls konnte man die Konturen deutlich erkennen. „Jetzt sei kein Weichei!“, kam es von Minako, die sich hinunterbeugte, einen kleinen Haufen Schnee in ihre Hände nahm, ihn zu einer Kugel formte und ohne Vorwarnung Yaten an den Hinterkopf schmiss. Dieser entfuhr ein schmerzhafter Überraschungsschrei. „Argh, ist das kalt!“, wiederholte er sich und hielt sich den Hinterkopf. „Na warte!“, nun besorgte er sich auch eine kleine Menge Schnee und warf ihn auf Minako zu, nachdem er ebenfalls eine Kugel mit seinen Händen angefertigt hatte. Lachend wich er seiner Attacke aus und rannte davon, er ihr hinterher. Es dauerte nicht lange, bis er sie einholte, sich auf sie stürzte und beide auf die Schneewiese stürzten. Nun lag er auf sie und lächelte sie gefährlich an. „Hab ich dich, du kleines Biest.“, meinte er süffisant. Minako starrte ihn jedoch nur lange an und wurde ganz rot. So, wie er auf ihr lag ... Da konnte man natürlich sehr schnell auf falsche Gedanken kommen. Doch Yaten ... dachte gar nicht daran und spielte weiter den Wilden, indem er wie ein Hund leise knurrte, als er sich ihren Wangen näherte. Minako durchfuhr eine angenehme Gänsehaut, als sie seinen wohlduftenden Atem an ihrer Wange spürte ... „So so ... Ihr seid also nun offiziell ein Paar.“, stellte Reis Großvater fest, der mit strenger Miene im Schneidersitz gegenüber von den beiden Beteiligten saß. Zwischen ihnen befand sich ein Tisch, auf dem Tee und Gebäck serviert war. Die Enkelin bestätigte mit einem Nicken. „Ja, sind wir. D- Du kennst ihn ja nun schon etwas länger und weißt ja, wie er wirklich ist ... Ich hoffe wirklich sehr, dass du damit einverstanden bist.“, sprach sie in einem höflichen, respektvollen Ton. Manchmal behandelte sie ihn recht grob, weil er sich trotz seines hohen Alters oft einfach unmöglich verhielt. Dennoch gab es Momente, wo sie ihm sehr ehrfürchtig gegenübertrat. Denn er war schließlich nach wie vor ihr Großvater. Und auch, was ihre Beziehung zu Yuuichiro anbelangte, hatte er ein großes Mitspracherecht, wenn nicht sogar das größte. Denn er war ihre ganze Familie. Yuuichiro war ziemlich aufgeregt. Er hatte schon immer viel zu großen Respekt vor Reis Großvater gehabt; dementsprechend war es ihm äußerst unangenehm, dass er ihn dabei erwischt hatte, wie er Rei so nahe gekommen war. Hoffentlich dachte er bloß nichts Falsches von ihm und würde diese Beziehung akzeptieren. Denn sein Segen lag auch ihm ganz besonders am Herzen. Der ältere Mann räusperte sich, und besonders Yuuichiro zuckte allein bei dieser Geste schon vor Schreck zusammen. „N- Nun gut. Ich wusste ja schon immer, dass es früher oder später dazu kommen würde. Und ... ich weiß, dass du der Richtige für meine Enkelin bist. Behandle sie ja gut.“, kam es ganz langsam aus seinen Lippen. Er bemühte sich, laut und deutlich zu reden, denn es war ihm wichtig, dass die beiden ihn verstanden. Seine Miene blieb jedoch weiterhin unbewegt. „Also ... habe ich auch nichts dagegen und wünsche euch beiden nur das Beste.“, er erhob sich und verschränkte seine Hände hinter dem Rücken. Er ging um den Tisch herum und blieb direkt vor Yuuichiros Nase stehen. „Aber nur, weil ich damit einverstanden bin, heißt das nicht, dass du mit ihr machen kannst, was du willst! Wehe, du tust ihr weh, dann bekommst du es mit mir zu tun, verstanden?“, machte er seinem potenziellen Schwiegerenkel eine klare Ansage und weitete seine Augen dabei bedrohlich. Yuuichiro schluckte hörbar und nickte stumm. „J- Ja, natürlich. Ich verspreche Ihnen, dass ich alles tun werde, um Rei glücklich zu machen. Denn das ist auch ... mein größter Wunsch.“, versicherte er dem Großvater seiner großen Liebe mit zittriger Stimme. Je mehr er sich anstrengte, nicht zu zittern, desto mehr tat er es. Er biss sich, verärgert über sich selbst, leicht auf die Lippen. Er durfte nicht so eine Schwäche zeigen. Er war ein Mann. Er musste stark sein. Stark genug für Rei, die sowieso schon für ihn die stärkste Frau auf diesem Universum war. Doch er musste stärker sein, und wenn er das noch nicht war, dann musste er es auf jeden Fall werden. Denn selbst Rei ... brauchte ab und zu eine starke Schulter zum Anlehnen. Und diese Schulter musste er haben und kein anderer. „Ich werde sie auf Händen tragen; daran wird sich nie etwas ändern. Wenn ich es nicht schaffen sollte, können Sie mit mir anstellen, was Sie wollen.“, sagte er nun mit fester, entschlossener Stimme, so dass es auch Rei ziemlich beeindruckte. Woher dieser plötzliche Sinneswandel von einem ängstlichen Häschen zu einem wild entschlossenen Löwen? Der Großvater zog seine Mundwinkel ganz unmerklich nach oben, aber in seinen Augen sah man die Freude und Erleichterung, die er ausstrahlte. „Genau das wollte ich hören und habe ich auch von dir erwartet, mein Junge.“, sprach der Älteste von ihnen und klopfte dem Tollpatsch sichtlich stolz auf die Schulter. Makoto starrte aus dem Fenster und beobachtete das Schauspiel der zahlreichen Schneeflocken. Alleine. Wie so oft. Denn ihre bessere Hälfte ... war 16000 Kilometer von ihr entfernt. An solchen Tagen vermisste sie ihn noch schmerzlicher als ohnehin schon, denn wie gerne hätte sie den ersten Schnee gemeinsam mit ihm verbracht. Während alle anderen ihre Partner bei sich hatten, saß sie hier in ihrem Zimmer. Ganz dick war sie in ihre Decke eingehüllt, weil ihr sehr kalt war. Sie hatte nicht geheizt, um so Kosten zu sparen. Sie war sich aber auch sicher, dass die Kälte nicht bloß von außen kam ... sondern auch von innen. Von ihrem Herzen ausgelöst. Denn ihr Herz war einsam; schrie nach der Wärme und Geborgenheit des anderen Herzens ... welches sich im Körper eines jungen Mannes befand, der sich wahrscheinlich gerade in seinem Apartment befand und für sein Studium, für seine Zukunft, und damit auch ihre Zukunft, lernte. Denn ihre Zukunft ... war unzertrennlich miteinander verwachsen. Auch wenn körperlich eine sehr große Distanz zwischen ihnen war - mit dem Herzen waren sie unwiderruflich miteinander vereinigt. Sie blickte hinunter und starrte auf ihren Verlobungsring. Er funkelte so schön. Er war das weltliche Symbol dafür, dass sie für immer miteinander verbunden waren. Und doch ... sehnte sie sich nach seiner Nähe. Sie konnte es kaum noch aushalten. Doch sie musste. Eine Träne bahnte sich den Weg zu ihren Wangen hinab. Sie weinte selten, doch manchmal überkam es ihr dann doch. Manchmal hatte auch sie, die starke Makoto, ihre schwachen Momente. Plötzlich holte sie ein Ton aus ihrem Schmerz zurück. Auf diesen einen Ton hatte sie schon den ganzen Tag gewartet. Sofort erhob sie sich, wischte sich die Träne ab und bewegte sich schnell auf ihren Computer zu. Ihre Augen leuchteten, als auf dem Monitor ein Chatfenster erschien. Hallo mein Engel. Bist du gerade da? Wie geht es dir? Darf ich dich anrufen? Ich vermisse dich, möchte dich sehen und deine Stimme hören ... Aus ihrer Kehle entfuhr unweigerlich ein leises Schluchzen. Nein, sie durfte nicht weinen, denn er würde jederzeit ein Videotelefonat mit ihr führen wollen, und dann sähe er, dass es ihr gerade schlecht ging. Und das sollte er nicht sehen. Er durfte nicht sehen, wie sie litt. Er durfte kein schlechtes Gewissen bekommen. Sie musste stark sein ... für sie beide. Sie nahm Platz vor ihrem Computer, legte ihre Hände auf die Tastatur und begann zu tippen: Hey Takeru. Mir geht es gut, und dir? Und ja, natürlich kannst du mich jetzt anrufen ... Anschließend drückte sie auf die Enter-Taste, und kaum fünf Sekunden später hörte sie schon einen Klingelton. Sie nahm den Anruf an und schon erfüllte Takerus Stimme den kleinen Raum. Und was vorhin noch Kälte war, wurde allein von seiner Stimme in eine angenehme Wärme umgewandelt. Makoto lächelte, als auf dem Bildschirm endlich sein wunderschönes Gesicht erschien. Das Bild war gar nicht einmal so unscharf, sodass sie doch gut erkennen konnte, dass sich auf seinem Kinn inzwischen ein Bartansatz gebildet hatte. „Na, wie geht es dir, Liebes? Ist es bei euch auch so kalt?“, begann er das Gespräch. Trotz der Entfernung und des Wetters klang seine Stimme sehr klar und deutlich, kaum verzerrt oder nuschelnd. Der guten Verbindung sei Dank. Sie schmunzelte. „Mir geht es gut. Jetzt ... geht es mir wieder gut.“, antwortete sie wahrheitsgemäß. „Ist die Universität so stressig, dass du nicht einmal Zeit hast, dich zu rasieren?“, neckte sie ihn belustigt, und das erste Mal an diesem Tag kicherte sie leise. Dadurch wurde auch Takerus Herz erwärmt. Dieser Laut ihres Lachens ... hatte er so vermisst. Er liebte ihr Lachen, es war wie eine ganz persönliche Melodie für ihn, die er sein ganzes Leben lang rauf- und runterhören könnte, ohne dass ihn langweilig werden würde. „Ähm ... ja, zurzeit ist es wirklich stressig. Es stehen die Klausuren an für dieses Semester. Im Moment verbringe ich eigentlich den ganzen Tag auf der Universität; esse dort auch, weil ich zu Hause einfach nicht zum Kochen komme. Außerdem hab ich ehrlich gesagt auch wenig Lust, nur für mich selbst zu kochen. Seit ich von deinen Kochkünsten kosten durfte, schmeckt mir nichts mehr besser.“ Zwar hörte sich das nach Süßholzgeraspel an, doch es entsprach der hundertprozentigen Wahrheit. Und das wusste Makoto auch, die verlegen kurz wegschaute. „Um auf deine vorherige Frage zurückzukommen: Es ist bei uns auch ziemlich kalt. Heute hat es zum ersten Mal geschneit.“, antwortete sie ihm auf seine erste Frage, auch, um ihre Unsicherheit ein wenig zu überspielen. „Das ist so süß, dass du immer noch nicht so richtig mit Komplimenten von mir umgehen kannst.“, stellte Takeru mit einem Grinsen fest. Doch diese Unbeschwertheit verschwand allmählich, als er damit fortfuhr, wie leid es ihm tat, dass er beim ersten Schnee nicht bei ihr sein konnte. „Wie gerne wäre ich jetzt bei dir, würde dich wärmen und so viel mit dir gemeinsam unternehmen. Tut mir leid, dass es mir gerade nicht möglich ist. Ich kann mir vorstellen, wie einsam du dich gerade fühlen musst. Denn so geht es mir auch.“, gestand er krächzend und sah betrübt zum Monitor. Makoto schmunzelte. „Bald haben wir es geschafft ...“, versuchte sie stark zu klingen, um es ihnen nicht noch schwerer zu machen. Lange betrachtete er sie schweigend. „Du bist noch schöner, als ich dich in Erinnerung habe ...“ Errötend blickte Makoto drein. Wieder versuchte sie, ein wenig davon abzulenken. „Danke,“, gab sie kleinlaut von sich, „aber das letzte Mal, als wir uns in der Realität gesehen haben, ist gerade einmal drei Monate her. Du tust ja schon so, als wären es drei Jahre.“ Sie lächelte ihm aufmunternd zu. Takerus helles Lachen erklang aus den kleinen Lautsprecherboxen. „Tja, das wird wohl daran liegen, dass es mir nicht wie drei Monate oder gar Jahre, sondern eher wie drei Ewigkeiten vorkommen.“, rechtfertigte er sich humorvoll und lehnte sich ein bisschen vor. „Ich bewundere es immer wieder ... wie du so stark sein kannst.“, stellte er wieder etwas ernster fest. „Du bist wirklich ... meine zukünftige Frau.“ Makoto kam ihm wieder mit Humor entgegen. „Und zu dieser Feststellung kommst du erst jetzt, nachdem ich schon seit drei Monaten deinen Ring trage?“, fragte sie ihn ärgernd und legte langsam ihre Hand auf den Monitor. Ihre Augen wurden glasig. Genug von dem lockeren Gespräch. Es wurde wieder an der Zeit, dass auch sie ihm ihre wahren Gefühle mitteilte, ohne dabei aber allzu schwach zu wirken. Nicht, dass er dann alles ihretwegen stehen und liegen ließ und sofort den nächsten Flieger nahm. Denn das würde sie ihm glatt zutrauen. „D- Du ... fehlst mir. So sehr.“, hauchte sie so, dass er es gerade noch so verstand. „Ich liebe dich.“, kam es sanft von Takeru zurück; er stützte sein Kinn auf seine ineinander verschränkten Hände und lächelte sie durchdringend an. Doch seine Augen ... waren gequält und von Trauer umhüllt. Makotos Herz füllte sich nach diesen drei kleinen Worten wieder vollständig mit der Wärme und Liebe. Es war so, als ob ihr Herz diese Momente so gut es ging in sich einsaugte und als Vorrat abspeicherte, um die nächste Zeit ohne Takeru zu überstehen. Sie blinzelte schnell, da sie merkte, wie ihre Augen wieder feuchter wurden. „Ich liebe dich auch ...“, erwiderte sie sein Liebesgeständnis und strich mit der Hand virtuell an seiner Wange. Und so unterhielten sie sich noch sehr lange. Es war fast so, als ob sie sich wirklich gerade gegenübersaßen und miteinander redeten. Aber auch nur fast. Es war natürlich nicht damit zu vergleichen, wie wenn er wirklich hier bei ihr wäre. Doch ... es half. Es half ihnen, mit dieser räumlichen Distanz umzugehen, und sie gaben sich gegenseitig die nötige Kraft in dieser schwierigen Zeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)