Growing Rose Of Love (Teil 2) von Lina_Kudo (Aufblühende Rose der Liebe (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 67: Christmas Shopping ------------------------------ Kapitel 66: Christmas Shopping Weihnachtseinkäufe ****Rückblick**** „Ich möchte aber bitte keinen Glühwein, sondern Kinderpunsch. Bitte.“, sagte sie kleinlaut und man konnte förmlich sehen, wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Yaten kicherte leise. Natürlich. Ihre erste und letzte Erfahrung mit Alkohol. Das würde er niemals vergessen. Das war in Kyoto, und da hatte sie ihm auch ihre Liebe gestanden. Und erst dadurch war der Stein zwischen ihnen endlich ins Rollen gekommen. Wer weiß, ob sie heute überhaupt zusammen wären, hätte sie an diesem Abend nicht so tief ins Glas geschaut. Trotz der letztlichen Dankbarkeit, dass sie es doch getan hatte, glaubte er ihr gerne, dass sie nach dem miserablen Kater am nächsten Tag nie mehr einen Tropfen Alkohol anrühren wollte. Zumindest nicht in naher Zukunft. Dieser Rausch war zwar schon drei Monate her; dennoch war diese Erfahrung immer noch viel zu präsent für sie. „Natürlich.“, antwortete er schließlich mit einem verschmitzten Grinsen und bestellte zweimal Kinderpunsch, bevor sie sich beide an ihren Tassen aufwärmten und anschließend heimfuhren. ****Rückblick**** Nun standen sie am Flughafen und nahmen Abschied voneinander. Nun schon das zweite Mal. Doch so wie es aussah, würde es wohl Routine werden. „Egal, wie oft ich mich von dir verabschieden muss ... Es wird immer schwer für mich sein. Sehr schwer.“, begann Takeru, der ihre Gedanken offenbar gelesen hatte. Makoto wusste zuerst nicht, was sie darauf sagen sollte. „Geht mir genauso.“, entwich es ihr nach einigen Sekunden, bevor sie den Blick hob und ihn aufmunternd ansah. „Aber in zwei Wochen werden wir uns ja sowieso wiedersehen, an Weihnachten.“ Sie versuchte, so munter und stark wie möglich rüberzukommen. Genau, an Weihnachten würde er sie wieder besuchen kommen, denn da er sich nun endlich mit seinen Eltern ausgesprochen hatte, finanzierten sie nun seine Flüge, sodass er nun öfter nach Japan reisen konnte, auch wenn es nur für ein Wochenende war. Das war ein sehr schöner Gedanke, und dennoch konnte Makoto sich noch nicht damit anfreunden, dass ihr Verlobter nun öfter mit dem Flugzeug fliegen würde. Sie hatte das Vertrauen zu Luftfahrzeugen verloren, seit ihre Eltern ihr Leben in einem Flugzeug lassen mussten. Doch sie durfte einfach nicht so pessimistisch denken und ihn mit ihrer Flugzeugphobie womöglich in den Wahnsinn treiben; denn schließlich blieb ihm kein besseres Fortbewegungsmittel, und da sie sich ja auch öfter sehen wollten, führte wohl kein Weg daran vorbei. „Darauf freue ich mich schon.“, sagte er lächelnd, zog sie ohne Vorwarnung in seine Arme und vergrub sein Gesicht in ihr wohlriechendes Haar. „Ich werde dich aber trotzdem vermissen, die zwei Wochen werden mir wieder wie zwei Ewigkeiten vorkommen. Und noch etwas: Ich danke dir; nur durch deine Hilfe habe ich die Kraft gefunden, mich mit meinen Eltern auszusöhnen. Danke, dass du für mich da warst, mein Schatz.“, seine Stimme wurde zunehmend heiser. „Ich habe doch gar nichts getan.“, erwiderte Makoto, die ihre aufsteigenden Tränen zu unterdrücken versuchte. „Ich liebe dich ...“ „Ich dich auch. Ich liebe dich auch. So sehr.“, hauchte er in ihr Ohr, löste sich leicht von der Umarmung, legte seine Hände um ihr zartes Gesicht und küsste sie leidenschaftlich. „Und du hast sehr wohl etwas getan. Allein deine Anwesenheit hat mir so viel Kraft gespendet. Danke. Für alles.“, raunte er in den Kuss hinein, ohne sich von ihren Lippen zu lösen. „Und ...“, sie hatten ihr Kuss schweratmend beendet und blickten sich tief in die Augen. „... danke für die letzten zwei Nächte. Sie waren die schönsten meines ganzen Lebens.“ Makoto schoss das Blut ins Gesicht und sie lächelte ihn verlegen an. Eigentlich sollte sie sich dafür nicht mehr schämen, schließlich hatte er schon alles an ihr gesehen, aber auch wirklich alles, was es zu sehen gab. Und sie selbst hatte sich auch keinesfalls zurückgehalten. Doch darüber zu reden ... war dann doch wieder etwas völlig Anderes. Bevor sie etwas darauf sagen konnte, wurde sein Flug durch die zahlreichen Lautsprecher des Flughafens gerufen. „Oh, ich muss schon los. Also, bis in zwei Wochen. Ich freue mich, und ich werde mich natürlich bei dir melden, sobald ich gelandet bin, versprochen.“ „Sehr gut. Und dir danke ich, dass du überhaupt gekommen bist zu meinem Geburtstag. Es war das schönste Geschenk, das ich bisher bekommen habe ...“, meinte die Brünette zufrieden und gab ihm einen letzten Kuss, bevor sie ihn gehen ließ. Es fiel ihr zwar immer noch schwer, aber es war nicht mehr so schlimm wie beim ersten Mal, weil sie ja damit rechnen durfte, dass sie sich bald wiedersehen würden ... Es ist warm. Es ist ein unglaublich angenehmes Gefühl, die warme Frühlingssonne auf der Haut zu spüren. Das Summen der Bienen und das Flattern der Flügel der Schmetterlinge wahrzunehmen. Den Duft der Wiese, der aufblühenden Blumen und der immer grüner werdenden Bäume zu riechen. Ich mag den Frühling. Nicht zu warm und nicht zu kalt ... angenehm eben. Ich befinde mich gerade auf einer hellgrünen Wiese, die von bunten Blumen übersät ist. Ich weiß nicht genau, wo genau ich gerade bin, aber ich mag diesen Ort. Ich mag die Natur, die meine poetische Ader auflodern lässt. Im Kopf lasse ich meine Gedanken über ein neues Gedicht schweifen, als ich plötzlich eine Stimme höre, die meinen Namen ausspricht. Ich stocke - diese Stimme würde ich unter Millionen wiedererkennen. So zart und sanft wie eine Melodie. In meinen Ohren die schönste Melodie, die es gibt. Ich fahre herum und sehe sie. Sie steht dort, ein paar Meter von mir entfernt und hat sich an einen Baum gelehnt. Ihre Hände hat sie hinter ihrem Rücken verschränkt, während sie mir ihr wärmstes Lächeln schenkt. Sie trägt ein enganliegendes, gelbes Sommerkleid, welches nach unten hin breiter wird. Es betont ihre schmale, zierliche Figur; ist perfekt auf sie zugeschnitten. Ihre blauen Augen strahlen, gleichzeitig schimmert ihr kurzes, bläuliches Haar glänzend unter der Sonne. „Ami ...“, stoße ich überrascht hervor. Zu mehr Worten war ich gerade nicht fähig. Diese Situation war irgendwie so ... irreal. Was machen wir beide hier? Und wo sind wir überhaupt? „Taiki.“, wiederholt sie meinen Namen, stellt sich aufrecht hin und geht langsam auf mich zu. Dadurch weht ein leichter Wind elegant durch ihre Haare, wie auch durch ihr Kleid. Sie sieht einfach atemberaubend aus. „Schön, dass du auch hier bist. Ich habe auf dich gewartet.“ Ich hebe, noch perplexer, als ich ohnehin schon bin, eine Augenbraue. Ich kann mich kaum rühren, als sie plötzlich ihre Hand hebt und sie sanft auf meine linke Brust legt, nachdem sie direkt vor mir zum Stehen gekommen ist. „Dein Herz ... Es schlägt so schnell.“, stellt sie stirnrunzelnd fest und sieht mir wieder fest in die Augen. Ich atme dadurch nur noch schneller. „Liegt das etwa an mir?“, fragt sie mich direkt mit einem süßen Lächeln. Ich starre sie nur entgeistert an. Was ist nur ihr los? Seit wann ist sie so direkt? Ist das vielleicht ein Zeichen? Ein Zeichen, dass ich nun endlich mit meinen Gefühlen herausrücken soll; nun, wo sie mir gar keine andere Wahl lässt? Schweratmend schlug Taiki seine Augen auf. Er befand sich ... im Wohnzimmer. Keine Frühlingswiese weit und breit. Wie auch? Sie waren doch noch mitten im Dezember. Was für ein Traum ... Er schüttelte ungläubig den Kopf. Was wollte sein Unterbewusstsein ihm damit sagen? Dass es vielleicht langsam an der Zeit war? Doch ... er wollte zuerst noch ihre Freundschaft festigen, bevor er einen Schritt in dieser Richtung wagen würde. Seiya guckte in diesem Moment ins Wohnzimmer herein. „Ah, schon wach?“, fragte er grinsend und trat ein. „Wie lange habe ich geschlafen?“, ignorierte Taiki die Ironie in der Stimme seines langjährigen Freundes und setzte sich langsam auf. „Hm, ungefähr eine halbe Stunde. Du hast gerade Zeitung gelesen und bist irgendwie eingenickt.“, antwortete dieser wahrheitsgemäß und steckte seine Hände in die Taschen seiner dunkelblauen Sporthose. „Habe mich schon gewundert; schließlich schläfst du mittags eigentlich nie ein. Kann es sein, dass du in letzter Zeit nachts eher wenig Schlaf abgekriegt hast?“ Taiki holte tief Luft. „Ja, zurzeit hab ich einfach viel zu viel um die Ohren und komme einfach nicht zur Ruhe. Schule halt.“, fasste er sich kurz. „Die Schule alleine hat dich noch nie überfordert. Offen gestanden überfordert dich eigentlich nichts; du hast immer alles gut unter einen Hut bekommen mit deinem Organisationstalent und den starken Nerven. Was dir wirklich zu schaffen macht, sind doch deine eigenen Gefühle.“, grinsend verschränkte der Schwarzhaarige frech seine Arme hinter dem Kopf. „Oder kurz gesagt: Ami.“ Mal wieder traf er es direkt auf den Punkt. Schließlich war er auch der Einzige, der wirklich über seine Gefühle für Ami Bescheid wusste. Dafür erntete er von dem Braunhaarigen einen vernichtenden Blick. „Na ja.“, er sah auf die Uhr. „Jeden Moment müsste mein R8 vor der Tür stehen. Ich kann es kaum erwarten. Zum Glück liegt bei uns auf den Straßen kein Schnee mehr.“, lenkte Seiya das Thema in eine andere Richtung, da er wusste, wie unangenehm es Taiki war, und im Moment hatte er keine große Lust auf eine endlose Diskussion mit ihm. Dafür war seine Vorfreude auf sein neues Auto einfach viel zu groß. „Wo ist Usagi eigentlich?“, fragte Taiki, der es sehr willkommen hieß, dass sie nun auf ein anderes Gesprächsthema gekommen waren. Seiya lächelte warm. Wie immer, wenn er über sie sprach. „Sie ist gerade in der Stadt. Ein paar Weihnachtseinkäufe erledigen. Ich hole sie nachher ab.“ Der Hochbegabte von ihnen sah zum Kalender. „Stimmt ja, da liegt sie richtig gut in der Zeit. In zwei Wochen ist ja schon Weihnachten. Ich glaube, ich folge ihrem Beispiel und mache mich mal auch in die Stadt.“ Er streckte sich kurz, bevor er sich dann seufzend erhob. „Hier ist es!“ Usagi blieb bei dem Juwelier stehen und stand nun direkt vor der Vitrine, wo die Rolex-Uhren dekoriert waren. Haruka, die all ihre bisherigen Einkaufstüten trug, sah über ihre Schulter, was nicht schwer war durch ihre außergewöhnliche Größe. Sie ließ den Blick durch das Schaufenster schweifen. „Teurer, aber guter Geschmack.“, meinte sie mit einem anerkennenden Grinsen. Sie hatte sich doch tatsächlich bereit erklärt, mit Usagi Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Eigentlich gehörte Shoppen nicht gerade zu ihrer Lieblingsbeschäftigung. Doch da Usagi unbedingt ihre Hilfe brauchte, was Seiyas Geschenk betraf und sie schon immer einmal gemeinsam etwas mit ihrem Mondgesicht unternehmen wollte, hatte sie letztendlich doch zugesagt. Und es machte richtig Spaß mit ihr. „Welche Uhr würde dir persönlich am besten gefallen?“, fragte Usagi an Haruka gewandt und musterte sie erwartungsvoll. Sie wusste, dass Seiya eine Uhr aus dieser Auslage besonders gut gefiel, nur nicht, welche genau das war ... „Wow, was für Uhren!“, bewunderte Seiya, der vor einem Schaufenster stehen geblieben war. Seine Augen leuchteten auf wie bei einem kleinen Jungen, der gerade das Süßigkeitenparadies entdeckt hatte und sich nicht entscheiden konnte, auf welche Sorte er zuerst zugreifen sollte. Da witterte Usagi die Chance. Bisher hatte sie keinen blassen Schimmer gehabt, was sie ihm zu Weihnachten schenken sollte. Dies musste sie sofort ausnutzen. „Welche gefällt dir denn da am besten?“, fragte sie mit zuckersüßer Stimme und Klimperwimpern. Aus Seiyas Kehle kam ein belustigtes Lächeln, bevor er sie mit einem breiten Grinsen ansah. „Willst du das wirklich wissen?“, fragte er mit herausforderndem Ton. Dabei blitzten seine Augen kurz auf. Sie nickte eifrig und hielt ihm ihr rechtes Ohr hin. Er beugte sich zu ihr herunter; seine Lippen waren ganz nah an ihrem Ohr, sodass sein heißer, süßer Atem auf ihrer dünnen Haut über Ohr und Nacken strich. Ein lauwarmer Schauer lief ihren Rücken hinunter und sie musste sich ganz stark zusammenreißen, damit ihre Beine nicht nachgaben. Doch da spürte sie schon seinen festen, aber dennoch sanften Griff an ihren Oberarmen. „Vergiss es, Schätzchen.“, brachte sie dieser kurze Satz im Flüsterton auf den Boden der Realität zurück. Sie blinzelte. „Was ...?“ Seiya stellte sich wieder aufrecht hin und sah mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen auf sie hinab. „Ich werde dir ganz sicher nicht sagen, welches Modell mir gefällt. Also komm ja nicht auf die dumme Idee, mir eine Rolex zu Weihnachten zu schenken.“, warnte er sie direkt, griff nach ihrer Hand und zog sie von dem Juwelier weg. Usagi seufzte tief und folgte ihm widerwillig. Das war ja klar, dass er es ihr nicht so einfach machen würde ... Und nun stand sie hier. Vor dem Schaufenster mit der neuen Sportkollektion von Rolex mit den ungefähr fünfzig verschiedenen Uhrenmodellen. Mit Haruka, ihrer letzte Hoffnung, auf ihrer Seite. Sie war sich ganz sicher, dass ihm hier eine Uhr ganz besonders gefallen hatte, nur wusste sie wirklich nicht, welche es sein könnte. Und da Haruka ja einen ähnlichen Geschmack wie Seiya hatte, konnte sie ihr bestimmt weiterhelfen. Wenn nicht sie, dann keiner. Nachdenklich betrachtete sie jede einzelne Uhr auf’s Genaueste. Es vergingen einige Minuten, bis sie ihr antwortete. „Also ich finde diese Reihe besonders schön. Davon dann das Modell mit dem dunkelblauen Ziffernblatt; er mag ja Blau so gerne oder nicht? Das Band ist ja aus Edelstahl und Platin, und die Farbe harmoniert sehr gut mit dem Blau. Und sonst ist die Uhr ziemlich sportlich; sie strahlt Dynamik aus, passt also wie die Faust auf’s Auge zu ihm, wenn du mich fragst.“, teilte sie der Kleineren ihre Entscheidung mit und erklärte ihr auch den Grund, warum sie ausgerechnet auf diese Uhr ein Auge geworfen hatte. Usagi sah zu der Uhr, die Haruka am besten gefiel. Sie war wirklich atemberaubend schön und dieses Blau des Ziffernblatts passte unter anderem auch ziemlich gut zu seiner Augenfarbe. „Gut, dann nehmen wir sie!“, entschied sie sich ziemlich schnell und ging bereits auf den Eingang zu. „Warte mal Mondgesicht; bist du dir sicher? Hast du schon mal auf den Preis geguckt?“, rief Haruka ihr hinterher, sichtlich verwundert über ihre schnelle Handlung. Gut, sie waren zwar hier, um Seiya eine Uhr zu kaufen, doch bei so einem Preis hatte sie eher damit gerechnet, dass Usagi es höchstens zurücklegen ließ und erst einmal ein paar Nächte darüber schlief, bevor sie endgültig eine Entscheidung fällte. Die Sängerin drehte sich zurück zu ihrer Freundin. „Wie viel kostet sie denn?“, fragte sie wenig beeindruckt. Auf den Preis hatte sie in der Tat überhaupt nicht geachtet. Aber das musste sie eigentlich auch gar nicht mehr - durch ihre Gesangskarriere war sie selbst nämlich sehr wohlhabend geworden und um Geld musste sie sich eigentlich gar keine Sorgen mehr machen. „1.140.000 Yen! Das sind über 12.000 Dollar!“, antwortete Haruka entrüstet und starrte ihr kleines Mondgesicht ungläubig an. Sie lächelte lediglich und winkte ab. „Die kann ich gerade noch so entbehren; das kannst du mir glauben. Kommst du?“ Haruka konnte es kaum fassen. Sie redeten von 1.140.000 Yen und für sie war es so, als ob sie gerade einen kleinen Supermarkteinkauf erledigte. Und was noch viel unglaublicher war: Usagi war sich diesen Ruhm bewusst und konnte auch mit dem vielen Geld umgehen. Sie war nun nicht mehr das kleine Mädchen von vor drei oder vier Jahren, die noch wegen jeder Kleinigkeit geheult hatte. Sogar sie war erwachsen geworden, und doch steckte in ihr immer noch dieses Naive und Unbekümmerte, welches sie wohl nie ablegen würde. Und das war auch gut so. Denn so mochten und liebten sie sie. So wie sie war. Kopfschüttelnd fing sich die Rennfahrerin wieder mit einem leisen Lächeln und folgte ihrer Freundin. Unbeholfen stand auch Taiki schon seit einer gefühlten Ewigkeit vor der Vitrine neben der Kasse und konnte sich einfach nicht entscheiden, was das ideale Geschenk für Ami wäre. Und war Schmuck überhaupt das Richtige? Wenn ein Mann einer Frau Schmuck schenkte ... Hieß das dann nicht automatisch, dass er sie begehrte? Oder konnte man auch einfach so der besten Freundin ein edles Schmuckstück schenken, solange es kein Herzanhänger oder Ring war? Er wollte ihr einfach etwas Besonderes und Persönliches schenken. Etwas, welches sie immer tragen konnte und auch noch elegant und schick an ihr aussah. Okay, an ihr sah alles schick aus, doch Schmuck hatte einfach etwas Magisches an sich. Stirnrunzelnd sah er sich weiter um. Was sollte er ihr denn eigentlich schenken? Eine Halskette oder eine Armkette? Oder doch eine Fußkette? Oder wie wäre es mit Ohrringen? „Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?“, fragte ihn eine Verkäuferin freundlich. Normalerweise brauchte er nie eine Beratung und lehnte Hilfe von in seinen Augen aufdringlichen Verkäufern jedes Mal ab, doch diesmal hatte er das dringende Bedürfnis nach fachmännischen Ratschlägen, denn er wollte nichts falsch machen. Und er als Mann wusste sicher nicht so gut wie die erfahrene junge Verkäuferin, was Ami gefallen könnte. „Ja, das hoffe ich. Ähm, ich bräuchte ein Geschenk für meine beste Freundin. Geht das eigentlich? Also kann man auch der besten Freundin Schmuck schenken, so als kleine Aufmerksamkeit?“ Ihm rutschten die Fragen aus, ohne dass er es bemerkte. Ami brachte ihn langsam wirklich zur Verzweiflung. Er, der immer erst sein Hirn einschaltete, bevor er seinen Mund aufmachte, sprach nun seine Gedanken laut aus, ohne es zu merken. Nicht, dass er eines Tages noch zum zweiten Yaten mutierte ... „Aber natürlich. Es gibt viele Herren, die auch ihrer besten Freundin Schmuck schenken. Schmuck ist immer das richtige Geschenk für Damen.“, antwortete die junge Frau mit den schulterlang rotblonden Haaren enthusiastisch und setzte ihr Verkäuferlächeln gekonnt ein. Allmählich fand Taiki wieder zu seiner altbekannten Besonnenheit zurück. „Dann kann ich ja nichts falsch machen.“, antwortete er freundlich. „Können Sie mir etwas über die Dame sagen? Wie alt ist sie; zeigt sie sich eher unauffällig oder mag sie es extravagant?“, zählte die Verkäuferin einige Fragen auf und man hörte ihr an, dass sie diese Fragen in ihrem Leben wohl schon sehr oft ihren Kunden gestellt hatte, so, wie sie aus ihr heraussprudelten. Ihr stieg eine leichte Röte ins Gesicht, als Taiki ein Lächeln nicht mehr unterdrücken konnte. Doch dies nahm er gar nicht zur Kenntnis; viel zu sehr war er mit etwas Anderem beschäftigt. „Hm, sie ist 18 und mag es definitiv dezent. Also bitte nichts Protziges oder Gewagtes. Was können Sie mir da empfehlen?“, fragte er sie neugierig. „In welcher Preisklasse darf es denn liegen?“, lautete ihre letzte Frage. „Zeigen Sie mir einfach alles, was Sie mir anbieten können.“, antwortete er schlicht und ließ sich von ihr in die Welt des Schmucks entführen ... Schlussendlich hatte er sich für eine feine Weißgoldkette entschieden. Als Anhänger das Symbol des Merkur, auch aus feinstem Gold mit einer Rhodiumschicht aus Weißgold, darin einige kleine Brillanten eingefasst. Sie hatte nämlich auch eine Bedeutung: Da er vom Sternzeichen Zwillinge war, hatte er mit ihr diesen gemeinsamen Planeten: den Merkur. Das würde sicher als rein freundschaftliches Geschenk gelten ... oder? Die Kette wurde in eine quadratische, flache Schachtel in violettes Geschenkpapier verpackt mit cremefarbenem Geschenkpapier und einer selbstgemachten, ebenfalls cremefarbenem Schleife. Wirklich sehr schön eingepackt. „Taiki? Bist du das?“, ertönte Usagis Stimme direkt hinter ihm. Erschrocken fuhr er herum. „Usagi, was machst du denn hier?“, fragte er atemlos und warf einen Blick auf Haruka, die hinter ihr stand. „Hallo Haruka. Was verschlägt euch denn gemeinsam hierher?“, versuchte er, seinen Schock zu überspielen. Haruka grüßte lächelnd zurück, während Usagi eine freundlich Antwort auf seine Frage gab: „Wir sind hier, um ein Geschenk für Seiya zu kaufen. Also verrat ihm bitte nicht, dass wir uns hier getroffen haben, ja? Und was führt dich in ein Juweliergeschäft? Dieses niedliche Geschenk da - für wen ist es denn?“, fragte sie mit unverblümter Neugier. „Das, äh, also ...“, in seinem Gehirn ratterte es. Er konnte ihr doch nicht verraten, dass dieses Geschenk für Ami war. Usagi war zwar eine sehr vertrauenswürdige Person, doch er konnte sich nicht allzu sehr darauf verlassen, dass sie sich nicht doch aus Versehen vor Ami verplapperte. Bis dahin waren es ja noch zwei Wochen, und bis dahin trafen sie sich sicher noch öfters, also würde es auch nur mehrere Gelegenheiten geben. Oder eher Gefahren. „Das ist ein Geschenk für ...“, hatte er bereits eine gut gemeinte Notlüge erfunden und wollte sie gerade präsentieren, als plötzlich Usagis Handy zu klingeln begann. „Hallo Seiya.“, sprach sie fröhlich in den Hörer und lauschte. „Hm. Ja, ich bin fertig ... Also kannst du mich dann in ungefähr einer Viertelstunde bei der Kirche abholen? ... Ja, ja, mit deinem neuen Wagen. Weißer R8, den werde ich schon erkennen; ist wohl auch so ein Auto, den nicht jeder hier hat, oder? ... Okay, also bis gleich, Seiya.“ Taiki packte die Gelegenheit beim Schopf, bezahlte seine Rechnung, griff nach der Einkaufstüte, verabschiedete sich schnell von Haruka und Usagi mit den Worten „Sorry Leute, ich hab es eilig. Wir sehen uns!“ und verschwand schnell aus dem Laden. Die verwunderten Rufe Usagis, die das Telefonat inzwischen beendet hatte, hörte er zwar noch, doch machte keine Anstalten, sich noch einmal umzudrehen. Ein weißer Audi R8 bog mit rasanter Geschwindigkeit um die Ecke. „Das wird er wohl sein.“, meinte Haruka trocken. Der Neid war ihr anzusehen, doch es war kein schädlicher Neid, sondern lediglich ein Neid zwischen guten Freunden. Innerlich freute sie sich ja für ihn. Nach allem, was er in der Vergangenheit - sowohl in seiner frühen Kindheit, als auch in seiner späten Jugend - durchmachen musste, sei es ihm nun gegönnt, ein Leben in Luxus zu führen. Er konnte es sich leisten, genau wie Usagi auch. Einfach ein Pärchen wie es im Bilderbuche steht. „Schicker Wagen.“, grinste sie, als sie die Beifahrertür geöffnet hatte und aus dem Wagen ein breites Grinsen mit strahlend weißen Zähnen zum Vorschein kam. „Danke, Haruka.“ Der junge Mann mit den glänzend schwarzen Haaren lächelte sie an. „Dass du mal mit Usagi shoppen gehst ... Hat es Spaß gemacht?“, fragte er die burschikose Sandblonde. „War halb so schlimm.“, antwortete sie gelassen und übergab ihm die Einkaufstüten. Die Uhr hatte Usagi sorgfältig in ihre Handtasche gesteckt, sodass sie nicht von Seiya entdeckt worden konnte. Nach einem kurzen Gespräch zwischen den beiden umarmte Usagi ihre große Freundin kurz, die ihre Umarmung nach dem ersten Moment der Verblüffung liebevoll erwiderte. „Bald machen wir mal wieder etwas zusammen, okay? War wirklich lustig heute.“, verabschiedete Haruka sie mit einem weichen Lächeln. Usagi errötete leicht. Sie hatte die Sportstudentin selten so ausgelassen erlebt. Es war wirklich schön, sie so derart friedlich und unbeschwert sehen zu dürfen. „Ja, ich freue mich schon darauf!“ Und so stieg sie in das nagelneue Auto ihres Freundes ein. Haruka schlug die Beifahrertür zu und Usagi winkte ihr noch ein letztes Mal fröhlich zu, bevor sie losfuhren und beide augenblicklich in die Sitze zurückgedrückt wurden. „Lust auf eine kleine Spritztour?“, fragte er sie mit seinem gewohnt arroganten Lächeln, und bevor Usagi irgendetwas darauf erwidern konnte, trat er tiefer ins Gaspedal und Usagis Nerven begannen bei dieser schnellen Beschleunigung zu flattern. „Einfach Wahnsinn! Ich kann den Sommer kaum noch erwarten. Oder noch besser: Irgendwann müssen wir mal nach Deutschland, dort kann ich endlich mal seine Grenzen austesten!“, frohlockte Seiya begeistert, und so fuhren sie aus der Stadt hinaus, direkt auf die Autobahn ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)