Growing Rose Of Love (Teil 2) von Lina_Kudo (Aufblühende Rose der Liebe (Seiya&Usagi)) ================================================================================ Kapitel 69: Lovely Mojos ------------------------ Kapitel 68: LOVELY MOJOS Schöne Glücksbringer ****Rückblick**** Er widmete sich wieder dem Auspacken seines Geschenks und seine Augen leuchteten auf, als er einen wunderschönen und sehr hochwertigen Pullover in den Händen hielt. Es war beigefarben mit einem schwarz-roten Muster verziert. Er war stilvoll und nicht allzu verspielt. Genau sein Geschmack. „Wow, der Pullover ist echt schön!“, stieß er erfreut hervor und schlüpfte gleich hinein. „Und passen tut er auch perfekt.“ Bevor Ami etwas darauf erwidern konnte, schloss er sie ohne Vorwarnung in seine Arme. Deutlich konnte sie seinen Duft wahrnehmen. Er roch so himmlisch ... Auch Taiki nutzte die Gelegenheit und schnupperte genüsslich an ihren Haaren. „Danke liebe Ami.“, hauchte er und festigte die Umarmung, die sie endlich auch erwiderte, indem sie beide Hände vorsichtig auf seinen Rücken legte. Lächelnd löste er sich ganz leicht von ihr, um ihr in die Augen sehen zu können. „Und dir auch frohe Weihnachten ...“ ****Rückblick**** Weihnachten. Im Hikawa-Tempel eine der stressigsten Tage im ganzen Jahr. Denn heute kamen besonders viele Leute, um Talismane oder Glücksbringer für ihre Liebsten zu kaufen oder auch dafür zu beten, dass Buddha ihnen Glück in der Liebe bescheren oder die Liebe ihnen erhalten bleiben soll. Es war wie Valentinstag. Und so kamen weder sie noch Yuuichiro oder ihr Großvater an diesem Tag zur Ruhe und hatten alle Hände voll zu tun. Eigentlich war sie immer froh, wenn im Tempel viel los war und das Geschäft gut lief, doch an diesem Tag konnte Rei es kaum erwarten, wenn die Besucher alle fort waren. Denn auch sie wollte Weihnachten dieses Jahr mit ihrem Partner verbringen. Mit Yuuichiro. Schließlich war es das erste Weihnachten, wo sie mit jemandem zusammen war. Vor Yuuichiro hatte sie auch nur einen einzigen, richtigen Freund gehabt, und das war Mamoru. Und mit ihm war sie auch nicht besonders lange zusammen gewesen. Sie schüttelte über ihr leicht chaotisches Liebesleben aus der Vergangenheit schmunzelnd den Kopf und war sehr zuversichtlich, dass dieses Weihnachten und auch jedes zukünftige ganz anders werden würde als die bisherigen ... Gegen den Nachmittag hin verließen sie schließlich auch die letzten Tempelbesucher, sodass sie nun endlich zu ihrer wohlverdienten Ruhe gelangen konnten. „Endlich!“, presste Yuuichiro stöhnend hervor und rieb sich mit dem Handrücken über die Stirn. Trotz der Kälte hatten sich durch den Stress doch tatsächlich einige Schweißtropfen gebildet. „Das kannst du laut sagen. Und jetzt, wo wir allen anderen Pärchen den Segen Buddhas gegeben haben, sind nun wir mal an der Reihe, findest du nicht auch?“ Verwundert schaute Yuuichiro auf. „Ja klar, sehr gerne!“ Und so betraten beide das Herz des Tempels, das größte Gebetszimmer. Beide nahmen sich jeweils drei Räucherstäbchen, zündeten sie an und steckten sie in ein rotes Kännchen. Sie tauschten einen lächelnden Blick aus, bevor sie synchron zurücktraten und sich nebeneinander auf die Knie sinken ließen. Lieber Buddha ... Bitte erfülle uns unseren sehnlichsten Wunsch ... Bitte begleite uns auf unserem Lebensweg. Bitte hilf uns und gib uns die Kraft, diesen Weg auf ewig gemeinsam zu beschreiten. Bitte gib uns deinen Segen und deine Macht, dieses Band zwischen uns immer weiter zusammenzuschweißen. Bitte bewahre uns vor negativen, äußeren Einflüssen. Bitte lege deine schützenden Hände über uns ... Nachdem sie ihre Gebete beendet und den Raum verlassen hatten, fragte Yuuichiro Rei, ob er sie heute Abend zum Essen ausführen dürfte. Die junge Miko überlegte kurz und antwortete: „Ja, warum nicht? Machen wir uns einen schönen Abend.“ „Weißt du schon, was du möchtest?“, fragte Yuuichiro seine Angebetete, als sie bereits seit einigen Minuten in der Speisekarte gestöbert hatten. Sie saßen in einem sehr feinen italienischen Restaurant, und heute war ziemlich viel los. Anscheinend waren sie nicht das einzige Paar, das am Weihnachtsabend entschlossen hatte, essen zu gehen. Doch Yuuichiro machte es nichts aus. Seiner Ansicht nach gingen sie viel zu selten aus, da im Tempel immer etwas zu tun war, und er war jedes Mal sehr froh, wenn sie es schafften, einmal etwas außerhalb des Tempels gemeinsam unternehmen zu können. Das hieß jedoch nicht, dass er es nicht schätzte, mit ihr unter einem Dach zu wohnen. Doch ... einmal rauszugehen und den Tempelalltag gemeinsam mit ihr hinter sich zu lassen war doch jedes Mal etwas ganz Besonderes. Er begann, sie eingehend zu betrachten. An ihr konnte er sich einfach nicht satt sehen. Sie trug ein wunderschönes, enganliegendes Kleid in einem intensiven Rot, dazu schwarze, blickdichte Strumpfhosen und passende, rote Stiefeletten. Dieses Outfit kombinierte sie noch mit einem kurzen, schwarzen Blazer. Sie sah einfach umwerfend aus, wie immer. Als Schmuck trug sie lange, silberne Ohrhänger und eine silberne Kette mit einem Kanji-Zeichen als Anhänger. Das Kanji-Zeichen für ‚Feuer‘. Wie passend. Sie errötete leicht, als sie realisierte, dass er sie sehr genau musterte. Auch er sah fantastisch aus in seinem schwarzen Anzug mit roter Krawatte. Seine Haare verliehen ihm einen lässigen Touch als Kontrast zu der glatten Eleganz seines Anzugs. Eine einzigartige Mixtur. Eine Mixtur, an der Rei großen Gefallen fand. „Hmm ...“, ein wenig hin- und hergerissen überlegte Rei sich, was sie nun nehmen sollte. Sie liebte die italienische Küche, und da sie sehr viele Gerichte ansprechend fand, konnte sie sich da nicht so recht entscheiden, was sie nun nehmen sollte. Eigentlich war sie ja eher eine junge Frau, die genau wusste, was sie wollte. Doch in manchen Dingen war das nicht so. Zum Beispiel in der Liebe: So lange hatte sie selbst nicht gewusst, was sie denn wollte und was das nun wirklich zwischen ihr und Yuuichiro war. Oder in diesem Fall eben: Was das Essen anging. „Ich glaube, ich bleibe ... bei der guten, alten Lasagne Bolognese.“, entschloss sie sich letzten Endes dann doch und klappte sofort die Speisekarte zu, bevor sie es sich doch noch anders überlegen konnte. Der junge Mann mit den schulterlangen, braunen Haaren lächelte bei diesem süßen Anblick, der sich ihm bot. Rei war normalerweise so dominant, herrisch und stark. Doch es gab diese wertvollen Momente, wo man doch sah, dass sie eine ganz zarte, süße und auch zerbrechliche Frau sein konnte. Sie hatte einfach zwei grundverschiedene Facetten, und jede davon liebte er auf abgöttische Weise. Er kannte sie so gut, dass er inzwischen auch wusste, wie er mit beiden Seiten umzugehen hatte. War sie die starke Rei, würde er alles, was sie austeilte, einstecken. Das tat er sogar gerne und fühlte sich keinesfalls entmannt. In seinen Augen zeugte es eher von wahrer Männlichkeit, wenn man für die Frau, die man liebte, zurückstecken konnte und nicht eisern und beharrlich seinen Willen durchsetzen musste. Und wenn sie ihre schwachen Momente hatte, war er die starke Schulter für sie, ihre Stütze. Es passte einfach alles so perfekt zwischen ihnen; sie ergänzten sich so ausgezeichnet gut, dass es fast schon unheimlich war. Aber warum eigentlich? Sie waren füreinander geschaffen, da war er sich sicher. „Sehr gute Wahl.“, kommentierte er schmunzelnd. „Ich nehme eine Pizza Quattro Stagioni. Dann hab ich gleich vier Sorten drauf und brauch mich nicht für eine Sorte zu entscheiden.“, löste er dieses Problem geschickt und grinste breit. „Und was möchtest du trinken? Ein Glas Rotwein?“ „Gerne!“, erwiderte Rei nickend und schenkte ihm ein warmes Lächeln. Yuuichiro atmete tief die Luft ein, die ihn umgab. Das war auch eine der Gründe, warum er es so sehr liebte, mit Rei auszugehen. Sie war einfach noch ausgelassener, wenn sie nicht im Tempel war und überall Aufgaben auf sie warteten, mit denen sie konfrontiert wurde. Dort konnte sie sich nur selten und wenn, dann nur abends, erst zurücklehnen, abschalten und sich entspannen. Sie so gelöst und unbesorgt zu sehen, war schön. Sehr sogar. Nachdem der Tempeldiener die Bestellung aufgegeben hatte und kurz darauf ihre Flasche Rotwein kam, die der Ober ihnen in beide Gläser einschenkte, nahmen sie sie an sich und grinsten sich an. „Auf ... uns und unsere Zukunft?“, fragte Yuuichiro mit einem Leuchten in seinen Augen, als er sein Glas erhoben hatte. „Auf uns. Auf uns und unsere Zukunft.“, wiederholte Rei als Bestätigung, und so stießen sie an, nahmen einen Schluck und begannen ein unbefangenes Gespräch über Gott und die Welt. Auch als das Essen kam, sprachen sie angeregt weiter, während sie es sich schmecken ließen. Und irgendwann, da an dem heutigen Tag ihre Zukunft im Vordergrund stand, kamen sie auch auf ihre Vergangenheit zu sprechen. http://www.youtube.com/watch?v=xpQoOsGElgc („What Should We Do“ by JIsun) „Du ... warst ja mit Mamoru zusammen, nicht wahr?“, begann er zögernd und hoffte, damit keinen Fehler begangen zu haben, indem er dieses Thema anschnitt. Um ganz ehrlich zu sein, beschäftigte es ihn schon sehr lange Zeit, genau genommen, seit er dies erfahren hatte. Doch es war nicht so intensiv gewesen, dass er ununterbrochen oder ständig daran denken musste. Nur waren hin und wieder diese Phasen gekommen, wo er sich gefragt hatte, wie nahe sich die beiden gestanden waren. Und nach all der Zeit begann er erst jetzt, seine Gedanken auszusprechen. Oder war zumindest gerade dabei, es zu tun. „Äh ... Ja.“, Rei biss sich leicht auf die Unterlippe, nachdem auch sie endlich mit der Lasagne fertig geworden war und putzte sich mit einer Serviette den Mund. Warum kam er ausgerechnet jetzt darauf zu sprechen? Über diese kurze Zeit mit Mamoru sprach sie nämlich äußerst ungerne, erst recht, wenn es sich bei ihrem Gesprächspartner um Yuuichiro handelte. Wer redete bei dem jetzigen Freund auch schon gerne über frühere Beziehungen? Der junge Mann war taktvoll genug, um zu merken, dass Rei nicht gerne über dieses Thema sprach. So schwer es ihm auch fiel, sich zurückzuhalten: Er tat es. Ihr zuliebe. Vielleicht war das ja auch besser so, denn was änderte es daran, wenn er mehr über ihre Vergangenheit erfuhr? Nun ja, also eigentlich änderte das schon etwas. Denn die Vergangenheit machte uns doch zu den Menschen, die wir heute sind. Und dadurch würde er doch Rei noch besser kennenlernen. Er schob den Gedanken beiseite. Rei war es sichtlich unangenehm, über dieses Thema zu sprechen, und das auch aus einem guten Grund. Er wollte sie keineswegs bedrängen, und so biss er in den sauren Apfel und ließ seine Neugier unbefriedigt. Die Kriegerin des Feuers sah ihm an, wie er mit sich kämpfte und wie sehr es ihn quälte, nicht mehr über ihre Vergangenheit, insbesondere ihre Beziehung zu Mamoru, zu erfahren. Sie wusste genau: Wenn sie es ihr nicht erzählen wollte, würde er es auch dabei belassen. Yuuichiro war der rücksichtsvollste Mensch, den sie kannte. Zumindest ihr gegenüber. Vielleicht war es an der Zeit, dass sie mal an der Reihe war und auf ihn Rücksicht nahm, indem sie ihn ein wenig von seinen Qualen befreite. Was war denn schon dabei? Seine Gefühle würden sicher nicht weniger werden, denn inzwischen kannte sie seine Gefühle für sie gut genug. So standhaft wie ein Fels in der Brandung. Unbezwingbar wie ein Stehaufmännchen. Genau wie ihre Liebe zu ihm. Er würde sie dadurch nur besser kennenlernen, und irgendwann würden sie wirklich alles über den anderen wissen und wären sich noch vertrauter und näher, sodass auch ihre Verbindung und Liebe zueinander immer stärker werden würde. „Also ... er war mein erster, richtiger Freund. Der Erste eigentlich, von dem ich wirklich ernsthaft etwas wollte und den ich auch aktiv erobern wollte. Schaffte ich zwar auch, aber es lief nur wenige Wochen. Ich war total verknallt, merkte aber immer wieder, dass er nicht immer so ganz bei der Sache war. Und als ich ihn dann gehen ließ, weil er sich damals in Usagi verliebte ... Nun ja, es tat zwar weh, aber nicht so, als hätte ich meine große Liebe verloren, denn so war es nicht. Ich war wohl eher in meinem Ego verletzt gewesen, weil ich bisher immer die Körbe verteilt habe und nicht umgekehrt.“, sie lächelte verlegen und überspielte die Pause, indem sie einen weiteren Schluck Rotwein nahm. „Allerdings war es nur eine Verknalltheit bei mir. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe ihn nie wirklich geliebt, es mir damals nur eingebildet, das weiß ich jetzt. Damals war ich ja auch erst 14. Total verträumt und unerfahren. Einfach nur verliebt in die Liebe gewesen.“ Über ihre eigene, damalige Naivität schüttelte sie den Kopf. Mit neugierigem Blick musterte Yuuichiro sie, während sie ihm plötzlich von sich aus über ihre gemeinsame Zeit mit Mamoru berichtete. Es freute ihn sehr, jedoch kam dies auch sehr überraschend, denn es hatte anfangs nicht den Anschein gemacht, als würde sie wirklich darüber reden wollen. Hatte sie vielleicht gemerkt, dass ihn diese Ungewissheit irgendwie doch ein wenig geplagt hatte? Oh je, jetzt hatte er sie unbewusst doch dazu genötigt. Das schlechte Gewissen breitete sich in ihm aus, doch er wurde hellhörig, als sie die Beziehung mit Mamoru als eine scheinbar harmlose Verschossenheit auslegte. Woher wollte sie genau wissen, dass es nur eine Verknalltheit war? Und diese Betonung auf ‚... das weiß ich jetzt.‘ Jetzt? Eventuell lag es daran, dass sie nun ihre Gefühle von damals mit den heutigen Gefühlen für ... ihn vergleichen konnte? Insgeheim hoffte er das sehr. Minuten später fand er seine Stimme wieder. Sie klang rau und trocken. „Und ... liebst du mich?“, fragte er so leise, dass sie es gerade noch so vernehmen konnte. Ihr Herz setzte aus. Warum fragte er das? Wusste er das denn nicht schon längst? Sie hatte es ihm doch bereits gestanden, damals beim Eislaufen. Natürlich war ihr klar, womit er hinauswollte, doch sie stellte blaffend die Gegenfrage: „Wäre ich sonst mit dir zusammen?“ „Mit Mamoru warst du doch auch zusammen, ohne ihn wirklich zu lieben, oder nicht?“, entgegnete er scharf und legte seinen Kinn auf die zusammengefalteten Hände, seine Arme auf den Tisch gestützt. Er ersparte ihr aber auch wirklich gar nichts. Das sah ihm gar nicht ähnlich. Auch, wenn sie es ihm schon gestanden hatte, fiel es ihr immer noch schwer, diese magischen Worte auszusprechen. „Du kennst die Antwort.“, seufzte sie hörbar aus und sah ihn resigniert an mit einem Blick, der fast schon um Gnade bettelte. Dem Mann aus reichem Hause klappte gedanklich die Kinnlade herunter, doch von außen hin blieb er ungewohnt cool. Er konnte sich nicht erklären, woran es lag. Es war einfach eine so faszinierende Situation, Rei auf so süße Art so verzweifelt zu sehen. Das war das süße, zerbrechliche und unsichere Mädchen in ihr, welches so selten zum Vorschein kam. Und irgendwie wollte er diesen Moment auskosten, denn er genoss es, dass er einmal die dominantere Seite von ihnen war. Wer weiß, wie lange er diese ‚Macht‘ noch behalten durfte, denn seine Freundin war unberechenbar. Sie konnte von einem Moment auf den anderen wieder einen Stimmungsumschwung haben und wieder die Furie werden. Seine über alles geliebte Furie. „Kann schon sein, schließlich sind wir nun schon seit auf den Tag genau dreiundhalb Monate zusammen und in meinen Augen kann es gar nicht besser laufen. Doch trotzdem ... würde ich es sehr gerne nochmal von dir hören. Denn das erste Mal ist bisher auch das letzte Mal gewesen ...“, gab Yuuichiro dann zu und wunderte sich unmittelbar danach sofort über seinen eigenen Mut, diesen Wunsch doch tatsächlich laut ausgesprochen zu haben. War das der Rotwein? Eigentlich hatte Alkohol keine derartige Wirkung auf ihn. Bis jetzt. Normalerweise würde Rei in solch einer Situation allerspätestens nach diesem Satz an die Decke gehen, doch diesmal war es anders. Selbst sie sah nun ein, dass es sein gutes Recht war, es von ihr zu hören. Schließlich führten sie nun ihre erste, ernsthafte Beziehung, die tatsächlich auf echter Liebe basierte. „Ja ...“, presste sie schließlich hervor und sah ihm erst einige Sekunden später in die Augen. Yuuichiro hob ratlos eine Augenbraue. Im ersten Moment wusste er ehrlich nicht, auf was diese Bejahung bezogen war. Rei konnte dies an seinem verblüfften Gesichtsausdruck erkennen, holte tief Luft und drückte sich deutlicher aus: „Ja, ich ... liebe dich.“ Der Braunhaarige starrte sie wortlos an. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Rei wurde zunehmend beunruhigt. Warum musterte er sie so unverwandt? Langsam wurde das unheimlich. Er war wie zur Salzsäule erstarrt. Als ob er apathisch oder gar nicht hier war. Und das, nachdem sie ihm gerade zum zweiten Mal ihre Gefühle offenbart hatte und sich somit ein weiteres Mal offiziell verletzbar gemacht hatte ihm gegenüber. Und dass er darauf überhaupt nichts erwiderte ... Nun ja, das war eigentlich nicht die Reaktion, die sie erwartet oder erhofft hatte. Es begann, sie zu reizen. „Yuuichiro?“, fragte sie energisch und wedelte mit ihrer Hand vor seinem Gesicht herum. Allmählich fand sie zu ihrem Temperament zurück und sie begann zu zischen: „Erde an Yuuichiro?!“ „Bitte ...“, kam es hauchend aus seinen Lippen. Rei wurde hellhörig. Was kam jetzt? Sie beugte sich leicht vor, um jedes Wort verstehen zu können. „Bitte ... lass es kein Traum sein. Und wenn es ein Traum ist, dann lass mich bitte niemals aufwachen. Wenn ich es tue ... dann falle ich tot um, das schwöre ich.“ Rei wusste zuerst gar nicht, was sie darauf sagen sollte, doch dann bildete sich ein Lächeln auf ihren Lippen und sie schüttelte den Kopf. Erleichterung durchströmte sie. Zwar wusste sie, dass er sie abgöttisch liebte; das zeigte er ihr ja nun schon seit Jahren. Doch als sie auf ihr Liebesgeständnis keine Antwort bekommen hatte, keimte tief in ihrem Inneren doch ein wenig Unsicherheit auf. Schließlich durfte sie sich Yuuichiros Gefühle auch nicht zu sicher sein und noch schlimmer: Seine Gefühle und ihn als selbstverständlich ansehen. Niemals. „Es ist kein Traum ... Außerdem hatten wir das doch schon. Wirst du jedes Mal so ungläubig sein, wenn ich meine Gefühle für dich offen ausspreche?“, fragte sie sanft, und kaum, als sie es sich versah, hatte er sich erhoben, war auf sie zugegangen und drückte ihr einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen. Kurze Zeit später tauschten sie Weihnachtsgeschenke aus. Yuuichiro bekam von Rei eine silberne Kette mit einem ebenso silbernen Anhänger, der den ‚endlosen Knoten‘ darstellte. Dieses Symbol sollte allgemein die Unendlichkeit der Erkenntnis Buddhas wiedergeben. Doch die andere, in diesem Fall wesentlichere Bedeutung war, dass es ihre unendliche Liebe zu ihm symbolisieren sollte. Und diese Absicht Reis verfehlte seine Wirkung auch nicht, denn natürlich war er sich bewusst, was ihm dieses Geschenk sagen sollte. Auch ohne Reis Erklärung. Seine Freude darüber war nicht in Worte zu fassen. Rei wurde mit einer weißgoldenen Armkette beschenkt, an der vier verschiedenfarbige Anhänger in Form einer Lotus hingen. Die Farben Rosa, Weiß, Blau und Rot glitzerten atemberaubend. Der rosafarbige Lotus stand für die höchste Gottheit Buddhas, also ihrem Glauben. Weiß versinnbildlichte Reis spirituelle Perfektion und deren geistige Klarheit. Der blaue Lotus kennzeichnete im Buddhismus die Langlebigkeit, also sollte für ein langes Leben für Rei sprechen. Und die rote Lotuspflanze stand für ihre Unschuld, ihrem reinen Herzen, ihr Mitgefühl, ihre Leidenschaft und vor allem ihre Liebe ... „Es soll dich immer begleiten und dich beschützen. Dass Buddha dich stets begleiten und seine schützende Hand über dich legen soll; dass du weiterhin deine hohen spirituellen Fähigkeiten aufrechterhalten kannst; dass dir ein langes Leben beschert werden soll und du auf Glück und Zufriedenheit und alle weiteren positiven Emotionen triffst.“, erklärte Yuuichiro die Bedeutung hinter seinem Geschenk etwas ausführlicher. „Ich wünsche dir wunderschöne Weihnachten, liebste Rei.“ „Ich danke dir für dieses großzügige Geschenk.“, brachte sie langsam heraus, nachdem es ihr die Sprache verschlagen hatte, als sie die Armkette zu Gesicht bekommen hatte. „Und dir wünsche ich auch wundervolle Weihnachten.“ „Das erlebe ich gerade. Das schönste Weihnachten in meinem Leben.“, meinte er leise und gab ihr einen scheuen Kuss, den sie erst zurückhaltend, dann aber stürmisch erwiderte ... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)