Jägerschnitzel von abgemeldet (Supernatural mountain-action) ================================================================================ Kapitel 1: NOW; the motel ------------------------- Morgensonnen glitzerte im Fenster, gebrochen von einer beachtlichen Staubschicht, die wahrscheinlich schon den Hausfrauen der Puritaner getrotzt hatte. Wenn nicht deren Großmüttern. Alles schien still und Sam dankte dem Himmel, dies allerdings bewusst ohne Namen zu nennen, dafür, dass er zur Abwechslung auch einmal sein Frühstück am Bett serviert bekam. Seinen angeknacksten Rippen stachen ihn und der fehlende Fingernagel hatte Tür und Tor für einen Entzündung geöffnet, aber der kleine Luxus freute ihn trotz dieser... Unbequemlichkeiten. Außerdem hielt er so von dem höchst unhygienischen Teppich mit seinen Jugendstilmustern, der den Boden bedeckte, den größtmöglichen Abstand. Vor lauter Flecken war kaum noch erkennbar was genau Tiffany-stilisierte Ranken waren und was nicht. Sam seufzte und lehnte sich, so gut es ihm möglich war, zurück. Ein Jammer, dass der Laptop nun wahrscheinlich konstant das Home-Fenster von hawtgal.com anzeigte, er langweilte sich fast. Danke Dean. Kaum war der Name des älteren Winchesters erwähnt worden, war der Frieden für immer beim Teufel. Als wolle er alles, was in den dunklen Tiefen des ominösen Bettvorlegers lauerte, vertreiben, riss besagter Bruder die Tür auf. „Dude, steh auf. Wir haben Arbeit.“ Ein kleines Windspiel aus dünnen Plastikscheiben, nur noch vom schieren Glauben daran zusammengehalten, schlug gegen die erbsengrüne Tür, die sie vor der Außenwelt mehr schlecht als recht trennte. Das Geräusch ehrte jede Banshee, aber für das 'feeling' des Zimmers musste man eben Opfer bringen. Sam setzte sich in seinem Bett auf. Vorsichtig fragte er: „Woher weiß du das, Dean?“ und staunte, wie es sich anfühlte, nicht immer als Erster informiert zu werden. Ihm schien, er war schon zu lange in diesem Bett. Außerdem machten ihn die Schmerzmittel langsamer als ihm lieb war. Sein Bruder hob beide Augenbrauen und wedelte triumphierend mit einem voll bedruckten Blatt Papier und einer, dem Anschein nach, benutzten Serviette voller Notizen. „Ach weißt du, während die Prinzessin ihren Schönheitsschlaf beendet hat, war ich im Polizeiarchiv und einer... wie hieß sie noch... Bücherei?“ Er hielt seinem Bruder den dicht bedruckten Zettel unter die Nase und nickte selbstzufrieden bevor er fortfuhr: „Sieh dir das an!“ Auf dem Blatt waren mehrere Zeitungsartikel zusammengedrängt und ein kleines Bild von einer jungen Frau lies sich gerade so erkennen, ein Passfoto oder eine professionelle Skizze in der Größe eines Daumens. Rasch überflog der, körperlich, größere Bruder den kopierten Text. Er musste blinzeln um ihn zu entziffern und kam sich mit einem Mal seltsam alt vor. Dann sah er auf und fragte: „Eine Mutter bringt ihr Kind um und verschwindet dann… Das ist traurig, ja, aber was haben wir damit zu tun?“ „Hey Sammy, siehst du das Muster nicht?!“ Dean schien ernsthaft überrascht und ein wenig spöttisch. Überhaupt lächelte er an diesem Morgen fast zu viel. Sam ging in Gedanken die Namen der Mädchen durch, die Dean in Montana kannte und die der Grund für seine Euphorie sein konnten. Ihm fiel keines ein, das solche Wunder vollbringen konnte. Verwundert schürzte der junge Dämonenjäger die Lippen und las den Artikel ein weiteres Mal.   Wir bedauern das tragische Dahinscheiden unserer kleinen Joana. Möge sie bei Gott...   Es handelte sich um eine normale Todesanzeige, Sam konnte nicht Übernatürliches daran finden, so sehr er auch suchte. Er sah auf und ertappte Dean, wie er den Teppichboden finster musterte. Wenn ihnen etwas Sorgen machen sollte, dann diese Stück Knüpfwerk, aber sicher kein verstorbenes Kind. Konzentriert las er weiter und unterdrückte dabei das Brennen seiner Augen. Sam sah eine weitere Todesanzeige, ebenfalls herzzerreißend, aber irrelevant und eine polizeiliche Fahndung. Die noch junge Mutter hieß Mary, was ihn kurz irritierte, sie war 31 Jahre alt, unauffällig und... nach ihrem Verschwinden mehreren Wanderern erschienen? Hastig setzte sich der dunkelhaarige Winchester vollends aufrecht hin und las den Absatz ein zweites Mal. Mary war mehrmals im Gebirge gesehen worden. An Orten, die Meilen auseinander lagen war ausgesagt worden, sie wäre barfuss und nur in einem dünnen Kleid durch die Berge spaziert. Manchmal habe sie noch kurz gegrüßt... Bevor sie im Erdboden verschwand. Wortwörtlich. Keiner der Wanderer hatte von der polizeilichen Fahndung gewusst und trotzdem war ihnen diese junge Frau bemerkenswert genug erschienen, eine höhere Instanz einzuschalten. Sam warf Dean einen fragenden Blick zu: „Kann das noch eine weiße Frau sein?“ dieser grinste: „Bravo Sammy, ganz mein kleiner Bruder. Es macht doch mehr Spaß, wenn man selbst auf die Idee kommt, nicht?“ Er nahm ihm den Ausdruck aus der Hand und deutete auf eine kleine Spalte mit weiteren vermissten Personen. „Die hier sind mir auch aufgefallen. Alle ungefähr im gleichen Alter, männlich und nicht nach Hause gekommen. Solange die Gute keinen Harem in den Bergen hält, tippe ich auf einen Job für uns.“ Tippe; bemerkte Sam. Dean wusste offenbar auch nicht mehr als sein Bruder. Er streckte seine Hand nach dem Stück Papier aus und fragte: „Dean? Warum genau teilen wir uns noch mal diesen einen Zettel in unsagbar winziger Schrift?“ Zu den Schmerzen in seinem Oberkörper kamen nun auch noch tränende Augen und Sam musste gegen ein zu offensichtliches Schmollen ankämpfen. Es würde wahrscheinlich nicht sein Tag werden. „Weil ich in dieser Bibliothek doch wirklich einen halben Dollar für jeden einzelnen Ausdruck bezahlen sollte. Zu den Kosten für den langsamen Computer!“ „Das ist doch nicht dein Ernst?! Und was hast du dann...?“ Ungläubig starrte Sam seinen Bruder an, bis der schließlich mit den Schultern zuckte: „Ich hab der alten Vettel dann einfach alles an Pornos und Viren heruntergeladen, das ich gefunden habe. Ihr Gesicht würde ich gerne sehen...“ Nun war sich Sam sicher, dass ihm ein Teil der Geschichte fehlte, aber er hatte schon zu tief nach gebohrt und wollte die Geduld seines Bruders nicht grundlos testen. Mit dem Auslaufen der Frist waren davon ohnehin kaum noch Ressourcen. Und da traf es ihn: Es handelte sich um eine weiße Frau, genauso wie die, die sie zusammen gejagt hatten, als seine Freundin, Jessica, noch lebte. Ihre erste gemeinsame Jagd seit Langem. Und vielleicht ihre letzte. Er schluckte. Kein Wunder, das Dean so betont glücklich und aufgekratzt durchs Zimmer streifte. Ihm war plötzlich übel. „Sammy? Fahren wir, oder willst du zuerst dein Gesicht neu anordnen?“ „... Ha. Ha.“ Nickend schob Sam seine müden Beine aus dem Bett, nur um überrascht Luft zu holen und sich die Rippen zu halten. Es hatte durchaus Nachteile kein Krankenhaus besuchen zu können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)