S.o.l.d.i.e.r von Gepo (Der lange Weg zum Ruhm) ================================================================================ 20. Kapitel ----------- Warnung - dieses Kapitel ist nicht magenfreundlich. Bitte mit Vorsicht genießen. _________________________________________________________________________________ Cloud schaffte es nicht seine Konzentration auf dem Spalt in der Wand zu behalten, den die Bombe gesprengt hatte. Immer wieder schweifte sein Blick zu dem toten Wutaisoldaten, den die Explosion in seine Richtung geschleudert hatte. Feuchte Augen, die ins Nichts starrten. Schwarze Strähnen, die darüber fielen. Wo früher sicher einmal der Hals in die Brust übergegangen war, quoll rotschwarzes Fleisch hervor, was vorhin im Mondlicht noch einen Hauch von Glanz gehabt hatte, der jetzt jedoch schon verloren war. Besser zu erkennen waren die Fliegen, die seit geraumer Zeit das heimsuchten, was man jetzt wahrscheinlich als Kadaver bezeichnete. Besonders über die offene Wunde am Hals konnte man sie krabbeln sehen. Doch wenn er nicht aufpasste, läge er in kürzester Zeit daneben. Also wieder zum Spalt sehen. Der General hatte gesagt, dass möglicherweise Feinde versuchen würden dadurch zu fliehen – und alle nieder zu schießen waren. Auch Frauen. Wutaianer waren Meister der Verkleidung. Es könnte sein, dass sie versuchten als Frauen zu entkommen. Und Kinder? Was, wenn Kinder heraus kamen? Cloud hatte es nicht gewagt die Frage laut auszusprechen. Ein anderer schon. Sephiroths kalte Stimme jagte ihm selbst bei der Erinnerung daran noch einen Schauer durch den Leib: „Wenn das Kind einen Handraketenwerfer hebt, ist es für euch zu spät. Mein Befehl ist und bleibt: Niederschießen.“ Also immer schön auf den Spalt achten. Die Waffe darauf richten. Schussbereit. Sollte nur ein Blatt heraus wehen, sofort schießen. Nicht nachdenken. Sein Blick kehrte zu der klaffenden Wunde der Leiche zurück. Auch auf die paar Meter Distanz erkannte er den hellen Tausendfüßler, der sich über ein Stück Muskel her machte. Die Fliegen hatten mittlerweile die Augen als trocken genug befunden, um sich auch dort nieder zu lassen. Im Licht der Dämmerung konnte Cloud nun auch einen Zug Ameisen ausmachen, der von der Leiche zu einem kleinen Hügel führte. Ein Krächzen ließ ihn zusammen zucken. Der Spalt war noch immer leer. Nichts hinter ihm. Ein Monster? Nein, da – ob des kreisenden Schattens auf dem Boden warf er einen Blick nach oben und entdeckte einen schwarzen Vogel, der auf den Kadaver nieder schoss und damit die Fliegen in Aufruhr versetzte. Mit einem weiteren Krächzen hüpfte der relativ große Vogel – ein Rabe, wenn Cloud ihn genau betrachtete – zum Hals und begann in die Wunde zu picken, wo er noch feuchtes, hellrotes Fleisch hervor zog. Der Fünfzehnjährige würgte, wandte den Blick ab und versuchte nicht daran zu denken, was da neben ihm geschah. Lieber wieder auf den Spalt sehen, wie befohlen. Abwarten. Schussbereit. Alles niederschießen, das war der Befehl. Nicht an die Leiche denken, nicht auf die Geräusche hören, Konzentration auf die zertrümmerte Wand. Aber dieser Vogel – das war zu viel. Das konnte man doch keinem gesunden Verstand zumuten. Hatten nicht auch die Leichen der Feinde Respekt verdient? Durfte er den Vogel nicht einfach abschießen? Aber wer war er mitten in einer Kriegssituation mit klarem Befehl diesen zu missachten, nur um ein armes Tier zu erschießen? Auf eben die Leiche zu schießen, die er schützen wollte? Er sollte ehrlich sein. Und die Ehre des Feindes ging es ihm nicht. Er wollte diesen zerfetzten Körper einfach nicht sehen. Erst recht nicht, wie irgendein verdammtes Federvieh sich darüber hermachte. Aber das war kein Grund zu schießen. Die Stille zu brechen. Vielleicht glaubte der Feind sich langsam sicher. Vielleicht würden sie gleich heraus kommen. PRUCH – im hinteren Teil ging eine Sprengladung los, schnell gefolgt von einer zweiten, diesmal näher. Von knapp hinter dem Spalt war panisches Geschrei zu hören und ein Schwall von Frauen und Kindern ergoss sich aus der Lücke. Mit einem Schrei begann Cloud zu schießen – das waren nur verkleidete Feinde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)