Funeral of Dreams von PenAmour (...in the Distance the Tyrant's calling) ================================================================================ Kapitel 11: Irrlicht -------------------- + Now you're hurt somewhere They won't find a bruise You've been learning to walk In those dancin' shoes (U2 – Dancin’ shoes) + Ihre Beine baumelten hoch über der Stadt. Die Finger streichelten das marode Gestein eines Wolkenkratzers, der sich halbherzig in die Höhe reckte und mürrisch knirschte. Sie hatte sich an den Rand des Daches gesetzt und beobachtete das Chaos, das mit aller Macht um sich griff und die Flammen schürte. Angstschreie echoten gequält durch die Gassen, durch die die Flammen stampften, doch verebbten hier oben zu schwachen Wehen, die kaum hörbar, kaum schmerzhaft waren. Eine kühle Brise säuselte ihr stattdessen in die Ohren und zerrte an ihren Knöcheln, die über der Balustrade hingen. Unbeirrt wippten die abgewetzten, weißen Sneaker mit den rosafarbenen Querstreifen auf und ab, während eine unbändige Hitze aus den Poren der Stadt kroch und auf den Himmel zuraste. Erstickende, gurgelnde Rufe schwammen in den Rauschschwaden, als sich von hinten eine warme Hand auf ihre Schulter legte. Sie versuchte die Hand beiseite zu fegen und drehte sich um. Doch da stand kein Takeru mit seinem leidvollen Blick und den immertraurigen Augen, die sie als unerträglich empfand und früher einmal sehr, sehr gemocht hatte. Das Lodern verebbte und ein wohlbekanntes Rauschen machte sich breit, als rollte eine Brandung unbeirrt auf sie zu. Statt Takeru wehten Lichtschwaden von weither und verdrängten zunehmend die Finsternis und das Rauschen, während sich schemenhafte Umrisse zwischen dem gleißenden Licht abzeichneten und auf sie zusteuerten. Sie verharrte in ihrer Position, als das Licht sie erreichte und umarmte. Ihre Füße mit den weißen Sneakers hielten nun still und eine leise Stimme flüsterte zu ihr. Licht hauchte sie und eine Welle greller Strahlen fraß sich in die Metallstränge der Trümmer, während sie für einen Moment die Augen schloss und in der vertrauten Wärme badete. Licht, hilf mir, die Stimme hallte durch die verrauchte Dunkelheit. Sie war klar und gefüllt mit übermäßiger, beinahe stoischer Ruhe, während das Licht sie umschloss und sie sich langsam aufrichtete. „Wer bist du?“, flüsterte sie und streckte ihre Finger aus, doch sie durchschnitten das warme Licht nur und für einen Augenblick glaubte sie, die Gestalt könnte vielleicht einfach vor ihren Augen verschwinden. Doch die Umrisse verdichteten sich wieder und formten eine Gestalt in wehenden Gewändern. Finde die Arete, raunte sie ohne ihre Frage zu beantworten, während sie angestrengt versuchte, das Gesicht der Gestalt zu erkennen. Finde sie und rette mich. „Wie?“, setzte sie verwirrt an und musterte das Bündel Licht, das sich immer noch nicht zu erkennen gab. Du musst die Arete finden, Licht. Du musst sie finden – nur dann kann die Welt… Die Gestalt brach mitten im Satz ab und wanderte zum Rand des maroden Wolkenkratzers, um einen Blick auf die Stadt zu werfen über derer sie thronten. Es steht schlecht um uns, Licht. Melancholie schimmerte in der klaren Stimme auf – und Traurigkeit. Die Gestalt wandte sich von der Stadt ab, die hilfesuchend kreischte und flehte. Der Weg ist in dir, Licht, du musst nur wissen was wahr und rein ist… Musst nur dem Wegweiser folgen… Musst zurückkehren… Musst die Arete finden… Musst die Welt retten… Nach Luft schnappend richtete sie sich auf. Der Lichtstrudel war verschwunden und nur die stille Dunkelheit des Parkdecks blieb. Die Bettdecke rutschte ihr von den Schultern, während sich ihr Herz gegen die Brust drückte und aufgeschreckt hämmerte. Vorsichtig krabbelte sie über die Matratze, während Takerus Atem friedlich schnaufend zu vernehmen war. Augenscheinlich war er nicht aufgewacht, stellte sie erleichtert fest. Hastig schlüpfte sie in ihre weißen Sneakers und griff nach dem Wollpullover, der auf einem Hocker lag, während das Streichholz zischend aufflackerte und den Kerzendocht berührte. Sie schob den Vorhang beiseite und leuchtete sich mit der Kerze den Weg aus dem Parkhauskomplex zu den schmalen Treppenstufen. Sie konnte nicht einfach weiterschlafen, nicht nach diesem Traum, nicht wenn ihre Füße und ihr Innerstes den Drang verspürten, die Schlafstätte zu verlassen. Es schien als habe der Traum eine tiefe Sehnsucht in ihr gepflanzt, eine Unruhe, der sie auf den Grund gehen musste. Zielstrebig planlos ließ sie den Aufenthaltsraum hinter sich und wanderte weiter. Ein Klingeln ertönte und sie spürte einen Schatten an sich vorbei huschen, während eine honigbraune Lockenmähne sich ihr näherte und vor ihr stehen blieb. „Hast du das Kätzchen gesehen, Hikari? Es ist mir entwischt als ich zusammen mit Iori Wache hielt – und Yamato hat gedroht ihm das Fell über die Ohren zu ziehen, sollte es herrenlos herum streunen und uns möglicherweise in Gefahr bringen…“ Hektisch fuhr Mimi sich durch die Locken, die ihr gerötetes Gesicht umrahmten und warf einen ängstlichen Blick durch den dunklen Flur. Sie trug eine mit Daunenfedern gefüllte Weste und sah trotz der scheinbaren Panikattacke immer noch wunderhübsch aus. Mimi gehörte zu der Sorte Mensch auf die grundsätzlich ein Scheinwerfer gerichtet war, während sie durchs Leben schritt. Damals, als die Welt noch in Ordnung gewesen war, hatte sie Mimi manchmal um diese Eigenschaft beneidet. Letztendlich zählte all das nun aber nicht mehr und eigentlich hatten sie sich auch kaum etwas zu sagen. Das Mädchen, das heimlich ihren Bruder anschmachtete, sollte nicht auch noch ihr Problem werden. Anscheinend hatte Mimi ihre Gedanken erahnen können und wollte bereits fortsprinten, um die Katze zu suchen. „Ich helfe dir“, meinte sie etwas erstaunt über sich selbst und zog Mimi mit sich durch die Dunkelheit. „Dein Bruder wird nicht sehr begeistert sein, wenn ich sie verliere“, flüsterte sie. Sie schwieg und konzentrierte sich auf die Gänge, während ihre Füße sie trugen. Weiter und weiter… All I needed was this one (Athlete – If I found) ____________ Author’s Note: So schon etwas früher aus der Pause. Das Kapitel ist kürzer, ja, aber ich habe alles gesagt, was ich in diesem Kapitel sagen wollte, um einen guten Start ins zweite Arc zu beginnen. Wieder ein Traum, wieder viele Fragen. Für die alten Hasen ein Handlungsstrang, den sie definitiv nicht kennen und für mich die Möglichkeit, das Traummotiv auszuarbeiten. Hikari heißt im übrigen Licht. Als kleine Starthilfe ;D Sehr viel mehr kann ich noch nicht sagen – außer dass dieser Traum sehr symbolisch ist, was Hikaris Situation und alles betrifft. Viel Spaß beim analysieren. Bis dahin PenAmour Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)