Magierblut von Runenwölfin ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Unerbittlich hatte es die ganze Nacht geschneit und die Welt unter einer dicken Schneedecke begraben. Der unberührte Schnee glänzte in der Sonne, die gerade hoch oben am Himmel stand. Doch die friedliche Stille wurde plötzlich von erschreckenden Geräuschen gestört. Ein paar Vögel flogen verstört auf und suchten so schnell sie konnten das Weite, denn in einem nahe gelegenen Wald tobte ein furchtbarer Kampf. Die Magierjäger des Ordens hatten ein Rudel wilder Magier aufgespürt und zeigten den Wilden nun, welche Strafe auf unerlaubte Zauberei drohte. Der Anführer des wilden Rudels war Artus, ein junger Wolf mit beachtlichen magischen Fähigkeiten. Doch es stand schlecht um ihn und seine Leute. Viele waren bereits gefallen, da die Meisten von ihnen nie gelernt hatten, wie sie ihre Magie richtig einsetzen konnten. Nach dem langen und schrecklichen Gefecht waren nur noch Artus und sein getreuer Gefährte Raykan übrig. Die Jäger hatten die beiden umzingelt. "Was wollt ihr jetzt machen, ihr dreckiger Abschaum?", raunte der Anführer der Jäger. Er blickte zu Artus: "Mhm… du bist also der kluge Artus... Anführer dieses Rudels... aus lauter toten Wilden." Die anderen Jäger lachten laut auf. Das versetzte Artus’ Herz einen Stich. "Wie könnt ihr nur?", fragte er mit starrem Blick. "Pah, du räudiger Köter! Ihr seit alle nichts ihm Vergleich zu uns und dem Orden", höhnte der Jäger. "Nein", schrie Raykan zornig und griff den Anführer der Jäger an. "NICHT RAYKAN!", rief Artus. Doch es war zu spät für den Rüden, denn er wurde von den anderen Jägern überwältigt und war einige Sekunden später tot. "Oh, sei nicht traurig kleiner Wolf... du wirst ihm gleich folgen!", spottete der Wolf, der Raykans Kehle durchbissen hatte, belustigt. Er griff Artus an, doch dieser war von den vorigen Kämpfen zu schwach, um sich wirklich verteidigen zu können. Der Jäger nutzte seine hilflose Lage aus und packte ihn am Nacken. Artus wurde durch die Luft geschleudert, gebissen und gekratzt. So schmerzhaft diese Angriffe auch waren, er nahm es kaum wahr, da der Schock und die Trauer um sein Rudel sehr viel tiefer saßen. "Hey, warum lässt du uns auch nicht etwas Spaß mit ihm haben?", meinte einer der anderen Jäger, doch der Anführer antwortete wütend: "Ihr hattet mit den anderen bereits euren Spaß, jetzt bin ich dran.“ Mit einem kräftigen Biss schleuderte er Artus mit voller Wucht an einen der Bäume. "Das war’s...", sagte der Anführer zufrieden. Die Jäger verließen das Schlachtfeld um andere Wilde zu jagen. Zurück blieb nur ein ausgelöschtes Rudel und blutroter Schnee. Die Wettergötter schienen es nicht gut zu meinen, denn schon wieder setzte der Schnee ein und wehte der blaugrauen Wölfin Lexie, die mit gesenktem Kopf und angelegten Ohren gegen den kalten Wind kämpfte, mitten ins Gesicht. Kaum noch fähig überhaupt zu sehen wo sie hinging, versuchte sie so schnell wie möglich den Wald zu erreichen, der nicht mehr weit weg lag. Angestrengt setzte sie eine Pfote vor die andere, wobei sie bei jedem Schritt immer wieder im tiefen Schnee versank. Sie fragte sich, warum sie ausgerechnet im Winter vom Magierorden hatten fliehen müssen. Jede andere Jahreszeit wäre unbeschwerlicher gewesen, aber da Lexie die Welt außerhalb des Ordens kaum kannte, wäre sie nicht auf die Idee gekommen, dass ein Winter so hart sein konnte. Sie war wohlbehütet aufgewachsen und hatte niemals für sich selbst sorgen müssen, was ihr jetzt sehr zu schaffen machte. Keuchend blieb sie stehen und schloss die Augen. Konzentriert beschwor sie etwas Heilmagie herauf und stärkte damit ihren geschwächten Körper. Schon zwei Tage war sie unterwegs und hatte das Revier des Ordens weit hinter sich gelassen. Doch trotz der Entfernung überkam sie die Angst, dass sie verfolgt werden könnte. Lexie wusste, wie hart die Strafen für das Verlassen des Ordens waren, doch das konnte sie nicht aufhalten. Der Orden war nicht das was er vorgab. Die Ordensmitglieder verstießen gegen ihre eigenen Regeln und das hatte sie einfach nicht mehr ertragen. „Geh endlich weiter, sonst frierst du hier noch fest“, sagte die Blaugraue zu sich selbst und setzte tapfer ihren Weg zum Wald fort. Der Schnee schien immer dichter zu werden und sie musste kämpfen bis sie endlich beim Wald ankam. Die Bäume boten etwas Schutz vor dem Wind und den riesigen Schneeflocken, wenn auch nicht so viel, wie Lexie sich erhofft hatte. Plötzlich kam ihr ein seltsamer Geruch in die Nase und erschrocken richtete sie den Kopf in die Richtung, aus der er kam. Blut! Das war Blut! Und sie erkannte sofort, dass es sich hier um Wolfsblut handeln musste. Unsicher bewegte sie sich auf die Stelle zu. Was sie dort sah, ließ ihr die Nackenhaare zu Berge stehen. Am liebsten wäre sie einfach weggerannt, doch sie konnte sich nicht aus ihrer Schockstarre lösen. Ihr stiegen die Tränen in die Augen bei dem Anblick der vielen Leichen. Was war hier nur geschehen? Lexie wurde bewusst, dass sie nachsehen musste, ob sie wirklich alle tot waren. Es war ihre Pflicht als Heilerin zu helfen, auch wenn sie bezweifelte, dass einer der Wölfe dieses Blutbad überlebt haben könnte. Mit einem flauen Gefühl im Magen lief sie auf den ersten Wolf zu. Seine Kehle war durchtrennt und seine aufgerissenen Augen starrten sie kalt an, so dass sie kurz würgen musste. So etwas Schreckliches hatte sie nie zuvor gesehen und nun wünschte sie sich, sie hätte den Orden niemals verlassen. Wie in Trance sah sie sich die dort liegenden Wölfe an, von denen keiner mehr am Leben war. Sie wollte schon aufgeben, da hörte sie plötzlich ein Geräusch hinter einem Busch. Sie nahm all ihren Mut zusammen und sah nach wer sich dort hinter befand. Er hatte dunkles Fell, soviel konnte sie noch erkennen, denn sonst war er über und über mit Blut und Schnee bedeckt. Doch zu ihrer Erleichterung atmete er noch, auch wenn er sehr schwer verletzt war. Lexie trat ruhig auf ihn zu: „Keine Angst, ich helfe dir. Ich werde dich nicht ganz heilen können, weil ich selbst geschwächt bin, aber es wird dir besser gehen und deine Blutungen stillen.“ Sanft legte sie die Pfote auf das Gesicht des dunklen Wolfes und ließ ihre Energie auf ihn einströmen. Sie suchte die Stellen in seinem Körper, die verletzt waren, und heilte sie so gut sie konnte. Langsam breitete sich in Artus eine Wärme aus, die er nie zuvor so erlebte hatte und allmählich kam er mehr und mehr zu Bewusstsein. Er richtete sich auf und öffnete seine Augen. Lexie ließ von ihm ab und setzte sich hechelnd hin. Er war nicht komplett geheilt, dass müsste sie machen, wenn sie wieder bei Kräften war, aber er würde es überleben. Als Artus sich umblickte, sah er die ihm fremde Wölfin gegenüber sitzen und langsam wurden ihm ihre Worte bewusst. "Du hast mir das Leben gerettet, aber wie?", fragte er verwirrt. Sie lächelte Artus sanft zu, aber auf seine Frage antwortete sie nur mit Schweigen. Ihm zu verraten wer sie wirklich war, wäre einfach zu gefährlich gewesen, also würde sie zu diesem Thema vorerst nichts sagen. Er sah die Wölfin genauer an und ihm fiel auf, dass sie sehr hübsch war, auch wenn der starke Schneesturm sie etwas matt erscheinen ließ. Tief in seinem Inneren spürte er, dass die Wölfin auf seiner Seite war. Auch wenn er nicht wusste warum, doch er hatte es im Gefühl. "Komm, hier können wir nicht bleiben. Es ist viel zu gefährlich. Hier können überall noch Jäger lauern. Folge mir. Ich bringe dich in Sicherheit." Mühsam stand er auf und schnupperte im Wind, aber er roch nichts Auffälliges. Schleppend setzte sich Artus in Bewegung. Lexie hatte kein schlechtes Gefühl beim dem schwarzen Wolf, aber sie wusste auch sehr gut, dass Gefühle lügen konnten. Bei dem Wort „Jäger“ war es ihr kalt den Rücken herunter gelaufen. Meinte er Magierjäger? War er etwa ein so genannter Wilder? Auch wenn Lexie bewusst war, dass sie nun auch zu den Wilden zählte, musste sie vorsichtig sein, denn was sie über diese Geschöpfe gehört hatte, machte ihr Angst. Angeblich sollten sie herumirrende Verrückte sein, die alles was ihnen zwischen Zähne kam, zerfetzten oder unkontrolliert mit ihrer Magie quälten. Zumindest vertrat der Orden diese Ansicht, allerdings konnte sie sich auch vorstellen, dass das nur Märchen waren. Sie musste jetzt auf ihr Herz hören und dem Schwarzen erst einmal vertrauen. Als Artus sich erhob, erkannte Lexie was für ein beeindruckender Wolf er war. Groß und kräftig, wie es sich für einen Rüden gehörte. Er wirkte wie der geborene Anführer. Selbst als er mühsam humpelte, erkannte sie noch, wie stolz und stark er sein musste. Sie stand auf um ihn zu folgen und wäre fast umgekippt so schwindelig wurde es ihr. Die Heilung hatte viel von ihren Kräften gekostet. Trotzdem folgte sie Artus und lief neben ihm her. „Mein Name ist Lexie“, stellte sie sich vor. „Und wer bist du?“ Neugierig sah sie ihn an. "Mein Name ist Artus. Du hast Glück gehabt. Wärst du ein paar Minuten früher gekommen, dann hätten dich die Jäger auch erwischt. Du siehst müde aus. Es scheint als hättest du eine lange Reise hinter dir." Er war auch erschöpft, doch er ließ sich nichts anmerken. Immerhin war er ein Rüde und musste die geschwächte Wölfin beschützen. Irgendwie ließ ihn das Gefühl nicht los, dass sie ihn geheilt hatte. War sie etwa auch eine Wilde? Oder gar eine Abtrünnige? Artus wusste es nicht. Lange liefen sie durch den kalten Schnee. Langsam schwand das Licht der Sonne und die Dämmerung brach herein. Schließlich erreichten sie eine Höhle. "Hier ist es sicher und wir können uns ausruhen", sprach er zu Lexie. "Du kannst hier bleiben, aber wenn du weiterziehen willst, dann verstehe ich das. Je nachdem wie es dir beliebt." Müde trottete Artus in den hinteren Bereich der Höhle und legte sich nieder um sich zu erholen. Lexie blieb nichts anderes übrig als das Angebot des Rüdem anzunehmen. In ihrem Zustand wäre es ihr nicht möglich gewesen weiterzugehen. „Ich bleibe eine Weile hier“, antwortete sei leise. Sie legte sich etwas entfernt von dem schwarzen Wolf hin und schlief sofort ein. Kapitel 1: Die Jäger -------------------- „Was? NEIN, das kannst du vergessen“, rief der graue Wolf laut. „Nun beruhig dich doch, Nim“, meinte sein Kumpel Carth. „Ich kann nichts dafür. Diese Anweisung kommt von ganz oben.“ Nimrod knurrte ungehalten und dreht sich wütend von dem roten Wolf weg. „Und wer?“, fragte er schließlich. Der jüngere Wolf zögerte kurz, weil er wusste, dass die Antwort seinem Freund gar nicht gefallen würde. „Sie heißt Akira.“ „Das ist nicht dein Ernst?“, kam es vom Grauen. „Doch.“ „Eine Wölfin? Das ist doch lächerlich. Du sagtest eine Ordenswölfin ist abtrünnig geworden? Ich glaube kaum, dass mir diese Akira da helfen könnte. Außerdem weißt du ja, ich arbeite immer alleine.“ In Carth Gesicht war zu erkennen, dass er diese Diskussion leid war: „Sie ist wirklich gut und es ist ja nicht so, als ob du eine Wahl hättest.“ Nimrod setzte eine ausdruckslose Miene auf und blickte sein Gegenüber an: „Tut mir leid, Carth. Du bist wirklich nicht dafür verantwortlich. Wann werde ich sie treffen und mehr über die Mission erfahren?“ „Sicherlich ist sie schon hier in der Jägergilde. Ich kann sie gerne für dich suchen und herbringen.“ Der graue Wolf nickte: „Mach das.“ Der Rote hüpfte sofort los und begann sich im Lager umzuschauen. Nimrod sah ihn nachdenklich hinterher. Er war auch einmal so gewesen, wie der junge Carth, doch die Zeit als Jungwolf schien ihm so, als wäre sie schon sehr, sehr lange vorbei. Seither hatte er verbissen gegen Wilde gekämpft, aber oft fragte er sich, ob das Leben nicht noch einen anderen Inhalt haben sollte. Eine Familie zu gründen, konnte er sich nicht vorstellen, auch wenn er sich das manchmal wünschte. Er verstand nicht, warum er plötzlich eine Jagdpartnerin haben sollte, aber er würde sich dem Willen des Ordens beugen müssen. Er verbrachte nie viele Zeit im Lager der Jäger und deswegen stand seine Höhle fast das ganze Jahr leer. Nimrod nahm weder Schüler an, noch beteiligte er sich daran Junge zu zeugen, die dann zu Jägern ausgebildet werden konnten. Die meisten in der Gilde waren skrupellose Zeitgenossen. Nimrod war nur skrupellos, wenn es darum ging Wilde zu fangen, aber sonst wollte er einfach von den Anderen in Ruhe gelassen werden. Einzig Carth mochte er. Der Graue beobachtete die Schneeflocken, die vom Himmel fielen. Im Revier des Ordens gab es nie viel Schnee und er war davon überzeugt, dass die Magier des Ordens dafür sorgten. Hoher Schnee behinderte nur die Jäger und Nahrungssucher und damit das nicht geschah, hielt Magie den Winter vom Revier des Ordens etwas zurück. Außerhalb würde wahrscheinlich die ganze Welt ein Meer aus Weiß sein und das erschwerte die Suche nach einer entflohenen Ordenswölfin noch mehr. Dann ging sein Blick zu dem riesigen Gebilde, dass hoch über alles hinausragte: Das Magierschloss. Es sah aus wie Eiszapfen, die aus der Erde wuchsen und glänzte in der Sonne wie reine Diamanten. Immer wieder fragte sich er, wie es errichtet worden war, aber die Antwort konnte nicht klarer sein: natürlich durch Magie. Nimrod dachte an seine Eltern und seine fünf Geschwister, die in dem Schloss lebten. Schon lange hatte er sie nicht mehr besucht und er würde es wohl nie wieder tun, weil er sie verabscheute. Als Einziger der Familie hatte er die Fähigkeit der Magie nicht geerbt, also sah er keinen Grund weshalb er noch etwas mit ihnen zu tun haben sollte. „Wo bleiben die Beiden nur?“, fragte er sich und versuchte seine Erinnerung, an seine Familie zu verdrängen. Nachdenklich blickte Akira in den Himmel. Langsam und leise fielen die Schneeflocken herab. Ihre Gedanken drehten sich nur um ein Thema: Ihr Jagdpartner! Akira war von Anfang an zu einer Jägerin ausgebildet worden. Mit Magie hatte sie nichts am Hut, nur wenn sie die Wilden jagen konnte, da liebte sie die Magie. Sie genoss es Verräter zu stellen und dem Orden zu übergeben. Ihr war es egal, ob alleine oder im Team. Sie machte ihre Arbeit gewissenhaft und gründlich. Bisher hatte sie jeden Auftrag zur vollsten Zufriedenheit des Ordens erfüllt. Gelassen sah sie dem Spiel der Flocken zu, die sanft und leise auf die Erde vielen. Oft fragte sie sich, ob sie und ihre Vorlieben normal waren. Es gab nur wenige Fähen unter den Jägern. Nur die Besten schaffen es aufgenommen zu werden. Die anderen Wölfinnen wurden zu Magiern ausgebildet oder sie endeten als Gebärmaschinen für Jägernachwuchs, wenn sie keine Magierkräfte besaßen. Ein hartes Schicksal, doch auf dieser Welt war alles hart. Akira hatte es geschafft sich durchzusetzen. Sie war stolz auf sich, denn ihr Vater und ihre Brüder waren hoch angesehen Jäger, nur ihre Mutter gehörte zu den Magiern. Doch Akira wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen, als plötzlich ein aufgeregter Jungwolf vor ihr stand. Sie kannte ihn, es war Carth, der Sohn eines Jägers. Akira blickte zu ihm und sagte sanft, aber bestimmt: "Was ist los? Warum bist du so aufgebracht?" Carth antwortete im aufgeregten Tonfall: „Akira, Meisterin. Ihr sollt schnell zu eurem neuen Partner Nimrod kommen! Er erwartet euch schon!" Akira blickte in Carths strahlende Augen. Sie sah wie sie vor Vorfreude glänzten. Ach kleiner Wolf, noch weißt du nichts von der Grausamkeit des Lebens, du bist ja noch in der Ausbildung, dachte sie. "Nimrod?" antwortete Akira nur. "Ja, genau der!", entgegnete der rote Wolf. "Er soll also mein neuer Partner werden...?" Sie kannte Nimrod nur von Reden her. Es hieß er wäre ein guter Jäger, aber nicht ein Wolf der gerne Gesellschaft um sich hat. Er blieb lieber alleine. Das waren ja gute Aussichten. Ihr war es egal, ob alleine oder mehr Jäger, Hauptsache die anderen waren teamfähig. Dies wird wohl bei diesem Nimrod nicht der Fall sein..., schade, ich bin nun schon lange alleine herumgezogen, aber jetzt wäre etwas Gesellschaft nicht schlecht, ging es der grauen Wölfin durch den Kopf. "Meisterin?" Sie wurde vom kleinen Carth aus ihren Gedanken aufgeschreckt. "Können wir gehen?" "Sicher doch", antwortete sie. Im Grunde hatte Akira sich schon mit der Tatsache abgefunden, da sie sich ohnehin immer der Situation anpassen konnte. Der Rote lief eilig davon. Dieser Jungspund, dachte die Jägerin. Sie hatte es nicht eilig. Sie wusste, dass in der Richtung, in die Carth lief eine meistens unbewohnte Höhle war, da der Jäger, dem sie gehörte sich selten zu Hause befand. Sie gehört Nimrod. Dunkel konnte sie sich an ihn erinnern. Sie hatte ihn schon einmal getroffen. Er war älter als sie. Damals hatte sie sich noch in der Ausbildung befunden und ihn einerseits bewundert, aber andererseits verachtet. Gerüchten zufolge, dachte er nicht gut über Fähen. Ihr Magen zog sich zusammen. Es grauste ihr schon vor den nächsten Auftrag. Mulmig bog sie um die Kurve hinter der sich die Höhle verbarg. Unruhig lief Nimrod vor seiner Behausung hin und her. Er hatte nie viel von Jägerinnen gehalten. Fähen waren kleiner und nicht so kräftig wie Rüden. Gut, vielleicht sie sind manchmal ziemlich flink, aber ansonsten einem Rüden in jeder Disziplin unterlegen, ging es ihm durch den Kopf. Für die Magierjagd brauchte man einfach Kraft. Diesen Vorteil hatten die Wilden meistens nicht, weil sie sich zu sehr auf ihre Magie verließen. Besonders Wilde, die nicht vom Magierorden ausgebildet worden waren, konnten meistens nicht wirklich mit ihrer Magie umgehen und waren deswegen mit ein paar Tricks ganz leicht von den kräftigen Jägern zu überrumpelt. Die Abtrünnige würde natürlich nicht so leicht zu knacken sein. Plötzlich rannte Carth auf Nimrod zu. „Wo ist sie?“, brummte Nimrod. „Oh, ich bin wohl etwas schnell gelaufen“, meinte Carth und konnte vor Aufregung kaum auf der Stelle stehen. Neugierig sah der ältere Jäger auf die Stelle, um die gleich seine zukünftige Jagdpartnerin biegen würde. Akira trat langsam um die Kurve. Nimrod stockte kurz der Atem. „Verdammt, sie ist hübsch“, sagte er leise zu sich. Ihm wäre es lieber gewesen eine nicht so anziehende Jagdpartnerin zu haben. Das würde die Sache nur noch komplizierter machen. Akiras Gesichtsausdruck verriet, dass sie genauso begeistert war wie er von Ihrem neuen Partner. „War Carth zu schnell für dich?“ fragte Nimrod kalt. „Wenn du meine Partnerin sein willst, dann musst du schon mehr können.“ Der graue Wolf wusste wie unfair das klang, aber er wollte ihr gleich zeigen woran sie war. Ihr hübsches Gesicht nutzte ihr da auch nichts. Akira sah in Nimrods Augen und lächelte frech. "Keine Sorge, Carth war nicht zu schnell. Aber für gewöhnlich laufe ich Rüden nicht hinterher. Auch wenn sie noch so jung sind!“ Carth wurde ganz heiß bei diesen Worten, denn sie machten ihn verlegen. Nimrod sah sie abschätzend an, antwortete aber besser nichts, denn dann wäre sie sicher noch mehr verärgert und würde ihn die ganze Reise nerven. Ohne sie weiter zu beachten, wendete er sich an den roten Wolf, der verwirrt drein blickte, als wollte er damit sagen, dass Nimrod es schon gleich mit seinem ersten Satz versaut hatte. Aber Carth hätte das gleich klar sein müssen. Nimrod konnte mit anderen Wölfen einfach nicht umgehen und begegnete ihnen meistens mit Unhöflichkeit. „Also was ist unser genauer Auftrag? Ich will das so schnell wie möglich hinter mich bringen“, sagte der graue Wolf. Man konnte regelrecht beobachten, wie es Carth aus den Gedanken riss: „Vor zweieinhalb Tagen ist eine Ordenswölfin namens Lexie vom Orden geflohen. Euer Auftrag wird es sein sie zurückzubringen. Und zwar lebend. Sie ist eine voll ausgebildete Heilerin, was aber nicht heißt, dass sie nicht auch andere Magie beherrscht. Der Gildenmeister meinte, ihr sollt sehr vorsichtig sein. Sie ist eigentlich eine sehr friedliche Wölfin, die das kämpfen nicht sonderlich mag, aber in den Händen von anderen Wilden wäre sie eine mächtige Waffe.“ "In welche Richtung ist sie verschwunden?" Akiras Worte waren bestimmend. „Also es ist nicht ganz sicher wohin sie gegangen ist. Ihre Flucht wurde zu spät bemerkt und bei dem Schnee, der gefallen ist, war ihre Spur kaum zu verfolgen. Das Revier hat sie im Westen verlassen und wird wahrscheinlich auch in diese Richtung weitergelaufen sein.“ Nimrod dreht sich nach Westen: „Dort fangen wir an. Hast du noch weitere Fragen, Akira?“ Die Wölfin sah in Nimrods Augen. Sie wirkten kalt und unnahbar. "Nein ich habe keine Fragen mehr, ich denke wir sollten uns auf den Weg machen. Je schneller wir sind, desto schneller haben wir sie wieder!" Nimrod konnte es nicht leiden, wenn ihn jemand in die Augen sah, aber er ließ sich nichts anmerken und starrte kalt zurück. Akira setzte sich flink in Bewegung. Mit ihrem schlanken Körper wirkte sie elegant, strahlte aber auch eine gewisse Kraft aus. Sie war froh wieder einen Auftrag erhalten zu haben. Zielstrebig übernahm sie die Anführung der Mission, auch wenn es Nimrod wohl nicht gefallen würde, aber sie wollte aufbrechen ohne Verzögerungen. Der Graue blickte zu Carth herüber und sagte zu dem roten Wolf: „Weiber! Pass auch meine Höhle auf, solange ich weg bin, Kleiner.“ „Wie immer, Boss“, lachte Carth. Nimrod lief hinter Akira her. Die Erwartung auf die Jagd ließ ihn ganz kribblig werden. Eine Ordenswölfin war eine wirkliche Herausforderung und das reizte ihn umso mehr. Ein Grinsen konnte er sich nicht verkneifen. Diese Lexie würde ihm nicht entkommen und da konnte sie eine noch so starke Magierin sein. Nur zu schade, dass er sie lebend zurückbringen musste. Der Todesbiss war doch immer das Schönste an der ganzen Sache. Nimrod liebte den Ausdruck in den Augen der Wilden, wenn sie in der Stunde ihres Todes erkannten, dass sie gegen einen Nichtmagier verloren hatten. Aber gut, er würde sich damit zufrieden geben, Lexie zu fangen und zum Orden zurückzubringen. Sicher erwartete sie als Strafe der Tod. Akira trottete langsam voran. Der Schnee fiel leise auf ihr silbergraues Fell. Sie freute sich schon auf die Jagd. Sie wusste, dass es eigentlich grausam war, wie der Orden diese Wölfe behandelte, aber ihr war auch klar, dass alle die so dachten ebenfalls gejagt wurden. Im Grunde hatte Akira nichts gegen die Wilden, aber sie hatte gelernt, dass man sich im Leben beweisen musste und es war nun mal ihr Job und sie liebte selbigen, auch wenn es ein blutiges Geschäft war. Nach einer Weile drehte sie sich kurz um. Nimrod folgte ihr schweigsam. Akira fragte sich, warum nur seine Augen so kalt waren. Was hatte dieser Wolf nur erlebt, dass er so abweisend war? Akira gab jedoch niemals so schnell auf und versuchte einen ersten Annäherungsversuch: "Du bist also der berühmte Nimrod? Ich habe schon einiges von dir gehört... dein Todesbiss ist legendär. So manch Wilder ist schon so um sein Leben gekommen." „Ach, die anderen Jäger übertreiben“, meinte der Graue bescheiden, obwohl er wusste, dass sie Recht hatten. Er machte seinen Job gut, aber er kannte auch den Grund dafür. Für viele Jäger war es eben nur ein Job. Für ihn gab es nichts anderes. Schon sehr lange strebte er nur noch danach alle Wilde von der Erde zu fegen. Nimrod schnupperte auf dem Boden, auf der Suche nach einer Spur der Abtrünnigen, aber er konnte, wie erwartet, überhaupt nichts riechen. Dann ging er zu den Bäumen und überprüfte diese. „Hier könnte sie vorbei gekommen sein“, sagte er schließlich, als er etwas witterte. „Natürlich könnte es auch ein Nahrungssucher gewesen sein, obwohl die um diese Zeit mehr im Osten des Gebietes jagen. Sie wird wohl tatsächlich in den Westen geflohen sein.“ "Ich denke wir sollten in diese Richtung wandern!", meinte Akira. „Dort beginnt der große Finsterwald, der sich in den Norden zieht. Es ist wohl am wahrscheinlichsten, dass sie den Schutz der Bäume suchen wird." Akira wusste, dass sie einen ziemlich rechthaberischen Tonfall gewählt hatte, aber sie war schon so vorfreudig, dass sie nicht darauf achtete. „Und du weißt auch sicher was das bedeutet?“, meinte Nimrod. „Sie läuft direkt auf die Grenzen zu. Wenn sie diese überschreitet, dann wird es nicht mehr so leicht sein, sie zu fangen.“ Er war nur einmal hinter den Grenzen gewesen und dachte mir Schrecken daran. Dort lebten große Rudel von Wilden. Zum Glück bekämpften sie sich alle gegenseitig, denn wenn sie sich zusammenschließen würden, wäre das für den Orden eine ziemliche Bedrohung, trotz das die Wilden meist schlecht ausgebildet waren. Kaum ein Jäger traute sich in diese Gebiete und die, die es wagten, kam oft nicht lebend zurück. Damals war Nimrod noch ein Schüler gewesen und sein Mentor und er mussten wegen eines Auftrages kurz die Grenze überschreiten. Sein Mentor kam nie wieder zurück. Er wurde vor den Augen seines Schülers getötet, aber Nimrod hatte weiter gekämpft und den Wilden erledigt, wegen dem sie gekommen waren. Anschließend hatte er mit viel Glück fliehen können. Nimrod versuchte die Erinnerung daran bei Seite zu schieben und ging weiter. „Wir müssen uns beeilen“, sagte er entschlossen. „Sie darf uns nicht entwischen.“ "Ja, du hast Recht! Wir müssen sie noch vor den Grenzen einfangen. Allerdings leben in den Wäldern auch schon sehr viele Wilde. Aber so weit ich weiß, zerschlug einer der Jägertrupps ein noch junges Rudel. Alle wurden getötet. Auch wenn ihr Anführer eine harte Nuss gewesen war. Trotz seines Alters und der Tatsache, dass er ein Wilder war, hat er sich tapfer geschlagen. Es würde mich auch nicht wundern, wenn er überlebt hätte. Man weiß nie zu was diese Biester fähig sind!" In Akiras Stimme lag Kälte. Ihr Tonfall hatte sich umgewandelt in den Tonfall einer eiskalten, unberechenbaren Jägerin, die keine Rücksicht auf Verluste nahm. In diesem Moment strahlte sie eine eisige Stärke aus. Akira schien sehr gut über die verschiedenen Gebiete bescheid zu wissen, was Nimrod klar machte, dass sie eine gute Ausbildung genossen haben musste. Sicher war ihr Mentor einer der höheren Jäger gewesen. Da der Graue sich kaum mit den anderen Jägern beschäftigte, hatte er das wohl nicht mitbekommen. Die meisten Jäger erzählten ihm auch nicht viel, weil sie Angst vor ihm hatten, und Carth teilte ihm solche Unwichtigkeiten nicht mit, da der rote Wolf wusste, dass ihn nur die wirklich bedeutenden Sachen interessierten. Vielleicht würde die Wölfin ihm doch nicht so ein Klotz am Bein sein, wie er gedacht hatte. „Es kommt wohl darauf an, wie gründlich die Jäger waren, die diesen Job erledigt haben. Falls er überlebt haben sollte und wir auf ihn treffen, dann hat er keine zweites Mal solch ein Glück. Trotzdem stimmt es. Die Wälder sind sehr gefährlich, weil sich die Wilden dort am besten verstecken können. Doch müssen wir den direkten Weg durch den Wald nehmen, wenn wir die Abtrünnige einholen wollen.“ "Richtig." Die Wölfin wusste, dass dieser Job nicht leicht werden würde. "Aber sie wissen nicht, dass wir Jäger sind... solange wir uns unauffällig verhalten. Wenn wir so tun, als ob wir ebenfalls auf der Flucht wären, dann wird es leichter. Vielleicht helfen sie uns sogar?! Wilde haben einen großen Zusammenhalt untereinander. Aber recht viel mehr weiß ich leider auch nicht über sie. Also über ihr soziales Leben und wie sie Fremde erkennen, ob sie nun auf ihrer Seite sind oder nicht." Nimrod sah zu Akira: „Unterschätze die Wilden nicht. Es gibt einige unter ihnen, die werden wissen, dass wir Jäger sind. Wir können nur hoffen nicht auf Solche zu treffen. Die Wilden leben in ganz normalen Rudeln. Meistens sind die Alphas, die mit der stärksten Magie und dann natürlich auch die gefährlichsten. Aber ganz ohne die Hilfe der Wilden werden wir die Spur der Abtrünnigen kaum verfolgen können, deswegen ist es wirklich eine gute Strategie sich als Flüchtlinge auszugeben. Trotzdem sollten wir wachsam sein.“ Der graue Wolf drehte sich um und sie setzen ihren Weg fort. Kapitel 2: Auf zur Grenze ------------------------- Als Lexie die Augen öffnete, schien ihr Sonne von draußen auf die Schnauze. Langsam erhob sie sich und streckte sich genüsslich. Die Schwäche, die sie noch vor ein paar Stunden verspürt hatte, schien wie weggeblasen. Der Vorteil der Heilmagie war, dass sie auch sich selbst heilen konnte, oft ohne das sie das überhaupt wollte. Am besten klappte das im Schlaf. Auch Hunger verspürte sie nicht mehr, was aber nicht hieß, dass sie nicht unbedingt bald etwas fressen musste. Sie ging zum Höhlenausgang und betrachtete die friedliche und unberührte Landschaft. Am Himmel befand sich keine einzige Wolke und er strahlte ihr im wunderschönen Hellblau entgegen. Dann sah sie herüber zu Artus, der immer noch tief und fest schlief. Lexie fühlte, dass er immer noch sehr geschwächt sein musste und befürchtete, dass er Fieber bekommen könnte. Leise schritt sie zu ihm herüber und berührte ihn an der Schwanzspitze. Sie beschwor ihre Magie und heilte die meisten Stellen in seinem Körper. Nur ein paar harmlose Wunden ließ sie so, wie sie waren, damit er keinen Verdacht schöpfte, dass sie ihn geheilt haben könnte. Als sie wieder von ihm abließ, wagte sie sich ein paar Schritte nach draußen und nahm etwas Schnee in dem Mund um ihren Durst zu stillen. Langsam kam Artus wieder zu sich. Er verspürte einen gewaltigen Hunger und Schwäche in all seinen Gliedern. Allerdings nicht so schwach, wie er es befürchtet hatte. Artus sah sich um. Doch er konnte sie nirgends sehen. Wahrscheinlich hatte sie ihn verlassen. Schade, dachte er sich. Gerne hätte er etwas Gesellschaft gehabt nach allem was passiert war. Langsam erhob er sich, da er unbedingt etwas jagen musste. Als er aus der Höhle hinaus ging bemerkte er, dass sie doch noch da war. Es erstaunte ihn, aber erfreut ihn auch. Sie war hübsch. Ihm gefiel ihre außergewöhnliche Fellfarbe. "Wie ich sehe hast du dich gut erholt. Wenn du Lust hast, dann kannst du mich zu Jagd begleiten!", sagte er. Artus war nicht sicher, wie sie auf seine Frage reagieren würde, doch er ließ es einfach darauf ankommen, auch wenn sie einander noch fremd waren. „Jagen ist eine gute Idee“, meinte sie freundlich. „Aber ich muss dich warnen. Ich bin nicht besonders gut darin.“ Sie hatte in ihrem Leben kaum selbst gejagt, aber das konnte sie Artus nicht erzählen. Im Orden gab es Nahrungssucher, die sich um Futter kümmerten. Und da Lexie als Heilerin und nicht als Kriegerin ausgebildet worden war, beherrschte sie die Jagd nicht wirklich. "Kein Problem, ich kann dir ja Nachhilfe geben." Artus liebte es zu jagen. Für ihn war sie etwas besonderes, aber nicht weil er töten konnte, nein viel mehr, weil sie ihn am Leben hielt und seine Sinne schärfte. Außerdem konnte er sich so erholen von den wilden Verfolgungen der Jäger, denn da war er der Gejagte gewesen. Wehmut kam auf, als ihm bewusst wurde, was einen Tag zuvor geschehen war. Doch er verdrängte die Gedanken schnell. „Beantworte mir aber noch bitte eine Frage, bevor wir gehen“, sagte Lexie nachdenklich. „Wenn ich dem Wald folge, dann komm ich doch zur Grenze, nicht wahr?“ Sie drehte ihm den Rücken zu und setzte sich in den Schnee. „Ich muss so schnell wie möglich weiter. Frag mich bitte nicht nach dem Grund.“ Lexie legte traurig die Ohren an und wagte es nicht sich zu Artus umzudrehen. Er erstarrte, als sie die Grenze erwähnte. Eisiges Schweigen vermischt mit einer Brise kalten Windes. Seine Laune ging schlagartig in den Keller. "Ich verstehe... du wirst also vom Orden gejagt..." Lexie riss erschrocken die Augen auf, als Artus den Orden erwähnte. Er konnte das natürlich nicht sehen, weil sie ihm immer noch den Rücken zukehrte und darüber war sie froh. „Nun…ich…“, sie brachte den Satz nicht zu Ende. Sie blickte sich zu dem schwarzen Wolf um. „Für mich ist es hier einfach nicht sicher. Ich möchte ein neues Leben beginnen und das kann ich nicht im Land des Ordens tun. Und wenn du es unbedingt wissen willst: Ja, sie werden mich verfolgen und nicht aufgeben bis ich die Grenze überschritten habe.“ Die Blaugraue schluckte. Sie hatte viel zu viel verraten. Konnte sie diesem Wolf tatsächlich trauen? Sie starrte ihn an und bemerkte wie schnell ihr Herz aus Aufregung in ihrer Brust hämmerte. Wenn er vielleicht doch ein Jäger war? Artus hatte so etwas schon vermutet. "Wenn du willst, dann werde ich dich zu den Grenzen bringen. Es ist aber noch eine lange und gefährliche Reise. Meine Mutter war auch einmal Mitglied des Ordens, doch sie konnte fliehen. Sie lernte meinen Vater kennen, einen Wilden. Sie lehrte mir die Kunst der Magie. Ich gründete ein Rudel aus Wilden um den Flüchtlingen, oder Abtrünnigen, wie sie der Orden nennt, zu helfen und sie sicher über die Grenze zu bringen, aber gestern...." „Du bist also ein Wilder?“, fragte Lexie. „Das hatte ich mir fast gedacht. Ich wusste nicht, dass die Jäger so grausam sind. Es tut mir leid, was mit deinem Rudel geschehen ist.“ Sie sah Artus traurig an. „Es wäre wirklich nett von dir, wenn du mich zur Grenze begleiten würdest, aber ich weiß nicht, ob ich das von dir verlangen kann. Der Orden wird mich mit allen Mitteln zurückhaben wollen.“ "Das ist mir egal. Warum soll ich noch leben, wenn mein Rudel ausgelöscht wurde? So kann ich noch einen letzten Dienst erweisen, bevor ich gehe. Die Jäger sind grausamer, als du denkst. Sie werden dich in Stücke reißen, aber ich kenne den schnellsten und besten Weg und du nicht“, erwiderte der schwarze Wolf. „So darfst du nicht reden. Du kannst ein neues Rudel gründen. Es ist nicht alles verloren“, wollte Lexie ihn aufmuntern. „Oder du kommst mit mir über die Grenze. Dort soll man angeblich frei leben können und jeder Magie anwenden dürfen, wenn er das will. Außerdem wagen sich die meisten Jäger nicht über die Grenze.“ "Ich weiß, ich bin hinter der Grenze aufgewachsen. Doch mein Rudel bedeutete mir alles. Ich bin unfähig eines zu leiten. Sie sind alle tot. Und das ist meine Schuld. Ich werde dir helfen, sollte ich überleben, dann werde ich vielleicht hinter der Grenze ein neues Leben beginnen, sollte ich sterben, so war es mein Schicksal!" In Artus' Worten lag der volle Ernst, denn er wusste, das es seine Bestimmung war den flüchtenden Ordensmitgliedern zu helfen und das um jeden Preis. Das machte Lexie traurig, aber sie musste sie akzeptieren. Sie wusste, dass der Schmerz aus ihm sprach und hoffte, dass er eines Tages darüber hinwegkommen würde und wieder Freude am Leben verspüren könnte. „Ich werde dein Angebot annehmen und mir von dir den Weg zur Grenzen zeigen lassen. Vielleicht finden uns die Jäger ja überhaupt nicht.“ Hoffnung flammte in ihr auf. „Der Schnee wird meine Spuren verwischt haben. Sicherlich können sie mich nicht so leicht aufspüren.“ Der dunkle Wolf sah in Lexies Augen. "Mhm,.. das glaube ich nicht, so Leid es mir tut. Die Jäger des Ordens sind gut, zu gut und werden besser, je wichtiger der oder die Gesuchte ist. Ich weiß nicht, wie wichtig du ihnen bist, aber das spielt keine Rolle. Vermutlich wissen sie, dass du dich in Richtung der Grenzen aufgemacht hast und sie werden schnell sein, verdammt schnell. Das weiß ich leider aus Erfahrung. Und ich muss gestehen, nicht immer konnten wir es schaffen, doch damals waren wir noch ein Rudel." Seine Augen wurden glanzlos: "Na gut, dann lass uns gehen, je schneller wir hier weg kommen, desto besser!" Es war beunruhigend, was ihr Gegenüber erzählte, doch Lexie wusste, dass es jetzt keinen Sinn ergab, sich verrückt zu machen und bewahrte die Ruhe. „So wichtig bin ich für sie sicherlich nicht“, meinte sie. „Ich stamme zwar aus einer etwas besseren Familie, aber zu den ganz wichtigen gehören meine Eltern nicht.“ Ganz so unwichtig, wie die Wölfin behauptete, war sie allerdings nicht. Schon früh hatte man bei ihr sehr starke Zauberkräfte festgestellt, was sie immer verwundert hatte, denn ihre Eltern waren mittelmäßige Magier. Viele hatten ihr davon abgeraten in Richtung Heilung weiterzumachen, da sie als Kriegerin sehr viel mehr hätte werden können, doch Lexie verabscheute Gewalt und hatte sich nicht von ihrem Weg abbringen lassen. „Trotzdem sollten wir erst einmal etwas jagen. Deine Verletzungen waren schlimm und du wirst die Stärkung brauchen.“ "Wir werden auf unserem Weg etwas zu Essen finden. Wir haben keine Zeit mehr." Artus wusste, dass er etwas fressen sollte, doch sein einziger Gedanke war Lexie zu helfen. Sein Stolz lies es nicht zu irgendeine Art von Schwäche zu zeigen. "Komm jetzt!" Seine freundliche Stimme schlug plötzlich auf den harten Ton eines Anführers um. Er machte sich auf in Richtung des Weges der zu den Grenzen führte. Ein langer und gefährlicher Weg. „Hör zu“, meinte Lexie streng. „Ich gehe nur mit, wenn wir so bald wie möglich etwas fressen. Wir beide sind geschwächt und wenn wir irgendwann umkippen, dann bringt das auch nichts. Wir sollten auch auf einen Kampf vorbereitet sein und in unserer Verfassung, sind wir ein leichtes Ziel.“ Sie sah in eindringlich. „Glaub mir, wenn es um Gesundheit geht, dann bin ich die Spezialistin.“ Lexie war sonst nie jemand, der sich traute mit Anderen so zu schimpfen, aber wenn es um Heilungsfragen ging, war sie stur. Artus rollte die Augen. Er war genervt. Er konnte es überhaupt nicht leiden, wenn ihm jemand was vorschrieb und erst recht nicht wenn es sich um eine Wölfin handelte. "Gut, mag sein, dass du eine alte Kräuterhexe bist, aber in Sachen Wege finden, da bin noch immer ich der Spezialist! Und ich sagte wir finden etwas auf dem Weg! Ich kenne diesen Wald besser als irgendjemand sonst und ich weiß, wo ich etwas finde!" Ihm taten seine Worte noch im selben Moment leid, in dem er sie ausgesprochen hatte, aber in dieser Beziehung konnte er sich nicht helfen. Er war sonst ein ruhiger und besonnener Typ, aber er konnte auch unheimlich stur sein, wenn etwas seinen Stolz angriff, oder er glaubte, dass es seinen Stolz angriff. „Kräuterhexe?“, knurrte Lexie. „Ohne mich wärst du wahrscheinlich gestorben. Oder hast du gedacht deine Wunden sind von allein geheilt?“ Selbst überrascht über ihren Ausbruch, senkte sie den Blick. „Es tut mir leid, ich … ich wollte dich nicht so anreden. Ich mach mir doch nur Sorgen um dich. Auch wenn ich dich geheilt habe, heißt das nicht, dass dein Körper wieder völlig erholt ist. Und ja, ich würde tatsächlich Kräuter verwenden, wenn es die hier geben würde. Lass uns einfach gehen, okay?“ Er schnaubte wütend. "Okay, dann komm!...Und danke, dass du mir geholfen hast". Den zweiten Teil des Satzes sprach er mit gesenkter Stimme. Leise waren ihre Tritte im Schnee zu hören. Artus ging mit gespitzten Ohren voraus. Bis er plötzlich anhielt. Er lauschte. "Warte hier!" Leise schlich er von Lexie weg. Und da hinter einem Busch! Er hatte sich also nicht geirrt. Er sah, wie ein junges Reh zittrig im kalten Schnee stand. Es hatte ein gebrochenes Bein und humpelte von Zeit zu Zeit ein paar unbeholfene Schritte. Sein Schicksal war besiegelt. Artus machte sich auf und geschickt konnte er das Kitz zur Strecke bringen. Das rote Blut breitete sich auf dem kalten Schnee aus. Artus ging los und holte seine Begleiterin. Kapitel 3: Das wilde Rudel -------------------------- Es hatte schon seit ein paar Tagen nicht mehr geschneit, aber noch immer lag eine hohe Schneedecke, die das Weiterkommen von Akira und Nimrod erschwerte. Erst vor kurzem hatten sie sich wieder aufgemacht der Spur der Abtrünnigen Lexie zu folgen. Nimrods Gedanken kreisten noch immer um das Schlachtfeld, auf das sie vor einiger Zeit gestoßen waren. Jäger hatten eine große Gruppe von Wilden erledigt, doch auch der Geruch der Abtrünnigen hatte sich dort finden lassen und das gefiel ihm gar nicht. Plötzlich blieb er stehen und lief auf eine Höhle zu, die ihm aufgefallen war. „Sie hat hier Rast gemacht“, sagte er zu Akira. „Aber sie muss einen Rüden bei sich gehabt haben. Kein gutes Zeichen.“ Akira prüfte das noch einmal nach. "Oh ja, hier war sie und ein Rüde." Sie überlegte kurz, dann fing sie an zu grinsen. "Mh, warum ist das kein gutes Zeichen, wenn sie einen Rüden bei sich hatte? Bist du etwa verknallt?!", lachte sie laut. Sie hatte bereits herausgefunden, dass ihr Partner keinerlei Sinn für Humor hatte. Solche Miesepeter konnte sie nicht leiden, aber sie war nicht auf die Schnauze gefallen und machte sich aus Nimrods Ernsthaftigkeit immer wieder einen Spaß. Ihr gefiel es, wenn er deswegen wütend wurde. „Wir sind heute wieder von der ganze lustigen Truppe, was?“, schnauzte der Graue. „Vielleicht solltest du dich mehr auf deine Arbeit konzentrieren, als hier irgendwelche dumme Späßchen zu machen.“ Er verließ die Höhle wieder und murmelte: „Anfängerin.“ Natürlich sagte er es so, dass sie es hören konnte. Mittlerweile brachte ihm diese Wölfin nur noch Frust. Er fand sie hübsch, aber er kämpfte mit aller Macht dagegen, dass seine Gedanken in eine Richtung abschweiften, in die er nicht denken wollte. Ohne weiter auf sie zu achten, setzte er seinen Weg fort. Sie würde ihm folgen müssen, ob sie wollte oder nicht. "Ach Nimi und du nimmst mal wieder alles viel zu ernst. Du musst das Leben mal von der lustigen Seite sehen! Hast du schon mal an Urlaub gedacht? Das würde dir sicher gut tun!" Akira war sehr belustigt über Nimrods Kommentare, denn je heftiger sie waren, desto mehr konnte sie sich daran erfreuen. Sie wusste er konnte so was nicht ertragen. "Ach übrigens, wenn ich eine Anfängerin bin, dann bist du schon ein alter Rentner, der lieber für Nachwuchs sorgen sollte, als jungen Wölfinnen hinterher zu jagen." Allein das Wort „Nimi“ machte Nimrod stink sauer. Warum forderte sie ihn auch noch heraus? Niemand anders hätte das je gewagt. Er war ein Killer. Er schreckte nicht davor zurück jemanden umzubringen und wie konnte sie sich sicher sein, dass er ihrem Leben nicht einfach ein Ende setzte? Jederzeit hätte er behaupten können, es sein ein Wilder gewesen. Natürlich verspürte er nicht den Drang sie umzubringen, aber wenn sie so weitermachte, dann müsste er ihr eine Lektion erteilen, die sie nicht so schnell vergessen würde. „Und du siehst alles viel zu locker“, knurrte Nimrod und ging mit hochgezogenen Lefzen auf Akira zu, bis er so nah war, dass er sich ihre Schnauzen fast berührten. Mit drohendem Blick starrte er sie an. Seine ganze Körperhaltung symbolisierte, dass er bereit war zum Angriff. „Damit bringst du nicht nur dich selbst in Gefahr, sondern uns beide. Auf der Jagd gibt es keinen Platz für Spaß. Mach deine Arbeit und hör endlich auf mich zu nerven!“ "Sag mal, was bildest du dir überhaupt ein?!", meinte Akira sauer. „Ich kann nichts dafür, dass du so verbittert bist! Lass deine Wut verdammt noch mal an jemand anderen aus, aber nicht an mir! Ich versuche nur die Stimmung etwas zu verbessern, die DU offensichtlich versaust! Glaub mir, ich habe schon genug E R F O L G R E I C H E Jagden hinter mir und ich weiß, wie so etwas abläuft, das brauchst DU mir nicht zu sagen! Nur weil du vielleicht älter bis als ich! Aber wenn du es willst, dann reden wir einfach nicht mehr miteinander! Pah! Was interessiert es mich, tu was du willst!" Sie war so richtig wütend, eigentlich wollte sie nicht so sehr die Beherrschung verlieren, aber sie konnte sich beim besten willen nicht mehr helfen. "Komm jetzt, nehmen wir die Spur auf, sonst verlieren wir sie!" „Warum nicht gleich so?“, fragte Nimrod plötzlich wieder ruhig. „Genau reden wir nicht miteinander. Nur das Nötigste, dann haben wir auch keine Probleme mehr.“ Er drehte sich von ihr weg, doch plötzlich zuckte mit den Ohren und blieb wie angewurzelt stehen. Ein Sekunde später explodierte neben ihm ein Feuerzauber und wäre der Jäger nicht rechtzeitig weg gesprungen, dann hätte er sich wohl ziemlich stark verbrannt. Schnell sah er zu Akira, doch ihr war nichts passiert. Dann tauchte ein Wolf, oder besser gesagt eine wilder Magier, vor den Beiden auf. Er hatte dunkelbraunes Fell und giftig, grüne Augen, die Akira und Nimrod anblitzen. „So, so, zwei Jägerchen wagen sich in unseren Wald“, kicherte der Braune. Akiras Wut war plötzlich wie weggeblasen. "Ein Wilder!" platzte es aus ihr heraus. "Was willst du verdammter Kerl von uns? Du spielst mit deinem Leben!" Der Wilde war davon nicht sehr beeindruckt. Doch die Jägerin war bereit gegen ihn zu kämpfen. Der Braune lachte bloß über Akiras Worte und plötzlich kamen aus den Büschen noch sehr viele weitere Wilde, die Akira und Nimrod drohend umkreisten. Der Jäger zählte mindestens sieben, aber es könnten auch mehr sein, die sich noch nicht zeigten. „Mist“, knurre der graue Wolf. Er hoffte nur, dass Akira in der Lage war mit dieser Menge fertig zu werden. Nicht dass er ihr das nicht zutraute, aber er hatte sie noch nie kämpfen gesehen und wusste es daher nicht. Sofort rannte der Graue auf den brauen Wolf zu, der anscheinend der Anführer war, aber einige andere des Rudels sprangen dazwischen. Einen zerfetze Nimrod die Kehle und der Wilde fiel mit aufgerissenen Augen, in denen sich immer noch die Überraschung spiegelte, zu Boden. Die Anderen machten es ihm nicht so leicht und beschossen ihn mit Zaubern, denen er nur mit Not und Mühe ausweichen konnte. Seine Augen suchten nach seiner Partnerin, aber überall war dichter Rauch und er fand sie einfach nicht, also machte er sich daran weitere Angreifer auszuschalten. Sie würde sicher das Gleiche tun. Dichter Rauch umhüllte Akira. Sie wusste, dass es jetzt ernst wurde. Der Anführer der Gruppe war wohl dieser braune Wolf. Er musste es sein, der die Gruppe zusammenhielt. Die Wölfin schloss ihre Augen. In dem Rauch konnte sie sowieso nichts erkennen. Sie verließ sich nun voll und ganz auf ihre anderen Sinne. Sie wollte erfühlen, wo sie den Braunen finden konnte. Dies war eine sehr schwierige Technik, die ihr eine Jägerin aus einer Magierfamilie beigebracht hatte. Es war eine Fähigkeit, die besonders Fähen gut anzuwenden wussten, da diese feinfühliger waren. Sie wartete, und... "JETZT!" Sie sprang durch den Qualm und auf den Braunen zu. Dieser war sehr überrascht, da er sich in Sicherheit wiegte. Doch er hatte keine Chance gegen den harten Biss von Akira. Gerade in dem Moment als die Jägerin den brauen Wolf erledigte, lichtete sich die Sicht und Nimrod konnte den Biss mit ansehen. Es beeindruckte ihn, aber das würde er ihr gegenüber sicher niemals zugeben. „Vielleicht doch zu etwas zu gebrauchen“, murmelte er vor sich hin, aber wenn er ehrlich war, würde er sie wohl jetzt mit anderen Augen betrachten. Sie hatte Talent und ihr Biss stand einem Rüden nichts nach. Aber bevor er sich über den Sieg freuen konnte, ergriff schon ein anderer Wolf das Kommando und hetzte weitere Gegner auf die beiden Jäger. Nimrod wurde langsam richtig sauer. Er schlitze zwei Wilde auf und fiel dann über den neuen Anführer her. Er schleuderte ihn hin und her und riss ihn zu Boden, als er sich schon nicht mehr wehren konnte. Dann trat er ihn mit der Vorderpfote auf die Kehle, dass der schwarze Wolf würgen musste. „Hört endlich auf oder ihr werdet alle sterben“, brüllte Nimrod. Die Wilden blieben verwirrt stehen und blickten auf den grauen Jäger, der drohend die Lefzen hochgezogen hatte. „Eure Zauber sind einfach zu schwach, um mit zwei Elitejägern fertig zu werden“, begann der Graue. „Allerdings werden wir euch am Leben lassen, wenn ihr uns helft. Wir suchen nach einer Wölfin. Wenn einer von euch in diesen Wäldern eine unbekannt Wölfin gesehen hat und uns sagen kann, wohin sie unterwegs war, dann verschonen wir euch.“ Akira blickte auf. Ihr Jagdpartner wusste, wie er es anstellen musste. Das beeindruckte sie. Auch wenn er so ziemlich mürrisch und griesgrämig war, so war er ein geschickter Jäger und stark. Man erzählte sich wohl nichts Falsches über ihn. Ausdruckslos blickte sie zu den Wilden. Diese standen erstarrt und verwirrt vor den beiden. War es wegen des Anblick des fast toten Kameraden wegen oder Nimrods ungewöhnliches Angebot? Gespannt erwartete sie die Antwort. Eine Zeit lang starrten die Wilden Nimrod nur an, bis er wütend knurrte. Einige zucken zusammen. Der Anführer, den der Graue immer noch zu Boden drücke, wimmerte leise. „Ihr wisst also nichts“, brummte der Jäger und erhöhte den Druck auf die Kehle des Anführers. Dieser begann verzweifelt zu strampeln, bis plötzlich eine weiße Wölfin mit einem brauen Fleck auf der Stirn aus dem Hintergrund stürmte. „Bitte, Bitte, tu ihm nichts“, weinte sie. „Ich habe sie gesehen.“ „Verräterin“, schrie ein junger Wilder. „Sei still. Warum sollten wir alle wegen ihr sterben?“ Der junge Wolf wagte nichts mehr zu sagen und die weiße Wölfin richtete sich wieder an Nimrod, der mittlerweile seine Pfote vom Anführer genommen hatte. „Sie war nicht allein. Bei ihr war ein dunkler Rüde“, erzählte die Weiße weiter. „Kanntest du ihn?“, fragte Nimrod ernst. „Ich glaube schon. Er ist ein Wilder. So weit ich weiß ist er stark in seiner Magie.“ „Gut, dann können wir nebenbei ihn auch noch erledigen.“ Die weiße Wölfin sah geschockt aus, aber sie sagte nichts. „Führ mich zu der Stelle, wo du sie gesehen hast“, befahl der Graue der Wölfin und diese setzte sich in Bewegung. Als er ihr folgte und an Akira vorbei kam, flüsterte er ihr zu: „Wir lassen sie am Leben. Sie sind schwach und darum können sich später ein paar niedrigere Jäger kümmern. Hoffentlich war es auch unsere Wölfin, die sie gesehen hat.“ Akira nickte. Sie bewunderte Nimrod für seine Stärke. Vielleicht war er doch nicht so... kaltherzig? Auch wenn es ihr Job war, so taten ihr die Wilden irgendwie leid. Was waren sie schon? Schwache Wölfe, die ohnehin nicht gut kämpfen und von jedem Ordensmitglied leicht getötet werden konnten. Die meisten von ihnen konnten nichts dafür, dass sie diese Gabe besaßen. Aber anders gesehen waren sie auch dumm. Was lebten sie auch außerhalb ihrer sicheren Grenzen? Selber schuld. Sie rühmten sich geflohenen Ordensmitgliedern zu helfen und jetzt? Verrieten sie nicht nur diese, sondern auch noch einen der Ihren. In Akiras Augen war dies ein größeres Zeichen der Schwäche, als ihre mangelnde Kraft. Kapitel 4: Die heimliche Tochter -------------------------------- Sie waren lange gelaufen, hatten aber auch ausreichend Pause gemacht. Artus schien sich wirklich gut erholt zu haben, zumindest zeigte er keine Schwäche, die für Lexie sichtbar gewesen wäre. Diese wurde immer unruhiger. Sie konnte das Gefühl nicht loswerden, dass sie irgendetwas verfolgte. Die vielen Reviere der Wilden, die sie durchquerten, machten sie auch nicht gerade ruhiger. Artus lief immer vorne und meistens sprachen sie nicht viel, weil er zu konzentriert war ihr den Weg zu zeigen und die Blaugraue ihn nicht stören wollte. Jetzt schloss sie zu ihm auf um vielleicht doch mal ein paar Worte mit ihm wechseln. „Es ist sicher noch ein langer Weg bis zur Grenze, oder?“, fragte sie um das Gespräch zu beginnen. "Mhm,... die Hälfte des Weges liegt bereits hinter uns. Warum fragst du? Fühlst du etwa genau das seltsame Gefühl wie ich, dass uns etwas hinter uns her ist?" Artus war nervös und hatte Angst vor der Antwort. „Ich dachte, ich bilde mir das bloß ein, aber ja, ich habe dieses Gefühl auch schon seit einiger Zeit. Es ist so, ich bin sicher, sie werden Jäger schicken. Das tun sie sicherlich immer“, antwortete sie ehrlich. „Glaubst du wir können gegen erfahrene Jäger bestehen?“ "Ich weiß es nicht. Es kommt darauf an, wie viele es sind und welchen Rang sie haben. Es gibt gute Jäger, gegen die ich keine Chance habe, aber ich weiß nicht, wie stark du bist. Herausfordern möchte ich das Glück allerdings nicht. Wir sollten zusehen so schnell wie möglich die Grenze zu erreichen. Natürlich kann es auch sein, dass sie uns über die Grenzen folgen, je nachdem, wie wichtig du für den Orden bist. Doch da werden sie es schwer haben, denn dort herrschen die Gesetze der freien Magier!" „Nun, ich bin nicht sicher, wie wichtig ich für sie bin. Meine Eltern sind keine besonders hohen Magier. Allerdings bin ich stärker als sie und vielleicht deswegen doch niemand, den man so einfach ziehen lässt“, erkläre Lexie dem schwarzen Wolf. „Ich kann kämpfen, falls du das meinst, auch wenn ich Gewalt eigentlich nicht befürworte. Trotzdem ist meine größte Stärke immer noch das Heilen. Ich wurde nicht wirklich für den Kampf ausgebildet. Nur eine Grundausbildung habe ich darin.“ Sie sah ihn traurig an. Sie wünschte sich so sehr, dass sie die Grenze erreichen würden ohne auf Jäger zu stoßen, aber sie befürchtet, dass ihr Wunsch nicht in Erfüllung gehen würde. „Hinter den Grenzen muss ein wundervoller Ort sein“, fügte sie noch hinzu und lächelte Artus aufmunternd zu. "Ja, das ist es... ein Leben ohne Angst und Schrecken, man kann Magie anwenden so oft und wie man will." Er lächelte. "Gut, dann lass uns laufen! Vielleicht haben wir Glück und wir treffen auf ein Rudel freier Magier, die uns helfen! Hab Mut und glaube daran, dass wir es schaffen!" „Das sagt sich so leicht“, erwiderte Lexie. Plötzlich begann es wieder zu schneien, was es in den letzten Tagen nicht mehr getan hatte. Sie sah verwundert zum Himmel. „Und der Schnee wird es den Jäger noch schwerer machen, weil er unsere Spuren verwischt“, lachte sie und rannte plötzlich los wie ein junger Welpe, der zum ersten Mal im Schnee spielte. „Vorauf wartest du noch?“, rief sie Artus entgegen. „Wollten wir nicht weiter?“ Artus musste lachen. Zum ersten Mal konnte er seinen Schmerz vergessen. Ausgelassen lief er ihr nach. "Stell dir vor, wir sind erst über die Grenzen! Da kannst du so viel im Schnee spielen, wie du willst und ohne Angst!" Er war froh, dass er Lexie getroffen hatte. Sie war eine außergewöhnliche Wölfin. Und in seinem Inneren hoffte er inständig, dass sie es überleben würde. Die Sonne ging gerade auf und das Leben im Schloss begann langsam zu erwachen. Schüler machten sich auf zu den Unterrichtsorten, Lehrer liefen schnell hin und her um noch Dinge zu besorgen, die sie für die Unterrichtsstunden brauchten oder sich mit anderen Magiern über alle möglichen Sachen zu beraten. Sie alle bekamen nicht mit, dass ihr Anführer das muntere Treiben von seinem Bau aus beobachtete. Er tat das jeden Morgen, weil es Entspannung brachte und ihm außerdem zeigte, wie die Stimmung im Orden war. Sein Bau lag weit oben an der Spitze des Eispalastes - wie er gerne genannt wurde - und es führte nur eine lange Treppe zu seinem Schlafgemach hoch. Hier lebte er mit seiner Gefährtin Aura. Seine beiden Söhne hatten sich längst ihre Gefährtinnen gesucht und studierten hohe Magie bei den besten Lehrern des Ordens. Weiter unten an der Treppe lag der so genannte Thronsaal, wo Talon und Aura Gäste empfingen, Gerichtsverhandlungen abhielten und treffen mit den Magiermeistern stattfanden. Eigentlich hätte Talons Leben perfekt sein können, aber es gab das etwas, was ihn stark beschäftigte. Vor vielen Jahren hatte er mit einer Wölfin eine Affäre gehabt und daraus war ein Kind entstanden. Lexie, seine heimliche Tochter, wusste von alldem nichts und nun, da sie weg war, belastete das Geheimnis Talon noch mehr. Er liebte sein Kind, obwohl er sie eigentlich nicht einmal wirklich kannte, und wenn ihr etwas geschehen sollte, dann könnte er sich das nie verzeihen. Verzweifelt seufzte er und beschloss noch ein paar weitere Minuten den Magiern unter ihm zu zusehen. Aura schritt erhaben durch ihren Bau. Sie war auf der Suche nach Talon und sie wusste auch, wo sie ihn finden konnte. Wie jeden morgen, so stand er auch heute wieder auf dem höchsten Punkt ihres Baus und beobachtete das morgendliche Treiben des Ordens. Sie hatte etwas mit ihm zu besprechen. Endlich sah sie ihn. "Guten Morgen!", begrüßte sie ihn. "Und gibt es was Neues da unten!" Aura lächelte. Sie liebte ihren Gefährten sehr. Talon bemerkte Auras Anwesenheit schon bevor er sie überhaupt sehen, hören oder riechen konnte. Ihre Magie erfüllte den ganzen Raum und er spürte, wie sein Herz schneller schlug. Seine Liebe zu ihr war stark und hatte auch in den vielen Jahren seit sie zusammen waren niemals abgenommen. Er drehte sich mit einem Lächeln zu seiner wunderschönen Gefährtin um. „Nun ja, eigentlich ist alles wie immer“, erwiderte er mit sanfter Stimme. "Das freut mich sehr. Ich habe mit den Magierausbildern gesprochen und sie sind sehr zufrieden mit ihren Schülern. Auch die Jäger müssen sich nicht schlecht anstellen. Dennoch gibt es eine Sache die mich beunruhigt. Diese Wölfin, die geflohen ist. Sie haben schon zwei der besten Jäger, Nimrod und Akira, losgeschickt. Sie sind ohne Zweifel gut, aber sie ist es auch. Die Wölfen, genannt "Lexie" floh Richtung Wald und du weißt, dass dort die nördlichen Grenzen sind, die die am nähsten am Orden liegen. Dort wurden in letzter Zeit viele Wilde gesehen. Sie darf nicht entkommen. Sie scheint sehr talentiert zu sein und beherrscht sogar das Heilen." Sie blickte Talon an. Ihr Blick verriet, dass sie besorgt war um das Ansehen des Ordens. „Natürlich hast du Recht. Die Wölfin Lexie darf uns nicht entkommen“, meinte der Ordensführer mit schwerem Herzen. „Es ist nur so, dass solche Verbrechen normalerweise mit dem Tod bestraft werden und bei so einer jungen Wölfin ist das eine traurige Angelegenheit. Auf der anderen Seite könnten wir sie am Leben lassen. Es wäre eine Verschwendung von Magie.“ "Ach Talon, ich liebe dich für dein großes Herz, aber wir beide kennen die Regeln besser als alle anderen im Orden. Sie muss sterben! Wir wissen nicht, was die Wilden mit ihr anstellen. Das sind Bestien. Wir können kein Risiko eingehen und den Orden auf keinen Fall gefährden! Auch wenn es hart ist, vor allem, weil sie die seltene Gabe der Heilung beherrscht...." Aura sah traurig zu Boden. „Aber du weißt auch genauso gut wie ich, dass der Orden verwundbar geworden ist und wir Heiler dringend brauchen“, erwiderte Talon. Er sah zu den Wölfen unter ihm und seufzte. „Die Wilden werden stärker und wie ich gehört habe, sollen sich auch hinter den Grenzen Rudel miteinander verbünden. Wie friedlich es hier auch wirken mag, ich spüre, dass sich da etwas zusammenbraut und jeder einzelne Magier wird für diesen Kampf wichtig sein. Es gibt durchaus Fälle, in denen Abtrünnige begnadigt worden sind, auch wenn das noch vor unserer Zeit war. Ich sage ja nicht, dass sie sich im Orden frei bewegen dürfte, aber selbst als Gefangene wäre uns eine Heilerin sicher hilfreich. Und du musst bedenken, dass ihr, wie allen Ordensmitgliedern, eine faire Anhörung zusteht. Bevor wir urteilen, sollten wir uns erst einmal ihre Gründe genauer anhören.“ "Doch bedenke, dass die Wilden sie verderben können. Eine Gehirnwäsche bei Abtrünnigen anzuwenden ist in manchen Fällen durchaus möglich. Manche Wilden beherrschen solche verbotenen Techniken Sie beeinflussen die anderen! Natürlich als Heilerin wäre sie sicher hilfreich und es ist ein sehr großer Verlust, ohne Zweifel, dennoch kann sie anstatt heilen auch töten! Aber du hast Recht, eine faire Anhörung steht ihr genauso zu, wie den anderen!" „Lexie ist eine starke Magierin. In den meisten Fällen sind Wölfe mit mächtiger Magie nicht beeinflussbar. Aber es stimmt natürlich, wir müssen es abwarten. Es besteht auch noch die Möglichkeit, dass sie unseren Jägern entkommt. Für so einen Fall habe ich den Anführer der Jäger zwar angeordnet, dass die Jäger die Grenze überschreiten sollen, wenn es möglich ist, allerdings wissen wir beide, dass dies auch zum Tod von Akira und Nimrod führen kann. Sie sind extrem gute Jäger, aber es gibt dort auch extrem starke Wilde.“ Talon wünschte sich insgeheim, dass Lexie ihnen entkommen würde. Er wollte sie um keinen Preis töten lassen. Seine einzige Tochter hinzurichten, war ein unerträglicher Gedanke für ihn. Das konnte er nicht zulassen. „Aber ich glaube wir sollten langsam unseren Pflichten nachgehen“, lächelte der Rüde und kuschelte sich kurz an seine Gefährtin. "Ja, wir sollten sie nicht warten lassen. Nicht dass sie beunruhigt sind. Aber ich fühle es, die Wilden werden immer stärker. Wir müssen uns etwas einfallen lassen, damit wir auch in Zukunft stärker sind als sie!" Aura war besorgt, aber sie folgte Talon in die große Halle, wo die Meistermagier bereits warteten. Kapitel 5: Blutiges Aufeinandertreffen -------------------------------------- Nimrod schnupperte am Boden und nahm die Fährte auf, die nun ganz frisch war. Vor wenigen Minuten musste Lexie mit ihrem Begleiter hier vorbei gekommen sein. Die Grenze lag nicht mehr weit entfernt und er war erleichtert, dass Akira und er die Abtrünnige noch eingeholt hatten. Jetzt lief er schnell voran und seine Partnerin folgte ihm. „Wir müssen sie überraschen. Dann haben wir die besten Chancen sie ohne großen Kampf zu überwältigen. Der Wilde kann ohne zu zögern getötet werden. Aber unterschätze ihn bloß nicht“, meinte der graue Wolf. Der Graue wusste, dass er sich auf Akira verlassen konnte, aber er wiederholte gerne vor einem Einsatz noch einmal alle Fakten. Sie erreichten einige Büsche und als sie zwischen ihnen auf die Lichtung blicken, sahen sie ihr Ziel: Lexie. Und neben ihr ein großer schwarzer Wolf, der der Wilde sein musste. Artus und Lexie liefen durch den Wald. Sie waren den Grenzen nicht mehr fern. Schon fast wollte der schwarze Wolf innerlich jubeln, doch plötzlich spürte er etwas. Er machte sofort eine Vollbremsung. Der Schnee flog nur so davon. Sein Herz klopfte. Langsam drehte er sich um. Und das Schlimmste, das er erwartet hatte stand leibhaftig vor ihm! Zwei Jäger, die sich hinter den Büschen versteckten und auf einen Angriff lauerten. Die blaugraue Wölfin schrak plötzlich auf, als sie Artus Gesichtsausdruck sah während er sich langsam umdrehte. Zuerst wollte sie seinem Blick nicht folgen, weil das wahrscheinlich all ihre Träume zerstören würde, aber dann tat sie es doch und starrte in die Richtung, auf die Artus Blick gerichtet war. Am Anfang sah sie dort nichts, aber dann bemerkte sie zwei Augenpaare, die aus dem Gebüsch zu sehen waren. Instinktiv tat sie das, was sie in ihrer ersten Kampfstunde gelernt hatte. Sie errichtete ein Schutzschild um ihren Begleiter und sich. So ein Schild schützte einen gewöhnlich gegen Magie, aber es konnte auch körperliche Angriffe abwehren. Leider kostete es auch eine Menge Kraft ihn aufrecht zu erhalten. "Der Schwarze ist sicher der Wilde“, sagte Akira. „Er sieht nicht so schwach aus, wie alle anderen Wilden." Sie war etwas beunruhigt, weil sie wusste, dass dieser Job nicht leicht werden würde. "Was ist jetzt los?! Das sieht aus, wie ein magischer Schutzschild. Das ist nicht gut, es sei denn, sie können es nicht lange genug aufrechterhalten." Sie blickte zu Nimrod, gespannt darauf, wie es nun weitergehen sollte. Dieser musterte die Situation genau. „Dieser Schutzschild kommt sicher von der Abtrünnigen. Das ist typisch Ordensverteidigung. Die meisten Wilden beherrschen diese Technik nicht einmal, was es leicht macht sie besiegen. Das hier wird alles andere als leicht. Aber da sie uns ja leider schon entdeckt haben, können wir uns genauso gut zeigen.“ Der graue Wolf trat aus dem Gebüsch und ging stolz einige Schritte auf Artus und Lexie zu. „Ihr wisst sicher wer wir sind, nicht wahr?“, meinte er emotionslos. "Ihr seit bestimmt Jäger des Ordens“, knurrte der schwarze Wolf. "Ihr verdammten Geier! Lasst uns lieber in Ruhe, bevor wir euch etwas antun müssen." Er war wütend, aber er wusste auch, dass er unüberlegt handelte. Er kannte diese Jäger nicht, doch sie waren anders als die, die sein Rudel immer verfolgten. Sie strahlten eine gewisse Stärke aus. Eine Stärke, die ihnen gefährlich werden konnte. Nimrod musste bei den Worten des schwarzen Wolfes laut lachen. „Ihr uns etwas antun?“, grinste er fies. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ Er trat langsam auf die beiden zu, blieb aber kurz vor dem Schild stehen. Dann starrte er Artus auffordernd in die Augen. „Ihr könnt euch nicht ewig hinter diesem Schild verstecken. Aber ich mach dir einen Vorschlag, Wilder. Übergib mir die Abtrünnige und ich lass dich laufen. Warum solltest du dein Leben für sie geben? Keine Sorge, wir töten sie auch nicht. Wir bringen sie nur zurück zum Orden.“ "Nein! Niemals! Das lasse ich nicht zu! Du unterschätzt mich Jäger! Auch wenn ich in deinen Augen nur ein "Wilder" bin, so kann ich meine Herkunft nicht leugnen. Ich werde dich lehren uns FREIE Magier wie Wilde zu behandeln. Nur weil wir nicht diesem verdammten Orden unterliegen!" Er war sehr wütend und setzte zum Angriff an. Lexie stand den Jägern zitternd gegenüber. Sie hatte Angst, versuchte sich aber so gut es ging im Griff zu behalten. Sie merkte, dass ihr Schild schwankte, was daran lag, dass sie sich nur schwer beruhigen konnte. Ihr Herz raste wie wild. Artus wollte gerade auf den grauen Jäger losgehen, doch dann schritt sie plötzlich dazwischen. „HALT“, brüllte sie. „Ich kann immer noch für mich selbst sprechen. Lasst den Wilden gehen, er hat nichts mit der Sache zu tun. Dann komme ich auch freiwillig mit euch mit.“ Sie konnte nicht zulassen, dass ihr Begleiter wegen ihr verletzt wurde. Er hatte so viel für sie getan. Mit traurigen Augen blickte sie ihn an. „Artus, ich möchte nicht das dir etwas geschieht. Bitte geh und mach dir hinter der Grenze ein schönes Leben.“ "Nein Lexie, nicht! Es ist mir egal, was du da sagst! Meine Freunde sind alle tot! Getötet von diesen Monstern! Ich muss sie rächen! Und ich werde dich beschützen, da kannst du dich auf den Kopf stellen!" In seiner Stimme war zu erkennen, dass er es ernst meinte. Nimrod grinste: „Du hast nicht die geringste Chance gegen uns beide. Hör auf die Kleine und hau ab. Das ist doch das was ihr Wilden am besten könnt.“ "Du glaubst wohl, ihr seid besser als wir? Doch was ist so toll an jemanden, der sein jämmerliches Dasein nur fristen kann, wenn er andere, die wehrlos sind, abschlachtet! Ihr Jäger wisst doch von gar nichts! Der Orden verdirbt eure Hirne und lässt sie schwarz werden. Ihr habt keine Ahnung, was Freundschaft und Liebe und Leben bedeuten. Und deshalb werde ich auch kämpfen, selbst wenn ich dabei sterben sollte!" „Pah, du bist der der keine Ahnung hat. Kapierst du denn nicht, dass ihr uns mit eurer unkontrollierten Magie in Gefahr bringt? Wie viele Wilde haben schon jemanden umgebracht, obwohl sie es gar nicht wollten, weil sie ihre Magie nicht unter Kontrolle hatten? Ich habe schon erlebt, dass sie ihre eignen Verbündeten aus Versehen gegrillt haben. Dass es uns Jäger gibt, hat sehr wohl einen Sinn. Im Übrigen wissen wir sehr wohl was Liebe oder Freundschaft ist“, knurrte der Graue sauer. Was bildete sich dieser verdammte Wilde eigentlich ein? „Und wenn du schon kämpfen willst, warum versteckst du dich dann wie ein kleiner Welpe hinter einem Schutzschild?“ Der schwarze Wolf war nun sehr wütend. "Du verdammtes Stück Dreck! Wir können unsere Magie sehr wohl unter Kontrolle halten, wenn uns der Orden nur in Ruhe lassen würde! Er ist selber schuld, wenn wir eine Gefahr, wie du es so schön nennst, für ihn werden. Und überhaupt ich verstecke mich nicht hinter dem Schild! Ich werde dir zeigen, was es heißt ein "Wilder" zu sein!" Er sprang hinter dem Schild hervor und rannte mit gefletschten Zähnen und aufgestellten Haaren in Nimrods Richtung. Er war bereit dafür bis zum bitteren Ende gegen diesen Jäger zu kämpfen. Der Jäger konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Er hatte den Wilden genau so manipuliert, wie er es geplant hatte. Ihn wütend zu machen und ihn damit aus dem Schild zu bekommen, war einfach zu leicht gewesen. Der schwarze Wolf rannte aggressiv auf Nimrod zu, doch dieser war vorbereitet und stürmte in Richtung des Wilden. Die beiden prallten aufeinander und fingen sofort an sich ineinander zu verbeißen. Der Graue ging mit voller Kraft an diesen Angriff und schaffte es seinen Angreifer mit der Pfote hart ins Gesicht zu schlagen. Dieser flog nach hinten in den Schnee. "Verdammt! Das wirst du büßen!" Blut tropfte von seinem Fell. Artus war voller Wut und griff erneut den Jäger an. Doch dieses Mal mit Magie. Er beschwor einen Zauber der sich zu einer Art Peitsche verfestigte und schlug direkt auf den Jäger zu. Dieser wurde ebenfalls mit voller Wucht nach hinten geschleudert. Nimrod war es gewohnt Schmerzen einzustecken und stand auch ziemlich schnell wieder auf den Beinen. Der Zauber hatte ihn an der Flanke erwischt und warmes Blut lief an seinem Fell herab. Trotzdem hätte es schlimmer kommen können und der Graue fetze wieder auf sein Opfer zu. Er schlug wie ein Hase Haken, damit er weiteren Zaubern ausweichen konnte, sprang mit aufgerissenem Maul auf Artus zu und riss ihn mit voller Wucht zu Boden. Dann biss er in das nächste was er erwischen konnte und das war eines der Vorderbeine seines Gegners. "Auuuwwww!", Artus spürte einen heftigen Schmerz in einem seiner Vorderbeine. Dieser verdammte Jäger, waren seine Gedanken. Er spürte wie das warme Blut aus seinem Bein tropfte. Es brannte höllisch. Doch er biss die Zähne zusammen. Er beschwor erneut den Peitschenzauber und dieses Mal noch stärker. Hinter dem Jäger, der sich auf Artus konzentrierte, bildete sich eine gewaltige Macht, die mit voller Wucht auf seinem Rücken nieder prallte würde. Als er den Schwarzen schreien hört, biss Nimrod noch sehr viel stärker zu. Der Graue wollte ihn so verletzten, das er nicht mehr fliehen konnte. Erst zu spät merkte, dass sich hinter ihm etwas zusammenbraute. Normale Wilde konnten bei solchen Schmerzen nicht mehr wirklich starke Magie beschwören, aber es gab eben Ausnahmen. Nimrod erkannte in diesem Moment, dass er an diesen Wilden, wie an einen Abtrünnigen gehen musste. Jetzt half das allerdings nicht mehr viel. Das Einzige was er jetzt noch tun konnte, war seine Muskeln anspannen, damit der Schlag etwas abgefangen wurde. Es traf ihn mit voller Wucht am Rücken und für einen Moment hatte er das Gefühl das Bewusstsein zu verlieren, aber er kämpfte mit aller Kraft dagegen. Blut spritze wie ein Regen auf die beiden Wölfe herab und Nimrod merkte an dem metallischen Geschmack, das es ihm auch aus Mund und Nase quoll. Kurz würgte er auf, aber dann verdrängte er all den Schmerz, drückte Artus die Pfote auf den Hals, damit er keine Luft mehr bekam. „Für diesen Schlag wirst du büssen“, knurrte er mit Wahnsinn und Blutdurst in den Augen. „Weißt du was ich tun werde? Ich reiß dir das Herz aus der Brust!“ "Nimrod, nein!!!" Akira stand wie gelähmt im Gebüsch, als sie sie, wie der Zauber auf ihren Jagdpartner auftraf. Das Blut spritzte fürchterlich und färbte den Schnee rot. Doch Ihr Partner überlebte die Attacke und war nun im Blutrausch. Sie hatte Angst um ihn. Was war, wenn er in sein Verderben stürzte? Doch eingreifen wäre jetzt dumm gewesen. Sie sah zu Lexie, sie war ebenfalls versteinert von dem Anblick. Akira raffte sich auf. Sie musste die Abtrünnig überwältigen, während Nimrod den Wilden bändigte. Langsam schlich sie in die Richtung von der Wölfin, damit sie sie aus dem Hinterhalt überfallen und niederstrecken konnte. Wie versteinert stand Lexie da und beobachtete das Geschehen. Sie hatte große Mühen ihren schützenden Schild um sich herum aufrecht zu erhalten. Und als sie bemerkte, dass Nimrod anscheinend die Oberhand gewann, in dem er in eine Art Blutrausch fiel, entschied sie etwas, was sehr gefährlich war. Bevor der Jäger seinen Plan, Artus Herz herauszureißen, umsetzen konnte, baute sie einen Schild um ihn herum auf und heilte den schwarzen Wolf etwas, so gut es aus dieser Entfernung eben ging. Das Problem war nur, dass sie dafür ihren Schild hatte auflösen müssen. Dann fiel ihr plötzlich auf, dass sie die Jägerin nicht mehr sehen konnte. Akira spitzte die Ohren. Der magische Schild war plötzlich verschwunden. "Ausgezeichnet! Die Kleine macht’s einem ja richtig leicht." Die Jägerin grinste. Mit genauer Berechnung schlich sie sich an ihr Opfer heran und sprang, ehe diese so richtig wahrnahm, dass sie sich nicht mehr hinter den Büschen befand. Mit voller Stärke stürzte sich sie auf die Blaugraue. Unerwartet wurde Lexie von Akira umgerissen und gab dabei einen erschrockenen Laut von sich. Die Jägerin hielt sie fest im Griff, aber die Wölfin sammelte ihre Kraft für einen magischen Angriff und wehrte sich deswegen kaum. Es war nicht ihre Art solche verletzende Zauber einzusetzen, wie Artus, also entschied sie sich nicht für eine magische Peitsche oder etwas ähnliches. Mit aller Kraft ließ sie einen starken Wind direkt auf Akira los, der sie einige Meter wegschleuderte. Schnell kam Lexie wieder auf die Beine. „Vielleicht bin ich keine Kriegerin, aber so leicht bin ich nun auch nicht zu überwältigen“, knurrte sie der Jägerin entgegen. Allerdings entging ihr nicht, dass Nimrod von hinten auf sie zukam. Alleine gegen die zwei Jäger könnte sie niemals bestehen. Schon gar nicht ohne Schild, doch diesen ließ sie lieber vorerst um Artus, weil sie nicht wusste, wie schlimm es ihn erwischt hatte. Artus hatte Glück gehabt, denn in dem Moment, in dem der Jäger Nimrod zubeißen wollte, erschien ein magischer Schild, der ihn schützte. Doch plötzlich ließ der Jäger plötzlich von ihm ab. Zuerst war er erleichtert, doch als er sich umdrehte sah er, was der Jäger vorhatte. Die Jägerin hatte angegriffen! Auch wenn es im Moment so aussah, als konnte sich Lexie befreien, schwebte sie trotzdem noch in Gefahr. Ohne weiter darüber nachzudenken richtete sich der schwarze Wolf auf und griff den Jäger von hinten an. Er verbiss sich mit aller Kraft in seinem Nacken. Nimrod bemerkt zwar, dass Artus auf ihn zu gerannt kam, aber er konnte nicht mehr rechtzeitig ausweichen, weil er vom vorigen Kampf mitgenommen war. Der Biss des schwarzen Wolfes erwischte ihn voll. Eine Welle des Schmerzes ging durch seinen Körper und er schrie mit aller Kraft auf. Dann besann er sich und schmiss sich einfach auf den Rücken. Sein ganzes Körpergesicht landete auf dem Angreifer und dieser ließ ab. Der Graue wollte gerade seinen Plan den Wilden zu tötet, wieder aufnehmen, da blieb er plötzlich wie angewurzelt stehen. Der Schnee wurde immer dichter und das erregte seine Aufmerksamkeit, weil es einfach zu unnatürlich wirkte. Etwas huschte an ihm vorbei und schupste ihn einfach um. Wütend kam er wieder auf die Beine und bemerkte plötzlich, dass eine Wölfin vor ihm stand. Ungläubig starrte er sie an. „Runa?“, war das Einzige was ihm über die Lippen kam. „Oh, du kennst mich also noch Nimrod?“, erwiderte die Angesprochene. Die Überraschung konnte man aus dem Gesicht des grauen Wolfes deutlich ablesen. „Zieht euch lieber zurück Jäger. Diese beiden Wölfe stehen nun unter dem Schutz meines Rudels. Sie werden uns über die Grenze begleiten“, meinte die gelbe Wölfin stolz. Der graue Jäger blickte sich um und erkannte, dass in nicht allzu weiter Entfernung viele Wölfe standen, die nur darauf warteten, dass ihre Rudelführerin zum Kampf rief. „Verdammt!“, fluchte er. Akira blickte auf. Sie kannte diese Runa nicht, doch so wusste, dass sie Ärger machen wird. "Verdammt, Nimrod, wer ist diese gelbe Wölfin?!" Dieser wollte Akira antworten, aber Runa kam ihm zuvor: „Ich war niemals seine Geliebte, falls es das ist was dich so beunruhigt. Dein kleiner Freund war dir also treu.“ Runa sagte das mit einem Lächeln auf den Lippen, an dem man merkte, dass sie die Wölfin absichtlich ärgern wollte. Was auch nicht schwer ist, wenn man ein ganzes Rudel zum Schutz im Rücken hat, dachte der Graue. „Nimrod und ich haben uns vor vielen Jahren kennen gelernt“, fuhr Runa fort, „und ich muss sagen, ich hätte drauf verzichten können. Daran wirst du dich ja sicher noch erinnern können, nicht wahr, Jäger?“ Plötzlich war Runa ernst und starrte den grauen Wolf böse an. Dieser trat vor: „Damals war ich noch ein Lehrling gewesen. Mein Mentor und ich haben die Grenze überschritten, um einen Abtrünnigen zu fangen. Es ist uns gelungen den Verräter zur Strecke zu bringen, aber meinen Mentor ereilte leider das gleiche Schicksal. Mir gelang es zu fliehen, aber dann stellte sich mir diese gelbe Wölfin in den Weg und ich habe sie besiegt.“ „Fast umgebracht hast du mich“, knurrte Runa. „Aber ich bin nicht mehr die Fähe von damals. Auch ich habe viel dazugelernt, Nimi. Und deswegen nehme ich jetzt diese zwei Wölfe mit mir.“ "Pah, glaubst du etwa, dass sich Nimrod zu einer Wilden herablassen würde? Du bist dumm! Aber vielleicht wäre es besser gewesen, wenn du damals nicht so einfach davon gekommen wärst!" Akira wusste, dass diese Runa nur Ärger bedeutete, vor allem, weil sie eine Gruppe Wilde hinter sich stehen hatte. So ein Mist, dachte sie sich. Dies gestaltete die Sache schon wieder schwieriger. Sie drehte sich in die Richtung ihres Partners und flüstere ihm eine Frage ins Ohr: "Was sollen wir jetzt machen?" „Wir lassen sie gehen. Es gibt keine andere Wahl.“ Er war wütend, aber er wusste auch, dass Runas Rudel sicher nicht aus schwächlichen Wilden bestand. Das Rudel hatte sein Revier an der Grenze und dort lebten meistens die stärksten Wilden oder Abtrünnigen, um die Grenze vor Jägern zu schützen. Das war auch der Grund, weshalb ein Jäger es meistens vermied, das Land des Ordens zu verlassen. „Vorerst haben diese Wilden gewonnen“, ergänzte er noch und in seiner Stimme war der Zorn deutlich zu hören. "Gut..., auch wenn es mir missfällt. Dieses Mal hast du gewonnen Blondchen, aber das nächste Mal, da geht die Sache schon etwas anders aus. Du hast es hier mit uns zu tun, den Elitejägern des Ordens!" Die Jägerin war nicht besonders erfreut über den Ausgang des Kampfes und dem Erscheinen der Wölfen, aber Nimrod hatte recht, es war besser sie ziehen zu lassen, zumindest dieses eine Mal. Runa ging nicht weiter auf Akira Sticheleinen ein und stellte sich neben Lexie. „Ich werde noch Artus heilen, bevor wir aufbrechen“, meinte die blaugraue Wölfin schüchtern. „Ah, eine Heilerin“, meinte Runa. „Diese Fähigkeit können wir sehr gut in unserem Rudel brauchen, falls du dich entschließen solltest, bei uns zu bleiben. Na, geh schon.“ „Danke, für deine Hilfe“, erwiderte Lexie. Sie ging zu Artus herüber und berührte mit ihrer Pfote die seine. Dieses Mal ging die Heilung ganz leicht. „Ist es so besser?“, fragte sie mit einem Lächeln. "Ja, viel besser. Ich bin dir überaus dankbar." Er wusste, dass er nur knapp dem Tode entronnen war, auch wenn er für die Wölfin sein Leben gegeben hätte und das nicht nur auf Grund seiner Prinzipien. Nein, er mochte sie sehr gerne und war nun doch froh durch Runa und Lexie gerettet worden zu sein. Ihm missfiel es zwar mehr oder weniger verloren zu haben, aber dennoch war er glücklich mit der Blaugrauen über die Grenzen entkommen zu können. "Gut gehen wir!" sagte er zu Runa. Die gelbe Wölfin wendete sich noch einmal an die Jäger: „Ich weiß, dass ihr nicht aufgeben werdet, aber merkt euch, wenn ihr die Grenze überschreitet, dann werden die freien Magier kurzen Prozess mit euch machen. Also überlegt es euch gut.“ Sie grinste noch einmal die Beiden belustigt an, die wütend mit anblicken mussten, wie Artus, Lexie und Runa mit dem Rudel in Richtung der Grenze verschwanden. Kapitel 6: Nachgeschmack des Versagens -------------------------------------- Sie liefen eine Weile schweigend nebeneinander her, bis Runa stehen blieb. „Hier fängt unser Land an“, verkündete sie. „Im Moment herrschen dort sehr viele Spannungen, deswegen möchte ich euch bitten erst einmal bei meinem Rudel zu bleiben.“ "Ich danke dir Runa“, begann Artus. „Es ist mir eine Ehre dich kennen lernen zu dürfen. Ich habe schon viel von dir und deinem Rudel gehört und auch schon einiges von diesen Spannungen, aber nichts Genaueres. Doch es würde mich doch sehr interessieren, denn jetzt wo ich mein Rudel verloren habe, bleibe ich vielleicht doch wieder hier." Artus warf einen kurzen Blick zu Lexie und sah dann wieder in Runas Richtung, gespannt auf ihre Antwort und in der Hoffnung Neues zu erfahren. „Wenn ich mich nicht täusche, dann musst du Artus sein, nicht wahr? Auch du bist mir nicht ganz unbekannt. Dein Rudel soll sehr stark gewesen sein. Es tut mir wirklich leid, dass du sie verloren hast. Es ist ein schwerer Verlust für alle freien Magier.“ Sie hielt kurz inne, dann wendete sie sich an blaugraue Wölfin: „Und wie heißt du?“ „Ich bin Lexie“, antwortete diese. „Und sicher keine Berühmtheit so wie ihr. Ich wurde als Heilerin ausgebildet und stamme aus einer unbedeutenden Magierfamilie.“ „Bei uns spielt es keine Rolle, in welche Familie man hineingeboren wurde. Ansehen und Ruhm haben nichts mit den Genen zu tun. Es zählt was du tust und ob du bereit bist für deine Ziele zu kämpfen. Aber nun zurück zu den Spannungen. Seit zwei Jahren hat sich unser Land verändert. Die Winter sind plötzlich extrem kalt, die Sommer dagegen verwandeln einige Gebiete fast zu Wüsten. Ihr könnt euch sicher denken, dass viele Wölfe hungern und dursten müssen und deswegen Kämpfe um die Gebiete mit Flüssen und reichen Jagdgründen ausbrechen. Wir wissen nicht weshalb sich das Klima plötzlich so ändert, aber viele Rudel machen den Orden dafür verantwortlich. Ich kann nicht genau sagen, ob es überhaupt möglich wäre das Wetter so sehr zu beeinflussen. Natürlich wissen wir, dass es einen Wolf im Orden gibt, der das Wetter kontrollieren kann, aber ob seine Macht so weit geht, glaube ich nicht so wirklich.“ Nachdenklich senkte Lexie den Kopf: „Du meinst Talon, den Anführer des Ordens.“ „Ja, genau den. Jedenfalls schließen sich viele Rudel zusammen, um den Orden anzugreifen. Andere halten das für keine so gute Idee und versuchen die Armee, die sich gebildet hat, aufzuhalten, weil es ihr sicherer Tod sein könnte und dann die freien Magier vielleicht zu geschwächt seien, um einen möglichen Gegenschlag des Orden standzuhalten. Ihr merkt, es ist kompliziert. Mein Rudel ist vorerst neutral und deswegen nicht in die Auseinandersetzungen verwickelt. Grenzrudel sind außerdem hoch geachtet und werden so gut wie nie angegriffen, weil ja wir schließlich dafür sorgen, dass keine Jäger über die Grenze kommen.“ "Ich verstehe. Meine Späher haben mir zwar davon berichtet, dass es Spannungen hinter der Grenze gibt, aber sie konnten leider nicht mehr in Erfahrung bringen." Artus senkte traurig den Kopf, als er an seine Freunde denken musste. "Ich glaube, das Beste wird wohl sein vorerst, genau wie du es sagst, neutral zu bleiben und zu beobachten. Der Orden ist verdammt stark und ihre Anführer nicht dumm. Durch ihre Selektion der Familien werden auch nur fast erstklassige Magier und Jäger geboren. Das erschwert uns das Ganze. Die freien Magier wissen teilweise nicht einmal, wie die Magie anzuwenden ist. Ich kann von Glück reden, dass meine Eltern selber einmal Mitglieder des Ordens waren und fliehen konnten. Auch sie waren starke Magier, aber nicht dumm und verabscheuten die Vorhaben des Ordens und die Unterteilung in Klassen. Doch ich glaube jetzt sollten wir erst einmal die Grenzen passieren und dann weitersehen." Er lächelte, auch wenn es ein etwas erschöpftes Lächeln war. „Dass die freien Magier ihre Magie nicht anzuwenden wissen, ist ein großes Problem. Die meisten Abtrünnigen sind nicht bereit uns ihr Können zu lehren“, erzählte Runa und sah dabei Lexie an, die traurig zu Boden sah. „Ich bin es auch nicht“, sagte die grau-blaue Wölfin leise. „Euch Heiltechniken und Verteidigungskünste zulehren, damit habe ich kein Problem, aber Kriegskünste auf keinen Fall. Diesen Krieg möchte ich nicht unterstützen.“ Die gelbe Wölfin seufzte. „Das habe ich mir schon gedacht. Die meisten Abtrünnigen haben sich zwar vom Orden gelöst, aber ihre Familien und Freunde leben noch dort. Ich verstehe, dass sie keinen Krieg gegen den Orden wollen. Heilkünste sind sehr gehobene Magie und viele Magier haben dafür kein Talent. Na ja, vielleicht kannst du den Jungwölfen ein paar Schildtechniken beibringen.“ Die Blaugraue lächelte und nickte. Zusammen gingen sie über die Grenze. Runa lief vorne und gestattete Artus und Lexie neben ihr zu laufen, was eigentlich nur Wölfe durften, die sich im Rudel einen hohen Rang erworben hatten. Sie gingen ein Stück nebeneinander her, bis die Alphawölfin meinte: „Eines müsst ihr noch wissen. Wie leben hier nach den Regeln der Natur. Das heißt nach dem Recht des Stärkeren. Unsere Ränge bestimmen sich nach dem, was wir sind, und nicht in welche Familie wir hineingeboren wurden. Es ist eine ganz andere Lebensweise als die des Ordens. Ich hoffe, dass du damit zurechtkommen wirst, Lexie. Artus, du kannst ihr da ja sicher weiterhelfen, wenn sie etwas nicht weiß.“ Ein kleiner Wolf, anscheinend von niedrigen Rang, weil es sich geduckt und mit eingezogenen Schwanz auf Runa zu bewegte, empfing Artus und Lexie. „Cloud, bring unsere Gäste in eine der Höhlen“, befahl Runa kalt und der weiße Wolf forderte die beiden Wölfe auf mit ihm zu kommen. Als sie ihm hinterher gehen wollten, merkte Runa noch an: „Artus, ich hoffe, dass du vielleicht bereit bist unsere Schüler zu unterrichten. Ich will jetzt noch keine Antwort. Überlegt es dir. Und nun geht schon. Ihr seht müde aus und sollte etwas schlafen.“ Artus blickte zurück zu Runa. Er fühlte sich geehrt, dass sie ihm eine solche Frage stellte und ihm es auch zutraute, doch er antwortete: "Es ist mir wahrlich eine Ehre große Runa, aber dennoch möchte ich es mir noch überlegen. Ich muss das alles erst verarbeiten, damit ich einen klaren Kopf bekomme." Er lächelte, doch er war nicht ohne Hintergedanken. Er wollte zuerst wissen, was Lexie vorhatte. Er fühlte sich zu ihr hingezogen und wollte vorerst in ihrer Nähe bleiben. "Ich denke Runa hat Recht, wir sollten jetzt besser schlafen gehen“, sagte er zu seiner Begleitung. Die Beiden folgten Cloud bis in die Höhle, dann ließ der kleine, weiße Wolf sie alleine. „Es ist gemütlich hier, findest du nicht?“, meinte Lexie begeistert. „Es wird wunderbar sein einfach mal zu schlafen ohne Angst zu haben von Jägern im Schlaf überrascht zu werden.“ Dann sah sie nachdenklich zum Boden. „Es ist übrigens alleine deine Entscheidung, ob du die freien Magier unterrichten willst. Es gibt für mich so viele Wölfe im Orden, die mir trotz ihrer Angehörigkeit immer noch sehr wichtig sind. Zum Beispiel meine Mutter und mein Vater. Sie können nichts dafür, dass der Orden so ist, wie er ist. Ich könnte es nicht übers Herz bringen, Wölfe auszubilden, die womöglich eines Tages gegen sie kämpfen werden.“ "Meine Eltern stammen ja auch aus dem Orden und ich weiß von ihnen, dass sie nicht alle so denken wir es der Orden vorschreibt oder gerne möchte. Und ich denke auch nicht, dass wir wie die Wilden da reinfallen. Ich bin sicher man kann da etwas abwägen, wer gut ist und wer nicht so toll drauf ist von denen. Und die Magier, die auf unserer Seite stehen, müssen ja nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Auch wenn es schwierig ist, vielleicht kann man Spione einfügen. Ich denke wir stehen noch am Anfang eines Krieges, der sich aber leider nicht verhindern lässt. Die freien Magier sind sauer und der Orden auch, das geht nicht lange gut. Das musste früher oder später kommen, auch wenn es mir Leid tut." Mit traurigem Blick rollte Lexie sich in einer Ecke zusammen. „Ich wünschte dieser Plan von dir wäre durchführbar, aber ich glaube wir wissen beide, dass in einem Krieg immer die Unschuldigen zuerst sterben.“ Sie schloss die Augen und konnte der Erschöpfung nicht mehr standhalten. Einige Minuten später waren sie beide tief und fest eingeschlafen. Es fing immer heftiger an zu schneien. Akira und Nimrod stapften ziellos durch den Schnee. Beide waren mehr als wütend über den Ausgang der Situation. Akira knurrte: "Verdammt, sie sind uns durch die Lappen gegangen und mit dieser RUNA über die Grenzen abgezischt. Jetzt wird es noch schwerer dieses verdammte Balg zu bekommen und diesem Artus und vor allem diese Runa und ihrem Rudel werde ich es ebenfalls heimzahlen!" Sie sah zu Grauen. Sie konnte sich vorstellen, dass er mindestens genau so aufgebracht war wie sie, allerdings wusste sie nicht, wie er darauf reagieren würde. Sie ahnte allerdings nichts Gutes, denn im normalen Zustand war Nimrod schon ein gereizter Wolf. Dem Jäger war sehr wohl bewusst, dass es nun um einiges schwerer werden würde, vielleicht so gar fast unmöglich, die Abtrünnige zu erwischen. Plötzlich durchzuckte ihn ein stechender Schmerz. Dieser verdammte Wilde hatte ihn ziemlich hart erwischt. Das nächste was der Graue sagte, kostete ihn sehr viel Überwindung. „Wir sollten zum Orden zurückkehren“, meinte er im bitteren Ton. „Im Winter die Grenze zu überqueren, ist reiner Selbstmord. Dort drüben sind die Winter sehr viel härter und die Natur bietet uns kaum Schutz. Außerdem werden sie erwarten, dass wir kommen. Es im Frühling zu versuchen und uns währenddessen um andere Aufträge zu kümmern, ist die einzig richtige Lösung. Die meisten Abtrünnigen bleiben in den Grenzrudeln, also werden wir wissen, wo sie ist. Im Orden können wir uns besser über diese Lexie informieren und herausfinden, was ihre Schwächen sind.“ Er drehte sich von Akira weg, damit sie nicht sah, wie sich sein Gesicht vor Schmerz verzog. Die Wunde an seinem Rücken tat unheimlich weh und er wollte nichts anderes mehr als sich ausruhen. Einfach schlafen. Allerdings konnte er das vor seiner Partnerin nicht zugeben. Er würde die Zähne zusammenbeißen und weiterhin den Schein aufrechterhalten, dass es ihm gut ging. Die Jägerin wusste, dass er Recht hatte, allerdings hatte sie ein mulmiges Gefühl bei der Sache. Der Orden würde sicher nicht erfreut sein darüber und der Winter war noch nicht vorbei. Was wenn diese Lexie mehr als nur eine gewöhnliche Wölfin war? Warum interessierte sich der Orden so für sie? Was war an ihr so toll? Akira wusste, dass das Stellen von Fragen im Orden nicht gerne gesehen war, vor allem, wenn es für die Jagd keine Bedeutung hatte, doch es weckte einfach ihre Neugierde. Sie überlegte kurz. Dann fiel ihr auf, dass sie versagt hatten. Gut, das wusste sie ohnehin schon, aber nun wurde es ihr bewusst. Ihr Magen zog sich zusammen und da war es wieder, dieses Gefühl des Hasses, doch im nächsten Moment viel ihr etwas ganz anderes auf. Nimrod schien, als hätte er Schmerzen und nach diesem Kampf wunderte das die Jägerin auch nicht. Er brauchte Ruhe und da sie ohnehin schon verloren hatten, war es ja egal, aber dieser eingebildete Kerl würde nie zugeben, dass er sich ausruhen musste. So beschloss sie einen Plan. Akira viel aus heiterem Himmel zu Boden und schrie laut: "Nimrod, bitte warte, aber ich kann nicht mehr...!" Überrascht lief Nimrod zu der jungen Jägerin. „Hat dieses Miststück dich beim Kampf verletzt?“, rief er erschrocken. Er konnte keine Wunde sehen, aber man wusste ja nie, was die Zauber angerichtet hatten. Plötzlich hielt er inne. Machte er sich etwas Sorgen um Akira? Nein, dass konnte nicht sein. Oder vielleicht doch? „Vielleicht sollten wir uns einen Unterschlupf suchen und uns ausruhen“, meinte er schließlich. Natürlich kam ihm das gerade Recht, was er niemals zugeben hätte. Er sah sich schnell um und zu ihrem Glück war ein kleiner Bau nicht weit entfernt. „Schaffst du es noch bis dorthin?“, fragte der graue Wolf, der sich jetzt schon wieder im Griff hatte. Plötzlich lief ihn etwas über den Rücken und erst dachte er es sei Wasser, aber als er hinter sich auf den Schnee sah, war dieser Rot gefärbt. Seine Wunde musste aufgeplatzt sein. Mit weit aufgerissenen Augen sah er zu Akira, doch er nahm nur noch verschwommene Bilder von ihr wahr. Dann knickten seine Beine ein und fiel leblos zu Boden. Er spürte noch den kalten Schnee in seinem Gesicht, dann schloss er die Augen und alles um ihn verschwand in Dunkelheit. Als ihr Partner einfach so zu Boden fiel, erkannte Akira auch warum. Nimrods Verletzung blutete wieder! Akira war für einen Moment durcheinander, aber fasste sich gleich wieder. "Verdammt, wo ist diese Lexie, wenn man sie brauchen könnte?" Sie wusste, dass ihr das aber auch nicht viel geholfen hätte, denn die Abtrünnig hätte Nimrod nie geheilt und selbst wenn sie einen Wilden mit annähernd ähnlichen Kräften finden würde, so würde dieser den Grauen eher umbringen als retten. Nein, das war nichts, doch der Weg zum Orden war noch weit, zu weit für einen verletzten Wolf. Doch sie sah den kleinen Bau in der Nähe. Mit aller Kraft brachte sie Nimrod in das sichere Versteck. Sie überlegte und plötzlich viel ihr ein, dass ihr Bruder Chinook einmal so eine ähnliche Verletzung gehabt hatte. Ihm hat eine besondere Heilpflanze geholfen, genannt "Winterkraut", weil dieses auch im Winter, ähnlich wie einem Nadelbaum, grün war. Akira wusste, wie das Winterkraut aussah und machte sich sofort auf dem Weg es zu suchen. So schnell wie sie konnte rannte sie davon, doch sie hatte Angst, das Kraut nicht rechtzeitig zu finden. Nimrod keuchte. Ihm war unheimlich heiß und er streckte die Zunge aus dem Mund um sich etwas Luft zu zuhecheln. Eine Weile wagte er es nicht, die Augen zu öffnen, doch dann tat er es doch. Vor ihm stand jemand. „Akira?“, fragte er. „Du scheinst die Kleine echt zu mögen“, kam eine andere Stimme als der Jäger erwartet hatte. „Nicht du!“, knurrte er und versuchte aufzustehen, was ihm aber nicht gelang. „Das solltest du nicht tun. Artus hat dich ziemlich zugerichtet, aber ich weiß, dass du nicht sterben wirst. Dafür treibt dich der Durst nach Rache viel zu sehr an.“ „Und deswegen willst du es jetzt zu Ende bringen, Runa?“, zischte der Graue. „Was denkst du nur über mich?“, erwiderte die gelbe Wölfin ruhig. „Hätte ich dich töten wollen, warum sollte ich warten?“ Sie drehte sich traurig von ihm weg. „Erinnerst du dich noch an früher?“, meinte sie. „An die Tage, an denen wir uns verstanden haben?“ „Pah, doch nur weil du betrogen und gelogen hast!“ „Ich habe mich verteidigt und im Sinne meines Rudels gehandelt. Aber es ist nicht der Grund weshalb ich noch einmal zu dir gekommen bin.“ Nimrod war kurz vor dem Ausrasten, doch da er sich nicht einmal bewegen konnte, half ihm das auch nicht viel, also blieb ihm nichts anderes übrig, als zu schreien: „Mich interessiert es nicht! Verschwinde hier!“ Ihm wurde ganz schwindelig vor der Anstrengung. „Du willst also nichts darüber wissen, was den Orden bedroht, Cousin?“ Akira rannte durch den Schnee. Es find immer mehr an zu schneien und sie wusste nicht genau, wo sie das Winterkraut finden konnte. Sie wusste nur so viel, dass es in der Nähe von Steinen wuchs. So suchte sie nach Steinen und wurde nach einiger Zeit auch fündig. Sie suchte fieberhaft, bis ihre Augen auf etwas fielen: "Wer sagst denn? Winterkraut!" Schnell pflückte sie die Pflanze und machte sich wieder auf dem Weg zu ihrem Jagdpartner. Der Schneefall wurde immer stärker und sicher würde es bald einen heftigen Schneesturm geben. Sie hoffte, dass sie es noch rechtzeitig zu Nimrod schaffte. Sie kam der Höhle näher. Ihr Herz schlug immer schneller. Aber wieso? Empfand sie denn etwas für diesen mürrischen Wolf? Akira wusste es nicht. Gut, sie fand Nimrod schon gut aussehend, aber sein Charakter? Die Wölfin schüttelte den Kopf. Sie konnte ihre Gefühle gerade nicht deuten. Sie wusste nur eines und zwar, dass sie so schnell wie nur möglich zurück musste, denn sie hatte bereits ein ungutes Gefühl. „Du bist nicht wirklich mit mir verwandt!“, erwiderte Nimrod sauer. „Und warum solltest du mir helfen?“, Runa sah hinaus und beobachtete die Schneeflocken, die zu Massen vom Himmel herunter fielen. „Du hast nicht die geringste Ahnung, Nim. Über den freien Magiern hat sich ein furchtbarer Wolf erhoben. Er wird eine Magierarmee führen, die so mächtig ist, dass der Orden sie wahrscheinlich nicht aufhalten kann, egal ob ich es dir verrate oder nicht. Er bringt verderben über uns und tötet alles was sich ihm in den Weg stellt. Er muss sterben, Nimrod.“ Der graue Wolf seufzte angestrengt. Übelkeit stieg ihn ihm auf und er wusste nicht so wirklich, ob sein Zustand daran schuld war oder die Nachrichten von Runa. Er sah keinen Grund, warum sie ihn anlügen sollte. Es würde ihr überhaupt keinen Nutzen bringen so etwas zu behaupten. „Und wie stellst du dir das vor? Keiner vom Orden kann einfach so über die Grenze spazieren und mal kurz einen Wilden erledigen“, wollte er wissen. Die gelbe Wölfin sah zu Boden: „Ich weiß es nicht, aber ich dachte der Orden sollte es wissen um seine Kräfte zu sammeln. Dieser Wolf darf nicht die Herrschaft über diese Welt erlangen. Es wird uns allen schlechter gehen, als jetzt, wenn wir dann überhaupt noch leben.“ „Und woher weißt du das alles so genau?“, fragte der Graue mürrisch. „Ich weiß es eben. Und du, Nimrod, wirst in diesem Krieg eine wichtige Rolle spielen, genauso wie noch einige andere Wölfe“, erwiderte Runa. „Ich sollte jetzt gehen. Akira ist sicher bald wieder da.“ Nimrod keuchte: „Eines Tages werden wir uns wieder gegenüberstehen und dann kannst du nicht auf meine Gnade hoffen!“ Die gelbe Wölfin stellte sich vor den Ausgang des Baus. Ihr Fell wurde vom Wind, der draußen herrschte, aufgewirbelt. „Du warst schon immer gut im Drohen. Pass auch dich auf, Nim“, sagte sie sanft. „Du wirst das hier überleben, das weiß ich.“ Der Graue konnte sich kaum bei Bewusstsein halten. Das Bild von Runa wurde immer verschwommener. Dann sah er nur noch, wie sie hinaus in den Schnee rannte und von den weißen Massen verschluckt wurde. Erschöpft legte er seinen Kopf auf den Boden und schlief ein. Langsam kämpfte sich Akira durch den Schnee. Sie konnte schon fast nichts mehr sehen, als sie schließlich die Höhle, in der Nimrod lag, erreichte. Sie hoffte, dass es noch nicht zu spät war. Leise betrat sie den Bau und schüttelte sich erstmal den Schnee vom Fell, bis ihr plötzlich ein unbekannter Geruch in die Nase stieg. "Hier war jemand!" Sie konnte den Geruch nicht zuordnen, doch er kam ihr so bekannt vor. Und plötzlich viel es ihr ein: „Runa! Die gelbe Wölfin musste hier gewesen sein! Aber warum? Und wie hatte sie uns gefunden?" Sie verscheuchte ihre Gedanken. Sie musste Nimrod so schnell wie möglich die Medizin verabreichen. Sanft versuchte sie ihn zu wecken, damit er das Kraut fressen konnte. Mühsam öffnete Nimrod die Augen und sah irgendein Kraut vor sich liegen. Verwirrt blickte er Akira an. „Grünzeug?“, fragte er schwach. „Na ja, schaden kann es ja nicht.“ Widerwillig nahm er es ins Maul und schluckte es. Es schmeckte fruchtbar bitter, aber seine Jagdpartnerin würde sicher wissen, was sie da machte. Dann legte er sich wieder hin. „Danke“, flüsterte er leise. Kapitel 7: Ein neuer Plan ------------------------- Aura stand auf einen der zahlreichen Aussichtsposten, die es in der großen Höhle des Ordens gab. Der Schneesturm hatte noch mehr zugenommen. "Sie werden es nicht leicht haben, vielleicht sind sie sogar schon zu spät. Talon, kannst du nicht das Wetter beeinflussen? Ich habe so ein ungutes Gefühl, was Nimrod und Akira betrifft." Besorgt blickte sie in die Augen ihres Gatten, der nur etwas hinter ihr stand. Talon sah seufzend hinaus in den wirbelnden Schnee. „Wenn sie es schwer haben, dann vermutlich auch die Abtrünnige, aber du hast Recht, es wäre sicher leichter, wenn da kein Schneesturm wäre.“ Der Anführer des Ordens war hin und her gerissen, was nun das Beste sei. Auf der einen Seite wollte er nicht, dass seine Tochter Lexie erwischt wurde, auf der anderen Seite konnte er seine Gefährtin auch nicht enttäuschen. Er atmete tief ein, sammelte seine Kraft und konzentrierte sich mit allen seiner Sinne auf die Wolken. Dann von einer Minute zu anderen verschwand der Schneesturm plötzlich, als wäre nie etwas gewesen. Talon allerdings merkte die Energie, die es ihn gekostet hatte in seinem ganzen Körper. Doch wusste er auch, dass dieses Schwächegefühl bald wieder vorbeigehen würde. „Und wie war dein Tag?“, fragte Talon und kuschelte sich dabei liebvoll an Aura. „Ich habe dich heute fast gar nicht gesehen, weil ich mich um die Angelegenheiten der Jäger kümmern musste. Weißt du eigentlich wie sehr ich dich vermisst habe?“ Die Wölfin lächelte sanft und blickte zu ihrem Gefährten: "Ich habe dich auch sehr vermisst. Vielleicht solltest du dich jetzt etwas ausruhen, die Magie hat dich sicher einiges an Kraft gekostet. Doch zuvor, was gibt es neues bei den Jägern? Weiß man schon etwas über Nimrod und Akira? Ich mache mir Sorgen. Sie sind spät fort und es gibt viele Wilde die Lexie helfen werden, oder helfen könnten... und dann dieser Schneesturm. Hoffentlich ist ihnen nichts passiert. Sie gehören zu der Elite und ich denke, dass sie sicher die Grenzen überschreiten müssen, das sagt mir mein Gefühl. Vielleicht sollten wir ihnen Verstärkung schicken. Ein paar erfahren Kämpfer und ein paar Jungwölfe. Es wäre zwar gefährlich, aber auch eine gute Lehreinheit. Ach Talon, du siehst so erschöpft aus." „Von Akira und Nimrod gibt es noch keine neuen Nachrichten. Aber bin ich sicher, dass sie die Grenze vorerst nicht überschreiten werden. Beide sind erfahren genug um zu wissen, wie hart der Winter jenseits unseres Landes ist und ihre Chancen gleich Null sind, wenn sie zu dieser Jahreszeit gehen. Sicher kehren sie zum Orden zurück und dann ist wirklich zu überlegen, ob wir ihnen nicht weitere Jäger mitschicken, wenn sie im Frühling wieder dorthin aufbrechen. Und wer weiß, vielleicht haben sie es ja auch geschafft und bringen die Abtrünnige wieder zu uns zurück“, meinte Talon beruhigend. Insgeheim hoffte er, dass Lexie schon meilenweit über der Grenze war, aber das konnte er natürlich nicht zugeben. Er legte sich hin, wie Aura es ihm geraten hatte, und meinte weiter: „Bei den Jägern läuft eigentlich alles gut. Ich habe den Gildenanführer befohlen seine Jäger auf einen möglichen Kampf vorzubereiten. Natürlich hielt ich alles sehr vage und behauptete es sei nur zur Vorsicht. Dass die Wilden möglicherweise angreifen könnten, brauchte er nicht zu wissen.“ "Das ist gut. Wir sollten nichts überstürzen. Allerdings werden die Zeichen immer klarer, dass uns ein Kampf bevorsteht. Ich denke wir sollten Spione aussenden. Niedere Magier, die sich als Abtrünnige ausgeben und die Grenzen überschreiten, um die Wilden auszuspionieren. Wir müssen auf alle Fälle mehr über die Pläne der Wilden erfahren, sonst könnte es eine Katastrophe geben!" Der Ordensanführer nickte nur zustimmend. Einige Tage später hatten die beiden Elitejäger den Orden fast erreicht. Nimrods Verletzungen taten kaum noch weh und trotzdem fühlte er sich schlecht. Er empfand es als Schande, dass Akira und er versagte hatten und die Abtrünnige nicht zurückbringen konnten. Natürlich war ihm das auch früher schon passiert, aber noch immer brodelte es in ihm, wegen der Beteiligung von Runa und ihrer Worte über die Gefahr, in der sich der Orden angeblich befinden sollte. Kurz sah er herüber zu Akira und merkte wie sein Herz plötzlich schneller zu schlagen begann. Wie sehr er sich auch wehrte, er wusste doch längst, was das bedeutete. Er mochte Akira. Nein, es war mehr als mögen. Und er hasste es, weil er das Gefühl nicht los wurde, dass er die Kontrolle über das alles zu verlieren. Gefühle waren einfach nicht sein Ding, aber wie lange er noch dagegen ankämpfen konnte, wusste er auch nicht. Sicher mochte sie ihn kein bisschen. Wie auch? Er war grob und meistens schlecht gelaunt. Mit angelegten Ohren überschritt er die Grenze zum Revier des Ordens. Von weitem funkelte schon der Kristallpalast durch die Bäume und mit bitterem Gefühl im Magen ging der Jäger weiter darauf zu. Akiras Stimmung war ebenfalls so ziemlich im Keller. Sie hatten es nicht geschafft. Sie war es gewohnt erfolgreiche ihre Aufträge zu erledigen, doch dieses Mal hatte sie versagt. Sie wusste nicht was der Orden darüber dachte. Sicher auch die Elitekrieger konnten einmal ihre Aufgaben nicht erfüllen. Auch ihre Brüder hatten nicht immer Erfolg gehabt, aber Akira war viel zu ehrgeizig und sie hasste es, das Gefühl versagt zu haben. Ihr Herz war schwer, als sie den Kristallpalast sah. Sie warf einen kurzen Blick zu Nimrod. Ihm ging es nicht besser, noch dazu kamen seine Verletzungen, auch wenn sie schon fast verheilt waren. Sie war traurig, auch wenn er sie wahrscheinlich nicht sonderlich gut leiden konnte, so mochte sie den grauen Wolf und oftmals kam es ihr vor, als würde sie ihn mehr mögen, als sie dachte. Dann schließlich wagte sie es das Schweigen zu durchbrechen: "Du hast wohl doch recht gehabt. Eine Wölfin taugt nichts zur Jagd. Du hättest dir einen erfahrenen Jäger mitnehmen sollen, dann wäre das sicher nicht passiert." Normalerweise hätte Nimrod irgendeinen fiesen Spruch abgelassen, aber er hatte weder das Bedürfnis Akira zu ärgern noch sie zu verletzten. Er fühlte sich schwach und kraftlos nach dieser Reise und wahrscheinlich ging es ihr genauso. „Rede keinen Quatsch“, meinte er ohne sie anzusehen. „Wenn einer versagt hat, dann ich. Niemand wird dir einen Vorwurf machen. Du hast deinen Job gut gemacht. Wir hatten einfach Pech, das ist alles.“ Der Palast kam immer näher, auch wenn die Schritte der Beiden immer langsamer wurden. Die Wölfin war verwundert. Mit dieser Reaktion hätte sie nicht gerechnet. Doch es war vorbei, sie konnten den Tatsachen nicht länger ausweichen, der Palast stand vor ihnen. In seiner vollen Pracht erstrahlte der riesige Kristall und funkelte sie an, als würde er sie verhöhnen. Akira konnte schon die Wachposten sehen. Zwei Wölfe aus den unteren Jägerrängen. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Die zwei Wächter kamen sofort auf die Beiden zu. „Nimrod, Akira, wo ist die Abtr…?“, meinte einer, doch Nimrods wütender Blick brachte ihn zum Schweigen. Mit eingezogenen Ruten unterwarfen sich die Beiden den stärkeren Jägern. „Sagt dem Gildenführer bescheid, dass wir kommen“, befahl der Graue im für ihn typischen kalten Tonfall. Beide stürmten sofort los. Nun sah der graue Wolf zu Akira: „Jetzt werden wir erklären müssen, wie uns die Abtrünnige entkommen konnte. Tu mir einen Gefallen und sag ihnen nichts von Runa. Es ist nicht so, dass ich sie beschützen will, aber es ist schon genug Schande von einem wilden Rudel übertölpelt zu werden, da müssen die nicht auch noch wissen, dass es Runa war, die das gemacht hat.“ Der Jäger trat schweren Herzens in den Palast ein. Er war sicher, dass die Ordensanführer persönlich mit Akira und ihm reden würden und deswegen mussten sie nicht erst zu den Jägerrevieren, die außerhalb des Palastes lagen, zurück. "Ja, ich werde nichts von Runa sagen...", sagte die Jägerin. Langsam gingen sie durch das Tor in den Hof vor dem großen Kristall. Dort warteten für gewöhnlich Besucher. Akira meinte dann verächtlich zu ihrem Jagdpartner: "Die Wachen waren auch schon mal besser. Wie können nur beide den Posten verlassen?" Nimrod war froh, dass Akira nichts über die gelbe Wölfin erzählen würde. Schließlich wusste sie nicht einmal, welche Verbindung er zu der ihr hatte und trotzdem willigte sie ein. Sie schien ihm zu vertrauen und er war glücklich darüber. Viel zu glücklich für seinen Geschmack, aber er konnte nichts dagegen machen und so versuchte er gar nicht dagegen zu kämpfen. „Na ja, daran bin wohl ich schuld. Ich hätte wohl sagen sollen, dass einer von ihnen hier bleiben und der andere dem Gildenführer bescheid sagen soll. Sie haben mich wohl zu wörtlich genommen“, meinte der graue Wolf etwas belustigt. Einige Magier liefen an den beiden Jägern vorbei. Nimrod hoffte, dass seine Eltern und Geschwister nicht zufällig dabei sein würden. Er hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen und darauf konnte er auch verzichten. Unruhig setzte er sich hin. „Die brauchen aber lange. Ich will das Gespräche mit den Ordensanführern so schnell wie möglich hinter mich bringen“, bemerkte er. Die Anführer gehörten zu den wenigen Wölfe, die Nimrod Furcht einflössten. Aura und Talon saßen gerade in ihrem Empfangsraum, als die Wachen völlig außer Atem hereinplatzten. Hechelnd standen sie vor ihnen. Aura machte dieses Verhalten sauer. Mit einem strengen Blick sah sie zu den Wachen: "Warum stürmt ihr hier herein, ohne euch anzumelden oder um Erlaubnis zu fragen diesen Raum betreten zu dürfen?" Sie hasste schlechte Manieren und Unhöflichkeit, vor allem von niederen Wölfen des Ordens. Sie sah zu Talon, der genau so überrascht wirkte. Kalt blickte er auf die beiden Wachen herab. „Meine Gefährtin hat euch etwas gefragt, also antwortet ihr auch unverzüglich“, meinte er streng. „Verzeiht, Lady Aura“, sagte einer der Wächter. „Nimrod und Akira sind von ihrer Mission zurückgekehrt. Allerdings ist die Abtrünnige nicht bei ihnen.“ Der Ordensanführer sah ernst zu Aura herüber. Im Inneren freute er sich, dass seine Tochter anscheinend entkommen war, aber er musste so tun, als würde ihn das wütend machen. Und er wusste auch, dass die Jäger nicht so schnell aufgaben. Im Winter war so eine Mission reiner Selbstmord, doch wenn der Frühling kam, ging die Jagd weiter. "Bringt sie her, sofort!", knurrte Aura. Die Wachen machten sich unverzüglich auf den Weg. Auras Stimmung wurde von Minute zu Minute gereizter. "Sie haben es also nicht geschafft“, meinte sie. „Jetzt im Winter können wir die Jagd nicht fortsetzen, aber sobald der Schnee weg ist, muss die Jagd sofort weiter gehen! Vielleicht müssen wir auch andere Jäger einsetzen, wenn Nimrod und Akira zu schwach sind, aber lass uns erst ihren Bericht anhören. Sie müssen sicher schwerwiegende Gründe gehabt haben, warum sie erfolglos waren." „Du bist heute aber sehr gereizt, meine Schatz“, bemerkte Talon beiläufig. „Lexie hatte einen sehr großen Vorsprung und selbst der beste Jäger hatte keine sehr große Chance sie zu erwischen. Die Jäger können nichts dafür. Es wurde einfach zu spät bemerkt, dass sie den Orden verlassen hat. Wir beide dürfen nicht voreingenommen sein. Hören wir uns an, was die Jäger zu erzählen haben und dann urteilen wir.“ Der höchste Wolf des Ordens sprach sonst nie so mit seiner Gefährtin, aber sie wusste, dass er die Aufgaben als Anführer sehr ernst nahm und seine Prinzipien hatte. Sie blickte ihn kurz an und wollte ihm etwas entgegnen, lies es aber und sagte stattdessen: "Du hast wohl Recht, es tut mir leid, ich habe etwas überreagiert. Nur ich bin in großer Sorge wegen der Wilden. Lexie ist ihnen nur eine gute Bereicherung, auch wenn sie sich ihrer Kraft vielleicht noch gar nicht so bewusst ist, doch sie könnte uns gefährlich werden. Aber du hast Recht, hören wir uns den Bericht der Jäger an." Die Wachen kamen zurück und führten Akira und Nimrod zu den Ordensanführern. Mitten auf den Weg dorthin gesellte sich der Gildenmeister zu seinen beiden Jägern. „Ihr habt sie also nicht erwischt?“, fragte er mit neutralem Ton. Es kam oft vor, dass Wilde oder Abtrünnige entkamen und das war deswegen nichts Ungewöhnliches für ihn. „Leider nein“, meinte der Nimrod. „Ihr werdet unseren Bericht hören, wenn wir Lord Talon und Lady Aura erreicht haben.“ Der graue Wolf warf kurz einen besorgten Blick auf seine Jagdpartnerin und ging dann mit flauem Gefühl im Magen weiter. Schließlich kamen sie bei den Anführern an und ordneten sich standesgemäß unter. Nimrods Blick fiel sofort auf Aura. Sie war wunderschön, aber ihre Augen sahen kalt und leer aus und schienen ihn strafend anzustarren. Auch Talon blickte streng in ihre Richtung, trotzdem schien er weniger erbost zu sein, als die weiße Wölfin. In der Regel war Aura eine sanftmütige Wölfin, die stets bemüht war gerecht zu handeln, aber im Fall Lexie waren ihre Sinne getrübt. Sie konnte es sich nicht erklären, aber auf irgendeine Weise konnte sie die junge Wölfin nicht leiden. Vielleicht lag es daran, weil sie so begabt war, trotz einer niedereren Stellung. Aber selbst in solchen Fällen blieb sie neutral. Andererseits hatte sie aber auch ein Gefühl der Vertrautheit, wenn sie in ihre Augen blickte, auch wenn sie die Blaugraue noch nicht oft gesehen hatte. Sie blickte auf die Jäger, die nun angekommen waren und sprach: "Schön, dass ihr gesund zurück gekommen seid, aber nun berichtet. Wir wollen alle Einzelheiten hören!“ Der Graue nickte und meinte: „Vielen Dank, My Lady. Natürlich berichten wir euch gerne, wie es zu unserem unentschuldbaren Versagen kommen konnte.“ Er hasste es sich unterordnen zu müssen, aber die beiden Anführer waren einfach zu Furcht einflößend, als dass er es gewagt hätte sich ihnen zu widersetzten. Sie konnte er als obere Wölfe akzeptieren, weil sie einfach die Stärkeren waren. „Wir sind der Abtrünnigen so schnell es ging gefolgt, allerdings war ihr Vorsprung schon sehr groß, so dass wir uns nicht einmal sicher waren, ob es möglich wäre sie vor der Grenze einzuholen. Später stellten wir fest, dass ein Wilder ihr zu helfen schien. Kurz vor der Grenze gelang es uns schließlich, die Beiden zu stellen und wir kämpften gegen sie. Der Wilde war außergewöhnlich stark, muss ich zugeben. Von diesem Kampf habe ich einige Wunden abbekommen, allerdings war ich kurz davor ihn zu töten, als die Abtrünnige ihn mit einem Schutzschild beschütze. Diese Gelegenheit nutzte Akira natürlich aus und wir hätten sie fast soweit gehabt, da tauchte plötzlich ein Rudel Wilder auf, das hinter der Grenze lebt. Es müssen mindestens 15 Mitglieder gewesen sein und sie zwangen uns die Abtrünnige freizugeben. Wir hatten keine andere Wahl. Mit ihnen zu kämpfen hätte unseren Tod bedeutet und damit wäre niemanden geholfen gewesen. Und da es im Winter einem Selbstmord gleichkommen würde, die Grenze zu überschreiten, sind wir zum Orden zurückgekehrt.“ Aura hörte sich den Bericht aufmerksam an. Sie schloss die Augen und verarbeitete seine Worte. "Ihr habt recht es wäre Selbstmord gewesen und war sicher klüger zum Orden zurück zukehren, als die Grenzen zu überschreiten." Sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. Im Grunde hatte der Jäger Recht, dennoch war sie noch immer über ihr Versagen wütend. Schließlich überlies sie es Talon, eine Entscheidung zu treffen. Er war wesentlich ruhiger und würde sicher wissen, was er zu tun hatte: "Wir haben nun den Bericht gehört, was meinst du Talon, wie sollen wir nun weiter machen?" Talon holte tief Luft. Es wäre ihm lieber gewesen diese Entscheidung Aura zu überlassen, aber schließlich lag es nun bei ihm. „Im Frühling werdet ihr über die Grenze gehen und nach der Abtrünnigen suchen. Dieses Mal werden einige untere Jäger mitkommen, darunter auch Schüler. Näheres werde ich mit eurem Gildenführer alleine besprechen.“ Der Anführer sah, dass auf Nimrods Rücken eine große Wunde war. Die Reise musste für beide Jäger sehr anstrengend gewesen sein. „Und nun solltet ihr zwei zu euren Schlafplätzen gehen und euch ausschlafen. Ihr seht so aus als hättet ihr es nötig“, meinte der Ordensführer zu den Beiden. Aura blickte den Jägern hinterher. "Mhm, du hast wohl die richtige Entscheidung getroffen. Wir müssen unbedingt eine starke Armee zusammenstellen. Wahrscheinlich stehen uns harte Zeiten bevor." Sie lächelte und schmiegte sich an ihren Gefährten. "Aber das schaffen wir schon." Kapitel 8: Im Frühling ---------------------- Viele Wochen später war vom Winter kaum etwas übrig geblieben. An einigen Stellen lag noch ein wenig Schnee, der noch nicht abgetaut war, ansonsten standen alle Zeichen auf Frühling. Vögel flogen zwitschernd durch die Gegend und bauten schon an ihren Nestern. Aufmerksam sah Lexie ihnen zu. Ihre Ohren zuckten kurz, als sie Cloud bemerkte, der sich langsam näherte. „Du wolltest mich sprechen?“, meinte der junge Wolf und ordnete sich ihr sofort unter, in dem er ihr über die Schnauze leckte und sich klein machte. Lexie nickte dem Weißen zu: „Ich muss für eine Weile weg. Zurück ins Revier des Ordens.“ „Aber….?“ „Es wird nicht mehr als drei Tage dauern und da ich jetzt einige der freien Magier kenne, die in diesem Revier leben, werden die mir sicher helfen, sollte etwas passieren. Ich bitte dich, dass du Artus einige Stunden nachdem ich gegangen bin, sagst, dass ich etwas Wichtiges zu erledigen habe und bald wieder zurück bin. Er soll mir nicht folgen und sich keine Sorgen machen.“ Sie wusste, dass er sich Sorgen machen würde, aber hoffte, dass er ihren Wunsch akzeptieren konnte. „Wirst du das für mich tun, Cloud?“, fragte sie bittend. „Ich weiß nicht“, zögerte der kleine Wolf. „Wahrscheinlich ist es sehr wichtig für dich, sonst würdest du dieses Risiko nicht eingehen. Bitte sei vorsichtig. Ich werde es ihm ausrichten.“ „Danke“, erwiderte Lexie erleichtert. Dann wendete sie sich der Grenze zu und überschritt sie. Ohne noch einmal zu Cloud zurück zuschauen, lief sie los. Ihr Ziel könnte sie locker mit einem Tagesmarsch erreichen. Nur auf dem Rückweg würde sie einen halben Tag Pause machen müssen, um sich zu stärken. Sie hatte niemand von ihrem Vorhaben erzählt, weil sie wusste, dass sie alle versucht hätten, sie aufzuhalten. Die blaugraue Wölfin wusste genau, dass in der Richtung, in die sie lief, ein alter Tempel lag, den die niedrigen Magier des Ordens zu dieser Zeit aufsuchten. Dort würde auch ihre Mutter sein. Sie wollte sie da herausholen, bevor der Krieg zwischen den Magiern und den Wilden begann und sie mit zu den freien Magiern nehmen. Doch es tat ihr leid sich so weit von Artus zu entfernen. Sie hatten in den Monaten mit ihm eines erkannt: Sie liebte ihn. Wenn er bei ihr war, dann fühlte sie ein Glück, das sie all ihre Sorgen vergessen ließ. Und bald würde ihre Liebe perfekt sein. Sie konnte es in sich spüren. Bald würden sie eine richtige Familie sein, doch zuvor musste sie einfach versuchen ihre Mutter zu retten. Artus rannte gut gelaunt an einem Bach entlang. Er war sehr glücklich. Die Sonne wärmte nun schon etwas sein schwarzes Fell und bald würde der Frühling ins Land Einzug nehmen. Er sah in das klare Wasser und dachte dabei an Lexie. Die junge Wölfin hatte es ihm angetan. Langsam trank er aus dem Bach. Dann horchte er auf. Es war als hätte er etwas gehört und tatsächlich raschelte wieder etwas im Busch. Er sah sich um. Plötzlich schlich Cloud zu ihm. Artus blickte ihn verwundert an und Cloud erschrak, als er ihn sah. "Was ist mit dir los?", fragte der schwarze Magier. Cloud wirkte zerstreut und antwortete nur: "Ach Artus, Ihr seid es. Nichts, was soll schon los sein?" Er zog seine Rute ein und flüchtete. Der Schwarze sah ihm verwirrt hinterher: "Dieser Cloud ist schon ein seltsamer Bursche." Dann machte er sich gut gelaunt auf in Richtung Lexie auf. Die Blaugraue lief so schnell es möglich war. Jeder Meter, den sie sich von Artus entfernt, tat ihr in ihrem Herzen weh. Sie vermisste ihn jetzt schon fürchterlich, was ihr nur noch bestätigte, dass es sie voll erwischt hatte. So sehr hoffte sie, dass er ihr nicht böse sein würde, wenn sie wieder zurückkehrte. Insgeheim wünschte sie sich sogar, dass er ihr folgte, aber sie wusste, dass das egoistisch gewesen wäre. Sie wollte ihn einfach nicht in Gefahr bringen. Es war schon eine Weile her, dass Lexie die Grenze überschritten hatte, und sie fragte sich, ob der schwarze Wolf mittlerweile von Cloud wusste, was sie vorhatte. Die Sonne stand nun hoch am Himmel und verriet ihr, dass es bereits Mittag war. Sie lief weiter ohne darauf zu achten, wie sehr ihre Muskeln bereits zu schmerzen begannen. Doch plötzlich tauchten in der Ferne einige Wölfe auf und im letzten Moment gelang es ihr, in eine Hecke zu hüpfen und sich zu verstecken. Sie atmete erleichtert auf, dass der Wind gerade günstig stand und ihren Geruch nicht zu den Wölfen herüber trug. Sie musste nun vorsichtiger werden, weil der Tempel immer näher kam. Als die Wölfe vorüber gezogen waren, setzte sie ihren Weg weiter fort. Artus war noch immer guter Dinge, als er an der Höhle ankam. Freudig ging er hinein und rief dabei nach Lexie. Aber sie antwortete ihm nicht. "Komisch, wo ist sie nur?" Er schnupperte auf dem Boden, sie konnte noch nicht allzu lange weg sein, ihr Geruch war noch deutlich zu riechen. "Na ja, vielleicht hatte sie Durst oder wollte einfach nur spazieren gehen..." Doch nach einiger Zeit wartete der Schwarze immer noch auf die Blaugraue. Langsam machte er sich Sorgen. Was wenn ihr was passiert war? Plötzlich fiel ihm etwas ein. "Cloud! Wusste er vielleicht etwas? Er hat sich so komisch verhalten, als ich ihn vorhin getroffen habe." Er sprang auf um den Weißen zu suchen. Artus rannte in dieselbe Richtung zurück, aus der er gekommen war. Sein Herz pochte laut und er hoffte, dass der Wolf Cloud etwas über Lexies Verbleib wusste. Seine Beine wurden immer schneller und die Zunge hing ihm bereits aus dem Maul, als er endlich am Flussufer den kleinen Omegawolf entdeckte. Der Schwarze beschloss gar nicht erst um den heißen Brei rumzureden und schrie: "Heyyy Clouuud, wo ist Lexie???!!!" Im gleichen Moment sprang er auf ihn zu, jederzeit bereit ihn zu Fall zu bringen, falls er versuchte zu fliehen. Erschrocken durch Artus Rufen, verschluckte sich Cloud am Wasser, das er gerade trank. Als er den schwarzen Wolf auf sich zu rennen sah, zog er sofort den Schwanz ein und ordnete sich unter. Erst bekam er vor Angst kein Wort heraus, aber dann sammelte er sich und meinte: „Tut mir nichts. Ich sag es Euch ja! Sie hat die Grenze überschritten, weil sie etwas Dringendes dort erledigen muss. In drei Tagen wird sie wieder hier. Ihr sollt euch keine Sorgen machen und ihr nicht folgen.“ Zitternd stand der kleine Wolf vor Artus. Dieser war für einen Moment geschockt. Es war, als würde die Zeit für immer stehen bleiben. "Wie konnte sie nur?" Er wusste nicht, was er fühlen sollte: Angst, Wut, Enttäuschung? "Nein, ich kann nicht, ich muss ihr sofort folgen! In welche Richtung ist sie aufgebrochen, sag schnell!?" Artus wollte Cloud nicht so anschreien, aber in dem Moment konnte er nicht anders. Der Weiße deutete den Größeren an ihm zu folgen und führte ihn zu der Stelle, an der Lexie die Grenze überschritten hatte. „Sie ist in diese Richtung gegangen“, meinte er mit angelegten Ohren. Noch einmal überlegte der schwarze Rüde kurz, ob es das Richtige war ihr zu folgen, doch als er an die Gefahren dachte, die im Revier des Ordens lauerten, stand seine Entscheidung fest. Er musste ihr hinterher. "Ich danke dir Cloud." Im nächsten Moment rannte er los in eine ungewisse Gefahr. Cloud sah ihm nachdenklich nach und hoffte, dass er und Lexie heil zurückkommen würden. „Viel Glück euch zwei“, sagte er leise vor sich hin. Dann drehte er sich um und kehrte zurück zu seinem Rudel. Er musste Runa alles erzählen, auch wenn er wusste, dass sie sowieso nichts unternehmen würde. Artus und Lexie konnten tun was sie wollten. Außerdem hatte die Alphawölfin zu viele andere Dinge im Kopf. Als die Sonne fast untergegangen war und am Horizont einen dunkelrot Streifen hinterließ, sah Lexie erleichtert hinter den Bäumen die Spitze des Tempels herausragen. Jetzt musste sie ganz vorsichtig sein. Sie verzog sich in die Büsche und schlich weiter in Richtung des Bauwerks. Sie konnte nur schwachen Geruch von Wölfen wahrnehmen und das verriet ihr, dass die Ordenswölfe, die sie suchte, noch auf dem Weg hierher sein mussten. Das Ritual konnte an jedem Tag durchgeführt werden, deswegen kam es schon einmal vor, dass sie sich verspäteten. Für Lexie bedeutete dies, dass sie wohl oder übel warten musste. Sie würde diese Zeit am besten zum Ausruhen nutzen und daher verzog sie sich etwas weiter in das Gestrüpp. Zu ihrem Glück fand sie einen verlassenen Dachsbau, in dem sie sich etwas schlafen konnte. Außerdem würde der starke Dachsgeruch ihren eigenen überdecken. Nimrod lag gemütlich in seiner Höhle und dachte über die Reise nach, die am nächsten Tag losgehen würde, als plötzlich Carth vorsichtig hereinkam und sich mit traurigem Gesicht in eine Ecke hockte. „Stimmt was nicht, Kleiner?“, fragte der graue Wolf aufmerksam. „Morgen brecht ihr ja zu eurer Mission auf…“, fing Carth an, aber dann brach er einfach ab, weil er keine Worte mehr fand. „Und du darfst nicht mit?“, ergänzte der Graue „Euch werden nur älter Schüler begleiten“, erwiderte der Rote mit hängendem Kopf. Der Ältere stand auf und stupste den Jungen aufmunternd an: „Ich weiß und deswegen habe ich auch schon mit dem Gildenanführer gesprochen.“ Mit großen Augen starrte der Rote den grauen Wolf an. „Und ich sagte ihm, dass ich nicht ohne meinen neuen Schüler gehen würde“, erzählte der Jäger weiter. „Ihr habt einen neuen Schüler? Wen?“, meinte der junge Wolf entsetzt. Sanft schmiss Nimrod Carth auf den Rücken und knurrte: „Du Trottel. Natürlich dich.“ Wild wedelnd setzte sich der kleine, rote Wolf auf und Nimrod glaubte sogar Freudentränen in seinen Augen glitzern zu sehen. Carth hatte sich das schon so lange gewünscht und da er Nimrod immer treu ergeben gewesen war, konnte der graue Jäger ihn nicht länger zurückstoßen. „Als mein Schüler erwartet ich, dass du dich gut auf die Reise vorbereitest. Schlaf heute Nacht genug und friss viel. Also ab in deine Höhle!“ „Ja, Meister“, rief Carth aufgeregt und setzte sich sofort in Bewegung. Vor Aufregung wäre es fast über einen Stein geflogen, aber dann war er auch schon weg. Der Graue sah ihm zufrieden hinterher, dann verließ auch er seine Höhle. Draußen war es bereits dunkel und im Lager der Jäger kehrte bereits Ruhe ein. Schnell erreichte der erfahrene Jäger sein Ziel – Akiras Bau. Akira hatte es sich bereits in ihrer Höhle gemütlich gemacht. Schlafen konnte sie aber vorerst nicht. Viel zu viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Morgen würde also die große Reise beginnen. Sie und Nimrod und ein weiterer erfahrener Jäger würden mit den Schülern aufbrechen um die Verräterin Lexie zu suchen. Noch immer wurde Akira aus dem Orden nicht schlau. Warum wollten sie unbedingt diese Lexie? Im Grunde konnte es ihr egal sein, aber ihr war es immer lieber, wenn sie auch den Grund wusste, denn so konnte sie noch mehr Energie für die Sache aufbringen. Akira starrte in die Dunkelheit. Sie musste an Nimrod denken. Ihr Herz wurde schwer. Seit ihrer Reise im Winter drehten sich ihre Gedanken sehr oft um den grauen Wolf. Ja, sie war sich sogar sicher, dass sie sich in den alten Griesgram verliebt hatte. Auch er schien nicht allzu abgeneigt sein von ihr. Aber das konnte auch daran liegen, weil sie eine gute Jägerin war und es ihm auch bewiesen hatte. Außerdem leiteten sie unter anderem die Mission. Nimrod war sehr mürrisch, wenn sie ihn sah, aber sie bildete sich ein, dass er sich in ihrer Gegenwart anders verhielt. Doch sie war sich nicht sicher und auch wenn sie sonst nicht aufs die Schnauze gefallen war, in solchen Sachen war sie doch schüchtern. Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. Jemand rief nach ihr und dieser Jemand war Nimrod. „Akira, bis du da?“, fragte er in die Dunkelheit. Ihr Herz pochte als sie ihm antwortete: "Ja, komm herein Nimrod!" „Ich wollte dir nur sagen, dass wir noch einen weiteren Schüler mitnehmen werden. Carth ist ab jetzt mein Schützling. Er kann für sein Alter schon ziemlich gut kämpfen, auch wenn er manchmal etwas unbeholfen wirkt“, erzählte der Jäger tonlos. Er setzte sich neben die Jägerin und fügte noch hinzu: „Jetzt bekommen wir endlich unsere Rache. Ich hoffe nur, dass dieser schwarze Wolf auch bei ihr ist. Den würde ich nämlich zu gerne erledigen.“ Der graue Wolf konnte sich an die Begegnung mit ihm noch so gut erinnern, als wäre es gestern gewesen. Oft spürte er noch den Schmerz im Rücken, für den Artus die Verantwortung trug. Zwar hatte die Heiler des Ordens so gute Arbeit geleistet, dass keine Narbe zu sehen war, aber ein kleines Ziehen machte sich trotzdem manchmal bemerkbar. Nimrod hatte nichts dagegen, da es ihn daran erinnerte, an wen er noch Rache nehmen musste. „Welcher Jäger begleitet uns denn nun?“, wollte er wissen. "Ich weiß nur so viel, dass die Schüler des letzten Ausbildungsjahres uns begleiten werden. Ich glaube das sind um die sechs Wölfe und ein weiterer Jäger der Elite. Sein Name ist Rhodri. Ich habe ihn schon mal ein paar Mal gesehen und ich muss sagen, er ist nicht schlecht. Er war auch schon während der Ausbildung ein hervorragender Schüler. Er wird uns sicher nützlich sein. Außerdem stammt er aus einem starken Jägergeschlecht." Sie sah zu Nimrod. Sie war auf seine Reaktion gespannt. Sie konnte sich vorstellen, dass dieser gar nicht so begeistert sein würde einen weiteren Wolf an seiner Seite zu haben. Zumal sie wusste, dass Rhodri sich ziemlich viel auf seine Herkunft einbildete. Sie war mit ihm in der Ausbildung gewesen, aber das verschwieg sie Nimrod vorerst. „Rhodri? Noch nie gehört“, meinte der graue Wolf gelangweilt. Es war kein Wunder, dass er ihn nicht kannte, denn er hatte eine lange Zeit alleine gearbeitete. Rhodri gehörte zu der jüngeren Generation und Nimrod interessierte sich grundsätzlich nicht für andere Jäger. „Und selbst er noch aus einem so tollen Jägergeschlecht stammt, dass macht noch keinen guten Jäger aus. Was sollte ich da sagen, ich stamme…“, doch plötzlich schwieg er und dreht seinen Kopf weg. …aus einer mächtigen Magierfamilie. Und trotzdem bin ich kein guter Magier. Ich bin gar kein Magier, dachte er zu Ende. Die Vergangenheit holte ihn doch immer wieder ein und auch wenn er versuchte, dass so gut es ging zu verdrängen, manchmal wünschte er sich insgeheim, er hätte die Gabe seiner Familie geerbt. So gut wie jeder hier hatte eine Verbindung zu seinen Verwandten, nur er war immer alleine. „Na ja, ich wollte dir nur mitteilen, dass Carth uns ebenfalls begleiten wird“, lenkte er schnell ab. Akira merkte, dass den Grauen etwas bedrückte, sagte aber nichts. Sie war etwas enttäuscht, weil er nur deswegen gekommen war. "Nun gut, dann sind wir also zu zehnt in der Gruppe. Ich denke das ist eine ordentliche Größe, aber denkst du wirklich Carth ist schon so weit, dass du ihn auf so eine gefährliche Reise mitnehmen kannst?" Sie wollte sich noch weiter mit Nimrod unterhalten und sie wusste, dass er Carth gern hatte. Wohl den einzigen Wolf, den er mochte. Sie war etwas traurig bei dem Gedanken. Dennoch hoffte sie ein Gesprächsthema gefunden zu haben. „Keine Sorge, ich werde auf ihn aufpassen“, meinte der Jäger. „Und ich halte ihn für durchaus fähig diese Reise anzutreten. Viele unterschätzen ihn, aber er hat wirklich etwas drauf.“ Nimrod blickte etwas nachdenklich in der Höhle umher. Er war nicht gut in Unterhaltungen führen, aber er wollte auch nicht einfach so abziehen, also dachte er nach, was er Akira fragen könnte. „Und fühlst du dich fit für die Mission?“, fragte er schließlich. "Ja, ich denke schon, auch wenn ich etwas Angst davor habe die Grenzen zu überschreiten. Es ist ein gefährliches Land für Jäger, wie wir es sind. Doch wir sind nicht alleine. Vor allem auf Rhodri kann man sich verlassen. Er war mit mir in der Ausbildung und er ist echt nicht schlecht." Akira hatte es Nimrod nun doch erzählt. Warum sollte sie auch nicht? Früher oder später hätte er es sowieso erfahren. „Das Land hinter der Grenze ist in der Tat gefährlich. Aber wir werden vorsichtig sein. Lexie holen und dann wieder raus“, erwiderte Nimrod. Er wusste nicht warum, aber er hatte nicht wirklich Angst. Es lag wahrscheinlich daran, dass er solche Gefahren gewöhnt und schon mal hinter den Grenzen gewesen war. Außerdem hing er nicht sonderlich an seinem Leben. Wer keine Familie hatte, der brauchte sich auch keine Sorgen zu machen nicht wiederzukehren. Keinen würde es kümmern, wenn er sterben sollte. Aber es war natürlich auch nicht so, dass er sterben wollte. Es machte ihm bloß nicht sonderlich viel aus. Wahrscheinlich machte das ihn zu so einem guten Jäger. Der Name Rhodri ging Nimrod allerdings jetzt schon auf die Nerven. Wie Akira von ihm schwärmte, machte den grauen Wolf wütend. „Man kann sich nur auf sich selbst verlassen“, meinte Nimrod kalt. „Vertraue niemandem.“ Der harte Ton von ihrem Gegenüber traf die Fähe sehr. Sie schwieg für ein paar Sekunden, bis sie ihm antwortete: "Wir werden sehen, du hast es ja schon einmal miterlebt. Aber ich denke, wir sollten jetzt schlafen." Dies war das Zeichen Akiras, dass es für Nimrod an der Zeit war, ihre Höhle zu verlassen. „Das habe ich nicht böse gemeint, Akira“, sagte der Graue, der gemerkt hatte, dass seine Worte nicht so gut gewählt gewesen waren. „Ich wollte dich nur warnen.“ Der graue Wolf drehte ihr den Rücken zu und ging in Richtung Ausgang. „Schlaf gut. Bis morgen“, meinte er und zwang sich dabei zu einem netteren Ton, dann ging er nach draußen. Es war nun komplett dunkel, doch der Kristallpalast schien immer noch zu leuchten. Der Wind fuhr durch Nimrods Fell als er nachdenklich auf das riesige Gebilde starrte, das ihn jedes Mal aufs Neue beeindruckte. Eine Weile blieb er noch stehen, bis ihm bewusst wurde, dass er sich gut ausruhen musste. Mit gesenktem Kopf machte er sich zu seiner Höhle auf. Die Jägerin sah ihrem Partner hinterher. Auch wenn er die meiste Zeit sehr kalt war, so glaubte sie daran, dass ein kleiner Teil in ihm doch noch nicht ganz verbittert war. Was hatte ihm das Leben nur angetan, dass er so geworden ist? Sie wusste es nicht, aber sie wusste, dass sie nun schlafen sollte. Kapitel 9: Der dunkle Wolf -------------------------- Mitten in der Nacht wurde Lexie aus dem Schlaf gerissen. Sie hörte Geräusche und steckte vorsichtig ihre Schnauze aus dem Dachsbau um herauszufinden, was los war. Sie roch zuerst viele Wölfe, aber sie waren nicht in der Nähe ihres Versteckes, also konnte sie problemlos nach draußen gehen und nachsehen, ob es sich wirklich um die Wölfe handelte, auf die sie wartete. Langsam und geräuschlos schlich sie sich in Richtung des Tempels. Sie sind es, dachte sie erleichtert. Zu diesem Ritual reisten die Magier immer ohne Jäger, was für Lexie natürlich ein Vorteil sein konnte. Außerdem hatte sie nicht vor einfach in die Menge zu treten. Lexie kannte einen Platz, an den ihre Mutter immer ging, wenn sie hier war. Dort würde sie allein mit ihr sprechen können. Sie schlich vom Tempel weg und begab sich zu der Stelle. Nun musste sie wieder warten. Wie sehr sie sich wünschte, dass Artus bei ihr wäre. Einige Zeit später trat ihre Mutter auf die Wiese und ließ nachdenklich ihren Blick schweifen. Die Blaugraue hatte ich hinter den Bäumen versteckt und beobachtete erst einmal, was ihre Mutter tat und ob sie vielleicht dieses Mal nicht alleine war. Doch als sie sicher sein konnte, dass es keine Gefahr bedeutete sich Shaana zu zeigen, ging sie zögerlich auf die bläuliche Wölfin zu. „Lexie? Bist du es wirklich?“, fragte ältere Wölfin geschockt als sie ihre Tochter bemerkte. „Ja, Mutter“, antwortete die junge Magierin und legte verlegen ihre Ohren an. „Du solltest nicht hier sein, Kind. Wenn sie dich finden, dann…“ „Ich bin wegen dir gekommen, Mutter. Hör mir zu. Der Orden befindet sich in großer Gefahr. Viele werden sterben und deswegen musst du mit mir gehen. Ich will dich nicht verlieren.“ Der wütende Gesichtsausdruck ihrer Mutter machte Lexie nervös. Sie hatte erwartete, dass sich wenigstens etwas Freude bei ihr zeigte, wenn sie sich endlich wieder sahen, doch Shaana sah sie an, wie eine Wilde, was sie genau genommen ja auch war. „Verschwinde hier, Lexie. Ich kann nicht einfach gehen. Sie werden mich jagen, wie sie es mit dir tun. Glaubst du es ist schon vorbei? Sie schicken einen Jägertrupp, der dich finden soll. Und das werden sie.“ Lexies Augen wurden feucht bei diesen Worten. „Wir freien Magier können uns besser wehren als du glaubst. Komm bitte mit mir“, bat die blaugraue Wölfin. Shaana seufzte. „Das kann ich nicht so schnell entscheiden. Lass mir etwas Zeit. Wir treffen uns morgen um die gleiche Zeit, am gleichen Ort. Ich muss jetzt zurück. Die Vorbereitungen für das Ritual beginnen bald.“ Shaana drehte sich um und sah ihre Tochter traurig an, ging dann aber wortlos. Lexie blickte ihr hinterher. Das war nicht so gelaufen, wie sie gehofft hatte. Artus rannte noch immer und langsam fühlte er die Müdigkeit. Doch er wusste, es war nicht mehr weit. Insgeheim war er ja auch etwas stolz darauf so ausdauernd zu sein. Sein tägliches hartes Training lohnte sich. Seine Gedanken wurden aber unterbrochen, als er den Geruch von Wölfen witterte. Sie waren als bereits in der Nähe. Er hoffte er würde Lexie bald finden, da er nicht wollte, dass sie sich in Gefahr begab. Also ging er weiter. Plötzlich hatte er Lexies Geruch intensiv in der Nase. Sie war hier! Sie musste in der Nähe sein. Er folgte der Geruchsspur und kam zu einem verlassenen Dachsbau. Sein Herz pochte. Sie hatte hier übernachtet. Also musste sie ganz der Nähe sein. Er folgte vorsichtig ihrem Geruch und schlich vorsichtig um den Tempel herum. Er durfte es auf keinen Fall riskieren gesehen zu werden. Plötzlich hielt er inne. Für einen Moment dachte er Lexie zu erkennen, doch als er genauer hinsah erkannte er, dass es sich nicht um sie handelte. Dennoch erinnerte sie ihn sehr daran. Was ist wenn es ihre Mutter war? Artus bog um das Gebüsch und plötzlich sah er Lexie wirklich einige Meter von ihm entfernt. Die Blaugraue hatte sich so sehr gewünscht ihre Mutter aus der Gefahrenzone zu holen, dass sie nicht darüber nachgedacht hatte, was sie tun sollte, wenn ihre Mutter gar nicht wollte. Sie konnte jetzt nur abwarten bis Shaana wieder kam. Solange sollte sie sich lieber nicht hier auf der offenen Wiese aufhalten. Als sie ihren Kopf drehte, stand da plötzlich ein schwarzer Wolf. Zuerst erschrak sie sich fürchterlich, doch dann erkannte sie ihn sofort, auch wenn sie nicht sicher war, ob sie das nur träumte. „Artus?“, fragte sie ungläubig. "Lexie... du bist es wirklich...?" Er war erleichtert und glücklich sie endlich gefunden zu haben. Langsam und leise ging er auf sie zu: "Lexie, was machst du hier nur und was hast du dir dabei gedacht?" „Ja, ich bin es, Artus“, meinte die Wölfin mit Freude in der Stimme, weil sie glücklich war ihn zu sehen, doch dann sah sie verlegen weg. „Du hättest nicht herkommen sollen.“ Sie stand auf und starrte auf den Mond, der hoch über ihren Köpfen leuchtete. Sie tat das, damit sie Artus nicht in die Augen sehen musste, während sie ihm erklärte, was sie vorhatte. Sie schämte sich. Und die Reaktion ihrer Mutter machte das Ganze nicht besser. Lexie kam sich so naiv vor. Warum hatte sie nur geglaubt ihre Mutter würde mit ihr kommen und das Leben einer Verbannten führen wollen? „Ich bin wegen meiner Mutter gekommen“, fing sie mit leiser Stimme an. „Weiß du, ich dachte, ich könnte sie mit mir nehmen und sie vor dem Krieg, der wahrscheinlich bevorsteht, schützen.“ "Was für eine dumme Idee von dir... Wie konntest du nur? Weißt du eigentlich, in WELCHE Schwierigkeiten du dich gerade bringst? Und du sagst zum mir, dir wäre es lieber, wenn ich zuhause geblieben wäre... Du enttäuschst mich..." „Ich hab dich auch nicht gebeten hierher zu kommen“, knurrte Lexie aufgebracht und verletzt über Artus Worte. „Warum bist du eigentlich gekommen? Um mir Vorwürfe zu machen? Genau aus diesem Grund wollte ich alleine gehen. Ich wusste, dass du es nicht verstehen würdest.“ Artus Blick wurde noch trauriger. "Es hätte mir gereicht, wenn du es mir gesagt hättest. Ich hätte dir helfen können! Ich kann es verstehen, wenn du deine Mutter sehen willst, aber so was muss geplant werden und hättest du gesagt, du willst alleine gehen, dann hätte ich es akzeptiert oder wäre dir auf Abstand gefolgt. Es ist einfach zu gefährlich.“ Er wendete sich ab: "Wenn du glaubst, du brauchst mich nicht, dann werde ich gehen und wenn du wissen willst, warum ich dir gefolgt bin...“ Er schwieg eine Weile und meinte schließlich: "Weil ich dich liebe...." Lexie blieb die Luft weg. Einige Sekunden, die ihr wie aber sehr viel länger vorkamen, stand sie einfach nur da und erwiderte nichts, weil sie so überrascht über die letzten Worte des schwarzen Wolfes war. Es begann in diesem Moment zu regnen, aber die blaugraue Wölfin bemerkte das nicht wirklich. „Und der Grund warum ich dich nicht mit dabei haben wollte, war…“, die letzten Worte flüsterte sie, „…weil ich dich auch liebe. Ich konnte dich doch nicht in Gefahr bringen. Geh bitte nicht.“ Artus hielt inne. Sein Blick war leer. "Lexie...." er drehte sich um zu ihr: "Nein, ich kann dich nicht alleine lassen. Du bist mir wichtiger als mein eigenes Leben.... Ich werde hier bleiben und dir helfen, ob du willst oder nicht!" Er ging langsam auf die Blaugraue zu und blieb vor ihr stehen. “Artus, ich....”, plötzlich brach sie ab und schubste den schwarzen Wolf in die Büsche. Als sie selbst hinterher sprang, landete zu unglücklich auf dem Schwarzen und blieb dann aber einfach auf ihm liegen. „Tut mir leid“, flüsterte sie. „Da sind Wachen. Nicht bewegen.“ Das Ganze war ihr ziemlich peinlich. Nicht, dass sie sich nicht schon so nah gekommen waren, aber der Streit vorher machte das jetzt irgendwie nicht angemessen. Obwohl sie sich ja gerade gestanden hatten, dass sie sich liebten. Zwei Stimmen waren zu hören, die immer näher kamen. Was war, wenn die Wachen sie riechen würden? Artus war etwas überrumpelt, als er plötzlich in die Büsche geworfen wurde. Im Grunde aber machte es ihm nichts aus, wenn sie sich so nahen kamen, selbst nach diesem Streit. Doch ihr zweiter Satz mit den Wachen beunruhigte ihn doch sehr. Und dann kamen sie auch schon. Zwei Magier, ein Rüde und eine Fähe. Die beiden Wilden hielten den Atem an, als sich die Wächter näherten. Plötzlich begann die weibliche Wache zu sprechen: "Hey, sag mal, riechst du auch so einen komischen Geruch von fremden Wölfen?" Sie blickte zu ihrem männlichen Begleiter. Lexies Herz schlug so laut, dass sie fast befürchtete die Wachen könnten es hören. Die Worte der Fähe erschreckten sie, aber sie wagte es nicht zu atmen und betete, dass der Wind nicht so umschlagen würde, dass die Wachen sie ohne Zweifel riechen könnten. Der Regen wurde immer stärker und das war ein Vorteil. Der Rüde hob seine Nase in die Luft. „Das sind wahrscheinlich alte Gerüche, Schwarzpfote“, meinte er gelangweilt. Man merkte ihm deutlich an, dass er nicht erfreut darüber war, im Regen wache stehen zu müssen. „Willst du diese Spur wirklich verfolgen und nass werden oder ziehen wir uns nicht lieber wieder ins Gebäude zurück?“, fragte der Rüde die Fähe auffordernd. Schwarzpfote blickte zu ihrem Partner: "Nein Graufell, sicher nicht, aber was ist, wenn...?" "Still, Schwarzpfote... uns kann niemand gefährlich werden, da müssten es schon mehr sein, als nur der Hauch einer Geruchsspur. Los gehen wir zurück und liefern unseren Bericht ab!" Artus und Lexie beobachteten, wie sich die beiden entfernten. "Puh, Schwein gehabt", flüsterte Artus zu der Blaugrauen, die immer noch auf ihm lag. Schnell stieg sie von Artus herunter. „Ja, was für ein Glück. Und der Regen kam gerade zu rechter Zeit“, erwiderte die Wölfin erleichtert. Einen Moment schwieg sie, aber dann meinte sie schließlich: „Danke, dass du bei mir bleiben willst. Vorerst müssen wir abwarten. Ich habe einen verlassenen Dachsbau gefunden. Was hältst du davon, wenn wir uns eine Weile dort verstecken?“ Artus lächelte. Lexie war so eine bezaubernde Wölfin: "Ich hätte dich sowieso nicht verlassen, egal was du gesagt hättest. Ja, das ist eine tolle Idee! Ruhe können wir nach diesem Schock echt gebrauchen!" Die Blaugraue lief erleichtert zum Dachsbau, schüttelte vor dem Versteck das Wasser aus dem Fell und schlüpfte dann schnell hinein. Drinnen war es angenehm trocken. „Stinkt zwar nach altem Dachs, aber dafür überdeckt es unseren Geruch“, meinte sie glücklich. "Das ist nicht so schlimm, der Gestank ist wie du sagst ja echt nützlich", musste er grinsen. Als sie Artus direkt ansah, schlug ihr Herz wie wild. Sie lächelte ihn an und legte sich zusammengerollt in eine Ecke, in der Hoffnung, dass er sich zu ihr kuscheln würde. Er ging langsam auf sie zu. Etwas schüchtern fragte er: "Darf ich mich neben dich hinlegen?" „Komm schon her“, meinte Lexie neckisch. Sie war so dankbar diesen tollen Wolf an ihrer Seite zu haben. Und sie wusste, dass er der Richtige war. Sie wollte seine Gefährtin sein. Daran gab keinen Zweifel mehr. Artus huschte ein Lächeln über das Gesicht und unbewusst musste er mit seinem Schwanz wedeln. "Ach Lexie... ich hab dich so lieb." Vorsichtig kuschelte er sich an die die Blaugraue. Seine Lexie, die er über alles auf dieser Erde liebte. Sie legte sanft ihren Kopf auf Artus Hals. „Ich hab dich auch lieb, Artus“, flüsterte sie. Doch die blaugraue Wölfin wusste, dass es noch viel mehr als lieb haben war. Sie liebte ihn. Und sie war sich jetzt sicher, dass er als Vater ihrer Jungen bestens geeignet sein würde. „Ich muss dir noch etwas sagen“, meinte sie unsicher. „Erinnerst du dich noch an diese eine Nacht, in der wir…“ Sie konnte es nicht aussprechen. Dafür war sie viel zu schüchtern. „Nun, das ist nicht ohne Folgen geblieben", sagte sie nur. Artus war überglücklich, als sich Lexie an ihm kuschelte. Er schloss die Augen und genoss ihre Worte. Ja, er hatte sie auch lieb, lieber als alles andere. Er wollte schon einschlafen, als er plötzlich Unsicherheit in ihrer Stimme bemerkte. Und dann.... Lexies letzte Worte ließen ihn erstarren. Ungläubig sah er sie an und begann zu stottern: Wwwas, ddddu meinst die eine Nacht? Hhheißt ddas etwas, dass...? Die Wölfin nickte ihm nur verlegen zu, da sie davon ausging, dass er auch ohne Worte verstand, was sie damit meinte. Sie drückte sich ganz fest an den schwarzen Wolf. „Vielleicht war es das, was mich daran erinnert hat, dass ich immer noch eine Familie habe. Selbst wenn meine Mutter nicht mit uns kommt, so bin ich froh, dass ich sie noch einmal sehen konnte.“ Der Schwarze wusste nicht, was er im Moment sagen sollte. Er war zutiefst gerührt darüber bald Vater zu werden. "Lexie... das ist das wunderschönste Geschenk, dass du mir jemals machen konntest!" Er war überglücklich, doch dann wurde er wieder ernst: "Aber wieso begibst du dich in so einem Zustand in so große Gefahr? Hättest du mir doch nur alles vorher erzählt, dann hätten wir es gemeinsam planen können. Ich liebe dich von ganzen Herzen und wenn wir schon hier sind, dann sollen deine Bemühungen auch nicht umsonst gewesen sein!" Lexie sah ihn traurig an. „Ich konnte doch nicht von dir verlangen dich in so eine große Gefahr zu begeben. Es war gut, dass ich gegangen bin, denn ich habe etwas Wichtiges von meiner Mutter erfahren. Die Jäger sind immer noch hinter mir her. Wahrscheinlich werden sie auch nicht vor der Grenze zurückschrecken und das heißt, dass auch Runas Rudel bedroht ist. Ich verstehe nicht warum sie so hinter mir her sind. Ich bin nur eine Wölfin aus einer niedrigen Magierfamilie. Vielleicht war es dumm hier her zu gehen, aber ich musste das für mich selbst regeln, Artus. Wenn meine Mutter nicht mit will, dann werden wir so schnell wie möglich zu Runas Rudel zurückkehren.“ "Du konntest von mir nicht verlangen, dass ich mich in Gefahr begebe? Aber du brachtest nicht nur dich in Gefahr, aber egal, es ist ja zum Glück nichts passiert. Wenn es deine Entscheidung ist, deine Mutter zurück zulassen, so denke ich wäre es das Beste so schnell wie möglich von hier zu verschwinden! Die Jäger sind gefährlich und es werden bestimmt mehr sein! Morgen früh sollten wir sofort aufbrechen!" „Eigentlich wollte ich noch ihre Antwort abwarten. Sie sagte…“, plötzlich brach Lexie ab und stellte erschrocken die Ohren auf. Von draußen kamen seltsame Geräusche. Es hörte sich an wie kämpfende Wölfe, aber die blaugraue Wölfin konnte sich nicht erklären, was da geschah. Ängstlich sah sie Artus an. Anscheinend war irgendetwas am Tempel los. „Wir müssen nachsehen, was da passiert“, meinte sie flüsternd und ging Richtung Ausgang. Artus hörte ebenfalls den Lärm. "Ja, es hört sich so an, als würde jemand kämpfen. Ich weiß nicht so recht, eigentlich wäre es mir lieber, wenn du hier bleiben würdest, aber ich habe so ein komisches Gefühl. Komm lieber mit." Der schwarze Wolf war beunruhigt und gemeinsam schlich er sich mit der Blaugrauen aus dem Dachsbau. Es war wirklich etwas am Tempel los. Wilde! Ein Rudel Wilder griff die Magier an. Artus sah genauer hin. "Oh mein Gott, das ist Rondou. Er führte genau wie ich einst ein Rudel an, das gegen den Orden kämpft! Nur ist Rondou kaltblütig! Er wird sie alle töten, sie sind nämlich ziemlich stark und das sind nur die schwächeren Magier." Artus stockte der Atem als er sah, wie viele der Ordensmitglieder blutend auf dem Boden lagen und gegen die Wilden kämpft. Plötzlich sah er eine Wölfin, die sich heimlich davon schleichen wollte, ohne Zweifel, Lexies Mutter. Mit angelegten Ohren, die ihren Gemütszustand widerspiegelten, folgte Lexie dem schwarzen Wolf. Sie konnte gar nicht richtig hinsehen, als sie den Kampf erblickte. Ein paar verirrte Zauber prallen ganz in der Nähe von den Beiden auf und vor Schreck drückte sie sich an Artus. „Aber der Tempel ist mit starken Zaubern geschützt. So mächtig können die Wilden nicht sein, um diese zu durchdringen. Nur die höchsten Magier des Ordens sind dazu in der Lage“, meinte die blaugraue Wölfin erschrocken. Doch dann sah sie ihn. Sie hatte eine Menge über ihn gehört, aber er übertraf alle ihre Vorstellungen. Der dunkle Wolf! Der, der eine riesige Armee aus freien Magiern gegründet hatte und den Orden angreifen wollte. Runa hatte von ihm erzählt und auch viele aus dem Rudel. Keiner von ihnen wusste seinen richtigen Namen und deswegen nannte man ihn nur: Den dunklen Wolf. Dieser Rüde war ein Monster von einem Wolf. Bestimmt einen Kopf größer als Artus, und Lexie hätte ihren Gefährten als alles andere als klein beschrieben. Sein Fell war dicht und schwarz. Seine roten Augen trieben einem den Schrecken in die Knochen. Dann entdeckte die Blaugraue ihre Mutter. Im gleichen Moment als das geschah, bemerkte auch der dunkle Wolf die fliehende Wölfin und rannte auf sie zu. Lexie bekam gar nicht mit, dass sie sich auch in Bewegung setzte und erst als sie sich zwischen den dunklen Wolf und ihrer Mutter drängte, wurde ihr bewusst, was für eine Dummheit sie gerade beging. Aber nun war es zu spät. „Nein, bitte tu ihr nichts“, schrie sie verzweifelt. „Sie hat sich geraden den freien Magiern angeschlossen. Ich bin gekommen um sie zu holen. Ich bin auch eine Abtrünnige.“ Artus konnte gar nicht so schnell überlegen, wie sich die Dinge wendeten. Er sah nun auch den dunklen Wolf. Er kannte ihn, denn er war genau wie er ein Wilder, doch sein Charakter war alles andere als freundlich gesinnt. Plötzlich schoss Lexie vorbei und stellte sich ihm entgegen. Artus sah auch warum: Sie wollte ihre Mutter schützen! Er bekam Panik und rannte ebenfalls aus seinem Versteck um seine Gefährtin zur Hilfe zu eilen. Der dunkle Wolf schien keine Anstalten zu machen die Blaugraue zu verschonen, auch wenn sie vor ihm flehte und die Wahrheit sagte. So sah er nur eine Möglichkeit, er musste das geheime Losungswort sagen, das unter den Wilden herrschte und auch nur die Wilden wussten. Ein Zeichen, dass sie nicht zum Orden gehörten: "Ferrox Lupus! Verschone sie, sie sagt die Wahrheit! Ferrox Lupus!" Artus hoffte inständig, dass der dunkle Wolf die Worte akzeptierte und sie verschonte... Kapitel 10: Konkurrenz ---------------------- Die Augen des dunklen Wolfes richteten sich zusammengekniffen auf Artus. „Glaubst du, ich weiß nicht, dass sie die Wahrheit sagt?“, knurrte er aufgebracht. „Aber ich kann auch riechen, dass ihr Beide zu Runas Rudel gehört. Einem Rudel, das ich mir nicht anschließen will.“ „Und trotzdem stehen wir nicht auf der Seite des Ordens“, brachte Lexie zitternd vor. „Wenn ich über all das hier herrsche, werdet ihr das bereuen. Denn ich werden mich erinnern, wer mir treu ergeben war und wer nicht“, erwiderte der dunkel Wolf mürrisch. „Nun verschwindet und richtet Runa aus, dass sie es sich gut überlegen soll, ob sie weiter aus dem Krieg heraushält.“ Wütend zog er die Lefzen hoch. „Los weg hier“, meinte die Blaugraue. Sie hatte das komische Gefühl, dass das nicht die letzte Begegnung mit dem dunklen Wolf sein würde. Und das nächste Mal könnten sie wahrscheinlich nicht so leicht davon kommen. Dankend sah sie Artus an. Er hatte sich für sie in Gefahr begeben und das rechnete sie ihm hoch an. "Hab Dank". Artus verbeugte sich vor dem dunklen Wolf und zeigte sich unterwürfig. "Wir werden Runa deine Botschaft ausrichten lassen!" "Das will ich auch hoffen!" knurrte der dunkle Wolf gefährlich, "Und jetzt verschwindet, bevor ich es mir anders überlege!" Die Drei taten, was er von ihnen verlangte, und rannten so schnell sie konnten in die Richtung der Grenzen. Immer weiter und weiter. Angetrieben von der Angst. Bis tief in die Nacht waren sie unterwegs als der schwarze Wolf seinen Schritt verlangsamte. Keuchend hielt er an und sah besorgt nach den Wölfinnen. "Wir haben es geschafft, wir sind schon fast über der Grenze! Ich hoffe es geht euch gut." Er sah dabei zu Lexie. Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sie so sehr hetzte, obwohl sie in anderen Umständen war. Hechelnd kam die blaugraue Wölfin zum Stehen und sah zweifelnd zu ihrer Shaana. „Wenn du zurück willst, Mutter, dann verstehe ich das“, sagte sie. „Ich komme mit euch, weil ich mir ansehen muss, was da drüben so vor sich geht.“ Die junge Wölfin nickte und blickte dann zu dem Schwarzen. „Wir sollten keine Zeit verschwenden“, meinte sie und ging weiter auf die Grenze zu. Die Sonne ging bereits wieder auf. Sie hatten die Reise sehr viel schneller geschafft, als sie hin gebraucht hatte, aber das lag wahrscheinlich an dem Schock, der ihnen immer noch in den Knochen saß. Dem ersten, dem sie begegneten war Cloud. „Ihr seid zurück“, freute sich der weiße Wolf und schwänzelte um sie herum. „Und ihr habt noch jemanden mitgebracht.“ Artus nickte. "Cloud, schnell bring uns zu Runa. Wir müssen ihr etwas Wichtiges mitteilen!" Der Weiße zeigte sich gehorsam und antwortete: "Wie Ihr wünscht, folgt mir." Er führte die drei Wölfe zu Runas Höhle. Als sie ankamen wurden sie bereits von ihr erwartet. Sie stand auf einem Felsen und blickte auf sie herab. Sie schien nicht gerade begeistert als sie anfing zu sprechen: "Cloud hat mir alles erzählt. Wie konntet ihr das nur machen? Sich solcher Gefahr aussetzen war nicht sehr klug." Lexie stellte sich herausfordernd vor die anderen: „Es ist unser Leben und wir entscheiden selbst, ob wir es in Gefahr bringen oder nicht.“ Runa kam von ihrem Felsen herunter und knurrte die Blaugraue wütend an. „Wir wollten dich nicht verärgern, aber es musste einfach sein. Wenn dann bin ich an allem Schuld. Artus kann nichts dafür.“ Die blaugraue Wölfin signalisierte mit ihrer Körperhaltung, dass sie Runas Stellung als Alphawölfin akzeptierte und ihre Widerworte keine Herausforderung zu einem Rangkampf gewesen waren. Auf einen Kampf mit der gelben Wölfin wollte sie es auf keinen Fall ankommen lassen, schon allein, weil sie nicht wirklich einschätzen konnte, wie stark die Gelbe war. Sie hatte sie noch nie Magie einsetzten sehen und körperlich hätte es Lexie sowieso nicht mit ihr aufnehmen können. „Und was gibt es so dringendes, was ihr mir unbedingt sagen müsst?“, sagte Runa bestimmend, aber nun mit ruhiger Stimme. Artus antwortete auf Runas Frage so gut er nur konnte, da er sehr erschöpft war: "Es braut sich ein Krieg zusammen. Die freien Magier rüsten sich zum Kampf gegen den Orden. Ihr Anführer ist ein großer schwarzer Wolf, der nur der "dunkle Wolf" genannt wird. Genaueres weiß ich auch nicht, aber ich denke du wirst ihn kennen. Noch ist er neutral, gegenüber den freien Magiern, die sich ihm noch nicht angeschlossen haben, aber das wird sich sicher bald ändern..." Runa dreht sich nachdenklich weg. „Ich kenne den dunklen Wolf, das stimmt. Dieses Ungeheuer wird noch dafür sorgen, dass sich Orden und freie Magier gegenseitig auslöschen.“ Lexie sagte zögerlich: „Er meinte, dass du es dir gut überlegen sollst, ob du dich ihm weiter widersetzt.“ „Ich schicke meine Rudel nicht in einen sinnlosen Krieg. Trotzdem danke für die Warnung“, meinte die Gelbe ernst. „Es gibt noch ein Problem“, sagte Shaana plötzlich. „Verzeih, ich bin Lexies Mutter Shaana und habe mich für eine Weile den Wilden angeschlossen.“ „Wir bevorzugen freie Magier“, brummte Runa. „Ja, natürlich. Freie Magier. Nun, ich weiß aus sicherer Quelle, dass ein Trupp Jäger ausgesendet werden soll, um meine Tochter einzufangen. Das kann deinem Rudel genauso gefährlich werden.“ Lexie legte traurig die Ohren an, weil sie es war, die das Rudel in Gefahr brachte. „Cloud, bring sofort die Krieger hierher. Wir brauchen einen Plan, um unserer Revier besser zu schützen“, befahl die Alphawölfin und der weiße Wolf stürzte unverzüglich los. „Artus, ich weiß nicht ob ich das von dir verlangen kann, aber ich habe gemerkt, dass du ein guter Kämpfer bist und dich mit Strategien auskennst. Du bist schon lange im Rudel und auch wenn ich euch bis jetzt nicht als volle Mitglieder gezählt habe, wäre es an der Zeit, dass deine Gefährtin und du einen festen Rang im Rudel einnehmt. Ich hätte dich gerne unter unseren Kriegern. Du könntest uns wirklich helfen. Wir brauchen jeden fähigen Kämpfer. Allerdings wären dann solche Aktionen, wie unerlaubt das Rudel zu verlassen, nicht mehr drinnen.“ Die Alphawölfin sah Lexie scharf an und diese nickte nur zustimmend. „Ihr könnt noch darüber nachdenken, wenn ihr wollt, aber entscheidet euch schnell. Shaana wird vorläufig bleiben dürfen.“ Artus sah zu Runa. Er hatte es geahnt, dass sie ihm diese Frage einmal stellen würde. Schließlich antwortete er Runa: "Ja, ich muss darüber noch einmal nachdenken. Ich bin es gewohnt in Freiheit zu leben und Befehle zu geben, anstatt welche zu bekommen." „Denke aber nicht zu lange nach“, rief Runa ihm hinterher. „Sonst müsst ihr leider mein Rudel verlassen.“ Sie drehte sich weg und ein paar andere Wölfe folgten ihr. Lexie konnte ihre Entscheidung verstehen. Sie waren nie wirklich ein Teil des Rudels gewesen. Dieses Rudel konnte man zwar nicht mit normalen Rudeln vergleichen, weil es sehr groß war und es nicht verboten wurde, wenn auch rangniedrigere Wölfe Junge hatten, aber trotzdem gab es hier auch Regeln. Schon alleine, dass eine Fähe dieses Rudel anführte, wunderte Lexie schon immer. Es gab keinen Alphawolf, aber sie hatte sich nie fragen getraut, weshalb eigentlich. Die Blaugraue kam aus einer Welt, in der Rüden meistens mehr zu sagen hatten als Fähen. Zwar teilte sich im Orden die Führung in einen Rüden und in eine Fähe, aber wären sich die beiden einmal uneinig, hätte das letzte Wort immer noch der Rüde. Talon bezog Aura immer mit ein, aber sicherlich hatte es auch andere Anführer gegeben. Deswegen würde die Blaugraue auch Artus die Entscheidung überlassen, ob sie hier im Rudel bleiben sollten. Sie sah fragend zu ihm: „Was werden wir jetzt tun?“ Artus hielt inne. In seinen Augen spiegelte sich Unschlüssigkeit. "Ich weiß es nicht..." Er sah traurig zu Boden: "Werden wir hier bleiben, müssen wir uns an die Regeln halten, gehen wir, dann sind wir nicht mehr so geschützt. Rein theoretisch könnten wir bis weit hinter die Grenzen fliehen. Es gibt dort viele Wälder, vor allem an den Grenzen zu anderen Gebiete, die selbst den Wölfen hier nicht bekannt sind. Ich lebte einst in einem Land fern von hier. Aber ein großer Krieg hat es sehr zerstört. Dort wären wir sicher, aber da möchte ich nicht mehr hin. Wären wir gemein, dann könnten wir Runas Leute anschwärzen. Vielleicht möchte der eine oder andere auch weg... aber das wäre ihr nicht fair gegenüber. Ich hasse Kriege und wir haben nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir bleiben hier, dann werden wir mit Sicherheit in einen Krieg miteinbezogen, der grausam ist, oder wir ziehen weit in das Land. Dort könnten unsere Jungen ungestört aufwachsen. Was denkst du Lexie, was wäre wohl am besten?" Artus blickte sie mit großen Augen an. „Wenn du sagst das Land, aus dem du kommst, wurde zerstört, dann kann man nicht mit Sicherheit sagen, ob dort nicht auch wieder Krieg herrscht oder andere Gefahren auf uns warten. Die Reise wäre sicher anstrengend und ob wir es vor der Geburt schaffen, ist eine schwere Frage. Hier wären wir sehr viel sicherer, weil wir wenigstens das Rudel als Schutz hätten. Und da ist noch etwas: Es ist meine Schuld, dass die Jäger hierher kommen. Haben wir überhaupt das Recht Runa im Stich zu lassen? Ich denke wir sollten zumindest hier bleiben, bis unsere Welpen fähig sind mit uns auf diese Reise zu gehen. Währenddessen können wir dem Rudel helfen diese verdammten Jäger loszuwerden. Aber wenn du dagegen bist, Artus, und dich für diese Reise entscheidest, dann bin ich bereit mir dir zu gehen.“ Lexie atmete kurz durch und richtete dann ihre Aufmerksamkeit wieder auf den schwarzen Wolf. "In dem Land herrscht Frieden, aber ich will ja auch nicht dorthin zurück, sondern nur in das Grenzgebiet. Ich weiß, die Reise ist nicht einfach und es gibt auch Gründe hier zu bleiben. Runa gegenüber fühle ich mich nicht schuldig, sie hätte uns ja nicht aufnehmen müssen. Aber ich weiß es selber noch nicht, lass mich bitte eine Nacht darüber schlafen." Er war müde von der Aufregung der letzen Tage und es war ihm einfach zu viel im Moment. Langsam ging er in die Richtung, in der sich seine Höhle befand. Er fühlte sich hin und her gerissen zwischen Lexie und seiner Freiheit. Die Blaugraue sagte nichts weiter und sah ihm dann nachdenklich hinterher. Sie konnte verstehen, wie er sich fühlen musste. Er war nicht der Wolf, der einem anderen gehorchte, aber sie musste jetzt auch an ihre Junge denken. In diesem Rudel hätten sie Schutz und im Gegensatz zu dem schwarzen Wolf fühlte sie sich Runa verpflichtet. Was habe ich nur getan? dachte sie verzweifelt. Wäre ich doch einfach im Orden geblieben, dann würde ich nicht all dieses Leid über die bringen, die ich liebe. Als sie zu ihrer Mutter herüber sah, konnte sie in ihren Augen erkennen, dass sie das Gleiche dachte. Schweigsam starrte Shaana ihre Tochter an. „Verzeih mir, Mutter“, winselte Lexie mit angelegten Ohren. „So unrecht hattest du nicht, indem du den Orden verlassen hast“, erwiderte die Blaue ernst. „Was?“ „Der Orden ist nicht das was er einmal war. Talon und Aura sind gute Anführer, aber das ist auch das Einzige, was den Orden noch zusammenhält. Korruption zerfrisst alles von innen. Viele der höheren Magier arbeiten gegen die Anführer und die Prinzipien des Friedens kann man wohl auch nicht als eingehalten sehen, wenn Wilde einfach abgeschlachtet werden.“ Überrascht über ihre Worte konnte Lexie nichts darauf erwidern. „Also, Kind“, meinte Shaana. „Wir sollten erst einmal schauen, dass deine Junge ein sicheres Zuhause finden und dann werden wir weitersehen.“ Lexie nickte. „Danke, Mutter.“ In der Zwischenzeit waren auch die Jäger nicht ganz untätig. Die Reise des "Lexie-Such-Kommandos" hatte bereits begonnen. Der erste Teil wurde von Nimrod und Akira angeführt. Schon bald sollten sie auf den zweiten Teil treffen, angeführt von Rhodri. Akira kannte ihn ja, und sie befürchtete auch, dass Nimrod nicht mit ihm klar kommen könnte. Rhodri war sehr selbstbewusst und dominant Rüden gegenüber und sehr arrogant. Er stammt aus einer angesehenen Jägerfamilie. Sie machte sich ernstliche Sorgen, weil sie spürte, wie auch Nimrod unruhiger wurde. Sie konnte es sich nicht erklären, aber mit der Zeit entwickelte sie ein Gespür für den sturen Grauen. Der graue Wolf lief schweigend neben der Jägerin her und machte sich so seine Gedanken über den anderen Jäger. Im Grunde wollte er ihn gar nicht kennen lernen, weil er wusste, dass er ihn sowieso nicht leiden konnte. Allein die Tatsache, dass Akira ihn kannte und nett von ihm gesprochen hatte, machte ihn wütend. Der Graue sah zurück auf Carth, der stolz neben den anderen Schüler herlief, aber dem Jäger entgingen auch nicht die unzufriedenen Blicke der anderen Auszubildenden, die kein Geheimnis daraus machten, dass sie den roten Wolf nicht als einen von ihnen anerkennen wollten. Er würde es schwer haben sich zu beweisen, aber Nimrod hielt das für eine gute Schule. Der rote Wolf musste lernen sich durchzubeißen. Dann wandte sich der Jäger wieder nach vorne, weil die Gruppe, der anderen Schüler, die mit Rhodri warteten, schon in Sichtweite war. Nimrod schluckte und lief weiter auf die Gruppe zu. Da musste er jetzt durch. Rhodri sah, wie sich der zweite Trupp aus Jägern näherte. Er wusste nur, dass dieser angeführt wurde von Akira und einem Nimrod. Akira kannte er, er hatte sie in seiner Ausbildung kennen gelernt. Eine durchaus fähige Jägerin. Das mochte auch was heißen, denn er hielt wenig von Wölfinnen in Jägertrupps. Von Nimrod hingegen hatte er noch nicht viel gehört, das lag aber daran, dass es ihn nicht interessierte, denn er sah in jedem Rüden einen Konkurrenten. Langsam kamen sie näher. Da Rhodri aber stets gute Miene machte, wusste er jetzt schon, dass er Nimrod nicht mögen würde. "Ach, herzlichen willkommen! Schön, dass ihr eintrefft. Dann wären wir jetzt auch komplett. Für die, die nichts von mir gehört haben, ich bin Rhodri!" Der graue Wolf sah den anderen Rüden grimmig an, erwiderte aber nichts auf seinen Gruß. Der andere Jäger gefiel ihm gar nicht. Er wusste nicht was es war, aber seine ganze Art schien unecht. Vielleicht lag es aber auch daran, dass Nimrod voreingenommen gegen über den Jäger war und ihm keine Chance geben wollte. „Wir haben kein Zeit zum Quatschen“, knurrte der Graue, der sich in der Situation, mit so vielen Jägern unterwegs zu sein, immer unbehaglicher fühlte. Rhodri sah Nimrod geringschätzig an und dann blickte er zu Akira: "Schön dich wieder zu sehen! Schon verdammt lange her, seit wir das letzte Mal miteinander zu tun hatten. Du siehst blendend aus und ich habe auch schon viel gehört, was du so alles geleistet hast in der letzten Zeit. Respekt und glaub mir, das sage ich nicht zu jeder Wölfin, du weißt was ich meine." Er zwinkerte ihr zu. Sie wurde etwas verlegen, da ihr selten Komplimente gemacht wurden. "Vielen Dank, aber du warst ja auch nicht ganz untätig. Man hat schon viel von dir gehört." Die Jäger winkte nur bescheiden ab: "Mag sein, aber ich denke wir sollten nun wirklich aufbrechen. Ich habe gehört, dass wir zwei und ein gewisser Nimrod das Kommando haben werden.“ Er blickte zu den Neuankömmlingen. Sein Blick blieb bei Carth hängen, dann sagte er: "Wer von euch ist Nimrod?" „Wenn du nicht einmal Jährlinge von einem ausgewachsenen Rüden unterscheiden kannst, dann tust du mir leid“, erwiderte der Graue gereizt. Dann drehte er sich weg, weil ihn die Antwort des anderen Rüden nicht interessierte. „Gehen wir“, meinte Nimrod schließlich und setze sich in Bewegung. Carth kam sofort hinterher gestürzt und wäre dabei fast auf die Schnauze gefallen, aber er fing sich noch rechtzeitig und schloss sich stolz seinem Mentor an. Auch die anderen Schüler gingen ihnen nach. Im Gegensatz zu Rhodri wussten sie sehr gut, wer Nimrod war, und dass es böse ausgehen konnte, sich mit ihm anzulegen. Der graue Wolf war einfach nur wütend. Ganz besonders auf den Gildenanführer, der ihnen so einen inkompetenten Schönling mitgeschickt hatte. Auf dieser Mission musste man sich auf seine Jagdpartner hundertprozentig verlassen können, doch Nimrod würde lieber einem Eichhörnchen sein Leben anvertrauen als diesem arroganten Schnösel. Er sah zu seinem Schüler herüber, dessen Miene ebenfalls ernst war. „Ich mag ihn auch nicht“, flüsterte der rote Wolf seinem Mentor zu. „Irgendwas stimmt mit ihm nicht und ich kann die Art nicht leiden, wie er Akira ansieht.“ „Irgendwann wirst du auch eine Wölfin so ansehen, Carth“, sagte der Graue leise und versuchte die Eifersucht, die in ihm aufkeimte zu ignorieren. Er konnte es einfach nicht ertragen, dass Akira sich für diesen Wolf interessieren könnte. „Ganz bestimmt nicht!“, sagte der Carth kopfschüttelnd. Rhodri kicherte leise. "Wie ihr meint Meister Nimrod, so brechen wir auf... Kommt!“, herrschte er seine Truppe an. Die Wölfe in seiner Truppe waren alle etwas älter, aber ebenfalls Schüler. Sie machten alle den gleichen Eindruck wie Rhodri und wirkten ernst und arrogant. Akira war etwas verwirrt. Sie kannte den braunen Wolf sehr gut und sie musste zugeben, dass er noch besser aussah, als sie ihn in Erinnerung hatte und ja, sie schwärmte immer noch etwas für ihn. Aber er hatte sich verändert. Gut er war schon immer etwas zu selbstbewusst und eingebildet gewesen, aber jetzt? Außerdem hatte er eine seltsame Art an sich, die sie nicht beschreiben konnte. Sie merkte, wie er sie genau musterte. Sie schüttelte den Kopf und dachte zu sich selber: Hör auf, du bist keine Jungwölfin mehr. Gefühle haben hier nichts zu suchen. Dann ging sie zu Nimrod und flüsterte ihm zu: "Alles okay?" Ihre Befürchtung war eingetreten. Sie konnten sich nicht leiden. „So lange mich der Typ da nicht weiter belästigt, ist alles in Ordnung“, brummte der graue Wolf. In Wirklichkeit machte Nimrod sich Sorgen. Die Grenze zu überschreiten war gefährlich, doch er fürchtete nicht um sein Leben, weil es niemanden gab, der es bedauern würde, wenn er starb, sondern um das der anderen. Besonders um das von Akira und Carth. „Es wird nicht leicht werden“, bemerkte der Jäger beiläufig. Am liebsten hätte er noch gesagt, dass sie ja auf sich aufpassten solle, aber er brachte es einfach nicht über sich, das laut auszusprechen. "Ja, da hast du Recht... Leicht wird es sicher nicht werden. Aber Rhodri ist ein wirklich guter Jäger, du solltest echt versuchen mit ihm auszukommen! Das wäre für alle das Beste! Ich weiß, es fällt dir schwer, aber er wird nicht nachgeben und wie ich dich kenne du auch nicht, aber wenn du dich nicht provozieren lässt, dann gibt er Ruhe. Wir dürfen die Gruppe nicht in zwei Teile spalten. Wir wissen, was du kannst Nimrod! Meinetwegen sollen sie dich unterschätzen. Das würde dir wohl nur Vorteile bringen, wenn es hart auf hart kommt. Du darfst dich nur nicht auf seine Spielchen einlassen.“ Akira sah ihn besorgt an und fügte noch leise hinzu, ohne dass Nimrod es hören konnte: "Das kann nämlich böse enden....." „Ich traue ihm nicht, Akira“, meinte der Graue. „Es geht über Rivalität hinaus. Oder glaubst du etwa, dass ich wirklich Angst hätte, dieser Jüngling könnte mir das Wasser reichen? Dafür hat er nicht genug Erfahrung.“ Der graue Wolf seufzte: „Trotzdem versuche ich deinen Rat einzuhalten, auch wenn ich nicht versprechen kann, dass ich es schaffe. Ich tue das nur für dich.“ Carth, der neben den Beiden herlief und das Gespräch mitbekam, schaute verwundert auf. Es war einfach zu ungewöhnlich, dass sein Mentor auf Akiras Worte hören wollte. Für gewöhnlich war Nimrod stur und rachsüchtig, wenn ihm ein anderer ihn beleidigte. Der rote Wolf fragte sich, ob da etwas zwischen Akira und seinem Mentor war, das man als Freundschaft, vielleicht sogar als mehr, bezeichnen könnte. Akira war erleichtert und sie atmete auf: "Ich danke dir! Ich muss sagen, ich habe ihn auch etwas anders in Erinnerung. Vermutlich ist ihm der Erfolg zu Kopf gestiegen, auch wenn er immer schon etwas arrogant war. Aber ich glaube auch, dass man aufpassen sollte. Dennoch müssen wir uns vorerst zurückhalten. Ich habe damit kein Problem, aber du, denn er mag dich nicht und du ihn auch nicht. Doch ich möchte nicht das di... ich meine der Gruppe etwas passiert...." „Ich werde niemals zulassen, dass er der Gruppe schadet“, knurrte Nimrod ungehalten, versuchte sich dann aber zu zügeln. Es war für ihn nicht leicht seine Wut zurückzuhalten. Dann schwieg er und konzentrierte sich auf den Weg. Kapitel 11: Verhängnisvolle Entscheidung ---------------------------------------- Nachdem sie den ganzen Tag gelaufen waren und es schon langsam dämmerte, hielt Nimrod an einer Lichtung und schnupperte in die Luft um festzustellen, ob sich andere Wölfe oder sonst irgendwelche Gefahren in der Nähe befanden. Als er nichts davon feststellen konnte, meinte er schließlich: „Hier sollten wir Übernachten. Nachts durch einen Wald voller Wilder zu ziehen, wäre mehr als dumm. Außerdem sind einige von uns erschöpft.“ "Tsa!", kam es höhnisch von Rhodri. "Ihr seid vielleicht müde, aber wir noch lange nicht!" Seine Augen funkelten. Jeder in seiner Gruppe wusste, dass es nur reine Stichelei auf den Grauen war. "Aber meinetwegen, lassen wir uns nieder. Ich schlage vor eure Gruppe geht auf die Jagd, damit wir alle etwas zu fressen haben." Der braune Wolf setzte ein selbstgefälliges Grinsen auf. Der graue Jäger schluckte. Die Wut brodelte in ihm auf, aber für Akira hielt er sich zurück und antwortete im ruhigen, aber arroganten Ton: „Es ist keine Schande müde zu sein. Im Gegenteil, sich rechtzeitig auszuruhen und seine Kräfte zu sparen, würde ich als sehr klug bezeichnen.“ Dann drehte er sich angewidert von dem anderen Rüden weg: „Jagen wird jede Gruppe für sich selbst, wenn du schon darauf bestehst, dass wir nicht als Team zusammenarbeiten.“ "Gut.... wie du willst, aber Akira kommt mit mir!" Der braue Jäger sah zu der Wölfin um auf ihre Antwort zu warten. Sie wusste für einen Moment nicht, was sie sagen sollte und antwortete anschließend: "Okay, ich komme mit Euch mit." Der Braune lächelte und meinte zu Nimrod: "Gut, wenn du willst, dann kannst du einen aus meiner Gruppe haben, nicht damit du dich noch benachteiligt fühlst und ihr deswegen womöglich noch hungern müsstet. Komm Akira, wir gehen." Die Jägerin folgte ihm schweigend. Sie wollte doch viel lieber bei dem Grauen bleiben, aber vielleicht konnte sie so etwas von Rhodri erfahren, was sie vielleicht nicht wusste. Ssie hatte ein seltsames Gefühl bei ihm. Sie hoffte, dass es der ältere Jäger ihr es nicht allzu sehr übel nahm. „Macht doch was ihr wollt“, knurrte Nimrod genervt. „Ich brauch keinen von deinen Leuten. Wir kommen ganz gut alleine klar.“ Er sah zu seiner Gruppe, die ihm zunickten. Da er der älteste Jäger war, hatte er wohl den Respekt seiner Leute. Dass der Graue von Akira enttäuscht war, ließ er sich nicht anmerken. Ihm wäre es lieber gewesen, sie bei sich zu haben, aber er musste ihre Entscheidung akzeptieren. Warum investierst du eigentlich deine Gefühle, du alter Trottel, dachte er zu sich selbst. Dann drehte er sich weg und seine Wölfe folgten ihm. Akira trottete eine Weile neben Rhodri her, als sie zu sprechen begann: "Und sag, wie ist es dir in all den Jahren ergangen?" Er sah zu der Wölfin: "Mh, wie soll ich sagen, ich bin zu neuen Erkenntnissen gekommen." "Ach... und die wären?" fragte die Jägerin neugierig. "Tut mir leid, aber ich möchte nicht darüber reden." Die Graue war enttäuscht. Sie hätte gehofft mehr zu erfahren. "Der Orden ist nicht mehr das, was er einmal war", fing der Braune an, "Die Zeiten haben sich geändert und es steht ein Wandel an. Ich hoffe du überlegst dir früh genug, auf welcher Seite du stehen willst, aber wenn du mir vertraust, dann wird dir nichts passieren." Seine Augen funkelten, als würde er etwas verbergen. Die Jägerin sah ihn verwirrt an. "Keine Sorge, du wirst schon noch früh genug merken, was ich meine. Zerbrich dir nicht deinen hübschen Kopf daran." Plötzlich sichtete die Gruppe ein Reh. Geschickt wurde es erlegt und alle konnten sich den Bauch voll schlagen. Akira wurde es sogar erlaubt zusammen mit Rhodri zu fressen. "Wie eine Alphawölfin... wir wären doch ein tolles Paar du und ich." Der Rüde sah ihr in die Augen, schluckte den nur halb gekauten Broken Fleisch hinunter und dreht dann den Kopf wieder zur Seite. Was würde sie dafür geben, wenn Nimrod hier wäre. Lexie fuhr erschrocken aus dem Schlaf. Sie hatte erwartete, dass schon die Sonne draußen scheinen würde, aber es war immer noch dunkel, allerdings nicht mehr lange vor Sonnenaufgang. Sie blickte herüber zu Artus, der friedlich schlief. Runas Frage, ob sie dem Rudel beitreten wollten, ging ihr immer noch durch den Kopf. Sie wusste, dass die Welpen es hier gut haben würden, aber ob der Schwarze damit leben konnte, einen Wolf über sich zu haben, wusste sie nicht. Die Krieger des Rudels kamen gleich nach der Alphawölfin, also würden sie zu den höheren Wölfen gehören. Langsam stand sie auf und setzte sich an den Eingang der Höhle, um zuzusehen wie sich die Sonne langsam erhob. Artus wachte schließlich auch auf. Schläfrig blinzelte er zu der Blaugrauen: "Du bist schon wach?" Müde erhob er sich und setzte sich neben sie. Er sah wie die Sonne langsam aufging, dann blickte er zu der Wölfin: "Ein wunderschöner Anblick, nur du bist um vielfaches schöner und prächtiger. Aber ich sehe dich bedrückt irgendetwas mein Liebes, was ist los?" Die junge Magierin lächelte bei Artus´ Worten verlegen. „Ich frag mich nur, was die Zukunft bringen wird“, flüstere die blaugraue Wölfin dem schwarzen Wolf zu. „Das sind wohl die Sorgen, die sich jede Mutter macht. Aber auch wenn wir keine Welpen erwarten würden, wir sind alle in Gefahr.“ Plötzlich erklang ein Heulen. „Oh, Runa ruft das Rudel zusammen. Wir sollten auch zur Versammlung.“ Artus wurde ernst. Er wusste, dass ihm nun eine wichtige Entscheidung bevor stand. "Bitte beantworte mir noch eine Frage, bevor wir zur Versammlung gehen: Was wäre dir am liebsten? Gehen, oder bleiben?" „Ich glaube du kennst die Antwort bereits“, meinte die Wölfin ernst. „Eine Reise ins Unbekannte finde ich sehr riskant.“ Sie kuschelte sich an den schwarzen Wolf. „Du weißt, dass ich mit dir am liebsten ein neues Rudel gründen würde, aber ich denke hier sind wir sicherer, als alleine irgendwo da draußen. Wenn die Jungen alt genug sind, dann werden wir auf alle Fälle uns ein eigenes Revier suchen und Runa weiß das auch. Außerdem haben wir diese verdammten Jäger hier her geführt. Wir sollten ihnen helfen, die auch wieder los zu werden.“ "Gut, ich denke du hast Recht. Wir werden bleiben, aber nur so lange bis die Sache hier ausgestanden ist und die Kleinen groß genug sind. Aber ich denke, sie werden das Ganze wohl richtig miterleben." Artus war traurig, das hatten seine Kinder nicht verdient, doch es gab keine andere Lösung. "Lass uns gehen und Runa unsere Entscheidung berichten!" Lexie nickte und folgte dem schwarzen Wolf schweigend zur Lichtung, an dem sich das Rudel versammelte. Runa stand wie immer auf ihrem Felsen und wartete, bis alle eintrafen. Die blaugraue Wölfin sah auch ihre Mutter, die mit ernstem Blick auf den Felsen starrte. Dann entdeckte sie es auch. Auf dem Felsen lag Cloud und er war verletzt. Sein eines Ohr hing seltsam weg und in seinem Pelz klebte überall Blut. Noch bevor die Blaugraue weiter darüber nachdenken konnte, begann Runa zu sprechen: „Wie ihr seht, wurden wir angegriffen! Aber nicht von irgendwelchen Jägern, nein, von unseren eigenen Leuten. Es waren freie Magier.“ Ein erschrockenes Grummeln ging durch die Reihen. „Das war nur eine Warnung“, fuhr die gelbe Wölfin fort. „Sie wollen uns zeigen, dass wir uns ihnen anschließen sollen, aber ich werde das nicht zulassen. Dieser Krieg wird uns alle den Kopf kosten und am Ende gibt es nur Verlierer. Von heute an müssen wir unsere Grenzen noch besser verteidigen. Da wir auch noch von Jägern bedroht werden, erwarte ich von jedem Rudelmitglied sein Bestes, um unser Revier zu schützen.“ Die Wölfe unterhielten sich aufgeregt untereinander, aber man konnte sehen, dass sie das Urteil ihrer Anführerin nicht in Frage stellten. Runa stieg vom Felsen, unterhielt sich dann mit ihren Kriegern. Wenig später kam zur Artus und Lexie herüber. „Lexie könntest du mir den Gefallen tun und dich um die Wunden von Cloud kümmern“, fragte die Alphawölfin freundlich. Die Angesprochene stimmt zu und ging zum dem weißen Wolf. „Nun, Artus, habt ihr euch bereits entschieden?“, wollte Runa wissen. Der Schwarze war sehr erschrocken über das was er sah. Nun war es da, der Krieg hatte begonnen. Ein Krieg unter den freien Magiern und gegen die Jäger. Wie würde das nur enden? Ernst blickte er Runa in die Augen als er ihr antwortete: "Wir werden bleiben, aber nur bis das hier vorbei ist, auch wenn das erst der Anfang ist. Das sind wir dir und deinem Rudel schuldig." „Ich werde euch nicht daran hindern, wenn ihr das Rudel verlassen wollt“, erwiderte die gelbe Wölfin nachdenklich. „Solange ihr hier bleibt und euch an unsere Regeln haltet, genießt ihr wie jeder andere den Schutz des Rudels. Und jetzt sollten wir uns schleunigst überlegen, wie wir unser Revier besser verteidigen können.“ Runa erhob sich und deutete dem Rüden an ihr zu folgen. Da er jetzt zu den höheren Rängen des Rudels gehört, durfte er auch bei der Besprechung der Krieger anwesend sein. "Schneller ihr Memmen! Wir haben die Grenzen fast erreicht!", Rhodri lachte selbstgefällig. Es machte ihm Spaß die anderen anzutreiben, vor allem die Gruppe von Akira und Nimrod. Die graue Jägerin blickte missmutig zu dem Braunen. Sie war seit der gemeinsamen Jagd vor einigen Tagen betrübt. Es schien, als wären Nimrod und die anderen ihr gegenüber etwas reservierter als vorher. Vor allem der Graue. Das machte ihr zu schaffen. Langsam ging die Sonne unter als sie zu Rhodri rief: "Ich glaube wir sollten jetzt anhalten, kurz vor der Grenze brauchen wir unbedingt etwas Ruhe!" Der Rüde sah sie etwas geringschätzig. Dann antwortete er: "Gut... du hast wohl Recht. Habt ihr gehört! Wir halten an! Besorgt euch was zu fressen und ruht euch aus! Die Stunde rückt immer näher." Akira war beruhigt. Einerseits fand sie es gut, dass der Braune auf sie hörte, aber andererseits brachte es ihr in ihren Reihen wohl eher Minuspunkte. Sie beschloss heute unter vier Augen mit Nimrod zu reden, gleich nach der Jagd. Rhodri riss sie aus ihren Gedanken: "Hey Aki, na wie sieht es aus, Lust auf eine Jagd?" "Nein, ich will heute alleine Jagen. ", antwortete sie. "Wie du meinst", erwiderte der Rüde beleidigt. Die Graue hoffte so sehr, dass ihr Jagdpartner sie fragen würde, aber hatte er überhaupt Lust dazu? Und den Mut zu fragen? Sie seufzte als sie sich langsam zu ihrer Gruppe zuwendete. Ihr Gesicht war zu Boden gesenkt. Sie füllte sich hin und her gerissen und schämte sich dafür. Nimrod und Carth liefen weiter entfernt von Rhodris Trupp. Das war wohl auch das Beste was sie tun konnten, denn der graue Jäger hatte mittlerweile so viel Wut in sich angesammelt, dass er bei einem falschen Wort von dem Brauen ausrasten und diesen in der Luft zerreißen würde. Und dass seine Jagdpartnerin sich anscheinend lieber bei diesem dummen Wolf aufhielt, machte die Sache nicht besser. Als Rhodri abzog, bewegte sich die Graue auf sie zu. „Seid ihr zwei wohl unser neues Alphapaar, oder was?“, knurrte der Graue ungehalten. „Hier bin immer noch ich der ranghöchste Jäger und von so einem Jüngling lasse ich mir nichts sagen! Gut, ich habe dir versprochen mich zurückzuhalten, aber jetzt reicht es! Das hier ist kein Spiel. Wir gehen über die Grenze und dieser Idiot führt uns alle in den Tod, weil er keine Ahnung hat, was er da macht! “ Carth legt verlegen die Ohren an, aber er konnte den Grauen auch gut verstehen. Allerdings war das Ganze auch nicht Akiras Schuld. Sie wusste er hatte Recht und sie schätzte es auch sehr, dass er sich so zurückgehalten hatte, aber seine Worte trafen sie sehr. Sie hatte ohnehin schon ein schlechtes Gewissen, doch aus Nimrods Mund zu hören, war bitter für sie. Sie stand eine Weile nur stumm da. Geknickt drehte sie sich um als sie schließlich sagte: "Du hast Recht, es ist wohl das Beste, wenn ich euch hier verlasse, dann habt ihr einen Grund weniger zu streiten. Viel Glück und alles Gute." Mit schnellen Schritten verließ sie die Gruppe, bis sie schließlich anfing zu laufen. Sie wusste nicht wohin, aber es war ihr egal, hauptsache nur weg von allen. Doch sie machte den Fehler direkt auf die Grenzen zuzulaufen. Der Graue blickte ihr ausdruckslos hinterher. „Weiber haben sich einfach nicht unter Kontrolle“, brummte er vor sich hin. „Die und ihre Hormone.“ Im nächsten Moment tat es ihm leid, dass er so über die Wölfin sprach. Eigentlich hatte er es nicht so gemeint, doch der Frust hatte ihn dazu verleitet so blöde Dinge zu sagen. Warum habe ich nicht diesen Idioten von Rhodri angegriffen, anstatt es an Akira auszulassen? dachte er sich. Plötzlich wurde ihm bewusst wohin die Jägerin eigentlich lief. Er sah zu Carth. „Ich bin gleich wieder da!“ So schnell er konnte, rannte er los. Nach einer Weile war sie wieder in seinem Blickfeld. „Akira!“, rief er. „Warte!“ Er hoffte nur, dass er damit keinen Wilden auf sich aufmerksam machte. Kapitel 12: Nachwuchs --------------------- Akira rannte unkontrolliert weiter immer in Richtung Grenze, die zum Glück noch um eines entfernt war. Es waren sicher noch gut zwei Stunden, aber in diesem Tempo war der Weg umso kürzer. Plötzlich hörte sie Nimrods Stimme. Langsam kam sie wieder zur Besinnung und verlangsamte ihren Schritt bis sie schließlich keuchend stehen blieb. Sie hörte wie der Jäger immer näher kam. Als er schließlich bei ihr ankam, fragte sie mit tonloser Stimme: "Was willst du noch von mir? Mich weiter demütigen oder mir gleich die Kehle durchbeißen?" „Was redest du da?“, knurrte er ohne sie anzusehen. Jetzt wo er vor ihr stand, wusste er nicht mehr wirklich, was er sagen sollte. Mit solchen Situationen konnte er einfach nicht umgehen. Natürlich hätte er sich entschuldigen können und sie bitten, dass sie zurückkommt, doch er konnte das nicht über sich bringen. „Komm schon, du weißt doch, dass wir dich brauchen“, sagte er stattdessen. „Wie soll ich denn ohne deine Unterstützung mit Rhodri fertig werden?“ Er versuchte, dass etwas lustig klingen zu lassen, was ihm aber nicht gelang. "Das ist alles? Ihr braucht mich nur als Kampfmaschine? Und dann noch, um jemand aus unseren Reihen zu erledigen oder zu schädigen? Auch wenn du ihn nicht magst, ich finde es nicht gut.... Nein... man sollte ihn solchen Fällen zusammen halten. Es tut mir leid Nimrod, aber du bist nicht besser als er. Weißt du eigentlich warum ich all die Zeit mit ihm verbracht habe? Damit ich herausfinden kann, warum er sich so verändert hat. Und der Dank dafür ist, dass ich wie eine Aussätzige behandelt werden? Ich weiß zwar, dass Gefühle nicht deine Stärke sind, aber dass du so ein kaltes Herz hast, hätte ich nicht gedacht. Ich habe mich wohl in dir getäuscht!" „Ähm…nun…ich..“, stammelte der graue Jäger verunsichert. „So habe ich das nicht gemeint. Und ich wusste doch nicht, dass du ihn ausspionieren wolltest. Ich dachte…nun…ich dachte du magst ihn. Also du magst ihn mehr als einen Freund, wenn du verstehst. Und ich…“ Der Graue konnte nicht weiter sprechen. Mit jedem Wort machte er alles nur noch schlimmer. "Du hättest mich ja fragen können, warum ich bei ihm bin! Und selbst wenn ich ihn mehr mögen würde, das könnte dir doch egal sein, du bist nicht mein Vormund und überhaupt, ewig will ich auch nicht alleine bleiben! Aber wenn es dich beruhigt, Rhodri ist nicht mein Freund, wir waren nur gemeinsam in der Ausbildung. Das ist alles und ich stehe nicht auf braune Wölfe!" Akira war nun sauer. Was bildete sich der Graue eigentlich ein? Sie konnte zusammen sein mit wem sie wollte! Der Jäger ließ verzweifelt den Kopf hängen. Er hatte das Gefühl alles was er sagen würde, wäre sowieso falsch. Am liebsten hätte er ihr ins Gesicht geschrieen, dass er sie verdammt noch einmal mehr mochte, als sie dachte, aber das konnte er irgendwie nicht. „Ich wollte dir da nicht reinreden, wirklich nicht“, flüstere er schließlich. So hatte er sich noch nie in seinem Leben gefühlt. „Nur du hast etwas Besseres verdient als diesen Wolf. So eine tolle Wölfin, wie du, sollte auch einen Gefährten haben, der ihr würdig ist.“ Diese Worte machten den grauen Wolf irgendwie traurig. Er hatte sie genauso wenige verdient wie Rhodri. Akira stockte der Atem bei diesen Worten. Was hatte er eben gesagt? Sie sah zu ihm. Mit gesenktem Kopf stand er vor ihr. Was war los mit ihm? Bereut er seine Worte wirklich? Sie war nun verunsichert. Was sollte sie jetzt sagen? Einfach nur dass sie ihn liebte? Aber was wenn das Ganze nach hinten losging? Und verdammt noch mal er war der Kerl! Sie schwieg eine Weile bis sie ihm schließlich antwortete: "Ich bin auch nicht besser als die Anderen." Sie wusste eine verdammte blöde Antwort, aber es war das Einzige was ihr ihm Moment einfiel. „Da bin ich aber anderer Meinung“, meinte der Graue verlegen. „Und ich habe das ernst gemeint, dass wir dich brauchen. Nicht nur als Kampfmaschine. Ich werde auch von jetzt an meine dumme Klappe halten, versprochen.“ Ein Versprechen, was sicher nicht leicht einzuhalten war, aber er wusste sich nichts anders zu helfen. Sie wusste nicht, wie sie seine Worte nun auffassen konnte. Das Beste im Moment war wohl seine Entschuldigung anzunehmen und zurück zu gehen. "Es tut mir auch leid. Mein Benehmen war auch nicht gerade vorbildlich. Ich weiß es sehr zu schätzen, was du mir da versprichst, aber du versprich es nicht mir sondern dem Wohle der Gruppe. Meinetwegen brauchst du dich nicht zurückzuhalten, auch wenn es das Beste wäre, aber das musst du selber entscheiden. Ich mache dir nun keine Vorschriften mehr. Und danke für das Kompliment, so etwas Nettes hat noch nie jemand gesagt zu mir." Sie sah dem Grauen verlegen in die Augen. „Ähm…bitte“, sagte der Jäger trocken und blickte schnell auf seinen Pfoten, weil er vor Nervosität nicht wusste, wohin er sonst schauen sollte. Was hatte er da bloß angerichtet? Sein Herz schlug wie wild und das machte ihn fast verrückt. „Vielleicht sollten wir etwas jagen?“, schlug er vor. Die Wölfin blickte ebenfalls weg: "Mh... ich weiß nicht so recht... lass uns lieber ein Stück spazieren gehen, ich bin eigentlich nicht hungrig...“ Nimrod wollte schon eine blöde Bemerkung dazu machen, schluckte es aber im letzten Moment herunter. „Ja, klar warum nicht?“, erwiderte er und versuchte so freundlich zu klingen, wie er konnte. Er ahnte, dass sie mit ihm reden wollte, was ihn unsicher machte. Wenn er wieder etwas Blödes sagte? „Da entlang?“, fragte er und zeigte in den Wald. "Ja meinetwegen..." Langsam gingen sie in Richtung des Waldes. Akira begann zu erzählen: "Weißt du, mir wäre es auch lieber, wenn wir Rhodri nicht dabei hätten. Er hat sich sehr verändert und ich habe ein schlechtes Gefühl. Mir kommt es so vor, als würde er nicht wirklich für den Orden arbeiten. Vielleicht bilde ich es mir auch ein, er hat es ja nie gesagt, aber ich fühle es. Frag mich bitte nicht warum. Er war ja schon immer ein Großmaul aber jetzt,… ach ich weiß einfach nicht was ich denken soll. Und es ist eben schwierig, wenn du mir misstraust, und na ja, egal... Ich weiß schon nicht mehr was ich glauben soll. Gefühle sind in so einer Situation Fehl am Platz, aber ich habe einfach Angst, verstehst du? Bitte denke nichts Falsches von mir. Vielleicht hast du ja Recht und das Ganze hier ist Männersache." „Nun, ich kenne ihn kaum und es ist schwer zu sagen. Ich fand ihn von Anfang an komisch, aber ob das wirklich daran liegt, dass er nicht für den Orden arbeitet?“ Für Nimrod war es unvorstellbar, dass es abtrünnige Jäger gab, aber er glaubt schon, dass Akiras Gefühl sicher etwas zu bedeuten hatte. „Vorerst sollten wir ihn genau beobachten. Vielleicht verplappert er sich irgendwann. Du solltest mal ab und zu Bemerkungen machen, dass du mit den Orden nicht ganz zufrieden bist. Das könnte ihn aus der Reserve locken.“ "Ich bin mir nicht sicher, ob ich das überhaupt noch will. Ich glaube je mehr ich weiß desto gefährlicher ist es für mich. Ich könnte mir ja nicht einmal vorstellen, warum er den Orden verraten möchte, vor allem weil er ja so ein hochrangiger Jäger ist. Er genießt viele Vorzüge. Ich denke wir sollten jetzt besser zurückgehen. Es wird schon dunkel und es ist hier unheimlich." „Möglicherweise hast du Recht. Es könnte wirklich gefährlich werden. Wir sollten auf alle Fälle vorsichtig sein“, erwiderte der Ältere. Nimrod war es kurz so, als hätte er etwas gerochen, doch dann wendete er sich ab, weil er sich wahrscheinlich durch das Gespräch über Verrat schon irgendwelche Dinge einbildete. „Gut, gehen wir. Nicht das wir noch vermisst werden.“ Tief hinter dem Gebüsch versteckte sich ein Wolf. Was er sah gefiel ihm gar nicht. Auch wenn er nicht verstand worüber sich die beiden Wölfe unterhielten. Als er merkte, dass sie kehrt machten, zog auch er sich zurück um seinen Anführer Bericht zu erstatten. Durch die späte Abenddämmerung war er perfekt getarnt. Schließlich traf er bei den anderen ein. Unterwürfig näherte er sich seinen Anführer. "Ich bringe Neuigkeiten, Meister, aber keine guten...." Sein Anführer entgegnete ihm: "Los rede!" Der Späher begann zu erzählen: "Ich habe Akira mit diesem Nimrod beobachtet. Ich konnte nicht verstehen über was sie sprachen, aber es schien als wäre es etwas Ernsteres. Meister Rhodri, Ihr solltet besser ein Auge auf sie haben, nicht dass die Sache noch auffliegt." „Dieser Nimrod ist an allem Schuld. Wir müssen ihn uns so schnell wie möglich vom Halse schaffen...", erwiderte der braune Wolf. Akira und Nimrod erreichten schließlich das Lager. Der Graue fühlte sich irgendwie komisch. Er wusste nicht so recht, was er von den ganzen Dingen halten sollte, die heute passiert waren. Irgendwie konnte er nicht glauben, dass Rhodri den Orden verraten könnte. Der Graue mochte ihn nicht, aber so etwas traute er ihm nun auch wieder nicht zu. Trotzdem musste er von nun an vorsichtig sein. Plötzlich kam Carth auf die Beiden zu gerannt. „Hey, ihr zwei. Ich habe für euch etwas mitgejagt“, rief er überglücklich. Die Jägerin sah zu dem jungen Wolf. Sie musste schmunzeln. "Das ist aber sehr lieb von dir. Du bist ein sehr guter Jäger." Der Rote wurde etwas verlegen bei Akiras Worten, da er selten Lob zu hören bekam. Schließlich meinte sie: "Ich denke Nimrod sollte als erster essen, wie es sich für einen Alpha gehört." Sie drehte sich zur Seite um sich hinzulegen. Erst jetzt erkannte sie, wie erschöpft sie war. Auch wenn der Graue irgendwie keinen Hunger hatte, nahm er die Aufforderung an und fraß. Was war es nur, was ihn so appetitlos machte? So etwas kannte er gar nicht von sich. Dass die Jägerin ihn als Alphawolf bezeichnet, ehrte ihn sehr. Nachdem er einen der beiden Hasen verschlungen hatte, nickte er Carth dankbar zu. Dieser grinste ihn begeistert an. Dann packte der Graue den anderen Hasen und legte ihn sanft vor Akira ab. „Lass es dir schmecken“, sagte er. "Danke", erwiderte sie und fraß den Hasen. Als sie fertig war stand sie auf. "Ich bin müde. Ich werde mir einen Platz für die Nacht suchen, doch zuvor gehe ich noch zum Fluss. Etwas trinken." Akira machte sich auf den Weg. Es war eine wunderbare Frühlingsnacht und schon sehr mild. Bald werden wohl die ersten Welpen zur Welt kommen, dachte sie sich. Gleichzeitig überlegte sie, ob sie auch jemals in ihrem Leben selber Mutter werden würde und vor allem von welchem Wolf. Sie zählte nicht zu den bedauernswerten Fähen im Orden, die als Gebärmaschinen dienten. Sie war etwas Besseres. Sie konnte frei wählen. Was aber auch nicht ganz richtig war. Ein gleichrangiger Rüde sollte es schon sein. Plötzlich wurde sie aus ihren Gedanken gerissen. "Hey Aki, was treibst du denn hier noch so zur späten Stunde?", meinte Rhodri. "Du? Das Gleiche könnte ich dich auch fragen!" Ihr wäre es lieber gewesen, wenn sie ihm nicht begegnet wäre. Er antwortete ihr: "Ich nur gekommen um meinen Durst zu löschen. Findest du nicht auch, dass es eine wunderbare Nacht ist?" ".... Äh ja..." Sie wusste nicht so recht was sie nun machen sollte. Würde er doch nur wieder verschwinden. Rodhri trank das kalte, klare Wasser. "Akira, darf ich dir einen gut gemeinten Rat geben?" "Welchen denn?" "Entscheide dich früh genug auf welcher Seite du stehen willst. Eines Tages musst du dich entscheiden." Dann ließ er sie alleine. Was hatte er nur damit gemeint? Verwirrt ging sie zu ihrer Gruppe zurück. Sie brauchte Schlaf. Die ersten Sonnenstrahlen fielen in die Höhle und verscheuchten die Kälte der Nacht. Die Tage waren nun wärmer und der Winter längst vergessen. Draußen blühten überall bunte Blüten. Die Vögel sangen fröhliche Lieder, die von Liebe und Schönheit des Frühlings erzählten. Lexie nahm all das kaum wahr. Sie war so erschöpft, dass sie dösend ihren Kopf auf den Untergrund gelegt hatte und nur einem Geräusch lauschte: Dem Schmatzen ihrer drei Jungen, die gierig an ihren Zitzen saugten. Der Schmerz der Geburt war vollkommen vergessen. Die Wölfin war einfach nur glücklich. Artus genoss die sanften Strahlen des Frühlings. Er war der glücklichste Wolf auf Erden. Schon fast hatte er vergessen, dass ein Krieg wohl nicht mehr abzuwenden war. Langsam trabte er am Weg entlang. In seinem Maul trug er einen Hasen. Er hatte ihn gerade erst gefangen. Er war für seine wunderbare Gefährtin. Er konnte sich nur sehr gut an daran erinnern, wie die Kleinen geboren wurden. Ein Moment in dem er sich hilflos fühlte, weil er Lexie nicht helfen konnte, doch zum Glück lief alles glatt und den Jungen ging es gut. Langsam näherte er sich ihrem Bau. Sanft betrat er ihn und legte den Hasen vor der Blaugrauen nieder. "Na mein Schatz, hast du Hunger?" „Und wie“, sagte sich fröhlich zu ihrem Gefährten. Die Kleinen hatten sich mittlerweile zusammengerollt und schliefen tief und fest. Mit prüfendem Blick vergewisserte sich die junge Mutter, dass es den drei gut ging, dann packte sie den Hasen und fraß ihn. „Sie sind wunderschön, nicht wahr?“, meinte sie zu dem schwarzen Wolf, als sie fertig war. „Einige aus dem Rudel haben mich besucht, als du jagen warst. Sie sind alle sehr begeistert über unsere Welpen. Meine Mutter ist fast aufgeregter als ich.“ "Das stimmt, aber ich denke so fällt deiner Mutter der Aufenthalt hier noch leichter. Und ja, meine Liebste, sie sind die wunderschönsten Welpen, die ich je gesehen habe. Du hast mich zum glücklichsten Wolf der Welt gemacht, aber sollten wir nicht noch darüber nachdenken, wie wir sie nennen wollen?" „Da hast du natürlich Recht. Können wir das heute Abend machen? Ich glaube jetzt sollte ich mich noch etwas ausruhen“, meinte Lexie müde. Sie hatte es nicht sonderlich eilig damit. Die Namen sollten gut überlegt sein. Shaana betrat in diesem Moment die Höhle und begrüßte Artus freundlich, aber wie immer zurückhaltend. Die Blaugraue fragte sich, ob ihre Mutter dem schwarzen Rüden jemals wirklich vertrauen konnte. Sie hatte im Orden immer gelernt, dass freie Magier Feinde waren und das ließ sich nicht so leicht ablegen. „Ich habe mich bei den Wachen erkundigt“, merkte Shaana an. „Alles ist ruhig. Kein Zeichen von irgendwelchen Jägern in der Nähe.“ Die blaue Wölfin war schon immer sehr vorsichtig, aber Lexie hielt das für eine gute Eigenschaft. "Ich denke wir werden heute Abend keine Zeit haben“, meinte Artus. "Ich habe Runa getroffen und sie hat mir erzählt, dass sie eine Versammlung einberufen will. Wir sollten dort anwesend sein. Natürlich habe ich ihr gesagt, dass du noch etwas schwach bist und sie hat gemeint, sie versteht es. Sie will dir auch eine der jungen Fähen schicken, damit du nicht so alleine bist. Wir glauben es reicht aus. Die Lage ist momentan sehr ruhig. Was hältst du davon?" „Dann machen wir es morgen“, meinte die Blaugraue sanft. „Du kannst ruhig gehen. Ich komme schon zurecht. Und wenn noch eine Wölfin bei mir ist, dann kann doch gar nicht schief gehen.“ Sie fühlte sich im Rudel sehr sicher und sie wusste auch, dass es wichtig war, dass ihr Gefährte an den Versammlungen teilnahm. "Okay, auch wenn ich lieber bei euch bleiben möchte, aber Runa meinte, es wäre besser, wenn einer von uns dabei ist." Langsam neigte sich der Tag dem Ende zu. Die Versammlung sollte in der frühen Abenddämmerung abgehalten werden. Man konnte schon spüren, wie die Tage länger und wärmer wurden. Artus machte sich langsam bereit zu gehen. Im selben Moment traf auch die junge Wölfin ein. Sie schien doch recht erwachsen, denn der Schwarze kannte sie vom sehen her. Sie hatte eine ähnliche Fellfarbe wie Lexie, aber sah ihr nicht besonders ähnlich. Freundlich begrüßte sie die beiden frischgebackenen Eltern. "Guten Abend, mein Name Kaya und Runa schickt mich zu Euch. Ich soll Eurer Gefährtin Lexie Gesellschaft leisten." Der Rüde nickte: "Gut, dann mache ich mich nun auf den Weg...." „Mach dir keine Sorgen. Wir kommen schon zurecht“, lächelte die Wölfin. Sie sah ihm hinter, als er die Höhle verließ. Zwei Stunden später schliefen die Jungen tief und fest und die junge Mutter verspürte plötzlich einen starken Durst, also wendete sie sich an Kaya. „Ich werde schnell zum Fluss hinunter gehen und etwas trinken“, sagte die Blaugraue. „Kannst du so lange auf die Welpen aufpassen?“ Sie ließ ihre Kleinen nicht gerne alleine, aber sie musste auch darauf achten bei Kräften zu bleiben. „Aber natürlich, Lexie“, nickte die junge Wölfin. „Ich werde gut über sie wachen.“ Die Ältere lächelte ihr zu und machte sich so schnell sie konnte auf den Weg zum Fluss. Langsam strich der braune Wolf durch das Gebüsch. Er war alleine unterwegs. Auf der Suche nach etwas Fressbarem. Doch heute sah es nicht besonders gut aus. Es schien wie verhext. Erst jetzt fiel ihm auf, dass er bereits die Grenzen überschritten hatte. Doch es war ruhig, als er plötzlich Wolfsheulen hörte. Er horchte auf. Scheinbar hielten die hiesigen Wölfe eine Versammlung ab. Das kam ihm gerade recht. Eigentlich hätte er umkehren sollen, doch es reizte ihn zu sehr noch weiter in dieses Gebiet einzudringen. Plötzlich nahm er einen Geruch war. Es roch nach Wölfen, unmittelbar in seiner Nähe. Leise schlich er sich in die Nähe, aus der der Geruch kam. Plötzlich sah er sie, eine junge Wölfin, die einen Bau bewachte. Eine Wilde. Rodhri beobachtete sie kurz. Es schien als wäre sie alleine. Der Braune fasste einen Entschluss: Er wollte sie töten! Ein Hinterhalt schien ihm am Besten. Er musste die Brut ausrotten, dass sah er als seine Pflicht. Kapitel 13: Ein schwerer Verlust -------------------------------- Kaya saß wachend vor der Höhle, doch plötzlich hörte sie ein Fiepen eines Welpen und obwohl sie ihren Posten eigentlich nicht verlassen wollte, musste sie besser nachsehen, ob alles mit den Kleinen in Ordnung war. Sie betrat den Bau und betrachtete die Jungen. „Keine Sorge, eure Mami wird bald wieder da sein“, flüsterte sie ihnen entgegen, auch wenn sie wusste, dass sie es sowieso nicht hören würden, da Welpen taub zur Welt kamen. Der jungen Wölfin ahnte, dass Lexie sicher länger brauchen würde, weil sie immer noch geschwächt von der Geburt war. Rodhri beobachtete wie die Wölfin in den Bau ging. Jetzt war er sich ganz sicher, da mussten noch mehr drin sein. Vermutlich Junge oder ein schwaches oder verletztes Tier. Ja, das war seine Chance. Blitzschnell sprang er aus seinem Versteck zu der Höhle. Es war dunkel und seine Augen funkelten als er zu sprechen begann: "Na, was haben wir denn da Schönes? Kaya drehte sich erschrocken um. „Wer bist du?“, schrie sie. Sofort erkannte sie, dass es kein Wolf aus ihrem Rudel war. Schützend stellte sie sich vor die Welpen und fletschte warnend die Zähne. Der Braune leckte sich übers Maul. Sie war schwach und die Welpen noch schwächer. "Es kann dir egal sein, wer ich bin... doch eines ist gewiss, ich werde der Letzte sein, denn du jemals zu Gesicht bekommen wirst." Er kam der Wölfin immer näher und trieb sie somit in die Enge. Knurrend meinte Kaya: „Das werden wir ja sehen.“ Sie sprang dem ihr unbekannten Wolf entgegen und versuchte ihn an der Kehle zu erwischen. Natürlich hatte sie Angst, aber die Jungen mussten beschützt werden. Der Rüde wich der Wölfin geschickt aus. Er war amüsiert über ihr Verhalten. "Glaubst du wirklich, dass du so mit mir fertig wirst?" Blitzschnell konterte er und sprang auf die Wölfin zu. Kraftvoll packte er sie am Nacken und schleuderte sie in Richtung Ausgang. Langsam schritt er auf die Jungen zu. Ihr Höllenbrut, dachte er, dann öffnete er sein Maul und packte eines der hilflosen Jungen. Er nahm es aus dem Nest und sah zu der Jungwölfin. Er grinste sie an und sah die Furcht in Ihren Augen. Dann brach er mit einem kraftvollen Biss das Genick des Welpen. Er hörte Knochen knacken, dann lies er den toten Welpen lieblos zu Boden fallen. Kaya beobachtete geschockt das Geschehen. Als der Kiefer von Rhodri das Kleine zermalmte, hatte sie das Gefühl ihr Magen würde sich umdrehen. Der Anblick war einfach grauenhaft. „Du Schwein!“, brüllte sie verzweifelt. Sie wollte den Rüden am liebsten mit all ihrer Magie angreifen, aber die Gefahr war einfach zu groß, dass sie die zwei übrig gebliebenen Welpen dabei verletzte oder tötete. Mit Allem was sie aufbringen konnte, griff sie ihn wieder an, auch wenn sie wusste, dass es zwecklos war. Bevor sie den Brauen erwischen konnte, sprang er auf sie zu und brachte ihr eine tiefe Wunde mit seinen Krallen bei. "Na, hast du jetzt genug?" Ohne den Schmerz überhaupt so spüren, landete Kaya hart auf dem Boden. Ihr Körper war wie betäubt und nur das Blut, das ihr Fell rot färbte, verriet ihr, dass sie eine schwere Wunde davon getragen hatte. Rhodris Worte kamen ihr so vor, als würden sie von ganz weit weg gesprochen. Irgendwie schaffte sie es auf die Beine, auch wenn sie erbärmlich schwankte. Sie sah nur verschwommen, aber sie wollte trotzdem weiterkämpfen und die schutzlosen Junge mit allem was sie hatte zu verteidigen. Ruhig ging der Jäger an der Wölfin vorbei, um auch die anderen beiden Jungen zu töten. So grausam es doch auch war, es machte Rodhri Spaß. Die Welpen fiepten laut, da sie von den Vorgängen aufgeschreckt wurden. Hilflos und blind suchten sie nach dem warmen Fell ihrer Mutter, doch der Rüde kannte kein Erbarmen. Und das verzweifelte Rufen erstarb in nur wenigen Sekunden. Kaya wollte noch auf ihren Angreifer zu rennen und ihn abhalten die Welpen umzubringen, doch sie schaffte es einfach nicht. Ihre Beine gaben nach und sie fiel einfach wieder hin. Alles war voller Blut und mit Schrecken erkannte sie, dass sie einfach schon zuviel davon verloren hatte. Es war vorbei. Sie hatte versagt. Rodhri drehte sich zu der jungen Wölfin um. Er betrachtete sie. Eigentlich war sie ja hübsch. Schade, dachte er. Doch auch er wollte kein Risiko eingehen. Mit einem kräftigen Biss in die Kehle tötete er auch sie. Er sah sich um, den Geruch von Blut in der Nase. Es war höchste Zeit für ihn zu verschwinden. Schnell verließ er die Höhle. Lexies lief langsam vom Fluss zurück. Sie fühlte sich schon um einiges besser. Kurz vor der Höhle blieb sie aber wie angewurzelt stehen, weil sie etwas roch mit dem sie nicht gerechnet hatte. BLUT! Mit aufgerissenen Augen starrte sie auf den Eingang, nicht fähig sich zu bewegen. „Kaya?“, fragte sie. „KAYA?“ Es kam keine Antwort, also zwang sich die Blaugraue weiterzugehen. Das Erste was sie erblickte war der Körper der jungen Wölfin, die sie bei ihren Jungen gelassen hatte. Sie lag zusammengekrümmt da und in ihren Augen spiegelte sich die Qual des Todes, die sie in ihren letzten Sekunden empfunden haben musste. Doch der Blick der Blaugrauen blieb nicht lange auf der Leiche verweilen. Sie suchte ihre Welpen und als sie sie entdeckte, blieb ihr die Luft weg. Es war ein Bild, das sich ihr für immer ins Gedächtnis brennen würde. „Nein, nein, das ist nicht wahr“, wimmerte sie verzweifelt. „Nein, NEIN!“ Sie zitterte am ganzen Körper, dann hob sie den Kopf und ließ einen langen, tiefen Heuler los. Artus hatte den ganzen Abend über schon so ein seltsames Gefühl gehabt. Endlich war die Versammlung beendet, da hörte er schmerzerfülltes Heulen und er wusste auch von wem. Seine Augen weiteten sich. "LEXIE!" Sofort rannte er los und ließ Runa und das Rudel hinter sich. Er rannte so schnell er konnte, doch als er bei seiner Gefährtin ankam. Erstarrte er vor Entsetzen. Vor ihm befand sich ein schreckliches Blutbad und das Schlimmste: Seine Jungen waren die Leichen! "...Nein...,", stammelte er, "was ist hier nur passiert.....?" Die Abtrünnige lag nur da und hielt die Jungen zwischen ihren Pfoten, als wollte sie sie wärmen. Dass ihr Gefährte die Höhle betrat, merkte sie nicht einmal. Alles um sie herum schien bedeutungslos. Sie wollte nur noch sterben und dann bei ihren Kleinen sein, die sie kaum hatte kennen lernen dürfen. „Ich bin daran schuld“, stammelte Lexie abwesend zu sich selbst. „Ich hab euch alleine gelassen.“ Artus ging auf seine Gefährtin zu. Sein Blick war starr. Sanft sagte er zu ihr: "Nein, wenn jemand schuld ist, dann ich." Traurig schmiegte er sich an sie. Nicht in der Lage auch nur irgendein Wort zu sagen. Ein Schatten legte sich über Ihre Augen, als sie drohend antwortete: „Lass mich!“ Sie wusste nicht warum sie es sagte. Sie war einfach zu durcheinander. Kein klarer Gedanke wollte mehr in ihren Kopf. „Du hast Recht, du hättest mich nicht alleine lassen dürfen. Du bist an allem Schuld!“ Dass ihre Worte unfair waren, begriff sie, aber die Wut und die Trauer überwältigten die junge Magierin. Sie hatte selbst gesagt, dass er gehen sollte. Er trug keine Schuld und doch war es so einfach alles auf ihn abzuschieben. Lexies Worte erschütterten Artus. Damit hatte er nicht gerechnet. Gut zum einem hatte sie ja recht, aber es auf so direktem Wege gesagt zu bekommen war schon sehr hart für ihn. Er wusste nicht, wie er reagieren sollte und stammelte nur: "Es tut mir so leid.... wenn ich doch nur...." „Halt dein dummes Maul! Das bringt sie auch nicht zurück“, knurrte Blaugraue und sah Artus mir irrem Blick an. In diesem Moment betrat Runa die Höhle und war sichtlich erschüttert. Sie ging auf Kaya zu und stupste sie zärtlich an. „Viel zu früh“, flüsterte sie traurig, dann sah sie wieder zu den beiden anderen Wölfen und wollte gerade etwas sagen, als die blaugraue Wölfin ihr dazwischen fuhr. „Komm jetzt nicht mit tut mir leid. Das will ich nicht hören. Dir sind wir doch alle egal.“ Runa schwieg. Langsam erwachte Artus aus seiner Trance. Dass seine Gefährtin Runa beschuldigte, ging nun doch etwas zu weit. Er begann zu sprechen: "Hör auf, Runa kann nun wirklich nichts dafür. Und überhaupt, DU warst die Jenige, die HIER bleiben wollte!" In Artus Stimme lag ein Hauch von Zorn. Die Blaugraue stand nun auf und zog drohend die Lefzen hoch: „Du hättest mich trächtig auf eine Reise ins Ungewisse mitgenommen. IST DAS BESSER?“ Sie zitterte vor Wut. Eigentlich wusste sie selbst nicht mehr was sie da tat. Der Schwarze war der Einzige, der immer zu ihr stand, und was machte sie mit ihm? Wegen ihr war er im Rudel geblieben. Sie konnte in diesem Moment nur sich selbst hassen. Ohne ein weiteres Wort ging sie an Artus vorbei und verließ die Höhle. Wohin wusste sie nicht, aber sie musste einfach raus. Weg von dem schrecklichen Ort, in dem die Leichen ihrer Welpen lagen. Runa starrte Lexie nach und wandte sich dann an Artus: „Gibt ihr Zeit. Es ist nicht leicht zu verkraften. Nicht für sie und nicht für dich.“ Der Rüde sah zu der Gelben: "Pass bitte auf sie auf. Gib ihr eine Höhle weit weg von hier und stell ihr einen starken Rüden zur Seite...." „Was hast du vor, Artus?“, meinte die Anführerin mit fragendem Blick. "Ich gehe! Ich muss den Mörder meiner Kinder finden!" „Ihr dummen Wölfe, mit eurer dummen Rache. Wann werdet ihr lernen, dass es die, die ihr verloren habt, nicht zurückbringt? Du wirst dich nicht besser fühlen, wenn du den Mörder deiner Welpen getötet hast. Im Gegenteil. Es wird dich auffressen. Natürlich werde ich tun, um was du mich gebeten hast. Ihr wird es hier gut gehen“, meinte die gelbe Wölfin. "Du verstehst das nicht, ich weiß genau, was es heißt jemanden zu verlieren. In meinem Leben habe ich schon viele sterben sehen, ob Familie, Freunde, oder Feinde. Es ist mir egal, welche Meinung du von mir hast oder was du denkst. Aber ich weiß, dass Wölfe, die wehrlose Welpen und Fähen töten, nicht zurückschrecken noch grausameres zu tun. Auch wenn das hier schon ziemlich grausam ist..." Er kehrte Runa den Rücken zu. "Lexie ist hier gut aufgehoben und sehen will sie mich sowieso nicht. Pass bitte auf sie auf, das ist alles um was ich dich bitte." Dann machte er sich auf dem Weg der fremden Spur zu folgen, die sich von seiner Höhle entfernte. „Du weißt nicht wovon du da sprichst“, rief Runa ihm hinter, doch wahrscheinlich hatte er diese Worte nicht einmal mehr gehört. „Lexie braucht dich doch jetzt mehr als jemals zuvor“, fügte die gelbe Wölfin noch leise hinzu, dann ging sie um die blaugraue Wölfin zu suchen. Rodhri rannte so schnell er konnte, als er den Ruf eines Wolfes hörte. Vermutlich wurde der Überfall gerade entdeckt. Er war sich darüber bewusst, dass diese Aktion ungeplant war und eigentlich gar nicht hätte stattfinden dürfen. Er wurde langsamer und hielt schließlich an. Er sah auf den Bach. Kristallklares Wasser. Genau das war er jetzt brauche. Er musste sich das Blut vom Fell waschen. Zum Glück war es nicht all zu viel. Als er damit fertig war, hielt er einen Moment inne. Er war zwar wieder auf der anderen Seite der Grenze, dennoch konnte es gut möglich sein, dass sie ihm folgten. Er musste schnellstmöglich zu seinen Leuten zurück. Die Sache aber würde er verschweigen. Nimrod streifte gerade um das Revier von Runas Rudel. Vor kurzem hatte er ein erschreckendes Heulen gehört, das ihm durch Mark und Bein gegangen war. Doch jetzt schien alles ruhig und er entschloss sich zurückzukehren. Er fand sie hatten jetzt lange genug gewartet. Die Zeit Lexie zu holen war gekommen. Länger wollte er nicht warten und er würde gleich mit Akira sprechen, um einen Zeitpunkt für den Angriff festzulegen. Von weiten sah Nimrod die Jägerin auf sich zu laufen, also legte er einen Zahn zu und kam knapp vor ihr zum Stehen. „Akira, gut das du hier bist. Ich wollte sowieso mit dir reden“, meinte der Graue. "Ich auch mit dir... aber ich glaube, es wird das gleiche Thema sein, also schieß los!" „Wir sollten endlich angreifen“, meinte der Jäger darauf. „Wir warten schon viel zu lange. Ich denke ein offener Angriff wäre zu riskant, also sollten wir versuchen uns ins Lager zu schleichen, Lexie zu packen und wieder zu verschwinden. Wir kennen jetzt die Abläufe im Rudel und es sollte möglich sein. Ich möchte ungern unsere jungen Jäger in einen Kampf schicken, der schwer zu gewinnen sein wird. Grenzrudel sind sehr gefährlich, auch wenn wir so viele sind. Was meinst du dazu?“ "Du hast Recht, es wird Zeit. Dieses Rudel ist das Einzige hier in der Nähe und es wird nicht leicht, aber Nimrod", Akira wirkte verwirrt, "hast du diesen entsetzlichen Schrei auch eben gehört...? Es hörte sich so... herzzerreißend an...." „War nicht zu überhören“, erwiderte der Graue. „Es muss uns nicht kümmern. Wer weiß, vielleicht ist es auch ein Vorteil für uns. Wir sollten das Rudel zusammentrommeln und uns bereit machen.“ Vielleicht klang es kalt, aber der graue Jäger wollte sich nicht für die Probleme der Wilden interessieren. Sie waren das was er jagte und Mitleid fand er nicht angebracht, auch wenn er sich selbst eingestehen musste, dass dieses Heulen ihn wirklich nah gegangen war. Akira hielt inne: "Du verstehst nicht, was ich meine..“, Akira sah ernst zu dem Rüden. "Dieses Rudel ist das Einzige wilde Rudel in der Gegend. Was ist, wenn sie sich gegenseitig abschlachten? Oder, wenn einer von Rodhris Leuten....? Ich traue ihnen alles zu. Du hast Recht, wir sollten sie alle sofort zusammenrufen." „Wenn sie sich gegenseitig abschlachten, dann wäre das nur gut für uns“, grinste Nimrod. Das Rhodri wirklich so dreist wäre und auf eigene Faust irgendetwas unternahm, konnte er sich nicht vorstellen. Er mochte den Wolf nicht, aber so weit ging sein Misstrauen nun auch nicht. Würde das rauskommen, dass er einen Wolf mit höherem Rang hinterging, würde er seine Karriere als Jäger sofort vergessen können. Nimrod hätte sogar das Recht ihn auf der Stelle zu töten. Keiner würde ihm einen Vorwurf machen. Der Graue ging stolz an der Jägerin vorbei und machte sich zum Lager der Jäger auf. Artus betrachtete die beiden Wölfe aus der Ferne, doch er war nah genug um ihr Gespräch mit anzuhören. Er kannte die Zwei nur allzu gut und was er da erfuhr beunruhigte ihn zutiefst. Zum Glück trug der Wind seinen Geruch weit hinfort. Er beobachtete wie sich der Rüde davon machte. Die Wölfin hielt noch kurz inne und sagte etwas zu dem Grauen, dann folgte sie ihm. Der Schwarze verstand nicht was, doch er machte sich unverzüglich auf dem Weg. Er musste es unbedingt Runa berichten. Zum Glück war er noch nicht so weit gelaufen und er kannte die Geheimgänge an der Grenze. Er würde bald wieder beim Rudel sein. Kapitel 14: Vorgewarnt ---------------------- Mit leeren Augen saß Lexie vor der Höhle und starrte in die Ferne. Runa hatte ihr einen anderen Bau gegeben, damit sie nie wieder an den Ort, an dem ihre Jungen gestorben waren, zurückkehren musste. Obwohl es warm war, fror die blaugraue Wölfin fürchterlich. Ihr Fell stand zerzaust von ihr weg und man sah ihr an, dass sie sich lange nicht mehr geputzt hatte. Noch immer klebte das Blut ihrer Welpen an ihrer Brust. Runa hatte versucht sie zu säubern, aber die junge Magierin war nur auf sie losgegangen und die gelbe Wölfin hatte es schließlich aufgeben und sie allein gelassen. Einige Meter entfernt, saß allerdings ein kräftiger Rüde, der die Abtrünnige bewachen sollte. Die Anführerin beendete gerade ihren Rundgang an den Reviergrenzen und kam auf den starken Wolf zu. „Und irgendeine Änderung?“, fragte sie ihn. „Sie sitzt nun schon seit Stunden so da und bewegt sich nicht von der Stelle. Was sollen wir nur tun?“ „Ihr Zeit lassen“, antwortete die Rudelführerin. „Etwas anderes kann man nicht tun, Kain.“ Der Rüde nickte nur: „Ich hoffe Artus erwischt diesen verdammten Welpenmörder.“ Die Gelbe seufzte darauf nur. Artus rannte schneller und schneller. Er hatte nur eines im Kopf, er musste Runa so schnell wie möglich finden. Plötzlich sah er einen Wolf aus ihrem Rudel. Eine junge Wölfin, ungefähr so alt wie Kaya. Er musste schlucken. Er blieb vor ihr stehen. Sie schien etwas verwirrt über seinen Auftritt zu sein. Mit traurigen Augen sah sie ihn an: "Herr Artus, ihr seid schon wieder zurück... habt ihr Kayas Mörder etwa schon gef...." "SCHWEIG", knurrte der Schwarze. Die junge Fähe schien erschrocken. "Wo ist Runa?" Sichtlich eingeschüchtert wies ihm die Wölfin den Weg zu der Anführerin. Er rannte sofort in die besagte Richtung los. Schon von weitem erkannte er schließlich Runa, doch sie war nicht allein. Lexie saß unmittelbar neben ihr. Es schnürte die Luft ab, aber er dachte nur an den Plan der Jäger. "RUNA!", brüllte er von weitem. Verwundert dreht sich die Gerufene zu dem Wolf um. „Du?“, fragte sie. „Hast du es dir doch noch einmal überlegt?“ Der gehetzte Gesichtsausdruck des schwarzen Rüden sagte ihr allerdings, dass irgendetwas passiert sein musste. Lexie bewegte nicht einmal den Kopf. Ihr Blick blieb starr und kalt. Auch wenn Artus nicht direkt zu seiner Gefährtin sah, so übersah er nicht ihre Teilnahmslosigkeit. Doch er blieb gefasst. "Runa, etwas Schreckliches wird passieren! Die Jäger, sie planen einen Angriff auf das Rudel! Scheinbar beobachten sie uns schon eine Weile...." „Das ist doch nicht möglich“, rief die Alphawölfin überrascht. Sofort drehte sie sich zu Kain: „Lauf und hole das Rudel zusammen, allerdings sollen die Wachen weiter auf ihren Posten bleiben, um die Reviergrenzen nicht zu gefährden. Schick einen anderen Rüden mit niedrigem Rang, der auf Lexie aufpassen soll.“ Kain drehte sich geschwind um und stürmte los. „Ich kann dir nur danken“, meinte Runa schließlich zum dem schwarzen Wolf. "Es ist meine Pflicht, dem Rudel alles mitzuteilen, aber trotzdem gern geschehen. Runa, ich hätte eine Bitte..." Er trat an die Gelbe heran und flüsterte in ihr Ohr: "Bitte bring sie weit weg, so tief wie nur möglich in das Revier. Ich glaube, sie wollen sie holen. Es sind die gleichen Jäger, wie damals. Ich will nicht, dass ihr etwas passiert." Er senkte den Kopf und sprach nun laut und kräftig: "Bitte gib mir meine Anweisung, damit ich helfen kann." „Ich werde mein Bestes versuchen, aber sie lässt niemanden an sich heran. Ob sie jemand dazu bewegen kann hier wegzugehen, weiß ich nicht“, flüsterte Runa besorgt zurück. „Nun, du willst uns wirklich helfen? Dann pass weiter auf Lexie auf, bis die Ablösung kommt. Dann solltest du zu mir und den anderen Kriegern kommen. Wir können jeden Wolf gebrauchen.“ Der Rüde nickte und sah wie die Rudelführerin verschwand. Er atmete tief durch dann setzte er sich circa zwei Meter neben Lexie hin. Wie sie starrte er nur gerade aus. Er war sehr traurig, aber er wusste nicht mit der Situation umzugehen. So saß er nur schweigend neben seiner Gefährtin. Akira, Nimrod und Rhodri standen vor der ganzen Truppe und hatten gerade ihre letzten Anweisungen geben. „Gut“, sagte Nimrod ernst. „Dann also los.“ Rhodri trennte sich mit seinen Leuten von der Gruppe. Er sollte von einer anderen Richtung aus angreifen und wirklich nur, wenn es nötig wurde. Die Anderen folgten Akira und Nimrod zu der Grenze. Kurz davor blieben sie stehen. Der graue Jäger sah der Jägerin in die Augen. „Viel Glück“, flüsterte er. Ihm war klar, dass sie vielleicht niemals zurückkehren würden. Das ganze Vorhaben war extrem gefährlich. Was das die letzte Gelegenheit Akira zu sagen, was er für sie empfand? Doch er konnte nicht. Er brachte es nicht über sich. "Danke, das werden wir gebrauchen...", Akira sah zu dem grauen Wolf. Wie gerne hätte sie sich noch kurz an ihn geschmiegt, nur um ihn zu zeigen, dass er nicht alleine war, doch sie tat es nicht. Nimrod empfand nicht mehr für sie als vielleicht Freundschaft und Akira wollte sich keine falschen Hoffnungen machen, auch wenn sie bereits hoffnungslos in ihn verliebt war. Leise überschritten sie nun die Grenzen, jeden Moment darauf gefasst einen Wilden zu treffen. Es war sehr ruhig, fast zu ruhig. "Glaubst du, dass sie etwas ahnen?", flüsterte die Graue ihrem Jagdpartner zu. „Wenn dann haben wir ein wirklich großes Problem. Möglichweise ist auch eine Rudelversammlung“, erwiderte er leise. Er sagte das mehr um sich selbst zu beruhigen. Hier schien tatsächlich etwas nicht zu stimmen. Vorsichtig schlichen sie weiter und erreichten die Höhle, in der sie Lexie vermuteten. „Ich gehe als Erster“, sagte der graue Jäger streng. Langsam und vorsichtig bewegte er sich auf den Bau zu. Als er ihn betrat, erwartete er jeden Moment einen Angriff, aber es geschah nichts. Die Höhle war leer. Und trotzdem konnte er riechen, dass hier etwas passiert sein musste. Es roch eindeutig nach Wolfsblut. Akira folgte dem Grauen leise. Auch sie roch, dass etwas nicht stimmte und dann sah sie es. In der Höhle lag ein toter Wolf so wie drei tote Welpen. Sie ging näher, doch bei dem toten Wolf handelte es sich zwar um eine Fähe, aber es war nicht um die Gesuchte. Sie betrachtete die Welpen. Große Trauer überkam sie. "Wer tut nur so etwas... unschuldige Welpen abschlachten? Glaubst du, dass es Lexies Welpen waren?" „Genauso gut könnten es die Welpen dieser toten Wölfin da sein?“, antwortete der Graue kalt. Nimrod verachtete Wölfe, die Welpen töteten. Wilde umzubringen war etwas anderes, aber Welpen waren nun mal neutral. Sie konnten nichts dafür, dass sie geboren wurden und mussten ihren Platz in der Welt erst einmal finden. „Suchen wir weiter“, befahl der Jäger. „Hier können wir nichts mehr erreichen.“ Mit diesen Worten trat er aus der Höhle und war froh wieder frische Luft, die nicht nach Tod roch, einzuatmen. Die Jägerin sah noch mal zu der Wölfin: "Nein, sie war nicht die Mutter, das kann man sehen, wenn man genau hinsieht...." Sie wandte sich aber wieder ab. Dieser Anblick war zu viel für sie. "In welche Richtung sollen wir nun weiter?", fragte sie erwartungsvoll. „Da lang“, meinte der Jäger. Es war immer noch auffällig ruhig. Ein plötzlicher Schatten in seinem Augenwinkel, ließ den Grauen aufschrecken. „Bis hier her und nicht weiter“, sagte Runa, die sich direkt vor die Gruppe stellte. „Hatte ich euch nicht gewarnt? Verschwindet von hier oder wir werden euch alle töten.“ Akira sah auf. Vor ihr stand die gelbe Wölfin: "Runa... du? Das ich nicht lache. Dieses Mal sind wir nicht alleine. Wir zerlegen dein kleines, putziges Rudel in lauter Einzelteile, oder sollen wir warten, bis ihr euch selbst getötet habt?" Die Graue musste an die Welpen denken und der Hass stieg in ihr auf. „Mit was wollt ihr das tun?“, knurrte die gelbe Wölfin. „Mit diesen Wölfen da? Das sind doch noch fast Welpen!“ Wie auf Kommando tauchten plötzlich die stärksten Krieger aus dem Grenzrudel hinter Runa auf und fletschten Zähne. „Und das nur wegen einer Abtrünnigen? Ich verstehe diesen Aufstand nicht. Der Orden sollte damit beschäftigt sein sich gegen den bevorstehenden Krieg zu wappnen. Oder wisst ihr etwas immer noch nichts davon? Und was du mit uns „selber töten“ meinst, weiß ich nicht, Akira. Die Einzigen die hier töten seid ihr. Sogar WELPEN habt ihr umgebracht, ihr verdammten, herzlosen Schweine.“ Runas Nackenfell stellte sich bei diesen Worten auf. Sie verachtete diese Jäger aufs Tiefste. "Was behauptest du da? Verdammte Lügnerin, glaubst du etwa wir machen so etwas? Nein! Welpen sicher nicht." Sie knurrte. Wie konnte Runa nur so etwas behaupten? „UND WARUM SOLLTEN WIR UNSERE EIGENEN WELPEN UMBRINGEN?“, schrie die Gelbe aufgebracht. „Und die arme Kaya habt ihr auch auf den Gewissen! Sie war noch so jung. Aber ich hätte wissen müssen, dass ihr Jäger so feige seid und nur Welpen und junge Wölfe umbringen könnt. Wir hätten keinen Grund die Welpen zu töten. Sie sind viel zu wertvoll für uns. Ihr seht doch nur zukünftige freie Magier in ihnen.“ Lexie saß immer noch stocksteif vor der Höhle. Auch wenn die Jäger noch weiter entfernt waren, konnte sie Runas Worte hören. Ohne Artus weiter anzusehen, stand die Blaugraue plötzlich auf und lief die Gruppe von Wölfen zu. Auch Artus hörte die Gelbe deutlich genug und er hätte weinen können. Er erschrak als seine Gefährtin plötzlich aufstand und in die Richtung lief, aus der die Stimmen kamen. "Bist du verrückt?!" Sofort setzte er ihr nach, sie durften die Wölfin, die er liebte, nicht bekommen. Die Blaugraue beachtete den Schwarzen nicht und setze ihren Weg fort. Die beiden Gruppen standen sich immer noch knurrend gegenüber und waren kurz davor aufeinander loszugehen, doch das konnte die junge Magierin nicht zulassen. Auch wenn ihre Beine zitterten und jeder Schritt sich schwer anfühlte, sie drängelte sich durch die Krieger von Runa und stellte sich vor die Anführerin. „Schluss damit!“, sagte die sie mit entschlossenem Ton, den sie sich selbst nicht einmal zugetraut hatte. Alle schienen einen Moment wie angewurzelt stehen zu bleiben und nicht zu wissen, was sie erwidern sollten, also fuhr die Wölfin fort: „Ihr habt gewonnen, Jäger. Ihr habt mir gezeigt, was mit Verrätern passiert und mir meine Jungen genommen. Ich gebe auf und gehe mit euch. Es sind schon so viele wegen mir gestorben, dass muss jetzt aufhören!“ Artus war geschockt. "Nein, nein, das darfst du nicht!" Entschlossen rannte er zu den Wölfen und stellte sich schützend vor seine Gefährtin. "Ehe ihr sie mitnehmt, müsst ihr schon an mir vorbeikommen!" Er wusste, dass es zwecklos und wohl auch sein Todesurteil war, denn er konnte es nicht mit allen aufnehmen, doch er erhoffte sich damit einen Zeitvorteil für Runa und das Rudel, damit sie Lexie fortbringen konnten. Kapitel 15: Getrennte Wege -------------------------- „DAS HAST DU NICHT ZU BESTIMMEN“, knurrte Lexie Artus an und schubste ihn weg. „Du bist gegangen. Du hättest mich hier alleine gelassen! Und jetzt bist du kein Teil dieses Rudels mehr.“ Mit irrem Blick starrte sie den schwarzen Wolf an. Dann beugte sie sich zu ihm vor und flüsterte ihrem Gefährten zu: „Verzeih mir, aber ich muss gehen. Stell dich mir nicht in den Weg. Es sind schon genug gestorben, ich kann diese Wölfe hier nicht wegen mir kämpfen lassen. Aber versprich mir eines…finde den Wolf, der unsere Welpen umgebracht hat und….töte ihn. Lass ihn so richtig leiden… Leb wohl.“ Damit dreht sich die Blaugraue weg und wendete sich an die Jäger: „Was ist? Seid ihr einverstanden? Ich widersetze mich nicht, wenn ihr ohne zu Kämpfen aus diesem Revier abzieht.“ Akira blickte zu Nimrod: "Was meinst du, sollen wir es lassen?" Dann flüsterte sie ihm zu: "Ich denke es wäre klüger. Wir haben ohnehin keine Chance. Sie haben Recht, wir haben fast nur Halbstarke dabei. Sie würden alle sterben." Plötzlich kam Rodhri aus dem Gebüsch. Seine Wölfe waren etwas kräftiger. "Ha, ihr habt sie also gefunden. Lasst sie uns in Stücke reißen!" Darauf erwiderte die Graue: "Sei still, wir haben sie zuerst gefunden, also werden WIR entscheiden!" Der braune Jäger schnaubte, sagte aber nichts, da er damit rechnete, dass Nimrod sie angreifen würde. Dieser überlegte angestrengt. Wie Akira gesagt hatte, wäre ein direkter Angriff ziemlich gefährlich. Es war schwer einzuschätzen, was für Magie Runas Wölfe beherrschten, aber dass sie stark waren, bezweifelte er nicht. Dann sah er Lexie in die Augen. Sie wirkten so leer und unbeteiligt. Er hatte so etwas schon oft gesehen und wusste, dass sie einen schweren Verlust erlitten haben musste. „Gut, Abtrünnige, wir verschonen das Rudel, wenn du mit uns kommst. Wir wollen nur dich. Die Anderen interessieren uns nicht“, meinte der Jäger schließlich, auch wenn er es Runa noch so gerne heimgezahlt hätte. Rhodri knurrte: "Pah, du verdammter Feigling!“ Doch er beugte sich dem Urteil, da Nimrods Truppe die Abtrünnige vorher gefangen hatten. Schade, dachte er sich, aber ich hatte meinen Spaß. Und es waren auch noch IHRE Welpen... So ein Pech.... „Überleg dir, wie du mit mir redest“, brummte der Grauen seinen Konkurrenten an. „Darüber reden wir noch. Unter vier Augen!“ Dann drehte er sich weg und meinte zu einigen seiner Gruppe: „Nehmt die Abtrünnige gefangen und führt sie aus dem Revier zu unserem momentanen Lager.“ Rodhri verzog nur sein Gesicht. Es war ihm im Moment egal. Er und seine Truppe folgten den anderen. Kurz sah er sich noch um und rief: "Das nächste Mal kommt ihr uns nicht so einfach davon." Artus hatte dies schon fast befürchtet, doch er wusste, wenn er nun kämpfen würde, starben nur Unschuldige. Aber er musste alles daran setzen sie zu befreien. Bevor sie die Blaugraue abführten rief er: "Lexie, ich liebe dich! Ich werden es nie zulassen, dass sie dir etwas antun!" „Ich liebe dich auch“, flüsterte die die Wölfin so leise, dass er es wahrscheinlich nicht hören konnte. Sie folgte den Jägern ohne ein weiteres Wort, aber sie sah den Schwarzen an und schüttelte nur den Kopf. Sie hoffte, dass er dieses Versprechen nicht einlösen würde. Der Tod wartete nun auf sie und sie war bereit. Doch vorher konnte sie den Orden noch einmal warnen. Auch ihre Mutter hatte das Ganze mitbekommen und mit Schrecken verfolgt, doch sie war klug genug gewesen, um sich nicht einzumischen. Der schwarze Rüde stand da wie gelähmt. Er war sich nicht sicher, ob seine Gefährtin ihm wirklich noch etwas zugeflüstert hatte oder nicht, aber wenn ja, so machte es ihn wenigstens etwas glücklicher. Erhaben wartete Nimrod bis alle Jäger gegangen waren und schloss sich ihnen als Letzter an. „Bist du jetzt stolz auf dich, Jäger?“, rief Runa ihm nach. „Erst tötet ihr ihre Welpen und jetzt wird sie auch noch vor dem Orden hingerichtet. Ihr verdammten Feiglinge!“ Der Graue erwiderte nichts, aber es machte ihn nachdenklich. Wer hatte diese Welpen nur getötet? Akira hörte Runas Worte. Es machte sie traurig, dann blickte sie auf Lexie. Sie tat ihr leid. Sie wartete auf ihren Jagdpartner, auch er schien etwas bedrückt. Gerne hätte sie ihn angestupst, aber sie ließ es. Runa setzte sich neben Artus: „Es tut mir so leid. Willst du sie wirklich da rausholen? Das ist reiner Selbstmord und das weißt du. Sie ist eine Heldin. So viele wären heute gestorben, wenn sie sich nicht geopfert hätte.“ "Das stimmt, aber ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll.....“ „Na ja, das Klügste wäre es natürlich einfach hier zu bleiben und gar nichts zu tun, aber ich weiß aus Erfahrung, damit wirst du für immer unglücklich sein. Du wirst dich immer fragen, was mit ihr geschehen ist, ob sie vielleicht nicht doch hätte gerettet werden können. Auch wenn es einer dieser Standardsprüche ist: Du musst deinem Herzen folgen. Ich wünschte, ich könnte dir helfen, aber mir sind die Pfoten gebunden. Diese Jäger anzugreifen würde viele meines Rudels töten und das kann ich nicht verantworten“, meinte die Gelbe. „Auch wenn ich diese Worte wohl bereuen werde: Du könntest auch den dunklen Wolf suchen und ihm um Hilfe bitten. Solange die Jäger unterwegs sind, können sie angegriffen werden.“ Artus sagte nichts. Er sah nur der Truppe nach: "Ich werden das Rudel verlassen, vielen Dank für alles Runa. Vielleicht sehen wir uns eines Tages wieder. Leb wohl." Ohne ein weiteres Wort ging er. Im Lager der Jäger schien Unruhe umzugehen. Einige Jungwölfe rauften untereinander, aber Nimrod sah keinen Grund dazwischen zu gehen. Stattdessen suchte er Rhodri. Als er den Jäger fand, ging er mit ausdrucksloser Miene auf ihn zu. „Komm mit“, befahl er dem Rüden. Der Braune knurrte: "Was willst du von mir?" „Wir haben noch was zu klären“, erwiderte der Graue gelassen. „Ich will nicht mit dir kämpfen, falls du das denkst. Ich bin kein Welpe mehr. Aber ich muss etwas mit dir besprechen.“ Er ging einfach weiter und verließ sich darauf, dass der andere Rüde ihm folgte. Dieser blickte dem Grauen missmutig hinterher. Langsam erhob er sich und ging ihm nach. Sie erreichten ein kleines Waldstück, in dem sie ungestört waren. Der Ältere blieb stehen und wartete bis der braue Jäger bei ihm ankam. „Sag mir, dass nicht einer deiner Truppe die Welpen umgebracht hat“, meinte der Graue ohne zu zögern. „Die Wilden hatten keinen Grund das zu tun, also bleiben nur noch die Jäger. Rhodri, ich weiß, dass du skrupellos bist, aber sag, dass du damit nichts zu tun hast.“ "Mann, du willst mir wohl mein Leben ruinieren. Erst nimmst du mir mein Mädel, dann unterstellst du mir auch noch so was. Du enttäuschst mich. Von so einem "großen" Jäger wie dir hätte ich so etwas nicht erwartet. Es wundert sowieso, dass dich das interessiert. Welpen hin oder her, es waren Wilde und wer immer das auch getan hatte, tja, der hat das Richtige getan. Und weißt du noch was? Ich lasse mir nichts gefallen und ich hasse es, wenn mir jemand was wegnimmt." „Akira und ich wir sind nicht…“, meinte Nimrod verunsichert. „Du bist selbst daran schuld, wenn du sie mit deiner komischen Art vertreibst. Du spielst dich auf als wärst du der beste Jäger der Welt. Solche Angeber mag eine Wölfin ihrer Klasse eben nicht. Und Welpen zu töten, egal von wem sie sind, ist einfach verabscheuungswürdig. Es ist traurig und feige. Kein anständiger Wolf macht so etwas. Und was willst du mir schon tun? Hä?“ Rodhri lachte. "Du weißt ja gar nichts über Akira. Wir waren vor langer Zeit einmal zusammen. Hätten wir uns damals nicht für die Jagd entschieden, wären wir wohl selbst schon Eltern. So etwas vergisst man nicht so leicht. Und glaub mir, sie mochte mich einmal sehr. Und was ich machen werde? Das wirst du schon sehen, wenn es soweit ist." Die Eifersucht flammte in Nimrod auf, aber er schluckte es einfach hinunter. Schließlich war das Vergangenheit und spielte jetzt keine Rolle mehr. „Dann kann man ja nur froh sein, dass ihr euch für die Jagd entschieden habt, sonst wäre Akira heute die unglücklichste Wölfin im ganzen Orden! Du kannst mir drohen so viel du willst. Das sind leere Worte, sonst nichts.“ "Ach, meinetwegen. Mh, Akira wäre sicher nicht unglücklich, immerhin wünscht sie sich nichts sehnlicher als eine Familie. Nur damals war der Wunsch noch nicht so stark. Aber was verstehst DU schon von Familie, du magst dich ja nicht mal selber. Du bist nur ein alter, verbitterter Wolf!" Der graue Jäger kannte das Gefühl sich eine Familie zu wünschen besser als sein Gegenüber glaubte. Als junger Wolf hatte er sich das immer gewünscht. Natürlich hatte er eine Familie gehabt, aber sich immer als Außenseiter gefühlt, weil er keine Magie beherrschte, wie seine Eltern und seine Geschwister. Irgendwann musste er diesen Wunsch wohl aufgegeben haben. Es tat ihm weh, was der braune Jäger zu ihm sagte, aber er war ein Meister darin seine Empfindungen zu verstecken. „Was weißt du schon über mich?“, knurrte der Graue kalt. „Immerhin habe ich noch so viel Gefühl in mir um zu wissen, dass es Unrecht ist Welpen zu töten.“ "Die Betonung liegt auf Welpen von Wilden. Wie viele Wilde hast du schon getötet? Genug, oder? Sie waren sie alle nicht auch einmal Welpen? Es macht keinen Unterschied, Töten bleibt Töten!" „Was aus diesen Welpen geworden wäre, kannst du nicht wissen. Wilde verstoßen gegen die Gesetze, aber diese Welpen waren noch unschuldig. Ein ausgewachsener Wolf kann für sich selbst entscheiden, was er aus sich machen will. Jedem sollte diese Chance gegeben werden“, erwiderte der graue Jäger grimmig. Diese Unterhaltung schien ihm langsam sinnlos. Rhodri würde nicht verstehen, was er eigentlich damit meinte. Der andere Jäger war einer von diesen skrupellosen Wölfen, die alles umbrachten, was sich ihnen in den Weg stellte. „Ich gehe jetzt zurück. Wir sollten sobald wie möglich aufbrechen und die Abtrünnige dorthin bringen, wo sie hingehört.“ "Wie du willst." Der Braune sah dem Grauen mit ausdrucksloser Miene hinterher. Akira schlich im Lager hin und her. Sie wusste nicht so recht, was sie eigentlich wollte. Ihr tat die Wölfin so sehr leid. Schließlich ging sie zu der Höhle, in der sie sie gefangen hielten. Zum Glück bewachte ein Wolf aus ihrer Gruppe den Eingang. "Lass mich zu ihr rein", der Wolf machte Platz und sie betrat die Höhle, in der sie Lexie gefangen hielten. Dort war dunkel und eng, aber die junge Magierin interessiere das nicht wirklich. Sie saß nur da und starrte ins Nichts. In ihrem Kopf schwirren die Gedanken und ergaben keinen Sinn. Was hatte sie nur getan? Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. Sie hoffte, dass der Orden ihr wenigstens einen gnädigen und schnellen Tod gewähren würde. Die Jägerin, die die Höhle betrat, bemerkte sie zwar, aber sie tat so als wäre niemand da. Vielleicht würde sie ja einfach wieder gehen und sie mit ihrem Schmerz alleine lassen. Akira ging vorsichtig in Lexies Richtung. Irgendwie wusste sie selber nicht, was sie eigentlich hier wollte. Sie sah die Wölfin eine Zeit lang an und sprach dann: "Wie geht es dir?" Die Blaugraue meinte in einem neutralen Ton: „Ich habe nicht mehr lange zu leben. Was glaubst du wie es mir geht? Ein komische Frage für eine Jägerin.“ "Du hast Recht, eine ungewöhnliche Frage. Ich verstehe nicht, was der Orden nur von dir will, dass er uns in solche Gefahr bringt. Du dumme Wölfin, warum bist du nicht einfach weit bis hinter die Grenzen verschwunden?" Die Graue wusste nicht, was mit ihr los war, doch die Sache mit den Welpen hatte sie sehr berührt. „Ihr wärt mir doch überall hingefolgt, oder nicht? Sag mir eines: Wie konntet ihr meinen Kleinen das nur antun? Sie konnten doch für all das nichts…..“ Sie brachte die letzten Worte kaum heraus. Die Jägerin sah zu Boden. Lexie hatte Recht, sie wären ihr wohl überall hingefolgt. "Weißt du, das waren wir nicht... auch wenn wir Wilde verfolgen", Akira zuckte zusammen, als sie das Wort Wilde benutzte, "Welpen lassen wir in Ruhe. Ich schwöre, es war keiner von uns..." Plötzlich war sie wie vom Blitz getroffen. Oder waren es doch Rhodris Leute gewesen? „Den Gestank eines Jägers erkenne ich. Ich weiß, dass es einer von euch war. Belüg mich nicht“, flüstere die Blaugraue. „Vielleicht spielt es nicht wirklich eine Rolle. Bald ist es vorbei. Bald bin ich wieder bei ihnen.“ "Ich sagte es war keiner von uns, doch wir sind zwei Gruppen, denen würde ich es auch zutrauen. Doch wer weiß, ob du wirklich sterben wirst." „Warum sollten sie mich sonst zurückhaben wollen? Ich habe sie verraten und dafür muss ich nun den Preis zahlen. Vielleicht tun sie mir sogar einen Gefallen damit. Für immer im Orden gefangen zu sein und mich zu erinnern, was Freiheit bedeutet, dass kann ich mir nicht vorstellen.“ "Ich weiß es auch nicht, doch für gewöhnlich werden Abtrünnige tot zurückgebracht. Du bist wohl etwas besonderes, he?“ „Nicht das ich wüsste. Wenn sie mich vor Allen töten, dann wird das eine abschreckende Wirkung haben. Es ist eben Pech, dass es gerade mich erwischt.“ "Mh, das glaube ich nicht. Der Orden kennt da schon andere Maßnahmen. Du bist ja Magierin? Die Magier sind anders als wir Jäger, bei denen gibt es genug Geheimnisse. Aber es steht mir nicht zu darüber zu urteilen." Akira sah zum Eingang der Höhle. Draußen regte sich etwas. "Ich muss jetzt wieder gehen." Sie drehte sich um und verschwand aus der Höhle. Die blaugraue Wölfin blieb mir ihren Gedanken allein zurück. Sie fand die Begegnung mit der Jägerin mehr als seltsam. Eigentlich hätte sie Akira hassen müssen, aber sie konnte es nicht. Sie hatte nicht wirklich feindselig geklungen. Fast so als hätte sie Mitleid. Lag wohl daran, dass sie einen Wölfin war und den Schmerz des Welpenverlustes wenigstens ein wenig nachfühlen konnte. Kapitel 16: Mitgefühl einer Jägerin ----------------------------------- Nimrod hatte der Gruppe schon berichtet, dass sie heute aufbrechen würden und die Wölfe machten sich bereit. Endlich fand er auch seine Jagdpartnerin. „Wir wollen gleich los“, sagte er als er sie erreichte. „Bloß weg hier bevor sich die Wilden es doch noch einmal anders überlegen.“ Akira ging schweigend an ihm vorbei. Ihr Blick war traurig und leer. Sie fand es seltsam, hatte sie doch schon so viele Wilde zu Strecke gebracht. „Hey, was ist los?“, fragte der Graue und versuchte dabei freundlich zu klingen. "Ach nichts Besonderes...." Der Rüde legte die Ohren an. Er sah genau, dass etwas nicht in Ordnung war, aber wusste nicht so recht, was tun sollte. „Nun, wenn dich etwas bedrückt, dann kannst du es mir gerne sagen.“ Er wusste, dass das aus seinem Mund irgendwie komisch klang. "Ach weißt du... mir tut nur Lexie so leid. Wie grausam muss es wohl für eine Mutter sein, erst ihre Welpen zu verlieren und sich dann noch zu opfern, ihren Gefährten und das Rudel im Stich zu lassen und das alles nur, weil sie eine andere Meinung hat?" „Ja, ich verstehe was du meinst. Das ist hart, aber du darfst dich da nicht zu sehr hineinsteigern. Wir tun auch nur unsere Pflicht“, erwiderte der Graue. „Wir sollten sie auf unserer Reise wenigstens mit Respekt behandeln, dann wird sie nicht zu sehr leiden, okay?“ Es war der einzige Vorschlag, den er machen konnte. Alles andere lag nun nicht mehr in seiner Pfote. "Wie du meinst, ich bin froh, wenn ich wieder zurück bin. Vielleicht sollte ich das Jagen aufgeben, das hätte ich wohl schon vor Jahren machen sollen." „Da würde der Orden aber einen großen Verlust machen. Ich kenne keine bessere Jägerin als dich“, antworte der Rüde besorgt. Sie jetzt nicht mehr an seiner Seite zu haben, konnte er sich nicht vorstellen. Sie hatte ihm etwas zurückgeben, was er schon lange verloren geglaubt hatte: Die Liebe. Durch Akira fühlte er sich wieder lebendig. Er brauchte sie, auch wenn er sich das schwer eingestehen konnte. "Nein, würde er nicht. Du weißt, was mit Jägern passiert, die aufhören zu Jagen? Sie sorgen für Nachwuchs, damit der Orden weiterlebt... Aber egal, ich danke dir, ich muss das Ganze wohl noch verarbeiten. Lass uns gehen." Nimrod schaute ihr nachdenklich hinterher und seufzte. Er hatte ein komisches Gefühl im Magen. Irgendwie schien nichts so zu laufen, wie er sich wünschte. Würde er sich bloß nicht immer wie ein Trottel anstellen und Akira endlich zeigen, was er für sie empfand. Sie konnte ja aufhören und Junge haben, aber es sollten seine sein. Doch wollte sie das denn auch? Ihn verließ der Mut. Er war nicht der Wolf, den man sich als Gefährten haben wollte. Doch musste er es nicht wenigstens versuchen? Er nahm sich das fest vor, aber war selbst nicht überzeugt, dass er das durchziehen würde. Akira ging langsam voran. Die Sonne ging gerade unter und es war ein schöner Tag gewesen. Zumindest wenn man es aus Sicht des Wetters betrachtete. Sie sah in den Himmel hinauf und wusste nicht mehr weiter. Was war nur los mit ihr? Dann setzte sich langsam der Trupp in Bewegung, auf in Richtung des Ordens. Lexie lief mit gesenktem Kopf zwischen einer Gruppe Jägern, die auf sie aufpassen sollten. Sie fühlte sich so kraftlos. Auch wenn sie noch nicht lange unterwegs waren, konnte sie fühlen, wie der Orden immer näher kam und ein krampfendes Gefühl machte sich in ihrem Magen breit. Manchmal wagte sie einen Blick nach hinten, in der stillen Hoffnung Artus würde ihnen folgen und sie retten. Natürlich war das nur ein dummer Gedanke, ein Streich, den ihre Gefühle ihr spielten. Sie wusste, dass er nur sein Leben opfern würde und das wollte sie nicht. Dann sah die Blaugraue die Jägerin, mit der sie sich in der Höhle unterhalten hatte. Sie lief ganz in ihrer Nähe. „Werden wir heute noch sehr weit laufen?“, fragte sie die Graue. "Ja... doch wenn wir weit genug von der Grenze entfernt sind, werden wir uns ausruhen. Irgendwann in der Nacht und am nächsten Morgen geht es dann wieder weiter!" „Ich verstehe“, meinte die junge Magierin. Sie wusste, dass sie Mühe haben würde diesen weiten Weg zu schaffen, aber sie musste die Zähne zusammenbeißen und durchhalten. „Du bist wirklich eine komische Jägerin, weißt du das? Ich habe mir Jägerinnen immer kalt und grausam vorgestellt, aber so bist du nicht. Was bringt jemanden wie dich dazu Wilde zu töten? Verzeih mir, ich trete dir mit dieser Frage sicher zu nah. Du musst darauf nicht antworten.“ Akira sagte eine Weile nichts, doch dann meinte sie: "Schon okay, du hast ja irgendwie recht. Weißt du, wenn man so aufwächst, dann kennt man das nicht anders. Ich mache nur meine Arbeit, auch wenn sich das seltsam anhört." „Ihr bringt so viel Leid und merkt es nicht einmal“, flüsterte die Blaugraue vor sich hin. Dann schwieg sie. Es gab nichts mehr zu sagen. Sie brauchte ihre Kraft um den Marsch zu überstehen. Schließlich hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen oder gefressen. Als sie herab auf ihre Pfoten sah, entdeckte sie, dass noch immer das Blut ihrer Welpen daran klebte und ihr wurde ganz schlecht. So wirklich verstanden, was da heute passiert war, hatte sie noch nicht. Ihr Verstand sagte ihr, was geschehen war, aber alles andere in ihr stritt es ab. So etwas brauchte Zeit. Zeit, die sie nicht haben würde, außer der Orden würde sie am Leben lassen und sich eine noch schlimmere Strafe als den Tod für sie ausdenken. Davor hatte sie noch viel mehr Angst, als vor dem Sterben. Was Artus jetzt wohl tat? Es tat ihr so weh an ihn zu denken. Sie hatte ihm wehgetan. Traurig lief sie weiter. Artus lief immer weiter und weiter in das Gebiet der freien Magier. Er hatte einen Plan: Er musste den dunklen Wolf finden! Ungefähr wusste er, wo er suchen musste, doch würde ihn der dunkle Wolf anhören? Es war seine einzige Chance Lexie zu retten, würde es nicht klappen, wäre es wohl bald zu spät.... Währenddessen war die Gruppe der Jäger weit vorangekommen. Akira ging zu Nimrod. Es war schon spät in der Nacht: "Sollten wir nicht besser eine Pause machen? Wir sind schon lange genug herumgelaufen." Müde blickte sie in seine Augen. „Ja, du hast Recht“, meinte der graue Wolf. „Da vorne ist eine Höhle. Dort machen wir Rast. Wir sollten etwas schlafen und jagen.“ Lexie stellte die Ohren auf, als sie das hörte. Sie schleppte sich nur noch so vor sich hin und war mehr als erleichtert. Ihre Beine schmerzten fürchterlich und sie wollte sich nur noch ausruhen. Die graue Jägerin ging nun zu der Gefangenen: "Ganz in der Nähe ist ein Fluss, wenn du willst, dann kannst du dich dort waschen." Sie meidete den direkten Augenkontakt mit der Abtrünnigen. "Ansonsten folge mir zu der Höhle, in der du heute schlafen wirst." „Wieso soll ich wohl für meine Hinrichtung gut aussehen? Frisch gewaschen stirbt es sich besser, oder was?“, meinte Lexie mit einer Bitterkeit in ihrer Stimme, die sie selbst überraschte. Was war nur aus ihr geworden? Einst hatte sie soviel Liebe in sich gehabt und nun gab es da nur noch diese Leere. „Also auf zum Fluss“, ergänzte die Blaugraue noch und ging Akira hinterher. Sie musste sich das Blut ihre Welpen nun endlich vom Pelz waschen. Es machte alles nur noch schwerer für sie, wenn sie es dauernd an ihren Pfoten sah. Akira konnte es zwar verstehen, war aber dennoch sauer, weil sie es nur gut gemeint hatten. Da sie aber keinen Streit wollte, sagte sie nichts. Sie ging mit der Wölfin zum Fluss. Dort angekommen meinte: "Da drüben ist es gut." Sie deutete zu einer Stelle am Fluss, die eher seicht und ruhig war und einen guten Einstieg bot. Einen Moment schoss Lexie die Idee durch den Kopf einfach in den Fluss zu springen und zu hoffen dass die Strömung so stark war, dass sie mitgerissen wurde und so fliehen konnte. Natürlich war das lächerlich. So eine starke Strömung hatte der Fluss sicherlich nicht und wahrscheinlich würde sie dann sogar zu ertrinken. Langsam trat sie mit den Pfoten in das Wasser und sah wie das vertrocknete Blut sich langsam von ihrem Fell löste. Das Letzte was von ihnen noch übrig ist, geht noch auch noch dahin, dachte sie traurig und ging weiter, um auch den Rest wegzuwaschen. Diese Wut, die in ihr aufstieg, machte Lexie Angst. Sie hatte noch nie so viel Hass empfunden. Am liebsten wollte sie die Jäger alle tot sehen. Sie drehte sich zu Akira um. Zumindest sie könnte sie auslöschen. Ein Jäger weniger, war doch ein Anfang. Dann schüttelte sie erschrocken den Kopf. Das passte nicht zu ihr. Sie war keine Mörderin. Außerdem konnte Akira nichts dafür. Es tat nur so weh. Sie trank eilig noch etwas Wasser, weil der Durst sie schon lange quälte, dann kehrte sie zu der grauen Jägerin zurück. Sie versuchte stolz und unberührt zu wirken, aber es klappte nicht so ganz. Die Jägerin wartete am Ufer. Schließlich führte sie die Wölfin zu der Höhle. Es waren schon Wachen davor platziert. Schließlich sagte sie: "So, hier bleibst du bis morgen“, und deutete mit dem Kopf zur Höhle. „Wie du befiehlst“, erwiderte Lexie im sarkastischen Ton und ging auf die Höhle zu. Die Wächter davor waren große und kräftige Rüden, die ihr ernst entgegen blickten. Ohne sie wirklich anzusehen, schlüpfte die Blaugraue in den Bau. Ihre Beine zitterten vor Erschöpfung, als sie sich langsam in einer Ecke niederließ und sich zusammenrollte. Sie war froh so müde zu sein, weil sie einfach die Augen schließen konnte und sofort einschlief. Artus kam immer tiefer und tiefer in das Revier der freien Magier. Weit hatte er die Grenze bereits hinter sich gelassen. Er wusste nicht, was ihn dort erwartete, doch eines kam ihm seltsam vor: Auf seiner Reise war ihm kein einziger Wolf begegnet. Plötzlich schien es, als würde er den Geruch eines Wolfes wahrnehmen.... Kapitel 17: Dunkle Verschwörung ------------------------------- Eine kleine Gruppe Wölfe streifte durch das Revier des dunklen Rudels. Sie überprüften die Grenzen und setzten Duftmarken, um andere Wölfe fernzuhalten. Eigentlich war das nicht unbedingt nötig, da sowieso alle angrenzenden Rudel dem dunklen Wolf dienten, aber es gab immer wieder irgendwelche Spinner, die glaubten, sie könnten den dunklen Wolf und seine Anhänger aufhalten. An der Spitze lief ein sehr kleiner, schwarzer Rüde, der nicht sehr stark wirkte, aber der Schein konnte trügen. Er beherrschte außergewöhnlich mächtige Magie und gehörte zu den engsten Vertrauten des Alpharüden. Plötzlich blieb er stehen und starrte wie angewurzelt auf einen weit entfernten Punkt. Er konnte weder etwas riechen, sehen oder hören, aber er spürte Magie. „Da kommt jemand“, knurrte er zu seinen Untergebenen. „Ich schaue mir das alleine an. Steckt weiter die Grenze ab und trefft mich dann bei der alten Weide.“ Die Wölfe taten, was er sagte. Der kleine, schwarze Wolf, dessen Name Chitan war, lief weiter in die Richtung des Unbekannten. Schnell kam er näher und erblickte den schwarzen Wolf, der sich ihm näherte. Sofort flitze er auf den Anderen zu und stellte sich drohend vor ihm auf. „Was hast du hier zu suchen?“, fragte er knurrend. Artus hatte sich also nicht getäuscht. Wie aus dem nichts stand plötzlich ein Wolf vor ihm. Dieser war zwar kleiner als er, aber er spürte, dass man mit ihm nicht spaßen sollte. Außerdem musste man so tief im Revier der freien Magier immer mit Überraschungen rechnen. „Es tut mir leid, wenn ich einfach so in euer Revier eindringe", versuchte er zu beschwichtigen, „aber ich suche den höchsten und stärksten aller freien Magier, den dunklen Wolf." Chitan lachte laut auf: „Und du glaubst das geht so einfach? Er empfängt nicht jeden dahergelaufenen Wolf.“ "Das habe ich mir gedacht, aber ich habe ein Anliegen. Ich brauche seine Hilfe." „Für was hältst du ihn? Er tut nichts ohne auch etwas dafür zu bekommen. Und was könntest du ihm schon anbieten?“ „Mache einen Vorschlag!", forderte ihn Artus heraus. „Das ist nicht meine Aufgabe“, meinte Chitan genervt. „Alleine unser Herrscher entscheidet darüber. Aber ich will mal nicht so sein. Ich bringe dich zu unserem Rudel und der dunkle Wolf wird selbst entscheiden, ob er dich sehen will oder nicht.“ Ohne ein weiteres Wort setzte sich der kleine Wolf in Bewegung. Unaufgefordert folgte er dem Kleineren. Er wusste nicht, was genau ihn erwartete, doch er ahnte, dass sein Vorhaben mehr als gewagt war. Chitan führte ihn immer weiter ins Revier hinein. Er steuerte genau auf eine kleine Gruppe Felsen zu, bei denen sich das Rudel gewöhnlich aufhielt. Die Steine boten viel Schutz und Verstecke, falls sie einmal angegriffen werden sollten. Dort angekommen wurde er langsamer. Einige der Wölfinnen sahen neugierig auf den unbekannten Wolf, wagten es aber es aber nicht näher zu kommen. „Unser Rudel besteht hauptsächlich aus Wölfen mit dunklem Fell. Der dunkle Wolf will es so. Wir sollen unserem Namen gerecht werden, verstehst du? Natürlich gibt es auch Ausnahmen“, erklärte der kleine, schwarze Wolf. Wie als hätte sie es gehört, bog eine schneeweiße Wölfin um die Ecke. „Oh Chitan, wen hast du denn da mitgebracht?“, fragte sie sanft. Auch wenn sie den kleinen Wolf angesprochen hatte, blickte sie auffordernd Artus an, als wollte sie sagen, dass er sich gefälligst selbst vorstellten sollte. Dieser sah auf die weiße Wölfin. Sie war der pure Kontrast zu den dunkelfelligen Wölfen. Eigentlich passte er durch sein schwarzes Fell äußerlich gut zu ihnen. Die Weiße riss ihn aus seinen Gedanken, da er nicht wusste, welchen Status sie genau besaß, schien es ihm klüger auf ihre Herausforderung einzugehen. „Mein Name ist Artus. Ich bin freier Magier, ich komme aus dem Gebiet der Grenze, weit weg von hier.“ Die Weiße kicherte: „Mein Name ist Alana. Schön dich kennen zu lernen. Du willst sicher zu meinem Vater, nicht wahr?“ Sie kam etwas näher und schnupperte neugierig an ihm. Dann lächelte sie ihm zu. „Ich hoffe du hast einen guten Grund. Er kann sehr unangenehm werden, wenn jemand seine Zeit verschwendet.“ Artus schluckte. Er hatte es geahnt. Sie war keine gewöhnliche Wölfin. Steif stand er vor ihr: "Ja, ich will zu deinem Vater. Mein Grund ist gut genug, aus meiner Sicht, doch bitte erlaube mir ihm mein Anliegen vorzubringen." Er bemühte sich so gut es ging Fassung zu bewahren. Keiner von ihnen sollte merken, wie aufgeregt er war. „Wie könnte ich einem so hübschen Kerl, so eine Bitte auch abschlagen“, meinte sie freundlich. „Ich werde mal zu ihm gehen und mit ihm reden.“ Sie drehte sich um und ging zur einer der Höhlen. „Sie scheint dich zu mögen“, meinte Chitan. „Du solltest dich geehrt fühlen. Jeder Rüde im Rudel hat Interesse an ihr, doch sie lässt jeden eiskalt abblitzen. Damit hast du wohl schon mal einen Pluspunkt beim dunklen Wolf.“ "Mh, mag sein." Der Schwarze war in Gedanken. Was nütze ihn wohl so ein Pluspunkt, wenn der dunkle Wolf erfahren würde, warum er zu ihm gekommen war? Auch wenn seine Tochter hübsch war, er liebte Lexie und er hatte keine Lust sie, oder den dunklen Wolf zu hintergehen. Alana kam nach einer Weile wieder. „Er wird dich anhören“, sagte sie ernst. Dann deutete sie an, dass er ihr folgen sollte. Dieser schluckte. Nun war es also so weit. Er hoffte, dass der dunkle Wolf ihm helfen würde, doch er konnte es einfach nicht einschätzen, wie er wirklich war. Vielleicht war er ja gar nicht so böse, wie alle immer sagten? Vielleicht verfolgte er doch noch gute Gründe. Artus zitterte, doch er ließ sich nichts anmerken. Schon gar nicht in der Anwesenheit der Tochter. Die Höhle, in der der dunkle Wolf wohnte, war groß und beeindruckend. Die Wände funkelten, da Edelsteine aus ihnen ragten. Eine Höhle, wie sie einem König, für den sich der finstere Rüde hielt, würdig war. Der dunkle Wolf lag ausgestreckt auf einem Felsen und nagte an einem Knochen, als Alana und Artus seinen Palast betraten. Mit kaltem Blick fixierte er den schwarzen Wolf. „Vater, dass ist Artus“, meinte Alana und senkte den Kopf. „Hinaus mit dir, Tochter“, knurrte der dunkle Wolf und die Angesprochene gehorchte sofort. Der riesige Rüde schnupperte in die Luft. „Rieche ich da den Gestank von Runas Rudel?“, fragte er finster. Artus erschrak. Er war doch schon so lange weg von Runa und dem Rudel, wie konnte, er das nur noch riechen? Dennoch blieb er gelassen gegenüber dem Wolf und sah ihn sich genauer an. Verblüfft war er über das weiße Fell seines Gegenübers. War nicht einmal schwarz gewesen? Dann antwortete er: "Ja, ihr habt Recht, ich und meine Gefährtin haben vorübergehend Zuflucht in diesem Rudel gesucht. Doch auch wenn es sich gut um uns gekümmert hat, so hat es nur Unheil über uns gebracht. Das ist auch der Grund, warum ich Euch aufsuche. Jäger haben uns überfallen, unsere Jungen getötet und meine Gefährtin mitgenommen." Er schaute kurz weg, er musste die Trauer um Lexie, die nur allzu groß war, verbergen, zumindest in seiner Gegenwart. "Ich schwor diesem verdammten Pack Rache, allerdings schaffe ich es nicht alleine und brauche Eure Hilfe. Ich weiß, es ist töricht zu verlangen, dass Ihr Eure Leute in den Kampf schickt, doch ich würde alles dafür machen und meine Gefährtin ist zudem eine sehr begabte Heilerin." Er hielt kurz inne, dann fuhr er fort: "Und nun wisst Ihr, warum ich Euch aufgesucht habe." „Die Frage ist, wenn ich dir helfe, was bekomme ich dann von dir?“, knurrte der dunkle Wolf. Er stieg vom Felsen und umkreiste Artus prüfend. „Wir haben uns schon einmal gesehen. Beim Tempel, nicht wahr? Auch wenn mein Fell heute eine andere Farbe hat, ich bin immer noch der Selbe und erinnere mich noch genau an dich und deine Gefährtin. Es gäbe da schon etwas, was du mir geben könntest, aber bist du tatsächlich bereit diesen Preis zu bezahlen? Schließe dich meinem Rudel an und sei mir treu ergeben. Bedenke, dass man aus meinem Rudel niemals aussteigen kann, es sei denn man ist tot. Allerdings es das nicht alles: Hilf mir Runas Rudel zu stürzen und ich werde versuchen deine Gefährtin zu retten. Sollte mir es aber nicht gelingen sie zu befreien, dann wirst du trotzdem zu deinem Versprechen stehen müssen, hörst du? Du wirst mir gehören. Ich werde für immer dein Herr sein.“ Artus stand starr vor dem dunklen Wolf. Er hatte damit gerechnet, dass er so etwas Ähnliches von ihm verlangen würde, dennoch machte ihm die Bestimmtheit große Angst. Was war wenn Lexie schon lange tot war? Dann wäre alles umsonst, aber es war noch alles offen, womöglich lebte sie noch. Der Schwarze war vor eine schwierige Entscheidung gestellt. Was war ihm wichtiger? Die Liebe zu Lexie oder seine Freiheit? Und was war mit Runa? Sie hatte vieles für ihn und seine Gefährtin getan, konnte er sie einfach so hintergehen? Aber auf kurz oder lange hätte das dunkle Rudel auch Runas Rudel angegriffen. Womöglich hätten sie diesen Angriff nicht überlebt. Er wusste, dass er sich entscheiden musste, dann antwortete er: "Abgemacht!" „Du hast dich schnell entschieden, Artus. Was für eine Fessel die Liebe doch ist, nicht wahr? Ein Grund warum ich niemals zulasse, dass ich jemanden liebe. Ich schicke sofort einige meiner Wölfe los, um deine Gefährtin zu befreien. Die Jäger sind wahrscheinlich noch unterwegs und ich habe viele schnelle Läufer in meinem Rudel. Du wirst verstehen, dass sie nicht in den Orden selbst eindringen können. Das wäre ihr sicherer Tod. Nur auf dem Weg zum Orden können wir diese dreckigen Jäger abfangen und in Stücke reißen. Und das wird ihnen ein Vergnügen sein. Allerdings kann ich dich nicht mitschicken. Du musst mir in dieser Sache einfach vertrauen. Ich brauche dich beim meinem Schlag gegen Runa. Wenn ich ihr Rudel meiner Armee hinzugefügt habe, dann werden wir endlich genug sein, um den Orden anzugreifen und ihn zu vernichten.“ Auch wenn Artus gerne dabei gewesen wäre, so beugte er sich dem Willen seines neuen Alphawolfes. Er war klug genug, dass er wusste, dass die schöne Zeit nun vorüber war. Doch vielleicht war der dunkle Wolf nicht so böse, er wollte den Orden vernichten? Was war daran schlecht? Der Orden brachte nur Unheil über ihn, er tötete sein Rudel, seine Jungen und raubte ihm zu Schluss noch seine geliebte Lexie. "Ich vertraue Euch und warte darauf, dass Ihr mir Eure Befehle gebt." Er verbeugte sich vor dem dunklen Wolf und zeigte ihm somit den Respekt und die Demut, die er ihm gegenüber empfand. Stolz ging der Anführer wieder auf seinen Felsen und starrte mit festem Blick auf den Wolf vor sich: „Morgen brechen wir zu Runas Revier auf. Gehe nun, ich muss mich darum kümmern die richtigen Wölfe nach den Jägern zu schicken, damit sie deine Gefährtin befreien können. Alana wird vor der Höhle auf dich warten und dir zeigen, wo du heute Nacht schlafen kannst.“ Der Schwarze gehorchte und machte sich auf in Richtung Ausgang um die weiße Wölfin zu suchen. Als er die Höhle verlassen hatte, war der dunkle Wolf alleine. Plötzlich hörte er aber eine Stimme: "Glaubst du wirklich, dass wir ihm vertrauen können, Vater? Das ist viel zu gefährlich." Ein großer, junger Wolf stand vor dem Dunklen, etwa ihn Alanas Alter, und sah ihn mit funkelnden Augen an. „Mein Sohn, du musst wirklich noch viel lernen. Ich vertraue ihm kein Bisschen“, antworte der Alphawolf mit fiesem Grinsen. „Und ich habe nicht vor seine Gefährtin zu retten, weil es einfach ein zu großes Risiko wäre, aber er soll denken, ich würde es tun. Schicke ein paar schwache Wölfe los, die sich an die Jäger hängen sollen. Allerdings dürfen sie nicht angreifen. Die starken Wölfe brauche ich im Kampf gegen Runas Rudel. Du wirst sehen ohne seine Gefährtin wird dieser Artus eines Tages einer meiner treusten Anhänger werden. Wenn er nichts mehr hat, außer seiner Wut, dann kann ich seine Kräfte ganz für mich alleine nutzen.“ Der Sohn des dunklen Wolfes grinste: "Ja, du hast Recht.... Hass und Wut sind doch was Schönes." Artus ging langsam aus der Höhle. Er hatte kein besonders gutes Gefühl bei der Sache. Konnte der dem dunklen Wolf wirklich trauen? Das ging viel zu leicht. Doch er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Alana vor ihm stand. „Wie ich sehe, warst du erfolgreich“, meinte die Weiße wedelnd. „In jedem anderen Fall würdest du sicher nicht mehr vor mir stehen. Aber ehrlich gesagt, habe ich euer Gespräch belauscht. Das mit deiner Gefährtin tut mir wirklich leid. Komm ich zeige dir wo du heute Nacht bleiben kannst. Außerdem willst du sicher etwas fressen. Das Rudel hat er vor kurzem einen Hirsch erlegt. Davon kannst du etwas haben.“ Der Schwarze war dankbar über das angebotene Fleisch und folgte der Wölfin. Er war sehr erschöpft von der weiten Reise und froh sich nun etwas auszuruhen, auch wenn er ein seltsames Gefühl hatte, was den dunklen Wolf anbelangte. Alana zeigte ihm die Futterstelle und ließ ihn fressen. Dann führte sie ihn zu einer der vielen, freistehenden Höhlen. „Wir brechen morgen kurz nach Sonnenaufgang auf. Ich werde auch mitkommen“, sagte sie mit sanfter Stimme. „Schlaf gut.“ "Danke" Artus sah der hübschen Wölfin nach wie sie verschwand. Er war sehr müde und im gleichen Moment viel ihm auch schon wieder Lexie ein, das machte ihn traurig. So beschloss er, dass es wohl das Beste wäre, sich hinzulegen. Er fiel in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Kapitel 18: Zurück im Orden --------------------------- Dicke Wolken bedeckten am nächsten Morgen den Himmel und ließen keinen Sonnenstrahl hindurch. Es kündigte sich Regen an, aber Alanas Laune konnte das nicht trüben. Sie sah mit einem Lächeln zu ihrem Vater, dann tat sie, was er gesagt hatte und ging zum Bau, in dem Artus übernachtet hatte. Es war dunkel in der Höhle und die weiße Wölfin konnte nicht erkennen, ob sich jemand darin befand. „Artus?“, rief sie hinein, blieb aber vor dem Eingang stehen. Der Schwarze hörte die Stimme der Weißen. Seine Gedanken waren nun klarer und er hatte sich wieder gesammelt und nachgedacht. Was war wenn er dem dunklen Wolf nicht trauen konnte? Er war sich nicht so sicher, deshalb beschloss er künftig besser auf der Hut zu sein. Endlich antwortete er und trat aus der Höhle heraus: "Guten Morgen, Alana." „Guten Morgen“, meinte die Wölfin freudig. „Mein Vater und die anderen warten schon auf dich. Wir brechen jeden Moment auf.“ Sie stupste ihn zärtlich an um ihn zu zeigen, dass er ihr folgen sollte. Die Wölfin bewegte sich mit sanftem Schritt an ihm vorbei und führte ihn über das Gelände. Eine Gruppe aus schwarzen Wölfen wartete vor einem der großen Felsen. Nur das weiße Fell des dunklen Wolfes stach aus ihnen regelrecht heraus. Unterwürfig näherte Artus sich dem dunklen Wolf als er sprach: "Hier bin ich, bereit Euch zu dienen, Herr." Der Dunkle nickte dem Rüden zu: „Gut, dann sind wir vollzählig und können aufbrechen. Ich habe bereits einige meiner Wölfe nach den Jägern, die deine Gefährtin haben, geschickt. Jetzt können wir nur noch hoffen, dass sie es rechtzeitig schaffen.“ Er drehte sich weg und stellte sich an die Spitze der Gruppe. Aufgeregt folgten ihm die Wölfe. Sie schienen sich alle darüber zu freuen, dass sie nun eine Aufgabe zu erfüllen hatten. Auch Alana ging ihnen nach, dreht sich aber noch einmal zu Artus um und warf ihm einen verführerischen Blick zu. Der schwarze Rüde bemerkte ihren Blick. Er erahnte, wie es gemeint war. Doch für ihn zählte nur Lexie. Das stand fest. Er erwiderte ihn nicht, doch er wusste, dass er nun ein Problem hatte. Sie war die Tochter des dunklen Wolfes. Sollte sie ernsthaft an ihm interessiert sein, so konnte sie gefährlich werden, wenn er ihr eine Abfuhr erteilen würde. Er war verzweifelt. Was hatte er nur getan? Lexie sah mit schweren Herzen zu dem glänzenden Kristallpalast, der immer näher rückte. Plötzlich überkam sie die Angst und ihr Magen krampfte sich so sehr zusammen, dass sie glaubte sich gleich übergeben zu müssen. Nun war es also so weit. Sie musste sich dem Orden stellen und das würde ihr Tod sein. Ihre Schritte wurden immer langsamer. Was sollte sie nur tun? Sie hatte es sich leichter vorgestellt dem Tod ins Auge zu sehen. Sie hatte geglaubt, dass sie durch den Verlust ihrer Jungen innerlich gestorben war, aber das stimmte nicht. Nachdem der Schock nicht mehr ganz so tief saß, erkannte sie, dass sie weiterleben wollte. Doch es war zu spät. Es gab kein Entrinnen mehr. Akira sah wie sie dem Palast immer näher kamen. Sie hatte ein komisches Gefühl. Was würde nun mit der Wölfin passieren? Sie sah kurz zu Lexie und bemerkte die Aufregung der Blaugrauen. Was würde wohl nun in ihr vorgehen? Sie konnte es nur erahnen. Tief in ihrem Innersten hoffte sie allerdings, dass sie nicht sterben musste. Warum das konnte sie nicht sagen. Schweigend blickte sie Nimrod an. Der graue Wolf bemerkte den Blick seiner Jagdpartnerin und er konnte sich auch vorstellen, was sie gerade dachte. Er hatte schon die ganze Reise das Gefühl, dass die Jägerin Mitleid mit der Gefangenen hatte, doch er wollte sich selbst nicht darauf einlassen. Es war nun mal sein Job und sich jetzt noch mit dem Schicksal dieser Wilden zu beschäftigen, würde weder ihm noch Akira gut tun. Wer gegen Gesetze verstieß, musste auch die Konsequenzen tragen. Natürlich war ihm klar, dass er damit zu verdrängen versuchte, was er schon immer gewusst hatte: Die Gesetze des Ordens waren oft ungerecht. Es änderte allerdings nichts an seinem Auftrag. Er würde die Blaugraue an die Ordensführer übergeben und alles andere lag in deren Pfoten. Und meistens endete es mit dem Tod. Nimrod hatte noch nie erlebt, dass ein Leben verschont wurde, aber er wusste, dass es so etwas früher schon gegeben haben musste. Natürlich nahm er auch Lexies Angst wahr. Ihr Angstgeruch lag überall in der Luft und er war nicht stolz darauf, dass sie sich so fürchtete. Was machte Akira nur mit ihm? Früher war er eiskalt gewesen und nun empfand er es nicht mehr als Ehre einen Wilden gefangen zu haben, der dann seine gerechte Strafe bekam? Vielleicht lag es auch daran, dass in diesem Fall Welpen zu Tode gekommen waren. Er verfluchte diese ganzen Gefühle, die er plötzlich in sich spürte. Sie machten ihn verletzlich und das war das Letzte was er gebrauchen konnte. Und trotzdem stellte er sich neben Akira und meinte: „Vielleicht wird ja doch alles gut.“ In seinen Augen waren es die Worte eines schwachen Wolfes, aber er sagte sie für Akira, weil er sich nichts mehr wünschte, als das sie glücklich sein würde. Die Liebe war schon komisch und für den Grauen schwer zu verstehen. Sie ließ ihn Dinge tun, die er früher niemals getan hätte. "Ja vielleicht, ich hoffe es für sie. Doch ich denke nicht, dass man einer Mutter diesen Verlust wieder gut machen kann. Ich weiß, das hört sich jetzt blöd an, aber das sind nicht die Worte einer Jägerin, sondern einer Wölfin. Ich weiß nicht wie du darüber denkst, ich denke mal ihr Rüden seht das anders, aber egal, ich sollte mich nicht so sehr ablenken lassen." „Ich heiße Welpenmord nicht gut, aber ich habe gelernt so etwas nicht an mich herankommen zu lassen. Und genau das solltest du auch machen. Es ist nun mal geschehen und kein Mitleid der Welt wird es rückgängig machen können.“ Das waren keine sehr trösteten Worte, bemerkte der Graue, aber es war die Wahrheit. „Und was Lexie angeht: Sie wusste, was dieser Verrat für sie bedeuten kann, auch wenn sie vielleicht eine der wenigen ist, die den Tod nicht verdient. Ich halte sie für nicht wirklich gefährlich, doch dies zu beurteilen, ist nicht meine Aufgabe“, ergänzte er im kalten Ton. Sie standen nun kurz vor dem Kristallpalast. Die Sonne ließ ihn prächtiger als sonst erstrahlen. Einige der Schüler bewegten Lexie dazu schneller zu gehen, da sie immer langsamer geworden war. Ein normales Verhalten, dass Nimrod allzu gut kannte. Wer würde in ihrer Situation nicht Angst haben? Bald hat sie es hinter sich, dachte der graue Jäger. Denn er glaubte nicht wirklich an die Gnade des Ordens. Und selbst wenn, dann würde die Blaugraue nie wieder frei sein. Er wusste nicht was schlimmer war. Akira erwiderte: "Wie du meinst, aber nur weil ich Jägerin bin, heißt das noch lange nicht, dass ich ein Herz aus Stein haben will! Natürlich liegt es nicht an uns, das zu beurteilen, doch“, fügte sie leise hinzu, "zweifle ich manchmal an den Gesetzen des Ordens." Sie senkte ihre Stimme, allzu laut durfte sie dies nicht sagen, vor allem nicht in unmittelbarer Nähe des Ordens. Sie kamen dem Eingang immer näher und von weitem sahen sie schon die Wachen. Nimrod erwiderte nichts und tat so als hätte er ihre letzten Worte nicht gehört. Die graue Jägerin begab sich damit auf dünnes Eis. So etwas sprach man nicht laut aus, das war gefährlich. Schließlich kam Rodhri zu den Beiden. Als er an Lexie vorbeiging, rempelte er sie mit Absicht an und fauchte: "Pass doch auf, du Miststück!" Dann sprach er zu den anderen beiden Jägern: "Jetzt ist es bald so weit, meine Lieben." Er grinste hartherzig. Der Braune, der die Blaugraue anrempelte, so dass die Wölfin fast hingefallen wäre, nervte den Grauen mal wieder. Dieser Typ war einfach furchtbar. „Schön, dass es dich so freut“, erwiderte der graue Jäger sarkastisch. Sie hatten nun den Eingang zum Palast erreicht und die Wachen nickten ihnen respektvoll zu. Sie schritten hindurch und blieben im Vorhof stehen. Der Graue machte eine Kopfbewegung damit Carth zu ihm kam. Dieser flitze schnell auf ihn zu und wäre fast über seine eigenen Füße gestolpert, als er wieder vor seinem Mentor zum Stehen kam. „Sag dem Gildenführer bescheid. Er wird sich darum kümmern, dass Talon und Aura von unserer Rückkehr benachrichtigt werden.“ Der Rote rannte so schnell konnte. Nimrod meinte zu Akira: „Okay, er ist etwas übereifrig.“ "Ja, das ist er in der Tat, doch ich denke die Arbeit im Orden wird ihm dies schon noch austreiben. Das war sein erster richtiger Einsatz und ist eigentlich trotz der erhöhten Gefahr relativ friedlich gelaufen." Sie seufzte und wartete mit der Gruppe darauf weitere Befehle zu erhalten. Kurze Zeit später kamen zwei Wachen und verbeugten sich mit Respekt vor den älteren Jägern. „Wir begleiten Euch zu dem Anführer“, sagte einer von ihnen. Nimrod nickte und stand auf. Die ganze Gruppe folgte den beiden Wächtern und schließlich erreichten sie den großen Versammlungssaal des Rates. Hoch oben standen normalerweise bei einer Zusammenkunft die hohen Magier, die dann auf Angeklagte oder Zeugen herabsehen konnten. Nimrod war schon dort gewesen und hatte einige Aussagen gemacht. Heute war der Saal leer und nur Talon und Aura saßen auf ihren erhobenen Plätzen. Ihre Gesichter sahen ernst aus. Rhodri ging einfach nach vorne. Ein paar Metern vor den Anführern blieb er stehen. Unterwürfig begann er zu sprechen: "Große Führer des Ordens, wir sind wieder zurück und haben den Auftrag erfüllt. Hier ist die Gefangene Lexie." Danach ging er wieder zurück in die Reihe. „Das sehe ich auch“, erwiderte Talon kalt. Ihm war ganz schlecht, als er Lexie anblickte. Sie sah furchtbar aus. Ihre Angst konnte er bis zu sich herauf riechen, aber auch ihre Erscheinung trieb ihm einen Schrecken in die Knochen. Ihr Fell wirkte matt und verdreckt, ihre Augen waren leer und ihre Haltung verriet, dass sie viel mitgemacht haben musste. Am liebsten wäre er zu ihr herunter gegangen und hätte ihr aufmunternd über die Schnauze geleckt, aber er musste so tun, als würde ihn das alles nicht berühren. „Nun gut, Lexie, tritt vor“, sagte der Anführer ernst. Die Blaugraue tat was ihr gesagt wurde, auch wenn sie vor Zittern kaum stehen konnte. „Du hast gegen das Gesetz des Ordens verstoßen und du weißt welche Strafe dich dafür erwarten kann. Trotzdem steht jedem Wolf ein gerechtes Gerichtsverfahren vor dem Rat zu. Heute Nachmittag werden wir über dein Schicksal entscheiden.“ Es war üblich nicht lange zu warten. Oft wurde das sofort erledigt, aber da der ganze Rat anwesend zu sein hatte, schaffte Talon diese Pause. Vielleicht auch um sich selbst darüber klar zu werden, was er machen sollte. Lexie zu begnadigen war gefährlich für ihn, weil sein Geheimnis dann herauskommen könnte. Er machte sich keine Sorgen um seinen Rang, denn den konnte er eigentlich nur über seinen Tod verlieren, aber um Aura. Sollte er vorher mit ihr sprechen? Nein, das war wohl eine schlechte Idee. Er musste sich etwas einfallen lassen. „Bringt die Abtrünnige in die Kerker und wascht sie vorher etwas. Und ihr Jäger könnt gehen. Akira, Nimrod und Rhodri, ihr werdet heute Nachmittag Aussagen vor dem Rat machen müssen. Haltet euch bereit.“ Akira und die restlichen Jägern nickten und verließen den Saal. Als sie draußen waren ging sie zu dem Grauen: "Was wohl aus ihr werden soll?" Gedankenverloren blickte sie nach oben, als ob sie auf etwas warten würde. Vielleicht auf ein Wunder. "Na ja, egal, ich werde mich jetzt auch etwas frisch machen und anschließend eine Kleinigkeit fressen. Willst du auch mitkommen?" Sie blickte Nimrod herausfordernd an. Inständig hoffte sie, dass er ja sagen würde. Der Graue zögerte. Er mochte Akira so sehr, aber er würde wohl niemals eine Chance bei ihr haben. Und er hatte sie nicht verdient. Warum sollte er sich noch weiter um sie bemühen? Vielleicht musste er sich jetzt loslassen, damit sie ihr eigenes Leben führen konnte. Vielleicht war sie wirklich nicht zum Jagen geschaffen, sondern um eine Familie zu gründen, aber so sehr Nimrod es sich auch wünschte, es würde niemals seine Familie sein. Er war grimmig und unausstehlich. Was sollte sie schon an ihm finden? „Geh schon vor, ich komm dann später zum Futterplatz nach“, antwortete er und versuchte seine Traurigkeit zu verbergen. Er wusste, dass er nicht kommen würde. "Was ist denn los mit Dir, du wirkst so traurig?" Mitfühlend sah sie zu dem Grauen. Wahrscheinlich war er aber nur müde von der langen Reise. „Es ist nichts. Was sollte schon sein?“, sagte er betrübt und drehte ihr den Rücken zu. „Dann bis später.“ Langsam ging er davon und steuerte auf seine Höhle zu. Er schnupperte einmal kurz vor seinem Zuhause, ob nicht jemand darin gewesen war, aber er konnte keinen Geruch finden, dann ging er hinein. Alles roch neutral und sagte ihm, dass er immer noch den Respekt genoss, den er verdiente. Niemand würde es wagen ohne seine Erlaubnis seinen Bau zu betreten. Aber was brachte ihm das schon? Er war alleine, wie immer. Der Gedanke an Akira schmerzte sehr, doch sie würde ohne ihn glücklicher werden und das machte es etwas erträglicher. So Gedanken versunken, wie der Graue war, bemerkte er Carth erst, als er vorsichtig eine Pfote in die Höhle setzte. „Nimrod?“, fragte der junge Wolf. „Mir geht es gut“, knurrte der graue Jäger. „Hol mir etwas Beute vom Futterplatz her!“ Der Rote wollte schon losstürmen, da ergänzte sein Mentor noch: „Wenn du Akira siehst, dann sag ihr bloß nicht, dass das Fleisch für mich, hörst du? Rede am besten gar nicht mit ihr.“ „Natürlich“, erwiderte der Jungwolf verwundert und machte sich sofort auf den Weg. Akira sah dem Grauen nach als er sich davon schlich. Irgendwas schien ihm zu bedrücken, deshalb folgte sie ihm heimlich. Sie ahnte, dass er zu seinem Bau wollte. Schnell rannte sie voraus, da der Weg durchs Gebüsch eine Abkürzung war. Hinter dem Busch zu seiner Höhle wartete sie schließlich. Dann sah sie ihn kommen. Sie sah, wie ihm der kleine Carth folgte. Doch das was Akira dann hörte versetzte ihrem Herzen einen Stich. Was war nur los? Warum wollte er sie nicht sehen? Sie überlegte, was sie nun tun sollte. Sollte sie einfach nur weglaufen oder sich der Tatsache stellen? Gewiss das Erste war das Einfachste, aber die zweite Lösung die Bessere. So entschloss sie sich Nimrod direkt zu fragen. Sie schluckte, als sie sich seiner Höhle näherte. Der Jäger hatte sich in einer Ecke niedergelassen und seinen Kopf auf seine Pfoten gelegt. Auch wenn er die Augen geschlossen hatte, lauschte er den Geräuschen von draußen. Er hörte plötzlich einen Wolf auf seine Höhle zukommen und riss sofort seine roten Augen auf. Ungläubig starrte er auf Akira, deren betäubender Duft seinen Bau füllte und war einen Moment nicht in der Lage zu sprechen, bis er sich schließlich zusammenriss und fragte: „Was willst du hier?“ Die Wölfin stand schweigend vor ihm. Sie sah ihn eine Weile stumm an. Schließlich gab sie ihrem Herzen einen Ruck: "Ich muss dich was fragen. Was ist nur los mit Dir? Hab ich Dir jemals was getan? Oder wieso bist du so komisch? Liegt es an unserem letzten Auftrag? Los komm schon sag' es mir. Bitte." Flehend sah sie ihn an. Kapitel 19: Die Verhandlung --------------------------- „Es ist nichts“, meinte Nimrod überrumpelt. „Ähm…gar nichts. Was sollte denn schon sein?“ Verlegen starrte er auf den Boden. Hatte sie sein Gespräch mit Carth gehört? Vielleicht war es auch gut so und sie würde sich danach von ihm abwenden, wie er es für das Beste hielt. Auf der anderen Seite ließ sich Akira vielleicht auch nicht so leicht abwimmeln. "Mh, wie du meinst. Aber wenn du Probleme hast, ich bin für dich da, wann immer du mich brauchst." Sie lächelte. "Na ja, ich geh' besser und hol mir Futter. Ich denke auch, dass es das Beste für dich wäre, wenn du dich ausruhst. Du siehst sehr erschöpft aus." Sie sah ihn mitfühlend an: "Ich gehe dann eben alleine zum Futterplatz." „Du meinst es vielleicht gut, aber ich löse meine Probleme normalerweise alleine“, erwiderte der Jäger so kalt er konnte. „Geh einfach.“ Es machte ihn traurig so mit ihr zu reden, aber er konnte nicht anders. Er drehte den Kopf weg und schloss die Augen, als würde er einfach schlafen wollen, obwohl er nicht wirklich müde war. Den brennenden Schmerz in seiner Brust versuchte er zu ignorieren. Akira sah ihn an. "Gut", erwiderte sie in einem neutralen Ton. "Du musst wissen, was für dich am besten ist. Aber wenn es dich beruhigt: Ist das alles vorbei, hast du sowieso deine Ruhe vor mir." Sie drehte sich um und steuerte Richtung Ausgang. Nimrod schwieg darauf und versuchte weiterhin so zu tun als würde er schon schlafen. Aber schließlich sah er ihr doch hinterher und der Schmerz brannte weiter. Wie sehr er sich wünschte einfach auf sie zuzulaufen und ihr zu gestehen, was er für sie empfand. „Verzeih mir“, flüsterte er so leise, dass es nur er selbst hören konnte. In diesem Moment kam Carth mit einem großen Schenkel im Maul in die Höhle. Verlegen blickte er von Akira zu seinem Mentor und wusste nicht so recht was er tun sollte, also blieb er einfach stehen und nickte der grauen Jägerin freundlich zu. Akira wusste für wen das Fleisch war und es machte sie traurig, wie sie der Graue behandelte, aber sie ließ sich nicht anmerken. Freundlich nickte sie zurück und verließ die Höhle, denn trotz allem hatte sie Hunger. „Tolles Timing“, knurrte der graue Rüde ungehalten zu seinem Schüler. „Raus hier!“ Der Rote zog den Schwanz ein und verschwand aus der Höhle so schnell er konnte. Nimrod hasste sich selbst für sein Verhalten, auch wenn seine Absichten noch so edel waren. Vielleicht beging er hier den Fehler seines Lebens, doch jetzt war es sowieso zu spät. Wütend stopfte er das Fleisch in sich hinein und legte sich dann doch etwas hin, um sich auszuruhen, damit er für die Verhandlung fit war. Akira ging nun auch etwas fressen. Einsam und traurig fraß sie das Fleisch. Vielleicht sollte sie den Grauen einfach vergessen. Sie sah in den Himmel, die Wolken wurden immer dichter und dunkler. Es schien als würde es bald ein Unwetter geben. Sie war froh, wenn dieser Tag endlich endete und sah unmutig der Verhandlung entgegen. Die Jägerin sollte Recht behalten. Als sich die Wölfe des Ordens, und dieses Mal nahmen sogar die meisten niedrigen Magier daran teil, zur Gerichtsversammlung einfanden, grollte der erste Donner über den Wald hinweg und es regnet schon leicht. Lexie starrte abwesend auf den Boden als man sie in die Halle führte. Sie wagte es nicht aufzusehen, weil sie wusste, was da oben war. Viele Augenpaare, die unerbittlich auf sie herabblickten - anklagend und verurteilend. Sie kam sich einsam vor und wünschte sich nichts sehnlichster als das Artus an ihrer Seite wäre. Natürlich wollte sie nicht, dass er auch angeklagt werden würde. Sie spürte nur ein Verlangen nach seiner Nähe, in der sie sich immer so sicher und geborgen gefühlt hatte. Würde sie das jemals wieder fühlen können? Sie bezweifelte das. Schließlich wurde alles still in dem Saal, als der Anführer und seine Gefährtin ihre Plätze einnahmen. Die Blaugraue schluckte. Nun war es so weit. Der Anführer sprach: „Wölfe des Magierordens, ehrenwerte Meistermagier, wir haben uns heute eingefunden, um über das Schicksal der jungen Wölfin Lexie zu entscheiden. Sie ist angeklagt den Orden verraten zu haben, in dem sie ihn verlassen und sich mit Wilden zusammengetan hat. Im Laufe der Verhandlung werden wir die Angeklagte hören und die Aussagen der Jäger, die sie zurückgebracht haben. Also lasst uns beginnen.“ Die Magier heulten zu Bestätigung. Talon trat zurück und flüsterte zu Aura: „Willst du das Verhör von Lexie übernehmen?“ Die Anführerin nickte. Ihr war es im Grunde egal, wer das Verhör führte, da es für sie nur eine lästige Pflicht war. Sie begann: "Lexie, du hast die Anklage soeben vernommen, nun lass uns mit dem Verhör beginnen. Du weißt, dass du vor dem Gesetz des Ordens die Wahrheit sprechen musst, sonst lautet das Urteil der Tod?!" Sie blickte die junge Wölfin streng an und wartete auf die Antwort. Die Blaugraue sah zu der hellen Wölfin auf: „Ich habe keinen Grund zu Lügen. Was würde es schon ändern? Ich habe getan, was man mir vorwirft, aber ich hatte auch meine Gründe. Welche Gründe hatten eure Jäger meine Welpen zu töten? Unschuldige Geschöpfe wurde im Namen es Ordens für die Tat ihrer Mutter bestraft. Ist das Gerechtigkeit?“ Sie wollte geradewegs mit der Wahrheit herausrücken. Sie wollte diesen Wölfen hier ihr Leid an den Kopf werfen und sie sah die bedrückten Gesichter der Magier, als sie vom Tod ihrer Kleinen erzählte. Genau das wollte sie erreichen. Aura betrachtete die Wölfin ohne irgendeine besondere Regung. Dann sprach sie: "Es war nicht unser Plan Welpen zu töten, zumal wir nicht wussten, dass du welche hattest. Natürlich tut mir das Leid für dich. Doch das Leben jenseits des Ordens ist gefährlich und wer die Regeln bricht, kennt die Strafe. Doch wir wollen dir die Chance geben dich vor den Tod zu bewahren, allerdings müssen wir wissen, aus welchem Grund du den Orden verlassen hattest. Solltest du dich weigern, bist du dem Tode geweiht." Der Hellen tat die Wölfin leid, doch sie musste die Regeln befolgen, wie alle hier im Orden, das galt ebenfalls für Lexie. Da der Orden wusste, dass die Blaugraue heilende Fähigkeiten besaß, gaben sie ihr die Chance sich zu verteidigen, weil Heiler im Orden schon viel zu selten waren. „Hier im Orden wurde mir Eines beigebracht: Dass man bestimmten Grundsätzen zu folgen hat. Friede und Glück ist unser Ziel, aber ich habe viel Schlimmes hier mitbekommen und habe mich zu fragen begonnen, ob die Welt da draußen wirklich so furchtbar ist, wie immer behauptet wird. Ich wollte das für mich herausfinden und habe mich dorthin gewagt. Und dann war ich plötzlich in dieser Jagd gefangen. Eigentlich hatte ich vor unbemerkt zurückzukehren, aber es ging alles so schnell und dann konnte ich nicht mehr zurück. Ich habe einen Fehler gemacht, aber das war nicht böswillig. Wer hätte mir schon geglaubt, also bin ich einem Wilden gefolgt, der so nett war mir zu helfen.“ Sie log, aber es war ihr letzter Ausweg. Mit einer ehrlichen Antwort wäre sie so gut wie tot. Und es konnte ihr schließlich niemand nachweisen, weshalb sie wirklich gegangen war. "Ich verstehe nicht, warum du nicht gefragt hast. Die Welt da draußen ist gefährlich und du siehst, was dabei herausgekommen ist!" Die Ordensanführerin sah ohne jegliches Gefühl auf die Wölfin herab. Keiner konnte erahnen, was sie dachte, dann fuhr sie fort: "Du sagst du bist einem Wilden gefolgt... wer war dieser Wilder?" Auras kalte und undurchschaubare Augen schüchterten die Blaugraue etwas ein. „Wie gesagt, es war ein Fehler. Ein dummer. Der Wilde, der mir geholfen hat, hatte sein ganzes Rudel verloren. Sehr viel hat er nicht erzählt. Er führte mich hinter die Grenze und dort bin ich dann geblieben, bis die Jäger mich gefunden haben.“ "Das hört sich vorerst recht schön und gut an, allerdings was ist mit diesen Jungen die du angeblich hattest? Und welche Frage ich mich auch noch beschäftigt: Wieso bist nicht mit den Jägern damals mitgegangen, damals im Winter. Denn DAS ist in meinen Augen der größte dumme Fehler, den du begangen hast!" „Mein Jungen waren von dem Wilden, der mir geholfen hat“, erwiderte die junge Wölfin ernst. Ein Stimmengewirr war plötzlich in der Halle zu vernehmen, das nur durch ein Räuspern des Anführers wieder verklang. Für Lexie hatte es keinen Sinn in diesem Punkt zu lügen. Es gab keine Ausrede, woher die Welpen gekommen sein könnten. „Doch was spielt das für eine Rolle? Sie sind nicht mal einen Tag alt geworden. Aus dem Leben gerissen durch die Zähne eines Jägers, den ihr nach mir geschickt habt. Und ich konnte nicht mit den Jägern zurückgehen. Niemand hätte mir geglaubt. Für mich gab es nur den Tod oder die Flucht über die Grenze und ich wollte leben. Daran ist nichts Falsches.“ Sie merkte wie sie langsam wieder etwas an Selbstvertrauen zurück gewann. So leicht würde die Blaugraue nicht aufgeben. Sie musste um ihr Leben kämpfen. "Du hast Recht, es macht wohl kein Unterschied, wann du zurückgekommen wärst. Die Angst und die Liebe können einem oftmals zum Verhängnis werden. Hast du sonst noch etwas zu deiner Verteidigung zu sagen? Jetzt hast du noch die Gelegenheit alles loszuwerden, denn danach werden die Berichte der Jäger angehört!" Mit hämmerten Herzen sah die verstoßene Magierin nach oben auf die Wölfe, die auf sie herabblickten und überlegte genau, was sie sagen sollte. „Ich habe einen Fehler gemacht, aber machen wir das nicht alle?“, erhob sie ihr Wort. „Ihr mögt mich dafür verurteilen, doch verdiene ich wirklich den Tod für etwas was ich nicht mit böswilliger Absicht getan habe? Niemals hätte ich dem Orden geschadet. Man hat mich hinter der Grenze gefragt, ob ich helfen würde Wilde auszubilden und habe das immer abgelehnt. Ich wollte einfach nur leben und niemanden etwas zu leide tun. Ich musste am eigenen Leibe erfahren, was passiert, wenn man den Orden herausfordert und der Preis, den ich gezahlt habe, war sehr hoch. Meine Welpen wurden getötet.“ Sie schwieg eine Weile, dann fiel ihr noch etwas ein, was sie dringend loswerden musste: „Hört mir jetzt gut zu, Wölfe des Ordens. Wir sind alle in großer Gefahr. Hinter der Grenze braut sich eine Macht zusammen, die nach dem Leben aller Anhänger des Ordens trachtet. Er nennt sich dunkler Wolf. Ich sah ihn mit eigenen Augen und dieser Wolf ist mächtig, vielleicht mächtiger als die obersten Magier dieses Ordens. Selbst wenn ich sterben sollte, möchte ich nicht, dass ihr alle umgebracht werdet, weil hier immer noch meine Familie ist. Ich wurde hier geboren und vermutlich werde ich hier für einen dummen Fehler, den ich gemacht habe, mein Leben lassen müssen und trotzdem kann ich nicht zulassen, dass den Wölfen hier etwas geschieht. Das war alles was ich zu sagen hatte. Nur liegt mein Leben in eurer Pfote.“ Im ganzen Saal war es still. Verwirrt sahen sich die Anwesenden an und ein Gemurmel setzte ein. Aura sprach mit schneidender Stimme: "Schweigt! Du wagst es hier solche Geschichten zu erzählen? Wenn du glaubst du, dass dir die Mitleidstour hilft, dann hast du dich geschnitten!" Sie war wütend, dass Lexie dieses Thema zur Sprache brachte. Schon lange ahnten die Oberen des Ordens, dass es da draußen Widerstände gab, aber bisher wurde es verdrängt. "Gut, wenn das alles war, möchte ich nun die Jäger aufrufen zu sprechen", fuhr sie sichtlich ruhiger fort. "Den Anfang soll Nimrod machen.“ "Bitte tritt vor und erzähle mir die Dinge aus der Sicht eines Jägers!" Der Graue hatte die ganze Zeit neben Akira gestanden und sich mehr als unwohl gefühlt. Er merkte, dass sie sauer war, was ihn natürlich nicht verwunderte, doch es tat ihm in der Seele weh. Als er aufgerufen wurde, fühlte er fast eine Erleichterung, auch wenn er solche Zeugenaussagen genauso wenig leiden konnte. Er trat vor, verbeugte sich kurz und begann zu erzählen: „Als wir beauftragt wurden die Abtrünnige Lexie zu finden, hatte sie schon einen großen Vorsprung. Das war auch der Grund, weshalb sie uns das erste Mal über die Grenze entwischen konnte. Außerdem hat sie Hilfe von einem Wilden und einem ganzen Rudel, das hinter der Grenze lebt. Nach dem Winter sind wir mit einer großen Gruppe losgezogen und konnten sie hinter der Grenze ganz leicht stellen. Sie hat keinen Widerstand geleistet und ist freiwillig mit uns gegangen. Was mit den Welpen geschehen ist, weiß ich nicht. Keiner meiner Jäger war angewiesen so etwas zu tun, aber natürlich war es unmöglich die ganze Gruppe ständig zu überwachen.“ Kurz sah er zu Rhodri herüber, der fies grinste. In diesem Moment war Nimrod sicher, dass er dafür verantwortlich sein musste, doch er wollte keine haltlosen Vorwürfe in den Raum werfen, darum schwieg er zu seinem Verdacht. Der Anführer richtete seinen Blick auf die Jägerin: „Nun, Akira, kannst du diese Version von deinem Jagdpartner bestätigen? Gibt es noch etwas was du hinzufügen willst?“ Akira sah nun auf und trat hervor und verbeugte sich ebenfalls: "Es ist so, wie Nimrod sagt, auch haben wir niemanden den Befehl gegeben die Welpen zu töten, da wir nicht einmal wussten, dass sie welche hatte. Ich denke auch, dass Lexie die Wahrheit spricht und dass sie der Wilde gegen den Orden beeinflusst hat. Wenn ich eines in der letzten Zeit gelernt habe, dann das, dass die Wilden unberechenbarer sind als angenommen. Das ist alles was ich zu sagen habe." Es ging ein Raunen durch den Saal. "Ruhe!", herrschte Aura. "Du scheinst dich für die Wölfin Lexie einzusetzen, doch sei vorsichtig mit deinen Worten!" Die Jägerin schluckte, sie wusste, dass es nicht gut war sich für Abtrünnige einzusetzen, aber irgendwie tat ihr Lexie mehr als leid. "Ich weiß, aber ich spreche nur die Wahrheit. Die Wilden sind gefährlicher als wir annehmen." Aura nickte zustimmend: "Das ist genug. Nun sprich du noch, Rodhri." Selbstgefällig trat der braune Jäger hervor und verbeugte sich: "Ich weiß zwar nicht, was im Winter los war, aber das was jetzt passiert ist, geschah so, wie Akira und Nimrod gesagt haben und mit dem Tod der Welpen haben wir nichts zu tun." Die Anführerin sprach: "Wir werden uns nun zur Beratung zurückziehen." Talon sah noch einmal prüfend hinunter zu den Jägern und der Angeklagten und sagte schließlich: „Der Prozess wird nun für eine Weile unterbrochen. Der oberste Rat wird uns bei unserer Entscheidung helfen.“ Das war das Stichwort für die höchsten sechs Magier sich den Anführern anzuschließen und in eine der Nebenhöhlen zu gehen. Als sie den Saal verließen, bekam der Anführer noch mit, wie sich die Stimmen erhoben und die Menge aufgeregt über das eben gehörte diskutierte. Talon sah wortlos zu Aura, die auch so verstand, dass er besorgt war, da Lexie die Gefahr der wilden Magier erwähnt hatte. Kapitel 20: Kampf des letzten Widerstands ----------------------------------------- Außer Hörweite der anderen Wölfe setzten sich die beiden Anführer auf eine kleine Erhöhung, die ihre erhabene Stellung noch einmal betonen sollte. Stumm warteten die drei Rüden und drei Fähen bis Talon zu sprechen begann: „Nun, ich denke wir sind hier in einer verzwickten Situation. Die Angeklagte scheint nicht mit böswilliger Absicht gehandelt zu haben. Außerdem wäre es eine Schande eine so starke Heilerin zu töten. Deswegen bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich ihr Leben verschonen möchte.“ Ein weißer Magier mit langem, grauem Nackenfell knurrte bei diesen Worten leise. „Was hast du vorzubringen, Vin?“, fragte der braunschwarze Anführer ihn ruhig. Vin machte ihm oft Probleme, was wohl daran lag, dass auch er damals ein Kandidat für den Alphawolfposten gewesen war, doch der hohe Rat sich dann trotzdem für Talon entschieden hatte. Der weiße Wolf war außergewöhnlich stark in seiner Magie, aber mit dem Braunschwarzen konnte er es nicht aufnehmen. „Jedem Abtrünnigen sollte es gleich ergehen. Sie muss sterben, sonst könnten andere denken, sie dürfen es ihr nachmachen“, erwiderte der Weiße auffordernd. Aura sah nachdenklich drein: „Ich finde wir sollten abstimmen, was die Mehrheit denkt. Ist damit jeder einverstanden?" Ein mulmiges Gefühl überkam Talon. Wenn die Mehrheit dafür stimmte, dass Lexie sterben sollte, dann musste er von seinem Recht als Anführer Gebrauch machen, um das zu verhindern. Das hatte er bis jetzt noch nie getan und er befürchtete, dass es verdächtig wäre. Aura würde wissen wollen weshalb er das tat und es war schon schwer genug sie die ganze Zeit anlügen. Trotzdem nickte er seiner Gefährtin zu: „Einverstanden.“ Er fragte durch die Reihen, was für eine Meinung die anderen hatten. Eine Fähe und ein Rüde schlossen sich Vin an, der Rest gab Talon Recht. „Nun, es steht drei gegen drei. Aura, was hältst du für richtig?“ Sein Herz schlug bei diesen Worten schneller. Aura könnte nun über das Schicksal seiner Tochter entscheiden und er befürchtete, dass sie den Gesetzen es Ordens zu verpflichtet war, als das sie bei der jungen Wölfin eine Ausnahme machen würde. Die Fähe sah in die Menge, dann sprach sie: "Es steht hier nun unentschieden, laut dem Gesetz wäre die Wölfin zum Tode verurteilt, doch dies ist kein normaler Fall. Zum einem ist sie eine durchaus fähige Heilerin und wir alle wissen, dass es an denen mangelt. Und auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, es gibt tatsächlich Unruhen unter den Wilden. Sie weiß mehr als wir. Ich schlage deshalb vor, dass wir die Verkündung des Urteils um eine Woche verschieben. So haben wir Zeit uns noch einmal genauer darüber zu unterhalten." „Gut“, erwiderte der Anführer, auch wenn es bitter für ihn war. Seine Tochter würde eine Woche länger leiden müssen, aber das verschaffte ihr auch Zeit, um die Ordensmitglieder überzeugen, dass sie auf der richtigen Seite stand. „Verkünden wir es gleich“, meinte der Schwarzbraune und erhob sich. Die Anderen folgten ihm ohne ein Wort. Artus fühlte wie sein Herz immer stärker klopfte, je näher er dem Orden kam. Tief in seinem Herzen war die Hoffnung noch nicht gestorben, dass Lexie noch lebte. Seine Gedanken schweiften ab. Jetzt waren sie kurz vor den Grenzen zu Runas Revier. Erinnerungen kamen wieder hoch in ihm. Ach, wäre er damals nur nicht hier geblieben. Er wurde traurig. Was geschehen war, war geschehen und so wartete er auf die Befehle. Ein Blitz erhellte gerade den Himmel als der dunkle Wolf stoppte und zu seinen Anhängern sah. Er nickte seinem Sohn zu und dieser trennte sich mit einer Gruppe ab, die von der anderen Seite aus das Grenzrudel umzingeln sollte. „Nun, Artus“, erhob der finstere Anführer die Stimme. „Du kennst dieses Revier am besten. Zeig uns einen Weg zu dem Platz, auf dem sich die meisten Rudelmitglieder aufhalten.“ "Jawohl." Der schwarze Rüde führte sie auf einem Pfad entlang. Er wusste, dass er Runa nun verraten würde, doch er wusste auch, dass dieser Pfad stets bewacht wurde und dass immer einer von den Späher Wache hielt. Wenn er sie bald genug sehen würde, so konnte er die Rudelführerin noch rechtzeitig vor dem Angriff warnen, auch wenn eine Flucht aufgrund des Zeitmangels nicht für alle möglich sein würde. Runas Ohren zuckten, als sie den lauten Donner vernahm, der ankündigte, dass ein Gewitter nicht mehr weit weg war. Es begann schon langsam zu regnen und die gelbe Wölfin beschloss aufzustehen und sich an den Höhlenausgang zu setzen, um den Regen etwas zu lauschen. Sie hatte ein wenig geschlafen. In letzter Zeit fiel ihr das sehr schwer, weil sie die ganze Situation der freien Magier immer unruhiger machte. Plötzlich sah die Gelbe auf, als einer ihrer Späher mit vor Schreck aufgerissen Augen auf sie zu rannte. „Was ist passiert?“, rief sie ihm zu und kam ihm entgegen. Der immer stärker werdenden Regen prasselte ihr genau ins Gesicht, doch sie versuchte das zu ignorieren. „Sie kommen!“, meinte der Wolf verstört. „Der… der dunkle Wolf und eine Menge seiner Anhänger. Und… Artus ist bei ihnen. Er führt sie genau hierher!“ „Oh nein“, meinte die Gelbe überrumpelt. „Sammle alle alten und jungen Wölfe zusammen und versuche mit ihnen zu fliehen. Die Krieger schickst du zu mir. Sie finden mich beim dunklen Wolf.“ „Du willst doch nicht allein dorthin, Anführerin?“ „Keine Sorge, mir wird nichts passieren. Los, tu was ich gesagt habe. Beeil dich!“ Der Späher stürmte los und Runa drehte sich in die Richtung, aus der der dunkle Wolf kommen würde. Tausend Gedanken schossen der Wölfin durch den Kopf. Sie musste ihn aufhalten, egal wie. Vielleicht würde er die Krieger und sie bekommen, aber Welpen und schwächere Wölfe musste vor diesem Monster geschützt werden. Entschlossen lief sie los - der dunklen Bedrohung entgegen. Artus führte die Truppe so langsam es ging voran. Er wusste, es durfte auf keinen Fall auffallen, dass er Zeit schinden wollte. Aber er entschuldigte sich damit, dass äußerste Vorsicht geboten war, damit die Grenzwölfe nichts merkten, doch er hoffte inständig, dass sie bereits gewarnt waren. Allerdings endete irgendwann auch der längste Pfad und sie standen kurz vor dem Hauptquartier. Die gelbe Wölfin brauchte nicht weit zu laufen, da konnte sie die Gruppe des dunklen Rudels schon vor sich sehen. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Es waren so furchtbar viele und alles stark, muskelbepackte Wölfe. Ihre Krieger würden keine Chance haben. Gegen Jäger konnten sie bestehen, weil diese keine Magie beherrschten, aber das hier waren freie Magier und man konnte die Macht, die von ihnen ausging, regelrecht spüren. Trotzdem ging Runa auf sie zu und stellte sich ihnen in den Weg. „Was wollt ihr in meinem Revier? Ihr habt keine Recht hier zu sein“, sagte sie mit beherrschter Stimme. Der schwarze Wolf sah überlegen zu der Rudelführerin. Er lachte, dann antwortete er: "Runa, es ist Zeit für dich, dass du endlich das Feld räumst. Du und dein Rudel seid die einzigen, die sich mir noch widersetzen!" Er brummte böse und seine Augen funkelten. "Doch ich bin nicht so. Ich gebe dir die Chance es freiwillig zu machen, somit rettest du zumindest ein paar Leben." „Und du glaubt ich lasse zu, dass du dir mein Rudel unter die Kralle reißt und sie in den Krieg gehen den Ordens schickst – in ihren sicheren Tod?“, knurrte die Gelbe. „Außerdem wirst du die schwachen und älteren Wölfe gnadenlos umbringen, das weiß ich und kann es nicht dulden.“ Sie wusste genau, dass ihr Rudel sich dieser Übermacht nicht in den Weg stellen konnte, aber möglicherweise konnten die Schwächeren fliehen, so dass es kaum Verluste geben würde. Dann sah sie zu Artus: „Und du, du verdammter Verräter. So dankst du es mir also, dass ich dich in meinem Rudel aufgenommen habe? Es war mein Rudel, das Lexie und dich vor den Jäger beschützt hat. Ohne uns wärt ihr längst tot. Schäm dich. Du bist eine Schande. Ein Wolf ohne Ehre.“ "Das war alles allein der Wunsch meiner Gefährtin. Ich wäre nie hier geblieben und wie du siehst wäre es auch besser gewesen! So würden wenigstens meine Kinder noch leben!", erwiderte der Schwarze. Da begann der dunkle Wolf zu sprechen: "Ha, wenn du glaubst, dass Artus an deiner Lage Schuld ist, dann hast du dich sowieso getäuscht! Dein Rudel ist das einzige, was sich mir noch in den Weg stellt, ich hätte euch so und anders gefunden! Aber Schluss mit dem Gerede! Ich habe noch Wichtigeres vor!" Er befahl seinen Leuten den Angriff. Runa kniff wütend über Artus’ Worte die Augen zusammen. Sie hatte ihn vor den Jägern gerettet, doch das schien er nicht mehr zu erkennen. Der dunkle Wolf hatte anscheinend schon seinen Verstand vernebelt oder ihn irgendwie in der Hand. Antworten konnte sie beiden nicht mehr, da griffen schon die Wölfe des dunklen Rudels an. Einer erwischte sie an der Schulter und riss sie um. Mit einem schmerzvollen Winseln fiel sie den Staub und versuchte nicht einmal sich aufzurappeln, sondern setzte gleich ihre Magie ein. Ein riesiger Blitz schlug auf ihren Angreifer ein und erwischte auch noch einen Wolf neben ihm. Zuckend krachten sie zur Seite und blieben reglos liegen. Die anderen Rüden in der vordersten Reihe wichen vor Erstauen etwas zurück. Keuchend kam die Gelbe auf die Beine, auch wenn ihr Blut über die Schulter tropfte: „Ihr Feiglinge greift jemanden an, der ganz alleine ist? Wie tief seid ihr eigentlich gesunken?“ Doch auf einmal tauchten die Krieger aus ihrem Rudel auf und stellten sich hinter ihre Anführerin. Diese nickte dem obersten Befehlshaber zu, der genau wusste, dass es nur darum ging Zeit zu schinden. „Angriff!“, bellte sie laut und die Krieger rannten los. Es herrschte plötzlich ein unüberschaubares Chaos und Runa versuchte nur den dunklen Wolf zu finden, um ihn zu erledigen, auch wenn sie wusste, dass dies fast unmöglich war. Der dunkle Wolf schlich sich durch das Gedränge. Er hatte nicht vor zu kämpfen, er wollte nur eine: Runa. Plötzlich ahnte er etwas. Er spürte wie ihn jemand verfolgte und er wusste auch wer dieser jemand war... Runa. Er konnte fühlen, dass sie ihn angreifen wollte und war gefasst drauf. Sie war zwar eine sehr talentierte Magierin und er hätte sie gerne in seinen Reihen gehabt, aber sie konnte ihm durchaus gefährlich werden, doch nicht in diesem Moment. Plötzlich griff die Gelbe an und der dunkle Wolf zögerte nicht eine Gegenattacke zu starten. Mit einem gewaltigen Feuerzauber konterte er ihren Angriff. Artus sah das Ganze mit an und er bedauerte es sehr, doch es war zu spät. Er gehörte nun dem dunklen Wolf, bis an sein Ende. Runa hatte sich für einen Blitzangriff entschieden, doch dieser verpuffte durch dem mächtigen Feuerzauber des dunklen Wolfes einfach und eine Feuerwand raste auf sie zu. Im letzten Moment konnte sie sich mit einem leichtem Schild schützen, doch der Schutz hielt nicht lange und das Feuer kokelte ihr Fell an. Die unerträgliche Hitze riss sie mit und sie landete heute zum zweiten Mal auf der Erde. Zitternd stand sie wieder auf, auch wenn sie sich kaum auf den Beinen halten konnte, sie musste ihren Gegner noch ein wenig ablenken. „Das war schon alles?“, fragte sie keuchend. Der dunkle Wolf kam zu ihr und sah sie abwertend an: "Das liegt an dir, entweder du ergibst dich mir und dienst meinem Rudel oder ich setze deinem kläglichem Leben ein Ende!" Er grinste sie an und wartete auf Antwort. Kapitel 21: Das Geständnis -------------------------- „Als würdest du meine Antwort darauf nicht kennen! Lieber sterbe ich!“, erwiderte Runa wütend. Plötzlich tauchte im Hintergrund die zweite Gruppe des dunklen Rudels mit ein paar Jungwölfen aus Runas Rudel im Schlepptau auf. Der Sohn des dunklen Wolfes trat vor: „Die hier haben wir noch gefunden. Ein paar alte Wölfe sind uns entkommen, aber die wäre sowieso zu nichts nütze gewesen, deswegen hätte es nichts gebracht sie zu verfolgen.“ Die Gelbe und ihr oberster Kommandant tauschten Blicke aus, dann nickte er ihr zu. Sie wusste, dass es Zeit war zu verschwinden. Ohne sie wäre ihr Rudel besser dran, weil man die Schuld auf sie abschieben konnte. Schließlich war sie die Anführerin und gab die Befehle. Dass das Rudel getan hatte, was man ihm sagte, konnte man niemanden vorwerfen. Der Regen wurde immer stärker und es donnerte und blitzte wie verrückt. Das wollte die Gelbe ausnutzen. Sie sammelte ihre Kraft, um den Regen noch zu verstärken. „Auf ein Wiedersehen dunkler Wolf! Eines Tages wirst du es bereuen, was du hier getan hast!“ Mit diesen Worten ließ sie die Magie wirken und der Regen wurde so stark, dass man kaum die Augen offen halten konnte. Schnell rannte sie los. Sie würde zurückkommen um dieses Land von der dunklen Bedrohung zu befreien, doch im Moment musste sie sich erst einmal geschlagen geben. Der dunkle Wolf blieb einfach stehen und sah in die Richtung, in der er fühlte, dass seine Gegnerin verschwunden war. Dann grinste er. "Flüchte nur. Eines Tages werden wir uns wieder sehen, dann kommst du mir nicht so einfach davon.“ Er blickte zu seinen Leuten und sagte:" Wir ziehen weiter! Wir haben Wichtigeres zu tun, als dieser unwichtigen Wölfin nachzulaufen. Die kommt schon von ganz allein wieder. " Artus sah zu dem dunklen Wolf. Einerseits war er froh, dass Runa entkommen war, doch andererseits fühlte er sich schuldig. Doch es half nichts. Lexie war das Einzige, was zählte. Das Unwetter verzog sich erst nach Stunden. Solange hatte der dunkle Wolf seine neuen Rudelmitglieder begutachtete und sie auf ihre Positionen verwiesen. Glücklich darüber, dass er so ein starkes Rudel für sich gewonnen hatte, ruhte er sich nun für die entscheidende Schlacht aus. Sein Sohn betrat die Höhle, in der er sich befand. „Die Gruppe, die nach der Gefährtin von Artus suchen sollte, ist zurück“, sagte der junge Rüde stolz. „Gut, dann schick mir Artus her. Jetzt wird unser Plan Früchte tragen.“ Ein fieses Grinsen konnte sich der Dunkle nicht verkneifen. „Wie ihr wünscht, Vater“, sagte der Sohn und verließ den Bau. Er musste nicht lange suchen, bis er ihn fand. „Artus, du sollst zum Anführer“, erklärte er im ruhigen Ton. Der Schwarze konnte den Sohn des dunklen Wolfes nicht ausstehen. Ebenso ruhig antwortete er: "Alles klar", und machte sich auf in Richtung des Baus. Unterwürfig trat er ein und sah zu seinem Anführer: "Ihr habt nach mir gerufen?" Der Dunkle setzte eine traurige Miene auf und nickte seinem Gegenüber zu. „Es tut mir leid dir das sagen zu müssen. Die Wölfe, die deine Gefährtin holen sollten, sind zurück. Sie konnten sie leider nicht retten. Noch auf der Reise zum Orden haben sie Lexie umgebracht. Du sollst wissen, dass du das volle Mitgefühl aller hier hast. Der Orden hat uns allen schlimme Dinge angetan und dafür werden sie in einigen Tagen bluten.“ Artus erschrak bei den Worten des dunklen Wolfes innerlich. Konnte es wirklich war sein? War seine Gefährtin tatsächlich tot? Er konnte es nicht glauben. Tief in seinem Inneren spürte er, dass sie noch leben musste. Der dunkle Wolf log, aber warum? Doch er war sich sicher, dass er nicht die Wahrheit sprach, dass sagte ihm sein Gefühl, allerdings ließ er sich das nicht anmerken. Er machte eine Miene, die in Wut ausbrach: "Nein, das kann nicht sein!" Wütend knurrte er: "Der Orden wird dafür büssen müssen!" „Ja, das werden sie“, grinste der dunkle Wolf finster. „Wir ziehen morgen früh los und schon bald werden wir den Orden aus dieser Welt fegen.“ Talon stand auf der höchsten Plattform des Ordens, die zu seinem Bau gehört und sah hinaus auf die Wälder seines Reviers. Die Sonne schien hell, einladend und nichts erinnerte mehr an den Regen der letzten Tage. Nur noch einige Stunden, dann würde die zweite Verhandlung von Lexie beginnen und er war mit seinen Beratern immer noch nicht zu einem wirklichen Ergebnis gekommen. Jetzt wartete er auf seine Gefährtin, um noch einmal mit ihr zu sprechen, auch wenn er wusste, dass er sie vermutlich nicht umstimmen konnte. Es gab noch mehr, was ihm Sorgen bereitete. Seine Späher hatten berichtet, dass Wilde fluchtartig Ordensgebiete verlassen hatten und das deutete darauf hin, dass etwas Schlimmes bevorstehen könnte. Es kam dem braunschwarzen Wolf so vor, als würde er die Kontrolle über alles verlieren, auch weil der hohe Rat mittlerweile mehr gegen ihn arbeitete als für ihn. Nachdenklich sah er auf seine Schwanzspitze, wo sein Lebenslicht flammte. Es war ein Zeichen für seine große Macht, aber trotz all der Magie, die er beherrschte, fühlte er sich plötzlich alles andere als mächtig. Alles was er liebte schien zu zerbrechen. Er musste zumindest verhindern, dass seine Tochter hingerichtet werden würde. Das war er ihr schuldig. Aura suchte überall nach ihrem Gefährten. Bald würden die Verhandlungen beginnen. Allerdings machte sie sich Sorgen. Talon verhielt sich seit der Rückkehr der Abtrünnigen anders. Der weißen Wölfin schien es, als würde ihren Gefährten irgendetwas belasten. Allgemein hatte sie auch ein mulmiges Gefühl, ein Gefühl, als würde etwas in der Luft liegen, etwas Bedrohliches. Talon benahm sich merkwürdig, der hohe Rat war auch etwas sonderbar geworden. Sie schüttelte sich und sagte: "Du muss vernünftig bleiben! Was sollte denn schon passieren?" Aber sie wusste, dass sie ihr Gewissen so nicht beruhigen konnte. Endlich fand sie ihren Gefährten auf der höchsten Plattform, die es im Orden gab. Langsam ging sie auf ihn zu und sprach: "Hier bist du also! Ich habe dich gesucht, was ist nur los mit dir?" „Ich dachte an diesem Ort würdest du zuerst suchen“, meinte der Schwarzbraune und ging zu seiner Gefährtin, um sich zur Begrüßung an sie zu kuscheln. Es tat so gut in ihrer Nähe zu sein und er dachte wieder daran, was er ihr vor einigen Jahren, als aus einer verbotenen Verbindung Lexie hervorgegangen war, eigentlich angetan hatte. Schnell verdrängte er diesen Gedanken. „Können wir noch einmal über die Verhandlung heute reden?“, meinte er leise. „Ich weiß, es ist für dich schwer zu verstehen, warum ich das Leben der Abtrünnigen verschonen will, aber ich finde der Tod ist einfach eine zu harte Strafe. Was wenn es so ist, wie sie sagte und es nur ein Versehen war? Richten wir Unschuldige jetzt einfach so hin? Ich kann das nicht Aura und ich bitte dich mir zu vertrauen und deine Meinung zu ändern.“ So etwas wollte er eigentlich nicht von ihr verlangen und wusste auch, dass es nicht in Ordnung war, aber er musste es versuchen. Sie war etwas verwundert. Er war doch sonst nicht so milde. "Was ist eigentlich los mit dieser Abtrünnigen? Warum willst du sie verschonen? Früher warst du auch nicht so... leichtgläubig. Ich finde es ja nicht schlecht fairer zu handeln, aber dies entspricht nicht deinem Charakter und außerdem, es muss die Mehrheit des Rates für Gnade stimmen. Das ist Gesetz!" „Wenn es nötig ist, dann entscheide ich das. Zwar habe ich noch nie von diesem Recht gebraucht gemacht, aber das heißt nicht, dass ich es nicht werde. Du als meine Gefährtin solltest hinter mir stehen“, erwiderte Talon mit erstem Ton. „Ich habe einfach das Gefühl, dass es nicht richtig ist die Wölfin zu töten. Warum muss ich das erklären?“ "Ja, das ist nicht richtig, allerdings hat es dir bisher nicht so viel ausgemacht, wie bei dieser Wölfin. Das ist das, was ich nicht verstehe! Findest du das nicht auch ungerecht gegenüber all jenen, die du bereits verurteilst hast, die aber ein ähnliches oder selbes Vergehen begangen haben? Du bist so anders... so als würde dir diese Abtrünnige etwas bedeuten!" Aura betonte das Wort "Abtrünnige" mit spöttischem Ton. "Nun gut... Du kannst machen was du willst, aber du kannst mir nicht deine Meinung aufzwingen! Ich stehe immer voll und ganz hinter dir und das weißt du! Aber ich fälle meine oder solche wichtigen Entscheidungen alleine, weil das meine Pflicht ist und vom Orden verlangt wird!" Traurig sah der Schwarzbraune weg: „Vielleicht bin ich nur zu Besinnung gekommen, Aura. Vielleicht kann ich dieses Töten nicht mehr ertragen. Auf meinen Schultern lasten so viele Leben, warum soll noch eines mehr dazukommen?“ Seufzend sah er auf die Landschaft vor ihm. „Wie lange wird der Orden noch bestehen können, wenn nur noch Korruption und Machtgier die Magier beherrschen? Manchmal kann ich einfach nicht mehr. Ich bin es leid, gegen all diese Missstände zu kämpfen. Aber es ist so, dass diese Wölfin mir tatsächlich etwas bedeutet und ich nicht zuschauen kann, wie sie stirbt.“ Es war ihm herausgerutscht, bevor er überhaupt nachgedacht hatte, was er da von sich gab. Aura würde wissen wollen, was er damit meinte und er konnte sie nicht mehr belügen. Möglichweise musste er ihr jetzt die Wahrheit sagen, wenn er auch Angst davor hatte. Ihre Meinung konnte er sowieso nicht mehr ändern und endlich diese Last seiner Affäre loszuwerden, wäre womöglich eine Erlösung für ihn. Solange schleppte er das mit sich herum. Aura spitzte die Ohren. Was meinte ihr Gefährte da nur? "Talon, es mag sein, dass du recht hast, doch ich denke dieses Thema sollten wir auf einem Treffen mal zur Sprache bringen. Ich weiß, dass hier im Orden Unruhen herrschen und ich finde das nicht gut! Was du mit dieser Wölfin zu tun hast, ist deine Sache, aber sollte es etwas sein, was ich auch wissen sollte, appelliere ich an deine Vernunft und bitte dich, sag es mir! Vielleicht kann ich es dann auch nachvollziehen und ich ändere meine Meinung!" Sie sah ihn etwas herausfordernd an. "Das ist jetzt deine Chance! Ergreif sie, wenn es etwas Wichtiges ist!" „Dieses Thema zu Sprache zu bringen, würde unsere Position noch mehr schwächen. Wir müssen den Drahtzieher finden, aber das ist schwerer als man glaubt. All meine Versuche sind gescheitert.“ Dann drehte sich der Anführer von seiner Gefährtin weg: „Wenn ich es dir sage, dann wirst du mich hassen und Lexie wirst du sicher den Tod wünschen. Ich habe dir so Schlimmes angetan, aber du sollst wissen, dass ich nur dich liebe und es jeden Tag bereue. Es tut mir so von Herzen leid. Und auch Lexie trifft daran keine Schuld. Ich hoffe, dass du deine Wut nicht auf sie übertragen wirst, denn sie ist genauso ein Opfer wie du. Hast du dich nicht gefragt, warum Lexie so starke Magie in sich trägt? Sie weiß selbst nicht einmal, was sie wirklich kann, aber wie ich, kannst du sicher diese Macht in ihr spüren. Diese Macht ist keine Zufall, Aura. Sie kommt von ihrem Vater…von mir.“ Aura stockte der Atem: "Was sagst du da? Sie ist deine Tochter? Wie konntest du nur..." Sie war mehr traurig über die Nachricht, als wütend. "Ich hatte immer gedacht dir vertrauen zu können...." Sie machte kehrt. "Meine Meinung stand sowieso von vornherein fest..." Das sie nicht wütend war, deutete Talon als sehr schlimmes Zeichen. Er würde sie verlieren und konnte jetzt gar nichts mehr dagegen tun. Dabei liebte er sie so sehr. „Halt, warte. Lass mich doch erklären!“, schrie er ihr nach, doch dann durchzuckte ihn plötzlich etwas, was ihn den Schrecken in die Knochen trieb. Etwas Mächtiges näherte sich dem Kristallpalast. Und da merkte Talon, dass das nicht alles war. Es kamen viele. Ein Angriff der freien Magier, geführt von einem unglaublich, starken Wilden. Die Ordensanführerin hielt kurz inne, aber nicht wegen Talon, sondern weil sie dasselbe spürte wie ihr Gefährte. "Was ist das?" flüsterte sie. Der ersten Überraschung folgte sogleich die Erkenntnis, dass er etwas unternehmen musste. Er sah Aura ernst an: „Wir klären das später, in Ordnung? Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.“ Dann rannte er an seiner Gefährtin vorbei in dem Wissen, dass sie ihm sicher folgen würde, denn jetzt brauchte der Orden seine beiden Anführer, egal was gerade zwischen ihnen vorgefallen war. Die Treppe, die nach unten führten, sprang der Schwarzbraue regelrecht herunter, so dass er aufpassen musste nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sofort kamen ihm einige höhere Magier entgegen, die das Gleiche, wie er gespürt hatten und redeten aufgeregt auf ihn ein, bis er sie mit einem Knurren zum Verstummen brachte. „Wir werden sie nicht bis zum Palast vordringen lassen“, rief er ihnen laut zu. „Versammelt euch alle auf dem großen Platz, der der einzige Eingang zum Kristallpalast ist. Sagt jedem Magier, jedem Jäger und jedem, der kämpfen kann, bescheid was los und schickt sie dorthin.“ Alle stürmten los und taten was ihr Alphawolf ihnen befahl. Dieser blieb zurück und versuchte seine Gedanken irgendwie zu ordnen. So früh und unerwartet, hatte er mit dem Angriff der freien Magier nicht gerechnet, aber nun war es eben so weit. Er drehte sich um und eilte zum großen Platz. Auch Aura war geschockt. Der Angriff kam viel zu früh. Sie hastete ihrem Gefährten hinter her. Am großen Platz angekommen war sie ganz außer Atem. "Verdammt, das Ganze ging schneller als erwartet!" Talon nickte seiner Gefährtin zu. Wie Recht sie hatte. Dann kümmerte er sich darum die Magier und Jäger einzuteilen und ihnen Anweisungen zu geben. Kapitel 22: Der Angriff ----------------------- Nimrod wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen, als der Gildenführer einen lauten Heuler ausstieß, der befahl, dass sich alle Jäger im Lager sich bei ihm einzufinden hatten. In dem Moment kam auch Carth in die Hölle gestürmt. „Es heißt der Orden wird angegriffen“, sagte er aufgeregt. Der graue Wolf stand schnell auf und folgte dem Roten nach draußen. Im Lager war die Hölle los. Alle liefen wie die Irren zum Gildenführer. Der Graue hielt nach Akira Ausschau, konnte sie aber nicht entdecken. Sicherlich war das auch besser, weil er sich ja jetzt von ihr fernhielt, aber etwas in ihm wollte unbedingt wissen, ob es ihr gut ging. Schließlich verdrängte er diesen Gedanken und rannte los in Richtung des großen Platzes. Dort standen Magier und Jäger. Es mussten Hunderte sein. Dann sah der Jäger in Richtung des Waldes und merkte wie ihm die Luft wegblieb. Eine riesige Armee aus Wilden näherte sich langsam. „Das ist doch nicht möglich“, meinte er mit aufgerissenen Augen zu sich selbst. Akira wanderte gerade durch das Lager als sie das Heulen hörte und dann ging alles auch schon ganz schnell. Alle liefen kopflos im Lager herum, nur langsam begriffen alle, dass sie sich zum großen Platz bewegen sollten. Die Jägerin wartete ab. Sie wollte nicht unter das Gedränge kommen. Sie machte sich Sorgen um Nimrod. Hoffentlich war ihm nichts zugestoßen. Doch dann verscheuchte sie den Gedanken. Er war nicht dumm und so machte sie sich auch auf in Richtung Platz, aber das was sie dort sah verschlug ihr fast die Sprache: Eine mächtige Armee! Dann konnte sie auch schon den Grauen erkennen. Sie lief zu ihm und flüsterte ihm leise ins Ohr: "Was zum Teufel ist da los?" „Ich…ich weiß es nicht“, erwiderte der Jäger, der immer noch wie angewurzelt dastand. Talon rannte vor seinen Wölfen hin und her und gab Befehle, aber für den alten Jäger kamen seine Worte von weit her. Sein Blick war auf die Wilden fixiert, die immer weiter vorrückten. Dann sah er zu Akira. Würden sie das hier überleben? Ihre Chancen standen wohl nicht besonders gut. Vielleicht war es Zeit ihr zu sagen, was er für sie empfand? Er stand da und wollte gerade anfangen zu sprechen, als plötzlich ein mächtiger Zauber in der Menge einschlug und ihn von den Pfoten riss. Hart landete er im Gras, rappelte sich aber so schnell er konnte wieder auf. Verzweifelt suchte er die graue Wölfin, aber er sah sie in der Menge nicht. Die Wilden griffen ohne zu zögern weiter an und bald herrschte das reine Chaos. Zauber folgen durch die Gegend, Jäger bissen sich an Wilden fest und die ersten Verletzten lagen schon am Boden. Nimrod konnte nicht anders als sich auch in den Kampf einzumischen. Er sprang auf einen jungen Wilden zu und schlug ihn mit voller Kraft zu Boden, um ihn dann die Kehle aufzureißen. Der Jungwolf hatte keine Chance, aber die nächsten stürmten schon auf den Grauen ein. Er stürzte sich mit allem was er hatte in die Schlacht. Die graue Jägerin wurde ebenfalls von dem mächtigen Zauber zu Boden gerissen. Die Wilden griffen ohne Rücksicht auf Verluste an. Sie wurde von allen Seiten attackiert, doch auch wenn sie kein Rüde war, ließ sie sich das nicht gefallen. Wütend kämpfte sie gegen die Wilden. Sie wollte sich ganz auf das Kämpfen konzentrieren, doch sie musste immer wieder schauen, ob sie Nimrod irgendwo sehen konnte, in dem Durcheinander war allerdings nichts zu erkennen. Der graue Rüde kämpfte immer weiter und weiter und verlor dabei sein Zeitgefühl. Er konnte nicht sagen, ob die Schlacht nun schon Stunden oder nur Minuten dauerte. Immer mehr Wilde stürmten herbei und langsam merkte Nimrod wie seine Kraft nachließ. Er hatte das Gefühl im Blut zu schwimmen. Sein Pfoten und Beine waren rot und der Rest seines Körpers sah wahrscheinlich auch nicht besser aus. Das Meiste davon war zum Glück nicht von ihm, aber lange konnte er wohl nicht mehr gegen die Flut der Angreifer bestehen und wenn es ihm schon so ging, was war dann mit den anderen? Er entdeckte plötzlich Carth, der gerade von einem Wilden überwältigt wurde und eilte ihm zur Hilfe. Der Angreifer konnte gar nicht so schnell schauen, da fiel Nimrod über ihn her und riss ihn mit einem Biss das Leben aus dem Leib. „Carth, zieh dich zurück“, schrie er seinen Schüler an. „Wenn du hier stirbst, ist keinem geholfen.“ Der Jungwolf hörte auf seinen Mentor und rannte einfach davon. Schon kam der nächste Zauber auf den Grauen zu und dieses Mal schaffte er es nicht auszuweichen. Tiefe Wunden fetzten sich in seine Flanke und er merkte wie dabei einige seine Rippen, wie als wären sie aus morschem Holz, brachen. Der erwartete Schmerz kam aber nicht, stattdessen setzte ein Adrenalinstoß ein, was dem Jäger neue Kraft gab. Voller Wut flitze er auf einen weiteren freien Magier zu und tötete ihn ohne zu zögern. Dann sah er endlich Akira und war erleichtert, dass sie noch am Leben war. Doch dann weiteten sich seine roten Augen, als er sah, dass gleich zwei Wilde hinter ihr standen und sie angreifen wollten. „AKIRA!“, brüllte er mit aller Kraft. „PASS AUF!“ Die Wölfin war so vertieft in den Kampf, dass sie anfangs die Schreie des Grauen nicht wahrnahm, doch dann blickte sie kurz auf und sah ihn endlich. Ihr Herz machte einen Sprung, er lebte noch! Doch das war ihr Fehler. Sie hatte nur einen Moment lang nicht aufgepasst und schon spürte sie, wie sich ein Wilder in ihrem Nacken verbiss und sie zu Boden stürzte. Sie hatte Angst. Angst um ihr Leben. Der Graue fetzte daraufhin los und wollte Akira vor den Angreifern retten, aber ein Zauber schlug vor ihm ein und blendete ihn für einige Sekunden. Benommen taumelte er weiter in die Richtung der grauen Wölfin. Das dauerte zu lange und das wurde ihm langsam bewusst. Er blieb stehen und schüttelte den Kopf um wieder zu Sinnen zu kommen. Einige Wölfe rumpelten ihn an, doch er konnte nicht einmal sagen, ob es Feinde oder Verbündete waren, aber zu seinem Glück schien sich keiner für ihn zu interessieren. Das war wahrscheinlich auch kein Wunder, denn er musste furchtbar aussehen und in ihren Augen sowieso nicht mehr lange zu leben haben. Trotzdem hatte er noch genug Reserven in sich, dass wusste er. Sobald er wieder etwas erkennen konnte, rannte er weiter zu der Liebe seines Lebens. Die Angreifer waren nicht mehr dort und Nimrod beschlich der schreckliche Gedanke, dass er zu spät kam. Dann sah er die Wölfin auf dem Boden liegend und stellte sich vor sie. „Akira? Kannst du mich hören?“, fragte er verzweifelt. Wenn sie ihm nun nie wieder antworten könnte? Er fühlte wie der Schmerz in ihm aufkeimte, der ihm sagt, dass nun alles vorbei war. Die Graue spürte einen unendlichen Schmerz in ihren Gliedern. Sie fühlte wie warmes Blut über ihre Beine lief. Völlig kraftlos und schon fast am Ende lag sie auf der Erde und hoffte, dass der Finaleschlag eines Wilden sie endlich niederstrecken würde, doch plötzlich hörte sie von der Ferne eine Stimme. Sie erkannte sie nicht gleich, aber es dauerte nicht lange und sie wusste, dass es der graue Jäger war. Sie öffnete ihre Augen und sah ihm an. Leise flüsterte sie: "Nimrod?" Doch sofort musste sie ihre Augen wieder schließen, sie war schon fast bewusstlos, dennoch konnte sie ihre Umgebung ein wenig wahrnehmen. „Akira?“, stammelte der Rüde. Keuchend sah er auf sie herab, aber sie bewegte sich nicht. Es schnürte ihm die Kehle zu und am liebsten hätte er einfach losgebrüllt, aber dafür stand er zu stark unter Schock. Langsam legte er sich neben sie und drückte seinen Kopf an ihren. „Du darfst nicht gehen, hörst du? Bleib bei mir. Lass mich nicht alleine.“ Er konnte ihr Herz nicht schlagen hören? War es bereits stehen geblieben oder übertönte die wilde Schlacht ihre Herztöne? Er drückte sich noch näher an sie und leckte ihr über die Schnauze. Wahrscheinlich war es die letzte Gelegenheit es ihr zu sagen und es spielte nun auch keine Rolle, dass er damit seine verletzliche Seite zeigen würde. Dieses Mal musste er über seinen Schatten springen. Mit dem Maul ging er ganz nah an das Ohr der grauen Jägerin und flüsterte: „Weißt du, ich hätte dir das schon lange sagen sollen, Akira. Ich …ich …liebe…dich. Dich zu verlieren, kann ich nicht ertragen.“ Auch wenn sie schon fast bewusstlos war, so hörte sie doch die Worte des Grauen und ihr Herz überschlug sich vor Freude. Sie musst lächeln, auch wenn man es kaum sah, da es ihr schwer viel und dann wurde sie auch schon bewusstlos.... Lexie befand sich in einem der unteren Verliese und wartete auf ihre Verhandlung, als sie plötzlich eine laute Explosion hörte, die sie aufschreckte. Was war da nur passiert? Verwundert lief sie von einer Ecke zu anderen und plötzlich schlug schon wieder etwas ein und ließ den Boden erzittern. „Hallo, ist da jemand vor der Höhle? Was ist da los?“, schrie die Blaugraue verzweifelt. Die Wache schien sie gehört zu haben und kam zu ihr. „Verhalte dich einfach ruhig, Abtrünnige.“ „Aber..?“ Die junge Magierin spürte auf einmal blanke Wut in sich aufsteigen. Der Orden wurde möglicherweise angegriffen und man verurteilte sie dazu sich in diesen dunklen Steingebilden aufzuhalten. Dabei konnte sie doch helfen. Die Wache schien alleine zu sein, was ihren Verdacht noch bestätigte. Langsam kam der Rüde näher: „Hör zu: Du bist doch Heilerin? Einer der Wächter, ein Freund von mir, liegt nicht weit von hier mit einer schweren Verletzung. Könntest du…?“ Die Fähe nickte. „Danke“, erwiderte der Rüde und deutete ihr an, dass sie ihm folgen sollte, was sie gehorsam machte. Sie liefen einen langen, schmucklosen Gang entlang und fanden schließlich den verletzten Rüden, der auf dem Boden kauerte und sich vor Schmerzen krümmte. In Lexies Kopf kamen ihr so einige Ideen, wie sie einfach versuchen könnte von hier zu fliehen, aber als sie den hilflosen Wolf vor sich sah, konnte sie nicht anders, als ihn zu heilen. Sie legte die Pfote auf seinen Bauch und ließ ihre Kraft wirken. Komischerweise schwächte sie das nicht so sehr, wie es das sonst immer getan hatte. Die Wunde wurde kleiner und als sie nur noch ein harmloser Strich war, ließ die Wölfin von dem Rüden ab. „Ich werde da oben gebraucht“, sagte sie schließlich ohne einen der Beiden anzusehen. „Dann geh schon“, sagte der Wolf, der sie bewacht hatte. Ungläubig blickte sie ihn an, dann nickte sie ihm dankbar zu und rannte auf schnellstem Weg in die oberen Höhlen. Dabei fiel ihr auf, wie leer alles war. Sonst tummelte es hier nur vor Magiern und Jägern, aber nun schienen sie alle im Kampf zu sein. Währenddessen hatte Artus ganz andere Sorgen. In dem ganzen Getümmel hielt er immer noch Ausschau nach seiner Gefährtin. Unauffällig, was ja bei dem Getümmel nicht sehr schwer war, seilte er sich von der Gruppe ab und durchsuchte die von der Schlacht noch unberührten Teile des Palastes und plötzlich hatte er einen vertrauten Geruch in der Nase: Es war der Geruch von Lexie! Sein Herz schlug wie wild und sofort machte er sich auf der Spur zu folgen. Sein Herz raste immer schneller. Hastig rannte er um das nächste Eck und WUMMS! Er stieß mit einem Wolf zusammen. Er befürchtete das Schlimmste, doch seine Augen erblickten seine geliebte Wölfin! Die Blaugraue schaffte es gerade noch nicht hinzufallen, als sie mit dem schwarzen Rüden zusammenprallte. Verdattert starrte sie ihn an und es dauerte einige Sekunden, bis sie erkannte, wer das vor ihr stand. „Artus?“, fragte sie überwältigt. „Woher…wie…ähm…?“ Sie bekam kein Wort mehr heraus. Das war das Letzte, mit dem sie gerechnet hatte. Und dann fiel ihr ein bestimmter Geruch an ihm auf, der sie noch mehr verwirrte. Er roch nach dem dunklen Wolf! Der schwarze Rüde konnte seinen Augen kaum trauen. Sie war es tatsächlich! Und noch dazu stand sie mehr oder weniger gesund vor ihm. Freudig wedelte er mit seinem Schwanz. "Du bist es wirklich! Endlich habe ich dich gefunden!" „Wie kommst du hier her?“, fragte sie geschockt und erfreut zur gleichen Zeit. Erst dachte sie, auch er war gefangen worden, aber dann begriff sie, dass es etwas mit dem Angriff zu tun haben musste. „Und was passiert da draußen eigentlich?“ Am liebsten wollte sie sich einfach an ihn kuscheln, aber sie erinnerte sich daran, wie sie ihn zuletzt behandelt hatte und ließ das lieber bleiben. Erst wollte sie wissen, was vor sich ging, auch wenn sie ahnte, dass ihr das nicht gefallen würde. Ernst antwortete er ihr: "Da draußen findet ein Überfall statt! Freie Magier kämpfen gegen den Orden. Es ist ein furchtbares Blutvergießen, welches der dunkle Wolf angestiftet hat! Ich bin hier, um dich zu befreien. So lange die da draußen noch kämpfen, haben wir die Chance unbemerkt zu fliehen und weit weg von hier eine neue Zukunft zu beginnen! Was hältst du davon?" Er sah sie mit großen Augen an und hoffte, dass sie zustimmte. Vorsichtshalber fügte er noch hinzu: „Es gibt hier nichts, wofür es wert wäre zu kämpfen! Deine Mutter ist in Sicherheit und der Orden hätte dich sicher getötet!" Einen Moment dachte sie darüber nach. Einen Moment wollte sie alles hier hinter sich lassen und endlich glücklich mit ihrem Artus sein, aber dann wurde ihr klar, dass sie das nicht machen konnte. Traurig blickte sie den Schwarzen an: „Da draußen sterben Wölfe. Ich kann nicht einfach gehen. Ja, der Orden wollte mich töten, aber sie sind immer noch ein Teil von mir. So lange habe ich das geleugnet, aber ich kann sie nicht einfach im Stich lassen. Verzeih mir.“ Sie drehte sich um und rannte weiter auf das Schlachtfeld zu. Doch in ihr blieb die Hoffnung, dass sie nach dem Kampf wieder mit ihrem Gefährten vereint sein würde, falls sie nicht ihr Leben in der Schlacht ließ. Kapitel 23: Schatten der Vergangenheit -------------------------------------- Artus blieb verwundert stehen. Das hatte er jetzt nicht gedacht. Der Verwunderung wich Ärger. Was bildete sie sich eigentlich ein? Nahm er doch das alles hier nur wegen ihr auf sich! Doch schnell wurde ihm bewusst, dass er sie umstimmen musste, ehe es zu spät war. Sofort rannte er ihr nach, nicht dass ihr etwas im Getümmel des Kampfes passierte. Die Blaugraue lief unaufhaltsam auf den Platz des Geschehens zu. Einige Sekunden blieb sie steif stehen und blickte erschrocken auf die ganzen Verletzten vor sich. „Oh nein“, stammelte sie. Sie konnte nicht allen helfen, aber sie würde versuchen das zu tun, was sie konnte. Ein junger Magier lag vor ihr und stöhnte vor Schmerzen. Die Wölfin berührte ihn und setzte ihre Kraft ein, bis sie sicher war, dass er nicht an seinen Verletzungen zu Grunde gehen würde. Sie ging weiter durch die Reihen. Es lagen viele Tote dort. Und dann sah sie eine Wölfin, die ihr bekannt vorkam - Akira. Die Jägerin, die sich so für sie eingesetzt hatte. Daneben lag ein blutverschmierter Rüde, welchen Lexie auch als Jäger erkannte, auch wenn er furchtbar zugerichtete war. „Du?“, fragte Nimrod verwundert. „Wie kommst du hierher?“ „Ist sie…?“, wollte die Blaugraue wissen. Der Graue sah mit traurigen Blick auf die Jägerin: „Noch nicht…glaube ich.“ Er legte seinen Kopf wieder an den von Akira und meinte: „Lass uns bitte allein. Du kannst gehen, wenn du willst, das ist mir egal. Der Orden wird heute untergehen und du bist frei.“ Die Wölfin kam langsam näher und legte ihr Pfote auf die von Akira: „Aber ich möchte helfen, auch wenn ich dafür viel meiner Kraft hergeben muss. Diese Jägerin war gut zu mir, obwohl sie das nicht hätte sein müssen. Jetzt werde ich mich dafür bedanken.“ Sie ließ ihre Magie strömen und heilte die schweren Wunden der Grauen. Schwäche überkam sie, aber sie hielt so lange durch, dass Akira genug Lebensenergie in sich hatte und nicht sterben würde. Artus konnte Lexie zuerst nicht entdecken, aber dann sah er sie. Sie heilte gerade einen Wolf. Bei näherem Hinsehen erkannte er, dass es ein Jäger war. Sofort rannte er hin und stoppte ruckartig vor ihr. Entsetzt fragte er sie: "Was machst du da? Wieso heilst du sie? Das sind Jäger! Los wir müssen jetzt fliehen sofort!" Auch wenn er nicht verstand, warum sie das tat, es war ihm egal, solange sie nun endlich mit ihm mitkommen würde. Flehend sah er sie an. Die Magierin lächelte den Schwarzen sanft an: „Diese Wölfin hat sich für mich eingesetzt, also gebe ich ihr nun auch etwas zurück. Sieh doch hin, Artus. Sieh dir das Schlachtfeld an. Der Orden ist gefallen. Sie werden uns nichts mehr tun.“ Nimrod starrte den anderen Rüden an, aber regte sich nicht von der Stelle. Das Einzige, was ihn noch zum Kämpfen bringen würde, wäre wenn er Akira verteidigen müsste. Ihm war diese Unterhaltung egal. Es zählte nichts anderes mehr, als seine geliebte Wölfin, die immer noch ohne Bewusstsein schien, doch auch sein Blick schweifte bei Lexies Worten über den Kampfplatz und mit Schrecken erkannte er, dass die Blaugraue Recht hatte. So viele Wilde standen noch, aber die meisten Magier und Jäger waren verletzt oder tot. Die junge Wölfin merkte, dass ihre Kraft aufgebraucht war: „Wir können nun gehen, wenn es dich glücklich macht, mein Liebster.“ Artus' Herz machte einen Freudensprung. Er musste lächeln und freudig mit dem Schwanz wedeln. "Gut meine Liebe, hauen wir ab, bevor uns noch jemand bemerkt..." Und so führte er Lexie durch die noch immer tobende Schlacht, dennoch mussten sie sich beeilen, denn man konnte erkennen, dass sie sich dem Ende neigte und die freien Magier wohl als Sieger hervor gehen würden. Währenddessen kam Akira langsam zu sich, sie öffnete leicht ihre Augen und konnte verschwommen Nimrod erkennen. Die Miene des Grauen entspannte sich, als er bemerkte, dass die Jägerin das Bewusstsein wiedererlangte. Es war wie ein Wunder, dass die Abtrünnige ihnen geholfen hatte und nun spürte der Jäger, dass der Schmerz des Verlustes von ihm abfiel. Seine Akira hatte überlebt. Er konnte das gar nicht glauben. Träumte er? „Wie fühlst du dich?“, fragte er leise. Die Jägerin nahm Nimrods Stimme wahr, doch sie regte sich nicht, sie war noch viel zu geschwächt, außerdem nicht einmal sicher, ob sie überhaupt noch lebte. Alles kam ihr so unwirklich vor. Leise flüsterte sie: "Wo bin ich... bin ich schon tot?" Sie schloss die Augen, sie wollte einfach nur schlafen. Sie war kurz davor wieder bewusstlos zu werden. „Nein, du bist noch am Leben“, flüsterte der Graue ihr ins Ohr. „Schlaf jetzt, ich passe auf dich auf.“ Er legte sich neben sie und auch wenn er müde war, so zwang er seine Augen offen zu bleiben. Er würde sie beschützen, was immer auch geschah. Die letzten unversehrten Magier des Ordens kämpften noch immer einen verzweifelten Kampf gegen den übermächtigen Gegner. Talon und Vin standen nebeneinander und wendeten starke Zauber auf die Wölfe des dunklen Wolfes an, doch auch diese Linie konnte sie nicht mehr lange aufrechterhalten. Vin wurde schon bald von einem Rüden von den Beinen gerissen und lieferte sich mit seinem Angreifer einen schweren Kampf. Talons rote Augen erfassten plötzlich die große Gestalt, die sich aus der Menge der Wölfe erhob – der dunkle Wolf. Ihn musste er schlagen und die Schlacht wäre vorbei, das wusste der Schwarzbraune. Wütend zog der die Lefzen hoch und knurrte. Langsam schritt der dunkle Wolf auf den Schwarzbraunen zu. Seine Augen glühten. "Ach, Meister Talon.... wie schnell doch die Zeit vergeht. Ihr seid alt geworden." Der Dunkle stand nun vor Talon und grinste ihm hämisch ins Gesicht. „Wer…?“, fragte der Ordensanführer, brach aber dann mitten im Satz ab. Ungläubig starrte er auf sein Gegenüber und wollte nicht glauben, was er da sah. Sein Kopf brauchte eine Weile, bis er die Information verarbeiten konnte, denn wer da vor ihm stand, der müsste eigentlich tot sein. Er erinnerte sich noch so gut an seinen ersten Schüler, der dieser Wolf einmal gewesen war. Der kleine, weiße Rüde, bei dem man schon so jung eine große Kraft festgestellt hatte, dass man ihn früher ausgebildet hatte, als alle anderen Magier. Talon hatte damals noch nicht einmal geahnt, dass er jemals Anführer des Ordens werden würde, als er zum ersten Mal Mentor geworden war. „Magnus? Bist du es wirklich?“, meinte der Schwarzbraune überrumpelt und doch wusste er, wie unnötig diese Frage eigentlich war. Es gab nur einen weiteren Wolf, der wie Talon selbst, ein Lebenslicht an seinem Rutenende brennen hatte und der Anführer konnte es bei dem dunklen Wolf deutlich sehen. Es erschrak ihn noch mehr, denn das Licht war dunkel und zeigte die verdorbene Seele, die sein ehemaliger Schüler in sich trug. Der dunkle Wolf grinste weiter. Er kam näher und umkreiste seinen ehemaligen Meister: "So sieht man sich also wieder, alter Freund. Du hättest wohl nicht gedacht, dass ich noch lebe." Er hielt kurz inne, dann schrie sein Gegenüber wütend an: "Weil ihr gottlosen Verbrecher mich töten wolltet!" Kurz lachte er auf. "Aber wie du siehst, mein Freund, es ist euch nicht gelungen und nun sollt ihr meine Rache zu spüren bekommen!" Drohend sah er seinen alten Meister in die Augen. Unbewusste wich der Schwarzbraune ein wenig zurück. Die Kraft, die sein früherer Schüler ausstrahlte, machte ihn nervös. Dazu schien sein Verstand vollkommen von seinem Durst nach Vergeltung vernebelt zu sein. „Du hast dich nicht an die Regeln gehalten und willst jetzt dem Orden die Schuld dafür geben? Hatte ich dir nicht beigebracht, dass man für seine Taten einstehen soll, selbst wenn man dafür sein Leben lassen muss? Ich habe dich geliebt, wie einen Sohn und hätte dir mein Leben anvertraut, doch du hast mich hintergangen. Du hast alles hintergangen, was mir lieb und teuer ist. Mit welchem Recht forderst du Rache?“ Talon merkte, wie die Wut in ihm aufkeimte. Früher war er so stolz auf Magnus gewesen. Sein erster Schüler. Er hatte ihn zu etwas ganz besonderem machen wollen. Vielleicht hätte er eines Tage den Orden geführt und nun stand dieser Wolf vor ihm, sein Fell pechschwarz gefärbt, und forderte ihn zu einem Kampf auf Leben und Tod, ein Kampf um die Zukunft des Ordens. Magnus hörte dem Braunen eine Weile schweigend zu. "Das tut mir jetzt aber leid. Das beweist wieder einmal, wie naiv der Orden eigentlich ist. Schon damals habe ich erkannt, was für unglaubliche Kräfte wir haben könnten. Keine wilden Magier kämen uns mehr in die Quere, nichts und niemand könnte sich dem Orden wiedersetzen, aber jetzt ist es zu spät... zu spät für DICH! Deine Zeit ist abgelaufen Talon! Es wird Zeit, dass eine neue, stärkere und glorreichere Ära heranwächst! Eine Ära, die den Orden zu noch mehr Ruhm führen wird! Ein goldenes Zeitalter wird anbrechen!" „Was für große Worte von dir, Magnus. Aber was sind die Worte eines Verräters schon wert? Du hast damals schwarze Magie eingesetzt und uns alle in Gefahr gebracht. Was du als unglaubliche Kraft bezeichnest, ist ein unberechenbares Risiko, das von der dunklen Magie ausgeht. Sieh dich an. Sieh dein schwarzes Fell und dein dunkles Lebenslicht an. Nennst du das gut? Du bist der Dunkelheit verfallen und kannst nicht mehr klar denken. Dein einziges Ziel ist Macht, dabei sollte es im Orden um das Wohl aller gehen“, knurrte Talon aufgebracht. „Ich werde dich mit allem was ich habe aufhalten und du kennst meine Macht. Willst du das wirklich wagen?“ Der Schwarzbraune war sich nicht sicher, wie stark sein ehemaliger Schüler wirklich war, aber er musste versuchen ihn aufzuhalten. Der Ordensanführer atmete tief ein und sammelte Magie in sich, die er dann aus sich heraus fließen ließ. Der Himmel verfärbte sich schlagartig dunkel und es blitzte wild. Damit wollte er Magnus vorführen, zu was er fähig war. Es galt als Warnung. Magnus sah dem Ordensführer gelangweilt an, doch als Talon seine Macht präsentierte knurrte er wütend. "Ach ja, das Wohl des Ordens, das Wohl aller... PAH! Das ich nicht lache. Der Orden ist grausam. Ist jemand anders, wie es der Orden will, wird er hingerichtet. Keiner kann frei entscheiden, und dann sagst du, dass es im Orden um das Wohl aller anderen gehen sollte? Das ist Heuchelei. Oder denkst du nicht, dass all jene, die bereits hingerichtet wurden, keine Familien hatten? Im Grunde ist es mir zwar egal, aber hier geht es mir einzig und allein darum zu beweisen, dass der Orden nicht so ist, wie ihr großen Magier immer tut! Greif mich ruhig an, alter Mann, und du wirst es mit dem Leben bezahlen!" Er knurrte bedrohlich und eine dunkle Aura umgab ihn. „Und ihr Wilden tötet nicht? Ihr seid nicht besser als wir. Und unsere Regeln haben durchaus einen Sinn. Dunkle Magie ist gefährlich und wer sie verwendet, muss gestoppt werden“, schrie der Schwarzbraune wütend. „Wenn du es nicht anders willst, dann spüre meine Macht, Verräter!“ Talon rannte auf ihn zu und ließ dabei einen gewaltigen Feuerzauber auf seinen Gegner los. Dort wo der dunkle Wolf stand, gab es eine riesige Explosion, doch der Ordensanführer sah nicht, ob sein Angriff auch wirklich sein Ziel getroffen hatte. Magnus musste grinsen. "Lächerlich..." Geschickt wich er der Attacke von Talon aus. Die Explosion war gewaltig. Es dauerte einige Zeit, bis sich der Rauch auflöste und da wo der dunkle Wolf gestanden hatte, war nur ein schwarzes, noch immer rauchendes Loch. Die Wölfe des Ordens atmeten erleichtert auf, doch der dunkle Wolf hatte sich versteckt und stand unmittelbar hinter seinem Gegner. Der Ordensanführer spürte Magnus, sobald er hinter ihm auftauchte und wollte sofort nachsetzen. Er drehte sich um, sprang auf seinen ehemaligen Schüler zu und biss sich an seinem dicken Brustfell fest. Dieses Mal wirst du mir nicht so einfach weg springen, dachte er und sammelte Magie über dem Schwarzen, was nur wenige Sekunden dauerte. Dann ließ er sie los und wie Hagel regneten die Magiebälle auf den dunklen Wolf herab. Der Schwarze erahnte die Attacke seines ehemaligen Lehrers. Damit er ihr noch ausweichen konnte, sammelte er all seine Kräfte und drehte sich auf den Rücken. Talon riss er mit, so dass er über ihm lag und nun die restliche Kraft des Angriffs zu spüren bekam. „Du unterschätzt mich, Magnus“, knurrte der Ältere. Die Magiekugeln erreichten zwar ihr Ziel, stoppten aber kurz vor dem Fell ihres Beschwörers und verletzten ihn nicht, sondern verpufften einfach. Das war eine seiner besonderen Techniken, die bewirkte, dass sich seine eigene Magie sich nicht gegen ihn selbst wenden konnte. Doch trotzdem war der Ordensanführer nun gezwungen den schwarzen Wolf loszulassen, um sich auf einen weiteren Angriff vorzubereiten. Er kämpfte ungern mit seinen Zähnen und Klauen, weil er nicht so besonders gut darin war. Schnell ging er ein paar Schritte rückwärts und überlegte, was er als nächstes versuchen sollte. Magnus war schnell und konnte allem sehr leicht ausweichen, darum wollte er lieber vorsichtiger vorgehen, um nicht unnötig Magie zu verschwenden. „Nun, hast du mir nichts entgegen zu setzten?“, fragte der schwarzbraune Rüde Zähne fletschend. Magnus lachte, dann griff er ihn blitzschnell an. Mit seinen Zähnen verbiss er sich in seinem Nacken. Mit seinen Pforten klammerte er sich an Talons Schultern. Dann startete er mit seiner Attacke. Seine Pfoten begannen zu glühen. Mit aller Kraft umklammerte er seinen Feind. Er konnte schon den Geruch von verkohltem Fell in seiner Nase wahrnehmen. Talon schrie auf, hatte sich aber bald wieder unter Kontrolle und konnte sich losreißen. Die Stellen, an denen die Pfoten ihn berührt hatten, brannten wie Feuer und der Schwarzbraune musste sich wirklich zusammenreißen und nicht vor Schmerz das Bewusstsein zu verlieren. Er konzentrierte sich auf all das, was er gelernt hatte und lenkte seinen Verstand so gut es ging von den Verletzungen ab. Keuchend stand er nun da und wusste nicht, wie er diesen Gegner angehen sollte. Zwar waren sie von der Magie her ungefähr gleich stark, aber Talon wusste, dass sein hohes Alter ihn körperlich unterlegen machte. Mal davon abgesehen, dass Magnus ein Riese von einem Wolf war, mit Muskeln die wohl jeden beeindruckten. „Was habe ich da nur geschaffen?“, sagte der Ordensanführer verzweifelt zu sich selbst. „Hätte ich ihn doch nie ausgebildet.“ Eine Sekunde überlegte er noch, sah nach ob Aura irgendwo in der Nähe war, konnte aber leider nichts erkennen, da sie so viel Staub aufgewirbelt hatten, der sich noch legen musste. Dann stand sein Entschluss fest: Er musste diesen Wolf vernichten und wenn er selbst dabei sein Leben verlor. Talon schloss die Augen und bündelte eine Menge Magie in sich. So viel hatte er noch nie auf einmal verwendet und er wusste nicht, ob ihn nicht allein das schon umbringen würde. Als er die Augen wieder öffnete, war er nur auf seinem Gegenüber fixiert. Er begann zu rennen, sprang auf den Rücken des dunklen Wolfes, als sich unter ihm die Erde auftat und mit voller Wucht bebte. Er biss sich an der Rute seines Gegners fest, dann nahm er alles was er an Angriffen kannte und ließ es auf sie beide herunterregnen. Es war ein ohrenbetäubender Lärm und dieses Mal konnte der Schwarzbraune den Folgen seiner Magie nicht ausweichen, auch wenn sie ihn nicht direkt traf. Magnus musste sehr viel schlimmer getroffen werden und hoffentlich nicht mehr lebend davonkommen. Talon verstärkte den Angriff noch einmal. Er gab alles was, er in sich noch finden konnte und merkte, wie er sich immer und immer leerer fühlte. Es folgte eine mächtige Explosion, durch die der ältere Rüde von seinem ehemaligen Schüler geschleudert wurde und hart auf den rissigen Boden aufschlug. Kapitel 24: Auras Opfer ----------------------- Langsam legte sich der Rauch der Explosion. Alle Wölfe, die den Kampf verfolgt hatten, blickten gespannt auf das Schlachtfeld. Ein Krater hatte sich auf der Kampffläche gebildet, doch von Magnus war keine Spur zu sehen. Auch Talon konnte nichts erkennen, aber bei genauer Betrachtung schien irgendetwas anders. Tatsächlich, eine kleine Rauchwolke befand sich in der Mitte, die einfach nicht verrauchen wollte. Alle beobachteten gespannt die Wolke. Plötzlich erschraken die Wölfe, denn der Rauch nahm langsam aber sicher die Form eines Wolfes an. Die Konturen wurden immer fester und auf einmal stand Magnus wieder vor ihnen! Er keuchte laut und sein Rücken war voller Wunden, die bluteten, auch über seinem linken Auge hatte er eine tiefe Schramme, doch er schien nicht so sehr geschwächt wie Talon. Er kann sich in Rauch auflösen? Verdammte schwarze Magie, ging es Talon durch den Kopf, während er sich mühsam auf die Beine quälte. In seinen Gliedern schien keine Kraft mehr zu sein und am liebsten hätte er sich einfach hingelegt und aufgegeben. Diesen Kampf konnte er nicht gewinnen. Er stand einem übermächtigen Gegner gegenüber, aber ein letztes bisschen Stolz war noch in dem Ordensanführer und er blickte dem Tod mit Mut ins Angesicht. Er würde erhobenen Hauptes zugrunde gehen und bis zum letzten Atemzug kämpfen, so gut er konnte. Er sah auf seine Rute, an dem sein Lebenslicht nur noch ein mattes, glanzloses Etwas war, so klein, wie es noch nie erlebt hatte. Und bald würde es wohl endgültig erlöschen. Nun stand er da und wartete auf den Angriff seines Gegners, denn in der Lage noch einmal kraftvoll anzugreifen, würde er nicht mehr sein. Doch plötzlich war ein wütender Schrei zu hören: "NEIIIN! Das darfst du nicht!" Und wie aus dem Nichts tauchte Aura auf. Sie war sehr wütend ihr ganzer Körper leuchtete goldfarben. Sie zitterte am ganzen Leib. "Du hast es gewagt den Orden zu verraten! Aber glaub mir, wir geben den Orden nicht so einfach auf! Du musst erst an mir vorbei!" Aura wusste, dass sie dem dunklen Wolf ebenfalls unterlegen war, doch sie hoffte dass sich Talon irgendwie retten und Magnus doch noch mit ein paar Attacken schwächen konnte. Der dunkle Wolf grinste nur bei ihren Worten: „Lächerlich, Wölfin. Wir wollen doch nicht, dass dir hübschen Geschöpf etwas zustößt.“ Talon blickte nur müde zur ihr herüber. Natürlich freut es ihn, dass Aura ihn verteidigte, vor allem nach ihrem letzten Gespräch hätte er das nicht erwartete, aber wenn ihr deswegen etwas passieren sollte, könnte er sich das nie verzeihen. Er wollte schon etwas sagen, aber dann sah er plötzlich Vin aus dem Rauch auftauchen und sein Herz machte einen freudigen Satz. Der Schwarzbraune war schon davon ausgegangen, dass der Weißgraue um Leben gekommen sei, aber mit seiner Hilfe würde er nun vielleicht doch das Blatt noch herumreißen und Magnus in die Knie zwingen können. „Schluss damit, Aura! Du musst den Orden nicht aufgeben, denn er wird nicht untergehen, sondern nur erneuert. Mit einer neuen Führung: Dem dunklen Wolf und mir. Wir werden dem Orden ein neues, goldenes Zeitalter verschaffen“, sagte Vin und Talons Freude verwandelte sich bei diesen Worten in blankes Entsetzen. Auch die Ordensanführerin war bei den Worten Vins zuerst schockiert. Entgeistert starrte sie den Wolf an, unfähig etwas zu sagen. Nach einiger Zeit hatte sie sich wieder halbwegs gefasst. Mit zittriger Stimme sprach sie: "Was? Wie kannst du nur? Was soll aus unseren Orden werden? Wollt ihr die dunkle Magie lehren? Nein, das lasse ich nicht zu!" Sie knurrte wütend. „Und was willst du tun? Gegen mich und den dunklen Wolf hast du keine Chance. Und sieh deinen Gefährten an. Was glaubst du wie lange er noch durchhält?“, erwiderte Vin. „Dunkle Magie ist besser als du denkst. Nur weil du schon als Welpe beigebracht bekommen hast, dass sie böse ist, muss das nicht stimmen. Öffne deine Augen, Aura. Es wird Zeit, dass sich etwas ändert. Die Regeln des Ordens sind alt und verstaubt.“ Keuchend hörte Talon Vins Worten zu und ihm wurde klar, dass es nichts mehr gab, was er tun konnte. Der Orden würde heute untergehen, aber nicht so wie er erst gedacht hatte. Er würde von Dunkelheit erfüllt werden und das war mit einem Sturz gleichzusetzen. „Aura“, sagte der Schwarzbraune schließlich. „Tu was sie sagen. Es reicht schon, wenn ich heute mein Leben lasse. Es ist vorbei. Wir haben verloren. Du sollst nur wissen, dass ich dich liebe und es mir leid tut.“ Auras Herz zersprang vor Schmerz. Sie wusste, dass es keine Hilfe mehr gab. Der Orden war verloren, doch noch viel mehr schmerzte ihr der Verlust ihres geliebten Gefährten. Egal was er getan hatte, sie liebte ihn doch noch immer. Deshalb sah sie nur eine einzige Möglichkeit. Mit fester Stimme sprach sie: "Ich werde mich euch anschließen! Aber nur unter einer Bedingung!" Der Schwarzbraue riss die Augen auf, weil er sich denken konnte, dass sie jetzt etwas Dummes machte, aber er sagte nichts. Vin dagegen grinste: „Gut, ich werde mir deine Bedingung anhören und darüber nachdenken. Weil du es bist, meine Liebe. Also was hast du vorzutragen?“ "Lasst Talon am Leben! Ich werde mich euch nur anschließen, wenn ihr ihn verschont!" Ihre Stimme war etwas zittrig, aber trotzdem fest. Sie hoffte inständig darauf, dass ihr Geliebter Gnade erhalten wird. Vin lachte. Er lachte lange und laut, aber als er sich beruhigte, sah er zum dunklen Wolf herüber, dessen Ausdruck verriet, dass er die Angelegenheit dem Hellen überlassen würde. „Nun“, begann der weiße Rüde, „wenn du Bedingungen stellst, dann darf ich das auch, oder? Mir reicht dein Angebot nicht. Ich lasse ihn am Leben, wenn du dich uns anschließt und…“ Er ließ eine extra lange Pause, um sie zu ärgern. „..du meine Gefährtin wirst. Herrsche an meiner Seite und werde die Mutter meiner Jungen und dein lieber Talon wird nur von hier verbannt.“ „NEIN!“, schrie der Schwarzbraune mit Verzweiflung in der Stimme. „Geh nicht darauf ein! Lieber sterbe ich.“ Aura zuckte zusammen. Mit vielen hatte sie gerechnet, aber nicht damit. Ihr Herz krampfte sich unangenehm zusammen. Am liebsten hätte sie laut los geschrien. Mit diesem Wolf eine Familie gründen? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen, aber das Talon sterben sollte? Sie nahm ihren ganzen Mut zusammen um mit fester Stimme zu antworten: "Gut, ich gehe darauf ein, aber kein einziger von euch darf Talon auch nur ein Haar krümmen! Verstanden?" „Nein, Aura“, wimmerte Talon. So ein Opfer konnte sie doch nicht für ihn bringen. Ihm war als hätte ihm jemand sein Herz herausgerissen und verkehrt herum wieder eingesetzt, als er den zufriedenen Gesichtsausdruck von Vin sah. Dieser Wolf hatte immer gegen ihn gearbeitet, das wurde dem Schwarzbraunen jetzt klar, außerdem wollte er schon immer Aura für sich haben und nun musste der ehemalige Anführer des Ordens sie ihm überlassen? NEIN! Das konnte er nicht zulassen. Knurrend wollte er auf Vin zu rennen, aber der dunkle Wolf stellte sich ihm in den Weg. „Wage es und deine Gefährtin wird von mir unter Qualen umgebracht. Weißt du, ich dachte es gäbe nichts Schöneres als dich sterben zu sehen, aber das hier ist ja noch viel besser. Ich werde in dem Wissen leben, dass du jeden Tag daran denken wirst, was mit Aura hier geschieht und wie sehr sie wegen dir leidet. Kommst du zurück, dann werde ich nicht dich töten, sondern sie. Und nun verschwinde, alter Wolf. Setz nie wieder eine Pfote auf den Boden des Ordens oder deine niedliche, kleine Gefährtin, oder ich sollte lieber sagen Ex-Gefährtin, wird sich wünschen nie geboren worden zu sein.“ Mit traurigen Augen sah Talon Aura an, dann drehte er sich um und verließ den Kampfplatz humpelnd und mit eingezogener Rute. Das war eine weitaus größere Strafe für ihn als der Tod. Auras Herz zersprang in tausend Teile, wie sie ihren gebrochenen Gefährten zusah, wie er sich geschlagen vom Schlachtfeld machte. Sie war erfüllt mit großer Trauer. Nie in ihrem Leben hatte sie mit so etwas gerechnet. Aber was sollte nun mit ihr und dem Orden werden? Es würde weitergehen, aber ob es ihr gefallen würde, das bezweifelte sie. Wortlos und niedergeschlagen drehte sie sich zu dem schwarzen Wolf und Vin. Beide grinsten sie höhnisch an. Kapitel 25: Die Hoffnung stirbt nie ----------------------------------- Lexie kam aus einer Höhle, in der sie übernachtet hatten. Die Sonne war bereits aufgegangen. Sie streckte sie sich und gähnte genüsslich. Schon seit zwei Wochen waren sie nun unterwegs und suchten nach einem neuen Platz, an dem sie bleiben konnten. Die Grenze hatten sie schon vor zwei Tagen überschritten und befanden sich nun auf sicherem Gebiet, auch wenn sie trotzdem versuchten sich von anderen Wölfen fern zu halten, weil sie einfach auf Nummer sicher gehen wollten. Der Blaugrauen ging es nun besser. Der Verlust ihrer Welpen tat ihr immer noch im Herzen weh, aber so langsam wurde ihr immer mehr klar, dass sie einfach weitermachen musste. Vielleicht würden sie im nächsten oder übernächsten Jahr eine Familie gründen. Aber erst wenn sie ein neues Revier hatten. Sie lächelte leicht. Endlich waren sie frei. Artus trottete durch das weiche Gras. In seinem Maul trug er einen toten Hasen, den er extra für seine Gefährtin gefangen hatte. Er freute sich sehr, vor allem dass sie sich nach all dem was sie durchgemacht hatten, wieder etwas besser fühlte. Er wusste, der Schmerz würde noch eine Weile anhalten, ihm ging es da nicht anders, aber es musste weitergehen. Als er sich der Höhle näherte sah er, dass Lexie bereits aufgestanden war. Freudig mit dem Schwanz wedelnd, ging er auf sie zu und legte den Hasen vor ihre Pfoten ab. „Hallo meine Liebe, auch schon wach? Hier ich habe dir Frühstück gebracht!" Er lächelte sie an. „Das ist lieb von dir, mein Schatz.“ Sie erwiderte sein Lächeln sanft. Er bemühte sich immer so um sie. Einen besseren Gefährten konnte man eigentlich gar nicht haben und sie schaute voller Zuversicht in die Zukunft, auch wenn ihre Sorge noch nicht ganz verschwunden war. Ab und zu dachte sie noch an ihre Mutter, aber sie wusste, dass sie sie im Moment nicht suchen konnte, da sie nicht einmal ahnte, wo sich Shaana aufhielt. Sie war nicht mit Runas Rudel gefangen genommen worden, was hieß, dass sie in der Gruppe der Entkommenen gewesen sein musste und nun sonst wo sein konnte. Lexie hoffte nur, dass es ihr gut ging. Die Blaugraue legte sich hin und machte sich über den Hasen her. Nachdem sie fertig war und hob sie ihren Kopf zu ihrem Gefährten: „Wir sollten nun wirklich weiter. Ich will so weit weg, wie möglich. Dorthin wo niemand wegen Zauberei verfolgt wird. An einen Ort, an dem wir glücklich werden können. Einen Ort, an dem unsere Welpen, wenn wir jemals wieder welche haben sollten, in Frieden aufwachsen können. Das schaffen wir doch, oder Artus?“ Er sah seine Gefährtin liebevoll an. "Ja, ich bin mir sicher, dass wir so einen Ort finden werden! Es ist an der Zeit, das alles hinter uns zu lassen." Kurz hielt er inne. Ein Anflug von Wehmut machte sich in seinem Herzen breit. "Ja, es ist wirklich Zeit...", flüsterte er leise zu sich. Dann sprach er mit fester Stimme: "In welche Richtung willst du gehen, meine Liebste? Norden, Osten, Süden oder doch lieber Westen?" Erwartungsvoll blickte er sie an. „Lass uns einfach dahin gehen, wohin uns unsere Pfoten tragen“, hauchte sie sanft. Sie stupste ihn zärtlich an. Ihre Augen spiegelten die Liebe wieder, die sie für ihn empfand. Sie wollte nur noch mit ihm zusammen sein und alles hinter sich lassen, was sie sich immer gewünscht hatte, bevor sie in diese ganzen Ereignisse verwickelt worden waren. Jetzt würde dieser Traum wahr werden, hoffte sie. Die Beiden machten sich auf den Weg. Eng liefen sie nebeneinander her. Sie liefen in Richtung Freiheit. Leicht öffnete Akira die Augen. Sie war noch sehr erschöpft von dem großen Kampf. Müde blickte sie sich um. Sie lag in ihrer Höhle im Lager der Jäger. Schon seit Tagen war sie kaum draußen gewesen. Sie konnte von Glück reden, dass sie noch lebte, denn ohne Lexies Hilfe wäre sie sicher an ihren Verletzungen gestorben. Im Moment fühlte sie sich sehr einsam. Irgendwie vermisste sie Nimrod. Sie hatte den Wolf sehr gern, doch eine Sache gab es, die sie sehr beschäftigte: Sein Geständnis am Schlachtfeld. Akira war unsicher, ob sie es sich eingebildet hatte oder nicht. Sie hoffte aber inständig, dass es wahr war, doch was war wenn sie nur fantasiert hatte? Ihr Herz fühlte sich schwer an. Wie sollte sie dem grauen Wolf nur in Zukunft gegenübertreten? Nimrod schleppte sich vom Futterlager zurück zu Akiras Höhle. In seinem Maul baumelte ein großer Hase, den er für die graue Wölfin herausgesucht hatte. Seine Flanke machte ihm heute wieder Probleme und das obwohl die Heiler des Ordens sich schon öfters damit beschäftigt hatten. Bei dem Kampf waren einige Rippen gebrochen worden und selbst mit Magie dauerte die Heilung einige Wochen, außerdem war er nicht der einzige Verletzte und die wenigen Heiler hatten schon genug zu tun, so dass er zurückstecken musste. Er biss die Zähne zusammen, wie er es immer tat. Im ganzen Orden herrschte Unruhe seit der dunkle Wolf und Vin die Macht an sich gerissen hatten und der Jäger machte sich große Sorgen, wie sich dass alles noch entwickeln würde. Schließlich erreichte der Graue sein Ziel und schlüpfte in die Behausung der Jägerin. Sie lag da und schaute ihn an. In den letzten zwei Wochen hatte sich der Graue um sie gekümmert, aber so wirklich zum Reden waren sie nie gekommen, weil es einfach so furchtbar viel zu erledigen gab. „Hier, der ist für dich“, sagte er im gewohnt neutralen Ton, während er ihr den Hasen vor die Nase lag. „Der Beste, den ich finden konnte.“ Sie sah auf den toten Hasen und richtete sich langsam auf. Ein stechender Schmerz durchfuhr ihren Körper, doch sie ließ sich nichts anmerken. "Vielen Dank! Aber es ist nicht nötig, dass du mich um mich kümmerst. Ich weiß, es ist viel zu tun und ich denke deine Hilfe wird woanders gebraucht, als dass du mir hier das Fressen bringst." Im Grunde war sie froh darüber, doch ihre Unsicherheit zermürbte sie fast. Er legte bei ihren Worten die Ohren an und schaffte es dieses Mal nicht seine Enttäuschung darüber zu verbergen. Es klang so, als würde sie ihn nicht hier haben wollen. Dabei tat er es gerne. Außerdem war er es leid nur noch für irgendwelche Aufgaben zu leben, die ihm vom Gildenführer aufgetragen wurden. Es musste doch mehr geben, nein, er wusste, dass es mehr gab. Erst dadurch, dass er Akira fast verloren hatte, erkannte er, wie sehr er sie brauchte. Und ihm war bewusst, dass er sie erst weggestoßen hatte und nun nicht von ihr verlangen konnte, wieder zu ihm zu stehen. Er war so dumm gewesen. „Es ist meine Pflicht. Du wirst mich nicht daran hindern können, dir zu helfen“, sagte er mit Überzeugung in der Stimme. Akira bemerkte die Reaktion, die ihr der Graue entgegen brachte und schämte sich zugleich für ihr Verhalten. Beschwichtigend legte sie die Ohren an: "Nein, ich bin dir sehr dankbar, dass du das hier für mich machst. Und ich freue mich auch dich hier zu sehen, da ich sehr einsam bin." Sie unterbrach kurz. Dann sprach sie weiter: "Ich will einfach nicht, dass du meinetwegen Ärger bekommst... Was bin ich denn für den Orden wert? Ich bin schwach und krank... würden wir erneut angegriffen, dann könnte ich nicht einmal kämpfen..." Sie wusste, dass es völliger Unsinn war, denn der Orden war durchaus interessiert daran fähige Jäger wieder in ihre alte Form zurück zu bringen, aber es gab einfach zu viele Verletzte für die wenigen Heiler. Dem Grauen wurde klar, dass auch er einem erneuten Angriff nicht viel entgegenzusetzen hätte. Mehr als Akira sicher, aber so wirklich fit waren wohl die meisten Jäger im Moment nicht. Es tat ihm auch im Herzen weh, dass die Wölfin sich einsam fühlte. So etwas hatte sie nicht verdient. „Du wirst immer wertvoll sein für den Orden“, erwiderte im ungewohnten sanften Ton. „Und wen kümmert der Orden? Das ist nicht mehr die Gemeinschaft, für die wir uns so eingesetzt haben. Ein verrückter Wilder ist nun unser Anführer.“ Er schluckte. So etwas zu sagen, war gefährlich. „Du aber bist für mich das Wertvollste, was es gibt.“ Verlegen schaute er weg. Den letzten Satz hatte er eigentlich gar nicht laut aussprechen wollen. Sie war wie erstarrt. Mit vielem hatte sie gerechnet, nur nicht mit dem. Sie sah ihn kurz in die Augen, dann ging sie langsam auf ihn zu. Vorsichtig schmiegte sie ihren Kopf an seinen Hals. Sie wusste nicht, wie der Graue reagieren würde, doch es war ihr im Moment egal. Sie vermisste ihn so sehr und ihr sehnlichster Wunsch war nur seine Nähe. Leise hauchte sie: "Ich danke dir. Das bist du für mich auch." Langsam zog sie den Kopf zurück und blickte verlegen zu Boden. Sie wusste nicht, wie Nimrod darauf reagieren würde. Sein Herz raste und er wusste nicht so recht, was er jetzt machen sollte. In so einer Situation war er noch nie gewesen und jetzt ärgerte er sich, dass diesen letzten Satz ausgesprochen hatte, weil er es hasste, wenn er sich so hilflos fühlte. Er war doch der Rüde. Er musste stark sein und immer alles unter Kontrolle haben, aber bei Akira hatte er das nicht. Sie schaffte es alles zu verändern. Also warum sollte er sich dagegen wehren? Weil sie etwas Besseres verdient hatte? Vielleicht sollte er nicht so denken. „Ich…ich weiß nicht, ob ich dich jemals glücklich machen könnte“, flüsterte er kaum hörbar. Auch wenn er seine letzten Worte sehr leise sprach, konnte sie ihn doch hören. Ihr Blick war noch immer zu Boden gerichtet. Leise wisperte sie: „Aber wieso solltest du das nicht können...?“ „Wir wissen doch beide, dass ich nicht gerade sehr…na ja…gefühlvoll bin.“ Traurig sah er auf seine Pfoten. Was sollte sie schon mit einem wie ihn? Er war kalt und unsensibel. Er sagte manchmal dumme Sachen, die sie verletzten und er hielt es nicht für möglich, dass er sich so ändern konnte, dass er einen angemessen Gefährten abgeben würde. Akira schwieg eine Weile, ehe sie antwortete: "Ich mag dich doch so wie du bist... was hast du nur dagegen?" Er sah ihr direkt in die Augen. Das tat er sonst nie und es machte ihm auch ein unwohles Gefühl, weil er befürchtete zu viel von sich preiszugeben, doch dieses Mal musste er das riskieren. „Du meinst das wirklich ernst? Weißt du, es gibt nicht viele die mich und meine Art akzeptieren können. Na ja, Carth vielleicht, aber sonst kenne ich niemanden.“ Ihre Augen leuchteten kurz auf. Sie hatte wieder neue Hoffnung geschöpft. Erneut schmiegte sie ihren Kopf an sein graues Fell. "Ja, das tue ich. Glaub mir, ich kenne dich nun lange genug um das zu wissen." „Ich glaube dir“, flüsterte er und dieses Mal kuschelte auch er sich an sie. Dieses Gefühl war so neu und schön, auch wenn er es wohl niemals zugeben würde, dass ihm das gefiel. Die Wölfin war so angenehm warm und sie roch so gut. War das Glück, was er empfand? Ja, das musste es sein. Er wusste von nun an würde sein Leben mehr Sinn haben, als jemals zuvor, denn er hatte nun seine zweite Hälfte gefunden und von nun an würde er sie nicht mehr gehen lassen. Akiras Herz begann vor Begeisterung schneller zu klopfen. Endlich war sie glücklich. Schon seit langer Zeit war sie in den grauen Wolf verliebt, doch wusste sie nie, was er für sie empfand. Voller Freude genoss sie es, wie er sich an sie kuschelte. Doch plötzlich wurden sie in ihrer Zweisamkeit gestört, denn ein etwas verwirrter Carth stand am Eingang der Höhle. Er hatte seinen Mentor gesucht. „Ähm..Carth“, sagte Nimrod ein wenig peinlich berührt. Der verwirrte Gesichtsausdruck des roten Wolfes wandelte sich in ein Grinsen: „Na, endlich. Wurde auch Zeit.“ „Du frecher…“, brummte der Graue, doch als der Jüngere laut lachte, sprach er nicht weiter. „Ich werde euch noch ein bisschen alleine lassen, aber dann solltest du zum Gildenführer. Er hat neue Aufgaben für dich, Meister.“ Er senkte respektvoll den Kopf und verließ die Höhle. „Jetzt wird es sowieso der ganze Orden erfahren. Mein Schüler ist eine ganze schöne Klatschtante.“ Der Jäger lächelte leicht. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal gelächelt hatte, aber es musste sehr lange her sein. Sie grinste in neckisch an. "Na und, sollen es die anderen doch erfahren, ich habe kein Problem damit. Außerdem hab ich dann hoffentlich mal meine Ruhe vor Rodhri. Der ist echt nervig. Übrigens, es steht dir gut, wenn du mal lächelst." Sie strahlte ihn an, dann drückte sie sich an ihn und meinte frech: "Geh lieber zum Gildenführer, nicht dass du Ärger bekommst, wer weiß, was der schon wieder will!" „Das wird den armen Rhodri sicher treffen“, sagte er nicht ohne ironisch zu klingen. „Aber du hast Recht. Ich sollte wohl wirklich zum Gildenführer. Es gibt noch so viel zu tun, bis der Orden wieder komplett aufgebaut ist. Dann bis heute Abend.“ Er löste sich von ihr, sah aber noch einmal zurück. Es war kaum zu glauben, dass sie beide jetzt zusammengehörten. An den Gedanken musste er sich wohl erst gewöhnen, aber er war überzeugt, dass nun auch er endlich mal etwas Glück gefunden hatte. Und er zweifelte immer noch an sich, doch daran wollte er jetzt nicht denken. Glücklich verließ er die Höhle. Carth wartete bereits auf ihn und sah ihn grinsend an, worauf Nimrod einen ziemlich kalten Gesichtsausdruck aussetze, der so typisch für ihn war. „Lass uns gehen. Der Orden braucht jeden, der noch in der Lage ist zu arbeiten“, sagte der Graue. Der rote Rüde nickte: „Das kannst du laut sagen.“ Beide machten sich in Richtung des Jägeranführers auf. Rodhri streifte missgelaunt über das Gelände zum Gildenführer. Er hatte ihn zu sich gerufen, er wusste aber nicht, was er wollte. Missmutig stellte er fest, dass Nimrod und Carth langsam auf ihn zukamen. Es sah so aus, also hätten die beiden das gleiche Ziel. Der Braune schnaufte: "Na toll, was wollen diese Pappnasen hier." Mit gesträubtem Nackenfell blieb er stehen und wartete auf sie. Gehässig fauchte er sie an: "Ah, Rotkäppchen und der böse Wolf sind wieder unterwegs. Na, wo wollt ihr denn um diese Zeit hin?" „Ach, halt dein Maul“, brummte Nimrod und wollte nicht weiter darauf eingehen, aber dieses Mal war es Carth, der das nicht auf sich sitzen ließ. „Wir wollen zum Gildenführer, werter Rhodri“, sagte er zynisch. „Hab ich dir eigentlich schon die neusten Neuigkeiten erzählt. Akira und der böse Wolf sind jetzt ein Paar.“ Der Rote grinste fies. Der Graue erkannte, dass er nicht immer einen guten Einfluss auf seinen Schüler gehabt hatte, was ihn etwas beschämte, aber irgendwie war es auch zu witzig den verhassten Rüden damit zu ärgern. Den Braunen traf diese Nachricht tief, doch er ließ sich das nicht anmerken. Wütend knurrte er: "Ach ja? Meinetwegen. Akira ist sowieso eine schwache Wölfin. Es wäre besser gewesen zu sterben, als sich von einer Abtrünnigen heilen zu lassen! Sie hat Schande über den Orden gebracht." Jetzt konnte der Graue sich nicht mehr zurückhalten. Er drehte sich um. Seine roten Augen leuchteten den anderen Jäger verheißungsvoll an, während er immer näher kam, bis sich ihre Schnauzen fast berührten. „Sag so etwas nur noch einmal und ich zerreiß dich in tausend Stücke. Sie ist jetzt meine Gefährtin, hast du verstanden? Und niemand redet schlecht über sie, sonst bekommt er es mit mir zu tun.“ Sein Gegenüber musste grinsen: "Du dummer, alter, einfältiger Wolf. Sie ist doch sowieso nur aus Mitleid mit dir zusammen! Außerdem weiß sie genau, dass sie sonst keiner mehr haben will, nachdem was passiert ist." Er rümpfte die Nase. "Werde doch glücklich mir ihr, meinetwegen kannst du sie haben." Dann drehte er sich von ihm weg um seinen Weg fortzusetzen. Der Graue wollte dem anderen Jäger vor Wut in den Rücken springen, doch Carth hielt ihn auf: „Er ist es nicht wert, Nimrod. Er hat gegen dich verloren. Du hast das Mädchen abgekriegt, also lass dich nicht auf etwas ein, was keinen Sinn hat.“ „Du hast Recht, Kleiner“, meinte der alte Jäger und wendete sich von dem anderen ab. Er sah den roten Wolf an und plötzlich wurde ihm klar, dass er nicht mehr klein war. Bald würde er ein richtiger Jäger werden und mit ihm auf einer Stufen stehen, na ja, fast. Zur Elite würde er wohl erst in ein paar Jahren gehören. „Gehen wir, Carth. Wir haben Wichtigeres zu tun.“ Der Jüngere nickte und stapfte zufrieden neben seinen Mentor her. Der Braune knurrte wütend. Für dieses Mal hatten der Graue und der Frischling gewonnen, doch so schnell gab er nicht auf. Missmutig schnaubte er, dann sprach er leise zu sich: "Wir werden schon noch sehen, wer hier das Sagen hat." Dann folgte er ihnen. Vin stand am höchsten Punkt des Ordens, wie es sein Vorgänger Talon auch immer getan hatte. Zufrieden blickte er das Gebiet an, über das nun der dunkle Wolf und er herrschten. Die Sonne strahlte warm und der weiße Wolf lächelte zufrieden, weil sein Traum nun endlich in Erfüllung gegangen war. Er befehligte den Orden, alle sahen zu ihm auf, doch das Aura nun ihm gehörte, dass empfand er als größtes Glück. Klar, sie zögerte noch, aber sie würde sich irgendwann fügen und erkennen, dass er das Beste war, was ihr passieren konnte. Sein Herz verzehrte sich nach ihr, dass hatte es immer getan, all die Jahre. Er drehte sich weg, um nach seiner Gefährtin zu suchen. Er genoss jede Sekunde mit ihr, auch wenn ihm bewusst war, dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Aura sah traurig über das Areal des Ordens. Sie saß etwas weiter unten auf einem Vorsprung. Sie wusste genau, dass oben ihr ihr neuer Gefährte Vin das Land überblickte. Ihr Herz schmerzte. Sie war zutiefst traurig und vermisste ihren geliebten Talon. Vin hingegen konnte sie nicht leiden. Sie mochte den arroganten Wolf noch nie, doch jetzt war er ihr Gefährte. Sie musste sich wohl damit abfinden. Am liebsten wäre sie abgehauen und hätte Talon gesucht, doch sie spürte, dass sie den Orden nicht so einfach im Stich lassen konnte. Vin fand sie schnell und setzte sich neben sie. Er schwieg eine Weile und betrachte die Umgebung bis er schließlich meinte: „Das alles gehört uns, meine Liebe, und wir werden ein Paradies daraus machen. Nie wieder wird es Wilde geben, die es wagen würden sich gegen uns zu wenden. Das nennt man Frieden.“ Sie sah in die Leere, die Worte Vins interessierten sie nicht. Wie konnte dieser Orden jemals zu einem Paradies für sie werden ohne Talon? Doch sie wusste, dass sich wohl oder übel fügen musste. Missmutig sprach sie: "Wir werden ja sehen, was die Zukunft bringt." „Sei nicht so ungläubig, mein Schatz.“ Er kuschelte sich an sie, auch wenn er merkte, wie sehr sie sich dagegen sträubte. „Du wirst sehen, alles wird wunderbar. Du kannst dich glücklich schätzen, denn du wirst dabei sein, wenn das alles eintrifft. Ich weiß, du hast viel durchgemacht in letzter Zeit, aber irgendwann vergisst du das alles. Ich sollte nun wirklich zum dunklen Wolf. Wir müssen noch einiges planen.“ Er löste sich von und sah ihr in die Augen. Sein Blick verriet große Zuneigung. Die Weiße erwiderte seinen Blick jedoch nicht. In ihren Augen spiegelte sich pure Ablehnung. Sie hasste es, wenn ihr der Wolf so nahe kam. "Ich vergesse nichts, darauf kannst du dich verlassen..." „Hach, du wirst noch lernen wo dein Platz ist“, murrte der helle Rüde. Wütend drehte er ihr den Rücken zu und ging. Er wusste, dass er zu ungeduldig war, aber er wollte doch nichts anderes, als das sie mit ihm glücklich werden würde. Warum wehrte sich diese dumme Wölfin nur dagegen? Wenn sie ihm nicht so gehorchte, dann musste er sie eben dazu zwingen. Voller Wut machte er sich zum dunklen Wolf auf. Aura sah ihm nur aufgebracht nach. Sie war traurig um den Verlust ihres Gefährten. Sie hasste Vin, doch sie sah ein, dass sie sich ihrem Schicksal fügen musste, früher oder später. Epilog: Epilog -------------- Talon rannte nun schon seit Tagen durch den kahlen Wald, der kaum Schutz bot und in dem Beute Mangelware war. Man sah dem alten Wolf an, dass er schon lange nichts mehr gefressen hatte, denn man konnte bereits seine Rippen zählen und sein Lebenslicht erschien klein und weniger strahlend als sonst. Es lag aber auch an seiner seelischen Verfassung, dass es ihm überhaupt nicht gut ging. Schon lange befand er sich nun nicht mehr im Revier des Ordens, aber das war es nicht, was ihm zu schaffen machte. Er dachte an Aura. Alles was er sah, erinnerte ihn an sie und dieser Schmerz in seiner Brust, ließ ihn immer mehr verzweifeln. Sie litt wegen ihm und er konnte gar nichts dagegen tun. Irgendwann machte der Schwarzbraune Halt, um sich etwas auszuruhen, als er plötzlich den Geruch eines Wolfes wahrnahm. In bereiter Kampfposition blickte er sich in alle Richtungen um, bis er eine gelbe Wölfin entdeckte, die ihn ernst anstarrte. „Du musst keine Angst haben. Ich habe nicht vor dir zu schaden, Talon“, sagte sie beruhigend. „Moment, ich kenne dich doch? Du bist…“ „…Runa“, ergänzte sie. „Ja, wir sind uns schon einmal begegnet. Das ist schon lange her, nicht wahr? Damals warst du so gnädig mich in deinen Orden aufzunehmen.“ „Und du hast uns hintergangen“, knurrte er. „So war es ganz und gar nicht, aber was spielt das jetzt noch für eine Rolle? Jetzt stehen wir wieder auf der gleichen Seite. Wir können einen Wolf wie dich sehr gut gebrauchen in unseren Reihen.“ „In euren Reihen?“ „Der Widerstand, Talon. Wir werden nicht zulassen, dass der Orden von zwei Verrückten geführt wird. Wirst du dich uns anschließen oder lieber feige irgendwo in diesen Gebieten sterben?“ Er musste nicht lange nachdenken. „Bring mich zu eurem Anführer.“ Die Gelbe nickte nur lächelnd. „Ich wusste aus welchem Holz du geschnitzt bist. Folge mir.“ Der ehemalige Anführer ließ sich nicht zweimal bitten. Nun sah er eine Chance, wie er seine Gefährtin und vielleicht sogar noch seinen geliebten Orden retten konnte. Diese Schlacht war noch nicht entschieden. In diesem Moment brannte sein Lebenslicht wieder ein wenig heller. Die Hoffnung in ihm kehrte zurück. ENDE Teil 1 _________________________________________________________ So, das war der erste Teil von Magierblut. Der zweite wird noch folgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)