Die Liebe ist schon eine verrückte Sache... von Yurii-chan (xXDaikenXx) ================================================================================ Kapitel 19: Albträume und Mordgelüste ------------------------------------- ++++Kapitel 19++++ Albträume und Mordgelüste Unruhig bewegte sich Ken im Schlaf. Sein Atem ging schneller als normal und ein leichter Schweißfilm hatte sich auf seiner Stirn gebildet. Er träumte. Er wusste selbst dass er das tat, aber trotzdem konnte er nicht aufwachen. Dabei wünschte er sich jetzt nichts sehnlicher als endlich aufzuwachen. Er befand sich in einem abgedunkelten Raum, die Vorhänge an dem großen Fenster waren zugezogen und nur ein wenig Licht drang durch die einen Spalt breit offen stehende Tür. Sein gesamter Körper zitterte, er zitterte vor Angst, Angst vor dem, was ihn gleich erwarten würde. – Wie oft hatte er diese Szene bereits erlebt? Wie oft musste er sie denn noch durchleben, bis es endlich vorbei war? Bis ihn diese rauen kalten Hände nicht mehr berührten? Ken schluckte schwer, denn er erblickte das ihm nur zu gut bekannte Gesicht über sich, welches er nicht mehr sehen wollte, eigentlich sogar nicht mehr sehen könnte. Wie von selbst wich er zurück. „Warum zitterst du so, Ken-chan?“ raunte der dunkelhaarige Junge über ihm und legte seine Hand auf Kens Wange. Verängstig kniff er seine Augen zusammen. Er wollte von ihm nicht berührt werden, er traute sich aber nicht, sich zu wehren. Das hatte er schon so oft versucht, aber er ist jedes Mal kläglich daran gescheitert. Der Junge war ihm eindeutig überlegen und genau das wusste dieser auszunutzen. Die Hand wanderte von Kens Wange hinunter, über seinen Hals, über seinen heftig bebenden Brustkorb bis zu seinem Hosenbund. Grinsend machte sich der dunkelhaarige Junge daran zu schaffen und mit flinken Handgriffen entblößte er Ken. Ken schniefte. „Bitte nicht, Onii-san.“ flehte er mit weinerlicher, kindlicher Stimme. – Ja genau, mit kindlicher Stimme. Denn das, was Ken gerade durchlebte war eine ferne Erinnerung, so wusste er genau wohin es führen würde. „Huh, nein? Du willst es doch auch, Ken-chan.“ raunte er erneut, richtete sich ein Bisschen auf, um seinen eigenen Gürtel zu öffnen. „Vergiss nicht, Ken-chan, ohne mich bist du nichts. Ohne mich wirst du nie etwas sein.“ sagte er selbstgefällig mit einem belehrenden Unterton in der kalten Stimme und beugte sich hinunter zu ihm. „Komm schon. Es wird dir gefallen.“ flüsterte er Ken zu ehe er ihn küsste. Wild wand sich Ken. Verzweifelt versuchte er etwas von sich zu drücken, was gar nicht da war. „Bitte, hör auf…!“ wimmerte er. Daisuke, der gerade das Wohnzimmer nichtsahnend betrat, hörte das Wimmern, worauf er besorgt auf das Sofa zutrat. „Ken? Alles ok mit dir?“ wollte er wissen, doch als er den Schwarzhaarigen ins Gesicht sah erkannte er, dass Ken schlief. Einen Augenblick lang zögerte Daisuke, etwas zu unternehmen, doch als er Tränen in Kens Augenwinkeln sah ging er schnell um das Sofa herum, hockte sich neben seinen alten Freund und schüttelte ihn. „Ken, wach auf. Es ist nur ein Traum!“ Jedoch reagierte er nicht wie gewünscht und wand sich nun stärker als zuvor. Die Angst war ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Die blanke Panik ließ ihn schreien. „KEN!“ verzweifelt versuchte der Brünette ihn wachzubekommen, aber anscheinend machte er bislang alles nur noch schlimmer. „Hör auf! Bitte hör auf…! – Es … es tut weh…“ wimmerte der Schwarzhaarige der Verzweiflung nahe. Geschockt über diese Worte starrte Daisuke ihn eine Zeit lang an. Heftig schüttelte er seinen Kopf, um ihn wieder klar zu bekommen. – Er brauchte schleunigst eine Lösung, wie er Ken wachbekommen konnte. Da das Schütteln keine gewünschte Wirkung zeigte ging Daisuke es von einer anderen Seite an. Vorsichtig schob er einen Arm unter den Schwarzhaarigen und zog den zappelnden unter Kraftaufwand in eine Umarmung. „Ist ja gut. Beruhige dich. Alles ist gut. Niemand will dir etwas tun.“ säuselte er Ken ins Ohr und fuhr ihm beruhigend über den Rücken. In den ersten Sekunden wand sich der Körper in seinen Armen weiter, aber mit der Zeit ließ es nach, bis er schlaff und schwer atmend in seinen Armen hing. ‚Woher kommt nur diese Wärme?‘ Unter einem Stöhnen öffnete Ken seine Augen. ‚Wer…? Daisuke?‘ Irritiert stellte er fest, dass er von dem Brünetten an dessen Brust gedrückt wurde und dass die Hand, die selbst jetzt noch seinem Rücken auf und ab fuhr, ein leichtes Kribbeln auf seiner Haut auslöste. Mit geröteten Wangen drückte er sich von Daisuke etwas weg. „Geht’s wieder?“ Wage nickte er. „Was war eigentlich … los?“ fragte Ken, weil er sich momentan an nichts erinnern konnte. Er wusste nur noch, dass er sich schlafengelegt hatte und dass Daisuke Noriko abholen gegangen war. Ein paar Mal blinzelte Daisuke ihn an. „Du hattest einen Albtraum… glaube ich.“ „Einen Albtraum?“ wiederholte Ken. „Ja, du hast dich heftig gewunden und sogar geschrien. – Was hast du denn geträumt?“ „Ich… weiß nicht…“ So sehr er sich auch anstrengte, es wollte ihm einfach nicht mehr einfallen. Umso mehr er darüber nachdachte, umso unwohler wurde ihm. „Papa!“ freudig hopste die kleine Noriko plötzlich wie aus dem Nichts zu ihm auf das Sofa und strahlte ihn an. Zunächst völlig planlos sah er sie an. ‚Wie lange habe ich denn geschlafen?‘ Erst jetzt bemerkte er, dass er noch von Daisuke umarmt wurde und Noriko sie beide deswegen angrinste. Rotwerdend drückte er den Brünetten von sich weg, hoffte dass dieser sich nicht beleidigt fühlte und schenkte seiner Tochter seine Aufmerksamkeit. Die folgenden Tage verliefen verhältnismäßig ruhig und weder Daisuke noch Ken schnitten das Thema ‚Albtraum’ noch einmal an. Während Ken es weitestgehend ignorierte und nicht versuchte darüber nachzudenken, grübelte Daisuke ständig darüber nach. Besonders diese eine Aussage ging ihm nicht mehr aus dem Kopf… „Hör auf! Bitte hör auf…! – Es … es tut weh…“, ‚Was er wohl damit gemeint hat?‘ Seit einer Weile lag Daisuke auf seinem Bett und starrte die Zimmerdecke an. ‚Ken tut zwar so, als sei nichts gewesen, aber immer wenn er sich unbeobachtet fühlt sieht er so unglücklich aus. Irgendetwas bedrückt ihn – nur was?‘ er seufzte. Das ganze Grübeln brachte ihn nicht weiter. Er musste es irgendwie schaffen es aus Ken herauszubekommen – nur wie? Er wollte den Schwarzhaarigen nicht gleich bedrängen oder ihn gar zwingen es ihm zu sagen, nur sah Daisuke momentan keine andere Möglichkeit. Ein lautes Klirren schallte plötzlich durch die ganze Wohnung, zerstörte die Stille radikal, dicht gefolgt von einem Brüllen „DU HAST WAS?“ Erschrocken fuhr Daisuke hoch. „Was ist denn da los?“ eilig schwang er sich auf die Beine und ging auf den Flur. Selbst hier konnte er die nun etwas gemäßigtere Unterhaltung Kens und Miyakos hören. „Krieg dich mal wieder ein. – Das ist nicht gut für deine Gesundheit. – Komm, ich mache dir einen Tee.“ beschwichtigte Miyako. So leise wie möglich schlich Daisuke zur Küche, wo sich seine Gastgeber befanden. Mit dem Rücken zur Wand belauschte er sie und hoffte, dass man ihn nicht entdecken wird. „Schieb dir deinen scheiß Tee sonst wohin! Was fällt dir ein das Geld einfach so zum Fenster rauszuwerfen?!“ keifte Ken sie an. „Aber das tue ich doch gar nicht. Ich habe dir doch gerade erklärt, dass ich es für die Einrichtung ausgegeben habe. – Sieh dir nur mal das an. Dabei hatten mir diese Teller so gut gefallen… Du hättest sie ja nicht gleich fallen lassen müssen.“ Einen Schmollmund ziehend fegte sie die Scherben zusammen. Wütend ballte Ken seine Hand zur Faust und knirschte mit den Zähnen. „Hättest du mich nicht wenigstens vorher fragen können?“ „Schon, aber du hättest eh nein gesagt und so wären wir jetzt auch bei dieser Diskussion gelandet.“ „Wenn du genau wusstest, dass ich nein sagen würde, warum hast du es dennoch getan?“ In seinem Kopf spielten sich gerade unzählige Szenen ab, wie dieses Gespräch hier enden könnte. Alle hatten das gleiche Ende: Miyakos Ermordung. In einer zog er ihr eins mit dem Stuhl über, in der nächsten stach er mit dem schärfsten Messer auf sie ein, das er finden konnte, und in einer weiteren griff Ken nach einer der Bratpfannen, schlich sich an Miyako von hinten ran und schlug kräftig auf ihren Hinterkopf ein. Daisuke, der gerade eine Blick riskierte, sah geschockt dass Ken eine Pfanne in der Hand hielt – zum Zuschlagen bereit – und offensichtlich vor hatte sie gegen Miyako zu verwenden. So schnell er konnte ging er dazwischen und packte gerade noch so Kens Handgelenk und vereitelte den Mord. Der irre Blick den der Brünette in Kens Augen sah jagte ihm zwar Angst ein, aber er musste jetzt dafür sorgen, dass sich der Schwarzhaarige beruhigte, ehe jemand ernsthaft zu Schaden kommen konnte. „Es tut mir ja leid, aber ich brauche die ganzen Sachen eben.“ antwortete Miyako in aller Ruhe, ohne auch nur zu ahnen, was sich hinter ihrem Rücken abspielte. Mit Kraftaufwand befreite sich Ken vom Griff Daisukes, stierte ihn kurz mit seinen apathischen Augen an ehe er wieder ausholte und dieses Mal auf den Brünetten losging. – Ken war inzwischen voll und ganz in seiner mordlüsternen Fantasie gefangen, sodass er gerade nicht Daisuke sondern Miyako sah, die versuchte sich zu wehren. Der angegriffene stolperte einen Schritt zurück und wich so knapp dem Pfannenhieb aus. ‚Was ist denn mit ihm los?! – Wuah! Scheiße!‘ Ein weiterer Schlag hätte ihn beinahe getroffen. Gerade noch rechtzeitig konnte Daisuke Ken davon abhalten ihn beim nächsten Hieb zu treffen indem er sein Handgelenk packte und wenige Sekunden später das andere, als Ken es hob um sich zu befreien. Erstaunt sah er dass sich Kens Blick veränderte. Die blauen Augen waren zwar noch immer apathisch aber nun meinte Daisuke eine Spur von Enttäuschung in ihnen zu sehen. „Ich mache das ja nicht aus Vergnügen, ich will ja so endlich mein eigenes Geld verdienen und dafür brauche ich eben ein Startkapital.“ fuhr Miyako unwissend fort, erhob sich aus der Hocke und bemerkte nicht dass Ken nun, mit dem Rücken zu ihr, neben ihr stand. In aller Ruhe öffnete sie die Tür des Hängeschrankes und donnerte diese mit Wucht gegen Kens Hinterkopf. „Wo waren noch gleich die Beutel?“ K.O. ging der Schwarzhaarige darauf quasi zu Boden und fiel dem verblüfften Daisuke in die Arme. „Ah, da sind sie ja.“ Unbekümmert schloss sie die Schranktür wieder. „Hm? Seit wann bist du denn hier, Motomiya-kun?“ fragte sie den Kopf schieflegend. „Hier.“ mit diesen Worten reichte Miyako Ken einen Eisbeutel, damit er ihn an seinen hämmernden Kopf halten konnte. Dieser saß inzwischen im Wohnzimmer auf der Couch. Zwar dankbar aber dennoch mürrisch nahm Ken ihn an und drückte ihn gegen seinen Hinterkopf. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass er, wie Daisuke ihm und Miyako versucht hatte zu erklären, versucht haben soll sie zu erschlagen. „Und du bist dir wirklich sicher?“ fragte Miyako ungläubig Daisuke, der im Schneidersitz zu Kens linken auf dem Sessel saß, während sie sich neben dem Schwarzhaarigen setzte. „Ja doch. – Wie oft denn noch?“ sagte er genervt. „Aber Ken würde so etwas niemals tun.“ gab sie zu bedenken. „Er ist viel zu sanftmütig dafür.“ „Da kennst du ihn aber offensichtlich schlecht.“ erwiderte Daisuke eingeschnappt. „Oder hast du eine andere Erklärung? – Hm?! – Wie erklärst du es dir denn dann, dass er nicht mehr weiß was passiert ist, wieso er eine Pfanne in der Hand hatte und dass du ihn K.O. geschlagen hast?“ „Was weiß ich? – Wieso habe ich nichts von all dem mitbekommen? – Ich war ja im selben Raum.“ „Vielleicht weil du ignorant, blind und taub bist?“ „Und du bist ein Idiot!“ konterte Miyako empört. Ken brummte böse. „Seid doch endlich mal Still! – Wenn ihr euch unbedingt ankeifen und ermorden wollt, geht dafür gefälligst vor die Tür.“ Sein Schädel hämmerte heftig und die beiden hatten nichts Besseres zu tun, als sich lauthals zu zanken. – Wo war er hier nur wieder hineingeraten? – Es war hier ja schon fast wie früher… dabei waren die letzten Tage so gut und vor allem ruhig verlaufen. „Tut mir leid. – Tut es sehr weh?“ Besorgt wand Miyako sich Ken zu. „Frag noch einmal so blöd und ich knall dir mal die Schranktür an den Schädel. Dann können wir gerne weiterreden.“ knurrte er zurück. „War ja bloß eine Frage, da brauchst du dich nicht so drüber aufzuregen.“ Beleidigt lehnte sie sich zurück und blähte die Backen auf. Bei dem Anblick konnte sich Daisuke das Grinsen nicht mehr verkneifen. Miyako war eingeschnappt, denn Ken war es, der sie mit Worten angegriffen hatte. Wenn Daisuke das gesagt hätte, was Ken eben zu ihr gesagt hatte, dann hätte er sich garantiert eine gefangen von ihr. Vor ein paar Jahren hätte der Schwarzhaarige so etwas niemals zu Miyako gesagt, bestenfalls hätte er es sich gedacht. Deutlich spürte Ken Daisukes Blicke auf sich, als er dann zu ihm sah und dieses süße Grinsen bemerkte, musste auch er grinsen. Es war schon komisch. Ein einziger Blick in Daisukes Gesicht genügte und er war wieder voll und ganz ausgeglichen. Woran das lag wusste Ken nicht. Seit dem Tag, an dem ihre Digimonpartner damals eine DNA-Digitation gemacht hatten fühlte er sich ungemein wohl an seiner Seite. Damals hatte er zum ersten Mal den Herzschlag Daisukes wahrgenommen und zugleich diese Wärme empfunden, die sein gefrorenes Herz auftauen ließ. Von diesem Moment an schlugen ihre Herzen gewisser Maßen im gleichen Takt. Lange hatte sich Ken gefragt, ob das der Augenblick gewesen war, in dem er sich in den brünetten Wirbelwind möglicher Weise verliebt hatte. Aber zu der Zeit hatte er andere Dinge im Kopf gehabt und sich zudem dagegen gesträubt sich überhaupt mit den Digirittern anzufreunden, geschweige denn an so etwas wie Liebe überhaupt zu denken. – War es denn dann erst mit der Zeit geschehen, oder gab es doch einen bestimmten Moment? – Wie und wann auch immer er sich in Daisuke verliebt hatte, heute gab es eine Hürde zu meistern, die erst dank ihm selbst entstanden war. Das Schellen der Türklingel ließ Ken aus seinen Gedanken hochschrecken. Schuldbewusst rutschte Miyako neben Ken langsam von der Couch. Noch ehe Ken sie anfahren konnte war sie aus seiner Reichweite. „Äh, das sind dann wohl unsere Gäste.“ Eilig lief sie zur Wohnungstür. Mit mörderischen Blicken sah er ihr nach, bis sie im Flur verschwand. ‚Ja lauf nur. Irgendwann erwische ich dich schon noch alleine.‘ dachte sich Ken gehässig. „Macht sie das häufiger, oder kommt es mir nur so vor?“ fragte Daisuke stirnrunzelnd. „Das kommt dir nicht nur so vor. – Sei froh, dass du sie nicht schwanger ertragen musstest.“ erklärte der Schwarzhaarige. „Das war die Hölle auf Erden.“ „Huh, sie ist nichtschwanger schon schwer zu ertragen, wie hältst du das überhaupt aus?“ fragte er mit schief gelegtem Kopf und blinzelte seinen Gegenüber mit seinen braunen Augen an. „Keine Ahnung.“ erwiderte Ken. Hinter sich hörte er, dass sich jemand ihnen nährte. „Hey, na wie geht’s?“ fragte Takeru freudig, gesellte sich zu Daisuke und Ken und strahlte sie an. „Und was war es dieses Mal?“ wollte er wissen, als er den Eisbeutel bei Ken entdeckte. „Schranktür.“ antwortete dieser knapp. „Das wäre dann das 13. Mal innerhalb von drei Monaten. – Schon mal daran gedacht einen Weltrekord aufzustellen?“ scherzte der Blonde grinsend. „Schon, aber ich weiß nicht, auf welche Disziplin ich mich mehr konzentrieren sollte. – Von Lawinen werde ich in letzter Zeit auch häufiger erfasst musst du wissen.“ Mit großen Augen verfolgte Daisuke das Gespräch der beiden. ‚Das passiert häufiger?! Oh Gott! Der arme Ken!‘ Grinsend setzte sich Takeru während der Rest zu ihnen ins Wohnzimmer stieß. „Du solltest das besser mal von Jou angucken lassen.“ „Lass mal. Der will mich doch nur wieder dazu überreden, mich als seine Laborratte missbrauchen zu lassen.“ wehrte Ken ab und legte den Eisbeutel auf den Couchtisch vor sich. „Ist aber auch kein Wunder bei all den ganzen ‚Unfällen‘ die dir in letzter Zeit widerfahren.“ mischte sich Hikari kichernd ein und setzte sich zu ihren Mann. „Dabei sollte man meinen, dass Daisuke-kun dein Pech geradezu aufsaugen müsste.“ „Hä? Wieso das denn?“ wollte der Brünette von Takeru wissen. „Na ja, ihm passieren erst ständig diese ‚Unfälle‘, seitdem du in den Staaten lebst. – Da hattest du ihm wohl vorher Glück gebracht.“ Glücklich schmiegte sich Hikari an Takeru. Daisuke soll Kens Glücksbringer gewesen sein? Das konnte sich der Brünette nur schwer vorstellen. Immerhin widerfuhren die ‚Unfälle‘ ihm nur dank Miyako. Er war damals zwar nicht gewalttätig ihm gegenüber wie gewisse andere Leute gewesen, aber er hatte sie beide schon sehr häufig in brenzlige Situationen gebracht gehabt. Wenn er allein an die Nacht dachte die er zusammen mit Ken, Taichi, Yamato, Takeru, Hikari, Iori und Jou in einem Einkaufszentrum verbracht hatte, hatte er schon den Beweis, dass er unmöglich ein Glücksbringer gewesen sein konnte. Nichts ahnend war er damals mit Ken eigentlich nur dahin gegangen, um seine Fotos abzuholen, aber nachdem sie auf Takeru und Hikari gestoßen waren und die anderen vier letztlich auch hinzu gekommen waren, war das Chaos perfekt gewesen sodass sie alle eingesperrt waren. In dieser Nacht sind so einige Geheimnisse aufgedeckt worden: Jou hatte seine Bestätigung für seine Vermutung über Tais und Yamatos Beziehung via Liveübertragung aus der Herrentoilette bekommen, – Wieso die beiden es auf der Toiletten unbedingt hatten miteinander treiben müssen, ist Daisuke selbst heute noch ein Rätsel. – Taichi hatte von den geheimen Umzugsplänen seiner Schwester und Takeru erfahren, wofür der Blonde vor Ort noch hatte büßen müssen und Iori wurde dank Daisukes miserablen Erklärungsversuch ‚aufgeklärt‘, da dieser ihn und Ken erwischt hatte. Alles in allem war es eine recht unterhaltsame Nacht gewesen. ‚Hm, was wohl aus den Fotos und den beiden CD-Roms geworden ist?‘ Diese waren nämlich alle bereits in den folgenden Tagen spurlos verschwunden und keiner der anderen fünf hatte ihm sagen können – oder eher sagen wollen? – wo diese hin sind. „Ach, so einfach ist das? Das ist alles?“ fragte Miyako an Koushiro gerichtet, mit dem sie zusammen das Wohnzimmer betrat und ihre Tochter auf den Armen hatte. Bejahend nickte der ältere. „Genau. Den Rest müsstest du dann alleine hinbekommen. –Aber warum fragst du mich, denn eigentlich müsste Ichijouji-kun dir das auch erklären können.“ „Äh, weißt du… ich verstehe deine Erklärungen leichter.“ Versuchte sie sich rauszureden, denn sie wollte zu einem nicht dass Ken Verdacht schöpfte – geschweige denn wieder sauer auf sie wurde – und zum anderen wollte sie nicht dass Koushiro mitbekam dass Ken von ihrem Vorhaben nichts wusste. „Ach so.“ murmelte der rothaarige Mann und folgte Miyako weiter zur Couch. Unsicher lächelnd nahm sie wieder Platz neben Ken, sorgte aber zugleich dafür dass Noriko schön brav auf ihrem Schoß sitzen blieb. Kaum dass sie saß, bemerkte sie die abschätzenden Blicke des Schwarzhaarigen neben sich. Sie wusste, dass er wusste, dass sie Noriko nur als Schutzschild mitgenommen hatte und sie so leicht nicht loslassen würde. In den folgenden zwei Stunden wurde sich lustig miteinander unterhalten und Koushiro hatte versucht den anderen seine neusten Theorien über die Digiwelt verständlich zu erklären. „Du bist ja nur noch mit dem Kopf bei deiner Arbeit. Wenn du so weiter machst, bekommst du keine mehr ab.“ scherzte Takeru. „Im Moment ist mir meine Arbeit eben wichtiger. Ich will so viel über die Digiwelt erfahren wie möglich. – Da kann ich mir es nun mal nicht leisten um das Herz einer Frau zu werben.“ „Wenn du meinst. Du musst es ja wissen.“ sagte Takeru darauf während das Telefon klingelte. Gerade wollte Miyako aufspringen, aber Ken kam ihr da zuvor. „Ich geh schon.“ meinte er und ging in den Flur um ran zu gehen. Kurz sah man ihm noch nach, ehe sie sich wieder ihren Gesprächen widmeten. „Sag mal, Miyako, wie lange ist Ken denn noch Krankgeschrieben?“ wollte Hikari wissen. „Bis Ende des Monats erst mal. Was dann ist, wird sich erst noch endscheiden. – Wieso?“ „Nur so. Er ist ja jetzt schon seit über zwei Wochen zu Hause, mal abgesehen von seinem Krankenhausaufenthalt. – Und hast du schon herausbekommen, was ihm fehlt?“ Interessiert klebten nun die Blicke aller an Miyako. Nur die kleine Noriko stahl sich von ihren Schoß, natürlich um den Moment zu nutzen und sich davon zu schleichen. „Öhm, na ja, ehrlich gesagt … nein.“ Deprimiert ließ sie den Kopf hängen. „Er ist echt eine harte Nuss.“ sagte Koushiro. „Mach dir nichts draus, wenn es schlimm wäre, würde er es dir schon sagen.“ Aufmunternd legte er seine Hand auf ihre Schulter. Durch die entstandene Stille konnte man leise Kens Stimme hören. „So schwer kann das doch nicht sein, das schafft ihr auch ohne mich.“ Eine kleine Pause entstand in der Ken seinem Gesprächspartner zuhörte. „Ich habe euch bereits gestern gesagt, dass ich nicht weg kann … Hör auf zu betteln. Ich sagte bereits … – Könnt ihr das mal lassen?“ Genervtes Stöhnen erklang. „Ich werd es versuchen … Ich verspreche aber nichts, nur damit das klar ist.“ Verwundert sahen sich die anderen an. Sich am Hinterkopf kratzend kam Ken wieder zurück. Wie sollte er es nur anfangen, wie konnte er Miyako dazu bringen, ihn jetzt noch gehen zu lassen, wo sie so schon einen Aufstand machte, wenn er nur mal kurz zum Zeitungsladen um die Ecke wollte? „Wer war das denn?“ fragte Miyako und rückte sich ihre Brille zurecht. „Das war nur Tanemura.“ „Und was wollte er?“ fragte sie mit hochgezogener Augenbraue. Wenn Tanemura anrief, hieß es im Allgemeinen nichts Gutes, denn immer dann war etwas vorgefallen und Ken musste noch mal weg. So Unrecht hatte sie mit ihrer Vermutung nicht, denn Ken antwortete seufzend „Sie haben da wieder mal ein Problem und wollen, dass ich mal kurz vorbeikomme.“ „Du gehst nicht.“ kam prompt die Antwort. „Solange du Krankgeschrieben bist, gehst du nirgends hin und erstrecht nicht alleine und zur Arbeit.“ „Na wenn das alles ist. – Komm Daisuke, du hast gehört was sie gesagt hat.“ Daisuke zuckte darauf kurz zusammen. „Was? Aber was habe ich jetzt damit zu tun?“ mit großen Augen glotzte er Ken verständnislos an, der wiederum Miyako herausfordernd ansah. Man konnte die Spannung fast schon greifen. Böse sah Miyako den Schwarzhaarigen an. „Immer wenn Tanemura pfeift, dann springst du. Verdammt noch mal Ken! Du bist krank und musst dich trotzdem immer wieder von ihm überreden lassen!“ Aufgebracht baute sie sich vor ihm auf und stierte ihn wutentflammt an. Unbeeindruckt von ihrer Show musterte er sie kühl. „Ich mache was ich will. Es ist mir herzlich egal, was du denkst, sagst oder tust. – Ich habe lang genug dein Spielchen mitgespielt.“ sagte er mit einer erschreckenden Ruhe und schritt an ihr vorbei, nur um Daisuke am Arm zu packen und ihn hinter sich herzuziehen. „Du solltest dir mal lieber überlegen, wie du deine Schulden begleichen willst.“ Fassungslos sah sie ihm und Daisuke nach. Die anderen drei sahen derweil bedrückt zu Boden. Es war ihnen sichtlich unangenehm das mit angehört zu haben. Unter einem lauten Knall fiel die Wohnungstür wenig später ins Schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)